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  1. Beiträge anzeigen #1
    Neuling Avatar von Nebelorden
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    Nebelorden ist offline

    Die Insel im Nebel

    „Die Zeit vergeht anders auf Loná Hísiё. Weit entrückt von der wirklichen Welt, für die Außenwelt von dichtem Nebeln umgeben, doch selbst in ewig währendem Frühling blühend. Ein sanfter Wind streicht stets über die Wiesen und lässt die Blätter der vielen Apfelbäume leise wispern. Die Wälder sind erfüllt von Leben und Frieden, der sanfte Schein der Sonne ist wärmend und lichtspendend, doch niemals zu grell oder zu heiß. Zumindest war es so… bis vor einiger Zeit.
    Die Dunkelheit griff nach der Insel, ein Schatten erhob sich in den Tiefen des Waldes und streckte seine schwarzen Krallen weit aus, vergiftete die Gemüter der Tiere und die Pflanzen und beraubte sie ihrer Kraft. Zuletzt griff er nach der mächtigen Eiche, die einst der erste Druide, der diese Insel je betrat mitgebracht hatte als kleine Eichel, ein winziger Spross der Mutterpflanze in Myrtana. Er pflanze sie und sie gedieh und wob einen Zauber um die Insel, der sie schützte und verbarg vor der Außenwelt.
    Doch der Zauber wird schwächer, so wie die Eiche mit jeder Stunde schwächer wird… es bleibt nur zu hoffen, dass Máel und Cynan Erfolg haben. Es scheint mir, im ersten grauen Licht des Morgens, sie wären erst gestern aufgebrochen, doch wer weiß wie viel Zeit in der Welt da draußen vergangen ist…“
    „Meister Talrys?“
    „Ja, meine Tochter?“
    „Der Eiche geht es schlechter.“
    „Ich weiß. Ich komme sofort.“
    Einen letzten Blick wandte der Älteste des Nebelordens gen Horizont, doch der Nebel schnitt ihm bald einen weiteren Blick in die Ferne ab. Graue Wolken verhangen die Sonne, die sonst die Insel in ihr freundliches Licht tauchte. Wenn sie nur bald kamen… vielleicht konnte dann noch gerettet werden, was zu retten war. Wenn sie nur bald kamen…
    Gwy & Dekker

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    Die Wogen, die in der letzten Nacht noch wild und hoch gewesen waren, hatten sich etwas geglättet. Nur noch klein waren die Wellen, die gegen die Bordwand schwappten. Leichter Nieselregen ging auf die Reisenden an Deck nieder, als plötzlich wie aus dem Nichts die ersten Nebelfetzen auftauchten. Wie Hände griffen sie nach dem Schiff und zogen es in ihre Mitte, bis es schließlich ganz von grauem Nebel umgeben war und man kaum einen Meter weit sehen konnte.
    Gwydion blieb wie angewurzelt stehen, dort wo er stand. Nicht dass er herum lief und im Nebel die Reling verpasste. Das wäre ein nasses Erlebnis geworden. Der Druide schluckte. Der Nebel schien jeglichen Laut zu unterbinden, zumindest sagte niemand ein Wort, lediglich das Wasser war zu hören, ein leises Plätschern, während das Schiff hindurch glitt. Angespannt wartete er, wie der Rest der Sildener. Was würde sie hinter dem Nebel erwarten? Würde er je enden? Im Augenblick jedenfalls schien er endlos.
    Dann hörte er auf. Ganz plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, war der Nebel zu Ende und gab den Blick auf eine Insel frei, über der im Osten gerade die Sonne aufging. Kein Nieselregen mehr, doch war die Sonne über der Insel von grauen Wolken verhangen, die das leichte Orange seltsam trist wirken ließen.
    „Es war nicht immer so grau hier bei uns…“, meinte der Ordensbruder neben Gwydion und der junge Druide zuckte kurz zusammen, da er nicht damit gerechnet hatte ihn sprechen zu hören.
    „Ah, ihr könnt doch sprechen.“, meinte Gwydion schließlich.
    „Mein Name ist Cynan. Und das ist Máel.“, meinte der Mann und wies auf den anderen Mönch, der sie begleitet hatte.
    Gwydion nickte beiden zu, als hätten sie sich gerade eben erst zum ersten Mal gesehen und würden sich begrüßen, woraufhin die beiden sich verbeugten und dabei, wie bereits einmal vorher, ihre jeweils rechte Hand aufrecht vor ihre Brust hielten. Es schien auf der Insel eine Art Begrüßungsgeste zu sein.
    „Was wird uns erwarten?“, fragte der junge Druide schließlich und blickte hinüber zum Ufer.
    „Das weiß nur die Natur selbst…“, erwiderte Máel.
    Gwydion sah die beiden kurz an, dann blickte er wieder hinüber zur Insel und sein Atem stockte für einen Augenblick. Im Näherkommen war das, was sich hinter dem Ufer befand deutlicher geworden, ein riesiges Gebilde, das sich gegen den seltsam grau-orangen Himmel erhob. Ein Tempel, etliche Schritt hoch und komplett… aus Pflanzen gewachsen.
    Verschlungen rankten sich die Pfeiler nach oben und mächtiges Blattwerk bildete Dach und Wände. Blüten verteilten Farbtupfer auf dem Gebilde und hier und da verstärkten mächtige Baumstämme das Gebäude und stützten filigrane Bögen aus jungen Ästen. Gwydion traute seinen Augen kaum. Eine Kathedrale der Natur.
    „Donnerwetter…“, war alles, was er dazu sagen konnte und er hörte wie einige der anderen ihm beipflichteten mit ähnlichen Ausdrücken.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Neuling Avatar von Moreala
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    Moreala ist offline
    Geradezu majestätisch gallopierte der Hirsch über eine der grünen Wiesen der Loná Hísiё, welche stolz ihr grün zur Schau stellten. Der Wind wehte sanft über die Wipfel der Bäume, welche leicht wankten. Alles blühte, überall verströmten Blumen ihren Duft und überall schallte der Gesang der Vögel auf den Baumkronen. Millionen von Grüntönen mischten sich in dem Panorama der frischen, fruchtigen Landschaft, welches sich bot. Rehe und wilde Pferde grasten, man sah eine Herde Scavenger sich an einigen Büschen bedienen und man hörte die Klänge der Natur, die aus jedem Winkel in jedes Ohr drangen.
    Rot glimmten die Augen des Hirsches auf und bildeten einen klaren Kontrast zu seinem schwarzen Fell. Des tierische Gesicht zeigte einen deutlichen, beinahe menschlichen Ausdruck, bloß tausendfach verstärkt: Hass. Purer, grenzenloser Hass. Der Zorn mit dem er das Grün der Welt sah, verbrannte es beinahe augenblicklich.
    Aus seinen Nüstern quoll sein dampfender Atem und verlor sich in der Luft, welche so herrlich nach Frühling, nach Blüte roch. Der Hirsch bäumte sich auf und galoppierte erneut los, er musste diesem Grün entkommen, diesen Klängen entgehen!
    Plötzlich durchzuckte den Hirsch etwas, Gefahr!, schrie irgendetwas in seinem Kopf, als er abrupt stehen blieb. Irgendetwas war anders als sonst!
    Augenblicke später glimmten Augenpaare von Vögeln auf der gesamtten Insel auf, wie magische Spione bahnten sie sich ihren Weg durch die Lüfte und spähten nach der neuen Gefahr, die sich gebildet oder die die Insel neu erreicht hatte.
    Moreala vernahm den Ruf der Krähe, die sich Sekunden später auf seinem Geweih niederließ und ihm die Neuigkeiten überbrachte.
    'Also, da sin echd so a baar Dypen anjekommen, auf nem Böötschen, weßte? Det sin so um die zehn Leutschen und die werden von den Druiden jeradezu freundlischst begrüßt!'
    Moreala wusste was das hieß, sein Plan wurde auf eine neue Zerreißprobe gestellt, der Nebenorden hatte es tatsächlich geschafft die Sildener zu erreichen und auf die Insel zu lotsen, jetzt galt es Stärke zu beweisen! Mit einem weiteren Kraftimpuls sendete er all seine schwarzgefärbte Energie und warf sie gegen das Zentrum des Tempels, durchflutete die Adern der Eiche mit dem Gift des Zorns und des Hass', er würde sie zerstören! Er würde sie vernichten!
    Geändert von Moreala (24.12.2008 um 12:21 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #4
    Ritter Avatar von Dekker
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    Dekker ist offline
    Dekker verbrachte beinahe die gesamte Schiffsreise unter Deck, meistens liegend, da er immernoch enorme Schmerzen im Unterleib hatte, nach Sheyras brutaler Attacke. Wenigstens hatte er nichts mehr mit dieser Furie zu tun gehabt, oder doch leider? Dekker wusste es nicht, einerseits bewunderte er die junge Frau für ihr Auftreten, andererseits hasste er sie, für das was sie ihm angetan hatte... Aber das war ja jetzt primär egal, denn es ging hier einfach darum die Eiche zu retten!
    Es war früher Morgen, als Ornlu unter Deck stürmte und die noch schlafenden Reste der Gemeinschaft weckte, sie waren da!
    Als Dekker zuletzt an Deck gewesen war, war das Schiff eingehüllt in dichte, dicke, undurchdringbare Nebelschwaden, welche beinahe lebendig wirkten, wie sie um das Schiff waberten, Land war noch lange nicht in Sicht gewesen. Aber das, was er jetzt sah, als er an Deck kam, war Land, ohne Zweifel, und was für ein Land!
    Die Sonne schien auf die Insel, welche im azurblauen Wasser zu schweben schien. Direkt vor ihnen erhob sich ein Gebilde auf der Insel, eine Art Tempel, riesengroß, größer, als jedes Gebäude, das Dekker jemals gesehen hatte und aus Pflanzen! Der ganze Tempel war aus Pflanzen gebaut, oder besser gewachsen! Ranken umschlungen sich gegenseitig und gaben dem Gebäude seine Form!
    Ungläubig starrte Dekker, ähnlich wie die anderen Sildener auf das, was sie auf der Insel sahen.
    'Faszinierend, nicht wahr?', sagte plötzlich der bislang schweigende Hühne neben Dekker.
    Der Pirscher fuhr herum, das war es also... Die beiden Mönche durften nur solange nicht ihnen sprechen, wie sie sich von der Insel entfernt hatten.
    Ein schweigendes, ungläubiges Nicken war Dekkers Antwort... Faszinierend...

  5. Beiträge anzeigen #5
    Ritter Avatar von Orthego
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    Orthego ist offline
    Keine Gefühlsregung, absolut nichts. Nicht mal ein Achselzucken ließ Orthego los, als das Schiff immer langsamer wurde, doch nicht anhielt, als würde es von einer unbekannten Kraft angezogen. Unheimlich, ja, aber nachdem, was in den letzten Tagen passiert war, nicht mehr überraschend. Überhaupt würde Orthego so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen, als prägend konnte man es ruhig bezeichnen.
    Seit dem Morgengrauen -den man in den nach und nach aufgekommenen Nebelschwaden nur dank dem eigenen Zeitgefühl ausmachen konnte- befand er sich auf dem Deck. Er hatte nichts gefrühstück, hatte die letzten Tage kaum geschlafen. Wie denn auch, wenn über seinen Köpfen irgendwelche leuchtende Steine hingen?
    "Dieser ganze magische Kram...Kann mir gestohlen bleiben!" Laut hätte er diesen Gedanken nie im Leben ausgesprochen, zu hoch war das Risiko, dass einer der Druiden, oder gar einer dieser merkwürdigen Mönche es mitbekam.
    Orthego war bestimmt nicht der einzige auf dem Schiff, dem diese schweigsamen aber ohne jeden Zweifel begabten und mächtigen Kerle nicht geheuer waren.

    Langsam aber sicher versammelte sich der gesamte Trupp am Bug des Schiffes. Druiden und Waldläufer starrten ungläubig auf das, was vor ihnen war. Aufgeregt zog auch Orthego nach und bahnte sich seinen Weg, bis er schließlich in den vorderen Reihen stand. Die äußere Ruhe drohte den Sildener zu verlassen und dem Gemisch aus Aufregung, Spannung und Angst zu weichen, das schon seit Beginn der Reise in ihm lauerte, doch was er sah, überstrahlte einfach alles.
    Die Nebelschwaden, vorher dicht und undurchdringbar, wurden langsam seichter, nahmen etwas seidiges an und ließen Blicke hindurch.
    Langsam ragte etwas, großes, dunkles heraus. Orthego hielt es für einen Berg, doch dann kniff er die Augen zusammen, strengte sich an. Was war es denn? 'Tempel' traf es wohl am Besten. Doch wenn es einer war, dann mit Abstand der merkwürdigste. Er war nicht aus Stein oder einem anderen, geläufigen Material erbaut, sondern aus...Pflanzen!
    Es war ein Gebilde, wie er es sich hätte nie erträumen lassen. Wände,Dach und Stützpfeiler waren entweder Bäume, die es in ihrer Heimat wohlkaum gab, Ranken oder Blumen von allerlei Farben.
    Unverkennbar - hier war die Natur zu Hause.
    Geändert von Orthego (24.12.2008 um 15:49 Uhr)

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    Gwydion beobachtete, wie fast von selbst, nur auf den Wink Cynans hin die Ranken, die sich am Anlegesteg befanden, aufrichteten und sich um die entsprechenden Vorrichtungen am Schiff wanden, um es zu sichern. Mit einem sanften Ruck kam das Wassergefährt zum Stehen. Máel sprang von Bord direkt auf den kleinen Steg und wartete dort. Der Weg hinunter war nicht weit, vielleicht ein Schritt in der Höhe und ein halber in der Weite, so tat Gwydion es ihm mit ein wenig Schwung gleich und drehte sich zum Schiff um, um eventuell anderen auf den Steg zu helfen.
    Rhys sprang neben Gwydion hinunter und bot seiner Schwester Hilfe an, die sie dankend annahm. Als dann endlich alle Sildener irgendwann vom Schiff waren, verließ auch Cynan das Deck und kam zu ihnen auf den Steg. Dann setzte Máel sich in Bewegung, immer auf dieses Gebilde zu, das sie bereits vom Schiff aus hatten bestaunen können.
    Der Weg führte über einen Sandstrand, der sehr feinen Sand hatte, einen kleinen Pfad hinauf, der rechts und links von mächtigen Felswänden gesäumt war. Soweit Gwydion das sehen konnte, erstreckten sich die Felsen den ganzen Strand entlang. Es war also schwer unbemerkt auf die Insel zu kommen, denn von oberhalb der Felsen konnte man rechtzeitig sehen, wenn jemand sich näherte. Aber soweit das der Druide mitbekommen hatte, trat das eh selten ein, denn niemand konnte die Insel einfach so finden.
    Der Pfad führte sie schließlich nach oben auf das Plateau, das oberhalb der Klippen lag. Von hier aus war es nur noch ein kleiner Hügel, hinauf, eigentlich nur eine Anhöhe, auf der die mächtige Naturkathedrale thronte. Der Druide konnte seinen Blick kaum davon abwenden, als er plötzlich eine seltsame, düstere Präsenz bemerkte.
    Er sah sich um und entdeckte auf einem Baum in der Nähe einige Vögel sitzen. Düster sahen sie aus und… täuschte sich Gwydion oder glühten ihre Augen tatsächlich rot? Sobald sie bemerkt waren, flogen sie auf, kreisten kurz über den Sildenern und verschwanden dann im Wald. Der Druide betrachtete den Ast genau, auf dem sie gesessen hatten. Er hatte schwarze Flecken bekommen. Cynan und Máel tauschten einen ernsten Blick.
    „Was war das?“, fragte Gwydion, der das bemerkt hatte.
    „Der Älteste wird euch alles erklären.“, erwiderte Cynan nur.

    Endlich waren sie an dem riesigen Tempel angekommen. Davor wartete bereits eine kleine Gruppe Menschen. Ein alter Mann, bereits gebeugt, kleiner als die ihn Umgebenden, einen langen, mächtigen Bart vor sich her tragend, den Kopf aber wie die anderen geschoren, blickte ihnen entgegen. Um den Hals trug er eine Kette, an der ein aus Holz geformtes Symbol hing. Eine Art… Baum, bei dem man die Krone und die Wurzeln nur schwer unterscheiden konnte und der mit einer Art Kreis verschmolzen schien.
    „Willkommen.“, meinte der alte Mann und Gwydion hörte einen interessanten Akzent, den er jedoch nicht einordnen konnte, „…willkommen Brüder und Schwestern im Geiste. Mein Name ist Talrys. Ich bin das älteste Mitglied des Nebelordens hier auf der Insel. Ich freue mich sehr, dass ihr gekommen seid. Zwei Dinge im Voraus: Loná Hísiё kann nur einmal im Leben betreten werden. Wer sie wieder verlässt, kann nie mehr zurück kehren. Deswegen durften Cynan und Máel das Schiff auch nicht verlassen oder mit der Außenwelt in Form von Sprache Kontakt aufnehmen. Und zum Zweiten: ich sehe einigen von euch an, dass ihr noch kein Vertrauen in unsere Orden habt. Ihr werdet sicher verstehen, dass wir auch nicht jedem Fremden, der unsere Insel betritt einfach so vertrauen können. Wir werden euch prüfen müssen, bevor irgendetwas anderes geschieht.“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    "Prüfen?", dachte Ornlu und zog die Augenbraue hoch. Reichte der Wille hierher zu kommen nicht? Hatten diese zwei, doch reden könnenden, Gestalten sie nicht genug beobachten können? Prüfen? Ornlu würde die Kerle hier prüfen.
    Er hatte auf dem Weg schon gemerkt, dass hier etwas nicht stimmte. Die Präsenz war anders, beunruhigend und doch natürlich. Ornlu nicht ungewohnt.
    Es stellte sich dann an diesem doch imposanten Gebilde der Natur heraus, was hier los war. Klar war, dass es hier einen Konflikt gab, klar war, dass sie sich ohne Vorahnung zum Gesamtbild sozusagen einer Seite angeschlossen hatten. Doch wer war Böse, wer war Gut? Gab es sowas hier oder wurden sie nur hierher gerufen, damit sie etwas vernichten, das nur auf sein Recht pochte. Nicht immer war alles richtig, was dem Guten half oder mehr - nicht immer erfuhr man die ganze Wahrheit. Die Wahrheit lag immer im Auge des Betrachters. Würden sie sie auf Loyalität prüfen, könnten sie diese nicht von Ornlu erwarten. Nicht solang er die andere Sicht auch kannte. Aber noch wussten sie ja herzlich wenig, von der gesamten Lage und so sollten diese Glatzköpfe ihre Chance kriegen, aber sich auch davor hüten etwas falsches zu sagen. Druidenorden hin oder her, Ornlu hatte seine Ansichten und wenn dieser Orden zu schwach war, um gegen eine andere Kraft der Natur zu bestehen, weil es um diese Insel allein ging - so war es nicht sein Kampf. Ein schwaches Wolfsrudel wurde nunmal vom Stärkeren vertrieben und musste schauen wo es bleibt.
    Geändert von Ornlu (25.12.2008 um 00:11 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #8
    Kämpferin Avatar von Saphiria
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    Saphiria ist offline
    Immer mehr gab es zu bestaunen, ob man es auch bewundern sollte blieb aber erst einmal dahingestellt. Fasziniert war der junge Sprössling von dem Anblick, als sie den Nebel verlassen hatten und dann schließlich auch an Land gingen. Den Tempel hatte man einfach nicht übersehen können. Soweit Saphiria sehen konnte schien der Bau nur aus Pflanzen zu bestehen, fast so als wäre es von der Mutter natur persönlich errichtet worden.

    Ihr war noch nicht einmal klar was sie hier überhaupt sollten oder warum sie hier waren, da kam der Älteste, der etwas kauzig aussah gleich mit einer Prüfung daher. Die junge Frau wollte dem Nebelorden nichts unterstellen aber schließlich hatten sie die Sildener doch selber auf die Insel geführt, da fand sie es schon recht frech, sie prüfen zu wollen und da blieb sie noch höflich mit der Umschreibung.
    Da sie aber so oder so recht wenig zu sagen hätte wartete sie, auf ihren Stab gestützt einfach ab wie es weiter gehen sollte. Etwas Unruhe war schon in die Gruppe gekommen aber sie konnte wirklich so gar nicht abschätzen wie es jetzt weiter gehen würde. Irgendwie konnte sich Saphiria schon gut vorstellen, dass man sich der Prüfung stellte. So würden die Sildener ihren festen Willen bekunden, vielleicht wären dann auch mehr Informationen drin. Das zu entscheiden würde sie aber denen überlassen die, die Verantwortung trugen, ihr Rang war einfach zu gering, manchmal aber war das gar nicht schlecht.

  9. Beiträge anzeigen #9
    Ritter Avatar von melford
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    melford ist offline
    Staunend betrachtete Melford die hölzernen Säulen, die anscheinend die Stämme von Bäumen waren, doch der Sildener konnte sich nicht vorstellen, wie solche Muster und Windungen in die Rinde dieser Bäume kommen konnten. Ebenso rätselhaft war ihm die Decke, die wohl aus Zweigen und Ästen bestand und ebenso sonderbar geformt war. Es sah so aus als ob alles von Menschenhand geformt wäre, doch alles lebte noch. Alles bestand aus lebenden Pflanzen, hatte keine Bearbeitungsspuren von Werkzeugen und würde wohl eine Ewigkeit halten können. Denn im Gegensatz zu den Totholzbauten in Myrtana, würden die Pflanzen zerstörtes Material von selbst ersetzen können, was auch weniger Arbeit für die Menschen hier bedeutete. Es wäre eine großartige Errungenschaft, wenn er das Wissen um diese Art von Architektur und Gebäudebau nach Silden und ganz Myrtana bringen könnte!
    Wer weis, was es hier noch alles für wunderbare Dinge gibt! Dachte der Kämpfer und wandte sich wieder den anderen zu, die in einem Gespräch mit dem Oberhaupt dieses Ordens waren. Immer noch ein wenig Geistesabwesend nahm er nur Worte wie: „Nebelorden“, „Geister“, „Außenwelt“ und „Prüfung“ auf, die ihn aufhorchen ließen. Mahnend notierte er sich in seinem Hinterkopf: „Das nächste Mal höre ich besser zu!“ und verfolgte die Unterhaltung von da an aufmerksamer.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Waldläufer Avatar von Siggi
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    Siggi ist offline
    Nach Luft ringend schmiss Siggi sich ins Gras und versuchte seinen Körper unter Kontrolle zu halten. Sein lang geogener Atem ähnelte eher dem Geräusch, wenn man mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzte. "Verdammt, wartet, wartet", keuchte Siggi über den Boden kriechend, den Blick fest auf den Punkt gerichtet, wo er die restlichen Sildener vermutete. Wie konnte sowas nur passieren? Da gab es endlich mal die Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu knüpfen, und dann das! Verschlafen, wie ein Säugling! Zum Glück hatte er wenigstens noch gesehen wo die restliche Gemeinschaft langegangen ist, so konnte er ihnen doch noch folgen. Aber das war nun das Ergebnis:
    Ein im Gras fast erstickender Superheld!
    Machte einen Dauersprint, lief sich einen ab, und BÄM, konnte er nicht mehr. "Wartet, wartet", hustete er, immer noch mit dem Versuch, nach vorne zu kommen. Blitzartig rollte er sich auf den Rücken um besser Luft zu kriegen. Ein zwei Momente entspannen, die konnte man ihm doch nicht verwehren.
    "Ok, jetzt aber weiter, komm, komm", sagte Siggi zu sich selbst und rappelte sich auf, kloppfte sich den Staub von den Klamotten und machte sich auf.
    Solche Momente konnte man perfekt dazu nutzen, sich die örtlichen Gegebenheiten anzugucken. Diese Insel war eigenlich der perfekte Urlaubsort, anmutige Nebelwölkchen, feiner Sandstrand und ein wirklich erstaunliches Gebäude, dem er immer näher kann. Aber das Gebäude war nicht das einzige, dem er näher kam, nein, auch die ganze Besatzung war dort postiert und schien sich zu unterhalten. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen gesellte er sich hinter die drei erstbesten und kratzte sich am Kopf.

  11. Beiträge anzeigen #11
    Neuling Avatar von Nebelorden
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    Nebelorden ist offline
    Talrys sah den teilweise verwirrten Gesichtern seiner Gäste an, dass sie sich nicht vorstellen konnten, welche Art Prüfung ihnen bevor stand. Er winkte ihnen zunächst mit ihm zu kommen und führte sie in den Tempel. In der Mitte der großen Halle stand, was die Sildener wohl hierher geführt hatte: eine große, mächtige Eiche, deren Äste seltsam verkrüppelt wirkten und deren Rinde mit großen schwarzen Flecken überzogen war. Mönche standen ständig um sie herum, um den kleinen Rest des Lebens, das noch in ihr war, zu erhalten.
    „Dies ist die Tochter eurer Eiche in Silden“, erklärte der Älteste, „und welches Leid sie befällt, das befällt ihre Mutter. Daher besteht ein gemeinsames Interesse ihr zu helfen. Wenn sie gesundet, wird auch eure Eiche wieder erstarken.“
    Eine Weile ließ er den Sildenern Zeit die Eiche zu begutachten und über das Gesagte nachzudenken, bevor er wieder seine Stimme leichte anhob: „Aber zuerst… setzt euch und lasst mich auch eine Geschichte erzählen. Hört gut zu. Ich werde jedem von euch einzeln dann eine Frage stellen.“
    Talrys wies auf einige Mooskissen, die in der Halle wuchsen in Reihen. Dann ließ er sich selbst auf einem davor nieder und wartete, bis alle Sildener saßen. Dann holte er tief Luft und erzählte:
    „Es war einmal eine Mutter, die lebte allein mit ihren Kindern im Wald. Und Kinder hatte sie einige, denn immer wenn ein Tropfen ihres Blutes auf die Erde fiel, wenn sie sich beim Gemüseputzen schnitt, wuchs daraus ein Kind heran. Diese Kinder waren ganz unterschiedlich. Die einen waren wild und rau, oft im Wald unterwegs, sprachen selten und waren mehr wie Tiere. Die anderen waren groß und kräftig und laut und versuchten die anderen immer zu tyrannisieren. Die dritten aber waren unscheinbar auf den ersten Blick, die normalsten der Kinder, ein wenig schwächlich. Und ständig waren die drei Gruppen im Streit miteinander.
    Schließlich gingen ein paar wenige der normaleren Kinder zu den Tierhaften und schlossen einen Pakt. Und die Tyrannen blieben unter sich und die anderen Tierhaften blieben unter sich und die anderen Normalen blieben unter sich. Oft jedoch stritten und kämpften sie. Die Mutter war alt geworden und traurig über die ständigen Kämpfe ihrer Kinder. Sie musste mit ansehen, wie die Tyrannen sich erhoben und die Kinder, Tierhafte wie Normale, alle nieder schlugen. Die Kinder bäumten sich auf, versuchten sich zu wehren, doch half es nichts. Die Tyrannen waren die Stärkeren. Selbst der Pakt, der zwischen den Tierhaften und den Normalen bestand, half nichts.
    Auch, dass die Normalen sich zu großen Gruppen zusammenschlossen war umsonst. Sie wurden alle, alle unterworfen und die Tyrannen beherrschten sie. Darüber zerstritten sich nun auch die Unterworfenen und gaben sich gegenseitig die Schuld. Und sie stritten und kämpften und waren so kurz davor sich alle gegenseitig zu zerstören. Da nahm die Mutter ihre letzte Kraft zusammen und fraß sie alle, alle auf, nahm sie alle zurück in ihr Blut, auf dass wieder Ruhe in ihrem kleinen Gärtchen herrschte.
    Und die Ruhe war so still, dass die Mutter sich setzte und Tränen weinte. Ihre Kinder hatten sich gehasst, der Garten sollte auf immer in tiefer Stille versunken bleiben. Und die Mutter legte sich hin und sank in tiefen Schlummer für eine Ewigkeit und noch eine und wurde zu kaltem, grauen Stein.“
    Eine Weile wartete Talrys, ließ die Geschichte auf die Sildener wirken und stand dann schließlich etwas mühsam auf.
    „Ich gehe nun in mein Zimmer. Ihr kommt nacheinander und ich werde jedem von euch eine Frage stellen. Aus euren Antworten mag ich erkennen können, wie eure Seelen beschaffen sind. Tauscht euch nicht untereinander aus, ich möchte, dass sich jeder seine ganz eigenen Gedanken macht.“
    So ging er schließlich davon, schlug einen kleinen Vorhang aus Blättern beiseite und ließ sich in seiner kleinen Kammer nieder, wartend auf den ersten, der sich trauen und kommen würde, um getestet zu werden.

  12. Beiträge anzeigen #12
    Ritter Avatar von Orthego
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    Orthego ist offline
    Unheimlich. Schon oft hatte Orthego dieses Wort in den letzten Minuten -oder waren es doch Stunden?- benutzt, und es wollte einfach nicht aufhören.
    Von außen sah der Tempel schon beeindruckend aus, doch sein Inneres übertraf einfach alles. Die Wände waren aus gigantischen Blättern unbekannter Bäumen, zusammengehalten von dicken Ranken, übersäht mit bunten Blüten.
    Eine große Halle, die eines Königs würdig gewesen wäre, war anscheinend ebenfalls einer Pflanze gewidmet,einem Baum. Doch nicht irgendeinem Baum, sondern einer Eiche. Genauso einer Eiche, wie sie in Silden den großen Dorfplatz schmückte und sie hierhergeführt hatte.
    „Dies ist die Tochter eurer Eiche in Silden“, erklärte Talrys,Ältester des Nebelordens, „und welches Leid sie befällt, das befällt ihre Mutter. Daher besteht ein gemeinsames Interesse ihr zu helfen. Wenn sie gesundet, wird auch eure Eiche wieder erstarken.“
    Und tatsächlich: Als Orthego ein paar Schritte näher zur Eiche herantrat und zwischen den sich sorgenden Mönchen hindurchblickte, bemerkte er dieselbe Krankheit. Eine schwarze pulsierende Masse, die den Baum schon beinahe völlig aufgefressen hatte. Als sie Silden verlassen hatten, sah die dortige Eiche noch mehr oder weniger gesund aus, daran konnte sich Orthego noch erinnern, doch wie es ihr jetzt wohl ging? Welche Sorgen jetzt wohl die Sildener plagten? Kaum auszumalen, dieses Leid, welches das Dorf zu erdulden hatte...

    In Gedanken versunken hatte Orthego nicht bemerkt, wie der Rest auf einer Art Kissen in der Halle platzgenommen hatte und Talrys zuhörte.
    Er erzählte eine Geschichte. Erneut fiel Orthego kein anderer Ausdruck als "unheimlich" ein, um diese Erzählung zu beschreiben. Er versuchte, sich irgendeinen Reim darauf zu machen, zu verstehen, doch all' die Anstrengungen halfen nichts.
    „Ich gehe nun in mein Zimmer. Ihr kommt nacheinander und ich werde jedem von euch eine Frage stellen. Aus euren Antworten mag ich erkennen können, wie eure Seelen beschaffen sind. Tauscht euch nicht untereinander aus, ich möchte, dass sich jeder seine ganz eigenen Gedanken macht.“, verkündete Talrys nun, und Orthego lief es wie ein kalter Schauer den Rücken runter. Allein mit diesem Ältesten in einem Zimmer und mit einer Frage konfrontiert. Doch zu welchem Thema? Vielleicht wollte er wissen, wie jeder einzelne von ihnen hier eine Situation lösen würde?
    Er war gespannt, doch als Erster würde er sich keinesfalls in die Gemächer Talrys' begeben.
    Es war keine Angst, es war etwas Anderes, schwer zu beschreibendes, das ihn daran hinderte. Normalerweise wäre er bereits jetzt losgegangen und hätte sich der Prüfuing gestellt, aber heute ließ er lieber jemandem anderes den Vortritt.
    Er sah in die Runde. Niemand sah aus, als wäre er allzu glücklich mit dieser Vorstellung und auch niemand machte Anstalten, etwas zu tun. Wie angewurzelt standen sie da, starrten dem Alten hinterher, wie er hinter einem Tor aus Blättern verschwand.
    Geändert von Orthego (25.12.2008 um 16:04 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #13
    Waldläufer Avatar von Siggi
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    Siggi ist offline
    Das war er! Der Moment! Jetzt konnte sich Siggi beweisen, und das vor allen Sildenern. Er, als großer heroischer Held, der den Mut hatte, diesem alten Druiden zu zeigen wo der Hammer hing Druiden zu folgen, und die Fragen zu beantworten. Siggi war sich sicher, dass er selbst nicht böse war, und diese Druiden ihn auch nicht unbedingt hängen wollten, falls er dennoch einen Funken in der Seele hatte. Wortkarg, so wie die kleine Runde nun war, hoben sich die Blicke der einzelnen als er plötzlich aufstand und ging. Als er ihnen vollkommen den Rücken zugewandt hatte, übernahm ein dickes Grinsen sein Gesicht. Jackpot. Respekt auf der Straße und so. Jetzt war es nur noch zu vermasseln mit einem Stolpern oder dergleichen, aber das blieb, Adanos zum Dank, endlich mal aus. So wie er die Situation dieses Ordens verstanden hatte, waren sie aus irgendeinem Grund verbunden mit der Eiche aus Silden. Und so wie Siggi damals Dekker verstanden hatte, war diese Eiche etwas ganz besonderes. Und deswegen verstand der Held auch, warum so eine angespannte Stimmung herrschte.
    "Ich grüße euch", stammelte Siggi verlegen und deutete eine Verbeugung an, als er den Raum betrat und wie erwartet, der alte Druide schon auf seinem Platz saß. Der Alte grüßte zurück und bedeutete Siggi mit einer Handbewegung, dass er sich setzen durfte. Nervös glitt der Bruder auf einen der freien Plätze, direkt gegenüber des Magiers. "Nun", eröffnete dieser das Gespräch und zupfte an seinem Bart", wie heißt du Junge?" Die erfahrenen Augen richteten sich auf Siggi, der bis jetzt nur den, sich beim Sprechen bewegenden Bart beobachete. "Junge", wiederholte der Mann und lächelte. "Tut mich...mir", korrigierte der Sildener sich", Leid. Mein Name ist Siggi."
    Eine kurze Pause trat ein, dann hob sich eine buschige Augenbraue seines Gesprächspartners. "Siggi sagst du also, ist das denn ein richtiger Name, und nicht nur einer zum Rufen?"
    "Ich weiß es nicht, bis jetzt wurde ich immer so genannt." Unschuldig zuckte er mit den Schultern und wartete auf die nächste Reaktion des Gegenübers.
    "Nun.. das sollte nun nicht viel zur Sache tun. Ich denke, du hast die Geschichte mit der Mutter auch mitgekriegt?" Siggi nickte.
    "Gut, denn dazu werde ich dir nun eine Frage stellen. Lass dir ruhig Zeit mit deiner Antwort. "Die brauch ich nicht", sagte Siggi keck und setzte ein Lächeln auf.
    "Wenn dem so ist, dann sag mir:
    Warum glaubst du haben einige der Tierhaften und einige der Normalen einen Pakt miteinander geschlossen?"
    "Ouh", entfuhr es dem Bruder. Die Frage war natürlich nicht schwer, nicht für Siggi, aber hier ging es nicht um Logik oder sonst was, sondern um die eigene Einschätzung. "Ich denke einfach, sie wollten sich zusammen schützen vor den Tyrannen. Zwar war das ein mehr oder weniger erfolgloser Versuch, aber sie haben es wenigstens probiert, und das zählt." Siggi schloß seine knappe Erklärung und kaute auf seiner Lippe. Der alte Druide machte ihn schon ganz wuschich, wie er die Augen schloß, und immer wieder nach vorne und hinten wiegte. "Meinst du, dass sie nicht eher die Tyrannen dann zusammen bezwingen wollten?"
    "Ich denke nicht, denn das war ja nicht ihr erster Plan. Ihre Priorität war es, sich zu schützen, und nicht in die Offensive zu gehen."
    "Nun gut, du kannst gehen."
    Siggi stand auf, verbeugte sich und verschwand.

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    Ritter Avatar von Orthego
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    Orthego ist offline
    Nach einigen Minuten des Wartens verließ der erste Sildener die Kammer Talrys'. Mit völlig ausdruckslosem Gesichtsausdruck setzte er sich wieder zwischen die anderen. Sie starrten ihn fragend an, aber er sagte nichts. War er schockiert? Erschrocken? Orthego wusste es nicht, aber es war eindeutig an der Zeit, es herauszufinden.
    Entschlossen wand er sich vom Rest ab, und ging langsam aber festen Schrittes auf das "blättrige" Tor zu, hinter dem etwas schwach zu leuchten schien. Wie sie es auch beim anderen Sildener getan hatten, starrten nun alle ihn an, während er in der Kammer des Ältesten verschwand.

    Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Es war ein kleiner Raum, von hellblau leuchtenden Steinen an den Wänden schwach beleuchtet. In der Mitte befand sich ein niedriger Tisch -eigentlich nur ein Brett- und an zwei Seiten lagen sich zwei Mooskissen gegenüber. Auf einem saß bereits Talrys und lächelte Orthego an.
    "Kommt herein, junger Mann, kommt herein und setzt euch" , forderte der Älteste auf, Orthego gehorchte und ließ sich ins Moss plumpsen und bekam auch schon sofort die erste Frage.
    "Zu allererst würde ich gerne Euren Namen wissen."
    Talrys Stimme war sehr ruhig, zitterte kein wenig und klang sehr angenehm. Ziemlich ungewohnt für den Sildener, dem sich die schrillen Stimmen der dortigen "älteren Herrschaften" wohl für immer ins Gedächtnis gebrannt hatten.
    Kurz und knapp war die Antwort,mit fester Stimme gesprochen: "Orthego."
    Talrys fuhr fort: "Aha, Orthego also...Habt ihr auch einen Nachnamen?"
    Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
    "Einen Nachnamen?" Ein kurzer Moment der Stille trat ein, Orthegos Stimme begann ein wenig zu zittern "Ich weiß nicht genau. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht."
    Der Älteste antwortete nicht, sondern ließ nur ein "Hmm" von sich hören.
    "Ich werde Euch nun eine Frage zu der Geschichte stellen, die ich euch erzählt habe. Ich hoffe, Ihr habt gut zugehört" Orthego nickte.
    "Nun,.." Talrys setzte sich etwas aufrechter hin und fixierte den Blick auf seinem Gesprächspartner. "Nun, denkt ihr, die Geschichte hätte ein anderes Ende gefunden, wenn die Kinder auch einen Vater gehabt hätten?"
    Hätte der Älteste vorhin nicht erwähnt, dass die folgende Frage etwas mit der Erzählung zu tun hatte, hätte der Sildener bestimmt einige Sekunden gebraucht, um zu begreifen.
    "Wir haben alle Zeit der Welt, niemand hetzt Euch."
    Für Orthego war die Antwort kristallklar: "Natürlich. Ich würde sogar behaupten, dass es nur so passiert ist, weil sie keinen Vater hatten. Ein Vater ist für ein Kind sehr wichtig, und vor allem ist er einfach eine stärkere Autoritätsperson, als die verzweifelte und schwache Mutter es hätte je sein können. Er hätte somit dem Treiben der Kinder Einhalt gebieten und sie zur Vernunft berufen können."
    Talrys lächelte, nickte und gab Orthego mit der Hand ein Zeichen, dass er jetzt gehen könne.
    Der Sildener verbeugte sich ehrfürchtig und ging wieder hinaus.

    Wahrscheinlich hatte er einen genauso leeren Gesichtsausdruck, wie der Mann vor ihm, als er die große Halle betrat und sich wieder zwischen die Anderen setzte. Er spürte, wie wissbegierige Blicke auf ihm ruhten, doch er erwiderte sie nicht, sondern wartete, bis der Nächste gehen würde.
    Geändert von Orthego (25.12.2008 um 20:12 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Beim Ältsten des Nebelordens

    Ornlu war an der Reihe und gespannt was ihn jetzt nun wieder erwarten würde. Sicher eine Frage würde es geben, aber was es für eine war, war der springende Punkt. Die Geschichte die ihnen erzählt wurde, kannte Ornlu in ähnlicher Weise. Es beschrieb in seinen Augen eine Gegebenheit, wie es sie an jeden Ort zwischen jedweden Kulturen oder Tierarten geben konnte.

    Der Druide trat in den Raum hinein und erblickte den alten Mann. Stolz wirkte er, den Dingen erhaben. Das konnte er auch, wenn er hier auf dieser Insel am meisten zu sagen hatte. Ornlu trat dem alten Mann gegenüber, blickte diesem in die Augen. Einen Augenblick herrschte Stille. Beide musterten sich, versuchten in den Augen des anderen zu lesen, zu erfahren, zu sehen wer der Gegenüber wirklich war.
    Dann schloss der alte Druide die Augen. Ein Zeichen der Schwäche? Nein, eher der Gelassenheit eines alten Mannes. Kleine Machtkämpfe musste er sich nicht mehr bieten.
    "Du trägst Geheimnisse in dir und Zeichen, die andere nicht in sich haben. Deine Augen erzählen von vielem, wenn man sie zu lesen weiß. Nur wenige von uns können dies, doch sage mir deinen Namen.", sprach Talrys. Einen Augenblick überlegte Ornlu, dann war er sich aber sicher. Der Druide kannte schon seinen Namen und spürte was da war, lügen würde die Sache nicht voranbringen.
    "Mein Name ist Ornlu. Ich bin Druide, Hüter des Wolfssteines und der Hetzer. Hetzer, bis der wahre Hetzer wiedergeboren wird.", sprach der junge Druide. Er war sich sicher, dass jenes Geheimnis unter ihnen blieb. Der alte Mann hielt einen Moment inne, ehe er nickte.
    "Eine große Bürde, junger Wolfskönig. Möge Adanos dir Kraft geben die Bürde zu tragen. Nun aber meine Frage, du wirst sicherlich zugehört haben - Warum wollten die Tyrannen die anderen unterwerfen?", fragte der Bärtige. Ornlu überlegte kurz, er hatte dafür eine Antwort, die seiner Ansicht die Richtige war.

    "Weil es in ihrer Natur liegt zu herrschen. Wieso sollte man die Macht die man sich durch das Recht des Stärkeren verdient hat einschränken? Die Stärksten in eurer Geschichte nahmen nur ihren Platz im Gleichgewicht der Natur ein.", antwortete Ornlu.
    "Aber was war mit den anderen Kindern? Wieso sollten sie unter den tyrannischen Kindern leben?", fragte Talrys nach.

    "Waren sie Tyrannen? Es kommt auf die Sichtweise an. Es stand den anderen 'Kindern' nicht zu, über ihre Lage zu klagen. Sie erwiesen sich als Schwächere, weil sie sich ihrer eigenen Stärken wohl nie bewusst waren. Jeder trägt eine Stärke in sich, sei es Kraft, List oder was anderes individuelles. Das hatten jene aber wohl nie erkannt, selbst als sie sich zusammenschlossen. In der Natur überleben nur die Besten. Die Natur ist hart, aber auch gerecht. Hätten die Schwächeren ihren Platz im Gleichgewicht akzeptiert, dann hätte es ein gerechtes Gleichgewicht gegeben, in dem jeder bekam was er verdiente. Hätte es jeder der drei Parteien akzeptiert, dann hätten alle in der gegebenen Ordnung miteinander leben können. Als sie sich auflehnten, versuchten sie das Gleichgewicht der Natur neu zu verteilen."

    Ornlu pausierte und suchte ein Beispiel, für seine Argumentation.

    "Wie zwei Wolfsrudel, die versuchten einem Wargrudel das Revier streitig zu machen. So ist der Lauf der Natur, nur so gibt es in ihr einen steten Fortschritt, so regelt sie sich selbst. Was jedoch dann hier für den Wandel nicht funktionierte, war dass sich die zwei Schwächeren letztlich selbst bekriegten und sich durch das zutun der Stärksten nahezu auslöschten. Hier und davor wohl auch, war der Fehler der Stärkeren - sie wussten mit ihrer Macht nicht richtig umzugehen und hätten es verdient gestürzt zu werden. So stürzte das Gleichgewicht sowohl von unten, als auch von oben ein. Das ihre Mutter reagierte, war die vorzeitige Konsequenz daraus. - Am Ende bliebe wohl nur eine Gruppe übrig. Aus jener Gruppe, hätte sich wohl auch wiederum etwas entwickelt, was den drei Gruppen entsprach, doch wäre es das Wert gewesen oder wäre ein absoluter Neubeginn nicht besser? Es erinnert alles an die große Flut und vielleicht habt ihr die Geschichte nicht ganz beendet. Vielleicht schnitt sich die Mutter wieder und es begann alles vom Neuen? Doch wie eure Geschichte darlegte, es gibt und wird keinen Frieden geben, sondern nur das Gleichgewicht und den steten Wandel der Kräfte in der Natur.", führte der Wolfsdruide, der für wahr niedere Pfade der Druiden beschritt, zu Ende. Er gehörte nicht zu jenen neutralen Druiden oder jenen die die höheren Pfade beschritten.

    "Ich möchte hoffen, dass ihr uns hier über alles was hier vorgeht mit Wahrheit unterweisen werdet. Es wäre nicht gut, wenn sich herausstellt, dass ICH hierher kam um gegen etwas anzutreten, dass im guten Recht ist zu herrschen und es gerecht macht. Ihr habt mich nur als Verbündeten, wenn das was hier vor sich geht, wirklich eine Lage ist die gegen das gerechte Gleichgewicht geht.", fügte Ornlu bei und erhob sich wieder. Der alte Druide nickte lediglich, ehe der junge Druide den Raum verließ.
    Geändert von Ornlu (25.12.2008 um 21:20 Uhr)

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    Ritter Avatar von melford
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    melford ist offline
    Dieses Mal hatte Melford dem alten bärtigen Mann aufmerksam zugehört und hatte sich nicht von all den wundersamen Dingen ablenken lassen. Später würde sich mit Sicherheit noch die Gelegenheit ergeben alles genau zu betrachten, doch jetzt gab es wichtigeres. Auch wenn dem Kämpfer nichts an dieser Eiche lag, so wollte er wenigstens seine Mitstreiter unterstützen und das tat er nun indem er die Gelegenheit ergriff und ohne zu zögern nach Ornlu in das Zimmer des Alten ging.
    Wie der gesamte Tempel so bestand auch das Zimmer aus Pflanzen und wirkte ebenso sonderbar und einzigartig wie alles andere auf dieser Insel.
    „Setz dich bitte.“ meinte Talrys und zeigte auf ein Mooskissen auf dem Boden, auf das sich Melford, wie befohlen, setzte. Der Kämpfer atmete kurz tief ein und aus, um innere Ruhe zu finden. Nicht, dass er etwas von innerer Kraft, oder gar Magie hielt, aber er war sich unsicher, was ihm bevorstand. In einem Zweikampf war er sich immer sicher gewesen, was er zu tun hatte und konnte so immer ohne Furcht seinem Gegner gegenüber treten und entsprechend handeln. Doch jetzt gab es weder einen Kampf noch einen Gegner, nur einen alten Mann, der eine Frage stellte und von der die gesamte Expedition abhängen konnte. Rätsel hatte Melford noch nie leiden können und so hoffte er auch auf keines zu treffen.
    „Meinen Namen solltest du denke ich schon mitbekommen haben und es würde mich freuen auch deinen zu erfahren.“ Sagte Talrys ruhig und schaute Melford direkt in die Augen, so als ob er in seinen Gedanken lesen könnte. Ebenso direkt antwortete der Sildener: „Mein Name ist Melford.“
    „Gut Melford, glaubst du, dass du bereit für meine Frage bist?“ wollte der alte Mönch wissen und runzelte die Stirn. Der Krieger schaute einen Augenblick lang auf den verzierten Holztisch vor sich, blickte dann wieder zu Talrys auf und antwortete entschlossen:
    „Ich habe mich auf diese Reise eingelassen ohne zu wissen, was mich erwartet. Ich weis, dass wir wegen der kranken Eiche hier sind, doch mehr auch nicht. Und genauso ist es jetzt: Ich kenne die Vorgeschichte, doch weis ich nicht welche Frage mich erwartet und wie vor ein paar Tagen steht mein Entschluss schon fest: Ich werde dem entgegen treten, was auf mich zukommt!“
    „Dann höre nun meine Frage: Denkst du es bestehen Parallelen zwischen der Geschichte und der realen Welt?“ fragte Talrys, woraufhin Melford kurz Inne hielt um zu überlegen: Es scheint so einfach, aber er sagte doch, dass es eine Prüfung sei, oder? Gibt es vielleicht irgendeinen Haken? Was soll ich nur machen? Vielleicht ist es falsch, wenn ich einfach sage, was ich darüber denke. Vielleicht…Ach, was soll’s! In einem Kampf habe ich schließlich auch nicht ewig Zeit mich für einen Gegenangriff zu entscheiden. Ich werde einfach antworten, wie es mir gerade in den Sinn kommt – ohne List und Tücke! Frei heraus.
    „Nun,…“ begann Melford und verschränkte die Arme. „…es scheint so, als ob in der Geschichte eine Kriegssituation geschildert wird.“
    „Und wie kommst du darauf?“ wollte der Mönch wissen.
    „Also, es gibt drei Parteien, zwei haben ein Bündnis miteinander geschlossen und die ausgegrenzte Partei fühlt sich hintergangen und versucht nun die Macht an sich zu reißen. So etwas ist auch derzeit in Myrtana der Fall: Manche Gruppen haben Bündnisse geschlossen, so zum Beispiel wir Sildener mit den Nomaden in der Wüste…oder?“
    „Also mich brauchst du da nicht zu fragen!“ meinte Talrys und schüttelte abwehrend den Kopf.
    „Oh, na ja die Frage war jetzt eher an mich selbst gerichtet.“ Sagte Melford entschuldigend und lächelte verlegen. „Na ja egal. Ich nehme einfach mal an wir haben eines, doch ich glaube nicht, dass wir trotz dieses Abkommens eine Chance gegen das gesamte orkische Heer haben würden. Aber zum Glück haben die gerade andere Sorgen und schlagen sich mit den Königstreuen herum.“
    „Noch was?“ fragte der Alte und verunsicherte Melford damit gehörig: Scheiße! Habe ich etwas Falsches gesagt und er erwartet was ganz anderes? Ok, der letzte Teil mit den Rebellen gehörte nicht ganz zum Thema, aber sonst? Apropo Thema: ging es in der Geschichte nicht um Tierkinder und einen Wald und so eine Art Mutternatur?
    „Ja, mir ist gerade ein besseres Beispiel eingefallen.“ Meinte der Kämpfer und war nun froh darüber, dass der Alte noch einmal nachgefragt hatte. „Mir fällt gerade die Parallele zwischen dieser Mutter und Adanos auf, der laut einer Legende alles Leben auf der Welt geschaffen haben soll. Und wie man unschwer erkennen kann gibt es nur Krieg und Machtkämpfe auf der Welt, genauso wie in der Geschichte…“ plötzlich endete er in seinem Redefluss, da ihm eine seltsame Erkenntnis überkam: Werden wir jetzt etwa alle wie in der Geschichte aufgefressen, weil es auf der Welt nur Krieg gibt?...Oh, Scheiße!...Oder? Es ist ja eigentlich nur eine Geschichte und muss ja nicht vollkommen wahr sein…hoffentlich…
    Melford bekam bei all seinen Überlegungen zum Glück noch mit, dass Talrys genug gehört hatte und er jetzt wieder gehen konnte. Melford’s Entschlossenheit war nun von völliger Verwirrtheit verdrängt worden. So schlenderte er Gedankenversunken aus dem Raum. „Ich glaube, ich brauche erst einmal eine Pause!“ murmelte er vor sich hin, während er dem Nächsten ein Zeichen gab, dass er eintreten konnte.
    So viel also, von seinem ersten Kampf gegen einen Magier…

  17. Beiträge anzeigen #17
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Mit dem Glimmstängel im Mundwinkel und den Händen in den Hosentaschen marschierte der junge Hüter durch die kleine Halle, grüßte kurz den Mann, der aus der Kammer des bärtigen, alten Mannes trat und nahm dann seinen Platz vor dem Bärtigen ein. Irgendwie wollte Griffin dem Alten nicht vertrauen. Er war... sehr, sehr, seeeeeeehr seltsam, um es freundlich auszudrücken. Äußerlich sah er sehr zerstreut, wenn nicht sogar verrückt aus, aber innerlich war er wohl sehr ausgeglichen. Sein grau-weißer Bart hing - für Griffin - viel zu ungepflegt und zu dreckig einfach so herunter und die Augen ruhten einfach still auf dem, was er gerade ansah. Es schien so, als hätte der Alte es gar nicht nötig, sich seine Umgebung anzusehen, sondern nur denjenigen, der vor ihm saß.
    Und genau das war der Punkt, der den Südländer beunruhigte: Er war hier fremd und der Bärtige kannte sich blendend aus. Außerdem wussten sie viel zu wenig über diesen alten Mann, als dass sie ihm hätten vertrauen können. Vielleicht verwirrte er sie alle oder er wiegelte heimlich alle gegeneinander auf, um sie marode zu machen. Vielleicht würde er sie essen oder sie pürieren und dann trinken...

    Der Krieger zuckte leicht zusammen, als der Alte ihn ansprach, fasste sich aber relativ schnell wieder. ...Name?«, bekam der Hüter noch gerade so mit. Die Frage dürfte aber klar gewesen sein. Der Bärtige wollte seinen Namen wissen.
    »Griffin. Einfach nur Griffin. Kein Nachname, kein Adelstitel...«, erklärte er prompt, um der lästigen Frage nach einem Nachnamen vorwegzugreifen. Irgendwie war er es leid, dass er von jedem nach seinem vollständigen Namen gefragt wurde. Gab es denn wirklich niemanden mehr, der einfach keinen Nachnamen hatte? Nur ein Vorname, das reichte doch. Dann war alles auf den Punkt gebracht. So, wie es sein sollte.
    »Interessant...«, nuschelte der Alte sich in den Bart und begann sogleich mit der Frage. »Was denkst du wäre passiert, wenn die normalen Kinder es geschafft hätten sich aus der Tyrannei zu lösen?« Neugierig, viel zu neugierig für Griffins Geschmack musterte der Bärtige ihn von oben bis unten, versuchte wohl die Gedanken zu lesen und klimperte mit den Fingern.

    »Wie haben sie sich denn aus der Tyrannei herausgearbeitet? Sind sie geflohen? Haben sie die Tyrannen getötet?«, fragte der Bogenmeister nach einiger Zeit des Überlegens und bemerkte sehr zu seiner Freude ein überraschten Gesichtsausdruck. HA! Damit hast du wohl nicht gerechnet, alter Mann!, jubelte er innerlich. Leider schien die Überraschung des Alten aber nicht von Dauer zu sein und so beantwortete er nach wenigen Sekunden die Frage bereits. »Das liegt ganz an euch.«
    »Dann ist es einfach. Wenn die Normalen fliehen, werden sie ihre Kräfte sammeln, um ihre Brüder und Schwestern von der Tyrannei zu befreien. Fliehen sie nicht, werden sie die Tyrannei ebenfalls gewaltsam beenden.«, erklärte Griffin und wollte bereits gehen, als der Bärtige ihn mit einer Folgefrage wieder fesselte. »Und dann?«, fragte er und blickte unbeeindruckt in die blauen Augen des Hüters.
    »Na, ganz einfach. In Anbetracht dessen, was sie erlebt haben, werden die Normalen versuchen, alles besser zu machen. Sie werden ihren Brüdern und Schwestern wohl mehr Freiheiten lassen, aber für sich selbst immer den Eindruck behalten, dass sie die Befreier wären und damit ein Anrecht auf irgendetwas hätten. Machtgier, Korruption und Neid werden die Normalen zerfressen und bald schon werden sie genau so weitermachen, wie die ehemaligen Tyrannen. Sie werden ebenfalls welche.« »Hmm... dankesehr, du darfst gehen.«, sagte der Bärtige und mit einem letzten, kräftigen Zug an seinem Sumpfkrautstängel marschierte der Hüter aus dem kleinen Räumchen nach draußen.

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    fmSiW! Avatar von Gwydion
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    Gwydion ist offline
    Nun endlich fasste auch Gwydion den Mut sich der Frage des Ältesten zu stellen. Überraschenderweise hatte dieser Siggi den Anfang gemacht. Er konnte schon stolz auf sich sein unter den ganzen anderen tapferen Leuten als Erster aufgestanden zu sein, um dem Ältesten entgegen zu treten. Nun war aber Gwydion an der Reihe, der bisher die ganze Zeit damit verbracht hatte die Eiche und die Mönche zu beobachten, die sich um sie scharten. Auch wenn es für die anderen nicht so aussah, er spürte, dass sie einen erbitterten Kampf um das Leben des Baumes führten. Er konnte ihre Anstrengung spüren und wie schlecht es der Eiche trotzdem ging.
    Noch einmal atmete er tief durch und stand schließlich von seinem Mooskissen auf, um den kleinen Raum zu betreten, in dem Talrys wartete. Der alte Mann nickte und wies auf ein Kissen ihm gegenüber, auf dem sich der junge Druide niederlies.
    „So möchte ich zuerst deinen Namen erfahren, junger Mann.“, meinte er freundlich, mit einem leichten Lächeln, während er sich über den Bart strich.
    „Mein Name ist Gwydion.“, erwiderte der junge Druide.
    „Hmm…“, Talrys Augen schienen für einen kurzen Moment aufzuleuchten, „…interessante Geschichten ranken sich um deinen Namen. Wenn du willst erzähle ich sie dir, sobald die Gefahr gebannt ist.“
    Gwydion legte den Kopf interessiert schief und nickte. Er wusste, dass sein Namen wohl unter Druiden bereits ein älterer Name war. Aber was man genau mit ihm verband, das hatte er nie erfragt.
    „Gut, aber zunächst meine Frage an dich: warum haben sich nur ein Teil der tierhaften Kinder und nur ein Teil der normalen einen Bund geschlossen, warum nicht alle?“
    Gwydion blickte vor sich auf die niedrige Tischplatte, auf der eine Kanne und eine kleine Schale mit Tee munter vor sich hin dampften.
    „Weil sie zu verschieden waren.“, meinte er schließlich und blickte auf in die alten, weisen Augen des Ordensbruders, „…sie waren zu verschieden, hatten zu wenig gemein. Vielleicht hatten sie sogar Angst voreinander, weil sie sich nicht verstanden. Nur wenige Mutige haben es gewagt einen Schritt aufeinander zu zu machen. Vielleicht hat ein Ereignis dies begünstigt, aber der große Rest war noch immer misstrauisch.“
    „Kannst du eine solche Haltung verstehen?“, hakte der alte Mann nach.
    Gwydion wog den Kopf hin und her. Er selbst war oft zu freundlich, das wusste er, er sollte mehr Misstrauen anderen Leuten entgegen bringen. Aber wenn man sich nur gegenseitig misstraute, kam man zu nichts.
    „Teilweise. Ich sehe ein, dass ein gewisser Grad an Misstrauen verständlich ist. Aber sehen wir es mal so: hätten sich die Menschen vor vielen hundert Jahren nicht mal zu größeren Gruppen zusammen geschlossen, denn ich gehe davon aus, dass es viel früher nur kleine Familienverbände waren, dann wären wir wohl schon alle ausgestorben. Daher schadet es nicht mal über seinen Tellerrand hinaus zu sehen.“
    Talrys nickte, hielt kurz inne, als überlegte er dann nickte er noch einmal und blickte Gwydion an, was für den jungen Druiden ein Zeichen war aufzustehen und zu gehen. Langsam kehrte er zurück in die Halle und stellte sich in die Nähe der Eiche. Die Mönche um sie herum waren schrecklich fertig.
    „Lasst mich euch helfen.“, sagte er.
    Er konnte nicht herum sitzen und nichts tun und warten bis die anderen alle dran waren. Er musste etwas tun. Er schloss sich dem Kreis der Druiden an und nahm Kontakt mit der Eiche auf, da sah er wie schlimm der Schaden wirklich war. Ihre magische Struktur war zerstört, ähnlich wie bei der Sildener Eiche. Er hoffte die Fragestunde würde nicht mehr lange dauern, sonst wäre nicht mehr viel zu retten.

  19. Beiträge anzeigen #19
    Krieger Avatar von Sheyra
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    Sheyra ist offline
    Als Sheyra an der Reihe war, erhob sie sich schweigend und ohne Eile von ihrem Platz. Ihre Rechte umfasste locker die Schwertscheide, als sie ruhig den Durchgang passierte und die anliegende Kammer betrat. Gedämpftes Licht, der Geruch von Erde und Moos schwer in der Luft. Ihr gegenüber, in entspannter Haltung auf dem Moos sitzend, der Alte. Das Gesicht war auf seine eigene Weise runzlig und rauh wie die Borke der Eiche. Ruhe umgab ihn wie ein schützender Mantel. Die Miene verriet wenig Emotionen, doch lag etwas Freundliches in der Art, wie er in Richtung des freien Platzes nickte. Sheyra erwiderte das Nicken knapp und sank in das Moos, das Schwert vor ihr auf dem Boden. Sie spürte keine Angst – immerhin waren die anderen allesamt zurückgekehrt. Selbst das schrullige Kerlchen, das zuerst gegangen war, schien im Nachhinein nicht sonderlich verwirrter als vorher.
    „Ich will auch dich auf Loná Hísiё willkommen heißen“, begann der Alte mit seiner ungewohnt gleitenden Intonation, „Dürfte ich deinen Namen erfahren, nachdem ich mich bereits vorgestellt habe?“
    Sheyra deutete erneut ein Nicken an.
    „Mein vollständiger Name ist Sheyra Ny Shemonra. Jedoch ist es bei uns selten üblich, den vollen Namen zu nennen.“
    Die Hand des Alten glättete den enormen Bart.
    „Ich sehe, dass du dich von deinen Gefährten unterscheidest.“ Der Blick unter den buschigen Brauen blieb starr auf ihrem Gesicht. Dampf stieg aus der kleinen Teekanne auf und bog sich zwischen ihnen zu einem Fragezeichen. „Du stammst nicht aus Silden, doch dein Akzent scheint mir nicht unbekannt.“
    Selten, dass sie jemand auf ihren Akzent ansprach.
    „Ich stamme aus Thjerenfeldt. Aus der Rimmersmark, hoch im Norden.“
    Die Hand stoppte.
    „Thjerenfeldt? Sag mir, gibt es dort nicht eine Quelle, an deren Hüterin die Zeit wie das Wasser vorbeizuströmen scheint?"
    Sheyra schluckte. Ihr Mund war auf einmal trocken.
    „Esthera“, bestätigte sie, „Meine Mutter.“
    Die Brauen des Alten bildeten ein Dach, dann setzte sich seine Hand wieder in Bewegung.
    „Ist das so ...“, murmelte er. Er griff nach der Teetasse, hob sie völlig gelassen an die Lippen und trank einen tiefen Schluck. Als er sie absetzte, ruhte sein Blick wieder auf Sheyra und seine Stimme war neutral wie zu Beginn des Gesprächs. „Ich will dir eine Frage stellen, Sheyra. Nimm dir ruhig Zeit für deine Antwort, es soll dich niemand hetzen. Du erinnerst dich an meine Geschichte? Gut. Dann hier meine Frage: Angenommen, du wärst ein Teil dieser Geschichte gewesen – in welcher Rolle hättest du dich gesehen?“
    Sheyra schloss die Augen und senkte leicht den Kopf. Sie versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, die Geschichte noch einmal durchzugehen und die Möglichkeiten abzuwägen. Was erwartete der Alte? Hatte er den anderen dieselbe Frage gestellt? Oder hatte er irgendetwas in ihr gesehen? Irgendetwas, das ihn zweifeln ließ? Warum die Frage nach ihrer Mutter? Hatte er das Zeichen der Jäger gesehen und deuten können?
    Als sie die Augen öffnete, war der Gesichtsausdruck des Alten unverändert.
    „Ich kann mich in allen Rollen erkennen.“
    Auf eine Handbewegung des Alten fuhr sie fort.
    „Es gibt Zeiten, in denen ich meinen Verstand größtenteils ausblende und einfach nach dem handle, was mir meine Gefühle vorschreiben. Selbst inmitten von Menschenmassen fühle ich mich isoliert und ... anders. Ich bin mir nicht sicher, wie ich es erklären soll, aber ich fühle mich selten nach dem streben, wonach es die meisten anderen Menschen begehrt. Dann wiederum gibt es Zeiten, in denen ich mich treiben lass ... und es fühlt sich gut an. Ich fühl mich zu anderen Menschen hingezogen ... versuche einen Teil ihres Weges mit ihnen zu gehen ... auch wenn das selten gutgeht. Und die Tyrannen ... nun ja, das hängt wohl davon ab, welche Möglichkeiten man hat. Wenn ich die mächtigste Partei in einem Machtgefüge sein würde und genau weiß, dass aufgrund von zu großen Differenzen niemals ein friedliches Zusammenleben mit den anderen Möglich ist ... also von sich aus, dann würde ich es vielleicht auch in Erwägung ziehen, den Konflikt so schnell wie möglich zu beenden, notfalls eben auch durch Gewalt, sofern sich dadurch ein langes und kräftezehrendes Gerangel vermeiden lässt. Insofern kann ich mich auch mit der Mutter identifizieren – letztlich handelte sie nicht anders als die Tyrannen vor ihr, vielleicht mit einer guten Intention, aber letzten Endes auch bereit, die Konsequenzen zu tragen. Ich denke, jede der Parteien hatte gute Gründe für ihr Handeln und vermutlich hätte der einzige Weg für eine längerfristige Lösung der Probleme darin bestanden, die Motive der anderen Parteien herauszufinden und in die eigenen Planungen miteinzubeziehen ... aber wie soll sich überhaupt irgendetwas bewegen, wenn niemand bereit ist, zu handeln?“
    Oh weia, da hatte sie sich ja ganz schön den Mund fusselig geredet. Aber das war nun einmal das Problem mit diesen Parabeln: Je mehr man darüber nachdachte, desto mehr Leerstellen taten sich auf, und jede wollte gefüllt werden, doch je mehr man füllte, desto komplexer wurde der gesamte Apparat, bis man schließlich nicht mehr wusste, wo man eigentlich angefangen hatte.
    Dem Alten schien ihre Antwort jedoch zu genügen. Jedenfalls nickte er abermals bedächtig und Sheyra nahm dies als Zeichen, um ihr Schwert zu nehmen und aufzustehen. Vielleicht platzte dem armen Kerl auch nur fast der Schädel nach so viel Philosophie übermTeekränzchen ...

  20. Beiträge anzeigen #20
    Ritter Avatar von Dekker
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    Dekker ist offline
    Nach Sheyra fühlte sich auch Dekker bereit sich der Frage des Ältesten zu stellen Allerdings wartete er einen Moment, bis Sheyra auch weit genug von der Tür aus Blättern entfernt war, ehe er in seinem inzwischen typischen Cowboygang- denn jede andere Art des Gehens bereitete ihm unglaubliche Schmerzen im Lendenbereich- in das kleine Kämmerlein schritt.
    Die Atmosphäre in dem Raum war wunderschön, die Ranken, die die Wände bildeten, verströmten ein besonderes Aroma, dass beinahe wärmlich schmeckte und einladend, sowie einschläfernd war. Eine langsame, beinahe grazile Handbewegung des Ältesten lud Dekker dazu ein auf einem dieser weichen Mooskissen Platz zu nehmen und sich dem Ältesten gegenüber zu setzen.
    Dieser musterte Dekker samt seiner Maskerade einmal durchdringlich und verzog dabei keine Miene, zugegeben Dekker fühlte sich etwas unbehaglich, da er spürte, wie der Blick des Druiden seine Maskerade Stück für Stück herunterzog und das Geheimnis um ihn lüftete.
    Dekker machte sich bereits darauf gefasst direkt darauf angesprochen und enttarnt zu werden, er rechnete mit einer Schelte, aber stattdessen erklang die normale, freundliche Stimme des Ältesten:
    'Nun, ich denke du- ich darf doch du sagen- kennst inzwischen meinen Namen, aber ich kenne deinen nicht, willst du ihn mir verraten?'
    Viel zu väterlich und schleimerisch kam dieser Typ ihm vor, er behandelte ihn wie ein Kind.
    'De-... Äh Frollo', fing sich Dekker gerade noch vor einem folgenschweren Versprecher ab.
    'Soso... Frollo... und hast du auch einen Nachnamen?'
    'Ja ähm natürlich, oder besser einen Titel, ähm Frollo von Finsterwalde.'
    'Ah, Frollo von Finsterwalde... Denkst du, dass ich dir das glaube?'
    Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein? Ein Typ, der seinen zu klein geratenen Schwanz hinter einem langen Bart verstecken musste?
    'Das ist nicht mein Problem, ich versichere, dass ich so heiße.', antwortete Dekker kühl.
    Das Lächeln auf den Lippen des Ältesten erstarb aber wider Dekkers Erwartungen nicht, sondern blieb wie eh und je erhalten.
    'Nun ja, ich denke du erinnerst dich an die Geschichte.', Nicken, sowie ein desinteressierter Blick als Antwort, 'Dann würde ich gerne wissen, findest du es gerechtfertigt, dass die Tyrannen die anderen unterworfen haben?'
    Jetzt lächelte Dekker, aber nicht warum und offenherzig wie der Älteste, sondern kühl, arrogant und herablassend, binnen einer Sekunde folgte seine Antwort.
    'Ja'
    'Hmmm, und warum deiner Meinung nach?'
    'Sie waren die Stärkeren, die anderen haben es nicht geschafft sich zu wehren, sie konnten sie nicht besiegen. Der Stärkere beherrscht den Schwächeren, wie er es tut, ob gerecht oder unmenschlich steht auf einem anderen Blatt. Angenommen die Tierischen wären stärker gewesen, sie hätten die Anderen unterworfen, das ist die Natur.', erläuterte Dekker mit einer ungemeinen Arroganz, welche aber den Ältesten nicht aus der Fassung brachte. Dieser lächelte und nickte nur und wies mit seiner Hand auf die Tür.

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