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  1. Beiträge anzeigen #41 Zitieren
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    "Öh", murmelte Oblomow, als die Frau, welche er beobachtet hatte sich neben ihn saß und dreist nach seinem Bierkrug griff. Oblomow hatte es nie sonderlich mit Frauen gehab, da er meist zu schüchtern oder zu faul war, auf sie zuzugehen. Doch nun saß eine dieser von Gott geschafenen Exemplare direkt vor ihm. "Sicher", bestätigte er leise unbeholfen und lächelte dabei leicht. Seine Wangen färbten sich dabei rot. Ein heitere Erwiederung durch ihre Mimik, ließ ihn schließlich wieder auf sein Pergament starren und die Feder in die Hand nehmen. "Ach du meine Güte, die will was von mir", dachte er sich verzweifelt und wurde noch verzweifelter, als die Dame ihren Kopf zu ihm herüber lenkte, um die Geschichte, die er gerade verfasste zu besehen. Da plötzlich brüllte eine Frau laut los und zigte voller Verachtung auf seine Person, sowie die von Eddine, wie auch auf andere Gäste. "Eine Irre", kam Oblomow dabei in den Sinn, war aber recht froh darüber, hatte sie doch die Aufmerksamkeit, trotz ihres Fingerzeigs, von ihm auf sich gelenkt. Voll der Erleichterung atmete Oblomow einmal tief durch, achtete aber darauf, dass die Frau neben ihm, dies nicht bemerkte, wodurch eine Peinlichkeit hätte entstünden können. Der Wirt führte indes die Verrückte nach draußen und die Pause nahm ihr jähes Ende, denn Eddine wandte sich nun wieder ihm zu.

  2. Beiträge anzeigen #42 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    MisterMeister ist offline
    Marius verwirrt auf. Sein Nacken knackte. Die sechs Monate, in denen er sich nicht bewegt hatte, hatten wohl seiner Gesundheit geschadet. Und seinem Aussehen. Seufzend fegte er Staub und Spinnenweben von seiner Kleidung. Als seine Erscheinung einigermaßen präsentabel war, lockerte er schnell seine total verkrampften Beine und tat versuchsweise einige Schritte. Es klappte.
    "Liebe Leute", rief er. Alle blickten zu ihm.
    "Da wir, Innos vergib uns, sechs Monate und zwei Tage lang nichts gemacht haben, die Zeit dennoch weitergeflogen ist, muss ich euch mitteilen, dass das Halloween-Spezialangebot leider vorüber ist."
    Ein einstimmiges, enttäuschtes "Ooooohh" war zu vernehmen.
    "Aber glücklicherweise ist nach Halloween vor Halloween! Ich rufe hiermit die Halloween-Spezialangebotswoche aus!"
    Frenetischer Applaus
    Marius trat ans Fenster und spähte hinaus. Die Bismarck kreuzte immer noch vor seiner Schenke. Wenn er die Ohren spitzte, konnte er sogar die Matrosen rufen hören.
    Geändert von Laidoridas (18.05.2010 um 00:49 Uhr) Grund: Sig aus! :o

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #43 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Eddie
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    dort...manchmal aber auch hier
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    Eddie ist offline
    Eddine kicherte.
    Es war schön, nach den sechs Monaten, die sie nun schon da saß, endlich wieder etwas machen zu können. Ihr Kreuz war verspannt und ihre Füße schlummerten nach wie vor in einem ausgiebigen Winterschlaf vor sich hin. Dennoch konnte sie kichern. Sie fand in süß, mit seinen roten Wangen und dem schüchternen Lächeln und musste sich zweifelsohne eingestehen, das sie ihren orangesternigen Göttergatten in all den Monaten, die sie nun schon dasaß und nichts machte, kaum vermisst hatte. Eigentlich hatte sie überhaupt nicht an ihn gedacht, ihn, den sie gerade nicht im Blickfeld hatte. Sie hatte nur Augen für diesen einerseits fremden, andereseits jedoch unglaublich Charme versprühenden und ungemein toll aussehenden Mann. Er war alles, was Laido nie zusammenbrachte. "Woran schreibst du da gerade?" Sie nahm einen Schluck des Bieres, das er ihr freundlicherweise überlassen hatte, strich sich eine der nunmehr franzigen und unglaublich spröden Locken hinter das Ohr - sechs Monate keine Haare waschen zu können ist wirklich ein Problem - und wartete mit interessiertem Lächeln auf seine Antwort.

  4. Beiträge anzeigen #44 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    MisterMeister ist offline
    Marius kratzte sich verwirrt an der Stirn und setzte zog sich sein neues Gedankenlesegerät R-in-Kreis vom Kopf. Dachte Eddine gerade über ihn nach, oder über irgendeinen mysteriösen anderen Mann? Marius war wirklich nicht sicher. Würde sie ihm doch nur ein Zeichen geben, zum Beispiel das Bestellen eines Bieres oder eines Weines. Irgendetwas.
    Geändert von Laidoridas (20.05.2010 um 22:45 Uhr) Grund: Sig aus :o

  5. Beiträge anzeigen #45 Zitieren
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    "Ich schreibe eine Geschichte über die Vergangenheit von König Laidoridas, wie ich sie mir vorstelle", antwortete Oblomow, den nun etwas der Ehrgeiz gepackt hatte. "Er spielt die Rolle eines verelendeten Hafenarbeiters, der nach Varant entführt wird. Ich weiß zwar noch nicht, wie die Geschichte enden wird, aber ich werde ihm wohl irgendeine schirche Tempelhure als Frau andichten. Nach allem was ich so gehört habe, soll diese "Eddine" ja auch wirklich sehr sprunghaft sein", gab Oblomow von sich und erwartete ein erstauntes und erfreutes Gesicht seiner Gesprächspartnerin.

  6. Beiträge anzeigen #46 Zitieren
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Jahre waren vergangen, die Taverne war bis auf ihn leergefegt. Sperrstunde. Er war besoffen auf dem Plumpsklo eingeschlafen, dessen leicht halluzinogen wirkenden Dämpfe eine seiner wenigen verbliebenen Freuden war. Das und das Schreiben, was er nach dem triumphalen Erfolg des letzten Jahres aber rein aus monetärer Sicht, nicht mehr nötig hatte. Er schrieb trotzdem. Ab und zu, zwischen dem Grog, der ihn vom Schmerz befreite und dem Grog, der ihn handlungsunfähig machte.

    Sein Kopf schwankte schlaff an seiner Wirbelsäule herum. Er hatte alles erreicht, was er wollte und doch war ihm so leer. Weil ihm die Art nicht gefiel, weil die Frau von damals, die Königin, ihm nach Erklärung seines naiven Schandwerks, ihm eine Ohrfeige verpasst hatte und er so nah kaum mehr einem Menschen gekommen war. Nicht nüchtern jedenfalls. Was in seinen Blackouts passierte, wusste er nicht. Es war vermutlich besser so.

    Langsam erhob er sich und zog seine Hose hoch. Der Held seiner neuen Geschichte raste schon wieder auf die nächste Katastrophe zu. Leuchtendere Gedanken wollten ihm nicht in den Sinn kommen. Früher war das vielleicht mal anders, als in der Taverne noch das Leben vibrierte, als dies noch der Treffpunkt der Stadt war, der Kelch aus dem er sein Lebenselixier schöpfte, nun war er nur noch der Schatten unter den grauen Gesichtern, die sich des Abends einfanden. Er ging zur noch unbesetzten Theke, schmiss ein paar Goldstücke auf den Tresen und zapfte sich eigenständig ein dunkles Paladiner.

    Würde ihm wenigstens an diesem Tag eine lebendige Seele einen Besuch abstatten?
    Geändert von Oblomow (16.10.2016 um 15:16 Uhr)

  7. Beiträge anzeigen #47 Zitieren
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Die Jahre waren ins Land gezogen. Einsam war der Herr von edlem Geschlecht, als welchen er sich noch immer sah, durch die Lande Myrtanas und Nordmar gezogen oder hatte sich vielmehr ziehen lassen. Von Stolz, von Feuermagiern, von Wassermagiern, die es nicht nur bei einer Einladung, der Aussicht eines Engagements beließen, sondern die Kutsche direkt vor sein Haus oder aktuelles Hotel kommen ließen um ihn abzuholen.

    Kaum ein Gedanke hatte sich seit seinem letzten Werk auf geschriebenem Papier manifestiert, geschweige denn, dass er die Vollendung eines seiner stets nur Stückwerk gebliebenen Werke hätte vermelden können. Und doch schien die Welt nach seiner Präsenz und seinen Worten mehr denn je zu gieren. Alles war ein Event, alles war nur Schau. So gerne hätte er den seinen Gedanken lauschenden Gästen an den Abenden in Theatern, an den Höfen, in den Gemeindehäusern und Tavernen sein Magnum opus in die Hand gedrückt, ihnen geraten es zu lesen, es zu verstehen und jetzt nach Hause zu gehen. Nur gab es zwei Probleme damit. Zum einen die Gewissheit, dass sein größtes Werk noch zu schreiben war und zum anderen, dass diese Abende, an denen er Geschichtsfragmente, Gedanken von hochtrabend bis belanglos mit seinen Gästen teilte, seinen Lebensstandard sicherten. Spaß und Überzeugung an seinem Schaffen hatte der Mammon ersetzt und es verging kein Morgen, an welchem er, Ilja Oblomow, nicht in den Spiegel schaute und sich fragen musste, warum er denn an diesem Morgen überhaupt aufgestanden war.

    Es war ein Elend im goldenen Käfig, den er mit seinen Zuhörern teilte, die wiederum ihr Unwohlsein mit seinen Äußerungen über sein eigenes sedieren wollten. Es war der sanfte Samt der Melancholie ob der eigenen Anspruchslosigkeit, den er ihnen schneiderte und er hasste sich dafür, wie er alle seine Kunden dafür hasste.

    Doch an diesem Tag stand ein Auftritt an, den er tatsächlich aus innerster Überzeugung angenommen hatte, für den er selbst die Kutsche und die Karawane bestellt hatte. Nicht weil er sich ein aufgeschlosseneres Publikum erwartete, nicht weil er gedachte tatsächlich aus seinem Trott auszubrechen, auch wenn sich leise Hoffnung diesbezüglich in seinem Kopf festgesetzt hatte. Nein, es war die reine Nostalgie, die ihn hertrieb an jenen Ort, an dem die Bismarck vor zwei Jahren spektakulär von myrtanischen Drachen im Wüstensand versenkt worden war, an dem die Rebellen von einst nun selbst die Krone an sich gerissen hatten und doch ein Etablissement eben nicht auf Sand gebaut worden war. Es war jener Ort, an dem er einem romantischen Abenteuer näher gekommen war als jemals danach, jener Ort, der ihn zu Höchstleistungen getrieben hatte ob seiner Geschäftigkeit, Lebensfreude und des reinen Chaos', das er seit so vielen Jahren vermisste. Es war die Taverne zum gestiefelten Schattenläufer.

    Er ließ sich vom Kamel seinen Koffer herunterreichen und lief auf die nach wie vor nicht besonders edel aussehende Unterkunft zu, deren Wirtsschild ausgeblichen, doch noch immer leserlich, in der Mittagssonne schaukelte. Er trat an die Schwelle heran, die so viele Erinnerungen mit sich brachte und schlug dreimal kräftig an den Türrahmen.

    "Ist jemand da?"
    Geändert von Oblomow (10.04.2020 um 07:47 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #48 Zitieren
    hier steht auch Text Avatar von Olivia
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    Olivia ist offline
    Für einige Zeit schien es als würde niemand dem Gesuch des vor der Türe stehenden Gastes nachkommen. Angesichts des verlassenen Eindrucks, welchen die Taverne erweckte, schien es auch kein Wunder zu sein, dass niemand mehr an diesem Ort zu hausen schien. Wenn es nicht die teilweise schon vorhandenen Löcher in den Dachschindeln des alten Fachwerkhauses deutlich machten, so zumindest die geschlossenen Fensterläden, welche nahezu jeglichen Einblick in das Innere des Gasthauses verwehrten.

    Doch just in dem Moment, als es so schien als wäre niemand da, öffnete eine zierliche, junge Dame die Tür, dem Reisenden einen entschuldigenden Blick zuwerfend.
    "Verzeiht, falls ich euch warten ließ", erklärte sie, sichtlich peinlich berührt, während sie die Tür einladend aufhielt, "Um die Mittagszeit kommen bei dieser prallen Hitze selten Besucher vorbei, gerade derzeit ist es recht übersichtlich. Kommt doch rein, sofern es euch beliebt. "

  9. Beiträge anzeigen #49 Zitieren
    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Ilja sah hinunter in das Gesicht der Dame, die ihm Einlass gewährte. Eigentlich war es ein zu schönes für solch eine abgehalfterte Absteige wie die Taverne zum gestiefelten Schattenläufer, so wie er sie kannte und nun wieder vor sich sah, dachte er bei sich. Doch er nahm diese positive Überraschung des Lebens nur allzu gerne an. Er räusperte sich, bevor er zu reden ansetzte. "Das ist mir schon sehr bewusst, edle Dame, aber ich bin ja auch gewissermaßen geschäftlich hier. Ich soll heute Abend hier auftreten. Ilja Oblomow ist mein Name. Literat, Kaberettist, Erzähler, Alleinunterhalter meine Profession." Das Gesicht der Dame signalisierte für einen Momtent leichte Überforderung. Ein grummelndes Unbehagen machte sich in Oblomow breit. Konnte es ein, dass er...? Eilig warf er sich auf die Knie und öffnete seinen Koffer, um die Einladung, der er gefolgt war, aus seinem Wust von Kleidung und Faringer Spezialitäten, von denen er auch auf Reisen nicht lassen konnte, hervorzuziehen. Zweifelsfrei, es war genau diese Taverne, die ihm diesen Brief vor zwei Monaten zugesandt hatte, er war am richtigen Ort. Fett und markant prangte die Unterschrift des gewieft- wie schmierigen Wirtes Mar'delschur ap Jona-Ius nebst einem mit Bier gesetzten Krugabdruck am Ende des Papiers.

    Er hielt den Zettel seiner Begrüßung hin, die ihn verdutzt annahm und begann sich ihn durchzulesen. Ihre Mundwinkel zuckten mal nach oben, mal nach unten und gaben damit widersprüchliche Signale, ob sie denn belustigt oder betrübt erschien, ehe sie das Wort wieder ergriff. "Also, ich glaube ich muss Ihnen etwas mitteilen, Mar'delschur ap Jona-Ius oder Marius, wie wir ihn hier alle genannt haben..."
    Geändert von Oblomow (10.04.2020 um 13:43 Uhr) Grund: Rechtschreibkorrektur

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    hier steht auch Text Avatar von Olivia
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    Olivia ist offline
    "... befindet sich derzeit auf einer längeren Reise seit einigen Monaten und man hat außer ein paar Briefen aus Vengard seitdem nichts mehr von ihm gehört."
    Die Dame blickte Ilja nahezu entschuldigend an, sich jetzt doch schlecht fühlend, dass sie dem werten Herren diese Information vorenthalten hatte. Angesichts seines vorherigem Enthusiasmus ärgerte sie sich mehr über ihr eigenes Missgeschick als über die schlechte Neuigkeit an sich - dass Marius schon seit einiger Weile entschwunden war und sie mit den Tagesgeschäften zurückgelassen hatte, war ihr ja schließlich schon seit mehreren Wochen bekannt.
    "Verzeiht, dass ich dies nicht eher erwähnte, werter Herr Ilja", entschuldigte sie sich sogleich, dennoch nun weniger kleinlaut als zuvor, "Ich bin Livia, eine Schankmaid der Taverne zum Gestiefelten Schattenläufer und derzeit auch geschäftsführende Wirtin, wenn es um die Buchhaltung geht, welche mir Herr Marius zurückließ. Für mich kam es fast schon so plötzlich wie für euch - kaum paar Wochen angestellt, schon rief ihn der Kutschbock in Richtung der Reichshauptstadt. Einige sagen schon, er wäre tot, aber den Briefen zufolge, die hier sporadisch eintreffen, scheint es sich nur um einen längeren Aufenthalt zu handeln. Er hat mir zwar nicht geschrieben wieso, aber ich vermute mal, dass er mit den Behörden aneinander geraten ist."
    Während sie sich nebenbei eine Klammer ihrer hochgesteckten Frisur zurechtrückte, schaute sie kurz zum leeren Tresen und das offene Gästebuch, bevor sie sich wieder an ihn wandte.
    "Daher, es ist ärgerlich, dass ich erst jetzt von eurem Auftritt erfahre, aber sofern es euch gefällt, würde ich gerne mithelfen das Ganze zu organisieren. Gerne auch auf Kosten des Hauses - ein Monat mehr oder weniger wird den Laden hier auch nicht vor der Pleite bewahren, wenn das Ganze hier so weiter geht!"
    Es war ein zuvorkommendes, aber auch ehrliches Angebot, was nicht zwingend verwunderte, wenn man sich den Zustand des maroden Fachwerkhauses und den nahezu leeren Schankraum ansah. Man merkte Livia durchaus an, dass ihr die gesamte Situation missfiel, sie dennoch aber versuchte das Beste daraus zu machen.

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    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Ilja versuchte die Gedanken in seinem Kopf zu sortieren. Einerseits hatte er seit langem schon keinen derartigen Mangel an Professionalität erleben müssen, andererseits hatte er bei genauerem Nachdenken von jenem Wirt, der damals willkürlich Halloween-Spezialangebote und -Freibier verkündete, bei näherer Überlegung nichts anderes erwarten können, erst recht keinen gut laufenden Laden. Er wusste bis heute nicht einmal, was dieses Halloween eigentlich sein sollte, vermutlich war dieser Name allerdings genau so beliebieg gewählt gewesen wie die damit verbundenen Aktionen. Aber, wie sehr er nun mit seiner Situation auch haderte, jetzt musste er einen Weg finden damit umzugehen. Wegen des Geldes war er immerhin dieses eine Mal tsatsächlich nicht dem Ruf nach ihm gefolgt. Eingeplant hatte er einen Flop umgekehrt allerdings auch nicht wirklich, auch wenn er genug Reserven dafür hatte.

    "Ich nehme dann einmal an, dass bisher auch noch keinerlei Werbung gemacht wurde", sprach er lose, mehr als Feststellung denn als Frage. Das ausdruckslose Gesicht Livias beseitigte auch ohne eine gesprochene Antwort die letzten Zweifel daran. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief Ilja vorbei an seinem Empfang direkt auf die ihm so vertraut vorkommende Theke zu, auf der er seinen Koffer ablegte und hinter der er sich ohne Erlaubnis zu erbeten am Zapfhahn und dem Pumpbalg zu schaffen machte. Als er das erste Bier gezapt und den ersten Schluck getrunken hatte hielt er inne und fixierte Livia, die ihm in den Innenraum gefolgt war.

    "Ich schlage vor, wir beide verschieben diesen Auftritt um eine Woche, damit hier überhaupt jemand auftaucht. Außer Unterkunft und Leibeswohl verlange ich auch ausnahmsweise keine Gage. Wenn ich meinen angeforderten wohltemperierten Flügel und den Bund Bananen zur Soiree habe, dann soll mir das genügen", zeigte sich der Künstler kompromissbereit und kippte einen weiteren großen Schluck Bier nach. "Nette Haare übrigens. Sagen Sie mir bescheid, falls sie sie abmachen wollen. Ich habe da eine Person in Geldern, die mir daraus ein sicherlich ansprechendes Toupet machen könnte."

  12. Beiträge anzeigen #52 Zitieren
    hier steht auch Text Avatar von Olivia
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    "Das Kompliment nehme ich gerne an, aber die Haare behalte ich", erwiderte die Schankmaid nur mit einem Lächeln, während sie sich in Bewegung setzte und bereits die formellen Vorkehrungen für die Unterkunft hinter der Bartheke vornahm. Obwohl die Seiten des Gästebuches schon vergilbt aussahen und der Ledereinband recht angeschlagen wirkte, verlief die Tinte aus der Feder recht flüssig und formte in kürzester Zeit den Namen "Ilja Oblomow", ordnungsgemäß und so wie man es sonst nur in den noblen Schenken des Mittelreiches gewohnt war.
    Da Livia ohnehin frei in der Wahl der Zimmer war, die sie vergeben konnte, wählte sie einen Schlüssel für eines der größeren Zimmer. Momentan bezog eh niemand diese, da sich in letzter Zeit selten noble Gesellschaft in diese Gegend verirrte und bei ihrem einzigen Gast, noch dazu jemand Gebildetes, mit dem man sich gepflegt unterhalten konnte, war es eh egal, welche finanziellen Konsequenzen diese Entscheidung mit sich tragen würde. Der nächste Besuch des königlichen Quästors würde möglicherweise eh das Ende der Taverne besiegeln.

    "Wie es der Zufall so will haben wir einen Flügel bereits hier hinten stehen", erklärte sie schließlich nach Abhandlung der formellen Aktivitäten, "Einige der Tasten scheinen verklemmt zu sein und er müsste gestimmt werden, aber ansonsten müsste er funktionieren. Falls nicht, schreibe ich Meister Marius gerne noch den Handwerker auf die Rechnung, welcher uns diese Unannehmlichkeit aus der Welt schaffen mag."
    Kurz ihren beringten Finger beäugend, fragte Livia sich innerlich, ob es tatsächlich etwas wie Schicksal gab. Sofern der Fremde kein Betrüger war und tatsächlich mit seinem Auftritt ein größeres Publikum anziehen konnte, möglicherweise gar die Aufmerksamkeit der Stammkundschaft auf sich zog, wäre das durchaus eine Wendung, welche dem Geschäft und damit auch ihrer weiteren Zukunft in der Taverne zuträglich wäre. Bislang konnte sie sich mit diesem Beruf noch halbwegs über Wasser halten und freundlich kellnern, ein Bier zapfen sowie gegebenfalls einige Gerichte zubereiten lag durchaus im Rahmen ihrer Fähigkeiten.
    Adanos mag mir möglicherweise wohlwollend sein, wenn er mir einen Bühnenkünstler als potentiellen Ausweg anbietet.

    Livias Gedanken richteten sich wieder auf die Realität, als sie vom imposanten Tasteninstrument in der Ecke des Schankraumes zu einer leeren Obstschale blickte. Abermals blickte sie entschuldigend drein.
    "Und was Bananen angeht, sollte ich auf dem Markt fündig werden, werter Herr Ilja", erklärte sie schließlich, "Die Hitze Varants mag zwar vielerlei Probleme mit sich bringen, aber exotische Früchte wachsen dadurch besonders schnell. Neben anderen Waren führen die Handelskarawanen aus Lago gerne frische Bananen mit sich. Die Lagerung könnte problematisch werden, aber... ich verfüge über Fertigkeiten, welche auch dieses Problem halbwegs lösen könnte."
    Was sie damit genau meinte, erläuterte sie nicht, doch zumindest hoffte die Schankmaid, dass ihr wohlwollendes Lächeln sowie ihr Mitwirken beim Plan des Künstlers jenen überzeugen konnte.

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    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Ilja setzte ein freundliches Lächeln auf. "Also nichts, was sich nicht in einer Woche bewerkstelligen ließe. Das erleichtert mich nach der Ankunft ungemein", versuchte er nach außen ruhig und heiter zu bleiben, während er im Inneren Jubeltänze ob dieser Entwicklung abhielt. Er hatte dem alten Marius keine derartigen Anforderungen geschickt, sondern sich nun einfach auf sein Glück verlassen. Zum Zeitpunkt, als er die Zusage nach Varant aus seinen Händen gegeben hatte, war ihm auch dieser Künstler aus Faring noch unbekannt gewesen. Pferdeschwanz, Anzug und ein Bühnenprogramm, dessen Qualität er nicht anders als beschämend bezeichnen konnte, aber die Chuzpe sich einen glänzenden, wohlgestimmten Flügel auf die Bühne stellen zu lassen, nur um lieblos auf ein paar Tasten zu klimpern, ja eigentlich nur, m sich davor zu setzen und mitten in der Rede eine Banane zu essen, das hatte ihm imponiert. Welche Fügung hatte sich ergeben, dass er nun auch seinen Flügel und Bund Bananen bekommen sollte? Es schien ihm fast eine göttliche zu sein.

    "Ich würde dann kurz mein Reisegepäck abstellen und mich etwas frisch machen, bevor ich mich in die nächste Stadt begebe um die Lage zu sondieren, etwas Mundpropaganda anzuleiern, Sie verstehen. Mit etwas Glück habe ich bis Morgen auch einen Aufhang für das örtliche schwarze Brett parat. Je nachdem, ob ich fühlen konnte, was die Leute im Innnersten bewegt." Es kam keine wirkliche Antwort, aber bei genauerem Überlegen war dies bei der monologartigen Ausdrucksweise seinerseits auch keine Überraschung. Er verabschiedete sich mit einem Nicken in sein Apertement, um wie angekündigt seinen Koffer abzustellen und sich einen Moment auf sein Bett fallen zu lassen, um sich zu vergewissern, dass er nach all den Strapazen der Reise nun tatsächlich angekommen war. Er stand auf, öffnete den Koffer und schob sich ein Faringer Schokobon in den Mund und legte sich wieder hin. Diese Stadt hatte tatsächlich der Reize nicht zu wenig. Er verharrte noch etwas, bis er drohte einzuschlafen. Er schrecktew wieder hoch und bequemte sich aus seinem Zimmer zurück in den Schankraum, wo Livia gerade ein paar Tische abwischte, wohl in Erwartung der Abendgesellschaft. Verlegen näherte er sich ihr. "Entschuldigung, ich hatte ganz vergessen, wie ich denn überhaupt zur nächsten Stadt komme", meldete er ihr peinlich berührt sein Anliegen, überlegte kurz und fuhr fort zu reden. "Und was hättet ihr eigentlich über die Menschen dort zu erzählen, fragte ich euch?"

  14. Beiträge anzeigen #54 Zitieren
    hier steht auch Text Avatar von Olivia
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    Olivia ist offline
    Soweit erleichtert, dass sie ihren Gast zufriedenstellen konnte, lächelte Livia dem werten Ilja noch nach, bevor er eines der Zimmer beziehen würde. Obwohl der Herr bereits verschwunden war, löste seine Ankündigung bereits ein leichtes Herzklopfen in ihrer Brust aus. Ein Literat, nein, ein Kabarettist, gar ein Entertainer war er, dieser Mann! Es war als holte die derzeitige Schankmaid ihre Vergangenheit ein, träumte sie doch schon selbst seit ihrer Jugend von königlichen Höfen, einem Leben im Luxus und einer Rolle, die ihrem inneren Gemüt eher entsprach als das triste Tavernenleben.
    Das alles rückte wieder in greifbare Nähe, je länger sie darüber nachdachte. Wenn alles wirklich so einträfe wie der feine Herr sprach, dann würde das Gasthaus wieder florieren und ihr möglicherweise die Chance geben mehr als nur die Schulden des Meister Marius zu begleichen. Auch für sie könnte dabei vielleicht mehr Geld rausspringen, möglicherweise gar die Chance, dass jemand ihr wahres Potential erkennen würde.
    Das Märchen einer Kellnerin, die sich zur Gräfin und Schauspielerin hocharbeitete - ein schöner Traum, zu schön um wahr zu sein!

    Livia riss sich los von ihren Tagträumen, bevor sie zu sehr darin versumpfte und strich sich ihr hellblaues Trachtenkleid aus leichtem Stoff zurecht. Von neuem Ehrgeiz gepackt, fächelte sie sich nochmal kurz Luft zu, bevor sie schließlich die angestaubten Tische im Schankraum abwischte um den ersten Grundstein ihres baldigen Erfolges zu legen. Selbst eine Romantikerin wie sie wusste, dass man sich Erfolg mühsam erarbeiten musste, selbst wenn der Preis zum Greifen nah schien.
    Erneut blickte sie dabei auf ihren silbernen Ring. Hier und da konnte sie sich vermutlich auf einige ihrer Kontakte verlassen um ihren Plan in die Tat umsetzen zu können, aber mit etwas Geschick, etwas weiblichem Charme und vor allem viel Geduld, würde es sich vielleicht arrangieren lassen...

    Ihre Gedanken schweiften jedoch zurück in die Realität als just der Künstler höchstpersönlich erschien. Obwohl er etwas eigen in seinen Vorstellungen zu sein schien, was den ersten Eindruck anging, fand ihn die Schankmaid dennoch sympathisch. Dass er nun wieder auftauchte um erneut ihre Hilfe einzufordern kam ihr wie gelegen. Nicht zwingend aus eigennützigen Zwecken, sondern weil er ihrem Dasein wieder einen Sinn gegeben hatte und ihre Faszination für das Kommende größer war als sie zuzugeben bereit war.
    "Nach Bakaresch ist es nicht all zu weit, eine Viertelstunde zu Fuß, kürzer, wenn man über Pferdestärken verfügt", beantwortete sie freundlich die Frage Iljas, für den Moment in ihrem Tun innehaltend, "Manchmal, wenn ich Glück habe, fährt jemand mit einer dieser neumodischen Laufmaschinen - auch Draisinen oder so ähnlich genannt - vorbei und nimmt mich ein Stück des Weges mit, aber darauf kann ich nicht immer hoffen."
    Sie seufzte wehmütig bei dem Gedanken an die nahegelegene Küstenstadt.
    "Es ist ein Jammer, dass die Ställe derzeit leer sind und wir die Reisenden gerade noch besser verpflegen können als ihre Reittiere, denn ich würde die Stadt gerne häufiger besuchen", erklärte sie schließlich die Gedanken ihres Wehmutes, "Bakaresch mag zwar ein Ort blühender Spielsucht sein, wo schon so mancher Adeliger Haus und Hof an eines der örtlichen Casinos beim Tempel verschachert hat, aber die Läden bieten auch stets die aktuelle myrtanische Mode aus Übersee für die Dame von Welt an. Wären die finanziellen Kapazitäten der Taverne und mein Mut größer, würde ich vermutlich die halbe Innenstadt leerkaufen, aber man muss eben mit dem haushalten was man hat. Oder wie Pater Piedro vom örtlichen Adanos-Orden sagen würde: Bescheidenheit ist der Anfang aller Vernunft."

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    Halbgott Avatar von Oblomow
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    Oblomow ist offline
    Bakaresh, tatsächlich also jenes Zentrum des Beliarkultes und seit dem Sturz des sageumwobenen Zubens Hauptsitz der Herrscher von Varant. Er hatte sich die Karte angesehen, er hatte es gewusst und doch hatte er es bei der beschwerlichen Reise über solch unbedeutende Käffer wie Braga, Lago, Ben Erai und Ben Sala doch wieder vergessen. Vielleicht lag dies auch weniger an der Reise als dem doch nicht so unbedeutenden Aufenthalt in Lago, an den er sich trotz oder gerade wegen der herausragenden Stellung, das jene unscheinbar wirkende Fischerdorf einnahm, nicht mehr so recht erinnern wollte. "Dann werde ich wohl mal mein Glück versuchen, die Werbetrommel zu rühren für den nächsten Samstag", setzte er frohen Mutes zu gehen an. "Aber eine Frage sei mir noch vergönnt: Ist es Bescheidenheit, wenn man kaufen würde, wenn man die Mittel hätte oder erst wenn man es auch dann ließe, wenn man denn die Mittel hätte. Und noch weiter: Wenn man qua Vernunft sich selbst entschiede es wäre unrecht zu kaufen, ist man dann noch bescheiden, wenn man es nicht tut, oder lebt man nicht in vollen Zügen das Leben, das einem richtig erscheint? Und fast davon abgesehen: Ohne Pater Pedro zu kennen, glaube ich nicht, dass er ein Vernünftiger ist, sonst wäre ihm ja stets die Vernunft selbst der Schlüssel." Es wurde ruhig nach diesem Redeschwall.

    "Naja, wie dem auch sei, ich bin dann einmal unterwegs", verabschiedete sich Oblomow und verließ nun wirklich die Taverne, um sich anschließend zu orientieren. Ein Wegweise und der baldige Fund der von Livia erwähnten Bahnlinie leiteten seine Füße gen Bakaresh, jener Stadt, die sich nicht nur ein paar Bonzen und das oberste Beliarheiligtum leistete, sondern seit dem Tod Zubens auch den Thron der Herrschenden von Varant. Während er Schritt für Schritt durch die Hitze der Wüste schritt, machte sich Ilja seine Gedanken über einen möglichst prominenten Kurzauftritt. Von unten nach oben treten, aber so, dass es nicht gefährlich für die Oberen wurde, das war die Berufung des Satirikers im Allgemeinen. Er mochte Worte wie seine zum Abschied getätigten lieber. Seit er dergleichen von diesem wunderlichen Kerl in roter Alltagskleidung gehört hatte, der sich als Anhänger der Schule des mythenumrankten Urmagiers Xardas ausgab und nur kurz nach seinem Auftritt mit übelsten Verwünschungen aus Vengard gejagt worden war. Insbesondere dankte er ihm für den Lichtburg-Aphorismus, auf den er ihn gebracht hatte und den Ilja selbst in manchem Programm zu "Wenn zwei Köpfe aufeinanderprallen und es klingt hohl, kann es auch an beiden liegen" weiterentwickelt hatte und vielleicht stolzer auf diese Leistung war, als er hätte sein sollen. Er fragte sich, wohin dieser rote Geselle verschwunden war, während in der Ferne schon die Felsen erschienen, die die Stadt umringten. Xardas, war Xardas nicht ein Beliaranhänger? Der leise Hauch von hoffnung, der ihm in den Sinn kam, war vielleicht unberechtigt und doch beschleunigte sich Iljas Schritt.

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