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    Ehrengarde Avatar von Jail
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    Was solls... Das denken funktioniert noch... Und Du hast nun ne Menge Zeit nachzudenken.

    Zeit sich das Erlebte in Erinnerung zu rufen und über die Zukunft nachzudenken.
    Vor allen Dingen auch sich einen Kopf zu machen, wie man aus dieser schwierigen und fast aussichtslossen Situation wieder heraus käme. Letzteres änderte aber nichts an der Tatsache, eine denkende Tote zu sein, denn die einstige Dunkelhäutige war nichts mehr, als eine erstarrte Gestalt, die sich bei wachem Geist ihrem Schicksal ergeben musste.

    Ihr Denken drehte sich nicht nur um eine Lösung, nicht nur um den Zorn, den sie nicht in der Lage war, heraus zu lassen, sondern es befasste sich von Stunde zu Stunde, von Sekunde zu Sekunde mit der gefühlten, eisigen Kälte. Gab es auch nur einen Menschen, der sich vorstellen konnte wie es war immer nur ein einziges, gleichbleibendes Gefühl zu verspüren, welches das Denken im Laufe der Zeit immer mehr beeinflusste, daß auch die Gedanken einen einzigen Weg verfolgten, das Gefühlte wieder zu geben? Gab es auch nur einen Menschen, der sich vorstellen konnte wie es war, wenn man allmählich in einen geistigen Zustand verfiel, wo jeder Gedanke das Ende wünschte?
    Und das in allen Formen und in einer scheinbaren Unendlichkeit.
    Auf daß der Geist seinen Dienst doch bitte endlich verweigern möge, wo es der Frau doch nicht einmal mehr vergönnt war, die Umgebung mit den Augen zu sehen und Geräusche mit den Ohren zu hören!
    Es war, als würde man einfach die Luft anhalten und auf eine Zeit stieren, die stehen geblieben war.

  2. Beiträge anzeigen #142
    Ehrengarde Avatar von Jail
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    Jail ist offline
    Weit und weiß erstreckte sich das Land, getaucht in einer friedlichen Stille, die durch ein seltsam schleifendes Geräusch unterbrochen wurde.
    Ein weißer Schimmel, nicht aus Fleisch und Blut, sondern einem Zustand gleich, der an ein Gas erinnerte. Gesegnet mit der Fähigkeit, der eisigen Kälte zu trotzen und dazu auserwählt, eine Kutsche aus Eis über die eisige Fläche zu ziehen.
    Ein weibliches Geschöpf, welches dem weißen Schimmel glich, befand sich in erhabender Haltung im Inneren der Kutsche und blickte der entgegen, derer sie sich näherten.
    Und dann hielt die Kutsche an, wärend die weibliche Gestalt sich zu ihrer vollen Größe erhob. Ihr Blick wanderte von einem Flecken zum Anderen und lastete schließlich auf der Gestalt, die aus eisigem Nebel bestand.

    Die Fremde betrachtete die von vielen luftigen Poren durchzogene Figur, gebildet von vielen kleinen Eiskristallen, die im fahlen gräulich, weißen Licht glitzerten und sie erkannte ebenso glitzernde farbliche Linien im Inneren dieser Skulptur, die aufrecht stand und ihre Hände aneinander gehalten hatte. Die Kunstinteressierte fragte sich wohl, welche Haltung die Hände einnahmen und welchem Zweck die Haltung diente. Die Hände wirkten bittend... nein,... ringend und das Gesicht sprach nicht vom Zwiegespräch mit einer Gottheit,... sprach nicht von Dehmut und nicht von Hoffnung. Man konnte die Gesichtsform einer Frau erkennen, die kurz davor stand, negative Gefühle heraus zu lassen, aber auf eine verhaltene Art und Weise, daß diese Frau einfach nur böse und falsch wirkte. Ganz so, daß die Betrachterin sich wohl wünschte, daß diese Gestalt niemals mehr zum Leben erwachen würde.

    Und genau das versuchte die Kutscherin wohl zu verhindern, denn ihr aufgelegter gasartiger Finger auf der Stirn der erstarrten Gefangenen brachte den erstarrten Leib zum Knacken, daß sich langsam viele kleine Risse durch den eisigen Leib zogen.
    Doch im nächsten Moment schien es so, als wolle die Fremde sich dem eisigem Blut in Jails Körper bedienen. Ein Wunderwerk, wenn man so wollte, denn das Blut war das Einzige, was in einen zähflüssigen Zustand überging und den Leib der einstigen Maga verlies, um sich zu einem Stab geformt in der Hand der Fremden zu sammeln.

    Noch immer benutzte die mystische Frau keine Worte der Erklärung, wärend sie den Stab aus Blut in ihren Händen führte und das auf eine Art und Weise, wie sie nur einer Meisterin stand, bis ihre Bewegung schließlich stoppte und eine wild atmende Eisnebelfrau der Erstarrten ins Gesicht blickte.
    Zorn war im Gesicht der Mystischen zu erkennen, doch schließlich auch ein Ausdruck der Güte und Versöhnung, bis sie aufeinmal unvemittelter Dinge den Stab erneut schwang und Jails Leib unter der Wucht ihres Schlages in viele kleine Teile zersprang.

    Eisige Brocken zerbersteten erneut und vielfach in der Luft und wurden zu Pulver, daß einem Wirbelsturm gleich über dem Boden kreiste und schließlich formte die eisige, gasige Masse sich erneut zu einer Form – einem weißen Schimmel, welcher dem Anderen nun Gesellschaft leistete.

  3. Beiträge anzeigen #143
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Qual bedeutet Leidenschaft. Dies spricht nicht von Perversion. Dies spricht von Leben und der Leidenschaft desselbigen, jenem immer wieder mit neuem Mut zu begegnen, egal, ob man sich in ihm quält, ob man glücklich ist oder dem ewigen Frieden ungeachtet der Mittel entgegen strebt. Leidenschaft. Sie beinhaltet das Leben und all seine Facetten. Nur mit ihr gelingt die Erfüllung der Hoffnung. Nur mit ihr lohnt sich die Qual zur Rückkehr.

    Die Rothaarige erhob sich vom kalten Boden, der ihr so lange ein sicherer Ort gewesen war, dass sie an ihm in Gedanken versunken die Zeit und die Welt vergessen konnte. Es war nur die Bitte, der Wunsch, die drängende Hoffnung gewesen, zu finden, was befreien würde, zurückzukehren zu den Orten, die sich an die Realität banden. Aber die Unterschiede, so wusste sie nun, waren nur gering, vielleicht gar, so glaubte sie, bloß ein Wunsch.
    Denn der Nebel glich sich der Welt an, formte, was zu lieben die Opfer in ihm gelernt hatten. Hier existierte der Tod nicht, hier war die Nähe zur Ewigkeit spürbar, hier war die Vollendung des menschlichen Strebens nach Perfektion. Es war nicht das Ende, nicht der Untergang und nicht ein tiefschwarzer Abgrund überholter Versprechen. Dies war keine Reise ohne Wiederkehr. Dies war die Erfüllung kleingeistiger Hoffnungen, das Wahrwerden vergessener Träume – die Illusion einer unterbewussten Welt, eine Zuflucht vor der Schmach, die draußen zu erwarten gewesen wäre – ein Reich der fortwährenden Lehre, dass Bestand nur Wunsch und Traum der Menschheit waren und, dass mit dem Ende zu akzeptieren ist, dass das Leben gelebt worden ist, wie man es selbst erbrachte. Es gab nichts zu bedauern. Am Ende hält sich alles gleich. Jede Mühe, jede Anstrengung – unwichtig, wenn der Zeitpunkt sich anerbietet, zu erkennen, dass man in nichts aufgegangen ist, eine Blüte an einem trostlosen, unwirtlichen Ort war. Was man tat, wohin man wanderte – sinnlose Fragen zur Begründung der eigenen Zweifel. Es sollte nur eine Antwort geben: „Ich war und nun gehe ich.“

    Die grünen Augen der jungen Frau füllten sich, nachdem die Gedanken die Grenze ihres Bewusstseins erreicht hatten und langsam am Horizont dessen verblassten. Ihr Kopf hob sich und erblickte die Sonne, ihr helles Strahlen, das von vielen kündete, was bloß im menschlichen Kontext an Bedeutung gewann. Die einzige Frage die blieb, war, ob die Menschlichkeit nicht gerade die Zweifel an der eigenen Existenz und die gewissenhafte Begründung der selbigen ausmachten. Denn ohne die Frage nach dem Sinn allen Seins erübrigten sich die Gedanken und die Welt gebar die Stille, die bloß den Blumen in Blüte und Welken behütete.

    Melaine wandte sich um und blickte zu ihren Füßen auf das kleine Fleckchen Erde, auf dem sie die letzten Tage gekniet hatte. Der Schnee war geschmolzen und hatte eine grüne Fläche mit verschwommenen Konturen hinterlassen. Genau zwischen ihren Füßen spross eine kleine Pflanze, deren Blüte von sanftem Violett war. Vielleicht war die Antwort lediglich, dass Leben war, was daraus gemacht wird. Jeder hat selbst zu entscheiden. Vielleicht…

    Ein Geräusch weckte die Rothaarige aus ihren Gedanken, als eine schneeweiße Kutsche gezogen von zwei weißen Schimmeln neben ihr hielt. Die Pferde strahlten im einfallenden Licht und schienen vor dem weißen Hintergrund einer ewigen Eiswüste zu verschwinden.

    Die Tür der Kutsche öffnete sich und eine Frau, umgeben von den sanften Schwingen der Magie, stieg drei kleine Sprossen herab, die von der Kabine zum Boden führten. Ihr Haltung wirkte erhaben und ihr Blick kühl, während der Rest ihrer Gestalt sich dem Blick der Wassermagierin zu entziehen schien. Ein blutroter Stab, dessen oberes Ende leicht gekrümmt war, ruhte in ihrer Linken. Sie schwieg.

    Vielleicht, so kam es der Rothaarigen in den Sinn, war die Rückkehr bloß zu finden, wenn man akzeptierte, dass man als einzelne Person unwichtig und bloß ein kleines, wertloses Zahnrad war, das erst im Gesamtgefüge zu wirken begann. Vielleicht gebar diese Akzeptanz Vertrauen und Vertrauen Schutz.

    Melaine senkte leicht ihr Haupt, ehe sie sich von der anderen Frau abwandte und ihre Schritte hinaus in die Weite der Eiswüste setzte. Sie spürte wie die Wärme, die zuvor nicht existent gewesen war, mit jedem Schritt zunahm, wie das Licht, das droben vom Himmel zuvor kalt herab geschienen hatte, an Kraft gewann, das Lebens als solches zu zeichnen.
    Sie fühlte das Gras unter ihren baren Füßen und roch den frischen Duft eines soeben geendeten Regengusses. Melaine blieb stehen und blickte über die grüne, blühende Landschaft um sie herum hinweg, blickte auf die bunten Schmetterlinge und lauschte dem Summen emsiger Bienen für eine kurze Weile, ehe sie zurückschaute, zurück zu der Frau mit dem blutroten Stab die auf dem einzigen weißen Fleck samt ihrer Kutsche zurückgeblieben war.

    „Ich habe recht, oder?“, fragte die Wassermagierin und erhielt doch keine Antwort. „Jail. Es gibt einen Weg zurück. Ohne Kampf, ohne Unterwerfung. Jail. Zeig dich. Ich weiß, dass du da bist. Ich spüre es.“ Ihre Stimme klang fest und doch schwang ein letzter Rest von Unsicherheit in ihr. Unsicherheit darüber, ob sie der Freundin wirklich würde helfen können, oder am Ende nur erneut vor ihr würde fliehen müssen wie zuvor, als die dunklen Gedanken der Dunkelhäutigen sich in schwarzen Egeln manifestiert hatten.

  4. Beiträge anzeigen #144
    Ehrengarde Avatar von Jail
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    Jail ist offline
    Worte schossen wie ein Funke in Gedanken empor und konnten doch den Mund nicht verlassen, bedingt durch die Furcht sich aus dieser Fessel zu lösen, ohne zu wissen, daß diese Furcht sie trieb und warum dem so war. Ohne zu wissen, daß das Schicksal, welches die weiße Frau ihr gedachte, ein Besseres war als jenes, welches sie selber wählte.

    Die weiße Eisfrau musste erkennen, daß sie den Einflüssen eines starken Geistes unterliegen würde.
    Es kam etwas in ihre Welt, daß am Ende stärker sein und sie brechen würde.
    Und es schien hell auf die eisige Frau hinab, deren Blick unruhig auf dem hell erleuchteten Himmelszelt lastete.

    Die Kraft der Eisigen sank und gewährte der einstigen Dunkelhäutigen einen Hauch von Wärme, die man kaum als Wärme bezeichnen konnte. Ausreichend genug, Gefühlsregungen aufkeimen zu lassen.
    Wärme war es, die Jails Nebel dazu brachte, weniger eisig zu sein. Wärme, die vom Himmel kam, ihren Ursprung aber doch wo ganz anders hatte. Wärme, die Jail doch nicht helfen konnte...

    Ich spüre....

    Die eisigen Augen tauten, eisige Augenlider verloren ihre Starre und schlossen sich, wenn auch wie gelähmt. Winzige Eiskristalle verloren an ihrer Festigkeit und bildeten einen nebligen Film,... eine neblige Träne. So sprach das Bedauern aus der Gefangenen zu der Freundin.
    Der Mund war nun nicht nur ein eisiges Gas, sondern beinhaltete bewegliche Elemente, die sich langsam über das Gesicht ausbreiteten und von einer Bitterheit sprachen, doch die Kehle blieb starr und ließ nichts weiter zurück, als einen Schmerz.

    Ich vermisse....

    Das gefrorene Herz erfüllte sich mit wehleidiger Wärme und war doch nicht in der Lage seine Arbeit zu verrichten, denn es war leer.

    Ich brenne....

    war der nächste Gedanke von aufkommendem Leben, doch es war nicht gut und beinhaltete Zorn und Wut. Es erwachte ein nicht definierbarer Wille, der einer krankhaften Seele entsprang.
    Und wieder fühlte Jail dieses innere Brennen, welches sich schließlich den eisigen Mächten entgegen stellte, welches aber auch letztendlich das schlimme Schicksal der einstigen Maga besiegelte.

    Dann wirst Du sterben...

    war die nicht ausgesprochene Antwort der Eisfrau, die mit ihren Händen den blutigen Stab fest umkrallte, ihn aber schließlich einfach plötzlich los lies.
    Blut tote Fäden lösten sich aus dem schwebendem Teil, verblassten und kehrten in den noch erstarrten Leib der Gefangenen zurück. Und mit ihnen folgten weitere Fäden, die die Adern schließlich füllten. Das pumpende Herz freute sich und die gasigen Kristalle begannen zu tanzen, daß Jails Leib sich zu einem nebligen Menschen formte.
    Und dann bildete sich auf den Lippen der schwindenen Eisfrau ein kaltes und enttäuschtes Lächeln, als das Blut sich schließlich schwarz färbte.

    Du hast es so gewollt.

    Ein letzter Gruß aus den Gedanken der Eisfrau, die erstaunlich schnell im Erdboden versickterte. Und mit ihr der weiße Schimmel und die Kutsche.

    „Melaine“, hauchte Jail daher, nach dem sie ebenso kalt grinsend dem Verschwinden der Eisgestalt zu gesehen hatte. Ein Lächeln galt nun der Freundin, doch so richtig wollte sich die erwartete Wärme nicht einstellen – die Innere, Freudige, wenn man gute Nachrichten vernahm und die Geliebte erblickte.
    „Ohne Kampf und ohne Unterwerfung sagst Du?... Wie das?“, wollte Jail wissen, doch die Worte klangen eher wie eine Pflichtfrage.

  5. Beiträge anzeigen #145
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    „Der Nebel ist eine bewegliche Masse, die sich fortwährend verändert, keinen Stillstand und keine Aufgabe kennt. Sie überdauert alle Zeit, die ihr gegeben ist. Und sie wird aus dem, was die Menschen mit in dem Nebel nehmen, gespeist. Enttäuschung, Hoffnung, Sehnsucht, Bedauern, Vermissen, Aufgabe, Liebe, Hass, allen Gefühlen und Empfindungen, allen Erinnerungen, Erwartungen und Sehnsüchten, zu denen ein Mensch fähig ist.“, erklärte die Rothaarige und die unterschwellige Aufregung in ihrer Stimme war doch nicht zu überhören. Selbst ihr war dies alles erst in dem Augenblick wirklich klar geworden, da sie es ausgesprochen hatte. Lange schon verweilte dieses Wissen in ihr, die Erkenntnis, dass der Nebel weder böse noch gut war, sondern einfach nur da, existent und in seiner Beschaffenheit einzigartig und friedliebend, aber auch ohne eigenen Willen.

    „All das Leid, all die Schmerzen, die wir hier erlebten, sie kamen aus uns heraus. Vergessene Träume, die sich manifestierten, unterdrückte Ängste, die an die Oberfläche traten, verlorene Lieben, die unsere Sehnsucht speisten. Was haben wir nicht alles verloren? Sie uns an… wir sind nur noch der Kern unseres Lebens, nackt und von der Welt vergessen. Alles was wir waren, was wir sind und was wir glaubten, einst zu werden, hat sich von uns gelöst, sich vereint und im Nebel zu einem großen Ganzen wider uns geformt.“, fuhr Melaine mit zittriger Stimme fort und hob die rechte Hand leicht an, als wollte sie etwas berühren, was sich direkt vor ihr befand und doch nur in ihrer Erinnerung als Bild bestand hatte.

    „Ich hatte Zweifel, nicht genug zu sein, für den Menschen, den ich liebte und an dessen Worten und Eingeständnissen ich immer wieder mit Misstrauen begegnete. Ich hatte Angst, machtlos zu sein, ohne Magie und ohne Kraft leben zu müssen und das Leid dieser Welt hilflos mit anzusehen. Ich dachte, mein Glauben und meine Treue zu meinem Gott wären stark und würden mich leiten, doch ich vergaß die Essenz dieses Glaubens, die Hingabe, die Aufopferung für das Gleichgewicht, für die Menschheit, obschon ich mir gerade diese geschworen hatte. Ich wurde egoistisch und ängstlich, ja, paranoid, ständig auf der Flucht vor mir selbst, obwohl ich wusste, dass ich von mir nicht lassen konnte. Ich floh, um Ruhe und Frieden zu finden, den Kampf aufzugeben und das Leid aus meinen Gedanken zu bannen. Ewigkeit war es, die ich suchte, eine friedliche, dauerhafte Liebe die in jener Ewigkeit Bestand haben würde. Ich wollte die Augenblicke nicht mehr loslassen und lebte doch jeden Schritt, den ich vorwärts setzte, in dem, was einst gewesen war. Vergangenheit gewann an Bedeutung, Gegenwart schien unter dieser zu verblassen und die Zukunft war für mich am Ende nicht mehr existent.“, gestand Melaine mit trauriger Stimme und tränenschweren Augen vor der Freundin und mehr noch vor sich selbst ein. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf dem Boden kniete und den Blick gesenkt hatte. Die Hände ruhten vor ihrem Bauch gefaltet und die Welt schien hinter einem salzigen Schleier zu verschwimmen.

    „Der Gang war freiwillig.“, murmelte die Rothaarige leise und wischte sich zögernd über die Augen, um die Tränen, die hervortraten, nicht fallen zu lassen. „Um Frieden zu finden. Der Nebel war einfach da, von Anfang an, und gab mir genau das, was ich wollte. Und je mehr ich das bekam, desto mehr ließ ich mich von ihm einnehmen, bis ich plötzlich vollkommen von seiner Welt verschluckt wurde und hier landete, wo überhaupt nichts mehr so zu sein schien, wie ich es erhofft hatte. Nun jedoch…“, sie unterbrach sich und erhob sich langsam wieder aus dem noch vom Regen feuchten Gras, „Nun jedoch kann ich es steuern, weil ich weiß, dass es mir nicht helfen kann.“, fügte sie hinzu und öffnete sie Hand unter den Augen Jails, in der ein kleiner, roter Käfer mit sieben schwarzen Punkten krabbelte. „Man kann hier in seinen Wünschen vergehen, aufgeben und alles haben, was man schon immer gewollt hatte, doch immer mit dem drängenden Gefühl der Einsamkeit und dem Wissen darum, dass es eine bloße Illusion ist.“, sprach die Magierin und der Käfer verformte sich langsam zu einem handgroßen, azurblauen Schmetterling, der flattern und von einem schwachen, dunkelblauen Schein umgeben, zum Himmel aufstieg.

    „Um frei zu sein, Jail, bedarf es des Kampfes und manchmal der Unterwerfung. Krieg und Frieden, die Geschichte der Menschheit und das Gleichgewicht Adanos‘ lehren uns dies. Doch um wahrhaft frei zu sein, dass auch die Seele davon berührt wird, bedarf es zuallererst der Akzeptanz des eigenen Seins. Wer bist du? Was willst du? Und bist du bereit, für gerade dieses zu kämpfen, ohne dich zurückzuziehen, wenn du glaubst, es nicht schaffen zu können? Akzeptanz und Leidenschaft für das eigene Leben.“, forderte die Wassermagierin in beruhigendem Tonfall und lächelte zaghaft, als sie langsam auf die Gestalt der alten Freundin zutrat und zögernd mit den eigenen, durchsichtigen Armen den Leib der anderen Frau umfasste. „Wir leiden für uns und nicht für die Welt, denn wir sind nur Menschen, die der Gnade der Götter unterworfen sind. Der erste Schritt ist der zu uns selbst.“, flüsterte Melaine leise in das neblige Ohr Jails.

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    Ehrengarde Avatar von Jail
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    Jail ist offline
    Die Berührung und die Nähe Melaines war unangenehm und deswegen schob Jail die Freundin von sich weg. Sie wußte, wie die Handlung auf die Andere wirken musste und wie durchsichtig ihr Blick doch war, doch Jail machte nicht einmal den Versuch, ihre Ablehnung zu verbergen.

    „Lass das. Ich mag das nicht“.

    Worte, die kamen, als wäre es immer schon so gewesen und als wären ihre Worte nun ein Tadel an die Freundin, weil sie ein solch wichtiges Detail an Jails Wesen vergass.

    „Du machst es Dir einfach. Kramst in Deiner Fantasie, um Deine Hoffnung zu nähren, um Deine Angst zu betäuben. Du redest Dir was ein. Und das nicht nur, um Dir Mut zu machen, sondern auch um Dich selbst zu belügen, Dein Gewissen zu beruhigen, Dir ein schlechtes Gewissen einzureden und Dir selbst weis zu machen, daß Du doch an allem selber Schuld wärest. Und gleichzeitig redest Du Dir ein gutes Gewissen ein, weil Du ja nur unwissendlich gehandelt hast und ja doch keine Schuld trägst“

    urteilte die einstige Dunkelhäutige mit verzogenen Mundwinkeln, die nicht gerade von Achtung sprachen.

    „Lass mich überlegen... Du sagst, Du hättest Dich in Deiner Liebe vergessen, vergessen Dich selbst zu lieben und Dich anzunehmen. Du sagst, Du hättest andere für Dein Glück verantwortlich gemacht, ohne selbst etwas für ein glückliches Leben beizutragen?
    Und Du meinst also, daß hier wäre alles nicht passiert, wenn Du vorher mal einen tiefen Blick in Dein eigenes Ich geworfen hättest und danach gelebt?
    Melaine... bitte verschon mich damit. Du bist seid Jahren auf der Suche nach dem eigenen ich, genauso wie ich es bin“

    Jail hob die Hand, denn sie wollte auf die Fragen noch keine Antwort. Eigentlich legte die einstige Dunkelhäutige keinen Wert darauf, auf die Fragen überhaupt eine Reaktion zu erhalten.

    „Und Du denkst nun, ich hätte ebenso alles selber verbockt, mich in diese Welt gebracht?
    Hallo?... Hast Du vielleicht vergessen, wer mich in diese Welt stieß?... Willst Du vielleicht sagen, Ardescion wäre nur ein Werkzeug, ein Objekt meiner eigenen Vorstellungen und eigentlich garnicht wirklich real?
    Genauso wenig, wie das hier real ist und wir eigentlich nur schlafen, träumen und aufwachen, wenn wir unseren Weg gefunden haben... und alles ist wieder gut?“

    Nun lachte die Gefangene amüsiert auf, denn in ihren Augen war alles Erzählte purer Schwachsinn.

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    Melaine ist offline
    „Der Gang war freiwillig.“, wiederholte die Rothaarige geduldig, als wäre dies die Antwort, auf alle Fragen, die Jail gestellt hatte, auf alle Anschuldigungen, alle Abweisung. „Freiwillig. Du hast es nicht verbockt, dich hat niemand gezwungen. Du bist einfach gegangen, weil du es wolltest, weil es dir richtig erschien, weil es… richtig war.“

    „Die Suche nach dem eigenen ich. An ihr ist nichts Falsches und ich sage nicht, dass die Suche damit zu Ende sei, mit dem hier.“, sprach die Zauberin mit ruhigem Tonfall und breitete die Arme aus, um in dieser Geste die gesamte Welt, so, wie sie in diesem Augenblick Bestand hatte, zu umfassen. „Hiermit endet nichts. Aber dies hier, es lehrt uns, zu sehen, was wir schon über uns wissen, und gerade dies zu akzeptieren. Dies ist der Ausweg, Jail, verstehst du denn nicht. Es ist eine Welt der Sehnsüchte, eine formbare Welt der Träume und Hoffnungen, nur das vollkommene Verständnis dessen, was wirklich ist, kann uns befreien. Der Ausweg liegt darin, so nahe…“, die Magierin machte eine kleine Pause und blickte sich um, ehe ihre Augen zu denen der Freundin zurückkehrten und erkennen mussten, dass der verächtliche Ausdruck in eben jenen nichts seiner Kraft eingebüßt hatte.

    Melaine schüttelte traurig den Kopf und blickte wehmütig zu Boden, als würde dieser alle Lösungen, jene richtigen Worte, die sie suchte, für sie bereithalten und für einen Blick von ihr freigeben. Dann hob sie ihn wieder, während ihre Gestalt langsam an Festigkeit gewann und der dunkelblaue Rock, sowie die beige Bluse verblassten und einer weißen Hose, einem weiße Hemd und einem weißen, dünnen, offenen Mantel, dessen Kapuze sich sanft über ihre Kopf legte, Platz machten.
    „Als ich dich wieder traf, nach meiner Suche nach dem Tod und dem Vergessen, hatte ich geahnt, dass du dich verändert hattest. Ich wollte es nicht wahrhaben und glaubte, es sei bloß so, weil du Ornlu wiedergesehen hattest. Aber es scheint tiefer zu gehen und dein Wesen zu vereinnahmen.“, ganz langsam schien die Traurigkeit in ihrer Stimme zu schmelzen und etwas anderem Platz zu machen. „Es liegt Bitterkeit in deinem Wesen. Leid, in dem du dich suhlst, als sei es die letzte Essenz, die dich am Leben erhält. Doch wahrscheinlich – nein, das ist falsch.“, die letzten Worte murmelte die Magierin leise vor sich hin, ehe sie mit kalter Stimme fortfuhr: „Doch du bist selbst schuld daran. Und nun findest du den Weg nicht mehr zurück. Vielleicht willst du dies auch gar nicht, wenn du so bereitwillig die Schuld anderen gibst. Willst du leiden, Jail? Die schwarzen Egel. Bist du so voller Bitterkeit, dass du dich selbst vernichten willst, trotzdem du weißt, dass du es nicht kannst. Nicht für immer. Aber der eine Augenblick, in dem sie dich besiegen… Verschafft er dir Genugtuung? Der Sieg über die eigene Schuld als Ausgeburt einer Finsternis, die nur in deiner Vorstellung existiert. Sag mir, dass es nicht wahr ist, und ich weiß, dass du lügst!“, forderte die Wassermagierin die Freundin mit kalter Stimme heraus.

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    Ehrengarde Avatar von Jail
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    Jail ist offline
    „Ich sag Dir garnichts, denn ich habe es nicht nötig, Dir überhaupt etwas zu sagen. Ich bin Dir keine Erklärung, keine Rechenschaft und keine Meinung schuldig“.

    Es waren Worte, die Jail nur in den Mund nahm, weil sie tief in ihrem Innersten die Möglichkeit einräumte, daß es genau DAS war, was Melaine über sie sagte. Das Melaine recht hatte.
    Ja – sie hatte recht in dem Punkt des Suhlens und das machte die einstige Dunkelhäutige grantig, daß sie in die Beobachtung der Freundin erst einmal keine besondere Beachtung legte.

    „Wer gibt Dir eigentlich das Recht so über mich zu urteilen oder mir das Recht abzusprechen unter meinen Schicksalsschlägen zu leiden? Denkst Du, Du wärest nun was Besseres, weil Du dabei bist, mit Vergangenem abzuschließen?
    Saleph... wer braucht schon einen Saleph?...“, kam es in affigem Ton aus dem Munde der zornigen Geisterfrau, „... ich funktioniere doch auch ohne, weil ich bin ja Melaine... das eigene Ich und besonders genug, um für mich alleine zu existieren.
    Außerdem bin ich ja Melaine und stehe über den ganzen schlimmen Dingen, die mir wiederfahren sind. Es hat mich zwar fast umgebracht, aber hey!... eine Melaine lächelt nur. Eine Melaine muss ihr Leben im Schwert nicht vergessen, weil es ist ja nichts weiter, als eine Erinnerung... ein Ausflug, von dem man später mal seinen Enkelkindern erzählt, genauso wie von dem Ausflug in das Land der Schwerter.
    Eine Melaine juckt es auch nicht, wenns mit der Magie nicht funktioniert, weil sie hat ja genug andere Fähigkeiten, auf die sie zurück greifen kann“.

    Jetzt wurde Jail nicht nur in ihrem Tonfall böse, sondern auch in dem was sie sagte und fühlte, denn nun war langsam der Punkt erreicht, in dem ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wurde und sich vielleicht sogar verlor.

    „Weißt Du was ich weiß!........... Was ich hier gelernt hab?
    Ich scheiß auf Dein Verständnis. Ich scheiß auf D...“, Dein Leben, wollte Jail sagen, doch da war irgendwie immer noch etwas in ihr, was solch einen verbalen Schlag verhinderte.

    Und so wie die Wassermagierin sich veränderte, in dem ihr Körper und Kleidung zur ihrem Ursprungszustand zurück kehrten, veränderte sich auch der Leib der einstigen Maga. Der Nebel nahm Farbe an und verdeckte allmählich die noch sichtbaren Adern im inneren der Frau, wobei sie auf der Oberfläche der sich langsam bildenden Haut immer noch zu erkennen waren.
    Ihr nebliges Haar wurde vom nebligen Weiß zu einem ähnlichem Weiß, daß schon jetzt im noch unfertigen Zustand einen Schreikrampf auslösen konnte, doch Jail merkte von alle dem nichts.
    Nur von der Veränderung der Freundin.

    „Was ist das?... Was entspringt da aus Deiner Fantasie? Weiß... die Farbe der Weißheit?“.

    Und dann verstummte Jail schlagartig vor Verwirrung, das sie, sich das Kinn reibend die Freundin besah.

    „Is nich war, oder?“, murmelte sie.

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    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Der Nebel um die Freundin herum begann zu wabern und sich zu verändern. Und mit ihm veränderte sich auf die Gestalt der einst Dunkelhäutigen, die nun auszubleichen schien, trotzdem auch ihr Körper wieder an Form gewann. Bleiche Haut zog sich über die Arme, durchsetzt von dicken, dunklen Adern, in denen schwarzes Blut zu pulsieren schien. Augen, die aus dunklen Ringen über eingefallenen Wangen herausblickten, ein faltiger Hals, ein faltiges Gesicht und schneeweißes, dünnes Haar, das sich zerzaust um den mit Altersflecken übersäten Kopf der anderen Frau legte, wie ein weißer Schleier, der doch keiner Hochzeit zugedacht worden war.

    Melaine lachte leise, als sie sah, was aus der anderen Frau geworden war. Eine alte, zeternde Hexe, der lediglich die dicke Warze auf der Nase und die krächzende Stimme fehlte. Doch kaum gedachte die Rothaarige diesen Merkmalen, erschienen sie auch schon und schienen die junge Zauberin zu verspotten.
    „Weisheit.“, sprach die Magierin der Anderen nach, „Vielleicht. Eine Hülle aus Eis schützt, was Außen und Annen liegt. Doch die Kälte im Herzen vergräbt das Empfinden nach Richtig und Falsch.“

    Die Zauberin verschränkte die Arme vor der Brust und hob den Kopf nur ein kleines Stück, dass der kalte Blick aus grünen Augen von oben herab auf die gealterte Jail traf. „Das alles trifft mich sehr wohl, Jail. Und es betrifft mich ebenso. Ich vergesse nichts, ich lasse nichts zurück und ich schließe das Empfinden, wie ich es in jedem Augenblick meines Lebens verspürte, damit nicht aus. Ein Lebe in der Vergangenheit hingegen belastet die Gegenwart und verwehrt die Chance auf eine Zukunft, die jeder Mensch verdient hat, egal, wie schlecht es ihm in den einzelnen Momenten seines bisherigen Weges ging.“

    Die Rothaarige glaubte, es zu schaffen, die Wut, die wie ein schwerer Stein in ihrem Magen zu liegen schien, zu zügeln, und doch verfinsterte sich ihr Blick, als sie weitersprach. „Schau dich an, Jail. Du willst nicht loslassen. Ich spreche dir dein Recht nicht ab. Jeder kann leiden, solange er will. Ich sage nur, dass es dir besser gehen würde, wenn du es nicht tätest, wenn du beginnen würdest, dass, was du nicht mehr ändern kannst, hinter dir zu lassen.“
    Die Zauberin streckte den rechten Arm locker schräg zum Boden hin und ließ ihn in einer eleganten Bewegung nach oben gleiten. Ein leises Zischen erklang und dort, wo ihr Arm entlanggefahren war, hing nun ein Spiegel im silbernen Rahmen in der Luft. „Schau dich an, Jail, blick in den Spiegel, und sehe, was deine leidende Seele aus dir gemacht hat. Schau genau hin und akzeptiere auch dies: Der Weg zurück liegt in meinen Worten. Du hast mir doch vertraut, oder? Jail… hast du mir je vertraut? Warum jetzt nun nicht?“

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    Jail ist offline
    ... wenn du beginnen würdest, dass, was du nicht mehr ändern kannst, hinter dir zu lassen.

    „Meine Rede, Kindchen“, war alles, was Jail zu dem Gesagten zu sagen hatte, denn das war der einzige Satz, dem die einstige Maga ohne Anstrengung und Wiederwillen zustimmen konnte.
    Aber jetzt gab es Anderes, was der einstigen Schönheit einen heisernen und entsetzten Schrei entlockte, der so kurz und heiser war, daß er nicht einmal Erwähnung verdiente.

    „Wer ist das?“, krächzte die Alte und fürchtete schon einen Moment später die Antwort.

    Schock pur und schließlich der Zweifel an dem, was sie da sah, wie auch der Zweifel daran, ob die Rothaarige nicht vielleicht doch die reine Wahrheit sprach.
    Jails Augen stierten in das Ebenbild, dem sie sich nun zögerlich näherte und statt sich selbst ins Gesicht zu fassen, fuhr die Hand der Frau nun langsam zu der spiegelnden Oberfläche, die nun an einer blanken und von Fakeln erleuchteten Wand hing.
    Zwei Hände berührten sich... vier Hände schließlich, die gleichzeitig verhinderten, daß Jail sich noch länger diese fiese Visage ansehen musste, doch es änderte nichts an der Frage nach der Wahrheit.

    „Das hast Du für mich erschaffen, oder?....... Dein unfährer Zug in diesem Spiel, welches wir gerade gemeinsam und gegeneinander abhalten, oder?“.

    So hoffte die alte Frau, die Melaine mit einem zur Seite schielenden Blick betrachtete, ehe ihre Augen wieder auf dem Händepaar lasteten.
    Und dann wandte Jail sich von dem Spiegel ab, sich weigernd, auch nur einen Moment länger hinein zu sehen oder sich tastenderweise von der Wahrheit zu überzeugen, aber der gesenkte Blick lies sie schon wissen, das sie allem Anschein nach derzeit eine alte Frau war.

    „Das sollte mich nicht sorgen. Das ist vorübergehend“

    brabbelte sie und beschloss, daran zu glauben, ehe ihr die Worte von Vertrauen in den Sinn kamen.
    Der angeschlagene Geist vermutete, daß etwas Derartiges im Bezug auf Melaine schon einmal bestanden hatte, doch die Hexe verweigerte sich diesem Teil der Vergangenheit.
    Stattdessen griff die Hand den an der Wand gelehnten Stab, auf dem gestützt sie in langsamen und schlurfenden Schritten den höhlenartigen Raum verlies. Und so lies sie Melaine ohne ein weiteres Wort zurück.

    Vertrauen... Sie hatte Menschen vertraut und was hatte es ihr gebracht?

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