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Ein sanftes Lächeln machte sich über Ryus Gesicht breit. Lina schien nun wohl zu verstehen, was er die ganze Zeit über gemeint hatte. Ein wenig bedauerte er, dass sie seine Hände losgelassen hatte, doch schien es ihr den Rüttler zu geben, den es brauchte, damit sie an der Härte seiner Rüstung nicht weiterkam. Damit sie an der Härte der Einsamkeit, vor der ihr Beliar sie nicht schützte stehen blieb und endlich merken würde, dass dieser dunkle Weg ihr nichts Gutes bringen würde, außer das alles verschlingende Gefühl, alleine zu sein. Ein Gefühl, wie Ryu es erst vor kurzem erfuhr. Ein Gefühl, mit dem er selbst umzugehen gelernt hatte. Er war ein Hüter. Einsam und doch immer in Gesellschaft. Ein schmaler Grat, auf dem er wandelte. Und dennoch ein Pfad, der bei all der Härte noch immer barmherzig und gerecht war.
Ohne weitere Worte legte Ryu seine Arme um das verlorene Kind, dass sich so verzweifelt versuchte auf den Beinen zu halten. Ohne weitere Worte zog er sie sanft zu sich und drückte sie an seinen durchtrainierten Brustkorb, der zwar noch immer hinter der Rüstung lag und dennoch keineswegs seinen Herzschlag verlor. Dieser Geruch... Der Geruch der Dunkelheit war trotz der hereinbrechenden Nacht am Verklingen. Ein neuer Geruch verdrängte den alten. Schwach und kaum merklich... Und doch war er da. Ein unberührter, unschuldiger Geruch der versuchte, den anderen zu vertreiben und eine frische Brise zu bringen. Lina hatte wohl den ersten Schritt getan. Den dunklen Pfad zu verlassen und einem kleinen Funken Licht zu folgen. Sicher war er sich nicht, aber er hatte ein gutes Gefühl dabei. Zärtlich streichelte der Hayabusa ihr über die Haare.
"Hab keine Angst... Was dir auch immer passiert ist... Es ist Vergangenheit. Denk daran, Lina."
Einen Moment lang ließ Ryu sie los, um die Schnallen an seiner Rüstung zu öffnen. Danach schloss er sie erneut in die Arme. Sie war lange genug vor kalten Wänden gestanden. Bestimmt sogar schon länger, als am heutigen Abend. Es wäre wohl schon in Ordnung, für sie da zu sein. Zumindest fühlte er keine Einwände von seiner Seite. Und auch sonst sprach nichts dagegen. Egal, wer oder was sie war. Natürlich hasste Ryu die Schwarzmagier mehr als alles andere, doch Lina... Lina war anders als die "normalen" Schwarzmagier. Schließlich wollte sie dorthin kehren, wo das Leben am meißten zugange war. Im Prinzip war es ein wahrer Widerspruch in sich. Aber irgendwie... Er wusste es auch nicht...
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Seine Worte, ein Balsam für ihre Seele. Warm schmiegten sie sich an wie Lina sich an seine warme, endlich vom Panzer befreite Brust. Ihre Augen hielt sie geschlossen. In seinen Armen brauchte sie keinen Halt durch das Bild der Umgebung. Ohnehin lastete die Nacht auf ihnen, eine finstere, einsame Nacht. Doch hier war Lina nicht alleine, Ryu war da und er behütete. Mit dem Lächeln der Zufriedenen sog sie den Geruch des Mannes ein. Sie nahm ihn in sich auf, als wäre er ein Teil von ihr. Und sie spürte seinen Atem am Hinterkopf, fühlte seinen Herzschlag neben ihrem. Eins wollte sie werden mit ihm. An nichts anderes dachte Lina in diesen Momenten, sie wusste nicht einmal, ob sie daran dachte. Sie glaubte, nur mehr zu spüren. Das reine Empfinden. Wenn nicht das Natur war, was dann?
Ob er wohl wieder die Augenfarbe änderte, fragte sie sich. Denn der Gedanke daran entflammte etwas in ihrem Nacken, das sich langsam über ihren ganzen Rücken hinab ausbreitete und von dort aus Arme und Beine einnahm, sie erschlaffen, sie hingeben ließ. Und alles dazwischen.
Sie wand sich ein wenig, bis er seinen Griff lockerte und Lina sich wenden konnte. Jetzt gingen ihre Blicke in die selbe Richtung. Beide sahen sie den See, die große, ruhige Wasserfläche. Kein Wind lag in der Luft, aber der Himmel war schwarz und sternlos. Energie hing in der Luft, als kündete sie etwas an. Lina lehnte mit dem Rücken an Ryu, der stramm stand und sich ihr entgegenstellte. Kraft und Gegenkraft vereinten sich zu einem standhaften Gebilde. Lina fühlte sich wie eine antike Statue, die in Perfektion gehauen über die Jahrtausende keinen Wert eingebüßt hatte. Ihre Hände lagen auf seinen, die sanft ihren Bauch umschlossen und wärmten.
Die Natur spielte in Lina. Sie ließ sich erspüren. Sie verbreitete ihren Willen.
Doch irgendwo in diesem wunderbaren roten Rosenstrauß war ein Dorn zurückgeblieben, der Lina piekste. Sie hatte keine Angst, sie war im Vertrauen. Sie dachte nichts mehr. Aber den Dorn, tief im Innern, den spürte sie. Der Dorn aus einer älteren, einer gewachsenen, einer wilden Zeit.
Wie kann die Rose vergessen, woher sie einst gekommen ist?
Lina wollte schweigen und sie schwieg. Doch aus ihrem tiefsten Innern drang die Frage hervor: „Was machen wir jetzt?“ die eigentlich gar nicht hervorkommen sollte und nur Hauch, nur Anschein war. Aber doch irgendwie da.
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Ryu überlegte, was er hier eigentlich tat. Es war eine schöne Nacht. Der kühle Wind wehte erneut, aber auch der Mondschein tat sein Übriges. Trotz der Wolken schaffe er es an mancher Stelle, sich auf der Wasseroberfläche des Sees wiederzuspiegeln und den See in ein schier magisches Licht zu tauchen.
Viele Erinnerungen schossen durch den Kopf des momentan sehr verwirrten Schwertmeisters. Eigentlich wusste er, was jetzt kommen würde. Doch würde er es zulassen? Wollte er es denn? Damals war er genau wie mit Lina jetzt an einem riesigen See gestanden. Damals war es Hitomi, die er in seinen Armen gehalten hatte. Warum hatte er dieses Gefühl, in Lina die Feuermagierin zu sehen, die er so lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte? War es denn richtig? Nach all der Zeit... Hitomi hatte sich damals verändert... Sie hatte sich auf seine Seite geschlagen... Auf die Seite eines ehemaligen Freundes und Waffenbruders. Und nun war sie eine Anhängerin Beliars.
Es war fast, als hätte er sie wiedergefunden... Rausgetrieben aus dieser Dunkelheit. Aber es war nicht Hitomi. Es war Lina, die da in seinen Armen lag. Oder stand... Wie auch immer. Aber es war ein mindestens genauso angenehmes Gefühl. Schließlich hatte der Hayabusa seid ihrem ersten Augenkontakt eine gewisse Zuneigung zu ihr gespürt. Das war es wohl, was man Magie nannte. Nachdenklich blickte er über den See hinaus. Ob sie wohl wusste, was er dachte? Leise lauschte er ihrem Atem. Sie schien sehr ruhig zu sein und dennoch... Aufgeregt. Ein Paradox, das Ryu nur zu gut kannte. Ob es ihr nach ihm verlangte? Vielleicht. Und war es andersherum genauso? Nun... Abstreiten würde er es nicht. Aber zugeben wohl auch nicht. Er würde sich wahrscheinlich eine elegante Ausrede zum Themawechsel suchen, würde sie fragen. Und sie fragte tatsächlich. Es war kaum mehr als ein zarter Lufthauch... Und doch fühlte es sich an wie ein kleiner Ruck an ihm. Und wo war seine Ausrede? Verflogen...
"Und was machen wir jetzt?"
Beide schwiegen. Lina wie auch Ryu. Der Hüter lehnte seinen Kopf vorsichtig an den ihren. Er bewegte seine Lippen nahe an ihr Ohr. Was sollte er ihr sagen? War es von vorne rein ein Reflex, etwas zu sagen in so einem Moment? Gedanken, die der Hüter nun nicht brauchen konnte. Er musste wohl seinem Gefühl vertrauen. Oder eher seiner Intuition. Er würde nur fragen... Der erste Schritt lag bei ihr. Der Rest... Würde sich zeigen.
"Was würdest du denn gerne tun?"
Geändert von Ryu Hayabusa (08.08.2009 um 00:23 Uhr)
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Nimm mich, hauchte es ganz sanft und Lina sah sich, von Ryu sanft auf das Gras niedergelegt, und seinen Küssen überwältigt. Mit geschlossenen Augen sah sie sich genießen. Sanft biss sie sich auf die Unterlippe, während sie begehrt wurde. Und auch sah sie den männlichen, muskulösen Körper ihres Behüters über sich liegen, sich an ihr ergötzen und wie er langsam den Rock ihres Kleides hinauf schob.
All das sah und genoss die junge Frau in diesem Augenblick der Vorstellung, als sie gefragt wurde, es sie gerne tun möchte. Es war nur ein winziger Augenschlag, wie das Aufblinzeln des Mondes zwischen der dichten Wolkendecke. Sie sah es, aber nur in ihrem Kopf.
Eigentlich verharrte sie, stehend, an Ryu gelehnt. Lina wusste, was passieren könnte, was passieren würde, wenn ihr Halter es begehrte. Alles, ja, wirklich alles koppelte sich an sein Wort, seinen Wunsch. Frei sah Lina ihrem unbekannten Schicksal entgegen. Was würden die nächsten Momente bringen? Wie würde für sie entschieden werden?
„Entscheide du.“, flüsterte sie bereits in diesem bedeutungsschweren Tonfall, mit dem sie auch „Was du wünschst…“ zu ihm hauchte. Lina drehte dabei den Kopf leicht schief, um ihn von unten ansehen zu können. Sie suchte seinen Blick, suchte, die Farbe seiner Augen sehen zu können. Sie wollte, dass sie Bernstein wurden, hart, ewig und einnehmend, dass sie ihre zum Glühen brachten. Ihr Körper war umhüllt von der sanften Wärme seines Körpers, die sich mit ihrer vermischte. Sie konnte sich weiter vermischen.
In einem Anflug plötzlicher Aufregung, wiederholte sie noch einmal leise ihre Worte. „Was du wünschst…“, sagte sie. Es klang, als würde sie ihre Bereitschaft selbst nicht glauben. Aber sie war da und Lina völlig eingenommen von ihr.
So tief, dass sich ihre Brust hob, sog sie die warme Luft ein. Mit den Fingerspitzen streichelte sie über die Seiten seiner Hände, die so wunderlich warm auf ihrem Bauch lagen. Ryus gesamtes Wesen hielt Linas Magie fest, bewegungslos. Sie verharrte in ihrem ganzen Körper, nur darauf wartend, freigelassen zu werden.
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-Was du wünschst... Warum sagt sie so etwas? Schließlich kennt sie mich doch noch gar nicht und... Was ist bloß los mit mir?- Ryus Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment rauchen und kurz darauf in die Luft gehen. Er stand hier an diesem wunderschönen Ort mit dieser noch viel wunderschöneren Frau in seinen Armen und an wen dachte er verkrampft? An Nanami... Warum musste ihm ausgerechnet jetzt dieser Rotschopf im Kopf rumspuken? Hatte er dieses Kapitel nicht abgeschlossen um sich seinen Pflichten zu widmen? Andererseits... Lina war so ein hübsches junges Mädchen und auch noch so anziehend und liebenswürdig. In seinem Kopf spielte sich zwar ab, was er just in diesem Moment mit ihr machen wollte, doch es in die Tat umzusetzen...
Ryu blickte schweigsam gen Himmel. Das war einer dieser Momente in denen er am liebsten entgegen aller moralischen Vorstellungen gehandelt hätte, aber etwas hielt ihn. Natürlich konnte er. Aber warum zögerte er? Langsam lichteten sich die Wolken. Nun war der See völlig ins Mondlicht eingetaucht, wie auch die zwei Menschen, die hier so an einander standen und ihr gegenseitiges Begierde am liebsten teilen mochten. "Lina..." seine Stimme klang leise, schwer und verführerisch. "Ich wünsche..."
Langsam ließ er seine Hände an ihrem Bauch hinunter über ihre Hüften gleiten, um diese herum über ihren Hintern, wo er dann abließ und langsam an seinen Gürtel griff. Plötzlich zog er ruckartig seinen Dolch und schleuderte diesen mit voller Wucht in eines der Gebüsche, dass sich zur Rechten der beiden befand. Schreiend und völlig aufgebracht sprangen zwei Kerle hinaus. Der eine mit dem Dolch in seinem Hintern. "Ich wünsche, dass die zwei Spanner, die uns schon die ganze Zeit belauschen alsbald das Weite suchen!" sprach der Hayabusa nun sichtlich wütend. Und dennoch... Innerlich erleichtert. So hatten sie ihn um eine Entscheidung gebracht, die er mindestens einer Person gegenüber bereuen würde.
"Samma hacket bei dir du Wahnsinnischa?!" schrie einer der beiden, der seinem Kumpanen den Dolch aus dem Hintern zog und wild damit vor Ryus Nase rumfuchtelte. "Mir sin hia ehrehafte Spanna mann! Un du hälsch uns davu ab unsa Awwait zu mache!" Erst jetzt an diesem Dialekt hatte er erkannt, wer die beiden waren. Sam und Frodo, die zwei kleinwüchsigen Spanner Sildens, die für ihre Arbeit auch seltsamerweise immer wieder von irgendwem bezahlt wurden. Wohl eines der Mysterien Sildens, dass Ryu wohl nie ergründen würde. "Macht euch vom Acker!" rief der Hayabusa schließlich nur und riss dem Blondschopf seinen Dolch aus der Hand. "Und fuchtle mir damit nicht vorm Gesicht rum!"
"Was?! Ich glabs hackt! Sammo, du bewerfsch uns do mit Zeich! Un... Ey! Wo willsch du hi?! Ich... Alta!"
Doch ehe diese Diskussion noch länger gehen würde, war der Hüter wieder zu Lina gelaufen und hatte sich entschuldigt. Er hätte erwähnen sollen, dass um diese Uhrzeit die meißten Spanner Sildens unterwegs waren. Scheinbar fand sie es faszinierender als ärgerlich. Zumindest konnte Ryu keinen direkten Zorn feststellen. Ob es nur ein Spiel war? "Nun... Lina. Wenn du gerade keinen Schlafplatz hast... Also in meiner Hütte ist genug Platz..."
Irgendwie bedauerte er es doch ein wenig, aber auf der anderen Seite... Immer diese zweischneidigen Schwerter... Ryu wusste schon, warum seines nur einschneidig war...
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Zuerst dachte Lina: Mag er meinen Hintern nicht? und ließ bereits verzweifelt alle möglichen Problemzonenregionen ihren Kopf passieren, in der Hoffnung, er würde keine weiteren entdecken. - Nicht, dass ihr Hintern eine war, oder doch? Etwas irritiert hatte sich Lina nach Ryus Händen umgesehen. - Erst als er dann die beiden im Gebüsch herumlümmelnden Spanner enttarnt hatte, ging es der Magierin besser. Was nicht hieß, dass kein Restzweifel zurückgeblieben wäre. Der jedoch war weniger groß als zu Beginn. So beobachtete sie aus der Ferne das Geschehen zwischen Ryu und den Beiden, die sich schnell aus dem Staub machten. Gleich darauf kam der Krieger zurückgestapft.
„Wenn du schlafen und mich dabei haben möchtest.“,erwiderte sie lächelnd. Das rasende Gefühl überkochender Vertrautheit legte sich ein wenig. Der Schreck über die Erwischten hatte Lina abkühlen lassen. Und jetzt, da Ryu sie nicht mehr länger in den Armen hielt, ließ auch ihr Verlangen nach, bestimmt zu werden.
„Aber hier ist es doch sicher schöner, oder?“
Sie waren wieder an einem Punkt, wo das gegenseitige in die Augen Schauen dominierte. Eigentlich gefiel Lina dieser Part, da drohte weniger stark, die Kontrolle zu verlieren. Und Lina hatte sie definitiv verloren. Sie konnte sich gar nicht - nun, eigentlich konnte sie sich schon vorstellen, was sie mit sich hätte machen lassen, wären sie nicht unterbrochen worden. Es hätte dir sicher gefallen, dachte sie dabei mitleidig und sah Ryu entsprechend an. Aber hätte sie das wirklich gewollt? Sly trat wieder in ihr Gedächtnis, mit ihm kamen Gefühle zurück, die Liebe bedeuteten. Doch auch hier die Frage: Wollte sie das?
Lina fühlte sich unschlüssig. Nichts fühlte sich falsch an, außer den Gedanken, die Ryu ihr regelrecht eingepflanzt hatte. Fest stand für sie im Augenblick nur, dass sie den Bund mit Beliar überdenken musste. Schon lange hatte sie ihren Weg angezweifelt, ohnehin wollte sie nicht mehr ins Kastell zurückkehren. Und was sollte eine Schwarzmagierin schon in Silden? Doch war erst jetzt der Moment gekommen, sich das endgültig einzugestehen.
„Es ist ja nicht kalt… wir können auch schwimmen gehen.“, kam ihr fix die Idee, als sie sich kurz zum See umgewandt hatte, der noch immer so friedlich dalag.
Ihre Entscheidung war es nicht. Abwartend sah sie ihn an.
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Erleichtert atmete Ryu auf. Ein paar mal. Und doch sah er Lina an, wobei sich wieder dieser kalte Schauer über seinem Rücken ausbreitete. Hatte er richtig gehandelt? Bestimmt. Nun... Eigentlich hatte er nicht gehandelt, sondern die Spanner. Und wie hätte er gehandelt? Wenn er sich Lina jetzt so anschaute, war er sich nicht sicher, was er getan hätte. Irgendwann würde er Frodo und Sam wohl auf einen Krug Bier einladen müssen. Und nun? Nun stand er ihr wieder gegenüber. Sie war so schön im Mondlicht. Natürlich auch bei Tage. Aber diese Atmosphäre... Es gab ihr etwas, dass man nicht beschreiben konnte. Wieder hatte er dieses Gefühl, am liebsten platzen zu wollen, dann jedoch versuchte er sich auf das Schwimmangebot zu konzentrieren. Einen Moment lang blickte er sie mit den Augen des Behemoths an. Er wollte wissen, wie sie reagierte, denn die bernsteinfarbenen Augen ließen den leichten Anschein, selbst die Dunkelheit zu durchdringen. Vielleicht konnte Ryu auch deswegen im Dunkeln so gut sehen. Aber was war da in ihren eigenen Augen? Bedauern? Bereute sie etwas? Er grübelte, beschloss dann jedoch seine Rüstung abzulegen.
Zuerst machte er die Schnallen der Arm schienen locker, worauf diese ins nasse Gras fielen. Kurz darauf schüttelte er den Brustpanzer wie eine Weste ab. Dies ging immer so weiter, bis er nur noch in seinem Hemd, seiner Hose, den Stiefeln und den fingerlosen Handschuhen da stand und sie musterte. Ein seltsames Gefühl, plötzlich so... Schutzlos dazustehen, wobei sie vorhin noch an seinem Brustpanzer "abgeprallt" war. Ob es so eine gute Idee war, schwimmen zu gehen?
"Also... Du hast schon recht... Es ist nicht warm und... Schwimmen klingt gut..." murmelte er etwas gedrückt vor sich hin. Ja... Kühles Wasser würde ihm bestimmt helfen, seinen Kopf abzukühlen und klare Gedanken zu fassen. Schließlich war ein Hüter! Er musste immer bei der Sache bleiben und... Tun was er eben tun musste! Schließlich entblößte er seinen Oberkörper, an dem leichte Schweißperlen herunterrannen, die man nur leicht im Mondlicht schimmern sah. kurz darauf folgten die Handschuhe und die Stiefel. Und nun? Natürlich trug Ryu Unterwäsche! Auch wenn es die mit den dunkelblauen Streifen war. Immerhin, sie stand ihm.
"Also? Schwimmen, hm?"
Hatte sie ihn dabei beobachtet? Der Krieger hatte versucht nicht darauf zu achten, wie ihre Reaktion wohl war. Und das, obwohl es ihn brennend interessiert hatte. Aber... Hatte er sie nicht schon genug verwirrt? Er kam sich irgendwie schäbig vor, sie in einer verstörten Lage wie zuvor fast so derart ausgenutzt zu haben. Ja... Vielleicht würde er sich nicht mehr ganz so dreckig fühlen, wenn er ein Bad genommen hatte...
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Zwiegespalten beobachtete sie das Gebaren des Kriegers, der sich ein wenig anzustellen schien beim ausziehen. Überhaupt, gewöhnlich ließ man doch der Dame den Vortritt. So hatten Lina und ihre Klassenkameraden das damals gelernt. Das galt beim Baden ebenso wie beim Türenaufhalten.
Und jetzt stand Ryu da, in dieser eigenartigen Unterhose. Lina kratzte sich am Hinterkopf, während sie ihn so anblickte und er zurückblickte.
„Ja, schwimmen.“, antwortete sie nur. Sie blickten sich wieder einige Momente lang an, bis Lina schließlich das Wort ergriff: „Umdrehen?“ und dabei mit dem Finger eine kreisende Bewegung machte. Er schien nicht so viel Erfahrung mit dem gemeinsamen Bad und Frauen zu haben.
Erst zögerte er ein wenig, tat dann aber wie geheißen.
„Und erst gucken, wenn ich rufe.“
Auch ihrerseits kehrte die junge Frau Ryu den Rücken. Wenn er schon guckte, musste er wenigstens nicht alles sehen. So gehörte es sich. An sich jedoch, sollte man wohl nicht so naiv sein und davon ausgehen, dass der Badebegleiter nicht einen Blick riskierte.
So streifte sie dann ihr Kleid von den Schultern und ließ es ins Gras sinken, mit dem es sich farblich so gut vereinte, dass Lina sich Sorgen machen musste, es später wiederzufinden. Dafür würde sie später eine Möglichkeit finden.
Sie sah, während sie ans Wasser herantrat, noch einmal über die Schulter. Alles war in Ordnung. Dann ging sie mit den Füßen herein.
„Hui!“ Lina quietschte ein bisschen. „Kälter als ich dachte…“ Es verging eine Weile, bis sie sich daran gewöhnen konnte. Irgendwann verriet ein lautes Platschen, dass sie es geschafft hatte.
„Du kaaanst“
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Nanamis Haus
Fast voll war der Mond, der über ihm am klaren Firmament erstrahlte.
andächtig in Erinnerungen schwelgend saß Yared auf der kleinen Steintreppe vor seiner neuen Behausung.
Am Nachmittag hatte er Dekker von Nanami und sich erzählt und immer noch ließen ihn die Gedanken, daran, wie es ihr wohl mittlerweile ergangen war und wo sie gerade wohl sein mochte, nicht los.
Er hatte sich Nanamis Gitarre ausgeborgt, die sie nicht hatte mitnehmen können und spielte eine zarte Melodie.
Es war eine Melodie aus seiner Vergangenheit, der Zeit, als die Welt noch in Ordnung gewesen war, damals in den sommerlichen klaren Nächten kurz nach Vollmond hatte er dieser Melodie gelauscht.
Nicht er hatte sie damals gespielt, sondern ein vermummter Spielmann, dessen Gesicht nie jemand zu sehen bekommen hatte, bis Geldern schließlich gefallen war. Der Mann hatte nie auch nur ein Wort gesagt und einige hatten behauptet, er wäre blind gewesen, auch hatte er nur in Nächten kurz nach Vollmond gespielt, sonst nie.
Yared erinnerte sich noch genau, wie er aus dem Fenster des Hauses, in dem er und sein Vater gelebt hatten, auf die nächtliche Straße geblickt hatte und dem Lied des Mannes gelauscht hatte. Einmal war ein junges Mädchen neben dem Spieler gesessen und hatte gesungen, ganz zart und wunderbar klar, war ihre Stimme gewesen, aber an den Text erinnerte sich der Sildener nicht mehr und so summte er vor sich hin in die stille Nacht, summte mit den Grillen um die Wette.
Dann geschah es.
Während er die Melodie erneut anspielte, hörte er eine zweite Gitarre, die seinen Grundrhythmus mit Akkorden unterlegte und dann eine Stimme, die Stimme des Mädchens, langsam immer näher kommend. Der stellvertretende Lagermeister sah auf und schließlich sah er sie, das Mädchen und den Vermummten mit der Klampfe musizierend die Straße herunterkommend.
War es nur eine Illusion? Waren es Geister, die er sah oder war das, was er da sah, wirklich da?
Voller Mond scheine,
wenn der Tod geht durch die Straßen,
spielt ein altes Leid von Sehnsucht,
von Liebe von Heimat.
Voller Mond leuchte,
hell und klar zu zeigen die Welt, wie sie einst war,
als die noch auf dem Angesicht der Welt wandelten,
die längst vergessen.
Voller Mond spende,
Hoffnung und Wehmut, Rechtschaffenheit und Traurigkeit,
damit alle Leben lernen, lernen den Moment zu genießen,
den das Ende kommt.
Voller Mond leuchte mir,
in dieser Nacht, den Weg zum Heime dessen, der dich im Herzen trägt,
der den Tod bei sich aufnimmt, um ihm neues Leben einzuhauchen,
dass das Ende zum Anfang wird.
Voller Mond spiele mein Lied,
in dieser Zeit, auf diesem Weg, schütze die, die fern sind von uns und von sich selbst,
weise den Weg allezeit denen, die suchen, suchen nach dem Ende aller Zeiten,
nach dem Sinn hinter alledem.
(nach Yared)
Dann verschwanden beide in den Nebeln, die plötzlich aus dem See heraufzogen. Yared hörte auf zu spielen und vernahm aus der Ferne nur noch, wie die Stange eines Nachen in das Wasser eintauchte und sich immer schneller entfernte.
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'Euryiakos! Aufstehen! Los! Auf!', Dekker war früher wach als sonst und er war stolz darauf... Natürlich musste er seinen neuen Elan gleich den Anderen präsentieren. Robrem und Euryiakos waren gestern von einer Patrouillentour zurückgekehrt und standen Dekker natürlich jetzt als Präsentationsopfer seines Tatendrangs zur Verfügung.
Robrem hatte er schneller wachgekriegt als Euryiakos, der bronzehäutige Krieger schlief wie ein Baum, der Länge nach hingestreckt und nicht aufzuwecken.
Es musste brutal sein, von einem Trog kalten Wassers überspült zu werden und dadurch aufgeweckt zu werden, aber Dekker war gerne bereit, das in Kauf zu nehmen.
Er schrie wie ein Baby, Dekker hatte den Südländer schon gesehen, als ihm ein Pfeil den Oberarm durchbohrte, in diesem Moment hatte er kaum gezuckt, aber jetzt fuhr er herum, als würde er gemartert werden.
'Guten Morgen!', begrüßte Dekker den Neuwachgewordenen mit einem breiten, schelmischen Grinsen, 'lass uns was unternehmen! Beeil dich!'
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Exorbita war immer noch in Silden, sie hatte ihren geplanten Kurzaufenthalt etwas verlängert, wie lange konnte sie aber noch nicht sagen. Ihren Soir hatte sie in einem Stall unterbringen können, für ein paar Goldmünzen bekam er dort alles was er brauchte, trotzdem schaute die Edelmagd regelmäßig bei ihm vorbei.
Nach dem Stallbesuch hatte sie sich in der Taverne etwas gestärkt, einen gebratenen Fisch hatte sie gehabt. So frisch wie hier bekam sie ihn wohl nirgends, das musste Exorbita doch ausnutzen.
Danach ein Verdauungsspaziergang, der hatte sie zum See geführt. Die Mücken störten sie nicht wirklich, die gehörten eben dazu, wenn man so naturverbunden lebte.
Die Edelmagd hielt sich gerne in dem Fischerdorf auf. Immer würde sie wohl nicht hier leben wollen aber mal so ein paar Tage, zu Besuch, ist doch ganz schön.
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Erneut sah sich Noriko Assant den beiden Kämpfern gegenüber. Alle zusammen waren sie nicht sonderlich schwer gepanzert und ebenso wenig würde man einen von ihnen zu den Meistern des Schwertkampfes zählen. Aber gut, sie hatten auch noch nicht allzu viele Kämpfe und Schlachten gesehen. Tja, und zu einem wirklichen Meister wurde man nicht durch noch so viele Sparringskämpfe oder Theorie, sondern durch aktives Anwenden unter Lebensgefahr, kurz, im Kampf.
Dennoch, die Grundlagen lernte man am Besten in einer behüteten Umgebung, wo einem nicht viel mehr passieren konnte außer ein paar belanglosen blauen Flecken, Schnitten, Quetschungen und ähnlichem. Naja, genau betrachtet war auch ein solches Training auch nicht gerade das, was man als gefahrlos bezeichnen könnte, aber immerhin war es das beste, was man bekommen konnte, wenn man auch praktisch das Schwert schwingen wollte.
Doch nun musste sich der hübsche Rotschopf erstmal auf den Kampf gegen das Duo konzentrieren. Alle drei hatten ihre Schwerter gezückt und das 'Tänzchen' begann. Wie auch die letzten Male versuchte sie, möglichst beide Kontrahenten vor sich zu haben, sodass sie stets wusste, wo sie waren und was sie machten. Falls einer von ihnen es doch mal schaffte, sie zu umgehen, wandte sie nach Möglichkeit die Erkenntnisse des 'Blindtrainings' an, schätze ab, wo der Kontrahent war und schlug dann beim gleichzeitigen Umdrehen auf diese Position ein.
Insgesamt gesehen klappte dies schon ganz gut, auch wenn es nicht stets und immer funktionierte und sie entsprechend einstecken musste. Aber immerhin waren diese Treffer weniger geworden seit ihrem ersten "Mehrfachkampf". Aber dafür war die Quote gestiegen, mit der sie Treffer bei ihren Kampfpartnern landete. Insgesamt gesehen war das Training also recht erfolgreich und sie bisher einigermaßen zufrieden. Aber natürlich nciht 100%, denn wenn sie dies wäre, hieße das ja, dass sie sich nicht mehr verbessern müsste, aber einen solchen Zustand der Perfektheit erreichen noch nicht einmal die Götter.
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Magmaking stahnt auf und ging zur Tarverne um sich dort endlich zu schlafen.
Als er zur Tarverne ging, sah er viele Pflanzen, die er noch nie gesehen hat in Bakaresh oder in Varant.
Als er in der Tarverne da war, versuchte er ein Zimmer zu kriegen, aber bekam keins.
Als er die Tarverne verließ, laufte er, vor Erschöpfung, durch die Stadt und sah sich um, wo er schlafen kann ohne Ärger zu kriegen.
Er fand aber keine Stelle wo er schlafen könnte und keinen Bewohner, der ihn bei sich einladt. Er beschloss deshalb ausserhalb des Dorfes zu schlafen.
Er ging durchs Tor und ging ein paar Meter vom Dorf. Dann blieb er stehen und fand einen guten Platz.
In der Nähe eines Steinkreises, waren ein paar Baume, wo er in Ruhe schlafen könnte. Er ging zu den Baume, nahm sein Umhang als Decke und schlief sofort ein.
Er träumte leider einen Alptraum, was die Ork an ihn machten, wenn sie ihn gefangen nehmen.
Ihn in einer Folterkammer bringen, als Sklaven um die Göttliche Artefakte zu finden oder gleich ihn töten.
Er erwachte in Schweiß gebadet auf und sein Herz klopfte wild um sich.
Er sah das er immer noch in der Nähe der Stadt war und nichts geschen ist.
Er versuchte wieder einzuschlafen, aber er musste sich erinrn, wie ihn die Orks fast geschnappt hätte.
Aber irgendwann, schlief doch noch Magmaking ein vor Müdigkei und träumte nicht von den Orks, die ihn schnappen und dann foltern oder sonst für gemeine Sachen.
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Neunundzwanzig... Dreißig', Dekker stöhnte, seit dem Morgengrauen- Ja, er war wirklich morgens aufgestanden- befand er sich auf seinem Standarttrainingsplatz und trainierte.
Seine Übungen hatten nichts an Schärfe verloren im Vergleich zu seinen letzten Einheiten, die er vor Monaten geleistet hatte. Aber damals war er eindeutig fitter gewesen. Bereits nach Minuten perlte Schweiß von seiner Stirn, während seine Arme mechanisch seinen Körper nach oben zogen.
Den Waldlauf und das Schwimmen hatte er gut überstanden, aber jetzt bei den reinen Kraftübungen merkte er, wie sehr die letzten Wochen an ihm gezehrt hatten.
Umso glücklicher war er als sein Kinn das letzte Mal auf der Rinde des Asts aufsetzte und er sich dann schwungvoll absetzte.
Sein Leinenhemd war schweißgetränkt und sein Körper schien nicht mehr fähig zu sein, sich zu bewegen. Dabei begann jetzt erst das eigentliche Training.
Mit dem gekannten Zischen entfuhr das blau schimmernde Falchion seiner Scheide. Es war so perfekt, gut ausbalanciert, scharf und dennoch flexibel. Dekker war stolz auf die Klinge, die die Luft perfekt durchschlug.
Es waren keine vorgefertigten Kombinationen, es war reine Improvisation, die er da vollführte, Übungen, die ihm halfen sich richtig zu bewegen und vorallem sein Gleichgewicht zu stärken.
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Als des mittags wurde, wachte Magmaking vom Schlafen auf und fühlte sich wie neu geboren.
Er nahm aus seiner Tasche ein Stück Löwenfleisch und eine Flasche Wasser. Er aß das Fleisch und trank das Wasser.
Er stand dann auf, nahm seine Sache und schaute sich das Dorf an.
Er sah viele der Bewohner, die gerade ein Boot bauten, andere waren gerade fischen und andere giessten die Pflanzen, die er gestern Nacht gesehen hat. Er sah auch ein paar Druiden die gerade Pflanzen pflückte und andere pflegte die Pflanzen.
Magmaking ging aus dem Dorf und sah eine Wassermühle, die bewacht wurde.
Er fragte einer der Bewohner und der antwortete drauf, dass in der Mühle die Vorrätte des Dorfes gelagert werden.
Den halben Tag ging Magmaking durch das Dorf, nur ein Teil des Dörfes dürfte er nicht betreten. Den die Wache sagte, dass nur die Waldläufer und die Drudien diesen Bereich betreten dürften.
Er sah auch eine Grube, die wie eine alte Kampfarena aussah, war zum ein Hain verpflanzt.
Er sah auch eine Sumpfkrautplan•ta•ge. Er dachte das nur in Varant Sumpfkrautplantage wächst.
Magmaking fand diesen Dorf nicht so toll, wie er dachte. Deshalb beschloss er
weiter zu ziehen und zwar nach Verngard, die einzige Stadt, die sich gegen die Orks verteidig.
Er ging aus dem Dorf und ging dann nach Südost.
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Wassermühle
"Ijan, wie sieht es mit der letzten Holzlieferung aus?"
Yared goss sich etwas Wein aus der Flasche auf seiner Kommode in den Zinnbecher und nippte an den dunkelroten Trunk. Dann wandte er sich wieder dem Altknecht in der Türe zu.
"Die Lieferung ist ordnungsgemäß verladen worden."
"Gut, dann machen wir für heute Schluss."
Der Altknecht nickte und verschwand nach draußen, um die anderen darüber zu informieren, dass keine weiteren Arbeiten mehr zu erledigen waren und sie endlich nach Hause konnten.
Es war schon spät und der Mond stand längst hoch am Himmel, aber das Holz hatte heute noch verladen werden müssen. Nachdem man den ganzen Morgen mit dem einlagern von Getreide verbracht hatte. Man rechnete aufgrund des schwülen Wetters ständig mit Unwetter und daher hatte das Einbringen der Ernte momentan Vorrang vor allem anderen.
Der Sappeur stellte den leeren Weinbecher ab und packte noch die letzten fertigen Akten in das Regal, bevor er das Licht löschte und das Büro hinter sich verschloss.
Auf seinem Weg nach draußen grüßte er Kaldrin, der mit Moe und Murdoc auf der nun von Fackeln beleuchteten Brücke, hinter der die Straße nach Geldern begann, die erste Schicht der Nachtwache schob.
Yared hatte noch etwas zu erledigen und hoffte Schwertmeister Hayabusa noch in seiner Schmiede anzutreffen, denn um seine Schildlehre bei Jarvo, dem Barden, fortführen zu können benötigte er ein Stahlschild, das robuster war als sein Holzschild.
Schnell eilte er durch die Gassen von Silden zur Waffenschmiede des Mannes, der ihn und Yngvar einst aus den Händen der Waldbanditen befreit hatte, indem er deren Anführer im Zweikampf überwunden hatte.
Die Werkstatt war augenscheinlich verlassen. Weder das Feuer in der Esse brannte ncoh eine Öllampe oder Kerze erleuchtete das Innere und der stellvertretende Lagermeister wollte gerade schon wieder umdrehen, als ihm im fahlen Mondschein das halbgeöffnete Tor zur Werkstatt auffiel.
"Meister Hayabusa, seid ihr da?"
Yared ging näher heran, öffnete die Türe ganz und wurde einer Gestalt im Schatten gewahr.
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Den ganzen Tag hatte Ryu sich in seiner Schmiede verkrochen gehabt. Er brauchte Ruhe. Zeit. Viel Zeit seine Gedanken zu ordnen und wieder zu sich selbst zu finden. Vor einem halben Jahr noch hätte er sich sicher auf Lina eingelassen und nun? Nun spukte dieser Rotschopf in seinem Kopf rum. Schon eine lange Zeit. Länger, als er es eigentlich zugeben wollte. Still stand die Esse, wie auch jede Kerze kein einziges Feuer auf sich trug. Auch die Lampe auf der "Pausenbank" war gelöscht und dies, obwohl sie eigentlich immer leuchtete. Der Hayabusa konnte nun kein Feuer oder Licht gebrauchen. Er genoss die kühle Dunkelheit, die ihn umgab, während er sich ganz seinen Gedankengängen und dem Versuch, alles abzuschütteln hingab. Wobei Zweiteres nicht klappen wollte. Zu stark dachte er an Nanami. Egal was, alles verband er mit ihr. Und was gab es nun? Besuch?
Natürlich. Bestimmt war es einer der Jungspunde, die ihn um ein paar Trainingsstunden baten oder eines der Mädchen, die ihn bewundern wollte. Oder vielleicht auch die katzenwerfende Alte, die auf Rache sinnte. Selbst wenn es die Armee der Orks war. Es war dem einst so stolzen Krieger egal gewesen. Er wollte einfach seine Ruhe und sich weiter mit dem inneren Kampf quälen der sich ihm bot. All sein Können. All das Gelernte half hier nichts. In dieser Situation war er hilfloser als ein kleines Kind. Nie mehr hatte er gehofft, sich so derart auf eine Person zu fixieren und doch war es geschehen! Innerlich verfluchte er sich selbst. Doch dann hörte er eine Stimme. Sie kam ihm bekannt vor, ja.
"Meister Hayabusa, Seid ihr da?"
Aufmerksam und lauernd blickten die bernsteinfarbenen, unnatürlichen Augen zur Tür. Wie es wohl aussehen mochte, wenn sie als einziges aus den Schatten herausleuchteten und nur einen Umriss seiner selbst zeigten? Mit etwas Glück würde der Fremde Angst bekommen und flüchten. Doch gerade dann, als Ryus Hoffnung darauf am größten war, musste er erkennen, dass diese Person vielleicht doch nicht verschwinden sollte. Denn es war er. Der Mann, dem sie die Gefühle zusprach, die er selbst nicht bekam. Es war Yared, der stellvertretende Lagermeister Sildens und Nanamis Geliebter.
Ruhig blieb er sitzen und nickte dem Mann, den er einst befreit hatte zu. "Erwache, Yared. Setz dich ruhig..." kam es aus den Schatten. Auch wenn er versucht hatte ruhig zu bleiben. Innerlich entstand gerade eine Kettenreaktion in dem Schwertmeister, die ihn völlig aufwühlte. Natürlich konnte er Yared keine Schuld für seine eigene Dummheit geben. Das würde er sich nicht anmaßen. Ryu selbst trug die Schuld dafür, dass er sie so lange aus den Augen gelassen hatte. Ein wehleidiger, kaum hörbarer Seufzer entwich aus den Schatten.
"Ist die neue Stahllieferung schon eingetroffen? Was kann ich für dich tun?"
Nun, wenigstens der Versuch hatte gezählt, einen halbwegs normalen Eindruck zu machen...
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Ryus Waffenschmiede
Es herrschte eine seltsame Stimmung in der ungewohnt kalten dunklen Schmiede. Etwas fehlte in der Schmiede, dachte sich der stellvertretende Lagermeister. Irgendwie schlief hier gerade das Leben, die Zeit war wie eingefroren. Irgendetwas war mit Ryu nicht in Ordnung, aber der Waffenschmied war bestimmt niemand, der gerne seine Probleme mit anderen teilte, zumal zwischen ihnen eine Art unsichtbare eisige Mauer stand, wie Yared schon seit einiger Zeit festgestellt hatte, auch wenn er nicht wusste was es war was ihn und den Krieger trennte. Außerdem war der Sappeur beileibe kein Seelenklempner und aufdringlich wollte er auch nicht erscheinen.
So professionell wie möglich begann er deshalb das Gespräch und ging über das seltsame Gefühl in seiner Magengrube hinweg.
"Bewahre, Ryu. Die Patrouille vom Pass nach Nordmar hat gemeldet, dass die Karawane wegen einem Achsenbruch im Pass feststeckt. Du solltest also nicht innerhalb der nächsten zwei Tage mit der Stahllieferung rechnen. Aber um dir das mitzuteilen, bin ich eigentlich nicht gekommen. Ich brauche einen Stahlschild."
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Einen Stahlschild benötigte Yared. Natürlich. Warum war er auch sonst gekommen, als um sich der Schmiedekunst des Templers zu bedienen? Um über Nanami zu reden? Ryu grinste ein wenig über seine eigene Naivität. -Wie dumm bist du eigentlich, du Idiot?!- schalt er sich in Gedanken selbst und nickte derweil, während sein Gegenüber erklärte, was er benötigte. Einen langen Schild wollte er. Nach der Beschreibung des stellvertretenden Lagermeisters hatte Ryu ein umgedrehtes Ei im Kopf. Nun, rein vorstellungshalber. Nicht etwa wörtlich. Mit jedem Wort wurde das Bild dann klarer, bis er schließlich eine grobe Vorstellung hatte. Schließlich räusperte sich der Schmied einen Moment nachdem sein Kunde seine Wünsche aufgelistet hatte.
"Also, lass mich nochmal zusammen fassen... Du willst eine Art modifiziertes Langspitzschild mit den Maßen 60 mal 120. Oben etwas flacher als bei einem normalen Langspitz und unten breiter, liege ich da richtig?" Ein Nicken seitens des Gegenübers verdeutlichte Ryu, dass er trotz seiner seltsamen Gedanken gut genug aufgepasst hatte. "Und... Irgendwelche Sonderwünsche? Ein Relief? Eine Verzierung? Ein Wappen?"
Ryu versuchte freundlich zu klingen, doch in all der Beschäftigung mit sich selbst hatte er alle Müh und Not damit. Yared zögerte einen Moment. Vermutlich war ihm aufgefallen, dass der Templer mit ihm einfach dieses rothaarige Problem hatte, dass nichtmal sein Verschulden war. Nach einem Moment der absoluten, weitaus unangenehmen Stille erwähnte der Kunde dann eine Eiche auf der sich zwei Zimmeräxte kreuzen sollten. Aufmerksam nickte der Hayabusa bei der Schilderung seines Gegenübers, während er ihn aufs genauste musterte. Was fand sie nur an ihm? Natürlich, er war ein feiner Kerl, aber...
Konnte Ryu denn mit ihm über so etwas reden? Schließlich würde Yared es wohl kaum gutheißen, wenn der Schwertmeister ihm etwas darüber erzählte, dass seine Gefährtin ihm seid Wochen schon schlaflose Nächte bereitete. Irgendwie musste er wieder aufs Thema zurück kommen. "Also... Ich weiß nicht, ob meine Stahlvorräte noch reichen werden, aber... Ich... Ich werde schauen, was sich tun lässt..."
Und nun? Der Lagermeister war gerade dabei zu gehen, als in Ryu plötzlich eine Erschütterung stattfand, die ihn kurzschlüssig reagieren ließ. Mit einem mal stand er aus seinem schattigen Platz heraus auf, direkt in das sanfte Mondlicht, das schwach durch eines der Fenster schien. Er konnte dieses eisige Schweigen nicht mehr aushalten und der Tatendrang in ihm explodierte förmlich.
"Yared! Hör mir zu! Ich weiß, du bist die Person mit der ich am wenigsten darüber reden sollte, aber... Es geht um Nanami... Ich kann es mir nicht erklären... Ich dürfte gar nicht... Aber... Ich liege Nächte lang wach und denke an sie... Sie lässt mir keine ruhige Minute... Das ist es, wofür ich mich entschuldigen will... Diese Wand, die ich aufgebaut habe... Ich kann damit nicht umgehen... Dass ich sie liebe..."
So, nun war es raus. Und just in diesem Moment bereute Ryu, dass seine Mutter ihn mit einer funktionierenden Zunge zur Welt gebracht hatte. Er hatte der wohl unpassendsten Person in ganz Silden offenbart, was dazu beitrug, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war...
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Ryus Waffenschmiede
Was sollte er darauf antworten?
Seltsam, dass ihm gerade diese Frage als erste durch den Kopf ging nach dieser Enthüllung. Wahrscheinlich war es der Philosoph in ihm der schnell die Logischen Verbindungen gefasst hatte und dann seine Vernunft die ihm diese Frage eingebrockt hatte und ihn von den Gedanken über das Gesagte zu der Problematik der Auswirkungen seiner Reaktion führte.
Verständnis? Was konnte er anderes dafür aufbringe? Er war nicht sauer warum auch, Ryu hatte nicht versucht ihm Nanami wegzunehmen - zumindest soweit er wusste - und gerade dass er dieses Thema hier ansprach und dass es dem Schwertmeister offensichtlich so große Schwierigkeiten bereitete, was Yared schon spürte seit er die Schmiede betreten hatte, dies alles deutete daraufhin, dass es der Waffenschmied so meinte, wie er es sagte.
Aber was sollte er jetzt sagen?
"Hör verdammt nochmal auf dich zu entschuldigen. Liebe braucht keine Entschuldigung und gerade, wenn man in die selbe Frau verliebt ist, ist Abschottung das normalste der Welt."
Yared hatte kein Ahnung, woher das kam, was da im fast schon harschen Ton des Unteroffiziers aus ihm herausquoll und er bremste sich etwas, um dann etwas ruhiger fortzufahren.
"Wenn, dann tut es mir Leid, dass du unter meiner Beziehung zu Nanami so ... leiden musst. Ich habe das nicht gewollt."
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