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    Anleitung zum Testen des Arbeitsspeichers


    Vorwort

    Der folgende Artikel soll dir erklären, wie du deinen Arbeitsspeicher (im Folgenden auch RAM genannt) richtig testest. Es soll alles verständlich bleiben, deshalb ist es relativ viel Text. Lasse dich davon nicht abschrecken und lies ihn dir sorgfältig und in Ruhe durch.

    Du wurdest vielleicht auf diesen Artikel verwiesen und weist nicht recht, warum eigentlich. Defekter RAM kann vielfältige Probleme verursachen und wer immer dich hierher geschickt hat, hat den Verdacht, dass so ein Fall bei dir vorliegen könnte. Du solltest den Test durchführen. Es kann dabei nichts kaputt gehen, was nicht vorher schon kaputt war. Es kostet dich nur etwas Zeit.

    Zum Test verwenden wir ein Programm namens MemTest86+. Ich werde genau beschreiben, wie du es benutzen musst. Das Programm läuft nicht unter Windows, denn wenn Windows einmal läuft, schützt es Teile des Arbeitsspeichers vor laufenden Programmen. Statt dessen startet MemTest86+ direkt von einer CD (oder einem bootfähigen USB-Stick) und bringt sozusagen sein eigenes Mini-Betriebssystem mit. Aber keine Angst, das klingt komplizierter, als es sich anhört. Und ich habe sogar Bilder gemacht!

    Bevor du beginnst, solltest du ein paar Dinge über RAM und seine Fehler wissen:
    • Arbeitsspeicher kann "einfach so" kaputt gehen! Wenn es letzte Woche noch keine Probleme gab, muss das nichts heißen.
    • Arbeitsspeicher kann auch schon defekt aus dem Werk kommen. Dass die Riegel niegelnagelneu sind, heißt nicht, dass sie nicht trotzdem kaputt sein können.
    • Eigentlich gibt es Normen, die festlegen, was RAM- und Mainboardhersteller zu machen haben und deswegen sollte jeder RAM-Riegel in jedes Board passen, das die entsprechende Norm benutzt (z.B. sowas wie "DDR3"). Leider ist das in der Praxis häufig nicht so. Oftmals gibt es bei der Kombination bestimmter Module eines Herstellers mit bestimmten Boards eines anderen Herstellers Probleme, während andere Kombinationen tadellos funktionieren. Viele Mainboardhersteller veröffentlichen sogenannte "Kompabilitätslisten", in denen steht, mit welchen Modulen sie ihre Boards getestet haben. Guckt man sich diese Listen an, stellt man fest, dass es teilweise sogar auf die Bestückung ankommt. So können zwei Module eines Typs problemlos gehen, während vier des gleichen Typs Probleme bereiten. Oder umgekehrt.
      Lange Rede, kurzer Sinn: Nur weil der Speicher in einem anderen Board oder in einer anderen Bestückung keine Probleme machte, heißt das nicht, dass er in deiner aktuellen Konfiguration nicht Fehler verursachen kann.
    • Fehler im RAM äußern sich nicht immer auf die gleiche Weise, selbst wenn immer der selbe Speicherbereich defekt ist. Dein Betriebssystem nutzt immer gerade die Speicherbereiche, die frei sind. Es muss nicht immer das selbe auf der selben Stelle liegen. Je nachdem, was gerade im defekten Bereich liegt, kann sich ein Fehler mal so und mal so äußern.
    • Fehler im RAM treten manchmal nur unter bestimmten Umständen auf. Temperatur, Spannungsschwankungen, Zugriffsmuster und viele andere Faktoren können beeinflussen, ob eine angeschlagene Speicherzelle es gerade noch schafft, den ihr anvertrauten Wert zu behalten oder ob sie ihn vergisst.
    • Deswegen kann es sein, dass Fehler immer oder gehäuft bei einem bestimmten Spiel auftreten, während andere scheinbar einwandfrei funktionieren - oder so selten abstürzen, dass man dem keine Bedeutung beimisst.
    • Und deswegen müssen wir den Test relativ lange laufen lassen. Ein Programm wie MemTest86+ kann gar nicht alle relevanten Parameter beeinflussen. "Richtige" Speichertester sind eigene Maschinen, die groß wie ein Wandschrank sind und so viel kosten wie ein Mittelklassewagen. Da wir nur mit billiger Software testen, müssen wir den Test so lange wie möglich laufen lassen und hoffen, dass die problematische Faktorkombination von alleine auftritt. Daher solltest du MemTest86+ nicht nach dem ersten Durchgang abbrechen, wenn es nichts findet. Lasse es mindestens über Nacht, besser einen ganzen Tag (also 24 Stunden) lang laufen.
    • Trotz allem kann MemTest86+ - aus den bereits genannten Gründen - niemals Fehlerfreiheit von RAM feststellen. Es kann bestenfalls Fehlerhaftigkeit nachweisen. Wenn es nichts findet, heißt das nicht, dass nichts da ist. Dennoch lohnt sich ein Test, denn wenn MemTest86+ einen Fehler meldet, dann weiß man auch, dass der Speicher wirklich kaputt ist.



    Benötigte Software

    Alle Programme, die wir benötigen, sind legal und kostenlos im Internet verfügbar. Man nehme:
    • Ein Programm zum Entpacken von ZIP-Archiven. Wenn du keines hast, kannst du 7-Zip benutzen.
    • Ein Programm zum Brennen von CD-Rohlingen. In dieser Anleitung erkläre ich die Vorgehensweise anhand von ImgBurn, das ist kostenlos und einfach zu bedienen. Du darfst gerne ein anderes Brennprogramm verwenden, aber erwarte dann von mir keine Hilfestellung bei dessen Bedienung.
      Wenn du einen bootfähigen USB-Stick erstellen möchtest, brauchst du dieses Programm nicht. Aber dein Mainboard muss dazu von einem USB-Stick booten können, was leider nicht immer (speziell bei älteren Boards) funktioniert.
    • Das Programm MemTest86+. Lade dir dazu auf der Download-Seite des Projekts folgende Datei herunter:
      • Wenn du eine CD erstellen möchtest, die "Pre-Compiled Bootable ISO (.zip)"
      • Wenn du einen USB-Stick erstellen möchtest, die "Download - Auto-installer for USB Key (Win 9x/2k/xp/7)"


      [Bild: memtest_download_2.jpg]


    Und vielleicht möchtest du das Handbuch deines Mainboards heraus kramen oder von der Webseite des Herstellers herunter laden. Es könnte sich später als nützlich erweisen, wenn du mit dem BIOS nicht so vertraut bist. Wenn du nicht weißt, was du für ein Mainboard hast, kannst du versuchen, es mit CPU-Z heraus zu finden.

    Ich gehe im Folgenden davon aus, dass der ZIP-Entpacker und ImgBurn korrekt installiert sind.


    Variante 1: MemTest auf einen USB-Stick installieren

    Logischerweise brauchst du hierfür einen USB-Stick. Beachte, dass alles, was da drauf ist, gelöscht werden wird. Wenn du also noch Daten in Sicherheit bringen willst, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Entpacke dann das heruntergeladene Archiv mit MemTest darin in ein beliebiges Verzeichnis. Ich nehme der Einfachheit halber mal C:\. Wenn du es wo anders entpackst, musst du alle Pfade entsprechend anpassen.
    Du solltest jetzt eine Datei namens Memtest86+ 4.10 USB Installer.exe vorliegen haben. Eventuell hat sich der Dateiname geändert, seit dieser Artikel geschrieben wurde (z.B. andere Versionsnummer), aber es sollte eine EXE-Datei (bzw. Typ "Anwendung") sein. Die ursprüngliche ZIP-Datei brauchst du jetzt nicht mehr.

    Falls noch nicht geschehen, schließe jetzt deinen USB-Stick an den Rechner an. Starte nun die EXE-Datei durch einen Doppelklick. Bei Windows 7 und Vista kann es sein, dass du Datei als Administrator ausführen musst (Rechtsklick). Stimme den Lizenzbedingungen zu, indem du auf "I agree" klickst und wähle im folgenden Fenster den Laufwerksbuchstaben deines USB-Sticks aus, aktiviere das Kontrollkästchen "Check this box if you want to format the Drive." und klicke anschließend auf "Create".

    [Bild: memtest_usb_installer.jpg]


    Variante 2: MemTest auf CD brennen

    Entpacke das heruntergeladene Archiv mit MemTest darin in ein beliebiges Verzeichnis. Ich nehme der Einfachheit halber mal C:\. Wenn du es wo anders entpackst, musst du alle Pfade entsprechend anpassen.
    Du solltest jetzt eine Datei namens mt410.iso vorliegen haben. Eventuell hat sich der Dateiname geändert, seit dieser Artikel geschrieben wurde (z.B. andere Versionsnummer), aber es sollte eine ISO-Datei sein. Früher hieß die Datei mal memtest86+-4.00.iso. Die ursprüngliche ZIP-Datei brauchst du jetzt nicht mehr.

    Starte nun ImgBurn. Es erscheinen zwei Fenster, davon dient eines nur zur Anzeige eines Ereignisprotokolls. Klicke im anderen Fenster auf den Punkt "Write image file to disc".

    [Bild: imgburn-step001.jpg]

    Nun klicke auf das kleine Ordnersymbol im Feld "Source" und wähle die Datei C:\memtest86+-4.00.iso. Darunter sollte eine Auswahlliste mit allen verfügbaren Brennern auftauchen. Wenn du mehrere hast, wähle den, den du benutzen möchtest und lege einen leeren CD-Rohling in diesen Brenner ein. Die Brenngeschwindigkeit kannst du auf 4x oder 8x reduzieren. Damit gelingt der Brand sicher und das Image ist viel zu klein, als dass die Geschwindigkeit großen Einfluss auf die Brennzeit hätte. Klicke anschließend auf den großen Button links unten, um den Brennvorgang zu starten.

    [Bild: imgburn-step002.jpg]



    MemTest booten

    Wenn der Brennvorgang erfolgreich war, kannst du den USB-Stick angeschlossen bzw. die CD gleich im Laufwerk lassen (oder wieder einlegen, falls sie automatisch ausgeworfen wurde). Starte nun deinen Rechner neu.

    In den meisten Fällen sollte nun automatisch von der CD oder dem Stick gebootet werden und MemTest86+ erscheinen. Falls das nicht passiert, dann musst du vermutlich deinem Rechner erst sagen, dass er von dem Stick bzw. der CD booten soll. Normalerweise sind Mainboards so eingestellt, dass sie es immer erst von der CD versuchen und dann von der Festplatte, aber das muss nicht so sein.

    Um dem Rechner das zu sagen, gibt es zwei Möglichkeiten:
    • Bei den meisten halbwegs aktuellen Mainboards kann man beim Start ein sogenanntes "Boot-Menü" aufrufen. Damit kann man dann einmalig auswählen, von welchem Gerät das BIOS booten soll. Beim nächsten Start wird dann wieder die Vorgabe genommen. Wenn du so ein Boot-Menü aufrufen kannst, wäre das die einfachste Methode. Wähle einfach aus, dass von dem CD-Laufwerk bzw. dem USB-Stick (im englischen auch "flash drive" genannt) mit Memtest86+ darauf gebootet werden soll.
      Wie du das Boot-Menü aufrufen kannst, sollte während des Starts eingeblendet werden (meistens unten links oder rechts). Ansonsten steht es im Handbuch zu deinem Mainboard. Meistens ist es irgendwas zwischen F8 und F12.
    • Bei den Mainboards, die kein Boot-Menü haben, muss man in das "BIOS Setup" gehen und dort die Reihenfolge der Geräte ändern, von denen das BIOS starten soll. Zuerst CD/DVD bzw. USB-Speicher, dann Festplatten. Leider gibt es keine feste Vorschrift, wie diese Einstellung heißt und wo sie zu finden ist. Versuche entweder "Boot" und dann "Boot priority order" oder "Advanced BIOS Features" und dann die Einstellungen für "First boot device", "second boot device" und so weiter. Im Zweifelsfall konsultiere das Handbuch deines Mainboards, da müsste es drin stehen.
      Wie du das BIOS-Setup aufrufen kannst, sollte während des Starts eingeblendet werden (meistens unten links oder rechts). Ansonsten steht es ebenfalls im Handbuch zu deinem Mainboard.
      Am beliebtesten bei BIOS-Entwicklern sind die Tasten ENTF (im englischen auch DEL genannt) oder F2.



    Der Speichertest selbst

    Nun sollte MemTest86+ also laufen. Das sieht dann so aus:

    [Bild: memtest-screen.jpg]

    Du musst nun normalerweise nichts weiter machen. Memtest86+ fängt sofort mit der Arbeit an und läuft so lange, bis du den Rechner mit ESC neu startest oder ausschaltest.

    Zur Erläuterung: Oben links siehst du ein paar allgemeine Statistiken zu deinem Board, deiner CPU und deinem Speicher. Oben rechts kannst du Details zum aktuellen Test sehen. In der Mitte findest du eine Zusammenfassung der bisherigen Befunde, darunter die wichtigen Angaben, wieviele Komplettdurchläufe bereits absolviert wurden und wieviele Fehler dabei festgestellt wurden. In der unteren Hälfte listet Memtest86+ schließlich alle fehlerhaften Speicheradressen der Reihe nach auf. Logischerweise sollte dieser Bereich leer bleiben. Bei "richtig" kaputtem Speicher kann er geradezu mit Fehlermeldungen geflutet werden, aber auch eine einzelne Zeile, die erst nach 9 Stunden auftaucht, ist bereits eine zu viel.

    Wichtig: Lasse MemTest86+ mindestens 12 Stunden, besser 24 Stunden lang ununterbrochen durchlaufen!

    Wenn Fehler kommen, kannst du abbrechen, dann wissen wir, was wir wissen wollten. Aber ansonsten musst du es aus den eingangs genannten Gründen so lange laufen lassen.



    MemTest findet Fehler. Was nun?

    Zu allererst solltest du etwas ganz einfaches versuchen: Schalte deinen Rechner aus und trenne ihn komplett vom Strom. Ziehe das Netzkabel aus der Steckdose. Warte 5 Minuten, dann stecke es wieder ein und starte neu. Wiederhole den Speichertest. In seltenen Fällen kann das bereits ausreichen, einen "Speicherdefekt" verschwinden zu lassen. Vermutlich wird es bei dir nichts bringen, aber da es so einfach ist, sollte man es trotzdem zuerst versuchen.

    Warnung: Bisher war alles harmlos und konnte nichts kaputt machen. Ab hier geht es um Einstellungen, die - wenn man sich vertut oder nicht die nötige Sorgfalt an den Tag legt - böse Folgen für den Computer oder die darauf gespeicherten Daten haben können. Wenn du dir das nicht zutraust, lasse lieber die Finger davon und bringe deinen Rechner zu einem Fachmann!

    Ok, also MemTets86+ hat einen oder mehrere Fehler gefunden. Was kannst du nun machen? Zu allererst solltest du versuchen, ob du die Betriebsparameter, mit denen das BIOS deines Mainboards den RAM ansteuert, nicht konservativer einstellen kannst. Manche Speicher verkraften es nicht, wenn man versucht, das Optimum aus ihnen heraus zu holen oder sie gar zu übertakten. Stellt man sie dagegen vorsichtiger und langsamer ein, können Sie durchaus stabil laufen.

    Besonders problematisch ist sogenannter "Übertakter-Speicher". Häufig erkennt man ihn daran, dass die Speicherriegel mit einem (oftmals bunt bemalten) Blech verkleidet sind. Dieser Speicher ist mitunter darauf ausgelegt, nur bei erhöhten Spannungen stabil zu laufen. Da benötigt man dann auch passende Mainboards und das nötige Know-How. Am sinnvollsten dürfte sein, solchen RAM auszubauen und zu stinknormalen Riegeln zu greifen. Solche ohne Blechverkleidung, bei denen man die einzelnen Chips auf der Platine sehen kann, sind zu empfehlen.

    Zu den Einstellungen der Betriebsparameter gibt es leider keine allgemein gültige Vorschrift. Wieder einmal kann es jeder Mainboardhersteller machen, wie er lustig ist und ich muss dich erneut auf das Handbuch verweisen. Manche BIOSe haben gleich auf der ersten Seite eine Funktion "Load Safe Defaults". Wenn du so eine hast, lohnt es sich allemal, sie auszuprobieren. Solltest du ein RAID-System betreiben, vergiss nicht, das hinterher wieder einzustellen. Andernfalls könnte es zu Datenverlusten kommen (von wichtigen Daten solltest du aber sowieso ein Backup haben). Fehlt so eine Funktion bei dir, dann kann man die Parameter meistens noch irgendwo von Hand verstellen, aber das solltest du wirklich nur machen, wenn du weißt, was du tust.

    Hast du die Betriebsparameter modifiziert, musst du den Test wiederholen und sehen, ob sich etwas verbessert hast.

    Wenn das nichts hilft oder du von den Speichereinstellungen lieber die Finger lassen willst, dann kannst du noch versuchen, deinen Rechner zu öffnen. Hast du mehrere Speicherriegel eingebaut, dann entferne sie alle. Stecke dann immer nur einen alleine ins Board und teste ihn erneut mit MemTest durch. Mit etwas Glück ist nur ein Riegel kaputt und du kannst die anderen weiter benutzen. Falls du verschiedene Riegel von verschiedenen Herstellern verbaut hast, dann beschränke dich auf eine "sortenreine" Bestückung. Man sollte eigentlich immer nur Speichermodule eines konkreten Modells eines konkreten Herstellers verwenden. Wer noch irgendwo ein altes Modul findet und es einfach dabei steckt ("kann ja nicht schaden"), schießt sich unter Umständen selbst ins Knie.

    Sollte auch das nicht helfen, musst du wirklich neuen Arbeitsspeicher kaufen. Am besten hältst du dich dazu an die eingangs erwähnten Kompabilitätslisten deines Mainboard-Herstellers (wenn der solche anbietet).


    Speicher der Grafikkarte

    Die Grafikkarte hat auch ihren RAM, zumindest dann, wenn es wirklich eine separate, gesteckte Karte ist. Deren Speicher kann auch defekt sein, aber Memtest86 kann ihn nicht testen. Hierfür kannst du spezielle Programme verwenden, die auch ganz normal unter Windows laufen. Eine Auswahl:


    Feeling a bit masochistic and want to read more of my diatribes? Check out Foobar's Rantpage.

    foobar erklärt die Welt der Informatik: Was ist ein Zeichensatz?Was ist die 32Bit-Grenze?Warum sind Speicheroptimierer Unsinn?Wie teste ich meinen RAM?Was ist HDR?Was ist Tesselation?Warum haben wir ein Urheberrecht?Partitionieren mit MBR oder GPT?Was hat es mit dem m.2-Format auf sich?Warum soll ich meine SSD nicht zum Anschlag befüllen?Wer hat an der MTU gedreht?UEFI oder BIOS Boot?Was muss man über Virenscanner wissen?Defragmentieren sinnvoll?Warum ist bei CCleaner & Co. Vorsicht angesagt?Was hat es mit 4Kn bei Festplatten auf sich?Was ist Bitrot?Was sind die historischen Hintergründe zur (nicht immer optimalen) Sicherheit von Windows?Wie kann ich Datenträger sicher löschen?Was muss ich bzgl. Smartphone-Sicherheit wissen?Warum sind Y-Kabel für USB oft keine gute Idee?Warum sind lange Passwörter besser als komplizierte?Wie funktionieren Tintenstrahldrucker-Düsen?Wie wähle ich eine Linux-Distribution für mich aus?Warum ist Linux sicherer als Windows?Sind statische Entladungen bei Elektronik wirklich ein Problem?Wie repariere ich meinen PC-Lüfter?Was ist die MBR-Lücke?Wie funktioniert eine Quarz-Uhr?Was macht der Init-Prozess unter Linux und wie schlimm ist SystemD?Mainboard-Batterie - wann wechseln?Smartphone ohne Google?
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  2. #2

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    Anleitung zum Testen des Dateisystems


    Was ist ein Dateisystem und warum soll ich es testen?

    Das Dateisystem ist die Art und Weise, wie dein Betriebssystem Daten auf deiner Festplatte ablegt. Es besteht aus Verwaltungsstrukturen und den eigentlichen Dateien und Verzeichnissen. Genau so wie die Inhalte von Dateien können auch die Verwaltungsstrukturen beschädigt werden. In der Folge findet das Betriebssystem keine Daten mehr. Stelle es dir in etwa so vor wie das Ablagesystem in einem riesigen Archiv. Man kann nicht einfach alle Zettel auf einen großen Haufen werfen, da würde man nichts mehr wiederfinden. Statt dessen kommen die Zettel fein säuberlich in Aktenordner und die Ordner werden in Regale sortiert. Und dann gibt es einen zentralen Katalog, in dem man nachschlagen kann, welcher Ordner in welchem Regal steht und was darin enthalten ist. So findet man schnell und sicher seine Akten wieder. Aber wenn der Katalog beschädigt ist oder Dinge falsch abgeheftet wurden, findet man die betreffenden Informationen nicht mehr. Selbst wenn sie eigentlich noch vorhanden sind, weiß man halt nicht mehr, wo man nach ihnen suchen soll. Sie könnten überall im riesigen Aktenlager sein.

    Defekte im Dateisystem können entstehen, wenn der Rechner nicht sauber heruntergefahren wird (z.B. bei einem Stromausfall oder wenn du einen "Reset" machen musstest), durch defekten Arbeitspeicher, Probleme mit den Festplatten, durch defekte Treiber und noch ein paar andere Dinge.


    Wichtig: Datensicherung anfertigen!

    Bevor du dein Dateisystem prüfst, solltest du (falls nicht schon geschehen) eine Sicherungskopie aller wichtigen Daten anfertigen. Natürlich auf einem anderen Medium, z.B. einem USB-Stick oder einer DVD-R.

    Grund: Sollte dein Problem andere Ursachen haben (z.B. ein Defekt an der Festplatte), dann kann jeder weitere Zugriff auf den Datenträger (und die Prüfung des Dateisystems ist ein sehr umfassender Zugriff) das Problem weiter verschlimmern. Deshalb solltest du vorher alles wichtige absichern.


    Prüfprogramm aufrufen

    Glücklicherweise bringt Windows bereits ein Programm zum Prüfen des Dateisystems mit, so dass du keine weitere Software benötigst. Leider ist das Programm nur auf der Kommandozeile wirklich informativ nutzbar, deshalb erscheint dir die Handhabung vielleicht etwas umständlich.

    Bis Windows 7:

    Melde dich als Benutzer mit Administrator-Rechten an, klicke auf "Start", dann auf "Ausführen". Gib in dem Fenster "cmd" ein. Wenn du Windows 7 oder Vista hast, dann halte nun sowohl die Umschalt- als auch die Strg-Taste gedrückt und betätige die Eingabetaste. Ansonsten genügt ein einfacher Klick auf "Ok".

    [Bild: chkdsk_xp_run.jpg]

    Nun sollte ein neues Fenster mit dem Titel "C:\WINDOWS\system32\cmd.exe" erscheinen. Normalerweise ist es schwarz mit hellgrauer Schrift, aber es können auch andere Farben eingestellt sein.

    Ab Windows 8:

    Ab Windows 8 musst du 'Windows-Befehlsprozessor' im Startmenü suchen, mit der rechten Maustaste darauf klicken und "Als Administrator ausführen" auswählen.

    [Bild: windows10_cmd_admin_600px.jpg]



    Sobald die Eingabeaufforderung läuft:

    Gib dort den Befehl:

    chkdsk <laufwerksbuchstabe>: /f /r

    ein und bestätige mit den Befehl durch Drücken der Eingabetaste. Den Text "<laufwerksbuchstabe>" musst du durch den Laufwerksbuchstaben des Laufwerks ersetzen, welches du überprüfen möchtest. Jedes Laufwerk hat sein eigenes Dateisystem und muss separat geprüft werden. Siehe hierzu auch den Abschnitt "Welche Laufwerke sollte ich prüfen?" weiter unten. Im Folgenden verwenden wir als Beispiel mal das Laufwerk C.

    [Bild: chkdsk_xp_cmd.jpg]

    Unter Umständen werden dir nach dem Absetzen des Befehl noch einige Rückfragen gestellt. Auf diese werde ich in einem folgenden Abschnitt detaillierter eingehen, aber im Grunde kannst du sie alle bejahen ("J" und Eingabetaste drücken).

    Wenn die Prüfung sofort durchgeführt werden kann, passiert dies nun und die Ergebnisse werden ins Fenster geschrieben. Das sieht dann in etwa so aus:
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    Die Volumebezeichnung lautet Daten.

    CHKDSK überprüft Dateien (Phase 1 von 3)...
    572896 Datensätze verarbeitet.
    Dateiüberprüfung beendet.
    6709 große Datensätze verarbeitet.
    0 ungültige Datensätze verarbeitet.
    0 E/A-Datensätze verarbeitet.
    0 Analysedatensätze verarbeitet.
    CHKDSK überprüft Indizes (Phase 2 von 3)...
    2183695 Indexeinträge verarbeitet.
    Indexüberprüfung beendet.
    5 nicht indizierte Dateien verarbeitet.
    CHKDSK überprüft Sicherheitsbeschreibungen (Phase 3 von 3)...
    572896 Sicherheitsbeschreibungen verarbeitet.
    Überprüfung der Sicherheitsbeschreibungen beendet.
    26550 Datendateien verarbeitet.
    CHKDSK überprüft USN-Journal...
    8585128 USN-Bytes verarbeitet.
    Die Überprüfung von USN-Journal ist abgeschlossen.
    CHKDSK hat freien Speicher gefunden, der in der MFT-Bitmap (Master
    File Table) als zugeordnet gekennzeichnet ist.
    Windows hat Probleme im Dateisystem behoben.



    Mögliche Rückfragen und ihre Bedeutung

    Unter Umständen musst du noch folgende Fragen beantworten, bevor das Prüfprogramm mit der Arbeit losgeht:

    CHKDSK kann nicht ausgeführt werden, da das Volume von einem anderen Prozess verwendet wird. Die Bereitstellung des Volumes muss zuerst aufgehoben werden.
    ALLE OFFENEN BEZÜGE AUF DIESEM VOLUME SIND DANN UNGÜLTIG.
    Möchten Sie die Bereitstellung des Volumes aufheben? (J/N)

    Diese Meldung erscheint, wenn irgendein Programm noch eine Datei auf dem betreffenden Laufwerk geöffnet hält. Du solltest am besten alle offenen Dateien speichern und alle Programme beenden. Ansonsten kannst du die Meldung mit "J" bestätigen. Das betreffende Laufwerk ist nun so lange nicht benutzbar, bis die Prüfung abgeschlossen wurde.

    CHKDSK kann nicht ausgeführt werden, weil das Volume von einem anderen Prozess verwendet wird.
    Soll dieses Volume überprüft werden, wenn das System das nächste Mal gestartet wird? (J/N)

    Diese Meldung erscheint dann, wenn das Laufwerk vom Betriebssystem selbst benutzt wird und deshalb nicht einfach freigegeben werden kann. Dies ist zum Beispiel der Fall für das Laufwerk, auf dem Windows selbst installiert ist (in der Regel C:) und alle Laufwerke, auf denen Auslagerungsdateien eingerichtet wurden. Auch hier kannst du mit "J" bestätigen. Du musst dann den Rechner neu starten, damit die Prüfung des Dateisystems während des Startvorgangs durchgeführt wird.

    Damit du auch in diesem Fall die Ergebnisse einsehen kannst, schreibt Windows sie in ein spezielles Logbuch. Du kannst es über die Ereignisanzeige einsehen. Bei Windows 7 oder Vista gib einfach "Ereignisanzeige" in das Suchfeld des Startmenüs ein. Unter Windows XP findest du die Ereignisanzeige in der Systemsteuerung. Wechsle am besten zur "Klassischen Ansicht" und gehe dann über "Verwaltung" in die "Ereignisanzeige".

    In der Ereignisanzeige wähle dann auf der linken Seite das "Anwendungsprotokoll" ("Application" bei englischem Windows) und suche in der Spalte "Quelle" nach Einträgen, die von "Winlogon" stammen. Dort findest du die Ergebnisse der Dateisystemprüfung.

    [Bild: eventviewer.jpg]


    Ab Windows 10 findest du die Berichte direkt unter der Quelle "chkdsk":

    [Bild: eventviewer_win10.jpg]



    Welche Laufwerke sollte ich prüfen?

    Am besten wäre natürlich eine Prüfung aller Festplatten-Laufwerke. Laufwerke von Netzwerkfreigaben und CDs, DVDs oder BluRays brauchst du nicht zu prüfen.

    Auf jeden Fall prüfen solltest du:
    • Das Laufwerk, auf dem Windows selbst installiert ist
    • Alle Laufwerke, auf denen eine Auslagerungsdatei liegt
    • Das Laufwerk, auf dem das Programm oder Spiel liegt, welches dir Probleme bereitet
    • Das Laufwerk, auf dem dein Benutzerprofil liegt


    Normalerweise (d.h. wenn niemand was an den Vorgaben von Windows geändert hat) ist das immer das Laufwerk C:.


    Ergebnisse verstehen und Handeln

    Folgende Erfolgsmeldungen sind möglich:
    • "Windows hat kleinere Inkonsistenzen auf dem Laufwerk behoben"
      Erscheint normalerweise in Verbindung mit Hinweisen auf ungenutzte Indexeinträge, die gelöscht wurden. Hier ist in der Regel nichts weiter zu beachten, dein Dateisystem ist in Ordnung.
    • "Windows hat Probleme im Dateisystem behoben."
      In diesem Fall war dein Dateisystem wirklich defekt. Es ist möglich, dass nun wieder alles funktioniert. Allerdings solltest du beachten, dass das Prüfprogramm nur die Konsistenz des Dateisystems selbst wieder herstellt. Es kann keine Daten wieder herbei zaubern, die bereits vorher durch die Schäden am Dateisystem verloren gegangen sind. Vielleicht sind keine Daten verloren gegangen oder vielleicht nichts Wichtiges. Aber falls es weiterhin zu Problemen kommt, kann es sein, dass Teile des Betriebssystem oder der installierten Spiele und Programme kaputt gegangen sind. In diesem Fall:
      • Wenn es immer nur ein einzelnes Programm bzw. Spiel betrifft, entferne es komplett und installiere es neu. Lösche auch ggf. Einstellungen und Spielstände in deinem Benutzerprofil.
      • Hilft das nicht oder betrifft das Problem mehrere Programme, dann installiere alle Treiber und die betreffenden Programme neu.
      • Besteht das Problem immer noch, versuche eine Reparaturinstallation von Windows.
      • Hilft auch das nicht, bleibt dir nur eine komplette Neuinstallation von Windows.
    • Keine besonderen Fehlermeldungen
      Logischerweise ist dann alles in Ordnung. Dein Problem muss andere Ursachen haben.


    Und natürlich ist nach dem Durchlauf das Dateisystem erst einmal wieder in Ordnung (ggf. bis zum nächsten Defekt). Wenn du dir also beim ersten Mal das genaue Ergebnis nicht gemerkt oder aufgeschrieben hast, dann wird ein weiterer Durchlauf höchstwahrscheinlich nicht mehr zum selben Resultat führen. Merke dir daher, was das Prüfprogramm dir erzählt. Speichere ggf. einen Screenshot oder kopiere den Inhalt des Fensters in eine Textdatei. Sollte das Kind bereits in den Brunnen gefallen sein, dann gehe im Zweifel davon aus, dass das Dateisystem tatsächlich defekt war und handle entsprechend (s.o.).


    Wie kann ich prüfen, ob meine Dateien noch alle intakt sind?

    Eine sichere Methode, die alle Daten prüft, gibt es nicht (außer du hast Vorkehrungen getroffen und bspw. Prüfsummen von all deinen Dateien zu Hand). Windows bringt allerdings ein Programm mit, welches zumindest die Systemdateien von Windows selbst überprüfen und ggf. wiederherstellen kann. Zumindest behauptet es das von sich. Um dieses Programm zu starten, öffne erneut die Admin-Kommandozeile (cmd) wie oben beschrieben. Gib aber dann anstelle von chkdsk folgenden Befehl ein:
    Code:
    sfc /scannow
    Die Überprüfung wird eine Weile dauern. Anschließend solltest du noch ein Windows-Update durchführen - falls beschädigte Dateien mit veralteten Versionen wiederhergestellt wurden.

    Ab Windows 8 kannst du auch den Imager von Windows verwenden:
    Code:
    dism /Online /Cleanup-Image /ScanHealth
    prüft die Integrität das Betriebssystems und meldet eventuelle Probleme.

    Mit:
    Code:
    dism /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
    kannst du versuchen, diese Defekte zu beheben.

    Eventuell gelingt die Reparatur nicht, weil Windows keine Sicherungskopie der defekten Komponenten hat. Dann kann es helfen, die fehlenden Daten aus einer Windows-DVD zu extrahieren (bei Windows 10 kannst du dir mit dem MCT von Microsoft eine ISO aus dem Netz erstellen lassen).

    Lege dann die DVD ein bzw. binde die ISO als Laufwerk ein, merke dir den Laufwerksbuchstaben (im Beispiel K:) und verwende diesen Befehl zur Reparatur deiner Installation:
    Code:
    dism /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth /Source:K:\install.wim

    Alle diese Methoden prüfen jedoch nur Windows selbst. Weitere Anwendungen und Spiele musst du separat überprüfen oder neu installieren.

    foobar is offline Last edited by foobar; 17.06.2021 at 19:18.

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