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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Was kauften monochrome Hasen eigentlich ein? Ostereier? Medin wusste es nicht und es interessierte ihn auch nicht. Überhaupt hatte er den Hasen in dem Moment vergessen, als Lilo umgefallen war.

    Inzwischen war eine halbe Stunde vergangen. Medin hatte Lilo auf eine Decke gelegt und Lopadas zum See geschickt, um ein Tuch mit Wasser zu tränken, das sie ihr auf die Stirn gelegt hatten. Die restliche Zeit hatte der Paladin mit besorgtem Wachen neben ihr verbracht.
    Als die Kleine nun schließlich ihre Augen öffnete, kam auch wieder Bewegung in Medin und seine sorgenvolle Stirn hellte sich auf.
    „Hey“, sagte er sanft, doch ihre Augen hatten sich schon wieder geschlossen. Mit beiden Händen ergriff er ihre Rechte.
    „Hey!“, wiederholte er und drückte ihre Hand. Langsam, scheinbar widerwillig öffneten sich ihre Augen wieder.
    „Wie fühlst du dich?“
    Ein Moment verging, doch sie sagte nichts. Sie blickte ihn nur an, stumm, und er wollte etwas in ihren Augen lesen.
    „Hast du Schmerzen?“
    Sie antwortete wieder nicht, sondern sah ihn nur weiter an … als ob sie nicht mehr sprechen konnte. Dann spürte Medin aber, wie sie leicht seine Hände drückte.
    „Ruh dich aus“, sagte er mit beruhigender Stimme, obwohl der Ratschlag in ihrer Situation recht sinnfrei war. Medin meinte es aber so. Er wollte, dass sie sich ausruhte und von was-auch-immer erholte. Und dann wollte er sie von hier wegbringen.
    „Du gehst immer nur zu blöden anderen Frauen“, sagte sie auf einmal etwas verwirrt. Der Südländer blickte sie ebenso verwirrt an. Er tat bitte was immer?
    „Ich bin doch bei dir“, beschwerte er sich, obwohl es nicht wirklich beschwerend klang. Sie antwortete nicht, aber schaute ihn ein bisschen traurig an.
    „Ich bin bei dir und bleibe bei dir. Das habe ich dir doch versprochen.“ Nun drückte er auch ihre Hand und wollte sie ein bisschen anlächeln. Schließlich beugte er sich zu ihr herab und umarmte sie. So, wie sie da lag, drückte er sie an sich.
    „Ich bleibe bei dir.“
    Aber als er den Kopf wieder hob, schaute sie ihn auf einmal ängstlich an.
    Geändert von Medin (08.07.2009 um 01:53 Uhr)

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    Über das kleine Tier zu denken und sprechen war schwierig. Irgendwie spukte ihr noch der Hase im Kopf herum.
    „Hier war ein …“, fing sie an und schloss dann wieder die Augen. Doch da das nicht erlaubt war, machte sie sie wieder auf. Medin starrte sie an. Warum ging er nicht zu den anderen Frauen?
    „Warum willst du denn nicht zu den anderen Frauen gehen?“, fragte sie, wechselte wieder das Thema und den Gesichtsausdruck. Sie sah nicht wirklich böse aus, vielleicht nur ein bisschen irritiert. Medin könnte doch genauso eine andere Frau so lieb haben, die viel größer, besser und schöner war als sie. Warum denn, dachte Lilo verwirrt und ihr Kopf fühlte sich versteinert und betäubt an.
    „Was will ich denn bei denen?“, fragte er bloß zurück.
    Lilo konnte leider nicht genau nachdenken, doch hatte er sie scheinbar dasselbe gefragt, was sie ihn eben gefragt hatte, aber richtig beschweren konnte sie sich nicht, da sie gar nicht so genau wusste, was eigentlich Sache war.
    „Was willst du denn bei mir? Die sind doch alle viel älter, schöner und besser“, erklärte sie innerhalb von drei Sekunden noch mehr und holte ziemlich schnell Luft.
    „Nein. Ich weiß nicht, von wem du sprichst, aber die sind nicht so gut wie du. Ich hab noch nie jemanden so gebraucht wie dich“, antwortete er ganz ruhig.
    Kurz dachte Anna über seine Worte nach. Sie schienen wieder keinen Sinn zu ergeben. Wieso ging er denn nicht zu so besseren sexy Frauen, die nicht ständig Blödsinn machten so wie sie?
    Jetzt hatte sie endgültig keine Lust mehr. Sie drehte sich mit überraschender Gewalt von ihm weg, da er sie immer noch festhielt, wusste allerdings gar nicht, dass sie auf dem Boden lag, und versteckte sich vor dem ganzen Irrsinn hinter ihren Händen. Als es dunkel geworden war, sah sie dort jedoch auf einmal noch eins von den bunten Tieren, orange und blau und rot und grün und lila … Es war groß und vor Schreck fuhr sie zusammen und schlug mit der Hand vor sich.
    „Was ist denn?“, fragte er leicht verwundert, aber nicht aufgebracht. Da erinnerte sich Lilo wieder seiner Anwesenheit und sah ihn an.
    „Es sind die Tiere hier!“, sagte sie und kurz war die Angst vor ihnen weggeblasen. „Grün, rot, orange, rosa, blau, gelb, …“, zählte sie wie geistesabwesend auf. Auf einmal schlugen ihre Gedanken wieder um, als sie alles nochmal anders erkannte.
    „Gib mir einen Kuss“, sagte sie und schaute ihn traurig an, keine Spur mehr von Gewalt oder Aufregung.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin tat, wie von ihm verlangt. Wahrscheinlich hätte er das auch getan, ohne dass sie es verlangt hätte, aber sie hatte. So oder so, es war schön.
    „Ich kann die Tiere nicht sehen“, sagte er, als er sie geküsst hatte.
    „Sie sind rot, gelb, grün, lila, schwarz, weiß, ...“, erklärte Anna noch mal in einer für sie typischen Sturheit.
    Der General schaute sie ein bisschen irritiert an.
    „Solche Tiere habe ich noch nie …“ Aber bevor er den Satz beendet hatte, hielt er inne. „Na ja, der Hase vorhin war immerhin auch hellblau. Was sind das denn für Tiere?“
    „Kleine Tiere“, erklärte sie, womit Medin nicht so viel anfangen konnte. „Manche sind aber auch groß.“ Aha.
    „Der Hase?“, fragte sie noch.
    „Na der Hase, der vorhin da war, als wir zurückgekommen sind. Du hast dich mit ihm unterhalten. Er war hellblau und … und ist dann einkaufen gegangen.“ Es war so gewesen, auch wenn Medin es ziemlich seltsam fand, nun darüber zu reden.
    „Bestimmt bei Frau Kambach.“ Lilos Bemerkung klang abwesend. Medin war nun noch verwirrter, fragte aber nicht mehr nach. Er machte sich Sorgen. Anscheinend schien Lilo ziemlich fertig zu sein.
    „Durst?“, fragte er sie anstatt nach Frau Kambach zu fragen. Sie hatte und er gab ihr etwas Wasser zu trinken.
    „Der Hase sagte, dass …“, sagte sie, als sie wieder abgesetzt hatte, hielt dann aber inne. „... dass die Tiere böse seien oder so.“
    „Ich glaube nicht, dass Tiere böse sind“, meinte Medin, „aber das ist egal. Du ruhst dich jetzt etwas aus und dann verschwinden wir von hier.“ War das Wunschdenken? Er wollte so schnell wie möglich von hier weg und vor allem sie von hier wegbringen, aber es war schon zu viel passiert, als dass er davon ausgehen konnte, dass das reibungslos funktionieren würde.
    „Du musst eben genau gucken, dann siehst du sie", flüsterte Lilo ein wenig beklommen. Damit wusste Medin nun gar nichts anzufangen. Seiner Freundin schien es schlechter zu gehen, als er dachte.
    „Werde ich. Erstmal gehe ich aber noch einmal Wasser holen.“
    Geändert von Medin (08.07.2009 um 12:15 Uhr)

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    AnnaJoseph ist offline
    „Du kannst doch nicht einfach Wasser holen gehen“, sagte die Kleine so leise, dass er es eigentlich gar nicht hören dürfte, so weit wie er schon von ihr entfernt war. Doch trotzdem drehte er sich um.
    „Na gut, dann geh eben“, sagte sie genervt, änderte ihre Meinung und wollte nicht länger im Weg stehen. Er sollte schon abhauen, wenn er meinte, dass die Tiere … doch bei diesem Gedanken stoppte Lilo. Als schlief sie ein, nur dass sie wach war.
    Plötzlich war Medin weg. Einfach so, weg. Sie sah sich um und sah nur leere Bäume. Warum war er weggegangen, fragte sie sich verwirrt.
    Und wie auf Zuruf war das bunte Tier wieder da. Es krabbelte am Rand von Bäumen auf dem Boden. Es stach bunt ab. Die Kleine erstarrte, wusste nicht, ob sie das Tier anstarren sollte oder nicht. Würde es dann böse werden? Oder hatte sie Angst davor. Sie erinnerte sich an die Worte des Hasen, dass sie es nicht streicheln sollte.
    ‚Dann tötet es dich.’
    Aber sie wollte doch sterben?
    Was würde Medin dann wohl sagen, wenn sie tot war? Dann wäre er bestimmt traurig, oder? Aber weinen würde er nicht. Er weinte ja nie. Ihr Kopf schien aus Stein zu bestehen, das kleine Viech dagegen aus Gummi. Doch bei den Gedanken fiel ihr Medin ein. Er wollte gar nicht mehr bei ihr sein. Was sollte sie tun? Sie wollte nicht allein sein.
    Sie rappelte sich auf und rief: „Medin, hier ist eins!“, fast als hätte sie keine Angst. Gleichzeitig machte sie sich aber ziemlich Sorgen, dass das Tier sie gehört haben könnte, und was es wohl über sie denken mochte. Vielleicht dachte es, sie holte den Paladin, damit er es abschlachtete.
    Aber würde er das tun?, überlegte sie plötzlich. Nein, das durfte er nicht, dachte sie traurig. Immer musste er nur alles abschlachten, dabei war das Tier doch so bunt.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Medin, hier ist eins!“ Sie klang aufgeregt.
    Der Paladin beschleunigte seine Schritte, die Wasserflasche noch im gehen wieder verschließend. Als er bei der Novizin ankam, sah er es auch. Ein kleines Krabbeltier, nicht größer als eine Eidechse. Der Kopf war im Verhältnis zum Körper ziemlich groß und kugelrund, während die glatte Oberfläche in vielen grellen Farben erstrahlte.
    „So eines habe ich ja noch nie gesehen“, gab er erstaunt zu. Solche Farbenpracht war in der Tat etwas ungewöhnlich, hatte aber gleichzeitig auch etwas Warnendes.
    „Tiere, die so bunt sind, können giftig sein. Vielleicht hat der Hase das gemeint …“ Es kam ihm immer noch falsch vor so ganz normal von dem Hasen zu reden.
    „Wir sollten es besser nicht anfassen. Vielleicht weiß Lopadas, was es damit auf sich hat.“
    Aber der Magier war nicht in der Nähe, sondern nur dieses kleine, seltsame Tierchen. Genau genommen war es eines von vielen seltsamen Tierchen, das sie die letzten Tage gesehen hatten und Medin hatte genug von diesen Viechern. Er wollte nur noch von hier weg. Wer wusste schon, was das Krabbeltier alles anrichten konnte. Auf alle Fälle war nicht auszuschließen, dass es mit dem Loch auf der Insel konkurrieren konnte. Der General hatte ein mulmiges Gefühl.
    „Da ist noch eines“, bemerkte er ein weiteres Tier, das von der Seite her angekrabbelt kam.

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    „Und was machen wir jetzt, wenn so viele Tiere kommen?“, fragte Lilo betont beiläufig, wobei sie wieder Angst hatte, dass sie zuhörten und das vielleicht nicht mochten, was die Menschen redeten. Jedenfalls schienen die Kleinen auf jeden Fall ihre Anwesenheit bemerkt zu haben, nur krabbelten sie ruhig wie Spielzeuge.
    „Hm …“, überlegte er ziemlich gefasst, während er die Tiere betrachtete. „Wir sollten ihnen aus dem Weg gehen.“
    „Aber wenn wir woanders hingehen, werden da noch mehr sein“, fing Lilo an zu diskutieren, was angesichts der Situation unangebracht schien. Andererseits waren die Tiere auch niedlich.
    „Kann sein. Hier sind auf alle Fälle welche“, entgegnete er.
    „Aber sie sind doch auch niedlich“, wollte Lilo ihre widersprüchlichen Gedanken einbringen.
    „Ich will trotzdem nicht mit ihnen spielen.“
    „Warum nicht?“, stellte Lilo die sinnloseste Frage. Der General schien keine richtige Antwort zu haben, sein Mund war ein winziges Stück offen, doch sah Lilo in dem Moment drei weitere Tiere in einer Reihe auf der anderen Seite von Medin stehen. „Weil …“, fing er an. Waren die schon die ganze Zeit da? Fein hockten sie auf dem Boden und bewegten ihre kugligen Füße.
    „Ich glaube nämlich, dass sie mit dir spielen wollen“, entgegnete sie ängstlich und rückte zu Medin heran, der die Wasserflasche auf den Boden gestellt hatte. „Es ist nicht so böse“, sagte sie zweifelnd, als das Tier zu Medins Bein gekrabbelt kam.
    „Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte er und ging einen Schritt von dem Tier und damit auch von Lilo weg. In dem Moment allerdings sprang das Wesen … Es hüpfte sehr schnell vom Boden hoch und wollte gegen ihn springen, doch direkt neben dem Tier entstand ein Feuerball und krachte kurz darauf in es hinein, wodurch es in tausend verbrannte, braune Stücken zerschmor und in der Luft explodierte und verdampfte. Die Reste fielen auf den Boden.
    Medin war vor Schreck wegen der Feuerexplosion direkt neben seinem Bauch kurz erstarrt, in der Zeit kam ein anderes Tier und biss ihn ins Bein. Es hatte nur kleine Zähnchen und schien nicht viel ausrichten zu können, es sah ein bisschen ulkig aus, wie ein Babytier, das spielen wollte. Das Wesen hüpfte danach weiter um Medin herum.
    „Geht weg!“, schrie Anna die paar Tiere an, die sie verwundert ansahen. Einige hüpften weg, andere blieben an den Bäumen sitzen.
    „Ich wollte es nicht töten“, sagte sie einen Moment später und das eben getötete bunte Monster tat ihr so leid, dass ihr die Tränen in den Augen standen.
    Geändert von AnnaJoseph (08.07.2009 um 13:56 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Medin brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Der Geruch von verschmortem Insekt lag in der Luft und erinnerte auf eine perverse Art und Weise an einen über einem Lagerfeuer zubereiteten Braten. Aber das war für ihn unwichtig, genau wie das leichte, warme Kribbeln, das er an der Stelle, wo ihn das bunte Tier gebissen hatte, spürte. Hier war nur eines wichtig: Weg von hier, bevor noch mehr passierte.
    „Ich weiß“, fühlte er ehrlich mit Lilo mit, die noch immer auf der Decke saß und zog sie so sachte wie möglich nach oben.
    „Was du getan hast war trotzdem nicht falsch, aber jetzt müssen wir weg von hier. Zu Lopadas.“ Seine Stimme war drängend und er hatte es auch eilig. Schnell warf er die Decke, auf der Lilo gelegen hatte, auf seinen Rucksack und hob diesen dann an einem Träger über seine Schulter. Die bunten Tiere, immer wieder von argwöhnischen Blicken seitens des Generals beobachtet, verhielten sich ruhig und kamen nicht näher. Einige hüpften sogar fort, aber das war nichts, was Medin beruhigte. Er nahm Lilo bei der Hand und dann liefen sie zügig los.
    Nach wenigen Schritten trafen sie Lopadas, der wohl irgendwo gewesen war und von der Explosion aufgeschreckt ihnen entgegen kam.
    „Wir müssen verschwinden“, sagte Medin kurz angebunden und verzichtete auf eine Erklärung. Er fühlte sich sowieso ein bisschen außer Atem und ungewöhnlich warm. Es war keine Hitze, sondern eher eine wohlige Wärme, die ihn erfüllte. Das Kribbeln in seinem Bein war auch etwas stärker geworden, aber noch versuchte er es zu ignorieren.
    Der Magier nahm auch seine Sachen und obwohl gerade keine bunten Tierchen in Sicht waren, brachen die drei schleunigst auf. Sie waren aber nur wenige Schritte gegangen, als Medin einen Schatten bemerkte, der von einem Rauschen begleitet dicht über sie hinweg glitt. Er zuckte leicht zusammen und blieb stehen. Die anderen hielten auch inne.
    „Was war das?“, brummte er leicht beunruhigt zu seinen beiden Gefährten.
    Geändert von Medin (08.07.2009 um 21:25 Uhr)

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    Der Priester konnte die ganze Aufregung nicht nachvollziehen. Er wusste auch nicht, was seinen beiden Gefährten widerfahren war, dass sie so aufgeregt waren. Denn er hatte die letzten Stunden damit verbracht über Miranda nachzudenken. Irgendetwas hatte die Rothaarige mit ihm angestellt, doch war ihm noch nicht bewusst was. Der Schriftgelehrte hatte sogar seinen gesamten Körper abgesucht, um irgendwelche äußerlichen Verändernungen zu finden, doch da war nichts. Ihm blieb einfach nur das Gefühl, dass sich seit der Begegnung mit dieser seltsamen Lady irgendetwas in ihm sich verändert hatte. Doch war es sicherlich keine Ansätze von Verliebtheit oder etwas dergleichen, solche Gefühle waren wahrscheinlich wesentlich stärker als diese Ahnung eines Gefühls. Vielleicht war es einfach nur eine böse Vorahnung oder etwas in dem Maße, schließlich steckten in dieser Anomalie Gefahren und andere seltsame Begebenheiten hinter jedem Busch.
    Plötzlich blieb der General stehen. Scheinbar hatte er irgendetwas entdeckt. Erschrocken schaute sich der Magier um. Seine Augen beobachten jeden noch so kleinen Winkel und zur Sicherheit schaute er sogar in die Luft, doch es war nichts zu sehen. Doch wollte er sich allein auf seine Augen nicht verlassen. Eine kurze Zeit ging der Priester in sich und versuchte auf andere Art und Weise die Umwelt wahrzunehmen, doch es waren keine gefährlichen Schwingungen oder irgendwelche starken, magischen Ströme zu spüren, jedenfalls wenn man davon ausging, dass die drei sich in mitten einer riesigen magischen Konzentration befanden.
    "Ich kann nichts entdecken. Lass uns weitergehen.", sagte Lopadas und setzte zu einem Schritt an.
    Doch der General hielt ihn zurück. Medin schien immer noch auf irgendetwas zu achten und auch Anna drehte sich ab und zu nach hinten um, als würde die Gruppe von irgendjemanden verfolgt werden.
    Die ganze Situation wirkte auf den Priester so, dass seine beiden Gefährten langsam den Verstand verloren und paranoid wurden. Es war auch leicht verständlich, wenn man bedachte in welcher Lage sie sich befanden, aber trotzdem war es beunruhigend, schließlich konnte er so nicht vorrausahnen, wie sie auf irgendwelche Situation reagieren würden. Das einzige, was in ihm anders war als normal, war der Drang nachvorn zu gehen. Sonst hatte er immer einen gesunden Respekt vor unbekannten Gebieten, in denen Wesen lauerten, die er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen würde. Aber hier in dieser Umgebung war es anders. Alles wirkte nicht fremd, sondern auf irgendeine Art und Weise vertraut. Vielleicht lag es daran, dass hier eine große Konzentration magischer Energie vorherrschte, die sich sicherlich auch auf sein Gemüt ausübte.
    Auf jeden Fall konnte es so nicht weitergehen, ein klärendes Gespräch musste her, denn ansonsten würden alle drei noch verrückt werden.
    "Was ist mit euch eigentlich los? Ihr kommt mir irgendwie verändert vor oder bilde ich mir das nur ein? Was ist denn geschehen, als ich nicht da war?"
    Viele Fragen, die er eigentlich auch an sich selbst stellen hätte können, denn schließlich war auch er nicht mehr derselbe wie vorher. Er ging zwar immer noch fest davon aus, dass sein Verstand normal funktionierte, aber dennoch ließ er sich auf fragwürdige Treffen mit einer mysteriösen Frau ein und trug immer noch dieses seltsame Honigglas mit sich herum bis er sich sicher war, welche Verwendung dieses hatte, denn der Honig im Inneren schmeckte einfach nur scheußlich, aber dafür roch er hervorragend.
    Geändert von Lopadas (08.07.2009 um 21:47 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Dort waren ein paar Viecher“, antwortete Medin, der sich vorgenommen hatte, bei der Kurzfassung zu bleiben. „Kleine Krabbeltierchen, ungefähr so groß“ – er zeigte mit seinen Händen die ungefähre Größe – „und in allen Farben des Regenbogens leuchtend. Es wurden immer mehr. Sie waren nicht sehr aggressiv … obwohl mich eines gebissen hat. Ist nicht so schlimm“, fügte er hinzu. Sie hatten jetzt keine Zeit für eine Untersuchung. Das Kribbeln war sogar leicht zurückgegangen. Dafür spürte er noch immer diese wohlige Wärme …
    „Ich halte es trotzdem klüger, dass wir jetzt verschwinden und keine Zeit mehr verlieren. Wir haben die Anomalie gefunden, aber es hat uns nichts als seltsamen … kranken Ärger eingebracht. Wir können hier nicht länger bleiben", schloss er ab.

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    Drachentöter Avatar von Lopadas
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    "Wir müssen aber hier bleiben.", entgegnete der Priester ohne näher darüber nachzudenken.
    Sofort hielt er sich mit beiden Händen den Mund zu. Ihm war bewusst, dass dies nicht unbedingt die Antwort war, die man in einer solchen Situation geben sollte, denn schließlich schienen Anna und Medin wirkliche Probleme in seiner Abwesenheit gehabt zu haben.
    "Wir sind doch schließlich hier, weil wir mehr über Anomalien und somist über die Geheimnisse der Magie herausfinden wollen. Dies hier ist eine einmalige Chance wissenschaftliche Forschungen im direkten Kontakt mit der Materie zu betreiben. Eine solche Chance kommt wahrscheinlich nie wieder. Viele Magier hatten sicherlich bisher noch nicht eine solche Möglichkeit bekommen.
    Es wäre ein Verbrechen an der Wissenschaft, wenn wir jetzt einfach umkehren würden und wenn wir dieses magische Paradies hinter uns lassen würden."
    So richtig wusste er nicht, was ihn dazu bewegte soetwas zu sagen, schließlich war er sonst immer darüber besorgt, wie es anderen Menschen erging, doch irgendwie drängte sich immer mehr die Wissenschaft in den Vordergrund und schien alles andere hinter sich zu verbergen.
    Lopadas schüttelte seinen Kopf und versuchte wieder soziale und vernünftige Gedanken zu fassen, obwohl es auf eine gewisse Art auch vernünftig war an diesem Ort zu bleiben, um mehr über die Magie herauszufinden. Wieder schüttelte er sich, denn immer wieder drängte sich die Forschung nach vorn.
    "Wir sollten ganz ruhig an die Sache herangehen und darüber nachdenken, wie wir nun weiter vorgehen, denn schließlich können wir nicht einfach aus der Anomalie herausmarschieren, das wäre sicherlich eine zu einfache Möglichkeit, die eine solche hohe Konzentration an Energie nicht zu lassen würde. Vielleicht müssen wir sogar noch weiter hinein, alles erforschen und können erst gehen, wenn wir alles gesehen haben."
    Der Priester erntete nicht gerade positive Blicke wegen seiner Ansprache und es war wieder an der Zeit, dass er sich gekonnt aus der Affäre zog, um nicht einen qualvollen Tod zu erleiden.
    "Honig?"

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Nein, wir wollen jetzt keinen Honig!“
    Medins Stimme an sich war ruhig, aber genauso hart und entschieden. Er hatte eigentlich nichts gesagt, was eine Diskussion zuließ, aber dieser Magier brachte es fertig ihn doch auf eine Argumentation festzunageln.
    „Das spielt alles keine Rolle.“ Seine Stimme wurde ein bisschen lauter, war aber nach wie vor beherrscht.
    „Seit diesem Summen haben wir nichts als Scheiße erlebt. Mutierte Eichhörnchen, Tintenregen, ein endlos tiefes Loch, Miranda!“ Den Namen von Lopadas’ Abendbekanntschaft betonte er besonders. „Und jetzt diese Viecher. Sofern mich nicht alles täuscht ist das eine Menge unkontrollierbarer und im Zweifel gefährlicher Mist, dem Null Komma Null an neuen und wissenschaftlich wertvollen Erkenntnissen gegenüberstehen.“
    Der Magier erwiderte nichts, sondern schaute Medin bloß an. Genau wie Lilo. Die Atmung des Soldaten hatte sich während dem Reden beschleunigt. Die beiden dachten vielleicht, dass er erregt war. Das war er auch. Vielleicht dachten sie auch, dass er richtig wütend war. Zumindest hätten sie zu dieser Annahme einen guten Grund gehabt. Oder aber sie wussten es besser.
    Die Wärme hatte zugenommen und über seinen leicht geweiteten Pupillen blinzelte Medin ein bisschen öfter. Aber davon merkte er nichts. Er war noch nicht fertig.
    „Tut mir Leid, wenn sich mein Forscherdrang momentan ähnlich wie mein Verlangen nach Honig in Grenzen hält, aber ich sage, dass wir jetzt so schnell wie möglich die Rückreise antreten – und keine Disk…“
    Das Rauschen kam aus heiterem Himmel. Medin zuckte zusammen und da war auch wieder dieser Schatten. Riesig, das Licht verdeckend. Der General konnte nichts erkennen, aber was immer über ihnen war, musste ziemlich groß sein.
    „Runter!“, rief er und warf sich sofort auf den Boden. Das Rauschen schwoll zu einem Orkan an, bevor es wieder verschwand und auch der flügelartige Schatten weiter zog. Nach einer Sekunde war alles schon wieder vorbei.
    Als sich Medin wieder aufrichtete, zitterten seine Lippen. Unruhig schaute er zum Himmel. Es war nichts mehr zu sehen.
    „Irgendjemand noch Zweifel, dass wir …“ Abermals hielt er inne, als er zu seinen Gefährten blickte.
    Geändert von Medin (09.07.2009 um 00:04 Uhr)

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    „Hör auf!“, sagte Lilo und wieder fühlte sie sich, als wollte sie anfangen zu heulen. Träumte sie? Sie wollte nicht mehr hier sein, umfallen, nichts mehr sehen und sie sollten weg sein. Was sollte sie tun? Was um Himmels Willen sollte sie tun?
    „Ich renne gleich weg und komme nie wieder“, informierte sie Medin, weil sie wusste, dass er das sehr schlimm fand. Vielleicht würde er dann mal aufhören und sie beachten. Als er aufstand, fragte sie entgegen jeden Hasses und jeder Angst, die sie aufbringen konnte: „Was hat dir das jetzt gebracht, dass du auf dem Boden gelegen hast?“ Darauf gab es wahrscheinlich sowieso keine Antwort.
    Medin guckte irritiert zu ihr, überlegte kurz bevor er sagte: „Habt ihr das nicht ... Dieses mal war es doch riesig.“
    „Was war es denn? Ein fliegendes Auto mit viereckigen Rädern? Aber es hat uns ja nicht erwischt, da haben wir ja nochmal Glück gehabt“, murmelte sie entnervt und wusste gar nicht mehr, in welcher Dimension sie sich überhaupt befand. Aber als sie ihn ansah, fügte sie gleich hinzu: „Tut mir leid. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen. Ich weiß nur nicht …“ Verzweifelt zog sie ihre Stirn zusammen. Die drei standen noch mitten zwischen den Bäumen. Blätter fielen auf sie herunter. Brennend lange herrschte das Schweigen.
    „Ich … Ich weiß nicht, was da war. Da war … irgendetwas. Es war groß und hat einen ziemlichen Lärm gemacht …“, zögerte Medin.
    Am liebsten hätte Lilo geschrien. Was sollte sie denn machen, wenn der Typ, den sie liebte und der sie sonst immer da war und klug war und sie beschützte, sich auf einmal auf den Boden schmiss nur weil er meinte, dass da ‚irgendwas’ war? Kein Zweifel daran, dass hier Lärm war, nicht der geringste. Sie hörte ein Rascheln in den Bäumen.
    „Du hast mich nicht mehr lieb“, schloss sie schließlich mit der allgemeinen Verzweiflungsschlussfolgerung. Es war auch egal, dass Lopadas es mitbekam.
    „Was?“, fragte er fassungslos und klang wieder, als wäre er der Alte. Anna sagte aber nichts und starrte auf die Bäume, die sich vor ihren Augen zu bewegen schienen.
    „Was ... Was ist denn los?“, fragte er nochmal. Was zur Hölle sollte sie dazu sagen? Jetzt war er mal kurz normal, in fünf Minuten würde er sich wahrscheinlich von einem Baum stürzen und sie alleine lassen. Sie schaffte es allerdings nicht, ihm das zu sagen.
    Wieder raschelten die Blätter. Dann wurde die ohnehin nur vorhandene drückende Stille unterbrochen von folgendem Ruf: „Souvenirs! Teppiche!“ Hinter Lopadas stand die mittelalte Frau, die Anna noch nie gesehen hatte, mit einem großen Holzkasten, den sie trug. Sie war hübsch gekleidet mit buntem Tuch und hatte eine dunkelgraue Hochsteckfrisur.
    „Guten Tag die Herren“, sagte sie freundlich. „Möchten sie etwas kaufen?“ Ihr Ton war einschmeichelnd. „Ich habe hier hübsche Ansichtskarten von Tal, kleine Nachbildungen von Tempeln … oder diese niedlichen Monster!“ Sie hielt eine kleine Figur eines bunten Monsters hoch, von denen eins Medin gebissen hatte. „Vielleicht für die junge Dame?“, fragte sie und zwinkerte Lilo mit dem Gummimonster in der Hand zu.
    Diese traute sich nicht, zu antworten, und wollte lieber den Männern das Wort überlassen. Sie wusste allerdings, dass das Frau Kambach war.
    Geändert von AnnaJoseph (09.07.2009 um 01:21 Uhr)

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    Medin ist offline
    Eine Souvenirs verkaufende Frau. Normalerweise hätte diese Skurrilität Medin aus der Fassung oder zumindest verwundern sollen, aber das tat sie nicht. Zu viel war schon passiert. Zu viel, als dass das Unnormale hätte unnormal sein können. Es war wie bei einer Reizüberlastung.
    „Schau“, sagte er zu Lopadas und deutete auf das angebotene Gummitier. „So eines hat mich gebissen.“
    Das Angebot von Frau Kambach ignorierte er. Überhaupt ignorierte er sie. Unruhig schaute er sich um. Er war überfordert. Was tun? Was tun, damit nicht mehr falsche Sachen geschahen? Hier war so viel falsch. Er verstand nicht, was los war, was er sehen konnte, das den anderen entging. Alles war so schwer. Er wusste sonst immer, was zu tun war oder zumindest was man tun konnte. Hier nicht. Am liebsten hätte er einfach nur die Augen geschlossen, wieder aufgemacht und wäre in Vengard aufgewacht – mit Lilo neben ihm. Aber das hier war real. Das, was nicht sein konnte, war real.
    Der General machte ein paar Schritte auf Lilo zu und umarmte sie mit einem leichten Zittern in den Armen. Einen schweigenden Moment drückte er sie an sich. Sie war das wichtigste hier, rief er sich in Erinnerung. Nur wegen ihr war er hier und da lag auch seine Verantwortung. Ihm war so warm.
    „Ich möchte dich von hier wegbringen“, sagte er dann. „Ich will mit dir wieder nachhause, nach Vengard. Wir … wir müssen hier weg.“ Seine Atmung ging schnell.
    „Komm bitte mit mir.“ Es war halb eine Frage, halb eine Aufforderung.

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    "Interessante Dinge bietet Ihr an.", sagte der Priester, während er sich die Ware der alten Frau anschaute.
    Vorsichtig drehte er ein kleines, buntes Gummimonster in seiner Hand umher.
    "So eine Figur hat dich gebiss...?"
    Lopadas hatte sich umgedreht, aber dann gesehen, dass sich Medin gerade mit Anna beschäftigte, so konnte er sich wenigstens auf die Souveniers konzentrieren.
    "Sagt, gute Frau, habt Ihr vielleicht auch etwas magisches im Angebot? Eine magische Karte, die uns den Weg durch dieses Tal zeigt oder etwas in der Art."
    Die Alte kramte in ihren Waren umher.
    "Ich hab so einiges, junger Magier, doch wahrscheinlich nichts, was dir auf deiner Reise weiterhelfen kann."
    "Könnt Ihr mir dann etwas über diesen Ort hier sagen?", fragte der Schriftgelehrte etwas enttäuscht.
    "Ich kann dir nichts dazu sagen, ich lebe nur hier, doch was es mit dieser Gegend auf sich hat, wird dir niemand sagen können. Ich habe bisher nur wenige Menschen hier gesehen und die meisten waren verirrte Wanderer oder dergleichen."
    Sie versuchte mit den Schultern zu zucken, doch ihr Alter ließ diese Bewegungn nur noch geringfügig zu, weswegen sich das ganze mehr in ein Zittern des Oberkörpers verwandelte, welches nach kurzer Zeit wieder abklang.
    "Kennt Ihr vielleicht jemanden, der die Antwort auf meine Fragen kennt?"
    Die alte Verkäuferin schloss die Augen, sodass der Barbier das Gefühl hatte, dass sie gerade auf die andere Seite des Lebens ging oder einfach nur eingeschlafen war, doch traute er sich nicht sie zu berühren, da er Angst hatte, dass sie dann einfach tot umfallen würde.
    "Hallo?", fragte er vorsichtig.
    Urplötzlich schlug sie die Augen wieder auf.
    "Ja, es gibt da etwas oder jemanden, es kommt ganz drauf an, wie man es betrachtete.
    Niemand weiß so richtig, was mit diesem es vor sich geht. Manchmal ist es da und manchmal nicht."
    "Wo kann ich dieses etwas finden?", fragte Lopadas neugierig.
    "Ich kann dir nicht sagen, wo, wann oder wie du es finden kannst. Es hat zu viele Gestalten, es legt sich nicht fest und niemand versteht, wie es das anstellt. Manchmal ist es die Umgebung, manchmal ist es ein Tier, ein Baum, Wasser oder auch mal eine schöne Frau."
    "Miranda?", kam es aus dem Schriftgelehrten gesprudelt.
    "Ja, so wird sie von vielen genannt. Warum weiß keiner mehr.
    Es gibt eine Geschichte über die Herkunft des Namen:
    'Vor ein paar Jahren soll sich auch schon einmal ein hübscher Mann hierher verirrt haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine Menschen gesehen und schaute sich im Bewusstsein des Mannes um, welcher schon seit einiger Zeit allein durch die Wälder striff und deswegen Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung hatte.'"
    "Muss ich die Geschichte jetzt hören? Wir wollten eigentlich weiter.", unterbrach der Magier die Alte.
    "Unterbrich mich nicht, sonst wird es dir schlecht ergehen. Also wo war ich:
    'Das Es war neugierig auf den Zustand, den sich der Mann wünschte und wollte mehr darüber heraus finden. In der Figur seiner Sehnsucht trat es aus dem Wasser hervor. Dabei sprudelte die neue sie immer noch, da sie es noch nicht geschafft hatte alles in ihrem Körper zu manifestieren. Immer wieder tropften Teile von ihr und wollten sich wieder zu Wasser auflösen, doch der Willen war stärker, sodass nach einiger Zeit vor dem Mann eine wunderschöne Frau, die an manchen Stellen noch sprudelte.
    Deswegen wird sie Miranda genannt, weil einige Bewohner des Tales meinten, dass es irgendwo außerhalb ein Getränk gab, was süß schmeckte, sprudelte und auch den Namen Miranda trug.'"
    "Sehr interessant, aber was hat das mit meinen Fragen zu tun?"
    "Nichts, aber versuch hier mal jemanden zu finden, dem du eine solche Geschichte erzählen kannst. Es ist ziemlich trostlos sich immer nur mit sich selbst zu unterhalten."
    Lopadas wusste nicht so richtig, was er auf diese Aussage entgegnen sollte. Er war auch oft allein und hatte nie das Bedürfnis anderen irgendwelche Geschichten zu erzählen, was vielleicht daran lag, dass er theoretisch die Chance hatte anderen Geschichten zu erzählen, wenn es möchte, was dieser Frau nicht gegeben war.
    Geändert von Lopadas (09.07.2009 um 10:28 Uhr)

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    „Dir geht es nicht gut“, sagte die Kleine leise zu Medin, der sie gerade wieder umarmt hatte. Sie wollte ihn auch umarmen, aber wenn er das nicht sowieso überdurchschnittlich oft tun würde, könnte sie denken, er wäre anhänglicher oder … Doch sie wollte darüber nicht nachdenken. Besorgt starrte sie auf sein Bein mit der Bissstelle, aber man konnte sie kaum noch sehen.
    Ohne seine Aussage von gehen erstmal weiter zu beachten gab sie ihm einen Kuss, weil er so gestresst aussah, und kniete sich kurz herunter zu dem Biss. Man sah nur noch ein paar kleine Abdrücke der Zähne, es blutete nicht und hatte auch keine komische Farbe angenommen … Vielleicht war ja doch alles okay.
    Dann hörte sie, was Lopadas mit der Frau redete. Zu so etwas wie hilfloser Wut war sie gar nicht mehr fähig … Aber warum zur Hölle plauderte er jetzt jahrelang mit der Souvenirverkäuferin? Der Paladin hatte doch jetzt schon so oft gesagt, dass …
    Doch in dem Moment, als Lilo sie ansah, wandte sich die alte Frau ihr zu. Plötzlich schien sie nicht mehr so alt und gebrechlich zu sein, wie sie gegenüber dem Magier gewirkt hatte.
    „Eine Erinnerung vom Tal?“, wiederholte sie laut und zeigte ein winziges Glasgefäß hervor, dass offensichtlich etwas von dem blauen Regen enthielt. Leise flüsterte sie aber in Lilos Ohr: „Alles, was ich ihm erzählt habe, war eine Lüge.“ Sie zwinkerte ihr erneut zu und wanderte dann weiter durch den Wald.
    „Souvenirs! Wunderschöne Teppiche!“, hörten sie den Ruf kurz darauf wieder, obwohl keine anderen Kunden in der Nähe zu sein schienen.
    „Weitergehen“, sagte Anna relativ gereizt vor allem zu Lopadas, der jetzt immerhin nicht mehr die Frau über irgendwelche magischen Belange ausfragen konnte.
    „Ich lass dich nicht mehr los“, murmelte sie leise zu Medin und fasste ihn an der Hand an, genau das vorhabend.
    Im Weitergehen sah sie auf dem Boden etwas kleines Buntes. Zuerst dachte sie, es wäre wieder so ein Monster, doch die Farben waren nicht so grell … Sie hob es auf. Es war nur eine der kleinen Figuren dieser Monster, die Frau Kambach wohl verloren hatte.

    Die Tageszeiten waren sowieso außer Kontrolle. Der Abend, den Miranda beschworen zu haben schien, nahm lange kein Ende … Vielleicht kam es Lilo aber auch nur so vor, dass er ungewöhlich lang war. Doch inzwischen war die Nacht eingebrochen. Man sah nicht mehr so viel. Sie waren in eine Richtung weitergegangen, aus der sie meinten, gekommen zu sein. Da der See nun allerdings weg war, gab es kaum etwas, woran man sich orientieren konnte. Schon gar nicht an der Sonne, der man auch tags nicht trauen konnte.
    Medin schien Angst zu haben, traute sich aber wohl nicht mehr, seinen schwarzen Wolken oder was immer er sah allzu viel Glauben zu schenken, oder vielleicht war es jetzt auch zu dunkel dafür. Einmal sagte er, dass ihm so warm war … und das machte Anna ziemliche Sorgen. Jetzt konnten sie jedenfalls nicht weitergehen, sonst würden sie vielleicht noch weiter in dieses komische Gebiet hineingehen, wenn sie die Richtung wechselten, ohne es zu merken. Falls diese ganzen magischen Katastrophen nicht einfach mit ihnen mitkamen. Wer wusste das schon.
    „Vielleicht sollten wir warten, ob es hell wird, bis wir weitergehen …“, schlug Lilo den beiden anderen Schweigenden vor. Einerseits kam es ihr lang vor, wie lange sie gelaufen waren, andererseits hatte sie nicht das Gefühl, wirklich schon weit gekommen zu sein, doch es schien keinen Sinn zu ergeben, jetzt weiterzugehen … vor allem wegen Medin, gab sie im Stillen zu sich selbst zu. Sie sagte ihm nichts davon und wollte ihn auch nicht mit besorgten Fragen nerven, um es nicht noch schlimmer zu machen oder ihm Angst zu machen, aber sie fürchtete sich, dass er bald einfach umkippte oder so … noch immer hielt sie seine Hand fest, als sie stehenblieben.
    Geändert von AnnaJoseph (09.07.2009 um 12:44 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Ja, ist wohl besser“, gab Medin leise zurück. Seine Stimme klang ein bisschen kraftlos, obwohl er das gar nicht war … zumindest nicht vollständig. Seine Beine fühlten sich ein bisschen schwach an, während in seinem Kopf alles andere als Ruhe herrschte. Es war wie ein Wirbelsturm. Alles wirbelte durcheinander. Jeder Gedanke bedingte neue Gedanken, führte zu neuen Fragen und Verzweiflungen. Äußerlich ließ er sich davon nicht viel anmerken … vor allem weil er inzwischen zu dem Schluss gekommen war, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Was es war, wusste er nicht genau. Vielleicht hing es mit dem Biss zusammen. Vielleicht auch mit der Magie dieses Tales. Oder mit etwas anderem. Irgendetwas vertrug er nicht. Aber das mussten die anderen nicht wissen. Er wollte, nein, durfte keine Last sein. Sie brauchten ihn. Lilo brauchte ihn. Wenn sie gewusst hätte, dass er so dachte, wäre sie bestimmt wütend gewesen.
    Nachdem der General ein bisschen Feuerholz zusammengesammelt hatte (das Entzünden überließ er jenen, die dafür nicht so viele Gesetze der Physik beachten mussten), ließ er sich neben Lilo an einem Baum nieder. Die Rinde fühlte sich seltsam weich an, doch als er nachsah, war da nur kahle, unbemooste Rinde. Das komische Gefühl an Rücken und Hinterkopf ignorierend lehnte er sich wieder an. Ein richtig fluffiges Gefühl. Von irgendwoher vernahm er ein leises Summen, aber auch das ignorierte er.
    „Davon hat in den Büchern irgendwie nicht so viel gestanden“, sagte er nach einer Weile zu Anna.
    „Doch, schon. Ich dachte nur es wäre ein Märchen.“
    Er schaute sie kurz schweigend an. So war es ihm auch gegangen. Wieso hätten sich die Erwartungen aus den Büchern erfüllen oder gar von der Realität übertroffen werden sollen? Aber was war denn Realität? Sie war Realität. Das wusste er. Ihm kam zwar auch der erschreckende Gedanke, dass es Lilo vielleicht nie gegeben hätte, aber daran glaubte er nicht. So viel vertraute er sich noch … und ihr, deren Haar in leichtem Rosa schimmerte. Der Schein des Feuers.
    „Hast Recht. Das hier ist auch wie ein Märchen. Vielleicht sind wir ja in einem Märchen.“ Er lächelte ein bisschen ob des kindlichen Gedankens.
    „Ich glaub, du liest meine Gedanken“, sagte sie und schaute ihn ein bisschen verwundert an.
    „Egal, bald sind wir ja weg und dann wird alles ganz schön.“ Und dann lächelte auch sie ein bisschen angespannt.
    „Ja, das wird schön“, stimmte er ihr in der Versonnenheit des Augenblicks zu, auch wenn ihm ein bitterer Beigeschmack innewohnte. Neben ihr sitzend nahm er fast beiläufig ihre Hand.
    „Märchen gehen gut aus und haben ein schönes Ende.“
    Geändert von Medin (09.07.2009 um 21:47 Uhr)

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    Der Priester saß neben seinen Gefährten am Feuer und schwieg, denn er wollte Anna und Medin nicht noch mehr reizen. Scheinbar bekam diese ganze Reise den beiden nicht, doch er selbst fand es herrlich hier und konnte sich keinen beseren Ort für eine Forschungsreise vorstellen. Mit der Zeit hat sich an das schwüle Klima gewöhnt und die magische Energie, welche die drei zu jeder Zeit umgab fühlte sich gut an.
    Doch leider dachten die anderen beiden nicht so. Das einzige, was sie nur noch im Kopf hatten, war von hier zu verschwinden, dabei hatten sie wahrscheinlich noch nichteinmal einen Bruchteil des Tals erforscht. Am liebsten hätte der Feuermagier wieder lautstark protestiert, denn aus dieser kurzen Reise hatte Anna sicherlich keine nützlichen Sachen über die Magie mitnehmen können und gerade auch wegen seiner Schülerin war er auf die Suche nach Anomalien gegangen, damit sie verstehen würde, was es mit der Magie auf sich hat und nun wollten die beiden einfach wieder verschwinden.
    Er spielte mit dem Gedanken einfach allein auf die Suche nach der Ursache für diese Anomalie oder was es am Ende auch immer war zu suchen, doch wusste er nicht, ob er es allein schaffen würde, denn bisher hatten seine Gefährten ihn aus schwierigen Situationen herausgeholfen, die er allein nicht bewältigt hätte.
    Lopadas lege sich ins Gras neben dem Feuer und schaute in den Nachthimmel. Der süßliche Geruch des Honigs drang ihm in die Nase und immer wieder musste er an die Sprudelnde denken. Doch waren seine Gedanken keineswegs emotionaler Natur, sondern er dachte darüber nach, welche magische Kraft sie doch besitzen musste, wenn sie gar keine sie war, sondern viel mehr die Eigenschaften von vielen Dingen annehmen konnte. Entweder war sie der Grund oder eine Entwicklung dieser Anomalie. Der Schriftgelehrte konnte sich nicht vorstellen, dass solch magische Wesen einfach so in der Natur umher liefen.
    Das Honigglas glitzerte im Schein des Lagerfeuers und er wusste immernoch nicht, warum er es überhaupt mit sich herumtrug, denn bisher hatte weder er noch seine Gefährten eine Verwendung dafür.
    Aber es glitzerte so schön, wie ein Gegenstand aus einem Märchen.

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    Ein schönes Ende. Ein schönes Ende. Ein schönes Ende. Annas Kopf tat weh. Das schöne Ende … es musste da bleiben. Aber es war nur noch ein Wort, an dem sie sich festhielt.
    Stumm hielt sie die kleine, bunte Figur des Monsters in der Hand und drehte es langsam in ihren Fingern. Lopadas sagte nichts, er wirkte aber ziemlich entspannt und eigentlich fast so wie immer. Sie brauchte nicht daran denken. Als Medin ihre Hand nahm, fiel ihr das Tier herunter. Es rollte über ihren Schoß und blieb bei den schwarzen Blättern liegen. Kurz drehte sie ihren Kopf und es sah im Feuerschein so aus, als lebte es.
    Dann fiel ihr Gesicht herunter auf ihre Knie. Ihr Bauch brannte. Ihre Hand, die Medin festhielt … brannte. Das Feuer loderte hoch auf. Es wurde zu einer Flammensäule, deren Helligkeit durch ihre geschlossenen Augenlider drang. Doch es hielt nicht lange an. Sie fühlte sich tot an. War es das, was Medin fühlte? Sie konnte ihn nicht ansehen. Sie wollte weg. Wieder wusste sie nicht so richtig, wovon sie eigentlich weg wollte …
    Sie ließ Medins Hand los, die in letzter Zeit so komisch zugedrückt hatte, und tastete nach der Figur, die ihr heruntergefallen war … Erst fand sie sie nicht, dann schlossen sich ihre Finger darum. Sie war warm.
    „Ich muss hier weg“, flüsterte sie zu Medin, und es war ihr egal, ob er überrascht schien oder verwundert. Sie stand auf, flog und wich den Bäumen aus. Dabei war alles so schwer. Direkt neben ihr fing ein Baum an zu brennen. Sie zuckte zurück und das Feuer blendete. Rauchfäden schlängelten sich vor ihrem Gesicht, alles sah sie und nichts wollte sie sehen.
    Dann hielt er sie fest und sie bekam es gar nicht richtig mit. Sie zitterte nur.
    „Was ist denn los?“, fragte er in ihr Ohr.
    Sie wusste nicht, wieviel Zeit verging. „Weiß ich nicht“, sagte sie starr und durchdringend, wie sie noch nie etwas nicht gewusst hatte. Sie spürte, dass sie weglaufen wollte, weg von hier … gleichzeitig sah sie das Feuer neben sich. Sie hatte solche Angst und traute sich nicht, etwas zu tun. Den unausgesprochenen Gedanken dachte sie nicht: Sie würde ihn verbrennen.
    „Ich brenne … Es brennt überall …“ Sie sah nur noch Flammen vor allen Augen, und er, den sie so sehr liebte, war mittendrin. Nichts hätte sie mehr aufbringen können.
    „Du sollst nicht verbrennen“, brachte sie mühsam hervor. Es war so schrecklich, sich von jemandem zu trennen, jemanden wegzuschicken, bei dem man so sehr bleiben wollte. Es war so schrecklich, dass er hier war. Es war so schrecklich, sich nicht wehren zu können.
    Geändert von AnnaJoseph (10.07.2009 um 00:52 Uhr)

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Trockenes Holz knisterte im Feuer und leichter Rauch stieg auf. Die Flammen waren nah. Er spürte ihre Hitze auf seiner Haut und den Rauch in seinen Augen. Sie tränten leicht. Die Hitze war aber nicht nur auf seiner Haut, sondern auch in ihm. Er spürte wieder diese Wärme, aber dieses Mal war sie anders als vorhin. Intensiver, klarer. Er fühlte sich dabei nicht verwirrt, sondern nur … verzweifelt.
    „Nein“, sagte er zu seiner Lilo, die ihm unendlich Leid tat. Es war wie in Vengard, in seinem Turm, wo sie ihm auch einmal gesagt hatte, dass sie Angst hatte ihm etwas anzutun. Und nun war es da, das Feuer. Ihr Feuer. Und sie dachte, sie würde ihn verbrennen. Aber er wusste es besser.
    „Ich werde nicht verbrennen“, sagte er, begleitet vom Pfeifen einiger feuchter Zweige, die sich in den Flammen krümmten, und wollte sie näher zu sich heranziehen.
    „Du wirst mich nicht verbrennen.“ Er glaubte daran, doch sie tat es nicht. Das war es doch, was in ihren Augen stand. Angst. Sie schaute ihn hilflos und verzweifelt an. Hatte sie Angst ihm etwas zu tun? Aber sie tat ihm doch nichts. Sie war da und alles war gut. Das Feuer war nichts. Sie würde ihm doch nichts tun.
    „Es wird nichts passieren. Ich zeig es dir.“
    Er hatte sie die ganze Zeit festgehalten und zog sie nun zu sich heran. Er wollte sie spüren. Sie ganz umarmen. Sie küssen. Er wollte, dass sie seine Wärme spürte, das Feuer, das er in sich spürte. Sie zitterte schrecklich. Auch das wollte er, dass sie aufhörte zu zittern und sich zu fürchten. Aber es wurde nur noch mehr, je näher sie ihm kam. Immer näher.

    Die Zeit hatte angehalten. Nichts bewegte sich, nichts geschah. Am Anfang spürte Medin nichts, weil er nichts begriff. Auch ihn hatte man angehalten. Aber diese unschuldige Reinheit von allen Gedanken währte nur einen Augenblick. Nur so lange, wie die Zeit angehalten wurde. Und dann lief sie weiter, unbarmherzig das Geschehen in ihren Rädchen zermalmend.
    Medin wünschte sich, er würde brennen. Lichterloh. Es wäre besser gewesen. Hätte sie ihn nur angezündet, es wäre tausendmal besser gewesen als dieses Reißen in ihm, das er nun spürte. Nicht einmal mehr nach Atmen ringend, sondern ohne irgendein Geräusch sank er auf die Knie. Lilo war verschwunden. In seinen Armen war sie gewesen und in dem Moment, als er sie hatte küssen wollen, war sie einfach verschwunden. Fort. Nicht bei ihm, nicht vor ihm, auch nicht irgendwo in der Nähe. Sie war fort. Als wäre sie nie da gewesen.
    „Lilo?“, hauchte er nach einigen Augenblick, als er der Luft schließlich wieder erlaubte in seine Lunge zu gehen.
    „Lilo“, rief er lauter und seine Stimme bebte vor Verzweiflung. Über ihm kündigte ein Rumpeln das nahende Gewitter an und Regen begann zu fallen.
    „Lilo!“
    Aber nichts antwortete. Nur das Feuer knisterte und mischte sich mit dem Geräusch der runter fallenden Regentropfen, die die hellen Flammen in weißen Dampf verwandelten. Lilo, seine Lilo war fort und er war alleine. Er wollte nur sterben. Die Zeit zurückdrehen und es ungeschehen machen oder sterben. Und er wusste ja, dass eines von beidem nicht ging.
    Geändert von Medin (10.07.2009 um 02:02 Uhr)

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    Lopadas kratzte sich an der Nase. Irgendetwas schien über sein Riechorgan zu lecken, doch hatte der Priester keine Lust seine Augen zu öffnen, sondern versuchte nur mit der Hand das Tier oder was es auch immer war wegzuscheuchen. Aber entgegen aller Erwartungen wurde es nicht besser, sondern nur schlimmer. Dazu drang noch ein gewaltiges Licht durch seine geschlossenen Augenlider in seine Pupille. Sofort schreckte der Barbier auf und stellte entsetzt fest, dass ein gewaltiges Gewitter aufgezogen war. Was er für das Lecken eines Tieres gehalten war, war der Regen, der auf sein Gesicht getropft war.
    Er sprang auf und suchte nach seinen Gefährten, doch irgends waren diese zu sehen. Nur die Sachen lagen noch an Ort und Stelle.
    Der Barbier griff nach seinem Honigglas und versteckte es unter seiner Robe, schließlich sollte der wohlriechende Inhalt nicht nass werden oder schlimmsten Fall noch herausgeschwemmt. Dies würde er niemals verantworten können.
    Als es hinter ihm raschelte, drehte sich der Schriftgelehrte blitzschnell um und bereitete sich darauf vor gegen irgendetwas zu kämpfen, denn meist war es so, dass wenn es irgendwo raschelte, dass irgendetwas herausgesprungen kam, womit niemand gerechnet hätte. Der Barbier war der Meinung, dass diese Wesen dies nur machen, um mehr Spannung zu erzeugen, schließlich wäre es langweilig einfach nur herauszuspringen und jemanden umzubringen. Es würde die Spannung fehlen, schließlich gehören auch in solche Aktionen ästethische Momente.
    Aus dem Gebüsch trat aber kein Monster, sondern Medin, welcher völlig apathisch auf dem Boden schaute und nur langsam einen Fuß vor den anderen setze. Hinter dem General blitzte immer wieder der Himmel auf und der Regen durchweichte den Boden. Nur langsam kam er vorran und näher an das Lager der Gefährten. Lopadas schaute sich nach Anna um, doch diese war nicht zu sehen, er ahnte das Schlimmste und bereitete sich schon darauf vor irgendeine Wunde zu heilen. Doch wenn seine Schülerin sich verletzt hätte, dann würde Medin sicherlich nicht so schleichen, sondern zu sehen, dass er den Barbier zum Unfallort führen würde.
    "Was ist passiert?", fragte Lopadas gerade in dem Moment, als ein Blitz über den beiden Gefährten zuckte und der Donner jede Chance auf ein Gespräch zu nichte machte.
    "Medin, wo ist Anna?", rief der Feuermagier so laut erkonnte, doch der General reagierte nicht, obwohl er es diesmal verstanden haben musste.
    Der Priester ging auf den General zu, welcher stehen blieb und sich in den aufgeweichten Boden sinken ließ. Lopadas versuchte ihn wieder aufzurichten, aber er hatte nicht die Kraft, um Medin ohne Hilfe wieder auf die Beine zu bringen.
    "Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen und dann erzählst du mir, was passiert. Wo Anna ist.", sagte er und zerrte an dem Arm des Generals.
    Medin jedoch richtete seinen Blick auf den Schriftgelehrten, aber schien trotzdem durch ihn durchzuschauen.
    "Lass uns aus dem Regen rausgehen, wir holen uns hier noch den Tod.", forderte er seinen Gefährten auf und drückte diesmal gegen den Rücken.
    Lopadas drückte seinen Rücken gegen den des Generals und stemmte dann seine Füße in den Schlamm, doch diese rutschten weg, sodass der Magier ebenfalls auf dem durchnässten Boden saß. Rücken an Rücken.
    "Egal. Was ist nun passiert?", fragte er und wieder erhellte ein Blitz das Firnament.

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