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  1. Beiträge anzeigen #221
    Schwertmeister Avatar von Samorin
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    Samorin ist offline

    Vor seinem Keller

    Samorin war ziehmlich rastlos. Das hatte wahrscheinlich etwas damit zu tun dass er immer noch nicht wusste wie er sein eigener Mentor sein sollte. Seit heute Morgen tigerte er in Silden herum verkaufte hi und da ein paar Stängel Kraut, redete hin und wieder mit jemanden, aber er blieb nie länger als ein paar Minuten an einem Ort.
    Also beschloss er einfach für heute schluss zu machen und laufen zu gehen.
    Es funktionierte nachdem er ein bisschen gelaufen war konnte er sich wieder entspannen. Mit einem Stängel Sumpfkraut und etwas Bier sah die Welt doch schon gleich viel beser aus.
    Er verschob alle gedanken beiseite so gut er konnte. Was jedoch nicht immer so gut funktionierte. Immer wieder schossen ihm Wörter wie: Kiste, mentor, Weisheit und all das andere Zeug.
    Geändert von Samorin (24.05.2009 um 19:26 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #222
    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    „Hmm...?“, ein wenig verwirrt sah Gwydion gerade auf von dem Buch, in das er eben noch Verse gekritzelt hatte zu Melford, der ihn völlig aus dem Konzept der Strophe gebracht hatte.
    „Ob du das schöne Wetter gerade genießt.“, wiederholte Melford.
    „Sieht so aus...“, murmelte der junge Mann und blickte konzentriert auf die Zeilen in seinem Buch.
    Nein, es war weg. Er wusste nicht mehr, wie er hatte weiter schreiben wollen. Seufzend legte er das Buch beiseite und wischte die Schreibfeder ab. Vielleicht würde es ja wieder kommen.
    „Was kann ich für dich tun?“, fragte Gwydion schließlich, als Melford wohl ein wenig abwartend neben ihm stehen blieb.
    „Ich wollte dich etwas fragen.“, meinte Melford schließlich.
    „Frag...“, meinte der Druide und schraubte das Tintenfässchen zu.
    „Wo kann ich... wo findet man Kronstöckel?Wie sieht er aus?“
    „Kronstöckel ist eine grüne Pflanze. Sie hat einen langen Halm, an dessen Ende sich je nach Jahreszeit mehrere weiße Blüten befinden. Um den einzelnen Halm herum sind am Boden meist Blätterbüschel, die fast wie Büschel stärkeren Grases wirken, sie gehören aber zum Kronstöckel...“, erklärte der Druide seinem interessiert wirkenden Zuhörer.
    „Er ist relativ selten und wächst nur einzeln, er ist also sehr wertvoll. Man findet ihn vor allem in der Nähe alter Bauten, mit Vorliebe an alten Steinkreisen. Die Alchemisten nehmen an, dass er sich dort wegen der Konzentration an Energie mit einem Teil derselben auflädt, daher ist er auch eine wertvolle Zutat für besondere Tränke. Aber wie gesagt, eben sehr selten.“, erzählte Gwydion weiter, was er gelernt hatte, von den anderen Druiden, aus Erzählungen.
    Der junge Druide grübelte kurz, dann blätterte er in seinem Buch bis zur letzten Seite, die noch leer war, wie viele davor und riss sie so vorsichtig er konnte heraus. In seiner Hosentasche suchte er nach dem Stück Zeichenkohle, Feen würde sich freuen, dass er die wieder lose in seiner Tasche transportiert hatte, und versuchte das Aussehen eines Kronstöckel aus dem Gedächtnis aufs Blatt zu bringen.
    Melford ließ sich derweil neben ihm nieder und beobachtete ihn beim Zeichnen. Ein paar mal drehte Gwydion das Blatt, korrigierte hier, fügte da noch ein Detail dazu, bis er schließlich zufrieden war mit seiner Zeichnung. Zugegeben, sie war nur schwarz-weiß, aber sie gab doch recht gut wieder, wie so ein Kronstöckel für gewöhnlich aussah, einmal in voller Blüte und einmal noch ohne Blüten.
    „Da der Kronstöckel so eine besondere Pflanze ist, gelten für ihn die gewöhnlichen Regelzeiten der Blüte nicht unbedingt. Du kannst also auf beides treffen, einen blühenden Kronstöckel und einen, der noch kaum Blüten hat.“, erklärte der junge Mann und reichte Melford die Zeichnung.
    „Ich weiß nicht wofür du ihn brauchst oder ob du einfach aus Interesse gefragt hast. Aber ich rate dir, keinen Kronstöckel aus Jux und Tollerei zu pflücken, ohne ihn vielleicht zu brauchen, er ist wirklich schrecklich wertvoll.“

  3. Beiträge anzeigen #223
    Ritter Avatar von melford
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    melford ist offline
    „Naja, ich soll ihn für einen Druiden besorgen, der wird ihn denke ich schon brauchen.“ Meinte der Krieger und hoffte, dass der Alte Kauz das Grünzeug wirklich brauchte und ihn Melford nicht nur wegen seiner Seltenheit suchen ließ, wenn der Kronstöckel wirklich so wertvoll war.
    „Ach so, na dann…“ sagte Gwydion, während Melford die Zeichnung betrachtete.
    „Danke erstmal, du hast mir damit echt geholfen.“ Bedankte er sich lächelnd und klopfte dem Druiden auf die Schulter.
    „Ich helfe doch gern.“
    „Gut, dann werde ich mich gleich mal in der näheren Umgebung umsehen, vielleicht hab ich mal Glück. Nen schönen Abend noch.“ Verabschiedete sich Melford und steckte die Zeichnung in seine Hose, damit sie nicht verloren geht.
    Damit wäre ich meinem Ziel schon mal einen Schritt näher. Heute werde ich wohl nicht gleich tiefer in den Wald gehen, aber Morgen dann sicherlich. Dann hab ich’s endlich hinter mir. Dachte der Kahlkopf und schlenderte wieder nach Hause, um Hannah vor seiner Reise vorzuwarnen.

  4. Beiträge anzeigen #224
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Vorplatz der Wassermühle

    „So, das war die letzte.“
    Ijan winkte die beiden Knechte aus dem neuen Schuppen, den Yared und der Altknecht in den letzten Tagen fertig gestellt hatten, und schob das große hölzerne Flügeltor zu und verschloss das neue Lager.
    Der Sohn des Mineurs stand vor dem Tor und besah sich das Werk der vergangenen Tage. Die neue Scheuer war gut geworden, selbst Mandy, die ihr Lob eigentlich immer unter Verschluss hielt, hatte einige anerkennende Worte gefunden, als der Sappeur und seine Baumannschaft ihr den Schuppen am Morgen vorgeführt hatten.
    „Na, jetzt haben wir uns wohl ein paar Tage Ruhe verdient, oder?“, fragte Ijan, der neben ihn trat.
    „Mmh“, äußerte Yared seine Zustimmung.
    “Ich bin nur gespannt, wann wir den nächsten Schuppen aufstellen dürfen, so voll wie der hier jetzt schon ist und die erste Ernte wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.“, meinte der Knecht, aber der ehemaliger Soldat entgegnete: „Nicht so schnell, denke ich. Die großen Getreidelager sind über den Winter fast vollkommen entleert worden.“
    Sie drehten sich um und gingen hinüber zur Wassermühle, die wie immer stoisch das Mühlradklappern vernehmen ließ. Der Tag war schwül und heiß und hätte nicht ein leichter Südwind geweht, hätte man die warme Luft durchschwimmen müssen.
    „Kommst du noch mit auf ein Bier?“, bot der Knecht Yared an, der aber dankend ablehnte. Bei dieser Witterung zog Alkohol sofort ins Hirn und seinen Kopf brauchte er noch, denn er wollte den alten Benjen aufsuchen beziehungsweise es versuchen, ihm über den Weg zu laufen.
    Also verabschiedete er sich von Ijan und holte das seltsame Buch aus seinem Zimmer und steckte es in seine Tasche, bevor er schließlich seinen Kopf in den Bach steckte, um für etwas Abkühlung zu sorgen. Dann machte er sich auf zu dem Steinkreis, den Mandy ihm beschrieben hatte.

    Sobald er das Dorf Richtung Westen verlassen hatte, ging er den Hohlweg an dem Bach entlang, der aus den nordwestlichen Bergen herunterfloss. Die Vögel zwitscherten und besangen den späten Nachmittag, während er unter dem Schatten der Bäume durch das ausgetretene Tal zwischen ihren Wurzeln ging. Im Norden verzogen sich die tiefgrauen Wolken, die am Mittag noch heftigen Platzregen, grollenden Donner und bläulich-weißes Himmelsleuchten verhießen hatten.
    Kurz nachdem er eine Weggabelung passiert hatte, eröffnete sich ihm zu seiner linken ein Seitenweg, der in einer Runden vom Flusslauf ausgewaschenen Nebental mit einem kleineren Wasserfall – natürlich kein Vergleich mit den Riesigen Wasserfällen westlich von Silden, die Yared einst mit seinem Vater besucht hatte – und besagtem Steinkreis, der schon recht verfallen schien, mündete.
    Um zum Steinkreis auf einer Anhöhe auf der anderen Seite des Tales zu gelangen, musste Yared zunächst ein paar in den Fels gehauene Stufen bis zur Talsohle zurücklegen. Der Sappeur genoss diesen Ort, der vom durch das grüne Blätterdach scheinenden Sonnenlicht in alle Arten von grünen Schattierungen widerstrahlte. Zudem war es irgendwie eine Art Heimatgefühl, welches ihn bei seinem Abstieg überkam.
    Als er endlich am Fuße des Tales angekommen war, den alten aber noch stabilen Steg über den Fluss genommen und den Steinkreis erreicht hatte, setzte er sich erst einmal auf einen der umgestürzten Monolithen. Nachdem er sich von dem Durchaus nicht einfachen Anstieg erholt hatte, sah er sich um.
    Die Menhire bildeten einen ovalen Kreis in dessen Mitte sich ein mannshoher Dolmen, eine Art Steintisch, befand. Unterhalb des Tisches war ein Loch, angelegt in der Art eines überdimensionalen Kaninchenbaueingangs und als der Sappeur genauer hinsah entdeckte er neben dem Loch einen zusammengefalteten Zettel, der durch einen Stein beschwert neben dem Eingang deponiert war. Neugierig wollte er den Zettel schon unter dem Stein hervorholen, als ihm einfiel, dass die Nachricht vermutlich gar nicht für ihn bestimmt war. Dann entdeckte er den Schriftzug auf einem Zipfel des Pergaments, auf dem deutlich in feiner kleiner Schrift sein Name zu lesen war.
    Da seine Bedenken bezüglich des Adressaten nun beseitigt waren, hob er den Brief auf und begann zu lesen, was die sorgfältig geschwungenen Buchstaben bedeuteten.

    Guten Abend Yared,
    leider bin ich momentan nicht da, werde aber schon Morgen wieder kommen.
    Warte bitte auf mich, denn es gibt Wichtiges zu besprechen.
    Bewahre
    Benjen

    Ceal neis Dydd. (Einen schönen Tag noch.)


    Na gut dann wartete er eben bis Morgen, beschloss Yared und fing an sich unter dem Dolmen ein Nachtlager einzurichten, den die orange-rote Sonne stand schon tief über dem Horizont.
    Geändert von Yared (26.05.2009 um 19:49 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #225
    Schwertmeister Avatar von Samorin
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    Samorin ist offline
    Samorin hatte sich schließlich entschieen doch noch mal sein Kraut unter die Leute zu bringen und so machte er sich auf den Weg.
    Bei der Sildener Eiche fing er an und verkaufte dann doch noch eine Menge Kraut.
    Sein Geldbeutel war schwer geworden und so hatte er entschieden gleich etwas davon auszugeben. Da er seine Vorräte an Essen bei sich zu hause aufstocken musste.
    Auf dem Weg zur Grünen Krähe begegnete er Melford. Der rief sogleich nach ihm. "He Samorin." "Ja Melford was kann uich fü dich tun?" fragte er immer noch in der Arbeitsrutine. "Du Sammelst doch oft auch kraut und so im Wald oder?"
    "Ja?" Worauf will der hinaus?"
    "Ich suche momenta Krohnstöckl hast du in letzter zeit irgendwo welchen gesehen oder weißt du mindestens wo ich im Wald einige Steinkreise finde."
    "Hmm? Ich glaube ich habe letztens eine Pflanze im Wald gesehen die wie Krohnstöckl aussah aber wo das war weiß ich nicht. Aber Steinkreise, davon gibts einige im Wald.
    Nachdem Samorin Melford erklärt hatte wo die Steinkreise ie er kannte zu finden waren machte der sich eilig dankend auf in den Wald und Samorin auf zur Krähe."

  6. Beiträge anzeigen #226
    Abenteurerin Avatar von Carya
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    Carya ist offline
    Carya saß auf der Wise vor ihrer Hütte und übte neue Melodien ein. Die vergangen Tage hat sie damit verbracht, die Freude an der Musik wieder zufinden und ihre Gefühle in einem Lied auszudrücken. Doch dies war schwiriger als gedacht. Einerseits war sie froh die Kiste, ihrer Mutter gefunden zu haben, denn es waren viele schöne Erinnerungen damit verbunden, aber es kamen auch unklarheiten auf. Sie konnte sich nicht erklären, warum ihre Mutter die Kiste versteckt hatte und was das Wappen zu bedeuten hat.
    Das Mädchen betrachtete die alte Blechbückse. Die Kiste lag geöffnet vor ihr und ihr Blick viel auf die noch nicht geöffneten Dinge, ein kleines Ledergebundenesbuch und ein eingewickelter Gegenstand.
    Das Mädchen legte ihre Harfe zu Seite und griff nach dem Buch. Ohne viel darüber nach zudenken öffnete sie es und blätterte durch. 23. April ... Es war wieder einer von diesen Tagen.... wie ich es hasse... doch ich liebe ihn... überflog sie die Seite. Es war die Handschrift ihrer Mutter und ihr war sofort klar, dass sie ihr Tagebuch in der Hand hielt. Sie schämte sich, dafür das sie in fremden Gedanken ließ. Sie legte das Buch wieder in die Kiste und atmete tief durch.
    Sie griff nach den Gegenstand, der in ein feines Stofftuch eingewickelt war. Die Rothaarige war neugierig und wickelte es vorsichtig auf. Sie sah auf die Rückseite eines Bilderrahmens und drehte es langsam um. Erstaunt schaute sie auf ein Gemälde wo sechs elegante Menschen zu sehen waren und erkannte die rothaarige Schönheit, welche rechts auf einem der Stühle saß. Meine Mama! die Tränen stiegen ihr in die Augen und mit einem Finger strief sie über die Zeichnung. Die Ähnlichkeit zwischen Carya und ihrer Mutter war verblüffend. Das hübsche Mädchen betrachte nun die anderen Personen auf dem Bild, dort waren noch zwei junge Mädchen zu sehen,welche auf zwei weiteren Stühlen neben Caryas Mutter saßen, sie waren beide etwas jünger doch genau so hübsch. Hinter den Stühlen stand ein gut aussehnder Mann, der seine Frau mit ihrem Baby in den Armen hielt. Das Bild strahlte eine gewisse Harmonie aus, den alle schienen glücklich zu sein. Allmählich wurde der jungen Bardin klar, dass ihre Mutter so manches verschwiegen haben muss.

  7. Beiträge anzeigen #227
    Ritter Avatar von Dekker
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    Dekker ist offline
    Die Männer schwiegen, endlich trat wieder der Älteste heran, mit ihm der Gefangene.
    Wer nicht sprach, lernte scheinbar mit seinen Blicken etwas zu übertragen. Das Augenpaar des Kuttenträgers ruhte auf jedem der Fünfergruppe für einen kurzen Moment. Aber so kurz dieser Augenblick auch nur war, er zerriss Dekker fast. Noch nie hatte der Waldläufer das Gefühl gehabt, als würde jemand ihn so durchschauen, es war ihm, als lese der Alte einfach in Dekkers Lebensbuch, als hätte er jede emotionale Regung durchschaut, analysiert und eingeordnet, als kenne er den Jäger besser als er sich selbst.
    Seine Nackenhaare stellten sich auf, ihm lief ein Schauer über den Rücken und für einen Moment wollte er sein Schwert ziehen und den Alten niederstrecken, aber er besann sich.
    Dass sie den Waldläufern ihre Waffen gelassen hatten, zeugte eindeutig von ihrer Überlegenheit und Stärke und deshalb würde Dekker nichts riskieren.
    Endlich formte der Alte mit seinen Händen ein paar Gesten, die der Gefangene deutete und sofort wiedergab.
    'Wie ihr wisst, werden die Gefangenen der Schweigsamen mit dem Mal des Schweigens versehen, dem rituellen Entfernen der Zunge, allerdings habt ihr nicht gesündigt, ihr habt nicht Unrecht getan und ihr habt gegen kein Ideal verstoßen.
    Trotzdessen wisst ihr zuviel. Er meint, er könne nicht eurem Wort trauen, noch nicht, aber es gebe ein Ritual.'
    , gespannt lauschte der Trupp den Worten. Wieder folgten einige Gesten, ehe der Gefangene wieder ansetzte.
    'Den sogenannten Pfad des Schweigens. Dies sind drei Prüfungen, die jeder von euch durchstehen muss, um sein Schweigen zu beweisen. Sie sind hart und werden euch alles abverlangen und wenn ihr diesen Pfad besteht, werden sie euch gehen lassen, ohne euch Leid zu tun, ihr steht dann unter ihrem Schutz und sie vertrauen eurem Wort. Aber sprecht ihr während dem Pfad auch nur ein Wort oder verlässt ein Laut auch nur eure Lippen, so werden sie eure Zungen nehmen.'
    Dekker schluckte, es war gefährlich, verdammt gefährlich sogar, aber jetzt musste er dadurch! Er blickte nach und nach von einem Gesicht zum nächsten, alle Männer waren angespannt, ihre Gesichtszüge verhärteten sich und ihre Angst wurde sichtbar. Endlich öffnete Jarvo den Mund, um etwas zu sagen, da folgte schon die Ankündigung.
    'Der Pfad beginnt jetzt.'

  8. Beiträge anzeigen #228
    Abenteurer Avatar von Chiron
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    Chiron ist offline
    Nach dem Tag am See gemeinsam mit Corax, den Chiron faulenzend verbracht hatte, ging er heute wieder zum See. Diesmal allein, denn er wusste nicht wo Corax gerade steckte. Es war aber nicht so schlimm, denn im Augenblick hatte der Junge tatsächlich keinerlei Fragen, die beantwortet werden wollten. Er würde erstmal ganz allein versuchen seine magische Quelle zu finden. Deshalb hatte sich Chiron auch dazu entschieden wieder zum See zu gehen, denn Wasser und Quelle, das lag nah beisammen. Hoffte der Junge zumindest. Ob sich es sich bewahrheiten würde, fände er früher oder später noch heraus.
    Wie schon beim letzten Besuch hier, suchte sich Chiron ein abgelegenes Plätzchen aus. Das Wasser war ganz klar und ruhig. Es schwappte nicht einmal am Ufer und so weit Chiron sehen konnte entdeckte er nicht einmal Kräusel auf der Oberfläche. Ganz still hockte er sich an den Wasserrand und blickte auf den Grund hinab. Der Schlamm bildete Furchen mit Tälern und Hügeln. Fast wie winzige Berge unter Wasser, dachte sich der Junge. Er hob seinen Kopf und betrachtete die Berge in der Ferne. So seltsam es auch sein mochte, irgendwie sahen sie tatsächlich so aus wie der Schlamm unter der Wasseroberfläche. Wenn man von der Farbe einmal absah und nur die Form betrachtete.
    Das Unterholz neben Chiron raschelte und ein kleines Tier trat in der nächsten Bucht ans Wasser. Es war rot und weiß gefärbt und hatte eine ziemlich spitze Schnauze. Ein bisschen sah es aus, wie ein kleiner Wolf, aber Chiron wusste um was es sich tatsächlich handelte. Als er noch mit dem Fremden unterwegs gewesen war, hatte er schon einmal so ein Tier gesehen. Es war ein Rotfuchs. Den Jungen hatte er offensichtlich nicht bemerkt, denn seelenruhig senkte er seinen Kopf und schlabberte ein wenig Wasser. Da Chiron keine Anstalten machte sich zu bewegen, hatte der kleine Fuchs alle Zeit der Welt. Er setzte sich schließlich auf seine Hinterpfoten, ringelte den buschigen Schwanz um die Forderläufe und blickte dann über das Wasser hinweg. Ganz so wie es Chiron vorher getan hatte. Kaum einen Augenblick später sprang er ins Gebüsch und war wieder verschwunden.

  9. Beiträge anzeigen #229
    Bearded Pelican  Avatar von Adrastos
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    Adrastos ist offline
    Der Pfad des Schweigens? Wo hatten sie sich da nun nur wieder reingeritten? Was auch immer es sein wollte, dem Novizen gefiel es nicht. Es war ihm suspekt. Faun hatte sicher Recht, diese Kerle wegzuschicken und zu verbannen. Ihre Dogmen waren hart. Ein Leben ohne Zunge für jeden, der zuviel wusste. Man konnte auch auf andere weise andere wissen lassen, was man weiß, also was sollte das? War dies wirklich ein solcher Haufen von Analphabeten, dass sie sich sonst nicht mehr zu helfen wussten? Oder war es nur ein Vorzug seiner Ausbildung in Kindestagen, dass er die Lettern stammeln entziffern und auch schreiben konnte?
    Trotz allem spielte er mit. Er wollte seine Zunge nicht loswerden, keinen blutenden Stumpf im Maul haben, den irgend ein paar Irre ihm zugefügt hatten. Nein, vielmehr spielte er mit und hoffte auf eine Gelegenheit mit den anderen abhauen zu können. Die Sildener mussten ja wohl erfahren, was hier mit den Schweigenden abging. So lange musste er jedoch mitspielen, bei diesem grausamen Spiel dieser Ausgestoßenen.
    „Also was ist nun diese beliarsverfluchte Prüfung?“
    schoss ihn durch den Kopf und er war kurz davor, einen der Schweigenden zu fragen. Doch die Drohung saß noch tief und ließ ihn schweigen. Stattdessen blickte er fragend umher, erhaschte den Blick seiner Mitgefangenen und zuckte nur mit der Schulter. Früher oder später würden sie doch wohl hoffentlich aufgeklärt werden, oder?

  10. Beiträge anzeigen #230
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    Tavik ist offline
    Ruhig atmend stand Tavik dort, blickte abwechselnd von Dekker zu Jarvo, von Jarvo zu Irenir, von Irenir zu Adrastos. Dann fasste er die Schweigenden und ihren Anführer ins Auge.
    Was maßt er sich an, uns als sein Eigentum zu bezeichnen, ging es ihm durch den Kopf. Die Frage brannte auf der Zunge, der Mund blieb jedoch versiegelt, erstickte das Feuer der Neugierde.
    Doch dies war nicht die einzige Frage, die Tavik beschäftigte. Dutzende schwirrten ihm durch den Kopf, ließen ihn keine Minute in Ruhe.
    Was wären das für Prüfungen?
    Pfad der Schweigsamen?
    Was käme danach?
    Fragen über Fragen und Antworten gab es so wenig wie Sand auf dem höchsten Berg Nordmars. Fast hätte der Krieger geseufzt, wurde sich aber früh genug der Drohung des Schweigsamen bewusst.
    Egal was kommen mag, dachte Tavik grimmig, wir werden es durchstehen.

  11. Beiträge anzeigen #231
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    Jarvo ist offline
    Stumm schaute Jarvo seine Begleiter an. Alle standen sie wie angewurzelt dar und warteten auf einen Hinweis, was zu tun sein würde. Sprechen durften sie nicht, vielleicht bestand ihre erste Prüfung auch aus purer Geduld, bis jemand es nicht mehr aushielt und das Schweigen brach.
    Fünf Minuten vergingen bis der Mann in Ketten, der Einzige der überhaupt ein Wort sagen durfte, mit dem Zeigefinger auf eine mannshohe Öffnung im Gestein wies. Sofort wurden in dem dunkeln Gang Fackeln entzündet und drei maskierte Männer kamen zum Vorschein. Mit einem kurzen Wink riefen sie die Sildener dazu auf, ihnen zu folgen – sie selbst verschwanden mitsamt der Pechfackeln in der Öffnung.
    Die fünf Waldläufer realisierten, dass er Gang bald wieder in totaler Dunkelheit liegen würde und eilten ihnen hinterher, wobei sie darauf achteten, kein Wort und keinen Ton von sich zu geben.
    Der Weg war eben, wandte sich jedoch schon nach ein paar Fuß stark nach rechts und endete in einem kleinen Raum, wo die Maskierten schon auf sie warteten und die Fackeln hoch empor hielten.
    Ihr Schein wurde von den Wänden, die in ganzer Fülle mit blitzenden Edelsteinen besetzt waren, reflektiert und erleuchteten so den Boden und das, was sich auf ihm befand.
    Eine breite Bahn aus Glassplittern, gefolgt von etwas, das wie weiße Körner aussah, zog sich geschätzte sechs Meter lang durch den Raum und bildete für die Sildener die erste Prüfung.
    Einer der Fackeltragenden klopfte mit seinem Schwert auf Jarvos Stiefel und bedeutete ihm damit, sie auszuziehen. In böser Vorahnung entledigte sich der Barde ihrer und starrte auf die glasige Bahn. Schwarze Flecken klebten überall an ihnen und für keinen der Anwesenden war die Frage mehr nötig, um was es sich dabei handeln mochte.
    Jarvo stellte sich an das äußerste Ende der Bahn und sah den Maskierten an. Dieser nickte.
    Das Glas klirrte, als Jarvo prüfend mit der Zehenspitze über den oberen Rand fuhr und mit Erschaudern feststellte, dass es reißend scharf war, problemlos die Haut aufschlitzen konnte und tief in das Fleisch eindringen würde.
    Sein Magen rebellierte, sein Verstand folgerte ganz logisch, dass es für einen Menschen unsinnig wäre, sich freiwillig solche Verletzungen zuzuziehen. Doch sein Wille arbeitete ein eifriger Kleinarbeit daran, die Muskeln anzuspannen und einen Schritt nach vorne zu tun.
    Noch schwebte der Fuß über den Scherben, von denen manche wie riesige Gletscher emporragten und stolz ihre Gipfel präsentierten. Zwei der Maskierten schlugen mit einem lauten PLING die flachen Seiten ihrer Schwerter zusammen und schreckten alle Anwesenden auf.
    Jarvo haderte nicht mehr und setzte den Fuß zu Boden. Er fühlte, wie seine Haut durchdrungen wurde, fühlte, wie warmes Blut hervorquoll und sich seinen ewigen Platz in dem Scherbenfeld suchte. Ein innerer Aufschrei löste sich und wollte seinen Weg nach draußen finden, sich in dem Raum verteilen und dem immer noch nachhallenden Geräusch der zwei Schwerter Gesellschaft leisten.
    NEIN! protestierte der Barde innerlich und tat einen weiteren Schritt nach vorne. Der Schmerz war unerträglich, die Vorstellung an den Zustand seiner Füße unerträglich…
    Einen Schritt weiter… er biss die Zähne aufeinander und schluckte ein grollendes Knurren herunter.
    Einen Schritt weiter… die Augenlider pressten aufeinander und der Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.
    Nur noch einen Meter... Blut säumte seinen Pfad.
    Der letzte Schritt über die Scherben war wie eine Erlösung und mit einem innerlichen Seufzer ließ er seinen Fuß auf die weißen Körner sinken. Eine völlig neue Dimension von Schmerz tat sich für ihn auf, als er realisierte, dass es keineswegs Sand, sondern schmutziges, beißendes Salz war, welches sich in die offenen Wunden seiner Füße fraß und die Regeln der Marterung neu schrieb.
    Die vier restlichen Waldläufer sahen das Zucken, welches durch Jarvos Körper ging, als er auch den zweiten Fuß im Salz versenkte, doch instinktiv wussten sie, dass der Barde nun sein Ziel erreicht hatte und es schaffen würde.
    Sie hatten Recht. Jeweils der erste Schritt in dem Salz war der Schlimmste. War die weiße Substanz einmal in den Körper eingedrungen, waren, war der Höhepunkt des Schmerzes erreicht und konnte nicht mehr gesteigert werden.
    Fuß um Fuß setzte Jarvo seinen Weg fort, eiferte dem Ende entgegen und ging auf die Knie, als er die Bahn beendet und den kalten Stein unter sich spüren konnte.
    Geändert von Jarvo (26.05.2009 um 15:36 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #232
    Veteranin Avatar von Nanami Rin
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    Nanami Rin ist offline
    Pause!
    Nanamis Finger schmerzten schon wieder höllisch. Wie lange hatte sie nun schon wieder versucht, eine Melodie aus der Fidel zu quetschen? Eine Stunde? Zwei? Gelohnt hatte es sich bisher aber. Das erste mal, seit Nanami die Fidel in die Hand genommen hatte, war sie wirklich zufrieden. Sie hatte schon einmal den Anfang der Melodie, die sie so gut vom Fidelspiel und Gesang ihres Vaters kannte, beinahe richtig hinbekommen. Jetzt gelang es ihr sogar noch besser. Um das ganze Stück, das sie der Einfachheit halber auf "Nordlied" getauft hatte, spielen zu können, würde es noch dauern. Aber sie war sich sicher es lernen zu können, und sie war mit viel Spaß bei der Sache.
    Summend versuchte Nanami sich den nächsten Teil des Liedes in Erinnerung zu rufen und nahm die Fidel wieder zur Hand. Es klappte. Es klappte gut. Zumindest der Anfang. Die nächste Passage, die neue, die wollte noch nicht wirklich funktionieren. Sie war etwas schneller und Nanamis Finger kamen nicht so wirklich hinterher. Um diese Problem zu lösen, hatte sie eine Methode entwickelt, ihre Finger zu stärken, gleichzeitig würde dies wohl auch dafür sorgen, dass sie endlich ein bisschen Hornhaut an den Fingerspitzen bekommen würde: Ständiger Wechsel der Finger auf der höchsten, dünnsten Saite, allerdings auf dem selben Ton. Gut klang das zwar nicht, war aber auch nicht der Sinn der Übung. Und man musste die Saite ja dafür eigentlich weder anschlagen noch mit dem Bogen darüber streichen. Es funktionierte auch ohne dass man es hörte ganz gut.
    Da Nanami diese Übung seit ungefähr drei Tagen nutzte, und das hieß nicht nur kurz, sondern so lange, bis sie meinte dass ihr schon mindestens ein Finger abgefallen war, zeigten sich schon erste, kleine Fortschritte. Die Finger ihrer linken Hand, besonders der Zeige- und Mittelfinger konnte schneller wechseln und von einer Position zur anderen springen, und dabei noch den richtigen Ton treffen.
    Eigentlich war Nanami wirklich stolz auf sich. Der Anfang des Nordliedes klappte, wenn auch etwas zu langsam, aber er klappte. Die zweite Passage würde wohl jetzt dran glauben müssen. Eifrig übte Nanami weiter.

  13. Beiträge anzeigen #233
    Ritter
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    Tavik ist offline
    Wortlos trat der Hüne vor und zog seine schweren, ledernen Stiefel aus, stellte sie fast schon penibel zusammen an die Wand des Ganges und atmete tief ein und aus, um sich selbst zu beruhigen. Dem Krieger behagte die Stille nicht, seitdem Jarvo verschwunden war. Jeder normale Mensch hätte vor Schmerzen aufgeheult, geschrien und geweint. Jarvo nicht. Schweigsam, mit versiegeltem Mund war er den Weg entlanggegangen.
    Tavik warf Dekker einen Blick zu, der so viel wie »Ich geh als Nächster« bedeutete. Und das tat er auch. Er machte den ersten Schritt und bohrte eine Vielzahl kleiner und großer Scherben in seine Fußsohle. Der Hüne spürte Reißen, merkte wie etwas flüssiges seine Füße benetzte, mit jedem Schritt den er tat. Und doch trat über die Lippen nicht die spur eines Lautes. Innerlich jedoch schrie der Krieger heulend auf. Schmerzenstränen stiegen ihm in die Augen, ließen den Gang verschimmen. Na und? Vor ihm waren Glasscherben, hinter ihm ebenso. Was sollte er da sehen?
    Es knirschte, knackte und brannte. Mal trat er auf frisches Blut von Jarvo, mal erreichte er einen glaslosen Fleck und der Erdboden trieb die Stücke noch tiefer ins Fleisch. Als Tavik die Tränen hinfortblinzelte und auf seine scharlachroten Füße schaute, weiteten sich seine Augen vor Schreck. Blut anderer hatte er schon viel gesehen, nicht aber so viel von dem seinen. Er schluckte schwer, seine Kehle war trocken und rau. Die Zähne biss er so stark zusammen, dass ihm der Kopf schmerzte. Noch mehr Druck auf die Zähne und sie würden brechen.
    Dann plötzlich ... keine Scherben mehr.
    Nun erreichte der Schmerz seinen ganz eigenen, perversen Höhepunkt.
    Tavik kannte Schnitte und Wunden vom Schwert.
    Tavik kannte die unglaublichen Kopfschmerzen eines Magiers in der Nähe eines Dämon.
    Tavik kannte den höllischen Schmerz eines lodernden Feuers.
    Dieser Pfad aus Salz stellte alles in den Schatten.
    Schritt für Schritt versuchte er zu gehen, wankte und musste sich an der Wand abstützen. Tränen flossen keine mehr, die Augen waren trocken. Das Hirn hämmerte von innen gegen die Stirn, verlangte nach Freiheit und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Ohnmacht Besitz von dem Krieger ergriff.
    Und plötzlich war es wieder vorbei.
    Erdboden. Echter Erdboden, keine Scherben und kein Salz.
    Lange hielt er sich nicht, stürzte vornüber zu Boden und ließ dem Schmerz seinen Lauf. Er richtete sich leicht auf, lehnte sich an die Wand und nahm mit zitternden Händen seine Füße unter die Lupe. Rotes Salz umrandete durchsichtige, blutrote Stücke von Glas. Tavik atmete schnell ein und aus, riss sich hastig etwas Stoff von seinem Ärmel und stopfte sich den Mund damit aus, ehe er weiterhin zitternd Versuche unternahm, wenigstens die Splitter zu entfernen. Frisches Blut quoll aus den Wunden.
    Dann kippte Tavik um und sah benommen zu Jarvo hin. Er nahm das Ganze nur noch wie einen Fiebertraum war, gefangen in einem Albtraum aus Schmerz, unglaublich brennendem Schmerz.
    Wie würden sich Dekker, Irenir und Adrastos anstellen?

  14. Beiträge anzeigen #234
    Bearded Pelican  Avatar von Adrastos
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    Adrastos ist offline
    „Nein“ rebellierte es in Adrastos Kopf, als er auch Tavik über das Splitterbett schreiten sah. Er würde diesen verdammten Wahnsinn nicht länger mitspielen, es ging zu weit. Rückartig, mit erbosten Gesichtsausdruck drehte er sich um und sah die Anderen vor sich aufgebaut, noch dazu die Schweigenden, bewaffnet mit Schwert und Axt. Schwer atmete er, als er er sich verstehend wieder umdrehte. Nicht nur Dekker und Irenir erwarteten von ihm, dass er ging, sondern auch die Menschen der Sippe. Tief atmete er aus, als er sich wieder dem Scherbenmeer zuwandte und langsam seine Schuhe auszog. Es waren nicht so schwere Stiefel, wie die anderen sie trugen, bemerkte er. „Warum geht mir das jetzt durch den Kopf?“ fragte er sich still. Warum dachte man im Angesicht der Gefahr immer an ganz banale Dinge?
    Er versuchte seine Atmung zu beruhigen, als er barfuss vor den ersten Splittern stand. „Wahnsinn, purer Wahnsinn“ dachte er noch, als er den rechten Fuß hob und wieder senkte.
    Haut und Fleisch wurde zerschnitten, tief drangen die Splitter ein, als er sein Gewicht auf den Fuß verlagerte um den anderen zu heben. Er glaubte ohnmächtig zu werden, Übelkeit stieg in ihm auf, er wollte schreien, sich die Pein und die Qual aus dem Körper brüllen.
    Stattdessen biss er die Zähne zusammen. Tausend Messerstiche konnten nicht schlimmer sein, keine Verbrennung und keine seelische Qual konnten den Schmerz des Momentes übertreffen. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er auch seinen anderen Fuß versenkte und rannen ließe seine Wange hinab, wie das Blut seiner Ferse. Er wagte es nicht einmal zu schluchzen. Die Hände ballten sich unweigerlich, er kniff die Augen zusammen und biss die Zähne fest zusammen. Die ersten Schritte von vielen. Mit jedem schien es schlimmer zu werden, jeder noch eine Steigerung von unendlicher Pein, jeder ein weiterer Peitschenhieb mit einer infernalen Geisel. Doch er ging weiter. „Und das alles für mein jämmerliches Leben und meine Zunge?“ ging ihm mehr als Gefühl denn als Gedanke durch den Kopf. Die klaren Gedanken waren längst gewichen und hatten dem wilden Strudel der Gefühle Platz gemacht.

    „Aaaaaargh!“
    Ein Schrei hallten in seinem Kopf nach. Er wusste nicht, ob er wirklich geschrieen hatten oder nur mental dem Druck nachgegeben hatte. Ein neuerlicher Höhepunkt des Schmerzes war erreicht, der Gipfel jeder vorstellbaren und unvorstellbaren Höllenpein, kein Schwert in der Brust und keine Flammen um den Körper konnte schmerzhafter sein. Nein, es gab nichts, dass dem auch nur im entferntesten ähnelte, was Adrastos spürte als sich das Salz langsam in seine noch offenen, brennenden Wunden fraß.
    „Nein“ formten seine Lippen stumm. „Nein. Nein. NEIN!“
    Doch er schritt ohnmächtig weiter, nicht mehr in der Lage seine Füße zu kontrollieren, sie schritten unaufhörlich weiter, bis sie die Kühle spürten. Die kühlende Frische des blanken, ebenen Steines, der den Schmerz linderte. Doch noch immer erschien er unerträglich. Er stürzte auf die Knie und rappelte sich schnell wieder auf. Er wollte nicht kriechen, nicht nach dem, was er durchgemacht hatte. Viel lieber wollte er es schnell vergessen und jede Erinnerung daran verwischen.

  15. Beiträge anzeigen #235
    Veteranin Avatar von Nanami Rin
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    Nanami Rin ist offline
    Ein letztes mal heute! Nur noch einmal!
    Im Schneidersitz saß Nanami auf ihrem Bett und hielt nach wie vor die Fidel in der Hand. Sie atmete durch - und versuchte ein letztes Mal, fehlerlos zu spielen.
    Scheinbar hatte sie heute genug Zeit damit verbracht, sie war müde, ihre Finger schmerzten, und es funktionierte auch nicht mehr. Leicht depremiert verstaute sie die Fidel wieder in der ihr angestammten Tasche, die auf dem Stuhl stand.
    Nanami öffnete das Fenster und starrte hinaus in den trüben Himmel. Die Sonne hatte sich hinter grauen Wolken versteckt, die aber mittlerweile schon den ganzen Himmel verhangen. Fast schon sehnsüchtig wartete Nanami auf ein paar Regentropfen, doch die ließen auf sich warten. So starrte sie minutenlang ins Graue. Bald überlegte sie, ob sie Ryu wiedersehen würde. Irgendwann. Er hatte ihr versprochen, ihr Silden zu zeigen, aber viel hatte sie nicht gesehen. Er war ein netter Kerl gewesen, scheinbar ziemlich unkompliziert. Er konnte sich stundenlang mit Spargel beschäftigen. Lächelnd dachte sie daran, wie es ausgesehen hatte, als der da mit dem Spargel unten auf der Straße gestanden hatte. Und an seinen Blick nach der Erläuterung, wie man Spargel zuzubereiten hatte. Vielleicht hatte es doch einen tieferen Sinn.
    Sie beschloss, ihn wiederzusehen. Irgendwann.
    Draußen war er bei diesem Wetter sicher nicht, vielleicht war er auch gar nicht in Silden, vielleicht war er unterwegs. Vielleicht vielleicht...
    Nanami wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als ein einzelner Regentropfen auf ihre Stirn fiel. Dann noch einer. Dann tropfte ihr einer auf die Nase, dann einer auf die Wange. Dieser rann ihr über den Hals und ließ sie kurz schaudern. Am Fenster stehen und über Bekanntschaften nachdenken konnte sie ein ander Mal... Bei sonnigerem Wetter.

  16. Beiträge anzeigen #236
    Provinzheld Avatar von Ravnyir
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    Ravnyir ist offline
    Die mickrigen drei Töne, die er meisterhaft beherrschte, verließen in rhythmischen Abständen die Panflöte und versetzten den Wald in Stimmung. 1, 2, 3, 2, 3, 3, 1, 1, 2… zählte er in Gedanken mit. Drei Ziffern, für drei Töne, einfacher ging es einfach nicht. Die eins war der höchste und vergänglichste unter ihnen, er wurde freigesetzt, indem Ravnyir ins längste Röhrchen blies und erfreute dann für kurze Zeit die Umwelt, war aber bald verschwunden. Nummer zwei war wohl die goldene Mitte, nicht zu tief, nicht zu hoch, einfach schön anzuhören und leicht anzuspielen. Der dritte und letzte Ton seines Repertoires, war zugleich der tiefste. Der Jäger mochte ihn nicht so gern, denn es benötigte größere Anstrengung ihn zu treffen. Alles in allem fügten sie sich sehr gut aneinander und ergaben ein leichtes, jedoch wenn richtig gespielt, auch das Ohr verwöhnendes „Stück“ ab, dass Ravnyir des Öfteren zu wiederholen hatte.
    Die letzten Tage hatte er genau damit verbracht. Mycon hatte sie ihm gleich am ersten Tage alle drei beigebracht und er selbst musste dann einen brauchbaren Rhythmus finden. Die leichte Panflöte aus Schilf, hatte er überall mit sich getragen und auch während der Jagd emsig geübt. So verbrachte Ravnyir also die meiste Zeit beim musizieren und sogar im Schlaf erwischte er sich mittlerweile schon dabei Töne zu formen. Sein Leben hatte dabei einen richtigen Schwung bekommen und mit den Stücken, die er spielte, dachte oder summte, ging ihm alles viel leichter von der Hand.
    Nun saß er auf der Wiese vor Silden unter einer Trauerweide, die ihre Wurzeln bis ihn den See hinausreichen ließ und mit den hängenden Ästen die Wasseroberfläche in Bewegung brachte. Der Jäger hatte es sich auf einer der dicksten Wurzeln gemütlich gemacht, die einen weiten Bogen, wie eine Angel, schlug und sich dann im See verlor. Mycon von Ardea, der meisterhafte Flöter, lag derweilen unter dem Baum, rauchte ein wenig Sumpfkraut und wirkte abwesend, doch immer wenn Ravnyir ihn zornig anzusehen versuchte, blickte der alte Mann auf und gratulierte dem Jäger zu seinem Flötenspiel.
    „ Ich will langsam mal einen neuen Ton lernen,“ sagte Ravnyir nach einiger Zeit und hörte zu spielen auf. „ Meistere die ersten drei und du bekommst einen vierten,“ antwortete ihm der Flöter. „ Ich habe die ersten…“ „ … Nein, du kannst sie spielen, soviel ist klar, doch glaube mir ein Meister könnte aus diesen wenigen Essenzen ein viel größer und wohlklingenderes Werk erschaffen, als du mit einhunderten. Also beschwer dich nicht, sondern spiele.“…

  17. Beiträge anzeigen #237
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Steinkreis in den nordwestlichen Wäldern Sildens

    Von wegen … er würde morgen schon wieder zurück sein. Benjen war am vorherigen Tag nicht gekommen, stattdessen hatte der Pionier ein weiteres zerfleddertes Buch am Eingang des Riesenkaninchenbaus gefunden. Der Ledereinband war offensichtlich von Ratten angefressen worden, soweit Yared die Bissspuren zuordnen konnte, aber die Pergamentseiten waren noch vollständig lesbar und im Gegensatz zum ersten Buch, das er von Benjen erhalten hatte, war es auf Myrtanäisch verfasst und somit für den Sappeur ohne Probleme lesbar.
    Es handelte von einem kleinen Mädchen, das zum Geburtstag ein Kamel geschenkt bekam und einem bösen Oger, der das Kamel essen wollte – im Prinzip ein recht profanes Kindermärchen.
    Warum schickte ihm Benjen, von dem als Absender er nun einfach mal ausging, ein Kinderbuch? – Zumal die Geschichte recht bekannt war und zum allgemeinen Ammenmärchenschatz von Midland gehörte.
    Aber unverhofft war Yared eine Idee gekommen und er hatte sich den Inhalt des ersten Buches noch einmal genauer besehen.
    Es war merkwürdig gewesen. Diese Sprache in Benjens erstem Buch war ihm bekannt vorgekommen, aber sie glich weder der Sprache und Schrift der Midländer noch der der Assassinen. Die Schriftzeichen hatten Ähnlichkeiten mit den nordländischen Runen, allerdings nicht mit derselben Bedeutung, was sich auch trotz der spärlichen Nordischkenntnissen des Sappeurs leicht hatte feststellen lassen.
    Und dann erst war es ihm aufgefallen: Im ersten Buch standen genau an den selben Stellen wie im Zweiten, immer die gleichen Worte. Jedesmal, wenn im zweiten Buch ‚Mädchen‘ im Text stand, erschien das Pendant ‚Geneth‘ an der selben Stelle im Ersten.
    Nachdem Yared das erkannt hatte, hatte er sich darangemacht, die neue Sprache zu lernen, indem er das Buch übersetzte und die einzelnen Entsprechungen in seinem Hirn durch lautes Vorsagen, während er durch das kleine Tal wanderte, zu verknüpfen und bis jetzt hatte das ganz hervorragend funktioniert.

    „Safio, Yared. Wie ich sehe, hast du schon ohne mich angefangen.“
    Die Stimme ließ den Sappeur von dem alten zerfledderten Buch aufschauen und zum erstenmal sah er das vom Alter zerfurchten Gesicht eines alten Mannes. Der sonst immer vermummte musste seine Kapuze abgesetzt haben und trug seinen verbliebenen, den Hinterkopf einrahmenden, halben Haarkranz nun offen zur Schau.
    „Croeso. Benjen?“, fragte Yared etwas unsicher den weißhaarigen Kauz, der ihn breit angrinste.
    „So nennt man mich unter anderem. Schön das du auf mich gewartet hast.
    Und, wie ich höre, hast du deine Wartezeit sinnvoll genutzt. Bist du mit den Büchern durch?“

    Sicher, er hatte seine Zeit gut genutzt, aber er hätte sie vielleicht noch besser nutzen können.
    Der Sappeur legte die Bücher beiseite und erhob sich von dem liegenden Menhir.
    „Ja, bin ich und ich hätte einige Fragen.“
    Der Alte nickte bedächtig und signalisierte ihm, dass er seine Fragen nun stellen konnte. Er hatte ja auch lange darauf warten müssen.
    „Erstens: Was ist das hier für ein seltsamer Ort? Ich hatte gleich, als ich das Tal betrat, das Gefühl es zu kennen. Gibt es dafür eine Erklärung?“
    Benjen nickte wieder: „Eine berechtigte Frage, aber die Antwort ist etwas länger, weshalb ich sie dir gerne erst später beantworten würde.“
    Der Halbkahle sah zum Himmel hinauf und begutachtete die schwarzen Wolken, die sich am Firmament zusammenbrauten, wie auch den stärker werdenden Wind, skeptisch.
    „Es ist schon spät und wir sollten noch vor dem Sturm unten in der Höhle sein. Komm.“
    Das war nur vernünftig angesichts der Massen an Pollen, Staub und Nadelbaumzapfen, die der Wind jetzt schon auf sie herabregnen ließ. So begleitete der Pionier den alten Mann in den Kaninchenbau unter dem Dolmen inmitten des Steinkreises und fuhr fort mit seinen Fragen.
    „Zweitens: Was ist das für eine Sprache, die du mich hier lernen lässt?“
    Die Höhle war erstaunlich. Nachdem Yared nur wenige Fuß Benjen in den Tunnel gefolgt war, war der Gang hoch genug, dass sie aufrecht weitergehen konnten, nachdem sie bisher auf allen Vieren den Schacht hinabgekrochen waren.
    „Das ist die alte Sprache der Waldläufer. Heute könne nur noch wenige diese Sprache. Die Druiden lehren sie noch ihren Novizen, damit diese die alten Formeln für spezielle Rituale oder alte Schriften über Wissen aus der Vergangenheit verwenden können.“
    „Und warum soll ich diese Sprache lernen? Ich habe schließlich keine Ambitionen zum Druidentum.“

    Der Alte entzündete eine kleine Öllampe und der Sappeur konnte einen Gang mit gemauerten Wänden, Decke und Boden erkennen, alles war mit Spinnweben und Staub bedeckt.
    „Es gibt aber viele Schriften in der alten Sprache, die auch für dich interessant sind beziehungsweise essentiell, aber dazu später.“
    Immer dieses ‚Später‘. Wann würde Yared endlich die Antworten erhalten, die er haben wollte? Aber noch war seine Geduld nicht sehr strapaziert, also ließ er es vorerst sein, Benjen zu einer Antwort zu drängen. So stapften sie gemeinsam weiter den Gang entlang, während sich vom Eingang her noch das Grollen des Donners und das Prasseln des Platzregens vernehmen ließ.

    ___________________________________________
    Safio. = Bewahre.
    Croeso. = Hallo.
    Geändert von Yared (26.05.2009 um 20:54 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #238
    Schwertmeister Avatar von Samorin
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    Samorin ist offline

    An der großen Eiche

    Samorin lag unter der Großen Eiche in der Mitte Sildens und starrte in den Wolkenverhangenen Himmel. Sein Sumpfkrauthatte er neben sich gelegt und hin und wieder riss ein Käufer Samorin aus seinen Gedanken. Er dachte über diese von allen Göttern verfluchte Kiste nach. Er hatte sie heute wieder gesehen. Er war durch dden Wald gezogen weil er Feuernesseln brauchte, die er unter den Traumruf mischen konnte. Dabei hatte er einen Steinkreis entdeckt um ihn herum wuchsen viele Feuernesseln. Nachem er einige gesammelt hatte entdeckte er dass im Zentrum auf einem Großen Altarähnlichen Stein die Kiste lag. Das Zeichen, welches er zur Markierung in das Holz geritzt hatte, schimmerte immer noch Frisch. Er näherte sich und nahm sie näher in Augenschein. Er sah sich um kein einziger Rabe und keine Krähe war zu sehen. Er hob die Kiste an. Im gegensatz zum letzten Mal war sie sehr schwer. Er hörte etwas dass sich wie Flügelschlagen anhörte. Sofort stellte er die Kiste wieder ab, den um in herum saßen 4 Raben auf den Steinen um beäugten ihn.. Misstrauisch, wie ihm schien. Er ging langsam einige Schritte heraus und ging so schnell er konnte ohne zu rennen zurück nach Silden. Und nun lag er hier. Er fragte sich ob er langsam verrückt wurde, jetzt verfolgten ihn schon eine von Raben eifersüchtig beschützte Kiste.
    Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und stöhnte leise. Da kam ein kunde zu ihm herüber und fragte nach dem Kraut. Samorin spulte tonlos sein Angebot herunter. Nachdem ihm der Kundde die Goldmünzen zugeworfen hatte. Warf er ihm schon fast ohne hinzusehen das Päckchen hin. Es brachte nichts sich über duie Kiste den Kopf zu zerbrechen, was kommen muss wird kommen, alles weitere sehe ich dann.
    Die Wolkendecke brach an einer Stelle auf und die Sonne schien ihm ins Gesicht. Ein gutes gefühl.
    Also lächelte er und setzte sich aufrecht hin.

  19. Beiträge anzeigen #239
    Ritter Avatar von Dekker
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    Dekker ist offline
    Sie hatten es alle drei geschafft, ohne Laut, aber am Rande ihrer Kräfte hatten sie es überstanden. Erst Jarvo, dann Tavik und dann Adrastos, warum Dekker solange wartete, wusste er nicht.
    Er wusste nicht, ob er sich fürchtete.
    Er wusste nicht, ob er diese Schmerzen einschätzen konnte.
    Aber er wusste, dass er auf die andere Seite musste. Ohne Geschrei und Brimborium.
    Mit zwei schnellen Handgriffen hatte er sich von seinen Mokassins befreit und stand barfüßig am Beginn des Pfads.
    Tief atmete er ein, hörte in sich hinein. Sein Herz schlug in seinem Brustkorb, seine Rückenhaare richteten sich nach und nach auf und sein Körper versetzte sich in Alarmbereitschaft.
    War das Angst? Oder war es pure Vorsicht?
    Er hatte die Gesichter der anderen nicht gesehen, aber allein an ihrem Gang hatte er gemerkt, dass es verdammt weh tun musste. Mehr als weh tun musste.
    Zaghaft biss er auf seine Unterlippe, konzentrierte sich auf das drückende Gefühl in der Lippe und hob seinen Fuß.
    Den Schmerz spürte er gar nicht. Sein Innerstes zog sich einfach zusammen. Für einen Moment befürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren. Er spürte seine Haut nicht mehr. Wie Rasierklingen schnitten die Splitter seine Fußsohlen auf. Die Hornhaut, antrainiert von monatelangem Barfußlaufen im Sommer, stellte keinen Widerstand für das Glas dar.
    Er wusste nicht, ob der erste, oder der zweite Schritt schlimmer waren. Aber spätestens, nachdem er seinen Fuß das dritte Mal auf die blutroten Glasscherben setzte, hatte er das Gefühl kotzen zu wollen.
    Es war egal, Hauptsache, es ging kein Wort über seine Lippen! Alles in Dekker sehnte sich danach zu explodieren, während es sich immer weiter zusammenzog. Er fühlte, wie das Blut von seinen Fußsohlen tropfte, wie es Glassplitter band und sie weiter hineintrieb.
    Er hatte gewusst, dass die weißen Körner Salz waren, seit dem Zucken Jarvos hatte er es gewusst, aber er hatte es sich nicht vorstellen können.
    Es war Feuer, pures Feuer, dass seine Füße umfing, das in seiner Blutbahn rauschte, das ihn zerfetzen würde, vor Schmerzen, wenn er nicht losschreien würde!
    Plötzlich spürte er Blut an seinem Kinn. Verwunderung, ein leichter Schritt, während dem er den Schmerz kaum wahr nahm, dann wusste er, woher das Blut kam. Er hatte seine Lippe aufgebissen. In diesem Moment spürte er wieder das wuchtige Wummern das Schmerzes, er hatte Angst zu kollabieren, zu schreien, zu brüllen... Dann setzte er seinen Fuß auf den kalten Stein.

  20. Beiträge anzeigen #240
    Burgherrin Avatar von Myra
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    Sumpffee aus dem Wald
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    Myra ist offline
    Vorsichtig zog Myra den Stoff noch ein Stücken weiter, bis dieser über den Haken hing. Ein paar Mal tippte die Schneiderin auf den gespannten Stoff und schaute sich ihr Kunstwerk an. Dieses Ding sollte sie vor dem kühlen Nass aus dem Wolken bewahren, wenn es denn mal wieder regnen sollte, was dem Himmel nach zu urteilen nicht mehr lange dauern konnte. Die Blonde hatte eine solche Gerätschaft schon einmal bei einer anderen adligen Familie gesehen, doch diese hatten es als Sonnenschutz verwendet. Prüfend schwang die Grünäugige die Gerätschaft von rechts nach links. Der Stoff blieb an den Haken hängen und schien sich auch nicht allzu schnell abzulösen. So konnte sie getrost nachdraußen gehen, ohne sich gleich fürchten zu müssen, dass ihr Aussehen durch den Regen zerstört werden könnte. Nachdem die letzte Runde um den See nicht so verlaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatte, wollte sie unbedingt wieder zur Ryu gehen und ihn darauf ansprechen. Schließlich waren das keine Umstände für eine Lehre, wenn die junge Sumpflerin vor Erschöpfung umfiel. Scheinbar wusste ihr Lehrmeister nicht wirklich, was er tat. Deswegen musste ihn Myra unbedingt aufklären. Sie zog sie schnell ihre Stiefel an, damit sie nicht in den nassen Straßen Sildens unterging und dann verließ sie ihre Villa.
    Schnell lief die Schönheit zu der Schmiede ihres Lehrmeisters hinüber. Den Regenschirm hatte sie natürlich dabei, denn sie musste auf alles vorbereitet sein. Als sie an der Hütte angekommen war, pochte sie laut an der Tür und trat ein, als sie hineingebeten wurde.

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