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    Post [Story]Krieg der Könige

    So, nach langer Abwesenheit melde ich mich zurück mit einer neuen Story. Ich hoffe, sie gefällt euch.
    Viel Spaß!







    Prolog


    Weit westlich von Myrtana, hinter dem großen Gebirge, irgendwo in den "Unbekannten Ländern", wie sie von Unwissenden genannt werden, öffneten sich die Tore einer uralten Stadt für eine Armee, welche waffenstarrend und gierend nach Blut gen Osten in den Krieg zog.
    "Der Tag ist gekommen." Hoch oben auf den gewaltigen Stadtmauern stand Erthor, Sohn Aldwins, entsprungen dem gleichnamigen Hause, jung und trotzdem Beherrscher eines Weltreichs, von dem die ahnungslosen Bewohner Midlands, Varants und Normars nichts wussten. "Nun werde ich Vaters Werk vollenden." Bei diesen Worten schaute der König zum Himmel und fasste sich voller Ehrfucht an die Brust.
    "Und der Zeitpunkt ist weise gewählt, Eure Majestät", bemerkte Grant, der Ritter und ehemalige Mentor Erthors, welcher prunkvoll gekleidet neben ihm stand. "Das alte Reich ist vom letzten großen Orkkrieg noch immer geschwächt. Während unsere Mannen mutig, eifrig und kampfeslustig sind, ist der Feind müde und des Krieges überdrüssig." Der König nickte. "Wahre Worte!"
    Unter den beiden marschierten die Soldaten in großen Formationen durch das Tor. Von tausenden Füßen verursachter Lärm drang herauf und versetzte Erthor in einen beinahe ekstatischen Zustand. Langsam zog er seine eisenverstärkten Lederhandschuhe an. "Sie sammeln sich am Pass, lagern dort für vier Tage und erfüllen danach unter meiner Führung ihren göttlichen Auftrag."
    "Welch' Ehre es für einen einzelnen Bewaffneten dort unten doch sein muss, für Euch, mein Herr, zu kämpfen!", sagte Grant in lautem Tonfall, bedacht darauf, dass der König ihn auch wirklich hören würde, und verdeutlichte seine Worte durch übertriebene Gestik. Er war ein Kriecher, oder ein Speichellecker, wie ihn Erthor heimlich nannte, und immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Dieser Egoismus aber wurde trotzdem durch seine Loyalität übertrumpft, was Grant schon oftmals bewiesen hatte.
    Unbeeindruckt der Worte seines treuesten Paladins zog der Herrscher sein Schwert, dessen Klinge von einer Silberschicht umhüllt war, und rief noch einmal beschwörend seiner Armee zu: "Der Tag ist gekommen!"




    Die Hallen Innos'


    Der Kundschafter rannte. Die Bäume des Waldes schienen an ihm vorbei zu fliegen. Nicht mehr weit bis nach Silden. Gleich würde er aus dem Forst herausspringen und über eine große, fruchtbare Ebene blicken. Unwillkürlich musste er bei dieser schönen Vorstellung lachen. Er lachte, während er rannte. Er könnte jetzt jeden Menschen, jeden Ork, jedes von den Göttern geschaffenes Lebewesen umarmen. Er malte sich in den schönsten Farben aus, wie er heute Abend vor einem schönen Feuer sitzen würde. Er konnte es kaum abwarten! Er freute sich darauf!
    Er hatte Todesangst.
    Ein Pfeil sauste dicht an seinem Kopf vorbei. Er hörte ein schwaches Sirren, das sein Ende hätte bedeuten können. Eine plötzliche Eingebung ließ ihn nach rechts ins Unterholz laufen. Er raste weiter, bis er nicht mehr konnte.
    Wo war er nun? Alles sah gleich aus, er war noch nie zuvor in diesem Teil des Waldes gewesen. Hatte er seine Verfolger abgehängt? Er hörte keine Schritte mehr. Es war ruhig. Er vernahm nur das leise Rascheln der Blätter und das gelegentliche Zwitschern von Vögeln.
    Erleichtert atmete er aus.
    Doch dann trat ein Mann in einem Kettenhemd aus dem Schatten hervor. Und noch einer. Und noch einer. Und ein letzter. Sie kreisten ihn ein. Erwartungsvoll blickten sie ihm entgegen.
    Der Aufklärer wusste, dass es nun soweit war. Er fiel auf die Knie. Noch einmal sog er die frische Waldluft ein, die ihn an all das Gute im Leben erinnerte. An seine Kindheit. An seine Familie. An den – wie er glaubte – nie vergänglichen Frieden.
    Die Bewaffneten kamen näher. Sie trugen Schwerter. Gleich würden sie zu ihren tödlichen Schlägen ausholen können.
    Dann waren sie bei ihm. Eine Zeit lang geschah nichts. Würde vielleicht doch nichts passieren?
    Doch schließlich sagte einer der Männer, dessen Antlitz komplett von einem Helm verdeckt war, zu dem Kundschafter: „Sprich dein Gebet.“
    Und er tat, wie ihm geheißen. Leise murmelte er ein paar Sprüche, die ihm schon seit Ewigkeiten vertraut waren und wendete sich dann an Innos selbst: „Mein Herr, lass mich deine heiligen Hallen betreten. Nimm mich auf. Lass mich in deine ewige Runde. Und gebe mir die Kraft, die folgenden Momente zu ertragen. Innos, mein Gott, ich komme!“
    Die Männer schauten sich kurz an und blickten dann zu ihrem wehrlosen Opfer hinunter. Dann hob jener, welcher den Kundschafter zum Gebet aufgefordert hatte, seine Klinge.
    „Mein Leben war lang und erfüllt“, sagte der Aufklärer, worauf der Bewaffnete seinen Schlag ausführte.
    Ein Blutstrahl schoss kurz aus dem Hals, dann kippte der kopflose Körper vornüber und landete im Dreck.
    Geändert von MiMo (31.03.2017 um 19:45 Uhr)

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    Eine unentdeckte Tierart


    „Schaut es euch an! Schaut es euch an!“ Aufgeregt rief Askan die Bewohner Sildens zusammen. In seiner Hand hatte er ein Seil, das ein vierbeiniges Tier mit einem langen Kopf und einer von Schweiß durchnässten Mähne unter Kontrolle hielt. Die meisten Leute hatten einen Kreis um das Geschehen gebildet und hielten Abstand, einige aber kamen zögerlich näher und berührten das Tier vorsichtig. Es hatte ein dunkelbraunes Fell und eine große, kräftige Statur. Ein bisschen erinnerte es Askan an eine Milchkuh, doch solch eine sah bei weitem nicht so anmutig und edel aus, trotz des massigen Körperbaus.
    Während er darüber nachdachte, unterhielten sich viele der Dorfbewohner über das Tier. Einige meinten, es sei „bestimmt irgendeine Teufelei Beliars“, andere wiederum glaubten an ein Zeichen Innos’ und ein weiterer Teil der Menschen war sich sicher, dass es lediglich eine unentdeckte Tierart sei.
    Ihre Gedankengänge wurden aber jäh unterbrochen, als sich eine alte, krächzende, aber dennoch laute Stimme Gehör verschaffte. „Das ist ein Pferd!“
    Überrascht drehten sich die Leute um. Tibold, ein gebrechlich wirkender Mann, bahnte sich auf seinen Gehstock gestützt einen Weg durch die Menge. Etwas gereizt wiederholte er: „Das ist ein Pferd!“, und kurz darauf befahl er: „Komm, gib mir das Seil, Junge!“
    Askan hasste es, wenn man ihn so ansprach, schließlich war er mittlerweile ein Mann, aber er leistete der Aufforderung Folge. Tibold mochte zwar schon viele Sommer zählen, doch sein Verstand war immer noch messerscharf.
    Etwas wackelig auf den Beinen umrundete der Alte das Pferd. Seine langen, schlohweißen Haare wirbelten bei jeder hektischen Kopfbewegung umher. Die Dorfbewohner selbst beobachteten ihn neugierig und schweigend.
    Nach einer Weile begann Tibold halb zu Askan, halb zu sich selbst, zu sprechen: „So ein Geschöpf habe ich das letzte Mal auf Khorinis gesehen. Ist schon sehr lange her. War damals noch ein junger Bursche, der nur Schweinescheiße im Kopf hatte.“
    Bei dieser Bemerkung schauten sich einige Frauen verlegen an. Es ziemte sich nicht für einen sonst so weise daherkommenden Mann wie Tibold, mit solchen Ausdrücken um sich zu werfen. Doch anscheinend interessierte ihn das wenig. Ungetrübt fuhr er fort: „Ich glaube mich sogar zu erinnern, dass das Pferd einmal eine Kutsche gezogen hatte.“
    Zum ersten Mal heftete er seinen Blick direkt auf Askan und seufzte. Seine Worte richtete er aber wieder an alle: „Wahrscheinlich wisst ihr gar nicht, was eine Kutsche ist, oder? So etwas ähnliches wie ein Ochsenkarren, nur dass sie von einem Pferd gezogen wird.“
    Als er danach in Schweigen versank, fragte einer der Männer: „Woher kommt so ein … Pferd?“
    Tibold hob seine buschigen Augenbrauen. „Oh, eine halbwegs intelligente Frage. Bin beeindruckt, Herr Schmied. In Myrtana, in Varant und in Nordmar gibt es kaum Pferde. Wahrscheinlich ist das hier sogar das einzige im Umkreis von - “ Er stockte. „Nein, ich bin mir sicher, es ist das einzige im ganzen Reich. Ich weiß es nicht genau, aber ich habe gehört, hinter den westlichen Bergen soll es von den Tieren tausende geben. Dort sind sie wohl heimisch.“
    Nun mischte sich Askan ein. Etwas unsicher fuhr er sich mit der Hand durchs schwarze Haar. „Wir wissen doch aber kaum etwas darüber, wie es dort aussieht. Warum glaubst du dann, dass es dort Pferde gibt?“
    „Gerüchte, mein Junge, Gerüchte!“, keifte der alte Mann mit erhobenem Zeigefinger. „In all den Jahren, wo ich auf Reisen unterwegs war, habe ich gelernt, dass man auch Gerüchte ernst nehmen sollte. Übrigens: Wo hast du das Pferd überhaupt her, Askan?“
    „Ich habe es vorhin im Wald nordöstlich von hier gefunden – es war an einem Baum angebunden.“
    Tibold richtete sich – immer noch auf seinen Stock gestützt - zu seiner vollen Größe auf. Empört rief er aus: „Also hat das Tier jemandem gehört! Und du hast es dir einfach so genommen?“
    „Ja“, murmelte Askan gekränkt. Der Alte hatte es doch tatsächlich geschafft, ihm seine Entdeckung zu vermiesen. Doch zu Askans Überraschung boxte ihm Tibold freundschaftlich in die Seite - viel höher kam er nicht mit der Faust, schließlich war er ziemlich klein. Und weh tat es auch nicht.
    „Hast gedacht, es gäbe jetzt 'ne Predigt über Moral und Verhalten, oder? Nein, Junge, diesmal nicht." Er verfiel nun fast in ein Flüstern. "Weißt du, das Pferd erinnert mich an meine alten Tage, als ich noch so ein Jungspund wie du war. Ich - " Er zögerte. "Ich danke dir jedenfalls, Askan."
    „Ich freue mich für dich“, sagte dieser und legte Tibold die Hand auf die Schulter. „Wo soll ich das Tier nun hinbringen?“
    „In die alte Arena!“, schlug Alea vor. Sie war eine junge Frau von außergewöhnlicher Schönheit und Intelligenz, was sie für viele Männer begehrenswert machte. Insgeheim hoffte auch Askan, dass er sich ihr eines Tages auch auf einer anderen Ebene nähern konnte, als auf der des kleinen alltäglichen Gesprächs.
    Georg, ein groß gewachsener und hagerer Fischer Sildens, stimmte ihr zu. „Ja, da kämpft eh schon seit Jahren – ach was rede ich – seit Jahrzehnten keiner mehr. Wir müssten nur vor den Eingang einen Zaun ziehen, dann kann das Vieh nicht abhauen.“
    „Es ist kein Vieh!“, schrie Tibold überraschend laut, sodass selbst das bis dahin so ruhig gebliebene Pferd erschrocken zurückwich.
    Ungeachtet dessen ergriff Alea wieder das Wort: „Wir haben doch da auch eine kleine Höhle, wo wir Futter lagern könnten. Außerdem wäre das Tier bei Sturm geschützt.“
    In der Hoffnung, Sympathiepunkte bei der jungen Frau zu ergattern, sagte Askan, dass ihre Idee richtig sei und er noch nie einen besseren Vorschlag gehört hätte. Das mochte vielleicht sogar stimmen, dennoch warf Alea ihm nur ein teils belustigtes, teils spöttisches Lächeln zu. Den anderen Leuten schien dies jedoch nicht aufgefallen zu sein und daher nickten sie lediglich zustimmend. Und da es keine Gegenmeinungen gab, ergriff Askan dann auch das Seil und führte das Pferd durch den Menschenauflauf zur Arena.
    Geändert von Winthor I. (25.12.2009 um 21:15 Uhr)

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    Der perfekte Abend


    Es war wohltuend, die Füße ins Wasser hängen zu lassen. Den ganzen Tag war Askan auf den Beinen gewesen und dementsprechend tat ihm alles weh. Er war heute erst auf der Jagd gewesen und hatte in deren Verlauf das Pferd entdeckt, dann hatte er beim Bau des Zauns vor der Arena mitgeholfen und schließlich noch Schilf geschnitten. Nun saß er am Rand des Steges vor der Mühle und entspannte sich.
    Die untergehende Sonne warf lange Schatten und tauchte Silden in ein rötliches, beinahe romantisches Licht. Die Luft war warm und ruhig. Grillen zirpten im Gras. Schöner konnte der Abend gar nicht sein.
    Wie es wohl hinter dem westlichen Gebirge wohl aussieht?, dachte Askan. Wo solche stolzen Tiere wie Pferde herkommen, muss es fruchtbar sein … Er stellte sich blühende Landschaften vor, gewaltige Ebenen und Plateaus und reißende Flüsse mit klarem, kaltem Wasser. „Fast so wie hier, nur größer“, murmelte Askan.
    „Redest du immer mit dir selbst, du Abenteurer?“ Die Stimme war unverkennbar. Es war die vergnügt grinsende Alea.
    „Warum Abenteurer?“, erkundigte sich Askan, ohne zu ihr aufzublicken.
    „Das weißt du ganz genau!“ Und als er nicht reagierte, verdrehte sie die Augen und seufzte. „Ach komm, du hast eine neue Tierart entdeckt!“
    Askan zuckte gleichgültig mit den Schultern und versuchte so, seine Aufregung zu verbergen. „Übertreib’s nicht. Wahrscheinlich kennt man die Tiere überall in Myrtana, nur nicht hier.“
    Sie schlüpfte aus ihren Sandalen und setzte sich zum ihm. „Hast du nicht gehört, was Tibold gesagt hat?“
    „Ja, aber - “
    „Nichts aber! Keine falsche Bescheidenheit!“
    „Zugegeben, ein bisschen stolz bin ich wirklich …“, gab Askan lächelnd zu. Er betrachtete Aleas Füße, die sie kreisend im Wasser bewegte. Ihr beiges Kleid reichte bis zu ihren Knien und entblößte ihre braungebrannten Glieder. Sie sind wunderschön, fand Askan. Ein verirrter Käfer ließ sich zwischen ihnen nieder.
    „Menschen sind schon seltsam“, sagte sie plötzlich.
    „Warum?“
    „Hast du sie heute reden hören? Kaum taucht etwas Neues auf, was ihren Alltag stört, schon betrachten sie es als göttliche …“ Sie rang nach Worten.
    „Fügung? Erscheinung?“
    „Erscheinung, ja. Das meine ich: Nur wenige haben das Pferd als das gesehen, was es wirklich ist: Ein ganz normales Tier.“
    „Und wofür hast du es zuerst gehalten?“
    Alea lachte, indem sie ihr dunkles Haar mit den Händen bändigte. „Ich dachte erst, es sei eine Laune der Natur. Eine … eine Kreuzung aus Snapper und Kuh.“
    „Was?“, fragte Askan ungläubig und schaute ihr in die Augen, „Wie kommst du denn darauf?“
    „Der Kopf erinnert ein bisschen an den eines Snappers.“
    Askan schüttelte den Kopf. „Na, du hast ja Vorstellungen!“
    „Zumindest weltlichere als die meisten hier“, entgegnete sie und schaute ihn herausfordernd an.
    Ich bin nicht besonders gläubig, wenn du das damit sagen willst. Ich weiß zwar, dass Innos über uns wacht, aber trotzdem bringe ich ihm wohl nicht sehr viel Ehrerbietung entgegen.“
    „Das gefällt mir. Ich mag allzu religiöse Menschen nicht. Vor allem solche, die im Namen ihres Gottes töten.“
    „Du meinst die Paladine?“ Er beobachtete ein kaum vernehmliches Nicken. Schlecht über die Paladine zu reden, war für einige Menschen ein Verbrechen. „Na ja, ich bin sicher, dass es auch unter ihnen gute Kerle gibt.“
    Alea atmete tief ein und wieder aus. „Vielleicht.“
    Sie hielt wirklich nichts vom Orden. Aber sie war klug genug, es nicht laut auszusprechen.
    Im nächsten Moment flog der Käfer wieder davon.
    Und während sie dort nebeneinander saßen, wurde es dunkler und kälter. Eine frische Brise streifte die beiden und veranlasste Alea dazu, näher an Askan heranzurücken.
    Ja, schöner könnte es wirklich nicht sein, dachte er im Geheimen.
    Er ahnte nicht, was auf ihn und Silden zukam.




    Eine unmissverständliche Botschaft


    „ … so gewähre mir einen Teil deiner Kraft und segne mein Schwert, denn ich bin dein Diener im Frieden und dein Streiter im Krieg.“ Mit diesen Worten vollendete Martin sein Gebet. Erwartungsvoll atmete er hörbar aus. Hatte er alles richtig gemacht? War er wirklich dazu bestimmt, in den Kreis der größten Krieger Innos’ aufgenommen zu werden? Wenn nicht, wäre all die Arbeit umsonst gewesen. All die Stunden in der Bibliothek, all die Tage hier in dieser Kapelle. Er hätte sein halbes Leben wegen nichts und wieder nichts in Meditation verbracht. Würde, nein könnte Innos ihn jetzt verstoßen, nach all dem was er für ihn getan hatte? Aus irgendeinem Grund geschah nichts. Schon wollte der Paladin die Hoffnung aufgeben, doch dann spürte er plötzlich einen leichten Impuls in seinen Händen. Wieder einer. Und wieder einer. Mit jedem Mal wurde er stärker. Es fühlte sich an, als ob sein Herz immer heftiger Blut in seine Venen pumpte. Der Ursprung der unsichtbaren Kraft lag aber woanders: Die Energie kam aus der Richtung des Schreins und schien die Klinge wie einen Leiter zu Martin zu benutzen. Und als er darüber nachdachte, begriff der Ritter zum ersten Mal, warum die jahrelangen Studien im Kloster so wichtig gewesen waren. Nur durch sie – und durch Heldentaten auf den Schlachtfeldern des Orkkrieges – konnte er die nötige Würde erlangen, die Innos von seinen Söhnen erwartet, um sie und ihre Waffen zu segnen.
    Nach einer Weile hörten die Impulse auf. Martin war enttäuscht. Er hatte gedacht, nach der Schwertweihe würde er sich wie ein Erleuchteter fühlen, doch das einzige, was er spürte, war ein leichtes Kribbeln in den Fingern. Er seufzte.
    Doch dann ergoss sich auf einen Schlag so viel göttliche Liebe und Macht in seinem Körper, dass Martin glaubte, vor Freude und Glück sterben zu müssen. Er sah, wie sein Schwert und seine Arme bläulich schimmerten. Innerhalb von Sekunden steigerte sich dies zu einem grellen Leuchten.
    Auf einmal befand sich der Paladin nicht mehr in der Kapelle. Stattdessen kniete er vor Innos’ Thron und schaute seinem Herrn direkt in die Augen. Der göttliche Blick schien Martin zu durchdringen wie ein Dolch. Unendliche Weisheit und Milde lag darin, aber auch eine Botschaft, die es nicht nötig hatte, ausgesprochen zu werden: „Höre die Worte mein, denn es ist auch mein Wille, gehört zu werden.“
    Martin zitterte vor Ehrfurcht. Er hörte die Stimme des Gottes in seinem Kopf. Innos teilte ihm etwas mit, ohne die Lippen zu bewegen. Es war bewundernswert und angsteinflößend zugleich.
    Dann war Martin wieder zurück, bevor er hätte antworten können. Die Hohe Schwertweihe war abgeschlossen.
    Der Ritter erhob sich und steckte die Klinge in die Scheide, welche links an seiner Rüstung hing.
    Draußen stand Figuar, ein früh ergrauter Feuermagier mittleren Alters und in einer prächtigen Robe gewandt. Als er Martin kommen sah, ließ er auf seiner Hand eine kleine Licht spendende Flamme erscheinen, denn während der Schwertweihe war es dunkel geworden. „Und möget ihr nicht verstehen, so zweifelt nicht an den Worten der Priester, ihr Tun ist gerecht und weise. Denn ich bin die aufgehende Sonne, das Licht und das Leben. Und alles was da wider der Sonne, ist wider mir und soll verbannt sein auf immer und ewig in die Schatten“, zitierte er aus den Lehren der Götter.
    „Innos’ Macht ist unendlich“, antwortete Martin.
    Figuar lächelte. „Wie ich höre, hat es geklappt“, er fasste dem Paladin an die Schulter, „Komm, lass uns essen.“
    Geändert von Winthor I. (08.01.2010 um 21:53 Uhr)

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    Aufbruch


    Martin zog die Kapuze seines Kettenhemdes über den Kopf und ließ sich dann das Schwert von Figuar geben.
    „Ich bin ja immer noch dafür, dass du Carlos die Rüstung tragen lässt“, bemerkte der Magier und kratzte sich die in Furchen gelegte Stirn.
    Martin sah ihn leicht verärgert an. „Wie oft noch? Er kommt nicht mit! Ich werde alleine reisen!“ Sein Blick wanderte zum besagten Novizen, welcher schlotternd unter dem Türrahmen der Bibliothek stand. Er sah erbärmlich aus: Blaue Lippen, müde und ängstliche Augen, sowie eine verblichene dünne Robe, die seinen mageren Leib vor den eisigen Temperaturen schützte – oder zumindest schützen sollte.
    Martin ging zu Figuar und flüsterte ihm ins Ohr: „Hört zu, ich kann ihn wirklich nicht gebrauchen. Er wäre viel mehr eine Last für mich, als eine Hilfe.“
    „Ich werde als eine persönliche Beleidigung auffassen, wenn du ihn nicht mitnimmst!“, antwortete Figuar laut, sodass Carlos es hören konnte und etwas beschämt zu Boden schaute.
    Der Paladin spürte, wie er rot hinter den Ohren anlief. „Nicht so laut“, zischte er. Und zu seiner Überraschung senkte der Feuermagier wirklich seine Stimme: „Wenn du wirklich denkst, er würde dir nur auf die Nerven fallen, dann sag du ihm dies.“
    Martin hatte damit gerechnet, dass so etwas kommen würde.
    Im Kampfe mochte er zwar heldenmutig sein, aber wenn es darum ging, Menschen, die in seinen Augen Schwächlinge waren, etwas für sie Unangenehmes zu vermitteln, dann kam er sich vor wie ein kleiner Junge, der sich in schwierigen Situationen am liebsten hinter seiner Mutter verkriecht. „Könnt Ihr nicht - “
    „Nein!“, rief Figuar, „Das ist deine Aufgabe! Dein Leben lang hast du mit deinem Schwert Menschen getötet oder verletzt und jetzt hast du vor so etwas Angst?“
    Martin wollte seine Fäuste ballen, ließ es aber nicht zu. Er schwieg und schaute seinen alten Mentor finster an. Der starrte nur unbeeindruckt zurück. Nach einer Weile verlor der Ritter dieses wortlose Duell und drehte sich wütend um. In seinem Mund schmeckte es säuerlich und so spuckte er auf den Boden, wofür er sich aber gleich darauf innerlich schalt.
    „Nun?“, erkundigte sich Figuar.
    Martin holte einen tiefen Luftzug und sagte dann in einem beinahe freundlichen Tonfall: „Komm Carlos, wir brechen auf!“
    „Na also!“, seufzte der gerissene Magier mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. Und als hätte es nie Streit gegeben, fügte er plötzlich milde hinzu: „Eines Tages wirst du es verstehen.“
    Die Spannung fiel von Martins Körper ab. Zwar antwortete er nicht, aber er rang sich zu einem schwachen Lächeln durch, was Figuar mit einem traurig klingenden „Lebe wohl“ quittierte. Mit einmal wurde dem Paladin klar, dass er gleich vielleicht das Kloster für immer verlassen würde.
    Er schüttelte den Kopf, als wolle er einen Alptraum loswerden. Solch weibischen Gefühlen wollte er sich nicht hingeben und so drückte er Carlos seinen Beutel in die Hände, in welchem sein Helm, Proviant und noch einige persönliche Dinge verstaut waren.
    „Ich hoffe, du erfrierst nicht auf dem Weg“, sagte Martin zu ihm.
    Carlos schüttelte eifrig den Kopf und straffte die Schultern. Wahrscheinlich wollte er mutig erscheinen, doch bei ihm sah es nur lächerlich aus. „Herr, ich lege mein Leben in Innos’ Hände. Wenn er will, dass ich erfriere, dann soll es so sein. Wenn – “
    Martin unterbrach ihn: „Ja ja, ich verstehe schon.“ Das letzte, was er jetzt zu hören bekommen wollte, war falsche Frömmigkeit. Er wusste, dass der junge Bursche kaum etwas für die Götter übrig hatte. Nur im Kloster, um sich durchfüttern zu lassen, dachte der Ritter und bedachte Carlos mit einem missbilligenden Blick.
    Eingeschüchtert ließ dieser die Schultern wieder hängen.
    „Los jetzt!“, befahl Martin.
    Und so verließ er dieses heilige Kloster wie ein Feldlager, mit dem Novizen im Schlepptau, ohne sich von seinem Mentor und Freund gebührend zu verabschieden. Das hätte er wohl auch nicht mehr übers Herz gebracht.
    Er wollte so schnell wie möglich die Grenze zu Midland erreichen und dann weiter nach Vengard ziehen. Vorerst lagen aber die schneebedeckten Wälder und mit ihnen die unbarmherzige Wildnis Nordmars vor ihm.




    Vorbote des Untergangs?


    Obwohl es warm war, hatte Askan eiskalte Hände. Er lag auf seiner Strohmatte, nur mit einem leichten Tuch bedeckt und döste vor sich hin. Es fiel ihm immer schwer, morgens aufzustehen. Dabei wurde es höchste Zeit: Askan war hellwach und die Sonnenstrahlen fielen bereits durch die Ritzen zwischen den Holzdielen. Sie machten den Staub in der Luft sichtbar.
    „Viel zu groß“, erklärte Askan dem Raum. Seit seine Eltern tot waren – sein Vater war im letzten Orkkrieg gefallen, seine Mutter letzten Winter an einer schweren Krankheit zu Grunde gegangen – hatte er viel zu viel Platz. Wie gern würde er die Hütte mit einem anderen Menschen teilen! Welcher Mensch dies sein sollte, wusste Askan ganz genau...
    Jemand klopfte von draußen an die Tür. „Hey, raus aus den Federn!“
    Derrick! Plötzlich fiel es Askan wieder ein. Er wollte doch heute mit ihm Holzhacken gehen. „Scheiße“, flüsterte er und rief: „Warte kurz!“
    Er solle sich beeilen, war die Antwort.
    Askan sprang auf, zog sich seine Leinenhose hoch und das dazu gehörende Hemd an. Dann schlüpfte er in seine Stiefel aus rauem Leder und klatschte sich Wasser aus der Schale ins Gesicht.
    „Da bist du ja“, sagte Derrick, als Askan endlich draußen war und warf ihm eine Axt zu. Er selbst hatte ebenfalls eine, sowie ein paar Seile. Ohne weitere Worte machten sie sich auf den Weg.
    Als sie Silden hinter sich gelassen, die Ebene überquert und den Rand des nord-westlichen Waldes passiert hatten, fragte Derrick: „Und? Ist alles in Ordnung bei dir?“
    Askan zuckte mit den Schultern. „Klar.“
    „Ich glaube, es ist gut, dass wir schon so früh mit dem Holz anfangen. Ein warmer Sommer bringt meistens einen kalten Winter mit sich.“
    „Wahrscheinlich hast du Recht. Falsch machen können wir eh nichts.“ Derrick pflückte sich im Vorbeigehen einen grünen Apfel von einem Baum. „Und wie sieht’s sonst so aus?“ Er grinste Askan an, der nur verwirrt zurückschaute.
    „Spielst du auf irgendetwas an?“
    „Ich meine, was ist mit Alea?“
    Askan schluckte und antwortete beschwichtigend: „Ich denke, ihr geht es auch ganz gut.“
    Derricks Grinsen wurde breiter. „Ach ja? Ist das so?“
    „Steck deine Nase gefälligst in Dinge, von denen du etwas verstehst“, brummte Askan.
    „Wie zum Beispiel?“
    „Holzhacken“, sagte Askan und zeigte nach vorn. „Wir sind da.“
    Sie standen auf einer kleinen Lichtung, auf der saftiges Gras wuchs. Die Blätter der am Rand stehenden Bäume warfen kleine Schatten, die auf dem Boden herumzutanzen schienen. Ein Specht zimmerte sich in der Nähe eine Höhle und erzeugte dabei das für ihn so typische Geräusch.
    „Schön hier, oder?“, bemerkte Derrick.
    Einige Zeit verstrich, bis sie endlich anfingen. Askan hackte mit seiner Axt in den Stamm einer relativ jungen Fichte. Nach einer Weile hatte er eine so große Kerbe geschlagen, dass er den Baum nur noch anstoßen musste. Es knackte noch ein paar Male, dann lag er auf der Erde. Derrick half, die dünnen, unbrauchbaren Äste und Zweige zu entfernen. Die dicken ließen sie dran.
    Wortlos taten die beiden ihre Arbeit. Lange brauchten sie nicht, denn sie waren geschickt auf dem Gebiet der Brennholz-Beschaffung.
    Als sie fertig waren, stand die Sonne hoch oben am Firmament. Derrick band zwei Seile um die wenigen Wurzeln, die sie übrig gelassen hatten und gab eins davon Askan in die Hand. „Na los, so schwer ist die nicht.“
    Dann brachen sie auf und zogen auf ihrem Weg die Fichte hinter sich her. Glücklicherweise war das Terrain nicht besonders hügelig, sodass sie keine großen Schwierigkeiten hatten. Doch einmal blieb ein Ast irgendwo hängen.
    „Warte“, seufzte Derrick und fasste in den Efeu, das am Boden wuchs. Seine Hände versuchten, den Ast wieder freizulegen.
    Plötzlich erstarrte er.
    „Was ist?“, erkundigte sich Askan.
    Derrick zog und plötzlich hatte er ein Bein in der Hand. Vor Schreck fiel er auf sein Hinterteil. „Verdammt!“, rief er aus. Sein Freund stürzte herbei. Fassungslos starrten die zwei auf ihren Fund.
    Das Bein war von Schienen aus verstärktem Leder umhüllt. Der Fuß steckte in einer alten Sandale.
    „Glaubst du … “, fing Derrick an, „Glaubst du, da hängt noch wer dran?“ Verängstigt und verunsichert drehte er sich zu Askan um, welcher ebenfalls verstört eine planlose Geste machte.
    Endlich fasste sich Derrick ein Herz und zog weiter. Mit jedem Schritt nach hinten wurde sein Gesicht blasser und blasser, bis sich das ganze Grauen offenbarte. Der Körper der Leiche war überströmt von getrocknetem Blut und verdreckt. Der ganze Wald schien den Atem anzuhalten. Keiner regte sich – nichts regte sich. Auf dem Brustteil der Lederrüstung war ein Wappen.
    „Bei Innos“, flüsterte Askan, „Der Mann ist ein Soldat des Königs.“
    „Und anscheinend hat er keinen Kopf“, fügte Derrick mit einem panischen Unterton in der Stimme hinzu.
    Geändert von Winthor I. (24.01.2010 um 19:12 Uhr)

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    Hölle


    Martin und Carlos überquerten die Grenze von Myrtana. Allmählich wurde die Luft wärmer. Und damit fiel auch nach und nach ein Teil der Anspannung ab, die tagelang auf Martins Schultern gelastet hatte. Endlich in Sicherheit vor den wilden Bestien und der Kälte Nordmars! Endlich wieder auf normalem Grund laufen und nicht mehr in ellentiefem Schnee versinken!
    Carlos hatte sich als unerwartet zäh erwiesen. Zwar musste der Paladin oft anhalten und auf seinen Begleiter warten, aber ein Jammern ließ sich nie vernehmen. Der Novize ertrug die ungewohnte Situation, immerzu in Gefahr zu schweben, mit der Ruhe und Geduld eines richtigen Mönchs. Im Moment lief er neben Martin her.
    Als die Nacht hereinbrach, hatten sie Eis und Schnee endgültig hinter sich gelassen und wanderten nun durch den Wald, der früher – so erzählte man es sich – von Rebellen bevölkert war, die auf eine Chance warteten, die Orks aus Silden zu vertreiben.
    Ob es hier noch irgendwo Spuren von denen gibt?, fragte sich Martin. Gut möglich, dass hier und da noch ein paar alte Holzhütten standen, in denen Anog und seine Gefolgsleute damals Schlachtpläne geschmiedet hatten. Andererseits verrottet Holz schnell … und das ganze ist bereits über sechzig Sommer her.
    Carlos blieb plötzlich stehen. „Riecht Ihr das, mein Herr?“
    Martin schnüffelte. Ein leichter Rauchgeruch lag in der Luft. Er winkte ab. „Wahrscheinlich nur ein Lagerfeuer.“
    „Was ist, wenn es Banditen sind?“
    Martin dachte an ähnliches, aber um Carlos zu beruhigen, erwiderte er: „Nein, das sind keine. Wahrscheinlich Jäger, die die Nacht hier im Wald verbringen.“
    Doch der Novize wirkte nicht überzeugt.
    „Carlos, vertrau mir!“, sagte Martin und setzte zielstrebig seinen Weg fort. Es war nicht mehr weit bis nach Silden und bevor es völlig finster war, wollte er im Dorf sein.
    Doch wider Erwarten wurde der Rauchgeruch stärker und vernebelte auch Martins Gehirn. Er konnte nicht mehr klar denken. Die Laune des Ritters sank unaufhaltsam gen Null. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dem werde ich eine Lektion erteilen!
    Hinter ihm hustete Carlos. „Herr, das ist kein Lagerfeuer!“
    „Ruhe! Das habe ich mittlerweile auch bemerkt.“
    Und dann stand der Dämon vor ihnen. Kreischend fasste er sich an den Kopf, welcher von Flammen umhüllt war. Und nicht nur der – sein ganzer Körper brannte! Die Schreie des Dämons ließen Martins und Carlos’ Blut in den Adern gefrieren. Die Höllenkreatur tat einen Schritt nach vorne. Ein weiterer folgte. Langsam wankte sie auf den Paladin und seinen Gehilfen zu. Als sie vor ihnen stand, konnte Martin die bereits fast vollständig verbrannte Haut auf dem Gesicht kochen sehen. Der Dämon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch stattdessen rollte sich die Zunge wie ein Teppich aus und hing dann nur noch schlaff herab, bis auch sie in der Hitze immer kleiner wurde und zu einem trockenen Schwamm verschrumpelte.
    Wie angewurzelt standen die beiden da und beobachteten das grausige Geschehen.
    Dann brach der Dämon zusammen. Martin zog sein Schwert und durchbohrte den Körper, oder das, was davon noch übrig war. Er war fast vollständig schwarz und glich mehr einem riesigen Kohleklumpen als einem Lebewesen.
    Dennoch befreite Martins Tat Carlos aus der Schockstarre, der sich zögerlich hinunterbeugte und mit einem kleinen Messer vorsichtig einen Ring von einem der knochigen Finger abstreifte. „Seht! Das ist nur ein Schmied!“, rief er gleichermaßen erstaunt und entsetzt.
    „Ein ziemlich toter Schmied“, antwortete Martin angewidert. Als Veteran, der schon viele Leichen gesehen hatte, überwand er seinen eigenen Schock ziemlich schnell.
    Was war geschehen?
    Ohne nachzudenken, lief er los.
    „Hey!“, rief Carlos, aber Martin achtete nicht auf ihn. Stattdessen versuchte er, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen, was aber aufgrund seiner Rüstung äußerst schwer und anstrengend war. Er hörte das leise Klappern und Scheppern, als die verschiedenen Teile seines Panzers bei jedem Schritt aufeinander prallten. Martin kam es vor, als befinde er sich in einem Tunnel. Er hatte nur Augen für die Strecke vor ihm, was um ihn herum geschah, war ihm im Moment egal. So sah er auch nicht den am Boden kriechenden Mann, der einen Pfeil im Rücken hatte und kurz nachdem Martin an ihm vorbeigekommen war, tot liegen blieb.
    Als er das Ende des Waldes erreicht hatte, stand er auf einem Hügel und blickte auf Silden herunter. Viele westlich stehende Hütten standen in Flammen, während die ihm zugewandte Nordostseite weitestgehend verschont geblieben war. Zwischen den Gebäuden rannten Menschen in einem wilden Chaos umher. Einzelheiten konnte Martin nicht ausmachen, dafür war es zu dunkel und der Rauch, der ihm entgegen quoll, machte es auch nicht besser.
    Endlich kam auch Carlos an. „Was ist hier passiert, Herr?“, fragte er in einem weinerlichen Ton und fiel bei dem Anblick des Dorfes auf die Knie. „Innos, warum – “
    „Schluss jetzt!“ Martin packte den Novizen an seiner Kutte und zog ihn wieder hoch. „Fürs Beten ist jetzt keine Zeit – Komm mit!“
    „Aber … “
    „Wir gehen da jetzt runter!“




    Flucht


    Hustend schleppte sich Askan vorwärts. Er musste von hier weg! Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen.
    Er befand sich irgendwo in der Nähe der Mühle, die auch bereits brannte. Sein Hals schmerzte. Immer wieder liefen panische Dorfbewohner an ihm vorbei. Schreiend und heulend suchten sie ihre Angehörigen oder versuchten das zu retten, was zu retten war. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Funken, die der Rauch mit sich trug, auch die Hütten der höher gelegenen Ostseite anzündeten. Überall im Boden steckten Pfeile, manche noch brennend, manche schon erloschen.
    Der Rauch war nicht überall gleich. Zeitweise war er ziemlich dicht, während er woanders kaum existent war.
    Endlich erreichte er die Lücke in der Palisade, die den noch intakten Teil Sildens schützte. Benommen quälte Askan sich die Anhöhe hinauf. Rechts von ihm lag das obere Viertel, was eigentlich nur ein extra eingezäunter Innenhof war. Er glaubte, in einiger Entfernung ein Wiehern zu hören. Für einen Augenblick sah er vor seinem inneren Auge das Pferd, das in Panik versuchte, einen Weg aus der Arena heraus zu finden.
    „Alea!“, rief er, als er sie erblickte. Sie kniete unter dem Türrahmen ihres Zuhauses und beugte sich über einen leblosen Körper. Als sie Askan hörte, sah sie ihn mit einem flehenden Gesichtsausdruck an. Sie schien um Jahre gealtert zu sein; Tränen liefen ihr über die Wangen. Ihr einst so wundervolles Haar war von Ruß geschwärzt und hing schlaff herab. Das Zusammenspiel von nächtlicher Dunkelheit und flammendem Licht ließ tiefe Sorgenfältchen um Augen und Mund herum erscheinen.
    „Warum?“, fragte sie heiser und vergrub ihr Gesicht in dem Leinenhemd ihres toten Vaters.
    Askan empfand ehrliches Mitgefühl und Bestürzung, aber sein Instinkt sagte ihm, dass nun keine Zeit für Trauer war. Es wird noch schlimmer werden. Er fasste Alea an den Arm und versuchte, sie zum Gehen zu bringen. Erst wehrte sie sich, doch dann ließ ihr Widerstand schnell nach. Nun klammerte sie sich ihrerseits an den Arm von Askan, der sie zum nördlichen Tor und von dort aus zu der Jägerhütte führte, die auf einer kleinen Erhebung inmitten der großen Ebene stand.
    Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit dort ankamen, ließen sie sich im dichten Gras nieder und beobachteten, wie sich mehrere Dutzend Bewaffnete Silden von Westen her näherten. Die Feuer, die wüteten, waren mittlerweile so groß, dass sie die nähere Umgebung komplett beleuchteten und nun auch auf die anderen Hütten übergriffen.
    Alea schluchzte. Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf Askan Schulter sinken. Früher hätte er sich über so etwas gefreut, aber im Moment konnte auch er nichts außer Trauer, Ratlosigkeit und Zorn empfinden. Zorn auf die, die das getan hatten.
    Während sie dort saßen, wurde Askan klar, dass sich Myrtana wieder im Krieg befand. Das war keine Räuberbande gewesen, wie er es zuerst vermutet hatte. Dafür erschien ihm der Angriff viel zu geplant und organisiert.
    Er sah zu Alea herunter, die sich jetzt vertrauensvoll an ihn angelehnt hatte und sein Handgelenk umfasst hielt. Ihre Augen waren geschlossen. Sie war eingeschlafen.
    Askan wusste, dass sie ihn jetzt brauchte.
    Und er wusste auch, dass er sie brauchte.
    Das Schicksal hatte sie – vorerst – zusammengebracht. Aber auf eine grauenvolle Art und Weise.
    Geändert von Winthor I. (28.01.2010 um 09:56 Uhr)

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    In den Flammen


    Martin lief den Hügel hinab. Er musste wissen, was in Silden vor sich ging. Und er wollte helfen. Man hatte ihm beigebracht, den Schwachen und Verfolgten beizustehen, sei eine Tugend, in der sich jeder Ritter zu üben habe. Doch als er endlich die kleine Brücke, die über den östlichen Fluss führte, erreichte, erkannte er, dass dies nicht so einfach werden würde. Die Flammen waren mittlerweile auf fast jedes Gebäude des Dorfes übergegriffen und züngelten wild empor. Der Rauch verdeckte den Sternenhimmel und tötete die Menschen und ihr Vieh.
    Es war unerträglich heiß. Vor allem in seiner Rüstung kam es Martin so vor, als steckte er in einem Ofen. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Ich muss helfen, redete er sich ein und widerstand so der Versuchung, einfach kehrt zu machen und zu flüchten, was eigentlich nur vernünftig gewesen wäre.
    Der Ritter warf einen Blick zurück und sah Carlos, der wie angewurzelt auf der anderen Seite des Flusses stand. Er machte eine Handbewegung, die so viel wie „Warte!“ bedeuten sollte und setzte sich dann in Bewegung.
    In gebeugter Haltung lief er in den Straßen umher, ohne zu wissen, wohin er wollte. Es dauerte nicht lange, bis er einen am Boden und auf dem Bauch liegenden Mann sah. Er drehte ihn um und blickte in zwei weiße Augen. Dieser Mann war tot.
    Doch nicht weit von ihm kämpfte sich jemand anderes tapfer – oder verzweifelt - vor und tastete sich dabei an einer Hauswand entlang. Als Martin endlich da war, um zu helfen, erkannte er, dass es eine alte Frau war. Sie hatte die meisten Haare verloren und schwere Verbrennungen im Gesicht. Ohne nachzudenken, legte der Paladin sich den Arm der Frau um seinen Nacken und zog sie mit sich her. Er musste sie wegschaffen von hier. Er wählte den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Doch auch ihn verließen schnell die Kräfte. Der Rauch war pures Gift. Wie ein Strick schnürte er Martin die Atemwege zu. Schritt für Schritt kam er seinem Ziel näher, doch allmählich wurde ihm schwindelig. Es kam ihm so vor, als bewegten sich die Hütten wie auf einer Welle auf und ab. Martin wusste, dass er selber kurz davor war, bewusstlos zu werden, doch noch konnte er gehen. Dieses kleine Bisschen Energie musste er noch nutzen! Aufgeben kam nicht in Frage! Sein Kopf schmerzte und seine innere Stimme schrie: Weg von hier!
    Und dann spürte er endlich Holz unter seinen Füßen. Carlos kam ihm über die Brücke entgegen und stützte seinerseits die Frau, die unterwegs ohnmächtig geworden war. Der junge Novize führte seinen Herrn jetzt dorthin, wo der Rauch nicht hinkam. Irgendwo am Gewässer hielten sie an. Sie legten die Greisin auf den Boden. Kaum war dies geschehen, bekam Martin einen Hustenanfall. Immer wenn er zwischendurch nach Luft schnappte, gab es ein rasselndes Geräusch. Unter seiner Rüstung war er schweißgebadet, doch im Moment war er zu sehr außer Atem, sie auszuziehen. Carlos kümmerte sich nicht um ihn, sondern kniete über der Frau. Das Feuer war jetzt zwar relativ weit entfernt, doch es leuchtete selbst hier die Umgebung noch aus.
    „Wird sie durchkommen?“, fragte Martin keuchend.
    Carlos sah auf. „Nein.“
    „WAS?“
    „Sie ist tot, Herr.“
    Plötzlich hatte der Ritter einen scheußlichen Geschmack im Mund. Er legte seinen Kopf in die Hände und versuchte, die aufsteigende Wut in sich zu unterdrücken. Alles umsonst!
    „Es … es tut mir Leid“, flüsterte Carlos.
    Martin beachtete ihn nicht. Zornig stand er auf und trat gegen einen kleinen Stein. Dafür hatte er noch Kraft! „So kurz vor dem Ziel!“, rief er wehmütig aus und blickte dann auf einmal gebannt über den Fluss. In einiger Entfernung sah er bewaffnete Soldaten, die um Silden herum Stellung bezogen.
    „Herr, wer ist das?“
    „Weiß ich doch nicht!“
    Das waren keine Männer des Königs, so viel stand fest. Einige trugen grüne Gewänder über ihren Kettenhemden. Martin hörte, wie die Soldaten sich gegenseitig Befehle zuriefen. Unter einem Baum wurde ein Zelt errichtet. Nur wenige schauten sich das brennende Dorf an und noch weniger hatten dabei eine traurige Miene aufgesetzt. Diese Männer hatten schon oft Existenzen vernichtet, so viel stand für Martin fest. Er dachte einen Augenblick, dann schaute er zu dem Novizen. „Wir müssen von hier verschwinden.“
    „Herr?“
    „Morgen wird es von denen hier nur so wimmeln!“
    „Aber es ist Nacht und Ihr seid erschö –
    „Halt die Klappe!“, fuhr Martin seinen Untergebenen an und stapfte sofort los. Er musste nach Vengard, zum König! Nur er konnte etwas unternehmen. Der Paladin war in der Tat erschöpft, aber die Angst, von den Soldaten entdeckt und gefangen, oder gar getötet zu werden, trieb ihn an.
    „Was ist mit der Frau?“, stotterte Carlos.
    „Bleibt hier“, antwortete Martin grimmig und marschierte ungerührt weiter. Zugegeben: An der Stelle seines Begleiters wäre er jetzt auch irritiert, wenn sein Herr so plötzlich aufbräche, doch jetzt war wirklich nicht die Zeit, in Ratlosigkeit zu versinken. Wenn Myrtana angegriffen wurde, war es Martins Pflicht, den König darüber zu unterrichten, so dachte er.
    Insgeheim hoffte er aber auch, der nun anstehende Fußmarsch würde ihn dieses Grauen vergessen lassen.




    Der erste Tag


    Als die ersten Sonnenstrahlen Askans Gesicht kitzelten, wurde er wach. Sofort spürte er, wie kalt ihm war. Sein erster Gedanke war, er hätte nach dem Holzhacken mal wieder einfach nur im Freien übernachtet, doch dann kehrte die Erinnerung zurück. Zögernd drehte er den Kopf und sah dann Silden – niedergebrannt. Zerstört. Vernichtet. Von der Landkarte getilgt. Aus den Ruinen stieg immer noch Rauch empor. Dort, wo früher Menschen gelebt hatten, war jetzt alles schwarz und leblos.
    Erst dann erblickte Askan auch die Zelte. Einige standen nicht weit von ihm entfernt in der Nähe des Flusses, die meisten waren aber im Westen errichtet worden, wo auch der meiste Betrieb war. Menschen liefen umher oder redeten miteinander, manche saßen an Lagerfeuern und verzehrten ihr Frühstück. Kaum einer trug eine Rüstung, fast alle trugen entweder irgendwelche braunen Hemden und Hosen oder waren oberkörperfrei.
    Dies war eine Armee. Und zwar eine gut organisierte, das erkannte sogar Askan, der von militärischen Dingen so gut wie gar nichts verstand.
    Dann fiel ihm wieder Alea ein. Sie saß etwas abseits und hatte die Arme um die angezogenen Knie geschlungen. Askan fand, sie sah besser aus als gestern, doch immer noch traurig und fahl. Er ging zu ihr hin. „Wie geht es dir?“
    Sie antwortete nicht, sondern schaute weiter in die Ferne.
    Wie soll es ihr auch gehen?, dachte Askan und schalt sich innerlich für seine Frage. Er beschloss, Alea erst einmal in Ruhe zu lassen und betrat die Jagdhütte. Sie hatte keine Tür, was Askan schon immer verwundert hatte. Seine Hoffnung bestand darin, etwas zu Essen zu finden, denn ewig bleiben konnten sie hier nicht. In dem Raum waren drei Truhen, von der eine fest verschlossen war, wie er etwas enttäuscht feststellte. In den anderen beiden fand er jede Menge Messer, ein paar Lederriemen sowie ein paar Flaschen Wacholder - aber keine feste Nahrung. Seufzend schaute er sich weiter um. An den Wänden hingen einige Felle und Tierhäute, am Boden lagen außerdem zwei Strohmatten. Insgesamt machte die Hütte aber einen eher schäbigen Eindruck. Sie steht hier ja auch schon ewig. Zwar war sie im Laufe der Jahre immer wieder ausgebessert worden, um sie vor den Naturgewalten zu schützen, doch es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie in sich zusammenfallen würde.
    Askan wollte gerade wieder gehen, da fiel ihm ein, dass es wohl besser wäre, sich zu bewaffnen. Er öffnete noch einmal die Truhe mit den Messern und nahm sich eins heraus, dessen Klinge er mit Lederriemen umwickelte und es sich dann seitlich in den Hosenbund steckte. Sein Hemd ließ er darüber gleiten, sodass niemand seine neue Waffe zu Gesicht bekommen konnte.
    Er trat wieder ins Freie, wo Alea immer noch am selben Platz saß und zu den großen Wasserfällen im Norden blickte. Er legte seine Hand auf ihre Schulter.
    Sie sah zu ihm auf und fragte schwach: „Was willst du?“ Das klang nicht böse, aber auch nicht freundlich.
    „Alea“, fing er zögernd an, „wir müssen gehen.“
    Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf.
    Askan startete einen neuen Versuch: „Was willst du denn noch hier? Ins Dorf kannst du nicht mehr zurück. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis diese … Soldaten hier hoch kommen.“
    „Und wenn schon.“
    Er setzte sich zu ihr ins Gras. Für einen kurzen Augenblick dachte er daran, wie sie vor ein paar Tagen am Steg gesessen hatten. Dann sagte er zu ihr das, was schon seit Jahrhunderten Menschen zu anderen Menschen sagten, wenn diese den Verlust ihrer Familie beklagen mussten: „Das Leben geht weiter.“
    Sie rückte von ihm ab. Doch endlich redete sie mit ihm: „Askan, hör zu: Es ist wirklich lieb von dir, dass du mich hier aufzuheitern versuchst, aber es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“
    „Aber …“
    „Lass mich einfach hier, ja?“, sagte sie sanft, „Geh du am besten irgendwo anders hin und bau dir ein neues Leben auf. Ich bleibe.“
    Abrupt stand er auf. „Nein!“ Sie zurückzulassen, konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Und auch nicht mit seinen sonstigen Gefühlen, die er für sie empfand. Er hatte einen Einfall: „Würde dein Vater das wollen?“
    Damit hatte er bei ihr einen wunden Punkt getroffen. Sie atmete hörbar ein. Eine einzelne Träne lief ihr übers Gesicht. „Mein Vater ist tot“, antwortete sie dennoch eisern.
    „Mach dir doch nichts vor, Alea! Tu jetzt nicht so, als wäre dir das jetzt plötzlich alles egal!“
    „Was weißt du schon davon?“, schrie sie und stand auf. „Hau endlich ab, Mann! Geh!“
    Askan erschrak. Hoffentlich hatte sie keiner gehört! „Nein“, flüsterte er besänftigend.
    Dann brach sie vollkommen in Tränen aus. Askan nahm sie in die Arme. Sie ließ ihn gewähren und ihren Kopf auf seine Schulter sinken. Wie ein kleines Kind klammerte sie sich an ihn. Als sie mit dem Weinen fertig war, sah sie ihm in die Augen.
    Mit erstickter Stimme sagte er: „Mir geht das doch auch alles ziemlich nahe. Doch wollen wir einfach so aufgeben, Alea?“
    Sie betrachtete ihn mit zusammengepressten Lippen. Ihr Blick verriet, dass ihr Widerstand gebrochen war. Nach einiger Zeit löste sie sich von ihm.
    „Gehen wir?“
    Sie schaute an ihm vorbei nach Silden, dann nahm sie als Antwort kurz seine Hand und nickte.
    Geändert von Winthor I. (06.02.2010 um 22:12 Uhr)

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    Eine Frau für den Feldherrn


    „Ein Pärchen allein im Wald?!“
    Askan und Alea waren an der rückwärtigen Seite des Hügels hinab gestiegen und durch eine seichte Stelle des Flusses gewatet, als sie plötzlich die Stimme vernahmen. Sie klang seltsam fremdartig. Ein Soldat mit einem grünen Brust-Wappen in Form eines Pferdes stand plötzlich vor ihnen. Erschrocken hielten sie an. Nach und nach traten vier weitere Männer hinter den Bäumen hervor.
    Ein Hinterhalt, erkannte Askan sofort und rückte instinktiv näher an Alea heran.
    „Zugegeben, ein schöner Tag für einen Spaziergang - aber mitten im Kriegsgebiet?“, fragte der Soldat, der zweifelsfrei der Anführer der Gruppe war, in einem gespielt freundlichen Ton.
    „Was wollt ihr?“ Askans Stimme klang zitterig, seine Worte kamen ihm nur langsam über die Lippen.
    Der Mann trat auf sie zu. „Mein Name ist Darko, Rottmeister und somit Vorsteher dieser kleinen Einheit.“
    Alea und Askan sagten nichts.
    Er seufzte. „Ich weiß ja nicht, welche Umgangsformen in diesem Land gepflegt werden, aber bei uns in Uhkrat ist es ziemlich unhöflich, wenn man sich nicht vorstellt. Also wie heißt ihr?“
    Askan wollte ihn nicht verärgern, sodass er beschloss, ihm einfach die Wahrheit zu sagen. Er nannte seinen eigenen Namen und den Aleas.
    „So, so. Interessant.“ Darko schaute sich beiläufig in der Gegend um. „Nun, da dieser Teil Myrtanas König Erthor gehört, seid ihr jetzt auch Untertanen des selbigen.“
    Alea schluckte.
    Der Rottmeister fuhr fort: „Aber ich will jetzt nicht mit politischem Geschwafel anfangen. Kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen.“ Er schaute Alea jetzt direkt in die Augen. „Es ist für die Moral einer Armee immer schädlich, wenn ihre Krieger solange von ihren Frauen getrennt sind.“
    „Denkt nicht mal dran“, entgegnete Alea mit leiser, aber selbstsicherer Stimme.
    Die Männer lachten leise.
    Darko setzte einen bedauernden Blick auf. „Wie schade. Ich hatte gehofft, ihr würdet freiwillig mit uns kommen. Wollt ihr es euch nicht noch einmal überlegen? Ihr könntet vielleicht sogar die Gunst von Heerführer Fero gewinnen, wenn ihr ihn … glücklich macht.“ Er nahm eine Haarsträhne von Alea in die Hand und betrachtete sie. „Eine so schöne Maid wie Ihr hat einen mächtigen Mann verdient, meint ihr nicht auch?“
    Daraufhin schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Darkos Arm schoss hervor und packte sie am Hals. „Nicht besonders klug“, sagte er streng.
    Askan sprang hervor und wollte Alea helfen, doch einer der Soldaten war schneller. Er sah noch kurz eine Faust auf sich zusausen, dann spürte Askan, wie ihn etwas an der Schläfe traf. Er hörte noch den entsetzten Schrei Aleas, dann umfing ihn die Dunkelheit.




    Ankunft in Gotha


    Martin und Carlos waren erst nach Süden gewandert, dann zur Mittagszeit scharf nach Westen abgebogen und befanden sich nun in einem großen Wald. Zum Abend hin würden sie die Straße erreichen, die Montera und Gotha miteinander verband. Letztere war die Hochburg des Paladin-Ordens. In ihr wollte Martin die Nacht verbringen.
    Doch vorerst legten sie einen Zwischenstopp ein. Erschöpft setzte sich Carlos auf den Boden und trank etwas Wasser aus einer kleinen Holzflasche. Martin lehnte sich an einen Baum und schloss die Augen. Er wollte nicht schlafen, nur kurz Kräfte sammeln. Er dachte über den Angriff auf Silden nach. Eine Frage, die ihm die ganze Zeit schon im Kopf herumschwirrte, war jene nach der Herkunft der Armee. Aus Nordmar konnte sie nicht gekommen sein, sonst wären Martin und Carlos sicherlich auf Spuren gestoßen. Außerdem hätten die Späher der Clans das Heer schnell entdeckt und davon berichtet.
    Oder sind die Nordmänner selbst unsere Gegner? Martin verwarf diese Idee wieder sofort. Schwachsinn.
    Aber von wo war die Armee dann gekommen? Aus dem Süden? Unmöglich, sonst hätte sie nicht Silden zuerst angegriffen, überlegte der Paladin. Der Osten als Möglichkeit schied ebenso aus. Blieb also nur noch der Westen übrig. Doch nach Martins Kenntnisstand war dort nur die riesige Gebirgskette, die sich durch den ganzen Kontinent zog …
    „Wir sollten weiter, Herr“, sagte Carlos und unterbrach damit Martins Gedankengänge.
    „Ja … Ja, lass uns weiterziehen.“

    Selbst zur Abenddämmerung waren auf der Straße noch viele Leute anzutreffen und einige von ihnen schauten verwundert auf, als Martin und Carlos plötzlich aus dem Wald heraus traten. In einiger Entfernung sah man Montera, die Kornkammer des Reiches.
    Die beiden wandten sich links und schlossen sich dem Menschenstrom an. Nun würde es nicht mehr weit sein.
    Nachdem sie durch eine kleine Engstelle zwischen zwei Bergen - ganz Myrtana war eigentlich eine Gebirgslandschaft - gekommen waren, erblickten sie die gewaltigen Verteidigungsanlagen Gothas. Die Burg schien direkt in die hinter ihr liegende Felswand gehauen zu sein. Vor ihr lag ein kleines Dorf, das hauptsächlich von Bauern, Knechten und Arbeitern bewohnt war. Innerhalb des ersten Festungsringes lag ein zweiter, was möglichen Angreifern die Einnahme Gothas zusätzlich erschwerte. Auf den Mauern patrouillierten Wachen und beäugten misstrauisch jeden neuen Besucher. Der Grund für diese Vorsicht war, dass es in der Vergangenheit Anschläge auf Leif, den Großmeister der Paladine, gegeben hatte.
    „Ziemlich geschäftig hier“, staunte Carlos.
    Martin verdrehte die Augen. „Ist auch eine Ordensburg.“
    Der Novize schien nicht richtig zu verstehen, sagte aber weiter nichts. Sie durchquerten das Dorf und wichen dabei Schweinen, Hühnern, Ochsenwagen und grimmig dreinschauenden Menschen aus. Der Boden war schlammig und man hatte Bretter verlegt, damit man in dem Morast nicht einsank. Ein einzelner Bettler saß am Straßenrand und wippte mit dem Oberkörper, als müsste er die ganze Zeit seine Haltung korrigieren, damit er nicht das Gleichgewicht verlor.
    Carlos wollte ihm eine Münze geben, doch Martin zog ihn schnell weiter. „Das kannst du auch später machen.“
    Als sie endlich das erste Tor erreichten, waren sie bis zu den Knien mit Schlamm bedeckt. Martin machte dies nichts aus, denn er trug eiserne Stiefel, aber Carlos hatte nur dünne Fellschuhe, die er genau wie seine Robe später mühsam von Dreck befreien müsste.
    Die Wachen ließen sie passieren. Innerhalb des ersten Ringes war gerade Markttag, doch trotzdem war es hier etwas ruhiger als im Dorf.
    Am zweiten Tor versperrte ein gelangweilter Wachmann ihnen den Weg. „Name und Absicht?“, fragte er etwas geistesabwesend.
    „Ich bin Martin und das ist mein Begleiter Carlos. Wir brauchen einen Schlafplatz und wollen außerdem zu – “
    Der Wachmann unterbrach sie mit einer unbestimmten Handbewegung. „Ja, ja, geht schon.“
    Nachdem sie unter dem Torbogen hindurchgegangen waren, atmeten sie erleichtert auf. Hier war es ruhig. Nur vom Markt kamen die gedämpft klingende Schreie der Händler.
    „Komm“, sagte Martin und überquerte den Innenhof. Vor einem relativ neuen Gebäude blieb er stehen. „Du wartest hier“, wies er Carlos an und ging hinein.
    In einem kleinen Vorraum trat er einige Male heftig auf den Boden, damit wenigstens der grobe Dreck von seinen Beinschienen und Stiefeln abfiel. Vor ihm mussten dies schon viele ebenso getan haben, das verriet der Zustand der Pflastersteine.
    Als Martin fertig war, betrat er einen großen Saal, der keine Fenster hatte, denn er reichte tief in den Berg hinein. Stattdessen hingen an den Wänden Teppiche und Gemälde. Stroh war auf dem Holzboden ausgelegt. Im hinteren Teil des Saals war eine große Tafel, an dessen Ende ein prächtig verzierter Stuhl stand. Dies war Leifs Platz.
    Gerade, als Martin an den Großmeister dachte, trat dieser aus einer Seitentür in den Raum hinein. Außer einer Hose, die seines Ranges eigentlich nicht würdig war, trug er nichts. Er hatte einen muskulösen Körperbau. Eine lange Narbe zog sich über seinen Bauch. Als er Martin bemerkt hatte, näherte er sich ihm mit schnellen Schritten.
    „Mein alter Freund!“, rief er fröhlich aus.
    Martin senkte kurz den Kopf und sprach dann: „Ich freue mich auch, Euch zu sehen.“
    „Erzähl, wie ist es dir ergangen in Nordmar?“ Leif musterte ihn aus den tiefblauen Augen eines Anführers. Sie waren nur ein Grund, warum viele den Großmeister als charismatisch bezeichneten.
    „Gut, Herr. Ich habe viel gelernt und die hohe Schwertweihe abgeschlossen.“
    „Die hohe Schwertweihe!“, murmelte Leif anerkennend.
    „Ja.“
    „Damit hast du wirklich alle wichtigen Prüfungen bestanden. Und das in so jungen Jahren! Bemerkenswert! Meinen Glückwunsch.“
    „Ich danke Euch.“ Er zögerte. „Herr, der eigentliche Grund, warum ich hier bin … Nun, ich falle nur ungern mit der Tür ins Haus.“
    „Nun erzählt schon“, sagte Leif.
    Martin schluckte. „Großmeister, Silden ist angegriffen worden!“
    Geändert von Winthor I. (07.02.2010 um 16:45 Uhr)

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    Ein schmerzerfülltes Stöhnen entfuhr Askan, als er sich mühevoll aufsetzte. Sein Kopf pochte und fühlte sich so an, als würde er gleich wie ein Vulkan explodieren. Wenigstens hatte sich mit der Abenddämmerung die Luft abgekühlt. Doch die Erleichterung darüber währte nur kurz, denn dann fiel Askan wieder ein, warum er überhaupt solche Schmerzen hatte: Alea … Nein! Das Verlustgefühl drohte ihn augenblicklich zu überwältigen. Er vergrub den Kopf in seinen Händen und rieb sich angestrengt die Schläfen. Ein Wirbelsturm aus unzähligen Fragen und nur wenigen Antworten tobte in seinem Gehirn. Warum haben sie sie mitgenommen und mich nicht?, fragte Askan sich verzweifelt. Erneut musste er gegen die Tränen ankämpfen.
    Er zwang sich zu sachlichem Nachdenken: Vermutlich hatten sie einfach kein Interesse an mir. Ich bin schließlich keine Bedrohung für sie. Doch was ist mit Alea? Wo wollte dieser Darko sie hinbringen? Askan stand auf und ging grübelnd im Kreis herum. Ein sanfter Windhauch brachte ihm schließlich den entscheidenden Einfall: Fero! Der Heerführer! Doch wieder hielt die Freude nicht lange an, denn nun kam ein neuer Gedanke hinzu: Wie sollte er nur an ihn und somit an Alea herankommen? Und was wäre, wenn sie gar nicht dort sein würde? Oder wenn Fero sie einfach seinen Soldaten überließe? Was würden sie ihr antun? Und wo würde sie dann sein?
    Am liebsten hätte Askan seinen Frust einfach lautstark herausgeschrieen.
    Doch für so etwas war jetzt keine Zeit – Schließlich musste er Alea finden! Er würde es nicht verkraften, wenn er sie verlieren würde. Nicht nach alledem, was geschehen war.
    Von einer inneren Stimme getrieben, stapfte er sofort los. Den Schmerz in seinem Kopf ignorierte er. Und wie erwartet, half der Fußmarsch, seine Gedanken in Ordnung zu bringen.
    Er überquerte den Fluss an der gleichen Stelle wie am Morgen und schlich sich in geduckter Haltung um den Hügel, auf dem die Jägerhütte stand, herum. Hier und da blieb er kurz stehen, um sich zu vergewissern, dass man ihn nicht entdeckt hatte. Wann immer es möglich war, nahm er dabei hinter einem Busch Deckung.
    Trotz Askans vorsichtigen und damit langsamen Vorgehens erreichte er schon bald den Wasserlauf, der die Ebene von Westen her eingrenzte. Auf der anderen Seite lag das Hauptlager der Streitmacht. Im Schein der Fackeln und der untergehenden Sonne konnte er die Silhouetten der wenigen Soldaten ausmachen, die zwischen den Zelten patrouillierten. Dass die meisten offensichtlich schon schliefen, beunruhigte Askan. Wahrscheinlich wollen sie morgen weiterziehen.
    Er beschloss, sich dem Lager weiter zu nähern. Es lag jetzt ungefähr südlich von ihm. Auf der ihm zugewandten Seite waren nicht viele Wachen aufgestellt, was ihm das Vorankommen erleichterte. Als er eine Anhöhe gefunden hatte, legte er sich flach auf den Boden und beobachtete die Zeltstadt. Irgendwo dort war Alea. Doch alles sah gleich aus und nichts deutete auf ihren genauen Aufenthaltsort hin.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als erst einmal abzuwarten und darauf zu hoffen, dass irgendetwas Wichtiges geschehen würde.




    Versammlung


    Martin überquerte zielstrebig den Hof und hielt sich dabei die Hand vor die Augen, um nicht von der Morgensonne geblendet zu werden, und betrat den Paladinsaal, in dem bereits andere Ritter hohen Ranges sich versammelt hatten. Die meisten waren in Gespräche vertieft und achteten nicht auf den Neuankömmling. Aus einer Ecke kam Carlos auf Martin zu und begrüßte ihn kurz.
    Der Novize wollte gerade etwas sagen, da verschaffte sich eine tiefe und autoritätsgewohnte Stimme Aufmerksamkeit: „Wie ich sehe, sind alle beisammen.“ Leif ließ seinen Blick durch die Runde schweifen und deutete dann auf die große Tafel. Sofort nahmen alle eilig Platz, auch Martin. Carlos setzte sich etwas zögerlich auf einen Stuhl, der einsam an der Wand stand.
    Im Stehen blätterte Leif einige Papiere durch, dann sah er wieder auf. „Nun Brüder, wir haben uns heute hier versammelt um eine äußerst wichtige Angelegenheit zu besprechen.
    Wie Martin mir berichtete und einige von euch sicher schon gehört haben, wurde Silden vor einigen Tagen angegriffen und niedergebrannt.“ Seine Worte wurden mit einem nervösen Grummeln erwidert. „Daher lautet die Frage, welche Konsequenzen wir daraus ziehen müssen. Aber lasset uns zuerst der Opfer in einem Moment des Schweigens gedenken.“
    Wie auf ein Zeichen erhoben sich alle und senkten die Köpfe für einige Augenblicke, bis Leif erneut sprach: „Martin, erzähl uns, was du gesehen hast!“
    Alle Augen richteten sich gespannt auf ihn. „Nun, mein Begleiter Carlos und ich“, fing er an, „hatten gerade den Nordmar-Pass überquert, als wir einen eigenartigen Geruch vernahmen. Wir dachten erst, es handle sich um ein Lagerfeuer, aber wie es sich herausstellte, schien es irgendetwas Größeres zu sein.“ Einige Paladine rutschten unruhig auf ihren Plätzen hin und her. „Wir wollten natürlich herausfinden, was es ist und suchten nach der Quelle dieses Geruchs. Plötzlich aber stand ein brennender Mann vor uns und stieß grausame Schreie aus - Es war eklig. Schließlich brach er tot zusammen. Was direkt danach geschah, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass wir plötzlich von einem Hügel aus auf Silden herunterblickten. Und es brannte lichterloh.“ Martins Stimme überschlug sich und sein Herzschlag wurde schneller. „Carlos und ich versuchten, zu helfen, aber wir konnten niemanden retten.“
    „Was geschah dann?“, fragte Leif trocken.
    „Wir sahen Soldaten in Grün.“
    Edwyn, der Waffenmeister unterbrach ihn scharf: „Wappen?“
    Martin überlegte angestrengt. „Sie … sie trugen …“ Er stockte. „Ich bin mir nicht sicher, da ich nur wenig erkennen konnte. Ein Soldat war aber nicht weit von uns entfernt. Wenn ich mich recht erinnere, trug er auf seiner Brust ein mir unbekanntes Tier. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht so genau.“
    Einen Moment lang sagte keiner etwas. Dann wendete sich Leif an Carlos: „Kannst du seine Worte bestätigen?“
    Der Novize zuckte unter seinem Blick zusammen und seine Antwort kam ihm nur langsam über die Lippen: „Ja, er sagt die Wahrheit.“
    „Wir sollten unsere Streitkräfte zusammenziehen und die Eindringlinge vertreiben!“, meinte Tobias, ein weiterer Ritter, plötzlich.
    „Unsinn!“, erwiderte ein Anderer.
    „Was ist daran denn Unsinn?“, mischte sich Edwyn ein.
    Es dauerte nicht lange, bis sich ein lautstarker Streit zwischen den Paladinen entwickelte. Alle schrieen sich gegenseitig an und versuchten, eindringlich auf Leif einzureden, der genauso wie Martin und Carlos nur ruhig auf seinem Platz saß und nichts sagte. Irgendwann erhob er sich und verschaffte sich mit einer einzigen Handbewegung wieder Ruhe. „Klar ist“, sprach er, „dass wir die ganze Sache nicht unterschätzen sollten. Allerdings dürfen wir auch nichts überstürzen. Ich schlage daher vor, dass wir erst einmal die umliegenden Städte, Dörfer und Höfe warnen und zusätzlich weitere Spähtrupps in das Gebiet um Silden herum entsenden.“
    Tobias fiel ihm aufgeregt ins Wort: „Aber Herr, wir haben es hier offensichtlich nicht mit Banditen zu tun, schließlich trugen sie Wappen und bestimmt auch Standarten, oder Martin?“
    Der Angesprochene nickte.
    „Seht ihr? Das sind ohne Zweifel Zeichen dafür, dass wir es hier mit einer Armee und nicht mit einer Räuberbande zu tun haben!“
    „Es wäre nicht das erste Mal, dass Gesetzeslose versuchen, sich selbst größer erscheinen zu lassen, indem sie sich mit Fahnen schmücken“, antwortete Leif.
    „Aber …“
    „Genug jetzt!“ Der Ordensführer richtete seine Worte jetzt an alle: „Ich kann es mir nicht erlauben, sofort alle Truppen zu mobilisieren, schon gar nicht, wenn dies hier eigentlich eine Angelegenheit ist, um die sich der König zu kümmern hat. Wir werden so verfahren, wie ich es vorgeschlagen habe. Je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln, werde ich auch entsprechend reagieren.
    Dies ist mein letztes Wort. Ich hoffe, ihr habt mich alle verstanden. Die Versammlung ist beendet.“ Leif stand auf und zeigte kurz auf den Ausgang, worauf die Ritter aufstanden und langsam den Saal verließen. „Ach Martin?“
    „Ja, mein Herr?“
    „Schicke bitte Feuermagier Valerian zu mir.“
    Martin verbeugte sich kurz und ging dann zusammen mit Carlos nach draußen.

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