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Kinder? Komische Frage, und so etwas gleich am frühen Morgen. Das waren eine denkbar ungünstige Zeit und ungünstige Umstände, um solche Themen tiefgehender zu erörtern.
"Joa", hob er immer noch verschlafen an und hielt kurz inne, um das nächsten Gähnen zu unterdrücken.
"Die sind klein. Und quietschen."
Maris musste grinsen, doch Aniron piekste ihr mit trotzigem Blick erneut in die Seite, dass er sich lachend zu wehren versuchte.
"Hey!"
"Lieb sein!"
Der Blondschopf zog sich weiter in seine Hälfte des Bettes zurück, bis er von der Kante rutschte und sich nach ungemütlichem Aufprall schließlich am Boden wiederfand.
Schließlich ließ sich der Nomade, der selbst noch ein großes Kind war, doch noch zu Ernsthaftigkeit bewegen.
"Hmm, Kinder... ich mag Kinder."
Schon im nächsten Moment zog das schelmische Grinsen erneut über seine Züge.
"Vor allem saftig gebraten. So ein leckeres Ragout in einer süß-scharfen Sauce... mmhhhmmm..."
BAM!
Langsam und mit vorwurfsvollem Blick zog sich Maris das Kissen aus dem Gesicht, das sich mit voller Wucht direkt in sein Gesicht gegraben hatte.
"Autsch..."
"Nein, mal im Ernst..."
"Nein, ich mag Kinder wirklich. Aber ich vermute, dass es das nicht ist, was du wissen willst, oder?"
Aniron zuckte mit leicht schief gelegtem Kopf und kaum sichtbarem Lächeln die Schultern, doch Maris wusste, wie er diese Geste zu deuten hatte. Langsam erhob er sich, gesellte sich zu ihr aufs Bett zurück und fasste ihre Hand.
"Ich denke, es wäre wunderschön. Nur..."
Maris löste den Griff um ihre Hand wieder etwas.
"Ich glaube kaum, dass ich einen guten Vater abgeben könnte."
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Maris’ Antwort machte Aniron nachdenklich, aber in einer anderen Weise, als sie beabsichtigt hatte. Wer konnte wissen, ob auch sie eine gute Mutter abgeben würde? Nun, der Unterscheid lag darin, dass sie die Rolle einer Mutter kennengelernt hatte, wohingegen Maris nicht einmal seinen leiblichen Vater kannte. Aniron wusste, dass Maris in den Straßen von Mora Sul groß geworden war, aber wenn sie bedachte, was der einstige Straßenjunge aus sich gemacht hatte, konnte er gar keinen so verkehrten Weg eingeschlagen haben.
„Ob du ein guter Vater sein würdest oder wir beide gar gute Eltern, das finden wir erst heraus, wenn wir wirklich mal Kinder haben sollten“, sagte die Wehmutter.
Maris schien einen Augenblick zu überlegen, bis er schließlich etwas misstrauisch sagte: „Willst du denn welche? Bist du schwanger?“
Aniron lachte und warf ihm ein Kissen sanft in die Arme.
„Nein, bei Adanos, das bin ich nicht. Aber ich habe mir einfach überlegt, dass wir nun schon eine ganze Weile zusammen sind und es sich so abzeichnet, dass ich gerne mein Leben mit dir verbringen möchte. Und als Dienerin Adanos’ und des Lebens ist es für mich selbstverständlich eine Zukunft mit… mit einer Familie zu planen.“
Sie schwiegen beide, bis sie fortfuhr. „Familie, ein seltsames Wort, nicht wahr? Wir beide wissen kaum, was das ist. Aber ich wünsche es mir für meinen Teil. Ich möchte, dass meine Kinder in einer besseren Umgebung aufwachsen, als wir beide, auch wenn ich zumindest eine gute Ziehmutter hatte.“
Maris nickte bedächtig und Aniron griff wieder nach seiner Hand.
„Aber lass uns erstmal sehen, was die Zukunft uns bringt. Es hat ja alles noch Zeit.“
Die junge Frau drückte sich wieder an Maris, den endlich überkam sie der Wunsch, die Augen zu schließen und sich der Schwere ihrer Glieder hinzugeben.
Der Nomade schien zumindest froh, über ihre Müdigkeit und als sie sich niederlegten, streichelte er ihr sanft über den Rücken. Sie war erleichtert, dass er zumindest positiv über Nachwuchs dachte, auch wenn er sich seiner eigenen Rolle noch nicht bewusst war. Aber sie fand den Gedanken, dass er ein Kind annehmen würde, falls es doch passieren sollte, sehr angenehm. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie hatte endlich ein Zuhause gefunden. Egal, wo es war, es war da, wo Maris war.
„Du stellst schon komische Fragen, mitten in der Nacht“, protestierte dieser leise.
Aniron schmunzelte.
„Es ist wichtig, dass so etwas geklärt wird“, murmelte sie. „Jetzt kann ich schlafen.“
„Ja, natürlich.“
„Wirklich.“
„Hmm..“
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Lehrling
Eintrag in Dorthons Buch - 1. Kapitel
Dorthon schlug sein Buch auf. Er wollte in der Zwischenzeit erst einmal seine Studien niederschreiben. Eigentlich plante er dies für Myrtana, aber er wartete noch immer auf die Gelegenheit, mit jemandem zurück ins Mittelland zu reisen. Also änderte er in kürzester Zeit seine Planungen...
Die Formen der Magie
Die Magie Innos’
Der Gott des Lichtes, der Hoffnung und des Feuers vermittelt seinen Dienern seine göttlichen Kräfte in den Typen Feuer und Luft. Feuermagier lernen somit, mit dem Feuer umzugehen, sodass sie Zauber vom klassischen Feuerball bis hin zu einem mächtigen Regen aus geschmolzenem Stein wirken können. Die Mächte der Luft erlauben ihnen außerdem andere Kräfte zu nutzen wie einen Blitzschlag.
Den Streitern Innos’ wird eine besondere Ehre der von Innos gegebenen Macht auferlegt. Sie können die so genannte Paladinmagie wirken, die fast ausschließlich für den Kampf eingesetzt wird.
Die Magie Beliars
Der Gott des Todes, des Chaos und der Zerstörung übergibt seinen Dienern einen Teil seiner Macht, um seinen finsteren Interessen Folge zu leisten. Schwarzmagier nennen sie sich. Im Volksmund spricht man bei Schwarzmagiern auch von Beschwörern. Beliars’ Macht erlaubt es ihnen, Geschöpfe des dunklen Gottes zu beschwören. Dazu gehören vor allem Tote, die praktisch wieder belebt werden, seien es Skelette oder Zombies. Zu den Kreaturen Beliars’ gehören allerdings auch Dämonen und andere finstere Wesen.
Die Magie Adanos’
Der Gott des Lebens, der Natur und des Ausgleichs verspricht seinen Gläubigen die Kräfte des Ausgleichs zu nutzen. Kräfte oder Typen des Ausgleichs sind das Wasser und die Erde. Beide verhalten sich in Ruhe. Wassermagier können sich die Kraft des Wassers zu Nutze machen. Allerdings dürfen sie es nicht nur im flüssigen Zustand nutzen, sondern Adanos erlaubt es ihnen ebenso auch, Wasser zu gefrieren. Genauso wie das Wasser wirken die Wassermagier ihre Kräfte auch an der Erde, um beispielsweise Sandstürme entstehen zu lassen.
Die Magie der Schamanen
Auch den Magiern der Orks wurde eine Form der Magie vermacht. Sie nutzen die Kräfte der Illusionen. Diese Macht gewährleistet eine der breitesten Spektren, die man je bei einer Magieform beobachten konnte. Die Schamanen nutzen diese Macht, um andere Lebewesen zu verwirren. Sie schaffen es Sinneswahrnehmungen zu manipulieren oder erzeugen ziemlich gute Illusionen in Form einer Fatahmorgana. Zudem tragen ihre Kräfte noch die Kunst des Sehers in sich.
Fortsetzung möglich...
Der Vermummte schloss das Buch und ließ es im Schoß ruhen. Ihm überkam das Gefühl, dass es noch eine Form der Magie gab. Aus dem Grunde hatte er ja auch die Worte Fortsetzung möglich drunter gesetzt. Während er da so saß und die Leute beobachtete, loderte auch ein leichtes Interesse in ihm auf, Tiere zu studieren. Sollte er eines Tages mal zu der Gelegenheit kommen, sich an die verschiedensten Tiere heranwagen zu können, sollte er dieser Gelegenheit auch nachgehen.
Er stand auf und suchte sich ein ruhigereres Plätzchen.
Geändert von Dorthon (13.08.2009 um 18:56 Uhr)
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Tag für Tag verstrich in der Stadt Al Shedim, in der Klonky sich befand. Die Stadt sprach ihn wirklich an, deswegen spielte er nicht mit dem Gedanken, sie zu verlassen. Der Neuling lag wie jeden Abend im Sand bei der Oase, der noch die strahlende Wärme der Sonne des Tages speicherte. Auch wenn die sengende Sonne von Varant schon vergingen ist, war es trotzdem noch unglaublich warm in Al Shedim.
Es wurden immer weniger Menschen, die Klonky umgaben. Wie immer beobachtete der Neuling al diese verschiedene Menschen, die ihn fast gar nicht bemerkten. Immer wieder liefen sie an ihm vorbei, aber keinem viel auf, dass er ein Fremder war.
Auch wenn Klonky ein Mensch aus dem fernen Myrtana war, spielte er mit dem seltsamen Gedanken, sich diesem Volk anzuschließen, als Außenseiter. Vielleicht war er auch kein Außenseiter, denn er sah oft Menschen, die bestimmt nicht aus Varant kamen.
Noch hatte der Neuling Zeit, bevor er eine Entscheidung fallen musste, also ließ er sich nach hinten fallen, und schlief im Sand ein.
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Die Nacht verstrich wie im Fluge, und wie immer konnte sich Klonky nicht an seinen Traum erinnern. Während er mühsam versuchte, die Augenlider zu öffnen, weil die sengende Sonne schon direkt auf sein Gesicht knallte, musste er feststellen, dass sein Schädel fast am explodieren war.
Es dauerte ziemlich lange, bis der Neuling sich endlich senkrecht aufgestellt hatte, bis er sich über seinen brummenden Kopf wunderte. Das schreckliche Gefühl machte sich langsam im ganzen Körper breit. Immer mehr zuckte Klonky zusammen und sein Körper kühlte ab, obwohl es langsam richtig heiß wurde in Varant.
„Hab ich gestern etwas getrunken? Wann, wo, wie?“ stellte sich der Neuling immer wieder diese Fragen, während er versuchte auf zu stehen.
Langsam, mit kleinen vorsichtigen Schritten, lief er los. Noch war Klonky an der Oase, wo er die Nacht auch verbrachte, und nun ist sein Ziel wieder der Tempelkomplex, wo der Neuling wie immer versuchte, sich die Bank in der Nähe des Komplexes zu reservieren.
Nach ein paar Gehversuche, funktionierte es langsam mit dem Laufen, und der Weg war nicht mehr so weit. Der Sand wärmte sich langsam auch wieder durch die Sonne auf.
Die Lieblings Bank von Klonky war sogar noch frei, also ging er noch etwas schneller, damit ihm ja niemand diese Bank vor dem Gesicht wegschnappte. Zu seinem Glück schaffte er es auch noch, die Bank für sich zu beanspruchen, also ging der Neuling seiner alltäglichen Aufgabe hin, die Leute zu beobachten.
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„Wie lange noch?“, war das leise Flüstern eines Mannes in dunkler Kutte, der mit seiner Kapuze halb das Gesicht verdeckte.
„Nicht mehr lange“, war die Antwort Alis, der von seinen Worten nicht wirklich überzeugt war, aber dennoch stark hoffte, daß er recht behielt.
Bei Anbruch der Dunkelheit, war die Aussage einer der Führer gewesen, doch der Anbruch lag nach dem Geschmack des Bewaffneten schon zu lange zurück und auch bei ihm stieg langsam die Ungedult.
Es fehlte nur noch Eines zu ihrem Glück und einem erfolgreichem Start – das dieser Schwachkopf von Nomade endlich mal auftauchte und ihnen die Wachablösung ankündigte.
Taklar und die anderen beiden Gefangenen waren dank ihm dem Tode entkommen, doch laut der Äußerungen war es um die Gesundheit der Gefangenen nicht bestens bestellt und von ihnen konnte man keine Unterstützung erwarten. Alles hing an dem Rest, der hier an verschiedenen Stellen, im Schutze der Ruinen verweilte. Es hing von ihrer Besonnenheit und Gedult ab, daß sie die Pläne am Ende nicht behinderten und zu einem Scheitern führten. Es hing ganz allein von den beiden Männern ab, daß Startzeichen zu geben. Viele Augen waren auf sie gerichtet. Augen, die wiederrum von anderen Augenpaaren in Augenschein genommen wurden.
„Wie lange noch?“, kam die Frage erneut, daß Ali die Stirn mehr runzelte und als Antwort nur ein Grunzen gab. Und dann endlich tauchte dieser Nomade in Begleitung eines weiteren Nomaden auf, daß Ali wußte, daß die Zeit gekommen war, die Gefangenen aus ihrer steinigen Hülle zu befreien.
„Bis der Stengel aufgeraucht ist“, kam nun die Antwort des Bewaffneten, der dem Anderen einen Sumpfkrautstengel reichte.
Normalerweise war es verboten, sich in solchen Situationen den Genussmitteln hinzugeben, die den Geist beeinflussten und eine Gefahr darstellten, doch in diesem Falle waren sie eine Zeitangabe, die nun auch alle Anderen einnahmen, die sich ebenfalls einen Stengel ansteckten. Das Ende der Glut bedeutete den Anfang für Etwas, das Al Shedim in bleibender Erinnerung bleiben würde.
Langsam kroch das Rot seinem Ende entgegen und drohte die Finger, die den Stengel hielten, zu versengen. Wie in Zeitlupe ließ Ali das Krautende zu Boden gehen, bis er es schließlich mit seinem Fuß zertrat.
„Jetzt!“.
Bardasch
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Der Tag verging wie im Fluge, denn Klonky hatte wie immer nichts geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Eigentlich wollte der Neuling sich endlich dazu bewegen, einen Menschen hier zu fragen, wie man diesem Volk beitreten kann, beziehungsweise ob es auch als Mensch aus Myrtana ginge.
Klonky saß auf einer Bank vor dem Tempelkomplex wie jeden Abend, während er die Menschen in seiner Umgebung beobachtete, wie sie alle ihrer Abend nachgingen oder sich zu ihrem Schlafplatz aufmachten. Immer wieder gingen Wassermagier an ihm vorbei, die in den Tempelkomplex wollten, eigentlich die ideale Möglichkeit, seine Fragen zu klären, aber immer, während er darüber nachdachte, waren die meisten schon wieder in dem riesigen Tempel verschwunden, und einem nachrennen wollte der Neuling nun auch nicht, also wartete er auf eine gute Chance.
Die Sonne war schon beim verschwinden, bis es immer weniger Wassermagier gab, die durch die Straßen gingen, also musste Klonky am besten den nächst besten Wassermagier ansprechen. Der Neuling saß total nervöses auf der Bank, während er wirklich anfing zu schwitzen, was immer seltener vor kam, weil sich der Körper langsam an das Klima gewöhnt hatte und der Neuling die ganze Zeit nichts tat, außer auf einer Bank zu sitzen.
Wieder betrachtete Klonky den Himmel, während er gar nicht bemerkte, dass ein gerade ein Wassermagier ganz in seiner Nähe stehen blieb. Es dauerte einen Moment, bis der Neuling aus seinem Tagtraum aufwachte, und seine Chance bemerkte.
Eilig sprang er von seiner Bank auf und rannte fast schon zu dem Wassermagier, der Zirka 10 Meter von ihm weg stand. Als Klonky dann endlich hinter ihm stand, tippte er zögerlich dem Wassermagier auf die Schulter, der mit irgendetwas beschäftigt war.
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„Los, jetzt stell dich nicht so an. Das geht schneller.“, feuerten Kallim und Bernardo händeklatschend an, während Jonathan mit einem frechen Grinsen daneben stand und sich vergnügt das Schauspiel betrachtete. Der dritte im Bunde, N’garrr, der bereits mit seinem Namen und seiner Visage vom Leben genug gestraft war, nuckelte wie ein Baby an einem mit Bier gefülltem Darm. Noch immer klatschten die beiden Sippenkrieger, obgleich das Spektakel ungewöhnlich lange dauerte, denn echte Männer leerten einen solchen Schlauch in einem mächtigen Zug. „Das war ne Klasse Idee Jonathan.“ Diese Feststellung freute den Ruinenwächter, der das Wettsaufen erst angezettelt hatte, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass Kallim und Bernardo heute eigentlich mit der Wache in den Ruinen drangewesen wären. Die Versuchung war einfach zu groß gewesen für die beiden, als der Vorgesetzte ihnen das Bier aus Vengard unter die Nase und dazu den selbstgebastelten Schlauch vorgehalten hatte. In der Taverne hatten sie dann noch N’garrr aufgegabelt, der soeben in den letzten Zügen lag.
„Der braucht aber auch ewig.“, entgegnete Jonathan, dem das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu fallen schien. Gurgelnd und gluckernd drang es aus dem Schweinedarm, der von ihm in die Höhe gehalten wurde und an dessen anderem Ende der Unglückliche mit dem missratenen Namen hing und verzweifelt versuchte, dem steten Strom Alkohols Herr zu werden. An der Oase liefen sie zumindest nicht Gefahr, dass einer der Obersten oder Ramirez sie erwischte, denn sollte rauskommen, dass die beiden Sippenkrieger hier waren und nicht in den Ruinen herumtigerten, um dort ihre Wachrunde zu drehen, wäre die Hölle los und die Beförderung zum Ruinenwächter für sie endgültig gestorben. Grunzend ließ sich N’garrr nach hinten in den Sand fallen. Der gebürtige Nordmann schien genug zu haben und zwar so sehr, dass ihm der Gerstensaft aus dem Mundwinkel lief und der Restschluck im Darm auf seinen Wanst tropfte. „Isch ersähl Leutn, wassi schon wissn un kriesch dafür Gold!“, blubberte der Abgefüllte, der sich des Öfteren um die Finanzen der Händler an den Marktständen kümmerte oder es zumindest wollte, da die meisten ihn ohnehin nicht an ihre schwer erarbeiteten Moneten ranlassen wollten. Kein Wunder bei solch einer Fratze.
„Ach du Scheiße, der hat ja wohl echt genug.“ – „Sabbel nicht so viel Kallim, jetzt bist du dran!“, forderte Bernardo, der schon den nächsten Humpen in den Darm füllte, während Jonathan an der anderen Seite zuhielt. Eigentlich gab es nichts besonderes zu feiern. Aber dennoch war es Jonathan am heutigen Abend zum Feiern gewesen, auch wenn schon eine Weile nichts mehr passiert war in Al Shedim und so war es gut. Denn jene Sicherheit erlaubte Einlagen wie diese. „Schluck, du Sau.“, raunte der Ruinenwächter, als er seinem Untergebenen das gefüllte Darmende reichte und der zaghaft und mit unsicherem Blick danach griff. „Was muss ich denn da machen?“ – „Kopp in Nacken und laufen lassen!“ Gerade noch, als der arme N’garrr sich den Schlauch hatte antun müssen, war Kallim groß beim Anfeuern gewesen, aber jetzt, da es ihm an den Kragen ging, hatte der Sippenkrieger weitaus kleinere Töne auf seiner Leier, setzt jedoch schließlich an, als Bernardo das andere Ende in die Höhe hob.
Ein lautes Rülpsen donnerte über das stille und spiegelglatte Wasser der Oase, dass jede Gewitterwolke laut Respekt! gerufen hätte und mit einem Ächzen erhob sich N’garrr, der gar nicht mehr frisch roch. „Isch geh ma ebben...“, brummte der Besoffene und bekam den Satz von Jonathan vollendet: „Kotzen?!“ Ohne weitere Antwort machte sich der Nordmann auf in Richtung Kräutergarten, schwankend und torkelnd, dass dem trinkenden Kallim vor Lachen das Bier aus der Nase zu quellen begann. Laut platschte es, als ihm der Schlauch letztlich doch entglitt und die Hälfte im Sand versickerte, während die beiden übriggebliebenen Nomaden lauthals feierten. „Was zum Geier ist denn hier los?!“ Mit einem Schlag war den beiden Sippenkriegern die Freude vergangen und ein tiefes Weiß zog sich wie Kalkleisten durch ihre Gesichter, dass man sie für mehr tot als lebendig halten wollte. Und das waren sie, zumindest nach Ramirez’ Dafürhalten, der mit gezückter Waffe vor den Trunkenbolden stand. Jonathan interessierte das relativ wenig, er war hier ziemlich der einzige, der nichts zu verlieren hatte. „Was sauft ihr hier rum!! Warum seid ihr nicht auf euren Posten? Al Shedim wird angegriffen und ihr... Gnade euch Adanos und wenn er euch liebt, nimmt er euch im Kampf zu sich, denn sonst sorge ich dafür!“ Rot und wütend leuchtete das Gesicht des Alten in der Nacht, wobei Kallim und Berni immer bleicher wurden, zaghaft ihre Waffen zogen und dann unsicher zu Jonathan blickten. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem milden Lächeln zuckte der nur die Schultern, als wollte er sagen: Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen!
Don Saleppo
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Vor dem Tempel
Nachdenklich strich sich Alondril eine Strähne aus seinem Gesicht, da dessen Haar für Wüstenverhältnisse eine ungewöhnliche Länge besaß, die ihn selbst aber keinesfalls zu stören schien. Nie hatte jemand gehört, wie er sich darüber beschwert hatte, dass er unter den langen schwarzen Haaren unglaublich schwitzte und auch nie hatte jemand gesehen, zu welchem Barbier er ging oder mit was er sich die Haare wusch, die unglaublich weich zu sein schienen. So munkelte man zumindest, da sich niemand wirklich getraut hatte ihn an dieser Stelle zu berühren, wenngleich es dem gläubigen Wassermagier sicherlich auch nichts ausgemacht hätte.
Neben seinen Haaren hatte er jedoch auch noch eine andere Sache im Kopf, die im sogar noch viel wichtiger war und quasi sein ganzes Leben bestimmte, nämlich Adanos. Gerade vor zwei Tagen war er zurückgekehrt von seiner Pilgerreise zu einem der natürlichen Heiligtümer des Gottes des Gleichgewichtes, die laut den alten Schriften und Alondrils Interpretation von ihnen überall in der Wüste verwaist herum lagen und einfach nicht die Beachtung bekamen, die sie verdient hatten. Dass kaum ein anderer der Wassermagier diese Stätten besuchte, war ihm selbst schon oft aufgefallen, weshalb er auch immer wieder Versuche startete andere Mitglieder des Ordens dafür zu überreden mal mit ihm zu Pilgern, was bis jetzt jedoch von mäßigem Erfolg gekrönt gewesen war.
Seinen tiefgläubigen Predigten und der Tatsache, dass er ein nachsichtiger und geduldiger Lehrmeister war, hatte er es wohl zu verdanken, dass er trotzdem von vielen sehr angesehen war, wenngleich Warus oder Kuron da anderer Meinung waren, er diese jedoch zumeist geflissentlich ignorierte. Nun gerade beschäftigte er sich jedoch damit zwei Adanos' Texte zu vergleichen, um aus deren Essenz eine Predigt für seine Schüler vorzubereiten, als er plötzlich ein leichtes Tippen auf seiner Schulter spürte, woraufhin sich der Priester Adanos' umdrehte und in das Gesicht eines Mannes blickte, der allem Anschein nach nicht aus Varant zu kommen schien. "Adanos zum Gruße, mein Sohn, mein Name ist Alondril und wie kann ich euch helfen?", brachte der Diener Adanos' heraus, wobei er Klonky freundlich anlächelte. Daraufhin etwas Mut schöpfend, brachte jener die Frage heraus, die ihn schon seit einiger Zeit beschäftigte und nun auch für kurze Zeit Falten des Nachdenkens auf die Stirn des Gläubigen trieb, bis dieser zufrieden lächelte und wohl eine gute Idee hatte.
"Nun, mein Sohn, immer mehr schließen sich unserem Wüstenvolk an ohne etwas über Adanos zu wissen. Erzähl mir, wieso willst du dich uns anschließen? Was bedeutet Adanos für dich und wie schätzt du deinen weiteren Weg bei uns ein?", stellte der Wassermagier seine Fragen. Abhängig von der Antwort, würde er wohl noch etwas hinzufügen.
Hyperius
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„Du sollst auf das Zeichen warten und Dir nicht die Zeit mit Pinkeln vertreiben.
Was machst Du da überhaupt die ganze Zeit?...
Mürko?... Hey!“, der Angesprochene reagierte nicht.
„Mürko?... Mür... boah! Du alte Drecksau! Was hast Du den Tag über gegessen?
Das stinkt ja, als würdest Du das Ergebnis eines zwanzig-Mann-starken Grillgelages aus Dir heraus drücken!“, angewiedert verzog der Abtrünnige das Gesicht, sich beim Anblick des Gefährten, der stöhnend über dem Krautfeld hockte und das Grün mit seinen Giften dünkte, bald übergebend.
Aber es war vollkommen egal, was der Kollege da auf dem Feld trieb, denn was da wankend im Anmarsch war, würde so oder so jeden noch so lebensfähigen Halm bald zu Tode ertränken.
Mit irrem Blick und den Hockenden wohl als Ziel auserkoren, näherte sich der Wankende unter Lallen, dem Kackenden seine Dienste anbietend, was auch immer das für Dienste sein sollten. Mit dem selten breiten Grinsen konnte man wohl kaum erwarten, aus dem sich öffnenden Munde noch etwas Gescheites zu hören und der Eindruck täuschte nicht.
Die Konversation geschah unter einem deutlich, lautem „Rahh“, gefolgt von einem Schwall, der nicht abreißen wollte.
Armer Kräutergarten...
„Oh...“, war alles, was Mürko zum Auftritt des Betrunkenen zu sagen hatte, der sich weiter entfernte. Was er tat war in dem Moment jedoch zweitrangig, denn entscheidend war, daß dieser Jenige anders war, als die versammelten Abtrünnigen, die den Kotzbrocken nun außer Acht ließen, um ihrer eigentlichen Beschäftigung entgegen zu fiebern.
Durch die Dunkelheit verdeckt und animiert von bereits ersten Übergriffen, stürtzen sich die Abtrünnigen dem Ziel entgegen – die offene Taverne, in der unter Anderem bereits ein einzelner, mutiger Streiter mit einem gabelgespießten Fleischlappen wartete.
Bardasch
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Spät war es geworden und die letzten Gäste hatten sich bereits verzogen, als Rebekka noch immer in der Küche stand und den Abwasch erledigte. Ein einziger Nomade hatte sie bisher davon abgehalten, den die fortgeschrittene Stunde nur mäßig gestört und ihn nicht von einer Bestellung abgehalten hatte. Nun saß der Kerl dort, mit dem auf der Gabel aufgespießten Snappersteak und schwang irgendwelche Reden über Politik, denen die Wirtin weder folgte oder die sie auch nur im Geringsten interessiert hätten. Was ging es sie auch an, die hohlen Phrasen und die Stammtischparolen, die der Mann da von sich gab. Immerhin war er nicht annähernd so stark angetrunken wie einer der vier Nomaden, die erst vor kurzem die Taverne verlassen hatten, doch daran dachte die Schankmaid im Moment nicht. Sie war müde und abgespannt, wollte den Abwasch fertig bekommen und schließlich den Redenschwinger vor die nicht vorhandene Türe der Taverne setzen, um endlich ins Bett zu kommen. Sogar die Konzentration fehlte, einen der Teller herüberschweben zu lassen und so griff sie nach altbewährter Methode mit der Hand danach.
Mit einem Seufzen erblickte sie durch die Dunkelheit der Nacht, nur vom Schein der paar Fackeln an den Wänden der Ruinen, die Konturen von fünf weiteren Gestalten, die sich ihrem Lokal näherten. Irgendwann war Schluss, die Kerle würden jetzt garantiert nichts mehr bekommen, wo schon fast die halbe Nacht vorrüber war oder es sich zumindest anfühlte, als wäre es so. „Tut mir leid, aber wir schließen gleich. Kommt doch morgen wieder.“, erklärte sie müde, aber trotzdem mit freundlicher Stimme und Miene, als die fünf Männer die Schänke betraten. Die meisten Leute in Al Shedim kannte Rebekka, nicht alle, jedoch viele von ihnen, aber die Fremden hier hatte sie noch nie gesehen. Und ohne eine Antwort zu erhalten, zogen die ihre Waffen, um wie Wespen auszuschwärmen und Chaos zu verbreiten. Surrend senkte sich ein schwerer Säbel, glitt durch die Luft und drosch schließlich auf einen der Tische ein, der unter dem Gewicht des Stahls und seiner Wucht ächzend und krächzend nachgab, entzwei brach und donnernd auf dem Boden landete. Ein spitzer Schrei entfuhr Rebekka, die mit einem Mal hellwach und von der Angst gepackt war, ehe sie sich in den Sand warf und unter Tischen und Bänken hindurch in eine Ecke krabbelte, wo sie sich zusammenkauerte. Nur das leise Schluchzen, das sich nicht unterdrücken ließ, wollte von ihrer Anwesenheit künden, denn hatte die Wirtin wohl erkannt, dass diese Männer keine Nomaden waren.
Wildes Gegröhle brach los, als weiteres Mobiliar Opfer der Halunken und ihrer Waffen wurde, während sich zwei von ihnen in feiger Manier um den Kerl mit dem Steak auf der Gabel kümmerten. War er erst vor wenigen Momenten noch ein Dorn im Auge der Wirtin gewesen, so tat er ihr nun doppelt leid und sie hoffte, dass er diese Nacht überleben würde, ebenso wie sie es für sich hoffte und eine weitere Träne fand ihren Weg über die roten Wangen. „Was soll das ihr..?!“, blaffte der letzte Gast, als ihm bereits eine Faust in der Magengrube landete. Vornübergebeugt gab ihm eine Pfanne den letzten Rest, sodass sein Martyrium nicht von langer Dauer hatte sein müssen. Gelächter machte sich abermals breit, als Töpfe, Pfannen und Geschirr die Runde machten, schepperend zerbrachen und das Unheil seinen Lauf nahm.
Saleph
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Taklar
Es würde wohl Stunden, gar Tage dauern, um eine Entscheidung fällen zu können, ob die herbei geeilten Männer zu belohnen oder zu bestrafen waren. Lange hatten sie sich Zeit gelassen, in Al Shedim aufzukreuzen und den Letzten seiner Sippe eine Ehre zu erweisen, die einem Mann wie ihm mehr als angebracht war.
Da wußte Taklar noch nicht, ob er seinen Sippenbrüdern für die lange Zeit, die er warten musste, in die Eier treten sollte, oder nicht, aber dem erst auftauchenden Gesicht brachte er gerne ein erleichtertes Lächeln entgegen, ohne ein Wort des Dankes zu sprechen.
Niemand achtete darauf, wie das Gefängnis aus Stein in seine einzelnen Bestandtteile zerbrach und wie nach und nach die drei Eingemauerten neue Freiheit erfuhren.
Niemand achtete darauf, daß einer der meist gesuchten und gehassten Verbrecher gerade auf ein Kamel gehieft wurde und somit der Gerechtigkeit entging.
Und niemand achtete darauf, wie Tier und Menschen sich im Schutze der Dunkelheit in Bewegung setzen, doch nicht wie anzunehmen auf direktem Wege aus der Stadt heraus.
Nein – so geschwächt und gebeugt Taklar auch war, so groß war auch sein Begehren, dem Feind symbolisch in die Fresse zu schlagen.
„Brennt die Stadt nieder!“, war seine schwache, aber dennoch entschlossene Anweisung, derer ein Untergebener sich bereit erklärte, ihr Folge zu leisten.
„Räuchert die nomadischen Bratzen aus!... Nehmt Euch ihren Reichtum und nehmt Euch ihre Frauen!“, mit jedem Wort schwand die Kraft und hinterlies nichts weiter, als erschöpfter Zorn.
Und so setzten weitere Männer sich in Bewegung, an anderer Stelle für Leid und Verwüstung zu sorgen. Mindestens ein Zelt würde heute brennen...
Bardasch
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Malir
Was für eine fette Missgeburt, ging es dem Obersten beim Anblick der fettleibigen Raubkatze durch den Kopf. Dank der genauen Auskundschaftung des Ziels im Vorfeld der laufenden Aktion hatte sich diese äußerst abstoßende Kreatur doch als nützlich erwiesen, denn ein besseres Ablenkungsmanöver konnte man sich kaum vorstellen. Vorerst ließ sich aber doch ein wenig Spaß mit dem Ungetüm haben, denn ob der Demütigung durch Taklar bei der Flucht der dunkelhäutigen Frau hatte sich Malir dazu entschlossen, ein weiteres Mal gemeinsame Sache mit den anderen Sippenführern zu machen. Nachdem Braga abgefackelt war, waren düstere Zeiten für ihn und seine Männer angebrochen, die ohnehin schon nicht einfach gewesen waren, auch als das Dorf noch stand, das beschissene Nest. Vielleicht war es ganz gut so. Hier in Al Shedim ließ sich wenigstens noch etwas holen, jedenfalls so viel, dass es das Überleben seiner Männer sichern würde.
„Na komm mal her du fetter Puma...“ Der Abtrünnige trat näher an den Käfig heran und steckte den langen Ast hindurch, der sich in das Fell bohrte und damit dicke Falten um die Druckstelle herumwarf. Noch immer schlief die fette Bestie und das Pieken schien an diesem unerwünschten Zustand nichts zu ändern. Ein wenig fester drückte der Oberste mit dem Stock in den Pelz des Fettsacks. Noch immer nichts. Gibt’s doch nicht. So einen festen Schlaf will ich auch mal haben!, murrte er gedanklich, hob den Stock und ließ ihn klatschend auf den Hinterteil der Kreuzung krachen. Ein tiefes Brummen zeichnete ihm ein fieses Grinsen in die Visage, als sich das Tier endlich zu rühren begann – nur um sich umzudrehen und weiter zu pennen.
„Du faules Arschloch!“, zischte Malir, der so ein Verhalten nur von den Händlern in Mora Sul kannte, die sich beim Sackkraulen das Gold aus der Tasche ziehen ließen. Dumm nur, dass er von der dicken Katze kein Gold wollte, das die ohnehin nicht besaß, sondern nur, dass sie den übergewichtigen Arsch mal in die Höhe bekam, um damit ein wenig Unruhe zu stiften. Leise singend glitt der Einhänder aus der Scheide, dessen Spitze sich in besagten Mors des Ungetüms bohrte und ein lautes Fauchen provozierte. Schwabbelchen war wach und dem Obersten malte sich ein großes Grinsen ins Gesicht. „Na komm. Ja! Komm schon, Fleischklopps!“, feuerte er den im Käfig herumtobenden Liger an, der endlich auf das Stockgepieke reagierte und wild mit der Pranke danach schlug, die Wut in sich wachsen ließ und die funkelnden Augen verrieten, dass die Katze für ihren blutenden Arsch Genugtuung verlangte. So war es recht, aber Malir würde es nicht sein, der dafür büßen sollte.
Mit einem Satz schwang sich der Abtrünnige auf das Dach des Käfigs, wäre um ein Haar doch noch in die Pranke des Ungetüms geraten und schnaufte erst einmal kräftig durch ob des Schocks. „Du dreckiger Scheißer...“ Der Fluch blieb ungehört, da ihn das laute Fauchen und Gezeter des Tieres zu fressen schien, ebenso wie das helle Geräusch der Klinge, die gegen das Türscharnier krachte und den ersten Schritt zur Freiheit des Monsters hin tat. Den Rest erledigte das Ding selbst, das sich mit vollem Gewicht gegen die Gitter warf, die stöhnend nachgaben und krachend in den Sand fielen. „Hey was soll das denn!!“ Die beiden durch den Lärm angelockten Nomaden schauten regelrecht dumm aus der Wäsche, als die Käfigtür auf den Boden krachte, in dem Moment, da sie um die Ecke gebogen kamen und sogleich das Hasenpanier ergreifen konnten, um nicht in den Fängen des Ligers zu landen. Malirs schallendes Lachen begleitete das Spektakel, als die Männer die Waffen streckten und nur noch die Beine in die Hand nahmen. „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert...“, murmelte der Abtrünnige und steckte sich grinsend den glimmenden Sumpfkrautstängel in die Fratze.
Saleph
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Endlich sah Klonky einen Zukunftsstern am Horizont, nachdem er Wochenlang im Prinzip ohne wirkliches Ziel durch die Welt gestampft ist, denn der Wassermagier Alondril, den der Neuling eben angesprochen hatte, fragte ihn etwas über sein Leben und seine Zukunft bei dem Wüstenvolk.
„Nun, ich hoffe ihr habt etwas Zeit, denn etwas kann ich über meine Zukunft erzählen, auch wenn es nicht viel ist...“ sprach der Neuling eher stotternd zu dem Wassermagier, der ihn immer noch anlächelte.
Der Wassermagier machte nur mit den Händen ein Zeichen zum Weiterreden, sodass Klonky sofort weiter redete:“ Nun, es ist eher ein Zufall, das ich hier gelandet bin, wisst ihr. Eigentlich komme ich aus Myrtana und kam mit dem Schiff von einem Nomaden namens Skaal hier her. Dieser setzte mich nachts in Bakaresh aus, mitten in den ganzen Assassinen, was schon ziemlich seltsam war. Dort fühlte ich mich so unwohl, dass ich beschloss, sofort abzuhauen, also folgte ich der Straße gen Süden, worauf ich Tage später dann auch wieder den gleichen Nomaden traf, der mir diese Stadt dann zeigte.“
Zwischen zeitlich nickte Alondril immer wieder, also erzählte der Neuling einfach weiter:“ Hier in Al Shedim fühle ich mich wohl, sodass ich mir hier eine Zukunft vorstellen kann, denn ich kann hier Nachts ruhig schlafen, was wohl in Myrtana oder Bakaresh wohl eher nicht ging, wenn ihr versteht...“
„Kenne ich Adanos?“ fragte sich Klonky selbst nach wenigen Sekunden des Schweigens, „ Ich muss ehrlich sagen, dass ich eher nicht ein Anhänger von Adanos war. Ich kenne den Gott aus Büchern, genau so wie Innos oder Beliah, aber mehr ist da auch noch. Leider bin ich kein sehr gläubiger Mensch, deswegen sehe ich keine Zukunft als Wassermagier, aber hier in Al Shedim gibt es ja nicht nur Wassermagier, wie ich gesehen habe, sondern auch Nomaden. Mein Glaube an Adanos steigt vielleicht in der Zeit hier noch mehr, aber derzeit ist das nicht so stark, wie bei euch Wassermagier.“
Fast schon schämte sich Klonky bei diesem Worten, die er einem Wassermagier ins Gesicht sagen musste, aber er wollte die Wahrheit sagen, und hoffentlich berücksichtigt der Wassermagier dies.
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Unter sengender Sonne saßen sie auf den weggebombten Mauern der Ruinen um Al Shedim. Jedenfalls sahen die Mauern danach aus, ungeachtet der Tatsache, dass es noch gar keine Bomben gab. Man könnte jetzt natürlich das ganze noch auf die Spitze treiben und sagen, dass es Zeitbomben gewesen wären, wegen langer Zeit und kaputten Mauern. Für einen derart exklusiven Humor war die Welt allerdings genauso wenig bereit wie für Bomben. Deshalb gingen die wenigen Leute, die ihn verstanden zum Lachen in den Keller. Alle anderen schüttelten nur ungläubig den Kopf über soviel Schwachsinn. Wie gut dass niemand es niederschrieb, diese unglaubliche Blamage.
Auf jeden Fall saßen sie, das sind DraconiZ und Vicious, auf den Mauern. Der Assassine selbstverständlich mehr im Schatten, was in der Kopfgeldjägerin immer mehr den Gedanken aufkommen ließ, dass er doch ziemlich verweichlicht wäre. Sie saß schließlich auch in der prallen Sonne. Wenigstens rannten hier keine Schakale herum, dafür allerdings ein Rudel Wüstenratten. Oder doch eher eine Herde? Wobei Rattenrotte sich auch ganz nett anhörte. Jedenfalls rannten sie da herum und Vicious machte sich einen Spaß daraus sie mit der Armbrust noch weiter herumzuscheuchen. Bolzen könnte sie sich ja später bei den Nomaden zusammenschnorren, falls die überhaupt sowas hatten.
Eventuell gäbe es dann noch einen schönen, fetten Hasenbraten. Darauf hatte die Kopfgeldjägerin besonders Lust. In eine dieser saftigen Hachsen beißen, da lief Vicious doch gleich das Wasser im Mund zusammen. Wobei Hasen wohl unter der brennenden Sonne genauso wenig hier herumliefen wie DraconiZ, diese alte Hasenpfote. Dann vielleicht doch lieber eine von den Ratten.
Geändert von Vicious (15.08.2009 um 14:12 Uhr)
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Vor dem Tempel
Interessiert hatte der Priester Adanos' den Worten des Fremden gelauscht, die viel von Zufällen und Orientierungslosigkeit sprachen. Wie die Irrfahrt eines antiken Schifffahrers aus den Legenden, die wohl nur Alondril bekannt waren, hatte er jedoch letztendlich an ein Ziel gefunden, dass jedoch noch so unbekannt für ihn war, wie die Reise selbst. Aus diesem Grund sah er es als seine Aufgabe an, ein wenig Licht in das Dunkel im Geiste Klonkys zu bringen, bevor auch dieses Schaf teil der Herde Adanos' werden würde. Dafür war am gestrigen Abend beziehungsweise in der gestrigen Nacht keine Zeit mehr gewesen, da es auch schien, als ob es einige Unruhen in Al Shedim gäbe, die zur Vorsicht geboten. Und ein vorsichtiger Mensch ging nun einmal ins Bett, wenn es Zeit wurde, um sich so nicht unnötig lange den Kreaturen der Nacht auszusetzen.
An diesem Tag hatte man schon ein bisschen etwas über die Ausmaße des Chaos gehört, welches auch dem Gläubigen zu Ohren gekommen war und ihn fast genauso wie seine Haare oder der Glaube an Adanos beschäftigten, als er wieder den Tempel verließ, um das Gespräch mit dem Mann aus Myrtana zu Ende zu bringen. Dieser wartete schon wirklich vorbildlich, wie der Diener Adanos' fand, darauf das Gespräch fortzusetzen, was ihm selbst ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zauberte. "Schön dich wieder zu sehen, mein Sohn, und noch viel schöner zu sehen, dass es dir gut geht und du nicht in die Krawalle oder Überfälle geraten bist, genaueres ist mir darüber leider auch nicht bekannt. Ich habe über deine Worte nachgedacht und ich habe die Situation im Auge, in der wir uns im Moment befinden, also höre nun, was ich dir zu sagen habe.", sprach Alondril mit sanft säuselnder Stimme, als ob er mit einem Kind sprechen würde, aber dabei dennoch nicht das Gefühl aufkommen ließ seinen Gegenüber als geringer zu erachten.
"Adanos ist das Wasser und du bist eine Nussschale auf den weiten Wogen des Meeres, mein Sohn. Hin und her wurdest du getrieben, glaubend, kein direktes Ziel vor Augen zu haben. Doch die Strömungen des Herrn leiteten dich unbemerkt in die richtige Richtung, sodass du letztendlich im Hafen einkehren kannst, wo Geborgenheit auf dich wartet. Doch wie du bereits gesehen hast, ist selbst ein so vermeintlich sicherer Hafen nicht unangreifbar, wofür unsere Nomaden sorgen. Nicht jedem steht das Gewand eines Wassermagiers und das Führen der Schäfchen auf den rechten Weg, aber dennoch ist eine andere Aufgabe in unserer Gesellschaft genauso wichtig. Die Nomaden schützen die Schwachen und die Herde als Ganzes, ohne sie würde hier alles auseinander brechen. Darum, mein Sohn, freue dich, denn du hast den ersten Schritt getan, um unserer Gemeinschaft dienlich zu sein, nämlich den Wunsch geäußert dies zu tun. Aufgrund dieses Wunsches pflanze ich deinen Samen in den Nährboden unserer Gemeinschaft und nehme dich in unsere Reihen als Wasserträger auf. Möge einmal eine mächtige Palme aus diesem winzigen Anfang entspringen.", sprach der Priester, als ob er mit einer ganzen Heerschar von Gläubigen reden würde und beendete diese "Predigt" mit einem freundlichen Nicken.
Hyperius
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Die ganze Nacht hatte Klonky über das Gespräch mit dem Wassermagier nachgedacht, dass wohl zwischen drin durch Unruhen in Al Shedim unterbrochen wurde. Der Wassermagier namens Alondril ist dann zurück in den Tempelkomplex gegangen, während Klonky langsam und vorsichtig zur Oase gegangen ist. Dieser Lärm war doch etwas beängstigend, aber bevor sich der Neuling in irgendwelche Probleme durch seine Neugier brachte, ging er zurück und wartete dort bis zur nächstem Mittag.
Der Neuling saß wie jeden Tag im Schatten vor dem Tempelkomplex und wartete auf den Wassermagier Alondril, was sich schwierigerer als gedacht herausstellte. Klonky sind nur seine langen Haare aufgefallen, die eher ungewöhnlich für die Wüste waren, und das war sein einziger Anhaltspunkt, denn hier liefen oft Wassermagier herum.
Es dauert etwas aber so gegen Abend fand der Neuling endlich Alondril, der ihm mit einer sehr religiösen Predigt den Eintritt in die Gilde verschaffte, das Klonky sehr glücklich machte, auch wenn er mit dieser Religion und der Glaubensansprache des Magiers nicht viel anfangen konnte, freute er sich wirklich über eine Aufnahme in das Volk, trotz seiner Herkunft.
Klonky befand sich nun in den Reihen des Wüstenvolks mit dem Titel eines Wasserträgers, auch wenn dies für ihn seltsam klang, fand er sich damit ab. Langsam streifte der neue Wasserträger durch die Straßen von Al Shedim, nachdem der Wassermagier Alondril wieder verschwand, Richtung Oase, um den doch aufregenden Tag abklingen zu lassen. Am nächsten Morgen kann er sich bestimmt um die weiteren Angelegenheiten kümmern.
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„Willkommen in Al’Shedim Vicious“, meinte DraconiZ einladend mit einer Handbewegung in die Richtung der Wüstenstadt. Eigentlich sollte er sie ab sofort Vicious die Rattige nennen. Irgendwie hatte sie ein besonderes Verhältnis zu ihnen entwickelt, auf den Ruinen. Der Streiter verscheuchte den Gedanken und ging noch ein paar Schritte. Dann rümpfte er die Nase. „Die machen heute aber wirklich früh die Lagerfeuer an oder?“. Er schaute zu der Kopfgeldjägerin herüber, erkannte aber nach ein paar Schritten, dass er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch lag. Heute dienten scheinbar einige Zelte als Lagerfeuer. Ganz und Gar zum Missfallen einiger Nomaden, die versuchten irgendwo Wasser aufzutreiben.
Der Klingenmeister grinste. „Habe ich nicht gesagt, dass sie in Al’Shedim Etwas zu tun findet? Scheinbar kommen wir genau richtig“. Der Assassine rannte ein paar Schritte, dann war er bei den brennenden Zelten. Der Streiter wartete ein paar Momente ab, dann räusperte er sich. „Sieht ganz so aus, als hättet ihr ein Probleme“, sprach er das Offensichtliche aus. „Allerdings würde ich doch anraten, zuerst den Typen dahinten zu erledigen. Das sieht nämlich ganz so aus, als würde der euch noch mehr Arbeit machen“. DraconiZ setzte ein süffisantes Grinsen auf. Der abgerissen Aussehende schien einen Mordspaß dabei zu haben, Al’Shedim brennen zu sehen. Die beiden Angesprochenen waren im ersten Moment so perplex, dass sie nichts sagen konnten. Der Klingenmeister nickte nur verständnisvoll. „Schon Okay. Wir übernehmen das. Ich weiß, dass ihr selbst nicht in der Lage seid eure Probleme in Angriff zu nehmen. Dafür sind gute Assassinen doch da“. Er räusperte sich. „Das kostet aber einiges“. Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.
Kurz darauf fand eines seiner Schwerter den Weg in seine Hand und er ging zielstrebig auf den scheinbar Abtrünnigen zu. Ein Assassine der Al’Shedim vor dem Feuertod rettete. DAS würde er noch Generationen von Nomaden auf die Nase binden. Noch die Urenkel der jetzigen Wüstenkrieger sollte erfahren, wie unfassbar hilflos diese Stadt gewesen war.
Er war nur noch wenige Schritte von dem munter Feuer legenden entfernt, da drehte sich dieser um und schaute ihm direkt in die Augen. Das sollte eigentlich das letzte sein, zu dem er fähig gewesen wäre, allerdings grinste dieser. Irgendetwas stimmte in diesem Moment irgendetwas. Ein Grummeln? Er schaute nach Links. „Verdammt“. War das letzte, das er hervorbringen konnte bevor die Raubkatze zum Sprung ansetzte und ihn nur um Haaresbreite verfehlte, weil er sich zur Seite warf. „Vicious! Die Katze gehört dir“.
Kurze Zeit später ließ der Puma tatsächlich von ihm ab. Warum war spätestens in dem Moment vollkommen irrelevant, als er den davon rennenden Brandstifter zu Fall brachte und ihm die Klinge an den Hals setzte. „Eigentlich würde ich dich nicht töten“, meinte der Streiter freundlich. „Allerdings ist der Preis, den ich damit gewinnen könnte zu groß, als mir diese Chance entgehen zu lassen". Er lies seinem Gegenüber eine kurze Pause, um zu erkennen, dass die Sache nicht persönlich gemeint war. „Beliar sei mit dir“. Dann sirrte die Klinge durch die Luft. Ob er sich noch wehren würde? Einen Weg finden würde wegzurennen? Aus dieser Position? Unwahrscheinlich, aber eventuell möglich. Wer wusste, was das Schicksal bringen würde? DraconiZ rechnete nur mit einem: Er würde sterben. Irgendwann.
Geändert von DraconiZ (16.08.2009 um 11:15 Uhr)
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Nervös streifte der junge Nomade durch die Straßen, alle dunklen Gassen stets im Auge behaltend. Der Radau der vergangenen Nächte hatte nicht nur Tano vorsichtig werden lassen. Umso schlimmer war es, dass er ausgerechnet heute sein Schwert vergessen hatte. Das war auch einer der Gründe, warum er es noch eiliger hatte, als sonst, nach hause zu kommen. Für die anderen Menschen, denen man die ständige Angst unschwer ansehen konnte, hatte er kaum Augen. Erst einmal müsste er selbst sicher wieder in die Waffenschmiede kommen. Als er schließlich in die Nebenstraße zur Schmiede betrat, fühlte er sich wieder sicher. Gerade wollte er die drei Stufen zum Eingang hinaufsteigen, als er innehielt. War er wirklich so unachtsam gewesen und hatte die Türe nicht verschlossen. Angestrengt dachte er nach, bis er sich einhundertprozentig sicher war, dass er die Türe verschlossen hatte. Erst dann betrachtete er das brutal aufgebrochene Türschloss. Vorsichtig schlich er die Stufen nach oben und atmete schreckhaft ein, als drinnen etwas klirrte. Der Eindringling musste sich noch immer in der Schmiede befinden. Leise schob Tano die Türe auf und ließ sich durch den schmalen Spalt ins innere gleiten. Als der Besitzer das reißen von Stoff vernahm, hatte er den Einbrecher sogleich geortet. Plötzlich erstarrte er. Seine gesamten Ersparnisse befanden sich in dem Kissen, das der ungebetene Gast gerade wohl zerrissen hatte. Ein hämisches Lachen ließ jeden Zweifel über den Fund verstummen.
Instinktiv packte der junge Waffenschmied den auf dem Tisch liegenden schweren Schmiedehammer, da sein Schwert sich nicht nur außer Reichweite, sondern auch noch in unmittelbarer Nähe des Einbrechers befand. Umso fester umfasste Tano den Hammerstiel und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, immer in Richtung Schlafzimmer. Fast hatte er den Zugang dazu erreicht, als plötzlich ein bulliger Abtrünniger heraustrat. Der Griff seiner Waffe ragte hinter dem breiten Rücken hervor, seine Hände waren prall mit Tanos mühsam gesammelten Habseligkeiten gehäuft. Auch die Spitze der Schmiedekunst Adrastos', Tanos Schwert, befand sich darunter. Noch hatte der Mann ihn nicht bemerkt, doch das würde sich gleich ändern.
„Hey!“
Erschrocken fuhr der Fremde herum.
„Kuckuck.“, grinste Tano hämisch und zimmerte ihm gleichzeitig den Hammer gen Gesicht. Sogleich fand das schwere Werkzeug sein Ziel und erwischte den Mann, der die Augen weit aufgerissen hatte und gerade etwas sagen wollte, rechts am Unterkiefer. Unnatürlich verformte sich as ganze Gesicht, der Kiefer schob sich erst nach oben und blieb schließlich regungslos und blutig auf der linken Seite hängen. Zügig hob Tano den Hammer wieder auf und beugte sich über den bewusstlos am Boden liegenden Mann. Kurz überlegte er, ob er den Mann töten sollte oder nicht. Jedoch entschied er sich, ihn lieber am Leben zu lassen und ihn zu fesseln. Als der abtrünnige Nomade schließlich schön verschnürt in der Ecke lag, das Gesicht nach unten, machte Tano sich wieder daran, sein Hab und Gut zurück zu tragen. Jedoch sollte er sich lieber ein neues Versteck suchen, da sowohl das seine, als auch Adrastos' alte Truhe geplündert waren. Gerade hatte er den letzten Goldsack hinter dem Bett versteckt hatte. Gut war dieses Versteck zwar nicht, doch würde er lieber schnell die Türschlösser verstärken und ersetzen, als sich mit der Suche nach einem neuen Versteck zu befassen. Leise hörte er den Abtrünnigen keuchen, der gerade wohl wieder zu Bewusstsein gekommen war.
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In Zukunft sollte Vicious ein Herz für Tiere haben. Sie müsste es DraconiZ nur noch bei passender Gelegenheit aus den Rippen schneiden. Dass ausgerechnet sie sich mit dieser fetten Katze herumschlagen durfte, war natürlich von Anfang an klar gewesen. Und was das für ein fettes Vieh war. Bestimmt fünf, sechs, sieben oder sonst wie viel Mal so schwer wie die Kopfgeldjägerin. Dazu noch so riesig groß, dass es mehr einem Bullen als einer Katze glich. Da wollte Vicious gar nicht wissen, wer da noch alles bei der Entstehung beteiligt war.
Auf jeden Fall bollerte das Teil jetzt hinter der Marmo hinterher und die hatte ihre Not ihm zu entkommen. Sich ihm mit den Schwertern in den Weg zu stellen, war genauso aberwitzig wie einen wütenden Elefanten mit Weintrauben zu bewerfen. Eher wäre Vicious plattgewalzt, als dass dieses monströse Vieh bemerkt hätte, dass eine Klinge in seinem fetten Körper steckt.
Jetzt war Höhe gewinnen angesagt. Schien jedenfalls die einzig praktikable Lösung zu sein, denn Vicious konnte sich schwer vorstellen, dass das Tier, Katze hin oder her, besonders hoch klettern könnte. Die nächste Mauer sollte es dann werden. Schnell griff Vicious nach einem kleinen Vorsprung und zog sich hoch. Aber noch im Aufschwung merkte sie es zwischen den Fingern bröckeln.
Unsanft knallte die Kopfgeldjägerin auf den Rücken und keuchte. Das musste das Ende sein. Doch der fette Koloss konnte seinen fetten Körper nicht bremsen und segelte ungewollt und fett wie er war an der Marmo vorbei. Vicious rollte zur Seite, rappelte sich wieder auf und rannte davon. Der Dicke jagte ihr natürlich wieder hinterher, nachdem auch er sich gefangen hatte.
Am nächsten Mauervorsprung versuchte sich Vicious erneut, sprang hoch und bekam die Kante zu fassen. Abnehmen musste sie nicht, aber ein bisschen leichter könnte es schon sein, dachte sich die Kopfgeldjägerin als sie sich schnaufend hochhangelte. Am Fuß der Mauerreste knallte es, als das dicke Ding dagegenraste. Mit lautem Fauchen langte es nach der Marmo und reichte durch seine enorme Größe gefährlich nah an sie heran.
Eine Giftspritze könnte das Ding gebrauchen, doch war sich Vicious nicht sicher ob die Dornen ihres Blasrohrs überhaupt durch die Fettschicht dringen könnten. Kurzerhand lud sie die Kopfjägerarmbrust mit einem Bolzen und zielte nach unten. Was für ein Vorteil, dass die Bolzen nicht einfach rausfielen sondern brav an der Sehne blieben. Jetzt könnte man meinen, dass das Zielen einfach sei. Immerhin war das Ziel groß beziehungsweise fett genug dafür. Trotz seiner enormen Fettmassen bewegte es sich dennoch ziemlich schnell. Am Ende feuerte Vicious aufs Geratewohl.
Ein fürchterliches Jaulen verkündete den Triumph. In der dicken Pranke steckte der Bolzen und zweifellos nicht besonders darüber erfreut, suchte die dicke Raubkatze humpelnd das Weite. So ging es natürlich auch.
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