Ein stummer Blick aus dem Fenster.
Ein leises Seufzen ohne Laut.
Stille Gebete ohne ein Amen.
Und wieder starrte ich nur den Monitor an, wieder sollte hier ein Text sein Ende schon vor dem Anfang gefunden haben. Was war da in meinem Kopf, was mich nicht schreiben ließ?
Und ein erneutes Seufzen, diesmal hörbar für jene die Lauschten.
Wenn nicht mal die Musik mich mehr inspiriert, nicht mal meine Laune mir Flügel verleiht, was kann es dann sein, wo ist der Fehler im System?
Und die Musik spielte weiter, die Schwere breitete sich in mir aus.
Warum fehlen mir die Worte, obwohl ich doch so viele der Ihren kenne? Passt denn keines der Worte mehr? Sind sie alle schon so oft geschrieben worden, so ausgesaugt, dass sie es nicht mehr wert sind erneut geschrieben zu werden?
Gedanken begannen sich zu drehen, eine engerwerdende Spirale ohne Ende.
Die Zeit verstrich langsam, zu langsam, eigentlich schien sie sich gar nicht mehr zu bewegen. Das einzige was auf ihr Vergehen deutete war der klickende Sekundenzeiger, der sich nach und nach, Position um Position weiterbewegte.
Ich klappte mein Notebook zu, ließ die Ohrstöpsel fallen und verließ den Raum, während sich das Gerät mit der typischen Melodie beendete.
Für einen Moment schien die Welt stillzustehen, hier, in diesem Raum ohne Inhalt.
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Es gibt Dinge, die kann man nicht beschreiben, weil es keine passenden Worte gibt.
Denn beschreibe einen Blinden, was Farbe ist.
Beschreibe einen Tauben, was Musik ist.
Oder beschreibe einem Menschen wie mir, was Liebe ist.
Ich blickte hinauf in den Himmel. Die Luft um mich herum war kühl, ungewohnt kühl dafür, dass wir schon Juli hatten – zumindest laut Kalender. Meine Augen schienen nur darauf zu warten, meine Atemwölkchen zu sehen, doch dazu waren die 17° doch noch zu warm, also starrten sie stattdessen weiter in den Himmel, den in diesem Moment wohl noch hunderte anderer Leute betrachten würden.
Ob er ihn wohl auch sah, diesen Himmel?
Ich beschloss rein zugehen, ehe ich mich noch erkälten würde. Ich konnte es mir einfach nicht leisten schon wieder krank zu werden, besonders nun, wo es langsam auf die Abschlussarbeiten zuging. Leise fiel die Tür hinter mir ins Schloss, meine Füße erklommen müde die Treppen während ich mich innerlich noch immer darüber aufregte, dass der Aufzug seit Wochen nicht repariert worden war. Kaum hatte ich meine Etage erreicht, die 4. wie schon seit 2 Jahren, blieb ich stehen, verharrte am Fenster, blickte hinab auf den Parkplatz, auf den ich eben noch gestanden hatte.
Dort hatte auch er damals gestanden, bevor wir uns verabschiedet hatten.
Ich zwang mich zum Weitergehen, doch um ein leises Seufzen kam ich nicht drum herum. Doch es war kein Seufzen welches von Erinnerungen ausgelöst worden war, nein, es war ein Seufzen dafür, dass ich sicherlich schon zum hundertsten Male hier stehen geblieben war, obwohl ich immer versuchte weiterzugehen.
Irgendwann hört man auf zu zählen, denn irgendwann ist Zeit nichtig.
Meine Hand griff schon beinahe reflexartig nach dem Türgriff, der mich aus dem Treppenhaus brachte. Ich bog links ab um nur nach wenigen Schritten rechts in den Raum zu gehen. – Leer.
Desinteressiert daran, wo den meine Arbeitskollegen waren (meine Vermutung sprach vom Nachbarraum mit Internetanschluss), setzte ich mich in die hinterste Ecke und öffnete das Fenster in der Hoffnung, dass durch die zugezogenen Jalousien mindestens etwas Sauerstoff das Innere des Raumes erreichen würde. Mein Kopf wanderte weiter die bereits verinnerlichte Checkliste hinab und legte das Notebook auf den Tisch, schloss alles an um wenig später im fahlen Licht des Displays zu sitzen. Ein Licht, was mindestens etwas der Dunkelheit verdrängte.
Dunkelheit - immer wenn sie mich umarmte fühlte ich mich seltsam.
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