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  1. Beiträge anzeigen #61
    Veteranin Avatar von Xarih
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    Xarih ist offline
    Sie hatte das Grauen gesehen, das unendlich böse. Nach ihr gegriffen hatte es, versucht sie in seinen Bann zu ziehen, Xarih aber war es gelungen gegen zu halten. Sie fühlte sich um Jahre gealtert.

    Sie hatte gehofft, eine Hilfe gefunden zu haben aber während sie den Dämon in Schach gehalten hatte oder er sie, so genau wusste das Xarih nicht. War es dem Jungen gelungen sich ohne den Einfluss des Dämonen zu unterhalten. Seine Gedanken waren wieder an die Oberfläche zurückgekehrt, aus den Tiefen der Vergessenheit.

    Ei schallendes Gelächter nahm sie war, nicht deutlich, eher verschwommen, als ob es aus ihr selber kam. Jetzt, da sie wieder alleine Mit dem Dämonen kämpfen musste war sie einfach unterlegen. Ihre Kräfte wurden ich entzogen, als hätte sie selber keinen Einfluss mehr darauf.
    Wut, sie spürte nur noch Wut und Hass. Diese Gefühle waren so stark, dass sie weh taten, noch nie hatte Xarih erlebt, dass jemand so sehr hassen konnte. Der Hass schien sich zu fokussieren, genauer konnte Xarih es aber nicht ausmachen.
    Zwar hatte sie versucht in den Geist des Dämons einzudringen aber inzwischen war sie dazu einfach nicht mehr in der Lage. Zu Beginn schon hatte sie es versucht und nicht geschafft gehabt, gerade hatte sie ihn aus ihrem Geist fernhalten können.

  2. Beiträge anzeigen #62
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Zufrieden legte er das Pergament beiseite. Die lang ersehnte Antwort von Vatras war endlich eingetroffen. Der Wassermagier hatte sich kurz gefasst, was Solveg ihm jedoch keineswegs übel nahm. Im Gegenteil: Es gelang ihm, alles Wichtige in diese wenigen Worte zu schreiben, ohne dass der Adept sich beleidigt fühlte. Sowohl Lob über seine Fortschritte im magischen Bereich, als auch Dank für jegliche Grüße waren enthalten. Ebenso einige Zeilen über seinen eigenen Zustand und neue Funde in seinen Grabungen. Genau deshalb hatte sich die Antwort von Vatras auch derart verspätet: Zwar hatte Angelina ihm den Brief persönlich übergeben, kurz darauf war der Magier jedoch zu einer seiner unzähligen Grabungen aufgebrochen, die ihn über längere Zeit hinweg beschäftigt hatte. Erst danach hatte er Zeit gefunden, um Solveg eine brauchbare Antwort zu schreiben und diese mit einem Boten zu übermitteln.
    Schlampig war jedoch genau dieser Überbringer der Antwort. Zwar nahm der Schriftgelehrte es niemandem übel, wenn er ihn nicht kannte, es bestand allerdings zu jeder Zeit die Möglichkeit, sich nach Personen zu erkundigen, deren Namen man kannte. Es gab schließlich durchaus Menschen in Al Shedim, die auch mit seinem Namen etwas anfangen konnten und den Brief in die richtige Richtung gelenkt hätten. Stattdessen aber hatte der Bote ihn einfach in der Taverne abgegeben und offenbar darauf gehofft, sein Empfänger sei dort Stammgast. Dem war in der letzten Zeit, eigentlich schon seit längerer Dauer, nicht so. Nur zufällig war Solveg dann vor kurzem in der Zelttaverne gewesen und hatte den Brief dort entgegen nehmen können.
    Eine Antwort wollte er fürs Erste nicht aufsetzen. Das Interesse an einem fortwährenden Briefwechsel mit Vatras war bei ihm allerdings durchaus vorhanden. Auf kurz oder lang, je nachdem, was der Lauf der Dinge ergab, würde er sich wieder ans Schreiben machen. Möglicherweise konnte er gerade Vatras einmal darauf ansprechen, was an Gerüchten und Gedanken durch seinen Kopf schwirrte. Angefangen von dieser Kammer bis hin zu Zusammenhängen zwischen den zurückliegenden Ereignissen, die ihn tangiert hatten. Auch in Verbindung mit dem Empfänger dieser Antwort selbst, Vatras. Wenn er ihn offen auf seine Vermutungen ansprach, in die dieser selbst involviert war, entstand eventuell ein gewisser Druck, den er nutzen konnte, der Vatras zu einer offenen Antwort lenkte, der aber genauso gut auch alles andere als förderlich sein konnte. Er würde es noch einige Zeit abwägen müssen.

  3. Beiträge anzeigen #63
    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline
    Rachvan hatte Probleme sich auf den Beinen zu halten, der Angriff war plötzlich und vollkommen unerwartet gekommen, in seiner Wirkung dafür umso heftiger. Er war alt geworden verdammt. Und er wollte auch noch ein bisschen älter werden. Ein paar Jahre noch. Nicht viel, aber lang genug, um sie mit vielen, teuren Erlebnissen zu füllen. Aufruhr aus dem Gang drang in den Raum. Das Ereignis musste Aufmerksamkeit innerhalb der Magierschaft erregt haben.
    Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass es die hohe Maga mit dem Dämon aufgenommen haben musste, jedoch auf einer Ebene zu der Rachvan keinerlei Zugang besaß. Er ertappte sich dabei das Duell zu beobachten, und fuhr so schnell es ihm in seinem angeschlagenen Zustand möglich war, herum. Die junge Magierin verschaffte ihm Zeit. Auf eine bedrohliche Art und Weise. Sie rang mit dem Dämon und würde wenn er nicht bald Hilfe fand, den Kürzeren bei dem Gefecht ziehen.
    Er stolperte auf den Flur hinaus, sich mit der rechten Hand immer an der Wand abstützend, die linke auf die Seite gepresst. Zwei aufgescheuchte Adepten rannten ihm entgegen, überhäuften ihn mit Fragen, aber Rachvan jagte sie fort. Das Wesen, welches von Vic Besitz ergriffen hatte war viel zu gefährlich für die Aspiranten der Weihe. Selbst vollwertige Magier wie er waren ihm wohl nicht gewachsen. Und dennoch musste etwas geschehen, er musste Hilfe holen. Etwas musste unternommen werden.
    Die Schweißperlen tropften ihm von der Stirn, die Temperatur im Tempel stieg merklich an, was beileibe nichts Gutes bedeuten durfte. Er eilte so gut es ging weiter und traf schließlich auf andere Magier, die er, unterbrochen von blutigem Husten, von der Situation unterrichtete. Ein Anflug von Panik brach im Kreis der Anwesenden aus und nur mühevoll konnte Rachvan sich wieder Gehör schaffen:

    "Brüder, wir haben keine Zeit für lange Diskussionen. Es muss gehandelt werden. Der Dämon ist stark und das Leben unserer Schwester hängt am seidenen Faden, wenn wir nicht eingreifen. Ich habe eine Idee, wie wir der Sache vielleicht noch Herr werden können."

    Der Alte erklärte seinen Plan und die Wassermagier schienen nicht wirklich überzeugt, aber angesichts mangelnder Alternativen willigten sie ein und begaben sich eiligst in die Empfangshalle des Tempels. Rachvan hingegen machte kehrt. Die schummrigen Fackeln flackerten wild, während er merkte, wie sein Körper immer schlaffer wurde. Er musste sich zwingen das Bewusstsein zu behalten, sich jeden Schritt voran zwingen. Seine Geschwindkeit nahm ab und er war froh, als er schließlich wieder die Pfütze unter seinen langsamer werdenden Schritten platschen hörte. Er war gleich am Ziel. Er würde nur eine Chance haben. Wieder verlangsamte sich sein Tempo. Es kostete wertvolle Sekunden, aber es war notwendig. Er musste seine Kräfte sammeln. Für das wahrscheinlich letzte Mal. Sein erster und letzter Tausch mit einem Dämon. Ein Leben gegen das andere. Kein schlechter Tausch.

    Lange Atemzüge. Tiefe Atemzüge. Sein Geist wurde wacher, der Puls stabilisierte sich, der Schmerz wurde stummer. Die Zeit verlangsamte sich. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand. Neben der Tür. Zur Kammer. Drinnen ein Stöhnen. Ihr Stöhnen.

    Handeln!

    Er glitt um die Kante, in seiner linken Hand ein Wirbel aus magischer Energie. Der Zauber fokussierte das große, eherne Gefäß hinter dem Besessenen. Zwischen seiner Hand dem Krug und Vics Kopf bestand nun eine gerade Linie, an der der Krug sogleich entlang schoss. Das Überraschungsmoment auf seiner Seite zerbarst das Gefäß treffsicher am Hinterkopf des Jungen. Der Dämon schien einen Moment lang abgelenkt und die Kontrolle über seinen Wirt löste sich lange genug, um den mentalen Kampf zwischen der Maga und ihm zu beenden. Diese sank bewußtlos zu Boden. Ein kleiner Erfolg. Blieb noch ein anderes Problem.

    Nun da sein voriger Gegner außer Gefecht war, wand sich der Dämon Rachvan zu, welcher die psychischen Tentakel der Kreatur förmlich sehen konnte, als sie sich nach ihm ausstreckten, um sich um seinen Hals zu schlingen. Die Aufmerksamkeit des Wesens ruhte auf ihm. Rachvan fand sich in einer Situation, mit der er nicht gerechnet hatte. Ihm fehlte die nötige Kraft, um schnell genug fliehen zu können. Seine Knie zitterten und die Beine verwehrten ihm Dienst. Gerade noch rechtzeitig kam ihm ein rettender Gedanke. Sein alter Magielehrmeister hätte ihn wohl als unorthodox bezeichnet und ihn gescholten, aber es blieb ihm nichts anderes übrig.

    Das Schmelzwasser im Fokus, begann er die Lache zu Eis erstarren zu lassen. In wenigen Augenblicken war die gesamte Pfütze eine ebene Fläche aus Eis. Ein letztes Mal zwang er sich zu einem Sprung und landetet bauchseitig auf der eisigen Fläche. Sein Körper fühlte sich gerädert an. Jegliche Bewegungn blieb ihm versagt. Aber die erdachte Notlösung funktionierte. Durch den Schwung aus dem Sprung angetrieben glitt er auf dem Eis aus dem Raum hinaus, der gerade Gang, der Weg nach unten, welchen das Wasser gewählt hatte, war nun eine eisige Rutschbahn, die geradewegs in die Eingangshalle führen musste... sollte er es soweit schaffen.

    Hinter sich konnte er den Jungen hören. Unter seinen Füßen schmolz das Eis und er schob eine heiße Luftblase vor sich her. Es würde knapp werden, wahnsinnig knapp. Der Verfolger legte an Tempo zu.

    Kein schlechter Tausch. Das Leben eines Alten für das einer Jungen., dachte er noch, bevor er endgültig die Besinnung verlor...



    Die fünf Wassermagier hatten sich kreisförmig aufgestellt und erwarteten gebannt die Ankunft Rachvans. Sie hatten einen hüfthohen See beschworen, der, sobald der Dämon in der Mitte des Sees eintraf, zu Eis erstarrt werden sollte. So lautete jedenfalls der Plan. Jeder war in tiefe Konzentration gefallen, um nicht den rechten Augenblick zu verpassen. Die Sekunden wurden länger und länger, bis schließlich der alte Rachvan in den Raum geschlittert kam und nur wenige Meter hinter ihm der Dämon. Geistesgegenwärtig ließen die Magier das Wasser zu Eis erstarren, um die Kreatur zu binden. Bis zu den Schultern war sein Körper vollkommen in einem festen Block aus Eis gefangen. Als wenige Minuter lang nichts geschah und sich auch der Junge nicht rührte, machte sich Erleichterung breit. Ein Aufatmen löste die allgemeine Spannung, bis sich der Kopf des Jungen schließlich bewegte.

    "CALLINDOOOR. VENGAAARD.", brüllte der Besessene in unmenschlicher Lautstärke. Einen Moment später schmolz das meterdicke Gefängnis aus Eis dahin. Die Magier setzten an, um den Dämon im Rahmen ihrer Möglichkeiten in Schach zu halten, aber die Eisgeschosse zerflossen, bevor sie den Jungen überhaupt erreichen konnten. Wieder ballte sich magische Kraft in ihm, die in keinem Verhältnis zu seiner Statur stand und entlud sich in einer zweiten gewaltigeren Druckwelle, die die fünf Magier wie Fliegen wegfegte. Ehe sie sich von ihrer Benommenheit erholt hatten, war der Dämon samt Wirt auch schon durch die Pforte geflohen. Nach Norden.

    Ptah

  4. Beiträge anzeigen #64
    Veteran Avatar von Gwendor
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    Gwendor ist offline
    Ein dumpfes Geräusch erklang, als der Waffenknecht die auf Rollen gelagerte Zielscheibe mit einem Stoß in Bewegung setzte, dann konnte man seine hastigen Schritte im heißen Sand des Übungsplatzes hören und schließlich vernahm man das Zischen des abgeschossenen Pfeils, welcher zielsicher in die Scheibe einschlug.
    Gwendor stieß einen lauten Jubelschrei aus, als er die zum Stillstand gekommene Scheibe betrachtete. Er hatte zum ersten Mal seit er mit den beweglichen Zielscheiben zu trainieren begonnen hatte, das Zentrum getroffen.
    Sicher herrschten heute gute Bedingungen für das Training, es wehte kaum Wind und der Innosler hatte die Sonne im Rücken, aber trotzdem war dieser Treffer für ihn ein großer Erfolg. Gwendor war sich jetzt sicher, dass er, wenn er weiterhin fleißg trainierte, auch das Schießen auf bewegliche Ziele meistern würde.

    Der Waffenknecht zog den Pfeil aus der Scheibe. Er war dabei vorsichtig, ruckelte gefühlvoll am Schaft des gefiederten Geschosses, damit es nicht abbrach. Viel zu viele der teuren Pfeile waren ihm seit Beginn dieser Übung schon bei seinen Fehlschüssen verloren gegangen. Meistens waren sie zersprungen, wenn sie auf die harten Steine der Ruinen Al Shedims prallten. Er hatte seit Beginn seines Unterrichtes bei Andy schon zwei Mal Pfeile nachkaufen müssen und etwas von seinem ersparten Gold wollte er noch für das Schwert übrigbehalten, das er sich in absehbarer Zeit schmieden lassen wollte.

    Nachdem der Soldat den Pfeil aus der Scheibe gezogen hatte, versetzte er ihr wieder einen Stoß und lief zurück, um auf sie zu schießen.

  5. Beiträge anzeigen #65
    Veteranin Avatar von Xarih
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    Xarih ist offline
    Noch immer hatte sich Xarih nicht von den Ereignissen des Vortages erholt gehabt aber sie konnte einiges einstecken. Um sie unterzukriegen gehörte doch mehr aber vorher war ihr das nicht wirklich klar gewesen.

    Die letzten Worte waren ihr wieder in ihr Gedächtnis zurückgekommen. Xarih hatte gleich am Morgen ein Schreiben aufgesetzt und einen Boten nach Vengard geschickt. Die hohe Magierin war sich sicher, dass dieser Callindor, wer er auch sein mochte in Gefahr war und hatte es für ihre Pflicht gehalten, ihn zu warnen. Mehr konnte sie nicht mehr machen, musste sie sich selber noch erholen, was sicher nur eine Frage von genügend Schlaf war aber rechtzeitig in vengard hätte sie wohl kaum sein können, trotz Abado.

    Eben kam sie aus der Taverne, es war ihr einfach zu viel los gewesen aber eine Stärkung hatte Xarih gebraucht und die hatte ihr auch gut getan.
    Xarih wollte sich aber auch gleich wieder hinlegen, am kommenden Morgen würde die Welt sicher schon wieder ganz anders aussehen.

  6. Beiträge anzeigen #66
    Lehrling Avatar von Dorthon
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    Dorthon ist offline

    Am Tempel

    Viel erfuhr der Vermummte in dem dunklen Kastell der Schwarzmagier. Er lernte genug, um die Magieformen Beliars richtig einzuordnen. Sollte er sich die zukünftige Zeit zum Schreiben nehmen, könnte er sich ein kleines Buch mit ein paar Notizen zu den jeweiligen Magien zusammenstellen. Das Schwarze Kastell war im Punkt seiner Studien enorm aufschlussreich. Sein nächstes Ziel war eigentlich wieder Myrtana. Allerdings führte ihn es schließlich doch in die Stadt der Nomaden. Drei Formen der Magie konnte er bisher ergründen, jedoch fehlte ihm noch die Magie Adanos’. Welche Gewalten nutzte er? Er war der Gott des Gleichgewichts. Also musste er sich schlussendlich doch nach Al Shedim aufmachen, um auch dieser Sache auf den Grund zu gehen. Viele Tage vergingen bereits in der Stadt Bakaresh. Des Weiteren lief er in Richtung Westen sogar zu weit. Er erreichte irgendwann die Stadt Mora Sul. Kurzerhand brachte ihn jemand in die Stadt des Wüstenvolkes Adanos’. Dorthon gereichte schon diese lange Reise, auf der er sich ausgerechnet noch verlaufen musste. Wie er es nehmen wollte, die Wüste war eindeutig nicht sein zu Hause.
    Behutsam stapfte der Vermummte durch die Straßen der Stadt. Der Wind zog den Sand nach sich, der sich an seinen Schuhen absetzte. Wo konnte man an diesem Ort nach einem Geweihten Adanos’ suchen? Auf den Marktstraßen konnten irgendwo welche herumlaufen. Aber die Wahrscheinlichkeit dort einen jetzt anzutreffen lag gleich fasst bei Null. Also folgte er weiterhin der Straße, die ihn tief in die Stadt führte. Eine Arena hatte er gesehen, groß wie das Tempelviertel in Vengard, in dem er aufgewachsen war. Aber das meist atemberaubende Gebäude dieser Stadt war ein riesiger Quader, den man durch einen gewaltigen Eingang passieren konnte.
    „Halt“, sagte eine Wache, als Dorthon sich dem Eingang näherte. „Der Zutritt ist für Fremde wie dich nicht gestattet.“
    „Oh, das wusste ich nicht“, antwortete der Mittelländer. „Könnt Ihr mir sagen, was das für ein Gebäude ist?“
    „Du stehst vor dem großen Tempel von Al Shedim. Die Wassermagier studieren und unterrichten in diesem alten Gemäuer die Lehren unseres Gottes Adanos.“
    „Wassermagier sagst du? Ich würde gern einen sprechen. Es beinhaltet eine kleine Notwendigkeit für meine eigenen Studienzwecke.“
    „Herein lassen kann ich dich ohne Genehmigung nicht und um einen Magier zu holen müsste ich meinen Posten verlassen.“
    „Bitte, es ist wirklich wichtig.“

  7. Beiträge anzeigen #67
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    Wie es so oft der Fall war, gingen die Wächter des Tempels ihrer Aufgabe sehr sorgfältig nach, was man gut oder eben auch nervtötend finden konnte. Als wäre es nicht genug, dass Iris schon wieder dran war die Vorhalle zu fegen, musste sie sich zwangsweise das Gejammer derer anhören, denen der Einlass verweigert wurde.

    Schon der dritte heute... Oft waren es nur Leute, die einen Heiler sehen wollten oder aber die Bibliothek im Sinn hatten, doch waren es auch Fremde. Unbekannte in Al Shedim, der der Gemeinschaft nicht angehörten und von denen niemand genau wusste, was sie im Schilde führten und so war es nur recht, dass die Tempelwächter die Pforte mit Argusaugen behüteten. Und hätte die Adeptin nicht die Chance gewittert, eine Ausrede zu finden sich von der nervenaufreibenden Arbeit loszureißen, hätte der Mann am Eingang weiter seine Beteuerungen vorbeten können, bis sich letztlich ein Magier seiner erbarmen würde. So war es nun die Varanterin, die sich seiner annahm, vorher den Besten herstellte von wo sie ihn genommen hatte, um dann gemächlichen Schrittes hinaus zu treten.

    Sich die Hand vor die Stirn haltend, um so die Augen vor den Strahlen der untergehenden Sonne zu schützen, nutzte Iris die selbe Bewegung, um sich durch das schwarze Haare zu streichen, das ihr lockig über die Schultern fiel. Sie war keine besondere Schönheit, allerdings auch nicht hässlich – eher unauffällig, spiegelte es ebenso ihren Charakter wieder, denn hätte es die Frau, die bald an ihren dreißigsten Sommer reichte, bestimmt schon zur Magierin geschafft. Oft genug grähmte sie sich, dass die Würde offenbar nicht von Adanos verliehen wurde, sondern den Bücklingen der Hohen Wassermagier und des Rates, doch half dagegen zu wettern mindestens genauso viel, wenn nicht weniger.

    Mit einer beschwichtigenden Geste und einem gütigen Lächeln trat sie neben den Tempelwächter, dem sie zwar nichts zu befehlen oder anderweitig zu sagen hatte, aber immerhin würde die Diskussion aufhören, sollte sie dem Fremden überhaupt helfen können. Ein kurzer Knicks mit einem sachten Kopfnicken sollte ihm als Begrüßung reichen, als sich die Adeptin vorstellte: „Ich bin Iris, Adeptin des Wassers. Sprecht was ihr denn wollt für Eure Studienzwecke und ich werde sehen, dass ich einen der Magier finde, falls nicht ich Euch bereits helfen kann.“ Ungewollt scharf hatten die Worte geklungen und etwas verlegen biss sich die Frau auf die Unterlippe. Eine schlechte Angewohnheit, die sie schon lange einmal ablegen wollte, es bisher jedoch nicht geschafft hatte, ebenso wie ihre teilweise unbeholfene Art im Umgang mit Fremden auszubessern.

    Don Saleppo

  8. Beiträge anzeigen #68
    Lehrling Avatar von Dorthon
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    Dorthon ist offline
    „Vielen Dank, dass Ihr Zeit für mich nehmt“, antwortete Dorthon vorsichtig. Er konnte sich kein Bild von den Menschen hier machen und ging wie immer lieber vorsichtig vor, um nichts Falsches auszuspucken. „Mein Name ist Dorthon und ich bin auf einer Reise, in der ich versuche, etwas über die Magie zu erlernen.“ Der Vermummte machte eine kurze Pause, in der er schnell höflicherweise die Kapuze abnahm. Die Frau musterte ihn etwas gespannt. „Mein Weg führt mich nun nach Al Shedim. Ich möchte die Magie des ehrwürdigen Adanos kennen lernen.“
    Die Dame wies dem Mittelländer an, ihr zu folgen. Sie spazierten in den Sonnenuntergang hinein, der seine orangeroten Fluten über das Sandmeer brechen ließ. Eines musste man dem Land lassen. Solche schönen Sonnenuntergänge konnte man in Myrtana nicht beobachten. Als ergösse sich die Sonne über das Land. Die beiden gingen noch ein kleines Stück dem Sonnenuntergang entgegen und nahmen schließlich auf einer Bank platz. Kurz betrachtete noch Dorthon den ihm faszinierenden Abschiedswink der Sonne, ehe er sich der Frau neben ihm widmete.
    „Ich möchte nicht die Eure Magie erlernen, sondern nur wissen, was für eine Form sie besitzt? Welche Art von Magie ist die von Adanos? Und ist sie auch die Einzige Magieform Adanos’? Ich habe auch nichts dagegen, wenn Ihr mir etwas demonstrieren wollt.“
    Der Mittelländer ließ es dabei beruhen und gab der Dame Zeit, um sich für die Antworten zu sammeln.

  9. Beiträge anzeigen #69
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    „Nun.“, hob Iris an und zog die linke Augenbraue etwas in die Höhe. „Ein wenig kann ich Euch darüber schon sagen, aber sollten Eure Fragen über mehr als die einfachen Grundkenntnisse hinausgehen, müsst Ihr Euch wohl doch an einen der Lehrmeister wenden.“ Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen der Frau, als Dorthon mit dem Kopf schüttelte und überlegte, was sie ihm zu erst zeigen sollte. Die ganz einfachen Dinge, so ging sie davon aus, würde er bereits kennen, weswegen es wenig Sinn machte, nun die Lichtkugel oder das Schlösser öffnen zu demonstrieren. Zu Beginn wollte sie jedoch ergründen, wie viel der Mann schon wusste, um einen Anfangspunkt zu finden.

    „Was wisst Ihr denn schon über Adanos und seine Lehren? Sie sind der Grundstein der Wassermagie und falls Ihr Euch für die Zauber interessiert, solltet Ihr auch ihren Ursprung kennen.“ Je länger Iris mit dem Fremden beisammen saß, desto besser gefiel ihr die Idee ihm die Magie Adanos’ vorzuführen. Selbst wenn er ein Assassine oder ein anderer Scherge war, würde ihm die Demonstration nicht viel bringen, denn selbst dann würde er nie einen der Zauber wirken können. Aber für die Adepten war es mehr. Endlich konnte sie jemandem ihr Können vorführen und kam damit endlich einmal wieder dazu, die schwer antrainierte Macht zu nutzen, damit sie nicht vollends rostete.
    „Ich bedauere, ich hab in meinen Studien noch nichts über die Magie meines und Eures Gottes gelernt. Bitte erklärt mir, was ich dazu wissen muss.“, erwiderte Dorthon und seine Ehrlichkeit gefiel der Frau.
    „In Ordnung, also. Adanos ist der Gott des Gleichgewichts und sein Element ist das Wasser. Es fließt, ist allgegenwärtig und spendet das Leben, das existiert. Adanos selbst war es nämlich, der das Leben erschuf und er versucht es zu erhalten, indem er das Gleichgewicht zwischen seinen Brüdern bewahrt.“ Kurz räusperte sich die Adeptin, strich sich eine Strähne hinters Ohr und setzte dann fort. „Das Wasser ist sein Element, weil es ebenso immer im Gleichgewicht ist. In einem Becher bildet es stets eine ebene Fläche und behält sie, solltet ihr es drehen oder Kippen. Doch nicht nur die Ruhe behält es, sondern kann auch ungeheure Kräfte bergen und wenn Ihr genau lauscht, könnt Ihr die krachenden Wellen hören, wie sie gegen das Land schlagen.“

    Schmunzelnd über ihre eigenen theoretischen Ausführungen erhob sich die angehende Zauberin und blinzelte kurz, als ihr einer der letzten Sonnenstrahlen in die grauen Augen fiel. „Adanos ist aber noch mehr und da er diese Welt erschuf, ist ihm auch die Erde Untertan. Die Macht über das Wasser und die Erde gibt er seinen Anhängern, damit sie das Gleichgewicht erhalten.“ Hastig tat Iris einige Schritte, musste kurz die innere Freude bremsen und hielt gleich darauf neben dem Wasserfass, das bei der Mauer der gegenüberliegenden Ruine stand. Mit einem Lächeln hob sie die rechte Hand und als wäre es Zauberei, was es auch war, erhob sich das Wasser schlauchförmig aus dem Holzfass und bildete eine blau schimmernde Kugel in der Hand der Adeptin.

    Ohne eine weitere Bewegung gefror das Wasser, knirschend und kalt und streckte sich in seiner Form, dass daraus ein Pfeil wurde. Ein schnelles Nicken genügte, um den Eispfeil in den Sand schnellen zu lassen, wo er in einem kleinen Krater stecken blieb und erahnen ließ, welche Wucht dahinter steckte. Kreisend bewegte Iris dann die Linke, als wollte sie einen Strudel in die Luft zeichnen, der sich bildete – und zwar am Boden. Kreisend bewegte sich der Sand um den Eispfeil, zog sich zusammen und splitterte das Eis, ehe das einstige Geschoss mit steter Geschwindigkeit im Boden versank. Mit einer weiteren Bewegung der Rechten rollte ein kleiner Stein von der Seite des Wasserfasses in den Krater und mit einem Schnippen zersprang er in mehrere Teile, ehe auch er im Sand verschwand und die Varanterin die Kuhle wieder schloss. „Reicht Euch das für den Anfang?“

    Saleph

  10. Beiträge anzeigen #70
    Veteran Avatar von Mindroth
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    Mindroth ist offline
    "Sag mal, Kael..." Mindroth zögerte. Die beiden Saßen etwas abseits der ganzen Nomaden und Wassermagier, weil Kael das so wollte. Dem Novizen war nicht ganz klar warum und er musste seinen ganzen Mut zusammen nehmen, um den Krieger nach dem Grund zu fragen. Kael war anscheinend niemand, den man einfach so ausfragen konnte. Der Blonde holte also tief Luft und setzte erneut an. "Also, warum sitzen wir hier und nicht bei den anderen? Dort scheint eine gemütliche Atmosphäre zu herrschen." Sein weißhaariger Gegenüber hatte die Kapuze abgestreift und lies sich das Sonnenlicht auf die blasse Haut scheinen. Sein Blick glitt über die vorüber gehenden Menschen, musternd und aufmerksam. Erst danach wandte Kael sich Mindroth zu.
    "Weil ich es so will. Hast du was dagegen?" Der Blick aus den eisig-blauen Augen, den der Krieger Mindroth zuwarf, sprach eine eindeutige BOtschaft: Frag nicht! Der Novize schüttelte stumm den Kopf. Seine Gedanken waren in Aufruhr. Warum wollte jemand keinen Kontakt zu den Nomaden? Doch nur, wenn er etwas befürchtete. War der Mann vor ihm vielleicht ein gesuchter Mörder? Oder sogar ein Assassine? Mindroths Blicke glitten über Kael und musterten ihn. Nichts an dessen zersschlissener Kleidung lies darauf schließen, dass er ein Assassine wäre.
    "Kannst du eigentlich mit einer Waffe umgehen, Mindroth?" "Was?" Der Blonde wurde vollkommen aus seinen Gedanken gerissen, als sein Gegenüber ihm diese Frage stellte. "Ob du eine Waffe schwingen kannst, will ich wissen. Schwert, Axt, Keule... was man eben halt so braucht." Mindroth verneinte. "Ich hab das nie für nötig gehalten. Innos kümmert sich um die seinen. Außerdem ziemt es sich für einen Novizen nicht, mit einem Schwert umzugehen." Kael grunzte nur.

  11. Beiträge anzeigen #71
    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Berash ist offline
    Und was machst du, wenn dich jemand mit dem Schwert bedroht? Die Fäuste schütteln?

    Berash konnte nur den Kopf schütteln. Soviel Schwachsinn hatte er schon lange nicht mehr gehört. "Es ziemt sich nicht..." Pah! Nur ein Narr würde sich an Vorgaben halten, die das Volk machte. Und Mindroth würde sich nicht einmal mittels Magie wehren können, denn das beherrschte er noch nicht. Feuer machen, das konnte der Kerl wohl.
    Der Emir trank einen Schluck Wasser, während sein Blick erneut über die Menge glitt. Die Antwort des Blonden ignorierte er getrost, denn sie bestand nur aus sinnlosem Gestammel. Nun wollte Berash es aber genau wissen.

    Was ziemt sich denn für jemanden wie dich? Welche Waffe würdest du tragen?
    "Nun meine Magie natürlich."
    Ich rede von einer Waffe, Narr.
    "Dann einen Stab."

    Berash grinste. Das war zu erwarten. Die meisten Magier trugen solche komischen HOlzstecken bei sich, mit denen sie sich zu wehren hofften, wenn sie mal keine Magie einsetzen konnten. Mit ausholender Geste wies Berash auf die Leute, die an ihnen vorbei gingen und sich um ihr tägliches Geschäft kümmerten.

    Hier läuft niemand mit einem großen Stock rum, Mindroth. Außerdem willst du mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass jemand, der mit nem überdimensionalen Prügel rumläuft, ernsthaft in der Lage wäre, gegen einen Schwertkämpfer anzukommen, oder? Ich würde deine Waffe in Stücke hacken.

  12. Beiträge anzeigen #72
    Veteran Avatar von Mindroth
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    Mindroth ist offline
    "Achja? Ich denke nicht. Ich würde sogar sagen, dass jemand mit einem Stab einen Vorteil gegenüber dir hätte, Kael. Er könnte sowohl angreifen als auch sich verteidigen, während du dann mit deinem Schwert ziemlich in der Schei... naja, auf jeden Fall tief im Mist stecken würdest." Mindroth grinste breit, in der Überzeugung, es dem Krieger endlich gegeben zu haben. Doch Kael schüttelte nur den Kopf und schlug seinen Umhang etwas zur Seite. Zum Vorschein kam der Knauf eines zweiten Schwerts. "Glaub mir, ich weiß mich zu wehren."
    Mindroth schluckte, während Kael weiterredete. "Wenn die Sache mit den Steinen nicht wäre, dann würde ich kein weiteres Wort mit dir wechseln. Oder hätte dir schon längst eine verpasst für die Anmaßung. Niemand spricht so mit mir, Mindroth, klar?"
    Der Novize zuckte etwas zurück angesichts dieser offenen Drohung. Wieder einmal fragte er sich, wer dieser Kael wirklich war. Alles an seiner Haltung lies jemanden erkennen, der es gewohnt war, Befehle zu geben, dem nie widersprochen wurde und der auch bereit war, ohne zu zögern zu töten. Bewusst freundlich lächelte der Novize und lies damit das Thema unter den Tisch fallen. Er wollte es sich mit dem Mann nicht verderben, wer wusste schon, wie lange die beiden noch miteinander auskommen mussten.

  13. Beiträge anzeigen #73
    Krieger Avatar von Die Nomaden
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    Die Nomaden ist offline
    Dunkelheit hatte die Wüstenstadt umfangen und auch die Sterne spendeten nicht genug Licht, als dass man die Gruppe hätte sehen können, die sich in einer dichten Traube in die Ruinenfelder bewegte. Es war jene Dunkelheit, in der man die drei Abtrünnigen Taklar, Tevlon und Hatschi ohne großes Aufsehen ihrer gerechten Strafe zuführen konnte, denn die Bewohner Al Shedims brauchten davon nichts wissen. Zu oft war es vorgekommen, dass die Nomadenführer verraten, hintergangen und verkauft wurden und so dienste es nur der Sicherheit, dass man dieses Unterfangen bis zum letzten Moment geheim gehalten hatte. Gesprochen wurde nicht; nur das Rasseln der Ketten erfüllte die kühle Nachtluft und die Knebel taten ihren Dienst. Spuren im Sand zogen sich aus der Stadt der Wüstenbewohner und führten hinein in jenes undurchdringliche Labyrinth, das nur sie kannten wie kein zweiter.

    Vorne weg gingen Ramirez und Jonathan, die mit ernsten Mienen den Weg abgingen, den sie am Vortag gewählt hatte, wo für den Anführer der geürchtetsten Abtrünnigensippe der letzte Vorhang fallen würde. Hinter ihnen wurden von vier ausgewählten Ruinenwächtern die gefesselten Gefangenen hinterher gezogen, denen die Sicht nicht nur durch die Nacht, sondern auch dank der Binden über den Augen genommen wurden. Zuletzt gingen weitere vier Nomaden, Sippenkrieger, die gemeinsam eine Bahre mit schweren Säcken trugen. Eine Weile dauerte es, bis sie sich an den zerfallenen Bauten der Ahnen vorbei gebahnt, die richtige Ruine erwählt hatten, die schon am Vortag bereitet worden war, um die Arbeiten für die Nacht kurz zu halten.

    An die präparierten Ösen an der alten Wand wurden die Gefangenen gekettet, derer sich die Kerle heftig wehrten, ehe sie mit dem Schaft eines Speeres Zunder in die Magengrube bekamen und keuchend Ruhe gaben. Als endlich alle drei an der Wand nebeneinander fixiert wurden, lösten sie Nomaden Augenbinde und Knebel und stellten sich selbst in Reihe hinter Ramirez und Jonathan auf. „Was macht ihr Scheißkerle?!“, bellte Taklar und provozierte damit den nächsten Hieb, den er auch sogleich bekam, während der Wüstenfuchs Ramirez ungerührt die Pergamentrolle öffnete. Kurz räusperte sich der Alte, bevor er den Delinquenten einen scharfen Blick schenkte, um jenen wieder in das Papier zu versenken.

    „Für das frevlerisch geführte Leben, die steten Angriffe auf unsere Gemeinschaft wie das schonungslose Aufreiben einer unserer Erkundungsgruppen und insbesondere der Angriff auf die Karawanserei Al Aristo, werdet ihr den Tod durch Einmauern finden.“ Kurz und schmerzlos. Eine gewisse Genugtuung konnte Ramirez in den Augen seines Freundes Jonathan erkennen, der die schockiert dreinblickenden Gesichter mit einem kalten Lächeln wahrnahm. „Die Strafe wird gemäß des alten Brauches für die schlimmsten Übeltäter sofort und ohne Aufschub versteckt. Ihr werdet eingemauert, bis die Ziegel zu euren Hälsen stehen, bis dann Säcke mit Skarabeen in eure Gefängnisse entleert werden. Euer Ende wird durch Verdursten bereitet, sollten die Käfer nicht vorher schon das Fleisch von euren Knochen nagen. Letztlich wird die Mauer komplett verschlossen.“ Mit einem Kopfnicken deutete er den jüngeren Nomaden das Zeichen, woraufhin die schweren Säcke auf dem Boden der Ruine landeten und sich bereits die ersten Ziegel vor den entsetzten Verurteilten aufbauten, während die anderen Nomaden den Mörtel anrührten.

    Saleph
    Geändert von Die Nomaden (24.07.2009 um 22:29 Uhr)

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    Das tun sie nicht, hatte es in Taklars Gehirn herum gesponnen, wärend er der Rede des Nomaden gelauscht hatte. Der Gedanke auf solch eine Art und Weise hingerichtet zu werden, war selbst für den Sippenführer eine wiederwertige Sache und übertraf seine fiese Fantasie, daß er dem Nomaden gleichzeitig auch mit einer Art Bewunderrung begegnete. Hatte er sich etwa in seinen Landsmännern getäuscht? Zu Unrecht Weicheier in ihnen gesehen, die lieber einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machten, anstatt Rühreier aus dem Gehänge der Feinde zu machen?

    Taklars Mund blieb stumm, seine Augen starr und seine Ohren Taub, daß er den sich türmenden Steinturm mit Fassungslosigkeit verfolgte, wärend die Stimmen an seinen Lauschern langsam wie in einem Nebel verblassen. Links von ihm heulte und jaulte die Frau, wärend zu seiner Rechten Tevlon mit Schimpfwörtern um sich warf und auf die Peiniger spuckte.
    Und er stand mitten drin, der Geist scheinbar abwesend und doch so in Aktion, daß seine Strin sich in Falten legte.
    Wie lange würden die Männer brauchen, bis die Mauer die gewünschte Höhe erreichte?
    Wie lange würde es dauern, bis... ja... bis endlich Hilfe kam?

    Der zuvor starre Blick des Mannes klärte sich, daß auch die Laute an seine Ohren zurück kamen und er den Blick auf einen der Widersacher lenkte.
    Jonathan, dem immer noch das Grinsen ins Gesicht geschrieben stand, daß er dem Mann mit vor Zorn zuckenden Mundwinkeln begegnete. Und obwohl im Worte der Verachtung und Drohung auf der Zunge lagen, schwieg er.
    Das Funkeln seiner Augen war sein Sprechwerkzeug und sie funkelten gewaltig, daß sie die Nacht erhellt hätten, wenn Magie in ihm inne wohnen würde.
    Der Leib begann zu kochen und die Kleidung sich mehr mit Schweiß zu tränken, wärend der Speichel im Mund immer mehr wurde und er ihn bald nicht mehr zu schlucken vermochte.
    Ein Rauschen ging durch den Körper des Sippenführers, welches sich schließlich in spürbare Wärme wandelte und an seinen Hosenbeinen entlang lief, daß seine Füße alsbald in einer stinkenden Menge aus gelblich, braunem Urin standen.

    Ein schmatzendes Geräusch holte ihn aus der momentanen Mordslust und brauchte ihn dazu, den Blick erneut zu senken. Ein Stein drückte sich auf die weiche Mörtelmasse und drängte diesen beiseite, daß dem Anführer die absurdesten Gedanken kamen.

    „Stümper! Baut man so eine Mauer?
    Beim nächsten Regenguss ist Diese Geschichte!“.

    Nur komisch, daß es hier keinen Regen gab.

    Bardasch

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    „Für dich wirds reichen.“, entgegnete der Sippenkrieger trocken und ließ den nächsten Ziegel schmatzend auf der klebrigen Masse Platz nehmen, während die Mauer schon bis zu den Knien der Abtrünnigen reichte. Jeder einzelne von ihnen würde seine eigenen vier Wände erhalten. Und zwar für immer. „Oh Adanos, dieses ewige Gefluche ist ja nicht auszuhalten.“ Patschend traf die eigene Hand Ramirez’ kahle Stirn, dass sich die Falten kurz nach oben zogen, um mit dem nachlassenden Druck des Handballens wieder zu weichen. Dieser Tevlon konnte einem mächtig auf die Eier gehen, doch das sollte sich bald ändern. „Hat jemand den Knebel noch? Gut, dann schaltet mir diese Nervensäge ab.“ Und schlagartig war Ruhe, zur Zufriedenheit des Ruinenwächters.

    „Stein um Stein, mauer ich dich ein. Stein um Stein, und niemand hört dich schrein.“, summte einer der Sippenkrieger und heitzte damit das verzweifelte Schluchzen der Frau an wie der Blasebalg das Schmiedefeuer. Ein Tritt in die Seite beendete das kurze Lied, als Jonathan den jungen Mann strafend ansah und dazu keine weiteren Worte verlieren musste. Weiter wuchsen die Mauern, während sich die beiden Wüstenfüchse zum Gespräch zurückzogen.

    „Irgendwie kommen mir schon ein paar Zweifel, besonders bei der Frau.“
    „Das ist nicht dein Ernst oder?“, fragte Ramirez mit strengem Blick.
    „Lass es mich so sagen: es gibt schmerzfreiere Todesarten.“
    „Die hätte es für deine Männer auch gegeben! Blutjung waren sie und liegen nun mit ihren blanken Gebeinen irgendwo in der Wüste, wo ihre Familien nicht einmal ein Grab haben, um sie zu beweinen.“
    „Das jetzt bringt sie auch nicht wieder, das hast du mir selbst gesagt, als ich beinahe in Kummer und Gram versunken wäre. Und wenn sich Wutras, Onatas oder Pakwan daran stören?“
    „Dann holen wir die Halunken raus und haben ihnen zumindest einen ordentlichen Schrecken eingejagt.“
    „Auf deine Verantwortung...“
    „Was ist los Jonathan? Du warst so versessen auf Rache, dass es dich beinahe zerfressen hätte. Und nun?“
    „Die will ich noch immer, aber es wäre besser, wenn wir warten und uns mit den Obersten beraten.“
    „Das machen wir morgen und jetzt vergiss deine Zweifel. Diese Menschen haben es nicht anders verdient. Männer, Frauen und sogar vor Kindern machten sie keinen Halt um ihre Gier zu befriedigen, ihre Mordlust und rechtfertigen sich damit, dass sie es zum Überleben taten. Welche Strafe könnte gerechter sein? Das werden dir auch die Nomadenführer sagen.“

    Jonathan nickte und senkte demütig den Boden, als ihm sein alter Freund aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Jetzt lass uns zurückgehen. Die Männer dürften bald fertig sein.“ Gemeinsam taten sie die Schritte zurück, derer es nicht viele gewesen waren, um die ausgewählte Ruine zu verlassen und so in der nächsten für das Gespräch zu verschwinden. Tatsächlich waren die Nomaden tüchtig gewesen und schneller als erwartet, dass nun schon die Mauern so weit standen, wie es beabsichtigt war. Auch die beiden anderen Delinquenten waren bereits wieder geknebelt, während drei verschnürte Jutesäcke vor den Mauern lagen. Auf Ramirez Zeichen hin traten drei der Wüstensöhne an sie heran, doch wurde einer von ihnen durch die Hand Jonathans gehalten. „Ich will den Sack für Taklar!“, sprach der Ruinenwächter und erhielt ein stummes Nicken zur Antwort.

    Dicht bei dem Abtrünnigenführer, dem der Schweiß auf der Stirn stand, zischte der Wüstenfuchs: „Keine Sorge. Du wirst bekommen was du verdienst. Und zwar bald...“ Da schon das krampfhafte Zappeln der beiden anderen zu hören war, kippte er die Käfer in Taklars letzte Ruhestätte, bis der Sack zur Hälfte geleert war und auch das Oberhaupt der Sippe mit angsterfüllten Augen den Körper zu winden begann wie eine Schlange, die vom Feuer eingeschlossen war. Sogleich setzten die Sippenkrieger die letzten Ziegel ein, dass die Mauern bis unter das zerfallene Dach geschlossen waren und nur wenige Spalte der Luftzufuhr dienten. „Das war’s.“, sprach Jonathan und reichte den Beutel einem der Nomaden, der verwundert blickte. „Der ist ja noch halb voll?“ Nun runzelte auch Ramirez die Stirn. „Du hast sie nicht alle reingekippt?“ Schulterzuckend schüttelte Jonathan den Kopf. „Ich wusste nicht, dass alle rein sollten...“ Ein tiefes Seufzen entfuhr dem älteren Ruinenwächter, der erneut die Hand an die Stirn schlug. „Naja was soll’s. Hat er halt ein paar Tage länger. Vielleicht auch ganz gut so. Auf gehts Männer, die Nachtruhe wartet!“

    Saleph

  16. Beiträge anzeigen #76
    Kämpfer Avatar von Abtrünnige Nomaden
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    Abtrünnige Nomaden ist offline
    Das Anlitz dieses miesen Schweines verschwand... es wurde dunkler... noch dunkler und schließlich sehr dunkel. Und zu Schluß verschanden die Stimmen der Männer, daß Taklar nur noch seinen eigenen Atem gehört hätte und vielleicht ein Knacken der Tiere, wenn denn da nicht die Frau gewesen wäre, die begann wie am Spieß zu schreien.

    Also achtete der Abtrünnige weniger auf sein eigenes Schicksal, als mehr auf die Lautstärke der Frau, die in sämtlichen Tonlagen erklang, daß es war, als wäre sein Schädel ein Streichinstrument und das Organ der Frau der Streichbogen, der quälend langsam über seine Seiten ging.
    Wunderbar...

    Und dann verklang die Stimme Hatschis, daß man davon ausgehen konnte, daß sie das Bewußtsein verloren hatte, oder noch schlimmer, bereits dem Tode erlag.
    Eigentlich sollte der Anführer bedingt solcher erdachten Möglichkeiten irgend etwas fühlen, daß mit Sorge, Trauer oder Ängsten zu tun hatte, doch seine Emotionen waren matt, wie ein geschmackloser Brei... im besten Falle sauer wie das, was manch Einer nach dem Essen so nach oben beförderte.

    Zeit verstrich, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, gleichzeitig aber auch Zeitlos. Und in Wahrheit waren es nur wenige Sekunden nach dem Schweigen der Frau, als Taklar das erste Zwacken im Intimbereich vernahm. Zu abgelenkt war er, um mit zu bekommen, daß die Tiere sich bereits ihren Weg bahnten und umso erschrockener war er nun, daß sie sich gerade diese Stelle ausgesucht hatten, um das Abendbrot zu beginnen.
    Vermutlich waren sie aber auch auf der Suche, nach einem warmen Schlafplatz, denn sie setzten ihren Weg ohne zu kauen fort und verschwanden in dem Wirrwarr einer behaarten Kimme.

    Bardasch

  17. Beiträge anzeigen #77
    Veteran Avatar von Gwendor
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    Gwendor ist offline
    Noch ein letztes Mal durchlief der Waffenknecht die Prozedur, welche er in den letzten Tagen so oft hinter sich gebracht hatte. Er versetzte der Scheibe einen Stoß, rannte schnell zurück und schoss einen Pfeil auf sie ab. Wie viele der letzten Pfeile, traf auch dieser das Zentrum der Scheibe. Der Vengarder nickte zufrieden.
    Er fühlte sich gewappnet für das, was Andy in den nächsten Tagen mit ihm vor hatte. Wie zuvor auch Arun hatte der Bogenlehrmeister einen Ausflug in die varantische Wüste geplant. Gwendor war sich ziemlich sicher, dass ihn dort so etwas wie eine Prüfung erwarten würde. Als er so darüber nachdachte, kam dem Waffenknecht ein Gedanke. Bevor er seine Ausbildung bei dem Bogenlehrmeister begonnen hatte, hatte Andy ihm gesagt, dass Gwendor ihm im Ausgleich für das Training einen Gefallen schuldig wäre. Um was für einen Gefallen konnte es sich dabei handeln? Vielleicht wäre es an der Zeit, den Lehrmeister danach zu fragen, denn Gwendor hatte vor Varant bald nach Abschluss seiner Ausbildung zu verlassen.

    Fest entschlossen Andy bei ihrer nächsten Begegnung darauf anzusprechen schulterte der Waffenknecht den Bogen, griff nach dem Köcher mit Pfeilen und verließ den Übungsplatz.

  18. Beiträge anzeigen #78
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Es war schon bemerkenswert, dass er zuerst wochenlang keinen Schritt in die Nähe der Taverne tat und nun innerhalb weniger Tage bereits das zweite Mal dort war. Ein unbändiges Verlangen nach gutem Wein hatte den Adepten jedoch überkommen, das er selbst über Nacht nicht abschütteln konnte, sodass es ihn heute Morgen in Richtung der Zelttaverne lenkte, in der er einen kleinen Krug Rotwein bestellte, ehe er sich einen Platz etwas abseits des üblichen Getummels suchte.
    Zu derart früher Stunde waren ohnehin noch nicht allzu viele Besucher hier. Die ersten waren sogar schon wieder bei ihrer Arbeit verschwunden, während andere, die den Tag weit langsamer angehen ließen, erst später vorbeikommen würden. Und noch andere kamen erst in den Mittagsstunden oder gar abends, dann war es jedoch ohnehin überfüllt, diese Zeiten mied Solveg in der Regel.
    Am gegenüberliegenden Tisch saßen zwei Nomaden, die sich jedoch offenbar nicht viel zu sagen hatten. Er beobachtete die beiden dennoch einen Augenblick, was sie glücklicherweise nicht zu bemerken schienen. Erst als sein bestellter Wein kam, blickten sie herüber, wandten sich dann allerdings wieder ab, da auch sie etwas auf den Tisch gestellt bekamen. Der Schriftgelehrte konnte aber nicht erkennen, worum es sich dabei handelte.
    Nicht im geringsten darüber verärgert nahm er daraufhin einen kräftigen Schluck aus seinem Weinkrug. Wie ein warmer Strom lief die dunkelrote Flüssigkeit langsam in seine Kehle und bahnte sich danach einen Weg herab in seinen Magen, wo sie unlängst auf die letzten Reste des Vorabends stoßen würde.

    "...sie hat noch eine Weile herumgeschrien, aber irgendwann war Ruhe. Ich denke nicht, dass jemand etwas davon mitbekommen hat."
    "Weißt du, mir geht das ziemlich an die Substanz. Wir haben eine Frau auf dem Gewissen!"
    "Ich bitte dich, wenn..."

    Es war nun ein Flüsterton, in dem sich die beiden unterhielten, da jedoch sonst niemand hier war und Solveg fast unmittelbar neben ihnen saß, konnte er ihre Stimmen relativ gut wahrnehmen.
    Während eines weiteren Schlucks dachte er über die Worte nach und kam nicht darüber hinweg, dass es dabei offensichtlich um den Mord an einer Frau ging. Mit wenig glimpflichen Methoden, wie es schien, wenn sie längere Zeit geschrien hatte.
    Der Dunkelblonde goss den letzten Rest Wein in seinen Hals und stand dann auf. Einige Münzen blieben neben dem leeren Krug zurück, ehe er sich neben den beiden Nomaden - dies war ob ihrer Kleidung nicht zu verheimlichen - aufbaute. Sofern dies bei seiner Größe möglich war.
    "Hegt man heutzutage keinerlei Skrupel mehr? Weder vor dem weiblichen Geschlecht, noch grausamen Taten? Redet leiser oder an Orten, an denen euch niemand hören kann, wenn ihr das weiterhin verheimlichen wollt! Möge Adanos euch dabei gnädig sein."
    Einen Augenblick zögerte Solveg danach noch, gab sich jedoch innerlich einen Ruck und zog davon. Draußen, gegenüber der Taverne, lehnte er sich äußerlich entspannt, innerlich brodelnd an eine der Ruinenmauern und wartete. Wenn sie nicht von selbst zu ihm kamen, würde er ihnen folgen. Er musste wissen, was sie angestellt hatten.

  19. Beiträge anzeigen #79
    Krieger Avatar von Die Nomaden
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    Krachend landete der Krug auf dem Tisch nebst einiger Goldstücke, ehe Khalim seinem Waffengefährten Bernardo eins hinter die Löffel gab. „Alter, bist du eigentlich bescheuert? Wieso fragst du mich überhaupt danach, wenn direkt vor unserer Nase einer hockt!“ Sichtlich erbost blickte der Sippenkrieger den anderen an, dem das ganze Ausmaß seiner Blödheit noch nicht begreiflich geworden zu sein schien – jemand hatte von der Sache Wind bekommen und das obwohl strengstes Fressehalten angesagt gewesen war. „Jetzt guck nicht so dämlich. Wir gehen einfach mal kurz hin, damit du dein verweichlichtes Gewissen beruhigen kannst und dann ist die Sache gegessen, klar? Irgendwann wollte man ja doch noch Ruinenwächter werden; du weißt was ich meine...“ Berni nickte nur, ohne seinen Gefährten anzusehen und versenkten stattdessen den Blick im Weinkrug, den er mit dem letzten Zug leerte.

    Draußen stand stand dieser Unbekannte, der locker und lässig an der Wand lehnte. Der erwartet nicht ernsthaft ein umfassendes Geständnis oder was glotzt der so?, ging es Khalim durch den Kopf, der seinen Bruder hastig vor sich herschob, damit jener nicht zu dem Neugierling rübersehen und letztlich dessen Verdacht schüren konnte. „Hast du gesehen wie er geguckt hat? Der Argwohn in seinen Augen...“ – „Halt’s Maul man, der weiß absolut gar nichts.“, zischte er zurück, nachdem die beiden um die nächste Ecke gebogen waren, um den Weg auf den Pfad zu nehmen, den sie auch mit den Gefangenen gegangen waren.

    „Ich weiß auch nicht was dein Problem ist.“ Khalim kratzte sich am Kinn, ohne dabei einen fragenden Eindruck machen zu wollen, sondern mehr, da ihn der stoppelige Bart juckte. „Es ist überhaupt nichts unrechtes Geschehen. Überleg doch mal wie Taklar und seine Leute unsere Brüder geschlachtet haben; wie sie immer unsere Gemeinschaft angriffen und ihr zu schaden versuchten; der Angriff auf Al Aristo. Da kannten sie auch keine Gnade und es ist nur Recht, wenn sie jetzt einen angemessenen Preis zahlen.“ Ohne Antwort setzten sie den Weg fort durch die Ruinen und obwohl die Erklärung schlüssig geklungen hatte, war Bernardo noch nicht zur Gänze überzeugt. „Aber die Frau...“ – „Die Frau, die Frau...“, fiel ihm aber Khalim erneut ins Wort. „Die ist eine Abtrünnige und würde, hätte sie die Chance dazu, keinen Moment zögern, dir und mir die Kehle durchzuschneiden. Nur weil sie eine Frau ist, sollte man daher mit ihr Mitleid haben? Mach die Augen auf Bernardo. Es hat nie jemand gesagt, dass die Verteidigung des Gleichgewichts eine ruhmreiche Aufgabe wäre, aber auch wir müssen uns schützen, sonst gibt es bald keine Verteidiger mehr, weil uns diese Abtrünnigenpest dann nämlich ausgerottet hat.“

    Weiter setzten sie den Weg fort, als sich Khalim plötzlich herumdrehte. Niemand da, nur die alten, zerfallenen Häuser rechts und links der Gasse. So war es gut. Das dachte der Nomade jedenfalls, ehe er mit seinem Gefährten die letzte Biegung nahm, um dann vor dem unscheinbaren Gemäuer stehen zu bleiben und daran zu klopfen. Keine Regung, kein Geräusch. „Vermutlich sind die eh schon erstickt. Haben ja nicht allzu viele Luftlöcher gelassen... Lass uns wieder gehen.“, murmelte der Sippenkrieger und klopfte Bernardo aufmunternd auf die Schulter, in der Hoffnung, dass er die ganze Angelegenheit nun aus einem anderen Blickwinkel betrachtete und dabei besser auf sein Mundwerk achten würde.
    Saleph

  20. Beiträge anzeigen #80
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    In gehörigem Abstand und sich immer wieder hinter Ecken, Mauerresten und ähnlichem versteckend war er den beiden gefolgt. Er hatte keine Angst vor ihnen, wollte jedoch ohne Umschweife sehen, was sie angestellt hatten. Wenn sie ihn bemerkten, würden sie ihn sicherlich nicht so bereitwillig dorthin führen.
    Dann verschwanden sie plötzlich in einer Häuserruine, die relativ gut erhalten war. Es gab, soweit er das erkannte, noch den Rest eines Daches, von seiner Position hatte er zudem keine Möglichkeit, einen Blick hineinzuwerfen.
    Solveg umrundete deshalb die Fläche, die zwischen ihm und dieser Ruine lag, und versuchte von der anderen Seite etwas zu erkennen. Aber auch dort war dieses verfallene Haus nicht besser einzusehen.
    Kurz hielt er inne und lauschte. Nichts war zu hören, weder die beiden Nomaden, noch andere Stimmen. Er schlich deswegen weiter an die Häuserruine heran, fand an ihrer Außenwand einige hervorstehende Steine, vermutlich Reste eines ehemals angrenzenden Gebäudes. Er nutzte sie, um das Dach zu besteigen.
    Dieses erwies sich als sehr löchrig, versprach sein geringes Gewicht jedoch am Rand zu halten. Durch einen nahe liegenden Spalt konnte der Adept ins Innere spähen und dort auch etwas erkennen. Die beiden Nomaden verließen den Innenraum gerade in diesem Moment, was sie dabei sprachen, drang nicht bis an sein Ohr. Solveg überlegte kurz, wie er weiter verfahren sollte, wollte schon hinunterspringen, als er mit einem flüchtigen Blick eine weitere Person entdeckte. Verborgen hinter einer Mauer, sodass man sie vom Innenraum vermutlich nicht entdecken konnte, kauerte die Gestalt im Schutze der Wand. Selbige wirkte im Vergleich zu den anderen Mauern überraschend intakt und auch optisch passte sie nur bedingt in diese Ruine.
    Dann plötzlich fiel es ihm wie die Schuppen von den Augen: Diese Person lauerte niemandem auf. Sie verfügte auch nicht über eine derart enorme Köperbeherrschung, wie er anfangs angenommen hatte, da sie sich keine Nuance bewegt hatte. Sie war tot. Diese entstellte Körperhaltung war kein Kauern, stattdessen war dieser Mensch einfach in sich zusammengesackt.
    Solveg tastete sich vorsichtig weiter aufs Dach, um besser sehen zu können. Er erkannte dabei, dass die Person nicht hinter einer Mauer verborgen, sondern vollkommen von dieser Mauer umgeben war. Und knapp daneben fand er das gleiche Bild vor. Die Person darin bewegte sich allerdings noch! Nein, es war nicht die Person selbst, stattdessen bewegte sich etwas auf ihr. Der Dunkelblonde schärfte seinen Blick und erkannte kleine Lebewesen, möglicherweise Käfer.
    Was ging hier vor? Was waren das für Menschen und was hatten sie verbrochen, dass sie so grausam sterben mussten? Und was hatten die Nomaden damit zu tun?
    Ein weiterer Gedanke drängt sich dann in den Vordergrund: Wo war die Frau? Sie hatten davon gesprochen, dass sie eine Frau auf dem Gewissen hätten. War sie etwa auch hier?
    Flink, ohne weiter auf die Umgebung zu achten, kroch Solveg weiter an den Spalt heran und drehte sich so, dass er sich rückwärts hindurchzwängen und dann nach unten in den Innenraum herabfallen lassen konnte. Staub wirbelte auf. Als er sich gelegt hatte, offenbarte sich ihm dort das ganze Bild: Es waren nicht nur diese zwei Gefängnisse, die er von oben gesehen hatte.
    Panik machte sich in ihm breit, plötzlich schienen die Wände auf den Adepten zuzukommen. Als vor seinen Augen Licht erschien, lief er schreiend darauf zu, stolperte und landete der Länge nach auf dem Boden.
    Sand spuckend rüttelte er sich auf und sah zwei Beine vor sich. Dahinter ein weiteres Paar: Die beiden Nomaden waren noch hier.

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