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[Poem/Serial] Ein Augenblick Ruhe zum Nachdenken

  1. #81 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Die Gesellschaft

    Um mich herum herrscht reges Treiben,
    Das Plappern von Stimmen, im Gassengewirr, auf den Straßen.
    Die Geräusche verhallen nicht, sie bleiben;
    Sie gehören zur Stadt wie die Leben, die sich vergaßen.
    Wie die Lebenden, die nur noch arbeiten,
    Und die Toten, die nur noch schlafen,
    Und die Neuen, die sich vorbereiten,
    Und die vielen, die sich nie trafen.

    Ich sitze mitten unter ihnen und schaue sie belustigt an.
    Sie starren zurück, manchmal entzückt, mit einem Lächeln vorübergehend,
    Andere sagen mir mit Blicken: Warte nur, du bist auch noch dran.
    Ich lächele besonders diese Leute an.

    Ich füge mich der Gesellschaft, soweit es mir gefällt;
    Soweit ich es für nötig halte, damit ich mir nicht die Haare spalte.
    Doch ich achte darauf, dass ich das behalte,
    Was mich ausmacht. Zusammenhält.

    Wir alle sind Besonders;
    Doch je länger wir leben,
    Desto weniger sieht man es uns an.
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  2. #82 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Ein neuer Alltag

    Das Straßengebrumm, Dröhnen des Verkehrs,
    Hält die Stadt am Leben. Doch viel schöner wärs,
    Man könnte für eine Sekunde allein
    Und frei sein von all dem Dröhnen, dem Schein.
    Dem Schein der regen Geschäftigkeit,
    Der alles und jeden hier vor sich her treibt.

    Es ändert sich wenig in dieser Stadt,
    Doch nichts, das man ohnehin schon satt hat.
    Tagein, tagaus ists der gleiche Trott,
    Mit greller Werbung, die mir sagt, was ist „hot“;
    Mit stets selber Arbeit und stets selber Hast,
    Mit stets selben Augen und stets ohne Rast.

    Das Einzige, das sich zu ändern scheint,
    Ist das Wetter, denn eine Wolke beweint
    Die unter ihr eilenden Wichte
    Mit ihrer stets gleichen Geschichte.
    Mr Sulak ist offline

  3. #83 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Wenn man Rat sucht

    Es ist schon spät. Der Junge bewegt sich nicht.
    Starr steht er da, die Hände in den Taschen.
    In der sinkenden Sonne letztes Licht
    Sieht man den Inhalt seines Rucksacks nicht,
    Der schwer ist von den vielen, vollen Flaschen.

    "Weißt du, Papa", fängt er zögerlich an.
    "Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt tun soll."
    Man merkt, er schämt sich und ist schon daran,
    Eine Ausrede für das Wie und Wann
    Zu finden, zu verschwinden Zoll für Zoll.

    Sie schweigen beide. Und Minuten vergehen,
    In denen sie kein einziges Wort sagen.
    Und dennoch scheinen sie sich zu verstehen:
    Der Junge lächelt, seine Sorgen verwehen
    Im Wind der nur an Väter gerichteten Fragen.

    "Danke, Papa." Er fühlt wahre Dankbarkeit.
    Dann wendet er sich zum Gehen. Es ist schon spät.
    Die Flaschen für Mama wird er zurückgeben, befreit
    Von allen Zweifeln, und zu fast allem bereit.

    Ein letzter Sonnenstrahl einsam aufs Grabe fällt.
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  4. #84 Zitieren
    Veteran Avatar von Rygaroth
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    Ich äußere mich mal zu einem der letzten Posts hier:

    Zitat Zitat von Al Fifino Beitrag anzeigen
    Die Gesellschaft

    Um mich herum herrscht reges Treiben,
    Das Plappern von Stimmen, im Gassengewirr, auf den Straßen.
    Die Geräusche verhallen nicht, sie bleiben;
    Sie gehören zur Stadt wie die Leben, die sich vergaßen.
    Wie die Lebenden, die nur noch arbeiten,
    Und die Toten, die nur noch schlafen,
    Und die Neuen, die sich vorbereiten,
    Und die vielen, die sich nie trafen.

    Ich sitze mitten unter ihnen und schaue sie belustigt an.
    Sie starren zurück, manchmal entzückt, mit einem Lächeln vorübergehend,
    Andere sagen mir mit Blicken: Warte nur, du bist auch noch dran.
    Ich lächele besonders diese Leute an.

    Ich füge mich der Gesellschaft, soweit es mir gefällt;
    Soweit ich es für nötig halte, damit ich mir nicht die Haare spalte.
    Doch ich achte darauf, dass ich das behalte,
    Was mich ausmacht. Zusammenhält.

    Wir alle sind Besonders;
    Doch je länger wir leben,
    Desto weniger sieht man es uns an.
    Gefällt mir sehr gut.
    Besonders herausgestochen haben für mich die dick markierten Zeilen.
    "Sie gehören zur Stadt wie die Leben, die sich vergaßen" - Man ist als Mensch an ein Zentrum gebunden, ein Zentrum für Arbeit, Kommunikation etc., eben eine Stadt. Das macht diese Zeile schön deutlich.
    Auch, dass man über diesen prüden Alltag das wirkliche Erleben von Dingen, also eigentlich sich selbst, vergisst.
    Eine wirklich aussagekräftige Zeile. Ich liebe sowas.

    "Wir alle sind besonders, doch je länger wir leben, desto weniger sieht man es uns an." - Hat eindeutig den Charakter einer Lebensweisheit. Gefällt mir ausgesprochen gut.
    Rygaroth ist offline

  5. #85 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Vielen Dank für das Lob. Ja, manchmal kann ich richtig philosophisch werden... nur selten kommt etwas Vernünftiges dabei heraus, aber dieses Mal scheint es ja geklappt zu haben.
    _____

    Rage

    Klein nur anzufangen;
    Kleine Wörter, kleine Stiche.
    Dann, mit heißen Zangen
    Narben brennen, bitterliche.
    Sie zu Fäusten ballen;
    Hände schließen, öffnen, schließen,
    Und in Zorn verfallen;
    Wut mit noch mehr Wut begießen.
    Schnaufend, außer Atem, heiß,
    Herz pocht schnell, ein hoher Preis,
    Zungen scharf wie Messer, rasend,
    Unvernünftig - jeder weiß.
    Frust zu schreiben von der Seele,
    Von der Wut noch zu erfassen,
    WAS zu schreien, und die Kehle
    WER zu formulieren, hassen,
    WARUM hassen, WEN zu hassen
    AUßER MICH, VERDAMMT, MICH SELBST!
    Mr Sulak ist offline

  6. #86 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Warum kann ich nicht schreiben?

    Es ist ein Fluch. Ein elender Fluch.
    Nur Alkohol bringt mich zu diesem Wissen.
    Nikotin auch noch. Ich rieche die Hand,
    Die eben noch die Zigarette hielt.
    Ich frage mich stets: Wann kommt der Besuch?
    Wann kommt die Nymphe, die mir beflissen
    Und sanft, gar zart legt an den Verband,
    Der mir in die Hände, die Finger spielt?

    Warum kann ich denken, Ideen sammeln,
    Für Geschichten, wunderbar und spannend,
    Und dann diese Ideen allesamt vergessen?
    Für eine Nacht nur hab' ich sie besessen.

    Und doch geht mir dieses Gedicht von den Lippen,
    Ein Weg, den ich letztens nur selten beschritten,
    Fast eher schon vehement gemieden habe.
    Ein winziger Erfolg, an dem ich mich labe.

    Und nur ein paar Worte sind oftmals mehr wert,
    Als Reichtum und Taler mir jemals gewährt.
    Mr Sulak ist offline

  7. #87 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
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    Um der alten Geister Willen

    Wilde Pferde auf offener Weide.
    Gazellen, die durch Savannen springen.
    Sirrende Hitze und flimmernde Erde,
    Adler, im Sturzflug den Tode bringend.
    Bisons, die über die Steppe ziehen,
    Eleganz, Kraft und Mut verliehen,
    Lange Gespräche über das Gelehrte,
    Und - im Traume - ich alles begleite.

    Bald wache ich dann auf.
    Ich nehme stumm, mit Sorgen, hin,
    Dass solche Reisen, obwohl ich sie träume,
    Mir niemals kämen in den Sinn.

    Die Dinge nehmen ihren Lauf;
    Ich nehme mir vor, es doch zu tun.
    Und dann hört das Träumen auf;
    Und meine Kindheitsträume sterben.

    Bis sie - vielleicht - in Erfüllung gehn.
    Mr Sulak ist offline Geändert von Mr Sulak (23.07.2012 um 22:48 Uhr)

  8. #88 Zitieren
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    Vom Vergessen

    Ich nehme die volle Flasche zur Hand,
    Ich fülle mein Glas bis an den Rand.
    Ich trinke, denn ich will vergessen,
    Was ich noch nie besessen.

    Ich starre dumpf nur vor mich her,
    Die Flasche, wie das Glas, ist leer.
    Ich trinke, denn ich will vergessen,
    Was ich noch nie besessen.

    Ich rede mir ein, dass es vielen so geht,
    Und dass morgen schon ein andrer Wind weht.
    Ich trinke, denn ich will vergessen,
    Was ich noch nie besessen.

    Und ich weiß, dass morgen der gleiche Wind weht,
    Und dass es wohl immer so weiter geht.
    Und ich weine - ich habe vergessen,
    Was ich noch nie besessen.
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  9. #89 Zitieren
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    In einer fremden Stadt

    Ich wollte hoch hinaus.
    Weit reisen in die ferne Welt,
    Die ich im Geiste malte;
    Hinfort von Drang, von Reden, von Geld.
    Hinab in fremde Gefilde,
    Vom Bekannten zurück ins Wilde;
    Ein bisschen Zeit geliehen,
    Und meinem Leben entfliehen.

    Jetzt sitze ich hier, und frage mich,
    Warum ich diesen Weg gegangen;
    Warum ich mich hinausgewagt
    Und in meinen Lügen habe verfangen.

    Allein eine fremde Stadt genügte;
    Ich blieb sehr schnell stehen, log und rügte;
    Ich blieb in meinem verschlossenen Zimmer,
    Durchs Fenster die Welt - und sah sie doch nimmer.

    War es ein Reiz? War es eine Lust, eine Freude nur?
    Ich mochte den Weg, Wald, Wiese, Flur;
    Ich mochte die Straßen, so fremd.
    Ich mochte die Häuser, die Leute, das Hemd,
    Das ich kaufte und jetzt in der Ecke liegt.
    Direkt neben meinem Ticket.

    Es ist traurig. Meine Vernunft hat gesiegt.
    Mr Sulak ist offline

  10. #90 Zitieren
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    Magie

    Der Vögel Flug, so oft gesehen,
    Verwundert und entzückt.
    Und jetzt brause ich - es ist geschehen -
    Im Himmel dahin und zurück.
    Motoren röhren, Turbinen blasen,
    Und ich den Vögeln hinterher.

    Geparden rasen in höllischem Lauf,
    So schnell wie nur der Wind.
    Und jetzt liege ich mit ihnen gleichauf,
    Und rase genauso geschwind.
    Motoren heulen, die Räder quietschen,
    Und ich mit dem Tiere durchs Land.

    Die Nacht, so finster wie schwarze Magie.
    Nichts, was sie durchdringen mag;
    Ich drücke den Knopf, und als gäb es sie nie,
    Verschwindet sie und wird zum Tag.
    Wenn Licht entzündet auf Fingerzeig,
    Bin ich ein Gott.
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  11. #91 Zitieren
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    Geltungsdrang

    Gedanken rasen, Augen zucken.
    Was nur, was soll ich jetzt schreiben?
    Aufgeregtes Wortrumrucken,
    Wie soll ich nun doch verbleiben?
    Themen bräucht' ich, find' ich nicht;
    Alkohol, ein schwer' Gericht,
    Bringt mir eine Idee nicht.
    Einen Fraß,
    Aus dem ich las;
    Der hat so oft gewirkt, und nun?
    Nun steh ich da, ich armer Tor,
    Und kopiere wie stets zuvor.
    Dabei wollte ich doch nur sehn,
    Wie meine Zahlen aufwärts gehn,
    Wie mehr und mehr den Unfug lesen,
    Der aus meinem Kopf genesen,
    Der aus mir entspringt und sagt:
    "Einen gibt's, der dich noch mag."
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  12. #92 Zitieren
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    Ein sonniger Tag in der Stadt

    Die Sonne scheint mir aufs Gesicht,
    Ich spüre sie. Ihr warmes Licht,
    Das meine Haut benetzt.
    Das laute Brummen vom Verkehr
    Stört mich nicht, kommt von überall her.
    Ich habe mich gesetzt.

    Ich spitze die Ohren, während ich döse.
    Ein Vogel gibt sich lauthals eine Blöße,
    Ein zweiter stimmt mit ein, sie streiten,
    Während sie durch die Lüfte reiten.
    Sie dringen durch den Klang des Verkehrs,
    Wo Autos gemächlich voranschreiten,
    Vereinzelt Flüche, die mich dazu bringen,
    Zu lächeln, mich fast schon dazu zwingen.

    "Der Bus kommt!"
    Ich öffne die Augen,
    Ich schaue den jungen Mann an.
    Ich lächle, winke zurück.
    Der Bus hält an, der Mann steigt ein.
    Ich bleibe hier, ich schließe die Augen.
    Ich brauche nicht mehr für mein Glück.
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  13. #93 Zitieren
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    Kind der Dunkelheit

    Das Licht niemals je versteckt,
    Sondern stets nur aufgeweckt,
    Was Dunkelheit sanft bedeckt.

    Wunden, Schmerzen, klar zu sehen.
    Licht macht nichts je Ungeschehen,
    Dunkelheit versteckt die Wehen.

    Was im Lichte ausgebrütet,
    Nur in Dunkelheit behütet.
    Was im Lichte gilt als schwächer,
    Wird im Dunkeln bald zum Rächer.
    Untaten, im Licht verübt,
    Unter Lichtes heilgen Schein,
    Von der Dunkelheit gerügt -
    Sie wird unsre Rache sein.
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  14. #94 Zitieren
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    Was ist eigentlich los?

    Die schwüle Hitze drückt aufs Gemüt.
    Gedanken getrübt.
    Ich werde belügt.
    Ich werde belügt, oder glaub' es zumindest.
    Doch was ich nicht weiß,
    Macht mich nicht heiß.
    Ich lebe einfach nur vor mich hin.
    Mache Gewinn.
    Ohne Sinn.
    Ich höre mir Talkshows an, höre Gerede.
    Und nichts bleibt hängen,
    Will sich aufdrängen.
    Ich wache, doch schlafe mit offenen Augen.
    Kann nichts mehr glauben.
    Will nichts behaupten.
    Doch wenn ich mal einen wachen Moment habe,
    Sehe ich Schatten.
    Seh' flinke Ratten.
    Sehe ich Lügen, seh' ich ein Gespinst.
    Und frage mich: Was ist hier eigentlich los?

    Bis mich der alte Trott einfängt.
    Aufmerksamkeit senkt.
    Und mich erhängt.
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  15. #95 Zitieren
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    Selbstfindung

    Ich sehe mich an, im Spiegel.
    Ich sehe braune Augen, einen Bart;
    Ich sehe leicht gelbe Zähne, ein Lächeln.
    Ich sehe etwas, das verharrt.

    Ich sehe etwas, das mir nicht gefällt /
    Ich sehe etwas, das mich irgendwie zusammenhält /
    Und das mich gleichzeitig wieder auseinander zieht /
    Und das mich weiter, immer weiter, weiter, weiter schiebt /
    Das mich fortbringen will, weg von diesem Spiegel, nur weg /
    Hauptsache fort von diesem ganzen miesen, fiesen Dreck /
    Der in mir herumlungert und der immer wieder hoch bricht /
    Der sich immer weiter hoch kämpft durch jede einzelne Schicht /
    Die ich mal aufgebaut habe zu meinem eigenen Schutz /
    Humor, Witze, Scheiße, Labern, alles nur aus reinem Trotz /
    Alles nur, damit ich immer weiter, immer weiter renne /
    Und nicht in Tränen ausbreche und hemmungslos flenne /
    Und mich frage, was zum Teufel ich eigentlich noch treibe /
    Mit dem Leben - meine Welt ist eine beschissene Scheibe /
    Von der ich runterstürzen will, und deshalb lauf ich weiter /
    Und ich muss erkennen, alle um mich herum sind ziemlich heiter /
    Und ich bleibe stehen - sehen sie denn nicht, dass ich so leide? /
    Ach, vergessen, ich bin fröhlich, ich zeige nur eine Seite /
    Nämlich meine beste, die gleichzeitig meine Schlimmste ist /
    Immer lachen, guter Köter, der den ganzen Frust rein frisst /
    Und der sich nicht mal traut, einfach mit 'nem Mädchen anzubandeln /
    Der sich nicht traut, sich von fröhlich auch mal nach traurig zu wandeln /
    Der Angst davor hat, auch mal wieder ein bisschen Schwäche zu zeigen /
    Weil er immer schwach war und weiß, manche wollen sich dran weiden /
    Der es meistens leicht hatte mit seinem viel zu guten Leben /
    Und der noch immer nicht weiß: Wonach soll ich eigentlich streben? /
    Der gerne mal kuscheln würde, aber es einfach nicht kann /
    Ohne Freundin, ohne ersten Kuss, er war noch nicht mal nah dran /
    Der ständig nur hofft, dass es morgen hoffentlich besser wird /
    Und der nichts dafür tut, dass am nächsten Tag mal was passiert /

    Und der hofft, dass dieser Text ihm endlich hilft, es zu verstehen.
    Ich will schließlich auch nur meinen Weg mit mir im Reinen gehen.
    Ich will auch nur Seelenfrieden, nur ein kleines Stückchen Glück.
    Nur ein Mädchen, das mich versteht. Nur ein klein bisschen entrückt.
    Nur mich selbst finden und dann mein altes neues Leben leben.
    Nur ein bisschen was bekommen. Und ein bisschen etwas geben.
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  16. #96 Zitieren
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    Der Weg

    Der Pfad spaltet sich auf
    In unzählige Wege.
    Und ich steh an der Kreuzung;
    Weiß nicht, welchen ich nehme.
    So viele Möglichkeiten;
    So viel, das ich nicht weiß.
    Ich kenne weder Windung
    Noch Pfad, noch Zoll, noch Preis.
    Ich könnte sie beschreiten,
    Ein kleines Stückchen nur;
    Sie führen wohl zu Städten,
    Zu Wiesen, grüner Flur.
    Doch alles, was ich sehe,
    Ist nur der Horizont,
    So blau, in weiter Ferne.
    Doch was dahinter kommt,
    Bleibt mir doch stets verborgen.
    Nur, wohin soll ich gehn?

    Soll ich mich wirklich trauen?
    Oder bleibe ich stehn...?
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  17. #97 Zitieren
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    Der Gang

    Auf, ich gehe voran!
    Ich will den Weg beschreiten,
    Will hoch hinaus, andern zum Graus,
    In Welt, Wiesen und Weiden.
    Und wollet mich begleiten?

    Auf, ich gehe voran!
    Ich zeige Euch die Welt!
    Mal sie Euch aus, andern zum Graus,
    Das Blau des Himmelszelt!
    Seht Ihr, wie's Euch gefällt?

    Auf, ich gehe voran!
    Es ist nicht alles gut.
    Krieg herschet noch, ein schlimmes Joch,
    Doch glaubt mir, fasset Mut!
    Folgt mir, nehmt Euren Hut!

    Auf, ich gehe voran!
    Ich will das Schöne finden.
    Denn überall, wo ist Zerfall,
    Sieht man doch, seht, da hinten!
    Es wachsen neue Linden.

    Ich will sie hegen,
    Ich will sie pflegen,
    Sie wässern, begießen,
    Zusehen beim Sprießen -
    Geben, statt zu nehmen.

    Auf, ich gehe voran!
    Denn eines sollt Ihr wissen.
    Ob grausam gleich, ein Freudenreich,
    Sollt Ihr die Welt nicht missen.
    Und sie flicken, wo sie gerissen.
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  18. #98 Zitieren
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    Vom Fliegenlernen

    Ein neuer Anflug von Verwegenheit:
    Voll Stolz, voll Lust aufs üppige Leben;
    Hinauf, hinauf in den Himmel zu schweben,
    Mit Vögeln fliegen, von Sorgen befreit.
    Durch Wolken zu flitzen,
    Über Mauern zu spitzen,
    Zu sehen, was noch niemand sah,
    Und kühne Träume werden wahr.
    Die Luft ins Gesicht peitschen lassen,
    Tränen vergießen, Tränen vor Glück,
    Und Neid und Hass hinter sich lassen.
    All dem Wahnsinn schlicht entfliehen,
    Einfach sein, still und entrückt.

    Doch Wind vermag es nicht zu halten,
    Sonne scheint nur traurig drein,
    Wenn die Flügel sich entfalten
    Und es doch nicht sollen sein;
    Wenn der Boden näher rückt,
    Elend Joch, so kurz entflohen,
    Und dann Stück für Stück zurück
    Nur zum Wandeln auserkoren.

    Wandeln drum zum nächsten Berge,
    Neue Spitzen zu erklimmen;
    Niemals mehr stille zu stehen,
    Sondern stets nur weitergehen.
    Und dann, voller Freude jauchzend,
    Entfalten die neuen Schwingen.
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    Besinnung

    In jedem Jahr ist's wieder soweit,
    Und es beginnt die Weihnachtszeit.
    Mit Hektik, Trubel, Scham und Häme,
    Weil das, was man selbst bekäme,
    Auch gar nicht so viel wert sei
    Wie der anderen Spielerei.

    Denkt man aber einmal dran,
    Auf was sich Weihnacht besann,
    Merkt man schnell, dass all der Trubel
    Und das dumme Sieg-Gejubel
    Gar nicht passen mag
    Zum Weihnachtsfeiertag.

    Drum will ich heut einmal sehen,
    Ob ich auch kann anders leben.
    Will versöhnen, will leicht lachen,
    In meiner und in andren Sprachen.
    Will glückwünschen, und auch heilen,
    Was andre vielleicht entzweien.
    Will verzeihen, will vergeben -
    Denn ich hab ja nur ein Leben.

    Weihnacht ist für alle da.
    In diesem wie in jedem Jahr.
    Mr Sulak ist offline Geändert von Mr Sulak (08.01.2015 um 20:39 Uhr)

  20. #100 Zitieren
    Ritter Avatar von Fira
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    Ein Meisterwerk.
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