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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Erklärung des Magiers ergab für Medin nicht wirklich Sinn. Wenn Anna sich teleportiert hatte, war ihr gerade keine Möglichkeit gegeben gewesen von diesem Zauber loszulassen, zumal die Teleportation ein ziemlich starker Zauber war, soweit Medin das mit seinem begrenzten Wissen einschätzen konnte.
    Aber das war ihm in dem Moment egal. Er dachte gar nicht darüber nach. Er dachte sowieso nicht mehr ganz klar. Es war wie eine Art Besessenheit, nur dass er jetzt nicht mehr davon besessen war, seine kleine Lilo zu suchen und zu finden, sondern nun irgendwie einem Weg gefolgt war, an dessen Ende er sie glaubte. Und dieser Weg führte zu dem Loch. In das Loch? Sie war nirgendwo sonst. Nicht im Wald, nicht sonst wo, nirgends. Wo sollte sie also sonst sein.
    „Ja“, antwortete er daher und starrte in das schwarze Nichts. Hätte Lopadas nun „Und warum?“ gefragt, hätte er das nicht beantworten können. Aber der Schriftgelehrte fragte zum Glück nicht danach und so starrte Medin weiter in das Loch. Er fühlte sich seltsam. Er wollte dort rein, unbedingt, aber seine Überlebensinstinkte wehrten sich natürlich dagegen eine so große Dummheit zu begehen und einfach mal in ein Loch ohne Boden zu fallen. Aber er wollte dort rein. Dort war sie und er wollte sie dort finden. Und wenn sie dort nicht war … dann spielte der Tod auch keine Rolle mehr. „Was hast du denn schon zu verlieren? Du hast bereits alles verloren.“ Das waren die Worte der schönen Frau vorhin gewesen und sie hatte Recht. Medin hatte alles verloren. Sein Leben war auch nur noch eine Formsache für den Tod. Es gab überhaupt nichts zu verlieren. Seine Angst schwand.
    „Ich gehe rein“, meinte er entschlossen und schaute zu Lopadas.
    „Kommt mit oder wartet hier.“ Es war ihm sowieso einerlei, als er sich wieder abwandte. Der Magier zählte nicht mehr. Es zählte nur noch das Loch. Die schwarze Dunkelheit, die hier draußen das Herz der Finsternis war. Sie zog ihn an und dort wollte er hin.
    Noch bevor der Magie irgendetwas auf den augenscheinlich dummen Entschluss des Oberbefehlshabers erwidern konnte, beugte sich Medin nach vorne. Und dann wurde alles schwarz.
    Geändert von Medin (14.07.2009 um 19:41 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Untätig stand der Magier ein paar Schritte von dem Loch entfernt. Er konnte nicht fassen, was er gerade gesehen hatte. Noch vor einiger Zeit hatte Medin dem Schriftgelehrten geholfen dieses dunkle Loch zu verlassen und nun ließ der General sich in seinem Wahn direkt hineinfallen.
    Nun stand Lopadas ganz allein auf der Insel und wusste nicht, was er tun sollte. Er war zuweit weg gewesen, um den General noch rechtzeitig zurückhalten zu können, doch wahrscheinlich wäre er selbst mit in das Loch hineingefallen. Vorsichtig schob sich der Priester ein paar Schritte näher an die Gefahrenquelle. In irgendeiner Art und Weise hoffte er, dass er seinen Gefährten noch an der Kante hängen sah und wenigstens die Möglichkeit bestünde diesen noch zu retten. Doch das Loch war ein Loch und ein Loch hatte bekanntlich keinen Inhalt.
    Er ließ sich in den Sand fallen und dachte darüber nach, was er jetzt tun konnte. Natürlich wäre die Möglichkeit offen, dass er einfach dem General folgte, aber das Risiko zu sterben, war ihm einfach viel zu groß, dass musste sich der Magier eingestehen, auch wenn es nicht sehr heldenhaft war. Obwohl hier heldenhaft eher das falsche Wort war, schließlich wäre es einfach nur tollkühn und unüberlegt Medin einfachso zu folgen. Vielmehr dachte er nun über seine weiteren Schritte nach.
    Beide Gefährten waren verschwunden. Einen Anhaltspunkt auf deren Verbleib hatte er nicht. Eigentlich die besten Vorraussetzungen, um in der Anomalie noch ein paar Forschungen zu betreiben und dann Nachhause zu gehen. Doch konnte er niemals einfach so nach Vengard zurückkehren ohne zu erfahren, was aus Anna und Medin geworden war. Er musste auf jeden noch eine Weile hier ausharren und hoffe, dass irgendetwas geschah, dass ihn seinen beiden Gefährten näher brachte.
    Um ihn herum war nichts als die dunkle Nacht und Stille. Zum ersten Mal war er allein in dieser Anomalie und das Gefühl gefiel ihm gar nicht. Bis jetzt hatten ihn seine Gefährten immer von gewissen Angstfaktoren abgelenkt, doch jetzt trat sein Forschungsdrang wieder nach hinten und zum Vorschein kam seine natürliche Angst vor allen Dingen, die auch nur im entferntesten ihm schaden könnten und in diesem Tal gab es davon mehr als genug. Vorsichtig schaute sich der Priester um, denn er wollte auf seine Umgebung nicht den Anschein erwecken, dass er eine besonders attraktive Beute wäre. Die meisten Tiere, die Fleisch fraßen, jagten gern und wenn er sich wenig bewegte, so würde er auch hoffentlich nicht gefressen werden. Jedenfalls hoffte er das.

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    AnnaJoseph ist offline
    Der Nebel wurde schwächer. Lilo wusste nicht, wovor sie Angst hatte. Wenn sie wollte, hörte sie nichts, wenn sie wollte, hörte sie kleine Lieder und Menschen … Doch vielleicht wollte sie etwas anderes finden. Den, mit dem sie hergekommen war … Der große junge Mann, dessen Existenz sowieso nur ein Traum war. Sie würden sich nie wieder treffen.
    Lilo sah einen Fluss. Zeit spielte keine Rolle. Eine Katze spielte am Wasser mit einem Wollknäuel.
    „Minka“, nannte Anna sie, vielleicht weil sie schon einmal gehört hatte, dass Katzen so hießen. Nur … nur war es ein Mensch.
    Er sah sie an. Sie hatte solche Angst. Sie kannte ihn.
    Mama redete mit ihr. „Komm.“, sagte sie. „Komm!“, schien sie zu schreien. Aber sie konnte nicht kommen. Sie wurde von dem Mann festgehalten. Sie versuchte gar nicht, sich zu bewegen.
    „Bitte nicht die Katze töten“, versuchte sie zu sagen. Etwas schien an ihr zu reißen. Sie kannte nichts, ihr war schlecht und sie wollte nicht mehr … doch etwas wollte sie. Die anderen wollten mehr. Die Traurigkeit kam nicht durch ihre Augen.
    ‚Kein Mensch ist da’, versuchte sie sich zu überreden. Gleichzeitig riss es an der Dunkelheit und ihrem Verstand. Man wollte sie, aber sie wollte sie nicht. ‚Lasst mich’, wollte sie sagen und bei ihm um Hilfe betteln, ohne klar zu wissen, wer sie waren. Keiner konnte ihr helfen. Es gab niemanden.
    „Stirb, Anna, stirb …“, sagte die Stimme, die da war. Sie hörte es nicht. Sie war wieder allein, wusste aber nicht wieso, und rannte nur … schien zu fliegen, weil es unwirklich war … weg von ihm. Sie hatte solche Angst und fürchtete, ein Messer könnte in ihre Brust kommen.
    Aber das war es nicht, was passierte. Das war es nicht, was sie wollten. Er wollte etwas anderes von ihr. Sie schien keine Kraft zu haben, zu weinen oder zu flehen oder sich zu wehren. Egal wie kurz oder lang der Weg war, sie würden sie kriegen, sie war zu schwach … Einsperren. Festhalten. Ersticken lassen. Schreckliche Dunkelheit. Und dann musste ihr Herz stehen bleiben.

  4. Beiträge anzeigen #104
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Keine Schwerelosigkeit. Kein freier Fall. Er fiel und doch fiel er bloß auf derselben Stelle. Das verstand er nicht, aber er versuchte es auch gar nicht. Er fiel einfach weiter, schließlich hätte er ohnehin nichts tun können.
    Dann kam der Schlag, hart und unerwartet. Als ob man gegen eine Mauer reitet. Nur war Medin gegen keine Mauer geritten. Er war gefallen und auch dieser Fall hatte ein Ende gefunden.
    Eine Weile lag er so da, gefangen in einem Nebel, der seine Sinne betäubte. Mehr oder minder alles wollte ihm wehtun. Er wusste, dass er eigentlich hätte Schmerzen spüren müssen. Er wusste auch, dass sie irgendwo da waren, aber er spürte sie nicht. Dennoch rührte er sich nicht. Vielleicht kamen die Schmerzen, wenn er sich bewegte. Das wollte er nicht. Er wollte … hatte er einen Willen? Er hatte einen gehabt, aber der wollte ihm nicht sofort wieder einfallen. Da war etwas gewesen. Jemand. Vor ihm tat sich etwas. In der Dunkelheit sah er ein paar Konturen. Ein Kopf … nein, ein Gesicht. Das Gesicht eines Menschen, den er kannte.
    „Lilo!“
    Das Wort kam nicht aus seinem Mund. Die Lippen blieben verschlossen, aber es schoss ihm durch den Kopf, als hätte er es geschrien. Sie war sein Wille. Sie. Er wollte nur sie. Sie war alles, auch der Grund, weswegen er hier war. Aber wo war hier? Die Erinnerungen kamen nur langsam. Er war in die Dunkelheit gefallen, in die Dunkelheit zu ihr. Aber wo war sie?
    Nun versuchte er sich doch zu rühren. Er spürte, wie sich seine Glieder ein bisschen bewegten, obwohl er es selbst kaum tat. Nur ein bisschen, aber es fiel ihm schwer. Er hatte überhaupt keine Kraft. Gerade genug, um die Augen ein bisschen zu öffnen. Doch seine Augen sahen nichts. Alles war schwarz. Er sperrte die Augen weiter auf, aber alles blieb so, wie es war. Eine vollkommene Schwärze, über ihm, unter ihm, vor ihm, hinter ihm, eine Dunkelheit, die ihn umfing wie gähnendes Nichts. Es war unheimlich. Er wollte nicht wieder fallen. Er wollte nicht weiter in das Nichts hinein fallen. Dabei war er doch auf einem Boden aufgekommen. Der Aufprall war unverkennbar gewesen, aber hier war nur das, was auch im Fall gewesen war. War er wirklich aufgekommen? Oder war er vielleicht niemals gefallen? Vielleicht war er einfach so tot und merkte es erst jetzt.
    Bei diesem Gedanken regte sich etwas in ihm. Erst war es eine verunsichernde Ahnung, wie das Wasser, das sich vor einer großen Welle zurückzog, nur um danach gewaltig über das Land hereinzubrechen. So war es auch hier. Es waren Wut und Verzweiflung. Er durfte nicht tot sein. Er hatte zu Lilo gewollt, er hatte sie retten wollen. Er war da, um sie zu beschützen und bei ihr zu bleiben. Das hatte er ihr versprochen. Und nun? Wo war sie? Wo war er denn? Er hatte versagt. Er befand sich in irgendeinem schwarzen Nichts, in das er sich in seiner vollkommen hirnlosen Hoffnung selbst gestürzt hatte. Er würde nie wieder Licht sehen können. Er würde nie wieder Wärme spüren können und er würde nie wieder sie sehen können. Sie war verschwunden und er hatte nichts Besseres zustande gebracht, als auch zu verschwinden, hierher ins Nichts.
    Irgendwann glaubte Medin zu stehen. Er wusste es nicht, weil er seine Beine nur seltsam fern spürte, aber er glaubte wirklich zu stehen. Der betäubende Nebel umfing nach wie vor seinen Kopf und nun glaubte er ihn auch zu sehen. Es kam ihm vor, als ob dunkle Schwaden vor seinen Augen umherzogen, die noch dunkler als das Nichts waren. Er versuchte an ihnen vorbei zu sehen, die Augen weit aufgerissen. Es war, als wollte er sich an der Endlosigkeit dieses Nichts satt sehen, in dem Drang doch irgendeine Endlichkeit zu erfassen. Doch seine Augen erfassten darin nichts. Da waren nur die dunklen Schatten und Nebelschwaden vor ihm, die sich mit seinen Gedanken zu Formen mischten. Einer wollte einen Boden bilden, auf dem er stand, aber er war nicht vollkommen. Der leicht in der Dunkelheit schimmernden Fläche fehlte ein Rand. Sie verlor sich einfach, ebenso wie der Stamm eines unscharf wabernden Baumes, der bis zum Ansatz der Krone verlief und wieder verschwand. Es waren noch viel mehr Dinge. Unwichtige Dinge, Kleinigkeiten, alles Mögliche. Doch immer, wenn er hinsah, verschwammen diese Dinge oder flohen vor ihm. Sie existierten nicht für ihn. Er durfte sie nicht sehen. Sie wollten ihn alleine lassen, alleine in diesem wahnsinnigen Nichts, von dem er sich mehr und mehr verschlungen fühlte.
    Medin wollte laufen, aber er tat es nicht. Er stand auf der Stelle, verzweifelt. Er wollte weglaufen, nein, weiterlaufen, wie er sich selbst belog. Weiterlaufen, fort von diesen Dingen und hin zu … Er konnte es nicht. Keinen Zentimeter bewegte er sich vom Fleck. Nach einigen Augenblicken sank er wieder auf die Knie.
    „Tut mir Leid“, wisperte er in die Stille der Einsamkeit, wobei er nicht einmal wusste, ob sich seine Lippen wirklich bewegten. Es war nur seine lähmende Verzweiflung, die sich in Gedanken oder Worten manifestierte. Er sollte bei ihr sein, einfach nur bei ihr sein, aber das hatte er nicht gekonnt. Dafür war das nun sein Ende.
    „Lilo, es tut mir so leid.“

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    “Dunkle Schatten, federgroß
    ziehen vorbei, fort zu weit

    kein Silberstreif
    kein gülden Licht
    sie zu erhellen
    es vertreibt sie nicht.“
    Die Welt, wenn das denn überhaupt zur Welt gehörte, war dunkel. Dunkler Nebel im dunklen Nichts. Medin flog, flog vom Nichts durch das Nichts weiter zum Nichts. Es gab kein oben und kein unten, sodass er gleichzeitig fiel. Es machte ihm Angst. Kein Boden, kein Halt, nichts. Er wollte nicht mehr. Es sollte aufhören.
    Die geisterhaften Bilder, die sich aus den Nebelschwaden bildeten, zogen an ihm vorbei. Die, die es konnten, grüßten ihn vereinzelt mit Häme, schenkten ihm aber ansonsten nicht viel Beachtung und verflüchtigten sich, sobald er genauer hinsah. Es verwunderte ihn nicht. Er war an diesem Ort zu keiner Verwunderung mehr fähig, genau wie er auch zu anderen Dingen nicht mehr fähig war. Er flog und fiel nur weiter und hörte das melodische Summen der Lieder, von denen er Fetzen verstand.

    “Die Beine wie Blei
    Tod auf den Fersen
    bevor es still wird
    nur ein letzter Schrei.“
    Kein Schrei. Medin wollte schreien. Er musste schreien, aber es ging nicht. Seine Lippen bewegten sich nicht, egal wie sehr er es wollte. Nur fort von hier. Nicht mehr ausgeliefert sein. Aber er konnte nichts.
    „Aufhören!“, dachte er stumm und verzweifelt.
    „… bevor es still wird nur ein letzter Schrei“, fauchte die Stimme zur Antwort ihren Reim.
    „Ich kann nicht.“
    „Still, du sollst nur schreien.“
    „Verschwinde!“
    „Das geht nicht. Ich muss bei dir bleiben.“
    „Nein, du gehörst nicht zu mir.“ Auch das dachte er.
    „Woran hast du Schuld?“, fauchte ihm das Summen in sein Ohr.
    Medin kannte seine Schuld. Er hatte Schuld daran, dass er nichts mehr für Lilo tun konnte. Dass er jetzt hier war. Dass alles zu Ende war.
    „Und deshalb bleibe ich“, meinte das Fauchen.
    Dabei wollte er keine Schuld haben. Er hatte das nie gewollt. Er hatte sie nur finden wollen, um ihr zu helfen und wieder bei ihr zu sein. Und es tat ihm Leid.

    Als seine Augen wieder mehr sahen, merkte er es zunächst nicht. Es waren nicht mehr nur einzelne Nebelschwaden, abstrakte oder vollkommen zusammenhangslose Dinge, sondern eine Wand. Eine Wand mit einer Tür. Der General sah an sich herab und ihm wäre fast schwindelig geworden. Er stand wieder mit seinen eigenen Füßen auf einem festen, steinernen Boden. Von irgendwoher kam Licht, das die Szenerie beschien und das dunkle Nichts zurückgedrängt hatte.
    „Tod auf den Fersen, bevor es still wird …“, fauchte die unheimliche Stimme, aber konnte den Reim nicht mehr vollenden.
    „Kein letzter Schrei und keine Stille“, unterbrach Medin. Es war seine eigene Stimme, die aus seinem Mund kam und er erkannte in diesem Moment, was er zurück gewonnen hatte: Seinen Willen.
    „Auf bald“, meinte das Fauchen ein letztes Mal, bevor es zusammen mit den gesummten Liedern verstummte.
    Medin hatte eine seltsame innere Ruhe gefunden. Wobei es keine richtige Ruhe war. Es war eine Mischung aus Betäubung und Konzentration. Sein Blick war auf die rostige Klinke der hölzernen Tür geheftet. Er hatte ein Ziel. Eigentlich hatte er es die ganze Zeit gehabt, nur dass er es zwischendurch vergessen hatte. Ohne ein Zittern in der Hand streckte er seinen Arm nach der Tür aus und öffnete sie. Licht flutete ihm entgegen und ohne genauer darüber nachzudenken, ging er weiter.
    Seine Augen hatten sich noch nicht ganz an das neue Licht gewöhnt, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte. Danach war sie verschwunden. Medin hingegen war in einer neuen Welt, wie es ihm zumindest erschien. Es war ein Berg, ein hoher, vereinzelt mit kleinen blauen und gelben Gebirgsblumen bewachsener Gipfel, um den herum sich nichts als Täler erstreckten. Der sonnenlose Himmel war trotz des Gestirnmangels hellblau und die frische Luft roch ein bisschen nach … warmer Honigmilch. Es war ein wundervoller Duft, fast zu schön um real zu sein. Aber die Frage nach Realität stellte er nicht. Der Duft zog aus dem Kamin einer kleinen Holzhütte, deren Dach mit Steinen beschwert war, herüber. Kurz zögerte er, bevor er auf einmal vor der Tür stand und klopfte.
    „Ich bin da“, sagte er, obwohl er gar nicht wusste, zu wem. Es kam einfach aus seinem Bauch heraus, schließlich wollte er wieder da sein. Und dann öffnete er die Tür.

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Er hielt sich auch weiterhin in der Nähe des Loches auf, weil er einfach die Hoffnung hatte, dass seine Gefährten fröhlich und munter wieder herausgesprungen kamen. Diese Hoffnung verblasste auch nicht mit der Zeit. Bisher hatte ihn seine Hoffnung noch nie verlassen und während er wartete, schaute er sich etwas in der Gegend um, schließlich gab es hier sicherlich noch etwas zu entdecken.
    Seine Angst war zwar nicht vollkommen abgeklungen, doch war diese etwas in den Hintergrund getreten, weil er bisher noch von keinem Tier oder etwas ähnlichem gefressen wurde, was ihn glauben ließ, dass er wahrscheinlich allein auf der Insel war.
    Neugierig schaute sich der Magier in dem Flaschenlager um und hoffte irgendetwas interessantes finden zu können, doch es gab nur viele Kisten mit den Flaschen, die mit diesem seltsamen Zeug gefüllt waren. Plötzlich stolperte er über etwas, dass gleichzeitig zum Aufprall klirrte. Erschrocken schaute der Schriftgelehrte hinter sich. Im Sand bereitete sich langsam die Flüssigkeit aus, doch bildete sich kein Loch oder ähnliches, sondern schien sich tropfend vom Boden abzuheben. Es sah so aus als würde die Flüssigkeit vom Himmel angezogen werden.
    Die Tropfen bildeten in der Luft ein seltsames Muster und blieben dann dort stehen. Kleine glitzernde Kugeln schwebten direkt vor ihm und so richtig wusste er nicht, was er damit anfangen sollte. Er traute sich nicht die Hand danach auszustrecken, weil einfach zu viel passieren konnte. Zwar las man oft in Bücher, dass Abenteurer gern ihre Hände nach ungewöhnlichen Gegenständen ausstreckten, die in der Luft schwebten, doch der Barbier gehörte keineswegs zu dieser Sorte Menschen. Vielmehr betrachtete er die Tropfen interessiert und versuchte so schnell wie möglich das Muster in sein Notizbuch zu übertragen. Als er seinen Rucksack neben sich legte, um besser zeichnen zu können, zerbrach wieder eine Flasche, die er unter der Sandschicht nicht gesehen hatte.
    Aus dieser stiegen ebenfalls Tropfen empor, die aber diesmal kein Muster ergaben, sondern viel mehr versuchten das Muster der anderen Tropfen aufzusaugen. Eine starke magische Verbindung entstand zwischen den Gebilden. Lopadas ließ sich in den Sand fallen und versuchte einen großen Abstand dazu aufzubauen, denn er wollte in einer Anomalie nicht zu nah an großen magischen Endladungen sein.
    Blitze zuckten zwischen den Tropfen hin und her. Ab und zu sprang auch ein magischer Blitz von einem Gebilde zum anderen und sorgte für ein Chaos, welches durch schnelles drehen der Tropfen wieder beseitigt wurde. Dieses Verhalten konnte sich der Schriftgelehrte überhaupt nicht erklären. Vorallem weil die konkurrierenden Muster plötzlich damitbegannen sich durch die Blitze zu verbinden und zu einem großen Haufen von Tropfen zu werden, welcher in sich ständig von starken magischen Endladungen durchzogen war. Irgendwie erinnerte ihn diese Situation an die Belagerung Vengards, an die große magische Endladung, nachdem sich die Feuermagier und die Schamanen mit starker Magie bekämpft hatten. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn innerhalb einer Anomalie es zu einer magischen Endladung kam.
    Sein Geist fühlte sich plötzlich von dem magischen Gebilde angezogen, doch versuchte er sich dagegen zu wehren, scheinbar wollte die Konzentration sich auch an seinen Gedanken laben und daraus neue Kraft ziehen. Lopadas versuchte dies mit aller Kraft zu verhindern.
    Geändert von Lopadas (15.07.2009 um 19:58 Uhr)

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    AnnaJoseph ist offline
    Leise rieselte der Schnee … auf das weiße Blatt Papier. Kleine, nasse, feuchte Seen.
    In Seen kann man schwimmen gehen, dachte Lilo hohl und sinnlos. Ein Echo hörte man. Ein langes, hallendes Echo … wie in einer großen Halle.
    Ein Mann stieß eine Tür auf und kam herein. Es war Medin, der Soldat. Sie hatte die Tür vorher noch nie gesehen, und ihn auch nicht. Ein paar Puppen umklammerten ihr Herz, das zu langsam schlug. Sie sah durch ihn hindurch … und dann war er weg. Oder sie hatte nur woanders hingesehen. Auf die Papierblätter, die auf dem Boden lagen. Mit einem Finger berührte sie eine Schneeflocke. Ihre Hand war kalt und starr. Sie schüttelte sie. Sie fror.
    „Moment“, flüsterte sie, als sie die Schritte hörte und glaubte, dass sie von dem Mann waren. „Ich habe leider gerade keine Zeit.“, sagte sie, ohne hinzusehen und den Kopf zu heben, von irgendeiner unterdrückten Angst, ohne zu wissen, dass sie überhaupt irgendetwas tat. Es hätte lustig sein können.
    Kling, kling, kling, stellte sie sich sinnlos die klingenden Töne von Metall vor. Immer wieder. Kling, kling, kling. Und dann war alles vorbei. Für vielleicht nur eine oder fünf Sekunden … ein stiller, beschaulicher Käfig aus Luft und Licht. Die Wände waren zu und sie war allein, für einen Moment musste es keine Gedanken geben … nur atmen.

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    Medin kannte das, was er fühlte, nicht. So ein Gefühl war ihm noch nie begegnet. Es war … es war wie eine neue Geburt. Es war atmen. Als ob er Jahre lang im Wasser gelegen hätte und nun mit einem Mal auftauchte, um zu atmen. Die neue Luft war im ersten Augenblick ungewohnt, fremd, und doch überwältigend schön und befreiend.
    Medin sah nichts. Er sah nur das, was er atmete. Das blonde Mädchen in der Mitte des Raumes. Vor ihr lagen ein paar unnatürlich weiße Blätter, auf denen irgendetwas zu sehen war, aber das gehörte schon wieder zu den Dingen, die er nicht sah. Er sah nur sie, auf die er zulief, ohne dass er es gemerkt hatte. Seine Hand zitterte genau wie seine Stimme, als er sie sachte, unsicher und voller Angst, dass sie es nicht war, an der Schulter berührte.
    „Lilo?“, hauchte er. Er hatte noch nicht realisiert, was er da sagte oder was es bedeutete. Das Denken in seinem Kopf war streng begrenzt und der Rest musste sich mit dumpfer Betäubung zufrieden geben.
    Sie antwortete ihm nicht. Sie zeigte keine Reaktion sondern existierte einfach nur weiter vor sich hin. Es war zum schreien oder heulen, aber das waren Dinge, zu denen Medin nicht fähig war. Sie sollte es doch sein. Wieso konnte sie nicht seine Lilo sein? Ihn anschauen, etwas sagen, ihn berühren. Stattdessen saß sie da wie eine leere Hülle. Eine leere, warme Hülle.
    „Ich will dich finden.“ Seine Worte klangen verzweifelt.
    „Ich will bei dir sein. Ich verbrenne doch nicht.“
    Geändert von Medin (15.07.2009 um 20:57 Uhr)

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    AnnaJoseph ist offline
    „Nein, hier ist ja auch kein Feuer an“, antwortete Lilo automatisch. „Gehen wir jetzt nach Hause?“
    „Ja“, lachte er ein bisschen. „Wir sind ja auch schon ziemlich lange von Zuhause fort.“
    Bei diesen Worten drehte sich Lilo um.
    „Dann gehen wir jetzt eben nach Hause!“, schrie sie ihn an, wollte sich umdrehen und ihn umschubsen. Er sollte verdammt noch mal verschwinden und sie in Ruhe lassen. Sie hasste ihn in diesem Moment und alles andere. Wie aus Reflex hielt er ihre Arme fest, und sie schien zu erstarren und nach oben zu fliegen … weit hoch hinaus. Die Vögel hatten Flügel.
    Der Kleinen kamen Tränen in die Augen, zumindest wollte sie sie nicht zusammenkneifen. ‚Bitte lass mich’, wollte sie flehen, alle ihre Gedanken schienen von ihm wegzuwollen … aber nichts passierte. Er war schon so oft hier.
    Ich kann zaubern, wollte sie sagen. Geh weg von mir, ich kann Feuerbälle beschwören, die dir alles abbrennen bevor du mich auch nur ansehen kannst. Vielleicht hatte sie diese Macht nicht.
    Ein dicker Wurm kroch über den Boden. Sie spürte nicht, dass sie Angst davor hatte, nur war er sehr dick und ihr Bauch tat weh.
    „Der Wurm“, sagte sie gequält zu Medin und schien dann wegzusehen. Sie wollte bitte nicht mehr existieren.

  10. Beiträge anzeigen #110
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    Medin ist offline
    Medin war froh. Er war froh, dass er sie gefunden hatte, aber vor allem war er froh, dass er nun wieder für sie da sein konnte. Sie brauchte ihn.
    „Er tut nichts“, sagte er ihr. Der Wurm hob eines seiner Endsegmente und schien damit zu nicken. Nebensächlich. Nicht wichtig. Er war da, sie war da. Und sie wollten hier weg. Aber wie sollten sie das tun.
    „Vergiss ihn … er muss hier bleiben. Wir wollen doch von hier weg, oder?“
    „Ja.“ Es wirkte wie eine Aufgabe, eine Kapitulation vor höherem. Kraftlos.
    „Komm zu mir.“ Ob das viel Sinn machte? Sie war bei ihm. Nein. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. So fest, dass er beinahe Angst haben musste sie zu zerdrücken. Aber er hatte das die ganze Zeit über nicht tun können und jetzt … sie war alles. Er fühlte sich ein stückweit vollkommen.
    Zeit verging oder auch nicht. Das wusste er nicht und wie den ganzen Tag war es ihm auch jetzt egal. Die Zeit war einfach da, ob sie nun verging oder nicht. Der Wurm kroch, der Schnee fiel und die beiden hatten einander. Irgendwann dann gingen sie los.

  11. Beiträge anzeigen #111
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas ist offline
    Lopadas saß immer noch zusammengekauert vor den Kisten des Schnapslagers. Zwar hatten die mentalen Angriffe dieser seltsamen Konzentration aufgehört, aber trotzdem schwebte ein großes Magiebündel noch direkt vor ihm und schien ihn mit nicht existierenden Augen anzuschauen. Der Blick bohrte sich tief in das Innere des Magiers. Doch das Gefühl, was sich darauf in ihm einstellte, war eine Mischung aus Angst und Neugierde. Schließlich hatte ihm diese Konzentration bisher nichts getan, sondern schwebte einfach nur in der Gegend herum und suchte wahrscheinlich andere magische Ströme, um sich zu verbinden. Was wohl die große Anomalie dazu sagen würde, wenn sie wüsste, dass sich hier eine selbstständige aufbaute?
    Langsam setzte der Schriftgelehrte dazu an sich zu erheben, als es auf einmal im Gebüsch raschelte. Sofort ließ er sich wieder in den Sand fallen und hielt seinen Rucksack vor sich. Vielleicht wirkte er wie ein Teil der Umgebung, wenn er sich nicht bewegen würde. Schließlich könnte auch so ein eine rote Robe vor den Kisten liegen. Das Rascheln verstummte und nun waren leichte Schritte auf dem Sand zu hören. Eigentlich wollte der Magier gar nicht sehen, was da auf die Lichtung getreten war, doch schaute er kurz über den Rand seines Rucksackes. Er erblickte eine Katze. Es war nur eine Katze.
    Erleichtert ließ er sein Gepäck sinken und schaute zu dem kleinen niedlichen Tier hinüber.
    "Ich würde da nicht näher heran gehen.", warnte er das Tier, als sich dieses der magischen Konzentration näherte, obwohl er wusste, dass die Katze ihn wahrscheinlich nicht verstehen würde.
    Doch sie schaute ihn mit den großen grünen Augen an, setzte sich demonstrativ vor die magische Konzentration und begann damit sich zu putzen. Lopadas hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit.
    Auf einmal raschelte es nocheinmal im Gebüsch, doch bevor sich der Feuermagier verstecken konnte, stand schon eine zierliche Gestalt vor ihm. Es war Miranda.
    "Ah, hier seid ihr beiden Süßen.", sagte sie, nahm die Katze auf ihren Arm und zwinkerte Lopadas zu.
    "Ich hab euch schon ganz vermisst."

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    AnnaJoseph ist offline
    Der Wurm verwandelte sich in ein schönes, lilanes und buntes Fliegetier. Es hatte komische Schmetterlingsflügel und zu viele Beine und war recht schnell. Sie wunderte sich nicht darüber, hatte nur ein bisschen Angst davor.
    Sie lief an Medins Hand und sah nicht viel. Es war, als hätte sie irgendwo etwas von seinen Worten gehört. „Er muss nicht hier bleiben“, schien sie um einiges zu spät klarstellen zu wollen, als der Wurm schon weggeflogen war. Irgendwie war sie traurig darüber.
    „Alle gehen weg“, sagte sie bedrückt zu dem Mann, denn sie eben noch verzweifelt gehasst hatte, als wäre es jemand, mit dem man reden könnte. Es war ja auch niemand anders da. Bevor er etwas sagen konnte, sprach sie weiter.
    „Nie kommen sie zurück“, klagte sie leise, obwohl sie wusste, dass das nichts brachte, dass es einfach so war.
    „Ich bin traurig darüber, dass der Schmetterling gegangen ist, und niemand kann mir helfen oder machen, dass er zurückkommt.“ Glitzernd strahlte etwas Blaues von oben herunter. Medin schien sprachlos zu sein, auch sah er so aus, als dachte er nach, nur sie fühlte die komische Enge, dass es nicht anders ging, dass sie nichts tun konnte … und er war ihr nicht so wichtig. Dann sah sie, wie einen Blitz, noch einmal den Schmetterling vor ihren Augen. Im nächsten Moment glaubte sie es nicht.
    Sie stellte sich vor, wie er auf die Schulter des Mannes flatterte … aber das Komische war, dass sie diesen noch einmal sah. Ängstlich zog sie das Gesicht zusammen.
    Medin kam nochmal näher, irgendwie schien der Mann, der ihre Hand hielt, zunächst keine Notiz davon zu nehmen … Er lief bis zu einer Wand, die aus einer Glasscheibe zu bestehen schien. Dort blieb er stehen, da er die durchsichtige Wand offensichtlich nicht durchschreiten konnte. Niemand sagte etwas.
    Doch als er sprach, hörte es sich an, als stünde er direkt vor ihnen. Annas Magen fühlte sich an, als müsste er jeden Moment losfliegen.
    „Ich habe dich vermisst“, sagte er. Medin sagte das, obwohl sie ihn doch anfasste. Da kam eine Antwort, in Annas Stimme, obwohl sie ihren Mund nicht bewegte.
    „Ich dich auch“, sagte sie. Und da sah Lilo ihr Ebenbild, sie wusste, dass es sie selbst war … auf der anderen Seite der Scheibe. Anna und Medin standen da und sahen sich an.
    „Ich will ein Baby von dir“, sagte die andere Lilo an der Scheibe schließlich. Sie meinte es ernst. Sie war so groß und nah. Es war befremdlich. Sie hatte alte, ein bisschen kaputte Sachen an, genau wie Lilo.
    „Ein Baby“, wiederholte die Kleine mit ihrer eigenen, traumverlorenen Stimme. Als spräche sie mit jemand anderem, fragte sie: „Warum wollt ihr ein Baby?“
    Wie auf Kommando drehten sich die beiden hinter der Wand um und sahen sie an.
    „Weil Babys so klein und schön sind“, sagte Annas Ebenbild in der ähnlich verträumten Stimme. „Weil ich sie liebe“, sagte die des Soldaten ehrlich.
    Traurig sah Lilo die beiden an. Irgendetwas stimmte nicht, aber sie wusste nicht, was. Kleine, helle Blütenblätter regneten auf die weißen Papierblätter am Boden, wie sie es schon die ganze Zeit getan hatten, nur sie starrte irgendwohin …

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Befremdlich schaute Medin auf die beiden Ebenbilder, die vor ihnen standen. Sie sahen genauso aus wie sie … also Medin und Lilo, wie sie da leibhaftig standen, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass diese beiden dort hinter der unsichtbaren Grenze andere Menschen waren. Sie schienen sich anders verbunden zu sein. Sie wollten ein Kind. Wollten Medin und Lilo das? Der Südländer stellte sich die Frage unwillkürlich, obwohl er es eigentlich gar nicht gewollt hatte. Ein Kind war für ihn noch nie, wirklich nie erwägenswert gewesen und auch seit er Lilo kannte hatte sich daran noch nicht viel geändert, weil es einfach … an dieser Stelle hörte der Gedanke auf. Er wusste in diesem Moment nicht genau, warum es nicht in Frage kam. Hätte er länger nachgedacht, dann hätte er die Gründe erkannt, aber er tat es nicht. Er wusste nun bloß, dass diese Ebenbilder dort anders waren. Vielleicht hätte er, anstatt sich Gedanken zu machen, sie lieber fragen sollen.
    „Ich liebe sie auch“, erwiderte er seinem Ebenbild, das dabei keine Miene verzog und nur weiter zu ihm schaute. Aber um die Ebenbilder ging es gar nicht mehr. Der Südländer drehte sich zu ihr und schaute sie an. Sie schaute auch ihn an.
    „Ich liebe dich“, sagte er nun nicht mehr dem Ebenbild, sondern dem Menschen, den es etwas anging. „Ich bin das da nicht, aber ich liebe dich.“
    „Wer ist das da dann?“, fragte sie ihn zurück, ohne irgendwie noch auf seine Liebeserklärung einzugehen. Medin war ein bisschen enttäuscht, hielt sich aber nicht daran auf.
    „Ich bin Medin“, antwortete das soldatische Ebenbild, bevor das Original es konnte.
    „Ja“, bestätigte Medin das ein bisschen ratlos, aber ehrlich. Er wusste nicht gleich, wie er es erklären sollte.
    „Du bist aber ein anderer …“ Er sprach seinen Namen nicht selbst aus, weil es zu seltsam geklungen hätte. Du wirst ein Vater sein. Ich werde das nicht sein können. Das wollte er eigentlich sagen, aber er traute sich nicht es so zu formulieren.
    „Kannst du denn ein Vater sein?“, fragte er stattdessen den Soldaten.
    „Ja.“
    „Das muss schön sein“, meinte er dann ebenso ehrlich. „Ich gratuliere.“
    „Wann wird das Baby denn kommen?“, fragte die Novizin neben ihm.
    „In Zukunft“, antwortete ihr Ebenbild und lächelte dabei ein bisschen versonnen glücklich. „Wir wissen es nicht genau.“
    Seltsamerweise machte Medin das ein bisschen Hoffnung. Es war keine konkrete Hoffnung, aber zu sehen, wie sicher sich diese beiden waren, obwohl sie es nicht genau wussten, übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus.
    „Wir wollen jetzt nach Hause gehen“, erklärte Lilo den beiden Ebenbildern. Diese nickten.
    „Lebt wohl und viel Glück.“ Sie sagten das mit einer stoischen Ruhe, die eine Sicherheit ausstrahlte, die auf Medin abfärbte.
    „Lebt wohl“, wünschte auch er und ging dann seine kleine immer noch an der Hand weiter. Als er den ersten Schritt nach vorne setzte, war die unsichtbare Scheibe verschwunden und vor ihnen erstreckte sich ein mit Gras und gefallenen Blättern bedeckter Boden.
    „Die beiden schienen mir ziemlich glücklich“, sagte Medin noch immer ein bisschen unbeschwert zu Lilo, als sie dort lang gingen. Obwohl es nahe lag, suchte er gar nicht zwingend den Vergleich zu ihnen selbst. „Sie sind wohl schon zu Hause.“

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    „Ja, vielleicht wohnen sie hier“, antwortete Anna ein bisschen leer, obwohl sie es auch so meinte.
    Es war so komisch, sich selbst auf diese Art zu sehen, dass man kaum etwas dazu sagen und es auch nicht verarbeiten konnte. Und so blieb es einfach so. Medin hatte gesagt, dass sie gehen sollten, also taten sie es. Die Verwunderung darüber, dass er da war, musste irgendwie gehen. Ihr Herz konnte nicht noch mehr Schaden mitnehmen. Ignorieren war wohl die beste Methode, aber Lilo hatte keine Entscheidung getroffen.
    Doch der unterschwelligen Trauer darüber, was sie gerade eben durch die beiden Gestalten, ob sie sie sich nun eingebildet hatte oder nicht, gehört und erfahren hatten, konnte sie keinen Ausdruck verleihen. Sie schwieg ganz leise, wie ein kleiner Fisch, den man in seinen neuen Teich gesetzt hatte. Kein goldener Fisch. Oder vielleicht doch, denn die Sonne strahlte auf sie herab, blendete sie und sie mochte sie nicht.
    Eine Weile brauchte sie, um zu überlegen. Sollte man wirklich jetzt darüber nachdenken? Keiner wollte wissen, was überhaupt passiert war. Und doch musste die Fragen kommen, warum er denn keine Babys haben wollte. Vielleicht war sie schon sein kleines Baby und es war mit ihr schwer genug, sodass er kein weiteres Kind brauchte. Sie wusste auch gar nicht so richtig, wie das mit den Babys funktionierte … manche Leute hatten sie eben. Sie traute sich jetzt aber irgendwie nicht, ihn zu fragen, wie sie denn zum Beispiel eins bekommen könnten, nur hypothetisch gesehen. Irgendwie hatte sie sich diese Frage noch nie gestellt.
    Es dauerte ein paar Minuten in der unnachgiebigen Sonne und dem kurzen Gras am Rand von Wald, bis sie merkte, dass sie so kleine Babys schön fand, wie ihr Ebenbild gesagt hatte. Sie hatte noch nie viel damit zu tun gehabt, aber sie kannte solche kleinen Kinder … nur dachte Medin vielleicht, sie wäre selbst noch eins.
    „Denkst du, dass ich auch noch ein Baby bin?“, fragte sie ihn, da jetzt sowieso schon alles so unendlich merkwürdig war. Da konnte sie auch ehrlich sein.
    Geändert von AnnaJoseph (16.07.2009 um 21:54 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Nein“, antwortete Medin ziemlich direkt und lief etwas langsamer. Erst dann stellte er sich die Frage, warum sie ihn das jetzt fragte und wusste, dass es mit einer einfachen, wenn auch ehrlichen Verneinung nicht getan war. In gewisser Weise drängte sich der Vergleich auf. Er fühlte sich für sie verantwortlich, wollte sie vor allem Bösen beschützen und für sie da sein. Das tat man auch mit seinen eigenen, kleinen Kindern. Die liebte man schließlich auch.
    „Ich weiß, ich behandle dich manchmal so“, gestand er ein, vor allem wenn er an die Abende in Khorinis zurück dachte.
    „Aber das liegt nur daran, dass du mir so wichtig bist und ich dann Dinge tue, die man wohl auch bei seinen Kindern tun würde. Seine eigenen Kinder liebt man auch. Du bist trotzdem kein kleines Baby. Du bist einfach die Anna und die ist kein kleines Baby.“ Bei den letzten Worten lächelte er sie ein bisschen an, vor allem weil er ihren Namen benutzte, als wäre sie eine Fremdere.

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    "Warum weichst du denn zurück?", fragte Miranda und streichelte dabei die Katze auf ihrem Arm.
    "Ich bin noch nicht bereit für...äh sowas.", stammelte der Priester und versuchte sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen.
    Eigentlich hatte Lopadas nur ein paar Informationen über diese Anomalie von der schönen Rothaarigen gewollt, doch wollte diese anscheind mehr. Viel zu viel. Der Feuermagier presste sich an ein paar Kiste und bemerkte erst jetzt, dass er nicht mehr weiter zurückweichen konnte.
    "Was willst du von mir?", fragte er, obwohl er eigentlich die Antwort schon wusste, doch konnte er sie nicht glauben, denn vorher hatte noch nie eine Frau soetwas von ihm gewollt.
    "Ich möchte deine Liebe und deine Zärtlichkeit.", flüsterte Miranda leise.
    "Tut mir leid, Miranda, aber damit kann ich dir wahrscheinlich nicht dienen. Willst du stattdessen vielleicht Honig?"
    Die Schönheit sprang zurück und hätte dabei fast ihre Katze fallen gelassen.
    "Wirf dieses Zeug weg, es bringt nur Ärger.", schrie sie.
    "Aber du hast es mir doch geschenkt.", sagte der Barbier etwas verwundert.
    "Ich hatte gehofft, dass du es wegwirfst. Zwar schmeichelt es mir, dass du es behalten hast, aber jetzt wirf es weg, sonst zerstört dieses Zeug noch unsere innige Beziehung."
    "Was denn für eine Beziehung?"
    "Siehst du, es fängt schon an. Los wirf es in den See, auf dass es nie wieder das Tageslicht sieht."
    Es war schon seit vielen Stunden dunkel und deswegen war der Magier der Meinung, dass er das Honigglas auch einfach hätte neben sich stellen können und es hätte auch niemals das Tageslicht gesehen. Aber die Reaktion der jungen Lady war wirklich seltsam.
    Langsam schritt er das Honigglas vor sich haltend auf Miranda zu. Diese wich angeekelt immer weiter zurück. Es war wirklich seltsam, dass sich Lopadas eine Frau mithilfe von Honig vom Leibe halten musste. Obwohl er eigentlich zugeben musste, dass Miranda wirklich schön aussah und dass es eigentlich eine Schande wäre diese einfach gehen zu lassen, wenn sie schon solche Gefühle für den Priester hegte. Doch dann kam ihm wieder in den Sinn, dass er keine Zeit hatte, um sich um eine Beziehung zu kümmern. Wären sie wieder zurück in Vengard, würde er die Lady wahrscheinlich irgendwo absetzen und sich wieder um seine Studien kümmern. Im Leben eines Wissenschaftlers war kein Platz für die Liebe.
    "Los, Schatz, wirf den Honig weg, dann können wir für immer und ewig zusammen sein.", rief Mirande lieblich zu ihm rüber.
    "Was stört dich an diesem Honig? Ich mag ihn, auch wenn er nicht besonders gut schmeckt, so riecht er doch gut und scheint auch über magische Fähigkeiten zu verfügen. Ich bin sehr dafür, dass ich dieses Glas behalte."
    "Dann musst du dich entscheiden. Das Glas oder ich.", sagte die Rothaarige und stemmte eine Hand in die Hüpfte, mit der anderen hielt sie immer noch die Katze fest.
    Lopadas hatte sich natürlich schon längst entschieden und ging ein paar Schritte weiter auf die Lady zu, damit er sich genug Raum verschaffen konnte, um zu fliehen. Doch der letzte Schritt war ein fataler, denn er stolperte wiedermal über eine im Sand vergrabende Flasche und ließ den Honig aus seinen Händen gleiten. Im vollem Schwall breitete dieser sich über Miranda und ihrem Haustier aus. Kreischend wurde die Schönheit in die Mitte der magischen Konzentration gezogen, da das glitzernde Muster immer noch auf der Suche nach magischer Energie war. Miranda und ihre Katze hatten keine Chance dem Sog der Magie zu entfliehen. Doch schien auch der Konzentration die letzte "Mahlzeit" nicht gut bekommen zu sein, denn das gesamte Muster wurde instabil.
    Schnell sprang der Feuermagier hinter eine Kiste. Er wusste ganz genau, welche Ausmaße eine solche Instabilität haben konnte. Es würde ihn ganz und gar nicht wundern, wenn ihm jetzt alles um die Ohren fliegen würde. Dann wären seine Gefährten und er von der Anomalie verschluckt worden und würden nie wieder gesehen werden. Doch die Konzentration zog sich nur immer weiter zusammen und mit einem leisen 'plop' endete die Vorstellung. Vorsichtig schaute der Schriftgelehrte auf. Bis auf ein paar kleine magische Partikel schien nichts mehr übrig zu sein von der Konzentration.
    Doch plötzlich strahlte von den kleinen Partikeln ein Licht aus, welches sich der Magier nicht erklären konnte. Schützend hielt er die Hand vor seine Augen. Bevor er wieder sehen konnte, hörte er ein leises Miau. Als sich seine Augen wieder langsam an die Umwelt gewöhnt hatten, traute er ebendiesen nicht. Dort wo gerade noch eine große magische Konzentration war, stand nun eine Katze. Aber es war keine normale Katze, denn diese hatte vier Ohren. Lopadas rieb sich über die Augen. Es gab keinen Zweifel diese Katze hatte vier Ohren, welche sie in vier verschiedene Richtungen bewegte. Es wirkte so als wolle sie ihre neuen Fertigkeiten testen, die ihr diese zusätzlichen Ohren ermöglichen.
    Noch bevor er sich versah, schmuste das seltsame Tier an seinem Bein.

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    AnnaJoseph ist offline
    „Aber … Aber ich meine, dass ich … noch nicht so viel kann und noch nicht erwachsen bin … dass ich zum Beispiel kein Baby haben dürfte …“ Sie brach ab und fühlte sich unbehaglich dabei, es war ihr irgendwie peinlich, was sie redete, und sie war so doof … aber das war, es was sie glaubte, gemeint zu haben. Dass sie noch nicht die Fähigkeiten eines Erwachsenen hatte. Dass sie ihm unterlegen war.
    „Willst du denn eines?“, entgegnete Medin sie relativ ernst nehmend.
    Kurz stockte Anna und dachte einen Moment darüber nach, die Frage zu beantworten.
    „Ich …“, fing sie an. Aber dann kam sie an eine Mauer und beharrte darauf: „Beantworte doch erst mal meine Frage …“
    „Weiß nicht … Ab wann ist man erwachsen? Du bist genauso erwachsen wie ich und ich bin genauso ein Kind wie du.“, antwortete er diplomatisch. Ein wirres Gefühl stellte sich in Lilos Kopf ein, das aber nicht erlaubt war.
    „Okay“, akzeptierte sie es einfach. Knisternde Funken flogen über die Wiese, die ihre Füße streiften. Auch Medin schien nun schwiegen zu wollen, vielleicht war ihm das Thema doch nicht so wichtig gewesen.
    Da entdeckte das Mädchen einen kleinen hellbraunen Hasen auf dem Boden. Er hatte schwarze Flügel, mit denen er hoffnungsvoll flatterte.
    „Ein Hase“, sagte sie ruhig und zeigte darauf. Sie blieben stehen. Lilo hockte sich hin und streichelte ihn. Er hüpfte ein wenig weg und flatterte.
    „Der ist so niedlich“, sagte sie von unten herauf, und ihr kam eine Idee. „Darf ich den mitnehmen?“
    „Wenn er mitkommen will …“, murmelte Medin, den wie immer nichts überraschen konnte.
    „Willst du mit, Hase?“, fragte die Kleine das Häschen. Es schaute sie skeptisch mit schwarzen Kulleraugen an und ließ seine Ohren auf die Grashalme hängen.
    „Er will bestimmt“, schloss Lilo und hob das kleine Tier einfach in ihre Hand, wo es auch bequem hineinpasste. Nur machte es Versuche, hochzufliegen, und es hoppelte ein bisschen unruhig.
    „Er ist noch ganz klein“, sagte sie. „Ob er noch groß wird?“
    „Vielleicht.“, entgegnete Medin zuversichtlich gestimmt. „Du musst ihn gut füttern ... was fressen kleine Hasen mit Flügeln eigentlich?“
    „Sie fressen große Generäle“, antwortete Lilo sofort, während sie den Kleinen liebevoll betrachtete.
    „Dann wird er wohl ziemlich groß.“ Medin lachte. Sie streichelte den felligen Kopf des Tieres.
    „Wenn er allerdings bloß Streicheleinheiten braucht, wird er bald sehr viel größer als ein großer General sein.“, wandte der Oberbefehlshaber der königlichen Truppen mit einer winzigen Spur Skepsis ein.
    „Bist du eifersüchtig auf ihn?“ Sie sah von ihrer Hand weg zu ihm.
    „Er hat wohl was, was ich nicht habe.“
    Nun wurde ihr Blick auch ein bisschen hilflos, und sie setzte den Hasen kurz wieder zurück auf den Boden. Er hoppelte ein kleines Stück, wobei er mit den Flügeln schlug … Bevor sie es sich versehen konnte, war sie wieder in Medins Armen.
    Ihre Gesichter waren sich ziemlich nahe, und sie spürte etwas Komisches, wieder dieses Brennen im Bauch … Merkwürdigerweise fühlte sie kaum noch etwas von der unerklärlichen Angst, die sie vorhin gehabt hatte, als er dasselbe getan hatte … Irgendwie kamen ein paar Erinnerungen zurück. Vielleicht erinnerte sich Medin jetzt daran, wie es das letzte Mal geendet hatte, als sie beide so dagestanden hatten … Es war so anders gewesen.
    In dem Moment, in dem für einen Augenblick gar nichts passierte, spürte Lilo einen kleinen Tropfen auf ihrer Wange. Gleich danach sah sie einen blauen Tropfen auf Medins Haare fallen, und irgendwie musste sie lachen … „Es regnet“, flüsterte sie. Komisch war es doch.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Blauer Regen. Schon wieder fiel das Zeug vom Himmel, doch der Augenblick war zu schön, als dass Medin sich hätte ärgern können.
    „Gemeinheit“, murmelte er zu Lilo. Er tat es leise, denn er war ganz dicht bei ihr. Vorsichtig wischte er ihr einen blauen Tropfen von der Wange, der ohnehin abgeperlt wäre. Als der Tropfen weg war, tat er das gleiche noch einmal … und noch einmal. Er strich ihr zärtlich über die Wange und sah die Schönheit, die ihrem ein bisschen lachenden Gesicht inne wohnte. Nur noch dunkel erinnerte er sich daran, wie sie ihm gefehlt hatte, obwohl es erst wenige Stunde her war. Jetzt war es so viel besser.
    Der Südländer küsste seine Lilo. Als er das tat, wollte er nicht mehr aufhören. Er spürte, wie sehr er sie brauchte. Wie wenig, nein, wie nichtexistent sein Leben eigentlich ohne sie wäre und er sich nicht einmal wirklich erklären konnte, warum genau das so war. Es war so und solange es so war, musste Medin das Warum nicht kennen.
    Der Regen war ein bisschen stärker geworden, worunter der Südländer natürlich wieder besonders litt, aber der Schauer hörte nach ein paar Minuten, die sie unter einem Baum verbracht hatten, wieder auf, sodass von ihm nichts mehr übrig blieb als ein paar blaue Spritzer auf Medins Klamotten.
    „Ich bin wirklich der einzige“, beschwerte sich Medin und schaute zu dem komischen Flügelhäschen hinunter, das neben Lilo und gar nicht blau auf dem Boden herumhoppelte und ab und zu den Versuch unternahm, sich majestätisch in die Lüfte zu schwingen (was selbstverständlich misslang). Dann schaute er aber wieder zu Lilo, die ihn ob der Farbe anlächelte.
    „Jetzt will ich aber wirklich nach Hause“, lächelte er zurück, wobei er nicht umhin kam ihr sofort danach noch einen Kuss zu geben.

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    AnnaJoseph ist offline
    Warum sollte es jetzt auf einmal so einfach sein, nach Hause zu kommen? Das hatten sie beinahe zeitnah gewollt, als sie hierher gekommen waren … Aber sie ließ ihn reden und versuchte auch, nicht weiter darüber nachzudenken. Alles schien etwas verschoben und unrichtig zu sein.
    „Hörst du die Lieder auch?“, fragte Lilo.
    Medin schaute sie und die Umgebung an und lauschte. „Nein, nichts“, sagte er. Sie kannten die Lieder doch noch.
    „Dann bin ich wohl verrückt“, antwortete Anna und dachte nicht weiter darüber nach, wünschte sich aber, dass er nichts dazu sagte. Der Regen war wieder weg und die Sonne schien grün zu leuchten. Niemand sagte Lebewohl. Der Weg war nicht einfacher als vorher, eher schwieriger.
    Viele Sachen waren vergessen worden. Lilo hatte Antworten nicht bekommen, aber niemand wollte noch mehr zu ihr sagen.

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