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  1. #1 Zitieren
    Deus Avatar von Oparilames
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    Oparilames ist offline
    Das Thema ist mir gestern Abend in den Kopf gekommen.
    Damit hier jeder weiß, was gemeint ist, erkläre ich den Begriff hier mal...

    Mit entwaffnender Ehrlichkeit ist folgendes gemeint:
    Ihr seid oft so ehrlich wie es nur geht, auch wenn das, was ihr sagt eure/n Gegenüber hart treffen könnte/n.

    Hier mal ein Dialogausschnitt von gestern.

    Freundnin vom Vater: Wie würdest du es denn finden, wenn ich gehen und nicht mehr wieder kommen würde?
    [schweigen]
    Ich: Vielleicht würde es mich sogar freuen, wenn mein Vater am Boden herum kriecht und nurnoch wie ein Trauerklos lebt und vielleicht seines Lebens nicht mehr froh wird.
    [...]
    Der orginale Wortlaut war anders, aber mehr müsst ihr vom Gespräch auch nicht wissen.

    Wie seid ihr in diesem Bereich?
    Seid ihr auch so ehrlich, oder könntet/könnt ihr das nicht?
    Würdet ihr solche Ehrlichkeit einer anderen (welcher?) vorziehen?

    Der Begriff entwaffnende Ehrlichkeit trifft, das was ich meine vielleicht nicht ganz.
    Vielleicht würde "vollkommende" Ehrlichkeit das eher treffen.

    mfg Oparilames
    Oparilames nachdem er seinen Gesellenbrief erhalten hat:
    »Das war's mit dir, du Mistvieh!«
    Geändert von Oparilames (06.10.2008 um 22:13 Uhr)
  2. #2 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Razzledazzleduke
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    Razzledazzleduke ist offline
    Zur Ehrlichkeit prinzipiell würd ich sagen, Sie vereinfacht kollosal das Leben.
    Ausserdem denke ich man spart eine ganze Menge Zeit u. Nerven. Ich denke das die Meisten Lügen irgendwann aufgedeckt werden und dann müßen die Löcher die Sie reissen, mit immer neuen Lügen gestopft werden, kann passieren das dann plötzlich das ganze Leben nur noch aus Lügen besteht. Ich persönlich nehme solche Typen nicht ernst, mir ist das zu stressig, ausserdem verschwendete Lebenszeit. Natürlich gibt es Schweinehunde die fast immer durchkommen u. es gibt die Typen die von Lügen Leben, Politiker, Makler u.s.w.. Die meisten leben, nach Ihrer Meinung besser wie ich, vor allem nach materiellen Gesichtspunkten. In meiner Verwandtschaft gibts genug davon, sollen Sie, mich stört diese Fassade wenig. Wenn Einer sich immer mehr zusammenlügen muß, ob es um Ansehen geht oder materielle Dinge, nun der Kann mir erzählen das er glücklich ist, ist halt eine Lüge mehr. Natürlich verlangt mir mein Überich auch Einige, vor allem Selbstlügen, ab. Wie sollte ich auch sonst in diesem System funktionieren. Kann am Ende auch nur versuchen so ehrlich wie möglich zu sein.
    Konkretes Beispiel für entwaffnende Ehrlichkeit:
    Nun meine Grossmutter, stolze 90, wird manchmal weinerlich. Dann sagt Sie sie könne ja bald sterben, kommt ja Keiner mehr u. Niemand bräuchte Sie.
    Dann sag ich schon mal: "Na wenn das so ist Omma, kann ich ja gleich wieder gehen u. wenn dich Niemand besucht, bin ich ja jetzt auch nicht da."
    Dieser "Schuss vor den Bug" bewirkt immer wahre Wunder. 5min. später trinken wir einen Kümmel u. Sie erzählt mir lustige Anekdoten aus meiner oder ihrer eigenen Kindheit. Also Ehrlichkeit kann sehr heilsam für die Psyche sein.
  3. #3 Zitieren
    Krieger Avatar von McFlow
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    McFlow ist offline
    Ich denke schon, dass "entwaffnende Ehrlichkeit" ein ganz guter Begriff dafür ist. Razzledazzleduke, du sprichst mir da aus der Seele, ich sehe das ziemlich genauso.
  4. #4 Zitieren
    Waldläuferin Avatar von Donna
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    Donna ist offline
    Zitat Zitat von Oparilames Beitrag anzeigen
    Das Thema ist mir gestern Abend in den Kopf gekommen.
    Damit hier jeder weiß, was gemeint ist, erkläre ich den Begriff hier mal...

    Mit entwaffnender Ehrlichkeit ist folgendes gemeint:
    Ihr seid oft so ehrlich wie es nur geht, auch wenn das, was ihr sagt eure/n Gegenüber hart treffen könnte/n.
    Wie seid ihr in diesem Bereich?
    Seid ihr auch so ehrlich, oder könntet/könnt ihr das nicht?
    Würdet ihr solche Ehrlichkeit einer anderen (welcher?) vorziehen?

    Der Begriff entwaffnende Ehrlichkeit trifft, das was ich meine vielleicht nicht ganz.
    Vielleicht würde "vollkommende" Ehrlichkeit das eher treffen.

    mfg Oparilames
    Also gerade die Ungeschönte Wahrheit, hat schon so manchen die Waffen strecken lassen.
    Leider mußte ich nur all zu oft die Erfahrung machen, das ein großteil der Menschen, es einfach als zu Unbequem empfindet, sich Ehrlich zu äussern und die damit verbundenen Konsequenzen zu tragen. Das beginnt doch häufig mit kleinen Dingen. Hier und da ,,mal'' ne kleine Notlüge. Doch wo ist die Grenze ?

    Ich Persönlich hatte vor Jahren, in meiner Jugend, einfach keinen Bock mehr ständig zu überlegen, wem man was wann und wie gesagt hat. Oder das alltägliche hinterm Rücken gerede.
    Dazu sollte man wissen, ich bin in einer Familie aufgewachsen mit einem sehr großen Frauenanteil, unmengen an Tanten und so. Nichts gegen Frauen (bin ja selber eine) aber zugegeben GERADE Frauen neigen doch sehr zum gehässigen lästern. Dank meiner rebellischen Pupatätsphase habe ich schließlich irgentwann gesagt A.... lecken. Man kann's doch ohnehin NIE allen Recht machen. Da bleibe ich mir doch lieber selber treu. Leicht war und ist es so aber nie gewesen und so manches mal frage ich mich selbst, ob ich es mir nicht nur unnötig schwer mache. Andersherum habe ich auf diese Weise aber auch ,zwar nur wenige, wirklich ganz tolle Freunde gewonnen.
    Zu Anfang wurde meine Art der schonungslosen Ehrlichkeit zumeist als plump vor den Kopf empfunden. Herje, das war sie auch. Aber ich habe gelern das ganze mit einem gewissen Charme und einem Augenzwinckern zu mischen. Mittlerweile halte ich das nicht nur Privat so, sonder seit einiger Zeit auch beruflich.

    Mit Ehrlich am Arbeitsplatz, mein ich die sogenannten ,,Notlügen''.
    Z.b. :
    Ich habe gestern sowas von Verschlafen. Sage und schreibe so gegen 10:30 bin ich dann mal wach geworden. Habe zwar ein Handy, naja aber Guthaben, Hmhhh. Also Angezogen und zufuß zum Büro, umweg um die Baustelle und ,na Klar, keiner mehr da, Büro zu.
    Heute kam ich dann zur Arbeit, im Büro mein Chef und 2 Kollegienen. Eigentlich wollte keiner von denen wirklich wissen wo ich gestern war, weil dort alle wissen, das ich an einer Eßstörung leide und ab und an kaum auf die Beine Komme.Von daher kam nur die Frage, Ob es heute wieder ginge.
    Daraufhin meinte ich , daß es mir recht gut ginge und ich gestern ganz einfach Verschlafen habe. Zwar kennen meine Kollegen meine spezielle Art mitlerweile schon recht gut, aber so ganz nachfollziehen konnten es die meisten dann doch eher nicht. Und wieder das Argument, Das hättest du auch einfacher haben können.
    Ach wirklich ? Nun, mein Chef war so begeistert, das er mir den gestrigen Tag nicht abzieht. Und er hat mir sogar eins der alten Festnetztelefone aus dem Büro geschenkt.

    Wie gesagt ECHTE FREUNDE und das VERTRAUEN seiner Mitmenschen kann der Lohn des Ehrlichen sein. Doch der Weg ist jederzeit Hart, doch lohnt er sich.

    Manch einer dachte auch schon über mich, ich wäre der geborene ,,Ins Fettnäpfchen treter''. Nee, ihr irrt euch, ich seh die wohl, ich bin mir jedoch nicht zu schade mir die Finger bzw. die Füße ,,schmutzig'' zu machen. Frei nach dem Motto : Gerade heraus, der einzigste Schmutz ist die Lüge !

    PS.: Am 25. Dezember ist wieder Famielientreffen angesagt. Ich bin auch dabei und all die Tanten. Ich frage mich wann die es endlich lernen ? Alle Jahre wieder, aufgedeckte Intriegen unter Schwestern. Fröhliche Weihnachten.

    PPS: Der Geist eines Hundes ist Klar, und was er dir sagt allzeit Wahr.
  5. #5 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    HerrFenrisWolf ist gerade online
    Entwaffnende Ehrlichkeit kann ein verdammt zweischneidiges Schwert sein, ich hab das mal gut ein halbes Jahr gnadenlos praktiziert, erst hab ich mich erstaunlich gut gefühlt und dann kam ein Schuss in den Ofen nach dem Anderen. Das zeigt eigentlich wie schlecht unsere Gesellschaft ist, wenn man die Wahrheit verschönen und lügen muss um in ihr zu leben. Naja jetzt bin ich oft ziemlich sarkastisch, das hat auch seinen Reiz.....
  6. #6 Zitieren

    Foren-Mutter
    Avatar von meditate
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    meditate ist offline
    nunja, das liegt aber daran, dass jede wahrheit auch eine individuelle ist. wenn ich jemandem sage, du bist dumm, dann ist das meine einschätzung. selbst wenn ich mich im gesellschaftlichen konsens befinde. hier wird von entwaffnender ehrlichkeit gesprochen, es gibt aber auch den begriff schonungslose ehrlichkeit oder gnadenlos ehrlich. woher kommen diese begriffe wohl?

    unsere vorstellung von ehrlichkeit und wahrheit ist gesellschaftlich geprägt. das sollten wir uns immer vor augen halten.
  7. #7 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Razzledazzleduke
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    Razzledazzleduke ist offline
    Es ist ja in letzter Zeit oftmals so, das man von "Deiner" u. "Meiner" Wahrheit spricht. Sehr gern wird das vom vermeindlich "stärkeren" Part benutzt um dem "Unterdrückten" auch noch die letzten Argumente zu nehmen. Gern wird es aber auch von Jedermann benutzt um die Resignation zu vertuschen u. der Lustlosigkeit einer Auseinandersetzung mit Problemen, ein Alibi zu verschaffen. Ich bin kein Freund von verschiedenen "Wahrheiten", da ich positives Denken bevorzuge. Dabei sehe ich bei positiven Denken keine Rücksichtslosigkeiten zur Erschaffung materieller Vorteile(bemühe mich)oder gar die Verschleierung von Missständen um sich einzulullen u. "momentanes" Glück zu geniessen(das klappt schon gut). Nö, man sollte schon seine Ehrlichkeit so gut wie möglich vom gesellschaftlichen Konsens u. Modeströmungen fernhalten, so gut das halt möglich ist. Das Leben ist halt ein andauender Lernprozess. Auf lange Sicht greift dann irgendwann unverfälschte Zweckmässigkeit für sich UND die Gemeinschaft. Natürlich wird eine solche Ehrlichkeit von Betroffenen mit negativen Attributen wie schonungslos/gnadenlos belegt, meist ist Sie das ja momentan dann auch.
    Ein Beispiel aus jüngster Zeit.:
    Ein mit mir gut befreundetes Paar trennte sich vor Kurzem. Im Leben meines Freundes hat seine Tochter aus früherer Beziehung einen riesen Stellenwert. Deshalb hatten Freundinnen oft das Gefühl zu kurz zu kommen, so war es jetzt auch. Meine Bekannte hat also gepokert u. ihre Ansprüche mit Ultimaten untermauert u. dann auch "Schein"konsequenzen durchgezogen. Mein Kumpel war schockiert, brauchte Hilfe u. zog mit mir, wie früher, um die Blocks. Bei der 4. Party funkte es bereits u. er war wieder in einer glücklichen Beziehung. Nun war die Freundin ein Häufchen Elend, die Welt brach zusammen u. sie konnte sogar mehrere Wochen nicht arbeiten. Wir haben ihr so gut geholfen wie es ging beim Umzug u.s.w.. Am Boxingday, mein Sohn ist da traditionell bei seiner Ma+Bruder, lud ich sie mit noch einer Bekannten zum Essen ein. Hab mir Mühe gegeben u. ein ordentliches Menü zusammengebracht. Sie kam an ein Häuflein Elend, was fror u. nichts essen "konnte". Es ging natürlich sofort um das Unglück, sie könne nicht mehr mit Ihm telefonieren u. wenn sie weiter SMSe schicke würde er das Handy abmelden. Da schluckt man zunächst u. überlegt. Mir ist es gelungen den eisernen Griff der Selbstvorwürfe u. Trauer mit Hilfe von Wut zu sprengen. Wut ist ja bekanntlich produktiv u. reinigt die Seele. Ich sagte ihr also auf den kopf zu, denkst du mein alter Freund den ich seit 15 Jahren kenne, macht dies um dir zu schaden? Oder denkst du er verhält sich so weil er es für das Beste hält? Das machte sie wütend, "Ich hab nie behauptet das er was Schlechtes will!" u.s.w.u.s.w.. Na, was soll ich sagen, der Teller war dann doch leer u. ich stellte noch Pfannen u. Salate auf den Tisch(wichtig bei 50kg Gewicht) u. wir haben sogar noch Wein getrunken(das ging angeblich gar nicht) u. irgendwann war sogar der dicke Pulli+Strickjacke weg u. man sass da im Top, im Gesicht 10Jahre jünger. Wir waren Alle erleichtert. Man hätte nun auch Hirngespinste erzählen können, nach dem Motto, ihr kommt wieder zusammen, hätte vielleicht auch kurzzeitig gut getan, aber was wäre dannach gekommen? So war es viel schwerer, man mußte alle Sensibilität aufbringen u. mehr u. vielleicht auch auf Glück hoffen, auf jedenfall ist es aber dauerhaft. Ich denk diese Ehrlichkeit war sowohl entwaffnend, weil sie die Waffen der Vorwürfe u. unbewusster Erpressung zerbrach u. ein Stück schonungslos war es wohl auch, auch wenn ich versucht habe es so sensibel wie mir möglich rüberzubringen.
    Ich bleib also dabei, Ehrlichkeit zahlt sich irgendwann aus, ob unmittelbar wie bei den Erpressungsversuchen von Oma oder erst nach Wochen/Monaten/Jahren. Ich denk auch wie Donna, man hat dann weniger aber richtige Freunde u. die sind wohl mehr wert wie tausende Bekannte.
    Einer meiner besten Kumpel sagt manchmal mit rollenden Augen "Du bist aber mal wieder dermassen direkt u. schonungslos." dann kommt aber noch grinsend hinterher "Wir wissen ja wie du es meinst.".

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