Seltsame Frage. Ich könnte nämlich genau das selbe fragen.
Wie kann es sein, dass jemand Sympathien für Light hat? Ist mir ebenso ein Rätsel.
Er ist bei mir schon ganz zu Beginn durchgefallen, als er Ryuk das erste mal getroffen und ihm seine Pläne offenbart hat. Am Anfang hörte sich das noch alles ganz vernünftig an. Er wolle die Welt verbessern, die bösen Buben bestrafen, ect.ect. Fand ich auch noch sehr nachvollziehbar und (vorsichtig ausgedrückt) "okay". Aber dann schob er sofort folgenden Satz hinterher, der mir die Kinnlade runterklappen ließ: "Und dann werde ich GOTT sein!"
Was zum...Gott?! Wie kommt jemand auf so eine völlig bekloppte Idee? Jeder normale Mensch hätte sich erst einmal als Held, Weltenretter, Rächer oder Befreier bezeichnet. Aber gleich als Gott? Da muss man schon wirklich größenwahnsinnig und machtgeil sein, um sich gleich als solchen zu betiteln. Das war ja auch keine schleichende Entwicklung (eine solche hätte ich auch noch irgendwie nachvollziehen können), sondern ein sofortiger Vorstoß zur omnipotenten Heiligkeit.
Somit verstehe ich seine moralische Begründung von einer besseren Welt nur als vorgeschobenes Blabla. Alles was er eigentlich wollte, war die egozentrisch fokussierte Ausübung von Macht und Kontrolle. Und ein Kontrollfreak war er. Egal ob es sich dabei um Menschen, Pläne, Tod, Leben (er entschied ja nicht nur wer sterben, sondern parallel dazu auch aktiv wer leben sollte) oder sonst etwas handelte: er wollte die Macht über alles und jeden. Eben Gott sein. Die Weltenrettung und seine Mitmenschen waren dabei eigentlich immer nur von zweitrangiger Natur, ein Mittel zum Zweck.
Als er später seine verbrechensfreie Welt endlich hatte (ein Moment, in dem er guten Gewissens seine Killer-Karriere hätte beenden können), hat er ja auch nicht aufgehört, Macht ausüben zu wollen (das wollte er ja schon von Anfang an nicht, sondern ein Gott für alle Ewigkeit sein). Nun gehörte es zu seinen Plänen, diejenigen zu töten, die gesellschaftlich nicht produktiv genug seien. Zwar hat dies ohne seine Genehmigung nur sein sogenanntes "Sprachrohr" verkündet - worüber sich Light ziemlich aufgeregt hat - aber was ihn eigentlich ärgerte, war nicht eine eventuelle Fehlinformation, sondern nur, dass es noch zu früh dafür sein. Dass er eine solche Auslese treffen wollte stand fest, nur der Zeitpunkt war der falsche.
Und wenn diese Auslese erledigt gewesen wäre, hätte Light etwas neues gefunden, "um die Welt besser zu machen" - wobei es ihm lediglich um seine eigenen egoistischen Bedürfnisse bezüglich der Machtausübung ging. Psychopathischer kleiner Spinner mit Gottkomplex, dem ich gerne mehr als einmal während der Serie die Gurgel umgedreht hätte.
Seine moralische Motivation war nichts weiter als eine leicht durchschaubare Lüge - sehe ich zumindest so.
edit:
Da die Serie dem Konsumenten die Perspektive Light's aufzeigt, macht ihn das natürlich zum Hauptprotagonisten der Serie - was aber nicht bedeuten muss, dass wir es mit einem Helden oder Anti-Helden zu tun haben müssen. Ich fand die Serie (und Light) insofern reizvoll, da sie uns einfach mal in umgekehrtem Rollentausch die Geschichte des Schurken statt des Helden aufzeigt. Sympathisch muss er mir deshalb aber nicht zwangsläufig sein. Ich habe ihn gehasst.