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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Lärm und Stimmen. Beides war da. Der Lärm um ihn herum und von irgendwoher die Stimmen, die zu ihm durchzudringen versuchten. Medin nahm es nicht war. Sein Kopf war in Watte eingepackt, drohte aber vom Hals runter zu fallen. Konnte er das nicht einfach tun? Dann wäre es aus mit der lähmenden Apathie, ohne dass er weiter realisieren musste, was los war.
    Er musste es realisieren. Die Watte war nicht besonders dick und wurde vom Regen aufgeweicht. Er hörte die Stimmen klarer, hörte, dass es sich bei den Stimmen bloß um eine Stimme handelte. Eine bekannte, die ihm Fragen stellte. Fragen, die er nicht beantworten wollte.
    „Sie ist weg“, sagte er trotzdem. Seine Stimme bebte dabei nicht, sondern klang eher tonlos. Er wusste nicht, ob Lopadas ihn durch Regen und Gewitter hindurch verstehen konnte. Es war ihm auch ein stückweit egal. Genauso egal wie der nasse Boden, auf dem er saß.
    „Lilo ist weg … in Luft aufgelöst.“ Der Satz fiel ihm schwer.
    „Sie stand direkt vor mir und war dann weg.“ Langsam spürte er die Nässe, die sich von unten her durch seine Kleidung weichen wollte. Es war kalt. Alles war kalt. Die Wärme und das Feuer waren verschwunden.
    Wach auf! Etwas regte sich in ihm. Wach auf! Du musst wach sein. Ich muss wach sein. Er musste. Aber er wollte doch nicht.
    „Wo?“, fragte er dann und der Blick für die Verhältnisse, in denen er sich befand, war ihm abhanden gekommen.
    „Wo ist sie?“ Seine Stimme klang lebendiger. Ein bisschen. Wie etwas großes, das gerade aus einem langen Schlaf erwachte. Lopadas musste es wissen, wo Lilo war. Er war ein Magier. Er war hier, um magische Dinge zu erforschen. Jetzt hatte er etwas zu erforschen.

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    AnnaJoseph ist offline
    Sie sah Medin nicht mehr, aber er würde doch gleich wieder da sein … Gleich würde sie ihn wieder sehen. Er würde zu ihr kommen und sie ansehen und sie trösten. Wenn doch nur die Flammen verschwinden würden.
    Sie erinnerte sich, das sie nicht wollte, das er da war, auch wenn die Hitze ihr Gehirn zu zerstören schien … Sie war weggelaufen … Der Gedanke war schrecklich doch sie musste ihn haben. Jetzt war er nicht mehr im Feuer. Sie schon.
    Der Boden war hart und heiß. War er noch da? Sie konnte ihre Augen nicht öffnen.

    Ihre Finger klammerten sich um irgendetwas … irgendetwas … irgendetwas Festes. Das kleine Tier, dachte sie. Es musste längst verbrannt sein.
    Doch als sie ein Auge öffnete und auf es heruntersah, sah es unversehrt und farbig aus. Auch alles andere sah bunt aus. Alles flimmerte … Sie begriff die Hitze nicht. Wusste nicht, was brannte und wo es brannte und wo sie hier war … Aber Medin. Medin war eben noch da gewesen. Es war so traurig und tat weh. Es brannte ganz doll. Sie wollte nach ihm rufen, doch sie hatte keine Stimme. Was hatte sie getan? Es kam ihr so vor, als könnte er ganz nah sein, und zugleich unglaublich fern. Sie konnte nicht durchsehen durch die ganzen Dinge, die vor ihren Augen waren.
    Was hatte er versucht, ihr zu sagen? Alle Gedanken schwirrten wie Feuer um sie. Sie bekam die Worte nicht mehr zusammen und ausgerechnet das schien ihr das Genick zu brechen. Nichts funktionierte, nichts konnte gehen. Alles auf einmal und nichts. Was passierte, warum konnte sie nicht sterben?
    Die Kleine verlor ihr Bewusstsein.

  3. Beiträge anzeigen #83
    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    So richtig konnte der Magier den Paladin nicht verstehen. Es lag wahrscheinlich an dem Gewitter, welches sich direkt über den beiden festgesetzt hatte und somit die Kommunikation um einiges erschwerte. Doch Lopadas hatte genug mitbekommen, um zu erkennen, dass sie in einer wirklich schwierigen Situation waren.
    "Ich kann dir nicht sagen, wo sie ist. Dafür weiß ich einfach zu wenig.
    Wenn du nur sagst, dass sie verschwunden ist, sich in Luft aufgelöst hast, dann kann ich auch nicht sagen, was passiert ist. Normalerweise lösen sich Dinge oder noch weniger Personen einfach so in Luft auf, es gibt sicherlich eine Erklärung dafür.
    Es muss bevor sie verschwunden ist, irgendetwas gegeben haben, das dieses Phänomen ausgelöst hat. Wir wissen alle, dass in dieser Gegend schon ein kleiner magischer Strom, wenn nicht bloß ein Gedanken, dazu führen konnte, dass sich alles schlagartig veränderte.
    Um wissen zu können, wo sich Anna aufhält oder was mit ihr passiert ist, müssen wir herausfinden warum sie überhaupt verschwunden ist, welchen Hintergrund das ganze hat.
    Hat sie zu dir vielleicht noch irgendetwas gesagt bevor sie sich 'aufgelöst' hat?"

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Wut keimte in Medin auf. Dieser verdammte Magier wusste mal wieder nichts. Gar nichts. Wieso konnte er es nicht sagen? Es war frustrierend. Wahrscheinlich war er deshalb so erpicht auf Forschungsreisen: Damit er seine Wissenslücken füllen konnte. Wobei er da noch einiges zu tun haben würde.
    Der General versuchte den Ärger runterzuschlucken, auch wenn ihm das nicht ganz gelang. Lopadas konnte nichts dafür … niemand konnte irgendetwas dafür.
    „Sie wollte nicht, dass ich verbrenne“, antwortete Medin verbittert. Inzwischen waren seine Haare vom Regen nass und Tropfen rannen ihm über das Gesicht. „Es war wieder ihre Magie … sie hat Dinge angezündet, ohne es zu wollen. Sie wollte weg von mir, damit sie …“
    Der Südländer brach ab. Das Reden fiel ihm schwer. Allein davon zu reden war Folter und mit jeder Silbe schwoll der Kloß in seinem Hals noch mehr an. Ein Messer. Einfach ein Messer reinrammen. Seine Hände zitterten.
    „… damit sie mich nicht anzündet“, fuhr er fort, nachdem er Luft geholt hatte. Auch das war schwer. „Ich hab sie festgehalten und … sie ist dann einfach verschwunden. Ich hielt sie fest und im nächsten Augenblick war sie fort.“
    Geändert von Medin (10.07.2009 um 23:33 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas hörte den Ausführungen seines Gefährten genaustens zu, jedenfalls so genau wie es ging, wenn man gerade von einem dichten Regenmantel bedeckt wurde und jedes zweite Wort durch einen Donner kaum verständlich war.
    "Die Probleme mit ihrer Magie sind mir bekannt und deswegen sind wir auch hier. Ich wollte sie für die magische Energie sensiblisieren, doch es läuft auf keinem Fall so, wie ich es mir vorgestellt habe."
    Der Magier unterbrach sich selbst, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es Medin sonderlich interessierte, wenn er ihm davon erzählte, was er eigentlich vorgehabt hatte. Vielmehr interessierte den Paladin sicherlich, was der Priester jetzt plante.
    "Sie wollte dich nicht verbrennen, obwohl ihre magische Energie schon Dinge angezündet hatte.", stellte der Barbier nocheinmal fest, "Auf diese Art und Weise wird sie wahrscheinlich nicht verschwunden sein. Doch wenn sie sagte, dass sie von dir weg wollte, damit du nicht mit verbrennst, ist das ein ziemlich eindeutiges Indiz."
    Er versuchte sicher zu stellen, dass ihm der General auch folgte, doch konnte er dessen Gesichtsausdruck nicht sehen, sodass er einfach weiter sprach und hoffte, dass Medin zu ihm zuhörte.
    "Aus der Sicht der jetztigen Dinge würde ich sagen, dass Anna durch ihren Willen dich nicht verletzten zu wollen und von dir wegsein zu wollen verschwunden ist.
    Wie es passiert ist, kann ich dir noch nicht sagen, vielleicht wurde sie von einer magischen Strömung erfasst oder ihr Unterbewusstsein hat sich dazu entschlossen zu teleportieren. Wenn dies der Fall wäre, dann würde sie sich jetzt in Vengard aufhalten. Obwohl..."
    Lopadas rieb sich am Kinn und überlegte. Er konnte in dieser Anomalie nicht davon ausgehen, dass die Magie ihre gewohnten Ströme benutzte, sondern auf sonderbare Art und Weise reagierte. Die Teleportation hätte auch ganz anders ausgehen können.
    "Aber vielleicht ist sie noch hier in der Gegend, denn schließlich kann man in einer Anomalie nicht davon ausgehen, dass ein Zauber gelingt, sondern die magischen Ströme werden sicherlich abgelenkt, umgeleitet oder etwas ähnliches.
    Wir sollten zu Innos beten, dass sie noch am Leben ist, denn nur ein kleiner Fehler in einer Teleportation kann einen Körper in Stücke reißen oder vollkommen verändern. Doch bevor wir von diesem Fall ausgehen, sollten wir sie lieber suchen gehen."
    Geändert von Lopadas (10.07.2009 um 20:37 Uhr)

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    Bei diesen Worten verkrampfte sich Medins Magen. Ihm war schlecht und am liebsten hätte er Lopadas mit der geschlossenen Faust direkt ins Gesicht geschlagen. Wie konnte dieser Schweinehund auch nur an so etwas denken, geschweige denn es aussprechen? Selten vorher hatte Medin so eine Wut gespürt, aber ebenso selten hatte er sie so zurückstellen müssen wie jetzt. Lopadas war ein Freund, der helfen wollte und trotz dieser Abscheulichkeit hatte er Medin einen Hoffnungsschimmer gegeben. Etwas, das ihn wieder atmen ließ, denn er musste atmen, wenn er Lilo wieder sehen wollte. Und er wollte nichts mehr als das.
    „Dann müssen wir sie suchen!“ Auf einmal stand der General kerzengerade im Matsch. Er hatte fast geschrien, vor allem um sich selbst zu motivieren, aber auch, damit Lopadas ihn verstand. Mit einem Griff zog er den Schriftgelehrten, dessen Kleidung ähnlicher seiner ziemlich verschmutzt und durchnässt war, auf die Beine. Ein Blitz erhellte den regnerischen Wald taghell.
    „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn sie in der Nähe ist, können wir sie vielleicht noch finden.“ Eilig packte er die größtenteils völlig durchnässten Sachen zusammen und gab Lopadas auch einen Teil von Lilos Gepäck. Dann marschierte er einfach los.
    Geändert von Medin (11.07.2009 um 00:33 Uhr)

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    Es war wirklich unglaublich wie schnell der Paladin wieder auf den Beinen war, obwohl er ihm vorher noch hochzerren wollte. Doch scheinbar hatte der Schriftgelehrte mit seinen Ausführungen den richtigen Nerv getroffen, sodass endlich die Suche losgehen konnte, die der Magier schon die gesamte Zeit über antreiben wollte.
    Es blieb nur ein Problem. Sie mussten seine Schülerin in dem gesamten Tal suchen. Wenn nicht ein Wunder geschähe und die beiden Gefährten diese gleich hinter den dem nächsten Baum finden würden, könnte diese Suche sehr sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, doch Medin war ja dazu bereit, schließlich ging es um dessen Liebste.
    Der General ließ den Schriftgelehrten vorgehen, wahrscheinlich erhoffte dieser sich dadurch irgendeinen Vorteil, aber auch Lopadas konnte nicht einfach so verschwundene Menschen ausfindig machen. Wenn er das könnte, dann hätte er eine sichere Goldeinnahmequelle gefunden, denn viele Menschen würden einiges an Gold dafür bezahlen, wenn er ihre verlorenen Liebsten finden würde, doch er war nur ein Mensch, wenn auch mit magischen Fertigkeiten.
    "Anna könnte hier überall sein, wir haben keinen Hinweis darauf, wohin sie teleportiert wurde, wenn sie sich überhaupt teleportiert hat."
    Der Barbier ließ den Blick durch den dunklen Wald, doch nirgendwo konnte er die junge Novizin sehen. Er war der festen Überzeugung, dass sie Anna sehen würden, wenn sie hier wäre. Sie war vielleicht nicht gerade die auffälligste Person, aber ihre unmittelbare Umgebung war meist ziemlich auffällig, schließlich schien sie seltsame Umstände magisch anzuziehen.
    Die beiden Innosgläubigen durchstreiften auch das Unterholz und drehten jeden Stein mehrmals um, doch konnten sie Anna nicht finden.
    "Rühr dich nicht.", sagte Lopadas zu Medin, was im Donnergrollen einem Flüstern gleich kam, "Ich spüre magische Unebenheiten. Irgendein magiebegabtes Wesen ist hier."
    Während sich der Barbier umsah, merkte er, dass sich die Miene des Paladins aufhellte, wahrscheinlich hoffte dieser, dass Anna gleich hier irgendwo war, doch war die magische Störung viel zu stark, um von der Novizin auszugehen. Irgendetwas anderes war in ihrer Nähe, aber wollte sich nicht zu erkennen geben.
    Ein Blitz schlug nur ein paar Schritte von den beiden Gefährten ein, sodass sie vom grellen Licht geblendet wurden.
    Lopadas blinzelte und versuchte irgendetwas zu erkennen, doch dort war nichts. Der General fragte sofort nach, was passiert sei, doch außer dass die magische Strömung verschwunden war, schien rein gar nichts passiert zu sein.
    "Der Blitz war scheinbar eine magische Entladung oder etwas ähnliches, denn die magische Störung ist weg. Es ist nichts mehr da.
    Sehr seltsam."
    Geändert von Lopadas (10.07.2009 um 22:06 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Er wusste nicht, wie lange sie schon liefen. Medin hatte jedes Zeitgefühl verloren. Es hätte inzwischen längst wieder Morgen sein müssen, aber der Morgen war nicht gekommen. Dunkelheit. Dunkelheit lag über dem Tal.
    Der durchnässte Waldboden duftete intensiv nach dem Regenguss. Dünne Nebelschwaden stiegen auf, um sich in der kühlen Luft zu verlieren und warfen ein bisschen von dem magischen Licht des Schriftgelehrten, das den Weg im Dämmerlicht erhellte, zurück.
    Die beiden Gefährten liefen. Immer weiter marschierten sie durch den Wald und auch wenn sein Hals schon rebellierte wurde Medin es nicht müde immer wieder Lilos Namen zu rufen. Sie musste hier irgendwo sein. Er wollte daran glauben. So sehr wollte er daran glauben. Er wollte, dass sie nach einem seiner Rufe hinter einem Baum hervor trat und dann vor ihm stand. Er wollte in den dunklen, nebligen Wald spähen und irgendwo ihr blondes Haar sehen, das im magischen Licht ein bisschen schimmerte. Er wollte dann ihre Stimme hören. Und sie wieder spüren. Ihr sollte es gut gehen.
    Nichts davon geschah. Immer weiter suchten sie, mehr oder weniger ohne Plan, aber sie fanden sie nicht. Sie trat nicht hinter Bäumen hervor, ließ nicht ihr blondes Haar sehen oder sagte „Medin“ oder irgendetwas anderes. Sie war nicht da und Medins Hoffnung war allein.
    „Lilo!“, rief er wieder einmal. Seine Stimme klang heißer und der Hals tat ihm weh. Kurz blieb er stehen, um etwas zu trinken, und Lopadas schien diese Verschnaufpause entgegenzukommen. Aber sie währte nicht lange. Medin war nicht bereit stehen zu bleiben und zu warten. Sie mussten weiter. Keine Zeit verlieren. Weiter suchen. Suchen. Suchen, suchen, suchen und finden.

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    Der Magier war sicherlich genau so erpicht darauf seine Schülerin wieder zu finden, wie es der General war, nur war er der Überzeugung, dass sie mit Rufen nicht weit kommen würden. Doch er konnte es dem Paladin nicht verübeln, Krieger waren dafür bekannt Männer der Tat zu sein und nicht des 'Geduldig auf einem Stein sitzen und über eine Lösung Nachzudenken'. Doch gerade dies hätte Lopadas nun am liebsten gemacht, vorallem weil ihm vom vielen Laufen schon die Beine weh taten und das ständige Geschreie seines Gefährten drang immer tiefer in seine Ohren und hatte sich schon bald in seinem Kopf festgesetzt. Es wurde Zeit, dass die beiden nun endlich Anna fanden, denn ansonsten würde er selbst auch noch durchdrehen.
    Der Priester hob die Hand und gab dem General damit ein Zeichen stehen zu bleiben.
    "Wir laufen nun schon ziemlich lange durch die Gegend und bisher haben wir sie noch nicht gefunden. Ich bin dafür, dass wir mal eine Pause einlegen, unsere Kraftresveren wiederaufstocken und dann nach einer guten Mahlzeit und etwas Schlaf weitersuchen."
    Diese Idee schien bei Medin nicht besonders gut anzukommen, jedenfalls war dessen Gesichtsausdruck alles andere als begeistert.
    "Natürlich werden wir nicht einfach nur untätig rumsitzen, wir sollten uns währendessen eine bessere Strategie ausdenken, wie wir sie finden können, denn ich bezweifel, dass wir in einer magischen Anomalie auf rein konventionelle Weise irgendwas erreichen.
    Wir sollten vielmehr umdenken und versuchen die Dinge hier zu bewegen, denn schließlich scheinen sie ständig in Bewegung zu sein."
    Lopadas zeigte auf einen Busch, der plötzlich ertappt stehen blieb und versuchte so auszusehen, als würde er schon die ganze Zeit dort stehen.
    "Vielleicht finden wir einen anderen Weg, denn diese Suche ist ziemlich Zeit und Kraft aufwendig."
    So richtig war der General nicht begeistert, aber der Schriftgelehrte konnte nun wirklich keinen Schritt mehr weitergehen. Ohne Kraft nützte der Magier niemanden.

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    „Eure Besonnenheit in Ehren, aber dazu haben wir keine Zeit“, versuchte Medin einigermaßen beherrscht zu reagieren. Der Magier meinte es gut, rief er sich in Erinnerung, aber gut meinen reichte hier nicht. Wie konnte er jetzt an eine stärkende Mahlzeit und ein bisschen Schlaf denken?
    „Was glaubt ihr, wie es ‚eurer Schülerin’ gerade geht?“ Seine Stimme schwoll an. Die Nerven, die bei ihm nun wahrlich einiges aushielten, waren überstrapaziert und das bekam Lopadas nun zu spüren.
    „Es hat stundenlang geregnet und gewittert und Lilo wird irgendwo hier draußen sein mit nichts als ihren Sachen am Leib, nichts zu essen und nichts zu trinken und keinem warmen Mantel und vielleicht nicht einmal Feuer, das sie beschwören kann. Und wenn ich euch daran erinnern darf, dann ist sie nur in diesem Schlamassel, weil ihr diese verdammte Anomalie so genau erforschen wolltet! Vielleicht will sie ja jetzt auch etwas Warmes zur Stärkung essen und sich danach gemütlich zur Nachtruhe betten. Seht ihr das hier?“, schrie er und deutete auf eine Lilos Decke, die neben Lopadas’ Sachen lag. „Ihr fehlt dazu einiges!“
    Er tat dem Magier Unrecht, aber alles, was hier geschah, war nicht fair. Wieso hatte er es soweit kommen lassen? Er war mitgekommen, um sie zu beschützen und hatte gleich von Anfang an ein mieses Gefühl gehabt. Wieso waren sie nicht eher gegangen? Wieso hatte er nicht weiter gedrängt und sich durchgesetzt? Nein, die Anomalie musste ja erforscht werden. Alleine bei der Vorstellung, dass „Du sollst nicht verbrennen“ deshalb die letzten Worte gewesen sein sollten, die er von ihr zu hören bekam, drehte ihm sich der Magen um. Damit wollte er sich nicht abfinden.
    „Ich gehe weiter! Wenn ihr euch hinsetzen und überlegen wollt, könnte ihr das gerne alleine tun.“ Der General wandte sich zum weitergehen. Daran, dass seine Chancen ohne den Magier schlechter standen, dachte er in diesem Augenblick nicht. Für ihn waren die Chancen ohne Lopadas immer noch besser, als wenn er mit diesem irgendwo herumsaß. Und ohnehin wusste der Magier doch selten was Hilfreiches.

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    Der Paladin schien nicht ganz zu verstehen, wie die Gedankengänge des Magiers verliefen, doch wollte sich Lopadas niemals mit seinem Gefährten streiten.
    "Beruhigt Euch.", sagte er und versuchte mit dem weitergehenden General Schritt zu halten, obwohl ihm schon die Füße schmerzten.
    "Ich weiß genau wie Ihr, was sein könnte wenn, aber es muss gar nicht sein.
    Wahrscheinlich werde ich Euch nicht davon abhalten können weiterzugehen, aber es wäre sehr unvernünftig, wenn wir jetzt keine Pause einlegen würden. Wenn wir ohne irgendeine Ruhephase diese Gegend durchstreifen, dann werden wir am Ende gar keine Kraft mehr haben, um Anna zu finden.
    Ich habe schließlich nicht davon gesprochen, dass wir es uns gut gelassen sollen und den Gedanken sie zu finden vergessen sollen. Sondern mir ging es darum, dass wir auch noch genug Kraft und Konzentration haben, um diese Suche fortzusetzen.
    Außerdem erscheint es mir wenig sinnvoll durch einen dunklen Wald zu streifen, wo hinter jedem Baum irgendeine Gefahr lauert."
    Medin hielt kurz inne und bedachte den Magier mit einem durchdringenden Blick. Der Priester wusste nicht, was er nun unternehmen sollte. Schließlich wollte er die Suche fortsetzen, doch seine Kräfte reichten nicht mehr aus, um noch die ganze Nacht oder weiß Innos wie lang noch zu laufen. Irgendwann würde er zusammenbrechen und Medin müsste sowieso allein weiterziehen.
    "Bitte, Medin, seht doch ein, dass ich nicht Eure Kraft teile. Ihr könnt unermüdlich durch dieses Tal laufen und nach Anna suchen, doch meine Kraft hat ihren Endpunkt erreicht und wenn ich noch weiter laufe, weiß ich nicht wie dann meine Gliedmaßen darauf reagieren. Angenehm wird es wahrscheinlich aber auf keinen Fall.
    Meine Muskeln brauchen etwas Entspannung und Energie. Wir müssen doch etwas essen und trinken. Wenn nicht werdet auch Ihr wahrscheinlich nicht mehr lang nach Anna suchen können und wer sucht dann, wenn nicht wir?"
    Erschöpft tastete der Magier nach einem nahegelegenen Stein und überprüfte, ob dieser nicht plötzlich wegrennen würde, dann setzte er sich darauf und schnaufte laut.
    "Meine Kräfte sind am Ende. Ich werde keinen Schritt mehr gehen können. Also entweder bleibt Ihr hier und ruht Euch mit mir einen Moment aus oder Ihr rennt weiter durch den unbekannten Wald in eine ungewisse Zukunft."

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    Der Paladin atmete schwer und sah dabei Lopadas schweigend an. Der Magier hatte Recht. Der Magier hatte Recht und dafür hasste Medin ihn ein bisschen. Nein, er hasste nicht ihn, sondern … alles. Er hasste all das dafür, dass es nun vernünftiger war zu pausieren und auszuruhen, anstatt weiter nach Lilo zu suchen. Sie war doch irgendwo da draußen und wollte gefunden werden. Oder war sie es nicht? Medin war am Ende und drohte zu realisieren, wie aussichtslos diese Suche doch eigentlich war.
    „Ihr …“, stammelte er auf einmal schwach zu dem Schriftgelehrten, der sich auf den unbeweglichen Stein gesetzt hatte.
    „Ihr habt wohl Recht.“
    Die Worte fielen ihm schwer. Nicht etwa, weil er mit ihnen zugab im Unrecht gewesen zu sein. Das machte ihm nichts aus. Sie fielen ihm schwer, weil er mit ihnen verbal eingestand, dass die Chancen Lilo zu finden gleich Null waren und das machte alles noch hoffnungsloser. Seine Kleine konnte überall sein. Wenn überhaupt … nein, soweit wollte er noch nicht denken. Dafür war er noch nicht bereit. Sie war hier irgendwo im Tal und er wollte sie finden.
    Inzwischen hatte sich auch der dunkelhaarige General hingesetzt und trank ein paar Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Nach Essen waren ihm und seinem Magen nicht zumute.
    „Aber wo sollen wir dann anfangen zu suchen?“, kam er auf den Ansatz des Magiers, man müsse sich einen Plan einfallen lassen, zurück.
    „Ich weiß ja nicht einmal, wo genau wir sind und in welche Richtung wir laufen. Die Sonne scheint sich nicht mehr blicken zu lassen und selbst wenn es hier Orientierungspunkte gäbe, wären sie nur bis zum nächsten Ortswechsel brauchbar.“ Medin hielt inne, als er seinen eigenen Gedanken weiterverfolgte. Dieses verhexte Tal kannte nicht viele Orientierungspunkte, aber nun, da er drüber nachdachte, fiel ihm doch ein recht auffälliger ein.
    „Der See“, sagte er schließlich.
    „Lilo kennt ihn. Vielleicht ist sie dort hingegangen – sofern sie ihn gefunden hat“, fügte er hinzu, denn er selbst hatte keine Ahnung, in welcher Richtung sich der See befinden sollte.

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    Der Priester saß nach unten gebeugt auf dem Stein und dachte nach. Er musste sich schnell eine Lösung einfallen lassen, damit der General nicht noch auf irgendwelche dummen Gedanken kamen, denn schließlich verschmäte, dieser das Essen, obwohl der Schriftgelehrte ihm mehrmals etwas Brot angeboten hatte.
    Kauend sah Lopadas Medin an, als ihm die zündende Idee kam. Welche sich scheinbar auch sofort manifestierte, da der Busch hinter dem Stein, trotz stundenlangen Regens plötzlich in Flammen aufging. Der Magier sprang auf und ließ sich neben dem Paladin nieder.
    "Mir ist eine Idee gekommen, wie wir Anna schnell finden sollten."
    Sofort horchte Medin auf und sah den Barbier mit einem hoffnungsvollen Blick an.
    "Wie Ihr sicherlich bemerkt habt, ist die Magie in diesem Tal so stark, dass im Prinzip schon jeder Gedanke etwas verursacht. Wenn wir nicht wollen, dass sich das Tal verändert, dann müssten wir theoretisch nicht denken, doch dies ist natürlich in der Gegenwärtigen Situation unmöglich. Doch können wir diesen Umstand auch für unsere Zwecke verwenden.
    Ihr kennt Anna sicherlich hundertmal besser als ich, Ihr wisste wie sie sich anfühlt, wie sie riecht und wie es ist in ihrer Nähe zu sein. Mein Wissen über die Novizin ist in dieser Hinsicht ziemlich beschränkt, aber Eures nicht. Was ich damit sagen will, ist, dass Ihr von nun an diese Suche anführt. Ihr werdet Eure Gedanken mit den magischen Strömungen dieses Ortes verbinden. Da die Magie hier so stark ist, sollte es auch für einen Nichtmagier keiner Problem sein auf die Magie zurückzugreifen. Ihr müsst nur Eure Gedanken und Gefühle von Anna manifestieren und so müssten wir theoretisch die Novizin finden können. Natürlich wird sie nicht vor uns auftauchen, als wäre nie etwas geschehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr dann etwas in Eurem Kopf spürt, was eine Ahnung oder einer Idee gleichkommt, was uns dann letztenendes zu Anna führt."
    Der General schaute, wie erwartet, den Magier mit großen Augen an. Es war eben normalerweise Nichtmagiern nicht möglich magische Energie zu nutzen, aber in dieser Anomalie gab es kein 'normalerweise'.
    "Probiert es aus. Lasst Euch von Euren Gedanken und Gefühlen leiten. Schaltet Eure Ängste aus. Eure Konzentration muss allein auf der Novizin ruhen."

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    Lilo ging eine lange Tropfsteinhöhle entlang. Das schillernde Wasser tropfte langsam von der Decke herab und floss an den Wänden herunter. Es schien zu rauschen. Lieder waren es. Kristalle und Edelsteine glitzerten vor ihren Augen, sodass sie nichts sehen konnte. Aber es waren auch graue Wände da.
    Ihre Mutter sprach … sie musste es hören. Konnte es aber nicht so gut verstehen. Warum war sie auf einmal da, sie war doch so lange nicht da gewesen? Die Kleine verstand es nicht und wollte durch das kalte Schimmern schwimmen, um weg zu kommen … oder zu ihr hin?
    Ihr war so kalt. So kalt … kalter Wind wehte überall. Sorgte dafür, dass sie die Augen aufschlug. Doch wieder sah sie nichts … es war alles nur ein Traum gewesen. Nichts konnte sie davon abhalten, den Kopf wieder fallen zu lassen.
    Das Brennen war verschwunden. Jetzt summte Anna … summte mit ihnen … denn das Summen war überall in ihrem Kopf. Sie wusste nicht mehr, wo sie war und auch nicht mehr so richtig, was vorher passiert war … Sie konnte sich nur dunkel daran erinnern, dass Medin ihre Mutter getötet hatte … Dieser schöne General, dachte sie, sah Tränen vor sich und war verwirrt, ahnungslos und haltlos … gedankenlos.
    „Aufwachen!“, schrie eine Stimme.
    „Nein, nicht schon wieder“, dachte Lilos Gehirn für sie. Und das alles gleichzeitig.

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    Und wie sollte Medin das tun? Seine Gedanken mit der Magie verbinden … genauer ging es wohl nicht. Lopadas meinte, dass der General seine Ängste ausschalten und sich voll und ganz auf die Novizin konzentrieren sollte. Letzteres tat er doch schon die ganze Zeit. Er sah nichts anderes als ihr Gesicht vor sich, wie es in dem Moment ausgesehen hatte, als sie aus seiner Umarmung heraus verschwunden war. Er hörte noch ihre letzten Worte, die sie zu ihm gesagt hatte. Spürte die schmerzliche Erinnerung an die letzte Berührung gleich einem ewig lang verhallenden Echo auf seiner Haut. Sie war alles, was er fühlte und seine Konzentration richtete sich auf nichts anderes als sie zu finden. Und dabei sollte er seine Ängste ausschalten? Der Gedanke war so aberwitzig wie das Verlangte unmöglich war.
    Medin fühlte sich kraftlos. Er hatte keine Lust oder Energie mit dem Magier zu diskutieren, also ließ er sich einfach darauf ein. Er tat das, was er die ganze Zeit tat: An Lilo denken. An die kleine Novizin, die hier irgendwo war. Irgendwo. Noch glaubte er daran. Aber es tat sich nichts. Nichts änderte sich. Kein Piepen, das gleich einem Peilsender die Richtung zum markierten Versuchstier wies und auch sonst nichts. Schließlich beendete er das Schweigen, das wohl der Konzentration dienlich sein sollte, und zog einen vollkommen unmagisch zustande gekommen Schluss, den Lopadas vor seiner zündenden Idee so beflissen ignoriert hatte.
    „Wir müssen den See finden“, meinte er und ließ dabei keine Rückschlüsse darauf zu, ob diese Erkenntnis nun magischen oder logischen Ursprungs war. Allerdings wusste er immer noch nicht so genau, wo der See lag und die unnatürlich fortwährende Dunkelheit machte die Orientierung nicht leichter. Aber der Magier hoffte wohl auf ein Ergebnis der vorsätzlich magischen Gedankenakrobatik.
    „Da lang“, wies Medin tonlos in die Richtung, in der es seiner Meinung nach ein bisschen bergab ging und erhob sich. Sollte der Schriftgelehrte doch denken, was er wollte. Medin blieb nur sein Minimum an Hoffnung. Ansonsten war er in seiner ihn verschlingenden Verzweiflung allein und fühlte sich so verloren wie ein Tropfen in einem Meer aus Sand.

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    Kleine Puppen bewegten sich auf einer Bühne. Sie waren bunt und hatten dicke Köpfe und Haare aus Wolle.
    „Ich bin Klaus“, sagte die erste in der Reihe. „Mein Beruf ist Handwerker.“
    Wie langweilig, dachte Lilo insgeheim, doch da sie kein Handwerker war und nichts darüber wusste, und es demnach nur dumme Vorurteile gewesen wären, fragte sie: „Ist Handwerker ein guter Beruf?“
    „Oh ja“, antwortete Klaus. „Es bringt Geld ein und macht obendrein Spaß.“
    Dann sprach die nächste Puppe. „Ich bin Sieglinda“, sagte sie. „Ich bin Klaus’ Frau.“
    „Wollt ihr mal Kinder haben?“, fragte Lilo interessiert.
    In dem Moment erstarrten die Puppen. Alle blieben bei der Tätigkeit stehen, die sie gerade ausgeführt hatten, wobei sie auch nicht so genau wusste, was das für Tätigkeiten waren … Graue Schleier schienen sich vor ihre blinden Augen zu ziehen, sodass sie sie nicht mehr gut sehen konnte … Wo waren sie? Es war so traurig.
    „Sie singen ein Lied, das niemand versteht, weil ihre Stimme nicht über die Stille geht“, sagte eine unheimliche, alles überdeckende Stimme aus dem Nirgendwo und von überall. Lilo fühlte sich kalt und tot an.
    Ja, jetzt höre ich die Stimmen, dachte sie und dachte nicht mehr darüber nach, wo sie war. Nichts war da. Sie hörte Meeresrauschen … Kalt und leer. Es war so vertraut. Vor allen Seiten war es immer gekommen. Und in Vengard.
    „Wir haben Kinder!“, schrie die Puppe Klaus leise. Er stand auf einem flammenden Boden, Flammen überall um ihn herum … und doch passierte nichts. Erde rieselte von der nicht zu erkennenden Decke.
    „Nein!“, sagte Lilo, unfähig, etwas zu tun. Sie war fast genauso klein wie die Figur, und doch sah die so viel kleiner aus. Ihm sollte nichts passieren, doch wusste sie auch nicht so genau, was hätte passieren können … Sie verstand nichts von dieser Welt, hatte aber die alte vergessen.
    Claudia tanzte vor ihrer Nase. „Es gibt Regen!“, sang sie. Und tatsächlich. Winzige Regentropfen fielen auf sie herunter … auf ihr rosanes Kleid und ihre hellen Wollhaare, die um sie wirbelten. Es gab ein bisschen helles Licht. Anna wollte mitmachen.
    Der Boden war kreisrund, und doch hatte er kein Ende … Sie sah nur den Dreck auf einer dunklen Stelle. Hallende Leere.
    „Claudia, bist du das Kind von Klaus?“, fragte die Kleine noch verzweifelt, während schon alles verschwand, als könnte sie dadurch noch daran festhalten … Während schon nichts mehr da war. Übrig blieb die Stimme.
    Geändert von AnnaJoseph (13.07.2009 um 19:34 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin war müde. Sein Hals hatte sich mit Heiserkeit für seine Rufe bedankt und sein Körper mit allgemeiner Schwäche für seinen fehlenden Appetit. Alles war müde, bis auf sein Verlangen zu suchen. Er musste suchen. Immer weiter suchen. Hier suchen, da suchen, überall suchen. Suchen, suchen, suchen. Suchen um des Suchens Willen.
    So kam es ihm zumindest vor. Wo war denn Lilo? Er suchte sie, aber fand sie nicht. Und wo war der See, bei dem er sie vermutete? Auch den suchten sie, aber fanden ihn nicht. Einfach nur bergab zu gehen hatte sich jedenfalls nicht bewährt.
    Das Morgengrauen war ebenso wenig zurückgekehrt wie das Zeitgefühl des Generals. Waren es schon Tage oder noch mehr? Er wollte sich darüber keine Gedanken machen, denn je länger es war, desto länger war Lilo da draußen, allein, ohne irgendetwas … ohne ihn. Irgendwo musste sie sein.
    Der Nebel war noch ein bisschen dichter geworden und Medin trottete inzwischen wieder der Apathie nahe durch den Wald, keinen anderen Gedanken als den an eine Person im Kopf. Es war alles wie immer. Nebel, Dunkelheit, brauner Waldboden, große Bäume …
    Medin hielt inne. Sein hängender Kopf hob sich leicht. Vor ihm stand jemand.
    „Lilo?“, hauchte er überraschend schnell, aber jeder seiner noch wachen Gedanken kannte diesen Namen. Es kam alles viel zu schnell, als dass er so etwas wie Freude, die über das Stadium der Ungläubigkeit hinaus reichte, hätte empfinden können. Es war zu viel für ihn. So viel, dass er auch gar nicht bemerkte, dass Lopadas nicht mehr da war. Er war alleine, zusammen mit einem Mädchen, das vor ihm stand und ihm den Rücken zugewandt hatte.
    „Nein.“ Er hörte die Worte kaum, sondern hörte nur die Stimme an sich. Es war eine andere. Das war nicht Lilo, die vor ihm stand und das wusste er, noch bevor sie sich umgedreht hatte. Die Enttäuschung war trocken. Einfach jemand anderes, hier draußen. Jemand anderes, jemand, den er nicht suchte und für den er sich nicht interessierte.
    „Entschuldigt, ich …“ Er hielt inne, als ein zweiter Blick auf sie fiel. Sie war nicht Lilo, aber sie sah schön aus. Ein bisschen kleiner als er, lange, blonde Haare, helle Haut und ein hübsches Gesicht. Ein bisschen schön.
    „Warum bist du hier?“, fragte sie ihn auf einmal mit einer angenehmen Stimme und verwirrte ihn. Er? Wer war er?
    „Ich … äh, ich suche jemanden. Kenne ich dich?“ Von irgendwo anders her kam noch ein Geräusch, aber er hörte es kaum. Es war nicht wichtig.
    „Kennst du mich?“, fragte sie und sah ihm in die Augen und verwirrte ihn im Augenblick nur noch mehr. Das Geräusch war immer noch da, wurde stärker, drang aber immer noch bloß bis in sein Unterbewusstsein.
    „Nein“, erwiderte er. „Ich meine … ich habe dich für jemand anderen gehalten. Du siehst ihr ein bisschen ähnlich.“
    „Ich habe in diesem Tal noch nicht viele junge Generäle gesehen“, antwortete sie seelenruhig, ohne auf ihn einzugehen. Noch war er passiv, aber nun war das Summen da. Er hörte es wieder, wie er es in dem Tempel gehört hatte, bevor alles begonnen hatte.
    „Ich bin das erste Mal …“ Der General stoppte, denn auch sein Gedanke stoppte. Er war auf einmal weg, vergessen.
    „Was ist das für ein Summen?“, fragte er nach einem verwirrten Augenblick, ohne in irgendeiner Schlussfolgerung erwartet zu haben, dass sie eine Antwort wusste. Die Befragte schaute kurz zum dunklen Himmel hinauf und schwieg. Sie ließ sich Zeit, aber Medin merkte nicht, dass er keine Zeit hatte.
    „Es sind die Lieder … ich weiß auch nicht so genau, wo sie herkommen“, antwortete sie dann und lächelte kaum merklich verlegen, als ob sie eine Erwartung von ihm enttäuscht hätte. Irgendwie gefiel ihm dieses hauchdünne Lächeln. Es war angenehm dieses Lächeln anzuschauen und wenn Medin nicht so betäubt von allem gewesen wäre, hätte es ihn vielleicht auch zum lächeln gebracht.
    „Wo kommst du denn her?“, fragte er dann auf einmal, ohne selbst zu wissen, wo die Worte hergekommen waren. Irgendwie wollte er es auf einmal wissen. Die Lieder summten ein bisschen lauter. Die Frau antwortete nicht. Sie lächelte nur weiter, als ob das Antwort genug wäre. Das war es auch, denn Medin hatte nichts erwartet. Er hatte kein wirkliches Interesse, sondern nur kurz den Impuls verspürt danach zu fragen. Nun war aber wieder etwas erwacht. Etwas, was er wirklich wollte. Er hatte schließlich einen Menschen getroffen. Einen guten Menschen.
    „Hast du in den letzten Tagen hier ein Mädchen gesehen?“, fragte er und seine Stimme war wie ausgewechselt. Auf einmal lagen Leben und Hoffnung in ihr. Erfrischung, zumindest für eine kurze Zeit. Einen Moment schaute sie etwas traurig an ihm vorbei. Warum war sie traurig? Hatte er das nicht fragen sollen?
    „Wie klein ist das Mädchen denn? Ist es deine Tochter?“, stellte sie ihm eine Gegenfrage, als ihn ihr Blick wieder traf.
    „Nein, sie ist …“ Er zögerte kurz. Warum wusste er nicht. Er fragte sich das auch nicht. Dafür hatte er keine Kapazitäten.
    „ … sie ist meine Freundin. Ich liebe sie.“ Sie hatte das nicht gefragt, aber er sagte es trotzdem. Er musste es sagen, war ihm klar geworden. Es war so und sie da sollte nichts anderes denken.
    „Sie ist gar nicht mehr so klein“, fügte er noch hinzu.
    „Aber sie ist noch ein Kind.“ Es war eine Feststellung, die Medin nicht gefiel.
    „Sie hat sich im Wald verirrt?“
    „Wissen wir … weiß ich nicht. Sie war auf einmal verschwunden und ich dachte, dass sie vielleicht irgendwo hier ist.“ Aber jetzt, wo er es gegenüber jemand Fremden aussprach, klang es unglaubwürdig. Er hatte gedacht. Irgendwas. Hatte sich an dieser Hoffnung festgeklammert, um irgendetwas gegen seine Verzweiflung in der Hand zu haben. Und nun? Glaubte er noch selbst daran?
    „Ich will sie nur wieder finden.“ Es war kein körperlicher, aber ein seelischer Zusammenbruch, der unvermeidbar gewesen war. Sperrangelweit offen standen die Tore, durch die glühende Verzweiflung floss und ihn in ihre heiße, erstickende Tiefe zog. Seine Hände begannen wieder zu zittern, genau wie seine Lippen. Der Blickkontakt blieb allerdings. In den dunklen Augen lag ein Flehen.
    „Sie findet dich bestimmt schön“, antwortete sie und sah Medin noch trauriger an. Es war ein Jammer, dass ein so schönes Gesicht so traurig war, aber für Medin war es das nicht. Er verstand es in dem Moment einfach nicht. Seine Welt lag in Trümmern und die Person vor ihm war nur eines dieser Trümmer. Und über allem lag das Summen der Lieder.
    „Ich bin hier auch allein. Vielleicht gibt es hier viele einsame Frauen. Vielleicht ist sie auch nur ein Vogel, der im nächsten Moment wegfliegt.“ Sie schwieg wieder. Es war ein grausames Schweigen, in dem sich Medin nicht einsamer hätte fühlen können. Dabei sehnte er sich nicht einmal nach der Nähe, Zuwendung oder Stimme dieser Person. Er sehnte sich nur nach einer Person.
    „Wenn du sie nicht findest, wirst du dann sterben?“ Die ernste Frage schnitt ihm schmerzhaft in den Kopf. Er wusste die Antwort auf diese Frage schon die ganze Zeit.
    „Wenn …“ Seine Stimme wollte versagen. „Wenn ich sie nicht finde, werde ich nicht wieder leben.“
    „Das hier ist ein Märchenland. Vielleicht mag sie Märchen ja. ... es gibt hier so viele Dinge. Du würdest sie nicht verstehen. Hör auf, Angst zu haben ... was hast du denn schon zu verlieren? Du hast bereits alles verloren. Und jetzt sieh dir das hier an.“ Er sah es. Es wurde hell. Die ganze Zeit wurde es schon hell, aber er hatte es nicht bemerkt. Erst jetzt, da sie es ihm zeigte. Die Sonne ging auf, der Nebel verschwand und die Vögel begrüßten zwitschernd den neugeborenen Morgen, in dessen Licht die Bäume ein sattes Grün zeigten.
    „Du willst sie, und nicht mich, deshalb muss ich gehen. Oder willst du nicht, dass ich gehe?“
    Sein etwas ungläubiger Blick ging zu ihr. Im Licht sah sie nun schön aus, wirklich schön. Wahrscheinlich eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte. Ob er wollte, dass sie ging? Nein, aber das war nicht die Frage gewesen. Nicht wirklich.
    „Ich will bei Lilo sein.“ Er sagte ihren Namen, als müsste sie ihn kennen. Es war seine endgültige Antwort und so klang sie auch.
    „Ihr seid in einem Märchen. Wenn du zaubern kannst, schaffst du es vielleicht ... für die kleine Lilo.“ Die kleine Lilo. So hatte sie sie genannt. Die kleine Lilo! Es wurde wieder dunkel und das Zwitschern der Vögel erstarb. Als Medin zum Himmel sah, kam es ihm so vor, als würde es noch dunkler als vorhin werden. Und dann war die blonde Schönheit mit einem Mal verschwunden.
    Medin war alleine. Ihre Worte waren noch da. Zaubern. Lopadas hatte auch so etwas Ähnliches gesagt, aber das war damit nicht zu vergleichen. Die Worte waren wirklich in seinem Kopf drinnen und er glaubte sie. Sie waren alles, was er hatte. Seine einzige Hoffnung. Es war ein Märchen. Er war im Märchenland. Märchen gehen meistens gut aus. Das hatte er zu Lilo gesagt, also musste es doch so sein. Er hatte sie nicht angelogen. Er musste also bloß zu Lilo.
    Der General lief einfach los. Es war nicht mehr der treibende Wille zur Suche und zum Finden, der ihn loslaufen ließ. Es war ein einfaches Gefühl, eine seltsame Sicherheit, die er nun spürte. Er musste nur zu ihr laufen.
    Es war unglaublich. Er konnte sich nicht einmal selbst glauben, stellte sich aber auch nicht in Frage. Nach ein paar Schritten stand er jedenfalls wieder vor Lopadas. Die summenden Lieder waren verschwunden. Der Magier hatte keine Zeit zum fragen.
    „Da lang“, sagte Medin bloß und lief los. Er blieb nicht mehr stehen. Die Zeit, die er lief, spürte er nicht. Er spürte nur einen Funken beruhigender Gewissheit, der Hoffnung nähren konnte, wenn er es zuließ. Er ließ es zu und nach vergleichsweise kurzer Zeit erstreckte sich vor den beiden eine dunkle, spiegelglatte Wasseroberfläche.
    Der See sah so anders aus. Anders als an dem fernen Tag, als Medin darin mit Lilo geschwommen war. Gleichzeitig war das Gewässer aber auch vertraut, zumindest vertrauter als der Wald.
    „Wir müssen zur Insel.“
    Geändert von Medin (13.07.2009 um 21:06 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Lopadas wollte kurz überlegen, doch ihm blieb keine Zeit. Wie besessen hetzte der General durch den Wald. Anfangs hatte der Magier geglaubt, dass Medin überhaupt keinen Schimmer davon hatte, wohin die Reise überhaupt gehen sollte, aber jetzt schien er wenigstens eine Ahnung zu haben.
    Der Priester hatte immer noch große Probleme damit dem Paladin zu folgen, schließlich waren seine Beine mehr aufs Sitzen als aufs Laufen ausgelegt und deswegen sträubten diese sich auch gegen die zunehmende Anstrengung.
    Doch tatsächlich waren die beiden Gefährten an dem See angekommen, von dem sie aufgebrochen waren. Der Barbier hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass Medin den See finden würde, aber scheinbar hatte der General doch etwas wie eine magische Ader in sich entdeckt oder es war einfach nur reiner Zufall, dass die beiden nun vor diesem Gewässer standen.
    Gerade wollte sich der Schriftgelehrte auf einen Stein niederlassen, als sein Gefährte dazu aufrief auf die gegenüberliegende Insel zu schwimmen. Innerlich sackte der Magier zusammen und wahrscheinlich war davon auch äußerlich mehr als genug zu erkennen. Eigentlich wollte er keinen Schritt mehr weiter gehen und schwimmen wollte er schon mal überhaupt nicht. Er wusste nicht einmal sorecht, was ihn überhaupt noch dazu antrieb den Paladin auf Schritt und Tritt zu folgen. Dann kam ihm aber wieder sein Glas in den Sinn.
    Vorsichtig holte er das Honigbehältnis aus der Tasche und betrachtete es. Der Honig schien von selbst in einem dunklen, aber freundlichen Gelb zu schimmern. Er lud förmlich dazu ein gegessen zu werden, doch hatte der Magier schon gekostet und empfand den Geschmack als äußerst widerlich. Aber der Geruch und das Aussehen machten den üblen Geschmack wieder weg. Während er das Süße betrachtete, fühlte er die Schwere von seinen Gliedern abfallen. Es war so, als würde der Honig ihm neue Energie geben, um die Suche fortsetzen zu können und dennoch widerstrebte sich sein Geist gegen die Vorstellung weiterlaufen oder sogar schwimmen zu müssen.
    "Wartet kurz.", sagte Lopadas zu Medin, welcher gerade im Begriff war in die Fluten zu springen, "Ich habe eine bessere Idee, da meine Kräfte sicherlich nicht mehr dazu reichen bis auf die andere Seite zu schwimmen."
    So richtig wusste der Barbier nicht, wie er auf die Idee gekommen war, aber es war eine von diesen Ideen, bei denen man sich dachte 'was kann schon schief gehen?'.
    Der Schriftgelehrte beugte sich über das Wasser und ließ etwas von seinem geliebten Honig in das Nass fließen. Sofort verband sich die süße Masse mit dem See und breitete sich schlagartig aus. Die Idee war also doch nicht so schlecht gewesen. Zwar war durch die Dunkelheit nicht viel zu erkennen, doch es roch wenigstens angenehm süß. Vorsichtig trat der Magier einmal kurz auf die Oberfläche des Sees. Von seiner Stiefelsohle tropfte eine klebrige Flüssigkeit, als er seinen Fuß wieder anhob.
    "Wenn wir schnell genug laufen, sinken wir auch nicht ein.", sagte der Magier und rannte los.
    Die klebrige Masse unter seinen Füßen gab bei jedem Schritt seltsame Geräusche von sich, die sich nicht richtig definieren ließen. Aber auf jeden Fall war diese Fortbewegung wesentlich kräfteschonender als mit einer dicken Robe und viel Gepäck zu schwimmen. Man durfte nur nicht stehen bleiben.
    Geändert von Lopadas (13.07.2009 um 21:33 Uhr)

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    „Lilo!“
    Medins Stimme war ebenso kratzig wie der Sand, den er unter seinen Stiefeln spürte. Die Insel war nicht sehr groß und irgendwo hier musste sie sein? Er wusste nicht, woher er das wusste. Er wusste nicht einmal, ob er es überhaupt wusste. Vielleicht glaubte er es auch bloß, um die Hoffnungslosigkeit zu verdrängen. Es spielte für ihn keine Rolle. Er musste sie finden und er musste nur zu ihr gehen.
    Der General blieb stehen, als sein Fuß gegen etwas Hartes stieß. Er sah hinunter und vor sich eine leere Flasche liegen. Die Erinnerung kehrte zurück. Die Erinnerung an die ausgelassene Sorglosigkeit, die er mit Anna hier auf dieser Insel erlebt hatte … sie schmerzte. Es war alles gut gewesen. Paradiesisch. Perfekt. Viel zu perfekt. Bis er die Flasche zerschlagen hatte.
    Er blickte auf. Ein paar Schritte vor ihm lag noch eine leere Flasche. Die Spur führte weiter, ebenso wie seine Erinnerung. Das Loch.
    „Lilo?“, rief er noch einmal und folgte der Spur. Es dauerte nur einen Augenblick, bevor er das alte Schmugglerlager erreicht hatte, aber die Kisten voll mit Flaschen interessierten ihn nicht. Er sah nur das Loch. Da lag es vor ihm, dunkel und schwarz wie beim letzten Mal, nur dass es jetzt ein bisschen größer war. Und nun? Der Paladin rutschte auf Knien an das Loch heran. Ein schlimmer Gedanke war ihm gekommen.
    „Es ist größer“, bemerkte er zu Lopadas, bevor der etwas sagen konnte. Das hatte der Magier wahrscheinlich auch schon selbst gemerkt. „Was ist, wenn es wieder nach Magie gegriffen hat?“

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    Der Priester blieb im großen Abstand von dem Loch entfernt stehen. Ihm war dieses schwarz im Boden immer noch nicht geheuer, schließlich wäre er fast von dem nichts verschluckt worden. Es hatte sich, genau wie es der Paladin gesagt hatte, vergrößert. Lopadas stellte sich in diesem Zuge die Frage, warum das Loch sich vergrößert haben könnte. Die Umgebung sah immer noch so aus wie bei ihren letzten Besuch, das hieß also dass das Loch keine Umgebung verschlang, um größer zu werden, aber vielleicht war es so, wie der Paladin vermutete, dass es sich von der magischen Kraft der Umgebung nährte, schließlich war der Magier auch nur in das Loch gefallen, weil er an seinem Zauber festgehalten hatte. Bevor er Medin antwortete, notierte er noch schnell seine Feststellung in seinem Notizbuch und schaute sich dann das Loch nocheinmal genauer - von weitem.
    "Dies kann gut sein, schließlich scheint die Umgebung immer noch genauso zu sein wie bei unserem Verlassen. Da hier in diesem Tal aber eine gleichbleibend hohe Konzentration magischer Energie vorherrscht, kann ich nicht sagen, ob sich das Loch daran bedient hat, denn die Umgebung würde das entstandene Magievakuum wieder sofort füllen. Jedenfalls wenn meine Forschungen von früher der Wahrheit entsprechen.
    Aber falls Ihr damit andeuten wollt, dass es vielleicht auch nach Anna gegriffen hat, so würde ich dies eher verneinen. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, da Anna noch nicht über sehr große, magische Fähigkeiten verfügt. Ihre Zauber kamen bisher doch eher zufällig zum Vorschein und somit würde das Loch ihr schnell die Kontrolle über die Magie entreißen können, sofern die Novizin hier sich ihrer Magie bemächtigt hat. Ich wurde nur in das Loch gezogen, weil ich versucht habe meinen Zauber festzuhalten."
    Der Barbier kratzte sich am Kinn und schaute sich die Umgebung nocheinmal genauer an. Es ließ sich aber sonst keine Spur von seiner Schülerin finden. Doch der General schien davon überzeugt zu sein, dass Anna sich ebenhier aufhielt.
    "Und Ihr seid Euch sicher, dass sie hier ist?", fragte der Magier etwas ungläubig.

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