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"Nunja ich habe gehört du heiratest heute?", fragte der Seher etwas nervös und bekam als Quittung ein Nicken. Er würde wohl nicht drum herum kommen die beiden tatsächlich zu trauen, also schluckte er seine Unsicherheit hinunter und sagte : " Herzlichen Glückwunsch. Ich soll dich und deine Zukünftige trauen. Kommt einfach wenn ihr fertig seid zu den Tischen bei der Mühle, ich bereite soweit alles vor. Beeilt euch am besten, es warten schon alle!" Er klopfte Melford nocheinmal kameradschaftlich auf die Schultern und ging dann eilig los. Jetzt wusste er wie Ceris sich wohl die meiste Zeit über fühlen musste.
Am Festplatz angekommen sah er das tatsächlich langsam alle Sildener sich an die Tische setzten und auf Speisen und Brautpaar warteten. Hoffentlich beeilten sie sich. Schnell prüfte er noch ob alles da war. Was brauchte er überhaupt? Einen Strick, Seil oder etwas in der Richtung, richtig. Hastig rannte er zur Wassermühle und rauschte an Mandy vorbei, die jedoch eh viel zu beschäftigt war um sich über ihn zu wundern. Kurz suchte er, fand ein passendes Seil und rannte dann zurück zum Festplatz. Alles war bereit, es mussten nur noch die beiden Eheschließenden samt Trauzeugen auftauchen.
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Waldrand, nördlich von Silden
Modenschau? Nein das war nichts für Yared, der diesen Tag mit Bierfässerschleppen für Mandy begonnen hatte. Eine Beschäftigung die ihm, so seltsam das klingen mochte, wesentlich mehr zusagte, als dieses 'Sehen und Gesehen-Werden'. Aber wer es nötig hatte ...
Der Sappeur war nun auf dem Weg zum Schrein des Königs der sildener Wälder, der oberhalb des Dorfes am Waldrand stand. Vendor hatte ihm erzählt, dass es üblich war dem König des Waldes, der angeblich in Gestalt eines prächtigen Hirsches zu erscheinen Pflegte, beim Beltane-Fest ein paar getrocknete Früchte oder Hafer opferte und durch diese Gaben sich seinen Schutz zu erbitten.
Yared war nicht besonders religiös oder enorm abergläubisch, aber der gesunde Menschenverstand und seine Erfahrungen mit der religiösen Wirklichkeit, im besonderen mit den Göttern, hatte ihn von deren Existenz überzeugt. Daher konnte es sicher nicht falsch sein, den Schutz des Waldkönigs in Anspruch zu nehmen.
Als der kleine Steinaltar am Waldrand in Sicht kam, war er leer und nirgendwo irgendjemand zu sehen. Die meisten Sildener frönten diesem Brauch wohl in der Früh und irgendjemand hatte sich die Opfer schon unter den Nagel gerissen. Aber das war nicht seine Angelegenheit.
Yared sah den Waldkönig nicht als allmächtige Gottheit, sondern als Freund dem man an seinem Geburtstag etwas schenkte.
Und so legte er seine Gaben auf den Altar ohne viel Brimborium.
Dann trat er zurück, drehte sich um und während er den Weg zurück nach Silden stapfte um Melfords Hochzeit nicht zu verpassen, schien es ihm, als würde eine fremde röhrende Stimme in seinem Kopf sagen:
"Danke für deine Gabe ... Freund."
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Die Gespräche wurden leiser, die Krüge wurden seltener aneinander gestoßen, die einen wandten bereits den Kopf um, und wartenen ungeduldig auf das Brautpaar. Orthego wusste nicht, wie es bei Hochzeiten in Silden so ablief, aber es sollte wohl nicht anders als sonst auch sein.
In gleichmäßigen Abständen rutschte seine Hand zur Hosentasche hinunter, griff hinein, und überprüfte, ob das Säckchen mit den Ringen auch wirklich da war. Bis jetzt lief alles reibungslos, Gott sei Dank. Er konnte und wollte sich nicht ausmalen, was los wäre, wenn er die Ringe verlieren würde.
Viele neue Gesichter waren an den Tischen aufgetaucht, höchstwahrscheinlich alles Familienangehörige der Braut, schließlich hatte Orthego sie hier noch nie gesehen. Es waren junge und alte Leute, doch alle recht vornehm gekleidet, und mit einem misstrauischem Blick bewaffnet. Besonders eine hochgewachsene Frau in einem knallrosa Kleid mit blonden, hochgesteckten Frauen erschien von Anfang an unsympathisch.
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Noch rechtzeitig kamen Corax und Melford an der Mühle an und trennten sich dann schnell, um ihre Plätze einzunehmen. Der baldige Ehemann schaute sich die Versammlung an, die sich zusammen gefunden hatte. Orthego hatte sich ganz Vorne platziert und wartete wohl wie die anderen darauf, dass es endlich losging. Auf der linken Seite der Massen, erregte eine festlich gekleidete Gruppe seine Aufmerksamkeit, die alle in weiß-grünen Gewändern gekleidet waren. Melford hatte das ungute Gefühl, dass es sich dabei um Hannah’s Verwandtschaft handelte. Doch das war ihm jetzt recht egal. Wichtiger war wohl die Frage, wo sich seine Zukünftige befand.
Ein wenig nervös ging er am Rande entlang und hielt nach seiner Liebsten Ausschau. Es dauerte etwas bis er sie, unter einem Baum stehend, bemerkte. Schnell eilte er zu ihr, damit die Festlichkeiten so bald wie möglich beginnen konnten.
„Da bis du ja endlich!“ rief ihm Hannah entgegen, die ihn bereits bemerkt hatte.
„Ja, es hat ein wenig länger gedauert, aber jetzt kann es ja losgehen.“ meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen und ging mit ihr in Position, um den Einzug beginnen zu können.
„Und denk daran, was ich gesagt habe.“ flüsterte sie Melford noch einmal zu und erinnerte ihn an ihr Gespräch über ihre Familie.
„Keine Sorge.“ flüsterte er zurück und nickte Corax zu, der ganz Vorne unter einem farbenprächtigen Blumenbogen stand. Mit bedächtigen Schritten gingen Hannah und Melford los. Die Menge wurde ruhiger und richtete ihre Aufmerksamkeit nach und nach auf das einziehende Ehepaar.
Jetzt ist es also soweit. Dachte der Sildener und schritt dem nun unausweichlichem entgegen.
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Yngvar war stolz darauf, seinen Beitrag zu diesem Fest geleistet zu haben. Ein schöner Brauchtum, wie er fand. Im Norden gab es auch solche Traditionen, seiner Meinung nach wurden die von vielen aber nur wahrgenommen, um sich einen hinter die Binde zu kippen, als wenn man dafür extra einen Grund brauchen würde aber jede Gelegenheit war da willkommen.
Es war alles wirklich sehr schön geworden, die Modenschau hatte er amüsiert mitverfolgt, er würde sich da wohl eher nicht zu dem Kundenkreis zählen. Ihm gefiel aber, mit wie viel Liebe alles vorbereitet worden war, auf Kleinigkeiten war geachtet worden und eine Hochzeit sollte auch stattfinden. Die Hochzeit und das Fest passten wirklich gut zusammen. R kannte sich nicht wirklich mit den Brauchtümern hier aus aber er hatte sich erkundigt und so sollte unter anderem der Frühling willkommen geheißen werden.
Der Frühling war für ihn schon immer die schönste Jahreszeit gewesen, nicht nur die Pflanzenwelt erwachte aus ihrem Winterschlaf auch die Tierwelt erwachte zumindest teilweise zu neuem Leben, so sah er es. Der Frühling war so gesehen der Start in ein neues Jahr, so wie die Ehe der Start in ein neues Leben war, so passte das wirklich mehr als nur gut zusammen.
Genau beobachtete der Nordmann das geschehen, hielt sich aber im Hindergrund, schließlich wollte er niemanden stören.
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Es war so weit, alle Blicke richteten sich auf sie, Melford und Hannah standen erwartungsvoll vor ihm und warteten darauf was er sagen würde. Corax schluckte seine Spucke runter um den Hals zu befeuchten, schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder um eine Rede aus dem Stegreif zu sprechen : " Wie jedes Jahr im Frühling feiern wir ein Fest um das Leben, das Wachstum, die Freude und die Zukunft zu ehren. Wir begrüssen den Frühling, wobei dieses Jahr der Frühling eher dieses Fest begrüsst. All diese Dinge werden wohl durch kein menschliches Handeln, durch keinen Bund besser ausgedrückt als durch die Hochzeit zweier Menschen. Wir alle dürfen heute Zeuge werden wie diese beiden jungen Sildener, Melford und Hannah, den Bund der Ehe eingehen wollen. Tretet nun vor."
Die beiden traten mit einer Miene die wohl eine Mischung zwischen Ernst und Glückseligkeit war vor. Corax warf einen kurzen Blick zur Seite, ein Novizie stand bereits mit dem Seil parat, alles lief bis jetzt ganz gut.
"Hannah möchtest du Melford zu deinem Mann nehmen?", fragte er schließlich bedächtig. "Ich will", antwortete sie und Corax wandte sich an Melford : "Willst du Hannah zu deiner Frau nehmen?" Auch er bejahte. Corax nickte langsam und wandte sich dann an die versammelten Sildener : " Sodenn irgendjemand von euch einen Einwand hat, möge er nun sprechen oder für immer schweigen."
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"Hochzeit?!", entsetzt spuckte die Agentin das Gesöff aus, das ihr irgendein unverschämtes Gör ihr respektloserweise angeboten hatte. Entsetzt sprang die junge Frau von ihrem Platz auf, der nicht viel mehr war als irgendein klappriger, alter Stuhl, an einem klapprigen, alten Tisch, umgeben von klapprigen, alten, stinkenden und äußerst primitven Menschen - was an und für sich schon die größte Beleidigung war, die sie je erleben durfte! Doch das - das war eindeutig zu viel! Das war einfach.. einfach.. nicht zu fassen! Die junge und äußerst zielstrebige Kommandantin wusste zwar dank ihres unfreiwilligen Urlaubs auf dieser gottverdammten, verkafften Erde sehr gut, dass Menschen bloß primitive, widerliche, respektlose, unverschämte und äußerst dumme Wesen waren, die vor einigen Jahren beschlossen, von den Bäumen herunter zu kommen und sich nun auf die großartige "Leistung" etwas einbildeten - sie schnaubte, dabei hatte unlängst jeder Wiesenschaftler ohne Zweifel bewesen, dass das der größte Fehler aller humanoider Lebewesen war, weswegen man jetzt in den letzten Monaten Programme startete, die die humanoiden Lebewesen wieder zurück auf die Bäume treiben sollte - bisher leider mit wenig Erfolg, da die einzigen Bäumen in Museen standen und die Museumswächter es erstens gar nicht toll fand, dass man ihre wertvollen Bäume befummelte und ihnen Blätter abriss, auch war einfach für fünfunsechzig Gazillionen Sternlinge einfach nicht genug Platz auf 20 Bäumen. Doch das! Das schlug dem Boden das Fass aus. Oder so. In der blumigen Sprachweise kannte sich die Kommandantin nie besonders gut aus - sie war ja auch nur dazu da, um in Notfällen rasch die klügsten Entschiedungen für alle Beteiligte zu treffen und möglichst wenig, beziehungsweise viele, Menschen dabei sterben zu lassen. "STOP!", schrie sie, packte sich einfach unerlaubterweise das Schwert ihres Nebenmannes und raste auf die Tatort des Verbrechens zu und stellte sich entschieden zwischen die beiden zu Trauenden. "Seid ihr des Wahnsinns? Samma? Was ist in dem Bier drinne, dass ihr heiratet? Hat man euch jegliche Vernunft aus dem Hirn geprügelt? Verdammt nochmal! Was ist in diesem Kaff los?! NOch nie hab ich so viel Dummheit auf zwei Beinen gesehen! Das gibt's doch nicht!", fluchte sie vor sich hin und wurde dann gegen Ende so laut, dass sich bereits die ersten Zuschauer aufgrund ihrer Kenntnis über alle möglichen Beschimpfungen die Ohren zu halten. Und nicht etwa wegen ihrer Stimme, die außerhalb von menschlich zu erzeugenden Tonhöhen, natürlich gerade zu fantastisch klang. Die Menge, inklusive dem Brautpaar starrte sie verwirrt an. Sie blickte die zwei Verliebten traurig an und hob dann demonstrativ das geliehene Schwert. "Tut mir Leid - ich als Agentin im Auftrag des Friedens und Glücks kann euch nicht heiraten. Ich muss euch vor dieser schwerem Vergehen retten - das werdet ihr sicher verstehen." Und mit diesen Worten stieß sie zu. In den nächsten Milisekunden ereigneten sich viele Dinge. Erstens, schrie die Menge bei ihren Worten und ihrer anschließenden Tat entsetzt auf - als sie dann sah, was sie angerichtet hat, schrie die junge Agentin auch auf. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, da das Heiraten schon seit Jahrhunderten auf Stern 4 verboten war, aufgrund von Überbevölkerung. Natürlich versuchte die damalige Regierung die Hochzeitsnacht aus der Hochzeit zu streichen, doch Dank der großen Rebellion des Volkes, das unbedingt auf ihrer Hochzeitsnacht pochte als die allerallerletzte Möglichkeit legal in die Nähe eines humanoiden Lebewesen zu gelangen, musste die Regierung soweit gehen und Hochzeiten ein für alle mal zu bestrafen. Als Strafe stand natürlich, wie auf alle Strafe in Stern 4 aufgrund der Überbevölkerung, die Todesstrafen. Doch nicht nur die Verlobten ereilte die Strafe. Auch der Priester, der die Weihe vollzog, die Trauzeugen, so wie alle Gäste, die wissentlich oder unwissentlich bei der Hochzeit zu Gange waren, oder auch nur Statisten, die zufällig am Ort des Geschehens vorbei kamen und nicht versuchten das Ganze aufzuhalten, wurde mit dem Tode bestraft. Deswegen munkelte man noch Jahre nach dem Ereignis, dass die junge Agentin nicht ganz selbstlos gehandelt hatte, sondern eher vordergründig die Wahrung ihrer eigenen Haut im Sinne hatte, was sie jedoch wehement bestritt, da es ihr als Agentin natürlich nur um das Wohl der anderen ging - jaja. Jedenfalls, zurück zum Geschehen. Da die Agenten von Stern 4 nie im Umgang von Waffen unterrichtet wurden, sondern lediglich über diplomatische Fähigkeiten und psychologische Taktiken verfügten, dass sie ja im Auftrag des Friedens unterwegs waren und es daher irgendwie ein wenig blöd war, ihnen Dinge in die Hand zu dürcken, die von der Agentur des Hasses und des Krieges gefertigt wurde, argumentierte man damals. Deshalb rutschte ihr, da die Kommandantin nicht daran gewöhnt war, solch schwere Dinge in den Händen zu halten und das über einige Sekunden hinaus, das Schwert aus der Hand und unglücklicherweise erwischte sie dadurch solch einen blöden Winkel, dass sie ihren Fuß streifte und dadurch ein wenig blutete. Die Zuschauer, die das Ereignis nicht genauer im Blick hatten, hatten daher die Befürchtung, dass sich unsere Agentin an dem Brautpaar vergriff, da sie nur das Schwert und schließlich das Blut sahen, was natürlich Blödsinn war. Auch hatte die Agentin, da sie gar nicht töten durfte, gar nie vorgehabt dem Brautpaar irgendwas anzutun, sie wollte bloß ein geheimes, sternisches Ritual vollführen, zu dem sie unbedingt ein Schwert brauchte und durch das sie sicherstellen konnte, dass sie vor Gericht keine Schuld traf. Die Details sind unwichtig. Und so stand, beziehungsweise, hockte die junge Agentin im Gras und weinte ganz bitterlich und schwörte sich, nie wieder mit fremden Dingen zu spielen. Durch spätere Erklärungen von irgendeinem Fremden erfuhr sie schließlich, dass man sich auf der Erde legal trauen durfte, weswegen sie sich ganz artig beim Brautpaar entschuldigte und die zwei mit großen Kulleraugen anstarrte. "Äh.. nee.. ist schon okay.. macht ruhig.. aber.. es tut weeeeh!", schluchzte sie.
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Orthego langte über die Schulter nach dem Schwertgriff, doch da war nichts. Nichts! Seine Augen weiteten sich erschreckt, die Hand tastete nach links und rechts, doch - nichts. Der Schreck wich der Erleichterung, als ihm wieder einfiel, dass er seine Klinge heute Abend mit Absicht zu Hause in der Truhe verschlossen hatte. Er hatte es keineswegs gerne getan, aber auf einer Hochzeit mit einem Schwert auf den Rücken geschnallt konnte er auch nicht erscheinen, schon garnicht als Trauzeuge. Ja, selbst sein Jagdmesser hatte er abgelegt! Und in dem Moment, als die erst kürzlich eingetretene Erleichterung der blinden Wut wich, fragte er sich:"Warum nur?". Doch vielleicht war es auch besser so.
Bei Adanos, er wusste nicht, was er mit einer guten Klinge in der Hand getan hätte, als dieses...dieses..dieses Ding sich mit einer Waffe in der Hand zwischen Melford und Hannah gedrängt hatte, wüste Beleidigungen geschrien und angefangen hatte, wild mit einem Schwert rumzufuchteln. Was auch immer er getan hätte, er hätte es bereut, da war er sich sicher. Glücklicherweise war es doch glimpflich ausgegangen. Das -geistig sichtlich verwirrte- Weib hatte sich den Fuß aufgeschnitten, sich nur momente nach ihrer wirren Ansprache entschuldigt, und unterhielt sich nun munter mit einem älteren Herrn etwas abseits des Geschehens.
Orthego reckte den Kopf, atmete ein paar Mal tief ein und aus, und warf einen Blick aufs Publikum. Die meisten schienen so tun zu wollen, als wäre nichts passiert, als wäre hier nicht wieder dieselbe Hexe aufgetaucht, die schon damals versucht hat, Samhain zu ruinieren. Gemurmel verstummte nun endgültig und die Blicke wandten sich nun wieder zum Brautpaar, das den gröbsten Schreck verdaut zu haben schien. Orthego holte aus seiner Tasche das kleine schwarze Säckchen, schnürte es auf, und zum Vorschein kamen zwei Ringe, die nun auf diesem samtenen Tuch dalagen. Langsam schritt der Trauzeuge zum Paar hinüber und hielt lächelnd die Ringe hin. Braut und Bräutigam nahmen sich je einen, schauten sich tief in die Augen.
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Wie bei Orthego so war auch Melford’s erste Reaktion, der Griff nach seinem Schwert, welches sich ebenso wenig dort befand wo es sein sollte, wie es das bei seinem Trauzeugen tat. Doch zum Glück war die Sache noch einmal glimpflich ausgegangen, so dass die Zeremonie nun zu End gebracht werden konnte.
„Nehmt diese Ringe, damit sie euch immer an diesen heiligen Bund der Ehe erinnern werden.“ sprach Corax und wies auf Orthego, der bereits zwischen ihnen stand und die Ringe auf einem Tuch hielt. Hannah und Melford nahmen sie entgegen und steckten sie sich gegenseitig an die Ringfinger.
„Ihr dürft euch nun küssen.“ sprach Corax schließlich, was die Beiden sich nicht zweimal sagen ließen. Glücklich, die Trauung trotz einer kleinen Unannehmlichkeit überstanden zu haben, umarmten und küssten sie sich.
Dann schauten sie sich erleichtert in die Augen und drehte sich zu den Versammelten um.
„Dann kann die Feier jetzt losgehen, oder?“ rief Melford in die Menge und mischte sich zusammen mit Hannah, Orthego und Corax in die Menge.
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Wassermühle
Tavik schnappte sich seine Jungs zielsicher aus den Menschenmengen, die das Fest aus den Häusern trieb, und marschierte mit ihnen schnurstracks zu der Wassermühle hin, wo Stroh und Kopf standen, die beiden gerüsteten und wieder zusammengeflickten Strohpuppen.
„So, Jungs, heute machen wir es kurz und schmerzlos, in Hinsicht auf eure Prüfung morgen. Ihr werdet heute noch einmal alles durchgehen, was ihr gelernt habt, und an den Strohpuppen austesten.“ Er wies auf die beiden Männer aus Stroh, die dort wacker und schwer gerüstet standen, darauf wartend, dass ihre Gegner antraten. Wahrlich, mutigere Strohpuppen findet man in ganz Myrtana nicht!
„Ihr zerlegt sie also nach allen, von mir bisher beigebrachten Regeln des Schwertkampfes. Sind sie hinüber, greife ich euch an und ihr habt euch fachgerecht zu verteidigen. Auf geht’s!“
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Stabritual
Das Fest war in Gange und jeder schien fröhlich am heutigen Tage. Es wurde geheiratet, gesungen, Geschichten erzählt und sich einfach auf die schöne, lebendige Zeit des Sommers gefreut. Einzig Vivin war betrübt und zum tanzen und singen erst recht nicht in der Stimmung.
„Letztes Mal hatte noch Rhys hier seine Rede gehalten.“, ging es der schönen Druidin durch den Kopf. Ihr Bruder fehlte ihr irgendwie. Ihr fehlten auch die Spaziergänge mit ihm durch die Wälder und die Abende wo sie und die anderen Druiden miteinander speisten. Ihrem Bruder zuzuhören war manchmal langweilig, aber erst wenn jemand weg war, verstand man doch wie wertvoll dieser war. Trotzdem machte Vivin gute Miene, zur betrübten Stimmung in ihr. Viele Leute sahen zu ihr auf. Sie als Druidin und das wäre heute wohl noch mehr als sonst. Das Zeichen kam von Mutter Garaia, als sich die anwesenden Druiden erhoben und den zeremoniellen Teil des Festes zu vollziehen gedachten. Mit ihnen erhoben sich auch die Hüter und Sippenführer, die Seher und die Druidenlehrlinge. Blicke verfolgten sie alle, obwohl so gut wie alle wussten was noch anstand.
In den Kavernen sammelte man sich.
Ceris war wie immer am ordnen und hielt die Disziplin, die durch das auftauchen von Ornlu, seines anscheinenden Lehrlings und von Arakos den Bär, wie er von den Älteren genannt wurde, völlig zugrunde ging. Ornlu brüllte durch den ganzen Gang hindurch, lauter als Ceris und grüßte alle auf einmal. Man wollte ja höflich erscheinen, auch wenn man Seher und Druidenlehrlinge aufzukten, als sie des Druiden Stimme und Erscheinung erblickten. Vivin sah es nicht so eng, auch wenn sie sich an die Nebelinsel erinnerte und das was Ornlu sein konnte, fürchtete – nicht aber den Menschen Ornlu. Bei Arakos vergaßen sich die ganzen Hüter und älteren Druiden wie Widar oder Noreia, die mit Arakos aufwuchs. Er war eine lebende Waldläuferlegende und da wurde er natürlich herzlichst begrüßt, so dass Ceris Zeitplan regelrecht zugrunde ging. Doch es gab Hoffnung für sie, als die Druidenältesten im Gang erschienen. Ruckartig wurde es nahezu still. Einzig Gemurmel ertönte hier und da.
„Die Blüte des Lebens..“, wisperte Vivin und staunte über dieses Artefakt des Waldvolkes. Es war ein großer Druidenstab mit einer geschlossenen Blüte, die in der Farbe des Gottes Adanos leuchtete. Eine starke Magie ging von dieser aus, doch meinte einst einmal Mutter Garaia und deren Meisters Meister schon, dass kein Druide in der Lage war den Druidenstab von Druwyyd zu nutzen. Niemand der nicht göttlichen Blutes war. Die gesamte Druidenschaft schloss sich den drei Druidenältesten vorneweg an. Von Widar und Ornlu, über Ceris, Noreia, sie selbst und sogar dem irren Dorien. Noreia stimmte ein Lied an. Ein Lied in der alten Sprache des Waldvolkes, ein Lied deren Klang so vertraut, wie die Natur den Sildenern war. Vivin kannte das Lied. Es sprach von dem was man sich immer erzählte, von den Taten Druwyyds, dem Schicksal des Waldvolkes, von der Natur und Adanos – ein schönes Lied, das im Chor, derer die es sangen, regelrecht bei einen eine Gänsehaut verursachte. Zu den Druiden gesellten sich nun die Seher und Hüter. Alle trugen sie ihre edlen Schärpen oder Sippenzeichen und waren angemessen gekleidet. Vivin erspähte Gwydion und Feen, nickte dem Paar zu und tat selbiges bei der Ovates Leyla, zu der sich Ornlu gesellt hatte. Hinter ihnen folgten dann als sie heraustraten die ganzen Sildener. Vom einfachsten Bürger bis hin zu den stolzen Sippenkriegern und Waldläufern.
Die von den Druiden angeführte Prozession bewegte sich langsam durch das Dorf, während dieses Lied erklang und die Nacht allmählich über Silden kam. Aus den Häusern und vermerht vom Festplatz kamen sie und schlossen sich dem Zug an. Ehrfürchtig verneigten sich ältere Sildener vor der ‚Blüte des Lebens’ und sangen mit jenen, die der alten Sprache mächtig waren. Der Zug wurde nach und nach immer größer und führte die Teilnehmer an die Grenzen Sildens. Da wo noch heute der König des Waldes erschien, dort sammelte sich nun die schier ungeheure, friedliche Menge an Sildenern.
Bedächtig dem Lied lauschend oder mitsingend. Die Druiden und Seher verteilten sich um den Kreis, hinter ihnen mit ein paar Schritt Abstand das Volk der Natur.
Allmählich verstummte das Lied, als die Sildener versammelt waren und Durnir trat mit der ‚Blüte des Lebens’ hervor. Er stellte sich an den Altar und brachte den Stab in Position, ehe er begann zu sprechen.
„Brüder und Schwestern, das Rad der Natur beginnt sich vom neuen zu drehen. Der Sommer kommt, der Winter geht. Die Natur kehrt aus ihrer wohlverdiente Ruhe zurück und lebt in ganzer Pracht wieder auf. Dies ist die ‚Blüte des Lebens’ – der Stab des ersten Druiden, der nach der großen Flut die Natur zu neuen Leben erweckte.“
Durnir hob den Stab an.
„Sehet wie der Kreis vom neuen beginnt und das Leben zurückkehrt. Sehet wie die Natur vom neuen erlebt!“
„Lû in cuil! Echuio!“ – „Zeit des Lebens! Erwache!”
„Lû in cuil! Echuio!“, erklang es aus der Menge der Druiden und Seher, ehe das Mysterium begann. Die zuvor eher matt leuchtende, blaue Blüte begann aufzuleuchten. Blaue Lichtstrahlen erleuchteten den Kreis, während hinter ihnen erstes, erstauntes Gemurmel ertönte. Doch dieses wurde langsam von einen anderen Geräusch übertönt. Der Wind kam auf, wehte und klang im jeden Ohr wie ein leises Glockenspiel. Man spürte wie von überall eine Kraft herkam. Vivin roch den Geruch von Blumen, von Kräutern, von Wäldern an einen herrlichen Tag im Frühling. Als sie dan nach oben gen Himmel blickte, kam von allen Windrichtungen ein glitzernder Schleier, der an die Nordlichter erinnerte. Ein jeder trug die Farben des Lebens, der Natur in sich und erfüllte langsam aber sicher Silden und seine Wälder. Wie Nebel der schnell vom Wind getragen wurde, kam der Partikelreigen von überall. Umhüllte jeden Anwesenden, jeden Baum, jedes Pflanze mit der Kraft des Lebens. Es war, als ob Mutter Natur erschien und ein jedes ihrer Kinder umarmte. Jeder der diese Luft in sich atmete spürte diese Wärme im Herzen, dieses Gefühl das einen vor Glück die Tränen in die Augen drückte. Das Leben kehrte zurück und sammelte sich in der Blüte des Lebens. Das blau der Blüte nahm langsam eine andere Farbe an. Die kristalline Blüte begann sich langsam zu öffnen. Ein Raunen ging um die Menge, während die Blüte mehr und mehr in den Farben des Natur erstrahlte und gar manche kurz blendete.
Als die Blüte sich gänzlich geöffnet hatte erstrahlte sie kurz grell auf und ein starker blauer Schein umhüllte den Ort kurz soweit man sehen konnte. Als es wieder normal wurde fühlte sich alles so anders an. Man spürte die Natur um einen so wirklich, wie den eigenen Herzschlag. Die Bäume trugen weit mehr Blätter, an den Häusern blühten die Pflanzen, gar das Gras schien vitaler zu wirken. Stille herrschte und einzig das wehen des sanften Windes erklang, ehe es alles verstummte und Durnir die Blüte des Lebens hob. Die Menge machte dem Druiden platzt und wieder erklang das Lied, ehe die Prozession gen Kavernen schreiten und das Fest danach weitergehen würde. Man würde wieder viel essen und trinken, sich Geschichten erzählen, über die jüngste Zeit der Aussaat diskutieren und mit Vorfreude dem Sommer entgegen blicken. Für Vivin war es an diesen Tag letztlich ein doch versöhnlicher Abschluss. Das was sie sah und spürte, nahm ihr den Wehmut.
ornlu
Geändert von Die Druiden (09.05.2009 um 23:18 Uhr)
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Feiern? Das würde Orthego sich nicht zwei Mal sagen lassen! Unter tosendem Applaus, Gepfeiffe und auch Bravo-Rufen verschwanden die vier in der Menge, ließen sich nichts von dem anmerken, was gerade eben geschehen war. Wann hatte sich Orthego das letzte Mal so…glücklich gefühlt? Er konnte sich nicht daran erinnern. Wahrscheinlich noch nie! Auch waren die tristen Gedanken von heute morgen vergessen, obwohl der vorhergesagte Verlauf des Abends und des morgens danach sicherer denn je….
Der Sildener schubste dreist irgendeinen Kerl beiseite, schnappte sich zwei Metkrüge von dessen Platz und drückte einen davon Melford in die Hand. Mit dem eigenen kletterte er auf den Tisch und stellte sich so vorsichtig wie möglich zwischen die ganzen Teller und Tassen. Augen richteten sich auf ihn, Beleidigungen richteten sich gegen ihn.
Mit einigen Handbewegungen beruhigte er den Mann, der wegen ihm in der Suppe gelandet war, dann sprach Orthego.
„Ich möchte den Krug erheben“ Er tat ebendies „Ich möchte den Krug erheben, auf meinen Freund Melford, und seine bezaubernde Braut Hannah. Auf das ihre Liebe ewig währt, auf das ihre Söhne zu großen Kriegern werden, auf das ihre Töchter zu Schönheiten heranwachsen, deren Licht die Sonne erblassen lässt. Zum Wohl!“ Mit diesen Worten ließ er sich das Gesöff die Kehle runterfließen, stieg wieder vom Tisch hinab, und gesellte sich wieder zum Bräutigam. Die Sildener stimmten fröhlich zu, der Alkohol floss.
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Wassermühle
Fachgerecht zerlegen? Das ließen sich Samorin und der Sappeur nicht zweimal sagen. Sie zückten ihre Schwerter und hieben und stachen auf die Strohpuppen ein, dass die Fasern trockenen Grases flogen.
"Na was meinst du, Samo, bekommen wir das hin, bevor das Bankett drüben beim Hauptgang ist? Ich hab gehört heute gibt es frischen Fisch mit Brot und Gewürztunke.", fragte Yared, während er die Puppe in kleine Fitzelchen zerstocherte.
"Das sollten wir uns nicht entgehen lassen.", stimmte der Krautmischer ihm zu, der mit seinem Gegner ähnlich verfuhr.
"Ihr sollt kämpfen, nicht euch den Wanst voll schlagen.", war dazu Taviks Kommentar, der daneben stand und ihr hastiges Geschnetzel Kopf schüttelnd beobachtete.
Schon nach kurzer Zeit waren die Strohpuppen wieder schrottreif gestutzt, sodass sie zum zweiten Teil der Übung übergingen.
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"Gut nach dem Stabritual setzen wir fort." sagte Tavik. Sie hasteten schnell zum Ritualplatz.
Samorin und Tavik waren etwas früher als Tavik wieder da.
Samorin Stocherte noch mit seiner Schwertspitze in der zerfetzten Stohpuppe rum, als er ein "tsching" hörte. Er drehte sich um und hatte gerade genug Zeit um Tavks Schwert auszuweichen. "nicht schon wieder." Dachte Samorin.
Der Hüne erhob erneut sein Schwert, Samorin riss seines hoch und Taviks glitt an seinem ab. Den nächsten setzte Samorin selbst und er wurde natürlich geblockt, mehr noch Tavik setzte einen Tritt nach dem Samorin auswich. "Der spielt nur mit mir der hätte eigentlich treffen müssen. Was hat er vor?" Fragte Samorin sich. Jedoch nutze er das aus und benutzte seine kopliziertesten Schlagkombinationen. Trotzdem landete er natürlich irgendwann im Staub und blieb erstmal ein paar Minuten liegen und Tavik ging sofort auf Yared los.
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Das Fest war voll im Gange, doch Ravnyir hielt sich heraus. Der Jäger hatte überhaupt erst zu Mittag erfahren das am heutigen Tage das große Frühlingsfest anstand, zuerst hatte er ja vorgehabt hinzugehen, doch wegen seiner recht intensiven Scheu vor Menschenmassen und eigentlich Fremden Menschen im allgemeinen, hatte er sich am Ende geweigert den letzten Schritt Richtung Festplatz zu tun. So saß Ravnyir nun an einer Hausecke, weit außer Sichtweite des Festes und doch konnte er sich ein olfaktorisches Bild des Geschehens machen. Es wurde getrunken, soviel hätte aber auch ein Tauber und Geruchloser mitgekriegt. Der Jäger roch noch ganz andere Dinge. Eine Hochzeit zum Beispiel, doch das wusste er von einem vorbeitorkelnden Waldläufer. Was er allerdings hörte war ein zwischenzeitliches Stocken der Menge, irgendwas musste also passiert sein. Allerdings war er als Hinterwäldler und Nicht-Menschenkenner wenig an irgendwelchen Skandalen bei Hochzeiten interessiert.
Mehr interessierte ihn das Essen, welches er hörte, oder auch eher roch. Er roch viel Fisch, ein wenig Schwein, ein paar Hasen, wobei viele von denen er wohl selbst gefangen hatte. Gerne wäre der Jäger auf gehüpft, hingerannt und hätte sich den leeren Magen vollgefressen, doch er schaffte es nicht. Denn wenn er aufstand machte er einige Schritte, hörte das Geschehen immer lauter und dann sah er sie, die feiernde Menschenmenge, noch ein paar Schritte und es ging nichtmehr weiter, eine unsichtbare Mauer hielt ihn ab. Dann schloss Ravnyir die Augen und konnte wieder gehen. Wieder ein paar Schritte und noch ein paar… Ende. Alles war nun so laut um ihn herum, die Menschen, ihm schien bei ihrer schieren Masse der Kopf zu platzen. Plötzlich verstand der Jäger nichtmehr wie er es die letzten Tage und Wochen in Silden ausgehalten hatte… Alte Ängste krochen in ihm hoch und dann auch noch die schrecklichen Kopfschmerzen, welche er doch solange nichtmehr verspürt hatte. Neinnnnn!, schrie er innerlich, Wieso? Alles war perfekt… Da bot ihm jemand ein Bier an. Kurz schaute Ravnyir auf, öffnete die Augen… Und rannte davon. „ Bei Adanos, der spinnt ja,“ schrie ihm jemand nach, doch der Jäger hörte ihn nicht.
Er lief immer weiter, so wie er am Tag des Todes von Tayv und nach seinen ersten Tagen in Silden geflohen war. Zuerst dachte er es müsse sein, doch gerade die Wassermühle in sein Blickfeld kam, erkannte er, das er mal wieder alles Gute und schöne, dass er besaß, hinter sich ließ. Er zog einfach den Schwanz ein wie ein feiger Hund und haute ab. Verdammt nochmal es sind doch nur Menschen, Menschen wie du, sagte ihm eine innere Stimme, doch Ravnyir ignorierte diese. Etwas trieb ihn an, ein Instinkt. Dieser leitete ihn in den Wald, dort gehörte er hin, nicht in eine Stadt wie diese. Da kam der Jäger an seiner Hütte vorbei, der kleinen, schäbigen und doch schönen Hütte. Das ist nicht mein Platz, dachte er und lief weiter. Die Brücke kam in Sichtweite. Weit dahinter erkannte er den Wald, den tiefen, undurchdringlichen und doch bekannten, geliebten Wald. Dort muss ich hin, trieb er sich an und erhöhte sein Tempo. Auf der Brücke begann Ravnyir dann zu schwanken und versuchte, um nicht zu fallen, stehenzubleiben. Es waren fünf Kieselsteine die ihm den Erfolg dieses Versuches verwehrten. Zuerst glitt er dahin, dann schwankte er und am Ende… Da fiel er. Direkt in den Fluss, kopfüber.
Das Wasser war kalt, der Fluss aber nicht zu tief. Dennoch dauert es eine Zeit bis Ravnyir sich fing, die Strömung riss ihn zwischen den Pflöcken der Brücke hindurch, langsam und doch gefährlich, Richtung See. Der Jäger konnte sich nicht erinnern irgendwann in seinem Leben geschwommen zu sein. Also strampelte er, so wie man es tat wenn man nicht schwimmen konnte. Er strampelte, schlug um sich und wollte um Hilfe schreien, doch gerade als er den Mund öffnete floss eiskaltes Wasser hinein und er strauchelte. Dann ging der Jäger glorreich unter. Das Mondlicht schien ins Wasser und Ravnyir konnte einige Fische an sich vorbeischwimmen sehen. In diesem Moment beneidete er diese um ihre Fähigkeiten.
Der Flusslauf wurde breiter und breiter. Irgendwelche Pflanzen wiegten unter Wasser hin und her. Er versuchte eine zu packen doch wurde er einfach vorbeigespült. Sein Kopf begann zu pochen, die Luft ging ihm aus. Alles verschwamm, er schien dahinzugleiten und plötzlich wich die Furcht, er freute sich. Im Schein des Mondes lachte er, so gut das Unterwasser eben ging und langsam aber doch, ging er in die Bewusstlosigkeit über. Mit einem Lächeln, dem Schönsten das Ravnyir je aufgesetzt hatte, wurde er von der Macht des Wassers in den See gespült. Tiefer und tiefer ging es, die Welt begann sich zu drehen, die schwere Kleidung drückte ihn hinab. Ich sterbe, erkannte er. Da schwamm ein Fisch an ihm vorbei, groß und edel. Seine Schuppen glänzten golden und silbern im Mondlicht. Dann öffnete er sein Maul. Und der mittlerweile recht verrücktgewordene Ravnyir hörte das Süßwassergetier sagen, „ Ja du stirbst, viel Spaß, hier ist es schön nass.“ Der Fisch hatte keinerlei Anzeichen eines Akzentes in seinen Worten, doch klangen sie irgendwie fremd, wie etwas das man zwar hörte, aber irgendwie auch nicht. Des Jägers Verstand verwandelte sich in wirbelnde Grütze. Sterrbbbbennnn, dachte er und drehte sich im Wasser. Eine Unterwasserpflanze riet ihm, sich zu retten, doch er hörte sie nichtmehr. Der Boden kam näher und näher. Ein Hecht schwamm vorbei, beschwerte sich über das Wetter und verschwand wieder. „ Du bist nicht der erste der hier sein nasses Grab findet, “ sagte eine Forelle plötzlich. Ravnyir blickte hinab, verschwommen erkannte er ein Skelett, das an einem Felsen hockte und mit leeren Augenhöhlen in die Ewigkeit starrte. Dieser Anblick erweckte letzte, noch vollkommen intakte, Gehirnzellen im Jäger. So will ich nicht enden, dachte er, und spürte plötzlich etwas Menschliches hinter sich. Dieses etwas griff nach ihm, doch es schien zu spät. Das Weiß seiner Augen begann hervorzuquellen, er krümmte sich, versuchte mit letzten Kräften zu seiner rettenden Hand zu gelangen, doch er wurde unweigerlich ins Schwarze nichts gezogen. Wieder griff etwas nach ihm, erwischte seinen Umhang. Ravnyir jedoch glitt schon ins Reich der Träume, der Bewusstlosen, der Toten…
Geändert von Ravnyir (12.05.2009 um 19:14 Uhr)
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Wassermühle
Für den ehemaligen Soldaten kam der Angriff seines Lehrmeisters nicht ganz unerwartet. Trotzdem konnte er gegen Tavik nur wenig länger als Samorin vor ihm bestehen. So lange es nur um Paraden und das Blocken ging, konnte er mithalten, aber sobald der Waldläufer zu fieseren Taktiken griff, lag auch Yared irgendwann im Staub.
"So, das war’s für heute.", verabschiedete sich Tavik, "Morgen gibt’s die Prüfung. Wenn ihr die besteht, habt ihr es geschafft."
Der Sappeur und sein Freund wollten sich gerade zum Bankett auf dem Dorfplatz aufmachen, als Tavik sie zurückpfiff.
"Halt! Ihr räumt hier erst noch schön auf und ich gehe jetzt was essen, schließlich habe ich wegen euch auf den ersten Teil des Banketts verzichten müssen.", sagte der Hüne und stapfte davon.
Brummelnd machten sich die beiden daran, die Strohpuppeneinzelteile in den Verschlag zu räumen.
Plötzlich hörten sie ein lautes Platschen von der Wassermühle her und sahen hinüber zum Zufluss des Sees. Einen Moment später erspähte Yared im fahlen Mondlicht, wie eine panisch um sich schlagende Gestalt in den See hinübertrieb.
Ein kurzer Blick zu Samorin genügte, um sich abzustimmen. Sie ließen alles stehen und liegen und rannten, Waffen und Taschen hinter sich lassend zum Seeufer. Yared war als erster im Wasser und tauchte dem Versinkenden nach. Er streckte seine Hand nach dem Ertrinkenden, offensichtlich ein Nichtschwimmer, aus, erwischte ihn aber nicht. Dann versuchte er es noch einmal. Der Sappeur packte den Mantel des junge Mannes und versuchte vergeblich dessen schweren Körper an die Wasseroberfläche zu ziehen, was ihm nicht gelingen wollte. Dann tauchte Samorin neben ihm auf und sie schafften es mit vereinten Kräften den leblosen Körper ans Ufer zu zerren.
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Irgendwo am Sildner See
Sie hatten ihn ans Ufer gezogen. "Verdammt er atmet nicht!" Rief Yared.
"Weg da!" War Samorins Antwort. Er kniete neben dem Sappeur nieder.
Ein paar kurze Blicke reichten aus. Ers hieb einmal kräftig auf die Brust des Typen. Sofort hustete der Typ Wasser. Er röchelte nach Luft.
"Na ein Kurzes Bad genommen?" Fragte Yared.
"Nicht *hust* so rich *hust* tig. Hustete er. Samorin Schmunzelte.
"Das funktioniert doch immer wieder."
Samorin hatte nähmlich schon oft Leute gesehen wie sie fast ertrunken und und hinterher gerettet wurden. Jedoch war das das einzige was hängen geblieben war.
Der Typ setzte sich auf und stocherte mit seinem Finger im Ohr herum, um das Wasser herauszuholen.
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Langsam begannen sich wieder Gedanken zu bilden. Zuerst war da nur Wasser, endlos viel Wasser. Ravnyir öffnete die Augen. Zwei Männer waren über ihn gebeugt und sagten irgendetwas Unverständliches. Ich lebe, erkannte er nach einiger Zeit und richtete sich auf. Wasser floss ihm aus den Ohren, der Nase und überhaupt war er klatschnass, seine Haut aufgeweicht. „ Hütte, in Silden, “ brachte der Jäger mit Müh und Not hervor, versuchte aufzustehen, doch schaffte es nicht ohne Hilfe. Die beiden Männer stützten ihn und schließlich stand er. „ Bringt mich… Hütte.“ Ohne ein Wort halfen die Fremden ihm durch die Weide, Richtung Silden. Ravnyir bekam alles nur verschwommen mit, sein Kopf dröhnte schrecklich und da war noch dieses Wasser, er konnte es fühlen, das Ertrinken.
Sie erreichten die Brücke, der Jäger ließ sich hinfallen. „ Neinn… nicht hier,“ sprach er und weigerte sich weiterzugehen. Er sah wieder den Fluss… das Wasser, es war zu viel für ihn. „ Mein Hütte… Sie ist, gleich bei der Wassermühle… klein und das Dach wirkt… schäbig…“ Die Bewusstlosigkeit ergriff ihn wieder und Ravnyir wehrte sich diesmal nicht…
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Bei Ravnyirs Hütte
Eine Hütte mit schäbigem Dach? Die gab es hier zuhauf.
Während Yared noch nachdachte, stand plötzlich Mandy. die stellvertretende Lagermeisterin vor ihm und musterte die drei Männer.
"Ist das nicht Ravnyir, der Jäger? Was habt ihr mit ihm angestellt?"
Sie schien wie meistens gereizt und so waren ihre Fragen mit einem eher vorwurfsvollen Ton unterlegt.
"Reg' dich ab Mandy. Wir haben ihn aus dem See gefischt. Er war gerade am ertrinken.", informierte Yared sie und bat sie dann: "Könntest du geschwind ins Dorf laufen und einen Heiler holen, ich glaub es hat ihn ziemlich erwischte und hätte gerne das Urteil eines Fachmannes, nicht dass er uns unter den Händen wegstirbt."
Die Lagermeisterin, nun wesentlich milder gestimmt, willigte natürlich ein und auf die frage nach Ravnyirs Hütte weis sie mit der Hand auf eine der Hütten, die für den Sappeur vorher in die nähere Auswahl gelangt waren.
Samorin und Yared bedankten sich und Mandy eilte zum Dorfplatz, während die beiden den bewusstlosen Jäger in sein Bett verfrachteten und noch bei ihm blieben, bis schließlich Mandy mit einem Heiler eintraf, der sie dann vor die Tür scheuchte.
Nun endlich konnten sie sich zu den anderen und zum Essen begeben, sowie ein wohl verdientes Bier genießen.
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In ihren Gedanken war sie beim letzten Sildener Fest. Samhain. Sie hatte deutlich positivere Erinnerungen daran, als sie von diesem Beltane wohl mitnehmen würde. Schon vor einem Jahr hatte ihr es nicht so sehr viel Spaß bereitet, wie am Samhain davor. Man sollte glatt glauben können, dass sie demnach ein Kind des Winters war, wenn sie mehr Freude daran fand, den Sommer zu verabschieden, als ihn nun zu begrüßen. Aber dem war ihrem Empfinden nach eigentlich nicht so. Leyla liebte den Sommer, die Wärme und die Sonne. Wenn die Natur in ihrer vollen Pracht blühte und sie gleichwohl ihr volles magisches Potential ausschöpfen konnte, war das weitaus besser, als wenn kalter Schnee die Landen bedeckte, die Natur schlief und sich nur wenige Möglichkeiten boten, mit der Natur zu agieren. Die Tierwelt in beiden Zeiträumen war aber ähnlich interessant, vielseitig und nützlich.
Noch etwas anderes hielt ihre Gedanken beim letzten Samhain. Vor allem die Tage und Wochen, die darauf folgten, hatten die junge Frau extrem geprägt. Sie würde ohne weiteres behaupten wollen, die Welt seit dem aus einem etwas anderes Blickwinkel zu sehen. Vielleicht sollte sie sich dies einmal bestätigen lassen. Schon lange wollte die Ovates ohnehin zu den Druiden. Seit ihrem letzten wirklichen Zusammentreffen hatte sie viel dazugelernt, gleichsam hatte sie ihr vorhandenes Wissen größtenteils im Wohle der Gemeinschaft eingesetzt. Es interessierte sie deshalb, ob die Rangfolge der Druiden für sie möglicherweise eine neue Stufe bereithielt, die es lohnte, zu erklimmen. Was auch immer sie dafür tun musste, solange sich die damit verbunden Pflichten mit ihren Interessen verbinden ließen, würde sie sich bestimmt darauf einlassen. Sobald das Fest vorbei war, würde sie das angehen, beschloss Leyla deshalb nun. Und danach konnte sie, möglicherweise in Verbindung mit einer möglichen neuen Aufgabe, ihren ausgedehnten Waldlauf angehen.
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