-
Flucht vor der Vergangenheit
Dumpfer Mondschein kämpfte sich durch das Gewitter und tauchte die Lichtung in matte Farben. Schwere Stiefel pressten das nasse Gras in den matschigen Untergrund, wirbelten in ihrer Hast einzelne Tropfen auf und ließen sie zerbersten. Die Gestalt quälte sich durch die Nacht, ihr durchweichter Umhang flatterte hinter ihr her.
Kalte, klamme Luft füllte die alten Lungen. Jeder Atemzug verwandelte sich mittlerweile in einen stechenden Schmerz. Er wusste, lange konnte er nicht mehr in diesem Tempo durch das Zwielicht hasten. Ein einzelner Gedanke dröhnte schon seit Stunden durch seinen Schädel, verdrängte böse Erinnerungen und zwang seine Muskeln zur stetigen Qual.
Ich muss! Ich muss die Ebenen hinter mir lassen und das Meer erreichen. Noch heute Nacht.
»Wann kommt Vater endlich zurück?«
Die hohe Mädchenstimme klang durch den wohlig warmen, von Sonnenlicht durchfluteten Raum. Lena wandte sich vom schmutzigen Geschirr ab, seufzte und setzte sich zu ihrer Tochter. »Schatz, du weißt, dass Vater nach einem Schiff sucht, welches bereit ist uns von hier wegzubringen.«
»Aber er ist doch schon so lange fort ...«, quengelte die Tochter.
»Die Zeiten sind nun mal nicht leicht, jeder hat Angst irgendwie in den Krieg verwickelt zu werden. Niemand traut heutzutage einem Fremden. Wir haben Glück, wenn Vater überhaupt einen Kapitän findet, welcher sich auf uns einlässt.«
Lena seufzte innerlich erneut und machte sich wieder an den Abwasch. Hausarbeit als Beschäftigungstherapie. Travan wird kein Schiff finden, wir werden nie aus diesem verfluchten Land verschwinden können. Verdammter Krieg!, dachte sie und rubbelte mit dem bereits dreckigen Tuch noch energischer am Teller in ihrer Hand.
Die Stille der Nacht hatte sich über Myrtana gelegt. In einem einsamen Haus am Rande eines kleinen Waldstücks war scheinbare Ruhe eingekehrt. Die beiden Bewohner, Mutter und Tochter, wälzten sich unruhig im Bett umher. Alpträume plagten sie. Alpträume des Krieges, Sorgen um ihr Heimatland, Sorgen um ihren Mann und Vater.
Schweißgebadet wachte die Tochter auf. Ein rauer, kratzender Gestank hatte sie geweckt. Rauch, überall! Undeutlich drangen tiefes Gelächter und beunruhigende Stimmen zu ihr hervor. Verängstigt zog sie sich die Decke über den Kopf und schrie nach ihrer Mutter.
Die drei stämmigen Orks vor dem Haus prosteten sich einander mit stinkendem Gebräu zu und brachen in wilden Jubel aus, als sie die Schreie vernahmen. Für sie war es eine gute Nacht gewesen, viel Spaß, viel Alkohol, wenig Gegenwehr und zudem einige brennende Hütten auf dem Gebiet des Feindes.
Bereits aus der Ferne konnte man die lodernden Flammen sowie die meterhohe Rauchsäule erblicken. Sie tauchten das kleine Waldstück in ein unwirkliches, orangenes Licht und warfen lange, flackernde Schatten.
Ein von weiten Reisen erschöpfter Mann nahm seine Beine in die Hand und rannte auf das Glühen zu. Geäst und Sträucher zerkratzen sein Gesicht, zerrissen seinen Mantel, brachten ihn zum stolpern. Es kümmerte ihn nicht, er stand auf und rannte weiter. Nur noch wenige Meter trennten ihn vom Waldesrand. Mit mächtigen Wutschreien und Tränen in den Augen durchbrach er die letzten Hindernisse und setzte auf die Orks zu. Noch im Laufe riss er sich sein Schwert vom Rücken und brüllte in Rage.
Überrascht wandten sich die drei Brandstifter dem Angreifer entgegen - zu spät! Der erste Ork fiel noch in der Drehung, sein Kopf kullerte einige Meter auf das Haus zu und fing ebenfalls Flammen. Die beiden anderen zogen hastig ihre Waffen und wehrten die ersten Angriffe des Mannes mit Mühe und Not ab. Klingen klirrten, als ihre Schwerter mit Wucht auf einander trafen. Geschickt duckte sich der Mann unter dem Angriff eines Orkes hinweg und zertrümmerte ihm mit einem heftigen Schwertstreich die Hüfte. Blut spritzte, Knochen knackten, das Opfer ging sofort zu Boden und heulte vor Schmerz auf.
Der letzte Ork stand noch. Grinsend hob er das Krush-Varrok ein Stück höher und lachte seinem Gegner ins Gesicht. Mit einem wahnsinnigen Glühen in den Augen erwiderte der Mann den Blick und setzte zu einer endgültigen Sprungattacke an. Der Ork hatte keine Chance sie abzuwehren, zu gewaltig war der Angriff. Ein dumpfer Schlag ertönte, als der leblose Körper den Boden erreichte. Dunkelrotes Blut sickerte aus der klaffenden Kopfwunde und vermischte sich mit Schlamm.
Vor den Augen des Mannes verschwamm das Bild, ungläubig betrachtete er die Schemen des brennenden Hauses. Er stieß einen letzten wutentbrannten Schrei aus, sackte zu Boden und begann bitterlich zu weinen.
Die Morgendämmerung brach an. Noch immer hastete der Mann, sein Name war Travan, in Richtung Küste. Er war komplett erschöpft, seine Beine brannten wie Feuer und er hatte sich bei dem nächtlichen Gefecht seine Schulter ausgekugelt. Doch er rannte weiter, es half ihm sich abzulenken. Er dachte nur noch bis zur Küste, den Schmerz über den Verlust seiner Familie verdrängte er.
Eine einsame Träne kullerte seine Wange hinab und wusch eine dünne Spur durch das verdreckte Gesicht, als er um eine Ecke bog und den Wind des Meeres in seinen Haaren spürte. Das Schiff lag direkt voran, so wie man ihm gesagt hatte. Er hielt kurz Inne, drehte sich um und warf einen letzten Blick auf die Landschaft Myrtanas.
Travan schritt an Deck des Schiffes, bezahlte Stumm das Gold für die Überfahrt und zog sich zurück in seine Kabine. Er setzte sich auf die Schlafpritsche und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Verfluchter Krieg! Zum Beliar mit Gorn und Thorus! Meine Familie haben sie mir genommen, diese Hundesöhne. Ich hoffe, eines Tages kommt jemand, ermordet beide und setzt sich auf den Thron Myrtanas. Einen starken Führer braucht das Land, damit endlich Frieden einkehrt, vorher werde ich nicht zurückkehren.
Leise drang die Stimme des Kapitäns unter Deck. »Löst die Taue, ihr Nichtsnutze! Nächster Halt: Die Südlichen Inseln!«
Last edited by iks; 31.10.2008 at 22:36.
-
Thema:"Auf der Flucht"
Der Entschluss
Oh Nein! Nicht noch so 'ne Geschichte, dachte Ich mir nur, aber wer weiß, vielleicht rückt er doch endlich ein paar Infos über seinen ‘Schatz‘ raus. „Also“, fragte ich, „Möchtest du noch ein Bier?“. „Ja, gib her“, mauschelte er nur und ich bestellte ihm noch eins von dem billigsten Bier was es nach dem Krieg in Vengard eben so gab. Ein paar Münzen hatte ich ja noch, und wenn es klappt und der besoffene alte Sack endlich redet wird ich vielleicht noch reich, freute ich mich. „In diesen beschissenen Zeiten ist Bier doch das einzige was noch schmeckt“, stammelte er. „Früher hätt‘s sowas nicht gegeben. Ich gehörte zur Armee des Königs, und da hab ich abends höchstens mal einen Schnaps mit den Kameraden gehoben. Und jetzt“, sagte er sachlich, „sind sie alle tot“. Ich kannte diese ganzen Geschichten zu Genüge. Ich dachte an meine Freundin. Damals, mit ihr, hat der Ganze Mist hier noch Spaß gemacht, aber dann kamen die Orks und haben ihr bei der Eroberung Vengards einen Bolzen in den Rücken geschossen. „Ich hasse Orks!“, sagte ich leise. „Wem sagst du das?“, erwiderte er. Diese verdammten Trottel haben mir fast alles genommen was mir lieb und teuer war. Meine Frau, mein Sohn, selbst mein Haus haben mir diese Halbaffen abgebrannt. Ich verfluche den Tag an dem Ich an Erster Stelle den König beschützt habe und nicht meine Familie. Jetzt bleibt mir nur noch ein Schatz.“ wisperte er und trank das Bier mit einem mal aus. Während ich zwei neue bestellte flüsterte er leise: „ Ich hoffe jedenfalls der übersteht diese verfluchten Zeiten.“ Na bitte, dachte ich mir, bestimmt Gold oder Edelsteine. Vielleicht auch eine besondere Waffe. Ich brauche diesen Schatz. In meinem Geschäft steht nur Ramsch für den ich höchstens ein bisschen Essen bekomme.“Was ist das eigentlich für ein Schatz?“ versuchte ich so beiläufig und unwichtig zu betonen wie ich konnte. „Ha, ihr verdammten Händler seid doch alle nur an Gold interessiert. Kein Wunder das uns die Orks platt gemacht haben. “ „Nein, so meinte ich das nicht“, sagte ich und versuchte die Situation zu retten. Aber er beachtete mich gar nicht. „Mir haben sie fast alles genommen“, wiederholte er, „sogar meinen linken Arm! Ich kann mit Gold nichts anfangen. Es schmeckt nicht, es wärmt nicht, es macht nicht glücklich.“ Glücklich, dachte ich, glücklich war ich schon lange nicht mehr. Mir reicht‘s, dachte ich ärgerlich. Ich hab kein Gold mehr für Bier und ich hab keine Lust mehr auf irgendwelche traurigen Geschichten. Ich will jetzt nur noch wissen wo dieser verdammt Schatz ist. Dieser abgewrackte Krieger hat mich doch sowieso schon durchschaut. Also sagte ich so deutlich und überzeugend wie ich konnte: „Genau das meine ich. Du brauchst das Gold oder deinen Schatz nicht mehr. Du hast niemanden mehr, musst dich um niemanden mehr kümmern. Du bist hier gestrandet, alter Mann! Ich brauche den Schatz, denn ich hab noch einiges vor!“ Ich erschreckte mich selbst, wie überzeugend ich klang. Aber er sagte nichts. Er schaute nur auf die Kerzen die an der Theke standen und es schien als träumte er. Aber dann fragte er ganz klar: „So? Was hast du den vor? Und um wen musst du dich kümmern?“ Verdammt, dachte ich und ärgerte mich, da ich ihm offensichtlich doch nicht genügend Bier spendiert hatte. Was sollte ich sagen? Ich starrte in die Flamme der Kerze und dachte an meine Freundin, an die Zeiten vor dem Krieg, an unser erfolgreiches Geschäft und an meine Eltern, und … .NEIN, Ich muss schnell was sagen, sonst merkt er das ich lüge, dachte ich und sagte hastig: „Ich hab ein Geschäft was ich weiterführen muss, und eine Freundin.“ Wie kann das sein, erschrak ich mich. Ich habe noch niemals solche Lügen erzählt. Drastische Zeiten erfordern drastische Mittel, versuchte ich mich zu rechtfertigen und plötzlich nuschelte er: „Tja, mich hast du schon überzeugt!“ Sehr gut, dachte ich, er hat’s nicht gemerkt und er gibt mir seinen Schatz. Eigentlich sollte ich mich freuen, aber da ist nur Leere. „Aber ich kann dir meinen Schatz nicht geben.“, mauschelte er. „Was? Wieso nicht? Wo ist er denn?“, sagte ich viel zu schnell und aggressiv. „Weit weg auf den Inseln im Süden.“, sagte er und es schien als schlief er gleich ein. „Was?“, entgegnete ich erstaunt, „du warst auf den Südlichen Inseln?“ „NEIN!“, herrschte er mich an, „Hör doch zu! Ich hab gesagt mein Schatz ist dort.“ Noch immer verstehe ich nicht was er meint und schaue verwirrt. „Ich rede doch nur von meiner Tochter“, flüsterte er. „Sie ist dorthin geflüchtet. Sie hat’s als einzige geschafft!“ Er sagte noch irgendwas, was ich nicht verstanden habe und schlief dann unvermittelt auf dem Tisch ein. Jetzt ist alles verloren, dachte ich nur. Das war‘s mit meinem Geschäft. Ich kann es nicht mehr unterhalten. Ich bin pleite. Er schnarchte nur noch laut. Ich dachte an sein fürchterliches Schicksal, an seine Tochter, überlegte mir ob sie es wohl geschafft hat und wie sie dort lebt. Und dann dachte ich wieder an meine Freundin, von den Orks getötet. Ich hasse Orks, dachte ich voller Hass. Ich kann hier nicht mehr weiterleben. Zu viele böse Geschichten und Erinnerungen. Das macht mich krank. Ich kann nicht mehr. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich merkte wie allein ich war. Mich hält hier nichts mehr. Ich muss diesen ganzen Mist hinter mir lassen. „Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht“, sagte ich entschlossen und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich WERDE zu den Südlichen Inseln fahren!“
Last edited by Ranker920; 27.10.2008 at 17:24.
-
Auf der Flucht
Schwitzend und dreckverschmiert kam Mahn ins Haus gestapft. Es war schon dunkel geworden und nach einem langen, harten Tag auf den Feldern freute er sich auf ein kräftiges Mahl und ein kühles Bier. Mindestens.
Drinnen war seine Frau Lita gerade dabei einen schweren, Eintopfgefüllten Topf auf den Tisch zu wuchten. Die Dampfschwaden, die ihm entstiegen, rochen nach Gemüse und Speck.
Ächzend ließ Mahn sich auf einen der grob geschnitzten Holzhocker sinken. Nachdem er sein halbes Leben auf den Feldern verbracht hatte, hatte er die Hoffnung schon längst aufgegeben je wieder frei von Rückenschmerzen zu sein.
„Wie war’s heute?“ fragte Lita ihn.
„Scheiße. Harte Knochenarbeit für kargen Lohn. Selbst die Stadtwachen bekommen fürs Rumstehen mehr. Und Sattler ist heute schon wieder nicht zur Arbeit erschienen! Seit ein paar Tagen fehlt er ständig. Als ob wir nicht sowieso schon zu wenig Leute wären um die ganzen Felder zu bestellen. Hast du was von seiner Frau gehört was mit ihm los ist? Sonst war er doch eigentlich immer so fleißig!“
„Silvana meinte, er würde etwas planen. Ständig rede er davon, dass ihm der Krieg zum Halse raushängt und er von hier weg will. Scheinbar auf die Südlich Inseln. Er ist schon seit längerer Zeit am packen.“
„WAS?!“ regte sich Mahn auf, „Der Sack will uns hier im Stich lassen und sagt uns nicht mal was davon? Wie stellt er sich das vor? Was soll den aus seinem ganzen Hab und Gut werden? Er kann ja nicht alles mitnehmen!“
„Er wird wohl alles aufgeben und es zurücklassen. Eigentlich kann ich ihn verstehen. Ich würde am liebsten auch von hier wegziehen.“, antwortete Lita ruhig. Dabei sah sieh ihren Mann verstohlen an, um zu sehen, wie er darauf reagieren würde.
„Tja, daraus wird wohl nichts! Ich habe nicht vor mein jetziges Leben aufzugeben wie dieser Feigling. Das hier ist mein Haus, das sind meine Felder! Wenn dieser Krieg uns erreichen sollte werde ich meinen Besitz schon zu verteidigen wissen. Dich eingeschlossen. Ich werde das alles garantiert nicht aufgeben!“
Er genehmigte sich einen Schluck Bier und hob gerade an um mit seiner Predigt Fortzufahren, als jemand lautstark gegen die Tür pochte.
„Wer bei Beliar ist da?“, brüllte Mahn und griff vorsichtshalber nach dem Knüppel, der zu seiner rechten an der Wand lehnte.
„Im Namen von Lord Tronter, wir wurden entsandt um die Steuern einzutreiben!“ tönte eine raue Stimme von draußen.
„Verdammt, was soll das?“ murrte Mahn während er sich zum Eingang schleppte, „Ihr wart doch erst vorgestern da und habt mir meine halbe Ernte…“.
Doch weiter kam er nicht. Er riss die Tür auf – und blickte drei blankgezogenen Klingen entgegen – mit den hässlichen, höhnisch grinsenden Fratzen der dazugehörigen Besitzer dahinter. Alle drei waren schlecht rasiert und ihr grässlich stinkender Atem würde sogar den, einer vergleichsweise wohlriechenden Jauchegrube übertönen.
Zwei von ihnen trugen die Rüstung der Miliz von Montera; sie waren blutig und verbeult.
„Na, damit haste nich gerechnet, was?“ sagte der in der Mitte, der wohl der Anführer war.
„Keine Angst mein Dicker, wir tun dir nix. Wir wolln nur was zu beißen und n paar Münzen. Die beiden Kerle, von denen wir die Rüstungen haben, hätten dir bestimmt mehr abgenommen. Richtige Ganoven warn das. Jetzt werden sie dich nich mehr behelligen. Das is dir doch bestimmt n kleinen Bonus wert, hm, wie wärs?“ sagte er böse lächelnd.
Anstatt eine Antwort zu geben verstärkte Mahn den Griff um seine Keule – und schlug die Tür zu, dass sie fast aus den Angeln sprang. Gleichzeitig griff Lita nach ihrem Messer. Sie wusste was jetzt kommen würde und was ihre Aufgabe dabei war.
Sie positionierten sich seitlich der Türe, kurz bevor sie krachend zerbarst. Holzteile wirbelten durch die Luft. Die Öllampe auf dem Tisch zersplitterte und setzte das auslaufende Öl in Brand. Tisch und Stühle fingen sofort Feuer.
Den ersten der einströmenden Angreifer brachte Mahn mit einem wuchtigen Schlag gegen den Schädel zu Fall. Dabei brach nicht nur seine Keule. Der schützende Helm hielt dem Hieb nicht stand und wurde zerquetscht wie eine reife Melone. Der Anführer der Bande stellte nun keine Bedrohung mehr dar.
Den zweiten stieß Mahn mit einem kräftigen Tritt in die Flammen, wo er sich in eine lebende Fackel verwandelte. Allerdings lebte er nicht mehr sehr lange. Sein Lebensfeuer erlosch noch vor den Flammen um ihn herum.
Der dritte schien aus dem Schicksal seiner Freunde gelernt zu haben und tat, was in dieser Situation seiner Gesundheit wohl am bekömmlichsten wäre. Dachte er.
Er drehte auf der Türschwelle um und floh in die Nacht hinaus. Doch Litas Messer flog ihm zum Abschied hinterher und bohrte sich tief in seine rechte Wade. Mit einem Schrei fiel er – und verstummte jäh, als eine am Boden liegende Hacke seine Brust durchstieß.
Fluchend und hustend stolperten Mahn und seine Frau aus dem in Flammen stehenden Haus. Das Feuer griff immer weiter um sich und setzte auch die angrenzende Scheune in Brand. Funken stoben fauchend dem pechschwarzen Himmel entgegen und erleuchteten die Nacht.
„Du hast recht“, sagte Mahn nach einer Weile, „ Jetzt haben wir alles verloren. Ich sehe keinen Grund mehr, warum wir noch länger hier bleiben sollten. Es gibt nichts, was uns noch an diesen Ort bindet. Wir sollten mit Sattler zu den Südlichen Inseln ziehen.“
Lita erwiderte nichts. Sie war froh, dass sie jetzt endlich in friedlichere Lande ziehen würden, weg vom Krieg. Und es war wohl besser, wenn sie ihm verschwieg, dass die Lampe nicht durch den Kampf zerschlagen wurde.
-
24.10.2008 18:54
#24
Reise, Reise
Serves' Mund entfuhr ein Stoßseufzer, als der Donner begann, zu grollen. Offenbar war die Befürchtung des Kämpfers berechtigt. Am Nachmittag schon, als graue Wolken aufgezogen waren, hatte er angezweifelt, noch rechtzeitig vor dem Gewitter eine Unterkunft zu finden. Er hatte Recht behalten, und es gab Situationen, in denen selbst Serves es hasste, im Recht zu sein.
„Verfluchter Krieg“ krächzte der Schwarzhaarige, um unmittelbar danach von einem Hustenkrampf geschüttelt zu werden. Seit einiger Zeit schon war es kaum möglich, eine sichere Bleibe zu finden. Entweder wurde man von Beleidigungen verscheucht, oder ein Pfeil direkt vor die Füße machte unmissverständlich klar, dass Gäste nicht willkommen waren. Selten nur wurde man, unter misstrauischen Blicken, in einer Scheune oder einem Stall eingelassen.
Serves stützte sich mit der Rechten an einem Baum ab, und gab dem Hustenreiz hemmungslos nach. Niemand in der Nähe, den es stören könnte. Einige Augenblicke noch blieb er stehen, wie er war, dann zog er den Arm wieder zurück und sah sich um.
Der Wald, so licht er auch sein mochte, verdunkelte sich durch das hereinbrechende Unwetter und die fortgeschrittene Tageszeit zusehends; dazu kamen die Regentropfen, die hier und dort zu fallen begannen. Nicht mehr lange, und es würde wie aus Eimern gießen. Ein weiterer Fluch ging über die Lippen des Schwarzhaarigen. Mit langsamen Bewegungen zog er die Kapuze seines schmutzigen, oft geflickten Mantels über den Kopf und zog den groben Stoff enger um seinen Leib. Die Bewegungen wurden etwas schneller, als er nach seinem Hab und Gut tastete. Das Bündel mit Decke und ein wenig weiterer Kleidung trug er auf dem Rücken, der fast täglich leerer werdende Geldbeutel war unter dem Mantel am Gürtel festgebunden. Das Schwert, vielleicht das wichtigste von allem, und mochte es noch so schartig sein, baumelte in einer rissigen Lederscheide an einem Waffengurt, den Serves über dem Mantel trug.
„Alles da ... geht eben doch nicht alles schief“ befand er, und begann mit eiligen Schritten, seinen Weg fortzusetzen. Auf zur Küste, auf ans Meer! Das Motto, das ihn bereits seit etwa zwei Monden leitete. Er wusste nicht, was ihn dort erwarten würde, aber er hoffte aufrichtig, dass es nicht schlimmer war als in anderen Gegenden des zerrütteten Reiches. Zum Wiederholten Male fragte sich der Kämpfer, was wohl der König trieb. Die Gerüchteküche brodelte. Da hieß es, der König sei tot, dort wiederrum teilte man Serves mit, Rhobar der Zweite reise umher, um Bündnisse zu schmieden. Wenige schienen zu wissen, was wirklich geschah, und noch weniger von ihnen wagten es, dies auszusprechen.
Serves indes hatte für sich entschieden, dass der König, ob er nun tot war oder nicht, sein Land nicht mehr im Griff hatte. Dies war die Entscheidung, die letztendlich den Anstoß gegeben hatte, sich von der Gruppe der Königstreuen zu trennen, mit denen er zuvor umhergezogen und Dienste in allerlei Dörfern und Siedlungen geleistet hatte, und zu fliehen. Wohin? Er wusste es nicht. Nur fort. Fort aus dem Land, in dem des Tags die Waffen klirrten und des Nachts sie neu geschärft wurden.
Serves kniff die Augen zusammen. War da etwas vor ihm? Mit langsamen Schritten ging er weiter, die Hand am Schwertgriff. Ein Irrlicht? Er hatte Geschichten über diese Wesen gehört. An Erz seien sie gebunden, und friedfertig, bis man die Bindung brach. Dann kam die gefährliche Seite dieser Wesen hervor. Mancher sei ihrer List schon zum Opfer gefallen, als er im Kampfesrausch die Wege hinter sich ließ und in einen Sumpf, zu einer Schlucht oder gar zu Orks oder Schlimmerem gelockt worden war.
„Ihr Götter!“ stieß der Kämpfer hervor, als er feststellte, was er wirklich vor sich hatte. Eine Fackel, eine schlichte Pechfackel, wie man sie oft in Myrthana sah. Nicht weit davon eine zweite. Und, Serves konnte sein Glück kaum fassen, sie flankierten einen Durchgang. Schemenhaft hoben sich hinter dem, das man spaßeshalber Tor nennen mochte, die Silouetten verschiedener Häuser aus der Dunkelheit ab. Der Reisende beschleunigte seine Schritte, um den mittlerweile recht starken Regen endlich hinter sich zu lassen.
Wohlige Wärme rann Serves' Kehle hinab und füllte seinen Körper aus, als der warme Met den Weg in seinen Bauch fand. In einem einzigen Zug leerte der Kämpfer den Tonkrug und setzte ihn behutsam auf dem aufgequollenen Holz der Theke ab. Der Wirt grinste ihn an.
„Noch einen?“ Doch Serves winkte ab.
„Lasst gut sein, alter Mann. Ich brauche mein Gold für anderes.“
„Als da wäre?“ hakte sein Gegenüber nach, und setzte einen ernsthaft interessierten Gesichtsausdruck auf. Gesprächsthemen schienen rar zu sein, stellte Serves fest.
„Ich will hier weg. Weit weg. Ich habe genug von diesem Land!“ Der Gastwirt nickte bedächtig.
„Kann ich verstehen. An eine Flucht von hier habe ich, weiß Innos, oft genug gedacht. Aber was will man machen? Weib und Sohn wollen versorgt sein, und an Gold mangelt es immer.“
Einen Augenblick zögerte der Mann, dann beugte er sich näher zu Serves und nickte in Richtung einer Gruppe schäbig gekleideter Reisender, die in einer ecke des Schankraumes saßen und sich leise unterhielten.
„Diese Kerle wollen mit dem erstbesten Schiff, das sie erreichen können, zu den südlichen Inseln reisen. Mit Einverständnis des Kapitäns oder ohne, das ist ihnen gleich. Angeblich ist der Krieg da noch nicht angekommen, zumindest sagen die's. Frag sie doch mal. Wenn's dir nichts ausmacht, das Gesetz etwas zu biegen.“
„Gesetz? In Myrthana? Schon lange nicht mehr, guter Mann!“ lachte Serves, und der Wirt kicherte leise.
Die südlichen Inseln? Ja, warum eigentlich nicht? Gesetz hin, Recht her. In Kriegszeiten muss man an sich selbst denken! Ohne den Anschein von Eile zu erwecken begab sich Serves zu den Männern in der Ecke der Taverne, und bot an, sie zu begleiten.
Last edited by Cyco; 25.10.2008 at 17:22.
Reason: Zwei Rechtschreibfehler ausgebessert.
-
Der Kerzenständer schimmerte glücklich im warmen Licht des flackernden Kaminfeuers. Es war ein wundersames Schauspiel, welches Lorien hier beobachtete. Die kleine, zarte Flamme zerfloss aus seinem Blickwinkel mit dem lichterlohen, gewaltigen Feuer des Kamins. Natürlich fragte er sich, weshalb die Kerze brannte, denn schließlich war der Raum durch den Kamin hell genug erleuchtet, doch etwas fesselte ihn an diesem Schauspiel. Nicht ohne Grund zog es ihn schon immer in das Kloster Innos’, welches direkt hier in Khorinis seinen Standort hatte. Er spielte schon lange mit dem Gedanken, dort einzutreten, gerade jetzt, da die Geschäfte mit dem magischen Erz sich langsam ihrem Ende näherten. Die Barriere war gefallen, kein Erzhändler war sich jetzt noch seines Vermögens sicher. Erst recht keiner, der sich sein Vermögen auf ehrliche Weise erwirtschaftet hatte. Doch er konnte nicht gehen. Er konnte sie nicht im Stich lassen.
„Lorien?“ hallte eine zarte, liebevolle Stimme durch die Gemäuer. Sie rief nach ihm und er würde ihrer Stimme nachgehen.
Langsam stieg er die Treppe, welche mit einem roten Wollteppich bedeckt war, hinauf. Die Tür ins Bad glitt langsam auf, ein von Kerzen spärlich erleuchtetes Zimmer kam zum Vorschein. Wände gaben das warme Licht der Kerzen wider, wie auch der Boden. Eine Wasserlache zierte denselben.
„Da bist du ja endlich... ich dachte schon, ich müsste mir den Rücken alleine waschen,“ strahlte eine bezaubernde, junge Frau ihn an.
„Aradia...“ murmelte Lorien und sah sie sehnsüchtig an. Sie lächelte frech und dennoch zuckersüß zurück und holte mit ihrer Hand aus. Anschließend flog eine Ladung Wasser direkt in Loriens Gesicht. Er kniff die Augen zusammen, musste sie jedoch im nächsten Moment sofort wieder aufreißen. Dunkelheit und ein fauler Gestank umfriedigte ihn. Erst jetzt realisierte er, wie kalt es eigentlich war. Nur wenige Sekunden später folgten die nächsten Erkenntnisse: Sein Oberkörper war durchnässt, ein leerer Eimer nahm neben ihm Platz und eine rundliche, kleine Gestalt stand vor ihm, die Hände an die Hüften haltend.
„Wurde aber auch Zeit, dass du aufwachst!“ grunzte eine raue, männliche Stimme.
Der Angesprochene antwortete nicht, sondern wusch sich mit seinen Händen das Wasser aus dem Gesicht. „Danke für das freundliche Wecken, Gilbert.“
„Keine Ursache. Dieser Dienst war für dich sogar kostenlos, wenn du dein Zimmer endlich bezahlt hast.“
Lorien schaute sich um. Ein Schaf stieß einen überraschten Laut aus, als Loriens Augen in die seinen schauten. Offensichtlich war es keine menschliche Gesellschaft gewohnt. „Nun ja, die Ausstattung deiner Zimmer scheint sehr... animalisch zu sein,“ stellte Lorien fest und schaute wieder den mittlerweile grinsenden Wirt des Gasthauses an.
„Tut mir Leid, alter Freund, aber mein Gasthaus ist randvoll. Die Scheune war das letzte unbesetzte Zimmer,“ erklärte sich Gilbert. „Zumindest beklagen sich die Tiere nicht,“ fügte er noch schnell hinzu und gab dem Schaf einen Klaps. Dieses entfernte sich, nicht ohne sich lauthals über die Manieren des Wirtes zu beschweren. Anschließend gab Gilbert Lorien die Hand und half diesem auf die Beine.
„Was hast du nun vor?“ erkundigte sich der Betreiber des Gasthauses.
„Ich weiß es nicht, vielleicht...“ begann Lorien, überlegte den Rest des Satzes aber dann lieber doch im Stillen zu Ende. Gilbert sah ihn währenddessen neugierig an. „Du musst nicht ständig weiterreisen. Vielleicht hat jemand hier im Lande einen Buchhalter nötig... oder zumindest eine anständige Arbeitskraft. Vengard soll wieder aufgebaut werden, in Montera wird ein Tempel errichtet... es wird schon Wege geben, wieder in das Leben zu finden,“ ermunterte Gilbert ihn und grunzte ein weiteres mal. „Du musst es schließlich wissen, Geld zu verdienen.“
Lorien seufzte erneut. „Wenn es nur das Geld wäre, das ich verloren habe.“ Er kramte in seinem zerfledderten Umhang nach seinem ebenso ungesund aussehenden Hut und setzte ihn auf. Der Wirt schaute ihn fragend an.
„Es ist kalt draußen,“ erklärte sich Lorien.
„Nein, nein. Was musstest du noch auf Khorinis zurücklassen? Hat es etwas mit dieser Aradia zu tun?“ erkundigte sich Gilbert. „Woher...?“ hinterfragte Lorien verwundert und erblasste.
„Du redest im Schlaf. Und nun spuck es aus. Wer ist sie? Eine Geliebte von dir?“ stichelte sein Gegenüber weiter. „Meine Ehefrau,“ beantwortete der ehemalige Händler matt und wand sich zum Gehen um. Er machte einige Schritte Richtung Tür, wurde jedoch am Arm gepackt.
„Richte ihr meinen Gruß aus, wenn du ihr das nächste Mal schreibst.“
Lorien fuhr herum. „Meine Briefe werde ich aber kaum im Schlaf vorgelesen haben, oder?“ Er starrte seinen vermeintlichen Freund wutentbrannt an. Gilbert fühlte sich ertappt. Er hatte gewusst, dass seine Neugier ihn eines Tages in Gefahr bringen würde. Voller Reue senkte er seinen Blick zu Boden. „Ich wollte nur wissen, was in dir vorgeht. Du bist anders geworden, seit du aus Khorinis wieder da bist und ich hab mir Sorgen gemacht...“
„Also hast du meine Sachen durchstöbert... oder was davon übrig geblieben ist.“ Wieder seufzte der ehemalige Händler. „Gilbert, ich werde Myrtana verlassen und endlich das tun, was ich schon lange hätte tun sollen.“ Er hob seine Hand und musterte einen silbernen Ring, welcher seinen Ringfinger zierte. Ein grüner Edelstein, rein und unberührt von der dreckigen und düsteren Umgebung um sie herum, war darin gefasst. Lorien erinnerte sich noch gut daran, wie er ihn bekam. Er war damals jung, war viel herumgereist und lernte sie, Aradia, kennen. Er konnte sie überreden, mit ihm nach Khorinis zu ziehen.
„Pass auf meine Tochter auf, Lorien, hörst du? Sie war noch nie außerhalb der Südlichen Inseln und ich will nicht eines Tages hören müssen, dass sie nie wieder zurückkehren wird,“ wies ihr Vater sie an. „Nimm meinen Ring. Und ich bete zu Adanos, auf dass du ihn mir nie wiedergeben wirst.“
Jetzt verstand er, wofür er den Ring bekommen hatte. „Es wird Zeit, die Hoffnung eines alten Mannes zu zerstören,“ verkündete Lorien bestimmt.
„Lorien, du redest wirr,“ stellte Gilbert für ihn fest. Sorgenfalten machten sich auf seiner Stirn breit. „Mag sein, aber ich kann meinen Fehlern nicht ewig davonlaufen. Ich bin für Aradias Schicksal verantwortlich.“
„Was ist mit Aradia und was hast du angestellt?“
Auch daran konnte sich Lorien noch gut erinnern; Die Sonne vollendete ihren täglichen Zyklus und verschwand als glühender Feuerball hinter dem Horizont. Lorien machte sich auf den Weg zu seinem Domizil. Doch heute war etwas anders. Die Straßen waren leer, dichter Nebel lag in der Luft und versperrte ihm die Sicht. Schreie wurden durch den Wind zu ihm getragen. Sein Herz begann zu rasen. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Doch nun war es zu spät. Er würde nichts mehr ändern können. Abwesend durchschritt er den Torbogen ins Obere Viertel. Seine Sinne wanderten aus ihren Grenzen, sein Gehör verschwamm mit seinem Sehen. Er erreichte sein Haus, griff nach der Klinke. „Lorien!“ Es war vorbei. Bedrückende Stille folgte dem aufgeregten Pochen seines Herzens. Eine dunkelrote Flüssigkeit tropfte die einzelnen Treppenstufen hinunter und verfärbte den Teppich unter sich. Es war alles vorbei.
„Sie haben sie getötet, Gilbert. Meine Rivalen... als die Barriere zusammenfiel und das Erz knapp wurde.“ „Aber die Barriere ist vor mehr als zwei Jahren gefallen.“
„Und genau deswegen wird es endlich Zeit, den Ring zurück zu bringen.“
„Zu den Südlichen Inseln also?“ „Zu den Südlichen Inseln.“
Last edited by The Lightning; 26.10.2008 at 10:08.
Reason: Ein "für" zu viel.
-
Telepathium
Geduldig Herr, der dies Fand
Anormal kann es enden
Durch erfassen, erreicht ein neues Land
Die Vision von Untergang wirst du nicht beenden
Endloses Wissen über das Mysterium
Des chaotischen Telepathium
„Ein Schwarzweiß Gemälde aus Wünschen, wenn nicht das Hämmern die Stille unterbrechen würde. Monotonie ohne Ende. Geschwindigkeit ist ihm wichtig denn der Herr braucht Profit. Sein Beliar verlangt danach. Er nutzt deshalb die Streitigkeiten Anderer aus um sich daran zu bereichern. Eine Ladung Schwerter an die Eine und eine Ladung Schilder an die andere Seite. Du bist ein menschlicher Golem, nur für die gleiche Handlung geschaffen, sagt er zu mir. Monotone Manufakturarbeit in den ehemaligen Artefaktmienen von Geldern und das 18 Stunden am Tag ist daher mein Leben. Aber was ist das? Eine Stille zerreißt meinem Atemlosen Traum, das kenne ich nicht.“
Der vernachlässigte Sykelis erwacht aus diesem Fiebertraum. Er steht von seiner Matte auf, blickt um sich und nimmt die verschwommene Fragmente seines Sichtbereiches war. Die Maschinen der Manufaktur stehen still. Die Zeit ist wie stehen geblieben. Niemand ist da. Es ist leer wie in seinen hoffnungsvollsten Vorstellungen. Keiner da, die Spaß am töten in dieser kranken Welt haben, die ihn verlassen haben oder ihr inneres denen gaben, die damit nicht umgehen können. Er fühlt sich Wohl in der Leere, der dürre, blasse, mysteriöse und depressive Sykelis. Für kurze Zeit genießt er die Stille, bis er in die Natur vor der Miene wandert. Dort erblickt er, was anscheinend Trend ist. Töten!
Vor den Toren der Alchimisten Hochburg Geldern, bildet sich ein Gefecht, das die Saat des Grauens in sich trägt. Der Zweck irgendetwas zu erreichen ist aufgegeben. Totaler Hass treibt diese „Dinger“ in den Tod. Auslöser diesmal ist vermutlich, das der Varanter, minderwertige Waffen verkauft hat. Es ist Zeit zu gehen, denkt sich Sykelis. Seit zwei Tagen hat er schon nichts gegessen, doch in der Höhle wird man zu schnell entdeckt. Egal wer dies tut, es hat negative Konsequenzen für ihn. Er macht sich auf, einen sicheren Platz zu finden.
Die schneebedeckten Berge steigt er hinauf. Der Wind lässt sein langes Haar flattern. Solch eine Abwechslung ist ihm Fremd. Nach ein paar Metern erreicht er ein kleines Plateau. Erschöpft fällt er wie ein Stein mit dem Bauch zuerst in den Schnee. Seinen Kopf in Pfadrichtung gebracht, entdeckt er ein altes, zerstörtes Kastell aus der Zeit vor der Anarchie. Hinter den zerbrochenen Mauern, liegen die Knochen eines Drachens. Auf dem teilweise mit Schnee bedeckten Boden liegt noch immer ein wenig Gold, das ihn aber weniger interessiert. Aber das Buch, das zwischen den Knochen hängt. Es ist klein und passt in eine Hosentasche. Wer mag es geschrieben haben, und wie kam es dahinein, könnten die Fragen sein, die sich Sykelis in diesem Moment stellt. Voller Anspannung und Herzrasen öffnet er das Buch, denn er las seit vielen Jahren keine Bücher mehr. Er kam auch gar nicht mehr mit ihnen in Kontakt. Der Titel lautet Telepathium. Vielleicht ein magisches Buch, denkt er sich.
Er schlägt es auf aber stellt enttäuscht fest, dass der Autor nicht einmal angefangen hatte, das Buch zu schreiben. Sämtliche Seiten waren leer. Entmutigt geht er zurück zum Abgrund den er hinauf geklettert war. Die Mitarbeiter der Manufaktur und der geldgeile Varanter scheinen gewonnen zu haben und kehren zur Miene zurück. Sykelis denkt wieder an die Sanktionen, die ihn in diesem Zustand das leben kosten werden. Also springt er die Felsen herab, in den tiefen Schnee und huscht schnell in die Miene zurück. Dort angekommen setzt er seine monotone Arbeit fort.
Der Fluch, den nur der nicht Namentlich bekannte Autor des Telepathiums kannte überträgt sich auf Sykelis. Der größte Schmerz des Lesers wird nun telepatisch auf die übertragen, die diesen Auslösen. Der durch allgemeine Fröhlichkeit erleidbare Schmerz wird auf sie nieder prasseln, wie die Tropfen eines Regenschauers. Die anderen Mitarbeiter der Manufaktur kehren in Heim und der geldgeile Varanter schickt sie sofort an die Arbeit. Sie sehen Sykelis am werkeln und grinsen ihn an. Ein Fehler, denn als Sykelis dies bemerkt. Sieht und hört er die Gedanken der Fröhlichen und den anderen. Sie bekommen all den depressiven Schmerz zu spüren den sie ihm Jahrelang an ihn abgaben. Es treibt sie in die Verzweiflung. Als für einen Moment dieser Schmerz abklafft geben sie sofort Sykelis die Schuld.
„Ich hör sie rufen, ich soll von Flammen verzerrt werden. Ein Weg durch die dunklen Schatten wird mir bleiben. Sie sollen mich nicht weiter bedrängen, ich hasse ihre Aufmerksamkeit. Ich werde meine Augen verhüllen um sie nicht weiter lachen zusehen. Ich kann nur noch Schmerz spüren dabei.“
Nach wenigen Minuten flieht Sykelis. Die Mitarbeiter und der Varanter verfolgen ihn noch ein paar Meter, um sich zu rächen, jedoch erfolglos. Seine Flucht war zwar gelungen aber auf dem Weg durch den Wald kam es noch öfters zu Schwierigkeiten. Er hinterließ Trauer und Schmerz, den er erfahren hatte. Er lief zum Meer, wo er dann vor Erschöpfung in den Schnee fiel. Es war kurz vor dem Fischerdorf Ardea. Ein Pärchen, die Frau namens Frowe war schwanger und ihr Mann, ein Händler namens Linhart fanden Sykelis´s fast toten, unterkühlten Körper. Sie hielten ihn für einen blinden Kriegsveteran und nahmen ihn bei sich auf. Gaben ihm Möglichkeiten zur Regeneration, damit er überlebt. Er denkt viel nach und gewinnt Kontrolle über seine Telepathischen Fähigkeiten und die leeren Seiten des Buches füllen sich mit arkanem Wissen. Er kann lesen was dort steht. Gedankenschrift, so nennt sich die Schriftform die der Autor hier benutzte. Eine Periode des Friedens wartet auf ihn aber es kommt alles anders als er denkt. Die Schreie der Alpträume wecken Misstrauen in der Gastfamilie.
„Die Stimmen des ungeborenen Kindes, sie sind verzehrt als ob sie mich auf etwas Aufmerksam machen wollen. Selbst wenn ich in Gedanken mit ihm Spreche so erkenne ich immer mehr, dass die Beruhigtheit bald nachlassen wird. Das Portal in die Köpfe wird wie der Spiegel im Waisenhaus zerbrechen. Die Gedanken von Linhart sprechen davon. Im Schatten des Mondes wird er schleichen, um meinen Frieden zu beenden. Von Händlern aus Geldern erfuhr er, was ich kann, und nun wird meine Anbindung ans Leben durchtrennt werden. „
Schließlich informierte Linhart die Miliz. Am frühen Abend Stürmte dann die Miliz das Haus, fanden Sykelis, und wollten ihn sofort ohne Gerichtsverfahren enthaupten und dieses Ärgernis beseitigen. Sykelis blieb eine geringe Auswahl an Überlebensmöglichkeiten. Er entfernte das Augentuch und blickte mit seinen dämonischen Augen in das grinsende Gesicht des Milizsoldaten, der das Urteil vollstrecken sollte. Eine halbe Sekunde später fallen die Vollstrecker zu Boden, spüren den Schmerz der Einsamkeit und den anderen Elementen, die Sykelis in den Jahren seiner Zwangsarbeit erlitt. Auf seiner erneuten Flucht vor den Menschen erfährt er erneut den Hass, den die Menschen in sich tragen. Alleingelassen läuft er zu den Stegen am Strand, wo er Frowe antrifft. Aber selbst sie ist vom Schrecken erfüllt, lässt ihren Einkaufskorb fallen und rennt fort. Sykelis lässt sich traurig in ein Fischerboot fallen. In totaler Einsamkeit treibt das Boot gegen alle Strömungen in Richtung Südliche Inseln bis die Vergesslichkeit uns einholt.
Die hilfestellende Warnung
Erlaubt euch eine neue Interpretation
der großen Wegerkennung
für Telepathiums triumphale Interaktion
-
Auf der Flucht
Der Regen peitschte auf das Land Myrtana nieder, Blitze zuckten auf,
gefolgt von furchterregenden Donnergrollen.
Thobald und Talas waren aus dem Kloster der Feuermagier geflüchtet,
um nicht dem Machtkampf der Nordmänner zum Opfer zu fallen
und fanden für die kalte Nacht Zuflucht in einer Höhle nahe
Kap Dun.
Das Lagerfeuer knisterte und beide nahmen den wundervollen Geruch von
gebratenem Scavengerfleisch wahr. Im flackernden Schein des Lagerfeuers erzählten sich die langjährigen Freunde Geschichten aus alten Zeiten, als sie noch im Kloster auf der Insel Khorinis die Kunst der Feuermagie studierten.
„Wir haben zwar einen besonderen Teleporterstein, der uns auf die Südlichen
Inseln nach Argaan bringt, um endlich Frieden zu finden, wir brauchen aber unbedingt einen zweiten, damit wir beide reisen können.“ meinte Thobald plötzlich.
Talas glaubte, einen Hauch Angst und Ungeduld in Thobald´s Stimme zu hören.
„Gut, dann machen wir uns morgen auf den Weg nach Kap Dun, vielleicht
haben wir Glück, und finden dort schon unseren zweiten Teleporterstein“
erwiderte Talas mit erheiternder Stimme.
„Ja, vielleicht…“ sagte Thobald verträumt.
„Dass wird schon, ansonsten können wir ja noch mit dem Schiff reisen,
in Faring hörte ich gestern wie ein paar Jäger darüber sprachen dass in vier Tagen eine Galeere von Trelis nach Argaan fährt“ versuchte Talas Thobald zu erklären. Thobald lächelte dankend.
„Innos sei Dank dass ich dich als Freund habe“ sagte Thobald zu Talas.
Talas lächelte.
Sie aßen genüsslich das zarte Scavengerfleisch, sprachen ein Gebet zu Innos, dann löschten sie das Feuer und legten sich auf den kalten, harten Boden schlafen…
…
„Thobald, wach auf!“
Talas rüttelte Thobald.
„AUFWACHEN!!!“
Thobald riss vollkommen verwirrt die Augen auf.
„Was ist los? Warum weckst du mich?“ murmelte er verschlafen.
„Wir müssen von hier schnellstmöglich weg!
Mehrere Orkpatrouillen durchsuchen die Umgebung nach Rebellen!
Sie könnten uns jederzeit entdecken! Komm schon, steh auf! Wir müssen
von hier verschwinden!!!!“ versuchte er verzweifelt Thobald zu erklären.
Thobald sprang auf. Die Angst konnte man förmlich aus seinem Gesicht lesen.
Sie liefen los, und nahmen nur den Teleporterstein und ein paar Spruchrollen mit.
Auf halbem Weg zum Ausgang stolperte Thobald und verletzte sich am Bein.
Er konnte nicht mehr aufstehen.
Talas sah Lichter, die immer näher zu kommen schienen,
bald würden die Orks die Höhle erreichen.
Die Situation war aussichtslos, vor ihnen der sichere Tod und hinter ihnen eine Sackgasse.
Thobald wusste, dass würde sein Ende sein…
Talas kniete sich nieder und sprach ein letztes Gebet zu seinem Gott Innos.
Danach drückte er Thobald den Teleporterstein in die Hand, umarmte ihn und sagte:
„Mein Freund, mein Leben ist hier zu Ende.
Unsere Freundschaft wird nie aufhören zu existieren!
Flieh nach Argaan!“
Die Orks hatten derweil die Höhle schon erreicht und kamen immer näher.
Talas sah Thobald noch ein letztes Mal in die Augen, ehe er auf die Orks zustürmte.
„FÜR INNOS IN DIE LETZTE SCHLACHT“
Thobald aktivierte den Teleporterstein und musste zusehen wie
sein Freund Talas in den sicheren Tod lief.
Talas wurde kurz darauf von den Orks erschlagen und mit
Tränen in den Augen verschwand Thobald im Nichts.
-
Auf der Flucht
Auf der Flucht
Es begann im Chaos und machte auch keine Anzeichen zu enden. Überall Menschen, die alle das gleiche Ziel vor Augen hatten: Die Freiheit.
Vor wenigen Stunden ist es passiert: Die Barriere verschwand plötzlich und keiner wusste, wie dies passieren konnte. Seitdem war die Kolonie unter niemandem Kontrolle mehr. Jeder Mensch war nun auf sich alleine gestellt.
Damonclor - so nannte man ihn jedenfalls -, ein mürrischer, erfahrener Söldner, trennte sich schon früh von Lee's Gruppe. Bis vor einigen Metern folgte ihm ein verzweifelter Buddler. Damonclor sah hinter sich - der Buddler war weg. Der Söldner kümmerte sich nicht weiter darum und lief weiter. Er hatte die Verlassene Mine erreicht, wo es für einen kurzen Augenblick still und menschenleer war. In der Mitte - zwischen dem Weg vom Alten Lager, dem verschütteten Eingang der Mine und dem Weg zur Austauschstelle - blieb Damonclor stehen und sah sich um. "Diese Stille..." murmelte er sich selbst zu. Nach einigen Sekunden des Umsehens drehte er sich schließlich in Richtung des Weges zur Austauschstelle und ging diesen schnellen Schrittes entlang. Plötzlich ertönte ein stürmender Schrei über ihm. Schnell sah Damonclor auf und ging reflexartig ein Stück in die Hocke, als er einen Banditen von einem Felsen auf sich zuspringen sah. Der Söldner wurde mitgerissen und prallte mit dem Klappern seiner Rüstung auf dem Boden auf. Mit aller Kraft hielt er den Arm mit der gezogenen Klinge des auf ihm liegenden Banditen von seiner Kehle weg, doch er konnte den Mann nicht von sich herunterschmeißen. Doch plötzlich verstummte der Bandit. Mit einem durch die Stirn gebohrten Pfeil fiel er langsam seitlich zu Boden. Schnell stand Damonclor auf, zog dabei seinen Zweihänder vom Rücken und drehte sich um. Einige Meter von ihm entfernt stand ein Gardist, welcher seinen Bogen wegsteckte und laut meinte: "Im Moment kann man jede Hilfe gebrauchen, nicht?" Er lachte leise, aber ungewohnt freundlich. "Ich kann auf mich selbst aufpassen." meinte Damonclor mürrisch zurück und wendete sich ab. Mit gezogenem Schwert rannte er zur Austauschstelle. Er stellte sich auf die Plattform, legte einen Hebel um und fuhr mit ihr herauf. Oben angekommen stieg er hinab, schnallte seinen Zweihänder auf den Rücken und ging los - in Richtung Khorinis.
Einige Schrammen befanden sich in seinem Gesicht, unteranderem in seinem Drei-Tage-Bart. Der Söldner schien nicht mehr der Jüngste zu sein, doch schien ihn das auch nicht groß zu stören. Mehrere Gardisten sind schon durch die Klinge Damonclor's gefallen und es würden auch noch mehr auf seiner Reise werden.
Damonclor ging den Bergpfad hinab, über einige kleine Wege und an einem Bauernhof vorbei, als er die Stadt Khorinis vor sich sah. Vorsichtig ging er auf sie zu und sah schnell die Wachen am Tor, welche sich innerhalb der letzten Stunden mindestens verdreifacht hatten. So machte der Söldner einen großen Bogen um die Stadt herum und kam schließlich an einem Strand an. Ein Buddler an einem kaputten Boot, um so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Damonclor ging auf den Buddler zu, welcher bei dem Anblick des Söldners sofort aufsprang und seinen Knüppel zog. "Wir... wir sind hier nicht... in... der Kolonie! Hier hast du... hast du mir nichts zu sagen!" meinte er mit zittriger Stimme. Damonclor lachte nur leise und sah auf das Boot. "Ist es fertig?" fragte er knapp und ernst. "Ja, ich wollte gerade weg!" entgegnete der Buddler. Damonclor lachte wieder leise und zog seinen Zweihänder, welchen er auf den Buddler hielt. "Das wird heute nichts, Kleiner!" meinte der Söldner hämisch grinsend. Er war kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil. Doch er wusste zu überleben und schreckte vor nichts zurück. Dies hat ihn letztendlich auch aus der Barriere geführt. Mit gestrecktem Schwert ging er auf den Buddler zu, welcher langsam ängstlich nach hinten ging. An der Felswand angekommen holte Damonclor einmal schnell mit dem Schwert aus und schlug mit der flachen Seite auf den Kopf des Buddlers. Diese fiel sofort bewusstlos in sich zusammen und blieb liegen. Einige Momente dachte der Söldner nach und zog schließlich einen mittel-gefüllten Lederbeutel von seinem Gürtel, welchen er langsam auf den Buddler warf. "Mögest du etwas damit anfangen..." meinte er noch und wendete sich dem Boot zu. Er ging darauf zu und zog es schließlich mit aller Kraft ins Wasser. Seinen Beutel warf er mit den Paddeln hinein und schob das Boot ein Stück von Strand weg, bis er schließlich hineinstieg und langsam anfing, wegzutreiben.
Er warf noch einen letzten Blick in Richtung Khorinis. Mit einem Seufzer denkt er an seine Freunde, Feinde und Bekanntschaften und saß sich schließlich entgültig ins Boot, bevor er der untergehenden Sonne entgegentrieb. Wo auch immer er ankommen würde - sein Leben würde dort einen neuen Anfang haben.
-
Neuling
Sie kommen
Ich schreibe diesen Brief aus Angst, es könne bald die Stunde meines Todes gekommen sein. Das Schiff, welches mich und meine Tochter auf die südlichen Inseln bringen soll, ist in einen Sturm geraten und wird von den Wellen hin und her geworfen. Unser Hauptsegel ist zerrissen und vermag uns nicht mehr zu bewegen, wenn der grausige Sturm endlich vorüber ist.
Wenn diese Flaschenpost je in Myrtana ans Ufer gespült werden sollte, habe ich eine Bitte an Euch: Sucht meinen Mann Traigor Dennassild auf und übergebt ihm diesen Brief, damit er weiß, dass wir aufgebrochen sind ins Ungewisse, genau wie die vielen anderen Flüchtlinge um uns herum.
Es ist eine Woche her, seit ich von meinem Mann getrennt wurde und doch sind die Geschehnisse noch so sehr in meiner Erinnerung, dass sie mich verfolgen und peinigen, bis mir der Wille verloren geht, mich auf die Flucht zu begeben und mich zu verstecken.
Nur meine Tochter hält mich aufrecht und ist das einzige, das mir geblieben ist von meinem einstmals schönen Leben:
Ich stand auf einem unserer Felder, in dem einer der besten Weine gedieh, die Myrtana zu bieten hat, und schnitt die Reben zurecht, als ich sie sah. Im fahlen Licht der Dämmerung konnte ich erkennen, wie sie den Weg zu unserem Dorf entlang gingen. Sie trugen Waffen, viele Waffen, und ihre Rufe waren markerschütternd.
Ich hatte schon von ihnen gehört, als sie ganz entfernt ein Dorf nieder gebrannt hatten. Eine der Frauen hatte mir von ihnen erzählt und an ihren Wunden hatte ich erkannt, dass dies die schlimmsten Schergen Beliars sein mussten, die einer Frau dies antun konnten.
Mein Blut gefror in meinen Adern und ich rannte zu unserem Haus. Mein Mann arbeitete am Wasserrad und kam auf mich zu, als er mein erschrockenes Gesicht sah.
„Was ist passiert, Martha?“, fragte er besorgt.
„Sie kommen“, keuchte ich.
„Wer: ‚Sie’?“
„Es sind die Räuber, die über das Dorf hergefallen sind. Ich hole Ama’inna und du musst die anderen warnen.“
Er küsste mich, schnappte sich ein Stück Stahl und lief um das Haus herum.
Ich eilte ins Haus hinein und ging in das Zimmer meiner Tochter. Sie schlief schon und so musste ich sie wachrütteln.
„Wir müssen fort. Du musst alles hier lassen – die Räuber kommen.“
Aus ihrem Fenster konnte ich sehen, wie ihre Fackeln einen vorgelagerten Bauernhof in Flammen aufgehen ließen und auf meine lieben Freunde mit ihren Knüppeln einschlugen.
Ich nahm Ama’inna an die Hand und rannte hinaus auf den Dorfplatz.
Mein Mann hatte die anderen Männer des Dorfes versammelt und auch die Frauen und Kinder standen auf dem Platz.
Er eilte zu mir und hielt mich an den Schultern fest.
„Ihr beide müsst fliehen. Wir können sie nicht besiegen – nur ein wenig Zeit für euch herausschlagen.“
„Wir können nicht ohne dich gehen!“
„Ihr müsst! Wir werden schon mit ihnen fertig. – aber nun geht!“
Nach einem tiefen Blick von mir sagte er noch einmal: „Geht!“
Ich drückte ihn fest, nahm Ama’inna auf den Arm und rannte los in Richtung Bach.
Ich sah mich nicht mehr um, denn ich wusste, ich würde dann keine Kraft mehr haben zu fliehen.
„Wohin gehen wir, Mami?“
„Ich weiß es nicht, Kind. Wir müssen so weit weg, wie es nur geht.“
Wir erreichten den Bach und bogen um den hohen Pfahlwall herum, - aber dort standen sie schon mit ihren Waffen und es gab keinen Ausweg mehr.
Einer packte mich am Arm und riss mich zu Boden, er stank erbärmlich nach Sumpfkraut.
„Na, wen haben wir denn hier? Ein tapferes Frauchen, das versucht, uns zu entkommen?“
Die anderen Männer lachten und er fuhr fort, während er mich am Hals packte und ganz nah an sein vernarbtes Gesicht riss:
„Aber uns entkommt man nicht, mein Täubchen. Wir sind keine dummen Orks, die so schönes Fleisch wie deines einfach töten würden. Dazu bist du viel zu schade. Wir haben etwas viel besseres mit dir und deiner kleinen Tochter vor.“
Ihr Gelächter stach wie Schwerter in mein Gemüt.
Ich wurde hoch gerissen und Ama’inna von mir genommen - ich sehe ihre Tränen und höre ihre Schreie immer noch und werde sie nie vergessen.
„Nein! Nicht Ama’inna! Lasst sie in Ruhe!“, kreischte ich und versuchte, mich zu befreien, aber nach einem Schlag auf den Kopf verlor ich das Bewusstsein und mir blieb nur noch das schreckliche Bild meiner kleinen Tochter. –
Ich erwachte am nächsten Morgen auf dem Dorfplatz und alles schmerzte mir. Um mich herum lagen alle Frauen und Kinder des Dorfes, einige ohnmächtig, andere wie betäubt in die Gegend starrend.
„Ama’inna, wo bist du?“, brachte ich leise hervor.
Ich fand sie ohnmächtig zwischen der Wirtin und ihrer Mutter.
Ich drückte sie an meine Brust und fing an zu weinen, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben geweint hatte und stand eine lange Zeit so dort. Irgendwann konnte ich jemanden fragen, ob sie meinen Mann gesehen hatte, aber ich erhielt nur als Antwort, dass alle Männer verschleppt worden seien.
Ich wollte nun nur noch fort von hier, fort aus diesem Dorf und fort von meinen Feldern, in denen der beste Wein Myrtanas zu Asche verbrannt war.
Ich lief und lief und wusste doch nicht, wohin es gehen sollte.
Ich wusste nicht genau, wer diese Männer waren oder warum sie all dies taten, aber ich wusste, dass der neue Krieg sie hervorgebracht hatte, diese Ausgeburten der Hölle, ich wusste, dass sie alleine handelten und sich so ihre Zeit zwischen den Schlachten vertrieben und ich wusste, dass ich auf Myrtana nirgendwo vor ihnen sicher sein konnte.
Der einzige Ort, der mir einfiel, an den wir gehen könnten, waren die südlichen Inseln, wo ich abgeschieden mit meiner Tochter diesen Krieg aussitzen könnte, bis bessere Zeiten anbrechen würden.
Ama’inna war wieder erwacht, aber seit diesem Tag vor einer Woche hat sie noch kein Wort mehr geredet und blickt mich immer wieder lange, lange Zeit mit regungslosen Augen an, die mich ihren tiefen Schmerz fühlen lassen.
Nach einem Tag erreichten wir eine Hafenstadt, von der aus dieses Schiff ausgelaufen ist. Nachdem wir einige Tage mittellos auf den Straßen gehaust hatten, traf ich einen alten Bauern, der nicht weit von uns gewohnt hatte. Er wollte auch auf die südlichen Inseln und bezahlte die Überfahrt für uns mit.
Ohne ihn wäre ich verzweifelt und weiß nicht, wie ich an genügend Geld für diese Fahrt hätte kommen sollen. -
Ich flehe Euch nun an: Erfüllt meine Bitte und findet meinen Mann, damit er weiß, dass wir diesen Überfall überlebt haben und auf dem Weg in besser Landen sind, in denen keine größeren Schrecken mehr auf uns warten können.
In Liebe und Verzweiflung,
Martha Dennassild.
-
In den Weiten Nordmars
Wohin man sieht Schnee, Eis, Gebirge und wildes Getier – das ist Nordmar, Heimat der besten Schmiede, Jäger und Krieger des ganzen Kontinents. Seit dem jahrzehntelangen Krieg mit den Orks, der vor vielen Monaten endete, lebten die 3 Clans in Frieden.
Jonatan und Weidan waren Jäger des Wolfsclans. Seit einigen Wochen waren sie auf der Jagd nahe des Feuerclans. Sie hatten in der Zeit viel gejagt und wollten nun zum Wolfsclan zurück.
Da kamen 2 Krieger vom Feuerclan. Sie schienen merkwürdigerweise von der Gegenwart der Jäger irritiert. Nach einem kurzen Wortwechsel untereinander gingen sie entschlossen auf Jonatan und Weidan zu. Sie riefen ihnen entgegen: „Ihr habt nichts auf dem Gebiet des Feuerclans zu suchen! Gebt uns eure Felle und wir lassen euch gehen. Ansonsten müssen wir zu härteren Mitteln greifen!“
Nun waren die Jäger es, die irritiert waren. Weidan fragte verunsichert: „Was gibt euch das Recht so mit uns umzugehen?“ „Der Krieg.“, antwortete der Krieger, „Die Clans sind zerstritten. Ihr habt wohl die letzten Wochen verschlafen, was? Und jetzt gebt uns die Felle!“
Tausend Gedanken gingen in dem Moment den Jägern durch den Kopf. Doch sie mussten eine Entscheidung fällen.
Schließlich entschied Weidan die Situation auszunutzen. So schnell, wie nur Nordmars Jäger es konnten, zog er einen Pfeil aus dem Köcher und schoss dem linken Krieger mitten ins Herz.
Der andere Krieger reagierte sofort. Schon rannte er mit seiner Barbarenstreitaxt auf die Jäger zu. Jonatan stellte sich ihm entgegen, hatte aber Probleme damit die wuchtigen Angriffe des Kriegers zu blocken. Bei einer Rückwärtsbewegung stolperte er über einen Stein und fiel in den kalten Schnee.
Da war Weidan, der vorher erstmal sein beiseite gelegtes Schwert holen musste, schon bereit und griff den Krieger mit schnellen Schlägen an.
Doch der Krieger wich den Angriffen geschickt aus und ging seinerseits in die Offensive. Weidan hatte ebenfalls Probleme zu blocken, erkannte aber eine Lücke in der Verteidigung des Kriegers. Bei einer günstigen Gelegenheit schlüpfte er rechts an der Axt des Kriegers vorbei, um ihn mit einem schnellen Hieb zu töten.
Aber die Axt kam zu schnell zurück und rammte ihm seitlich in die Rippen. Weidan, von der Situation völlig überrascht, war wie gelähmt.
Der Krieger holte zum letzten Schlag aus, als plötzlich, wie aus dem Nichts Jonatan wieder auftauchte und sein Schwert in des Kriegers Bauch rammte.
Der Kampf war vorbei. Die beiden Krieger waren tot und Weidan schwer verwundet. Doch sie mussten weg: Sie waren zu tief im Gebiet des Feuerclans. Sofort machten sie sich auf. Jonatan musste Weidan tragen, wodurch es nur sehr schleppend ging.
Nach einer halben Stunde übler Plackerei, sahen sie etwas entfernt einen Mann stehen, der sie beobachtete. Er wirkte friedfertig und nett, weshalb Jonatan ihm zurief: „Mein Freund hier ist schwer verletzt. Bitte! Helfen sie uns!“
Der Mann führte sie wortlos in eine nahe gelegene Hütte, die ihm gehörte. Weidan versorgte er mit Heiltränken und verschiedenen Pflanzen, die er noch dabei hatte. Es schien Weidan, dank der Behandlung zusehends besser zu gehen.
Viel redete der Mann nicht, aber Jonatan hatte aus ihm herausbekommen, dass er Arsanog hieße und aus Silden stammte. Mit Krieg hatte er wohl schlechte Erfahrungen gesammelt, weshalb er, nach Ende des Krieges in Nordmar, hierher geflüchtet ist, um im Frieden zu leben. Doch nun war der ganze Kontinent übersät mit Krieg.
Arsanog machte einen freundlichen, aber auch sehr traurigen Eindruck. Jonatan und Weidan durften mehrere Tage bei ihm bleiben. Am dritten Tag war Weidan wieder kerngesund. Arsanog fragte sie deshalb, was sie denn vorhätten. Jonatan antwortete ihm: „Wir wollten eigentlich zum Wolfsclan zurückkehren.“ Arsanog guckte sehr ernst. „Ihr müsstet noch lange durch für euch feindliches Gebiet marschieren. Früher oder später wird euch eine Patrouille des Feuer- oder Hammerclans finden und töten.“
„Habt ihr einen besseren Vorschlag?“, fragte Weidan. „Nun ich plane selbst von hier weg zu kommen. Ich will zu den Südlichen Inseln, das einzige Land, wo es noch Frieden geben könnte. Ich habe auch schon geplant, wie ich dorthin komme. Hier in der Nähe gibt es eine Schlucht, die nur einen kaum zu erkennenden Weg hinunter hat. In dieser Schlucht gibt es eine riesige Höhle, dessen Ausgang irgendwo im östlichen Gebirge sein muss. Und eben dort, im östlichen Gebirge vermute ich den Kriegshafen der Orks aus dem zweiten Orkkrieg. Sie müssen dort einen gehabt haben, da sie Myrtanas Flotte schon dezimiert haben, bevor sie die Küstenregionen Myrtanas eroberten und in ihrem eigenen Land ist Seefahrerei, wegen Eisbergen nicht möglich. In diesem Hafen der Orks könnte noch ein kleines Schiff vor Anker liegen, aber ich brauche noch eine Mannschaft. Seefahrerei habe ich schon in Silden gelernt. Was sagt ihr?“
Nach längerem Überlegen stimmten die Jäger zu, da sie selbst nicht viel von Krieg hielten. Gleich am nächsten Morgen gingen sie los. Schlucht und Höhle erwiesen sich nicht als Problem, da sie durch dort lebende Tiere genug zu Essen hatten und durch Sonneneinstrahlung bei gelegentlichen Spalten im Fels, leuchtende Kristalle und Fackeln in der Höhle auch gut genug sahen.
Nach zwei Tagen kamen sie im östlichen Gebirge wieder ans Tageslicht. Nach einigem Umherwandern, fanden sie ein im Krieg zerstörtes Orklager, das zwischen einem hohen Berg und einer Steilküste gelegen war. Hier fanden sie noch einiges an Verpflegung, die sie auch gut brauchen konnten. Arsanog vermutete auch, dass hier irgendwo der Kriegshafen sein müsste. Die drei Menschen suchten die Steilküste ab, bis sie eine ins Stein gemeiselte Treppe fanden, die in eine gigantische Höhle unterhalb des Orklagers führte. Sie erkannten sofort, dass dies der Kriegshafen der Orks sein musste. Zwei Schiffe lagen noch vor Anker: Ein kleineres weiter vorne und ein großes Kriegsschiff weit hinten. Dahinter konnte man wegen der Dunkelheit nichts mehr erkennen. Man hörte allerdings von da das Gegröle von Orks.
Schnell schnappten sich Arsanog, Jonatan und Weidan das vordere Schiff und machten es, unter Anweisungen Arsanogs bereit zum Auslaufen. Einige Orks bemerkten sie allerdings und schlugen sofort Alarm. Ein Großteil der Orks machte daraufhin das Kriegsschiff bereit, die anderen stürmten auf das Schiff der Menschen zu, in der Hoffnung es vor Auslaufen noch zu erreichen und zu kapern.
Die Situation war hoffnungslos: Sie waren noch nicht bereit auszulaufen und selbst, wenn sie die voranstürmenden Orks besiegen würden, würde das Kriegsschiff sie einholen und endgültig kapern. Sie würden das nicht überleben.
Da traf Weidan eine Entscheidung: Er sprang von Deck und rannte mit gezogenem Schwert den Kai entlang. An den entgegenkommenden Orks kam er durch Ausweichen und blocken ihrer Schläge vorbei. Er rannte weiter, hinter und vor ihm Orks. Sein Ziel war das Kriegsschiff. Bolzen zischten an ihm vorbei, doch er rannte weiter. Schließlich war er beim Kriegsschiff und schubste einen Gesteinsbrocken vom Kai. Der schlug gegen den Rumpf und Wasser trat ein. Als jedoch Weidan gerade wieder wegwollte, traf ihn ein wuchtiger Schlag eines Krush Tarach, wodurch er starb. Doch durch seinen Tod schafften Arsanog und Jonatan die Flucht zu den Südlichen Inseln. Die vorranstürmenden Orks hatte Weidan erfolgreich abgelenken können und das Kriegsschiff war für eine Weile seeuntauglich. Arsanog und Jonatan führten schließlich ein neues Leben auf den Südlichen Inseln.
Last edited by Ticket; 06.11.2008 at 19:08.
-
Auf der Flucht
Der letzte Auftrag sollte es sein. Mal wieder. Keine große Sache würde es werden. Wie immer. Keine Fragen, keine Antworten. Dafür aber ein Beutel voll Münzen, wenn die Arbeit erledigt war.
Und es hatte auch nicht allzu lange gedauert. Als er in der Schänke die nötigen Hinweise erhalten hatte legte er sich im Freien auf die Lauer. Nicht unsichtbar, nur unerkennbar kauerte er an der Wand, den Anschein erweckend, ein paar Krüge über den Durst getrunken zu haben. Hatte er nicht. Nicht einen Tropfen. Sein Kopf war klar wie immer.
Er konnte die Leute nicht verstehen, die sich hemmungslos des Gersten- oder Rebensaftes bedienten, in der Hoffnung, irgend ein Geist würde sich ihnen offenbaren. Stattdessen wurde eben dieser vernebelt und man tat Sachen oder sprach davon, die man normalerweise lieber für sich behielt. Aber natürlich war er froh um diese Leute, denn dadurch war es für ihn um ein vielfaches leichter an die gewünschten Informationen zu gelangen. Und als zusätzlicher und höchst willkommener Nebeneffekt würde sich später keiner mehr so richtig an ihn erinnern.
Ungesehen, ungehört. Nur ein leiser Nebel der Erinnerung. Dies war auch die Art und Weise, auf die er seine Aufträge erledigte. Nur dieses Mal war etwas schief gelaufen. Nicht der Auftrag. Der war erledigt, ebenso wie das Opfer, das leblos auf dem Boden lag. Die Leute aus dem Gasthof hatten ihn bemerkt. Doch auch das war es nicht, was ihn beunruhigt hatte. Was hatten sie schon gesehen? Einen dünnen, großgewachsenen Schatten, der im Wald verschwand? Sie würden ihn nicht finden. Keine Gelegenheit würde sich für sie auftun, Gerechtigkeit für die Ermordung eines Mannes auf ihrem Grund und Boden einzufordern. Er kannte sich im Wald aus. Er kannte sich in allen Wäldern aus, denn sie waren es, die er Heimat nannte.
Von den schneebedeckten, rauen Wäldern in Nordmaar, über die weitläufigen, lebensfrohen Wälder in Myrtana bis hin zu den vereinzelten Oasen in Varant, mit den spärlich verstreuten Palmen, die man nun nicht gerade als Wälder bezeichnen konnte, welche aber dennoch ausreichend Schutz boten. Hatte er sich nicht gerade dort nach erfolgreicher Jagd auf einen Wassermagier versteckt? Und hatten sie nicht sämtliche Magie in Bewegung gebracht um ihn zu finden, waren aber doch gescheitert? Natürlich.
Ein Schatten war er, mehr nicht. Er selbst hielt nicht viel von Magie, denn er benötigte sie nicht, um seinem Handwerk nachzugehen. Im Gegenteil. Magie war auffällig, sie verriet einen. Und doch war er im Besitz einer Gabe, einer rätselhaften Laune der Natur, die es ihm ermöglichte, vor dem Blick magisch Begabter versteckt zu bleiben. Äußerst nützlich in Zeiten wie diesen, in denen sich die alte Magie wieder zeigte. Langsam aber sicher breitete sie sich aus, eben so, wie es ein Geschwür im Magen tat. Unaufhaltsam würde sie in naher Zukunft einmal mehr über die Wiesen und Wälder der drei Reiche hinweg fegen um alles und jeden zu vernichten oder zu beherrschen.
Was aber war es dann, das schief gelaufen war? Nun, nichts, was er soeben getan hatte, aber wohl alles, was in nächster Zeit geschehen würde. Was er gerade belauschen konnte versetzte alle Räder in seinem Kopf in Bewegung. Warum hatte er noch nichts vom bevorstehenden Krieg gehört? Sicher, er lebte ein zurückgezogenes Leben in den Wäldern und interessierte sich nicht für Politik. Aber er hatte seine Quellen, seine Informanten. Und natürlich war dort die Hand im Verborgenen, die ihn lenkte. Lenken konnte, weil er keine andere Wahl hatte. Aus irgendeiner dieser Richtungen hätte er etwas mitbekommen, irgendein Flüstern im Wind hätte seine Ohren streifen müssen. Außer jemand wollte nicht, dass er etwas davon erfuhr. Er konnte nicht erlauben, dass dieser Krieg ihn einholte, wie es der letzte getan hatte.
Damals, vor nicht allzulanger Zeit, als der Krieg gegen die Orks ausbrach, bekam er den Auftrag, die großen Köpfe der drei Reiche rollen zu lassen. Zuben, Xardas und natürlich den von König Rhobar II.
Mit Zuben hatte er keine Schwierigkeiten gehabt. Dieser war viel zu sehr von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt gewesen, als dass er die Gefahren um sich herum bemerkt hätte. Somit reichte ein vergifteter Becher und eine Nacht mit einer leicht bekleideten Dame, um ihn vom Leiden des Lebens zu befreien.
Rhobar traf er zu spät an, als dass er den Auftrag erfüllen konnte, denn es war bereits geschehen. Zwar nicht von ihm, doch von einem anderen, ebenfalls undurchschaubaren Mann, dem das Schicksal, wie auch ihm, gehörig ans Bein gepinkelt hatte und dessen Namen die Sterne bis Heute nicht preisgeben wollen.
Und dann blieb da noch Xardas. Er konnte sich zu dieser Zeit nicht vorstellen, wie er es anstellen sollte, diesen Magier zu besiegen. Xardas Macht war über die Grenzen hinweg legendär. Doch zu einer Konfrontation war es nicht gekommen, denn Xardas verschwand, wie man munkelt, für immer.
Danach war Ruhe eingekehrt. Nicht nur in den drei Reichen, sondern auch in seinem Leben. Bis vor drei Tagen, als er diesen neuen, letzten Auftrag erhalten hatte. Und nun war er sich sicher, dass es ihn einmal mehr in die Intrigen eines Krieges hineinziehen würde. Einmal mehr sollte er an irgendwelchen Fäden ziehen, oder besser gesagt, selbige durchtrennen. Aber er war Müde. Ihn störten die Kriege nicht, solange sie ihn in Ruhe ließen. Doch er eignete sich nur zu gut als Werkzeug, als dass die Hand, die ihn lenkte, auf ihn verzichten konnte. Wollte er also Ruhe finden, so musste er zuerst die Hand suchen und sich ihrer entledigen.
Nur war dies leichter gesagt als getan. Den letzten Krieg hatte er nur mit viel Mühe und noch mehr Qualen überlebt. Orks hatten ihn gefangen genommen und nur knapp war er dem Tode entronnen. Also musste er fliehen. Dorthin, wo ihn das Auge nicht finden, die Hand nicht fassen konnte. Ihm fiel nur ein Platz ein, der für ihn aber ebenso fremd wie gefährlich war. Die Südlichen Inseln. Natürlich hatte er von ihnen gehört, wenn auch nur in düsteren Geschichten, die nie glücklich endeten.
Er schreckte auf. Ohne Sinn und Verstand war er durch den Wald geschlendert und hatte nicht bemerkt, dass da etwas im Dickicht lauerte. Als er die finsteren Augen sah und den beissenden Geruch wahrnahm, stürzte auch schon eine jener Kreaturen auf ihn los, die er am meisten hasste. Groß, grün, behaart und stets mit einem ohrenbetäubenden Grunzen auf den Lippen. Ein Ork, wie man ihn hässlicher nicht hätte malen können. Und er war nicht allein. Ein Warg preschte vor, dessen Knurren ihn wohl schon früher verraten hätte, wenn er nur nicht so in Gedanken versunken gewesen wäre.
Aber er hatte keine Zeit mehr, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Nun hieß es handeln und zwar rasch. Obwohl man es ihm nicht ansah, war er doch geübt im Umgang mit kleinen, aber gemeinen Waffen. Der erste Streich seines vergifteten Dolchs zertrennte die Halsschlagader des Wargs, als dieser ihn gerade im Sprung anfallen wollte. Leider war er nicht schnell genug und ein wuchtiger Schlag des Orks, zum Glück mit der Breitseite seines Schwertes, traf ihn hart an der rechten Schläfe. Intuitiv hinterließ er einen kleinen Schnitt mit seinem Dolch im Bein des Ungeheuers während er benommen zu Boden glitt. Schmerzerfüllt schrie der Ork auf, wodurch sich die Möglichkeit zur Flucht ergab. Er rappelte sich auf und floh.
Nur weg. Weg vom Ork, weg vom Krieg und weg von der Hand, die ihn suchen würde. Auf zu den Südlichen Inseln. Aber er würde zurückkommen. Um einen letzten Auftrag zu erledigen. Einen Allerletzten.
-
Auf der Flucht
Die Verluste die Myrtana während des Orkkrieges erleiden musste ist, nun deutlich sichtbar, denn der Krieg herrscht nun nicht mehr mit den Orks, sondern mit der Menschheit. Nordmar, Varant und Myrtana liegen im Krieg, doch die mutigen Krieger geben nicht auf....
"Wach auf, Gorsch!", meint Feleran zu seinem verwundeten Freund, der gerade ein dutzend Assasinen niedergestreckt hat. Die Landschaft ist nicht idylisch, sondern es weht ein harter sandiger Wind. "Feleran, mein Freund! Wo sind wir?", doch seine Worte wurde durch eine Windböhe gelindert. "Wir sind in Lago, doch nicht mehr lange, denn Myrtana ist... Wie soll ich es dir sagen? Myrtana, Varant und Nordmar liegen im Krieg! Lago war unsere Haltestelle, denn du weißt ja, dass sich die Bürgerkriege auch bei uns in Ardea ausbreiten. Verschiedene Menschen bekriegen sich selbst, die Assasinen, die Nordmänner und selbst wir die Mittelländer!", doch weiter konnte Feleran nicht sprechen, denn man hörte einige Kampfgeräusche. Ein Pfeil flog direkt in Richtung Gorsch, doch dieser verfehlte ihn knapp und landete kurz vor ihm. "Wenn wir Glück haben, dann schaffen wir es nach Myrtana, bevor die Assasinen auf dumme Ideen kommen. Ich hörte, dass die Gefangen zu den südlichen Inseln transportiert werden, denn dort soll es Kriegslos sein.", doch Gorsch schüttelte wild den Kopf und bewieß wieder einmal seinen Mut und seine Naivität, indem er dies vorschlug:"Wir sind doch keine Feiglinge, so wie die Assasinen. Geb mir mein Schwert und ich nehm mindestens 15 Assasinen mit in Tod! Die werden sich noch Wundern!". "Nur das die Assasinen um die 1200 Leute sind ändert die Tatsache, dass du mutig bist, in die Tatsache, dass du lebensmüde bist, aber wenn du gerne sterben willst, dann werde ich dich nicht hindern.", meinte Feleran leicht sauer, doch Gorsch ließ sich nicht abbringen und fragte:"Die Assasinen liegen doch in ihrem eigenen Kampf! Kann ich dann wenigstens 5 Assasinen eine aufs Maul hauen ohne, dass ich dich bei deiner Flucht behindere?". Feleran schüttelte kurz mit dem Kopf. Er, Feleran, war schon immer der klügere von ihnen gewesen, doch das lag nicht daran das Gorsch dumm ist, sondern Feleran war einst ein Feuermagier gewesen, doch er wurde zum Krieger ausgebildet als die Feuermagier die Runenmagie verloren. Gorsch allerdings hatte eine schwarze Vergangenheit, denn er wurde als junger Mann nach Khorinis geschickt, um dort Erzabzubauen, doch nun ist er ein Paladin.
"Gorsch! Die Paladine exsestieren nicht mehr! Die Bürgerkriege werden das Land völlig zerstören und das hat sich gewaschen! Übrigens, das solltest du auch mal wieder tun!", sprach Feleran besorgt, denn eigentlich mochte er Gorsch. "Ich bin Paladin und meine Leute steht hinter mir...", doch Feleran unterbricht ihn und deutet hinter Gorsch, dort lagen 5 Paladine in einer Reihe:"Sie liegen hinter dir, doch sie werden den Assasinen nichtmal mehr die Beine kitzeln können..."
Nach weiteren dummen Versuchen von Gorsch beschloss Feleran schnell all seine Sachen zupacken, um dann abzureisen. Dazu musste er in sein Zelt, das etwas außerhalb von Lago stand, gehen. Als Feleran sein Zelt betrat saß dort ein Assasine, der mit seinem Dolch herumspielte, doch Feleran zeigte keine Angst, denn dieser Assasine war ihm bekannt, denn er war damals sein bester Freund gewesen.
"Ich dachte, dass du verschwinden wolltest. Felli! Ich habe den Pfeil in die Richtung deines Freundes geschossen damit ihr verschwindet! Ich gebe dir noch eine Chance!", doch dies war nicht nach Felerans Empfinden und er pfiff einmal, doch schon steckte dem Assasinen ein Schwert im Rücken. Gorsch hatte ihn durch das Zelt erstochen, der Plan von Feleran und ihm war es, dass das Gespräch als Lockvogel dienen sollte, außerdem hatte Gorsch nur eine mittlere Schnittwunde, die schon verbunden wurde.
Während Feleran seine Sachen packt blickt Gorsch in Richtung Wüste, doch dann erscheint eine riesige Linie am Horizont. Erst dachte Gorsch, dass eine Armee aus Scavengarn anrennen, doch dann erkannte er sie: die Assasinen.
"ALARM! Die Assasinen kommen! ALARM!", brüllte Gorsch, doch Feleran meinte nur, dass sie die einzigsten in Lago waren, dann ging es los, sie wollten aufbrechen, doch Gorsch bemerkte, dass sein Schwert noch im Zelt ist. "Gorsch, wenn du dir jetzt dein Schwert holst, dann werde ich nicht mehr da sein!", meinte Feleran, doch Gorsch erwiederte im rennen:"Ich hole es mir, denn ich habe es schon aus Khorinis und es ist mir ein Artefakt.", doch als Gorsch am Zelt ankommt sind die Assasinen schon fast angekommen. Schnell schnappt er sich sein Schwert und tritt aus dem Zelt, doch in diesem Moment geht das Zelt in Flammen auf und weitere angezündete Pfeile nähern sich Gorsch blitzschnell. Er beginnt um sein Leben zu rennen und Innos sie Dank wartet Feleran auf Gorsch, doch kaum sieht Feleran die Pfeile begann er an zu rudern. Gorsch springt gerade noch ins Boot. Zusammen rudern sie eine Weile, doch dann erscheint auch schon das nächste Problem, dort schwimmt eine Galeere der Nordmänner, doch es scheint nicht besetzt zu sein. Ist denn dies die Chance auf eine Rettung oder ist es ein Hinterhalt, um Myrtana anzugreifen? "Lass uns den Assasinen aufs Maul schlagen, dann sehen wir weiter!", meinte Gorsch, doch Feleran ruderte seelenruhig weiter bis er ein platsch hörte und sicher war, dass Gorsch aus dem Boot gesprungen ist. "Du bist ein selten doofer Idiot, Gorsch!", meint Feleran und rudert schon weiter. "Hey, Feleran! Hier ist so ein Hebel, aber...", sprach Gorsch als schon eine Kanone, dass Boot von Feleran zersplittern ließ, doch Feleran kam mit einer Schramme dazu. Wortlos schwomm Feleran zu der Galeere und erklomm die Leiter, dann sah er auf den Boden und sprach sehr leise, aber deutlich:"Wenn du mich noch ein einziges Mal in die Luft jagst, dann binde ich dich an eine Kugel und ich werde dich abschießen!", nach diesen Worten blickte sich Feleran um und zog seine Waffe aus der Waffenscheide und blickte sich um. "Niemand da! Jedenfalls noch nicht. Dieses Schiff muss erst gerade hier her gebracht worden sein. Jedenfalls fehlt das Beiboot! Lass uns los fahren!", meinte Feleran nach einer Runde über das Deck und schon spannen sie die Segel. "Hast du eine Karte Feleran?", fragte Gorsch, wobei er plötzlich nach rechts lenkte und damit Feleran zu Boden brachte. "Nein, ich habe keine bei mir. Ich dachte du hättest...". Gorsch lächelte kurz und segelte dann seelen ruhig weiter, so segelten sie in Richtung der südlichen Inseln oder doch in Richtung Khorinis?
So leben Krieger und Exfeuermagier weiter, falls Gorsch nicht in eine Armee rennt und Feleran sich nicht geistig mit Orks oder Herrschern anlegt...
Mittelsmann Gorsch, früher zumindest.
Last edited by Gorsch; 04.11.2008 at 18:30.
-
Neuling
Auf der Flucht
Licht zwischen den Bäumen
Der Wald lag in der Dunkelheit wie ein Pelz auf dem Land. In seinem Inneren herrschte Stille, nur unterbrochen von den Rufen der Nachttiere oder einem gelegentlichen Rascheln im Unterholz.
Plötzlich jedoch brach ein Mann durch die Büsche. Keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte er sich vorwärts, während er sich den blutenden Arm hielt. Immer wieder stockte er und lauschte ängstlich in den Wald hinein.
Waren sie ihm auf den Fersen? Hatte es jemand bemerkt, dass einer entkommen war?
Die Soldaten waren gekommen, als die Dämmerung hereinbrach. Dunkelhäutige Männer in seltsamen Rüstungen, die sich Befehle in einer fremdartigen Sprache zuriefen, während sie die Dorfbewohner abschlachteten, einen nach dem anderen, ohne Gnade.
Er selbst hatte versucht, zu kämpfen, seine Mutter, seine Schwester und seinen alten Vater zu beschützen. Doch es war vergebens. Doch die Angreifer waren ihm überlegen und er ging zu Boden. Seine Familie starb vor seinen Augen. Er hatte minutenlang dagelegen, zwischen all dem Tod und dem Morden, und langsam ging seine Welt zu Bruch. Leere breitete sich in ihm aus, fraß sich durch seinen Körper, löschte jedes Denken aus. Dann war er einfach aufgesprungen und gerannt. Weg von dem Gemetzel, ohne ein Ziel, ohne auf die Rufe und die Schreie zu achten, gesteuert von seinem Überlebensinstinkt, ohne einen Gedanken fassen zu können.
Wie lange war das jetzt her? Im Wald war ihm jeder Sinn für die Zeit abhanden gekommen. Die Bäume bildeten ein dichtes, dunkles Dach, durch das man selten einen Blick auf den Himmel erhaschen konnte. Hier unten herrschte immer Nacht.
Die Schmerzen in seinem Arm holten ihn aus seinen Gedanken zurück. Er stolperte über irgendetwas, fiel zu Boden, stand auf, rannte weiter. Ohne Pause. Einfach nur weg!
Einige hundert Meter weiter strauchelte er wieder und blieb diesmal er liegen. Die Anstrengungen der Flucht hatten ihm den letzten Rest an Kraft abverlangt. Der Mann schloss die Augen und fiel in einen dumpfen Schlaf voll von Schreien, Blut und Tod.
Stechende Schmerzen in seinem Arm wecken ihn. Das Fleisch um die Wunde war gerötet und brannte wie Feuer. Ein leiser Fluch entfuhr seinen Lippen. Wenn er hier im Wald, ohne jede Hilfe eine Blutvergiftung bekam, dann war er erledigt. Er musste so schnell wie möglich raus hier, aber wohin sollte er sich wenden? Baum reihte sich an Baum, nirgends war ein Zeichen eines Weges oder andere menschliche Spuren zu sehen.
Seine Verzweiflung wuchs. Sollte es das gewesen sein? Würde er hier im Wald sterben, ohne eine Hoffnung auf Rettung? Gab es keine Möglichkeit, sein Schicksal abzuwenden?
Tränen flossen ihm aus den Augen. Der Mann begann zu laufen, blindlings, wieder geleitet von seinem Überlebensinstinkt. Raus aus dem Wald, nur raus! Sein Verstand sagte ihm, dass es sinnlos war, einfach loszulaufen, doch das war ihm egal.
Schließlich hielt er keuchend inne und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihm kam die Idee, auf einen Baum zu steigen, um Ausschau nach einem Ende des Waldes zu halten. Er sah sich um, aber die Stämme rundum waren zu breit und eben, um an ihnen Halt zu finden.
Nach längerer Suche fand er einen, an dem er sich mit einiger Mühe hochziehen konnte. Die Schmerzen in seinem Arm trieben ihm erneut Tränen in die Augen, trotzdem gab er nicht auf und ignorierte sie. Schließlich schimmerte schwaches Licht durch die Blätter, und er durchbrach das Blätterdach.
Die Aussicht war wunderbar und neue Hoffnung keimte in ihm auf. Nach drei Seiten hin erstreckten sich die Bäume meilenweit, Krone an Krone, ein Meer aus Blättern und Ästen ohne ein Ufer in Sicht. Nach der vierten Seite hin endete der Wald einige hundert Meter von ihm entfernt, daran schlossen einige Meilen flaches Grasland an und dahinter erstreckte sich das Meer bis an den Horizont, wie ein gigantischer Diamant in der aufgehenden Sonne. Am Ufer lag eine kleine Hafenstadt, die sich ebenfalls im Morgenlicht badete.
Der Mann stieß eine Freudenschrei aus, und machte sich an den Abstieg. Am Boden angekommen lief er los, so schnell seine müden Füße ihn trugen, bis er die Ebene erreichte, dann weiter, immer auf die Stadt zu. Er spürte, wie die Erschöpfung nach ihm griff mit klammen Fingern versuchte sie ihn zu fassen, doch er schüttelte sie ab und stürmte weiter seiner Rettung entgegen.
Er erreichte die Stadt vollkommen außer Atem und hielt an. Eine Hauswand diente ihm als Stütze, um wieder zu Atem zu kommen. Nach einer kurzen Pause machte er sich auf den Weg zum Hafen.
Dort herrschte geschäftiges Treiben, einige Fischerboote wurden entladen, andere erreichten den Hafen gerade. Seine Aufmerksamkeit galt allerdings einem anderen Schiff, gegen welches die Kutter wie Ameisen wirkten: Ein riesiges, viermastiges Schiff, schwer bewaffnet mit dem Wappen des Königs auf dem Segel, lag dort und machte sich zum Auslaufen bereit.
Der Mann rannte auf das Schiff zu und stürzte an Bord. Ein Offizier hielt ihn auf, und er bat ihn, an Bord gelassen zu werden. Nachdem er ihm kurz die Geschichte seiner Flucht geschildert hatte, willigte dieser ein, ihn als Matrosen anzuheuern.
Als das Schiff einige Zeit später ablegte, und Kurs auf die südlichen Inseln nahm, stand er an der Reling und schaute auf den Ozean hinaus. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während die Morgensonne ihn und das Meer in ein goldenes Licht tauchte.
Er hatte es überstanden. Nun konnte es nur noch besser werden...
Last edited by The real Maja; 31.10.2008 at 18:11.
-
banned
Es war kalt.Stürmische Böen fegten den Regen in alle Richtungen.Erik saß stumm auf seinem Pferd.Er war völlig durchnässt und zitterte, doch beides nahm er scheinbar nicht wahr.Mehrere Stunden vergingen ohne dass er oder einer der anderen Flüchtlinge,mit denen er reiste,etwas gesagt hatte,doch Erik war es gleich.Er fühlte sich seltsam leer und hatte nicht das Bedürfnis zu reden.
Wieder und wieder tauchten vor seinem Auge die brennenden Dächer seiner einstiegen Heimat auf.Er glaubte die Schreie der Menschen,mit denen er aufgewachsen war von Neuem zu hören.Er sah erneut die verstümmelten Leichname von Freunden.Und plötzlich loderte ein unbändiger Hass in Erik auf,er ballte die Fäuste und seine Fingernägel bohrten sich ins Fleisch.So saß er da,schwer atmend und mit Wuttränen in den Augen,als er eine zarte Stimme vernahm,die scheinbar von weit her zu ihm herüber hallte.Dennoch reichte es ihn aus seinen Gedanken zu reißen und Erik schreckte hoch:Neben ihm ritt eine junge Frau,die ihn besorgt musterte."Geht es dir gut?",fragte sie vorsichtig.Erik schaute sie einen Moment lang an,gerade wollte er antworten doch zu seiner Verwunderung verwandelte sich ihr liebevolles Lächeln,kaum eine Sekunde später in einen geradezu überraschten Ausdruck,der sich darauf in eine schmerzverzerrte Grimasse verwandelte während ein erstickter Aufschrei ihrer Kehle entfuhr.Erik brauchte nicht lange nach der Ursache zu suchen:Überall aus dem Gebüsch des sie umschließenden Waldes,sprangen muskelbepackte Gestalten auf die Straße und stürzten sich,heiser brüllend,auf die Reisenden.Die Frau neben Erik war inzwischen schwer blutend vom Pferd gefallen:Ein dicker Bolzen,der sich tief ins Fleisch gebohrt hatte,ragte ihr aus dem Rücken.Doch Erik kümmerte es nicht,ein einziges,mächtiges Gefühl schien ihn zu kontrollieren:Hass.Fluchend riss er sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf den nächstbesten Ork.Dieser nahm ihn erst viel zu spät war und ging unter einem widerlichen,gurgelnden Geräusch zu Boden.Mit einem Ruck zog Erik seine Waffe aus dem Ungeheuer und hechtete ohne zu zögern auf das nächste zu.Auch andere Menschen kämpften erbittert gegen die Angreifer,die nicht minder Wild zurückschlugen.Erik aber konzentrierte sich einzig auf seinen Gegner:Einen haarigen,großen und bemerkenswert hässlichen Ork-Krieger.Dieser war offenbar geneigt sich seines Gegenübers so rasch wie möglich zu entledigen und so stürzte er mit bedrohlich erhobener Waffe vorwärts.Erik duckte sich nach unten und stieß dann unter dem Schwertarm des Orks nach vorn ,rammte ihm seine Klinge in den Bauch.Sein Gegner stand noch aufrecht und starrte ungläubig auf die tödliche Wunde . Erik aber riss nun seine Schwert aufwärts,bis er auf eine Rippe traf und beobachtete mit Genugtuung wie Gedärme aus dem klaffenden Loch glitten.Anschließend stürmte er weiter.
Die Orks waren zahlenmäßig unterlegen und hatten wohl kaum mit großer Gegenwehr gerechnet: Den Menschen gelang es nach wenigen Minuten,sie unter großen Verlusten zu überwältigen.
Später saß Erik wieder auf seinem Pferd als einer der Überlebenden zu ihm kam :"Du hast tapfer gekämpft ",sagte dieser anerkennend.Stille.Nach einer Weile fuhr der Mann fort:"Diese ehrlosen Bastarde haben über zwei dutzend von uns mit sich in den Tot gerissen.Aber das werden sie uns mit Blut vergelten",fügte er hinzu und bemerkte erfreut,dass er Eriks Aufmerksamkeit gewonnen hatte."Wenn du diesen hässlichen Affen eins auswischen willst dann rate ich dir,dich uns anzuschließen",er deutete auf ein Knäuel von Männern,die ein wenig abseits hitzig miteinander diskutierten."Wir haben vor nach Kap dun zu ziehen.Dort werden wir ein Schiff kapern und damit zu den südlichen Inseln aufbrechen,wo wir mit den Einheimischen einen umfassenden Gegenschlag organisieren könnten".Er streckte Erik seine Hand entgegen:"Ich heiße übrigens Elok.Wenn du uns helfen willst bist du mehr als willkommen.Männer wie dich kann man immer gut gebrauchen."Erik musterte ihn eine Weile,dann ergriff er seine Hand und schüttelte sie heftig.Elok strahlte.Ohne sich noch viel länger aufzuhalten beschloss die Gruppe sich auf den weg nach Kap Dun zu machen und so saßen sie schon nach kurzer Zeit auf ihren Pferden.Alle redeten wild durcheinander aber Erik saß bloß versunken da.
Aufgeregtes Raunen machte die Runde als Kap Dun am 3.Morgen in Sicht kam.Den Tag über versteckte sich die 13 Mann starke Gruppe in einem nahe gelegenen Wäldchen.Zwei Späher,die man vorausgeschickt hatte,hatten bereits von einem Handelsschiff berichtet,das vor der Stadt vor Anker liegen soll.Als endlich die Nacht hereinbrach wurde ihr Plan nocheinmal durchgekaut bevor sie durchs Unterholz schleichend in Richtung Kap Dun aufbrachen.Doch überraschend verharrte Elok in der Hocke: Auf dem Weg,der aus Kap Dun herausführte,stapften drei Stämmige Orks entlang,geradewegs auf sie zu.Elok schien nicht recht zu wissen was er tun sollte fluchte leise vor sich hin.Die orks waren nur noch einige Schritte entfernt.
Nun fasste nicht Elok sondern Erik einen Entschluss:Er sprang auf und rannte auf die verhassten ungeheuer los.Diese brüllten und zogen ihre Waffen,während sich nun auch andere der Widerständler erhoben und losstürmten.Erik hackte mit kompromissloser Grausamkeit auf seinen ersten Gegner ein.Der Ork parierte einige Hiebe doch dann durchbrach Erik seine Verteidigung und stieß ihm die klinge in die Brust.Bevor dessen Kameraden etwas tun konnten waren auch schon Eriks Mitstreiter zur Stelle und streckten sie nieder.“Wir wurden mit Sicherheit gehört!“zischte Elok.“Wir dürfen keine Zeit verlieren!Mir nach!“und sie rannten los,hielten auf das breite Schiff zu,das nah am Strand seicht hin und her schaukelte.Sie stürzten ins kalte Wasser,strampelten panisch auf ihre Rettung zu und als die ersten ankamen versuchten diese sich an robusten,knotigen Seilen,die seitlich vom Schiff herab baumelten,an Bord zu ziehen.Einige weitere Orks hatten inzwischen die Stadt verlassen und,ihren zornigen Schreien zufolge,die toten Wachen gefunden.Die ersten Menschen waren nun auf das Schiff geklettert und rasch folgten die übrigen.Während der einzelne Wachposten an Bord beseitigt wurde und man hektisch versuchte das Schiff in Bewegung zu bringen bemerkte niemand wie Erik,der am Strand geblieben war,zurückschlich und die Orktruppe ansteuerte.Von fern sah man wie er einige Meter vor den Ungeheuern innehielt.Diese jedoch schreckten auf - Erik hatte scheinbar gesprochen - und zögerten nicht lange ihn anzugreifen.
Plötzlich zuckte ein schwarzer,von roten strahlen durchsetzter Energieblitz auf.Zwei der Orks brachen mit klaffenden Löchern im Rumpf zusammen.Die anderen beiden hielten kurz inne,schienen sich dann jedoch wieder zu fangen und stürmten weiter auf Erik zu,waren schon fast bei ihm.Mit einem leisen schmunzeln auf den Lippen zog dieser seine Waffe und machte einige rasche Sätze vorwärts,parierte den Streich seines Gegners scheinbar mühelos und warf dessen Axt mit einem Ruck zur Seite.Nun ließ er sein Schwert auf den ungeschützten Arm des Orks herabschnellen und trennte ihn sauber ab.Den Bruchteil einer Sekunde später war der zweite Ork zur Stelle und hatte schon zum Schlag ausgeholt,doch Erik hob nur die Hand und der Ork erstarrte mitten in der Bewegung.Ohne Mitleid enthauptete Erik ihn.Der Wahnsinn loderte in seinen Augen als seine Zunge über die schmalen Lippen fuhr.Anschließend rannte er zum Schiff,dessen Segel schon gesetzt waren.Nun würde er zu den südlichen Inseln reisen und das Böse bekämpfen.
Last edited by hugga tschakka; 02.11.2008 at 16:29.
-
Auf der Flucht
Tagebuch des Novizen Tiro aus dem Kloster von Innos in Nordmar
21.Dezember
Nur noch drei Tage bis zum heiligen Fest zu Gedenken Innos. Die Magier bereiten uns, die Novizen, mit verschiedenen Psalmen und Zeremonien auf das Feuerkelch-Ritual vor. Seit Jahrhunderten wird diese Zeremonie jedes Jahr durchgeführt, dennoch wurde es vor fünf Jahren eingestellt, da Krieg gegen die Orks geführt wurde und die Feuerkelche von Magiern und Paladinen für den Krieg gebracht wurden, weil die Runenkraft an jenem Zeitpunkt erlosch, als Xardas die Macht der Runen zerstörte . So wird das Ritual, das erste Mal wieder, in drei Tagen vollzogen, seitdem der Krieg herrschte.
Asriel, mein Meister und Abt des Klosters, nachdem der oberster Feuermagier vorletztes Jahr verstarb, führt das Ritual aus. Eine große Ehre wird mir zu teil, denn ich darf Asriel die heilige Robe Innos anlegen, damit er von diesem erleuchtet wird und das Ritual vollstrecken kann -Ich kann es kaum erwarten.
24.Dezember
Heute Nacht ist es soweit, der Ritus kann vollbracht wer
27.Dezember
Bei Innos! Diese gottverdammten Barbaren des Feuerclans, einst Freunde doch nun plündern und morden sie, haben uns vor 3 Tagen, am Tag Innos angegriffen. Kurz bevor wir die Zeremonie begannen, kamen sie den Weg zum Kloster herauf, töteten sofort Drusus und Aaron, welche am Tor standen und Wache hielten. Durch diesen Kampf mit den Torwachen wurden wir nicht schnell und leise ermordet, sondern begannen eine Schlacht zur Verteidigung des Klosters. Diese Mörder, knapp 100 Mann, töteten unteranderem mehrere Magier, Novizen, Bardo und Darin. Aber auch Karstiel, einziger Paladin im Kloster, ließ sein Leben für Innos. Letztendlich waren nur noch Asriel, Xuxor, vier Magier, drei Novizen und ich übrig. Unsere Hoffnung auf einen Sieg und die Chance zu Überleben schwand, deshalb zogen wir uns ins Allerheiligste zurück, nahmen die Feuerkelche an uns und teleportierten uns heraus aus dem Kloster, heraus aus Nordmar.
2.Januar
Nachdem wir durch den Teleport in einem finsteren Wald nordöstlich der Stadt Faring ankamen, befahl Asriel, dass wir sofort Meldung nach Vengard bringen müssen. Schließlich wanderten wir über die Berge mehrere Tage östlich, dass man am Horizont das weite, blaue Meer sehen konnte, von dem schon ein salziger Geruch in die Nase drang und man das Rauschen der Wellen hören konnte. Danach führte uns mein Meister Richtung Süden auf Vengard zu. Obwohl wir die Stadt schon sehen konnten, mussten wir unser letztes Nachtlager aufschlagen, denn es wurde dunkel und gefährlich in den Wäldern Myrtanas.
3.Januar
Endlich habe ich einen Platz zum Schreiben gefunden; Asriel hält Wache; sonst ist es still in dieser übel riechenden Höhle. Jedoch Innos sei Dank, dass ich mich jetzt hier mit dem obersten Feuermagier des Klosters aufhalte, denn dort draußen im Wald ist es gefährlich, zu gefährlich selbst für einen Magier. Als wir heute Morgen vom Lagerplatz aufbrachen, wurde es im Wald sehr still. Kein Vogel zwitscherte, kein Scavengar krähte, sogar das Rascheln in den Bäumen verklang. Dennoch machten wir uns auf den Weg, aber plötzlich tauchten zwischen den Bäumen mindestens 20 Kreaturen auf. Sie hatten rote Augen, ein schwarz/graues Fell, den Körperbau eines Hundes und verbreiteten Angst und Schrecken. Sie kamen näher, aber keiner bewegte sich-es war grausam- bis Asriel schrie:“Lauft um euer Leben, benutzt eure Magie!“Jeder rannte los, Feuerbälle flogen durch die Luft, doch mancher Mann wurde sofort von diesen Kreaturen zerfleischt. Ich rannte um mein Leben. Auf einer Lichtung sah ich wie Asriel vor zwei von diesen stand und sie mit Magie höchsten Ranges vernichtete. Mein Blick auf dieses Spektakel verweilte nur kurz, da auch eine Kreatur hinter mir her war und ich diese erst noch töten musste. Mit ein paar Feuerbällen gelang es mir sogar ihn in Brand zu setzen, sodass das Tier heulend in den dunkeln Wald floh. Nach dem Kampf kam mein Meister zu mir her und fragte mich nach den anderen, aber ich wusste nicht wo diese waren. Sorge war in das Gesicht meines Meisters geschrieben, denn er wusste nicht ob unsere Gefährten tot oder noch am Leben waren und er musste unbedingt Vengard erreichen, sodass er dem Obersten Magier von Myrtana von den Geschehnissen in Nordmar erzählen kann. Also machten wir uns schnell auf den Weg einen Unterschlupf zu finden, denn hier im Wald wären wir vor diesen Kreaturen nicht sicher gewesen. An einer Felswand fanden wir eine kleine Höhle und ließen uns darin nieder.
Sacer Innos!
Queso patrocinor nos Magos Ignos!
5.Januar
Gestern brachen wir beim ersten Licht auf um im Laufe des Tages ohne jedliche Gefahren Vengard zu erreichen. Ohne, dass wir diesen seltsamen Kreaturen noch einmal begegneten, erreichten wir die Tore Vengards. Als man unsere Roben erkannte, wurden wir in die Abtei von Innos zu Ignor, dem obersten Magier von Myrtana, geführt.
Asriel erzählte ihm von den Geschehnissen in Nordmar und in den Wäldern Myrtanas. Ignor war sehr geschockt, dass diese Bastarde die Gedenkstätte Innos entweiht haben und dass nur so wenige von den Feuermagiern übriggeblieben sind. Aber bei der Erwähnung der dunklen Kreaturen sagte er ,dass diese wahrscheinlich von den Ländern westlich von Myrtana kommen und schon einige Wochen in den umliegenden Wäldern hausen und schon viele Soldaten und Bauern getötet haben. Nach dem Gespräch wurden uns prächtige Gemächer zugeteilt, welche einen wunderschönen Blick auf das weite Meer hatten. Danach gingen mein Meister und ich für unsere Gefährten von der Reise beten. Asriel unterhielt sich noch mit seinen Ordensbrüdern von Vengard, während ich mich zurück zu meinem Gemach aufmachte und Schlafen legte. Heute wurde ich, als es noch dunkel war, von Asriel aufgeweckt. Schweiß tropfte von seinen Wangen, er war außer Atem, wie wenn er sehr schnell gerannt sei oder in ein Gefecht verwickelt gewesen sei. Ich wollte schon fragen was sei doch davor sagte er zu mir, dass diese dunklen Kreaturen, auch genannt Obscuri, uns heimlich gefolgt seien oder durch eine Macht hierher nach Vengard gelenkt wurden. Aufjedenfall seien diese in die Stadt eingedrungen, töteten die Wachen und würden bald die Abtei erreichen. Wir müssten sofort aufbrechen, jedoch könnten wir nicht mehr aus der Stadt zu Fuß heraus. In Myrthana seien wir vor diesen Obscuri nicht sicher, in Nordmar morden die Barbaren und in Varant bekriegen sich die Könige. Nach Khorinis könnten wir nicht, denn von dort hat man seit geraumer Zeit nichts mehr gehört, ob es dort noch sicher sei. Ignor würde uns ein Schiff mit einer Mannschaft geben, wenn wir hier weg gehen würden, denn er will nicht dass sich diese Obscuri noch länger in der Stadt aufhalten. Also kam mir die Idee zu den südlichen Inseln zu fliehen; Ich weiß bis jetzt noch nicht warum ich diese Idee hatte, aber Asriel stimmte zu und so gab uns Ignor ein Schiff.
Wir legten ab, während die Obscuri in die Abtei kamen und sich mit den Magiern bekämpften.
Innos sei Dank für die Flucht, denn nachdem ich auf dem Meer bin, können mich diese Schreckenskreaturen nichtmehr erreichen.
Bitte lass mich meine Füße auf den Boden von Myrtana setzen.
Last edited by EL Calismar; 04.11.2008 at 17:34.
Reason: leider Aufgabenstellung so verstanden,dass es verboten sei nur bekannte Persönlichkeiten mitreinzubringen,aber dass man dennoch ein paar in der Story vorkommen können.
-
---
„Brudermörder“, haucht der vergeblich nach Luft ringende Mann. Triumphierend löst sein Gegenüber das Schwert aus dem leblosen Körper, lässt den Bezwungenen mit einem unbarmherzigen Tritt gen Boden fahren und ihn den letzten Atemzug im Diesseits auskosten.
„Brudermörder“ ist sein letztes Wort, das in Blut geschrieben auf seinen Lippen steht. Brudermörder.
Mich plagen seit Wochen diese schrecklichen Träume. Es sind immer wieder die selben Bilder und Stimmen, die sich so realistisch in meinen Vorstellungen abspielen, dass sie längst verdrängte Erinnerungen an den Krieg wachrütteln. Die Götter setzen mich ungeheurer Qual und Marter aus ...
... – sie machen mich zum Gegenstand meiner Träume und lassen mich morden.
Dies sind die Aufzeichnungen des Leboras Tharveron, Sohn des Aargalf Tharveron.
Meines Zeichens ehemaliger Paladin und Streiter Innos‘.
Verfasst zum dritten Tage des ersten zyklischen Vollmonds.
Ich habe mir immer eingeredet, dass mich meine Träume an die Vergangenheit erinnern und mich zur Umkehr ermahnen wollten ... Nun muss ich mir eingestehen, dass es die Zukunft war, vor der sie mich gewarnt haben.
Der Krieg hat vieles verändert; wenngleich er nun endlich vorbei ist, so künden doch die tiefen Furchen, welcher er in das Land gerissen und mit dem Blut so vieler Menschen angefüllt hat, von dem Elend, welches über das Festland hereingebrochen ist.
Ja, der Krieg hat vieles verändert: Die einstmalige Heimat ist Fremde geworden, die dereinst geliebten Brüder und Schwestern sind in Vergessenheit geraten ... und ich? Hat der Krieg mich verändert? Auch meiner hatte sich der Krieg in seiner Gier bemittelt, auch für mich hatte er einen Platz in seiner grausamen Maschinerie gefunden.
Ich bin mir nicht sicher diese Aufzeichnungen überhaupt vollständig hinterlassen zu können. Es sind schwere Zeiten, die über die Menschheit hereinbrechen und es ist keinesfalls gewährleistet, dass irgendjemand Gehör für dieses Schriftstück findet. Es sind die Samen des Misstrauens, des Hasses und der Unbarmherzigkeit, die nun in den Scharten des verheerten und blutgetränkten Bodens gedeihen; der Krieg hat der Offenheit, der Liebe und der Gnade den Nährboden entzogen und Unkraut an dessen Stelle gepflanzt.
Wer hatte ahnen können, dass der Orden nun, da sich so viele Menschen nach Fürsorge und Geborgenheit sehnten, versagen würde, indem er uns einen jungen, fanatischen Feuermagier schickte?
Wir lagerten gerade in einem Wald südlich der Festung Faring, die sich nach schweren und langwierigen Kämpfen endlich wieder in der Hand der Menschen befand. Es muss vor gut einer Woche gewesen sein, dass ich die Depesche aus Vengard erhielt, welche mich dorthin zurückkehren ließ; zurückkehren an jenen Ort, an dem alles seinen Anfang genommen hatte.
Ein beißender Rauch, der sich bedrohlich über die Festung erhob, uns die Luft zum Atmen nahm. Dunkle Wogen aus Feuer und nervenzerreißende Gischt aus Trommeln und Hörnern, welche unaufhaltsam gegen unsere rissigen Mauern brandeten. Ein Schleier aus schwarzer Magie und schamanischen Gesängen, der unsere Sinne benebelte, uns von jedweder Hoffnung abschirmte. Es war ein aussichtloser Kampf, den wir gegen Beliars Abkömmlinge ausfochten. Mit Strömen von Blut, die die Lieblichkeit des herabstürzenden Wassers in dunkles Rot hüllten und uns dazu zwangen, das Leben unserer Kameraden zu trinken, bezahlten wir den von der Dunkelheit geforderten Tribut. In den Kämpfen hatte ich mit jedem gefallenen Menschen eine Schwester, einen Bruder verloren, in meinem Zorn hatte ich jedem der Orksöldner seine Berechtigung zum Leben aberkannt, eine Schwester, einen Bruder verleugnet. Der Krieg forderte von jedem ein Opfer – es war mir nicht anders zu erklären, dass mir die Götter mein linkes Augenlicht entrissen, hässliche Narben in meinen Körper peitschten und mir diese Träume als Mahnmal hinterließen.
„Leboras, sie fordern etwas von dir, was schwerer nicht sein kann!“, hatte ich mir anfänglich versucht einzureden: Die Rolle des gezeichneten Kriegsveteranen, der sein Schicksal im erbitterten Kampf mit seines gleichen suchte, abzulegen und nun nach dem Ende der orkischen Besetzung Frieden zu stiften ... Heil und Glück zu spenden. Tatsächlich aber stellten mich die Götter auf die Probe und ich merkte schnell, dass es am Orden lag, die ehemaligen Feindseligkeiten zwischen Kollaborateuren und Königstreuen nach dem Krieg zu besänftigen.
Sein Name war Gered und er war das Oberhaupt der kleinen Sippe, welche sich in den Wäldern südlich von Faring, ein neues Zuhause aufzubauen gedachte. Obwohl ich zu Anfang meine Zweifel hatte, überhaupt von den ausgemergelten Flüchtlingen in der neuen Rolle des Heilstifters angenommen zu werden, so offenbarte mir Innos doch einen Weg, der – so unterschiedlich zu dem im Krieg eingeschlagenen stehend – mich mit dem erfüllte, was ich lange Zeit nicht mehr zu verspüren vermochte: Menschlichkeit und Liebe. Dass Gered, wie viele andere der männlichen Flüchtlinge, von einem hässlichen, eingebrannten Zeichen der orkischen Knechtschaft am Unterarm gezeichnet war, hatte dabei zu meiner Verwunderung nie einen Einfluss auf unsere Beziehung, ... auf unsere Freundschaft gehabt. Wir vergaßen die Feindschaft, die einstmals zwischen uns bestand und arbeiteten Hand in Hand, um die Wunden des Krieges zu heilen. Fast kam es mir so vor als würde mir Innos zu verstehen geben, was die Ideale eines Paladins wirklich bedeuteten und wie man sie anwendete. Ich schätzte mich glücklich, dass ich Thare, meinem jungen Schildknecht, den ich als Stallbursche aus dem brennenden Faring rettete, diese Erfahrung zuteilwerden lassen konnte. Und Innos schien Gnade mit mir zu haben – für eine Weile, bis kurz vor jenem Augenblick, befreite er mich von den quälenden Träumen und schien mir mein blindes Wüten zu verzeihen.
Welch Narr ich gewesen bin zu glauben, dass ich längst Buße für die vielen erschlagenen Menschen getan hatte. Welch Narr ich gewesen bin Innos‘ Warnung und Wegweisung zu ignorieren.
Ich sprach davon, dass der Krieg von jedem ein Opfer fordert? Tatsächlich war der Krieg längst nicht vorbei, wie ich am eigenen Leib erfahren musste. Er schwelte noch immer in den Gemütern der Menschen.
Eines Tages schickte der Orden einen jungen Feuermagier, der die Aufbauarbeiten beurteilen und die Lage einschätzen sollte ... Die eingebrannten Orkrunen der ehemaligen Söldner, die längst keine Bedeutung mehr hatten, veranlassten ihn in seinem blinden Fanatismus das zu tun, was seiner Gesinnung gemäß gottgewollt und rechtens war:
Den Krieg fortzuführen und diejenigen zu ermorden, die einstmals kollaborierten.
Und so fordert der Krieg von jedem ein Opfer. Als ich mich weigerte Gered und die anderen zu töten, versuchte er mich auf andere Weise dazu zu bringen, seiner Autorität zu gehorchen. Er nahm mir die letzte Unschuld, die mir in meinem Leben übrig geblieben war: Feuer strömte plötzlich von seinen Fingerkuppen ins Zentrum seiner Handinnenfläche. Allmählich bildete sich eine Kugel aus gleißendem Feuer, während sprühende Funken das Gras unter seinen Füßen versengten. Mit einem Lächeln auf den Lippen schleuderte er den Feuerball auf Thare, der völlig hilflos den grässlichen Verbrennungen erlag.
Ich hatte keine andere Wahl; er hatte mich dazu gezwungen das zu tun ... , was mir mein Gewissen vorschrieb.
Mit einer Träne im Gesicht erschlug ich den Magier, dessen Gesicht ich in meinen Träumen, blutüberströmt zu meinen Füßen liegend, gesehen habe. Fortan bin ich geächtet, als Brudermörder auf die südlichen Inseln verbannt.
-----------
7500 Zeichen mit Leerzeichen
geschrieben von Hârkon, aka Andre B.
Last edited by Hârkon; 01.11.2008 at 18:01.
Reason: Titel und Kursivität entfernt.
-
Niederschrift eines Ritters
Mit schwerem Herzen liegt es an mir, die Geschehnisse der letzten Tage festzuhalten, welche mich auf dieses Schiff trieben. Noch vor zwei Nächten kannte man mich in den Landen Myrtanas als Solydus, tapferer Ritter und Veteran des zweiten Orkkrieges. Meine Blutlinie reicht sogar bis zum stolzen Sygard dem Unzähmbaren zurück, welcher einst treu im Gefolge des mächtigen Dominiques, dem größten aller Paladine, Schrecken und Tod unter die Heerscharen der Orks auf den Südlichen Inseln brachte.
Als auch der letzte Ork aus Myrtana vertrieben wurde, half Ich beim Wiederaufbau Vengards. Ich hatte genug von den Abgründen des Krieges und der Gewalt, welche Ich bitter miterleben musste und wollte nur noch meinen Frieden finden. Doch vor wenigen Tagen suchte mich General Haggart auf und bot mir einen letzten Auftrag an. Ich sollte einen ehemaligen Ritter namens Tobin aufspüren und ihn vor den königlichen Gerichtshof bringen. Tobin war ein alter Kamerad, wir wurden zu Brüdern im Krieg. Wir beide dienten vor vielen Jahren unter dem Kommando von General Haggart nahe der östlichen Grenze zu Nordmar. Lange Zeit schon warnte ihn Tobin vor der drohenden Gefahr durch die Orks, berichtete ihm von orkischen Spähern und wie sie immer wieder in den Grenzgebieten umherschlichen. Doch Haggart hatte keine Bedenken und genoss den Prunk der ihm als enger Vertrauter des Königs zustand. Schließlich überrannten die Orks unseren Grenzposten bei Faring und fielen über die Siedler her. Tobins Familie starb in ihrem niedergebrannten Heim. Tobin schwor Rache für die Untätigkeit des Generals. Nur kurze Zeit darauf wurde ein Anschlag auf das Leben des Generals vereitelt und Tobin war gezwungen zu fliehen. Jahre lang hörte ich nichts von meinem verstoßenen Freund, doch wie ich ihn kannte bekämpfte er die Orks wo er nur konnte. Nun jedoch hieß es, dass Tobin in der Nähe der Hauptstadt gesichtet worden sei und Ich wollte ihn finden, bevor es Haggarts Schergen tun. Schwert, Bogen und Harnisch brachen mit mir auf und Ich suchte tagelang nach Tobins Spur. Haggarts Furcht wuchs hingegen derartig, dass er seine treuesten Handlanger, zwielichtige und dünkelhafte Ritter, um sich versammelte. Der General hatte großen Einfluss am königlichen Hof und so bestand für mich kein Zweifel, dass sollte Ich Tobin den Richtern vorführen, er mit dem Tode bestraft werden würde.
Ich entdeckte Tobin am Flussufer im Westen Vengards und folgte ihm bis zu einer Lichtung auf den bewaldeten Bergen in der Nähe der alten Ruine bei Faring. Als Ich mich ihm näherte ergriff er das Wort.
„Warum hat mich Innos verlassen? Ist die Macht Beliars doch so groß? Denn nun haben die Klauen Haggarts auch meinen Bruder umschlungen.“ Zorn und Trauer verbargen sich in seiner Stimme.
„Innos lässt all seinen Dienern Gerechtigkeit zukommen, folge nur dem Pfad des Feuers, er wird dir den Weg durch die Finsternis erhellen.“
„Mein Glaube ist zusammen mit meiner Familie im Feuer vergangen! In mir lodert nur noch die Brunst der Rache.“
In diesem Moment fehlten mir die Worte. Es war eine schreckliche Ironie, dass er seine Familie durch ein Feuer verlor, wo Tobin doch sein Leben lang ein Streiter Innos‘ war.
„Bruder, warum musst du es sein der sich zwischen mich und Haggart stellt?“
Tobin zog sein durch viele Schlachten gezeichnetes Schwert und Ich tat es ihm nach.
„So muss es nicht enden! Verlasse diesen Ort und ziehe nach Süden, dort werden dich Haggarts Schergen niemals finden“, rief Ich meinem alten Freund zu.
„Würden sie nicht? Ich müsste schon auf die Entlegenste der Südlichen Inseln fliehen um auch dem erbittertsten Söldner zu entkommen. Aber meine Seele wird niemals ruhen bis Haggart für seine Untaten gerichtet worden ist!“
„Ich kann das nicht zulassen Tobin! Sein Tod würde nichts ändern, außer deine Hinrichtung herbeizuführen.“
Er blickte in die rote Sonne und schien über meine Worte zu sinnen, schien sich die nahe Zukunft vor Augen zu führen. Dann sah er mich mit einem entschlossenen Blick an und sprach „So soll es sein... Solydus“.
Pfeilschnell ließ er sein Schwert auf mich niederstürmen und Funken sprühten wie eine Kaskade von Irrlichtern durch die Abendluft. Schlag um Schlag schienen seine Angriffe an Intensität zu gewinnen, während er mich in die Defensive zwingen wollte. Doch mein Ruf als starker Kämpfer kam nicht von Ungefähr. So parierte Ich seine Attacken und verpasste ihm gleichzeitig einen mächtigen Haken mit meiner geballten Faust. Das Kinn eines normalen Mannes wäre bereits zersplittert, doch hier kämpften wahre Krieger. Tobin war von meinem unerwarteten Schlag noch benommen, da rammte Ich ihm bereits mein Knie in seinen ungepanzerten Unterleib. Er begann zu straucheln und in einem einzigen Moment, wo ich mir meiner zu sicher war, schnellte er plötzlich auf, schlug mir das Schwert aus der Hand und war im Begriff meinen Schädel zu spalten. Seine Klinge traf mit voller Wucht auf, doch es war nur mein gezogener Bogen den sie erwischte. Ich nutzte die Wucht seines Schlages aus, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und kopfüber auf einen Strauch zu schleudern. Ich nahm einen Erzpfeil aus meinem Köcher und spannte ihn in dem Bogen, welcher einst Sygard im Kampf gegen die Schergen Beliars diente.
„Wo... wo ist die Gerechtigkeit Innos, welche uns einst in seinen Tempeln gelehrt wurde? Wo nur... mein Bruder...“, keuchte Tobin unter qualvollen Schmerzen. Unter seinem zerschmetterten Körper bildete sich ein Teich aus Blut und dann erkannte Ich erst den scharfkantigen Felsen, welcher zuvor vom Lilienstrauch bedeckt war. Ich wollte es nicht wahrhaben und starrte Tobin fassungslos an. Ein Schrei des Entsetzens raunte aus meiner Kehle, als mein treuer Bruder seinen letzten Atem ausstieß. Überwältigt von der tragischen Erkenntnis, dass mir nun der ungewollte Tod meines alten Kameraden zu Schulden lastet, löste sich plötzlich mein Griff von der Sehne und der Erzpfeil schoss gen Osten, wo die Sonne hinter den Mauern Vengards verschwand. Bis tief in die Nacht weilte Ich bei Tobins Leichnam und gedenkte seiner. Ich begrub ihn an der Stelle seines Todes und gravierte in den verhängnisvollen Felsen den Schriftzug „Ruhe nun im Frieden“ ein.
Als Ich vor den Toren Vengards ankam, um die Nachricht dem General zu überbringen, wurde Ich von Haggarts Rittern umzingelt. Sie beschuldigten mich des Mordes, doch Ich entgegnete erbost, das Ich getreu im Auftrag Haggarts handelte. Ihr Anführer jedoch schrie mich spöttisch an.
„Im Auftrag Haggarts? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er euch befahl ihm einen Pfeil in das Haupt zu schießen!“
Haggart war Tod? Wie konnte das nur möglich sein?
„ Mir ist niemand außer euch bekannt, der diese eigenartigen Erzpfeile verwendet. Ihr seit überführt, Mörder!“, fauchte der Ritter und auf sein Zeichen stürmten alle anderen auf mich los, doch keiner von ihnen überlebte diese Nacht. Mir blieb nichts anderes übrig als zu fliehen. Seither war ich als Solydus der Mörder und Verräter bekannt. Mein Weg führte mich bis nach Ardea, wo mir ein alter Freund, dem ich vor langer Zeit das Leben rettete, Zuflucht auf einem Handelsschiff bot. Und wie es der Wille Innos‘ war, brach dieses Schiff noch in der selben Nacht zu den Südlichen Inseln auf.
Während der langen Reise auf dem Meer, lösten der Gedanke, dass Tobins Seele nun endlich ihre Ruhe finden werde, und meine Überzeugung, dass Innos seinen Dienern stets Gerechtigkeit widerfahren ließ, in mir ein zutiefst beruhigendes Gefühl des Friedens aus.
Last edited by Acacyn; 04.11.2008 at 01:08.
-
Grausamer Schicksalsbote
Vom langen Tresen aus starrte Markus auf einen der Tische weiter hinten gelegen. An jenem saß eine junge Dame, eingehüllt in Stofffetzen, die viele wohl als anstößig bezeichnen würden. Ihre lange blonde Mähne fiel glatt ihren zierlichen Rücken herab, was ihren zarten Körperbau sanft unterstrich. Das idyllische Bild wurde nur durch ein eisernes Halsband, das die Dame trug, gestört. Die blonde Schönheit war an den Tisch gekettet, wie ein räudiger Köter, der friedlich auf sein Herrchen wartete.
Festen Schrittes ging Markus auf die Blonde zu. Der ehemalige Assassine mit den kurzen, schwarzen Haaren und den stechend blauen Augen trug zwei Tassen mit einer bräunlichen Flüssigkeit zum Tisch hin.
»Tee gefällig?«, Markus stellte eine der Tassen vor die Blonde hin, als er direkt an ihrem Tisch stand. Dann stellte er auch das zweite Gefäß an den Platz gegenüber, fuhr herum und setzte sich auf den hölzernen Stuhl. Er nahm einen kleinen Schluck und betrachtete die Efeuranken des wunderschönen Gartens, der einem reichen Wirt als Taverne diente. »Du trinkst ja gar nicht«, bemerkte der Schwarzhaarige kurze Zeit später.
»Was weiß ich, was du mir da reingemischt hast«, die Blonde schob ihre Tasse abfällig zur Seite.
»Aber Lena«, übertrieben empört blickte Markus auf sein Gegenüber herab, »in welchem Ton sprichst du denn mit mir? Was ist bloß in dich gefahren?«
»Tut mir Leid, Herr.«
»Außerdem solltest du dich stärken. Die Reise wird lang und sicherlich beschwerlich. Ein Kräutertee in so früher Morgenstund tut ungemein gut.«
»Als ob Ihr Euch um mein Wohl kümmern würdet. Ich bin für Euch nur Dreck, nichts weiter. Und Ihr, nein, du. Du bist ebenfalls nur Dreck in meinen Augen.«
Ein schallendes Lachen drang aus dem Mundwerk des blauäugigen Mannes. Markus konnte nicht fassen, was er da hörte. Oh ja, Lena war so schön wie eine Rose, doch war sie auch bissig wie die Dornen, die den schlanken Stängel beschützten. Jedoch wusste Markus, dass Lenas Dornen kein Hindernis für ihn waren.
Seine blauen Augen schienen noch mehr zu strahlen, als sie es für gewöhnlich taten. Den Blick fest auf die Schönheit vor ihm gerichtet, erhob er sich von seinem Platz. Er ging um den Tisch herum an die andere Seite, löste die eiserne Kette und zog Lena unsanft näher an sich heran.
»Wie recht du doch hast«, sanft küsste er ihr Ohr, »Du bist Dreck. Nichts weiter. Und genau deshalb verbiete ich es dir, so mit mir zu sprechen« Markus knabberte leicht an ihrem Ohr und zog die Kette ruckartig vor und zurück, um seine Macht zu demonstrieren. Dann fragte er leise, fast flüsternd:
»Oder willst du etwa bestraft werden?«
Lena konnte nichts antworten. Sie spürte nur noch, wie die Zunge ihres Herren den Weg in ihren Rachenraum fand und ihr schmerzlich den Atem raubte. Trotz der Atemnot regte sich etwas in der schönen Blonden. In Wahrheit war sie froh darüber, dass sie nicht antworten konnte. Sie wusste nicht, wie. Er war ihr in jeder Hinsicht überlegen und obwohl sie ihn hasste konnte sie sich seinem Bann nicht entziehen. Nicht solange er ihr das gab, was sie haben wollte – und sonst nirgendwo bekommen würde.
Sie rang nach Luft, als Markus von ihr abgelassen hatte. Verbittert, aber dennoch erwartungsvoll blickte sie den ehemaligen Assassinen an, doch rührte er sich nicht.
»Ich verabscheue solche Hurensöhne wie dich«, Lena wollte provozieren.
Markus Gesicht kam langsam auf ihres zu, seine Lippen waren auf die ihre gerichtet. Doch, statt sie erneut zu küssen fuhr er an ihrer linken Wange vorbei zu ihrem Ohr, das er zuvor noch angeknabbert hatte.
»Das sah letzte Nacht aber noch ganz anders aus«, ein warmer Hauch streichelte sanft ihr Ohr und ein Wispern ließ ihre Haut spannungsvoll gefrieren.
Er hätte sie erneut küssen können. Er hätte noch weiter gehen können. Durch die Stofffetzen, die Lena trug, wäre es ein Leichtes gewesen, sie willig zu machen. Doch hätte sie dann das erhalten, was sie wollte. Und das würde Markus nicht akzeptieren können.
Noch eine Weile lang blickte er tief in ihre haselnussbraunen Augen, die wachsam hin und her zappelten. Eine Spur von Angst ließ sich herauslesen, aber auch eine Art Verlangen war nicht zu übersehen. Der Assassine mochte es, wenn seine Lena in diesen Zustand verfiel. Er verlor sich vollkommen in ihren wunderschönen Augen.
Bis er nichts mehr sehen konnte.
Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Körper und raubte ihm alle Sinne, sodass er nichtmal mehr erkennen konnte, woher sein Leiden kam. Instinktiv riss er Augen und Mund auf, doch konnte er weder etwas sehen, noch einen Ton vonsich geben. Er spürte nur noch, wie etwas warmes, dickflüssiges seinen erschlafften Körper hinunterlief. Ohne es zu sehen wusste er, dass es Blut war. Sein letzter Gedanke, ehe er gar nichts mehr denken konnte.
Markus strahlendblaue Augen wurden plötzlich größer und seinem Körper fehlte jede Spannung, als er sich benommen auf die zierliche Lena legte. Sie stieß einen kurzen, ungewollten Schrei aus, konnte sich jedoch ob des Gewichtes des Schwarzhaarigen kaum mehr bewegen. Regungslos und erschrocken saß sie auf dem zu kippen drohenden Holzstuhl und achtete mir ihren feinen Ohren auf jedes Geräusch in ihrer Nähe. Dann, endlich, erhob sich der schlaffe Körper, der auf ihr ruhte.
Von einer stämmigen, braungebrannten Gestalt wurden die Überreste des ehemaligen Assassinen unsanft gegen einen der naheliegenden Tische geworfen. Die Augen des Ankömmlings wurden durch die Kapuze seines weinroten Umhangs verdeckt, sein schmaler Mund war zu einem verstohlenem Grinsen ausgerichtet. In seiner rechten Hand hielt er eine kleine, blutverschmierte Klinge. Ohne ihren Kopf zu bewegen wanderten Lenas Augen zu der Stelle, an der Markus lag. Er war tot.
Einfach tot.
»Da bist du also«, die Blonde zuckte zusammen und schaute augenblicklich auf die kräftige Gestalt vor ihr, als diese ihre Aufmerksamkeit mit einer tiefen Stimme erhaschte. »Du Miststück hast doch nicht ernsthaft geglaubt, du könntest der Gilde entkommen. Schon gar nicht in Zeiten des Krieges.«
»Der Krieg ist längst vorbei«, warf Lena überzeugt ein.
»Der Orkkrieg vielleicht, aber nicht der Krieg in Myrtana«, der Kapuzenmann spuckte auf den Steinboden der idyllischen Gartentaverne. Es war niemand mehr anwesend, selbst der Wirt hinter dem Tresen auf der anderen Seite der Fläche hatte kurz nach dem Eintreffen des stämmigen Kerls eifrig das Weite gesucht.
»Es war seine Idee!«, verängstigt richtete Lena ihren Zeigefinger auf den toten Leib ihres Herren Markus.
»Es ist mir egal, wessen Idee es war!«, mit einer immensen Kraft schlug die stämmige Gestalt auf den Tisch, woraufhin dieser von einer dünnen Schicht Tee überschwemmt wurde. »Aber, ich werde dich verschonen. So hübsche Frauen wie dich kann die Gilde mit Sicherheit noch gebrauchen. Du kommst jetzt mit.«
Lena wurde am Arm gepackt und hochgezogen. Schnell erinnerte sie sich an Markus' Worte, die nach einer Diskussion, ob andere Männer sie begaffen durften, erfolgt waren:
»Wenn dich ein anderer packt, dann kämpfe dich frei und flüchte. Flüchte zu mir.«
Lena riss sich mit aller Kraft, die die zierliche Dame zur Verfügung hatte, los. Sie biss dem Kapuzenträger in den haarigen, muskulösen Arm und brachte ihn zum kurzzeitigen erschlaffen. Genügend Zeit für die blonde Schönheit, aus der Szenerie zu flüchten.
Doch wohin sollte sie? Zu Markus konnte sie nun nicht mehr flüchten.
Eine kleine, unscheinbare Träne rollte ihre Wange hinunter. Es gab nur noch einen Ort, an dem sie sicher war.
Die südlichen Inseln.
Last edited by Xrystal; 04.11.2008 at 15:26.
-
Auf der Flucht. Die Geschichte eines jungen Magiers namens Nibur.
Der Krieg toste, wie ein gewaltiger Sturm, der nicht abklingen wollte. Schwerter zerschlugen Schilde, Äxte zerschmetterten Knochen und Pfeile durchdrangen stählerne Rüstungen. Blut tränkte die Länder des Morgrad.
Niburs Vater erzählte oft von den Schlachten, die er erlebt hatte, als er noch ein Feldherr war. Er war vor kurzer Zeit aus der Armee des Königs entlassen worden, weil er sein Heer in den sicheren Tod geschickt hatte. Obwohl der Krieg nicht verloren war, hatte niemand mehr Vertrauen zu ihm und somit musste er die Armee verlassen. Nibur interessierte sich nicht für die Erlebnisse des Kriegers, er war viel mehr gebannt von den arkanen Wissenschaften.
Er wollte Magier werden.
In diesen Tagen jedoch war es nicht gerade einfach ein solch hohes Ansehen zu erlangen, dass man überhaupt erst einmal Novize werden konnte. Außerdem waren die Magier in solchen Zeiten nicht gerade gern gesehen. Sie hielten sich meist in sicheren Gebieten auf und wollten von der Außenwelt nicht viel mitbekommen, sie hielten nicht viel vom Krieg, nein, sie waren sogar strikt dagegen. Doch diese Einstellung war Nibur egal, er wollte es, es war sein Traum und er selbst sprach von Bestimmung.
Sein Vater jedoch war dagegen, er wollte, dass sein Sohn seinem Beispiel folgte und ein Verteidiger Myrtanas wurde. Nibur gefiel diese Idee jedoch überhaupt nicht, denn er verabscheute rohe Gewalt, genau, wie die blutigen Geschichten, die sein Vater ihm immer und immer wieder erzählte.
Am späten Abend saß die Familie zusammen am warmen Kamin und horchten dem Knistern des Feuers, als auf einmal jemand heftig und energisch gegen die Tür hämmerte.
„Aufmachen!“, schrie ein Mann mit einer dunklen und durch die Tür gedämpfte Stimme.
Nibur erschauderte. Er konnte sich nur zu sehr vorstellen, wer dieser Mann war und seine Gedanken bestätigten sich: Ein Soldat, der im Auftrag des Königs unterwegs war, um neue Rekruten für dessen Armeen anzufordern.
Nibur warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass aus vielen Häusern Jungen in seinem Alter herausgeschleift wurden Sie alle wollten dem König nicht dienen, sie waren zu jung zum Sterben, doch die Soldaten zeigten keine Gnade. Nun war Nibur an der Reihe. Der Soldat starrte ihm mit eiskaltem Blick entgegen. „Kommst du freiwillig oder muss ich es erzwingen?“, fragte er verärgert, als der Junge zögerte.
Verängstigt verabschiedete Nibur sich flüchtig von seiner Familie und versprach ihnen, dass er wieder kommen würde, auch, wenn er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte.
Der Soldat wartete noch immer ungeduldig und entriss ihn grob den Armen der Mutter, die weinend zu Boden sank.
Die andere Jungen starrten verwirrt und traurig in die Luft und starrten mit hilfesuchenden Blicken zu ihren Müttern und Vätern. Doch es schien keine Chance zu geben.
„Nibur,“ flüsterte ein ihm bekannter Nachbarsjunge. „Komm mal rüber.“
Wieder zögerte Nibur, schlich sich dann aber doch zu seinem Freund und konnte sich unbemerkt mit ihm unterhalten.
„Dein Vater hat doch immer über seine Flucht von Khorinis nach Myrtana erzählt, kannst du dich daran noch erinnern?“, fragte der Junge, der schon ein wenig älter war als Nibur.
„Ja“, antwortete er mit einem fragenden Unterton, da er den Sinn der Frage nicht verstand.
„Er hat doch immer so damit geprahlt, wie einfach es ging. Auch wenn es gefährlich war, wir sollten es auch versuchen. Ich will nicht im Krieg sterben!“, erklärte der Junge und blinzelte Nibur durch einen Tränenschleier an.
Niburs Blick wanderte über Massen der Kinder, die von Soldaten herangeschleppt wurden oder teilweise auch freiwillig kamen. Dann wanderte sein Blick zu seinem Haus, er sah seine Familie, die ihn mit Tränen in den Augen ansahen. In dem Moment fasste Nibur einen Entschluss, er schnappte sich die Hand des Jungen und rannte los, zog ihn hinter sich her.
Die Soldaten waren verblüfft und reagierten nicht sofort. Doch dann nahmen sie die Verfolgung auf. Die Flucht zauberte Niburs Mutter ein kleinen Lächeln auf das traurige Gesicht und der Vater murmelte mehr zu sich selbst: „Das ist mein Junge!“
In der Menge der Kinder entstand Unruhe und selbst die großen, kräftigen Soldaten brauchten alle Kraft um sie beisammen zuhalten, damit sie nicht auch noch wegliefen. Hin und wieder sah man jedoch einige Burschen weglaufen, die Milizen hinter sich.
Langsam lockerte Nibur den Griff, da er sich sicher sein konnte, dass der Junge nun wusste, dass er ihm folgen sollte. Beide rannten wie verrückt immer tiefer in den Wald, doch keiner wusste, wo sie hin sollten. Früher oder später würde man sie sowieso finden. An einer Lichtung nach einem langen Marsch, schien ihnen niemand mehr zu folgen und sie rasteten.
Der andere Junge fragte: „Was sollen wir nun tun ? Wir wissen doch nicht einmal wo wir sind.“
„Ich weiß es noch nicht, aber wir sollten nicht zulange hier verweilen, sonst spürt man uns noch auf.“, keuchte Nibur und erhob sich. Dann verschwand er in der Dunkelheit.
Der kleine mitgerissene Bursche blieb jedoch sitzen und ging nicht weiter, bis er merkte, dass Nibur schon längst weg war.
In der Morgenfrühe kam Nibur an einen Strand am Rande des Waldes. Der Wald lag noch komplett im Dunkeln und wurde langsam von Sonnenstrahlen betastet, das Gras wurde leicht und sanft vom Tau getrocknet, die ruhigen Wellen schlugen auf den Sand und Nibur entspannte für eine kurze Zeit, doch dann trug der Wind einige Stimmen mit sich, es schien so, als ob eine riesige Menschenmenge in der Nähe sein musste und Nibur hielt sofort Ausschau nach ihnen.
Der Blick schweifte umher, bis dieser auf einen Hafen traf, sofort rannte Nibur in dessen Richtung und sah die vielen Händel, die in verschiedenen Sprachen handelten und feilschten, die prächtigen Schiffe von reichen Herren und die Mannschaften, die sich auf die hohe See vorbereiteten. Der Junge stieß gegen einen dickwanstigen Matrosen, der ihn sofort anfuhr: „Hast du keine Augen im Kopf? Pass gefälligst auf, wo du hinläufst, du Knirps, oder fass mit an!“
Eingeschüchtert half Nibur dem grimmigen Mann und befand sich sogleich auf einem Schiff. Erstaunt schaute er sich um und bemerkte nicht, wie schnell die Zeit verstrich und als er das Schiff verlassen wollte, merkte er auch, dass es schon abgelegt hatte und sie bereits in See stachen.
„Wo hin fahren wir?“, fragte er höflich einen der umhereilenden Männer. „Zu den südlichen Inseln“, antwortete dieser, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
-
Tabak ist gut
Die Schafe zeigen mir, dass die Gerüchte stimmen – dass Namur nicht gelogen hat. Sie gehen nicht mehr ihren alltäglichen Gewohnheiten nach, fressen nicht richtig. Fürchten sich nicht mehr vor der Höhle. In der Höhle schläft es nie. Zwei Auen hat es erwischt, kamen einfach nicht wieder: gerissen. Meine Anzahl schrumpft. Wenn das so weitergeht, kann ich das Hirtenleben bald beiseite legen ... Zu viel Unheil in der Luft.
Namur erzählte mir von den Gerüchten, die von Silden ausgehen. Er hat seine eigene Herde in Sicherheit gebracht, weg vom Weidenplateau nahe der Stadt. Dort muss er Wind von dem ganzen Scheiß bekommen haben. Hat aber noch kurz bei mir vorbeigeschaut, bevor er weiter nach Osten zog – keine Ahnung was er da zu finden glaubt. Ich bin mir aber sicher, dass er einige meiner Schafe geklaut hat. Seine Anzahl war auch nicht mehr das, was sie einst war. Aber meine ist jetzt lächerlich klein.
Namur meinte, es herrsche Krieg. Erneut – oder noch immer? Krieg um meinen Weiden herum. Er übertrieb, aber er hatte recht wenn er meinte ich sollte mit ihm gehen. Hätte ich das mal gemacht, vielleicht hätte er dann meine Schafe in Ruhe gelassen. Und vielleicht hätte mein Bock sich dann nicht im Fluss ersoffen. Zu viel Unheil in der Luft; die Tiere spüren das.
Das letzte Mal war ziemlich aufregend. Der Krieg des Königs. Haben uns vor den großen Orks verbergen müssen, Namur und ich. Sind im nördlichen Wald geflohen und später auf Rebellen gestoßen. Vernünftige Leute, haben uns nie verhungern lassen. Irgendwann sind wir dann mit denen zurück in die Stadt. Bedauerlich; wir hatten eine wohltuende Zeit im Wald.
Gestern fragte ich mich noch, wo die Schlacht sich wohl abspielen mochte, doch in der Nacht ist ein Mann ans Flussufer gespült. Ich dachte es wäre ein Krieger. Das Wasser um ihn herum war gefärbt. Rosa.
Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen, hab ihn am Rande meiner Weiden begraben. Er trug nur noch seine Rüstung; die habe ich ihm gelassen, war nicht mehr so gut in Ordnung. Den Rest habe ich an mich genommen. Da war ein Schwert – so was hatte ich noch nie gesehen: lang und dünn, leicht gekrümmt. Und scharf, viel schärfer als mein Messer. Aber ich kann damit nicht umgehen – stich mir dauernd fast irgendwo rein. Ein Amulett habe ich dem Mann auch entnommen; ist bestimmt eine Menge Wert wenn der Krieg vorbei ist, genau wie das Schwert.
Und das Buch. Wohl kaum ein Buch, eher ein Packen Pergamentfetzen. Es war in seiner Rüstung versteckt, kaum noch lesbar. Er hat einiges geschrieben, zuerst von der Landschaft: von Schnee und Eis und kaltem Wind. Von einem langen Marsch und Friedensbrüchen – Friedensbrüche im Norden. Krieg. Das passt, denn der Fluss fließt nach Süden. Der Mann war ein Späher, doch er schreibt nicht für wen, nur, dass er seine ehemaligen Vertrauten bespitzelt hat, wie sie sich gegenseitig die Köpfe einhauten. Dabei wurde ihm der Kopf eingehauen, der Unglückliche. Muss sich über die Grenzen nach Myrtana geschleppt haben, hat ihm aber nicht viel gebracht.
Ich war nie in Nordmar, das eigentlich gar nicht so weit sein soll. Aber ich würde mir bestimmt den Arsch abfrieren da oben. Meine Welt ist meine Weide, und war ab und zu Namurs Weide, wenn er wieder Wacholder hatte. Ich weiß zwar wo Silden ist, und ungefähr wo Geldern liegt, aber da hört es dann auf. In Geldern soll es Magier gegeben haben. Ich wünschte, ich hätte mal einen getroffen, aber zu meinen Weiden kommen keine Magier. Da bliebe zu viel Schlamm an ihren Stiefeln kleben – das sagt Namur. Namur, dieser Hund, hat meine Schafe gestohlen. Hätte mich doch wenigstens fragen können!
Zuletzt schreibt der Mann nur noch von irgendwelchen Inseln im Süden. Er nennt sie die Südlichen Inseln - wie einfallslos. Aber es hört sich schön an, und der Späher hatte sich vorgenommen nach dem Krieg dorthin zu gehen. Tut mir Leid, dass ihm das nie gegönnt war. Er beschreibt die Inseln als „Sonnenparadies“: Wiesen, Wälder, Flüsse. Viele Menschen. Und viel Tabak. Tabak ist gut.
Was oben passiert, kommt irgendwann runter, meinte Namur; deswegen ist er geflohen. Vielleicht sollte ich zu den Südlichen Inseln gehen – das hätte der Mann getan. Dort soll kein Krieg herrschen, dort ist die Luft rein, wie der Späher schreibt. Rein genug für meine Schafe? Er schreibt auch von irgendeinem Beliar, da unten im Süden. Irgendwas vages, hab’s nicht begreifen können. Hoffe er ist kein Hirte: Konkurrenz war noch nie hilfreich.
Zu den Südlichen Inseln also. Dann brauche ich ein Boot, und mehr Wacholder; Namur hat mir nur zwei Flaschen dagelassen. Der Hund, klaut erst meine Schafe und danach den Wacholder – unseren gemeinsam erarbeiteten Wacholder aus Khorinis. Da waren gewiss mehr als zwei Flaschen für jeden. Ohne Wacholder läuft doch nichts.
Die Fischer in Silden haben zweifellos ein Boot, vielleicht darf ich es leihen. Passen meine Schafe auf ein Fischerboot? Nee, dazu ist meine Anzahl zu groß. Haha, meine Anzahl ist zu groß. So ein Quatsch.
Aber ich werde schon ein geeignetes Boot finden. Das bin ich den Schafen verschuldet, sonst werden die alle zu Spinnern, ich auch; zu viel Unheil in der Luft.
Ja, ich gehe zu den Südlichen Inseln. Keine Ahnung wo die sind, im Süden. Dort wo es viel Tabak gibt. Tabak ist gut.
Last edited by Namur; 03.11.2008 at 19:39.
Reason: ein paar Punkte gelöscht und ein paar Kommas und Gedankenstriche und all so'n Zeugs eingefügt =)
Posting Permissions
- You may not post new threads
- You may not post replies
- You may not post attachments
- You may not edit your posts
|