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Lehrling
Indria nickte leicht als sie Ribas Ausführungen hörte, es klang logisch, meistens war es weit schwerer etwas kaputtes wieder ganz zu machen als etwas ganzes kaputt. Das die Magier sich politisch einbrachten war auch keine große Überraschung für sie, wahrscheinlich gehörten sie zu den Beratern des Königs mit dem größten Einfluss. "Was sind Alchemisten? Was für Tränke brauen die denn?", fragte sie und ihre Stimme erklang unnatürlich laut in der relativen Stille des frühen morgens. Plötzlich kamen ihr Zweifel sie sollte nicht hier sein. Ribas und sie störten die Patienten doch sicher wenn sie hier waren. Am Ende weckten sie mit ihrem Gespräch nur noch jemanden auf. Und was wenn gar einer der Magier sie hier finden und seine Missgunst über ihre Anwesenheit hier ausdrücken würde. Die Angst, zuerst beim Anblick der riesigen Anlage in Vergessenheit geraten, kehrte zurück. "Dürfen wir uns überhaupt hier aufhalten? Was wenn wir einen von ihnen aufwecken? Das wäre doch sicher nicht gut! Lass uns lieber woanders hingehen." Ihr war eigentlich fast egal wohin sie sich jetzt wenden würden, Hauptsache sie kamen von hier weg.
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»Du hast Recht, wir sollten die Patienten in Ruhe schlafen lassen. Komm, wir schleichen uns leise wieder raus.« Gesagt, getan, und einen Moment später schloss Ribas schon wieder die Tür leise hinter sich. Sie gingen jetzt den Gang zurück, da es der einzige war, der hier langführte, und auf dem Weg versuchte Ribas Indria zu erklären, was Alchemisten sind.
»Alchemisten sind Magier, die sich besonders gut mit den besonderen Kräften von Pflanzen und Kräutern auskennen. Sie können aus diesen und noch vielen anderen Zutaten mit besonderen Eigenschaften Tränke brauen, die alles mögliche bewirken können. Ich würde Dir raten, niemals aus einer Flasche zu trinken, wenn Du nicht weißt, was sich darin befindet«, zwinkerte er ihr noch zu und musste grinsen. »Alchemie ist kein wirklicher Zweig der Magie, denn man braucht keine magischen Kräfte, um Tränke zu brauen. Trotzdem ist die Alchemie den Magiern vorbehalten und darf von niemand anderem erlernt werden; genauer gesagt ist sie den Magiern vorbehalten, die auch die Kunst der Heilung beherrschen; denn auch ein kleiner Fehler in einem Trank würde verheerende Folgen bei einem Patienten anrichten.«
Sie waren jetzt wieder am Hauptgang des Tempels angelangt, der zur dem großen Eichenportal führte. »Und, Indria, wo möchtest Du jetzt hin? Was soll ich Dir als nächstes vom Tempelviertel zeigen? Oder möchtest Du überhaupt noch was sehen?«
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Lehrling
Als sie in den Korridor traten der sie bereits hergeführt hatte atmete sie erleichtert auf. Nicht das sie sich in der ungewohnten Umgebung nun wirklich wohl fühlen würde, aber immerhin hatte sie nicht mehr das Gefühl sie könnte jederzeit jemanden stören. Aufmerksam lauschte sie Ribas Erläuterung über die Alchemie, auch wenn sie es nicht wirklich verstand. Was Wirkungen denn genau? Irgendwelche? Das hörte sich nach einer höchst Fragwürdigen Disziplin an, wer wollte schließlich ein Gesöff das die Haut grün färbte oder ähnliches. Wahrscheinlich war es wirklich am besten das sie strengen Auflagen unterlag. Sie erreichten den Hauptgang und Ribas hielt inne. Wo sie noch hinwollte? Indria überlegte, dann zuckte sie mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich kenne mich hier doch überhaupt nicht aus. Gibt es denn noch etwas das sich zu sehen lohnt? Das kann ja kaum alles halbwegs interessante gewesen sein oder? Wie alt ist dieser Tempel eigentlich?" Die Neugier die sich in ihre Stimme eingeschlichen hatte überraschte sie selbst. Früher hatte sie sich doch nie für solche Dinge interessiert. Andererseits hätte sie auch niemanden gekannt der ihr solche Fragen beantworten konnte.
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»Wie alt dieser Tempel ist?« Diese Frage überraschte ihn. Nicht, weil sie so merkwürdig war oder ungewöhnlich; vielmehr überraschte ihn, dass er sich diese Frage noch nie selbst gestellt hatte. Wie alt war dieser Tempel eigentlich? Sehr alt. Das war klar. Aber wie alt genau? »Nun, das weiß ich leider nicht genau. Er steht hier aber auf jeden Fall schon seit mehreren Jahrhunderten ... wenn nicht Jahrtausenden. Er ist uralt, wahrscheinlich älter als die Stadt selbst. Ich müsste mich einmal in den ältesten Aufzeichnungen der Stadt umsehen, um Dir das zu beantworten; vielleicht finde ich ja einmal die Zeit dazu und finde sogar etwas konkretes heraus, denn konkrete Jahreszahlen sind schwierig aufzutreiben in solch alten Schriftstücken. Dann werde ich es Dir sagen. Aber ich kann Dir nichts versprechen.
Ob es hier noch interessante Dinge gibt, kommt darauf an, was Du interessant findest. Hier im Tempel gibt es noch eine gewaltige Bibliothek, es gibt einen großen Speisesaal mit dazugehöriger Küche, es gibt viele Zimmer, die als Unterkunft für die Feuermagier dienen, es gibt Laboratorien im Keller, es gibt tiefe Gewölbe, die überwuchert sind mit Spinnenweben und sicherlich noch einige Geheimnisse parat halten, und es gibt noch den großen Rundsaal am Ostende des Tempels, in dem sich die gewaltigste Innosstatue befindet, die ich je gesehen habe, und in dem der Sitz des Hohen Rates ist. Außerhalb des Tempels gibt es noch die Unterkünfte der Novizen, einen großen und wunderschönen Kräutergarten und eine kleine Kapelle an den Klippen. Ach ja, und natürlich noch die Geschäfte des Tempelviertels, aber die haben nicht unbedingt was mit dem Orden zu tun.
Ich kenne die meisten dieser Orte, also liegt die Wahl bei Dir.«
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Lehrling
Wie konnte etwas so alt sein das man vergaß wer es einst baute? Ribas meinte es sei vor vielen, sehr vielen Menschenaltern gebaut worden. Die Dimension die er nannte war so groß das es ihre Vorstellung sprengte. Wie lange der Bau wohl gedauert haben mag? So viele Orte wie es hier gibt ist es mehr eine kleine Stadt als nur ein Tempel. Sie überlegte wo sie als nächstes hin wollte. Die Laborationen im Keller wollte sie nicht sehen, das klang zu sehr nach dieser Aleche.... Almich... Zeugs. Warum konnten die Magier nicht wie normale Leute reden? Am Ende flog ihr da nur irgendetwas um die Ohren. Ihr Misstrauen gegenüber Magie und allem möglichem was damit zu tun hatte war immernoch nicht verflogen. Die Gewölbe? Nein dann würde sie an den Kellern vorbei müssen, ausserdem klangen Spinnenweben nicht wirklich interessant. "Warum erforscht niemand diese Gewölbe? Ich meine irgendwer muss doch wissen was dort ist, oder?", fragte sie beiläufig, während sie weiterhin überlegte. Weder Speisesaal, noch Küche reizten sie sonderlich, falls sie sich wirklich dem Orden anschließen sollte und es sah für sie so aus ,als bliebe ihr nicht viel anderes übrigt, würde sie die beiden Orte wohl noch oft genug zu sehen bekommen. Was hatte er noch gesagt? Der Rundsaal klang beeindruckend, doch wenn der Hohe Rat dort tagte war er sicherlich nicht frei zugänglich, ebenso die Magierquartiere. Die Kräutergärten und die Kapelle hingegen klangen recht interessant, es würde sich wahrscheinlich lohnen beides zu sehen. Allerdings wollte ein Teil von ihr auch möglichst schnell wieder hier raus. "Mhh. Die Kräutergärten und die Kappele würden mich interessieren. Achja und die Novizenquartiere natürlich." Sie hielt inne errötete leicht und bereute in dem Moment die Kapuze abgesetzt zu haben. "Was ist eine Bibliothek?", fragte sie kleinlaut.
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»Die Gewölbe sind groß, tief, dunkel; und ich sagte ja nicht, dass sie komplett unerforscht sind. Aber dort, in den Tiefen unter der Welt, lauern bestimmt noch einige Geheimnisse, die bis jetzt noch niemand entdeckt hat.« Er hat bewusst erst eine andere Frage beantwortet, da er es Indria an ihren geröteten Wangen ansah, dass es ihr sehr peinlich war, dass sie nicht wusste, was eine Bibliothek war. Ribas fand das nicht sonderlich schlimm; er hatte doch auch erst, nachdem er dem Orden beigetreten war, erfahren, was das Wort Bibliothek wirklich bedeutete; sicher, den Sinn hinter dem Wort wusste er schon vorher, aber damals hätte er ein Regal mit zehn, vielleicht zwanzig Büchern als Bibliothek bezeichnet; welche Dimensionen sich wirklich hinter dem Begriff verstecken konnten, das hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. »Eine Bibliothek«, erklärte er ihr in einem beiläufigen Ton, um es nicht noch peinlicher für sie zu machen, »ist ein, zumindest hier im Tempel, riesiger Raum, der gefüllt ist mit etlichen Regalen, die bis zur Decke reichen; und auf diesen Regalen liegen hunderte und aberhunderte Bücher, alle mehr oder weniger sortiert und die meisten zugestaubt, da sie schon etliche Jahre an ihrem Platz liegen und nur darauf warten, dass jemand vorbeikommt, um sie zu lesen. Bibliotheken sind wunderbare Orte, wenn man Sachen herausfinden möchte, wenn man nach Wissen sucht, aber auch, wenn man einfach nur ein wenig Unterhaltung durch spannende Geschichten möchte. Und gerade die Bibliothek hier in Vengard gehört zu einer der größten auf der ganzen bekannten Welt.
Aber sie sind wirklich nur interessant, wenn man auch vor hat zu lesen; zum reinen Anschauen sind sie eher langweilig, darum würde ich sagen, schauen wir uns lieber etwas anderes an. Die Sonne geht jetzt auf und der Kräutergarten ist in ihrem allmorgendlichen Licht wohl noch schöner, als er es ohnehin schon ist. Ich würde Dir raten, dass wir uns ihn zuerst ansehen. Wenn Du Dir aber erst die Novizenquartiere anschauen möchtest – wobei ich Dir wohl nur mein Quartier zeigen kann – oder die Kapelle als erstes sehen möchtest, ist das auch kein Problem. Du musst Dich entscheiden, was Du als erstes sehen möchtest«, sagte er noch, ehe er sich dem riesigen Eichenportal zuwand und es aufstieß. Eine angenehm kühle morgendliche Brise wehte den beiden entgegen.
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„Hey du, die Kapuze vom Kopf!“, fuhr einer der patrouillierenden Gardisten einen Mann an, der im Hafen auf dem Weg zu einem der Schiffe war, die zwischen den breiten, myrtanischen Fregatten und Kähnen geradezu schmal und zerbrechlich wirkten. „Runter damit, hab ich gesagt!“ Der Soldat legte die Hand an den Schwertgriff, verengte die Augen.
„Hey, ganz ruhig!“, krächzte der Mann und zog die Kapuze ab, offenbarte einen kahlen Schädel, einen Drei-Tage-Bart und getrockneten Dreck im Gesicht. „Ich hab nix getan! Das mit den Fischen war Jadam! Der treibt sich ständig bei der Kneipe rum. Ehrlich, ich hab nix!“
Groß war der kahlköpfige Mann, die Kleidung jedoch wirkte abgerissen, wie die eines Vagabunden. Abschaum, hier in Vengard. Der Sack, den sich der Kerl aber über die Schulter geworfen hatte, ließ den Gardist aber misstrauisch werden.
„Was ist da drin?“, fragte er mit einer Stimme, die das Befehle brüllen gewohnt war. Der Kahle zögerte einige Augenblicke. „Klebt dir die Zunge am Gaumen fest?! Was ist in dem Sack?“
„Zeug“, sprach der Mann heiser, „Sachen halt.“
„Aufmachen! Etwas zügig bitte.“
„Jaja, schon gut.“
Der Hüne ließ den Sack zu Boden fallen, dass etwas im Innern metallisch tönte. Der Gardist verzog widerwärtig lächelnd das Gesicht. Ohne Umschweife lockerte der Kahlköpfige das Lederband, brachte den Inhalt zu Fackelschein. Ein solider, guter Streitkolben lag auf diversen Kleidungsstücken, etwas Proviant fand sich in mit Tüchern verschlungenen Päckchen. Der Gestank, der von dem Sack ausging, hielt den Gardist davon ab, näher heranzutreten geschweige denn die Habseligkeiten des Kahlen zu berühren. Die Waffe jedoch ließ ihn über die Person zweifeln.
„Warum die Waffe?“, fragte er, packte nun den lederumwickelten Schwertgriff fester.
„Bin Leibwächter, Herr. Manche heuern mich für Geld an, damit ich se’ bei unliebsamen Begegnungen schütze.“
„Ts, Vagabund“, schnaubte der Gardist und spie verächtlich aus. „Wo willst du hin?“
„In den Süden, Herr. Hier gibt’s wenig Arbeit und viel Konkurrenz. Ich denk mal als Begleitschutz eines Wüstenhändlers hab ich mehr Glück.“
Der Soldat lachte laut auf, dass es von den Gebäuden am Hafen widerhallte.
„Ja, versuch dein Glück unter der heißen Sonne Varants. Glück für uns, da wir ein widerwärtiges Maul weniger zu füttern haben. Zieh ab!“ Damit drehte sich der Soldat um und stolzierte davon, dass Kettenhemd und Schwert klirrten. Tavik verzog das Gesicht, spuckte auf den dreckigen, gepflasterten Boden des Hafens aus und murmelte dem arroganten Kerl eine Verwünschung hinterher. Schnell fand der Sack mit seinem ‚Besitz’ wieder den Weg über die Schulter und die letzten Meter zu der Kogge eines südländischen Kapitäns waren schnell zurückgelegt.
„Al Jabir ibn Fatih?“, krächzte der Pirscher dem Mann mit dem gezwirbelten, schwarzen Bart entgegen.
„Tavik von Eirrin?“, kam es von dem Turbanträger mit einem schiefen Grinsen zurück.
„Gut, dann weißt du ja was ist. Dein Ziel ist Bakaresh, wie vereinbart?“
„Wie vereinbart.“
„Grandios. Hier hast du den Schuldschein.“ Der Hüne aus Silden reichte dem Seemann einen Fetzen Papier. „Es ist wie immer schön mit euch dreckigen Wüstensöhnen Geschäfte zu machen.“ Über sein Gesicht huschte ein Lächeln.
„Ebenso, Barbar, ebenso.“
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Lehrling
Bücher, erschloss sich ihr auf Ribas Erklärung hin das rätselhafte Wort. Es gab so vieles hier was sie weder kannte noch verstand, die Bibliothek war da nur der Anfang. Immerhin musste sie sich nicht völlig die Blöße geben und Ribas wissen lassen das sie nicht einmal Lesen konnte. Gut sie wusste inzwischen welche Zeichenfolge das Wort Taverne hießen. Aber sie kannte keinen einzigen Buchstaben, wer hätte es sie auch lehren sollen und vorallem wozu? Weder eine Bäuerin, noch eine Vagabunde hatte auch nur den geringsten Grund etwas zu lesen. Sie hatte ja noch nicht einmal ein Buch zu Gesicht bekommen. Bis jetzt hatte sie auch bezweifelt das sich das je ändern würde. Um sich von dem Thema abzulenken antwortete sie Ribas schnell : "Nun wenn du meinst es wäre ratsamer sich den Kräutergarten zuerst anzuschauen, dann wäre es wohl am besten wir gehen zuerst dorthin. Ich schätze mal von dort Beziehen die Alchemisten ihre Rohstoffe oder?"
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»Unter anderem«, antwortete er Indria, während er neben ihr herschritt. »Dort werden viele Kräuter angebaut, die sie brauchen, das stimmt. Aber für viele Tränke brauchen die Alchemisten auch Zutaten, die es hier nicht gibt, die sehr selten sind und sich auch nicht anbauen lassen. Ich selbst bin mal beauftragt worden, eine seltene Pflanze für einen Trank zu finden und bin dabei bis nach Silden - das ist ein Dorf, welches fast ganz im Westen des Kontinents liegt, mehrere hundert Wegstunden von hier entfernt - gereist, um sie schließlich zu finden. Doch die meisten, und vor allem die Grundzutaten, werden hier angebaut, das stimmt.«
Sie erreichten jetzt den Garten und vor ihnen bot sich ein wunderschönes Bild der aufgehenden Sonne, die sich auf den von Tau benässten Gräsern und Blumen widerspiegelte und die unzähligen Blüten in wunderschönen Farben aufleuchten ließ, während der Himmel über ihnen langsam wieder ein sanftes Blau annahm und während sie unter sich noch die Wellen gegen die Klippen schlagen hören konnten. Es war ein wunderschöner Augenblick, wenn man die Schönheiten der Natur bewunderte. »Und, gefällt er Dir?«, fragte er die Frau neben sich.
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Lehrling
Seine Schritte wurden langsamer, merkte Indria und plötzlich lag der Garten auch schon vor ihr. Das Grün machte einen gesunden Eindruck im Morgengrauen, ja es schien quasi vor Leben zu strotzen. Eine steife Briese war zu spüren, der ihr den frischen Geruch des Meeres in die Lungen trieb. Wirklich frisch, nicht faulig wie in dem Hafenviertel., ging es ihr durch den Kopf. Im Hafenviertel hatte es gestunken, genauer gesagt stank es dort immer, nach Kloake, Fisch und sonstigem Unrat. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, nahm es kaum noch wahr. Aber wenn man dann einmal frische Luft roch durchdrang sie die Barriere die sich in der Nase wohl gebildet haben musste, weckte Erinnerungen und machte Lust auf mehr. Bedacht nichts zu zerstören suchte sie sich einen Weg durch den Kräutergarten und schloss die Augen als der Wind wieder ihr Gesicht streifte. Durch den Meeresduft erquickt atmete sie genießerisch tief ein und aus. "Ja, ich denke er gefällt mir. Es ist hier so ruhig. Also im Tempel ist es auch ruhig, aber ich würde es dort eher unnatürlich still nennen. Wahrscheinlich liegt das nur an der Zeit zu der ich ihn besucht habe.", sie zuckte mit den Schultern, "Hier hingegen wirkt die Kulisse eher friedlich. Es ist nicht vollkommen still, aber doch ruhig, entspannend." Sie drehte den Kopf und sah über die Schultern zu ihm. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Züge und es kam ihr so vor als sei es das erste das sie heute, nachdem sie all diese verwirrenden, verängstigenden Dinge hatte verarbeiten müssen, zu Stande brachte und auch wirklich so meinte.
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Sie hatte noch für Raya einen Auftrag im Tempelviertel zu erledigen gehabt. Es war nur eine Pergamentrolle, die sie einem älteren Herrn zu überbringen hatte und sie wusste weder was darin stand, noch interessierte es sie in jenem Moment.
So kam es, dass sie kurz nach der Mittagszeit den Garten mit dem Brunnen, der das letzte Mal so eigenartig geleuchtet hatte, wieder betrat und dort nach kurzem Suchen den seltsamen Magier wiederfand. Er kritzelte gerade etwas auf ein Pergament und bemerkte die junge Frau im ersten Moment gar nicht. Sie beobachtete ihn ein Weilchen und setzte sich dann neben ihn auf die Bank. Das Geräusch liess Lopadas schliesslich von seinen Studien aufschrecken.
„Da wäre ich wieder, doch lasst Euch nicht in eurer Arbeit unterbrechen. Ich schaue auch gerne erst etwas zu.“
Bemerkte Redsonja nur und versuchte ein Lächeln. Gleichzeitig fragte sie sich was sie hier eigentlich genau trieb. Nur fand sie keine Antwort.
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"Ich hab mich schon gefragt, wo Ihr abgeblieben seit.", begrüßte Lopadas die Rothaarige freundlich und lächelte.
Es war ein schöner Sommertag, weswegen sich der Priester dazu entschlossen hatte seine Studien nach draußen in den Garten zuverlangern, aber eigentlich eher aus dem Grund, dass er dann zum Testen der Schriftrollen nicht soweit laufen musste, schließlich hatte er hier eine halbwegs freie Fläche vor sich und einige Dinge um sich herum, die er hätte bannen können. Miranda hatte sich unter die Bank gelegt und döste, doch spürte der Magier den finsteren Blick der Vierohrigen.
"Ihr müsst mir nicht zuschauen, es ist sicherlich langweilig für Euch, schließlich wirke ich nur eine Schriftrolle. Wahrscheinlich würdet Ihr mich nicht folgen können, wenn ich Euch erklären würde, was ich gerade tue. Ihr wärt nicht die einzige, schon oft wurde ich wegen meiner wissenschaftlichen Abhandlungen über Magie seltsam angeschaut."
Die Feder kratzte noch ein paar letzte Runen auf das Papier und durch die Spitze tropfte magische Energie auf das Papier.
"Aber vielleicht habt Ihr noch ein paar andere Fragen, fragt ruhig. Ich versuche Euch alles zu beantworten."
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»Ja, es ist wirklich ein sehr schöner Ort«, sagte Ribas, und als er sah, wie Indria lächelte, freute er sich mit ihr hier hergekommen zu sein. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dem armen Mädchen so viel Angst und Kummer bereitet zu haben; da war es eine Wohltat, ihr auch mal etwas Gutes getan zu haben. Sie genoss es sichtlich. »Wenn Du willst, können wir gerne noch ein wenig hierbleiben und und die Schönheiten genießen, die diesen Fleck so besonders machen«, bot er ihr an. »Wir können auch einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen und dann dem Feldweg dort hinten folgen bis an den Rand der Klippen; dort hat man nicht nur eine wunderbare Aussicht die Klippen hinab auf das tosende Meer, dort steht auch die kleine Kapelle, von der ich Dir erzählt habe. Oder wir drehen um und ich zeige Dir meine Unterkunft; wir sind schon lange wach und auch Du bist sicherlich müde. Du hast zwar noch immer nicht gesagt, ob Du ein bequemes Bett haben möchtest, aber immerhin hast Du es auch noch nicht abgelehnt, und ich bezweifle, dass Du jetzt noch so weit zurücklaufen möchtest, woher Du auch kommst aus dieser Stadt; ich zumindest würde das nicht mehr wollen. Ich wäre zu müde.« Wie um seine Worte zu untertstreichen gähnte er einmal stark mit vorgehaltener Hand und dann noch einmal ein wenig schwächer. »Also, was möchtest Du als nächstes tun, Indria?«
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Lehrling
Wie auch schon zuvor ignorierte sie Ribas´ Frage ihrer Vorhaben Bezüglich eines Schlafplatzes weitestgehend. Sie hatte selbst noch kaum über das Thema nachgedacht und auch nicht vor das zu ändern bevor es schließlich endgültig notwendig wäre. "Zu den Klippen", meinte sie bestimmt und ignorierte seine Müdigkeit auf die er dezent hingewiesen hatte. Sie selbst war auch immernoch ziemlich erschöpft, aber der Wind hatte sie erfrischt. Ausserdem konnte sie die unliebsame Entscheidung so noch ein klein wenig aufschieben. Das Angebot klang verlockend, doch mit mehreren Leuten in einem Raum zu schlafen kam ihr komisch vor. Erst recht wenn es sich bei besagten Personen um Männer handelte. Sie folgte der Richtung in die Ribas gezeigt hatte und als sie ersteinmal den Pfad erreicht hatte brauchte sie nur noch ihrer Nase zu folgen. Immer dem Wind die Stirn bieten. Sie schwiegen beide eine Weile und Indria besah sich die unterschiedlichen Pflanzen, zu ihrer Schande musste sie festellen kaum eine wieder zu erkennen, geschweige denn den Namen zu wissen. Aber das war jetzt nicht so wichtig, hier umgeben von dieser natürlichen Kulisse fühlte sie sich angenehm fern von ihren Sorgen. Das Geräusch der Brandung wurde langsam lauter und der Garten endete. Als nur noch wenige Schritte sie vom Abgrund trennten ging sie vorsichtig in die Knie und spähte dann vorsichtig über die Kante. Weit unter ihr Schlug die Dünung gegen die Wellen, brach auf in einen Reigen aus Schaum um anschließend fast unsichtbar über die Felsen wieder zurück ins Meer zu laufen. Ein paar Grasbüschel wuchsen hier am Grat und Indria ließ sie Knie nach hinten rutschen, so das sie jetzt mit dem Bauch auf dem Boden lag. Träumerisch beobachtete sie den Sonnenaufgang am Horizont. Der rote Feuerball warf goldenes Licht auf das Reich Adanos´, welche in ihrer Reflexion ein goldenes Netz spannten. Das glitzern fiel in ihre Augen. Es ist wunderschön, ging es ihr durch den Kopf und sie schloss kurz die Augen. Das Monotone auf und ab der brechenden Wellen klang in ihrem Ohr, erstickte die anderen Geräusche der Welt und wurden selbst zu einer kaum wahrnehmbaren Hintergrundmusik. Nur der Wind der ab und zu über ihren Rücken kitzelte und ihr Haar in seine Gewalt brachte vorderte noch ihre Aufmerksamkeit. Ihr Atmen wurde ruhiger, die Augen fielen langsam aber sicher endgültig zu. Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen, dann war sie eingeschlafen.
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Hinter Indria stehend beobachtete auch Ribas das wunderschöne Spiel der Brandung, wie sie die großen Wellen immer wieder gegen den Felsen schlug, der jedoch unnachgiebig stehen blieb und wie eine harte Felswand (die er ja auch war) dagegenhielt, keinen Millimeter nachgab in dem ewigen Machtkampf Meer gegen Land, der schon seit Anbeginn der Zeiten existierte und in dem es weder einen Gewinner noch einen Verlierer gab. Wie der Kampf der Götter, ein ewiges unveränderliches Spiel der Naturgewalten, ohne eine Aussicht darauf, jemals zu enden. Und Welle um Welle starb an den steinernen Hängen der Festung, verendete in der Gischt, deren Weiß im morgendlichen Licht schimmerte wie das rote Blut gefallener Krieger im Kampf der Götter, das den Boden benässte und das friedliche Grün des Lebens verdeckte in einer Flut des Krieges. Und am Horizont ging wieder die Sonne auf, wie sie es immer tat, und sie schien so schön und hell wie immer, und für die Wesen der Welt war es etwas ganz normales; doch die Gefallenen, die gestorbenen Wellen und Krieger, sie würden niemals wieder das edle Antlitz des Feuerballs erblicken, der allen Kriegen trotzen konnte; denn sie hatten ihm nicht trotzen können. Und so war gerade die Sonne, der kein Krieg etwas anhaben konnte, eins der tragischsten Symbole eben jenes.
Er hörte das gleichmäßige und ruhige Atmen der Frau, die dort vor ihm auf dem Boden lag und noch eben in die Ferne geschaut hatte; doch jetzt waren ihre Augen geschlossen. Friedlich lag sie da, genau wie die gefallenen Krieger friedlich darlagen auf den Schlachtfeldern dieser Welt. Nur würde dieses Mädchen ihre Augen wieder aufmachen.
So setzte er sich neben sie in das nach Sommer duftende Gras und schaute weiter in die Ferne; hielt eine Totenwache bei einer, die gar nicht gestorben war. Eine Schlafendenwache.
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Die Frau mit dem feuerroten Haar hielt den Tempelvorsteher einen Herzschlag lang mit ihren Augen gefangen, neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte ihn. Sie wusste nicht wie sie das fragen sollte, was ihr seit sich ihre Wege nach jenem Abendessen getrennt hatten, im Kopf herum schwirrte. Schlussendlich fanden jedoch ein paar Worte den Weg über ihre Lippen:
„Entschuldigt bitte die Frage, sie mag etwas seltsam klingen. Aber was treibt Euch an?“
Fragte sie ihn und gleichzeitig in aller Stille sich selber und so suchten sie gleichzeitig auf eine Antwort darauf. Nur, dass Redsonja selbige nicht laut aussprechen würde. Doch fand sie vorerst auch nichts, was sie darauf hätte erwidern können, denn sie wusste es nicht.
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Lehrling
Sie baute den Wind und das rhytmische Tosen der Brandung in ihren Traum mit ein. Sie lag auf dem Wasser und sah die Klippen von unten. sie berührte das Wasser aber ging nicht unter. Zögerlich versuchte sie aufzustehen, rutschte jedoch hin und fiel der Länge nach hin. Es platschte leise als sie aufkam. Das Meer war nicht hart, es war seltsam unbeständig. Wie flüssiges Wasser, nur fest. Sie war dankbar dafür, denn sie konnte nicht Schwimmen. Sie versuchte erneut sich aufzurichten, schaffte es aber nicht einmal auf alle Viere. Das Wasser fing an sich zu bewegen und Indria wurde von auf und ab der Wellen umhergeschleudert. Immer näher an die Felsen wurde sie getrieben. Von dort auf würde sie sich irgendwie an Land kommen, dort wäre sie sicher. Eine größere Welle schub sie nun voran und brach dann plötzlich über ihr und hüllte sie in eine dunkle Decke. Alle Geräusche verstummten. Indria versuchte sich zu befreien. Das Wasser war weich, doch es drückte so stark! Verzweifelt schnappte Indria nach Luft bekam aber kaum welche. Plötzlich kehrten all die vertrauten Geräusche mit einem ohrenbetäubenden Rauschen zurück. Licht erreichte wieder ihre Augen und sie meinte nie etwas schönere erlebt zu haben. Dann wurde sie gegen etwas hartes geschleudert das ganz und gar nicht nachgiebig war. Halb benommen klammerte sie sich an den glibschigen Felsen gegen den sie gespült wurde. Ein erneutes krachendes Rauschen hinter ihr, Wasser Überflutete sie. Das Salze brannte in den Augen und ihre durchtränkten Gewänder lagen klamm an ihrer Haut. Das Wasser ist nicht mehr fest! Ich ertrinke! Wieder kam eine Welle und wieder. Jedes Mal zog der Sog sie etwas weiter am Felsen hinab, sodass bald nur noch ihr Kopf rausschaute. Wieder brach eine Welle über ihr ein. Die Welt versank in einem Durcheinander aus blauen Wirbeln.
Plötzlich schlug sie ihre Lieder wieder auf und blickte in den Abgrund. Ihr rechter Oberkörper hing bedrohlich über dem Abgrund, ihr Arm baumelte bereits. Doch jemand hielt sie fest, zog sie wieder zurück. Indria keuchte während das Adrenalin ihren Pulsschlag beschleunigte. Beinahe wäre sie ertrunken. Nein von der Klippe gestürzt, das andere war nur ... nur ein Traum gewesen. Schwer atmend lag sie nun auf den Rücken und starrte in den blauen Himmel ohne ihn recht zu sehen. Sie hörte Ribas neben ihr irgendwas sagen. Ob es ihr gut ging oder sowas. Sie nickte nur geistesabwesend, der Traum war ihr noch zu nah.
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»Dann komm«, sagte er erleichtert, nachdem Indria ihm versichert hatte, dass es ihr gut ging. »So unruhig, wie Du schläfst, solltest Du es nicht hier tun. Ich zeige Dir jetzt die Novizenunterkünfte.« Diesmal war es keine Frage, da er sah, dass Indria sich wohl nie dazu durchringen könnte, obwohl es offensichtlich das Beste für sie war. Sie widersetzte sich auch nicht, denn das wollte sie offenbar auch nicht. vielleicht war sie auch einfach nur noch zu geschockt, nach dem, was ihr gerade widerfahren war. Vielleicht war sie auch einfach nur vollkommen erschöpft nach dem wohl seit Jahren längstem und aufregendsten Tag in ihrem Leben; das konnte Ribas vollkommen nachvollziehen.
So kam es, dass Indria kurz darauf in dem Bett gegenüber seinem lag. Der Novize wartete, bis sie erneut eingeschlafen war, ehe auch er sich zur Ruhe legte und sich den lange verdienten Schlaf gönnte, den er auch so dringend benötigte.
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Der Magier legte die Schriftrolle beiseite und schaute die Frau neben ihn kurz verdutzt an. Was konnte sie damit meinen? So richtig konnte er den Hintergrund dieser Frage nicht verstehen. Was sollte ihn denn antreiben und zu was? Zum ersten Mal seit langem musste der Schriftgelehrte seine Gedanken sortieren und versuchen zu erkennen, welcher tiefere Sinn hinter dieser Frage war. Er hatte Angst, dass er die Frau falsch verstehen könnte, genau wie es bei Anna schon der Fall war und die Novizin hatte nicht sonderlich gut darauf reagiert, sondern ihm immer wieder unter die Nase gehalten, dass er sie falsch verstanden hatte.
"Ich hoffe, dass ich Eure Frage richtig interpretiere, wenn ich darauf antworte, was mich zu meinem Studium der Magie antreibt. Wenn ich damit falsch liegen sollte oder es Euch nicht interessiert, dann unterbrecht mich einfach.
Für mich ist die magische Energie etwas fazinierendes, was größtenteils davon ausgeht, dass man die Magie nie vollständig erklären kann. Viele benutzen sie fast wie ein herkömmliches Werkzeug, doch ist sie weitaus mehr. Zwar kann man mit etwas Übung einige Zauber fast wie im Affekt wirken, sodass es so aussehen mag, als wäre die magische Kraft nur ein Hilfsmittel, aber eigentlich lenkt sie uns mehr als wir sie. Mein Antrieb in dieser Hinsicht ist einfach herauszufinden, wie Magie funktioniert und warum wir als Menschen eine solche, schon göttliche Kraft nutzen können. Schon allein die Tatsache, dass wir Zauber wirken und somit magische Ströme lenken können und gleichzeitig doch nie die Wirkliche Kontrolle über diese Macht bekommen, ist ein Thema womit ich mich wahrscheinlich mein ganzes Leben beschäftigen werde.
Durch meinen Beruf als Schriftgelehrter des Ordens, kann ich direkt mit magischer Energie experimentieren und erhoffe mir dadurch zu erkennen, wie sie von Natur aus ist."
Unbewusst hatte der Magier das Pergament wieder aufgenommen und drückte es zusammengerollt in seiner Hand. Er konnte die Magie der Schriftrolle durch den Bann spüren. Diese Kraft einfach überall gegenwärtig.
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Bei der Kapelle
Der Körper war stark, der Geist war es ebenso und es war alles von einer Kraft beseelt, die keine andere Kraft der Welt bezwingen konnte. Keine Macht war stärker als der tiefe, inbrünstige Glaube. Ein gläubiger Mann kämpfte wie ein Dutzend Ungläubige, denn er wusste das sein Gott bei ihm war und er nicht bezwungen werden konnte.
Jun wusste gar nicht mehr wie lange er schon betete und wie lange das Feuer brannte. Er hatte einzig mitbekommen wie die zu weihende Klinge, eingewickelt in Leinentüchern, sowie eine kleine Truhe, in der alles Gold das Jun besaß sich befand, von Giran gebracht wurde. Das Gold war die Spende an die Kirche Innos und ebenso ein Teil dessen, was ein Streiter nach altem Ritus bei einer Schwertweihe von sich geben musste. Kein Luxus, kein Gold - die geweihte Klinge als wertvollster Besitz.
Doch zuvor galt es mit reinem Geist, die Schwertweihe zu vollführen. Von Beginn an hatte Jun weder gegessen noch getrunken, noch sonst was gemacht außer zu knien und zu beten. All seine Gedanken widmeten sich Innos und Innos gab Jun die Kraft durchzuhalten.
Doch mit dem Sonnenuntergang, schien auch die letzte Glut allmählich zu erlöschen. Dragan erschien und es war wohl soweit.
"...meine Klinge ist nur Innos geweiht.
An diesem Tage wird sein Name erklingen.
Jeder der sich in meinen Weg stellt,
wird durch meine Hand sterben,
denn ich bin ein Streiter Innos..."
Sprach der Gläubige in den Versen Dominiques sein letztes Gebet, ehe er den Kopf hob und Dragan anblickte. Ging es nun los?
Geändert von Jun (31.07.2009 um 20:42 Uhr)
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