[Simon92]

Dies ist eine kleine Folgegeschichte von mir.
Sozusagen eine Fortführung der Geschichte "Der vergiftete Brunnen".
Über Kritik im Kommentarthread würde ich mich sehr freuen.
Viel Spaß beim Lesen.

[Simon92]

Rückkehr nach Torgaan

Tief mitten in der myrtanischen See segelte ein wunderschönes Schiff. Es war ein Handelsschiff das Richtung Süden segelte. Auf dem Schiff mussten sehr reiche Händler sein, denn überall sah man das dieses Schiff aus den besten Materialien gefertigt war. Am Heck war eine kunstvoll geschnitzte Galionsfigur angebracht, die eine Nixe darstelle. Es war ein lauwarmer Sommertag und die See lag ruhig da ohne größere Wellen zu schlagen. Über dem Schiff kreisten einige Möwen die hofften auf dem Schiff einen kleinen Snack zu erbeuten. Es herrschte wildes Treiben auf dem Handelsschiff. Überall rannten Männer in Matrosenanzügen hin und her und sorgten dafür, dass das Schiff in die richtige Richtung segelte. Am Heck des Schiffes stand der Kapitän am Steuerrad und gab den Matrosen lautstark Befehle. Der Kapitän mochte Anfang sechzig sein und hatte ein wind- und wettergegerbtes Gesicht. Er trug eine braune Kapitänsuniform wie sie in Naram aus feinstem Hirschleder hergestellt werden. Eine lange Narbe auf der rechten Wange verlieh dem Mann eine hartgesottene Ausstrahlung. Ein dicker Händler in einem merkwürig verziertem Gewand trat auf den Kapitän zu und fragte ungeduldig:
"Wann kommen wir endlich in Torgaan an? Ich habe in zwei Wochen einen wichtigen Termin."
Der Kapitän seufzte, verdrehte genervt die Augen und sagte:
"Es dauert noch ungefähr eine Woche. Ihr werdet schon rechtzeitig ankommen keine Sorge."
Der dicke Händler nickte zufrieden, drehte sich um und griff sich ein riesiges Bild welches an einem Mast lehnte.
"Ich bringe mein wertvolles Bild besser unter Deck, bevor es noch anfängt zu regnen."
Er hatte große Mühe damit das Bild zu tragen, denn es war wirklich riesig und alle Matrosen die aus Neugier einen Blick darauf warfen, erkannten einen Mann in einer strahlenden Rüstung der dem Bild nach zu urteilen vor Vengard stand. Aus der Koje trat ein schwarzer Mann der viele Verbände trug und sichtlich erschöpft war. Er übersah den Händler mit dem riesigen Bild in den Händen und rempelte ihn so an, dass er hinfiel. Wütend raffte er sich mit Mühe auf und sagte zornig zu dem Farbigen:
"Nur weil sie so viele Verbände tragen heißt das nicht das sie sich alles erlauben können."
Er hob das Bild auf fuhr fort:
"Dies ist ein sehr kostbares Bild was jemand von ihrem Schlag sich niemals leisten könnte, denn es ist ein Portrait von Rhobar I zu seiner..."
Weiter hörte der Farbige nicht zu und ging genervt zur Reling der Steuerbordseite um die frische Seeluft einzuatmen. Er stämmte seine Arme auf die Reling und begann verträumt in die Ferne zu blicken. Irgendetwas schien ihn sehr zu freuen und kurz darauf trat der Kapitän zu ihm und sagte mit seiner rauen kräftigen Stimme:
"Na mein Jung? Fangen die Wunden an zu heilen?"
"Ja mir geht es soweit gut und die Schmerzen sind sicher auch bald weg."
"Wer seid ihr eigentlich und wer hat euch so zugerichtet?", fragte der Kapitän.
"Mein Name ist Jake und ich bin mit einem Freund in der Nähe von Naram in die Fänge einer Diebesbande geraten und diese Begegnung habe ich Dank meines Freundes nur knapp überlebt."
Der Kapitän stellte sich nun direkt neben Jake und stämmte seine Arme auf die genau die selbe Weise auf die hölzerne Reling und sagte:
"Tja...das Leben wird immer gefährlicher. Ich habe auch schon einige Kämpfe mit räuberischen Piraten ausfechten müssen, daher habe ich auch diese Narbe."
Er zeigte grinsend auf seine Narbe und fuhr fort:
"Als wir dich in Naram aufgesammelt haben dachte ich, dass ein Schattenläufer über euch hergefallen ist. Was wollt ihr eigentlich auf Torgaan?"
"Ich habe dort Familie die ich unbedingt wiedersehen muss."
"Und was ist mit eurem Freund? Ist er in Naram geblieben?", fragte der Kapitän.
"Er wollte dort bleiben um sich endlich sich das aufzubauen wovon er immer geträumt hatte und daran wollte ich ihn nicht hindern, obwohl ich ihn gerne mit auf die südlichen Inseln mitgenommen hätte."
Ein Maat kam angerannt und sagte aufgeregt:
"Kapitän wir brauchen euch an der Landkarte! Kommen sie bitte sofort mit!"
Der Kapitän klopfte gutmütig auf Jakes Schulter um sich von ihm zu verabschieden und lief dem Maat hinterher. Jake blickte weiter sehnsüchtig aufs Meer hinaus. Seine Wunden heilten sehr gut und nach einer Woche auf dem Schiff konnte er schon die meisten Verbände abnehmen. Eines Morgens stand Jake auf und verließ die Koje und trat aufs Deck. Er lief zum Bug und schaute aufs Meer hinaus. Hinter sich hörte er eine laute Stimme schreien:
"Land! Land! Land!"
Jake drehte sich um und sah auf dem höchsten Mast den ersten Maat mit einem Fernrohr stehen.
Jake schaute mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung in die der Maat mit dem Fernrohr schaute. In der Ferne konnte er die Spitzen der ihm vertrauten Berge von Torgaan erkennen. Eine Freudenträne lief über Jakes Wange und fiel ins myrtanische Meer.



[Bild: friedrich-david-caspar--segelschiff-788045.jpg]