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  1. #141 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Haldir123
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    Terminator - Die Erlösung

    [Bild: 927753.jpg]



    Kino-Start: 21.05.09
    DVD-Start: 30.11.09
    Genre: Action/Thriller
    Regie: McG
    Darsteller: Christian Bale, Sam Worthington, Anton Yelchin
    FSK: 16

    Inhalt: Es ist das Jahr 2018: die Welt liegt nach dem jüngsten Tag in Schutt und Asche. Die Maschinen von Skynet versuchen, die übriggebliebenen Menschen zu vernichten. John Connors Schicksal ist es, den Widerstand der Menschen gegen Skynet und seine Armee von Terminatoren anzuführen. Aber die Zukunft sieht für Connor anders aus als geplant: Marcus Wright taucht plötzlich auf – ein Fremder, dessen letzte Erinnerung ist, dass er zum Tode verurteilt wurde. Connor muss entscheiden, ob Marcus aus der Zukunft entsandt worden ist oder aus der Vergangenheit gerettet wurde. Als Skynet seinen finalen Angriff vorbereitet, begeben sich Connor und Marcus auf eine Odyssee, die sie ins Innere der Organisation von Skynet führt, wo sie das schreckliche Geheimnis hinter der möglichen Vernichtung der Menschheit aufdecken.

    Kritik: Wow endlich er ist da der vierte Terminator Teil. Naja was soll ich sagen, als ich diesen Film sah war ich zwar begeistert aber auch enttäuscht. Er hatte viel Action, eine kleine Love Story und noch mehr Action. Aber leider ist Action nicht alles, man braucht auch eine gute Story und das bietet der vierte Teil leider nicht. Das Problem dabei ist das Terminator nicht mehr das ist was er einmal war. Ich meine die Marke eines Terminator Films war und wird auch immer Arnold Schwarzenegger sein. In diesem Film hoffte man, dass durch den neuen Hauptdarsteller (Christian Bale) man den alten Helden vergessen würde. Aber leider funktionirt dies nicht. Den ein Terminator Film ohne den Terminator ist kein Terminator. Aber egal zurück zur Story, die nicht wirklich vorhanden ist. Terminator - Die Erlösung ist einer dieser Filme den man einfach guckt und dannach vergisst. In vielen Filmen gibt es eine Stelle an die man sich immer erinnert. In Terminator 2 z.B. der Spruch von Schwarznegger bevor er den T-1000 erschossen hatte: ,,Hasta Lavista BABY,,. Wenn man sowas hört dann merkt man sich diesen Augenblick. Egal wenn man auch fragt, jeder wird dir antworten: ,, ja das beste war als der Terminator diesen Spruch da gesagt hat,,. Im vierten Teil fehlt dies vollkommen. Natürlich kommen paar Sätze und Sprüche aus den alten Teil wie I will be Back aber das kommt nicht mehr so cool rüber. Obwohl doch der vierte hat schon einen Spruch, denn ich in letzter Zeit sehr oft höre: ,,Wenn ihr das hört, dann seit ihr der Wiederstand.,, Ich mag den Spruch es hat etwas heldenhafftes an sich. Naja muss man nicht verstehen. Also der erste wirklich große Fehler war es Arnold nicht drin zu haben.

    Jetzt bin ich wieder von der Story weg, naja okay nächster Versuch. Für einen Action-Film ist dieser Streifen wirklich gut gelungen, wegen den Effekten usw. Aber für einen Terminator nicht wirklich geeinigt. Man hätte den Film genausogut Mad Max 7 : Die Maschinen schlagen zurück nehnen können. Aber man kann McG keinen Vorwurf machen, als Regisseur war er wirklich gut. Man sollte den Drehbuch schreibern die Schuld dafür geben, dass sie diesen Film ja schon fast zerstört haben (Story technisch). Du schaust dir diesen Film an und vom Anfang bis zum Ende wirst du nicht verstehen, was nun eigentlich der Sinn dieses Films war. Der Beinahme ,,Die Erlösung,, ergibt genauso viel Sinn. Ich meine wer wurde den in diesem Film erlöst ? Niemand oder ? Eine Sache die ich genauso wenig gut fand war der neue Terminator. Mr.Schwarzenegger hatte so ein Gesicht, dass man sich sofort merken konnte. Das selbe trifft auch auf Robert Patrick (T-1000) und Kristiana Loken (T-X) zu. Sam Worthington hingegen ist nicht so überragend. Er hat einfach nicht das passende Gesicht um DEN Terminator zu spielen. Wenn Josh Brolin die Rolle des Terminator damals angenohmen hätte, würde der neue Terminator ein würdiger Nachfolger zu Arnold sein, Oder man hätte doch einfach nur Christian Bale nehmen sollen, den der hätte auch das Zeug dazu einen Terminator zu spielen, aber als John Connor ist er auch ganz gut.

    So nun zu den Animationen, welche wirklich einfach nur Perfekt in diesem Film gelungen sind. Die T-600 sehen nahe zu echt aus, also wirklich einfach nur perfekte Leistung. Am besten ist ihnen wohl der T-R.I.P gelungen (diejenigen die den Film gesehen haben wissen wovon ich rede). Die Sets des Filmes sind naja, ich glaube sie haben das meiste Geld für die Animation ausgegeben. Die meiste Zeit sieht man praktisch nur die Wüste und naja Nevade haben wir schon alle gesehen (Resident Evil 3). Die Armee Basis und das Versteck des Wiederstandes waren eigentlich ganz niedlich, aber nichts wirklich tolles. Diese Sets sahen wir auch bereits in Filmen wie Transformers - Die Rache. Noch eine Sache die stört ist die Tatsache, dass der eigentliche Hauptcharakter garnicht Christian Bale sondern Sam ist. Ich hab so das Gefühl, dass die Produzenten Mr.Bale nur genommen haben damit noch mehr Leute in Kino gehen (Als eine Art Werbung). Deswegen bekommt John Connor nicht wirklich viele Action-Szene. Ganz gut ist der Übergang zwischen den beiden Hauptcharakteren. Wenn man Marcus Weg betrachtet isst er eigentlich ganz spannend und Actionreich, aber wenn man sich Connors Weg anschaut dann merkt man schon das dieser nichts wirklich tolles ist. Große Action Szenen mit Marcus und dann plötzlich zeigt man John der einfach nur COOL ist.

    So nun zum neuen Terminator Universum: Viele beschweren sich ja, dass dieser Film was ganz anderes ist und garnichts mehr mit Terminator zu tuhen hat (was ja auch eigentlich stimmt). Aber man muss sich doch überlegen, wenn man wieder sowas gemacht hätte wie in den alten Terminator Filmen dann währe es doch sicherlich langweilig. Ich meine wenn man wieder einen guten Terminator zurück geschickt hätte und einen bösen, dann wissen wir ja wie alles enden wird, weil wir diese Story schon zwei mal gesehen haben. Vieleicht auch drei mal wenn man noch den ersten Teil betrachtet, ist er auch nichts weiter als der zweite und der dritte (Storytechnisch). Deswegen finde ich diese neue Idee ganz gut weil es mal was anderes als der Standart ist. Der neue Terminator wird ja von Sam gespielt und nun stellt euch mal vor, der vierte Terminator würde genauso sein wie 1-3 dann währe es noch schlimmer, weil: 1.Die selbe Story. 2.Nicht mehr Arnold. Also ist es wirklich gut, dass es um den Krieg zwischen den Menschen und Maschienen geht. Die Welt ist anderes, die Story ist anders, die Charaktere sind anders und die gesammte Situation hat sich verändert. Terminator - Die Erlösung ist ein wirklich guter Action Film und eine nette Fortsezung (man sollte allerdings nicht ZU viel erwarten).

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Christian Bale rettet diesen Film aber auch Sam leistet eine Gute Arbeit)
    Plot: 05/10 (Da gebe ich mal eine fünf, denn der Plot überzeugt nicht wirklich, er ist nett aber für einen durchschnittlichen Action Film aber nicht für einen Terminator)
    Effekte: 10/10 (Wunderbare Animationen vorallem beim Endkampf)
    Anspruch: 07/10 (Viele Leute werden sich diesen Film angucken, weil da TERMINATOR im Titel vorhanden ist und mal erlich wer kennt Terminator, denn nicht ?)
    Gesamteindruck: 07/10 (Ein guter Film eine niedliche Fortsetzung aber auch nicht mehr)

    Trailer:
    http://www.youtube.com/watch?v=cJj31Mh7Hy8

    IMDB Bewertung:
    7.0/10
    Haldir123 ist offline Geändert von Haldir123 (12.02.2010 um 21:47 Uhr)

  2. #142 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    Erscheinungsjahr: 1987
    Genre: Horror/Splatter/Thriller
    Regie: Michele Soavi
    Darsteller: Barbara Cupisti, David Brandon, Clain Parker
    FSK: 18

    Inalt: Zeitdruck, wer kennt ihn nicht? In einer Woche ist die Premiere von Peter Collins' neustem, kontroversen Stück, in dem live auf der Bühne simulierter Mord und Vergewaltigung abgehalten wird und der Herr Regisseur züchtet sich ein prima Magengeschwür, weil seine Truppe zumindest in seinen Augen ziemlich unfähig ist. Vor allem seine Hauptdarstellerin Alicia geht ihm hier und da auf den Senkel, im speziellen dann, als sie unerlaubt zum nahegelegenen Krankenhaus entschwindet, um ihren verstauchten Knöchel behandeln zu lassen. Was Alicia und ihre Freundin Betty nicht wissen: Das ist eigentlich eine Klapse, in die gerade der durchgeknallte Mörder Irving Wallace eingeliefert wurde. Der entkommt auch prompt, versteckt sich bei den Damen im Auto und gelangt so zum Theater, wo er erst mal Betty meuchelt. Erschüttert sind natürlich alle, aber Peter wittert die große Chance, die solche Publicity mit sich bringt, trommelt seine Akteure zusammen, schließt die Türen ab und will die Proben fortsetzen. Das Problem: Wallace ist nicht wie die Polizei dachte getürmt, sondern hält sich auch im Haus auf...

    Kritik: Das könnte durchaus meine längste Inhaltszusammenfassung aller Zeiten sein. Und dann zu so einem Film, der so viel Erklärungsbedarf eigentlich gar nicht wirklich nötig hat. Ja, "Stage Fright" ist ein eher klassischer Horror-Giallo-Slasher und das bedingt normalerweise ja, dass wir eigentlich nicht viel mehr an Story bekommen, als das oben schon beschriebene Setup (okay, ein kleines bißchen mehr schon), aber hin und wieder muss so was halt auch mal sein, beziehungsweise der Grund wieso ich das gute Ding (in der schnieken Laser Paradise Red Edition - ich hasse dieses Label eigentlich, aber verdammt noch eins, billig sind sie halt) käuflich erwarb war eigentlich eh ein andere, nämlich der Name des Regisseurs: Michele Soavi. Vor längerer Zeit hatte ich den Streifen schon zum ersten Mal in Augenschein genommen und für gut befunden, gestern schnappte ich mir Leopold, eine Tasse guten Hals- und Brusttee mit viel Honig und Rum drin (ja, ich bin krank, bzw. immerhin so erkältet, dass ich solche Maßnahmen ergreife), kramte das hübsche rote Amaray-Case aus dem Ständer und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Ja ja, ich bin ein Soavi-Fankiddy, ich weiß ich weiß. Ich liebe "Dellamorte Dellamore" abgöttisch, ich fand "The Church" trotz seiner Verfehlungen ziemlich toll (und hatte gestern abend des öfteren das Bedürfnis, mir einen von beiden anzuschauen... was jetzt nicht gegen die Qualität von "Stage Fright" sprechen soll, ganz im Gegenteil) und ich überlege zur Zeit echt, ob ich nicht für knappe 30€ die ungeschnittene DVD von "The Sect" aus Italien importieren soll (ja, ich spinne, ok!!!). Und auch "Stage Fright" (übrigens Soavis erster Film überhaupt) hat einige Punkte, die für ihn sprechen. Und - wer hätte es gedacht - schuld dran ist mal wieder der olle Michel.
    So viel gibt die Story des Films nämlich eigentlich nicht her. Geschrieben wurde der Kram von George Eastman, den der eine oder andere noch aus Joe D'Amatos "Antropophagus" kennen könnte (der alte Aristide Massaccesi, so D'Amatos bürgerlicher Name, produzierte "Stage Fright" übrigens auch), und das Skript ist zwar nicht schlecht, da erfrischend straight und in seinem eigenen Kontext strikt durchgezogen, konsequent und logisch, andererseits aber auch denkbar dünn. Die erste Hälfte wird mehr damit verplempert uns irgendwie die Figuren nahe zu bringen, die zweite nimmt dann der Überlebenskampf im Theater ein. Es gibt ein paar etwas unerwartete Entwicklungen (vor allem in der Charakterkonstellation), aber große Twists und Turns sucht man vergeblich. Es ist irgendwo schon merkwürdig, denn "Stage Fright" vermischt in seinem Skript zwei Dinge, die zumindest für mich auf den ersten Blick nicht ganz zusammenpassen. Zum Einen den strikten Terror-Horrorreißer, in dem eine Handvoll Menschen an einem isolierten Ort gegen eine klar deffinierte Gefahr ankämpft (vergleiche man halt mal "Dämonen 2"... hier halt mit einem Killer statt mit Dämonen), andererseits zu einem gewissen Grad die Murder Mystery. Der Killer agiert nach motiven, die weder dem Publikum noch den Figuren im Film bekannt sind und tritt immer maskiert auf (mit einer sehr merkwürdigen Maske, dazu aber später mehr), so dass man meinen könnte, dass irgendwann mal Zweifel an der Identität des Killers aufgeworfen werden könnten, ob es wirklich der motivationslose Psychopath ist oder doch mehr dahinter steckt. Man könnte es jetzt als Spoiler ansehen, dass ich das hier schon verrate, es ist aber nur sehr bedingt einer, denn "Stage Fright" selbst versucht nie diesen Verdachtsmoment aufkommen zu lassen. Wieso also die Maske? Naja, gut, in zwei Szenen ist das Vorhandensein der Maske schon mehr oder weniger wichtig, aber das hätte man auch umschreiben können...
    Die Maske ist trotzdem wichtig. Nicht für die Story, sondern eher für die Wirkung des Films. Denn hier kommt Soavis unnachahmliches Geschick wieder ins Spiel. Prinzipiell ruht "Stage Fright" sich auf einer gewöhnlichen Schlitzerplotte aus, hat sogar ein paar auf den ersten Blick richtiggehend blöde Elemente in seinem Repertoire (die Maske des Killers riss ich am Rande ja schon an, werft einfach mal einen Blick hierauf), aber Soavi schafft es diese... grotesken Elemente zu packen und ihnen so viel Platz einzuräumen, dass man eigentlich nicht mehr von einem gewöhnlichen Slasher sprechen kann. Denn "Stage Fright" bewegt sich irgendwo zwischen handfestem Terror, saufiesem Splatter (hier sind ein paar Sachen drin, die echt gut ziehen, lasst euch das gesagt sein) und anflügen von wirklich bitterbösem Humor. Ganz ernst nimmt der Film sich nämlich eigentlich nie, er weiß selbst, dass er nur ein Unterhaltungsstreifen ist und macht deswegen durch seine schamlose Attitüde Boden gut. Aber eigentlich ging es ja um die Groteske, nicht wahr? Wir wissen ja schon, was Soavi handwerklich drauf hat, seine Kameraarbeit ist immer eine Wonne, die Inszenierung sowieso und Atmosphäre beherrscht der gute Mann auch. Und auch wenn das alles hier noch etwas in den Kinderschuhen steckt, bzw. seine späteren Filme in der Hinsicht teilweise bessere Arbeit leisten, ist das, was "Stage Fright" ausmacht, doch schon recht impressiv. Ja, der Killer trägt eine blöde, riesige Eulenmaske und wirkt damit ungefähr so bedrohlich wie ein Schlumpf mit einer Torte in der Hand, aber die Frage ist nicht, wie bedrohlich der Killer nach außen hin wirkt, sondern wie er es ist. Oder besser gesagt, das Zusammenspiel von beidem. Denn die doofe Eule ist einfach nur völlig tödlich und unkaputtbar, so überlegen, wie ein Killer nur sein kann. Er erdolcht Menschen, haut ihnen Spitzhacken sonstwohin, durchbohrt sie (im wahrsten Sinne des Wortes, mit 'ner Bohrmaschine, allerdings wesentlich sinnvoller eingesetzt, als Russ Thorne in "The Slumber Party Massacre", an den ich auch hin und wieder denken musste, aber "Stage Fright" ist einfach viel besser), reißt sie mit bloßen Händen in der Mitte durch (das ist heftig, ehrlich wahr), sägt ein bißchen mit Kettensägen an ihnen rum, trennt Arme und Köpfe ab... Und kriegt dabei selbst nie auch nur den kleinsten Kratzer ab. Der Eulenkiller ist eine völlig unkaputtbare Entität, gegen die man nix unternehmen kann, der man nicht entkommen kann. Und gerade dieser Gegensatz zur eher harmlosen Aufmachung des Guten ist ein herrlicher Gegensatz, der für ein nicht gerade geringes Maß an Atmosphäre erschafft. Das gepaart mit Soavis Auge für gute Bilder (die Szene gegen Ende, in der die Eule nachdenklich auf einem Sessel zwischen den Leichen ihrer übel zugerichteten Opfer sitzt und ein Ventilator Federn durch's Bild pustet ist einfach nur in jeder Hinsicht großartig) macht "Stage Fright" wesentlich besser und vielschichtiger, als er anhand von Genrebezeichnung und Drehbuch von Rechtswegen her überhaupt sein dürfte.
    Auch in der Darstellerriege findet sich die eine oder andere Perle. Ganz besonders David Brandon (spielte die Hauptrolle in "Caligula 2") gefiel mir persönlich ausgezeichnet. Er bringt Regisseur Peter am Anfang in seiner Ekelphase wirklich gut rüber und schafft es auch, die Wandlung, wenn die Lage sich zuspitzt, ordentlich darzustellen und sogar recht sympathisch zu werden. Ein paar undankbare Szenen hat er, aber trotzdem verdammt gut. Auch unsere Heldin Barbara Cupisti (war auch in "Dellamorte Dellamore" und "The Church" zu sehen) könnte definitiv schlechter sein, sieht nicht übel aus (wobei ihre Frisur in der zweiten Hälfte zu wünschen übrig lässt) und macht auch in den Actionszenen keine so schlechte Figur (obwohl ich mich doch wundere, wieviele Axtschläge so ein Stromkabel aushält...). Clain Parker (trieb sich sonst nur im sehr kruiosen D'Amato-Streifen "Eleven Days, Eleven Nights" herum, einem Erotikfilm, der zeitgleich zu "Stage Fright" mit größtenteils denselben Darstellern gedreht wurde, die auch noch die gleichen Rollennamen haben... merkwürdige Sache, das) macht als Killer in der demaskierten Form eine gute Figur, sorgt aber auch mit dem gewaltigen Eulenkopf auf der Rübe für eine gewisse Faszination, denn obwohl er einen schweigsamen, scheinbar motivationslosen, gestörten Psychopathen spielt, sind seine Szenen doch irgendwie alle kraftvoll und kontrolliert... James Sampson (war der schwarze Séance-Teilnehmer bei "Ein Zombie hing am Glockenseil" und einer der Gerichtsmediziner in "Woodoo") hat nicht viel Screentime, ist aber sympathisch und darf gegen Ende einen etwas... merkwürdigen Monolog von sich geben, Piero Vida (recht aktiver italienischer Darsteller, der noch im selben Jahr, in dem "Stage Fright" gedreht wurde, verstarb) ist als lüsterner Geldgeber Ferrari auch absolut nicht übel und in einer kleinen, unkreditierten Nebenrolle sehen wir sogar Soavi selbst noch, der einen jungen Polizist spielt, der sich selbst mit James Dean vergleicht. Abgesehen von Brandon sind eigentlich keine Darsteller dabei, vor denen ich auf die Knie gehen würde (Cupisti vielleicht, aber aus anderen Gründen, hehe), aber wirklich schlecht ist die Riege nicht.
    Was ich jetzt vielleicht noch ein bißchen bemängeln könnte, wäre der etwas merkwürdige Score von Simon Boswell ("Ein Sommernachtstraum", "Perdita Durango"), der zwar auch nicht schlechter ist als der durchschnittliche Goblin-Soundtrack, aber merkwürdig eingesetzt wird. Für viele von den atmosphärischen Szenen zu fröhlich, aber auch das unterstreicht wohl nur wieder die groteske, surreale Stimmung. Es ist nicht schlecht, es ist nur komisch. Ansonsten geht handwerklich natürlich alles schwer in Ordnung, die Effekte sind hart, gut und zahlreich vorhanden, die Optik stimmt, die Auflösung der Plotte ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber auch ihren Reiz, so dass wohl nur noch zu sagen bleibt...
    Kommen wir zum Fazit: "Stage Fright" ist halt ein normaler Giallo. Aber dann eben doch wieder nicht. Soavis feines Gespür für Groteske und Surrealismus, für starke Bilder und gute Atmosphäre werten das dünne aber kompetente Drehbuch stark auf. Handwerklich eine Wonne will der Film allerdnigs nie etwas anderes sein, als Unterhaltungskino (auch wenn ein paar ernstere Themen am Rande angerissen werden) und das gelingt ihm ganz glanzvoll, dafür sorgen eine recht lockere Attitüde, die starke Atmosphäre und die Frequenz der kurzweiligen Sudeleien. Jeder Fan des Genres sollte "Stage Fright" mal gesehen haben. Soavi-Freunde sowieso.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Brandon ist wirklich stark, der Rest leistet sich zumindest keine großen Schnitzer)
    Plot: 06/10 (nicht besonders umfangreich, aber für das, was es ist, verdammt gut)
    Effekte: 08/10 (es erreicht noch nicht die Klasse von "Dellamorte Dellamore" und "The Church", aber verdammt gut ist's trotzdem)
    Anspruch: 04/10 (die Sensationsgeilheit der Menschen wird nur am Rande thematisiert aber doch glaubwürdig rübergebracht, davon abgesehen Unterhaltung)
    Gesamteindruck: 08/10 (wenn auch handwerklich nicht ganz so gut, macht "Stage Fright" doch einfach einen Tacken mehr Spaß als "The Church")

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.8)
    Link zum Trailer (völlig nichtssagend und in gewisser weise verspoilert, falls das bei dem Film überhaupt geht)
    Die VHS bei Amazon.de (DVD-Angebote über den Marketplace)
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (17.09.2009 um 15:00 Uhr)

  3. #143 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    DVD-Start: Noch nicht in Deutschland veröffentlicht, Erscheinungsjahr 2009
    Genre: Fantasy/Drama/Thriller
    Regie: Chris Fisher
    Darsteller: Daveigh Chase, Briana Evigan, James Lafferty
    FSK: Noch nicht bewertet, 12 oder 16 wäre realistisch

    Inhalt: Kleinere Warnung, diese Inhaltsangabe und wahrscheinlich auch das Review werden minimale Spoiler für den Vorgänger "Donnie Darko" beinhalten, sorry, geht aber einfach nicht anders. Aaaaalso: Sieben Jahre nach dem Tod ihres Bruders Donnie ist Samantha Darko mit ihrer Freundin Corey unterwegs nach Los Angeles, um dort ihr Glück zu suchen, nachdem sie sich in ihrem Leben in ihrer Heimat Middlesex nicht mehr zurecht fand. Auf halbem Weg verreckt ihnen in einem kleinen verschlafenen Nest die Karre und Samantha, die eh schon den einen oder anderen Knacks hat, beginnt von seltsamen Dingen zu träumen und zu schlafwandeln. Aber das ist nicht das einzig merkwürdige, was in dem Ort vorgeht. Meteoriten fallen vom Himmel, Kinder verschwinden und ein desillusionierter Irak-Veteran sagt das Ende der Welt in vier Tagen voraus...

    Kritik: Es gab immer zwei Dinge, die mich an "Donnie Darko" gestört haben. Das eine sind ein paar unglaublich dumme Dialoge, die auf dem Mist des damals gefeierten Wunderkinds Richard Kelly (mit "Southland Tales" hat sich dieser Ruf ja halbwegs relativiert) gewachsen sind und den Film einfach hier und da "painful to watch" machen (die Schlumpf-Unterhaltung geht ja noch, aber der erste Hypnoseversuch von Donnies Psychiaterin?). Das andere ist die simple Tatsache, dass der Film in sich geschlossen so kompliziert wie logisch ist, interessant geschrieben und gemacht, ihm aber letzten Endes jeglicher Sinn fehlt, weil er sich - zumindest für meine Begriffe - von vorneherein selbst bedingt und deswegen irgendwo im Kreis dreht. Trotzdem ist der Film gut. Vielleicht sogar verdammt gut, genau kann ich das nicht sagen, ich sah ihn zwar vier mal, aber das letzte Mal liegt schon etwas zurück. Als dann angekündigt wurde, dass ein Sequel zu dem Film gedreht werden sollte (der übrigens trotz geringem Budget ganz heftig floppte und sein "Cult Following" erst nach dem DVD-Release bekam), da war ich... hm... skeptisch. Könnte man so einen Film fortsetzen? Sollte man überhaupt? (Zwei Fragen, die in Hollywood leider absolut keine Bewandtnis haben...) Der erste Trailer interessierte mich aber doch irgendwo, denn selbst wenn der Film Grütze werden sollte... Es gibt Meteoriteneinschläge. Yey.
    Jetzt war's also endlich so weit, ich nahm die Kolaboration von Regisseur Chris Fisher ("Dirty", "Nightstalker") und Autor Nathan Atkins (schrieb vorher zwar schon ein bißchen was, ist aber hauptsächlich im Editing zu Hause) in Augenschein (Leopold war natürlich mit dabei). Und ich bin etwas zwiegespalten. Denn "S. Darko" ist natürlich nicht der Totalreinfall, den die scharen von elitären Fankiddies sich gewünscht hätten. Tatsächlich gibt es sogar einiges, was für den Film spricht. Die handwerkliche Seite ist nämlich über weiteste Strecken absolut exzellent. Ja, "S. Darko" ist eine Direct-to-DVD-Produktion, aber ich kann ihr genau das gleiche attestieren, was ich schon zu "The Deaths Of Ian Stone" sagte: Das Ding ist kinematischer aufgezogen, als vieles, was tatsächlich auf der großen Leinwand landet. Wieder einmal saß ich auf dem Sofa und ärgerte mich, dass ich keine ordentliche Soundanlage hatte, wann immer was krachte, schepperte, brummelte oder einfach mal wieder eine atmosphärische Soundcollage daher kam. Dazu gibt's stimmige Bilder, die stilistisch stark von Kellys Film inspiriert sind (wer hätte das gedacht) und... in der Hinsicht gefällt mir rein gefühlsmäßig "S. Darko" besser als sein Vorgänger (ich bin mir nicht ganz sicher, weil ich - wie gesagt - "Donnie Darko" lange nicht gesehen hab). Die Atmosphäre stimmt einfach, die Aufnahmen und die Kameraarbeit sind schön, der Einsatz von Zeitraffer und Slow-Motion wirkt durchdacht und sowieso kann ich die Inszenierung nur als inspiriert bezeichnen. Hier und da gibt's ein paar kleinere Schwächen, da ist das Zusammenspiel der Bilder und der (nicht immer ganz glücklich gewählten) Musik nicht perfekt, da rutscht der Film unweigerlich in eine Videoclip-Ästhetik ab, die so gar nicht passen will, aber ansonsten stimmt hier alles.
    Mit dem Skript ist das aber eine andere Sache und da kommen wir dann auch gleich zur essenziellen Frage: "Wie macht 'S. Darko' sich als Fortsetzung des Klassikers?" Und das ist eine Frage, die ich nicht mit einem simplen "Gut" oder "Schlecht" beantworten kann. Nathan Atkins hat "Donnie Darko" gesehen und auch verstanden, daran besteht kein Zweifel. Aber die Grundvoraussetzungen für den Film sind sowieso schon keine guten, denn "S. Darko" ist seinem Vorgänger zu ähnlich. Und gleichzeitig doch zu verschieden. Klingt komisch, ist aber so. Das größte Problem ist erst mal, dass Samantha die Hauptfigur in der Fortsetzung ist. Und noch dazu, dass zwischen den beiden Teilen sieben Jahre vergangen sind. Die 18 jährige Daveigh Chase hat mit ihrem zehnjährigen Gegenpart einfach nichts mehr gemeinsam, einerseits wurde Samantha im ersten Film zu wenig beleuchtet, andererseits sind die Figuren sich zu unähnlich, um irgend welche Glücksgefühle haben zu können, weil man ein altbekanntes Gesicht wieder sieht. Das ist jetzt nichts, wo ich sagen würde, dass das "Lazy Scriptwriting" ist oder irgendwie unlogisch, das Problem ist einfach, dass in Samanthas Leben zwischen dem ersten und dem zweiten Teil viele Dinge passiert sind, die ihren Charakter erst geprägt haben, von denen der Zuschauer aber keinen blassen Dunst hat. Dementsprechend könnte Sam auch genau so gut jede andere Person sein, die Verbindung ihres Charakters zum Vorgänger wird nur in sehr wenigen Szenen angerissen und selbst da ist sie nicht so wirklich wichtig. Andererseits ist das Skript aber doch zu sehr "Donnie Darko". Die allgemeine Handlung ist sehr ähnlich (die Erzählweise eine etwas andere), für so gut wie jede Figur aus dem Original gibt es hier eine Entsprechung, manche Szenen wirken komplett nachgestellt, etc. pp. Das beeinträchtigt die Spannung dann natürlich massiv, weil der Kenner schon weiß, worauf das alles hinaus läuft. Und mein Kritikpunkt an "Donnie Darko" bleibt auch hier bestehen: Der Film bedingt sich zu sehr selbst.
    Prinzipiell ist das jetzt aber keine so schlimme Sache. Ich meine, "Donnie Darko" war eben ein guter Film. Wenn man den jetzt quasi noch mal dreht, dann ist das Ergebnis vielleicht etwas überflüssig, andererseits aber höchstwahrscheinlich auch nicht schlechter als das Original, oder? Mag stimmen. Aber "S. Darko" leistet sich doch noch ein paar andere Klopser, die nicht zwingend hätten sein müssen. Und auch die sind auf Nathan Atkins zurück zu führen. Der Mann hat zwar ganz nette Ideen, was die grundsätzliche "Donnie Darko"-Mythologie angeht (hier und da geht der Film noch ein paar Schritte weiter als sein Vorgänger und das scheint so weit sogar alles von Richard Kelly gestützt zu sein, wenn ich auch den leichten Horrorfilm-Einschlag hier und da etwas befremdlich fand), aber er verkackt ein paar sehr elementare Dinge. Dialoge zum Beispiel. Da war der Vorgänger auch kein großer Wurf, aber selten prallten Licht und Schatten so heftig aufeinander wie hier. Klassischer Fall von "Reservoir Dogs"-Syndrom: Wenn es was zu sagen gibt, dann sind die Dialoge richtig gut, wenn einfach nur Smalltalk betrieben werden soll, dann würde ich die Figuren am liebsten reihenweise mit dem Ballschlagrundholz bearbeiten. Das Gelaber, das hier abgefeiert wird, ist ohne Ende scheiße und nervt ganz extrem. Und der wahrscheinlich noch gravierendere Fehler: Atkins hat es versäumt auch nur eine einzige halbwegs sympathische Figur ins Skript zu schreiben. Sam, Corey, Randy, Jack, allesamt sind so unleidliche Dünnbrettbohrer, dass der emotionale Impact der ganzen Chose gründlich daneben geht. Granted, es gibt Augenblicke, die dem Zuschauer etwas nahe gehen... Aber das sind meistens die, in denen irgend jemand auf Donnie zu sprechen kommt, denn der war ein wesentlich angenehmerer Charakter als alle in diesem Film zusammen.
    Kann natürlich auch an den Akteuren liegen, denn wirklich gut sind die nicht. Daveigh Chase ("Donnie Darko", "The Ring") wirkt leicht lobotomisiert, was zwar nicht schlecht zur Rolle passt, aber doch etwas enervierend sein kann. Außerdem schafft sie es in manchen Szenen ganz gut, in den meisten aber extrem merkwürdig auszusehen, was wohl an ihrem... wie schaff ich das jetzt ohne sexistisch zu werden? Es liegt halt wohl an ihrem komischen Gesicht, fertig aus. Briana Evigan ("Sorority Row", "Step Up 2") sieht besser aus (hehe), ist aber auch nicht so der große Wurf, was schauspielerisches Talent angeht. Wobei sie die dämliche Schlampe ganz gut rüber bringt, wann immer sie irgend was anderes spielen soll ist Sense. James Lafferty (spielt die Hauptrolle in der Serie "One Tree Hill") leidet vor Allem darunter, dass seine Figur noch nerviger ist als die meisten anderen. Er ist hier so was wie der Donnie-Ersatz und dementsprechend auch relativ kaputt in der Birne, aber während Donnie irgendwie etwas bemitleidenswert und trotzdem sympathisch rüberkam, wirkt seine Figur Jack so extrem hängen geblieben, dass einem das Mitleid im Halse stecken bleibt. Ja, er war im Krieg, er hat schlimme Dinge gesehen, alle hassen ihn und sein Leben ist scheiße. Aber... das hätte man auch irgendwie besser darstellen können, ohne den Zuschauer total abzuschrecken. Ed Westwick ("Son Of Rambow", "Children Of Men") spielt ganz einfach faul, mehr gibt's da nicht zu sagen. Jackson Rathbone ("Twilight", "Big Stan") ist kompetent, scheint mir aber irgendwie eine Fehlbesetzung für die Rolle, die er zu spielen hat. Elizabeth Berkley ("Showgirls", "An jedem verdammten Sonntag") scheint mir die größte Leuchte des Ensembles zu sein, was mich etwas wundert, wenn ich an "Showgirls" zurück denke... Tatsächlich spielt sie aber sehr ordentlich, auch wenn ihre Rolle relativ klein angelegt ist. Genau wie Matthew Davis ("Blue Crush", "BloodRayne"), der auch nicht so viel falsch macht, aber einfach nicht viel Gelegenheit dazu erhält. Und eine Ehrenhonorierung geht an Bret Roberts (wahrscheinlich ein Kumpel von Chris Fisher, denn er spielte in allen Filmen des Regisseurs mit), der die wohl schlechteste David-Arquette-Impersonation des Planeten abfeiert und dabei noch eine erschütternde kurze Hose trägt. Jede Szene mit ihm war eine Qual. Zum Glück gab's nur drei oder vier.
    Bleiben eigentlich nur noch die Meteoriten, oder? "Donnie Darko"-Fans werden mir jetzt sicher an die Gurgel gehen, aber die CGI-Arbeit und das damit verbundene KAWUMM hat den Film doch tatsächlich ein Stück weit aufgewertet. Die explodierende Windmühle war sau cool, der Meteoritenoverkill gegen Ende hat die Atmosphäre sowieso noch ein Stück weit gesteigert (die ich hier und da eh schon knutschen wollte, der Film hat die ganze Zeit über so eine Depression und Lethargie vermittelt... da muss selbst das Original den Hut vor ziehen) und auch ansonsten war das alles kompetent durchgezogen und... wie gesagt, ich hätte mir eine bessere Soundanlage gewünscht, das ging doch schon kräftig ab.
    Was mach ich jetzt aber aus "S. Darko"? Ich bereue absolut nicht, den Film gesehen zu haben, ich wage sogar zu behaupten, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich die Scheibe in Marla reingeschoben habe, aber das heißt gleichzeitig nicht, dass "S. Darko" ein guter Film ist. Ist er nämlich nicht wirklich. Was er dann sonst ist? Hm...
    Kommen wir zum Fazit: Sequels, die nicht von der Originalbesetzung gedreht werden, sind so eine Sache. Meistens kommt in Sachen Kontinuität ziemlicher Murks raus, weil man sich nicht genug an die Vorlage hält. Bei "S. Darko" ist die Sachlage etwas anders. Der Film hält sich zu genau an "Donnie Darko" und verliert dadurch ein Stück weit seinen Sinn, seinen Zweck, seine Daseinsberechtigung. Zu vieles wirkt hier zu ähnlich und die eher schlechten Züge des Drehbuchs hauen das gute Ding dann recht stark in die Pfanne. Mit ein paar liebsameren Charakteren und ein paar besseren Dialogen hätte der Film trotz weniger eigener Ideen gut werden können, so bleibt ein handwerklich verdammt guter Film mit einer netten Atmosphäre und ein paar Ideen, die das Original sinnvoll erweitern (und wohl den Grundstein für den dritten Teil legen, dem vor wenigen Monaten grünes Licht gegeben wurde). Kein guter Film. Aber definitiv irgendwie interessant.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (größtenteils unmotiviert, überfordert und/oder einfach untalentiert, ein paar gute sind aber dabei)
    Plot: 08/10 (eine gute, komplizierte, anspruchsvolle Story, die es leider nicht schafft, sich von den Schwachpunkten des Vorgängers zu lösen)
    Effekte: 08/10 (zwar recht spärlich eingesetzt, aber doch heftig gut)
    Anspruch: 07/10 (verliert ein wenig von seiner Komplexität dadurch, dass das Meiste eben schon aus dem Vorgänger bekannt ist)
    Gesamteindruck: 5.5/10 (nicht das Crapfest, das alle erwartet haben, leider aber auch nicht wirklich gut)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.0)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de (UK-Import-DVD)
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 15:44 Uhr)

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    DVD-Start: 23.07.2007
    Genre: Action/Thriller
    Regie: John Herzfeld
    Darsteller: Paul Walker, Laurence Fishburne, Olivia Wilde
    FSK: 16

    Inhalt: Ex-Marine Tim Kearney sitzt wegen unglücklichen Umständen wohl für den Rest seines Lebens im Knast, es sei denn er lässt sich auf einen Deal mit dem DEA-Mann Gruzsa ein: Er soll in die Rolle des unbemerkt verstorbenen Drogendealers Bobby Z schlüpfen, um den mexikanischen Gangsterboss Don Huertero ans Messer zu liefern. Dummerweise geht bei der Sache einiges schief und als Kearney von einer Ex-Geliebten von Bobby Z auch noch erfährt, dass Huertero den guten Bobby eigentlich eh tot sehen will, ergreift er gemeinsam mit Bobbys zwölfjährigem Sohn die Flucht. Ihm auf den Fersen sind nicht nur Huerteros Männer, sondern auch eine Bikergang und Gruzsa selbst...

    Kritik: Auferstanden aus der Asche ist sie, die gute alte Zehnerliste. Ich weiß doch, dass ihr's alle schon erwartet hattet, dass aalten Count sich wieder in die Welt der viel zu großen DVD-Stapel und enervierenden Würfelskripts bewegt. Aber falsch gedacht, ich hab jetzt nämlich echte, handfeste Zehnseiter. Die sind von daher praktisch, dass sie eher selten eine 14 oder so zeigen, deswegen auch denkbar gut geeignet, um einen von zehn möglichen Filmen zu bestimmen. Ja, zehn sind's wieder geworden, die ich heute abend rausgeholt habe, um sie in nächster Zeit zu schauen und zu besprechen. Und aus Gründen der Chancengleichheit für alle (oder so) hab ich das Ganze dann doch mal so aufgeteilt: Fünf die ich schon kenn, fünf die Neuland sind. In der linken Ecke also mal die Titelverteidiger: "Sky High", "Interstate 60", "The Crow 2", "V wie Vendetta" und "American Beauty" (ich glaub unter 08/10 lass ich da höchstens "The Crow 2" raus, aber es geschehen ja noch Zeichen und Wunder und so, fragt halt mal den "Equilibrium"...). Und dagegen hier die Herausforderer: "Mindhunters", "Sky High" (moment, wieowat? Ach ja, stimmt ja, ich hab zwei mit dem Titel in der Liste, der hier ist der von Ryuhei Kitamura, der andere ist der Disney-Film), "Immortal" und "White Skin". Und natürlich noch der Film, auf den der Würfel heut fiel (mit einer neun, sei angemerkt): "Kill Bobby Z".
    Den Trailer dazu hab ich schon öfter gesehen, weil ich "Running Scared" wie der eine oder andere weiß in der scheiß TV-Movie-Edition habe, bei der man die Trailer am Anfang des Films nicht überspringen kann. Da war "Kill Bobby Z" mit drauf (irgendwie passend, wenn man mal betrachtet, dass Paul Walker in beiden die Hauptrolle spielt). Und irgendwann schlurchte ich dann mal wieder über eBay und versuchte ein paar Schnäppchen zu schießen und dabei hüpfte mir zur Vermeidung von Versandkosten (oder sagen wir lieber dem Gedanken "Wenn ich eh Versand zahlen muss, dann nehm ich halt noch einen mehr"... wegen dieser Kaufmoral bin ich schon an seeeehr merkwürdige Filme geraten, aber "Inland Empire" hab ich so auch auf DVD gekriegt, vielleicht bald hier, wenn ich mal drei Stunden Zeit hab... aber ich schweife ab) "Kill Bobby Z" ins Haus. Auch in der TV-Movie-Edition (deswegen wohl auch so günstig). Auch mit nicht unterbrechbaren Trailern. Naja, nur einem. "Revenge of the Warrior" (der interessiert mich auch halbwegs, ich sah schon ein paar Teile davon und da gibt's ordentlich auf's G'sicht). Dementsprechend "schnell" (*hust*) waren wir dann also schon im Film.
    Und der Film, der ist kein Schlechter. Basieren tut das Ding auf Don Winslows 1997er Roman "The Death and Life of Bobby Z" (wie der Film auch im englischen Original heißt), aber ich hätte echt schwören können, dass die Vorlage ein ganzes Stück älter wäre. Oder Winslow ließ sich eben einfach vom klassischen Actionthriller der 80er Jahre inspirieren. So oder so, "Kill Bobby Z" ist wunderprächtiges Retrokino aus dem neuen Jahrtausend. Von Regisseur John Herzfeld ("15 Minuten Ruhm", "2 Tage in L.A.") nach allen Regeln der modernen Kunst inszeniert (Flashbacks, Flashforwards, Crosscuts, Splitscreen und andere Stilmittel, es mag leicht überladen klingen, aber glücklicherweise hält der gute Mann sich nach den ersten zehn Minuten relativ stark zurück und setzt das Zeug nur noch ein, wenn es einigermaßen Sinn macht) wird dem geneigten Zuschauer ein Film geboten, der genau so gut etwa 20 Jahre oder älter sein könnte. Wilsons Story (zum Drehbuch umgestrickt von Bob Krakower und Allen Lawrence) ist sehr straight foreward, spart aber auch ein paar eher klassische Twists und Turns nicht aus (wer betrügt hier wen und solche Scherze) und setzt ansonsten auf ganz coole Sprüche, einen markigen Hauptcharakter, ein wenig Suspense und ansonsten Sex und Action, die zwar relativ unrealistisch daher kommt, aber niemandem weh tun will, sondern einfach nur Spaß machen. Und ein ziemlich dickes Augenzwinkern ist auch noch dabei.
    Tatsächlich machen die Actionszenen auch ziemlich viel Freude, auch wenn sie sich im einen oder anderen Klischee suhlen (aus Versehen dem Heckenschützen aus der Schusslinie stolpern und so). Uns' Held Kearney meuchelt rasch und konsequent eine ganze Wagenladung Menschen ohne große Probleme, ohne Gewissensbisse, ohne irgend welche moralischen Hammerschläge, die sind halt böse, go go, Tim! Mal wird ein wenig geschossen, dann die eine oder andere Verfolgungsjagd eingefädelt, Nahkampf findet sich auch und auch von kurioserer Action bleibt man nicht verschont (mal ehrlich, einem Kerl mit einem Autonummernschild die Kehle durchschneiden, geht's eigentlich noch cooler?). Die Action ist auch angenehm hart, so dass sie glaubhaft rüber kommt, allerdings in einem gewissen Widerspruch zur ansonsten recht leichtherzigen Art des Films steht. Zwar ist "Kill Bobby Z" mit Sicherheit keine Komödie, aber trotzdem verliert der Film seinen Humor nie, auch wenn unser Held von Fiesmännern attackiert, mit Waffen bedroht oder auch mal angeschossen wird. Ist alles halb so schlimm, ist ja nur ein Film oder so. Leute die etwas ähnlich dreckig-bösartig-finsteres wie "Running Scared" suchen sind definitiv an der falschen Adresse.
    Genau wie Leute, die viel Wert auf die Story legen. Zugegeben, der Plot von "Kill Bobby Z" ist jetzt grundsätzlich nicht schlecht, der Film ist nur irgendwie ziemlich... wirr geschrieben. Ein paar Probleme entstehen relativ augenscheinlich durch die Umsetzung von Buch zu Film (im Buch war Bobbys Sohn wohl sechs Jahre alt, im Film ist er zwölf... glücklicherweise, ihr wisst ja, Kinderdarsteller und ich...), ein paar andere sind einfach... naja... komisch. Wer jetzt hier was will und mit wem zusammen arbeitet, was vieles an dem Film eigentlich soll, das sind Dinge, die leider nie wirklich klar werden. Man kann sich natürlich seinen Teil denken, aber es wäre wirklich keine große Sache gewesen, da ein wenig mehr Ordnung reinzubringen. Diese Schwäche verblasst zwar gegenüber der Sexy Violence, aber hier liegt wohl mein größter Kritikpunkt: Der Film feiert ein paar sehr ordentliche, weil zwar unrealistische aber doch supercoole Actionszenen ab (ja, die Bösewichte stellen sich regelmäßig wie 80er Jahre Pappkameraden an und Kearney ist Superman, kennt man ja...). Wenn es dann aber zum Showdown kommt, dann... weiß nicht, vielleicht war das Geld alle, vielleicht musste man fertig werden, vielleicht liegt's daran, dass man das Buchende beibehalten wollte und so etwas in Schriftform besser funktioniert (ich habe keine Ahnung, ich laß das Buch ja nicht), aber... ich war einfach nicht beeindruckt, eher sogar etwas enttäuscht. Es war nicht schlecht, aber... naja.
    Glücklicherweise gibt's ja noch Redeeming Values, die sich hier wohl noch in Form von Darsteller finden. Paul Walker ("Running Scared", "The Fast and the Furious") mag ich seit seiner Rolle als Joey Gazelle einfach und hier liefert er zwar keine ganz so gute Leistung ab, okay ist er aber trotzdem. Sympathisch, charismatisch, in den Actionszenen wirklich ordentlich (vor allem bei den Prügeleien), das geht doch alles schwer in Ordnung. Laurence Fishburne ("Matrix", "Apocalypse Now") hat an der Rolle des zwielichtigen Cops sichtlich Spaß und darf hier und da auch mal ein wenig physische Präsenz zeigen. Charakterliche Tiefe sucht man zwar vergebens, aber wenn man Fishburne bucht, dann weiß man ja eigentlich, was man kriegt. Olivia Wilde ("Alpha Dog", "Turistas") gefiel mir persönlich auch ziemlich gut, sie hatte ein paar recht starke Szenen, war weitestgehend sympathisch und bot auch was für's Auge. Einmal oben ohne (leider nur von hinten), einmal in einer sehr kuriosen Bondage-Szene (dabei auch wieder halb nackt, aber auch recht zahm...), aber immerhin. Hübsches Gesicht jedenfalls. J.R. Villarreal, seines Zeichens damals vierzehnjähriger Kinderdarsteller, ist auch nicht so schlimm, wie er sein könnte. In den ersten Szenen, in denen er mal den Mund aufmachen darf, befürchtete ich schon das Schlimmste, aber er stört eigentlich weitestgehend gar nicht und ist sogar für ein paar Schmünzler gut. Jason Flemyng ("Bube, Dame, König, grAs", "Octalus"), den ich persönlich auch recht gern mag, kam leider etwas kurz, spielte aber gut. Auch Keith Carradine ("The Long Riders") macht seine Sache als altgedienter Henchmen der Bösewichte gut, verschwindet nur etwas undankbar aus dem Film. Joaquim de Almeida ("Im Fadenkreuz", "Desperado") war mir als Don Huertero etwas zu hölzern und nicht fies genug, hätte außerdem zusätzliche Screentime dringend nötig gehabt, aber nicht bekommen. Dafür konnte Michael Bowen ("The Monster Hunter", "Kill Bill Vol. 1") als Bikeranführer Boden gut machen. Wirkliche Ausrutscher gab's keine, der Film war wirklich angenehm solide besetzt, so dass es in der Hinsicht wahrlich nix zu meckern gibt.
    Und auch ansonsten kann man an "Kill Bobby Z" nicht wirklich viel aussetzen. Okay, kann man schon, wenn man böswillig ist, aber der Film ist eigentlich in keiner Hinsicht wirklich schlecht geraten. Das was er erreichen will erreicht er auch: Unterhaltung. Und in der Hinsicht macht er auch so gut wie alles richtig. Zwar absolut nichts außergewöhnlich, aber eben auch nichts so falsch, dass man ihn dafür hassen müsste.
    Kommen wir zum Fazit: Wer ganz entspannt knapp 90 Minuten lang im Stile der guten alten 80er Jahre Actionthriller unterhalten werden will, der liegt mit diesem schnieken Retrohobel hier goldrichtig. Eine nette Story mit ein paar Twists und Turns, die niemanden überfordern dürften (ich hab sie schon wieder vorausgeahnt, verdammt auch), spaßige Action, gute Darsteller und sympathische Charaktere, ein dickes fettes Augenzwinkern und Olivia Wilde fast nackt, was will man mehr? Für den Rahmen, in dem "Kill Bobby Z" sich bewegt, ist der Film eine extrem runde Sache, die lediglich in den letzten Minuten etwas mehr Pepp vertragen hätte. Trotzdem sehr empfehlenswert, wenn man mit dem Genre was anfangen kann.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Walker mag ich richtig gern, der mausert sich langsam zu einem coolen Actionhelden, auch der Rest geht in Ordnung und Olivia Wilde sieht schnieke aus)
    Plot: 05/10 (okay, wenn auch in den Details etwas schlampig)
    Effekte: --/10 (wirklich großartige Effektarbeit ist nicht drin)
    Anspruch: 02/10 (simpler Unterhaltungsfilm)
    Gesamteindruck: 07/10 (wackelige 7, aber unterhaltsam war's eh und wahrscheinlich hab ich den Film nicht zum letzten Mal gesehen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.8)
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    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline

  5. #145 Zitieren
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    Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger

    [Bild: review_starwarsep2.jpg]

    Erscheinungsjahr : 2002
    Genre : Sci-Fi-Fantasy
    Regie : George Lucas
    Darsteller: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen
    FSK : 12
    Länge : 137 Minuten


    Inhalt: Muss ich wohl nicht näher ausführen...

    Kritik: Ja, ich weiß, da Spezialeffekte und Laserschwertaction bei mir nicht automatisch ein Gefühl von Erregung auslösen, bin ich nicht unbedingt das primäre Zielpublikum für Star Wars. Trotzdem habe ich mir heute den zweiten Teil von George Lucas neuer Trilogie angetan. Um es vorwegzunehmen: Es ist mir nicht gerade gut bekommen. Also übergebe ich mich einmal:

    Am besten sind noch die Spezialeffekte. Diese sehen auch heute noch relativ gut aus. Aber: Wenn ich mir vor Augen führe, dass Starship Troopers von 1997 bei ähnlichem Spektakel imo „authentischer“ aussieht, ist CGI heute kein Grund mehr, diesen Film zu sehen. Inszenatorisch ist der Film überwiegend ... unglücklich. Dies gilt besonders für die Musik. Denn da die Darsteller weit größere Ausfälle sind, als nominell zu vermuten wäre, versuchte Lucas anscheinend, uns die Emotionen einer Szene über die Musik einzuhämmern. Was gründlich schiefgeht: Die Wahl und der Einsatz der Musik scheint geradezu debil, so dass ich mich gefragt habe, ob ich eine Satire sehe.

    Für die entsetzlich unglaubwürdige Liebesgeschichte kann ich nicht alleine Natalie Portman und Hayden Christensen verantwortlich machen, denn bei den ihnen zugeteilten Dialogen war jede Hoffnung von vornherein verloren. Aber ganz freisprechen kann ich die ganze Besetzung nicht, denn man kann zumindest verlangen, dass das zusehen nicht wehtut. Am Schluss hatte sich lediglich Ewan McGregor nicht meinen perönlich gemeinten Hass zugezogen.

    Story an sich ist vorhanden und möglicherweise gar keine große Katastrophe, aber besonders toll ist sie nun auch wieder nicht. Eine Auszeichnung für fortgeschrittene Dummheit möchte ich nicht aussprechen, da wohl eindeutig zu akzeptieren ist, dass dies ein Film ist, der für Leute jüngsten Datums konzipiert wurde: Also, was soll‘s... .Die Dialoge sind allerdings so unterirdisch, dass sich auch einige Kleinkinder peinlich berührt fühlen dürften. Und witzig werden sie die Witze wohl auch nur selten finden.

    Mittlerweile ist meine Übelkeit verschwunden und ich bin dank dem folgenden Starship Troopers erheblich besser gestimmt. Trotzdem: „Angriff der Klonkrieger“ ist ein Film für Kleinkinder, der für Erwachsene bestenfalls einen gewissen Trashcharme an der Grenze zu einer Satire gekreuzt mit guten Spezialeffekten zu bieten hat. Er macht einem das Draufhauen fast schon zu leicht.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 2/10
    Plot : 4/10
    Effekte : 7/10
    Anspruch : 1/10
    Gesamtwertung : 3/10


    IMDb (Wertung 6.8)
    Amazon (DVD)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (21.09.2009 um 01:08 Uhr)

  6. #146 Zitieren
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    The Age of Innocence
    (Zeit der Unschuld)

    [Bild: review_age_of_innocence.jpg]

    Erscheinungsjahr : 1993
    Genre : Drama / Liebesfilm / Historienfilm
    Regie : Martin Scorsese
    Darsteller: Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer, Winona Ryder
    FSK : 12
    Länge : 139 Minuten


    Inhalt: New York in den 1870ern: Anwalt Newland Archer ist verlobt mit der hübschen, naiven May Welland, einer standesgemäßen Partie. Er beginnt sein geplantes Leben zu hinterfragen, als ihre Cousine, die schöne Gräfin Ellen Olenska, ankommt. Sie hat ihren ausfallend werdenden Ehemann, einen polnischen Grafen, verlassen, was sie in der High-Society zur Außenseiterin macht und ihre Familie vor einem offenen Skandal fürchten lässt. (Wikipedia)

    Kritik: Kamera, Ausstattung und Kulisse sind hervorragend. Auffallend und in krassem Gegensatz zur überwiegenden und bemerkenswert gelungenen Immersion sind Scorseses darüber hinausgehende Mittel wie z.B. der Einsatz von Farbeinblendungen oder von-oben-Ansichten, die bewusst die filmische Realität brechen und dadurch an einigen Stellen zeigen, dass wir über das präsentierte nachdenken sollten – dazu später mehr. Es ist immer ein Genuss, in Filmen großartige klassische Musik zu hören, die diesen Bereichert anstatt nur zu untermalen, wie dies bei nahezu allen speziell geschriebenen Soundtracks der Fall ist. Wer auch immer das Motto „ein Soundtrack ist gut, wenn er nicht auffällt“ in die Welt gesetzt hat, er hatte unrecht, denn nicht jeder ist ein George Lucas, dessen rekordverdächtig plumper Musikeinsatz allenfalls bewirkt, dass ich mich beim momentanen Nebenherfernsehschauen wundere, wie schlecht dessen neue Star-Wars-Trilogie doch funktioniert, da sämtliche Emotionen aufgrund von Darsteller- und Dialogtotalausfällen hauptsächlich über Musik kommuniziert werden müssen und dies auf das kläglichste scheitert. Aber zurück zu „The Age of Innocence“, dem totalen Gegenteil diesbezüglich: Superber Soundtrack, der es sowieso nicht nötig hat Darstellerschwächen zu vertuschen, denn...

    ...deren Leistungen sind ebenso fantastisch. Michelle Pfeiffer bietet keinen – aber auch nicht den geringsten – Anlass zur Kritik. Winona Ryder ist nicht schlechter, dürfte aber etwas polarisieren. Ich fand sie spitze. Und zu Daniel Day-Lewis fehlen mir – im positiven Sinne – sogar die adäquaten Worte. Ihm ist es mindestens ebenso stark wie Scorseses filmischen Mitteln zu verdanken, dass man über das gezeigte und gehörte hinausblicken kann. Zwar teilt eine Erzählerin die messerscharfen Urteile und Gefühle des immer anwesenden Protagonisten mit und man sieht auch nicht wesentlich mehr als dieser, aber man behält den ganzen Film über sowohl das Gefühl, Newland Archer uneingeschränkt zu verstehen, als auch die Fähigkeit, seine Perspektive kritisch einzuordnen. Daniel Day-Lewis ist einer der besten Darsteller, die mir bekannt sind und dies ist die Rolle, in der er mir am besten Gefallen hat. Die Leistung, einen Film dieses Kalibers zu einem nicht unwesentlichen Teil zu tragen, kann ihm gar nicht hoch genug angerechnet werden.

    Vordergründig scheint „Zeit der Unschuld“ ein Film zu sein, der von einem Liebespaar handelt, dass durch eine unterdrückende Gesellschaft daran gehindert wird, zueinander zu finden. Er zeigt die Etikette als Fluch, als grausam dem Individuum gegenüber, er zeigt die Perspektive von Newland Archer, der von oberflächlichen, nur an Mode und Tratsch interessierten Menschen umgeben zu sein glaubt, und nur sich selbst und Ellen für „tief“ zu halten scheint. Soweit also reiner Standard, doch was macht ihn besonders?

    Er wird durch die schon erwähnten Mittel Scorseses vielschichtiger. Er geht, ebenso wie u.a. auch Kubricks „Barry Lyndon“, darüber hinaus, wenn auch nicht ganz so weit und konsequent wie dieser. Er ist sich und macht uns bewusst, dass Newland Archer ebenso Teil der Gesellschaft, Teil der von oben gefilmten Rituale ist. Er lässt uns verstehen, dass Newland Archer trotz aller Sympathie, die wir mit ihm entwickeln, auf dem Holzweg ist. Der Protagonist, erbarmungslos hart und arrogant in seinen Urteilen und seiner Verurteilung seiner Frau als „leerem“, nur an Oberflächlichem interessierten Dummchen, liegt offensichtlich falsch. Die Menschen um ihn herum sind ebenso „tief“ wie er selbst und ebenso eingebildet, in dem sie sich für menschlicher halten, als ihre Mitmenschen. Eben deshalb erhält jeder, ohne es eigentlich zu wollen, die Fassade der Etikette aufrecht. Wer spricht schon mit einem anderen über etwas anderes als Smalltalk, wenn er diesen für hohl hält? Tja, und schon wäre die „einzigartige“ Liebe zur Seelensgefährtin, die Newland Archer glaubt zu empfinden, dekonstruiert. Er hat nicht einmal angefangen, mit seiner Verlobten/Frau aufrichtig zu sprechen. Natürlich lässt sich ein Werk wie dieses nicht auch nur annähernd auf diesen Punkt reduzieren, aber es handelt sich hiermit unzweifelhaft um einen der Kerne.

    Etwas Schade finde ich diesbezüglich, dass Scorsese den Schluss, in dem dies nicht explizit, aber eindeutig ausgesprochen wird, gebracht hat: Er hätte seiner Kunst und den Darstellerleistungen vertrauen können, dies herüberzubringen. Und er hätte den Zuschauern die Intelligenz zutrauen müssen, dies bis dahin schon begriffen zu haben: denn wer es bis dahin noch nicht geschnallt hat, wird es am Ende auch nicht mehr tun und möglicherweise „Kitsch“ denken. Alle anderen haben es imo schon bei der brillianten Szene, als Archer seine Verlobte besucht, um sie zu bitten, die Heirat zu beschleunigen, gemerkt. So fühlte ich mich irgendwie für dumm verkauft.

    Fast hätte ich vergessen, die wunderschönen Dialoge zu loben, die manchmal mehr beinhalten, als offensichtlich ist. Erwähnenswert ist auch noch, dass ich mir trotz Anflügen von subtilem Humor noch deutlich mehr davon gewünscht hätte.

    Ich bin mir unschlüssig darüber, ob ich „Zeit der Unschuld“ ungerechterweise an einer 10 vorbeischrammen lasse, weil ich den imo thematisch teilweise ähnlichen „Barry Lyndon“ kenne und er gegenüber diesem geradezu verblasst oder ob ich ihn möglicherweise nur deswegen überhaupt erst „verstanden“ habe. Jedenfalls halte ich ihn für den besten Film Scorseses – er ist zumindest mit großem Abstand derjenige, den ich am meisten mag. Eine große Tragik ist, dass er zum Zeitpunkt seines Erscheinens in der öffentlichen Wahrnehmung von „Schindlers Liste“ verdrängt wurde, denn das hatte er nun wirklich nicht verdient.

    Uneingeschränkt sehenswert, wenn man nicht mit falschen Erwartungen an den Film herangeht!

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 10/10
    Plot : 6/10
    Effekte : 9/10 (mit starker Tendenz zur 10)
    Anspruch : 9/10
    Gesamtwertung : 9/10


    IMDb (Wertung 7.1)
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    c_87 ist offline Geändert von c_87 (21.09.2009 um 02:33 Uhr)

  7. #147 Zitieren
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    Memo an mich selbst: Bah, aalten Count, hör auf relative Zeitangaben zu benutzen, die hauen dich noch in die Pfanne...


    Kinostart: 13.10.2005
    Genre: Action/Thriller
    Regie: John Stockwell
    Darsteller: Paul Walker, Jessica Alba, Scott Caan
    FSK: 12

    Inhalt: Taucher Jared hofft darauf, eines Tages auf irgend einen gesunkenen Schatz zu stoßen, der in der Nähe der Bahamas sein Dasein fristet und darauf wartet, geborgen zu werden. Bei einem Tauchgang mit ein paar Freunden stößt er allerdings auf etwas ganz anderes: ein abgestürztes Flugzeug, in dem mehrere hundert Kilo Kokain herumliegen. Dass das für einen Haufen Probleme sorgt, dürfte klar sein...

    Kritik: ...or rather not. Ich hab das Gefühl, dass ich schon mal ein Review mit genau denselben Worten angefangen habe, aber irgendwie passt's gerade so gut. Ja, gerade flimmerten die letzten Minuten von "Into The Blue" über den Bildschirm, den Pro7 am Samstag den 19. September ausstrahlte (direkt danach kam übrigens "Kill Bobby Z"... komischer Zufall, aber ich will den Film trotz seiner Qualitäten eigentlich nicht direkt schon wieder sehen) und... eine gewisse Ratlosigkeit bleibt zurück. Aber fangen wir doch lieber da an, wo's normalerweise anfängt. Also vorne.
    Der eine oder andere mag es schon gemerkt haben, ich hab zwar die "The Fast & the Furious"-Filme nicht gesehen, aber trotzdem halte ich Paul Walker nicht nur für einen sehr kompetenten Mimen, sondern zugleich auch für eine ziemliche Hoffnung, was den modernen Actionfilm angeht. Also kein Wunder, dass ich mir die Möglichkeit nicht entgehen lasse, noch 'nen Streifen mit dem ollen Paule zu sehen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und da ich gerade mal wieder auf Besuch bei meinen Eltern bin und dementsprechend keinen DVD-Player bei der Hand habe, muss man halt nehmen, was das Fernsehn so bietet (gestern war das "Road House" mit dem kürzlich verblichenen Patrick Swayze, den rezensiere ich aber erst, wenn ich die ungeschnittene DVD besitze, die werd ich mir nach dem ersten Anschauen nämlich zulegen, das Ding kann was). Und dieses Argument zog dann sogar gegen die knappe Warnung, die Kollege Ritley mir irgendwann aussprach. Naja, was heißt "Warnung"? Er sagte halt, dass das Ding so prall nicht ist. Da ich aber ein aufgeschlossener Filmschauer bin, vielleicht sogar Masochist (wahrscheinlich, ihr kennt mich), muss ich mir das halt selbst mal anschauen.
    Ritley hatte recht. "Into The Blue" ist kein besonders guter Film. Und das hat diverse Gründe, aber die meisten davon liegen im Drehbuch der Plotte begraben. Dessen Autor Matt Johnson (schrieb vorher nur "Hart am Limit" und seitdem auch ni mehr) hat nämlich eindeutig zu viel Spaß an Klischees. Das fängt schon bei der Story an... Ein Haufen unbedarfter Menschen stößt durch Zufall auf einen Haufen Drogen, die in einem abgestürzten Flugzeug vor sich hin faulen. So was ähnliches gab's ja auch nicht schon drölfzigtausend Mal. In "Ein einfacher Plan" von Sam Raimi zum Beispiel (okay, da war's Geld aus 'ner Entführung oder so, der Film rockte aber fett), sogar der Bruceploitation-Streifen "Rache ohne Gnade" (oder so... ist lang her) hatte quasi dieselbe Idee, fock noch eins, sogar in "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten" stolperten Michael Douglas und Kathleen Turner mitten im Dschungel über ein abgestürztes Flugzeug voller Drogen (was mit dem Plot genau Zilch zu tun hatte, aber es ist ja der Gedanke der zählt, nech?). Kreativität also höchstens mal 'ne Fünf, aber so schlimm ist das ja prinzipiell nicht. Hauptsache das Ding hat irgend welche Redeeming Values oder ist ansonsten kompetent geschrieben.
    "Into The Blue" hat aber den unangenehmen Mief einer extrem planlosen Drehbucharbeit. Denn den Spannungsbogen des Films kann man eigentlich nur mit "Stuff happens" beschreiben. Dinge passieren. Gar nicht so wenige Dinge. Aber man wird halt das Gefühl nicht los, dass anfänglich kein Masterplan hinter dem Skript steckte. "Fluch der Karibik"-Syndrom. Es war halt einfach kein Skript da, also ist Regisseur John Stockwell ("Blue Crush", "Turistas") jeden Tag ans Skript gekommen und hat sich schnell ausgedacht, was man denn heute drehen könnte. Schlimmer als das, irgendwie kam es mir so vor, als wäre die Idee mit dem Drogenflugzeug ursprünglich gar nicht für den Film vorgesehen gewesen. Klar, finden tun unsere Helden das Ding schon nach zehn Minuten, aber dann wird's größtenteils vom Skript wieder vergessen und höchstens mal in einem Nebengedanken erwähnt, hauptsächlich geht's unserer Protagonistenriege nämlich darum, einen echten Schatz zu heben. Jetzt hypothetisiere ich mal flink: Als Johnson und Stockwell dann aber nämlich merkten, dass du daraus keinen abendfüllenden Film stricken kannst, bzw. ihnen keine Probleme mehr einfielen, die sie den Schatzuschern in spe mal flink aus dem Hut raus wieder in den Weg schummeln könnten, da kam ihnen die Idee mit den Drogen und schwups kloppten sie das Ganze mit dem Holzhammer ins Skript rein. So wird das Flugzeug auch erst nach sage und schreibe einer knappen Stunde handlungsrelevant. Ist ja an sich legitim, muss ja nicht immer alles von Null auf Hundert in 5,2 Sekunden. Problem ist nur: Alles was vorher passiert ist einfach nur scheißen langweilig.
    Ungefähr 60 Minuten quält "Into The Blue" sich durch ein wirklich entsetzlich lahmarschiges Skript durch, das zwischen relativ inspirierten aber auf Dauer viel zu monotonen Unterwasserszenen und dem typischen Macho-Bullshit eigentlich so gar nicht wirklich weiß, was es will. Schlimmer als das: Johnson hatte beim Schreiben des Drehbuchs einen akkuten Anfall von Blödheit und übertrug den dann mal fix auf alle handelnden Figuren. Es ist wirklich entsetzlich, wie doof hier jeder Einzelne von unseren sogenannten Helden ist. Sogar Paul Walkers Figur Jared, der eigentlich immer recht souverän rüberkommt, verliert irgendwann kurz nach der 60-Minuten-Marke den Verstand und schließt sich seinen Screen-Partnern freudig beim kollektiven "Saudumme Entscheidungen Treffen" an. Das schmerzt. Das schmerzt sogar sehr. Und wirklich retten lässt sich diese Drehbuchahavarie vom tatsächlich ganz coolen (und überraschenderweise sau brutalen) Ende auch nicht mehr (Haie ftw, sag ich mal...).
    Genau so wenig, wie von den Schauspielleistungen. Also... nicht dass viele das überhaupt versuchen würden. Paul Walker ("Running Scared", "Kill Bobby Z") hat Screenpräsenz wie immer, der Mann könnte einen Backstein spielen und würde immer noch jede Szene dominieren. Charismatisch, sympathisch, gewohnt gut, da geht nix drüber. Seine Figur ist hier und da wie gesagt zu blöd zum Scheißen, aber gutt... Jessica Alba ("Sin City", "Die Killerhand") ist da eine ganz andere Nummer. Zugegeben, ich kann die Frau von Natur aus schon nicht leiden und hege deswegen heftige Antipathie gegen sie, sie ist hier auch nicht ganz so furchtbar wie sonst, trotzdem nervt sie ganz heftig. Gekünstelt wie immer, ganz heftig vom Drehbuch auf "sympathische Gutmenschin" gebürstet, da kommt mir die Galle hoch. Gut aussehen tut sie auch nicht... Immerhin bekommt sie nicht viel Gelegenheit zu nerven und zieht sich beim Showdown "okay" aus der Affäre (jetzt hätte ich fast "aus dem Verkehr" geschrieben, irgendwie bin ich nicht ganz bei der Sache). Scott Caan ("Ocean's Eleven", "American Outlaws") nervt da schon eher. Zwar erinnerte er mich (nicht zuletzt wohl wegen der Synchronstimme, aber eine gewisse Ähnlichkeit war auch da) ein wenig an Alan Tudyk, aber er schaffte es tatsächlich prima, mir ganz heftig auf den Keks zu fallen. Lag vielleicht auch an seiner Figur, die zu der Sorte "beste Freunde" gehörte, die der Hauptdarsteller - wenn das Skript es ihm erlauben würde - erwürgen und im Meer versenken (Gelegenheit, also Meer, gab's dazu hier ja genug) täte. Ashley Scott ("Lost"... der Film mit Dean Cain, nicht die Serie) als sein Halb-Gspusi Amanda kann da gleich mitkommen, mehr brauch ich dazu nicht zu sagen... Josh Brolin ("No Country For Old Men", "Best Laid Plans") ist natürlich prinzipiell überragend, leider kommt seine Rolle viel zu kurz und der gute Mann ist dadurch ziemlich unterfordert. Das Drehbuch legt ihm dann hier und da noch ziemlichen Blödscheiß in den Mund... Wie kann man so einen guten Darsteller nur derartig verschleißen? Die restlichen Darsteller gehen in Ordnung, schaffen es glücklicherweise nicht so sehr wie ein paar von den Hauptrollen zu nerven, bekleckern sich aber auch nicht gerade mit Ruhm.
    Ein wenig Boden macht "Into The Blue" dann noch mit seinen stimmungsvollen Unterwasseraufnahmen gut, die sich - wie oben schon erwähnt - aber viel zu schnell abnutzen. Haste einen schillernden Fisch vor blauer Kulisse gesehen, haste alle gesehen. Lediglich im letzten Viertel, bei dem dann ein wenig mit der Actionkeule geprügelt wird (und auch Kunstblut zum Einsatz kommt und das nicht zu knapp, ich bin erstaunt, dass der Film im Fernsehn scheinbar ungeschnitten lief und trotzdem ab 12 ist...) können auch hier noch ein paar Akzente gesetzt werden, ansonsten ist die Inszenierung des Streifens ganz nett, aber nichts bemerkenswertes. Das beschreibt auch "Into The Blue" im Ganzen ganz gut, denn...
    Kommen wir zum Fazit: "Into The Blue" ist trotz Paul Walker, trotz einem netten Showdown und trotz einigen stimmungsvollen Unterwasseraufnahmen eine relativ lahme Thrillerkrücke. Das Drehbuch gibt einfach nicht genug interessantes her, so dass Spannung Mangelware ist, Langeweile sich dafür um so öfter breit macht. Dumme Figuren und eine generelle Planlosigkeit, die bis in den letzten Akt anhält, runden die Sache ab. Was schade ist, denn wenn der Film erst mal in Fahrt kommt, dann ordentlich. Die letzten Minuten machen nicht zu knapp Spaß, bis dahin kann man sich aber eigentlich nur an die Performances von Walker und Brolin halten, der Rest ist einfach zu lahm.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (Walker gut, Brolin unterfordert, der Rest... meh)
    Plot: 03/10 (völlig wirr zusammengewürfelt)
    Effekte: 07/10 (das Ende machte wie gesagt nicht zu knapp Spaß und auch ansonsten gar nicht wenig stimmungsvoll)
    Anspruch: 02/10 (Unterhaltungskino und recht blödes noch dazu)
    Gesamteindruck: 04/10 (kratzt zwar schon an der fünf, kann sie aber doch einfach nicht erreichen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.7)
    Link zum Trailer (Wow, der Trailer schafft es tatsächlich, die ganze Geschichte mit dem Flugzeug rauszuhalten und ALLES ANDERE zu spoilern)
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    Kinostart: 30.04.1987
    Genre: Horror/Drama
    Regie: Ken Russell
    Darsteller: Gabriel Byrne, Julian Sands, Natasha Richardson
    FSK: 18

    Inhalt: 1816: Der britische Dichter Shelly reist mit seiner Frau und deren Halbschwester nach Genf, um dort den im Exil lebenden Exzentriker Lord Byron aufzusuchen und eine Nacht in seinem Haus zu verbringen...

    Kritik: Ja ja, mal wieder eine total vage Inhaltsangabe, ich weiß. So what? Mir fällt einfach nicht viel mehr ein, was ich zu dem Schinken schreiben könnte. Nachdem "Into The Blue" vorbei war, blieb ich noch ein wenig auf, um das zugehörige Review zu tippen und dann noch eins zur CD "Take Leave" von Still It Cries. Chronische Langeweile und so, kennt man ja. Über ein paar von meinen literarischen Ergüssen hab ich auch noch drübergeschaut. Aber eigentlich wollte ich nur Zeit totschlagen, ich hatte nämlich mal wieder Lust darauf, unvoreingenommen an einen Film ranzugehen ("Das Grauen" anyone?) und da kam's mir doch gerade recht, dass im Nachtprogramm von Tele5 der 1986er Horrorfilm "Gothic" lief, der mir persönlich so goar nix sagte. Doof natürlich, dass ich von eben dem Film natürlich doch schon was gehört hatte, mir nur diesen extrem markanten Titel (höhö) nicht gemerkt hatte. Bei IMDB war ich schon ein paar mal über die Seite des Films gestolpert, er klang auch soweit gar nicht uninteressant, ich hatte schon hin und wieder mal mit dem Gedanken gespielt, ihn mir irgendwo her zu beschaffen, daraus ist aber nix geworden. Jetzt also im Fernsehn, nech?
    Und nach dem Anschauen bin ich irgendwie auch froh, dass ich kein Geld dafür ausgegeben habe. Nicht, weil "Gothic" irgendwie exzeptionell schlecht wäre. Sondern weil... hm... sagen wir mal so, noch mal werd ich ihn mir wahrscheinlich nicht anschauen. Oder sagen wir besser "So bald nicht noch mal", denn wie ja alle Welt weiß (spätestens seit "Die Geisterstadt der Zombies" und "The Ghosts of Edendale") hab ich eh einen an der Klatsche, was Filme angeht. Trotzdem war die "Erfahrung" "Gothic" eine... ich will nicht sagen "unerfreuliche", aber dennoch werde ich wohl aus diversen Gründen das Ding hier nicht in meine "Filme die ich mir alle zwei Stunden anschauen kann"-Liste aufnehmen (Spitzenreiter darin sind wohl locker "Mortal Kombat" und "Operation Dance Sensation").
    Was macht "Gothic" jetzt zu einem "nicht schlechten Film, den ich mir niet mehr anschauen will"? Einiges. Erst mal muss man wohl sagen, dass "Gothic" eigentlich kein Horrorfilm ist. Irgendwo sicher schon, ein paar Teile sind schon aus gruseltechnischer Sicht nicht zu verachten, trotzdem liegt das Hauptaugenmerk des Streifens nicht darauf, dem Zuschauer Angst einzujagen. Ich weiß nicht mal genau, was der Film im Kern will, also ziehen wir das Ding doch mal andersherum auf: Was schafft "Gothic"? Auch einiges.
    Erstens einmal irgendwie zu nerven. Schon die ersten paar Minuten zeigen uns eindrucksvoll, wie überdreht der Film von Ken Russell ("Tommy", "Die Teufel") eigentlich ist. Da wird mal herzlich herumgekreischt, die Darsteller rennen wie auf Drogen durch die diversen Sets und konsumieren auch einiges an bewußtseinserweiterndem Zeug (Laudanum gehörte im Hause Byron wohl zum guten Ton, im Film wird nix anderes getrunken, wenn ich mich nicht täusche) und haben mächtig Spaß daran, sich gegenseitig irgendwie überhaupt nicht knorke zu finden, im gemäßigten Rahmen Gewalt anzutun, etc. pp. Gut, "nerven" ist in diesem Fall relativ, wenn man sich erst mal an die überdrehte Art des Films gewöhnt hat (und das geht erstaunlich fix), dann nervt er eigentlich nicht mehr, sondern schafft etwas anderes: Er ekelt den Zuschauer mit seinen Figuren an.
    Und so merkwürdig das jetzt klingen mag, das ist positiv gemeint. "Gothic" ist ganz bestimmt kein "Easy Viewing", wenn ich das mal so sagen darf. Hier gibt es keine Guten und Bösen, ja nicht mal irgend welche Sympathieträger. Hier sind allesamt Kotzbrocken sondergleichen, die sich gegenseitig auf psychischem und physischem Weg zu Grunde richten. Gewagte Sache, aber es funktioniert überraschend gut. Die Darstellung der lethargischen, exzentrischen, abstoßenden Menschensorte, die sich damals "Dichter, Denker und Intellektuelle" nannte, ist hervorragend und befriedigt irgendwie ganz klar die voyeuristischen Neigungen des Publikums (und zu einem gewissen Grad hat die jeder, Punkt!). So "weh" das gezeigte auch tut, man kann die Augen nicht davon abwenden, man will wissen, wie es mit diesen Leuten ausgeht, welche Steigerung die Perversion des Films noch erreichen kann.
    Das faszinierende daran ist, dass "Gothic" eigentlich gar keinem wirklichen Plot folgt. Wir haben eine Figurenkonstellation, die schon für einiges an Zündstoff sorgt, dazu ein Szenario (fünf Menschen, die wegen einem Sturm in einem gewaltigen Haus eingesperrt sind) und dann lässt Russell das Ding einfach mal laufen (ne, nicht wirklich, ein Skript wird's schon gegeben haben, aber es gibt einfach keinen wirklichen roten Faden, der dem Ablauf der Szenen einen wirklichen Sinn verleihen würde). Es gibt Dinge, die aufeinander aufbauen. Aber es gibt keine Story. Wir sehen einfach nur eine Nacht, in der fünf Menschen Dinge wiederfahren. Und was davon echt ist und was sich in den benebelten Köpfen unserer Protagonisten abspielt, dazu schweigt der Film sich auch galant aus.
    Ja, hier wird viel mit dem Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und Einbildung gearbeitet. Die Figuren selbst erklären sich das mit einer Seance, mit der Herbeirufung eines bösen Geistes, der für all den Kram verantwortlich ist, der im Haus vorgeht. Aber der Zuschauer weiß eh, dass das viel mehr eine psychologische Sache ist. Nichts desto trotz kann man ihr die Effektivität nicht absprechen. Wann immer die teils surrealen, teils geradezu grotesken Horrorelemente ins Spiel kommen, dann fängt der Film richtig an zu glänzen. Dafür sorgt einerseits das gute Timing der Schocker, andererseits auch die grandiose Ausstattung. Russell schafft es glänzend die Balance zwischen gotischem Bombast und surrealer Einfachheit zu halten, so dass der Film nie seine albtraumhafte Wirkung verliert. Aber ach, wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die Horrorelemente ziehen wie Hechtsuppe, das steht außer Frage, aber ein bißchen mehr wäre hier doch mehr gewesen. Der Dämon auf dem Bett, großartig. Die Schlange an der Ritterrüstung, fantastisch. Der abgetrennte Kopf, den Byron zufällig findet, fabelhaft. Aber bis zum Overkill gegen Ende (der dann richtig ordentlich Gas gibt) bleiben all diese Dinge so vereinzelt. Wir als Zuschauer wissen, dass der Film dank seiner psychisch induzierten "Bedrohung" quasi machen kann, wonach ihm der Sinn steht, jeden noch so abgefahrenen Mindfuck reinprügeln, er tut's aber nicht, oder sagen wir mal "nur selten".
    Sehr ordentlich sind dafür die schauspielerischen Leistungen. Zumal die kammerspielartige Inszenierung sich ja eh nur auf fünf Figuren (mit ein paar besseren Statisten hier und da) konzentriert. Der Höhepunkt des Films - und ich bin wirklich erstaunt, dass ich das jemals sagen würde - ist Gabriel Byrne ("Die üblichen Verdächtigen", "Stigmata", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee"), der den exzentrischen Byron sowohl in den lethargischen Augenblicken als auch bei seinen völlig wahnwitzigen Ausbrüchen perfekt rüberbringt. Keine Ahnung, was da sonst immer los war, ich hielt Byrne bislang für eine ziemliche Wurst, die nur absolut coole Charaktere mit anderthalb Gesichtsausdrücken spielen könnte, aber hier zieht er dem Rest der Akteure locker die Wurst von der Stulle. Julian Sands ("Warlock", "Romasanta") wirkt dagegen geradezu blass, ganz so gut ist der Mann auch nicht, seine hysterie wirkt doch eindeutig zu sehr "gespielt", aber in den etwas ruhigeren Momenten macht er auch nichts falsch. Natasha Richardson (die letztes Jahr verstorbene Frau von Liam Neeson) reiht sich in ihrer Rolle als Mary Shelly irgendwo zwischen Byrne und Sands ein, sie ist definitiv nicht schlecht, aber gegen Byrne kann man echt nur schwach dastehen. Ansonsten meistert sie ihre Rolle eigentlich jederzeit souverän. Myriam Cyr ("I Shot Andy Warhol", "Species 2") als Marys Halbschwester und Timothy Spall (spielt in allen "Harry Potter"-Filmen und ist auch sonst gern gebuchter Charaktermime) als Byrons Biograph runden das Gesamtbild dann ab, vor allem Spall hat ein paar recht starke Augenblicke, Cyr wirkt manchmal zu überdreht. Definitiv aber eine Darstellerriege, die den Wahnsinn des Films gut transportieren kann.
    Und wahnsinnig, das ist "Gothic". Wahnsinnig, pervers, "uncomfortable"... Die 18er-Freigabe ist eine merkwürdige Entscheidung, die wohl wesentlich mehr auf den sexuellen Inhalt des Films und seine verstörende Wirkung zurückzuführen ist. Brutal ist hier nicht so viel dran (zumindest nicht physisch), Sex spielt jedoch eine extrem große Rolle (heftige sexuelle Untertöne throughout) und das führt von der einen oder anderen Orgie über Sodomie und Homosexualität bis hin zu Inzest. Diese "feine Gesellschaft" ist sich wirklich für keine Perversion zu schade.
    Und hier kommt wieder der oben schon angeklungene Gedanke ins Spiel. "Gothic" ist ein guter Film, aber er ist auf eine Art und Weise gut, die es schwer macht, ihn sich freiwillig öfter anzuschauen. Er schaut sich einfach nicht gut, weil die Figuren und das, was sie tun, so abstoßend sind, weil die psychische Gewalt, die in dem Film vorherrscht, wirklich betroffen macht, weil das Ding hier einfach unangenehm ist. Aber in der Hinsicht höchst effektiv...
    Kommen wir zum Fazit: Wer sich "Gothic" anschauen will, der sollte wissen, was auf ihn zukommt. Knappe anderthalb Stunden voll von Wahnsinn, psychologischem Horror, Mysogynistik, Hass jeglichen Coleurs, etc. pp. Die Lauflänge des Films ist eine Zerreißprobe zwischen Ekel und Voyeurismus, die eingestreuten Horrorelemente verstören noch dazu. Wer die Abgründe der menschlichen Seele ungeschminkt aufgedeckt sehen will und das nicht mit purer Folterpornographie à la "Martyrs" verwechselt, der sollte bei "Gothic" einen Blick riskieren, jeder der nur auf Unterhaltung aus ist, ist hier an der falschen Adresse.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (Byrne ist genial, der Rest zieht nicht ganz mit)
    Plot: --/10 (es gibt keine wirkliche, allumfassende Story)
    Effekte: 06/10 (sparsam eingesetzt, aber nicht uneffektiv)
    Anspruch: 07/10 (der Film macht seinen Punkt auf einfache, aber sehr eindringliche Art und Weise klar)
    Gesamteindruck: 07/10 (schwieriger Film, sollte man als Cineast aber mal einen Blick drauf werfen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.4)
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    Kinostart: 16.03.2006
    Genre: Sci-Fi/Thriller/Drama
    Regie: James McTeigue
    Darsteller: Hugo Weaving, Natalie Portman, Stephen Rea
    FSK: 16

    Inhalt: Wir befinden uns irgendwann im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts und aus Großbritannien ist ein totalitäres System geworden. Freiheiten gibt es keine und der Kanzler Adam Suttler regiert nicht nur das Volk, sondern bestimmt auch was wahr ist und was nicht. Bis der mysteriöse V auftaucht, ein "Terrorist", der bekannt macht, dass er in genau einem Jahr, am 5. November, das Parlament stürzen wird...

    Kritik: Abteilung Comicverfilmungen und solche, die es noch werden wollen. Ne, eigentlich nicht, "V wie Vendetta" ist ja schon eine. Und zwar eine von Allan Moore. Also... der Comic (oder besser gesagt, die "Graphic Novel") ist von Moore. Der mag aber Filme nicht. Zumindest keine, die auf seinen kreativen Ergüssen basieren. Deswegen ließ er bei "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "Watchmen" seinen Namen aus den Credits entfernen... Bei "V wie Vendetta" übrigens auch, da war er aber noch dazu so erboßt über die Veröffentlichung des Dings, dass er gleich noch DC Comics, dem Verlag, bei dem er bis dato war, den Finger zeigte und sich verabschiedete. Konsequent, der gute Mann. Und ein bißchen doof. Denn immerhin sind die Filme, die auf seinen "Graphic Novels" basieren alles andere als schlecht (okay, "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" ist pure mindless fun der hier und da mächtig kracht und als letzter Realfilm von Sean Connery - bis dato - ziemlich naja, aber ohne die Vorlage zu kennen frag ich doch mal glatt "Was hätte man da sonst draus machen wollen?").
    Naja, wer nicht will, der hat schon. Und das passt auch ganz gut auf meine Seh- und Reviewgewohnheiten in letzter Zeit. Ich wollte eigentlich gar nicht "V wie Vendetta" schauen und reviewen, bzw. das Schicksal hatte andere Pläne, denn vor ein paar Tagen (Kinners, fragt mich nicht wann, ich bin alt und zwischen durch gab's auch das eine oder andere nervenaufreibende Erlebnis) würfelte ich eine 6 und das deutete auf "Immortal" (nicht die Band) hin. Den sah ich auch etwa eine halbe Stunde lang (und in der Zeit brachte das Ding mich ganz gehörig durcheinander), dann wären Leopold und ich allerdings beinahe im Tiefschlaf von der Couch gerutscht (ich weiß ehrlich nicht mehr, wieso ich so müde war, ich glaub ich hab die Nacht davor kaum geschlafen) und dann entschied ich mich, den Rest des Abends im Bett zu verbringen. Heute also neuer Wurf, neues Glück (Neuzugang in der Riege der 10 Filme übrigens nicht heute sondern schon damals, als ich "Immortal" fast verschlief: "Totem", ein angeblich recht beknackter Puppen-Killerfilm von David DeCoteau, von dem ich schon mal "Alien Arsenal" reviewen wollte, aber irgendwie... fiel mir dazu echt nix ein... egal, wo war ich?), der W10 zeigte eine 1 und damit fiel die Wahl wohl auf den obersten Film des Stapels: "V wie Vendetta", ein Film, den ich zuletzt vor knapp drei Jahren oder so sah.
    Okay, ich hab die Vorlage nicht gelesen, ich geb's zu. Aber das gibt mir das Recht (oder die Möglichkeit oder so) alle Doofheiten des Drehbuchs eiskalt Alan Moore anzulasten (denn ich muss ganz ehrlich gestehen, kreativ ist der Typ wohl, aber er ist mir auch völlig unsympathisch, höhö). Also fangen wir doch gleich mal damit an: "V wie Vendetta" ist gar nicht so gut geschrieben. Gut, die Dialoge und Monologe sind weitestgehend verdammt große Klasse, das gebe ich zu, hier gibt's wirklich so viel quotierbares, in dem auch so viel drin steckt und das einfach so... grundgut ist. Auch ist der allgemeine Overall-Plot alles andere als übel, trotzdem scheint der Film für Leute mit einer recht kurzen Aufmerksamkeitsspanne gemacht zu sein. Oft kommt es vor, dass Moore (oder respektive auch die beiden Drehbuchverbrecher Larry und Andy Wachowski, die Typen, die "Matrix" von "Neuromancer" gekl- äh... erfunden haben) sich einen wirklich guten, einfallsreichen Twist ausdenkt... ihn aber einfach nicht gut umsetzt. Das liegt daran, dass der Grundstein für solche Entwicklungen in einem Moment gelegt wird und die große Auflösung dann etwa zwei Minuten später kommt. Plotstränge entstehen und verschwinden hier viel zu schnell. Es passiert zu schnell zu viel, auch zu viele Dinge, die geradezu episodischen Charakter haben, mysterien werden zu rasch gelüftet, etc. pp. Gut, irgendwo ist es verständlich, man musste die Handlung ja in zwei Stunden quetschen (naja... musste man? Ich meine, "V wie Vendetta" ist jetzt auch nicht so der massenkompatible Stoff, dass man da nicht ein wenig Überlänge basteln könnte, so tickt das gute Stück bei ziemlich genau 119 Minuten ein, egal ob bei IMDB 132 steht...), aber das ist keine wirkliche Entschuldigung für solch faules Scriptwriting. So ziehen all die Twists und Turns nämlich nicht wirklich gut, weil der Zuschauer viel zu wenig Spaß daran hat, sich an den subtilen Hinweisen zu weiden... vor allem beim erneuten Ansehen.
    Was der Film allerdings zu bieten hat, das präsentiert er dem Zuschauer geradezu markerschütternd gut. Debutant James McTeigue (der auch den neuen "Ninja Assassin" drehen wird, in den ich große Hoffnung setze) inszeniert "V wie Vendetta" großartig. Glatt aber auch einprägsam, schnell und unterhaltsam, aber auch mit dem nötigen Impact in der Hinterhand. Grandioser Musikeinsatz, gute Kameraführung (mit ein paar sehr genialen Einstellungen, allerdings auch ein paar komischen, wie der "Regentropfen-Kamera") und ein sehr angenehmer Stil machen "V wie Vendetta" zu einer wirklich durchschlagenden Sache. Ganz besonders interessant ist, wie McTeigue mit der Action umgeht. Ich kenn ja nu die Vorlage nicht, deswegen weiß ich nicht, wie das im Comic war. Eins ist aber klar: "V wie Vendetta" ist kein Actionfilm. Tatsächlich gibt es gerade mal drei Szenen, die man mit etwas Fantasie als Actionsequenzen bezeichnen könnte. Zwei am Anfang, eine ganz am Ende. Und wahrscheinlich ist es der spärliche Einsatz, aber gerade der "Showdown", der nicht mal besonders lang ist, wirkt ganz extrem. Das sind Bilder, die man nicht mehr vergisst (auch dank der großartigen eingestreuten Dialogzeilen).
    Zum Gelingen des Films tragen auch die Darsteller ihren Teil bei. Allen voran Hugo Weaving ("The Matrix", "Der Herr der Ringe - Die Gefährten"), der genau wie Jackie Earle Haley in "Watchmen" dagegen anspielen muss, dass seine Rolle quasi komplett hinter einer Maske stattfindet. Weaving ist nicht besser als Haley (dem man jetzt sofort und auf der Stelle so sechs bis acht Oscars geben sollte, Basta), aber doch ungefähr auf einem Niveau. Dafür dass man sein Gesicht nie sieht ist er unheimlich ausdrucksstark und bringt die gleichzeitig sehr komplexe und sehr simple Figur des V mit der nötigen Zweideutigkeit rüber (wobei V doch etwas zu offensichtlich "gut" ist, von der Gesinnung her, meine ich). Mit Natalie Portman ("Star Wars Episode I", "Léon - Der Profi") könnte man beinahe Mitleid haben, dass sie neben Weaving bestehen muss, aber einerseits ist mir Mitleid fremd (vor allem, weil ich die aalte Portman nicht sonderlich leiden kann... wow, heut kommt meine Antipathie gegen alles und jeden gut durch), andererseits macht sie sich gar nicht so schlecht. Wirklich memorabel ist ihre Performance nicht, aber sie fällt auch nicht unangenehm auf. Stephen Rea ("Feardotcom", "Cypher", "Interview mit einem Vampir") macht hier und da den Eindruck, als wäre er mal auf den Kopf gefallen, ist ein wenig hölzern, prinzipiell aber auch die meiste Zeit über gut. Das zweite Highlight ist wohl John Hurt ("Outlander", "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels") als Adam Suttler, der wirklich herrlich fanatisch und eklig ist, eine Hassfigur wie sie im Buche steht und Hurt bringt das prima rüber, das muss man ihm lassen (zumal er in ein paar anderen Filmen auch bewies, wie sympathisch er doch sein kann). Stephen Fry ("Per Anhalter durch die Galaxis") kann in einer Nebenrolle ebenfalls glänzen, der Mann ist einfach toll. Und auch wenn ich hin und wieder den Eindruck hätte, dass Tim Pigott-Smith ("Alexander", "Die vier Federn") bei seiner verkniffenen Fresse gleich die Zähne abbrechen müssten... ein richtig nett fieser Bösewicht ist er trotzdem. Ansonsten war ich eigentlich nur noch von Sinéad Cusack ("Tödliche Versprechen"), die zwar nur wenige Szenen hat (zwei, glaube ich), dafür aber saustarke.
    Was diese durchweg ziemlich gute Darstellerriege zu transportieren hat, ist also weniger der Plot, als mehr die Bedeutung. Der Sinn des ganzen. Die Moral... oder eben das, was sich uns in erster Linie als Moral präsentiert, es beim näheren Hinsehen aber vielleicht gar nicht ist. Es gibt durchaus Parallelen zu "Watchmen", die Problematik, die da "Wer wagt es hier eigentlich, sich Held zu nennen?" wird ebenso thematisiert (wobei V sich - das muss zu seiner Ehrenrettung erwähnt werden - nie selbst einen Helden nennt). Er kämpft gegen ein unterdrückerisches System, das nicht davor zurückschreckt, unliebsame Menschen kurzerhand aus dem Weg zu räumen (es gibt einige Dinge hier, die mehr oder minder stark an "Equilibrium" erinnern), aber V ist auch kein Unschuldsengel. Viel eher ein Soziopath, der tötet und zerstört, um das zu erreichen, was er für richtig hält. Er ist charismatisch und eloquent, intelligent und einfallsreich, aber irgendwie hohl (was jetzt keine Kritik am Film sein soll, der Charakter IST einfach so), was es schwer macht, seine Motive nachzuvollziehen. Ist er wirklich so edel wie er tut oder ist es doch eher eine Vendetta? Das sind alles komplizierte Fragen, die der Film selbst nicht zu hundert Prozent eindeutig beantwortet, aber das war wohl auch nie seine Absicht. Viel mehr will er zum Nachdenken anregen und das schafft er auch bravourös. Die Punkte, die der Film klar machen will, sind gut und wichtig und wie er das ganze angeht... Da gibt's nix zu meckern.
    Viel mehr stößt man sich dann daran, wenn das Drehbuch anfängt, komische Ideen zu haben. Alan Moore mag noch so wichtige Themen auf seine Fahne geschrieben haben, tatsächlich erschafft er aber dann doch Comics und zwar welche, die gar nicht so weit vom Pulp entfernt liegen. Wenn in einem Anflug von allzu britischem Humor die "Benny Hill Show" "parodiert" wird oder Natalie Portman sich in einem rosa Kleid mit Zöpfen als minderjährige ausgeben darf, dann muss man als Kritiker die rosarote Brille mit der Aufschrift "Auf die Botschaft kommt es an" mal absetzen und einsehen, dass diese Szenen irgendwie Out of context wirken und sich denkbar schlecht im Drehbuch machen. "V wie Vendetta" wirkt nämlich ansonsten gar nicht so comichaft, in solchen Szenen wird's dem Zuschauer aber schmerzhaft wieder bewußt, was hier eigentlich die Grundlage bildete...
    Abgesehen von diesen Schwierigkeiten im Drehbuch also nix faul im Staate Dänemark? Mhm...
    Kommen wir zum Fazit: "V wie Vendetta" könnte vom Marketing mal wieder etwas falsch behandelt worden sein. Von den Machern von "Matrix" wurde das Ding geschrieben und auch sonst erwartete man wohl ein knalliges Actionspektakel. Tatsächlich ist "V wie Vendetta" allerdings ein spannender, teilweise recht ergreifender Dystopie-Thriller, der ein wenig an seinem recht nachlässig geschriebenen Drehbuch krankt, glücklicherweise aber einen nicht zu verachtenden Unterhaltungswert besitzt und seine Botschaft 1A über die Bühne bringt. Gute Darstellerleistungen und ein toller Regiestil runden das Bild ab: "V wie Vendetta" ist ein Film, den man mal gesehen haben sollte.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (selbst mit Maske ist Weaving großartig, der Rest leistet sich auch kaum Fehltritte)
    Plot: 07/10 (gute Story, leider ein paar Schwächen im Skript)
    Effekte: 08/10 (die Actionszenen sind klasse und auch der sonstige - recht sparsame - Einsatz von Effekten macht Freude)
    Anspruch: 08/10 (wichtige Themen gut verpackt, aber nicht zu sehr "durchgekaut", so dass auch noch was für danach bleibt)
    Gesamteindruck: 08/10 (sehr guter Film, fertig aus)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.2)
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    Kinostart: 26.08.1983
    Genre: Komödie
    Regie: Terry Jones, Terry Gilliam
    Darsteller: Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam
    FSK: 16

    Inhalt: Ich wiederhole mich nur ungern, aber: Well, there is none. "Der Sinn des Lebens" besteht aus einem Haufen Sketche, die dadurch verbunden sind, dass sie rudimentär etwas mit dem "Sinn des Lebens" zu tun haben. Oder halt auch nicht...

    Kritik: Eigentlich wollte ich ja nur kochen, aber dann wollte mein Mitbewohner sich Monty Pythons "Der Sinn des Lebens" anschauen und wenn man sich selbst dann hin und wieder tatsächlich auch mal Cineast schimpft (ich tu's nicht oft, wirklich), dann greift man sich halt mal ein Bier und schaut mit. Jetzt hab ich zwar immer noch Hunger, aber da ich heut nacht aus Gründen der Gesundheit eh nicht schlafen will, kann ich ja später noch kochen. That said...
    ...könnte ich eigentlich mein Review zu "The Kentucky Fried Movie" kopieren und fertig wären wir. Aber einerseits wäre das faul, andererseits nicht ganz zutreffend, also doch ein paar Worte getippt. Beware, heute wird's wieder kürzer, daran kann ich einfach nichts ändern, weil es zu "Der Sinn des Lebens" so viel nicht zu sagen gibt.
    "Der Sinn des Lebens" ist nach "Die Ritter der Kokosnuss" und "Das Leben des Brian" der dritte und letzte Monty Python Film. Und wenn ich "Film" sage, dann sollte man das nicht zu ernst nehmen, denn "Der Sinn des Lebens" ist eigentlich gar kein Film, sondern ein cineastisches Konglomerat an mehr oder weniger kurzen Sketchen, die irgendwie einem einzigen Konzept folgen: Sie versuchen das Leben nachzuzeichnen. Von der Geburt bis zum Tod wird jede Lebensstation abgeklappert und dazu einer oder mehrere humoristische Beiträge geliefert. Und selbst das ist noch eine recht vage Angelegenheit, denn sogar mit diesem roten Faden vor Augen fällt es manchmal schwer überhaupt nachzuvollziehen, was hier gerade geboten wird. Hier trifft pechschwarzer, typisch britischer Humor auf bissige Satire und es bleibt mir eigentlich nur ungefähr dasselbe zu diesem Film zu sagen, wie ich zu "The Kentucky Fried Movie" sagte: Der Film ist Monty Python Humor in Reinform. Es gibt keine störende Story oder so, es wird einfach nur die Quintessenz dessen präsentiert, was den Humor der Truppe ausmacht. Und wenn man den mag, herrgott noch eins, dann wird man auch "Der Sinn des Lebens" mögen. Wenn nicht, dann nicht. So einfach ist die Angelegenheit.
    That said, "Der Sinn des Lebens" ist sogar für Monty Python Anhänger (wozu ich übrigens nicht gehöre) nicht perfekt. Der Stil der Regisseure Terry Jones und Terry Gilliam (ich glaube zweiterer hat die Hauptarbeit übernommen, denn ich sah schon eine Menge Dinge, die mich an den später entstandenen "Time Bandits" erinnerten) ist zwar recht slick und geht gut ins Auge (der Film scheint mir auch angenehm teuer gewesen zu sein, IMDB legt neun Millionen nahe), aber ein paar der Witze ziehen nicht so, wie sie sollten, bzw. werden zu breit ausgewalzt. So genial die Geburt oder die ganze britische Kriegssache ist, gerade die Szene mit dem übergewichtigen Typen im Restaurant oder das Ende mit dem Tod ziehen sich ärgerlicherweise in die Länge und sind nicht so lustig, wie sie sein müssten (erstere ist sogar richtiggehend eklig und unlustig und das sage ich als bekennender Fan von "Premutos"). Redeeming values gibt's mehr als genug, auf die Schauspielleistungen will ich gar nicht eingehen, weil die eigentlich Worschter sind, aber trotzdem, "Der Sinn des Lebens" geht leider nicht so gut runter wie das sprichwörtliche Öl.
    Trotzdem macht der Film sehr viel Laune. Er ist halt einfach sehr witzig, wenn man mit dem Monty Python Humor auch nur im Entferntesten was anfangen kann, handwerklich gut gemacht, sowieso und überhaupt ist der Einfallsreichtum der Macher eine wahre Wonne (genau wie das surrealistische Zwischenspiel "Find the Fish"). Viel mehr gibt's auch nicht zu sagen, also...
    Kommen wir zum Fazit: Wer Monty Pythons Humor mag, der wird auch "Der Sinn des Lebens" mögen. Zwischen ein paar weniger gelungenen Pointen finden sich jede Menge großartige Witze, von Finanzpiraten über Live-Sex vor der Klasse und bissiger Satire das britische Militär (oder Militär im Allgemeinen) betreffend, bis hin zur Dekadenz dem Tod gegenüber. Und Möpse gibt's auch noch. Was will man mehr?

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (alle sehr ordentlich, aber ganz ehrlich: Who cares?)
    Plot: --/10 (abgesehen vom "Konzept" des Films gibt's keinen Plot)
    Effekte: 06/10 (alle Effekte sind handwerklich eher simpel, ziehen aber doch ganz gut)
    Anspruch: 06/10 (die Satire hat schon was, ansonsten aber eigentlich eher ein purer Unterhaltungsfilm)
    Gesamteindruck: 07/10 ("Der Sinn des Lebens" macht schon durchaus Spaß, wenn er auch nicht ganz so wahnwitzig ist wie "The Kentucky Fried Movie")

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4)
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  11. #151 Zitieren
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    DVD-Start: 10.02.2005
    Genre: Komödie/Fantasy/Abenteuer
    Regie: Bob Gale
    Darsteller: James Marsden, Gary Oldman, Amy Smart
    FSK: 12

    Inhalt: Neal Oliver ist unzufrieden mit seinem Leben, weil er einfach nicht weiß, was er damit anfangen soll. Deshalb wünscht er sich zu seinem 22. Geburtstag eine Antwort. Neals Glück (oder Pech), dass ein gewisser O. W. Grant mithört, als er seinen Wunsch ausspricht. Grant ist nämlich nichts geringeres als eine weitestgehend unbekannte, übernatürliche Gestalt, die Menschen Wünsche auf ihre eigene Art und Weise erfüllt. Neals Wunsch interessiert Grant, deswegen schickt er den jungen Mann auf einen Botengang: Neal soll ein Päckchen abliefern, an eine Adresse, die es nicht gibt. Und dorthin kommen soll er via der Interstate 60, einem Highway, der genau so wenig existiert...

    Kritik: Ja, ich bin immer noch wach. Und was macht man so, wenn man eine Nacht lang kein Auge zu tun will? Na eine Beschäftigung suchen wohl. Deswegen schnappte ich mir vorhin, nach dem Kochen gegen vier Uhr morgens, meinen Kumpel Leopold, kramte die zehn DVD-Hüllen hervor (neu mit auf nahm ich in die Liste "The Monster Hunter" mit David Carradine, Gott hab ihn selig) und würfelte. Der gute alte W10 zeigte eine 5 und deutete damit auf das Amaray Case mit dem unscheinbaren oragenen Einleger... "Interstate 60".
    Kinners, fragt mich nicht, wie ich damals überhaupt auf diesen Film kam, ich kann mich ehrlich nicht erinnern. Ich glaube, ich hab die erweiterte Suche bei OFDB benutzt und einfach mal die Fantasy-Titel der letzten Jahre durchgeschaut. Aber sicher bin ich mir nicht mehr. Jedenfalls stieß ich irgendwie auf den Titel "Interstate 60", der jetzt erstmal so interessant oder besonders nicht klingt. Klingt auch gar nicht so fantastisch. Aber die durchweg positiven Bewertungen brachten mich dann doch dazu, Geld einfach mal Geld sein zu lassen und auf gut Glück das Ding auf DVD zu kaufen (es war auch überhaupt nicht teuer, wenn ich mich recht entsinne). So niedrig waren die Erwartungen dann allerdings überhaupt nicht, ehe ich das Teil zum ersten Mal durch einen DVD-Player jagte, denn da hatte ich schon mal einen Blick auf die Besetzungsliste und die sonstigen mit dem Streifen asoziierten Personen geworfen und... das ließt sich doch gar nicht so unbeeindruckend.
    Vor allem Bob Gale ist ein Name, den man kennen sollte. Nicht etwa, weil der gute Mann das Drehbuch zu "Bordello Of Blood" schrieb (den muss ich mir auch endlich mal anschauen, den quasi-Vorgänger fand ich immerhin sehr schnieke), viel eher, weil der gute Mann ja schon eine gemeinsame Vergangenheit mit "Filmen mit Autos" hat. Denn er schrieb für Robert Zemeckis die kongeniale "Zurück in die Zukunft"-Trilogie. Wirklich große Erfolge feierte er danach nicht mehr, deswegen ist's auch irgendwo ein wenig verständlich, dass seine Produzenten ihm für sein Fantasy-Roadmovie-Drehbuch nicht so viel Kohle ins Patschehändchen drücken und das 7 Millionen Dollar schwere Ding dann als Direct-to-DVD-Produktion versauern lassen wollten, das Risiko war ihnen bei einem so schwer zu vermarktenden Streifen, der wohl nur Nischenappeal haben würde, einfach zu hoch. Ärgerlich, denn auf diese Art und Weise versank ein potentieller Kult-Klassiker in der beinahe vollständigen Obskurität.
    Ein "potentieller Kult-Klassiker", hohoho, gewichtige Worte vom aalten Count, gelle? Er spinnt halt mal wieder etwas rum. Vielleicht. Aber das ändert nichts daran, dass "Interstate 60" prinzipiell alle Dinge mitbringt, die ihn zu einem gefeierten Publikumsliebling hätten machen können, wenn den Streifen denn irgendjemand kennen täte. Allem voran nämlich das exzellente Drehbuch aus der Feder von Gale selbst. Wie gesagt, mit Schreiben kennt der Mann sich ja aus, merkt man an seinen vorigen Werken. Aber hier übertrifft er sich wirklich selbst. "Interstate 60" ist - vielleicht mit Ausnahme der Dialoge, die hinken hier und da etwas - absolut exzellent geschrieben. So eine Fülle an kreativen Ideen, sympathischen Charakteren und memorablen Szenen, so ein intelligent gestrickter Plot und so eine Liebe zum Detail findet man vielleicht in einem von tausend Drehbüchern. Gale schafft es bei "Interstate 60" vom ersten Moment an den richtigen Ton zu treffen und eine Story zu basteln, die den Zuschauer am Kragen packt und bis zur letzten Minute nicht loslässt. Zu viele interessante Dinge passieren hier, als dass man sich dem Zauber des Films entziehen könnte. Ständig gibt's was zum Stirnrunzeln, zu Lachen, zum drüber Nachdenken, etc. pp. Gale jagt seinen Protagonisten Neal locker flockig von einer wahnwitzigen Situation zur nächsten und bleibt trotzdem immer glaubhaft, interessant und unvorhersehbar genug.
    Natürlich ist das Skript nicht ganz ohne Makel, gerade durch den episodischen Charakter ist das ganze Pacing etwas unausgewogen und kommen viele Dinge, die der Zuschauer gerne ausführlicher behandelt gehabt hätte, etwas kurz. Mehr Bob Cody, mehr O. W. Grant, mehr Lynn Linden, das wäre eine wahre Wonne gewesen, denn besonders im Falle von Lynn wirkt der ganze Handlungsstrang zu gehetzt und deswegen ein bißchen zu... unbefriedigend (no pun intended). Aber was will man groß meckern, "Interstate 60" ist ein Roadmovie mit einer eher klassischen Prämisse (Selbstfindung), die halt auf eine etwas weniger klassische Art und Weise bewältigt wird (Fantasy!!!). Und sehr klassisch geht der Film den Roadmovie-Aspekt dann halt auch an, die Story muss gar nicht so dermaßen logisch sein, die Figuren müssen sich dramaturgisch nicht nahtlos ins Skript einfügen, hauptsächlich geht es halt um die Einsichten, die hier vermittelt werden. Moral, tieferer Sinn, solcher Kram eben. Und das bringt der Film wahnsinnig gut rüber. Und es ist ja nun auch nicht so, dass er sich in jeder anderen Hinsicht volles Rohr in die Nesseln setzen würde, hier und da knarrzt und quietscht das Skript halt ein bißchen, aber so schlimm ist das nicht, größtenteils läuft das Ding sehr rund.
    Was auch an den guten Darstellern liegt, denn gerade unser Protagonist muss sympathisch rüberkommen, sonst ist das Ganze eh für die Füß. Da war ich etwas skeptisch, muss ich zugeben. Denn bevor ich "Interstate 60" zum ersten Mal sah, mochte ich James Marsden so ungefähr überhaupt nicht. Lag aber wohl daran, dass ich ihn nur in miesen Rollen gesehen hatte, bzw. er halt einfach keine großen Sympathieträger spielte. Namentlich Cyclops in den "X-Men"-Filmen. Den kann man doch echt nicht mögen... "Interstate 60" bewies mir allerdings eindrucksvoll, dass das nicht daran lag, dass Marsden irgendwie schlecht wäre. Ganz im Gegenteil, der Mann ist ein extrem kapabler Darsteller und sympathisch wie sonst nur was. Er bringt den Neal Oliver grandios rüber, so dass der Zuschauer quasi permanent einen guten Draht zu dem Knaben hat. Ihm zur Seite steht ein bestens aufgelegter Gary Oldman ("Das fünfte Element", "Léon - Der Profi") als O. W. Grant. Oldman hat sichtlich Spaß an der Rolle und auch seine Screenpräsenz ist heftig ansteckend, so dass man eigentlich nicht anders kann als dauerhaft Spaß zu haben, wenn er auf dem Bildschirm zu sehen ist. Was - ich deutete es bereits an - leider etwas selten vorkommt. Amy Smart ("Crank", "The Butterfly Effect") ist gewohnt gut, leidet aber auch unter ihrer recht kleinen Rolle, die in ihren wenigen Szenen sehr festgelegt ist und etwas... merkwürdig rüberkommt. Nichts desto trotz sympathische Erscheinung und schauspielerisch solide. Weitere große Rollen gibt es eigentlich gar nicht, sondern nur noch Nebendarsteller, die etwa fünf bis zehn Minuten Screentime haben, sowie ein paar Cameo-Auftritte. In zweiteren finden sich große Namen wie Michael J. Fox ("Zurück in die Zukunft" - hat hier etwa zwei Minuten, ist aber sehr nett, ihn noch einmal in einem Film zu sehen), Kurt Russell ("Big Trouble In Little China" - hier mit einem sehr schicken Zopf zu sehen), Amy Jo Johnson ("Power Rangers"... I shit you not) oder Ann-Margret ("Kaktus Jack"... ich muss diesen Film sehen, alleine um zu erleben, wie Schwarzenegger "Schönchen Fremder" genannt wird), aber auch die Nebenrollen haben's in sich. "Zurück in die Zukunft"-Regular Christopher Lloyd muss natürlich mit von der Partie sein und liefert auch eine gewohnt gute Show ab, der Höhepunkt ist aber wohl Oscarpreisträger Chris Cooper ("American Beauty", "Jarhead"). Ich will nicht zu viel verraten, der Mann ist einfach godlike.
    Und das Prädikat würde ich auch gerne "Interstate 60" ans Knie nageln. Der Film ist unheimlich kreativ geschrieben, lustig, gut gespielt, erfrischend und vor allem extrem sympathisch. Er erinnert von der Idee, vom Stil, allgemein ein wenig an "Big Fish", allerdings fehlt ihm im Gegensatz zu Burtons Meisterwerk der emotionale Einschlag. "Interstate 60" spielt beinahe in der gleichen Liga, ist aber etwas zu "lighthearted", um dem Konkurrenten das Wasser reichen zu können, kommt aber verdammt dicht dran.
    Kommen wir zum Fazit: Jeder Fan von Roadmovies sollte jetzt die Lauscher aufsperren, genau wie Fans von Fantasyfilmen, von Komödien, von "etwas anderen" Filmen und sowieso... ach scheiß drauf, alle Mann (und Frauen natürlich auch) hergehört: Kauft euch "Interstate 60", jetzt sofort und auf der Stelle, denn mit diesem Ausbund an Kreativität, Sympathie und purem Spaß kann man quasi nix falsch machen. Ein paar etwas doofe Dialoge sind drin, davon abgesehen ist der Film allerdings für jeden Fan von anspruchsvoller Unterhaltung absolut sehenswert.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 09/10 (allesamt absolut gut, Chris Cooper total genial)
    Plot: 08/10 (gut, nur hier und da etwas gerusht)
    Effekte: 06/10 (besonders viele Effekte gibt's nicht, der grüne Rauch schaut schon etwas billig aus, aber okay)
    Anspruch: 07/10 (typischer Selbstfindungsfilm, allerdings doch irgendwie mehr als das, definitiv effektiv)
    Gesamteindruck: 09/10 (spaßig, anspruchsvoll, unterhaltsam, interessant, cool... "Interstate 60" halt)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.7)
    Trailer scheint es irgendwie nicht zu geben, weder Youtube noch IMDB hat einen.
    Die DVD bei Amazon.de
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    Totem - Die Alptraum-Kreaturen kommen

    [Bild: Totem.jpg]

    DVD-Start: 22.12.2004
    Genre: Horror
    Regie: David DeCoteau
    Darsteller: Tyler Anderson, Marissa Tait, Sacha Spencer
    FSK: 16

    Inhalt: Sechs junge Menschen finden sich gemeinsam in einer Hütte irgendwo im Nirgendwo wieder, ohne einen gesteigerten Plan von irgend etwas. Aber sie wissen, dass sie diesen Ort nicht verlassen können, weil irgend eine unheimliche Macht sie davon abhält. Wieso? Weshalb? Warum? Und wieso befindet sich unweit des Hauses ein Friedhof mit einem komischen Steintotempfahl? Diese und weitere Fragen beantwortet der Film nicht, aber er geht immerhin gerade mal 60 Minuten und es sterben Menschen. Was will man mehr?

    Kritik: Einen guten Film vielleicht, wenn's denn nicht zu viel verlangt ist. Was review ich hier denn wieder für einen Käse? Langsam aber sicher muss ich mir doch mal an die eigene Nase packen, ich meine, ich sprach es zwar nie laut aus (oder höchstens im ICQ Re'on gegenüber, aber ich kann mich gerade nicht erinnern, bestätige oder dementiere gerne), aber immer wenn LorDi wieder mit irgend so einer Filmgurke à la "The Breed" oder "I want Candy" oder von mir aus auch "Snow Job" daher kam, dann schossen mir so Gedanken durch den Kopf wie "Warum zum Geier tut der das?" oder aber auch "Wen zum Fick interessiert das überhaupt, die Filme wird eh nie jemand anschauen und auch nicht wegen seinen Reviews sofort kaufen gehen" (in so langen Sätzen denke ich selten). Das sind keine Filme, die man reviewt. Das sind nicht mal Filme, die man sich anschaut. Okay, streicht den letzten Satz, ich schaue mir alles an. ALLES. Aber das sind einfach keine Filme, deren Review irgend jemanden irgendwie auch nur im Entferntesten tangieren würden.
    Denk ich mir so und packe dann "Totem" in den DVD-Player, um ihn zu reviewen. Doppelmoral? Vielleicht. Keine Ahnung. Kann sein. Fakt ist halt eben, dass wahrscheinlich keiner von euch, die ihr da meine Reviews lest (ja, euch mein ich, alle beide) schon seit langer Zeit mit dem Gedanken spielte "Ich könnte mir ja mal 'Totem' kaufen, aber ich weiß nicht, lieber erst mal schauen, was der Count dazu sagt...". So narzistisch bin ich auch wieder nicht. Und - das nehm ich schon mal vorweg - es wird auch niemand aufgrund dieses Reviews sofort in den nächsten Elektroladen rennen und sich eine Kopie von "Totem" sichern. Außer vielleicht Ponti. Aber... lassen wir das. Wieso also? Hm, wie ich es drehe und wende, irgendwie läuft's auf virtuelle Penisverlängerung hinaus.
    Aber verdammt noch eins, ich hab den längsten, MUHAHAHAHAHAHA!!!
    Sorry, hab mich schon wieder im Griff. Verdammt, die Einleitung bis hierher wäre prima für ein Audioreview gewesen, aber ich bin jetzt zu faul zum aufnehmen, also weiter im Text, der da folgende Erkenntnis mit sich bringt: "FSK16-Horrorfilm-Kollektionen means trouble". Ich weiß das. Ich wusste das schon länger. Ich wusste das schon, ehe ich die Best Entertainment Horror Collection im Steelbook gekauft hab, aber... mir war irgendwie so danach. Acht Filme auf zwei DVDs für 10€... Scheiß halt der Hund drauf, ob da was geschnitten ist, das macht ja manchmal mehr Spaß. Wie sehr es sich gelohnt hat kann ich noch nicht sagen, zwei Filme stehen noch aus ("Blood Angel 2" und "Junk", die beide natürlich heftig cut sein werden), mit "Dead Men Don't Die" hatte ich allerdings schon mächtig Spaß, der Rest... reden wir besser nicht drüber. "Totem" war jetzt aber einer der drei Filme, die sich in ihrer ungeschnittenen Form in der Collection befinden (die beiden anderen sind besagter "Dead Men Don't Die" und die kacklangweilige Mysteryplotte "Nacht der Dämonen", die nicht mal von Donald Sutherland gerettet werden konnte), wenn der also schlecht ist... dann ist er schlecht und nicht schlecht geschnitten.
    Ich hab ja eh schon verraten, dass er schlecht ist, also wieso jetzt noch ein großes Geheimnis drum machen? Ja, "Totem" ist ein ziemlicher Rohrkrepierer. Und das ist gar nicht so wenig ärgerlich, denn ein wenig Potential steckt schon drin. Zwar waren die finanziellen Mittel für das Ding etwas niedrig angesetzt (nix genaues weiß mal wieder keiner, aber der Badmovies-Doc flüsterte, dass Full Moon, die Produktionsfirma, zu der Zeit pro Film etwa 30.000$ springen ließ), aber mit David DeCoteau (hier als Martin Tate unterwegs... dass der Mann entsetzlich viele Pseudonyme hat, okay... aber... wieso weibliche? Naja, wird wahrscheinlich daran liegen, dass er schwul ist, aber trotzdem... naja, is ja seine Sache) eigentlich ein recht patenter Knabe auf dem Regiestuhl saß, der zwar nie irgend etwas wichtiges oder besonders gutes gedreht hat, sich durch seine regelmäßige Mitarbeit an ein paar der "Puppet Master"-Filme doch immerhin mehr oder weniger etablieren konnte. Sowieso dreht der für Full Moon ja jeden Rotz. Besonders dann, wenn Full Moon Chef Charles Band ihm die Storyideen liefert. Band hat dummerweise irgendwann "Chucky die Mörderpuppe" gesehen und für gut befunden (daran ist nichts auszusetzen, die "Chucky"-Filme rocken allesamt ganz gut), aber dummerweise hatte er seitdem einen Narren an "Puppenhorrorfilmen" gefressen und eine ganze Reihe von den Dingern erdacht. "Totem" gehört dazu. Irgendwie.
    Denn irgendwie ist das Ding, das Band erdachte und ein gewisser Benjamin Carr (schrieb auch "13 Geister" und den nicht so guten "Hellraiser: Deader") zu Papier brachte, eine recht konfuse Sache. Denn die "Puppenidee" (so eine echte ist es nicht) vermischt sich mit dem Mief eines mittelmäßigen "Tanz der Teufel"-Nachzüglers. Menschen sind in einer Hütte, kommen nicht raus und kämpfen irgendwie gegen eine dunkle Macht. In Ansätzen ist das Drehbuch durchaus gar nicht so schlecht. Am Anfang... also, was heißt Anfang... nach den viereinhalb Minuten, die die völlig überflüssig in die länge gezogenen Anfangstitel einnehmen... selbst bei einem gerade mal 60 minütigen Film kann man also mächtig Zeit schinden, aber dazu später noch... wo waren wir? Ach ja, der Anfang vermittelt gar nicht so wenig Spannung. Sechs Menschen, die sich nicht kennen, die nicht wissen, wieso sie dort sind, wo sie sind, was um sie herum vorgeht... Der Zuschauer weiß genau so wenig, das funktioniert ganz gut. Problematischerweise stellen unsere sechs Hanseln sich nach kurzer Zeit als im "Horrorfilm-Ausstattungsladen" von der Stange weggekaufte Figuren heraus, die nicht nur völlig stereotyp sind, es ist über weiteste Strecken auch völlig EGAL, ob sie Stereotyp sind, denn sie machen... äh... nix. Die sechs Figuren haben keinen nennenswerten, gefestigten Charakter (mit Ausnahme von fortgesetzter Idiotie vielleicht), sondern tun - frei von jeglicher Entwicklung - einfach das, was das Drehbuch gerade bräuchte.
    Wobei auch das... "zu viel" gesagt ist. Denn das Drehbuch braucht die Hälfte von dem, was diese Flachpfeifen tun, gar nicht. Oder um es mal so zu sagen: Das Drehbuch hat selbst keinen blassen Schimmer, was eigentlich los ist. Die ganze Mythologie wird hier und da mal ein wenig angerissen, allerdings sind unsere "Helden" zu doof, um den Kram zu verstehen, obwohl der ihnen explizit vorgekaut wird (daraus kann ich dem Film vielleicht sogar nicht mal einen Strick drehen, der Badmovies-Doc sah ihn auf Englisch und hat wohl auch nicht durchgeblickt, vielleicht hat die deutsche Synchronfassung irgend was "verschlimmbessert"). Aber wie denn auch, wenn der Film seine eigene Mythologie bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mit Füßen tritt? Vor allem die "Macht" der bösen Gegenspieler ist herzig. Manchmal können sie den Geist von Menschen problemlos übernehmen und sie zu ihren willenlosen Werkzeugen machen, dann wiederum passiert es, dass sie überhaupt nix hinkriegen, beziehungsweise ihr Einfluss einfach völlig weg ist. Wieso weshalb warum... juckt niemanden, am wenigsten wahrscheinlich Charles Band. Hauptsache Puppen.
    Und Puppen gibt es. Leider. Denn das "Böse" manifestiert sich hier und da in Form von drei "Meistern", die etwa sechzig Zentimeter große Muppets oder so sind. Diese Puppen sehen nicht nur nicht besonders gut aus, sie scheinen auch völlig unbeweglich zu sein (zumindest teilweise), so dass sie in ihren großen Szenen irgendwie durch Nebel aus der Konserven geschoben werden und Kameramann Howard Wexler dabei möglichst wild mit der Linse wackelt, damit es bloß keine auffällt. Und es fällt auf. Es fällt so was von auf. Bei den Szenen, in denen die Menschen gegen die Puppen kämpften hätte ich fast meinen Unterkiefer verloren. Bedrohlich sind die Viecher übrigens auch nicht, da hat Band wohl "Chucky" gesehen aber nicht verstanden, die Dinger brauchen irgend was, was ihre geringe Körpergröße wieder wett macht, um bedrohlich zu wirken. Gemeinheit. Intellekt. Magische Kräfte, die darüber hinaus gehen, dass uns die Darsteller hinterher sagen "Ich konnte mich gar nicht bewegen". Irgend was. Nicht nur grunzen und "durch die Sets gleiten".
    Die restlichen Effekte ziehen übrigens locker mit, Blut gibt es kaum, hier mal eine Schaufel gegen die Rübe oder so, das war dann auch schon das Maximum. Die Sets sind ähnlich langweilig, wobei die Hütte zumindest im Exterior-Shot doch durchaus gar nicht so übel daher kommt, der Rest ist halt Wald und ein fix mit ein paar Dachlatten zusammengezimmerter Friedhof. Der Totempfahl wäre noch da, aber da der so schlecht ausgeleuchtet war, hab ich keine Ahnung, wie der jetzt eigentlich aussieht. Und dann wäre da noch die Traumszene, die ich jetzt einfach mal zu den Effekten hinzu ziehe, in der man - und ich wünschte ich würde das jetzt gerade erfinden - locker flockig eine Runde zufälliger Kampfsequenzen aus dem Klassiker "Die Wikinger" herausnahm, ein sackhässliches Feuer darüber legte, eine Erzählerstimme reinprügelte und das ganze dann als Traum verkaufte. Arg... Und auch die Darsteller sind... erwartungsgemäß. Karriere hat keiner gemacht, Alicia Lagano durfte mal in zwei Folgen "Prison Break" mitspielen, Marissa Tait in einer von Angel, damit hat sich's. Wirklich exorbitant schlecht waren die Damen und Herren nicht, eher... naja, wie gesagt, angemessen. Für einen schlechten Low-Budget-Horrorfilm. Und tatsächlich setzt der Cast sich aus sage und schreibe sechs Personen zusammen... naja, plus zwei Zombies, die im letzten Akt plötzlich noch auftauchen mussten, aber das war wahrscheinlich irgend jemand aus der Crew, dem man eine erschütternde Perrücke aufsetzte.
    "Totem" ist so weit also ziemlich furchtbar. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihm aber gleichzeitig nicht absprechen. Zumindest, wenn man sich für so was erwärmen kann. Ein paar ganz flotte Sprüche sind schon drin, viel Doofheit, über die man lachen kann, wenn einem danach ist, mit Flammen unterlegte Vikinger, die sich gegenseitig verprügeln (und in mir die Lust weckte, "Die Wikinger" demnächst mal wieder aus dem Regal zu holen und noch mal anzuschauen, der Film ist nämlich wirklich wirklich gut), stimmt doch alles soweit. Das Problem ist aber, dass obwohl "Totem" eine Nettolaufzeit von knappen 55 Minuten hat (viereinhalb Minuten Vorspann und bei ungefähr 59 Minuten und ein paar Sekunden setzt der Abspann ein) fällt Band bzw. Carr nicht genug ein, um das Ding zu füllen. Wenn man sich ein bißchen beeilt hätte, man hätte "Totem" in zwanzig Minuten erzählen können, vielleicht noch schneller. Und das wurde DeCoteau auch schmerzlich bewußt, er musste aber einen *hust* "abendfüllenden" Film draus drehen. Und deswegen schlägt der gute Mann Zeit tot. Jede halbwegs actionreiche Szene wird viel zu lang ausgespielt, ständig sieht man die stets selben Zwischenschnitte auf die Monsterfressen, etc. pp. Das nimmt dem Film ganz empfindlich den Drive und so kommt er einem auch viel länger vor, als er eigentlich ist.
    So versagt "Totem" also auch in dieser Hinsicht kläglich. Deswegen...
    Kommen wir zum Fazit: Abgesehen von ein paar Schmünzlern, die der Film sich wegen seiner puren Blödheit einfährt, gibt's hier nicht viel zu sehen, nicht viel, woran man Spaß haben kann. Ansehbar bleibt der Film trotzdem, er ist kurz und doof genug, um nie wirklich offensiv zu nerven, aber das ist auch schon so ungefähr das netteste, was ich über "Totem" sagen kann. Wer sonst schon alles in der Richtung gesehen hat und mal schauen will, wieviel er aushält, der kann zuschlagen, in der Best Media Collection ist immerhin auch ein ziemlich guter Film drin und die kriegt man über den Marketplace inklusive Versand schon für knappe 7€. Aber davon abgesehen... Ne. Einfach... ne.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 03/10 (nix, was man gesehen haben müsste, könnte, sollte)
    Plot: 04/10 (die Grundidee ist so scheiße nicht, aber der Film macht nicht viel draus)
    Effekte: 02/10 (hm... jaaaaa... ne)
    Anspruch: 01/10 (Low-Budget-Horror, need I say more?)
    Gesamteindruck: 03/10 (nervt nicht offensiv, sollte man sich aber sparen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.8)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de (merkwürdigerweise ab 18, obwohl der Film ab 16 ist...)
    Harbinger ist offline

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    Sky High - Diese Schule hebt ab

    [Bild: Sky%20High.jpg]

    Kinostart: 06.10.2005
    Genre: Komödie/Fantasy/Action
    Regie: Mike Mitchell
    Darsteller: Michael Angarano, Danielle Panabaker, Kurt Russell
    FSK: 6

    Inhalt: Superhelden sind das normalste auf der Welt. Zumindest in dem Universum, in dem "Sky High" spielt. Und ganz besonders für Will Stronghold. Sein Eltern Steve und Josie sind nämlich besser bekannt als der Commander und Jetstream, das größte Superheldenteam, das die Welt je gesehen hat. Jetzt ist Will 14 und es wird Zeit, dass er auch auf die Sky High, die Schule für Superhelden, geht... Dumm nur, dass er bislang gar keine Kräfte hat...

    Kritik: Zwischen all dem schundigen Horrorschrott und den geistlosen Actionhobeln, die ich hier Tag für Tag reviewe, hättet ihr wahrscheinlich gar nicht gedacht, dass ich irgendwo noch so was ähnliches wie ein Herz habe, das noch für andere Dinge schlägt, als für Sex, Gewalt ung Drogen... in Filmen (gerade noch mal so gerettet). Nicht wahr? Aber ich bin ja ein vielseitiger Mensch, der die unterschiedlichsten Vorlieben hat (das sollte jetzt nicht nach einer sexuellen Anspielung klingen, aber es tut's eh *seufz*) und eine Sache, die ich wirklich gerne mag, sind Comic-Klischees (dieser Satz ist grammatikalisch völlig daneben, ich weiß, ich weiß). All dieser geradezu triefende Superheldenpathos aus den 50er/60er Jahren oder noch älter, man kennt das ja, edle Recken in seltsam eingefärbten Strumpfhosen, die sich mit turmhohen Robotern prügeln. Herrlich. Mit Superhelden kann man in Film und Fernsehn so wundervolle Dinge anstellen und während jeder aalte Arsch und sein Hund in Hollywood gerade daran sind, das Zeug salonfähig, möglichst realitätsnah und ganz besonders "gritty" zu machen, hatte das Dreiergespann Mark McCorkle (schrieb die beiden Direct-to-Video-Fortsetzungen zu Disneys "Aladdin"), Paul Hernandez (war seine erste Arbeit) und Bob Schooley (hat bei so ungefähr allem, was McCorkle tat, mitgearbeitet) eine ganz andere Idee: "Let's take the piss out of this." And so they did...
    Besonders innovativ ist ihr Drehbuch dabei nicht. Für die Grundidee bedienten sie sich so ungefähr bei "Harry Potter", "X-Men" und ein wenig "The Incredibles", garnierten die Chose dann noch mit einem 08/15-Coming-of-Age-Film und schütteten eine anständige Portion Witze darüber aus. Der Storyverlauf ist dabei denkbar unspektakulär und nach den ersten zehn Minuten weiß so gut wie jeder, wie's ausgeht und wer mit wem und überhaupt, auch die Figuren sind prinzipiell aus dem Baukasten für generische Filmarchetypen entlehnt. Aber dass der Weg vom Start zum Ziel so verflucht viel Spaß macht... das ist weit weniger selstverständlich. Und andererseits, was mecker ich? Ich wollte doch Klischees.
    Dabei ist die Richtung des Films doch etwas anders als erwartet. So viel Spaß der Film daran hat, sich in klassischen Comichelden-Stereotypen zu wälzen, die meiste Zeit über versucht er gar keine Superheldengeschichte zu erzählen, sondern eine gewöhnliche Highschool-Komödie. Man konzentriert sich viel mehr auf die Figuren, die Konflikte miteinander haben und sich in der neuen Schule und ihrer Rollenverteilung zurechtfinden müssen. Sie sind alle da, die Figuren, die man aus den großen Vorbildern kennt. Unser Held, seine beste Freundin, seine Looser-Kumpels, die Bullies, die Schulschönheit und natürlich uns' Sympathieträgers höchstpersönlicher Nemesis. In "Sky High" ist halt nur alles ein wenig anders, die ganze Bande ist nun mal mit Superkräften ausgestattet und der Film vermengt diese beiden Stilrichtungen mit einer Natürlichkeit, die für mehr Lacher sorgt, als der Film anhand seiner Zutaten von Rechtswegen her überhaupt dürfte. Und obwohl "Sky High" sicherlich ein Film ist, der auf ein etwas jüngeres Publikum abzielt, so schlagen die Witze doch größtenteils trotzdem extrem gut ein. Das liegt bei der einen Hälfte daran, dass sie simpel, sauber und ganz einfach lustig sind, bei der anderen Hälfte daran, dass sie wesentlich intelligenter daher kommen, als man von einem "Kinderfilm" erwarten könnte. Um es kurz zu machen: "Sky High" ist also nicht nur prinzipiell schon mal sympathisch, sondern auch noch verdammt lustig.
    Und krachen tut er hier und da auch ganz ordentlich. Regisseur Mike Mitchell ("Rent a Man"... und "Shrek 4" wird er auch stämmen) kriegt ein tolles Pacing auf die Reihe, die wirklich guten Witze kommen nicht am laufenden Band, aber zu Schmunzeln oder zu Lachen hat man eigentlich immer was, so dass keine Langeweile aufkommt. Und hin und wieder erinnert der Film sich dann doch noch dran, dass er sich ja eigentlich um Superhelden dreht (naja, das klingt zu hart, eigentlich ist das immer spürbar, was den Film ja gerade so schön macht) und dann wird halt mal eine nette Actionszene eingeflochten, die an allen Ecken und Enden gut kracht. Hier wird auch wieder auf Bekanntes gesetzt, klassische überdrehte Superheldenaction, immer mit einem Augenzwinkern inszeniert aber kompetent genug, um auch einfachso viel Freude zu machen. Wenn Menschen gegen oder durch Wände geworfen oder einfach mal wuchtig auf den nächstbesten Fußboden gedengelt werden, dann freut sich der Freund von Massenzerstörung in Film und Fernsehn. Wirklich krass wird's natürlich nie, es ist meistens einfach nur zünftige, comichafte Klopperei, die keinem weh tut (zumindest keinem, der vor dem Fernseher sitzt). Das ganze profitiert von der sauberen Effektarbeit von Chris Bailey (durfte auch am zweiten und dritten "Fluch der Karibik"-Teil mitwerkeln) und seinem Team. Besonders beeindruckend sind die Tricks natürlich nicht, aber sie passen sich schön ins Bild ein und verleihen dem Ganzen noch einen zusätzlichen comichaften Anstrich.
    Auch bei den Darstellern gibt's nix zu meckern. Ich wiederhole mich vielleicht, aber ich bin mir sicher, dass Michael Angarano ("The Forbidden Kingdom", "Das Traumdate") eine ganz große junge Schauspielhoffnung ist, ja vielleicht sogar der nächste John Cusack werden könnte. "Sky High" verlangt ihm nicht sonderlich viel ab, aber er schlägt sich trotzdem verdammt gut und kommt sehr sympathisch rüber. So gut, dass er sogar fast Kurt Russell ("Big Trouble In Little China") in den Schatten stellt, der als Steve Stronghold/The Commander mal wieder eine extrem geniale Performance abliefert. Aalten Kurt ist halt 'ne extrem charismatische Erscheinung und er bringt die klassische "cooler Dad"-Figur prima rüber, die gerade dadurch, dass er noch ein knallharter Superheld ist, noch mal ein Stück genialer wird. Danielle Panabaker ("Freitag der 13.", "Mr. Brooks") ist als Junghippie und Wills beste Freundin in Personalunion etwas sehr... limitiert. Die Parodie, die in der Figur drin steckt, bringt sie einfach nicht soooo gut rüber, gegen die meisten anderen Darsteller zieht sie schon den Kürzeren, wirklich schlecht ist sie aber nicht. Und Steven Strait ("The Covenant", "10.000 BC") ist als Badass-Außenseiter Warren Peace sowieso großartig. Der Rest des Casts schlägt sich dann wahrlich überdurchschnittlich gut, egal ob Haupt- oder Nebenrolle, hier jagt eine gute Performance die nächste. Und die Besetzungsliste ließt sich auch gar nicht so unbeeindruckend. Darauf noch zu vermerken sind Kelly Preston ("Jerry Maguire", "From Dusk Till Dawn"), Lynda Carter ("Wonder Woman"... übrigens noch überraschend attraktiv für ihr Alter, hrrrr...), Cloris Leachman ("Scary Movie 4", "Bad Santa"), Kevin McDonald ("Galaxy Quest", "Die Chaos-Clique auf Klassenfahrt"... den sollte man mal gesehen haben) und über besondere Erwähnung dürfen sich noch drei großartige Darsteller freuen, die drei großartige Rollen spielen, nämlich Dave Foley ("Postal") als Mr. Boy, Kevin Heffernan ("Bierfest") als Ron Wilson, Busfahrer, sowie the one and only Bruce Campbell (ich zähl hier keine Filme auf, das wäre nicht nötig) als Coach Boomer. Nicht nur eine namhafte Truppe, sondern auch eine bestens aufgelegte, I can assure you that.
    Kurzum, alles prima im Hause "Sky High". Um so merkwürdiger, dass der Film zumindest hierzulande beinahe völlig unbekannt ist und auch in Amerika keine Begeisterungsstürme auslöste. Zumindest so weit ich weiß. Noch merkwürdiger, denn das Teil lief an den Kinokassen gar nicht so unerfolgreich, spielte fast das Doppelte seine Produktionskosten ein. Aber trotz guter Kritiken und dem Erfolg ist eine von Anfang an geplante Fortsetzung (sowohl in Form eines Filmsequels als auch einer Fernsehserie) bislang ausgeblieben. Und so gerne ich den Film auch mag, ich bin eigentlich gar nicht so böse drum, denn obwohl er einen guten Grundstein für Fortsetzungen legt, indem er das Universum und die Figuren etabliert... ich werde das Gefühl nicht los, dass ein Sequel mächtig in die Hose gehen könnte. Das würde nämlich einerseits die "novelty" missen, andererseits sind die Probleme am Ende des Films zu sehr ausgeräumt, als dass man ihn gut fortsetzen könnte. Der Platz für weiteres Drama fehlt, eine Fortsetzung wäre wahrscheinlich ein stinknormaler 08/15-Superheldenstreifen, wenn auch mit coolen Figuren, also erfreuen wir uns doch solange da nichts konkreteres kommt an diesem Film hier.
    Kommen wir zum Fazit: Der ist nämlich eine wahre Wonne. Wenn ich einen Film zum fünften Mal sehe (was heut der Fall war) und immer noch so sehr lache, dann muss er ja großartig sein. "Sky High" ist ziemlich leichte Unterhaltung, aber verdammt noch mal, Unterhaltung ist es. Und was für welche. Das Ding ist hammerlustig, macht in jeder erdenklichen Hinsicht Spaß und hat Kurt Russell, Michael Angarano, Dave Foley UND Bruce Campbell zu bieten (ich glaube zwar nie alle im selben Shot, aber naja...). What's there not to like? Gut, die kindliche Attitüde hier und da und die vorhersehbare Story, aber das stört ehrlich gesagt kaum. "Sky High" ist ein absolut großartiger Film, der beinahe verboten viel Freude bereitet. Kauft ihn.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (wesentlich besser, als der Film nötig gehabt hätte, Angarano könnte wirklich mal groß werden)
    Plot: 05/10 (logisch, nett, aber vorhersehbar)
    Effekte: 07/10 (hier und da etwas comichaft, aber es passt einfach gut zum Stil des Films)
    Anspruch: 05/10 (eher auf ein junges Publikum ausgerichtet, abseits von seiner Superheldenthematik vermittelt er aber auch ein paar wichtige Botschaften, vor allem was das Schulleben angeht)
    Gesamteindruck: 8.5/10 (der Film macht einfach sau viel Spaß und das auch bei mehrfachem Ansehen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.6)
    Link zum Trailer (spoilert ein wenig)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 15:46 Uhr)

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    The Crow - Die Rache der Krähe

    [Bild: The%20Crow%202.jpg]

    DVD-Start: 26.07.2001
    Genre: Action/Drama/Thriller/Fantasy
    Regie: Tim Pope
    Darsteller: Vincent Perez, Mia Kirshner, Richard Brooks
    FSK: 16

    Inhalt: Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils lebt Sarah in Los Angeles und arbeitet als Tätowiererin. Eines Nachts erscheint eine Krähe in ihrer Wohnung und führt sie hinunter zum Hafen, wo sie Zeugin wird, wie ein Mann aus dem Wasser empor steigt. Sein Name ist Ashe Corven und er wurde gemeinsam mit seinem Sohn Danny von ein paar Drogendealern ermordet. Sarah entschließt sich, Ashe bei seiner Rache zu helfen...

    Kritik: Warum nur hasst alle Welt diesen Film so sehr? Ich versteh es nicht. Wirklich nicht. Und das obwohl ich die Geschichte kenne, die hinter dem angeblichen "Director's Cut" - wie Miramax ihre Version des Films nannten - steckt. Tim Pope (drehte vorher und nachher nur Musikvideos, allerdings für solche Bands wie Queen, The Cure, David Bowie, Iggy Pop et cetera) wollte eigentlich einen Film drehen, der auf dem originalen Skript von David S. Goyer ("Blade", "Dark City", "The Dark Knight") basierte, tat das auch, das kam bei den Weinsteins aber nicht so gut an. Die wollten nämlich eigentlich nur Cash-in betreiben, setzten die Schere an und schnitten eine ganze Menge Zeug heraus. Pope war sauer, erklärte hier und da, dass er den Film in seiner jetzigen Form scheiße fände und Fans stimmten ihm da einhellig zu. Zu ähnlich erschien ihnen "The Crow: City of Angels" (so der Originaltitel) wohl im Vergleich zu "The Crow", nur halt einfach schlechter und deswegen überflüssig. Irgendwo stimmt die Kritik.
    Aber irgendwo auch wieder nicht, das musste ich heute zum wiederholten Male feststellen, als der Würfel eine 3 zeigte und damit "The Crow - Die Rache der Krähe" auswählte (Neuzugang heute: "Octalus"... ich freu mich schon). Ich gebe zu, ich bin ein Fankiddy und ich sah den Film heute auch schon zum vierten oder fünften Mal (ganz sicher bin ich selbst nicht), aber wer "Die Rache der Krähe" nur für einen müden Abklatsch des Vorgängers hält, der tut dem Ding ein Stück weit absolut Unrecht.
    Der allgemeine Verlauf des Films ist sicherlich ähnlich, einige Szenen wirken sogar 1:1 vom Original... äh... "inspiriert", aber doch ist "Die Rache der Krähe" anders. Und das, obwohl Miramax ganze Arbeit dabei geleistet hat, dagegen anzugehen. Wenn man sich mal bei IMDB anschaut, was alles der Schere zum Opfer fiel... brrr... Aber es gibt einfach Dinge, die nicht gekürzt werden konnten, weil sie unabdingbar für den Plot sind. Und in denen scheinen die Stärkne von "Die Rache der Krähe" durch. Und die hängen größtenteils mit Mia Kirshner ("The Black Dahlia", "Nicht noch ein Teenie Film") zusammen.
    Die ersetzt nämlich Rochelle Davis als Darstellerin von Sarah, und obwohl diese Figur im ersten Film eigentlich nur mehr oder minder eine Randnotiz war, so weckt sie doch direkt Reminiszenzen an den ersten Teil. Mehr als das, sie stellt eine logische Konsequenz her. Sarahs Anwesenheit in einem zweiten Fall von spontaner Wiederauferstehung spielt viele stark emotionale Momente des Films aus (wobei hier auch die Schere angesetzt wurde, die Beziehung zwischen Ashe und Sarah ist schon etwas... stressed). Auch werden dadurch erst ganz neue Facetten der "The Crow"-Mythologie angeschnitten, die verdammt interessant sind (leider aber auch nicht ganz konsequent verfolgt werden). Um es also kurz zu machen: "Die Rache der Krähe" ist im Großen und Ganzen eine Nacherzählung von "The Crow", die aber gerade in den Details viele interessante Neuerungen bringt.
    Und auch neu ist die Stimmung des Films. Während "The Crow" eine eher intime, fragile, hoffnungsvolle Atmosphäre hatte (trotz aller Düsternis), schlägt "Die Rache der Krähe" richtig finstere Töne an. Das ist einerseits dem teilweise aus dem ersten Teil entlehnten, großartigen Score zu verdanken, andererseits beweißt Tim Pope wirklich erstaunliche Fertigkeiten. Die Inszenierung des Films ist wirklich fantastisch, Pope muss sich echt nicht vor Proyas verstecken. Die erschlagende Symbolik und die ausgebleichen Farben des Films lassen eine wahrlich apokalyptisch-desolate Stimmung aufkommen. Die Welt, in der der Film spielt, ist pervers, brutal, ekelerregend und frei von jeglicher Hoffnung auf irgend etwas besseres und egal was Ashe auch tut, viel bewegen kann er gar nicht. Das wird zu jedem Zeitpunkt unmissverständlich klar. Und auch in den Actionszenen zieht Pope vielleicht nicht alle, aber doch ziemlich viele Register. Es wird etwas auf Sparflamme gekocht, wenn es hier rumpelt, dann aber so richtig. Aber leider kracht es einfach zu selten. Wobei das Highlight wohl der Kampf Ashe gegen Kali ist, bei dem der gute Mann sich auch einen feuchten Kehricht darum kümmert, dass die Alte Brüste hat, da wächst hinterher echt kein Gras mehr.
    Die Crux bei der Sache ist wohl, dass "Die Rache der Krähe" bei aller Liebe keinen Punkt macht, den "The Crow" nicht schon gemacht hätte, ja im Gegenteil, sogar ein Stück flacher ist als der Vorgänger. Deswegen kann man wohl darüber streiten, wie sinnvoll dieses Sequel letzten Endes ist, entstand "The Crow" doch ursprünglich nicht zur Unterhaltung, sondern eigentlich nur, um seine Botschaft zu transportieren. Die ist hier teilweise natürlich auch noch enthalten, aber wie gesagt, Neuigkeiten hat der Film eigentlich keine zu erzählen. Trotzdem kann ich persönlich ihm nicht wirklich böse sein, denn das was er sagt, das sagt er gut. Und nebenbei ist es aus irgend einem mir selbst nicht ganz verständlichen Grund schön, Sarahs Gesicht wieder zu sehen - und das obwohl's nicht mal dasselbe ist. Denn obwohl die Darstellerin eine andere ist, die Figur ist es doch nicht, das spürt man. Nehmt euch da mal ein Beispiel dran, ihr Macher von "S. Darko".
    Ich könnte jetzt noch anführen, wie gelungen die ganze Optik des Streifens ist, wie tight das Pacing sitzt, wie absolut solide die darstellerischen Leistungen sind (Vincent Perez' schweizerischer Akzent stört hier und da ein wenig, dafür liefert Thomas Jane in der Rolle eines Transvestiten seine bislang beste Schauspielleistung ab...), aber das ist prinzipiell nur nettes Beiwerk zu einem Film, der trotz seiner Mängel sträflich unterbewertet ist...
    Kommen wir zum Fazit: Natürlich sieht "Die Rache der Krähe" im direkten Vergleich mit "The Crow" etwas alt aus, dafür sorgen allein schon die Schnitte, die Miramax hier ansetzte, die allgemein fast genau so aufgebaute Story, der niedrigere Anspruch und die geringere Quantität an Action. Aber mal ehrlich, wenn man behaupten wollen würde, dass "Die Rache der Krähe" schlecht ist, dann muss man im Umkehrschluss auch sagen, dass "The Crow" es ebenfalls ist, denn die Filme sind sich zu ähnlich, als dass man einen loben und den anderen verdammen könnte. "Überflüssig" würde es eher treffen, aber dazu ist die Atmosphäre einfach zu gut und der Film zu kurzweilig, dazu sind ein paar der aufgeworfenen Fragen zu interessant und dazu hat der Fan die Charaktere einfach zu gern. "Die Rache der Krähe" ist sicherlich weit davon entfernt, sich "sehr gut" schimpfen zu lassen, aber mögen kann man ihn doch durchaus.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (Iggy Pop ist wohl das Highlight, Vincent Perez' Akzent ist in der Originalfassung etwas... hmja)
    Plot: 05/10 (es fehlt ein wenig an Tiefe, dazu wurden zu viele Szenen herausgekürzt, vor allem die Beziehung zwischen Ashe und Sarah hätte man besser beleuchten können, dann wäre einiges "logischer" geworden)
    Effekte: 07/10 (die tatsächlichen CGI-Effekte sind eher mäßig, aber die allgemeine Optik des Films haut kräftig rein... und die Crow-Symbole sind wieder sehr genial)
    Anspruch: 05/10 (nur wenig, was der erste Teil noch nicht gesagt hat)
    Gesamteindruck: 07/10 (schwache 7, aber es ist eine)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.9)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (07.10.2009 um 15:05 Uhr)

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    DVD-Start: 24.05.2007
    Genre: Action/Drama/Krimi/Fantasy/Horror
    Regie: Ryûhei Kitamura
    Darsteller: Shosuke Tanihara, Yumiko Shaku, Takao Osawa
    FSK: 16

    Inhalt: Für den Polizisten Kohei bricht eine Welt zusammen, als ein Serienmörder, auf dessen Spur er ist, seiner Braut Mina am Tag der Hochzeit wie allen vorigen Opfern das Herz herausschneidet und es mitnimmt. Während Kohei sich von Rache getrieben auf eigene Faust auf die Suche des Mörders macht, findet Mina sich in einer merkwürdigen Zwischenwelt wieder...

    Inhalt: "Ist aalten Count jetzt etwa schon so verkalkt, dass er vergisst, was er vor ein paar Tagen reviewt hat?", wird sich jetzt vielleicht der eine oder andere fragen. Möglich, ich hab wirklich gerade nicht so den Überblick, aber Fakt ist, dass es sich bei unserem heutigen "Sky High" nicht um den Disney "Sky High" handelt, sondern um einen Fantasyfilm aus dem Jahre 2003 von niemand geringerem als dem von mir gar nicht so wenig geschätzten japanischen Indie-Regisseur Ryûhei Kitamura (von dem ich bislang "Azumi", "Alive", "Versus" und "The Midnight Meat Train" sah, "Azumi 2" steht noch aus, der liegt schon auf DVD hier rum...). "Sky High" nahm ich irgendwann mal im Rewe mit, als sie die DVD da für 3€ rumstehen hatten (die Verleihversion, wie ich gerade merkte, aber mach was dran, der Preis war gut), weil nicht nur das Cover gut aussah, sondern Kitamura eigentlich auch ein Garant für Filme ist, die doch einiges an Spaß machen. Also wieso nicht?
    "Sky High" ist - wie "Azumi" und "Alive" auch - mal wieder eine Manga-Verfilmung, was prinzipiell ja jetzt nicht so schlimm ist, das Schlimme ist allerdings, dass Kitamura mal wieder seinen Kumpel Isao Kiriyama ans Skript gelassen hat. Der schrieb auch an beiden vormals genannten Filmen mit und es ist leider ein Fakt: Kiriyama hat von Storytelling nicht den blassesten Schimmer. Das merkte man den vorigen Filmen an, das merkt man auch an "Sky High": Der Film hat eine Dramaturgie wie ein umfallender Sack Reis. Die allgemeine Story ist ja nicht übel, auch wenn es ein wenig an überraschenden Wendungen fehlt und die größten Mysterien zu bald aufgeklärt werden, aber wie das Skript den Plot herunterrattert, das ist so dermaßen lustlos, dass man als Zuschauer nicht anders kann als sich zu fragen, ob einen das jetzt irgendwie jucken sollte oder doch. Das Skript von "Sky High" ist alles, nur nicht "engaging", wie der Amerikaner so gern sagt. Und noch dazu zieht der Film sich zu sehr. Nach ungefähr 80 Minuten dachte ich, dass es jetzt auf die Zielgrade geht. War auch so. Vorbei war der Film allerdings erst nach 119 Minuten...
    Bei den meisten anderen Filmen von Kitamura war das zwar ziemlich ähnlich (mit Ausnahme von "The Midnight Meat Train", aber den muss man eh an einer anderen Latte messen), aber da schaffte er es wenigstens noch, mit knalliger Action darüber hinweg zu täuschen. Zugegeben, "Alive" drehte da erst im letzten Viertel auf, aber "Azumi" beispielsweise konnte die storytechnischen Defizite locker mit den tollen Massenschlachten kaschieren. "Sky High" versagt auch an dieser Front überraschenderweise. Das liegt größtenteils wohl am... äh... "günstigen" Video-Look des Films. Und daran, dass die Actionszenen sehr rar gesäht sind. Am Anfang ein wenig Gekloppe, dann lange Zeit eher Leerlauf und erst gegen Ende kommen ein paar Schwertkampfszenen daher, die das wieder kitten könnten. Machen sie aber nur suboptimal. Weil hier im Gegensatz zu "Azumi" zum Beispiel (der ja im selben Jahr entstand) viel zu wenig "Martial" und dafür viel zu viel "Arts" gezeigt wird. Die Kämpfe wirken statisch und durchchoreographiert, abgesehen vom gelegentlichen Funkensprühen auch völlig unwuchtig und allgemein erinnerte mich alles viel zu sehr an die elend langen Prügeleien aus "Kill Zone SPL". Ein paar wenige gute Kämpfe waren drin, aber gerade die langen Duelle langweilten auf Dauer nicht zu knapp.
    "Kitamura dreht 'nen schlechten Actionfilm?", mag es jetzt dem einen oder anderen durch den Kopf schießen, "Unmöglich!" Ja, so dachte ich während dem Anschauen auch. Und so ist es ja nun auch nicht wirklich. Die Story mag völlig uninteressant erzählt sein und das ewige Gepose bei den Actionszenen stört auf Dauer auch, aber Hopfen und Malz sind dadurch ja noch nicht verloren. Denn daneben ist ja noch die Fantasy-Komponente des Films, die zwar hier und da auch von "Final Destination" oder "The Frighteners" inspiriert wirkt, dadurch aber nicht minder effektiv gemacht wird. Auch hier muss man Abstriche machen, zum Beispiel wegen den eher merkwürdigen Special Effects oder den seltsamen Sets (das "Tor des Zorns" sieht ein wenig aus wie eine Mischung aus der Zelle aus "Alive" und dem Inneren der Lament Configuration), aber ein paar wirklich unheimliche Augenblicke gibt es und auch ansonsten kann die Verbindung der beiden Handlungsstränge Mina/Kohei hier und da punkten. Manchmal vergisst Kitamura nämlich scheinbar, wie scheiße das Skript geschrieben ist, und bastelt ein paar extrem memorable Momente in seinen Film. Vor Allem gegen Ende wird der Film trotz fehlender Dramaturgie hier und da noch richtig ergreifend. Etwas mehr davon wäre natürlich wesentlich netter gewesen (und hätte den Film auch viel besser gemacht), aber man kann ja nicht alles haben.
    Bleiben eigentlich nur noch die Schauspielleistungen und da kann ich nur das sagen, was ich schon bei den meisten anderen asiatischen Filmen deklamieren musste: Ich kann's nicht wirklich bewerten. Zu sehr unterscheiden sich unsere Kulturen und vor allem auch unsere Sprachen, als dass ich sagen könnte, wer gut und wer schlecht war. Shosuke Tanihara ("Godzilla: Final Wars" auch von Kitamura, den sollte ich mir mal anschauen) als Kohei gefiel ganz gut und war auch recht sympathisch, auch wenn er gegen Ende immer mehr aus der Handlung zurückgezogen wurde. Takao Osawa (spielte größtenteils in hierzulande unbekannten Produktionen) machte auch gar keine so schlechte Figur als Bösewicht, konnte auch in den Kampfszenen relativ gut punkten. Bei den restlichen Namen tu ich mich jetzt etwas schwer, weil die Asiaten es ja a) nicht so mit merkbaren Figurennamen und b) auch nicht so mit Abspännen haben... Naho Toda könnte die merkwürdige Geisteraustreiberin gewesen sein oder auch die Ärztin, die mit Kohei befreundet war, either way, die beiden Figuren gingen mir kräftig auf den Sack, erstere vor allem wegen ihren miesen Kampfszenen und ihren schwachsinnigen pseudo-magischen Handbewegungen, zweitere weil sie einfach nur nervte und für den Plot völlig unerheblich war. Ganz cool fand ich noch Koheis halb-Sidekick in der zweiten Hälfte des Films, der möglicherweise von Hiromasa Taguchi gespielt wurde, der war für eine Figur, die ich auf den ersten Blick nur für Comic-relief gehalten hatte, doch überraschend sympathisch und cool.
    Was bleibt bei "Sky High" jetzt aber übrig? Ein paar Längen, ein paar schlechte Kampfszenen, ein paar Gute, eine ordentliche Story, die halbgar erzählt wird und ein paar memorable Augenblicke, die wirklich durch eine Intensität punkten können, die ich so bislang eigentlich nur bei Kitamura gesehen habe (man vergleiche auch mal "The Midnight Meat Train" in seinen stärksten Augenblicken). Was dabei am Ende rum kommt ist recht schwer in Worte zu fassen, also probieren wir's doch mal so...
    Kommen wir zum Fazit: "Sky High" hat einige klare Stärken, genau wie einige klare Schwächen. Größtenteils halten diese sich die Waage, dank eines recht memorablen Endes überwiegt letzten Endes allerdings der positive Eindruck. Das heißt allerdings nicht, dass "Sky High" ein guter Film ist. Er ist schlampig erzählt und nervt mit langweiligen Kampfszenen und einer viel zu langen Spieldauer. Wer damit klar kommt, der kann mal einen Blick riskieren, er sollte nur nicht erwarten, irgend etwas exzeptionelles geliefert zu bekommen.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (ein paar nervten, ein paar waren sympathisch, über die hanwerklichen Fähigkeiten kann ich nix sagen)
    Plot: 05/10 (ganz gut, allerdings dramaturgisch völlig daneben)
    Effekte: 06/10 (die CGI-Effekte wirken recht seltsam)
    Anspruch: 04/10 (ein paar Einsichten über "Liebe geht über den Tod hinaus", aber nichts,was "The Crow" nicht schon viel besser vermittelt hätte)
    Gesamteindruck: 06/10 (knapp über dem Durchschnitt)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung. 6.2)
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    Die DVD bei Amazon.de
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    Supernatural - Season 2 [DVD]



    Im Handel seit: 14.11.2008
    Anbieter: Warner Home Video
    Originaltitel: Supernatural: The Complete Second Season
    Genre(s): TV-Serie, Horror, Drama, Mystery
    Darsteller: Jared Padalecki, Jensen Ackles, Jeffrey Dean Morgan
    FSK: 16
    Laufzeit: ca. 990 Minuten

    Inhalt:

    Nachdem die beiden Brüder Sam und Dean Winchester, sowie ihr Vater John Winchester am Ende der ersten Staffel einen schweren Autounfall hatten, werden sie in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte sehen jedoch keine Überlebenshoffnung für Dean mehr, was Sam und John in tiefe Innere Konflikte stürzt. Um Dean vor dem Tod zu retten, beschließt sein Vater einen Pakt mit den gelbäugigen Dämonen einzugehen, welchen sie so lange gejagt hatten. Er tauscht sein Leben und den Dämonen tötenden Revolver gegen das von seinem Sohn. Nach dem Tod ihres Vaters müssen die beiden Brüder mit seiner Entscheidung zurecht kommen und setzen den Kampf gegen das Böse gemeinsam fort. Auf ihren Jagden treffen sie dabei immer wieder auf Menschen die ähnliche übernatürliche Fähigkeiten besitzen wie Sam und dabei stoßen sie immer wieder auf die Spuren des Dämons, der plant die jungen Menschen auf die dunkle Seite zu ziehen, um die Apocalypse auslösen zu können.

    Meine Meinung:

    Etwa ein Jahr war vergangen, seitdem ich mir die erste Staffel von Supernatural angesehen hatte und oftmals musste ich schmerzlich feststellen, dass mir die Montagabende auf ProSieben mit jeweils einer Folge meiner Lieblingsserie fehlten. Deshalb sehnte ich mir auch die zweite Staffel herbei, die ein Jahr später im Herbst ausgestrahlt werden sollte.
    Mir kamen aber immer mehr Gerüchte zu Ohren, dass mich da eine sehr geschnittene Fassung meiner Lieblingsserie begegnen würde, weshalb ich mich für den kauf der DVD entschied, die eine ungeschnittene Fassung von Supernatural enthalten sollte. Nachdem diese auch endlich in meinen Besitz gelangt war, begann ich wieder dem Supernaturalfieber zu verfallen und schaute mir genüsslich jede einzelne Folge mehrmals an.
    Kommen wir nun zum ersten Punkt der zweiten Staffel, der mich mehr als überrascht und wahnsinnig gefreut hatte: Die Darsteller der Serie (allen voran die Hauptdarsteller Ackles und Padalecki) waren genauso gut wie in der ersten Staffel, mehr noch es waren einige deutliche Verbesserungen zu spüren was die Glaubwürdigkeit der Charaktere deutlich weiter anhob und weitere emotionale Momente bedeutete.
    Das erste ist natürlich die Entwicklung der Hauptakteure in den Rollen von Sam & Dean Winchester. Während diese in der ersten Staffel zwar grandios rüberkamen, war dennoch eine gewisse charakterliche Aufteilung zu erkennen die sich nicht besonders viel über die erste Staffel änderte. Dies ist in der zweiten Staffel wesentlich anders.
    Man sieht deutlich wie die beiden Brüder tiefere Verbindungen miteinander eingehen und die Beziehung der beiden Brüder immer wieder neue Höhepunkten aber auch tiefen Krisen entgegensteuerten. Besonders Sam bekommt mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten eine bedeutendere Rolle zugesprochen was die Beziehung zu Dean immer wieder auf verschiedene Weise in Krisen stürzt. Das Verschwinden der aufgeteilten, klaren Charakterlinien der ersten Staffel ist sehr positiv und trägt auch somit zu einer realistischen Verhaltensänderung der beiden Brüder bei. Besonders Dean sorgt in emotionalen Momenten richtige Dramaatomsphäre, da er sich nun als eine Art Vater für Sam fühlt und nichts anderes will als seinen Bruder zu schützen. Immer wieder stellt sich ihn die Frage, wieso gerade er das Los gezogen hat für alles sich verantwortlich zu fühlen. Diese Inneren Beziehungen zwischen Sam & Dean rücken nun in den Vordergrund und machen eine Menge Spaß.
    Auch die Nebendarsteller machen wieder einen sauguten Eindruck und versprühen nur Leidenschaft für das Schauspielern. Jim Beaver nimmt als Bobby Singer die wohl wichtigste Nebenrolle ein und ist eine Art seelische und kämpferische Stütze für die beiden Brüder bei der Jagd geworden, die sie auch dringend brauchen.
    Aber auch Neubesetzungen wie Samantha Ferris als Ellen Harvell oder Frederik Lehne als der gelbäugige Dämon Azael, der Haupt Antagonist der Serie, sorgen für neuen Schwung in der Serie und spannen ein neues, spannendes Geflecht in der ansonsten einfach gestrickten Story der Serie. Auch haben sie sich anscheinend sehr schnell in der Serie eingefunden, denn ansonsten wären sie nur so halb so gut in ihren Rollen.
    Vom Plot her hat sich in der zweiten Staffel wenig gegenüber der ersten Staffel von Supernatural verändert. Auch hier nutzt die Serie den altbekannten Mix aus thematisch selbstständigen „Monster-of-the Week“-Folgen und der Verfolgung eines roten Fadens, wobei hier Erik Kripe eine wichtige Eigenschaft sehr viel besser ausgebaut hat: Die Hauptstory.
    Währen in der ersten Staffel fast in jeder Episode ein neues Monster bekämpft wurde und der eigentliche Rote Faden darunter litt, wurde dies in der zweiten Staffel neu durchdacht und viel besser verpackt. Zwar gibt es auch hier überwiegend Folgen die den Kampf gegen einen bestimmten Gegner beschreiben, dennoch wurden einige Storyfolgen eingebaut die den roten Faden voranbrachten. Diese Episoden wirkten sehr gut gelungen und zeigten deutlich das man aus alten Fehlern gelernt hatte. Zwar ist auch hier die Story nicht neu erfunden worden, doch immerhin wurde diese gut verpackt und das vorhandene potenzial perfekt ausgenutzt.
    Dennoch gibt es leider immer wieder viele gleiche Gegner, vorwiegend Geister und mehrere völlig alberne Episoden, die diesen guten Eindruck etwas beim zusehen schmälern. Man merkt deutlich, dass dem Autor die Ideen für neue Viecher ausgingen, obwohl es von denen weitaus mehr in den Märchen und Sagen gibt. Schade eigentlich, aber was will man machen?
    Von den Effekten her zeigt sich die Serie wie gewohnt auf einem sehr hohen Niveau, welches sich seit der ersten Staffel weiter gesteigert hat. Als erstes ist wieder die Spannung zu erwähnen, welche sich weiterhin über jede Episode aufrecht erhält. Innerhalb der verschiedenen Folgen bekommt man diese wieder perfekt präsentiert und auch allgemein zeichnet sich ein sehr guter Spannungsbogen durch die eigentliche Story ab. Jedoch gibt es ein zwei Episoden, die komplett zu vergessen sind und das schöne Gesamtbild leider etwas trügen, darüber kann man aber hinwegsehen. Auch ist der Spannungsbogen erstmals leicht überdreht, erzeugt aber weiterhin diese geniale „Supernatural Atmosphäre“.
    Leider wird in Sachen Action nun etwas übertrieben und die beiden Brüder greifen öfters zu den Waffen was einfach nicht hätte sein müssen wie man in Folgen wie „Corantan“ sieht, wo friedliche Bürger durch einen dämonischen Virus zu Bestien mutieren. Man merkt deutlich, dass langsam mehr zu Witz und Action übergegangen wird. Das alte Episodenschema ala Kriminalfall lässt etwas zu wünschen übrig. Da dies alles jedoch wieder mit viel Schmerz und Verlusten gemischt mit der typischen Dramatik verpackt ist, wird das etwas abgerundet und macht trotzdem viel Spaß. Auch werden mehr „Spcial Effekts“ gezeigt, die durchaus stimmig dem Zuschauer präsentiert werden und oftmals sogar äußerst realistisch wirken. Super!
    Vom Anspruch her ist die zweite Staffel jedoch etwas höher als die erste angesetzt worden: Themen wie Rassismus aber auch moralische Aspekte spielen eine wichtigere Rolle. Darf man jemanden töten weil er ungewollt zur Bestie wird und derjenige trotzdem ein Mensch ist? Soll man Vampire jagen die sich von Rinderblut anstatt Menschenblut ernähren? Solche Fragen stellen sich desöfteren dem Zuschauer und wie gewohnt wird eigene Fantasie sehr hoch geschrieben, da man trotz vieler gleicher Monster neuen Legenden und Mythen begegnen wird.
    Trot alldem kann man meist sich zurücklehnen und die Serie genießen, da es nicht viel für große Denker geben wird.

    Fazit: Wem die erste Staffel schon gefiel wird die zweite lieben. Obwohl die zweite Staffel ein paar neue Mängel aufweist, gleicht sie viele alte aus und ist durchgehend unterhaltend. „The Second Season“ ist also auf jeden Fall etwas für alle Fans der Genres Horror und Mystery, gesalzt mit viel Witz, Spannung, Dramatik und Action!

    Einzelwertungen

    Darsteller: 10/10 (Allesamt auf neuen Höhen angekommen was unglaublich ist. Super Sache was Fun bringt.)
    Plot: 07/10 (Besser verpackt als in der ersten Staffel, dennoch ein altbekannter Mix mit ein zwei völligen Aussetzern innerhalb der Staffel.)
    Effekte: 07/10 (Einige Dinge sind sehr viel besser als in der ersten Staffel, dennoch weist die Spannung und die Action einige Lücken auf, schade drum.)
    Anspruch: 06/10 (Knapp überm Durchschnitt, was vor allem durch die vielen neuen moralischen Hintergründe kommt.)
    Gesamteindruck: 08/10 (Bin zwischen sieben und acht geschwankt, fand die Acht dann aber doch gerechtfertigter.)

    Trailer Staffel 2 [ProSieben]
    ImdB Wertung (9/10)
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    Jason ist offline Geändert von Jason (15.10.2009 um 19:54 Uhr)

  17. #157 Zitieren
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    Supernatural - Season 3 [DVD]



    Im Handel ab: 01.12.2009
    Anbieter: Warner Home Video
    Originaltitel: Supernatural: The Complete Third Season
    Genre(s): TV-Serie, Horror, Drama, Mystery
    Darsteller: Jared Padalecki, Jensen Ackles, Jeffrey Dean Morgan
    FSK: 18
    Laufzeit: ca. 621 Minuten

    Inhalt:

    Um seinen Bruder Sam von den Toten zurückzuholen, schließt Dean Winchester am Ende der zweiten Staffel einen Pakt mit einem Kreuzungsdämonen ab, der Sam von den Toten auferstehen lässt und Dean noch ein Jahr zu Leben lässt, bevor die Höllenhunde ihn holen werden. Sams einziges Ziel ist es Dean von seinem Pakt zu befreien und wird dabei von einer mysteriösen Dämonin mit dem Namen Ruby unterstützt. Dean dagegen will sein letztes Jahr auf Erden nach allen Regeln der Kunst genießen und will nicht einmal gerettet werden, da er bei der Umgehung seines Paktes Sams Leben wieder aufs Spiel setzen würde. Deshalb kommt es immer wieder zu Streitereien mit Sam wegen Ruby und dem Pakt und zu allem Überfluss müssen die Brüder eine Armee von Dämonen aufhalten, die nach dem Ende der zweiten Staffel aus der Hölle entkommen konnte. Dabei taucht ein neuer, tödlicher Dämon namens Lilith auf, der sich zum Anführer der Armee aufschwingt und nur ein Ziel hat: Sam und Dean Winchester auszulöschen.

    Meine Meinung:

    Nachdem ich mir die zweite Staffel von Supernatural angesehen hatte, war es für mich wie ein Wahn geworden diese Serie anzusehen und daher war meine Laune entsprechend schlecht, als ich mit der vorerst letzten deutschen Staffel fertig geworden war. Nun stellte sich die Frage: Sollte ich auf eine Deutsche Fassung warten oder gleich die Englische Fassung ansehen. Ich entschied mich nach langem hin und her für ersteres und damit für das warten.
    Rund vier Monate später passierte dann etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte: Die Dritte Staffel war komplett in Deutsch auf YouTube erschienen, Uncut! Bevor alle Videos raus gelöscht wurden hatte ich die Gelegenheit mir die dritte Staffel anzusehen um mich eine Meinung zu bilden und die habe ich. Diese dritte Staffel ist schlichtweg genial, aber dazu später mehr!
    Gehen wir aber zuerst einmal auf den ersten üblichen Punkt in meinen Reviews über: Den Darstellern! Wie schlagen sich die Winchesterbrüder noch in der bereits dritten Staffel? Können sie noch einmal mit ihren Leistungen aus der zweiten Staffel mithalten, ebenso die Nebendarsteller oder geht langsam die Puste aus? Nein das geht sie nicht, wieder einmal bewiesen die Darsteller der Serie ein solches schauspielerisches Können, das für Gänsehaut sorgt.
    Kommen wir zu Jensen Ackles: In seiner Rolle als Dean Winchester schwingt er sich erneut als der altbekannte Held auf, der endlich wieder einmal sich seinen Wurzeln nähert. Deans altes Ego ala „Sex, Drugs an Rock’N Roll“ taucht wieder verstärkt auf und sorgt oftmals dermaßen für Lacher, das man an Splatterkomödien zurückdenken muss, bei denen Spaß das oberste Gebot ist. Dieser Schritt auf die alten Wurzeln zu, so verstärkt auch noch, bringt wieder mächtig Spaß rein und wirkt manchmal sogar etwas albern und übertrieben, aber genau das ist es was einen so zum lachen bringt. Auch Gefühlsmäßig bekommt man wieder etwas geboten und das nicht zu wenig. Durch seinen Pakt gebunden, der ihn nur noch ein Jahr zu leben lässt, muss Dean mit seinen inneren Ängsten zurechtkommen und kommt oft in Situationen in denen er an sich selbst zweifelt, was einfach nur Dramatik und Trauer mit sich bringt. Auch seine Beziehung zu Sam verschlechtert sich nun zunehmend, da dieser selbst mit Dämonen paktieren will um seinen Bruder zu retten, was dieser eigentlich gar nicht will. So kommt es oft zu Streit und Krisen, aber trotzen halten die beiden Brüder (noch) zusammen.
    Aber auch Jared Padalecki alias Sam Winchester glänzt auch wieder einmal in seiner Rolle. Bei keinem anderen Charakter in der Serie sieht man eine solche Veränderung wie bei Sam. Da er alles tun würde um Dean vor der Hölle zu retten, wirkt er in dieser Staffel deutliche Erwachsener und Selbstsicherer, manchmal sogar äußerst kalt, brutal und gefühllos was einer der vielen Streitpunkte der beiden Brüder ist, den Dean will nicht das sein Bruder auf solche Art und Weiße den gleichen Weg gehen will wie er einst, denn Sam soll sein gerettetes Leben lieben was dieser aber gründlich nicht tut. Auch das Sam oft zur Dämonin Ruby Kontakt hat um somit Deans Leben zu retten treibt eine Krise nach der anderen aus dem Untergrund hervor und oftmals enden diese in lautstarken Auseinandersetzungen. Trotz alldem halten die beiden Brüder auf ihre Art und Weiße (noch) zusammen und besonders in dieser Staffel sorgt auch Sam endlich einmal durch zynische Kommentare oder saukomische Folgen wie „Bad Day At Black Rock“ für echte Brüller. Einfach super.
    Auch die Nebendarsteller wirken wie immer sehr gut gespielt und auf einem ungewohnt noch höheren Niveau als sonst, was sicher an den neuen, reizenden, Damen in der Serie liegt. Denn Katie Cassidy als die undurchsichtige Dämonin Ruby oder auch Lauren Cohan als die charmante britische Diebin Bella Talbot, sorgen für neuen Schwung und auch für eine Menge Ärger. Auch Jim Beaver nimmt als Bobby Singer eine immer wichtigere Rolle ein und genau das will man: Eine Einbeziehung alter Charaktere auf eine derart gute Weiße.
    Was sich völlig in der Serie im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln verändert hat, ist der Plot von der dritten Staffel. Erstmals entfernt sich Erik Cripe in seinem Drehbuch vom alten Prinzip von sich abwechselnden thematisch selbstständigen „Monster-of-the Week“-Folgen und der Verfolgung eines roten Fadens. Zwar gibt es immer noch Folgen in denen die beiden Brüder Jagd auf das ein oder andere Biest machen, aber nun steht der Rote Faden im Vordergrund. Und wie! Er zieht sich durch eigentlich jede Folge, so dass diese jeweils aufeinander aufbauen und somit versuchen eine logische Geschichte rüberzubringen.
    Zugegeben, teilweise klappt das ziemlich gut aber durch die ungewohnt kurze Länge der Staffel von 16 Folgen (was dem dämlichen Autorenstreik zu verdanken ist), entsteht oftmals das Gefühl zu viel aufgedrängt zu bekommen was leider nicht so toll ist. Auch tun sich oftmals einige Logiklücken auf, da einige Folgen vertauscht wurden währen des Streikes. Man wusste nicht genau ob und wie viele Folgen überhaupt noch gedreht werden würden und das merkt man leider deutlich im Verlauf der Staffel.
    Allgemein gesehen ist auch der rote Faden nicht so dolle: Es geht eigentlich hauptsächlich darum vielen Dämonen in vielen Folgen die Grütze aus dem menschlich besetzten Kopf zu prügeln und das mit viel Blut und Krach, aber dazu mehr bei den Effekten. Viel ist zu offensichtlich und auch die Folgen in denen ausnahmsweise ein Biest gejagt wird, versinken durch übertriebene Action und Brutalität und das Vermissen einer Story in der Mittelklasse. Wenigstens wurden einige gute Nebenhandlungen eingebaut, die das ganze etwas abrunden. Dennoch ist der Plot bisher nicht der beste der Serie und lässt einiges zu wünschen übrig.
    Effekte hat diese Staffel im Gegensatz zu den anderen dieses Mal massig in Sachen „Special Effekts“, dazu mehr am Ende des Themas. Der damalige, großartige Spannungsbogen der Serie geht nun eher über in viel Gemetzel, einigen ungewollten Splatterszenen und viel Gekrach und Gedöns. In kaum einer Folge ist es so wie früher und deshalb spürt man kaum mehr diese super „Supernatural Atmosphäre“ die durch ihre Spannung ausgemacht wurde. Action wo man hinsieht aber Spannung entsteht nur aus dieser und den einigen emotionalen Elementen mit Dean, die man immer wieder aufgetischt bekommt, was einem mit der Zeit auch nur auf den Keks geht. Wenigstens gibt es ein Haufen geiler Spezialeffekte, die den ganzen Kram da etwas erträglicher machen.
    Moralisch brauche ich hier nicht mehr viel zu erzählen: Es geht eigentlich nur um Kampf, naja Kampf mit der ordentlichen Portion Gefühle und etwas Dramatik. Die alten, ausgelutschten Randthemen wie Rassismus tauchen zwar wieder auf, kommen aber einfach nicht so gut rüber wie in der zweiten Staffel oder sogar der ersten. Alles ist ziemlich anspruchslos geworden, da wäre einiges mehr rauszuholen gewesen.

    Fazit: Von allen Staffeln der genialen Serie her ist die dritte bis zu diesem Review eindeutig die schwächste. Die alte schöne Spannung und der gute Mix von Jagd und Story gehen hier flöten und weichen Metzelorgien und einigen emotionalen Momenten. Nur was für eingefleischte Fans wie mich.

    Einzelwertungen:

    Darsteller: 10/10 (Wie gewohnt auch einem sehr hohen Niveu)
    Plot: 05/10 (Wenig durchdacht und ziemlich leicht vorhersehbar mit wenigen Überraschungen. Auch gibt es einige Storylücken zu sehen.)
    Effekte: 06/10 (Spannung weicht übetriebener Action und Brutalität: Bäh! Da wäre mehr drinnen gewesen, wenigstens kommen diese Szenen sehr gut rüber und auch an guten Spezialeffekten magelts nicht)
    Anspruch: 02/10 (Nichts zum Nachdenken; Kaum Moral; Hirn ausschalten)
    Gesamteindruck: 06/10 (Bisher schlechteste Staffel in meinen Reviews. Supernatural kanns besser, viel besser)

    Kurzes Promo von CW
    ImdB Wertung 09/10
    Amazon Link
    Jason ist offline Geändert von Jason (15.10.2009 um 19:55 Uhr)

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    Ballistic: Ecks vs. Sever

    [Bild: Ballistic.jpg]

    DVD-Start: 08.03.2004
    Genre: Action
    Regie: Kaos (Wych Kaosayananda)
    Darsteller: Antonio Banderas, Lucy Liu, Gregg Henry
    FSK: 16

    Inhalt: Eine unbekannte Assassinatrix mischt einen von FBI-Agenten beschützten Wagenkonvoi auf und entführt einen kleinen Jungen, der unpraktischerweise der Sohn des Großindustriellen Robert Gant ist. Kurz darauf wird der heruntergekommene Ex-FBI-Agent Jeremiah Ecks kontaktiert, der seit dem scheinbaren Tod seiner Frau ein saufendes Wrack ist. Er soll die Gutste ausfindig machen, eigentlich eher, weil man Gant eine gestohlene Wunderwaffe wieder abnehmen will, dann erzählt man ihm was über den Verbleib seiner Frau. Ecks stimmt grummelnd zu und setzt so den Startschuss für eine Tour de Force durch Vancouver...

    Inhalt: Das wollte ich mir doch mal genauer anschauen. Also, "Ballistic: Ecks vs. Sever". Ein Film, der Non-Stop-Action zu bieten hat, von Kritikern und Casual-Moviegoers aber gleichermaßen mit dem ganz großen Hammer in den Boden geprügelt wurde. Bei Rottentomatoes (scheiß Seite) verdiente er sich sogar das Prädikat "Schlechtester Film der letzten zehn Jahre", ein Kumpel von meinem Bruder, der ihn mal sah, beschrieb ihn mit den Worten "Alle zehn Sekunden explodiert was, trotzdem wird's langweilig". Naja, Worschter, dacht ich mir, Explosionen können gar nicht langweilig werden, außerdem bekam ich das gute Ding für einen Euro auf eBay hinterhergeschmissen (zwar in der Computerbild-Version, aber bei dem Preis beschwer ich mich nicht... in der gleichen Lieferung offenbarte sich mir übrigens auch der geniale "Sky Captain and the World of Tomorrow"... sollte ich mir auch mal wieder anschauen), da packte ich das gute Stück doch direkt mal in meine Zehnerliste (die letztlich mal etwas zurückstecken musste, erst schaute ich mir "Der Sternwanderer" an, dann "District 9", jetzt ist sie aber wieder da, größer und besser als je zuvor, harr harr... äh... streicht das "größer"), das dann jetzt bestand aus: "The Monster Hunter", "White Skin", "Snakes on a Plane", "D-War", "Payback", "Immortal", "American Beauty", "Octalus", "Mindhunters" und natürlich letzten Endes "Ballistic: Ecks vs. Sever", auf den der Würfel auch direkt fiel. Na dann wollen wir doch mal.
    I knew I was in for a treat, als der Name des Regisseurs auf dem Bildschirm erschien. Zugegeben, sein putziges Pseudonym ist nur die Kurzform seines Nachnamens, aber trotzdem hat es was, wenn da wortwörtlich steht: "Directed by Kaos". Wych Kaosayananda drehte vor seinem Ausflug nach Hollywood nur den thailändischen Actionklopper "Fah" (der Gerüchten zufolge eine Glorifizierung von Gewalt jeglichen Coleurs ist, ich würde ihn gerne sehen), trotzdem drückten ihm Miramax und Franchise Pictures satte 70 Millionen Dollar in die Pfote und sagten "Mach mal". Um jetzt mal mit ein paar Klischees aufzuräumen, an die ich gestern auch noch geglaubt habe (ehe ich die Richtigstellungen laß): "Ballistic: Ecks vs. Sever" ist keine Verfilmung des gleichnamigen Gameboy-Spiels, viel eher basiert das Spiel auf der ersten Fassung des Skripts aus der Feder von Alan McElroy ("Spawn", "The Marine") und kam daher schon früher raus als der Film. Aber womit wir es hier zu tun haben ist tatsächlich eine eigens für's Kino konzipierte Plotte. Gott steh uns bei.
    Ich versteh's nämlich nicht. Gut, für Qualitätsarbeit ist McElroy eh nicht so bekannt, aber WANN kam irgend jemand auf die Idee zu sagen "Hey, das Skript ist gut, da machen wir einen Film draus"? Wenn es eine Verfilmung eines Videospiels wäre, um die Fankiddies zu locken, okay, könnte ich verstehen, aber ernsthafterweise so einen bedrömmelten Plot für einen 70 MILLIONEN DOLLAR TEUREN KINOFILM zusammenzukloppen... Yey, ich hatte schon fast angefangen, der Filmindustrie wieder zu vertrauen. Das Skript von "Ballistic: Ecks vs. Sever" quietscht an allen Eck(s)en (höhö) und Enden. Die Backstory alleine macht wenig Sinn, erst heißt es, Gant hätte diese Waffe entwickelt, dann wird einen Satz später gesagt, er hat sie gestohlen. For no particular reason holt man den versoffenen Ecks wieder ins Team, weil "Nur du kannst diesen Job erledigen"... Ähm, ja. Klar. Scheint gerade Stellenmangel beim FBI gewesen zu sein. Aber irgendwo hatte Ecks Vorgesetzter schon recht, denn was uns' Held so alles kombinieren kann ist erstaunlich, der Mann weiß ganz einfach ALLES. Und wenn ich ALLES sage, dann meine ich wirklich ALLES, der muss das Skript gelesen haben. Zwischendurch werden Plottwists und -turns eingeflochten, die entweder a) völlig an den Haaren herbeigezogen sind oder b) der geneigte Rezipient zehn Meilen gegen den Wind riecht, Dialoge haben etwa auch die Qualität von Scheißhauslyrik und es fällt schon nach fünf Minuten auf: Die Story ist nur dazu da, um einen Haufen Actionszenen zusammenzuhalten. Kurzum: "Ballistic: Ecks vs. Sever" basiert auf einem absolut soliden, teilweise sogar richtig inspirierten B-Actionhobel-Skript, hat nur viel mehr Geld gekostet.
    Der einzige Grund, wieso "Ballistic: Ecks vs. Sever" so heftig gebasht wird, ist tatsächlich die Tatsache, dass er im Kino lief und eine Menge Leute ihn gesehen haben, die keine Ahnung von Tuten und Blasen haben, denn der Film ist auf keinen Fall schlechter als die mit ihm vergleichbaren Filmverbrechen, namentlich nämlich irgend welcher Nu Image/Albert Pyun/Whuteva-B-Actionkäse, den einfach keiner von diesen selbsternannten Filmexperten kennt, die jetzt "Ballistic" seine eigene Unterhose um die Ohren hauen (interessante Metapher), weil das einfach Genrekino. Bzw. Genrefilm, ins Kino schaffen die meisten davon es halt nicht. "Ballistic: Ecks vs. Sever" ist ein konsequent doofer Actionhobel mit mächtig Kawumm, der einen Plot und Dialoge auffährt, über die man sich prima lustig machen kann. Und letzten Endes seinen Vorsatz, knappe 80 Minuten zu unterhalten, bravourös meistert. Hier werden so viele dumme One-Liner gekloppt, so viele wahnwitzige Actionszenen abgefeiert, so viel gesprengt und gestorben, dass wirklich keine Langeweile aufkommt. Und die Dramaturgie ist so herrlich blöde, dass man als Freund der eher scheppernden Unterhaltung aus dem Grinsen kaum rauskommt (gut, zugegeben, ich hab irgendwann den Rum ausgepackt, um mir den Plot lustig zu saufen, aber das wäre eigentlich gar nicht so nötig gewesen).
    Den Rücken gestärkt bekommt "Ballistic: Ecks vs. Sever" von ein paar Production Values, die vielleicht nicht nach 70 Millionen aussehen, aber doch definitiv in Ordnung gehen. In den Actionszenen gibt's genug einfach nur umfallende Statisten, Kugeleinschläge an allen Ecken und Enden, explodieren tut auch viel (teilweise vielleicht sogar zu viel, ich frag mich immer noch, warum beim Showdown erst mal alle beteiligten Parteien den "Battleground" nach allen Regeln der Kunst in die Luft gesprengt haben, ehe sie mit der Schießerei anfingen)... Die Actionsequenzen sind gut choreographiert und bringen die nötige kompromisslose Härte mit (auch wenn's, wenn ich mich recht entsinne, quasi kein Blut gibt), sie sind nicht ganz so rasant wie ich es mir gewünscht hätte (vor allem die Motoradverfolgungsjagd war irgendwie... lahm, dafür explodierte wieder einiges), aber seinen Spaß kann man trotzdem damit haben.
    Auch die Schauspieler liefern Adäquates ab. Antonio Banderas ("Desperado", "Spy Kids") gibt den ruppigen, heruntergekommenen Ecks ganz gut, auch wenn ich seiner versteinerten Fresse nicht die Geistesblitze zutrauen würde, die er hier alle Nase lang auffährt. Lucy Liu ("Lucky#Slevin", "3 Engel für Charlie", "Payback") mag ich ja bekanntermaßen überhaupt nicht, hier passt sie aber ausnahmsweise mal ganz okay. Schauspielerisch natürlich völlig daneben, aber da ihre Figur völlig emotionslos ist geht das in Ordnung, sie hält auch die Klappe und in den Actionszenen kann sie auch punkten, gut sieht die Frau davon aber immer noch nicht aus. Ganz im Gegenteil zu Talisa Soto ("Mortal Kombat") die hier, obwohl schon auf die 40 zueilend, eine gute Figur macht und ein paar der doofen Dialoge mit so einem ernsten Gesicht abzieht, dass man sie dafür einfach gern haben muss. Gregg Henry ("Slither", "Payback") spielt ein weiteres mal den soziopathischen Fiesmann und erneut so überdreht, dass seine Darstellung viel Laune macht, der Mann ist ein großer seines Faches. Und auch noch erwähnenswert ist Ray Park ("G.I. Joe", "Star Wars Episode I", "X-Men"), der zwar sichtlich zugelegt hat, aber trotzdem noch gut in seinen Kampfszenen punkten kann. Auch ansonsten eine überraschend charismatische Erscheinung, der Gute. Sollte man im Auge behalten.
    Wenn mir sonst etwas nicht an "Ballistic: Ecks vs. Sever" gefallen hat, dann war es hier und da der Soundtrackeinsatz von Don Davis ("The Matrix", "Bound", "Im Fadenkreuz"), der einfach nicht so ganz zu den Bildern passen wollte, aber das ist Erbsenzählerei, denn wirklich große Kritikpunkte gibt es nicht. Okay, es gibt sie schon. Der Film ist strunzblöd und lässt den Zuschauer das auch bei jeder Gelegenheit spüren, aber gerade das macht ja so viel Laune daran. Die Action hätte etwas mehr rumpeln können, granted, aber seine direkte Konkurrenz ("Direct Action" zum Beispiel) lässt er in Sachen Action ziemlich alt aussehen.
    Kommen wir zum Fazit: Wer B-Actionfilme mag, der kann "Ballistic: Ecks vs. Sever" eigentlich gar nicht schlecht finden. Strunzblöd, viele Explosionen, mangelnde Logik an allen Ecken und Enden und ein Budget, das so ein Film von Rechtswegen her eigentlich gar nicht haben dürfte. I love it. Das Ding unterhält ungemein und ist angenehm kurz, so dass man sich einfach mal schnell eine Runde die Birne durchpusten lassen kann. Wer damit ein Problem hat, soll halt weiter Arthouse gucken gehen...

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (Gregg Henry ist cool, Banderas geht auch, der Rest... angemessen)
    Plot: 03/10 (eine halbe Katastrophe, aber sowieso nur Mittel zum Zweck)
    Effekte: 08/10 (wenn hier was explodiert, dann explodiert's richtig... und oft)
    Anspruch: 01/10 (nix, nada, niente)
    Gesamteindruck: 6.5/10 (sehr spaßiger Actionhobel zum immer wieder gernhaben, wenn er auch nicht in der Oberliga mitspielen darf)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.4)
    Link zum Trailer (verzerrt den Plot völlig)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 15:27 Uhr)

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    Dragon Wars: D-Wars

    [Bild: Dragon%20Wars.jpg]

    DVD-Start: 10.04.2008
    Genre: Action/Fantasy/Katastrophenfilm
    Regie: Hyung-rae Shim
    Darsteller: Jason Behr, Amanda Brooks, Robert Forster
    FSK: 12

    Inhalt: Alle 500 Jahre kehrt der böse Drache Buraki auf die Erde zurück, um eine junge Frau auszumachen und sich ihre Seele anzueignen, die ihn allmächtig macht. Diese junge Frau nennt sich Sarah und hat keine Ahnung von ihrem Schicksal. Glücklicherweise kennt der mysteriöse Jack sich aus, der die Reinkarnation eines alten Kriegers ist, der schon vor fünf Jahrhunderten gegen Buraki gekämpft hat. Gemeinsam mit dem Reporter Ethan, der die Reinkarnation des Schülers des alten Kriegers ist, versucht er Sarah zu beschützen, während Buraki und seine Horden über Los Angeles herfallen...

    Kritik: In letzter Zeit hab ich's aber mit kritisch gebashten Filmen. Nachdem mir gerade erst der unheimlich unterhaltsame "Ballistick: Ecks vs. Sever" vor die Flinte gelaufen war, fiel die Wahl des Würfels am gestrigen Abend nach erneutem Genuss des Geniestreichs "Operation Dance Sensation" (und Zurückstellung der Uhr um eine Stunde... das kann einen schon kurz verwirren, wenn man um zehn vor drei unter die Dusche geht und um viertel nach zwei wieder raus kommt) auf den allseits verhassten "Dragon Wars" (Neuzugang in der Zehnerliste übrigens "Zombie Commando"... bin noch nicht sicher, ob ich den rezensiere, die DVD-Version ist eh ausverkauft und ich kenne einen der Mitwirkenden persönlich, also ist die Neutralität niet gewahrt... ach scheiß drauf). Koreanische Drachen zerstören Los Angeles... kann doch gar nicht schlecht sein, zumal ich von den Trailern relativ begeistert war, sah nach jede Menge Kawumm aus. Also rein damit.
    Ziehen wir das Pferd doch heute mal von der anderen Seite auf... Es wurden ja schon viele Kritiken zu "Dragon Wars" geschrieben und dabei viele böse Dinge gesagt. Also pick ich mir jetzt mal die größten Kritikpunkte heraus, die dabei normalerweise fallen, und kommentiere sie ein wenig. Das dürfte nicht so lang dauern, denn eigentlich finden sich dabei nur zwei bis drei. Der erste davon wären die darstellerischen Leistungen. Auf IMDB nannte es ein Kommentator "Knapp oberhalb eines Pornofilms" und ich muss sagen, so wirklich stimmen tut das nicht. Klar, die Darstellerriege ist alles andere als beeindruckend, Jason Behr ("The Grudge", "Skinwalkers") tut sich schwer damit, so etwas wie Emotionen auszudrücken, in den wenigen Actionszenen, die er hat, macht er seine Sache aber ganz ordentlich. Amanda Brooks ("Flightplan") zieht da gut mit, sie wirkt schon ein wenig lobotomisiert. Robert Forster ("Jackie Brown", "Lucky#Slevin", "Ich beide und sie") ist ein Akteur, den ich persönlich ziemlich gerne mag, hier zieht er sich auch ordentlich aus der Affäre, obwohl er nicht besonders viel zu tun hat, außer ein paar Legenden zu rezitieren und hin und wieder mal weise zu schauen. Craig Robinson ("Zack and Miri make a Porno") darf als Quotenschwarzer ein paar doofe Sprüche reißen, bewegt sich ansonsten aber auf recht solidem Terrain. Und Jesse Jam Miranda (normalerweise als Stuntman unterwegs) gibt als Fiesarsch Atrox schon eine ziemlich amüsante Andrew-Divoff-Impersonation ab. Holmes Osborne (Donnies Vater in "Donnie Darko") darf auch noch kurz vorbei schauen, hat aber nicht viel zu tun. Kurzum: Große Kunst findet man in "Dragon Wars" nicht, die Schauspieler sind allesamt ganz okay, zwar etwas hölzern, aber ihre Performances nerven halt einfach nicht offensiv. Und das ist im Kontext des Films schon mal ein Pluspunkt, dazu aber später mehr.
    Die andere Sache, auf der jeder aalte Arsch und sein Hund rumhacken, ist die Story des Films. Und auch hier bin ich etwas zwiegespalten. "Dragon Wars" ist ein Film von der Sorte, bei der mir ein weiteres Mal überdeutlich klar wurde, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen "Story" und "Skript" gibt. Die Story von "Dragon Wars" ist gut. Ziemlich gut sogar. Granted, etwas klischeehaft und vorhersehbar, aber sie ist durchdacht und bietet genug gute Ansätze, dass man daraus ein oder zwei groß angelegte Fantasyepen hätte drehen können. Das Skript ist allerdings eine Katastrophe. Denn das ganze Potential, das die Story mitbringt, wird absolut nicht genutzt. Die Handlung springt von einem Ort zum anderen, Dinge passieren, ohne dass man eine Ahnung hat wieso, was überhaupt los ist, etc. pp. WAS passiert ist nicht übel, aber WIE es passiert, da liegt der Hund begraben. Die Erzählstruktur zieht da auch voll mit, ich war sehr begeistert vom Flashback im Flashback im Flashback... so was muss man sich erst mal trauen. Das kann zu einem gewissen Teil aber auch daran liegen, dass der Film nach den ersten Testscreenings signifikant gekürzt wurde (um etwa 20 Minuten), vielleicht ist dabei auch die Logik ein Stück weit auf der Strecke geblieben. Noch dazu schleichen sich mehrere Hände voll völlige Ungereimtheiten in das Ding ein, dass man sich hier und da doch nur an den Kopf packen kann (Reporter, die einfach so durch eine Polizeiabsperrung schlurchen ohne aufgehalten zu werden und abtransportieren Leichen dann die Decke von der Plauze reißen um zu sehen wer drunter ist, ist da noch der harmloseste Lapsus, den Drehbuchverbrecher und Regisseur in Personalunion Hyung-rae Shim eingebaut hat...). Das Skript ist wirklich kein großer Wurf, da kann ich den Kritikern keinen Vorwurf machen, nachdem der Film vorbei war saß ich nämlich auch da und dachte darüber nach, wie blöd das doch eigentlich stellenweise war.
    Aber das ist der springende Punkt: NACH dem Film. Während dem Film saß ich nämlich mit ausgerenkter Kauleiste da und war kurz davor, auf die Couch zu sabbern. Ich weiß jetzt ungefähr, wie Yahtzee sich gefühlt haben muss, als er "Crysis" reviewte... Denn "Dragon Wars" ist reichlich schlecht geschrieben, die Darsteller haben nicht viel zu tun, völlig egal, denn der Film kracht und rummst überall, an allen Ecken und Enden, so unheimlich gut, dass man ihn als Fan der gepflegten Massenzerstörung eigentlich gern haben muss. Ein weiteres Mal wundere ich mich, wer betrunken genug war, um Regisseur Shim für diesen Käse 75.400.000 Dollar (sagt die IMDB... komische Summe) in die Pfote zu drücken, aber herrgott, ich bin so dermaßen Glücklich, dass irgend jemand es getan hat. Ich lehne mich vielleicht etwa weit aus dem Fenster, aber noch nie hab ich einen Film gesehen, der so unheimlich gut aussieht und der Zerstörung in so einer wahnwitzigen Scale so unheimlich spaßig abzieht. US-Soldaten werden von gerüsteten Kerlen mit Schwertern in Stücke gehackt. Panzer von riesigen "Belagerungsmonstern" in ihre Bestandteile gepustet. Helikopter liefern sich zwischen den Wolkenkratzern von Los Angeles Dogfights mit Minidrachen und krachen alle Nase lang in irgend etwas rein, Explosionen überall, Autos werden durch die Landschaft geschleudert, der theoretische Bodycount muss Millionen betragen, wenn nicht gar Milliarden, es ist eine wahre Wonne, was hier alles zu Bruch geht. Und irgendwo zwischen drin treibt sich dann auch noch Buraki herum, der ständig irgend was kaputt macht und im Gegenzug mit Raketen und was weiß ich unter Beschuss genommen wird. Goil. Und selbst auf dem kleinen Bildschirm, auf dem ich diese Tour de Force in Augenschein nahm, machte das so dermaßen viel Laune... ich will mir gar nicht vorstellen, wie geil das in einem Kinosaal gewesen sein muss, sonst müsste ich jetzt in die Fötusposition gehen und weinen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt's bei all den Actionszenen allerdings, wir haben ja unser töftes Heldengespann, das eigentlich im Dreh- und Angelpunkt der Geschehnisse stehen sollte... Aber irgendwie vergisst Shim das hier und da, die sind halt irgendwo in der Masse der flüchtenden Leute oder so, manchmal werden sie auch gesondert herausgehoben und tun something or other, aber die meiste Zeit über juckt's den Herrn Regisseur gar nicht und er konzentriert sich voll und ganz auf das massive Gekloppe zwischen Militär und Drachenarmee. Dramaturgisch völlig für'n Arsch, aber sau geil, wenn ich das mal so sagen darf.
    Und das ist auch der Punkt: "Dragon Wars" ist kein guter Film, ich hätte ob der Blödheiten, die das Skript sich hier und da liefert, ganz gerne meine Rübe gegen das nächstbeste unbelebte Objekt in Reichweite gedengelt, aber eben erst NACHDEM der Film zu Ende war und mich wieder durchatmen ließ. Denn in den 83 Minuten, die "Dragon Wars" dauerte (der etwas lahme Auftakt jetzt mal bei Seite gelassen) war ich viel zu sehr mit dem Gedankengang "GOIL! GOIL! GOIL! YEAH! GRUNZ!!!" beschäftigt, um mir über irgend welche Plotentwicklungen Gedanken zu machen. Und ist es nicht genau das, was zählt? Die Lauflänge des Films über grandios unterhalten zu werden? Okay, ein wenig Traurig sein muss man über die Verschwendung des Potenzials schon, denn unter den Voraussetzungen, unter denen Shim und seine Leute arbeiteten, hätte man tatsächlich den besten verfickten Film aller Zeiten drehen können oder zumindest etwas, was dem sehr nahe käme, und nicht nur einen lauten, brachialen, spaßigen Action-Fantasy-Hobel, aber das Leben ist halt nicht fair...
    Kommen wir zum Fazit: "Dragon Wars" hat Schwachpunkte, klar, die sind auch gar nicht so unerheblich... Eigentlich macht der Film skripttechnisch alles falsch, was er falsch machen kann. Aber es stört nicht weiter, weil die Blödheiten des Films in der Materialschlacht einfach völlig untergehen. Und ich mag Explosionen und wüstes Gekloppe mit möglichst großen Kollateralschäden in Film und Fernsehn nun mal, vor allem, wenn es so comichaft und doof ist, wie hier. "Dragon Wars" ist ein schlechter Film, den ich jedem Fan von massiver Zerstörung auf DVD von ganzem Herzen empfehle. Sollte man gesehen haben.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (sie nerven halt nicht offensiv, haben aber auch einfach nicht viel zu tun... keiner von denen)
    Plot: 05/10 (um mal einen Mittelwert zwischen "Story" und "Skript" zu finden... die Story ist gut, aber einfach so unheimlich schlecht geschrieben, dass sich mir die Fußnägel hochrollen)
    Effekte: 10/10 (schlicht und ergreifend der Hammer, das Ding rockt so unheimlich)
    Anspruch: 01/10 (Gehirn aus und durch, geht prima)
    Gesamteindruck: 07/10 (ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Film und ich könnte ihn mir glatt schon wieder anschauen, obwohl er eigentlich nicht gut ist)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.8)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  20. #160 Zitieren
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    Kinostart: 24.06.2004
    Genre: Action/Thriller/Horror
    Regie: Renny Harlin
    Darsteller: Jonny Lee Miller, LL Cool J, Kathryn Morris
    FSK: 16

    Inhalt: Abschlussprüfung auf der Profiler-Hochschule: Der ehrgeizige FBI-Ausbilder Harris schickt sieben seiner Pappenheimer und Anhang in Form des Dienstaufsichtsangestellten Gabe auf eine einsame Insel, die normalerweise für Militärübungen benutzt wird. Dort sollen sie einen fingierten Mordfall aufklären, bzw. ein Profil des hypothetischen Killers erstellen. Aber schon bei der ersten Tatortbegehung geschehen merkwürdige Dinge, sprich: Truppführer J.D. platzt, nachdem er in eine Stickstoff-Falle gelatscht ist. Schnell wird den verbleibenden Profilern-in-Spe klar, dass ein echter Killer auf der Insel ist, der Spielchen mit ihnen spielt...

    Kritik: Aalter Schwede, äh... Finne. Starker Tobak sprang mir gestern abend in den DVD-Player, muss ich schon sagen. Ich bin ja eigentlich recht hart im Nehmen und hab schon vieles da draußen gesehen, trotzdem gelang es "Mindhunters" mir hier und da ein verblüfftes Runzeln auf die Stirn zu zaubern. Gut, irgendwie hatte ich das von dem Film auch erwartet, als ich ihn vor einiger Zeit auf DVD kaufte (die TV-Movie-Edition für einen Euro über eBay, da gab's dann auch wieder einen netten Trailer für "Taxi 4"... mein Gott, sah der scheiße aus), gute Kritiken fährt er sich ja allseits ein, auch wenn er sang- und klanglos an der Kinokasse untergegangen ist, mein Bruder fand ihn glaube ich auch ganz gut, also wieso nicht mal anschauen. Gestern fiel der Würfel dann also drauf, Neuzugang war übrigens "The Final Cut", ein spät-Actioner mit Sam Eliott in der Hauptrolle, der vor allem an seinem fehlgecasteten Protagonisten und einer völlig deplazierten Bondage-Sex-Szene kranken soll, ich bin seeeehr gespannt.
    "Mindhunters" jetzt aber erst mal, eine Melange aus Actionthriller und Horrorfilm von uns' Lieblingsfinnen Lauri Harjola, besser bekannt in hollywoodianischen Gefilden als Renny Harlin, der uns schon so Perlen lieferte wie "Deep Blue Sea", "Stirb Langsam 2" oder "The Covenant" (moment, bei näherer Betrachtung war der echt scheiße, also streicht das), auf jeden Fall aber bekannt ist für Filme, in denen es ganz gut kracht und scheppert. Der subtile Thriller lag ihm dagegen nie besonders gut und deswegen fängt "Mindhunters" auch so an, wie man's eigentlich erwarten könnte: In Hochglanzoptik (die etwas 08/15 wirkt, aber doch nicht ungefällig ist) haut aalten Renny (Rennie räumt den Magen auf, la la la...) uns düstere Sets und relativ atmosphärische Shots um die Ohren, garniert das ganze mit brezelnden Actionszenen und deftiger Violence (und die ist stellenweise so deftig, dass ich mich doch wundern musste, dass das Ding ab 16 freigegeben ist, wie gesagt, alter Finne, nicht übel...) und das ist doch schon mal was, worauf man aufbauen kann. Aber einen spannenden, überraschenden Thriller gibt das von Natur aus noch nicht, dazu brauchte es dann schon Wayne Kramer (Regisseur des genialen "Running Scared"), der da ein recht clevers Skript reinstrickte.
    Und das ist wirklich eine ziemliche Wohltat, denn einerseits findet Kramer die Balance zwischen Spannung und Action, andererseits schreibt er tatsächlich intelligent genug, um die ganze Chose nicht von Anfang an völlig durchschaubar zu machen. Klar, hier und da weiß der Vielseher schon, worauf das hinaus laufen wird, aber meistens bemüht Kramer sich um ein wirklich "freakiges" Skript, bei dem einfach Dinge passieren, mit denen jetzt so keiner gerechnet hätte. Also bleibt die Killerhatz bis zum Showdown durch und durch spannend, weil's jeder sein könnte und doch irgendwie keiner, die Auflösung ist dann leider nicht so clever, wie es der Rest des Films verdient hätte, aber geht schon in Ordnung. Wo in Sachen Skript eher der Hund begraben liegt, ist die völlige Abwesenheit auch nur einer einzigen sympathischen Figur. Durch das ewige Rätselraten, wer's denn nun sein könnte, und die Konzentration auf so viele wichtige Hauptfiguren, schafft der Zuschauer es einfach nicht, zu einer von den Pappnasen einen Draht aufzubauen, zumal das hier auch ein typischer "Idiot"-Film ist, hier tun ständig alle möglichen Leute extrem dumme Sachen... Und diese Tatsache bricht der Wiedersehbarkeit des Films annähernd das Genick. Beim ersten Mal ist die Sache sau spannend, weil man eben nicht wieß, wie was wann wo und überhaupt, danach weiß man aber halt, was Sache ist. Und dann verfliegt die Faszination des Films ein ganzes Stück weit, man kriegt halt nur noch ein wenig Violence, ein paar gut rumsende Actionszenen (die sind dafür wirklich exzellent, die Schießereien sind etwas unübersichtlich, aber vor allem die Prügelszenen zeugen von einer unbändigen, rohen Gewalt, dass man als Freund des krachnden Actionkinos nicht anders kann, als breit zu grinsen, goil) und einen Haufen unleidlicher Pappnasen, die einer nach dem anderen den Löffel abgeben.
    Glücklicherweise werden diese Pappnasen dann doch von recht patenten Mimen gegeben, wobei - und diesen Satz dürft ihr euch einrahmen und über's Bett hängen - James Todd Smith - besser bekannt als LL Cool J ("Halloween H20", "Deep Blue Sea") - tatsächlich nicht nur der fähigste, sondern auch der sympathischste Akteur der ganzen Blase ist. Macht in den Actionszenen eine gute Figur und scheint auch ansonsten der Einzige zu sein, der in Stresssituation nicht sein Gehirn am Eingang abgibt. Klarer Daumen nach oben für den guten Mann. Jonny Lee Miller ("Æon Flux", "Plunkett & Macleane") war mir hingegen schon immer mehr oder minder ein Dorn im Auge, der Mann mag ganz gut sein, aber er hat einfach ein Charisma, das beinahe Tom Jane-ähnliche Ausmaße annimmt, sprich: nicht vorhanden. Schon leicht doof, dass eben dieser Mensch dann quasi die Hauptrolle spielt, aber er war gar nicht so schlimm, wie in den anderen Filmen, die ich mit ihm sah. Kathryn Morris ("A.I.", "Paycheck") war relativ hölzern und ihre Figur auch etwas... doof, ging aber sonst. Wirklich gut gefiel mir noch Clifton Collins Jr. ("Sunshine Cleaning", "The Boondock Saints II"), der gerade mit der atmosphärischen Erzählung über Croatoan (sehr geniale Geschichte, googelt gern mal danach) punkten konnte, weitere Höhepunkte verstecken sich dann eigentlich nur noch in den Nebenrollen, obwohl gerade diese Top-Billing bekommen (was aber wohl nur an der Größe der Namen liegt). Selbstverständlich sind damit Christian Slater ("True Romance") und Val Kilmer ("Kiss Kiss Bang Bang") gemeint, zwei Große ihres Faches, hier zwar mit gebremstem Tempo zu sehen (und beide auch nur in kleinen Rollen), aber wenn man die engagiert, dann weiß man eben, was man bekommt.
    Genau wie bei Paul Dunn, der schon die Special Effects für Filme wie "Black Hawk Down", "Event Horizon" und "Gladiator" realisierte. "Mindhunters" ist - wie schon gesagt - hart. Sehr hart sogar. Hart genug, um sich einen roten Aufkleber zu sichern. Hier platzen Menschen, bekommen recht explizit die Rübe abgerissen oder weggeschossen, lösen sich säurebedingt ansatzweise auf oder dürfen auch mal in bester "Hellraiser"-Manier mit ziemlich eindeutigen Hautdurchbohrungen ein paar Meter über dem Boden rumhängen (wobei der Zerreiß-Effekt ausgespart wird). Trägt alles gut zur morbiden Atmosphäre bei und ist wohl einer der Gründe, wieso man den Film auch ein zweites oder drittes Mal durch den Player jagen kann, neben den kompetenten Actionszenen, aber wirklich großes Kino ist "Mindhunters" den angesprochenen Kritikpunkten wegen leider Gottes nicht.
    Kommen wir zum Fazit: Renny Harlin kann's. "Mindhunters" ist spannend, bretzelt ordentlich und kann hin und wieder eine morbid-makabere Atmosphäre auffahren, die ich am Liebsten knutschen würde. Auch die Splatter-Effekte sind erste Sahne, das Drehbuch theoretisch auch, aber wie gesagt, nach dem ersten Ansehen gibt's da recht wenig zu entdecken und die Faszination des Rätselratens verabschiedet sich dann auch ins Nirvana. Zum einmal ansehen ein wirklich exzellenter Film, auch wenn die Figuren doch etwas sympathischer sein könnten, darüber hinaus aber wohl leider eher weniger. Trotzdem klare Empfehlung von mir.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (LL Cool J hat's wirklich raus, muss ich schon sagen)
    Plot: 07/10 (clever, interessant, etwas lahme Auflösung, aber sonst durchaus gut)
    Effekte: 08/10 (ein paar sehen etwas merkwürdig aus, aber der Einfallsreichtum und die sonstige Durchführung sind äußerst gut... und hart ist das Zeug ohne Ende)
    Anspruch: 05/10 (ein wenig Moral findet man wohl, wenn man danach gräbt, aber viel ist da nicht zu holen, ansonsten aber doch durchaus ein Film zum Mitdenken, auch wenn man vieles vorgekaut bekommt)
    Gesamteindruck: 07/10 (zum einmal Anschauen großartig, darüber hinaus wohl eher weniger)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.2)
    Link zum Trailer (überraschend spoilerfrei)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline

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