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Er hatte nicht geschwiegen, und die Ereignisse überschlugen sich. Noch benommen von den Dämpfen rappelte er sich auf. Nicht nur er hatte es versäumt zu schweigen. Auch Jarvo und Dekker hatten geschrieen. Nur Tavik und Irenir waren standhaft genug geblieben, um einen Aufschrei hinter den Lippen zu unterdrücken. Was in Beliars Namen war das nur für ein Kraut gewesen?
Er hatte keine Zeit auch nur darüber nachzudenken, als er schon Taviks donnernde Nordmannstimme hörte „Wollt Ihr unsere Zungen?“ dröhnte es durch die Höhlen. „Kommt und holt sie euch!“
Was tat er da? Er war frei, er hatte geschwiegen. Warum war er es, der sich hier aufopferte? Er fand keine Antwort, und auch die Schweigenden wollten mit blankem Stahl antworten. Dekker und Tavik hatten ihre Schwerter bereits gezogen und auch Adrastos zückte sein Langschwert, nachdem er sich endlich aufgerappelt hatte. Er spürte das Heft der Klinge in der Hand, jene tödliche Verlängerung seines Armes. Mit einem lauten Schrei auf den Lippen stürmte er mit erhobenen Schwert vor, über den Schweigenden, den Tavik eben zur Strecke gebracht hatte zu einem weiteren, mit dem er gerade seine Kräfte maß. Mit einem schnellen Streich ließ Adrastos sein Schwert über die Hüfte fahren. Ein schmaler Strich zog sich durch die Kleidung und einen Fingerbreit ins Fleisch. Der Schweigende ließ seine Waffe fallen und stürzte zu Boden, der Novize kickte das Schwert fort von den Händen des am Boden liegenden. „Komm auf keine blöden Ideen, okay?“ knurrte er und nickte Tavik zu. Doch wie zur Hölle sollten sie jemals gegen eine solche Überzahl bestehen? Sie waren in eine Falle gerannt, aus der sie - so schien es Adrastos - weder Zunge noch Leben davontragen konnten.
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Lehrling
Am See
Es wäre eine schlichte Antwort, die Vida einem geben würde, wenn man sie fragen würde, warum sie nicht bei der Wassermühle steht und sich erklären lässt, wie man hier in Silden aufgenommen wird, in jene naturfreundliche Gemeinschaft, die Bruderschaft des Waldes.
„Ich schau mir den See an“, würde sie antworten. Und das tat sie auch. Sie saß auf einen moosbewachsenen Stein, etwas abseits vom Ufer unter einigen Birken, und blickte auf den See hinaus. Der Wind ging heute stärker als sonst, ihr schlohweißes Haar wehte im Wind. Wasser hatte auf sie schon immer eine beruhigende Wirkung, Seen waren in ihrer Kindheit ihre liebsten Orte zum Entspannen gewesen. Dieser hier, der Sildener See, war ganz besonders schön. Groß, mit einer unglaublichen Menge Wasser. Fischerboote fand man nur vereinzelt, warum, wusste die alte Frau nicht. Das würde sie aber sicher noch erfahren.
„Vielleicht Lurker?“, überlegte sie laut, „Lurker, die die Boote von unten zerkratzen und zerhacken, bis sie mit Wasser volllaufen.“
Etwas seltsam kam es ihr dann aber trotzdem vor. Die Boote, die etwas weiter den Strand entlang auf dem Trockenen lagen, wirkten relativ robust. Es musste also etwas anderes sein.
Dann kamen langsam wieder die Erinnerungen hoch. Damals, vor vielen Jahren, hatte Rhobar II. den Entschluss gefasst, eine Art Damm oder Schleuse bei Trelis zu bauen. Dadurch wurde das Wasser hier im See gestaut. Früher, soweit sie sich richtig erinnerte, stand hier eine Feste der Paladine.
„Sehr lange her“, mutmaßte Vida und erhob sich langsam, „Denn damals war Gotha noch im Bau.“
Ja. Die Festung wurde überflutet, die Paladine zogen ins frische Gotha ein. So war es. Und die Fischer fuhren hier nicht mit den Booten raus, weil sicherlich noch Zinnen aus dem Wasser ragen oder knapp unter der Oberfläche liegen. Bei der richtigen Geschwindigkeit zerriss solch altes Gestein sicherlich den Rumpf eines Bootes.
„Ja, das muss es sein. Meine Erinnerungen trüben mich nicht.“, sagte sie sich und ging lächelnd am Strand spazieren.
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Samorin War jetzt schon eine ganze Weile am trainieren. Anfangs hatte ihn der Speer ziehmlich verunsichert, den sein Trainingspartner Zhakaev da hatte. Doch wenigstens hatte der keine Spitze und war abgerundet. Anfangs wich er allem aus. Doch irgendwann wurde er mutiger, er wollte zeigen wass er gelernt hatte. Er utze beimnächsten mal Elonhils angebotene Technik. Es funktionierte...fast. Er ließ den Speer abgleiten bis zu einem bestimmten Punkt, doch dann verlor er irgendwie die Kontrolle und der Speer traf ihn seitlich an der Hüfte.
"Mist" Fluchte Samorin leise und Zhakaev grinste. Doch Samorin ließ sich nicht entmutigen. Er versuchte es nochmal und wieder ein Blindgänger. Er war leicht wütend dass lächeln auf Zhakaevs Gesicht machte ihn langsam agressiv. Er wusste dass er eigentlich keinen Grund hatte auf Zhakaev wütend zu sein, er tat ihm und Elonhil schließlich einen Gefallen. Beinahe hätte er wieder die Kontrolle verloren, doch er hatte sich noch rechtzeitig an Elonhils Worte erinnert. Geduld
"Der nächste versuch wird erfolgreich sein."
Er wartete auf den nächsten vorstoß. Der kam und Samorin hatte das gefühl dass ales in Zeitlupe ablaufen würde. Der Speer kam näher und Samorin Legte die Klinge zurecht. Der speer schrappte über die Klinge, samorin rehte sich auf der Stelle und machte dabei zwei schritte vorwärts und Seine Klinge hielt vor Zhakaevs Hals. Zhakaev Nickte ihm anerkennend zu und samorin war Froh es endlich geschafft zu haben. doch wusste er dass es nur die halbe Miete war. Nun sollte er weitere Möglichkeiten finden.
Inzwischen war dass schon länger her, wie lange wusste Samorin nicht, doch es mussten Stunden sein. Der schweiß rann ihm übers Gesicht. Es war frustrierend, er hatte schon einiges ausprobiert und seine Geduld ging zu ende. Samorin sah eine Krähe hinter Zhakaev fliegen. Er dachte unwillkührlich daran wie er den Mann getroffen hatte von dem er nicht mal den Namen kannte un der ihm diese Kiste auf den Hals gehetzt hatte.
Doch dann spürte er Holz. Zhakaev hatte ihn erwischt und dass frustete ihn so dass es danach nicht mehr lange dauerte. Sein gesmater Frust mit dem Unmutüber Kisten und was wusste er noch alles entlud sich.
Mit einem Schrei schlug er den Speer zur Seite, so dass Zhakaevs Arm ur seite gerissen wurde. Samorin schritt in einer Drehung an ihn heran und hielt ihm die Klinge vor den Körper.
Er war selbst überrascht, er hatte eigentlich erwartet dass er wohl noch mal zu der Geduldübung zurückgehen musste
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Sie waren ein Team, eine Einheit, Arm an Arm, Schwert an Schwert agierten die fünf Krieger.
Dekkers Erzklinge wirbelte durch die Luft, blockte Hiebe der Angreifer und drängte sie Schritt für Schritt zurück. Die Vermummten waren den Waldläufern zahlenmäßig wohl mindestens zwei gegen einen überlegen, aber dieser Vorteil verflog in der Enge des Gangs. Jarvo links und Tavik rechts von ihm fühlte sich Dekker erstaunlich sicher, sein Schwert flog auf die Schwachpunkte zu und brachte den Gegner ein ums andere Mal ins Wanken.
Sein Gegner war kleiner, aber bulliger als der Jäger, seine Axt zerschnitt die Luft, aber fand keine Lücke in Dekkers Deckung, seine Schläge liefen ins Leere oder gegen einen Block des Waldläufers.
Er hatte seinen Stil gefunden, seinen Rhythmus. Er sah sich den Gegner an, kompensierte seine Attacken und machte einen Schwachpunkt nach dem Anderen aus. Seine Deckung hinkte auf der rechten Seite, er schien mal eine Verletzung an der Schulter gehabt haben, denn agierte nach außen hin nicht so schnell, wie nach innen, seine Schläge kamen ausnahmslos von links nach rechts geführt, berechenbar und einfach zu parieren.
Kämpfen war Geduld, Warten auf den Moment, ähnlich wie Angeln. Immer mehr Parallelen wurden Dekker klar, als der Augenblick plötzlich da war. Er tauchte unter einem wuchtigen Hieb hindurch, zog sein Schwert an seinen rechten Arm, täuschte den Gegner, der verlagerte sein Gewicht auf links und stemmte seine Axt entgegen. Schon zog der Waldläufer seine Klinge an seinem Körper entlang zurück und holte nach links hinten aus.
Schon jetzt hatte sein Gegner erkannt, dass die Attacke entscheidend sein würde, er schaffte es nicht mehr sein Gewicht zu verlagern, konnte seine Axt nicht herumreißen, da saß auch schon Dekkers Hieb.
Er fuhr zwischen die Rippen, durchstach die Lunge und traf auch die Wirbelsäule des Gegners, was an de dumpfen Widerstand zu spüren war. Er sank auf die Knie, Blut sprudelte aus der Wunde, es war grotesk nicht das Gesicht seines Gegners im Moment des Todes zu sehen, starr und unverändert starrte irgendetwas aus den schwarzen Augenlöchern der Maske und selbst im Moment seines Todes schwieg der Mann.
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Seltsam, dass sie so schweigend kämpften...
Schulter an Schulter standen die Fünfe da, füllten den Höhlengang vollständig aus und verstrickten sich immer weiter in Kämpfe. Klingen blitzten, das Eisen riss blutige Wunden um ihrer Zunge Willen. Der Vorteil der Überzahl verpuffte ins Nichts, ein gutes halbes Dutzend der Maskierten lagen schon tot oder verwundet am Boden.
„Warum nicht gleich so?“ dachte sich der Novize grimmig, als er einen weiteren Schlag parierte. Ein schmächtiger Schweigender stand vor ihm, in den Händen ein Breitschwert, wie es oft in der Garde des Königs verwendet wurde. Etwa ein Deserteur? Einerlei.
Mit Leichtigkeit konnte er den Kämpfer in der geräumigen Höhle in Schach halten, Schlag um Schlag parieren und selber einige Ausfälle machen. Er war eingerostet, hatte lange nicht mehr gekämpft, doch seine Muskeln erinnerten sich, machten eigenständig Bewegungen, die seinen Gegner straucheln ließen und stachen wieder und wieder zu, auf die Brust seines Gegners gezielt, der nur Ausweichen konnte. Doch die Schwerter klirrten wieder aufeinander, mit einer Drehung aus dem Handgelenkt entwand sich Adrastos dem Zugriff des Schweigenden und stach ein weiteres Mal zu. Diesmal spürte er, wie das Erzschwert sich in den Brustkorb des Mannes bohrten, von dem kein Schrei kam. Lediglich ein leises Röcheln, kehlig und erstickt kam von seinen Lippen, die von der Maske bedeckt war.
„Ich möchte sehen, gegen wen ich kämpfe“ knurrte der Wanderer und riss die Maske vom Gesicht des Mannes. Er hatte feine Züge, ein dünnes Gesicht und tiefe Wangenknochen. Ausdruckslos starrten ihn die Augen an. „Möge man deiner Seele gnädig sein“ sagte er nun, jede Härte war aus seiner Stimme gewichen. Mit einem Ruck riss er seine Klinge aus der Brust des Mannes, der zu Boden sank. Nun war nicht nur die Spitze, sondern die ganze Schneide mit Blut besudelt. Trotz allem tat es ihm nicht leid. Hier wurden Schmerz durch Splitter, Salz und Kohle mit gleicher Münze zurückgezahlt. Die Männer hatten Wind gesäht und ernteten einen Sturm. Ein Sturm von fünf Klingen.
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Am Morgen erst wachte er wieder auf, immernoch an den Baum gelehnt. Die Flaschen und Beutel hingen noch an seinem Gürtel. Seine Haare waren zerzaust und er hatte Rückenschmerzen. Diese vergingen jedoch bald als er sich die Haare und das Gesicht im nahen Bach wusch. Noch einige Stunden schlich Eärnur durch Silden, aß hier was, fragte dort über die Gegend nach. Keiner begegnete ihm ausser Händler, Bürger und Fischer. Kein richtiger Draufgänger der aus den Wäldern kam und das Abenteuer suchte - wie Eärnur. Keiner dieser Sorte war im Dorf anzutreffen. Silden am großen See wirkte auf den Wanderer sowieso wie ein verschlafenes Nest; von der Ferne sah man den See und die Hütten, einige Bäume säumten das Ufer und spendeten wohltuhenden Schatten. Die Zweige der Trauerweiden hingen bis hinunter ins Wasser, wo sich Enten und Fische tümmelten. Das Dorf an sich war auf einer Anhöhe und von Palisaden umschlossen; hier konnte man nur die qualmenden Schornsteine sehen. Allgemein waren aus der Ferne nur die Hammerschläge des Schmiedes zu hören.
Wenn man auf dem schmalen Berg östlich der Stadt stand, sah man ebenfalls die gesamte Umgebung: Bis zu den großen Wasserfällen aus den unbekannten Landen ringsherum nur Wald. Doch Eärnurs Geschichte geht im Dorf weiter...
Nachmittags verschlug es ihn zum Schmied, wo er seine Messer aufbessern ließ und Nägel kaufte. Den Rest des Tages verbrachte er am See. Der Reisende saß auf einem Fass und beguckte die Landkarte. Seine Aufmerksamkeit fiel auf die Gegend nördlich der Stadt Geldern. Ausgedehnte Ebenen und hohe Berge. Ob dort nicht was zu holen war.
Eärnur grinste und zog seinen Tabaksbeutel.
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Die Technik war ja gar nicht schlecht, auf der konnte man wirklich aufbauen und da hatte er auch schon gute Fortschritte gemacht. Trotzdem war Elonhil mit seinem Schüler nicht zufrieden, immer wieder fiel er in alte Verhaltensweisen und das konnte der Wächter so nicht hinnehmen.
Elonhil hatte an seine eigene Ausbildung zurück gedacht und da war ihm eine gute Idee für eine besondere Übung gekommen, die ihm viel gebracht hatte. So hatte er sich am Morgen eine Angel ausgeliehen und sich mit seinem Schüler zusammen auf den Weg zum See gemacht. An einem schönen Plätzchen waren sie dann stehen geblieben.
So, ich habe hier eine besondere Übung für dich.
Immer wenn ich denke, dass du wirklich verinnerlicht hast, was ich dir versuche beizubringen verfällst du wieder und wieder in alte Verhaltensweisen.
Deine Aufgabe ich ganz einfach. Du sollst angeln. Wenn du denkst, dass du den Grund für diese Übung verstanden hast und auch bereit bist dich danach zu richten kannst du zu mir kommen und dann schauen wir mal. Bis dahin wirst du nur angeln, essen und vielleicht schlafen.
Das liegt alleine an dir!
Ob Samorin etwas fangen würde oder nicht spielte gar keine Rolle. Wenn er aufgab wusste Elonhil, dass er einfach nicht gewillt war von ihm zu lernen. Wenn er aber dabei bleiben würde, auch oder gerade wenn er nichts fangen würde hätte er sicher Potential, auf dem man weiter aufbauen könnte. Elonhil war einfach mal gespannt, solange er aber nicht verinnerlichte, dass Geduld eine unverzichtbare Tugend war, würde er ihn wohl nicht weiter trainieren.
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Am See
Samorin saß am See und dachte whärend es Angelns über den Sinn er Übung nach. Zweifellos sollte er innerliche Ruhe aufbauen, die volkommen war und nicht endete, egal wie frustriert er war. Aber er hatte das Gefühl dass diese Übung noch einen tieferen Sinn hatte und den würde er wohl beim Angeln finden. Samorin hatte fast noch nie geangelt. Nachdem er eine Kurze Einweisug von Elonhil bekommen hatte ging es los.
Nun angelte er schon seit zwei Stunden und noch immer hatte er nichts gefangen. Einmal wäre er beinahe eingeschlafen. Doch inzwischen war sein Ehrgeiz geweckt, er hatte schon eine Menge Zeit investiert und er wollte Elonhil und wohl auch sich selbst beweisen, dass er es schaffen konnte.
Und nun saß er da versuchte sich mit allem abzulenken was er konnte.
Nun fragte er sich ob Sumpfkraut erlaubt sein würde, Elonhil hatte nur von esse un Trinken gehört bevor er gefragt hatte würde er dass wohl lieber bleiben lassen. Inzwischen wäre im sogar "die Kiste" als ablenkung lieb.
Wie auf komano flog ein Rabe an ihm vorbei. Samorin verfolglte in mit seinen Augen, doch er Rabe flog langsam aus seinem Gesichtsfeld. Samorin verdrehte die Augen und Seufzte. Doch dann war es ihm Klar was der Tiefere sinn ieses Trainings war. Garkeiner, ass einzige wass er lernen sollte war abzuwarten und zwar bis der richtige Moment gekommen war. Er würde noch etwas warten bevor er es Elonhil mitteilte.
In diesem Moment der Einsicht begann seina Angelrute zu zucken. Ein Fisch hatte angebissen. Er war Mickrig aber es erschien ihm fast wie ein Zeichen.
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Lehrling
Die Anfrage
Diese Nacht hatte Vida sehr gut geschlafen. Aidar konnte, auch wenn man es ihm nicht ansah, ein richtiger, zuvorkommender Gentleman sein. Als die alte Frau fragte, was der Grund sei, erwiderte er, dass sie ihn an seine Mutter erinnere. Mehr sagte er aber auch nicht dazu, Vida ging nicht weiter darauf ein.
Nun war der Tag schon vorgeschritten und das Treiben in Silden hatte jetzt - am Nachmittag - etwas nachgelassen. Die alte Dame spazierte in Richtung der Wassermühle, wollte sich nun darum kümmern, hier dauerhaft eine Bleibe zu bekommen. Nahe dem Lager, der Wassermühle, herrschte rege Arbeit wie in einem Bienennest. Überall liefen Arbeiter, Knechte und Tagelöhner herum, Wächter standen an bestimmten Punkten und überwachten das Treiben und andere Männer dirigierten das Ganze meisterhaft. Gemächlich, ohne jegliche Hast, schritt Vida zu dem Eingang der Wassermühle hin. Sie war in Breite und Höhe relativ groß, bot genügend Platz für sämtliche Erzeugnisse und Vorräte Sildens. Wahrlich, das Herz des Dorfes.
Vida huschte wie ein Schatten durch den großen Raum, bis sie vor einem Tisch stand, an dem ein - im Vergleich zu ihrem Alter - junger Mann saß. Würde er stehen, wäre er mehrere Köpfe größer als sie. Er hatte den Kopf gesenkt, las einige Zettel und Dokumente. Vida erkannte einen Vollbart, der jedoch das wettergegerbte Gesicht nicht ganz unerkenntlich machen konnte.
„Verzeiht, junger Mann, aber bin ich hier richtig beim Lagermeister? Ich suche nämlich eine Bleibe hier in Silden.“ Sie machte eine Pause, sprach dann weiter. „Nur habe ich weder viel Gold noch kann ich viel zur Gemeinschaft beitragen, als alte Frau, außer vielleicht meine Kenntnisse in der Kräuterkunde.“ Nun schaute er auf, fixierte sie mit seinen grünen Augen.
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Wassermühle
Das war mal wieder typisch für Mandy. Die ganze Zeit, seit Char über alle Berge war, hatte sie sämtlichen Papierkram, der hier in der Mühle täglich anfiel, so weit wie möglich aus ihrer Welt gestrichen. Erst jetzt, nachdem sie ihn zu ihrem Stellvertreter gemacht hatte, war ihr diese Buchhaltungskatastrophe wieder eingefallen und nun saß Yared schon seit drei Tagen und nicht weniger Nächten an dem Berg an Rechnungsbüchern, Handelsregistern und Ähnlichem.
Er war gerade dabei gewesen die Einnahmen des letzten Jahres nachzutragen, als unerwartet diese verhutzelte alte Frau ... Dame vor ihm stand. - Eigentlich ein recht seltener Anblick, zudem sie auch noch ein Neuankömmling zu sein schien. - Nichtsdestotrotz hatte sie wie jeder andere auch das Anrecht auf die übliche Prozedur und eine gewisse Höflichkeit - wobei in diesem Punkt Mandy natürlich wieder anderer Meinung war.
"Hallo gute Frau.", grüßte er deshalb, "Warte bitte einen Moment.".
Dann zog der Sappeur das Buch mit dem Einwohnerverzeichnis hinter sich aus einem Regal schlug es auf und legte unter der endlosen Reihe aus Namen und Personendaten eine neue Zeile an, in welche er sogleich das Datum eintrug.
"So, dann bräuchte ich von dir Name, Familienstand, Beruf - falls vorhanden - und Alter - falls du das nicht weißt, geht es auch geschätzt."
Geändert von Yared (05.06.2009 um 17:11 Uhr)
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Lehrling
Vida lächelte höflich. Sie liebte es, wenn sie sah, wie jemand rein nach ihrem Äußeren ging. Das gab ihr immer das Gefühl, die Leute überraschen zu können. Im positiven wie negativen Sinne.
»Ich bin Vida«, sprach sie und blickte sich dabei in der Wassermühle um, so das es wirkte, als wäre sie nur wenig an dem interessiert, was sie sagte. Als wäre es nebensächlich. »Mein Mann ist vor zehn Jahren gestorben, tragt mich also bitte unter Witwe ein. Ein Handwerk habe ich nie erlernt, je nachdem wie man die Arbeit als Wundheilerin und Barbierin definiert. Darin habe ich einige Erfahrung, auch weiß ich um die Bedeutung vieler Kräuter und Pflanzen.«
Dabei fiel Vidas Blick auf die Büschel von Krönstöckel, die dort am Dachbalken hingen und trockneten. »Und ich bin sechs Dekaden und neun Jahre alt, im Alter, wo das Leben erst so richtig anfängt.« Sie lächelte leicht. »Verzeiht mir die Frage, aber dürfte ich auch Euren Namen erfahren? Selbst wenn es sich hier nur um Papierkram handelt, würde ich gern den Namen meines Gegenübers kennen.«
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Vielleicht war Kameradschaft ja wirklich etwas anderes als Freundschaft. All die Gaukler und Spielmänner die sie kennengelernt hatte waren doch nie wirklich Freunde gewesen. In einer Gruppe hatte es niemals Streit und Zank gegeben, niemand hatte jemandem Übles gewollt und keiner hatte sich über ein belegtes Zelt oder geteiltes Abendbrot beschwert. So war Nanami in der Gruppe aufgewachsen, bereit zu teilen und zu verzichten, ohne jemals gekränkt zu sein. Vielleicht war der Frieden immer perfekt gewesen, aber trotzdem war diese Art von Kameradschaft etwas anderes als das, was sie glaubte nun zu spüren - Freundschaft. Nun, Nanami Rin hatte während ihrer kurzen Aufenthaltsdauer in Silden noch nicht viele Menschen kennengelernt, doch hatte sie diesen einen, Ryu Hayabusa schon sehr ins Herz geschlossen.
Nanami stieg, nach langem, erfolgreichem Fidelspiel die Treppe in die Schankstube der krähe hinab. Abendessen konnte auch zu dieser frühen Stunde nicht schaden.
Es war tatsächlich noch nicht allzu viel los in der Krähe, darum entdeckte Nanami Ryu schon bald an einem Tisch sitzen und Suppe schlürfen.
Schwungvoll stellte sie ihren Teller neben den seinen und begrüßte ihn mit einem Schulterklopfen. Er begrüßte sie zwischen zwei Löffeln Suppe.
"Ryu... Lange hab ich dich nicht mehr gesehen!"
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Nach einem Tag harten Trainings musste sich jeder mal etwas Gutes gönnen. So war Ryu schon nach vier Snapperrücken-Steaks und zwei Tellern Suppe kurz vor seinem Nachtisch. Er aß soviel, seid er den Behemoth bezwungen hatte... Und es schlug überhaupt nicht auf seine Figur... Schon seltsam, aber wen kümmerte es schon? Interessanter war, dass Nanami zu ihm gestoßen war. Vermutlich bezog sie schon länger ihr Zimmer hier in der Taverne. Wie auch immer, in Gesellschaft schmeckte es gleich doppelt so gut, weshalb der junge Hayabusa gleich noch eine Schüssel Molerat-Keulen in süß-sauer bestellt hatte.
"Na, Nanami? Hast du dich mittlerweile gut eingelebt? Ich hoffe doch, es gefällt dir hier in unsrem Dorf... Achja, ein Tipp: Halte dich von Uglatz Fettwampe fern... Das wollte ich dir letztes mal noch sagen, hab es aber dann doch vergessen." sprach er ohne die Zwiebelscheibe zu bemerken, die ihm in den Haaren hing...
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Wie man nur so essen kann, dachte Nanami, während sie Ryu beim Essen zusah und selber ein Steak verdrückte. Nicht immer konnte sie sich so etwas leisten, Geld war knapp. Das Tavernenzimmer arbeitete sie nach wie vor ab, aber mittlerweile öffnete sich eine neue Option: Ihr Fidelspiel hatte sich bereits so weit verbessert, dass sie glaubte, dass es publikumsreif war. Sie hoffte, irgendwann einmal in der Krähe oder vielleicht auf dem Marktplatz ihre Stücke vortragen zu können um sich etwas Geld zu verdienen.
"Klar gefällt es mir hier", antwortete sie. "Ich bin schon so weit rumgekommen, da bleibt gar nicht mehr alles im Gedächtnis hängen. Zum Beispiel wusste ich auch nicht mehr, wie schön es hier ist..."
Er schien zufrieden zu sein mit ihrer Antwort.
"Uglatz Fettwampe? Wer ist denn das? Ist dir schon mal aufgefallen, dass ich die Leute immer nur über dich kenne oder kennenlerne?"
Er lächelte.
"Schon, ja. Immerhin kenn ich mich hier aus. Uglatz ist... Nun... Ein recht... Nun... Der beleibteste Mensch, den du wohl je gesehen hast... Er riecht auf seine eigene Art und Weise verführerisch für Fliegen und ist auch der hiesige Metzger.."
"Nun ja, wenn er Fliegen verführt, muss er wohl ein lieber Mensch sein, oder? Oder vielleicht ist er eine Fliege in Menschengestalt, wer weiß. Vielleicht sind wir ja auch Fliegen und.... Nein."
Verwirrt über ihren eigenen Gedankengang stopfte sich Nanami ein weiteres Stück Steak in den Mund und fragte schmatzend:
"Schag mal, hascht du eigentlich mal wieder Tscheit mir ein bischen mehr von Schilden zu tscheigen?"
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Wassermühle
Vida, Witwe, Wundheilerin, LXIX. Gut das wäre also erledigt.
"Ich bin Yared, der stellvertretende Lagermeister. Meine Chefin ist übrigens die nette junge Dame draußen auf dem Vorplatz, deren Schreie ihr selbst hier noch vernehmen könnt."
Mandy war offensichtlich dabei einen der Holzfäller niederzumachen - worum es genau ging, ließ sich nicht feststellen.
Der Sappeur stellte das Einwohnerverzeichnis zurück in das Regal und zog stattdessen das Register für die Wohnraumvergabe und einen der roten Steine aus der kleinen Holzkiste unter seinem Tisch hervor.
Er legte den Stein vor Vida auf den Tisch.
"Der ist für dich. Du kannst damit zu einem Schneider deiner Wahl gehen und dir - falls nötig - neue Klamotten machen lassen, allerdings nichts Extravagantes.
Zudem weise ich dich darauf hin, dass du, wie jeder andere auch, zum Wohle der Gemeinschaft tätig sein sollst. Im Gegenzug erhältst du Anrecht auf genügend Nahrung, ein Bett und ein Dach über dem Kopf, sowie noch ein paar andere Dinge."
Er schlug das Register vor ihm auf.
"So, du suchst eine Bleibe sagtest du? Hast du schon eine Unterkunft oder brauchst noch eine?"
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Lehrling
(bald) Schwester Vida
Mit einem Kopfnicken nahm Vida den Stein entgegen und lauschte den folgenden Worten Yareds. Er erklärte ihr, was sie mit dem Stein anfangen konnte, was es bedeutete dieser Gemeinschaft anzugehören und was sie zum Wohle ebenjener zu tun hatte. Dann fragte er sie, wie es mit einer Behausung stand. Nun lächelte sie schwach.
„Nicht sehr gut. Aidars Taverne ist derzeit mein Zuhause, jedoch nur so lange, wie er es sich leisten kann mich ohne Kosten dort wohnen lassen zu können. Demnach bräuchte ich ein Haus.“ Sie fuhr sich gedankenversunken durchs schlohweiße Haar. „Es muss nichts großes sein, etwas das einer alten Frau genügt, die sich halbwegs selbst versorgen. Ich weiß, dass die meisten Leute kein altes Weib bei sich aufnehmen würde. Deswegen lieber alleine.“
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Wassermühle
Eine freistehende Hütte, am besten nicht zu weit entfernt vom Markt. Yared, über das Buch gebeugt, fuhr mit dem Finger suchend eine Seite nach der anderen ab. Wo war etwas frei.
Nein, diese Hütte war vor Monaten niedergebrannt. Diese? Nein, die war bestimmt nichts für eine ältere Frau. Belegt, belegt, belegt, ... Da er hatte eine gefunden.
"Also, du könntest Arins Hütte haben, die ist nicht weit von der Taverne. Das Dach ist zwar etwas baufällig, aber das waren nur ein paar lose Schindeln. Ich werde dir noch heute einen Knecht vorbeischicken, der danach schaut. Achja ich werde ihm am besten noch einen Sack Stroh mitgeben, damit du das alte vergammelte im Bett austauschen kannst."
Der Sappeur sah auf.
"Etwas anderes hab ich auf die Schnelle leider nicht. Wäre das ok für dich?"
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Lehrling
Endlich eine Heimat
Höflich verbeugte sich die kleine, alte Frau und lächelte den stellvertretenden Lagermeister Yared an.
„Ich danke Euch vielmals, Yared. Und hetzt Euch oder den Knecht nur nicht. Das Dach wird sicher nicht heute Nacht einstürzen und neues Stroh werde ich wohl auch noch gerade eben auftreiben können.“, sprach sie und ein schalkhaftes Glitzern trat in ihre Augen. „Bin immerhin über sechzig Jahre alt, älter als die meisten Menschen hier in Myrtana, da wird neues Stroh keine große Herausforderung.“
Vida verbeugte sich ein weiteres Mal vor dem Mann. „Nochmals vielen Dank, Herr Yared.“
Den Stein, den er ihr gegeben hatte, umschloss sie fest mit ihren Fingern, behütete ihn wie eine Glasperle und schritt los. Kurz bevor sie aus der Mühle trat, schaute sie sich noch einmal zu dem Lagermeister in Spe um. »Auf Wiedersehen, Yared, ich hoffe man sieht sich wieder.“
Dann spazierte sie los, nach der Hütte Arins suchen. Der ehemalige Besitzer oder die Besitzerin war sicherlich verstorben. ‚Ich werde deine Hütte in Ehren halten’, schwor Vida in Gedanken und freute sich, wie sie sich seit dem Aufbruch aus Geldern nicht mehr gefreut hatte. Silden, wirklich ein Zuhause in dem sie in aller Ruhe leben konnte.
„Danke“, murmelte sie und ging weiter.
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Nachdem Ryu sich bereit erklärt hatte, Nanami in den nächsten Tagen mal wieder etwas mehr seiner schönen Heimat zu zeigen, unterhielten sich die beiden noch ein wenig. Er mochte das junge Mädchen irgendwie, sie war sehr sympathisch. Sie erzählte ihm ein paar Dinge, die sie so getan hatte, um das Zimmer in der Taverne halten zu können, während Ryu ihr wiederrum erzählt hatte, welche seltsamen Dinge hier in Silden ab und an vor sich gingen. Am liebsten sprach er ja von den Wettessen mit Ornlu, den er natürlich immer wieder in Grund und Boden aß! Es war angenehm bei einem kühlen Bier mit einer netten und freundlichen Person über Dinge zu reden, über die man sonst mit den hiesigen Dorfbewohnern kaum sprach. Dinge für Leute, die nunmal "neu" hier waren. Doch mit jeder Stunde die verging kam auch der Moment, in dem Ryu wieder an die Arbeit gehen wollte.
Als dann schließlich schon die Sonne mit mal zu mal weiter hinterm Horizont verschwand erhob sich der Hayabusa schließlich. "So, Nanami. Ich bedanke mich für die netten Worte, die ich mit dir wechseln durfte." seine Worte klangen zufrieden und wurden von einer überkünstelten und absichtlich lustigen Verbeugung begleitet. "Aber jetzt muss ich mich wieder an die Arbeit machen... Zumal ich noch in der Mühle vorbei sehen muss, denn ich hatte da eine Idee... Aber gut, wir sehen uns in den nächsten Tagen hoffe ich. Erwache!"
Und so verließ der junge Krieger die Taverne nachdem er gezahlt hatte in Richtung Mühle...
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Lehrling
Vidas Hütte
Ein Palast war die Hütte nicht, auch keine Villa oder ein Anwesen. Nein, klein war sie und spärlich eingerichtet. Sie besaß einen schönen Garten, in dem seit dem Ableben des Vorbesitzers, Wildblumen wuchsen. Aussehen tat das Ganze in etwa so:
Man betrat einen Garten, der von einem normal hohen, weiß angestrichenen Zaun umgeben war, der Tiere ebenso wie unliebsame Besucher fernhielt. Ein Weg, beschrieben aus sechs großen, unbearbeiteten Steinplatten, führte direkt zur Eingangstür und war auf ganzer Länge flankiert von Beeten. Das Haus erschien von außen nicht sehr groß und geräumig, besaß fünf Fenster. Vier Fenster im Erdgeschoss, eines an der Hausfront beim Dachboden. Im Inneren sah es aus wie ein jedes Haus in Silden. Den meisten Platz nahm eine Küchenfront ein, mit einer langen, hölzernen Theke und einer großen Feuerstelle samt Herd. Der Küchenbereich war genau am Eingang. Hinten, abgetrennt durch ein breites Regal, befanden sich ein Bett und ein hölzerner Nachttisch. Gegenüber davon standen ein Tisch und vier Stühle. Auch einen Keller besaß das Haus, geräumiger als Obergeschoss. Er war vollkommen mit Stein verkleidet, kühl und feucht.
„Trautes Heim“, sagte Vida und schloss die Tür hinter sich und blickte zum Bett hin, „Glück allein.“ Sie wechselte das Heu aus, schmiss das alte, ekelhaft stinkende auf den Kompost hinter der Hütte.
Yared war wirklich ein herzensguter Mann gewesen. Das Haus hatte eine wunderbare Lage. Der Marktplatz lag fast schon gegenüber und die Taverne war auch nicht fern. Viele andere Häuser befanden sich in der näheren Umgebung, weshalb die ‚Hauptstraße’ Sildens direkt an ihrem Gartentor vorbeiführte. „Wunderbar“, lächelte die Alte und entzündete mit den Feuersteinen das Feuer im Herd und in einigen Kerzen, die auf dem Esstisch standen. Dann nahm sie eines von Arins Büchern aus dem Regal und begann zu lesen. Es war eine Geschichte über einen Fürsten aus dem Alten Volk, der sich aufmacht um seine verschleppte Geliebte zu retten. „Ja, Heimat“
Vida lächelte.
Berechtigungen
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