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    Lilos interessante Reise

    Die Farbe des alten Tempels konnte man nicht erkennen. Es war dunkel, deswegen war er schwarz.

    Die verrückten Irrfahrer, oder besser gesagt, die Reisenden, hatten dieses kleine Haus ganz alleine im grünen Wald gefunden. Der Wald gehörte zum Tal von Jharkendar und war dunkel und unsichtbar. Es waren ein blonder Mann in einer Robe des Feuermagierordens, ein blasses Mädchen mit schmutzig-grauen Augen und ein dunkelhaariger Söldner, der neben seinen Waffen schlief. Durch die Risse an den Wänden zogen sich Wassertropfen und graue Moospflanzen.
    Die Augen des Mädchens waren offen, starrten ins Nirgendwo zu den Sternen vor den unendlich weit entfernten Steinen über und unter und neben ihr. Sie schlief, eingewickelt in eine Decke. Aber der Atem der beiden Gefährten und der Wind waren nicht die lautesten Geräusche, die man hören konnte. Man konnte noch mehr hören.
    Ihr Traum handelte von einer Karte. Einer schrecklichen Landkarte mit vielen Wegen und Namen, die sie nicht kannte. In ihrem Traum nahmen viele Wege schreckliche Ausmaße an und sie fühlte sich verloren. Die Reise ging schon so lange. Sie wusste nicht, wo sie waren. Hatte es nie gewusst. Sie dachte, dass sie etwas tun musste. Sie dachte, dass sie alles verlor.
    Niemand wusste von den Tieren, die draußen waren. Böse Schlangen und Grillen. Die Grillen zirpten, denn es war Sommer. Doch es war ein leises, so merkwürdig gemeines Sirren in der Luft, das sich für die Kleine, je länger sie es hörte, immer lauter anfühlte. Sie hatte Angst. Ihre Augen waren erstarrt und offen, die vielen Wege und Namen, von denen sie geträumt hatte, irgendwo in ihrem Bauch. Sie schmeckten nicht.

    Sie sah in ihrem Kopf Bilder von gemeinen Wesen, die sich genauso wenig abstellen ließen, wie man sie definieren konnte. Es war nichts da, an dem man sich festhalten konnte. Sie war vollkommen allein. Vielleicht wollte sie fliehen. Ein Weg zum Fallen war immer da, doch es schien, als fiel sie schon. Nur die magischen Lieder kamen immer mit. Man wollte sie nicht loslassen, und Lilo rannte vor ihnen weg.
    In der Schwärze kann man so viele Bilder sehen. Es gab keinen Grund für Befürchtungen. Es war nichts passiert, nichts Bedeutendes. Trotzdem versuchte Lilo sich darauf zu besinnen, wer sie war, und streckte ihren Arm nach dem jungen Mann aus, der nur wenige Zentimeter neben ihr lag, den sie fast nicht sehen konnte. Es schien unmöglich, von dem Traum loszulassen. Doch der liebe Medin war da, er war etwas, das sie in der richtigen Welt hielt, er musste nur aufwachen.
    „Medin“, flüsterte sie, und es hörte sich bei der ersten Silbe schon so leise an wie durch die Luft fliegende Staubkörner. Der Klang ihrer eigenen, zerbrechenden Stimme ließ das Gefühl aufsteigen, sie wäre die einzige in dieser Welt. Niemand würde sie hören außer ihr selbst.
    „Medin“, sagte sie noch einmal und drückte ihren Kopf an seine schwarze Schulter, suchte Hilfe bei ihm, obwohl er bewusstlos war und sie nicht hörte.
    „Sie … Sie … Sie singen Lieder da draußen, es summt so …“, schluchzte sie jetzt fast schon, wobei sie nicht wusste, wer ‚sie’ waren, und schon jetzt wusste, wie lächerlich das alles klang …
    Geändert von AnnaJoseph (29.06.2009 um 21:56 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Der Boden war hart und dementsprechend fühlten sich Medins Gliedmaßen an, als er aus dem Halbschlaf aufwachte. Für einen Augenblick war es ihm fremd. Die dunkle, mit einigen staubigen Spinnenweben verhangene Decke und die schwüle Luft, die ihm den Schweiß auf die Stirn und unter die Kleidung getrieben hatte. Dann erkannte er, wo er war und auch, was ihn geweckt hatte. Und die Stimme war nicht fremd.
    „Wer summt …?“, fragte er noch nicht ganz wach die Kleine, während er die Hand zu ihrem Kopf hob und sie sanft an der Wange berührte. Er hatte seinen Satz noch nicht vollendet und bekam auch keine Antwort, denn seine Freundin schien an seinem Gesichtausdruck zu erkennen, dass er es nun auch bemerkt hatte. Ein sehr tiefes Summen, das sich aus der Geräuschkulisse der Umgebung dezent hervor hob, ihm wie ein unangenehmes Lüftchen über die feinen Härchen strich und eine Gänsehaut bereitete. Der General glaubte nicht, dass das Geräusch schon da gewesen war, als er sich hingelegt hatte. Das war es wohl, was ihn daran am meisten beunruhigte.
    „Wann hat das angefangen?“, fragte er an Lilo gerichtet, während er sich halb aufrichtete und den Blick durch den Raum eilen ließ. Lopadas schien neben ihnen auch gerade wach geworden zu sein. Ob das Summen oder seine beiden Begleiter daran Schuld hatten konnte Medin nicht sagen.
    Geändert von Medin (29.06.2009 um 21:58 Uhr)

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    Singend tanzten die Lieder.
    „W–Weiß ich nicht“, zitterte Lilo, als er sich aufrichtete. Dass er die bösen Tiere nun auch hörte, machte die Sache ein wenig merkwürdig, doch auf einen Schlag realer, sodass der Traum fast verschwand, obwohl er noch irgendwie da war …
    Sie hatte nur noch Angst vor den bösen Monstern draußen, obwohl es hier drin auch nicht hübsch war, war aber froh, dass Medin jetzt da war und sie rettete. Unwillkürlich kroch sie auf dem Boden ein Stück zurück und kauerte sich, noch halb in ihrer Decke, an der Wand zusammen, so weit wie möglich vom Ausgang weg. Es war so stockduster und sie waren mitten in einem einsamen Wald im fremden Land … ein Land, in dem Fische sangen.
    „Scheiße, sie sollen aufhören!“, sagte Lilo mit außer Kontrolle geratendem Verstand, als sie die magisch-musikalischen Töne immer deutlicher wahrnahm, was vermutlich nur eine Wahnvorstellung ihrerseits war. Sie hielt sich die Ohren zu und versteckte ihr Gesicht zwischen ihren Knien, wobei Medin verschwand … oder nicht?
    Verschwand er nach draußen? Er durfte sie doch nicht alleine lassen. Lilo erstarrte und wusste gar nicht mehr, was sie denken sollte. Irgendwie drehte sich alles um sie … Die Töne machten sie wahnsinnig und sie hatte Angst, von der Dunkelheit und den paar Sekunden, in denen sie Medin nicht sah, erschlagen zu werden.
    Geändert von AnnaJoseph (29.06.2009 um 22:30 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Langsam, aber nicht zögernd ging Medin auf den nachtschwarzen Eingang vor ihm zu. Das Summen, so hatte er inzwischen festgestellt, schien von draußen zu kommen. Zumindest ließ sich drinnen keine Quelle feststellen. Da er nicht wusste, was es verursachte, hatte er den Gurt des Einhänders, neben dem er geschlafen hatte, in die Linke genommen. Er rechnete nicht direkt mit etwas, das er sofort zerhacken würde müssen. Er rechnete mit gar nichts konkretem beziehungsweise mit allem. Vielmehr fühlte er sich ein ganzes Stück sicherer, wenn er in der Lage war binnen eines Lidschlags blank zu ziehen.
    Draußen war es dunkel, doch als Medin den Eingang erreicht hatte, schien es ihm so, als wäre es an einigen Stellen dunkler als an anderen. Als breitete sich die Nacht wie Pfützen auf dem Boden an einigen Stellen stärker als an anderen aus. Zu hören war aber nichts ungewöhnliches, von dem langsam stärker werdenden und den Schädel unangenehm durchdringenden Summen einmal abgesehen. Die Augen angestrengt in die Dunkelheit gerichtet verließ Medin die vermeintlich schützende Geborgenheit des Gemäuers und trat nach draußen …
    Einen Augenblick lang war es still in dem Tempel, bevor Medin wieder hereinkam. Als seine Schritte auf dem harten, staubigen Boden wider hallten, klangen sie anders als eben noch, doch erst das aufflammende Licht, das Lopadas mit seiner Magie dem Raum schenkte, brachte buchstäblich sich selbst ins Dunkel. Der General schien sein Äußeres um einiges verändert zu haben. Seine Haare und Kleidung waren mit dicken Tropfen und Rinnsalen einer tief dunkelblauen Flüssigkeit bedeckt. Gerade rann ihm ein besonders großer Tropfen über das halb ungläubig halb verärgert verzerrte Gesicht hinab und hinterließ im Mundwinkel einen absolut widerwärtigen Geschmack, der seinen Gesichtsausdruck für den Moment endgültig definierte.
    „Es regnet“, verkündete er angewidert den beiden anderen, als er so vor ihnen stand und sich das Zeug von der Kleidung zu wischen versuchte. Es klang fast wie eine Beschwerde. Dass er wegen des Summens hinausgegangen war, vergaß er für einen Moment. „Das Zeug regnet draußen lautlos in dicken, fetten Tropfen vom Himmel.“

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Der Priester betrachtete Medin ungläubig. Das, was dem General von der Kleidung tropfte, war auf keinen Fall Wasser. Jedenfalls hatte der Magier noch nie solches dunkles Wasser gesehen. Auf dem Boden bildete sich eine große Pfütze, genau dort, wo Medin stand. Neugierig stand der Schriftgelehrte aus seinem Nachtlager auf und beugte sich zu der Flüssigkeit hinab.
    Er ließ sein Licht näher an die Pfütze schweben, doch die Tropfen schienen das Licht zu absorbieren, sodass sie immer schwärzer wurden. Das ganze wirkte furchteinflößend, wie ein Zeichen des dunklen Gottes, der sie aus diesem Tempel vertreiben wollten. Irgendetwas zog an der magischen Energie, die der Barbier beschworen hatte. Das Lichtgebilde wurde instabil und begann zu Flackern. Nur mit Mühe konnte er die Magie aufrecht erhalten, doch bei dieser Konzentration hätte er sich nicht auf das andere fixieren können. Lopadas nahm eine Fackel von der Wand und zündete diese mit einem kleinen Feuerzauber an, sodass er beruhigt das Licht verlischen lassen konnte.
    "Irgendetwas stimmt mit dem Ort nicht. Die Magie spielt verrückt.", kommentierte der Priester die Situation.
    Vorsichtig tunkte er seinen Finger in die Pfütze unter dem General, der immer noch total dunkel durchnässt im Raum stand. Prüfend rieb er die Flüssigkeit zwischen den Fingern und roch daran. Sie war ihm nicht unbekannt, im Gegenteil wirkte sie sehr vertraut.
    Lopadas stand auf und holte eine Feder und sein Notizbuch aus dem Rucksack. Dann fuhr er mit dem Schreibgerät einmal quer über die durchnässten Kleider des Generals und schrieb etwas in sein Buch.
    "Bei Innos. Das ist Tinte. Es regnet schwarze Tinte."

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Wenn ihr weiter schreiben wollt …“, bemerkte Medin und bot Lopadas mit nicht zu wenig Sarkasmus ob dessen Prüfmethode seinen linken Ellebogen, über den ein ergiebiges Rinnsal verlief, dar. Nachdem ihm ein Tropfen in den Mund gelaufen war, hatte er auch schon an Tinte gedacht, auch wenn er es nicht recht hatte glauben wollen. Warum bei den Göttern regnete es bitte schön Tinte? Es stand fest, dass diese Frage auch unausgesprochen für alle im Raum stand und erst das kurze Schweigen ließ die zweite ungewöhnliche Komponente wieder präsent werden: das Summen. Nach wie vor lag es in der Luft und dachte nicht daran schwächer zu werden. Abgesehen von der Tatsache, dass er die Tinte nur schwer wieder aus seinen Klamotten raus bekommen würde, war es dieses Geräusch, das Medin die Nerven rauben wollte. Aber die ganze Situation war viel zu ungewöhnlich und auch überfordernd, als dass er sich ernsthaft hätte ärgern können. Ein unidentifizierbares wie unangenehmes Summen und dunkle Tinte, die vom Himmel regnete! Hier stimmte so viel nicht, dass Normalität verdächtig erschienen wäre.
    „Warten wir lieber, bis es hell wird, bevor wir rausgehen. Sonst fallen wir in der Dunkelheit noch in ein Tintenfässchen.“ Er hob die Hand, um Lilo über den Kopf zu streichen, ließ es nach kurzem zögern in Rücksicht auf ihren buchstäbliche Unbeflecktheit aber lieber bleiben.
    „Ich zieh das hier erstmal aus“, erklärte er resignierend, bevor er sich daran machte ein bisschen von dem am Vortag gesammelten Holz zu einem kleinen Feuerchen zusammenzuraufen, um die Kleidung wenigstens trocken zu bekommen.

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    AnnaJoseph ist offline
    Verwundert sah Lilo ihren Freund an, relativ unfähig sich zu bewegen oder einen konkreten Gedanken zu fassen. Er war so blau. An seiner schönen, im Vergleich zu ihrer relativ dunkelhäutigen Wange lief ein blaues, trocknendes Band herunter. Es war so befremdlich, als er einen kurzen Moment neben ihr war und sie ihn von so Nahem so sah, im Licht vin Lopadas’ Fackel.
    „Was denkt ihr, ob der Wald morgen blau angemalt ist?“
    Sie konnte nicht sagen, woher die Frage kam, woher ihr Gefühl kam oder der Gedanke. Es kam ihr so vor, als wusste sie eigentlich überhaupt nichts. Das Summen tönte in ihren Ohren, ohne dass sie es hörte.
    „Ich glaube es nämlich nicht“, fuhr sie ihre eigene Frage beantwortend fort, wieder ohne zu wissen, woher dieses Wissen kam oder der Gedanke.
    „Wisst ihr, was ich auch noch glaube?“, redete sie weiter, bevor einer ihrer Gefährten etwas zu ihrer merkwürdigen Erkenntnis hatte sagen können.
    „Wenn ich rausgehe, werde ich nicht nass“, murmelte sie monoton und strich sich mit der linken Hand über die Wange, die vollkommen unversehrt von Tinte war, während an Medins Fingern noch viel halbtrockene Tinte hing, mit denen er versucht hatte, das Zeug von sich abzuwischen, genau wie an seinem Ärmel noch nass von Blauem war.
    Sie versuchte, aufzustehen, nicht wirklich um ihre Prophezieung wahr zu machen und tatsächlich rauszugehen, sondern um einfach nicht alleine auf dem Boden zu kauern wie ein ängstliches Kind. Doch als sie einen Fuß auf den Boden setzte, merkte sie, wie sehr sie zitterte, und ihr Bein knickte sofort wieder um, sodass sie auf dem Boden sitzen blieb. Sie wusste nicht, was los war, ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
    Geändert von AnnaJoseph (30.06.2009 um 15:28 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Müde rieb sich der Priester die Augen. Eigentlich hatte er vorgehabt diese Nacht mal etwas länger zu schlafen, doch dieses seltsame Summen ließ keinen der Gefähren so richtig ein Auge zu machen.
    Lopadas erhob sich von seinem Lager. Jetzt war es hell genug, um zu erkennen, was dieses Summen war und ob Anna recht damit behielt, dass der Wald um das kleine Steinhaus wirklich blau überzogen war. Rein theoretisch müsste dies so sein, wenn es denn überhaupt Tinte geregnet hatte und sich die drei das nicht nur eingebildet hatten. Vorsichtig öffnete der Schriftgelehrte sein Notizbuch. Darin waren immer noch die Worte der letzten Nacht geschrieben, es schien also keine Einbildung gewesen zu sein, die Tinte war auf jeden Fall echt.
    Vorsichtig ging der Feuermagier näher zum Eingang und guckte nach draußen. Es sah alles normal aus, wie Jhakendar an einem warmen Morgen nun mal aussah. Insekten flogen herum, die Luft war schwül und die Bäume bewegten sich nicht, da hier kaum ein frischer Wind vorbeikam. Alles wie immer. Langsam setzte Lopadas einen Fuß nach draußen, guckte sich kurz und zog dann seinen Körper hinterher. Wegen des hellen Sonnenlichts musste der Priester kurz die Hand vor Augen halten, doch schon nach kurzer Zeit war er daran gewöhnt und schaute sich alles genau an.
    Nirgendswo war auch nur ein Hinweis auf den Tintenregen von letzter Nacht zu sehen. Alles war genauso bunt wie immer. Er schaute auf dem Boden und entdeckte dort eine kleine dunkle Pfütze. Scheinbar doch nicht alles so wie immer. Vorsichtig steckte er seinen Finger hinein und als er diesen wieder hervorzog, war dieser blau. Also hatte es doch Tinte geregnet. Nur war die Frage, warum der Rest nicht blau war, sondern nur diese Pfütze von dem Regen übrigblieb. Nachdenklich stütze sich der Priester mit einer Hand an dem Steinhaus ab. Doch sofort zog er diese weg und betrachtete sich verwundert seine nun blaue Handfläche.
    Langsam drehte er sich herum und erschrak bei dem Anblick. Das gesamte Steinhaus war von oben bis unten blau.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Wahrscheinlich hätte den Wassermagiern der Anstrich gefallen. Zwar wusste Medin nicht, ob dieser abgelegene Tempel je vom Kreis des Wassers genutzt worden war, aber farblich passte er nun recht gut zu der Adanos zugewandten Konfession. Dem Südländer gefiel es weniger. Er mochte die Tinte auf dem Tempel nach den Ereignissen der letzten Nacht ebenso wenig wie die inzwischen getrockneten Flecken in seiner Kleidung. Er wusste schon genau, was er im nächsten Bach oder See, an den sie kommen würden, als erstes tun würde.
    „Unheimlich“, kommentierte er, als er draußen neben Lopadas stand und das Phänomen betrachtete. Das Summen rückte für einen Moment in den Hintergrund. Er hatte sich schon fast dran gewöhnt, auch wenn die sich inzwischen einstellenden Kopfschmerzen dafür sorgten, dass man es nach wie vor wahrnahm.
    „Komm mal her und schau“, rief er in den Tempel zu Anna. Als sie nach draußen kam und sich neben ihm stellte, sah er, dass auch ihr die Nacht zu schaffen gemacht hatte. Viel geschlafen hatten sie alle nicht, aber ihr schien es am meisten auszumachen. Ob das nur an diesem schrecklichen Geräusch oder noch etwas anderem lag, konnte er nicht sagen. Sie tat ihm nur Leid, als er sie so sah.
    „Wir sollten weg von hier“, sagte er und wollte seinen Arm um sie legen, als es ihn buchstäblich wie ein Schlag traf. Es fühlte sich in etwa so an, als hätte jemand versucht ihm den Ellenbogen mit einem Knüppel zu zertrümmern. Ohne irgendeine Kontrolle über seine Bewegungen zu haben, zuckte er mit einem Ausruf jäh von ihr zurück. Es war alles schon vorbei, als er realisierte, was gerade geschehen war und ihm blieb nichts anderes übrig, als die Kleine erschrocken anzustarren. Sein Blick wurde erwidert und es tat ihm weh sie so zu sehen. Das brennende Kribbeln in seinem Arm war dabei nicht so schlimm. ‚Was sollte das?’ wollte er fragen, war sich aber sicher, dass das die falsche Frage war. Sie wusste es nicht.
    „Was … war das?“, fragte er nach einem Atemzug, während er sich den Arm hielt, in dem sich der Krampf langsam wieder zu lösen begann.
    Geändert von Medin (30.06.2009 um 16:00 Uhr)

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    AnnaJoseph ist offline
    „Frage geht zurück“, sagte Anna leicht säuerlich und mit kaltem Blick. Sie war nicht mehr imstande, verwirrt zu sein, auch wenn sie wusste, dass sie es hätte sein müssen, und sie nahm nur hintergründig war, dass Medin ausgesehen hatte, als hätte er Schmerzen gehabt. ‚Was war das?’ Musste sie nun über jeden Scheiß Bescheid wissen, der hier passierte, war sie für alles verantwortlich?
    „Ich wollte dich anfassen und hab einen Schlag bekommen“, antwortete er mit kaum wahrnehmbarer Irritation in seiner normalen Stimme und sah sie wohl an, ohne dass Anna es richtig merkte. Sie merkte gar nicht viel. Dachte ‚Aha’ und wurde irgendwie wütend und überfordert, durfte aber nichts zeigen.
    Dann sah sie ihn auch an und ihr Blick wurde ein bisschen traurig.
    „Dann darfst du mich eben nicht mehr anfassen“, murmelte sie als logische Konsequenz, mit dem Blick in sein schönes Gesicht, ohne richtig daran zu denken was das für sie hieß und wie realistisch das war.
    Eine unmerkliche Sekunde später war Medins Arm wieder genau dort, wo er ihn eben weggezogen hatte, als er einen Schlag bekommen hatte, und er drückte sie an sich. „Doch, darf ich“, sagte er leise und ein bisschen trotzig. Wie um die Bemerkung wegzumachen. Es schien, als hätten sie kurz vergessen, was vorher passiert war, und es kam auch nicht wieder.
    „Wie geht’s dir?“, fragte er dann, als sie nichts sagte, sondern bloß etwas starr dastand und sich ein bisschen festhielt. Aber sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte und nicht, was sie denken sollte.
    „Weiß ich nicht“, murmelte sie und sagte wahrscheinlich mit dem Ton tausendmal mehr, als die drei Worte beinhalteten. Sie musste ihm doch nicht sagen, wie es ihr ging, er wusste es doch, und warum es so war, wusste sie auch nicht.
    „Lass uns gehen“, sagte er einfach nur nach ein paar Sekunden, als hätte er es verstanden. Doch dann flammte, ohne dass sie merkte, wieso, wieder etwas von der Wut auf. Es hatte etwas mit diesen schrecklichen Stimmen zu tun, den magischen Liedern, den Alpträumen die nicht weggehen wollten, mit der Farbe, und mit dem Unverständnis der beiden anderen …
    „Wieso wollt ihr denn gehen“, sagte sie erst mit unterdrückter Stimme, ohne dass gleich deutlich wurde, was sie meinte.
    Dann wich sie ein Stück zurück, ohne Medins eine Hand loszulassen, die sie festgehalten hatte, und der Druck wurde stärker, als sie erstickt sagte: „Wieso wollt ihr denn gehen? Ihr wolltet doch eine Anomalie, das ist genau unser Ziel! Das ist doch genau das, was ihr wolltet!“ Ihre Stimme überschlug sich und das Fiepen der magischen Tiere dröhnte noch schlimmer in ihren Ohren. Nichts verstand sie mehr, nichts … was der Sinn dessen war, was sie hier wollte, was das alles bedeutete …
    Geändert von AnnaJoseph (30.06.2009 um 17:37 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Der General sah sie einen Augenblick an. Die Luft wog schwer, das Summen ging tief. Abnormal. Anomalie. Tinte, die vom Himmel regnet. Das ständige Summen. Medins Ohren schmerzten. Lilo stand vor ihm. Sie war klein. Ein großes Mädchen, das seine Kleine war. Sie konnte am wenigsten zu all dem sagen und schien trotzdem am meisten zu wissen. Woher diese Ahnung kam, wusste er nicht genau. Sie war da und kam ihm so richtig vor. Sonst war nur das Summen.
    „Ist das so eine magische Anomalie?“, fragte er dann vorsichtig mit der Betonung auf dem ‚so’ und wusste fast im selben Moment, dass diese Frage ziemlich dumm war. Er hatte sich das nicht so vorgestellt. Er hatte es sich anders vorgestellt. Aber was wusste er schon? Es schien ihm fast, als würden die anderen beiden – und vor allem Lilo – viel mehr wahrnehmen, als er es tat. Er wurde mit Tinte durchnässt und bekam Stromschläge, während ihm das Summen Kopfschmerzen bereitete. Er sah die Magie nicht. Dabei war sie überall. Um ihn herum, wahrscheinlich auch in ihm. Aber er spürte so gut wie nichts. Er spürte das eigenartige Kribbeln, dass man bei magischen Vorgängen manchmal spürte, aber nicht auf irgendeine besondere Art und Weise. Hier war aber alles besonders.
    „Ich weiß nicht, aber mir gefällt es nicht“, fügte er schnell noch hinzu und verlieh seine Ratlosigkeit Ausdruck, bevor sich jemand erbarmen konnte auf seine sinnlose Frage zu antworten.
    „Und was machen wir jetzt?“
    Die Frage ging besonders an Lopadas, obwohl er sie nicht an ihn gestellt hatte. Er war ratlos und überfragt. Was war das hier? Was half ihnen das weiter? Und was würde sie noch erwarten, wenn sie hier bleiben würden?

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    AnnaJoseph ist offline
    „Lasst uns einen Zauberspruch wirken wie zum Beispiel ‚Lasse das Summen verstummen!’“, schlug Lilo geistesgegenwärtig über das penetrante Geräusch hinweg vor, denn sie war schon etwas krank.Vor Angst stoben ein paar farbige Funken von ihr weg.
    „Klar, lasst uns gehen!“, fauchte sie, ohne Medin anzusehen. „Ziel erreicht und ab geht’s nach Hause.“ Wie ein kleines wildes Tier stampfte sie in eine nicht festgelegte Richtung in den Wald hinein. Einen Weg gab es sowieso nicht.
    Kurz schienen die Schlieren in ihren Augen ihr Sichtfeld zu blockieren, als sie merkte, dass sie Tränen im Gesicht hatte. Sie verschwommen mit der Verwirrung und unerklärlichen Erregung und dem schrecklichen Wald zu einem dunklen Tunnel, wie ein Alptraum. Niemand begriff etwas. Sie wollte nicht hier sein, etwas quälte sie. Nicht zu wissen was war auch merkwürdig. Die Blätter schienen zu springen und zu tanzen vor ihren Augen und sie wollte nichts von Medin und Lopadas sehen oder hören, obwohl sie von ihnen abhängig war. Blind stolperte sie gegen einen Ast und die Blätter raschelten brutal. Es tat weh.
    Dann fiel etwas von einem Baum direkt vor ihre Nase und knisterte im Laub und Unterholz. Kurz erstarrte sie, hob es dann skrupellos auf und sah es nur durch den Vorhang vor ihren Augen.
    „Oder wir essen dieses doppelschwänzige Eichhörnchen!“, rief sie zurück in das Dickicht hinter ihrer Schulter, trat ein paar Schritte zurück durch die Bäume, durch die sie gekommen war und warf die kleine Tierleiche auf den Boden, ohne es noch groß zu merken.
    „Hat ’ne komische Farbe, was? Vielleicht schmeckt es deshalb besonders gut“, sagte sie durch die Bäume zu Medin, der offensichtlich hinterhergekommen war und zwei Meter vor ihr erstarrte, das gestreifte Eichhörnchen bewegungslos zwischen ihnen auf dem Boden.
    „Schon mal daran gedacht, dass wir auch so enden könnten? Gelb-gestreift und mit zwei Schwänzen?“, fragte sie Lopadas, der nun auch dazu kam. „Nun ja, Medin ist ja schon blau gestreift“, fügte sie nüchtern hinzu.
    Geändert von AnnaJoseph (30.06.2009 um 19:06 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #13
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Der Priester bemerkte, dass Anna ihn etwas gefragt hatte. Deswegen nahm er sich die beiden Stücke Papier aus den Ohren, die er sich hineingesteckt hatte, um dieses unerträgliche Summen nicht mehr hören zu müssen. Doch dadurch musste er nun ein ungewohnt lautes Summen wahrnehmen und verstand gar nicht richtig die Frage seiner Schülerin.
    "Nein, das ist ein Eichhörnchen mit zwei Schwänzen.", rief der Priester auf gut Glück zu ihr hinüber und erntete dafür nur einen seltsamen Blick.
    Erst jetzt schien sich seine Gedanken wieder in Bewegung zu setzen, die durch das laute Summen komplett blockiert waren. Vor ihnen lag wirklich ein totes Tier, welches alles andere als normal aussah. Zwar war der Magier kein Tierexperte, aber ein Eichhörnchen mit zwei Schwänzen und gelben Streifen hatte er wahrlich noch nicht gesehen.
    Er hatte das Gefühl, dass sie scheinbar am Ziel angekommen waren. Schließlich waren der Tintenregen und dieses Eichhörnchen die besten Indizien dafür, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zu ging und meist war die Magie dafür ein Auslöser. Sie waren also schon eine Weile in einer Anomalie, die sich scheinbar über einen großen Bereich erstreckte und jetzt erst dämmerte es ihnen. Lopadas holte sofort sein Notizbuch und die Feder aus der Tasche, denn schließlich war er hier, um Beobachtungen über Anomalien aufzustellen und festzuhalten.
    Der Schriftgelehrte wollte seine Feder in das Tintenfass tauchen, um gleich losschreiben zu können, doch irgendwie schaffte er es nicht, selbst mit aller Kraft, die Feder in die Öffnung des Fasses zu stecken. Verwundert schaute sich der Barbier die Feder genauer an. Konnte dieses seltsame Verhalten etwas mit dem Tintenregen zu tun haben, der sich getrocknet auf der Spitze seiner Feder befand?
    Lopadas versuchte den getrockneten Regen abzukratzen, doch es ging nicht. Dieser schien eine unzertrennliche Einheit mit dem Schreibgerät eingangen zu sein. Der Magier rieb mit dem Finger über die getrocknete Tinte und versuchte mit ein paar leichten Zaubern das Verkrustete zu lösen. Doch anstatt der erhofften Wirkung ging plötzlich die Feder in einer großen Flamme auf, sodass er sie zu Boden werfen musste.
    "Was bei Innos war das?", fragte er verwirrt in die Runde.
    Die Antwort darauf war aber nur Stille. Eine Stille, die zu still war.
    "Hört ihr das auch?", fragte er nochmal, aber diesmal wesentlich ungläubiger als vorher, "Es ist still. Also das Summen ist weg."
    Der Schriftgelehrte prüfte seine Ohren, ob er immer noch die Papierkügelchen darin hatte, doch dem war nicht so. Das Summen hatte wahrscheinlich aufgehört oder war es denn jemals dagewesen, wenn es denn einfach so nicht mehr da war?

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    Das Summen war unerträglich und nervtötend gewesen, aber nun, da es verstummt war, drückte auch die Stille auf Medins Ohren. Es fühlte sich besser an, klarer, auf eine sonderbare Art aber auch unvollkommen. Als ob das Summen dazu gehört hätte.
    „Mir gefällt das nicht“, meinte Medin unruhig und sein Blick fiel auf das seltsame Eichhörnchen, das zumindest in seinen Augen nicht wirklich zum Grillen einlud. Dann hob er ihn zu Anna. Er machte sich Sorgen. Sie war einfach so losgelaufen. „Ich will nicht, dass wir wie das Eichhörnchen enden. Abgesehen von den beiden Schwänzen und der Farbe macht es auch sonst keinen gesunden Eindruck.“ Es war schlicht und ergreifend tot. Lopadas schien das ja nicht so sehr zu beunruhigen.
    Der Südländer hatte sich inzwischen neben die Novizin gestellt. Er wollte nicht, dass sie noch einmal weglief.
    „Ich hab keine Ahnung, was diese Anomalie noch alles anrichtet.“ Er klang ein bisschen genervt. Er war doch hier der, der am wenigsten davon verstand und fühlte sich trotzdem so, als wollten sie von ihm eine Entscheidung. Jeder wollte doch immer irgendeine Entscheidung von ihm.
    „Mir gefällt es nicht“, wiederholte er nun mit mehr Sorge in der Stimme und nahm dabei Annas Hand, „und ich fände es gut, wenn du nicht einfach losrennen und auf Eichhörnchenjagd gehen würdest. Das nächste Eichhörnchen ist vielleicht nicht mehr so klein und unter Umständen auch lebendiger.“ Einen Moment hielt er inne und schaute sie an. Wie ein kleines Kind hatte er sie belehrt. Das hatte er nicht gewollt.
    „Bleib bitte bei mir“, sagte er leise und gab ihr einen Kuss.

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    AnnaJoseph ist offline
    „Die Tiere sind … gestorben“, sagte Lilo ängstlich und fühlte sich im selben Moment so traurig, als wäre in ihr auch etwas gestorben. Als müsste etwas ihre Brust zusammenschnüren. Sie wusste nicht, welche Beziehung sie zu den Tieren hatte, aber irgendwie machte ihr vermeintlicher Tod sie jetzt genauso traurig wie ihr Erscheinen ihr Schrecken eingejagt hatte. Es war, als ob sie glaubte, dass Kuscheltiere leben. Man konnte es nicht heilen. Medins Zurechtweisung nahm sie demütig zur Kenntnis, auch wenn er so klang, als wäre er ihr Vater, aber sein Kuss beruhigte sie … und die Stille vielleicht auch …
    Zuviel Stille. Totenstille. Einsame Stille. Die Toten waren hier. Mit Lopadas war nichts anzufangen, er schien sich nicht für das zu interessieren, was sie sagte, und wollte sich noch irgendwas aufschreiben, wobei er seine Feder scheinbar versehentlich verbrannt hatte, doch das interessierte Lilo kaum. Nur Medin war da, aber er wollte ihr nur verbieten zu gehen.
    Tatsächlich schien es fragwürdig, ob es hier Lieder gegeben hatte. Lieder von Toten. Das arme Eichhörnchen war tot.
    „Ist es jetzt vorbei?“, fragte sie Medin wie das kleine Kind, wie das er sie behandelte, vermutlich, weil sie sich so aufführte. Angst darüber, was er sagte, musste unterdrückt werden. So wie sie, die Stimmen. Es war keine Antwort.
    „Kommt es jetzt nie wieder? Ist es jetzt gestorben? Gehen wir jetzt weiter und denken nicht daran?“, gingen die Fragen weiter. Sie machten sie traurig, aber der Knoten in ihrem Hals wollte sich nicht auf ihre Stimme übertragen. Man konnte das alles nicht in Worte fassen.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin schwieg. Es war ein Moment, ein Augenblick, den er zum nachdenken brauchte. Wieso fühlte sich alles so fremd an? Das alles hier. Er hatte den Eindruck, als würde er die Welt durch andere Augen sehen, als es Lopadas oder Lilo taten. Er wusste nicht einmal, wieso er diesen Eindruck hatte. Er ärgerte sich über die beiden und über sich selbst. Es war ein ruheloses Gefühl in seiner Brust. Etwas, dass seine Nerven reizte. Das ihn herausfordern wollte … zu Reaktionen, die ihm gar nicht ähnlich sahen. Er atmete kurz tief ein und drückte Lilo an sich. Sofort wurde er ruhiger. Sie war sein Ruhepol. Sie war wichtig. Nicht diese ganzen Kleinigkeiten. Sie war da und in Ordnung. Also war die Welt auch noch halbwegs in Ordnung. Irgendwie.
    „Ich weiß es nicht“, sagte er in die nun herrschende Stille leise zu ihr und zog die Novizin sanft ein Stück von dem toten Tier weg.
    „Ich weiß nicht, was passieren wird, aber du musst keine Angst haben.“ Seine Stimme klang ein bisschen zuversichtlich. Er wollte auch zuversichtlich sein. Nicht diese ständige Unruhe und Angriffslust, die in ihm nagten. „Ich bleibe bei dir und wir gehen jetzt weiter.“
    In welche Richtung sie gehen sollten wusste er nicht so richtig.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte er nun direkt an Lopadas gerichtet. Wenn einer eine Ahnung hatte, was sie in dem Gebiet hier machen sollten und ob man überhaupt irgendwas mit der Anomalie anfangen konnte, dann ja wohl der Magier.

  17. Beiträge anzeigen #17
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    Der Magier wusste auch nicht so richtig, was er auf diese Frage antworten sollte. Zwar war er von den drein wahrscheinlich am magiekundigsten, aber diese Situation war auch für ihn neu.
    "Lasst mich einen Moment nachdenken. Ich versuch ein Muster zu finden, was die Anomalie ausmacht."
    Ohne weiter auf die beiden anderen zu achten, beugte sich der Schriftgelehrte zu dem toten Eichhörnchen herunter. Es lag einfach nur da und wies keine Spuren von einem gewaltsamen Tod oder etwas ähnlichem hin. Es schien einfach so vom Baum gefallen zu sein. Aber was konnte der Auslöser für den plötzlichen Tod sein?
    Dass es magisch verändert wurde, stand außer Debatte, schließlich waren Eichhörnchen mit gelben Streifen und zwei Schwänzen eher ungewöhnlich. Als Barbier kannte er sich etwas mit Verletzungen aus. Vorsichtig beugte er sich zum Leichnahm herunter. Langsam strich er dem Tier über das Fell und versuchte irgendwelche Verletzungen zu ertasten, damit er einen magischen Tod ausschließen konnte.
    Auf einmal sprang das Tier wieder auf. Guckte den Schriftgelehrten verdutzt an (was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte) und sprang dann aufgeregt davon.
    "Also sowas habe ich noch nicht erlebt.", kommentierte er das gerade Geschehene etwas wortkrag und erschrocken.
    "Das gibt mehr Rätsel auf, als dass es welche löst.
    Wir scheinen also in einer großen Anomalie zu stecken. Die Anomalien, die ich bis jetzt gesehen haben, waren meist nur klein und haben sich nur auf ein geringes Gebiet bezogen. Doch diese Störung des Gefüges scheint sich über ein größeres Gebiet ausgebreitet zu haben und auch hier zu verharren. Sie bewegt sich nicht oder löst sich nicht auf, denn ansonsten wäre es nicht möglich, dass sich Tiere auf diese Art und Weise verändern.
    Das ganze lässt für mich nur einen Schluss offen, ob dieser nun richtig ist oder nicht wird sich zeigen, hier in der nähe muss eine starke natürliche Konzentration sein und wahrscheinlich haben wir durch unsere Präsenz als Magiebegabte noch mehr Unruhe in das Gefüge gebracht.
    So richtig kann ich mir die Geschenisse noch nicht erklären, aber ich hoffe, dass ich noch andere Dinge beobachten kann, die mehr Ausschluss geben."
    Nachdenklich kratzte sich der Priester am Kinn. Als plötzlich etwas an ihm vorbei Richtung Boden flog und mit einem dumpfen Knall aufschlug. Erschrocken schaute Lopadas zu Boden und sah das gelb-gestreifte Eichhörnchen mit zwei Schwänzen vor ihm liegen - tot.
    Verwundert schaute er zu den anderen.
    "Vielleicht kämpft die Natur gegen die Magie an. Vielleicht versucht die Natur ihre normale Struktur aufrecht zu erhalten und in der normalen Natur gibt es keine gelb-gestreiften Eichhörnchen mit zwei Schwänzen, weswegen dieses hier eigentlich tot sein müsste, nein gar nicht existieren dürfte. Doch die Magie versucht sich eben durchzusetzen. Wenn ich als Magier das Tier wieder berühre, müsste die Magie in dem Lebewesen stark genug sein, um wieder zu leben erwachen bis die Natur wieder Hand an das Eichhörnchen legt."
    Geändert von Lopadas (30.06.2009 um 21:53 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Dum didum didum didum-didum-didum didum didum didum-didum-didum didum didum.
    Medin wusste nicht, woher er die Melodie kannte und warum sie ihm ausgerechnet jetzt in den Kopf kam. Auf alle Fälle fand er sie für die momentane Situation ähnlich hilfreich wie das, was Lopadas eben gesagt hatte. Mit diesem Vergleich tat er dem Magier natürlich Unrecht, aber es ging um das Prinzip. Der Schriftgelehrte hatte gesagt, wie die Dinge waren, aber nicht, was sie damit nun anfangen oder machen sollten. Er hatte die Lage einfach unhilfreich eingeschätzt. Er hoffte nur „noch andere Dinge beobachten“ zu können. Wirklich hilfreich. Der Ärger flammte von neuem in ihm auf und wollte sich in Wut auswachsen. In seinem Kopf raste es. Irgendetwas in ihm bemerkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte und dieses Etwas war stark genug diese für ihn unüblichen Emotionen noch in den Griff zu bekommen. Noch. Unwillkürlich verstärkte sich der Griff, mit dem er Anna vor sich hielt, ein wenig. Sie war das andere Gefühl. Das Gute. Und sie brauchte ihn, wie er sie brauchte.
    „Lass es bitte“, meinte er zu Lopadas, auch wenn dieser gar nicht vorgehabt hatte, das Tier noch einmal zu reanimieren und drückte Lilo dieses Mal bewusst fester an sich. Sie hatte verunsichert mit angesehen, was mit dem Tier geschehen war.
    „Das Eichhörnchen ist tot“, sagte er dann zu ihr in einem ruhigen Ton und sein Ärger war schon wieder verflogen. Eigentlich wollte er ihr nichts Trauriges sagen, aber was sollte er schon tun? „Auch wenn es noch einmal aufgesprungen ist, war es mehr tot als lebendig. Und jetzt ist es auch tot. Hier sind keine anderen Tiere mehr. Nichts, was noch etwas machen kann.“ Zumindest für den Moment, dachte er, während er sie fest hielt und Mitleid hatte. Stille herrschte im Wald.

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    AnnaJoseph ist offline
    „Ich denke, sie sind da“, antwortete Lilo nach einer ganzen Weile. Sie traute sich zuerst nicht, Medin dabei anzusehen. „Du hast sie doch gehört, oder?“ Jetzt klang es wie eine lahme Ausrede oder wie ein dummes Kind. Klang es nicht lächerlich, dass zum Beispiel das Eichhörnchen summte? Doch sie hatte sich von Anfang an irgendwie von fremdem Leben umzingelt gefühlt, von Anfang an gedacht, dass das jemand war …
    „Du kannst doch nicht sagen, dass niemand dieses Geräusch gemacht hat“, fuhr sie fort, noch während sie große Mengen an Boden für diese Argumente verlor. Auch schien es jetzt nicht mehr real, über diese ‚Lieder’, wie sie sie insgeheim genannt hatte, zu reden. Als wäre das hier wieder ein ganz normaler Wald geworden.Vielleicht spielte es keine Rolle, versuchte sie sich einzureden. So oder so, sie konnten jetzt nichts machen. Sie beschloss, sich später darüber Gedanken zu machen.
    Aber Medin war ein bisschen gereizt und wütend wegen Lopadas und bestimmt auch wegen ihr und sie wollte verhindern, dass er böse war. Man sah ihm an, dass er zu viele Fragen hatte und dass die Antwort des Magiers ihn keineswegs zufrieden gestellt hatte. Das hier wuchs ihm wohl auch über den Kopf. Wie sehr es ihnen allen über den Kopf wuchs, sollte sich noch herausstellen. Doch jetzt wirkte alles erst mal wieder halbwegs normal. Trügerische Totenstille, mit einem schrecklichen Beigeschmack, über den sie aber nicht reden durfte. Am liebsten würde sie sich die nächsten paar Tage bloß in Medins Armen verstecken und nichts von der Welt sehen. Aber auch das durfte man nicht sagen.
    „Es gibt doch jetzt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, was wir tun können“, sagte sie, ohne darauf einzugehen, dass sie in Wahrheit ziemlich hilflos waren. „Von denen fällt eigentlich eine Möglichkeit weg. Entweder gehen wir zurück … oder wir gehen weiter. Vielleicht finden wir noch mehr.“ Wollen wir mehr finden?, hörte sie stumm die Frage. Eigentlich war es ein nüchterner Gedanke, trotzdem machten ihr die Worte mal wieder aus unerklärlichen Gründen ein unerklärliches, schauriges Gefühl.

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    Auch Medin hatte sich diese Frage gestellt. Zwar hatte er nicht angenommen, dass das Summen von Tieren oder allgemein irgendwelchen Kreaturen verursacht worden war, allerdings war es ihm ebenso wenig wie Anna geheuer gewesen. Die Novizin schien nun der Meinung, dass sie weiter gehen sollten. Das überraschte ihn ein wenig, auch wenn sie es ursprünglich gewesen war, die die Entscheidung Lopadas zu begleiten getroffen hatte. Die Frage, die Medin Lopadas gestellt hatte, wie sie denn jetzt nun weiter machen sollten, beantwortete sie allerdings auch nicht. Wohin sollten sie denn weiter gehen? Wo war die Magie? Und was würde sie dort erwarten? Das waren alles Dinge, die sich Medins Wahrnehmung entzogen und ihn zu überfordern drohten. So fühlte er sich. Überfordert. Das hier waren keine Feinde mit Schwertern, gegen die er Strategien kannte. Das hier war etwas abnormales, etwas gewaltiges, übermächtiges, seinen Verstand sprengendes. Eben hatte der Wald noch vom melodischen Summen widergehallt und in der letzten Nacht hatte es blaue Tinte geregnet. Und sein Kopf … er begann zu rasen, sich zu drehen, zu vernebeln.
    Medin schlug die Augen auf. Er hatte nicht bemerkt, wie er sie geschlossen hatte und auch den anderen schien es entgangen zu sein. Er stand immer noch da und hielt Lilo im Arm. Kein Nebel, beschwor er sich in Gedanken. Einen klaren Kopf brauchst du. Es wurde ein bisschen klarer.
    „Und wo gehen wir lang?“, fragte er wieder den Magier. Der musste doch irgendwas spüren. Medin hatte nur eine ungenaue Karte, auf der leider keine magischen Anomalien eingezeichnet waren. Von hier an musste Lopadas den Weg weisen.
    „Lasst uns aber erstmal unser Zeug aus dem Tempel holen.“

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