[Morn]

Ob er im Dienste der Stadtwache wäre, fragte der schlanke Fremde ihn. Was für eine seltsame Frage, dachte Morn zu erst, doch war dies anscheinend die Fahrkarte für ihn zu der Bogenlehre.
,,Jawohl. Ich heiße Morn und bin erst kürzlich nach dem letzten Kelchzug zum Waffenknecht befördert worden und unterstehe dem Befehl Cobryns, dem Hauptmann der Garde.", erzählte Morn dem Fremden.
,,Wie war Euer Name?", fragte er zugleich, als ihm auffiel, dass er dessen Namen noch nicht wusste.
,,Ihr würdet mich wirklich in der Kunst des Bogenschiessens unterrichten?", Morn konnte kaum fassen, dass er direkt beim ersten wirklichen Versuch einen solchen Glückstreffer landete. Nun hatte er jemanden gefunden, der ihn unterrichten würde. Ob die Lehre so ablaufen würde, wie bei Rethus?, ging es Morn durch den Kopf und schaute dann dem schwarzhaarigen Mann in die Augen, um vielleicht irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, doch er fand nichts. Wieso sollte er auch?

[Selara]

Selara hatte eingewilligt Nero in der Kunst der Heilung zu unterweisen. So hatten sie sich an diesem schönen Tag auf im Krankenrevier getroffen und die hohe Magierin wollte auch gleich mit den Grundlagen beginnen.

Ich bin überzeigt, dass du dir der Tragweite und der Verantwortung bewust bist, die diese Ausbildung mit sich bringt, sonst hätte ich auch nicht eingewilligt.

Aus einem Regal holte die Heilerin alles Nötige, einiges an Verbandsmaterial und eine Protese, an der sich ihr Schüler versuchen konnte.

Die Grundlage ist die Wundversorgung, im Gefecht zum Beispiel kann man so schnell Blutungen stopen und den Patienten auch stabilisieren. dazu gehört das Vernähen von Wunden und das Verbinden, der Selbigen. Wir begin beginnen mit dem Verbinden.

Selara nahm die Protese und legte schnell und gekonnt einen Verband an. Nach kurzer Zeit schon präsentierte sie ihr Werk.

Das ist nur mal ein Beispiel, bei den verbänden gibt es unterschiedliche Techniken, die richten sich wieder nach der Art der Verletzung. Es gibt verschiedene Sorten Verbänden. Grobmaschige und feine, in einer Salbe, die mit Fett versetzt ist, getränkt oder nur Stoff. Sie sind für unterschiedliche Größen der Wunde und unterschiedliche Zwecke. Solche mit Fett zum Beispiel werden vor allem bei größeren Wunden genutzt, da das Blut nicht mit dem Verband kleben kann. Ansonsten gäbe dies höllische Schmerzen. Die anderen ohne Fett kann man kleineren Verletzungen verwenden oder bei Nähten. Zudem nutzt man bei großen Wunden auch zusätzlich Salben, diese Herstellung aber lernst du erst später.

Selara legte nun insgesamt drei Protesen auf einen Tisch.

Die eine soll einen gestreckten Arm darstellen, die Zweite einen gebeugten, so wie man in auch in der Schlinge trägt und der Dritte sollte beweglich sein. Dabei musst du natürlich genau darauf achten, dass der verband dementsprechend angelegt wird und auch hält. Natürlich müssen auch dieanderen verbände mit größter Sorgfalt angelegt werden.
Eine Faustregel sagt, dass einer deiner Finger noch darunter passen muss, damit du den verband nicht zu fest anlegst, sonst könnte der Arm absterben, legst du ihn zu locker an, hält er natürlich nicht.

In der Hoffnung, dass ihr Schüler alles verstanden hatte überließ sie ihm nun das Feld.

[Nero]

Nero atmete aus, nun war es an der Zeit seine erste Lektion zu erhalten. Das Krankenrevier roch steril und unwirklich, so als sei dieser Teil der Welt isoliert. Er ging näher an die Protesen heran, wie Selara es beschrieben hatte waren es eine Vorlage für einen gestreckten, einen gebeugten und einen beweglichen Arm. Die Wunden waren, so beschrieb es Selara gerade, an den Ellenbogen der Protesen, also muste dort der Verband so angebracht werden, dass es hielt.

Nero nahm den ersten Kunstarm zur Hand, er lag schwer in der Hand und fühlte sich kalt an, dann nahm er einen der normalen Verbände und fühlte den Stoff, rieb ihn zwischen den Fingern und strich ihn über die Haut. Dann nahm er den Kunstarm und versuchte den Verband darauf anzusetzen. Das Ende fiel immer und immer wieder runter. Dann jedoch hielt er den verband fest, drückte ihn gegen den Arm und fing dann ungelenk an zu wickeln. Nach einigen Wicklungen hielt er Inne, wenn er so weiter machen würde, dann käme er niemals da an wo er eigentlich hinwollte. Er wickelte den Verband wieder ab und began erneut damit den Arm zu verbinden. Wieder rutschte der Verband ab, Nero kämpfte seine Gefühle nieder, die gehörten hier sicher nicht hin. Nach weiteren Versuchen war der Verband dran, er legte den Arm beiseite und schnaufte. Dann nahm er die Beuge, wie er das jedoch hinbekommen sollte wusste er noch nicht wirklich. Wieder setzte der magier den verband an, die Gerüche der Krankenstation vernebelten seine Sinne. Der Verband entglitt während des Wickelns, da er viel zu locker in der Beuge war, und als er dran war sah es eher nach abstrakter Kunst als nach einem Verband aus. Er versuchte ihn im Nachhinein festzuziehen, doch keine Chance, er saß nun und wenn er fester werden sollte hätte er von vorne beginnen müssen. Der bewegliche Arm wollte auch nicht still halten und knickte als weg als der Magier den Verband darumwickeln wollte. Eine Ader wurde auf seiner Stirn sichtbar, unfähig einen Verband anzulegen wurde er wütend auf sich und wickelte den Verband mit Gewallt um den Arm, um endlich damit fertig zu sein. Als er den Arm niederlegte hätte er sich am liebsten mit einem Feuerball pulverisiert und stierte wütend zur Decke.

"Ich denke, dass meine Arbeit hier nicht dem entspricht was du sehen willst Selara." sagte er und ließ den Blickk nach unten gleiten, seine Werke waren mehr als schlecht.

[Schattengreif]

"Morn also. Mein Name ist Schattengreif. Und ja, wenn ihr wirklich wollt, werde ich euch im Bogenschießen unterrichten. Allerdings könnte die Lehre etwas... kompliziert werden. Doch wenn ihr nichts Dringliches in Vengard zu erledigen habt und der Stadt auch mal eine Weile den Rücken kehren könnt, steht der Sache nichts im Wege. In dem Fall solltet ihr mich morgen Nachmittag am Übungsplatz treffen.
Genug Zeit, um noch mal zu überdenken, auf was ihr euch da einlasst.", fügte Schattengreif hinzu und grinste.
"Ach ja, und es wäre gut, wenn ihr einen eigenen Bogen mitbringen würdet, aber zumindest am Anfang ist das nicht unbedingt notwenig.", erklärte der Gardist und Morn nickte.
"Also sieht man sich morgen - oder nicht."
Wieder grinste Schattengreif und bemerkte überrascht, dass ihn die Aussicht auf die Lehre regelrecht aufheiterte, endlich würde er wieder etwas Sinnvolles tun. Er verabschiedete sich kurz von Morn und machte sich auf den Weg zur Kaserne.

[Odinson]

Er atmete tief ein und aus, in regelmäßigen Abständen. Hinter sich hörte er das Schnaufen und die Stiefel der anderen beiden. Sie machten gerade wieder das Aufwärmtraining und Lasseko sowie Kayden hielten sich weiterhin dicht an den Fersen des Nordmannes der am Wall entlang rannte. Das Tempo war stetig und hoch. Auch er kam langsam ins Schwitzen. Dann endlich, mit einem erfreuten Seufzen der Schüler begleitet kehrten sie wieder auf den Übungsplatz ein.
„Okay, jetzt macht ihr noch fünfzig Liegestütze und dann kommen die ersten beziehungsweise neuen Theorie- und Techniksachen!“ wies er die beiden an. Während diese schwitzten holte er wie öfters in letzter Zeit ein Stück Pergament heraus und studierte es. Es war eine Liste für die nächste Handelsfahrt, die sehr bald, wohl in den nächsten Tagen steigen würde. Es war vorgesehen, einige exotische Waren aus Varant zu kaufen und dem König einige seiner Wünsche zu erfüllen. Verkaufen würden sie Hölzer und andere Dinge wie Felle von myrtanischen Tieren und andere Handelswaren, die die Varanter nicht selber produzieren konnten. Auch ein paar Passagiere hatten sich angemeldet.
„Hey Lasseko, runter mit dem Hintern! Das sind ja Frauenliegestütze!“ kommentierte er die Bestrebungen seines Stufe zwei Schülers. Dann waren sie fertig und standen vor ihm.
„Also Jungs. Heute beginnen wir wie gesagt den ersten Theoriepart. Lasseko, du als Eingeweihter wirst den Ausfallschritt üben und die Konterattacke. Du Kayden schnappst dir deinen Schild und versuchst die Konterattacken von Lasseko abzuwehren. Na dann los!“
Schon begaben sich die beiden Schüler in die Mitte des Kampfplatzes und taten wie ihnen geheißen. Odinson stiefelte um sie herum und beobachtete und berichtigte hin und wieder. Gerade als er zufrieden war und wieder seine Liste herausziehen wollte, sah er einen Mann nahen, der genau auf sie, vom Hafenviertel her kommend, auf sie zu hielt.

[Schattengreif]

Schwertergeklirre und erschöpftes Keuchen kündigten den Übungsplatz für die Kämpfer Vengards an, noch bevor er in Sicht geriet. Schattengreif war schon am Morgen mit Speer und Bogen auf dem Platz gewesen, um dort seinen Frust abzubauen, was ihm jedoch nur teilweise gelungen war. Die Aussicht darauf, wieder der Garde zu dienen, schaffte das viel schneller. Doch, der Tag war wirklich erfolgreich gewesen, zumindest erfolgreicher als die davor. Vielleicht sollte er...? Aber das hatte er schon mehrmals erfolglos versucht... Egal, er hatte nichts zu verlieren.
"He!", rief er den Übenden zu, von denen sich nur ein paar zu ihm umwandten. "War zufällig jemand von euch auf der Esmeralda und hat dort ein Geisterschiff gesehen?" Er ignorierte die Lacher. "Irgendjemand?"

[Odinson]

Seine Schüler waren zu sehr in den Kampf vertieft, als dass sie groß dem Fragenden Beachtung schenkten. Sie waren ja ohnehin wahrscheinlich noch nie auf der Esma gewesen. Allgemeines Schmunzeln und Lachen folgte der Frage. Jedoch nicht bei Odinson. Geisterschiff? Es rieselte ihm kalt über den Rücken. Warum fragte dieser Mann danach. Der Ritter kannte ihn nicht, auch nicht vom Sehen und auf der Esma war er auch nicht gewesen, zumindest als Odinson...
„Irgendjemand?“ Es klang schon fast verzweifelt, aber auch halb motorisch und hoffnungslos. Nun was konnte es schaden. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass dieser Typ ihm eröffnete, dass Odinson nun für zehn Jahre verflucht war oder so etwas.
„Übt schön weiter Jungs, das sieht schon gar nicht schlecht aus!“ gab er noch die Anweisung und schritt dann auf den Rufenden zu.
„Hallo und Innos zum Gruße. Wieso fragt ihr das?“ stellte er die Frage, die ihn interessierte. Noch wollte er dem Fremden nichts über seine Beziehung zu dem Vorfall erzählen.

[Kayden]

Kayden war außer Atem, das Auwermtraining tat ihm aber gut, auch wenn es scheinbar immer ansrengender zu werden schien. Mit dem Schild sollte er nun die Attacken von seinem Mittschüler abwehren. Das hatte im ersten Augenblick gar nicht mal so schwer angehört, da war er aber schnell eines Besseren belehret worden.
Sicher hatte es der Wüstenkrieger geschafft die ersten Angriffe abzuwehren,allerdings hatte er dabei Mühe gehabt sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Odinson hatte ihn in dem einen oder anderen Punkt verbessert, im Wesentlichen was seine Beinarbeit anging aber das brachte in diesem Augenblick nicht so viel, weil sein linker Arm immer schwerer zu werden schien. Kayden hatte Mühe den Schild oben zu halten, eine Situation, die er so gar nicht gewohnt war.

Schon viel hatte er gelernt, doch nur selten war er sich so hilflos vorgekommen. Es kostete ihn seine ganze Willenskraft, wenigstens zu versuchen weiter zu machen. Am liebsten hätte er den Schild hingeschmissen aber das würde er sich selber schon nicht antun. Die Blöse würde er sich nicht geben, wenn er versagen würde, dann wenigstens mit Würde und Anstand, das er er sich, seinem Mitschüler und nicht zu letzt seinem Lehrmeister schuldig.

Die Erschütterungen trafen ihn wie Blitzschläge, also so, wie er sich diese vorstellte. Jeder Angriff, den er versuchte abzuwehren, raubte ihn weiter seine Kräfte. Dann war es auch soweit, er hatte es nicht mehrgeschafft seinen Schild zwischen sich und Lasseko zu bekommen und bekamm die Wucht des Angriffes voll gegen die Schulter.

[Shakuras]

Nachdem Shakuras sich kurz umgeschaut und niedergelassen hatte, fand die Gehhilfe ihren Platz angelehnt am Tisch. Auch er verflocht dann seine Hände sorgsam ineinander und legte sie anschließend ruhig auf die Tischkante ab, wenig Platz einnehmend. Er lächelte zufrieden und nickte dem Mann, der sich ihm als Ribas da Cunha vorgestellt hatte, herzlich zu. Das Lächeln erreichte spielend seine Augen und ließen einen Glanz der Dankbarkeit zurück.

Und was dann geschah war etwas wunderbares Wundersames!
Ribas ergriff die Gaben ihres Herrn! Die Truhe, die Flasche Wein, die Kleche - sie schwebten allein auf seinen stillen Geheiß hin! Überrascht und zugleich fasziniert beobachtete der Greis auffällig minutiös das Wirken und die Wirkweise der Zauberei. Überwältigend! Aber wie konnte das nur sein? Die Telekinese war stets eine der rätselumwobenen Gabenbezüge der Gurus gewesen. Hatten die Gelehrten etwa einen Weg gefunden, die Grenzen der Magiesphären während seines tiefen Schlafes zu überwinden? Oder hatte Innos in seiner Gnade die Erwählten gesegnet und ... Er ließ ab der Mutmaßungen, der Theorie, der Ätiologie Magica.
Er war jetzt hier und das freute ihn und er wollte jene nicht mindern oder beeinflussen mit einer anderen dieser Art! So atmete er tief durch und sein Blick, der für einen Alten eine Weile in sich gekehrt lag, gewann wieder an Ausdrucksfähigkeit und Bezug zum Allgegenwärtigen. Er nahm den Kelch an, erhob ihn und tat es seinem Gönner gleich. Der Saft der Trauben entfaltete sich zunächst langsam, aber dann intensiv im Mundraum. Ein Genuß, der Shakuras' Geschmacksknopsen zerschmelzen ließ. Seufzend stellte er den Kelch wieder ab und seine Augen funkelten selig.

"Khorinis. Meine Geburtsstätte... Nicht nur bekannt für seinen vorzüglichen Wein, nein, auch für ihre Architektur! Da ihr in Khorinis wart - die Brücke, welche jene zur Pforte des unseren Gottes geweihten Klosters führt, ist ein wahres Wunderwerk der Menschenhand und ihr solltet sie mal gesehen haben!", begann er halb träumerisch, halb impulsiv. "Ich bin erst seit Kurzem Bruder dieser unserer Gemeinde und wurde aufgenommen als Adlat. Durch einen Kapitän namens Bär kam ich vom Minental hierher und ich muss sagen, dass ihr im Recht wart, als ihr mich einen Fremden nanntet. Ich kenne diese Landen kaum, mein Leben war bisher sehr beschaulich. Lediglich ein paar Gerüchte habe ich hier und da über die Länder des einstig stolzen Königreichs vernommen." Ein beschauliches Leben ...

[Schattengreif]

Schattengreifs Herzschlag schien einen Moment auszusetzen, als tatsächlich jemand auf seine Frage reagierte. Allerdings wollte er dem Fremden auf keinen Fall verraten, was für ein Interesse er an dem Schiff hatte.
"Ich bin seit vielen Jahren im Dienste der Miliz.", begann er und versuchte damit, seinen Worten Nachdruck und Glaubhaftigkeit zu verleihen. "Das Schiff habe ich das erste Mal gesehen, als ich schon lange für den König gearbeitet habe. Für mich ist es von höchster Dringlichkeit, das Schiff ein weiteres Mal zu sehen. Falls ihr also etwas darüber wisst, wäre ich euch dankbar, wenn ihr es mir mitteilen könntet. Mehr als alles andere interessiert es mich, wo sich dieses Schiff befindet."
Erwartungsvoll blickte er sein Gegenüber an und wartete auf eine Antwort.

[Odinson]

Er gehörte also zur Gilde. Nun das war zumindest schon einmal etwas. Dennoch, am Ende war das irgendein verkappter Magier oder Geist oder so etwas, der ihn in der Nacht heimsuchen würde.
„Ja, ich bin schon viel über die Meere gesegelt und habe einiges gesehen. Kann sein dass ich auch einmal ein Geisterschiff sah!“
sein Gegenüber reagierte erfreut.
„Aber bevor ich da genauere Angaben mache, würde ich gerne wissen wer ihr seid!“ sprach er, denn einem Fremden würde er solche brisanten Dinge nicht offenbaren.

[Schattengreif]

Schicksalsergeben seufzte der Gardist.
"Mein Name ist Schattengreif.", sagte er schon zum zweiten Mal an diesem Tag. "Ich bin der Miliz noch auf Khorinis beigetreten, aktuell bekleide ich den Rang eines Gardisten. Die Informationen, nach denen ich frage, haben nichts zur Folge außer dem Begleichen einer persönlichen Rechnung, und da ihr anscheinend über genau die Informationen verfügt, die ich benötige, bitte ich euch inständig, sie mir mitzuteilen."
Für sein Gegenüber war jetzt klar, wie sehr Schattengreif auf sein Wissen angewiesen war. Der Gardist konnte nur hoffen, dass der Mann zumindest einen Funken Ehre im Leib hatte und ihm das Wissen ohne große Umschweife - und ohne große Forderungen - überließ.

[Odinson]

Gardist so, so. Na eigentlich hatte Odinson immer noch ein mulmiges Gefühl, aber schließlich gehört dieser Schattengreif zur Gilde.
„Nun gut. Ich bin Sir Odinson, das Sir kann aber weggelassen werden. Ich bin wie ihr seht Lehrmeister für den Schildkampf, außerdem noch Adjutant des Admirals Sir Rheinold. Kennt ihr vielleicht. Aber zu euren Informationen!“ Er zog ihn noch etwas abseits von den Anderen.
„Ja ich hab es gesehen, vor gar nicht allzu langer Zeit. Auf der Rückfahrt von Khorinis.“ Er schaute sich kurz um, aber niemand kümmerte sich um sie. „Was wollt ihr denn wissen?“

[Schattengreif]

Vorher hatte Schattengreif geglaubt, sein Herz stände still, jetzt raste es wie noch nie. Wenn sich von nun an alles so entwickelte, wie er es sich vorstellte, würde für ihn ein neues Leben beginnen. Er musste jetzt alles richtig machen, er musste seinen Eid erfüllen. "Ich muss zu diesem Schiff!", sagte er aufgeregt. "Ich muss wissen, wohin es gefahren ist, ob ihr vielleicht ungefähr bestimmen könnt, in welchem Gebiet es sich aufhalten könnte und ganz besonders muss ich wissen - wie komme ich dorthin?"

[Odinson]

Ach herrje, da hatte er aber ein großes Problem, wenn ein Geisterschiff so wichtig war. Odinson kratzte sich am Kopf und versuchte sich genauestens zu erinnern, denn irgendwie berührte ihn dieser Schattengreif. Es schien viel Verzweiflung aber auch Hoffnung mit von der Partie zu sein.
„Also...wenn ich mir das recht überlege und mich richtig erinnere fuhr es von Backbord nach Steuerbord. Also von links nach rechts und wir kamen ja von Khorinis...das heißt, dass es Richtung Varant eventuell gefahren ist. Verdammt schnell zu dem. Weiß nicht ob ihr es überhaupt wiedersehen werdet. Aber wegen dem hinkommen, das ist weniger ein Problem. Zufälligerweise bin ich ja auch Fährmann und arbeite mit unter den Fittichen des Admirals und weil dieser gerade verhindert ist, werde ich die nächste Handelsfahrt, die nebenbei in den nächsten Tagen vonstatten gehen wird, leiten. Wenn ihr also genug Geld habt beziehungsweise für die Fahrt arbeiten wollt, dann kommt mal morgen in die Hafenkommandantur, dann kann ich euch mehr sagen.“ Odinson gab Schattengreif etwas Zeit, alles zu verinnerlichen und wartete auf dessen Antwort oder Reaktion.

[Schattengreif]

Schattengreif hätte jubeln können. Fast hatte er es aufgegeben, aber im letzten Augenblick war er wieder zurück im Spiel. Er brauchte nicht einen Augenblick Bedenkzeit. "Ich werde da sein.", sagte er mit einem siegessicheren Grinsen. In Gedanken ging er durch, was er vor einer eventuellen Fahrt erledigen musste. Jemand musste sich um Argos kümmern, Bargo musste unterrichtet werden, ebenso seine Vorgesetzten, Morn musste entweder mit aufs Schiff oder seine Ausbildung verschieben - alle Probleme waren zweitrangig gegenüber der Gewissheit, einen Schritt weiter zu sein.
"Vielen Dank dafür, dass ihr mir das erzählt habt.", meinte Schattengreif zu Odinson. "Ich hoffe, ich habe euch nicht zu lange von der Lehre abgelenkt. Entschuldigt mich jetzt bitte, ich muss unbedingt noch einige Dinge erledigen."
Auf dem Rückweg kostete Schattengreif die frische, kühle Abendluft voll aus und genoss jede Sekunde. Wenn er den Rückweg mit dem morgendlichen Gang zum Hafen verglich, war es, als hätte er jetzt schon sein neues Leben angetreten.
Er war einen Schritt weiter. Er war zurück im Spiel.

[Rethus]

Sein neuer Schüler übte etwas hartnäckiger als Morn. Wahrscheinlich sollte aus ihm noch etwas mehr werden. Jedoch wollte der Glatzkopf seinen älteren Schüler damit nicht hinter seinem Rücken schlecht machen, aber es schien, als würde Lodrick mehr für seine Ausbildung zu machen. Lange verbrachte er damit etwas Ausdauersport und Krafttraining zu absolvieren. Das tat er schon den ganzen Tag über, während sie Pausen auf ihrer Durchreise nach Vengard gemacht hatten. Seit letzter Nacht waren sie unterwegs gewesen. Und da es bergab ging, waren sie schneller dort als umgekehrt nach Reddock.

Auch an dem Haus tat sich viel. Am gestrigen Tage hatten sie die zweite Seitenwand fertig gestellt. Heute ließ der Gardist einen Rebellenaufseher mit den Notizen und der Skizze dort zurück.
„Bekommt ihr das alleine hin?“ hatte Rethus gefragt.
„Ja“, antworteten die meisten im Chor.
„Und kommst du mit meinem Zeug klar?“ richtete er anschließend seine Aufmerksamkeit auf den Rebellenaufseher neben sich.
„Ich hab mir die Notizen und die Skizze schon angesehen“, antwortete dieser. „Das sollte kein Problem werden.“
„Ich bin in wenigen Tagen zurück. Es geht nur um die Bestellung, die ich diesem Colodis von der Falknerei aus zukommen lassen will.“ Er wedelte mit einem Brief in seiner Hand.
Als er den Hof mit Lodrick verlassen hatte, waren die Rebellen bereits bis zu einem Viertel der Rückwand des Hauses angelangt. Auf ihrem Weg erwartete sie eher eine noch eingeschränkte Ausbildung. Einzig und allein die Kraftübungen übte der junge Schüler.

Doch gegen Abend erreichten sie noch die Stadt des Königs. Heut war etwas mehr los als sonst. Vielleicht kam es dem Glatzkopf auch nur so vor.
„Gehen wir etwas trinken?“ kam dem Gardisten in den Sinn.
Lodrick nickte nur.
„Ich könnte jetzt einen schönen warmen Schnaps gebrauchen“, prahlte Rethus.
Sie machten es sich in einer gemütlichen Taverne bequem, als der plötzlich der Kommandant der Rebellen mit nachdenklichem Gesicht in dem Lokal erschien.
„Guten Abend, Sir Ulrich“, grüßte der Glatzkopf. „Wollt Ihr Euch zu uns setzen?“

[Sir Ulrich]

Viel Zeit hatte es gekostet, bis der Zeichner die Aufträge Ulrichs zu seiner Zufriedenheit hergestellt hatte, aber nicht nur Zeit, war dabei draufgegangen. Einige Nerven, unzählige Blätter mit Fehlversuchen, nicht zuletzt ein Batzen Gold. Mit jedem Fluch den der Paladin aussprach, wurde die Sache teurer, vielleicht lag es auch an den zwischenzeitlichen Drohungen. Konrad war wohl etwas empfindlich und nahm alles gleich persönlich. Nie und nimmer hätte der Paladin dem Künstler wirklich die Kehle durchgeschnitten, als er dem Zeichner den Dolch an den Hals hielt. Ulrich wollte den Kerl nur motivieren, seine Arbeit ordentlich zu machen, was letztlich auch gelang. Auch die Duplikate, wie Konrad die Abbilder nannte, waren sehr gut gelungen, es war kaum ein Unterschied zu den Originalen zu erkennen. Am Ende gab der Paladin dem Künstler gerne den versprochenen Lohn, der Mann hatte sich das Geld redlich verdient. Nun hieß es verlässliche Leute finden, die in seinem Namen Nachforschungen anstellen würden, doch wo?

Unwillkürlich trieb es den Kommandanten in eine der nahegelegen Tavernen, wo sich viele Menschen aufhielten, war die Wahrscheinlichkeit groß, den richtigen Mann zu finden, kam es ihm erst später in den Sinn. Wer wäre für so ein Aufgabe geeignet, überlegte Ulrich gerade, als er unvermittelt angesprochen wurde. Kein Unbekannter, wie der Paladin überrascht feststellte, mit Rethus hatte er nun wirklich nicht an diesem Ort gerechnet, ein Zeichen? Der Kommandant erwiderte den Gruß und nahm das Angebot des Soldaten an, mit einer Handbewegung bestellte er beim Wirt eine Runde. „Was treibt dich in die Stadt?“ brummte Ulrich, während er die Papierrollen behutsam neben sich legte.

[Rethus]

Der Glatzkopf lachte und fragte sich, wie Ulrich wohl auf die Neuigkeit über einen neuen Nachbarn in Reddock reagieren sollte.
„Nun ja, du bekommst einen neuen Nachbarn in Reddock“, antwortete der Gardist und lehnte sich bequem zurück.
In diesem Moment kam die Bestellung, drei volle Maß Bier. Lodrick nahm sich sofort einen Schluck.
„Und zwar habe ich mir gedacht, ein wenig den Rebellenhof im Auge zu behalten. Das heißt, dort wird momentan eine Hütte gebaut. Im Lager hatte ich außerdem von einem gewissen Colodis aus dem Hammerklan in Nordmar gehört. Er soll Tischler sein. Und genau das führt mich nach Vengard. Von der Falknerei aus will ich ihm einen Brief mit einer Bestellung zukommen lassen.“
Ulrich nickte verständnisvoll. Die Situation ließ es nicht zu, über den Verfall von Kemrick zu reden, obwohl er das Langschwert seines verstorbenen Schülers dabei hatte.
Mal schauen, ob der Paladin vielleicht etwas zu der Sache am Rebellenhof zu sagen hatte. Jedoch kam plötzlich ein Gesicht in die Taverne, das dem Schwertmeister recht bekannt vorkam…

[Falko]

Nichts, rein gar nichts war passiert was das Thema mit den Feuerkelchen anging, oder dies wurde tatsächlich unter den Paladinen unter sich abgeklärt und soll nicht in der Öffentlichkeit kommen. Egal, was nun Falsch oder Wahr war, für ihm wurde das warten zu blöd. Sollte etwas passieren dann würde Falko dies früh genug erfahren, wenn nicht Pech gehappt. Einer der Gründe dass seine Nerven langsam nicht mehr mitspielen wollten war die Stadt. Der Anwärter mied die Stadt sowieso schon wie die Pest, aber nun wollte er sie auch in der Nacht kaum betreten, höchstens zweieinhalb Stunden. Aus Folge wird er vielleicht noch ein, zwei Tage bleiben, zusammengepackt hatte Falko bereits alles.

Dennoch wollte der Jäger noch einmal wegen Gerüchten ein paar Kneipen besuchen, wenn auch mehr aus Gewohnheit als tatsächlich der Hoffnung noch etwas Nützliches zu erfahren.

Falko betrat gerade eine der Tavernen, als er feststellte dass es diesmal zumindest etwas „andere“ Trinker hier gab. Dass Ulrich noch hier und nicht nach Reddock gegangen war überraschte ihn doch ein wenig. Der Paladin unterhielt sich mit zwei Königstreuen, die für ihn auch keine Unbekannten waren. Bevor der Anwärter noch wusste was er tat lenkte er seine Schritte zu den beiden.