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Ich verstehe die Logik nicht, wenn man sagt, dass in der Herstellung teure Dinge nicht mit günstiger hergestellten verglichen werden dürfen.
DA und Drakensang sind zwei Spiele, deren Spielmechanik nahezu gleich ist. Geht mal raus in die Spielelandschaft und sucht nach anderen ähnlich alten Spielen, die sich so sehr ähneln, wie die beiden. Da wird man nicht viel finden.
Das drängt sich ein Vergleich doch geradezu auf.
Ein Problem besteht nur darin, dass wir Drakensang 2 noch gar nicht richtig beurteilen können, deshalb hätte ich dazu eigentlich auch noch keinen richtigen Thread aufgemacht und wollte nur zu der Fähigkeitenvielfalt etwas anmerken.
Was bei DA auf jeden Fall zutrifft, ist die Vorhersehbarkeit der groben Handlung. Ich finde das aber auch nicht verkehrt, wenn man schon relativ früh weiß, wo man am Ende mal landet. Dann kann man auch etwa die Spieldauer abschätzen und landet nicht plötzlich beim Endboss und wundert sich "huch, jetzt schon?!" - denn man weiß ja genau, wie weit man von dem großen Ziel noch entfernt ist. Außerdem ist das eine immerwährende Motivation, dem Ziel näher zu kommen.
Bei Drakensang 1 z.B. war ich am Ende etwas überrascht, dass es "schon" vorbei war. Irgendwie hatte ich noch gar nicht damit gerechnet, da fehlte mir persönlich irgendwie ein bisschen das Gefühl für die grobe Einordnung in die Handlung.
Die Welt finde ich bei Drakensang aber schöner. Klar, DA hat auch schöne Orte und ist auch liebevoll gestaltet, vor allem der Turm der Magi z.B. gefällt mir sehr gut und hat in mir ein richtiges "Zuhaus-Gefühl" hervorgerufen (ich hab natürlich auch einen Magier gespielt )
Aber wenn ich z.B. Ferdok mit Denerim vergleiche - da sieht die Architektur von Denerim irgendwie einfach nur blöd aus. Komische sinnlose Balken mitten im nirgendwo, wo man sich fragt "Was soll der da?!". Da ist Drakensang mit seinen schönen mittelalterlichen Städtchen viel heimeliger.
Die unterschiedlichen Stile gefallen mir allerdings beide, ich bin also dem etwas blutigeren DA nicht grundsätzlich abgeneigt. Allerdings habe ich die Bluteffekte auf den Charakteren immer abgeschaltet, das wirkt irgendwie gekünstelt übertrieben auf mich.
Ein großes Plus sehe ich für DA aber bei den Kämpfen, sie sehen besser aus, sind schöner animiert und bieten einfach mehr Varianten. Bei Drakensang hatte meine Gruppe immer maximal 2, vielleicht mal 3 mögliche Taktiken, die ich abgespult habe, das ganze Spiel über.
Damit wäre ich bei DA lange nicht ausgekommen, ich musste viel mehr Varianten und Möglichkeiten ausprobieren und mich viel stärker auf unterschiedliche Gegner bzw. deren Gruppenzusammenstellung und die "Schlachtfeldgegebenheiten" einstellen als bei Drakensang.
Die größere Auswahl an Talenten tut dazu ihr übriges.
Dass das Balancing da nicht immer ganz passt stört mich nicht, das weist bei Drakensang außerdem auch Lücken auf. Vor allem, weil ich dafür im Gegenzug dann bei Drakensang vielleicht mit grob geschätzt 5 Fähigkeiten pro Person herumlaufe, während DA auf mehr als doppelt so viele kommt.
Das Argument, dass die Entscheidungen bei DA eigentlich nicht "echt" sind und man z.B. eh gezwungen wird, ein Grauer Wächter zu sein, finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen. Wer absolute Entscheidungsfreiheit will, braucht ein Spiel mit offener Spielwelt, darauf ist DA gar nicht ausgelegt - und das will es auch nicht. DA will eine packende und dichte Geschichte erzählen, in denen der Spieler die Geschichte in bestimmte Richtungen lenken kann. Und das macht es hervorragend.
Denn: Das große "Endziel" schwebt zwar schon früh am Horizont und die Richtung ist klar. Aber alles, was zwischen mir und meinem Ziel liegt ist unbekannt für mich und bietet eine Überraschung nach der anderen, eine Wendung jagt die nächste und ich komme gar nicht so schnell mit dem zwischen Leben und Tod entscheiden hinterher.
Dadurch, dass meine Mitläufer so lebendig gebaut sind und ich mich oft selbst entscheiden muss, für welchen Weg ich mich entscheide, wirkt die Story viel intensiver. Und dabei sind es auch nicht immer einfache "Gut oder Böse"- Fragen, sondern auch moralische Fragen, wo ich mir überlegen muss, ob ich es verantworten möchte, etwas zweifelhaftes zu tun, um damit am Ende etwas Gutes zu tun - oder ob ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Natürlich immer gedrängt von meinen Mitreisenden, die dazu dann auch Kommentare abgeben.
Ganz davon abgesehen, dass ich mich jedesmal schlecht fühle, wenn ich sehe, dass eine meiner Handlungen - obwohl gut gemeint - nicht zum Ziel führt oder wieder irgendwas schief läuft, weil ich nicht besonnen genug war.
Kleinere Ungereimtheiten fallen dabei nicht sonderlich ins Gewicht finde ich, wobei mir da tatsächlich das Landthing auch negativ aufgefallen ist. Da arbeite ich vorher darauf hin, dass da alles klappt - dann klappt es auch irgendwie und ich bin schon glücklich und dann - RUMMS! - ist alles kaputt und ich kann nicht das sagen, was ich eigentlich sagen möchte 
Das ist jetzt aber auch der Punkt, an dem Drakensang noch nicht beurteilbar ist. Dass Teil 1 hier maßlos Potential verschenkt hat, müssen wir ja nicht sonderlich betonen. Abgesehen von der Amazonen-Geschichte hatten die Charaktere gar keine persönlichen Anliegen, Interaktion mit Ihnen war ebenso wenig nötig und sinnvoll. Die Handelshaus-Entscheidung ist zwar nett, aber eigentlich nur eine Gefühlsache und nichts, was sich irgendwie auswirkt.
Mein persönliches Fazit:
Natürlich ist DA nicht perfekt, aber im Vergleich ist es für mich das eindeutig packendere Spiel. Die Handlung hat mich die ganze Zeit über gefesselt und mich tief in das Spiel reingezogen. Ich war kein Zuschauer, ich war mittendrin. Und ich selbst musste zwischen Leben und Tod entscheiden, zwischen Sieg und Niederlage ganzer Familien.
Das heißt aber nicht, dass ich DA lieber gespielt habe als Drakensang. Aber: In Drakensang hat mich die Geschichte tatsächlich lange nicht so gefesselt, im Gegenteil. Drakensang habe ich gespielt, weil mir die Welt so schön gefallen hat, weil der Stil irgendwie einfach passt und es insgesamt ein Spiel ist, dem man seine deutsche Herkunft anmerkt - und das macht es zu einem Spiel mit Charakter.
Ich bin gespannt, was Drakensang 2 hier besser macht und wie sich die angekündigten und schon sichtbaren Verbesserungen tatsächlich auf die Intensität der Handlung auswirken. Dass das Kampfsystem immer noch nicht so vielfältig ist, ist zwar schade, aber nichts, was mein Spielerlebnis negativ beeinflussen würde. Das hat es schon bei Teil eins nicht - nur eine intensivere Story, die wünsche ich mir auf jeden Fall.
Wenn wir die bekommen, dann sehe ich qualitativ auch keinen großen Unterschied zwischen beiden Spielen mehr. Sie haben dann eben trotz der vielen parallelen am Ende doch eine andere Ausrichtung, die sie aber jeweils sehr gut umsetzen.
Ich kann eine Handlung auch ohne Entscheidungsmöglichkeiten intensiv erzählen, das haben andere Spiele schon oft genug gezeigt. Es entsteht dabei dann nur jeweils ein unterschiedliches Spielerlebnis, was aber sehr gut nebeneinander existieren kann und sich nicht in "besser" oder "schlechter" einordnen muss.
Und, war der Vergleich jetzt soo schrecklich? Ok, Moment, ich suche ein Taschentuch 
Und kommt unterm Sofa wieder raus, ich hab da nicht Staub gesaugt!
Man könnte meinen, ihr hättet Phex mit einer Abscheulichkeit flirten sehen...
"Es ist ein unvergleichlicher Kristall von gar ... ui ... unbändiger Macht und Weisheit"
Erzmagier Rakorium
Geändert von Larnak (09.01.2010 um 00:20 Uhr)
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