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Reviewcenter

  1. #321 Zitieren
    praise the o)))  Avatar von Tawarien
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    Start: 2011
    Genre: Thriller, (Neo-) Noir
    Regie: Nicolas Winding Refn
    Schauspieler: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Oscar Isaac, Ron Perlman

    Plot:
    Der nur „Driver“ genannte Hauptcharakter macht seinem Namen alle Ehre. Tagsüber tüftelt er in einer Autowerkstatt und vollführt ab und an mal waghalsige Stunts für diverse Hollywoodfilme. Außerdem plant sein Chef Shannon eine zukünftige und erfolgreiche Karriere als Stockcar Rennfahrer, wofür beiden allerdings das Geld fehlt. Nachts hilft der Driver diversen Gangstern mit sicherer Wahrscheinlichkeit direkt nach einem Verbrechen vom Tatort zu entkommen, solange sie sich an sein strenges Reglement halten. Anonymität, ein festes Zeitfenster von fünf Minuten für den Coup und nur einmalige Zusammenarbeit gehören dazu.
    Privat lernt der Driver nach und nach seine Nachbarin, Irene mit ihrem Sohn Benicio, kennen. Während ihr Mann Standard im Gefängnis sitzt, kümmert sich der Driver um sie und beide nähern sich immer mehr an. Gleichzeitig macht Shannon mit dem Gangster Bernie Rose einen Deal: Er leiht ihm 300.000 Dollar als Startkapital für ein Stockcar und somit die erhoffte Rennkarriere.
    Als Standard aus dem Gefängnis entlassen wird, merkt Driver schnell, dass dieser immer noch in der Hand von Verbrechern ist. Sie fordern von ihm, ein Pfandhaus auszurauben, um seine Schuld zu begleichen. Aus liebe zu Irene bietet ihm der Driver an, ihm zu helfen, nicht ahnend, wer eigentlich hinter Standards Peinigern steht.

    Über den Film:
    Drive steht mit seiner Ästhetik im Erbe klassischer Film-Noir Streifen der Vergangenheit. Crime, langsame aber stimmungsvolle Bilder, ein ruhiger, recht wortkarger und verdammt cooler Hauptcharakter. Das ist das gepaart mit optischen Miami Vice-Einflüssen, grelle Farben, schnelle Autos und nächtliche Lichtermeere. Die meist gelassene, aber dennoch bedrohliche Atmosphäre ist meist mit ruhigen Bildern unterlegt, nur selten bricht der Film damit, aber wenn, dann richtig und blutig. Die relativ monotone, elektronische, musikalische Untermalung trägt ihren nicht kleinen Teil zur Stimmung bei.
    Handwerklich sowie schauspielerisch gibt es kaum bis gar nichts zu bemängeln. Nicolas Winding Refn schafft ein Kunstwerk von Film und die Akteure, allen voran ein kühler und abgeklärter Ryan Gosling, tun ihr übriges dazu. Die Story bildet einen schönen, wenn auch leicht konstruierten, Kreis, bei dem alles ineinandergreift. Diese leichte Konstruktion sei mit Blick auf das Gesamtwerk aber verziehen.

    Meinung:
    Der Film baut mit seiner Optik und seiner Stimmung eine ganz besondere Atmosphäre auf. Trotz des größtenteils ruhigen Ablaufes baut sich nach und nach eine immer bedrohlichere Hintergrundstimmung und eine tolle Spannung auf. Viele klassische Elemente wurden übernommen und teilweise aufpoliert, mit Schauspielern und Story ergibt sich ein wunderbares Gesamtwerk.
    Drive ist ein großartig inszenierter Neo-Noir Thriller mit starkem Cast.

    IMDB: 7.9
    Darsteller: 10/10
    Plot: 7/10
    Effekte: 9/10
    Anspruch: 9/10
    Gesamteindruck: 9/10

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    Tawarien ist offline Geändert von Tawarien (09.01.2014 um 17:47 Uhr)

  2. #322 Zitieren
    praise the o)))  Avatar von Tawarien
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    Start: 2012
    Genre: Drama
    Regie: Derek Cianfrance
    Schauspieler: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Ben Mendelsohn, Emory Cohen, Dane DeHaan

    Plot:
    Handsome Lucke, ein begnadeter Motorradfahrer, stellt seine Künste auf einem reisenden Jahrmarkt zur Schau. In Schenectady, einem kleinen, grünen Städtchen im Staat New York, trifft er auf seine Exfreundin Romina wieder und erfährt kurz darauf, dass sie von ihm schwanger war und seinen Sohn ausgetragen hat. Lucke kündigt und will sich niederlassen, um für sie und seinen Sohn zu sorgen. Da sie mittlerweile aber verheiratet ist, weißt sie ihn zurück. Trotzdem fängt er in der lausigen Werkstatt von Robin an zu Arbeiten, den er kennengelernt hat. Das Geld, das trotzdem für Romina gedacht war, reicht aber vorne und hinten nicht. Da macht ihm Robin den Vorschlag, seine früheren Bankraubkenntnisse zu nutzen, um sich ein Zubrot zu verdienen.
    Avery wird als Polizeiheld gefeiert. Kaum ein halbes Jahr dabei, stellte er einen gefährlichen Verbrecher und erschoss ihn beim darauffolgenden Schusswechsel, während er selbst mit einem Schuss ins Bein davongekommen ist. Doch Gewissensbisse plagen ihn, da er es war, der zuerst geschossen hat. Auch die ihm immer klarer werdende Korruption in der Behörde und die aussichtsarme Stelle, die er nach erneutem Dienstantritt bekleiden muss, schlägt ihm auf sein Gemüt.
    AJ und Jason, zwei Teenager auf der Highschool, verbringen ihre Tage lieber mit diversen Drogen und Schulschwänzen. Nichtsahnend, welche Verbindung sie durch ihre Väter eigentlich haben.

    Über den Film:
    Ein kleines Epos spannt Derek Cianfrance mit The Place beyond the Pines auf. Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren angelegt und mit 2 Perspektivenwechsel bietet der Film eine Menge Stoff. Angefangen vom eigentlich recht sympathischen Looser, der trotz ihres Widerstandes für seine Familie sorgen will und dabei ziemlich auf die schiefe Bahn gerät. Über den pflichtbewussten Polizisten, der mit den schon kriminellen Vorgängen in der Behörde nicht klarkommt und auf aussichtslosem Posten selbst davon gebraucht macht. Zuerst um das aufzudecken und dies dann ausnutzt, um beruflich weiterzukommen. Zu den Söhnen der beiden, die sich erst kennenlernen und von der Vergangenheit ihrer Väter überschattet auf einen unausweichlichen Konflikt zulaufen.
    The Place beyond the Pines zeigt auf relativ seichte Weise kleine Charakterentwicklungen, die ihrem Umfeld und der Vergangenheit geschuldet sind, wie Probleme über mehrere Generationen fortpflanzen können und sich letztendlich doch irgendwie alles wiederholt. Die fast rein darstellerische Weise zeigt zwar das Handeln ihrer Personen, allerdings selten wirkliche Auswirkungen, oder lässt diese nur erahnen. Die große Moral bleibt aus, der Zuschauer kann sich seine Lehre selbst zusammenbasteln, wenn er das denn möchte. Optisch wird der Film immer wieder mit sehr schönen Aufnahmen der Stadt und vor allem den vielen Bäumen untermalt und stilistische Kniffe schlagen Brücken zwischen zusammengehörigen Charakteren, wie die Kamera, die Lucke und Jason über die Schulter blickend folgt. Bradley Cooper und vor allem Ryan Gosling liefern gut ab, obwohl Goslings Art mal wieder seinem Standard-emotionslosen Gangsterspiel folgt.

    Meinung:
    Die parablige Geschichte von The Place beyond the Pines erstreckt sich auf über zweieinhalb Stunden, ist aber den verschiedenen Sichtweisen und Hauptcharakteren geschuldet. Langweilig wird der Film nie, bleibt die meiste Zeit in seiner ruhigen Art immer leicht spannend. Der Knall, der zum Ende hin zu erwarten ist, kommt zwar, ist aber ein wenig unbefriedigend. Es passt zwar soweit zum Rest vom Film, lässt den Zuschauer aber ein wenig enttäuscht zurück. Insgesamt ein guter, aber etwas seichter Film über generationsübergreifende Schuld und Sühne.

    IMDB: 7,4
    Darsteller: 8/10
    Plot: 7/10
    Effekte: 5/10
    Anspruch: 8/10
    Gesamteindruck: 7/10

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    Tawarien ist offline

  3. #323 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Waldkauz
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    The Salvation
    [Bild: MV5BMTA5MTU2NjIxOTNeQTJeQWpwZ15BbWU4MDA5Njc0MDIx._V1_SY317_CR0,0,214,317_AL_.jpg]
    Start: 2014
    Genre: Western
    Regie: Kristian Levring
    Darsteller: Mads Mikkelsen

    Warnung an alle die noch klar denken können. Schaut euch den Film nicht an oder besauft euch vorher!!!

    Inhalt:
    Held verliert Frau und Kind durch böse Männer, nimmt Rache - Bruder von bösen Mann nimmt Rache - Held kommt wieder und nimmt wieder Rache - äh ja also Story ist nicht vorhanden.

    Kritik:
    Wer den Trailer gesehen hat, kennt den gesamten Film und weiß eigentlich das der Film nix taugt. Hab mir das ganze trotzdem angetan wegen Mads Mikkelsen, weil ich den als Charakterkopf ganz cool finde.
    Aber außer Mads Mikkelsen, der ja nur blöd in die Kamera gucken muss und trotzdem cool aussieht^^, ist der Film auch totaler Schrott, übelster Bullshit, einfach nur Müll.
    Es gibt zwar 1-2 nette Szenen und die Action fand ich eigentlich ganz anständig aber ansonsten?
    Unlogische Story (obwohl die ja eigentlich gar nicht vorhanden ist), nicht nachvollziehbare unsympathische Charaktere, lustlose Schauspieler, eine grauenhafte Synchronisation, billige Kulisse, laienhafte Bearbeitung usw.
    Ich erwarte ja nicht viel von einem Western, im Prinzip reicht ja der schnelle Tod von Frau und Kind am Anfang vollkommen aus um als Aufhänger für die Rachestory zu dienen. Tiefgang und Emotionen sind da eh zu viel verlangt. Und das Rache sich in noch mehr Rache und so steigert ist ja auch durchaus faszinierend wenn sich die Revolverhelden gegenseitig die Lichter auspusten. Aber warum zur Hölle muss ne Grundsolide Rachestory mit soviel Mist verwässert werden. Wenn schon keine Story und Tiefgang dann wenigstens einen coolen Helden, richtig fiesen Bösewicht, irgend ein cooler Bildstil und mächtig fett Geballer, Western Atmosphäre und ein episches Ende. Bei dem Film passt nur der Held.
    Zu der unlogischen Story (die man ja noch halbwegs verschmerzen könnte) kommen so richtig mies krass grottenschlechte Dialoge, als hätte die ein zwölfjähriges Kind geschrieben, vielleicht wurden die aber auch mies Übersetzt - keine Ahnung, ich glaubs bald nicht, denn zwischendurch läuft es immer mal wieder solide.
    Und das schlechteste uncoolste Ende was ich jemals gesehen habe.

    Fazit:
    Klar der Film soll irgednwie ne Hommage sein, ist aber eher ne Beleidigung an alle Western (und von denen gibt es ja nun schon echt viele schlechte aufm Planeten ). So krass schlecht wie zur Hölle kann man so ein scheiß Drehbuch schreiben, kein Wunder das die Schauspieler gelangweilt und genervt auf der Leinwand rumstanden.

    IMDB: User 6,9/ Critics 6
    Darsteller: 1/10 alle spielen völlig gelangweilt und Emotionslos (liegt natürlich auch zum Teil an der Synchro)
    Plot: 0/10 Absoluter Scheißendreck
    Effekte: 4/10 Actionszenen sind ganz ok der Rest ist einfach nur billig
    Anspruch: 1/10 Ich hatte nachher nur noch Kopfschmerzen
    Gesamteindruck: 2/10 Ohne Mads Mikkelsen wäre der Film ein wertloser Haufen Mist, so kann man wenigstens sagen, dass in der Wahl des Helden die Leute wenigstens etwas richtig gemacht haben.

    Trailer Deutsch

    Trailer
    Waldkauz ist offline Geändert von Waldkauz (30.10.2014 um 00:21 Uhr)

  4. #324 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    A Nightmare on Elm Street (2010)
    [Bild: A_NIGHTMARE_ON_ELM_STREET.jpg]

    Format: Spielfilm
    Umfang: 94 Minuten
    Erscheinungsjahr: 2010
    Regisseur: Samuel Bayer
    Genre: Horror, Slasher

    Inhaltsangabe
    1, 2... Freddy kommt mal wieder vorbei. Wieder? Nun nicht direkt, denn in diesem Remake des Originals wird der Mörder mit dem Klingenhandschuh einer Frischzellenkur unterzogen und der Versuch unternommen, die Geschichte von 1985 neu zu erzählen. Also alles auf Anfang:
    Eine Gruppe Teenager teilt die selben verstörenden Alpträume. Immer wieder stellt ihnen in denen ein mysteriöser Mann mit einem Klingenhandschuh nach. Zu Beginn tun die Kids das noch als Zufall und gewöhnliches Ungemach ab. Als jedoch immer mehr von ihnen in ihren Träumen von dem Unbekannten erwischt werden, stellt sich eine zutiefst beunruhigende Erkenntnis ein: Denn wer im Traum erwischt wird, der stirbt auch im echten Leben.
    Die stetig kleiner werdende Truppe an Teenies hat also alle Hände voll zu tun: Das Mysterium hinter dem Unbekannten und seiner Absicht will gelöst werden, die Eltern überzeugt davon, dass ihre Sprösslinge nicht bloß im Wahn fantasieren...und dabei bloß nicht einschlafen!


    Kritik
    Bäh, war der fad.

    Gestern schaltete ich bewusst VOX ein, um den Film zu schauen. Im Hinterkopf hatte ich dabei nur, dass dieses Remake ein Versuch sein soll, die Geschichte nochmal zu erzählen, ohne in den grotesken Witz abzudriften, der über die 8 bisherigen Teile immer mehr ausgeartet war. Schonmal eine mutige Prämisse, dachte ich mir. War doch der Humor bislang die große Stärke der Serie gewesen. Aber vielleicht überrascht das Remake mich ja und punktet als guter Slasher-Flick.
    Denkste. Nightmare on Elm Street (2010) mag ein halbwegs ernster Slasher-Film sein...etwa auf dem Niveau des Originals...aber wirkt derartig uninspiriert und überflüssig, dass selbst die kurzen 94 Minuten Laufzeit zu viel des Guten sind.

    Aber schauen wir uns die Misere doch der Reihe nach an. Die Darstellerriege hinterlässt bei mir eher gemischte Gefühle. Der vorab größte Aufhänger des Films war wohl die Besetzung von Jackie Earle Haley (Watchmen, Shutter Island) als Freddy Krueger. Ich konnte mir selber Freddy nur schwer losgelöst von Robert Englund vorstellen, muss aber gestehen, dass Haley eine fabelhafte Leistung abliefert, in der alles steckt, was man von Freddy möchte. Sein Make-Up ist nicht ganz so ausdrucksstark wie das in den vorigen Filmen, aber trotzdem liest man in dem Gesicht des neuen Freddys sowohl den skurrilen Wahn und das Albtraumhafte, als auch eine gute Spur Kaltblütigkeit, wie sie Englund nie so recht versprühte. Haleys Freddy Krueger kann in Rückblenden (dazu später mehr) freundlich wirken, schlägt in den Traumsequenzen oft auch urplötzlich in kalte Wut und Hass um. Unterm Strich ist auch dieser Freddy näher an einer Comic-Figur als an einem Menschen. Aber Nuancen sind trotzdem zu erkennen und das will bei der Figur schon etwas heißen.
    Aus dem restlichen Cast sticht ansonsten allenfalls Rooney Mara (Verblendung) positiv hervor. Viel hat sie in der Rolle zwar nicht zu leisten, aber man hat das Gefühl, dass sie nicht nur ein schreiendes Chick für die popcornfutternde Zuschauerschaft mimt, sondern ziemlich trocken und ernst, fast schon detektivisch, der Geschichte folgen will. Hinter ihr und Haley fallen die restlichen DarstellerInnen drastisch ab. Katie Cassidy (Harper's Island) spielt die selbe langweilige Rolle wie in all ihren Ausflügen ins Horror-Genre, Kellan Lutz (Twilight) wirkt in seinen wenigen Szenen so hölzern als hätten die Macher einfach den ersten Take übernommen, um ihn endlich vom Set wegzukriegen und Kyle Gallner (Das Haus der Dämonen) macht hier ausnahmsweise passend das einzige, was er gut kann: Müde aussehen.

    Die Handlung des Films ist dann schon wieder ein Pflaster, über das sich eindeutiger sprechen lässt. Ein paar clevere Ansätze meint man anfangs vielleicht noch zu erkennen: Etwa die Tatsache, dass der Film (wie im Original) zweimal den vermeintlichen Hauptcharakter absägt, bevor er sich endlich auf Nancy (Rooney Mara) festlegt. Auch die Idee, Freddys Geschichte zu seinen Lebzeiten weiter auszuschmücken, mutet halbwegs pfiffig an. Hier zeigt sich dann aber auch die kurioserweise größte Schwäche des Films: Die letztendliche Treue zum Original. Allen Ansätzen zum Trotz erlebt man in Nightmare on Elm Street (2010) nämlich eine sklavische Wiederholung von beinahe allem, was das Original ausmachte wieder und kein echtes Wagnis wird eingegangen. Wir hätten da zum einen fast alle ikonischen Kills nochmal aufbereitet. Die Blutfontäne aus der Decke, der Messerhandschuh in der Badewanne, die Schlussszene, die schwebende Kris...es fehlen eigentlich nur der verlängerte Arm und die Nummer mit der Krawatte. Was im Original allerdings noch imposante Tricktechnik war, ist in Samuel Bayers Version fast ausschließlich CGI gewichen. Nicht besonders gute CGI, mag ich hinzufügen, was besonders in der Szene auffällt, in der Freddy droht, durch die Tapete zu brechen und dabei mehr wirkt wie der fehlende 5. Geist aus Casper. Samuel Bayers Leistung, so der Eindruck, besteht allenfalls darin, dass er fleißig das Original studiert hat. Am Pacing hapert es übrigens auch mächtig, denn obwohl viele Jump-Scares und sonstige Schockmomente aus dem Original entlehnt sind, wollen sie hier durch die berechenbaren Kamerabewegungen nie zünden. Vor allem aber stört neben den Parallelen in den Shots auch die inhaltliche Gemeinsamkeit. Das Remake baut nämlich eine ganz interessante Idee auf: Wäre es möglich, dass die Kinder sich damals geirrt hätten und der zornige Mob einen unschuldigen Freddy Krueger zur Hölle gejagt hatte? Kann es sein, dass Freddy nur für ein Unrecht Rache nimmt und Nancy zu Spuren führt, die seine Unschuld nachträglich beweisen würden?
    DAS wäre zumindest eine mutige Neu-Interpretation gewesen. Stattdessen SPOILER-SPOILER-SPOILER ist der große Twist am Ende aber bloß ein "Nö, Freddy wollte bloß, dass wir uns erinnern, dass er wirklich einfach nur ein perverser Päderast ist". Erstens passt das nicht in den Aufbau des ganzen seitens Freddy, der die Kids wirklich drängt, zu dieser "bahnbrechenden" Erkenntnis zu kommen, zweitens ist es gegenüber einer Zuschauerschaft, die Freddy seit 30 Jahren kennt, kein besonders großer Twist. Wuhuuu, Freddy ist doch ein böser, kinderschändender Killer. Wer hätte das gedacht Hier hätte ein wenig Mut zur Veränderung mMn gut getan.

    Zuletzt noch ein kleines Wort zum Sound. Mind you, ich habe den Film im Fernsehen gesehen. Möglicherweise ist der Sound auf DVD und BR besser. Hoffentlich ist er das. Das was ich gestern nämlich erleben musste, war ziemlich zum Abgewöhnen. Die Synchronstimmen wirkten oft gegenüber den Umgebungsgeräuschen zu leise und undeutlich, einmal wurde die Tonspur asynchron, insgesamt wirkt die Sound unsauber gemischt. Musik besteht im Wesentlichen nur aus den üblichen Tuschs für Jump-Scares.

    TL;DR ? Dann hier die Kurzfassung



    Darsteller 07/10 Haley als Freddy ist der einzige, der behaupten darf, hier wirklich etwas eigenständiges, neues, interessantes schaffen zu wollen. Mara spielt für diesen Streifen auch noch solide bis gut. Der Rest der Darstellerschaft ist ein Haufen an Horror-Retorten.
    Sound 03/10 Austauschbare Horror-Tuschs, müdes Sounddesign, nicht immer sychrone Tonspur und eine dürftige Mische. Bäh
    Plot 04/10 Handlung schlägt zwar Haken, aber nur um uns am Ende zu zeigen, dass doch alles beim Alten ist. Langweilige Aufbereitung, die Dinge als Twists verkauft, die bei keinem Zuschauer zünden können, der die anderen Teile kennt.
    Effekte 4/10 CGI ersetzt physische Tricktechnik nur ungenügend.
    Anspruch --/10 Nee.

    Gesamteindruck Der 2010er A Nightmare on Elm Street tut sein bestes, um komplett zum Vergessen zu sein. Einstellungen und Plot sind an den entscheidenden Stellen dermaßen sklavisch dem Original untergeordnet, dass man diese Iteration hier bloß schauen sollte, wenn man miese CGI der handgemachten Tricktechnik gegenüber vorzieht. Im Grundton ist er nicht ernst genug, um gut als trockener Slasher zu funktionieren, in seinem Humor kommt er aber auch nicht an das Original heran. Einzig Jackie Earle Haley liefert einen wackeren Versuch, den Streifen sehenswert zu machen.
    Nimm den raus aus der Gleichung und du hast eine Fassung, die an allen Ecken und Enden die Frage laut werden lässt, warum man nicht lieber das Original schauen sollte.
    Im Lauf der 8. Streifen gab es vielleicht absolut groteske Einträge in die Saga. Und auch einige filmisch betrachtet schlechte. Aber wohl keiner davon war ein derartig nichtssagender Beitrag, wie Bayers 2010er Remake.


    05/10

    Trailer (englisch)

    Trailer 2 (deutsch)

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    imdb-Score 5,2/10
    Zetubal ist offline Geändert von Zetubal (27.08.2015 um 03:42 Uhr)

  5. #325 Zitieren
    Abenteurer Avatar von DarkRaven77
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    Filmtitel: Fury: Herz aus Stahl

    Kinostart: 1. Januar 2015

    Genre: Kriegsfilm

    IMDb-Wertung: 7,8/10 from 127.472 users

    Meine Wertung: 1/10

    Trailer: -=CLICK=-

    Amazon: -=CLICK=-

    Beschreibung: Eine US-amerikanische Panzerbesatzung dümpelt mit ihrem Sherman-Tank "Fury" auf dt. Gebiet herum, um in den letzten Wochen des WW2 an der finalen Offensive mitzuwirken.

    Meinung:
    Eine Story in dem Sinne war für mich nicht erkennbar. Die Darsteller waren total blass und besaßen kaum Ausstrahlung. Brad Pitt als Hauptdarsteller mimte hier den pseudo-coolen, emotionslos/abgestumpften Staff Sergant Don „Wardaddy“ Collier, der meines Erachtens mit diesem Auftritt total versagte. Ich rechne ihm seine schauspielerischen Leistungen vergangener Jahre größtenteils hoch an, ohne wirklich ein Fan von ihm zu sein, aber das hier war möglicherweise der bisherige Tiefpunkt seiner Karriere.

    Ich habe schon lange nich mehr solch einen Müll gesehen. Aus irgendeinem Grund hatte ich mehr von diesem Film erwartet, aber da war ich wohl etwas naiv und vergaß kurzzeitig, wie sich der Ami am liebsten in Szene setzt. Nur das es in Fury derart lächerlich zugeht, hätte ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten. Zumindest nicht auf derart stupide Weise.

    Dreh und Angelpunkt ist im Grunde der absolut unterirdische "Showdown", in dem Pitt & Crew samt manövrierunfähigem Tank einen 300 Mann starken SS-Trupp niedermähen, als hätten sie es mit einem Rudel Lemmingen zu tun. Auf den Rest, der sich zuvor ereignet, gehe ich gar nicht ein, da die belanglos, aneinander geketteten Szenen einfach nur vor sich hinplätschern, ohne irgendeine Art Handlung zu generieren. Die 5 köpfige Crew steuert lediglich auf die irrwitzige Schlacht gegen Ende des Films zu. Und das wahnsinns Finale spielt sich aus meiner Sicht wie folgt ab:


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)



    1. Die deutsche Aufklärung scheint überhaupt nicht zu funktionieren und stolpert auf einen feindlichen, "brennenden" Tank zu. Brennendes Material könnte evtl. auf ein kurz zuvor stattgefundenes Gefecht hindeuten. Der Feind nimmt jedoch an, daß hier absolut keine Gefahr mehr droht und benutzt zudem noch den Weg, der geradezu zum zündelnden Sherman führt! Sogar Grünling Norman kommt abseits der Straße zu seinen Mannen zurück gerannt, so wie es jeder Deppenrekrut lernt. Aber nein, der dumme Fritz taumelt natürlich vollzählig geradewegs in die [stümperhaft gestellte] Falle. Es ist ja nicht so, als verfüge man über diverse Aufklärungseinheiten ...NEIN! Siehe Screenshots (Reiter, Halbkettenfahrzeuge, etc.):

    2. Btw: Offenbar sind die Angreifer nach Normans Sichtung dort oben über 10min im Kreis marschiert, so daß die Amis noch Zeit hatten, sich gegenseitig zu überreden/motivieren, den Tank zu präparieren, zu saufen, rauchen und aus der Bibel zu zitieren. Es bringt schließlich nix, irgendwas zu überstürzen!
    3. Der Fritz trottet nach einer mutmaßlichen XXL-Pinkelpause endlich in Burning Village ein, da ereilt den Befehlshaber doch tatsächlich ein Geistesblitz und selbiger ordnet an, den Panzer zu überprüfen. Dumm wie Fritz ist, öffnet er die Luke und hält seine dämliche Visage rein (als ob vorher nicht schon die ein oder andere Gesichtstextur aus dem Tank gekerchert werden mußte). Einfach einen Kartoffelstampfer reinzuschmeißen, war vermutlich zu viel des Guten. Dann doch lieber auf Nummer sicher gehen und sich die eigene Rübe wegballern lassen. Wozu die Aufregung ...hat ja schließlich wunderbar funktioniert.
    4. Der Ami, so gerissen wie er ist, muß vor der mutmaßlichen Pinkelpause sämtliche Donnerbalken im Umkreis des Dorfes mit Juckpulver versehen haben, denn nachdem der erste Schuß auf den in Punkt 2 erwähnten Fritz fällt, laufen alle Arier wie angestochen umher. Immerhin waren sie so diszipliniert, die Hosen anzubehalten. Dafür gibt es schon mal einen ganzen Punkt für die Endwertung! Von Deckung suchen keine Spur, Sperrfeuer wird ohnehin überbewertet und die zu Dutzend geschulterten Panzerfäuste, die man noch 10min zuvor im Bilde sah, waren in Wirklichkeit wohl nur ulkig aussehende Musikinstrumente, die beim Singen & Marschieren gelegentlich zum Einsatz kommen.
    5. Nach dem Einsatz ein paar niedlicher Rauchgranaten seitens der Panzerbesatzung, werden draußen vom Tank erstmal gemütlich Munitionskisten herangeschafft und ein MG abmontiert. Unter normalen Umständen hätte der Feind bereits das ein oder andere MG42 und diverse PF- und Scharfschützen in Stellung gebracht. Was der Zuschauer aber nicht weiß ist, daß das Juckpulver kein gewöhnliches war und noch immer alle Krauts wie blöde durch die Gegend flitzen läßt. 3-4 tapfere Angreifer kneifen allerdings ihre Arschbacken zusammen und klettern auf den stählernen Kolloss, um aus einer sicheren Entfernung von 10cm ihre noch gesicherte Pistole abzufeuern. Leider ohne Erfolg. (Das "leider" an dieser Stelle bitte nicht mißverstehen. Ich empfinde für Minderbemittelte nur generell sehr viel Mitleid).
    6. Inzwischen etwas angeschlagen und zurückgedrängt, beschließen Heinz und seine Kameraden in eine der mitgeschleppten Kisten zu sehen und stellen fest, daß es sich bei den vermeintlichen Musikinstrumenten um sogenannte "Panzerfäuste" handelt! (stand zumindest auf der von der Kamera nicht eingefangenen Bedienungsanleitung). So aufgeweckt und verspielt, wie man den Nazischergen nun mal kennt, rennt der erste gleich mit einem dieser jüngst errungenen Ballermänner los, platziert sich damit 10m vor dem Sherman, schießt (freilich) vorbei und kommentiert die etwas tollpatschige Aktion mit einem schmetternden "Daneben!". An dieser Stelle hätte ich beinahe gelacht ...aber als Comedyfan weißt du genau: Lache zwischendurch nicht zu heftig, sonst verpasst du den nächsten Gag! Der zweite PF-Schütze trifft, guckt selbst ganz verdutzt und führt vor Freude eine Art Regentanz auf, welchen man allerdings nur in der extended version bestaunen darf.
    7. Nach aufgebrauchter Munition beschließt Team 'Murica etwas frische Luft zu tanken (gnihihihi ...tanken ...ihr versteht ...jaja, schon gut). Ein versierter MG42-Schütze eröffnet das Feuer, trifft aber kein Schwein. Völlig nachvollziehbar. Der Sherman-Insider in mir weiß natürlich, daß der Ami hier auf Grund des defekten Antriebs, alle Energie auf die Schilde umleiten ließ und somit der Naziangriff regelrecht verpuffte. Spätestens jetzt wurde mir klar, wie ein IMDb-Rating von 7,8 zustande kommen konnte. Da müssen all die verstrahlen Trekki Fans gevotet haben.
    8. Immer wieder kommen total verblödete SS'ler angerannt, ohne Waffe in Vorhalte, so daß man beschließt, das Gefecht kurzzeitig außerhalb es Panzers weiterzuführen. Einer nach dem anderen kommt bis auf 1m herangestürmt, nur um dann doch nicht zu schießen, denn die zuvor vom Ami geworfenen Rauchgranaten vernebeln die Sicht nur in EINE Richtung! Das verhält sich wie mit halbdurchlässigen Spiegeln, aber ich will euch nun nicht mit technischen Details langweilen.
    9. Brad Pitt mäht einen Fritz nach dem anderen nieder und wenn man den Untertitel zuschaltet, wird gleichzeitig ein Frag Counter oben links im Eck eingeblendet. Ein wahrlich innovatives Feature! Als jedoch sein Mate beim Luft schnappen aus der Luke schaut und einen Headshot kassiert (muß ein Querschläger gewesen sein), werden mittels unauffälliger Handzeichen 15 Gedenksekunden vereinbart, in denen kein einziger Schuß fällt. Diesen humanen Akt muß man den Bräunlingen ganz hoch anrechnen!
    10. Der heroische Blondschopf auf dem im Nebel umschlungenen Getüm, sparte während seiner Bleisalven allerdings nicht mit verbalen Entgleisungen, so daß ein herankriechender Kraut ziemlich sauer wurde. Dieser Sauerkraut war mit mit einem Hochpräzisionsscharfschützengewehr™ ausgestattet und bekam erst vor 2 Tagen wieder rotes Licht von seinem Augenarzt. Er schießt zwei mal auf Pitt und auch ein drittes mal, ohne daß Brad den Löffel reicht. Dieser kriechende Bastard muß dieser kranke Typ sein, den die Deutschen ehrfürchtig den "Chirurgen" nennen. Ein Scharfschütze, der sein Gegenüber nur verstümmelt, statt ihn zu töten. Bis dieser dann in der Deckung langsam ausblutet. Major Koning hätte angesichts dieser epischen Auseinandersetzung sicherlich eine Spontanerektion bekommen.
    11. Letztendlich verendet "Wardaddy" im Inneren der Sardinenbüchse, doch Norman kann sich durch die Fluchtluke unter den Stahlsarg retten. Dort erblickt ihn plötzlich ein SS-Member. Norman streckt daraufhin die Pfötchen Richtung Panzer, blinselt dem Licht der Taschenlampe entgegen und imitiert den Marder, der vor dem ganzen Spektakel den Antrieb des Shermans lahmgelegt haben muß. Der wohl noch unerfahrene Nazubi fällt darauf herein und zieht von dannen. So kommt es doch noch zu einem Happy End und einer Gesamtpunktzahl von 1/10 Punkten, der wir der geschilderten Szene in Punkt 4 zu verdanken haben. Und da der finale Schuss auf den verbleibenden Panzerinsassen ausbleibt, verkommt selbst der oben aufs Cover aufgedruckte Satz zu einer bedeutungslosen Floskel.



    Tut mir Leid, aber ein lächerlicher Film verdient ein angemessenes Review. So realitätsfern sich der Endfight präsentiert, so stellen sich auch die zuvor gezeigten Szenen dar. Ich habe ein paar Tage zuvor "Die Bücherdiebin" gesehen, war recht angetan und bin somit auch weiterhin der Hoffnung noch ein paar wirklich gute Filme sehen zu können.
    DarkRaven77 ist offline

  6. #326 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Format: Spielfilm
    Umfang: 114 Minuten
    Erscheinungsjahr: 2014
    Regisseur: Morten Tyldum
    Genre: Biography, Drama, Thriller

    Inhaltsangabe
    England 1939: Während alle Augen auf den Krieg gerichtet sind, der zu Lande, in der Luft und auf hoher See an den Fronten tobt, beschäftigt sich eine ganze Abteilung von Großbritanniens Militär intern mit einer Form der Kriegsführung, die keiner wahrnimmt: Informationskrieg.

    Hoffnungslos erscheint den Briten die Situation, denn die Nazis verschlüsseln ihre Nachrichten alle 24h neu mithilfe der Enigma-Maschine. Und deren Verschlüsselung gilt weltweit als unknackbar. Einer jedoch sieht in dieser scheinbar unüberwindbaren Hürde bloß eine Herausforderung: Der geniale aber exzentrische Mathematiker Alan Turing.

    Mit einem Team aus Kryptologen macht er sich daran, eine Maschine zu erfinden, die den Code der Enigma-Maschine knacken kann.

    Kritik
    Die Geschichte um Alan Turings Kampf gegen das schier Unmögliche und die davonrennende Zeit ist zweifelsohne Stoff für grandioses Kino. Beinahe alles was das Filmgucker-Herz begehrt lässt sich in ihr finden: Tragische Romantik, Krieg&Tod, verschrobener Humor, ein faszinierender Hauptcharakter, Verrat und und und.
    Morten Tyldums abendfüllende Adaption The Imitation Game geht allerdings auf die denkbar hollywood-eskeste Weise an die vielen Fäden des Geschehens heran und zieht dem Ganzen dadurch leider den Zahn.

    Es ist zum Haareraufen: Praktisch im Minutentakt wirft einem die Geschichte Ereignisse vor die Nase, die genug dramatischen Zündstoff hätten, um einen eigenen Film zu rechtfertigen. Da wird das Leben einzelner gegen das vieler abgewägt, die Rolle der emanzipierten Frau thematisiert, Homosexualität in Zeiten besprochen, wo sie noch unter harscher Strafe stand und so weiter. Ach, und nebenher tobt der größte Krieg der Menschheitsgeschichte. Bei der Masse an Ereignissen wird schon beim Aufzählen klar, dass keiner der Beteiligten den Mumm hatte, irgendwas herauszuschneiden. Das Resultat ist also das befürchtete: Alles wird mal in einer (einzelnen) Szene touchiert, aber praktisch nichts wird zu Ende gedacht.
    Wenn Turing etwa erwähnt, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt seines Lebens nie mehr sicher sein konnte, ob und in welchem Maß er bespitzelt wurde, dann offenbart das eigentlich, wie ihn die Paranoia zusehends zerfrisst. Im Film ist das allerdings bloß ein einziger Satz aus dem Off, zu dem fortan niemals mehr Bezug genommen wird.
    Zudem greift der Film oftmals zu dem leidigen Expositional Dialogue, erzählt (bzw. blendet als Textblock ein) was geschieht, anstatt es zu zeigen. Das halte ich generell für eine Unart des Films. Wenn ich Erklärungen aus dem Off mit Bildmontagen sehen will, schaue ich Nachrichten. Oder lese das Buch, auf dem der Film beruht.
    Aber erst mal weiter im Text: Wo war ich? Achja: Ärgerliches. Der Film presst also geradezu zwanghaft jedes Fitzelchen Information in die Handlung. Er ist mit seinen 114 Minuten zwar nicht überlang, aber trotzdem wirkt es komisch, wenn man feststellen muss, dass er einerseits händeringend Möglichkeiten sucht, Information zu vermitteln, aber dann gleichzeitig zwei Handlungsstränge unterhält, die wenig bis gar nichts zur Haupthandlung beitragen.

    Seht ihr, Imitation Game spielt in drei Zeitebenen: Zu Turings Schulzeit, während des Krieges und sechs Jahre danach. Die Episoden um die Schulzeit sind bei aller Liebe wirklich vergeudete Zeit, weil die grundlegende Erkenntnis aus dem Subplot im späteren Verlauf nie mehr ist als ein Stück Trivia am Rande. Bei dem Stück aus den späteren Jahren Turings wird hingegen zu umständlich ein Polizei-Plot aufgesponnen, nur um zu erklären, wie Turing selbst irgendwem retrospektiv seine Story erzählen kann. Und das Ende seiner Geschichte wird dann nicht mal gezeigt, sondern zum Outro hin in eine Textbox geklemmt.

    Neben all dem Gemecker darf man aber auch mal etwas Positives einwerfen: Die generelle Optik des Films ist sehr edel geraten und mit der Kamera auch zweckmäßig-schön eingefangen. Imitation Game hat keinen distinkt eigenen Look oder besonders denkwürdige Einstellungen zu verbuchen, trickst aber an einer Stelle schön: Für die verschiedenen Epochen werden dezent unterschiedliche Farben (und Farbfilter) verwendet, wodurch man rein optisch immer eine Ahnung davon kriegt, in welcher Epoche wir uns gerade befinden, wenn der Film mal wieder hin und her springt.
    Insgesamt wirkt er extrem routiniert, professionell abgefilmt sowie reich an toller historischer Ausstattung. Der Film scheint wie aus einem Guss und der größte Vorwurf, den man ihm machen kann in Sachen Optik lautet wohl, dass er ein wenig zu glatt und kantenlos ist.

    Kantenlos...achja, das eignet sich gut zur Überleitung. So ist nämlich auch die Art, wie Themen im Film behandelt werden. Man muss sich vor Augen führen, dass Turings Geschichte von Grund auf ziemlich gespickt ist mit unbequemen Themen. Jetzt folgen SPOILER bis zum Ende des Absatzes. Wer die nicht lesen will, skippt bitte bis zum nächsten Absatz. Weiter im Text: Turing ist homosexuell und wird dafür im Endeffekt belangt. Der Film zeigt aber nie auch nur den geringsten homosexuellen Akt, sondern erzählt nur davon. Turing wird (wie erwähnt) paranoid, aber er selbst erzählt das nur kurz mal im Off und lässt es sich fortan nicht anmerken. Turing war bekannt als Exzentriker und Unsympath. Statt den Mumm zu haben, ihn auch so dem Publikum zu präsentieren, wird aus der Exzentrik lieber Sheldon Cooper Humor gemacht, was ihn eher zum witzigen, sympathischen Nerd fürs Publikum werden lässt. Krieg findet statt, aber außer Nachrichten-Footage sieht man davon fast nichts. Turing nimmt sich schlussendlich das Leben. Und der Film tippt das lieber als Text ab, anstatt daraus die finale Szene zu machen.

    Keine Spoiler mehr. Der Film ist eben Hollywoods Art, schwierige Geschichten auf den am leichtesten verdaulichen Nenner herunterzukürzen. Nur nicht zu sehr schocken, keine Bauchschmerzen hinterlassen, bloß ein bisschen an der Oberfläche kratzen, aber niemandem auf die Füße treten.
    Das mag nett sein, wenn man sich mal berieseln lassen mag. Wird aber der Geschichte nicht gerecht.

    Ein Gesichtspunkt, unter dem man Imitation Game nur loben kann, ist wohl Benedict Cumberbatchs (Sherlock) Leistung als Mime von Alan Turing. Auch wenn das Drehbuch ihn wie erwähnt oft zum Sitcom-Nerd degradiert, spielt er Turing in allen Momenten mit einer wahnsinnigen Intensität, aus der sowohl das schwierige Wesen des Genies als auch seine verletzliche Seite durchscheinen. Turing ist die zentrale Figur des Films und alle Höhen und Tiefen der Geschichte erlebt man personifiziert an ihm. Wie Cumberbatch diese Bandbreite einfängt ist schlicht großartig und säubert ihn mehr als nur ein bisschen von seinen drögen Performances als Stephen Hawking oder Julian Assange. Obwohl Cumberbatch über allen anderen thront, weiss aber auch der restliche Cast zu überzeugen. Keira Knightley (Fluch der Karibik) spielt ihre Rolle routiniert, bekommt vom Skript aber nie die Gelegenheit geschenkt, ihrer Rolle dramatisches Gewicht zu verleihen. Turings Team, bestehend aus Matthew Goode (Match Point), Allen Leech (Downton Abbey) und Matthew Beard (Chatroom), gibt ein spannendes Gespann ab, ebenfalls ohne dabei besonders aufzufallen. Charles Dance (Game of Thrones) und Mark Strong (Dame, König, As, Spion) bleiben indes etwas blass. Besonders ersterer, der einfach irgendwann vom Drehbuch vergessen wird.

    Musik und Sound, um es der Vollständigkeit halber erwähnt zu haben, sind solide, aber nicht prägend. Was man Optik und Handlung vorwerfen kann, greift auch hier. Es ist ein zahmer Soundtrack. Durchkalkulierte Berieselung, die ihren Zweck erfüllt und mehr nicht.

    TL;DR? Dann hier die Kurzfassung


    Darsteller 08/10 Cumberbatch ist toll als Turing. Soweit das Skript anderen Charakteren mal Platz zugesteht, kann man aber auch über den Rest nur positives berichten.
    Sound 06/10 Plätschert so vor sich hin. Angenehm und passend, aber nach dem Verlassen des Kinosaals schon wieder vergessen.
    Plot 06/10 Ohne Übertreibung steckt hier genug Inhalt drin, um drei Filme zu füttern. Der Film bricht das allerdings auf eine sehr konventionelle Nummer herunter, die noch und nöcher mehr Information einstreut, ohne irgendwas gescheit zu Ende zu bringen.
    Effekte --/10 Kaum von Relevanz hier
    Anspruch 4/10 Puh, dafür dass soviel gesellschaftlicher Sprengstoff darin steckt, bin ich verblüfft, wie konsequent der Film praktisch alles davon in der Ecke deponiert und ignoriert. Der Anspruch ist da. Bloß traut sich der Film nicht, ihn anzusprechen.

    Gesamteindruck The Imitation Game ist ein ansehnlicher Film. Unter dem Anspruch, einen aalglatten Hollywood-Film zu kreieren, ist allerdings das unfassbar vielschichtige Ausgangsmaterial gnadenlos gekürzt und „entproblematisiert“ worden. Ist ein bisschen wie mit einem Sportler, der unverkennbar Potential hat, aber es nie ausschöpft.
    Man kann sich den Film anschauen. Wer aber aufpasst (und genau das fordert Cumberbatch aus dem Off heraus schon in der ersten Szene) merkt dummerweise, dass der Wolf, der hier im langweiligen Schafspelz steckt, einen ungleich interessanteren Film abgegeben hätte


    06/10

    Trailer (englisch)

    Trailer (deutsch)

    Amazon (Blu-Ray)

    imdb-Score 8,2/10
    Zetubal ist offline Geändert von Zetubal (10.07.2015 um 04:56 Uhr)

  7. #327 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    Batman Begins

    Start: 2005
    Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
    Regie: Christopher Nolan
    Schauspieler: Christian Bale, Michael Caine, Liam Neeson, Katie Holmes

    Kritik:

    Es gibt Phänomene der Massenkultur, deren Faszination ich noch nie nachvollziehen konnte. Eines davon sind die modernen Comic-Helden. Dementsprechend sehe ich nur wenige dieser Filme, die von der Filmindustrie in großer Anzahl herausgebracht werden.

    Nichts desto trotz habe ich mir einfach mal das Dark Knight Trilogie Blu-Ray Boxset gegönnt, um mich mit diesen Filmen auseinanderzusetzen, sie gelten schließlich in den Augen einer erheblichen Menge an Konsumenten als großartige Filme, man schaue sich nur einmal an, welche Ratings Mainstreamzuschauer geben: Derzeit Platz 4 der IMDb 250 für The Dark Knight. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht viel über die Qualität eines Filmes aussagt, da
    1. auf große Zielgruppen optimierte Blockbuster nun einmal prinzipiell die Eigenschaft haben, dass sie einer möglichst großen Zielgruppe nach dem Munde reden sollen, und so relativ zur Stimmenzahl nur wenige schlechte Wertungen kassieren, während Filme mit künstlerischem Anspruch diese Eigenschaft offensichtlich nicht aufweisen und
    2. ein Großteil der Zielgruppe dieser Filme weniger anspruchsvoll ist. Beweisen kann ich diese Thesen jetzt nicht, aber es ist zumindest mir aufgefallen, dass die Wertung von Mainstream-Filmen auf IMDb sehr oft (aber nicht immer) deutlich über meinen eigenen liegen während die zu älteren und eher von ernsthaften Filmliebhabern bewerteten doch eine nützliche Orientierung sein kann.

    Gesehen hatte ich bisher vollständig nur den zweiten Teil, der aber inzwischen weitgehend aus meinem Gedächtnis verschwunden ist, ich weiß nur noch, dass ich den Hype nicht einmal ansatzweise nachvollziehen konnte. Aber gut, was noch nicht ist, kann ja noch werden, ich versuchte mich an eine möglichst Vorurteilsfreie Betrachtung dieser zu machen. Batman-Comics habe ich übrigens noch nie gelesen, kann darauf also keinen Bezug nehmen.

    Fangen wir also mit Teil 1 an: Batman Begins aus dem Jahr 2005. Das Wiederkäuen der Story erspare ich mir einmal und Verweise auf Wikipedia.

    Kurz und knackig:

    Positiv:

    Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass der Film - das Ende ausgenommen - ohne groteske Übertreibungen ausgekommen ist, die ich für Comic-Heldenfilme erwartet habe. Sowohl die Story als auch die Action sind nicht weit von Realismus entfernt. Im Verlauf der Geschichte ist die Charakterentwicklung des Helden durchaus nachvollziehbar, was ich als sehr positiv empfunden habe.

    Allgemein fand ich die Erzwählweise in der ersten Filmhälfte mit Rückblenden und Rückblenden in Rückblenden nicht nur zweckdienlich, sondern der Film wurde dadurch auch abwechslungsreich, den die Sequenzen in Asien und in der Vergangheit kontrastierten sowohl inhaltlich als auch ästhetisch. Wenn Batman dann Batman ist, verläuft die Handlung linearer, ist aber in Teilen durchaus spannend. Auch die Action fand ich überwiegend packend. Auch die Soundeffekte sind ganz gut.

    Gemischte Gefühle:

    Die visuellen Effekte fand ich gut, vor allem, da sie echt wirkten. Davon ausnehmen muss ich jedoch leider das Ende mit der Bahn. Auch ästhetisch (Kamera und Montage) fand ich den Film zwar nicht super aber doch gelungen, auch hätte der Film Momente vertragen können, in denen er etwas ruhiger und bedachter wird.

    Die Musik fand ich ganz in Ordnung, wenn auch stellenweise leicht kitschig. Die Dialoge sind nicht preisverdächtig aber auch kein Anlaß zum fremdschämen. Obwohl, je länger ich darüber nachdenke, ein klein wenig fremdschämen war schon dabei, z.B. wenn Batman sich mit it matters what's inside you (oder so ähnlich?) zu erkennen gibt. Inhaltlich hat der Film eigentlich nichts gewichtiges zu bieten, wenn man von dem erwartbaren Konflikt von Rache und Recht einmal absieht, der in ordentlichen Dialogen vermittelt wurde.

    Die Darsteller fand ich allesamt befriedigend oder zumindest ausreichend, insbesondere Katie Holmes fand ich sympathisch, was auch daran liegen kann, das es sich bei ihr um die einzige Frau des Films handelt, an die ich mich überhaupt erinnern kann. Schade ist, dass sie natürlich gerettet werden muss, wobei es fairerweise eine Inversion der Szene mit dem Brunnen ist.

    Negativ:

    Die meisten Charaktere sind sehr Stereotyp - in einem negativen Sinne, der Gipfel ist wohl der Vorstandsvorsitzende (?) von Wayne Enterprises. Der Plan des Bösewichts ist sehr generisch und Standardkost. Der Verweis auf das Gimmick, das Batman dem Kind zuwirft, ist sicher nett als Fanservice gedacht, stand für mich aber im Widerspruch zum Charakter. Der Humor war flach und überwiegend vorhersehbar.

    Fazit:

    Insgesamt muss ich festhalten, das Batman Begins meiner Meinung nach ein ganz guter Film ist. Auch wen er eigentlich keine Substanz hat und in einem Monat von mir wohl größtenteils vergessen ist, so habe ich mich zumindest über die ganze Laufzeit solide bis gut unterhalten gefühlt.

    Darsteller: 6/10
    Plot: 5/10
    Effekte: 7/10
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 6/10

    IMDb
    Amazon: The Dark Knight Trilogie
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (10.02.2015 um 00:49 Uhr)

  8. #328 Zitieren
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    The Dark Knight


    Start: 2008
    Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
    Regie: Christopher Nolan
    Schauspieler: Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart

    Kritik:

    Für Vorbemerkungen siehe mein Review zu Batman Begins. Auch hier spare ich mir wieder eine Zusammenfassung der Story und Verweise auf Wikipedia. Achtung: Spoilerwarnung!

    Ich möchte gleich zu Beginn etwas einräumen: Dieser Film hat durchaus seine Momente:
    - Joker ist ein interessanter Bösewicht.
    - Das Gefühl eines Zusammenbruchs staatlicher Ordnung stellt sich in einigen Momenten durchaus ein und dies sind ohne Frage die bemerkenswertesten Stellen des Filmes.
    - Einige Actionszenen sind sehr gut gelungen, z.B. die Fahrt auf dem Motorrad.
    - Gut fand ich, dass das Klischee Frau wird gerettet nicht eintritt und Batman dort nachvollziehbar handelt.

    Aber ich habe mich an einigen Stellen des Films gelangweilt, bei einigen vorhersehbaren Dialogen und bei vielen Actionsequenzen. Ich will gerne zugeben, dass dies auch daran liegen kann, dass ich den Vorgänger direkt davor gesehen und daher vielleicht "satt" von der Action war, trotzdem ist The Dark Knight alleine von den Schauplätzen her deutlich weniger Abwechslungsreich als Batman Begins.

    Solche Momente führen dazu, dass man unweigerlich darüber nachdenkt, was man sieht und beginnt, zu reflektieren. Und da dies bedeutet, dass Plotlöcher und mangelnde Substanz störend auffallen, sind sie der Feind jedes Blockbusters und so auch dieses, z.B.: Warum kann ein Flugzeug in fremdem Luftraum einfach so Batman abholen, wenn doch kurz davor etabliert wurde, dass der Bösewicht unter dem Schutz des entsprechenden Staates steht? Oder warum muss am Ende Batman die Schuld übernehmen, wenn doch der Joker verantwortlich gemacht werden könnte? Warum ist Batman so idiotisch, auf die Falle mit dem Fenster zu hereinzufallen (Scharfschütze)? Vor allem: Wenn Joker nicht in die Zukunft sehen kann, macht die komplette Geschichte sowie Action absolut keinen Sinn. Dies aber unter einem gewissen Vorbehalt, den ich unter dem Punkt Überlegungen erörtern werde.

    Heath Ledger als Joker fand ich sehr gut, aber nicht großartig oder gar revolutionär. Christian Bale ist gut. Aaron Eckhart enttäuschend, seine Charakterentwicklung nicht nachvollziehbar. Maggie Gyllenhaal, die die Rolle der Rachel von Katie Holmes aus Batman Begins übernommen hat, fand ich viel zu passiv. Ich konnte ihr weder die Freundschaft zu Bruce noch die Beziehung zu Harvey Dent abnehmen.

    Die Effekte sind glaubwürdig, Kamera und Montage sind gut, allerdings stellenweise etwas schlampig. Die Musik fand ich zu aufdringlich.


    Überlegungen:

    Ich nehme jetzt einmal das "beste" von dem Film an, indem ich Umstände, die man auch als dicke Fehler sehen könnte, als bewusste künstlerische Entscheidung interpretiere. Und ich glaube nicht, dass ich vollkommen falsch liege, denn sonst wäre The Dark Knight einer der dümmsten Filme aller Zeiten.

    Der Joker lebt offenbar in einer absolut determinierten Welt ohne Willensfreiheit. Denn er kann schlicht und ergreifend in die Zukunft sehen, einige Beweise:
    - Er weiß, zu welcher Sekunde die Schulbusse kommen.
    - Er weiß, das er den Mafiosi zukünftig in den Stift hauen werden kann.
    - Er weiß, welchen Weg und welche Höhe ein Helikopter fliegen wird, den die Falle für diesen muss vorbereitet werden.
    - Er weiß, dass die implantierte Bombe ihn befreien wird, dazu sind kuriose Umstände notwendig.
    - Er weiß, in welches Krankenhaus Harvey Dent eingeliefert werden wird, denn die Vorbereitung der Sprengsätze dürfte geradezu ewig gedauert haben.
    - ...
    Wenn er zu Harvey Dent sagt, er plane nicht, dann lügt er also offenbar, was ja auch konsistent mit seinem Charakter ist. Joker bringt Harvey Dent somit von dessen Determinierung ab, während die Schrift "Liberty" auf dessen Münze vorher ironisch war, da beide Seiten gleich sind, ist sie später wahre Freiheit, hat aber auch eine dunkle Seite, denn Freiheit kann auch unangenehme Folgen haben.

    In diesem Sinne erzeugt Joker Freiheit, während der Batman für Unfreiheit steht. Batman ist Symbol eines sicheren aber überwachten Staates (Vollüberwachung).

    Soweit ist dies alles ganz interessant und konsistent, allerdings habe ich so meine Probleme mit der plumpen Präsentation des Gefangenendilemmas mit den beiden Fähren. Mal abgesehen von der idiotischen Inszenierung, warum hat Joker hier plötzlich seine Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, verloren? Und überhaupt: Warum wusste er zu Beginn (zumindest anscheinend) nicht, wer Batman ist, wenn er doch eigentlich alles wissen muss? Ich schwanke mit einer Einschätzung: War es nun eine absichtliche künstlerische Entscheidung, die nicht zuende gedacht wurde bzw. ich noch nicht vollständig nachvollzogen habe oder ist dieser Film unglaublich miserabel geschrieben?

    Allgemein habe ich so meine Vorbehalte gegenüber der Botschaft des Filmes, denn diese wäre also, dass Totalüberwachung zur Abwehr von Terror notwendig ist. Zwar wird diese im Film nach der Gefahr abgeschaltet, dass Belügen und Betrügen der Bevölkerung am Ende wird aber für notwendig erachtet. Weiter getrieben und appliziert: Der Batman als "dunkler Ritter", als Geheimdienst, bekämpft Terror angeblich effektiv durch Totalüberwachung, die Exekutive/Regierung/Polizei als "weißer Ritter" begeht zwar Verbrechen bleibt aber glücklicherweise dank der Geheimdienste ungeschoren. Und diese sind dann noch Helden?


    Fazit:

    Mit dem Vorbehalt, dass ich den Vorgänger direkt davor gesehen und daher vielleicht "satt" von der Action war, hat mich The Dark Knight nicht gerade überwältigt. Im Gegenteil, ich war nicht selten gelangweilt, sodass Plotlöcher schwerer wogen. Der Film hat allerdings einige interessante Ansätze und mehr Substanz als Batman Begins, außerdem könnten die größten Plotholes Absicht sein, darum vergebe ich nach dem Motto im Zweifel für den Angeklagten eine noch gute bis befriedigende Wertung.

    (Sollte es keine bewusste Entscheidung gewesen sein, dass Joker in die Zukunft sehen kann, dann wäre meine Wertung eher 2/10.)


    Darsteller: 7/10
    Plot: 5/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 4/10
    Gesamteindruck: 5/10

    IMDb
    Amazon: The Dark Knight Trilogie
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (13.02.2015 um 19:45 Uhr)

  9. #329 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    The Dark Knight Rises


    Start: 2012
    Genre: Action, Adventure, Comic-Heldenverfilmung
    Regie: Christopher Nolan
    Schauspieler: Christian Bale, Tom Hardy, Anne Hathaway, Marion Cotillard, Gary Oldman

    Kritik:

    Für Vorbemerkungen siehe mein Review zu Batman Begins. Auch hier spare ich mir wieder eine Zusammenfassung der Story und Verweise auf Wikipedia. Achtung: Spoilerwarnung!

    Schon die Actionszene, mit der der Film beginnt, strapazierte meine Nerven: Sie ist zwar spektakulär und wirkt von den Effekten her sehr glaubwürdig, aber die Motivation dafür ist hanebüchen und die Dialoge sorgen für aufgerollte Zehennägel. Als dann der Film etwas darauf wieder mit dem In-die-Zukunft-sehen-Syndrom anfing, diesmal in Gestalt von Anne Hathaway (bei der Übergabe) und sich Charaktere so unglaublich idiotisch wie Commissioner Gordon verhielten, der als erstes noch vor dem SWAT-Team in den Kanal steigt, hatte ich erstmals genug und schaltete ab.

    Nun, mittlerweile habe ich es über mich gebracht, den Film zu Ende zu sehen und die Frage stellt sich natürlich, ob er besser wird - worauf die Antwort lautet: Nicht unbedingt. Schon kurz darauf wird der Commisioner "zufällig" direkt zu Füßen von Blake (Joseph Gordon-Levitt) aus der Kanalisation herausgespült und in diesem Stil geht es weiter...

    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Film mit folgenden Voraussetzungen begonnen hat:
    Wir müssen Teil 2 in allem toppen:
    - spektakulärere Action, Leute lieben Action im Flugzeug und Weltuntergangszenarien
    - größere Massenszenen
    - größere Bedrohung, also Atombombe
    - noch mehr Themen ansprechen, um "relevant" zu wirken
    - Batman-Fahrzeug spektakulärer: Bleibt nur noch Fliegen übrig.
    Dann hat man sich hingesetzt und einen Plot geschrieben, der diese Dinge verbinden soll und dementsprechend wirkt der Plot unnötig komplex und erzwungen.

    Das größte Problem dabei ist die Action: Zwar gibt es auch durchaus Sequenzen, die gelungen sind, aber viele wirken einfach nur albern, die schon angesprochene Flugzeugszene, die Verfolgungsjagd mit piepsender und in roter LED-Anzeige herunterzählender Bombe oder die Szene im Footballstadion als ungute Mischung aus Roland Emmerich und Michael Bay überschreiten die Grenze zu unfreiwilliger (?) Comedy. Konnten die zwei Vorgänger hier noch weitgehend überzeugen, so stellt sich jetzt heraus, dass mehr nicht unbedingt besser ist. Dies geht der eigentlich einzigen Wirklichen Stärke des Vorgängers zu lasten, dem Zeigen des Zusammenbruchs staatlicher Ordnung, die hier eigentlich noch viel stärker eintreten müsste, aber vollkommen unzureichend gezeigt wird, nämlich hauptsächlich in einer großen, dummen Massenschlacht. Angereichert wird die Action von einem monoton hämmernden Soundtrack, dem deutlich mehr Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden hätte.

    Die übrigen Szenen bestehen aus idiotischem Expositionsgelaber und wirken wie z.B. die Szenen in der Kommandozentrale des US-Militärs derart lächerlich, dass ich mir erneut die Frage gestellt habe, ob ich hier nicht eigentlich einen Comedy-Film sehe, der es leider verpasst, lustig zu sein.

    Themen wurden jede Menge verwurstet, so findet man unter Anderem Occupy Wall Street, Vergessen des Internets, Virtualität der Finanzmärkte, Anarchie, franz. Revolution, Atombombe, Energieversorgung der Zukunft, Anarchie vs Staatliche Ordnung, Invasion in andere Länder, Pflichterfüllung vs Moral oder das Verhandeln mit Terroristen angesprochen. Auch wenn dies aus sehr (republikanisch) amerikanischem Blickwinkel geschieht, wäre dies für einen Blockbuster wirklich tolle Substanz wenn der Film sich auch ernsthaft damit auseinandergesetzt hätte. Leider bleibt es beim bloßen ansprechen, an einer wirklichen Untersuchung dieser Dinge ist The Dark Knight Rises nämlich überhaupt nicht interessiert. Obwohl dieser Aspekt daher als kramphaftes Relevant-sein-wollen herüberkommt, fand ich schon das bloße Ansprechen als positiv, insbesondere, da auch die Lüge vom Ende des zweiten Teils wieder aufgegriffen wird.

    Die Darsteller waren überwiegend akzeptabel, auch wenn Tom Hardys Maske etwas unecht wirkte. Den Twist mit Marion Cotillard empfand ich als viel zu vorhersehbar. Gut gefallen hat mir Anne Hathaways Rolle und auch die Leistung von Anne Hathaway selber, die es bis auf zwei, drei Ausnahmen schaffte, eigentlich zu Fremdscham anregende Dialoge so herüberzubringen, dass sich dieser erübrigte.

    Zur Regie des Films muss ich auch noch eine Bemerkung machen, den diese ist die manipulativste der Trilogie. Nolan zeigt uns viel zu oft Gesichter, die auf etwas reagieren. Beispielhaft fand ich das ständige Schneiden auf Anne Hathaway beim Kampf zwischen Bane und Batman als zwar einfache, aber auch billige und schäbige Abkürzung.

    Fazit:

    The Dark Knight Rises ist der aufgeblähteste Teil der Reihe. Die spektakuläre Action sieht zwar gut aus, aber ermüdet sehr schnell und wirkt teils lächerlich, was nicht zuletzt der ständig aufdringlich hämmernden Musik zu verdanken ist. Die von stark verbesserungswürdigen Dialogen vorangetriebene Handlung ist zwar einigermaßen komplex, aber erzwungen, langweilig und generisch. Der Film bleibt bei der Ansprache einer großen Menge an Themen absolut oberflächlich und lässt sich auch nicht nur ansatzweise auf eine ernsthafte Untersuchung derer ein, trotzdem retten dieser Umstand und Anne Hathaways Figur ihn noch auf ein ausreichendes Niveau.


    Darsteller: 5/10
    Plot: 2/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 3/10
    Gesamteindruck: 3/10

    IMDb
    Amazon: The Dark Knight Trilogie
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (13.02.2015 um 21:38 Uhr)

  10. #330 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    To Rome with Love


    Start: 2012
    Genre: Komödie, Romcom
    Regie: Woody Allen
    Schauspieler: Woody Allen, Penélope Cruz, Jesse Eisenberg, Alec Baldwin, Ellen Page

    Kritik:

    Woody Allen ist auf den ersten Blick ein unglaublich produktiver Regisseur: Seit 1966 hat er fast jedes Jahr einen Film herausgebracht, insgesamt derzeit 46 Filme von denen ich jetzt 40 gesehen habe, zuletzt eben To Rome with Love.

    Unter diesen Filmen befinden sich einige wirklich gute Werke, z.B. Die letzte Nacht des Boris Gruschenko (1975), The Purple Rose of Cairo (1985) oder auch Match Point (2005), für die Mehrheit seiner Filme muss ich aber leider das Fazit Masse statt Klasse ziehen. Exemplarisch für die weniger gelungenen Werke kann sicher To Rome with Love stehen, eine seiner vielen sehr formelhaften romantischen Komödien.

    Die Formel in diesem Fall ist: Mixe
    - 40%: Nehme eine unsägliche Hollywood-Episoden-Romcom, in denen üblicherweise die untalentiertesten aller Filmstars in hoher Dichte auftreten, lediglich abgemildert durch etwas Ironie.
    - 30%: Füge Woody-Allen-Hauptstadt-Klischees hinzu, in denen das Szenario auf Abziehbilder von oft europäischen Hauptstädten wie Paris, Barcelona oder (hier) Rom bezogen wird, oft auch angereichert mit einer entsprechenden Thematik wie Architektur, Essen oder Mode.
    - 20%: Nehme Anleihen an Filme, die der Zuschauer mit dem Szenario verbindet (in diesem Fall Rom -> Italien und daher u.a. Fellini).
    - 10%: Runde mit Woody Allen in seiner viel zu oft gesehenen Rolle als Neurotiker ab.
    und lasse das ganze bei 180° im vorgeheizten Backofen 20 Minuten braten.

    Obwohl sehr viele von Woody Allens Filmen sich auf eine ganz ähnliche Formel reduzieren lassen, sind sie teilweise doch ganz erträglich, da oft zumindest ein Teil funktioniert, so wies z.B. der Vorgänger Midnight in Paris mit Owen Wilson einen guten Hauptdarsteller auf und mit Rachel McAdams eine grandiose Nebendarstellerin, die sogar das Bild noch beherschen konnte, wenn sie gar nicht mehr im Bild war. Umso mehr fällt auf, dass die Darsteller in To Rome with Love ohne Ausnahme bestenfalls eine schlechte Leistung liefern. Den Vogel schießt Ellen Page ab, diese ist so unfassbar miserabel, dass der anfänglichen Fremdscham im Laufe des Films ehrlich empfundenem Mitleid Platz gemacht hat. Jesse Eisenberg hätte man mit einer Puppe ersetzen können, ohne etwas zu verlieren. Woody Allen spielt die gleiche Figur wie immer. Die komplette Leistung von Penélope Cruz beschränkt sich darauf, heiß zu sein, die von Alessandra Mastronardi daruf, süß zu sein. Jede Sekunde, in der Roberto Benigni zu sehen ist, ist eine Sekunde zu viel.

    Die einzelnen Episoden sind dumm, weitgehend unlustig und einfallslos. Es gibt einige Momente, in denen deren Idiotie einem ein Grinsen entlocken kann, was übrigens auch vom Film beabsichtigt ist. Sobald To Rome with Love aber einmal abseits von so schlecht, dass es schon wieder lustig ist, humorvoll sein will, scheitert er. Der Versuch, gleichzeitig Satire von Romcoms und selber Romcom zu sein, geht jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auf.

    Fazit:

    Woody Allen hat viele Filme gedreht, die alles andere als gut sind und To Rome with Love gehört ohne Frage dazu. Natürlich ist die Dummheit und Formelhaftigkeit des Werkes auch ironisch gemeint, nichts aber entschuldigt die durch die Bank miserablen Darstellerleistungen.


    Darsteller: 2/10
    Plot: 2/10
    Effekte: 5/10
    Anspruch: 3/10
    Gesamteindruck: 3/10

    IMDb
    Amazon (Blu-Ray)
    Amazon (DVD)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (24.02.2015 um 00:56 Uhr)

  11. #331 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    Schindlers Liste

    Start: 1993
    Regie: Steven Spielberg


    Kritik:

    ...

    ca. zweieinhalb Stunden im Film:

    Die Kamera begleitet in Augenhöhe eine Gruppe von Frauen, wie diese in einen Raum getrieben werden, über dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift "Bad und Desinfektion" befestigt ist. Die Bilder sind von schwarzweißer Hochglanzästhetik wie aus einem edlen Werbekatalog. Die Kamera wackelt dabei auf und ab, um dem Zuschauer durch die Simulation von Schrittbewegungen ein möglichst perfektes Mittendrin-Gefühl zu vermitteln. Dazu eingespielt wird das Stück "Auschwitz-Birkenau" von John Williams, das die Emotionen des Zuhörers elegant in Richtung Anspannung lenkt, dabei aber so etwas wie emotionale Tiefe vorgaukelt. Im Raum sind Rohrleitungen mit Duschköpfen verlegt. Die Frauen kauern sich zusammen.

    Schnitt. Totale. Wir sehen, wie die Doppeltür des Raumes von außen mit laut vernehmbaren Soundeffekten geschlossen wird.

    Schnitt. In bester Thrillermanier gleitet die Kamera auf ein Bullauge zu, dass in der Tür eingelassen ist. Wir sehen durch das Bullauge in den Raum. Die Musik beschleunigt, um die Spannung zu intensivieren. Von rechts fällt ominös und in bester Horrorfilmtradition ein Schatten auf das Bullauge.

    Schnitt. Die Kamera befindet sich im Raum, leicht wackelnd, um näher am Geschehen zu wirken. Das Licht geht aus. Die Frauen schreien auf. Die Spannung steigt weiter.

    Schnitt. Das Licht geht wieder an. Wir sehen das Gesicht einer zitternden Frau in Nahaufnahme. Ein weinendes Kind. Die Musik steigert sich in neue Erregungshöhen. Wir sind jetzt zum Anfassen nah, stehen direkt mittendrin. Weitere Schnitte. Umarmungen. Frauen verdecken sich wimmernd den Mund. Gegenlicht. Weit aufgerissene Augen.

    Wir sehen nach oben, zu den Rohrleitungen. Schwenken dann auf Frauengesichter, die mit weit aufgerissenen Augen auf die Rohre und Duschköpfe blicken. Sie wissen offensichtlich, was jetzt passieren wird, genauso wie der Zuschauer, den die Anwendung dieses plumpen Manipulationsmittels dazu zwingen soll, eine Mischung aus Angst, Entsetzen und Suspense zu empfinden.

    Schnitt. Totale. Aus den Duschköpfen beginnt, Wasser zu sprühen. Die Frauen schreien freudig auf, um dem Zuschauer zu signalisieren, dass sich die Spannung lösen kann.

    ...

    "Der weiße Hai" mit Happy End im Auschwitzsetting. Wenn eines feststeht, dann ist es, dass es nicht angemessen ist, einen Film über die Auslöschung von Millionen Menschenleben auf diese zynisch manipulative Art und Weise zur Unterhaltung zu machen und dann noch für sich in Anspruch zu nehmen, für die Opfer zu sprechen. Es erübrigt sich, mehr zu schreiben. Ich fände auch gar keine Worte dafür.


    Gesamteindruck: 0/10

    IMDb


    Nachbemerkung:

    Auch ohne diese Szene wäre dies kein guter Film. Angesichts des Anspruchs, den der Film mit den Szenen am Ende für sich vereinnahmt und dessen was er zeigt, nämlich dummes, manipulatives, auf Suspense und billige Gefühlseffekthascherei angelegtes Hollywoodkino mit Comicfiguren, weiß ich nicht, wie man diesen Film intellektuell aufrichtig rechtfertigen könnte. Sicher hat man auch bei der Auseinandersetzung mit Themen wie Völkermord erst einmal völlig freie Hand - das kann auch in Form von Thriller, Satire oder Farce gemacht werden. Wenn man aber konkret historische Biographien beschreibt - und sich dies auch so auf die Fahnen schreibt, was der Film ja auch ziemlich dreist tut - dann hat der Filmemacher eine gewisse Verantwortung. Gaskammerszenen auf Suspense zu trimmen, das ist unentschuldbar. Ich habe gerade den Text eines diesen Film lobenden Kritikers gelesen, der allen ernstes schreibt, dass die Ereignisse und das Grauen des Holocausts dem Zuschauer auf diese Weise nahegebracht und begreifbar gemacht werden würden. Ich finde diese Argumentation unhaltbar und bin ziemlich fassungslos: Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten, dass man Erlebnisse wie z.B. den Holocaust durch Stilmittel, die letztendlich nichts anderes als Geisterbahntricks sind, nachvollziehen könne. Da kann ich nur fassungslos nach Worten ringen.

    Es gibt einfach Dinge, die kann Film nicht leisten. Übrigens gilt dies auch für Musik und Literatur. Was Kunst aber durchaus kann, ist, uns mit solchen Dingen zu konfrontieren. Damit dies gelingen kann, ist es von Nöten, sich eine Grundkonzeption, die auch formaler Natur sein kann, zu überlegen. Eindrucksvolle Beispiele sind da "Nacht und Nebel" von Resnais, der die Objekte des Holocausts zeigt und uns so konfrontiert oder "Dr. Seltsam" von Kubrick, in dem u.a. die Darstellerleistungen auf dass äußerste stilisiert werden. Das Schindlers Liste in schwarz/weiß gedreht wurde mit dem roten Kleid als Gimmick (wow, was für tolle, subtile Symbolik für das Einzelschicksal) bereichert den Film um kein Stück an Substanz sondern hat meiner Ansicht nach lediglich den Zweck, leicht beeinflussbare Zuschauer zu blenden. Ein Verzicht auf den Soundtrack dagegen wäre meiner Ansicht nach ein muss gewesen.

    Übrigens: Alleine schon der Umstand, dass ein Filmemacher, der einen Film über den Holocaust dreht, meint, die Gefühle der Zuschauer manipulieren und lenken zu müssen, finde ich bedenklich: Der Filmemacher traut dem Zuschauer nicht zu, seine eigene Menschlichkeit einzubringen. Ich finde es immer nicht nachvollziehbar, dass Filmemachern, die dem Zuschauer Menschlichkeit zutrauen indem sie auf seine Manipulation verzichten, ihm emotionale und intellektuelle Freiheit lassen und mit ihm in einen Dialog treten, z.B. Stanley Kubrick, Robert Bresson, Josef von Sternberg, Theo Angelopoulos oder aktuell auch Michael Haneke Kälte und Unmenschlichkeit vorgeworfen wird während Filmemacher wie Steven Spielberg, Francois Truffaut, Frank Capra oder Roberto Rossellini die ganz offen emotional manipulieren als warm und menschlich gelobt werden. Das Gegenteil ist der Fall: Wer die Emotionsknöpfe der Zuschauer drückt, behandelt sie wie Automaten. Insbesondere die Frage nach dem Versagen oder überhaupt der Existenz von Menschlichkeit, was ja letztendlich die relevante Frage im Kontext des Holocausts ist, kann so überhaupt gar nicht erst gestellt werden und aus diesem Grund ist ein solcher Film beim Einsatz derartiger Mittel schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (18.03.2015 um 01:36 Uhr)

  12. #332 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    Interstellar

    Start: 2014
    Genre: Science-Fiction
    Regie: Christopher Nolan
    Schauspieler: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain

    Story:

    siehe Wikipedia


    Kritik:

    Das beste vorneweg: Ich habe mich während des Anschauens nicht gelangweilt, da der Plot von Interstellar durchaus interessant ist. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem Umstand, dass dieser nur an wenigen Stellen vorhersehbar ist. Auch wenn das Szenario und die Welt/Welten insgesamt nicht unbedingt plausibel waren, so wurden sie doch einigermaßen glaubwürdig präsentiert, was nicht zuletzt guten Effekten zuzuschreiben ist.

    Ich rechne dem Film außerdem noch recht hoch an, dass er trotz des relativ hohen Anteils an Emotionskäse eigentlich immer ganz erträglich blieb. Es gab jede Menge an emotionalen Szenen, die zwar reichlich dumm waren aber immerhin auf eine Art und Weise gehandhabt wurden, die mich nicht weiters ärgerte. Dies ist ein großer Pluspunkt, denn wenn emotionale Szenen plump eingehämmert werden treibt mich das in Rage.

    Allgemein kann ich Science-Fiction-Filmen meist recht viel abgewinnen, was sich auch darin äußert, dass die Wertung, die unter diesem Review steht eine (eigentlich zu) hohe ist, für die vielen Probleme, die der Film einfach hat und von denen die meisten ohne weiteres zu vermeiden gewesen wären. Auf einige dieser möchte ich im Folgenden konkret eingehen, deshalb Spoilerwarnung - Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte direkt zum Fazit springen!

    Das ärgerlichste ist, dass die Verantwortlichen sich entschieden haben, Interstellar für visuelle Analphabeten auszulegen. Den ganzen Film über sehen wir Dinge, nur um sie von den Personen um Film nochmal ausgesprochen zu bekommen. Die Monologe/Dialoge dabei sind auch noch sehr suboptimal geschrieben, sodass das pseudowissenschaftliche Expositionsgelaberbedürfnis der Charaktere diese ständig viel unglaubwürdiger erscheinen lässt, als notwendig. Am allerschlimmsten ist dies gegen Ende des Films in der mehrdimensionalen Bibliothek, als Cooper dem Zuschauer vordoziert, was dieser sprichwörtlich einige Sekunden davor schon gesehen hatte. Ernsthaft, lediglich ein blinder Schimpanse mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom hätte die Handlung nicht zur Kenntnis genommen. Der Gipfel ist, dass man sich nicht nur in ein Hörbuch versetzt fühlt, sondern dass die Macher anscheinend noch das Bedürfnis verspürt haben, der Szene mit zusätzlichen Erklärungen den letzten Rest ihrer Wirkung zu nehmen. Wozu benötigen wir einen idiotischen Satz darüber, wer diese "Bibliothek" erschuf. Wenn wir uns schon in Dimensionen befinden, die wir gar nicht erfahren können, dann ist das einfach so und gut damit. Man muss sich das einmal vergegenwärtigen: Da fliegt Cooper durch ein Schwarzes Loch, überlebt dies, kommuniziert durch die Zeit und der Zuschauer soll dies alles hinnehmen - die Akzeptanz von einem Stück Ambivalenz bezüglich dessen, was der Menscheit vielleicht immer verborgen bleiben wird, traut man ihm aber nicht zu.

    Desweiteren sind die Darstellerleistungen nicht besonders toll, um es vorsichtig auszudrücken. Dies liegt aber nicht unbedingt an den Darstellern selber, sondern an teilweise ziemlich undankbaren Rollen. Besonderes Anne Hathaway und Jessica Chastain haben dabei die Verliererkarten gezogen: Wer einen "Love is the one thing that transcends time and space..." Spruch ablassen muss, hat eigentlich schon verloren, genauso wie jemand, dem eine Fremdschäm-Blätterwerf-Heuerekaszene zugemutet wird. Überhaupt sind die Charaktere eine völlige Katastrophe: Dr. Mann z.B. ist nicht nur seiner plumpe-Symbolik-Rolle entsprechend böse, sondern hat auch alles vergessen, was nötig war, um überhaupt dorthin zu kommen wo er ist, wie erklärt sich sonst die Andockszene? (Ja, ich weiß, es brauchte halt irgendeinen Anlass für Äääääctioooon) Nicht zuletzt sind die emotionalen Verhaltensweisen der Figuren teilweise absurd.

    Sehr schade ist auch, dass sich keinerlei Gefühl für die Weite, Einsamkeit und Leere des Weltraumes einstellen kann, da die eigentlich durchaus beeindruckenden Bilder nicht nur viel zu schnell dafür geschnitten sind, sondern sich auch mit Szenen auf der Erde abwechseln müssen. An Material zum Nachdenken bietet Interstellar so gut wie nichts, emotional zwar mehr, aber völlig irrelevantes: Wir altern halt alle in der Praxis so gut wie gleich schnell. Das die eigenen Kinder plötzlich jünger als man selbst sind, ist eine ganz niedliches Gedankenexperiment, dies wurde aber selbst in B-Movies wie Beneath the Planet of the Apes in einem Satz abgehandelt, um dann im Resultat gleichviel wie Interstaller auszusagen. Apropos, wo wir andere Filme ansprechen: Inspirationsquellen für diesen Film sind sicher unter anderem Contact und 2001, wobei Interstellar im Geiste nahe bei ersterem ist, während einige oberflächliche Parallelen zu letzterem einen die Schwächen von Interstellar umso deutlicher empfinden lassen.

    Genug gemeckert, zum Abschluss noch zwei positive Dinge: Der Soundtrack ging in Ordnung und der Film verfügte über einige amüsante Momente.


    Fazit:

    Interstellar hat zwar weder emotional noch intellektuell relevantes zu sagen, funktioniert aber zumindest als Unterhaltung gut und bleibt über seine ganze Laufzeit interessant. Leider spricht der Film viel zu viel aus, beraubt sich eines Teils seiner Wirkung durch unnötiges intercutting und das Ende ist ärgerlich. Schade, trotzdem alles in allem ein ganz guter Film.


    Darsteller: 3/10
    Plot: 7/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 6/10

    Amazon (Blu-Ray)
    IMDb
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (06.04.2015 um 21:43 Uhr)

  13. #333 Zitieren
    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Rick & Morty

    Erst vor ein paar Tagen entdeckt. Es geht im Prinzip um einen genialen, aber stets alkoholisierten und vollkommen verantwortungslosen Wissenschaftler namens Rick, der sein leider nicht sehr schlaues Enkelkind in seine Abenteuer mit einbezieht, sehr zum Missfallen seiner Eltern. Dabei geraten die beiden ständig in abgedrehte lebensgefährliche Situationen, wobei Morty deutlich mehr leiden muss. Mir gefällt der böse, trockene Humor, die Synchronstimmen sind auf Deutsch passend, nur der Zeichenstil sagt mir nicht so zu. Ist aber verschmerzbar.

    Gut für Zwischendurch, 8/10
    Heinz-Fiction ist offline

  14. #334 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    Das süße Leben / La dolce vita


    Start: 1960
    Genre: Drama, Satire
    Regie: Federico Fellini
    Schauspieler: Marcello Mastroianni, Anita Ekberg

    Kritik:

    "La dolce Vita" ist wohl so ziemlich der bekannteste Film, der in Italien enstanden ist, viele seiner Szenen - wie die Brunnenszene mit Anita Ekberg - gehören mit zu den bekanntesten der Filmgeschichte überhaupt.

    Nachdem ich diesen Film seit langer Zeit wieder einmal gesehen habe (diesmal auf Blu-Ray in ganz neuer Qualität) möchte ich meine Eindrücke niederschreiben, was diesen Film so großartig macht und hoffentlich all jenen, die ihn noch nicht gesehen haben sollten, Lust darauf machen, ihn zu sehen.

    "La dolce vita" zeigt das Leben eines Klatschmagazin-Journalisten in Rom, der in episodischen Begebenheiten Begegnungen mit Religion, Frauen, Filmstars, Freunden oder auch seinem Vater hat. Dabei profitiert der Film unheimlich von Rom als Schauplatz, wodurch in Kombination mit einer sehr guten Regie und Kameraführung zahlreiche ikonische Szenen enstanden sind. Obwohl es ungefähr 10 Jahre her ist, dass ich ihn das letzte mal gesehen hatte, war ein Großteil des Films gut in meinem Gedächtnis geblieben.

    Natürlich geht dieser Film wenig mit modernen Blockbustersehgewohnheiten zusammen, sondern er lässt sich Zeit, die aber auch notwendig ist. Wer ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit mitbringt, wird mit einem ziemlich reichen Werk belohnt, das unter anderem von der Suche der von einer oberflächlichen Umgebung zermürbten Hauptfigur nach Erfüllung handelt (dazu später mehr).

    Für ein Werk von 1960 ist der Film weder thematisch noch ästhetisch belanglos geworden, auch wenn einige Aspekte der Satire oder der offene Umgang mit z.B. Prostitution oder Homosexualität heutzutage wenig neu sind. Es ist faszinierend, den Hauptdarsteller vor allem in seinen Nächten zu begleiten, wie z.B. als er sich Nachts ganz alleine mit einem Filmstar (gespielt von Anita Ekberg) auf den Straßen Roms bewegt. Verantwortlich sind neben den sehr guten Darstellern - insbesondere Marcello Mastroianni ist großartig - auch die guten Dialoge und die kreativen Handlungen. Vor allem aber ist es die großartige Machart des Filmes. Diesbezüglich ist La Dolce Vita der entscheidende Film im Werk Fellinis und die Brücke zu seinem nächsten Film 8 1/2 und den Folgenden. Während sein Werk bis dort hin noch bedauerlicherweise Elemente des Neorealismus aufweist, entfernt er sich mit "La dolce vita" eindeutig von diesem - was ihn schon alleine deswegen zu Fellinis bis dahin besten macht. Obwohl Fellini viele Motive von seinem vorherigen "Die Nächte der Cabiria" übernimmt - die Satire katholischen Irrsinns oder die Schwierigkeit des Vertrauens in Beziehungen - sind Pseudorealismus und emotionale Manipulation weitgehend verschwunden und weichen stilisierten Bildern und emotionalen und intellektuellen Ambivalenzen (das Motiv Steiners, der Fisch, das Mädchen).

    Achtung - ab jetzt bis zum Fazit Spoiler!

    Das Hauptmotiv ist die Suche der Hauptfigur nach Erfüllung.

    Religion ist zur Farce verkommen.
    In Besitz wie seinem Auto findet er sie nicht - seine Wohnung ist leer, mit frisch angestrichenen Wänden.
    In seinem Beruf, oberflächliche Texte zu schreiben, findet er sie ebensowenig.
    Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen bleibt ihm Erfüllung verwehrt. So sehr er versucht eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen konfrontiert sie ihn letztendlich doch nur mit seiner Sterblichkeit.
    Auch Frauen - obwohl von ihnen fasziniert - können ihm diese Erfüllung nicht geben, weder durch Sex, aufopfernde Liebe oder Kameradschaft:
    - Sex mit Ekberg bleibt ihm verwehrt.
    - Die obsessive, aufopfernde, emotional erpressende Liebe seiner Freundin widert ihn verständlicherweise an.
    - Die Frau, der er Ehrlichkeit und Freundschaft anbietet, verhöhnt seine Naivität.

    Er glaubt die Leere, die in ihm (wie in uns allen) ist, jenseits der Oberflächlichkeiten füllen zu können: Sein alter Freund Steiner, dessen Haus ihm bei seinem Besuch wie eine Oase erscheint und an seine früheren Ambitionen erinnert (und diese auch repräsentiert): Steiner und seine Frau haben Kinder, der Freundeszirkel ist intellektuell, er scheint Erfüllung in der Kunst zu finden.

    Doch auch seine neu erweckten künstlerischen Ambitionen scheitern und die Handlung Steiners nimmt ihm jede Illusion, jemals Erfüllung finden zu können. So bleibt ihm nur noch Betäubung durch Alkohol, Drogen und die Demütigung anderer Menschen: Er wird zum oberflächlichsten aller, zu einer totenhaften Maske.

    Um noch etwas abzuschweifen: Die Beschäftigung mit dieser Existenziellen Leere, Sehnsucht nach Transzendenz oder wie immer wir sie auch nennen wollen ist natürlich ein wesentlicher Bestandteil von Kunst und dementsprechend auch der Filmkunst: Tarkovsky trickst Spiritualität herbei, bei Robert Bresson begeht Charles in "Der Teufel möglicherweise" Selbstmord (sinngemäß: "Gott lässt sich nicht in der Mittelmäßigkeit finden"), bei Josef von Sternberg versuchen die Charaktere Erfüllung im sexuellen Fetisch zu finden (im Christentum ist der "Opfertod" ja durchaus auch entsprechend konnotiert), während bei Kubrick vielleicht die der Akzeptanz der Leere innewohnenden Ästhetik das höchste darstellt, was Menschen erreichen können.

    Fazit:

    Eigentlich gibt es so ziemlich keine Entschuldigung, diesen Film nicht gesehen zu haben. La dolce vita ist ein großartiger Klassiker.


    Amazon (Blu-Ray)
    IMDb


    Darsteller: 8/10 (insbesondere Marcello Mastroianni ist großartig)
    Plot: 5/10 (nicht wirklich der Punkt)
    Effekte: 9/10 (großartige Kamera, sehr ikonische Bilder)
    Anspruch: 8/10 (durchaus anspruchsvoll)
    Gesamteindruck: 9/10 (großartiger Film)
    c_87 ist offline

  15. #335 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

    Extended Edition


    Start: 2012
    Genre: Fantasy
    Regie: Peter Jackson
    Schauspieler: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage

    Kritik:

    Nachdem jetzt alle drei Teile draußen sind, habe ich mir vorgenommen, auch mal Peter Jacksons Fassung von Der Hobbit anzusehen - da ich schon einmal dabei war Teil 1 gleich in der Extended Edition (Buch habe ich nie gelesen).

    Überraschung: Im Gegensatz zu zumindest dem letzten Herr der Ringe Teil habe ich an "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" nicht viel auszusetzen. Angesichts der geringen Vorbereitungszeit der den Machern zur Verfügung stand (wie im sehr guten Bonusmaterial der Blu-Rays erwähnt) ist das Drehbuch absolut solide, die Charaktere sind auch angesichts ihrer Motivationen gut herausgearbeitet und Verhalten sich nachvollziehbar. Die Darsteller lassen wenig Raum für Kritik übrig, Szenen wie die mit den Trollen oder den Schlitten ziehenden Hasen sind durchaus amüsant. Die Actionszene mit dem Baum am Ende ist wirklich gelungen.

    Einen Punkt zur Kritik habe ich dann doch und der bezieht sich auf die Ästhetik des Films - diese ist ziemlich misslungen, von der Ausstattung einmal abgesehen. Klar, im Vergleich zur HdR-Trilogie sind die CGI-Effekte an sich deutlich fortgeschrittener aber leider auch deutlich prominenter. An vielen/allen Stellen sieht man überdeutlich, welche Teile der Szene echte Aufnahmen sind und was mit CGI erstellt wurde. So wird z.B. die Stimmung eines tollen Kameraflugs über eine offensichtlich echte Landschaft von penetrant hineingeklatschten - an sich soliden - CGI-Adlern verdorben. Technisch sind die Computerbilder zwar durchaus beeindruckend, künstlerisch jedoch miserabel, begonnen von den in Kitschfarbverläufen ertränkten Himmeln bis hin zu der ganzen CGI-Orgie in einer Goblinhöhle, die vielleicht in einem Videospiel ganz lustig wäre, hier aber völlig deplatziert wirkt und ohne die der Film besser wäre.

    Fazit:

    Der Hobbit: Eine unerwartete Reise ist ein Film, der mir unerwartet gut gefallen hat. Ein solider Plot, amüsante Momente und gute Darsteller trösten über die teilweise viel zu auffälligen CGI-Orgien hinweg. Ich würde sogar sagen, dass mir dieser Film deutlich besser gefallen hat als zumindest der dritte der Herr der Ringe-Filme, nicht zuletzt, da es hier keine alberne Liebesschnulze zu erdulden gibt.

    Amazon (Blu-Ray Trilogie Kinofassung)
    Amazon (Blu-Ray Extended Edition)
    IMDb


    Darsteller: 7/10 (sehr gut bis gut)
    Plot: 6/10 (gut)
    Effekte: 2/10 (von gut bis gerade noch akzeptabel bis WTF alles dabei)
    Anspruch: 2/10 (Blockbusterkost halt...)
    Gesamteindruck: 6/10 (gut)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (12.08.2015 um 00:17 Uhr)

  16. #336 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Format: Spielfilm
    Umfang: 98 Minuten
    Erscheinungsjahr: 2012
    Regisseur: Stephen Fung
    Genre: Martial Arts, Historisch, Komödie

    Inhaltsangabe
    Lu Chan wird mit einer Beule geboren, die ihm wenn sie gedrückt wird übermenschliche Kräfte verleiht. Jahrelang nutzt er diese Kraft und wird so von einer Rebellenarmee entdeckt, die den eigentlich gutherzigen Doofus an der Front als Allzweckwaffe nutzt. Als die Beule jedoch beginnt, sich schwarz zu verfärben, stellt sich heraus, dass jede Nutzung Lu Chans Leben verkürzt und er nunmehr nur noch wenig Zeit übrig hat.
    Die einzige Rettung verspricht der legendäre Chen Stil des Kung Fu. Lu Chan macht sich also auf, dessen Meister zu finden.
    Dumm nur, dass die Chen Schule keine Außenstehenden lehrt.

    Kritik
    Martial Arts Filme sind für viele Freunde und Bekannte von mir ein Buch mit sieben Siegeln. Gerade solche Historienstreifen wie etwa Hero, House of Flying Daggers, Curse of the Golden Flower oder Crouching Tiger, Hidden Dragon sind typische Fälle von schwelgerischem, ur-langsamen Asia-Kino, das sich oft in kryptischen Dialogen verliert, keine erkennbare Message hat, sofern man nicht ein Hobby für Buddhismus hegt und durch ihre überdeutliche Drahtseilakrobatik eher komisch anstatt actionreich wirken. So höre ich zumindest öfters den Vorwurf.
    In gewisser Weise scheinen sich aber auch die Macher des asiatischen Martial Arts Kinos dessen bewusst zu sein, denn nach und nach finden immer mehr Erzeugnisse des Fernost-Prügelkinos den Weg hierher, in denen es gänzlich anders zugeht. In Filmen wie Kung Fu Hustle regiert der Humor und jeder überzogene Drahtseilakt wird selbst mit einem Augenzwinkern kommentiert. Dass unsereins diese Variante verdaulicher findet, sieht man in äußerst verulkter Form wohl an den Kung Fu Panda Filmen.

    Tai Chi Zero, über den ich hier sprechen mag, fällt in letztere Kategorie der überdreht komödiantischen Eastern. Und wie er das tut. Von der ersten Sekunde an mischt Regisseur Stephen Fung munter jedes Genres das ihm einfallen will in einem wilden Mix. Da wird Lu Chans Kindheit als humorvolles Märchen nacherzählt, nur um im nächsten Moment zu harten Gitarrenriffs einen Kampf zwischen einem Doktor und einem General zu zünden. Da wird Lu Chans Versuch, ins Dorf der Chen zu kommen kurzerhand wie in einem Videospiel in Level aufgeteilt und für die jeweiligen Kämpfe sogar der Original Street Fighter Schriftzug mit VS. und K.O. rausgekramt. Sogar eine Sequenz mit Heist-Movie-Anleihen findet sich.
    Neben all diesen expliziten Hommages strotzt der Film aber auch so vor kleinen und noch kleineren Videospiel- und Comic-Referenzen.
    Oft sind die Einstellungen typischen Panels aus Comics entlehnt, Schläge werden mit Texteinblendungen à la PengBummKrach quittiert, Objekte über die der Blick des Protagonisten gleitet leuchten auf uns ein Tooltip erscheint und und und.
    Ehrlich gesagt lohnt es sich kaum, einzelne Beispiele zu nennen, denn der Film ist über seine komplette Spielzeit voll von derartigen Kleinigkeiten und selbst im finalen Schlussakt, wo das Geschehen vermeintlich ernster wird, gibt es kaum eine Minute ohne so eine Anspielung.
    Je nach Zuschauer/in kann das nun eine gute oder eine schlechte Sache sein. Wenn ihr Videospielen und Comics fremd oder abgeneigt seid, gehen sicherlich viele Nuancen verloren, sodass an Stelle eines Gags bestenfalls das unsichere Gefühl entsteht, dass hier gerade auf irgendetwas angespielt wird. Seid ihr umgekehrt Fans von Videospielen und Comics - besonders solchen aus Fernost - gibt es hier immens viel Kleines und Großes zum Gernhaben.

    Ich habe (bekanntlich) einen Faible für Fernöstliches und fühlte mich bei dem Film dementsprechend ganz in meinem Element - das ist aber wie erwähnt eine ziemlich subjektive Sache.

    Auf einer nüchterner betrachteten Ebene kann man aber selbstverständlich auch so Einiges über Tai Chi Zero feststellen.
    Um mal mit einem technischen Aspekt zu beginnen, kann man zum Beispiel sagen, dass die Kameraarbeit ziemlich dynamisch ist. Zu dynamisch, um ehrlich zu sein. Denn während die ständig schwenkende und schwankende Kamera in Actionszenen hilfreich ist und etwa bei der Etablierung des Dorfes als Handlungsort mustergültig ein Gefühl für den dreidimensionalen Raum zeichnet, merkt man schnell, dass Fung unfähig ist, dabei auch mal auf die Bremse zu drücken. So sind selbst ruhige Momente und Dialoge eingefangen, als würde sich statt eines ernsten Zwiegesprächs eine fetzige Schlacht abspielen. Hat was von Michael Bay Kinematographie.
    Ansonsten war ich aber vom generellen Produktionsdesign positiv überrascht. Obwohl man den bisherigen Beschreibungen nach auch gut vermuten könnte, dass der Film ulkiger Trash sei, belehrt einen das gestochen scharfe Bild vor malerischer chinesischer Landkulisse eines besseren. Sicher, so einiges ist deutlich Pappkulisse, Green Screen oder sonstwie sichtbar künstlich. Dennoch scheinen die rund 35 Millionen Dollar Budget durch. Das merkt man unter anderem auch an den Kampfszenen, die zwischen simplem Slapstick und hands down beeindruckenden Choreographien nahtlos hin und her wechseln. Ein einzelner Höhepunkt will mir dabei zwar nicht einfallen, aber etliche Kämpfe, wie etwa der mit dem Tofu Verkäufer in der Mitte könnte rein technisch auch in einem der bierernsten kunstvollen Epen von Zhang Yimou & Co. auftauchen.

    Mit all seinen Schauwerten, In-Jokes und der Akrobatik muss sich Tai Chi Zero allerdings den Vorwurf gefallen lassen, mächtig Augenwischerei zu betreiben. Denn bei aller Liebe - Story und Charaktere sind hier simpelster Retorten-Kram.
    Lu Chan wird ohne weitere Tiefe von einem Sportler geschauspielert, der eindeutig wegen seiner Fitness den Zuschlag bekommen hat, Mandy Lieu als Love Interestt dient hingegen hauptsächlich als Eye Candy. Angela Yeung Wing bietet als schlagkräftige Tochter des Meisters noch den interessantesten Part, aber ihre allzu deutliche Rolle zwischen dem Antagonisten und Lu Chan enthüllt schnell, dass das bloß Lob auf niedrigem Niveau ist.
    Die Geschichte - da mag ich wirklich nicht mehr viel hinzufügen. Hat man 100mal schon gehört, ist hier nicht merklich aufgepeppt. Ein Asia-Historienfilm, in dem irgendwelche westlichen Mächte eine Eisenbahnstrecke durch ein Dorf bauen möchten, ist so klischeehaft, dass er sich beinahe von allein schreibt. Da helfen auch kreative Gegner aus der Steampunk-Kiste nur marginal.


    TL;DR ? Dann hier die Kurzfassung



    Darsteller 03/10 Manche sind Laien (Sportler und Models), andere verstehen es zwar zu schauspielern, haben dafür aber praktisch kein forderndes Material.
    Sound 06/10 Die vielen Stilwechsel werden auch immer passend durch Musik begleitet. Während der Film also Vielfalt auf seiner Seite hat, fehlt andererseits an allen Ecken und Enden ein prägender Track
    Plot 04/10 Grundsolide Umsetzung, die schon unzählige Male erprobt wurde. Der Aufguß hier ist sicherlich keine Innovation fürs Genre, aber tut seinen Job.
    Effekte 7/10 Ehrlich gesagt ziemlich gut. Texteinblendungen sind kreativ und professionell, Zeichentricksequenzen etwas stockend in der Framerate, aber stilvoll und der Wire Fu sieht top aus.
    Anspruch --/10 Nee.

    Gesamteindruck Tai Chi Zero hat eine große Stärke, die ich dem Film hoch anrechne: Ihm gehen nie die Ideen aus. Normalerweise verrennen sich solche Parodien an irgendeiner Stelle und müssen dann alte Jokes aufwärmen oder auf einen ernsten, konventionellen Plot ausweichen. Tai Chi Zero hat hingegen genug kreativen Esprit um die ganze Spielzeit über neue Ideen auf mich abzufeuern und dadurch wird er nie langweilig. Da verzeiht man es gerne, wenn Plot und Charaktere lahme Klischees sind oder ab und an Mal ein Schwert aussieht, als wäre es aus Plastik.
    Von Beginn an stellt der Film die Vorzeichen auf "albern" und hat einfach Spaß damit, in eine Kultur hineingeboren zu sein, aus der man reichlich Referenzen schöpfen kann. Dass der Film obendrein ein recht edles Gewand trägt und nicht billiger Trash ist, den man nur unter Krämpfen beäugen kann, macht das Vergnügen nur umso größer.

    Sicherlich kein überbordend toller Film und absolut nichts für Skeptiker des Genres. Auf der anderen Seite kann ich mir nur schwer vorstellen, dass ein Fernost-affiner Zuschauer hiermit keinen Mordsspaß haben könnte.


    06-7/10

    Trailer (englisch)

    Amazon

    imdb-Score 6,1/10
    Zetubal ist offline Geändert von Zetubal (31.08.2015 um 17:28 Uhr)

  17. #337 Zitieren
    praise the o)))  Avatar von Tawarien
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    Inhalt:
    Eine Regierungsbeauftragte stellt ein Trupp aus Verbrechern und "Metawesen" zusammen, um sich gegen künftige, vermutlich feindliche Angriffe anderer "Metawesen" zu schützen und im Notfall die Schuld an Unglücken auf den Trupp zu schieben. Dabei entfesselt sie eines dieser "Metawesen" selbst, gegen das der Rest des Trupps dann eben kämpfen muss.

    Kritik:
    Traurig. Wirklich traurig.
    Man möchte meinen, einen Film mit so einer coolen Vorlage und Prämisse wie Suicide Squad müsste zumindest annehmbar bis unterhaltsam sein - schwer etwas falsch zu machen.
    Nun, die prinzipiellen Ansätze sind auch einigermaßen gelungen, sprich die allgemeine Optik und vor allem die Darstellung der Charaktere, meiner Meinung nach vor allem Margot Robbie, solange sie die Klappe halten ...
    Und das war's dann auch leider schon; denn wenn sie sprachen, und das war eigentlich so gut wie immer, wurde mit dem Aufgesetzten Humor und dem peinlichen Versuch, Spannung oder sogar Dramatik zu erzeugen, die komplette Stimmung direkt im Keim erstickt ("Wir sind die Bösen!!). Dazu kommt noch eine Story, die im großen und ganzen aus zwei Vorstellungsrunden des Squads, einer lächerlichen Rettungsaktion und quasi dem "Endkampf" bestand, wobei diese einen tatsächlichen Spannungsbogen wie eigentlich jeglichen Sinn überhaupt vermissen ließ. Auch die restlichen Charaktere waren ziemlich blass und ließen so gut wie jede Entwicklung vermissen. Deadshot? Will Smith in jeder seiner Rollen. Diablo? "Ich setzte meine Fähigkeiten nicht ein." - "Doch!" - "Nein!" - "Doch" - "Ok". Killer Croc, Boomerang, Slipknot, Katana? Vernachlässigbar, filmaufblähend. Dann noch der komplette Fehleinsatz des eigentlich recht guten Soundtracks - was mich zu dem weiteren, großen Problem des Filmes führt: Der Schnitt. Kurz; es ergab sich insgesamt einfach kein kohärentes Bild, das einen Action-, Comedy-, Drama-, Wasauchimmer-Streifen ergeben hätte. Noch ein kurzes Wort zum Joker: Vernachlässigbar. Aber: Im besten Fall ist wieder der Schnitt Schuld, wie Leto es behauptet, dass er fast nur in Sinnlosen Szenen zu sehen ist.

    Fazit:
    Warum versucht DC nur so eilig und überfordert dem MCU nachzueifern? Klar, auf der Welle mitreiten, Geld machen etc., aber ich sehe kein Problem darin sich, wie Marvel damals, das Universum langsam und stetig aufzubauen, die anhaltende Comicverfilmungs-Hypewelle sollte so ein Vorhaben ja eigentlich ganz gut und vor allem nachhaltig tragen können. Warum nicht zum Beispiel eine Harley Quinn Origins Story? Nein, das muss ja in einen völlig überladenen und dennoch relativ nichtssagenden Film wie Suicide Squad mit reingequetscht werden. So viel Potential. So viel Verschenkt. So vermeidbar. Das macht mich traurig. Wirklich traurig.

    Darsteller: 5/10
    Plot: 1/10
    Effekte: 5/10
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 3/10

    Letterboxd
    IMDb: 6,8
    Rotten Tomatoes: 26%
    Tawarien ist offline Geändert von Tawarien (02.09.2016 um 08:02 Uhr)

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