Klaus Kinski (1926-1991)
Ich streifte gestern mal wieder durch den Saturn und stieß dabei auf eine dieser beliebten Wühlkisten, wo man irgend welche schrottigen DVDs, die die Welt nicht braucht, für 'en Appel und 'n Ei hinterher geworfen bekommt (ich brauch wohl nicht extra zu sagen, dass ich gleich drei genommen hab, oder?). Da purzelte mir auch eine Hülle mit einem wild dreinblickenden jungen (naja, nicht so) Mann entgegen. Der Schrecken aller Schwiegermütter und Fernsehreporter in den 60er, 70er und 80er Jahren, der heimliche Star vieler Spaghettiwestern und Edgar-Wallace-Verfilmungen, der liebste Feind von Werner Herzog, Klaus Kinski. Keine Frage, dass ich das Ding gleich mal mitgenommen hab (war der Film "La chanson de Roland"), zumal es nur 2,54€ kostete.
Jetzt aber zum eigentlichen Sinn des Threads... Kinski. Jeder der spätestens in den 80er Jahren geboren wurde und sich ein wenig für Film interessiert, kommt wohl nicht umhin, diesen Namen zu kennen und möglicherweise auch zu ehren. Ein guter Schauspieler war er auf jeden Fall (obwohl er vielleicht etwas zweifelhafte Ansichten in der Hinsicht hatte, sagte er doch selbst "Ich spiel jeden Scheiß, solange das Geld stimmt") und gute Rollen bekam er meistens auch (oder sagen wir besser "passenden Rollen"), aber viel eher begründet sich sein unsterblicher Ruhm wohl auf seinen... stürmischen Charakter, den er vor allem in Fernsehinterviews heraushängen ließ, aber wohl auch damals, als er auf "Jesus Christus Erlöser"-Tour war und aus der Bibel las, was ihm viele interessante Streitereien mit den Publikum einbrachte. Und es ist mir bis heute ein Rätsel, wie Herzog so oft mit Kinski zusammen arbeiten konnte, da muss schon eine ausgeprägte Ader zum Masochismus im Spiel gewesen sein.
Wie auch immer, ich verehre Kinski zu tiefst. Er war ein großartiger Darsteller mit einer absolut tollen, psychopathischen Mimik, er trägt jeden Film, den ich bislang mit ihm gesehen habe, eigentlich komplett allein (zugegeben, sind noch nicht so viele gewesen, aber die Kinski/Herzog-Box liegt hier noch rum, aus der ich bislang nur "Aguirre" anschaute... ich freu mich vor Allem auf die Dokumentation "Mein liebster Feind") und sowieso ist die Unberechenbarkeit seiner Figuren immer wundervoll und dank Kinskis Charakter auch extrem authentisch. Und noch dazu finde ich seine Interviews und Auftritte einfach nur herrlich, obwohl ich (wie wohl auch viele andere Leute) extrem froh bin, dass ich diesem Mann niemals über den Weg gelaufen bin. Seine beste Rolle war meiner Meinung nach übrigens die des spielsüchtigen Kopfgeldjägers in "Sartana - Töten war sein täglich Brot", dessen Konfrontation mit Sartana einfach nur zum Coolsten gehört, was ich je in einem Western gesehen habe. Aber auch als Aguirre oder als Loco in "Leichen pflastern seinen Weg" war er einfach nur großartig.
Wie steht ihr zu Kinski? Findet ihr ihn psychopathisch und gemeingefährlich oder irgendwie amüsant und talentiert? In welcher Rolle gefiel er euch am Besten? Etc. pp.
Zum Abschluss als kleines Schmankerl noch drei Videolinks:
Das legendäre Interview im Park
Herbert Fux über Kinski
Von den Dreharbeiten zu "Fitzcarraldo"