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    Krieger Avatar von Sheyra
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    Sheyra ist offline
    In der Dunkelheit war er kaum mehr als eine Einbildung. Nicht einmal ein Schatten, eher eine Täuschung des Auges. Sobald man hinsah, war er bereits verschwunden. Oder nie dagewesen, je nachdem. Doch Sheyra sah ihn trotzdem. Sie kannte seine Art sich zu bewegen. Sie kannte seine Art, plötzlich zu verschwinden. Er war ihr Vater, trotz allem.
    Nicht, dass es das besser machte.
    Er kam direkt auf sie zu. Volle Montur, Stiefel, Handschuhe, Schwerter hoch am Gürtel, dunkler Panzer, glanzlos in der Nacht. Er kam direkt auf sie zu und sie ließ ihn kommen, wartete mit angehaltenem Atem weiter ab, doch entkommen lassen würde sie ihn nicht.
    Dafür war sie viel zu wütend.
    Als er noch drei Schritt entfernt war, trat Sheyra aus ihrem Versteck. Ihr Vater blieb stehen, gesichtslos in den Schatten, nur ein schwaches Glitzern dort, wo sein verbleibendes Auge sein musste.
    "Du hast vielleicht Nerven", sagte Sheyra mühsam beherrscht.
    "Sheyra . . ." Die Stimme war leise, als versuchte er seine Emotionen zu unterdrücken. "Lass mich ziehen."
    "Einen Dreck werde ich", schnaubte Sheyra.
    Zeyron auf ihrer Schulter vergrub den Kopf unter seinem Flügel.
    "Bitte. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst."
    Beinahe hätte sie laut gelacht.
    "Das seh ich."
    Der Sarkasmus traf, das Glitzern verschwand für einen Moment.
    "Was fällt dir eigentlich ein", sie trat einen weiteren Schritt auf ihn zu, "Zuerst dieses ganze Theater in der Taverne und dann machst du dich einfach davon, als wäre nichts gewesen? Was zum Henker läuft da in deinem Kopf? Machst du dir eigentlich auch irgendwann einmal Gedanken über andere?"
    Sie war immer lauter geworden, schrie inzwischen, doch das war Sheyra egal. Irgendwo in der Dunkelheit wurde wuchtig ein Fenster zugeschlagen.
    "Was ist mit Mutter? Was hat sie dir geschrieben? Verdammt nochmal, warum redest du nie mit mir?!"
    Da kamen Tränen, ein ganzer Schwall, doch sie konnte sie nicht zurückhalten. Sie konnte sehen, wie Frost die Hände ballte.
    "Sie . . . etwas muss im Norden passiert sein. Zuerst kamen Tiere über den Pass . . . ganze Herden. Dann kamen neue Angriffe. Aber es scheint sich um keine neue Invasion zu handeln, dafür kamen sie zu vereinzelt und unorganisiert. Kinder, Alte, halb verhungerte Jäger . . . alles, was noch laufen kann."
    Sie hörte ihren Vater schwer schlucken. Da war etwas in seiner Stimme, egal, wie sehr er sich bemühte. Er hatte Angst.
    "Esthera glaubt, dass es einen Grund für die Flucht gibt."
    Sheyra fühlte plötzlich einen unangenehmen Druck auf der Brust.
    "Ein Jäger?"
    Frosts Schatten nickte. Sheyra spürte, wie Zeyron auf ihrer Schulter unruhig wurde.
    "Sie will die Sache untersuchen. Elistin ist bei ihr, vielleicht auch das restliche Rudel. Ich hoffe es."
    Sheyra schluckte krampfhaft, setzte zu einer Antwort an, ballte hilflos die Fäuste. Irgendwie hatte sie es fast geahnt. Hoffnungen . . . wie qualvoll sie doch zugrunde gingen.
    "Aber warum sagst du mir dann nichts davon? Ich hab doch genauso ein Recht, es zu erfahren!"
    Ihr Vater hob die Schultern.
    "Ich . . . ich wollte nicht darüber reden. Hilft nichts, wenn wir uns beide den Kopf zerbrechen. Ich . . . tut mir leid."
    Sheyra zwang sich, tief durchzuatmen.
    "Und warum rennst du dann mitten in der Nacht davon? Hast du auch nur einmal versucht, dich in meine Lage zu versetzen?"
    "Ich muss gehen", erwiderte Frost, schon beinahe flehend.
    "Warum?"
    Eine große Atemwolke entwich in die Nachtluft.
    "Ich brauche Zeit zum Nachdenken."
    Sheyra blinzelte.
    "In voller Bewaffnung?"
    "In der Nähe gibt es mehrere Orte starker Magie. Orte, wie sie Geister nur so anziehen."
    Sheyra fasste sich an die Stirn.
    "Und du hast Angst, dass sie einen Jäger anlocken könnten und ziehst deshalb los, um den halben Wald in Schutt und Asche zu legen. Tolle Idee, wirklich ganz großartig . . ."
    "Spar dir den Sarkasmus."
    Sheyra trat vor und packte Frost an der Schulter.
    "Was glaubst du denn, damit zu erreichen?"
    Frosts Hand kam hoch und schlug Sheyras unsanft beiseite.
    "Ich verhindere, dass sich hier eine Katastrophe wie damals in Tiefenfurth wiederholt."
    "Wie überaus nobel." Sheyra schüttelte den Kopf. Dann trat sie zur Seite. "Weißt du was? Mach doch, was du willst. Du hörst ja doch nicht auf mich. Aber erwarte bloß nicht, dass ich immer noch hier bin, wenn du zurückkommst. Wenn du zurückkommst."
    Ihr Vater hob die Hand, wie um Sheyra festzuhalten, doch auf halbem Weg ließ er sie sinken. Etwas schien sich in den Schatten seines Gesichts zu bewegen. Er murmelte etwas Unverständliches, dann drehte er sich mit einem Ruck um und stapfte davon. Sheyra beobachtete, dass seine Hände dabei auf den Schwergriffen lagen. Einen Moment lang blickte Sheyra ihm noch hinterher, dann spuckte sie auf den Boden, wo er gerade gestanden hatte und wandte sich ab.
    "Fahr doch zur Hölle", flüsterte sie.

  2. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #362
    Veteranin Avatar von Saiya
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    Saiya ist offline
    Einige Tage war es bereits her, als Saiya diesen Händler ausgeraubt hatte. Mit dem dabei erworbenen Geld konnte sie sich ein warmes Zimmer in der Taverne leisten, mit einem richtigen Bett, und musste nicht auf so einer schäbigen Hängematte, wie Miracoli eine hatte, schlafen. Wie jeden Abend saß die junge Diebin gelangweilt in der Taverne herum und wartete vergebns darauf, dass irgendetwas interessantes passieren würde. Sie hätte bei Miracoli vorbeischauen können, was er so trieb, doch musste sie sich eingestehen, denn Weg zu seiner Ruine vergessen zu haben.

    Niemand machte von dem Kerl Notiz, der zu dieser späten Stunde in die Taverne kam. Erst als er anfing, einen Nagel in die Holztür zu hämmern und daran ein Stück Papier befestigte, wurden einige auf ihn aufmerksam.
    "Wer uns Hinweise mitteilt, die erheblich zur Ergreifung dieser Diebin mitwirken, wird reichlich entlohnt werden." Mit diesen Worten verließ der Kerl die Taverne wieder. Die ersten Leute begaben sich zur Türe, und betrachteten das Bild genau.

    Saiya hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Was, wenn es genau so wäre, wie sie es gedacht hatte? Dass der Händler ihren Überfall gemeldet hatte, und ein Fahndungsbild anfertigen lies? Wieso war sie nur so verdammt leichtsinnig gewesen? Sie hätte ihn so leicht umbringen können, und sich womöglich so viel Ärger erspart.

    "Das ist doch ..." hörte sie einen der Männer sprechen, der sich sogleich auch in ihre Richtung drehte und sie anstarrte. "Oh scheiße." gab sie leise von sich, stand auf und lies ihren Blick rasend schnell durch die Taverne kreisen, bis er an einem der Fenster stehen blieb. "Das ist meine einzigste Chance." dachte sie sich. Mit einem schnellen Sprung begab sie sich auf den Tisch, an dem sie gerade noch gemütlich gesessen hatte. Nun jedoch sprang sie von Tisch zu Tisch Richtung Fenster, von der anderen Seite kamen schon die Männer angestürmt. "Leicht verdientes Geld." hörte sie einen von ihnen rufen.

    "Jetzt oder nie." Mit beiden Füßen sties sich Saiya vom Tisch ab und flog unter klirrenden Geräuschen durch die Fensterscheibe. Kurz musste sie soch von dem Sturz erholen und sich wieder fangen, doch blieb ihr nicht allzuviel Zeit; die Sildener waren schon längst aus der Taverne gekommen und nahmen die Verfolgung auf.

    "Bleib stehen du Diebin!" Doch Saiya hörte nicht, im Gegenteil. Wie vom Teufel persönlich verfolgt, nahm sie ihre Beine in die Hand und rannte was das Zeug hält. Wohin? Wusste sie nicht. Kannte sie sich hier in der Gegend überhaupt nicht aus, und dann war es auch noch dunkel. Schon als sie aus Silden rausgekommen war, hatte sie unbewusst den Weg verlassen; die mit Fackeln ausgestatteten Sildener ihr natürlich auf den Versen, doch verloren sie die Diebin aus dem Blickfeld, als diese mit einem wagemutigen Sprung im Dickicht verschwand. "Nicht Atmen." dachte sie sich, als bedrohlich nahe an ihr die Suchenden vorbei gingen.

    "Mist. Sie ist entkommen." schrie einer Männer. "Lasst uns zurück gehen. Hier in der Dunkelheit finden wir sie eh nicht." Saiya wartete noch einige Minuten auf den Boden gepresst im Dickicht, als sie sich vorsichtig erhob, und die Lage überprüfte. "Das ist ja gerade nochmal gut gegangen. Aber wo zum Teufel bin ich hier?" Das war eine wirklich gute Frage. Wo war sie? Aus welcher Richtung war sie gekommen? Und wo wollte sie überhaupt hin, jetzt, wo sie eine ganze Weile erstmal nicht mehr in Silden blicken lassen konnte? Fragen, auf die sie keine Antwort wusste. Noch nicht.

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    Cheshire Cat  Avatar von Superluemmel
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    Superluemmel ist offline

    Nördliche Wälder Sildens

    Morgennebel lag tief über den Wäldern. Über Nacht war es empfindlich kalt geworden, kalt und feucht. Nun hing dichter, weißer Dunst über dem Boden und kroch langsam die Berghänge hinauf. Dicht genug, dass die eigenen Stiefel nicht mehr zu erkennen waren und sich vereinzelt Inseln aus Moos aus dem makellosen Weiß erhoben. In Richtung Osten waren die Bäume nur Schemen gegen das diffuse Licht der tiefstehenden Sonne. Tauperlen glitzerten wie Millionen winziger Kristalle auf Moos und Farn. Hoch über seinem Kopf, zwischen den Ästen der Bäume hindurch, konnte Frost makelloses Blau erkennen.
    Wenn das mal kein perfektes Wetter für eine Geisterjagd war.
    Frost wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Nicht, dass er irgendetwas Außergewöhnliches sehen konnte. Nein, selbst das Auge des Jägers sah zur Abwechslung nichts weiter als wogende weiße Schwaden und dazwischen die schwarzen Säulen der Bäume. Genau das ließ ihn vorsichtig werden. Das sonst Kopfschmerzen versprechende Chaos aus dutzenden möglichen Realitäten fehlte. Die Sicht auf seinem rechten Auge glich fast exakt der seines eigenen. Das war außergewöhnlich genug. Der Wald wirkte leer, ausgesaugt, tot.
    In diesem Moment sah er es. Er hatte eine Lichtung erreicht. Eine dieser Lichtungen, wie man sie im Märchen erwartete: In der Mitte eine alte Tanne, groß genug, dass sich ein Bär eine mehrräumige Höhle zwischen den Wurzeln hätte graben können. Dichtes Moos und dazwischen große Kolonien von Pilzen, die stellenweise Ringe von erstaunlich korrekter Geometrie bildeten. Fehlten nur noch herumschwirrende Feen und griesgrämige Leprchauns.
    Schon als er die Lichtung betrat, wusste Frost, dass er hier nicht einmal einen Grashüpfer finden würde. Von den üblichen Kleinsttieren im Moos fehlte jegliche Spur. Das Moos selbst fühlte sich unter seinen Stiefeln trocken wie ein gestrandeter Schwamm an. Selbst die Luft schien an diesem Ort stehengeblieben zu sein.
    Frost näherte sich dem Baum, wobei er die größte Vorsicht fahren ließ. Wenn irgendetwas in der Nähe gewesen wäre, lebend oder übernatürlich, hätte es in dieser toten Zone wie ein Leuchtturm gestrahlt. Hier war nichts mehr. Selbst die Geister mieden diesen Ort.
    Seine Hand berührte die Rinde des Baumes. Er war wenig überrascht, als die Rinde großflächig unter der leichtesten Berührung wegbrach und den Blick auf den kalkweißen Stamm freigab. Als er etwas zusätzlichen Druck auf das Holz ausübte, ließ es sich problemlos eindrücken. Eine staubige Wolke stieg aus dem Loch im Stamm. Frost trat zurück und blickte zweielnd an dem Baum empor. Fehlte nur noch, dass ihm das ganze Ding auf den Kopf fiel. Doch die Tanne regte sich nicht, die Äste selbst im Wind steif und ohne Nadeln. Frost tippte mit der Stiefelspitze einen der Pilze an. Der Pilz sackte in sich zusammen wie ein Sack Kartoffeln und löste sich, wo er den Boden berührte, in weißen Staub auf.
    Definitiv auf dem richtigen Weg.
    Er sank in die Hocke und breitete über den Knien die Karte aus, die ihm Ornlu überlassen hatte. Sein Blick glitt zur Sonne. Das Licht strahlte nach wie vor durch den gesamten Wald, ohne dass sich ein gemeinsamer Ursprung ausmachen ließ, aber er war Tage wie diese aus der Rimmersmark gewohnt. Die erwähnte Krypta lag ein Stück weiter den Berg hinauf in einer kleinen Felsenschlucht. Dann war da noch eine verlassene Mühle in der entgegengesetzten Richtung. Früh am Morgen steigt es sich noch besser aufwärts, dachte sich Frost, faltete die Karte und machte sich auf den Weg.

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    Siana ist offline
    Der Himmel war mit weißen Wolken übersät, die Sonne kaum auszumachen, obwohl ihr Licht seinen Weg in jeden noch so entlegenen Winkel fand. Und dennoch war es nicht wirklich warm. Schon gar nicht für Siana, die beinahe damit begonnen hatte, sich an das Klima in Varant zu gewöhnen, von wo sie vor gut einer Woche zurück zum Dorf des Waldvolkes gereist war.
    Das Wetter und der Wald, der langsam aber sicher immer farbenfroher wurde, waren genauso, wie man sich den Herbstanfang vorstellen konnte. Die Braunhaarige konnte sich diese Unzahl von Blättern nicht von den Bäumen denken, schließlich lebte sie noch kein Jahr lang in Silden und den schier unendlich großen Wäldern drumherum. Sich diese kahl vorzustellen war auch nichtmal nötig, da dieses Erscheinungsbild das Jetzige in einigen Wochen ohnehin ersetzen würde.

    Gesprächsfetzen, das Marktgeschreie der Händler am Platz vor der Mühle und all die anderen Geräusche, die mit diesem Teil des Dorfes in Verbindung zu bringen waren, drangen ohne Rücksicht auf Verluste an Sianas Ohr, was ein wenig mehr als nötig behinderte, konzentriert nach einer Person zu suchen, die sie in der Menge sofort hätte ausmachen müssen. Den ganzen Tag war die Frau bislang erfolglos dabei, durch das Dorf zu laufen, um ihre zur Zeit letzte Pflicht zu erfüllen, namentlich Miracolis Lehre. Kaum zu glauben, dass sie ihn bis jetzt noch nicht gefunden hatte, besonders klein war er schließlich nicht.
    Hütten, die daranhängenden Kletterpflanzen, die Jäger, Wächter, Fischer, die ewige Eiche - Alles hatte die Adanosgläubige im Blick. Nur keinen Hünen mit unvollendeter Ausbildung im Bogenschießen. Zumindest solange, bis er endlich offensichtlich gut gelaunt aus der Taverne trat, als sie vorbeikam, und sein Kopf um ein Haar gegen die obere Seite des Türrahmens geknallt wäre. Das schien ihn nicht zu interessieren, genauso wenig, wie er seine immer-noch-Lehrmeisterin entdeckt hatte. Bis jetzt.

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    Ritter Avatar von Miracoli
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    Miracoli ist offline
    Erheitert kam der Jäger aus der Tarverne herraus, auch wenn sein Training ihn den ganzen Vormittag gekostet hatte gönnte er sich ein paar Gläser in der Tarverne. Aidar hatte ihm ein paar neue Informationen gegeben. Und eignetlich war alles so wie immer nur das er diesmal beim Rausgehen Siana sah.
    "Hallo, Sayia.. ähhh Siana.", meinte er und winkte.
    "Miracoli? Deine Lehre hast du noch nicht vergessen?", fragte sie nach.
    "Nein, natürlich nicht. Wie könnte ich. Ich wäre morgen wieder bereit mit dir zu Traininieren. Zeig mir die letzten Kniffe und Tricks.", rief er freundlich.
    Dann drückte er Siana ein paar Goldmünzen in die Hand. "Geh dir mal was zuessen und zu trinken kaufen, du siehts sehr Hungrig aus hast du die letzten Tage nichst gegessen? Naja, machs gut. Wir sehen uns dann morgen früh ambesten bei meiner Hütte. Sie liegt an dem Weg Richtung Nordmar genau auf der anderen Seite des Flusses.", erklärte er seiner Lehrmeister und wandte seine Schritte in Richtung seiner Hütte.
    Der Abend würde wieder so wie jeder andere davor auch werden, ein wenig was Essen dann noch ein paar Stunden trainieren und zum SChluss schlafen. Ein Wirklich erfüllten Leben war das ja nicht, zumindest war in ein paar Wochen Samhain.

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    Veteranin Avatar von Saiya
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    Saiya ist offline
    "Wo zum Teufel bin ich hier denn nur?" schluchzte Saiya vor sich hin. Sie hatte sich sowas von verlaufen. Nicht nur, dass sie sich hier nicht auskannte; nein, dann kam auch den halben Tag noch dichter Nebel hinzu. Nichteinmal ein erfahrener Waldläufer könnte sich hier zurecht finden.

    Schon vor einigen Stunden versank die Sonne tief hinter dem Horizont. Doch jetzt war die tiefschwarze Nacht über das Land hereingebrochen. So dunkel, wie eine mondlose Nacht nur sein konnte. Man erkannte nichtmal die eigene Hand vor Augen, ohne sich sehr anstrengen und konzentrieren zu müssen.

    "Für heute sollte ich mir wohl einen Platz zum Schlafen suchen." flüsterte die Diebin vor sich hin. "Aber nur wo? Es ist schon lange zu kalt, um unter freiem Himmel zu schlafen. Ich würde gnadenlos erfrieren. Und die nötige Ausrüstung, um Feuer zu machen, hab ich natürlich auch nicht dabei. Na klasse."

    Noch einige Zeit irrte Saiya orientierungslos in der Dunkelheit umher, in der Hoffnung, doch noch eine Hütte oder irgendetwas finden zu können, was sich als geeigneten Schlafplatz anbot; doch vergebens. "Mir bleibt nichts anderes übrig, als unter freiem Himmel zu schlafen. Na klasse. Naja, wenigstens regnet es nicht."

    Die junge Frau näherte sich einem großen Baum, der breiter war als sie groß, und starrte diesen verwirrt an, als sie trotz der schlechten Lichtverhältnisse einen Handabdruck auf dessen Stamm erkennen konnte. "Komisch.." dachte sie sich, doch war sie zu erschöpft, um sich weitere Gedanken darüber zu machen. Sie legte sich am Fuße des Baumes nieder, deckte sich sorgfältig mit ihrem Umhang zu und lauschte den Geräuschen der Natur, bis sie schließlich einschlief.

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    Cheshire Cat  Avatar von Superluemmel
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    Superluemmel ist offline

    Nördliche Wälder

    Die Schlucht lag mitten im Wald. Eine Kerbe, v-förmig wie von einem Axthieb, mit steil abfallenden Wänden. Unter Erde und Waldboden schimmerte blanker Fels hervor und Wurzeln schlängelten sich über moosbewachsenen Stein, stützten Bäume, die sich schief in die Höhe streckten, um mit den umliegenden Hölzern um kostbares Sonnenlicht zu streiten. Laub und Nadeln bildeten eine geschlossene Decke, frei von aufgewühlter Erde, die auf Spuren hindeutete.
    Menschen hatten die Krypta schon lange nicht mehr betreten.
    Die Schlucht war nicht sonderlich tief, vielleicht vier bis sechs Schritt, aber immer noch genug, um sich den Hals zu brechen. Der Eingang zur Krypta war in den Felsen am Ende der kleinen Schlucht geschlagen worden, ein säulengestütztes Vordach aus tristem, grauen Fels. Zwei Gargylen lauerten sprungbereit an den Ecken, die steinernen Fänge gebleckt, die Klauen halb um die vordersten Säulen geschlungen. Das Gesicht des linken wirkte eingedrückt, als hätte jemand mit einem schweren Hammer die Züge nachbearbeitet. Ein schmaler, gezackter Dorn war alles, was von der Schnauze übriggeblieben war. Einer der Flügel war abgebrochen. Keine Trümmer. Keine weiteren Schäden am Dach.
    Schmale Stufen führten steil in den Berg hinab. Sie wiesen eine leichte Krümmung zur Mitte hin auf. Zeugen jeder Menge Stiefel, die sie hinunter und wahrscheinlich auch wieder hinaufgestiegen waren. Offenbar war die Krypta größer, als ursprünglich erwartet. Dunkelheit wartete in der Tiefe. Dunkelheit und der Geruch von staubigen Jahrzehnten. Es gab einen Fackelhalter neben dem Eingang, das Metall längst von Rost besetzt, doch die Fackeln nach wie vor brauchbar. Frost schob eine durch eine Schlaufe an seinem Gürtel und entfachte die zweite.
    Warmes Licht brach sich auf blankem Stein, als er den Stufen in die Tiefe folgte. Der Eingang war geradewegs aus dem Fels gehauen und er musste sich bücken, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Unangenehme Vorstellung, einen Leichnam oder gar einen ganzen Sarg hier hinunterzuschleppen. Wahrscheinlich brach sich die Hälfte der Bestatter selbst das Genick. Eigentlich praktisch, sparte erneutes Treppensteigen.
    Unten erwartete Frost eine größere, fast rechteckige Kammer. Die hohe Gewölbedecke ruhte auf sechs Steinpfeilern, ebenfalls aus dem nackten Gestein geschlagen. Die beiden vordersten waren mit Fratzen und maskenartigen Gesichtern verziert, große Augen, aufgerissene Münder, verzerrte und groteske Formen voller lebendiger Schatten im Fackellicht. Die linke Säule wirkte jedoch unfertig, die Fratzen ein konturloser Einheitsbrei ohne distinktive Merkmale. Als hätte jemand im Nachhinein versucht, die Säule wieder glattzuschleifen. Durch die Decke lief ein gezackter Riss. Wurzeln hatten sich hindurchgeschoben und hingen neugierig in die Kammer. Ein schmaler Lichtfächer fiel durch den Spalt und malte eine dünne Linie auf den Boden. Staub schwebte in dem warmen Licht. An einer Seite stand eine steinerne Bank – vermutlich für die vom Treppensteigen müden Besucher.
    Frost hielt die Fackel höher und atmete tief ein. Stickige, staubige Luft – wie erwartet. Ein leichter Hauch von brennendem Pech. Er ging in die Hocke, betrachtete den Boden. Vergleichsweise wenig Staub. Er kniff das Auge zusammen. Die Steine in der Mitte der Kammer wiesen schwache, bräunliche Spuren auf. Vielleicht Abschürfungen, vielleicht von Holz. Ein Sarg, der über den Boden geschleift wurde. Vielleicht auch etwas anderes. Frost löste einen Beutel vom Gürtel und streute eine dünne Linie Salz über die Breite der ersten Treppenstufe.
    Ein schweres Gitter hing vor einer weiteren Treppe auf der anderen Seite der Kammer. Die Angeln quietschten gequält, die Halterung war verbogen und verklemmt und das Schloss fehlte. Frost legte die Fackel vorsichtig auf den Boden, packte das Gitter mit beiden Händen und stemmte, zuerst behutsam, dann heftiger, nach einem deutlichen Knirschen. Er spürte ein Stechen tief unten in der Wirbelsäule, verzog das Gesicht, hievte das Gitter ächzend über die Angeln und ließ es unter lautem Scheppern in die Ecke fallen. Leise fluchend streckte er den Rücken durch und zog eine Grimasse. Das Alter machte für niemanden Ausnahmen. Schwer atmend bückte er sich nach der Fackel. Der Eisbrecher glitt leise singend aus der Scheide. Wenigstens lag das Schwert gewohnt leicht in der Hand...

  8. Beiträge anzeigen #368
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    Siana ist offline

    Ein Stück nördlich von Silden

    Abgesehen davon, dass die Sonne durch die dichte Wolkendecke hindurch zu sehen war, glich dieser Tag seinem Vorgänger, als ob das Wetter gegen eine Veränderung ankämpfen würde. Auch waren über Nacht sicher unzählige bunte Blätter in den Wäldern Sildens vom Kopf zu den Füßen ihrer Bäume gefallen, aber noch hielt das Dach des Waldes dem Herbst stand. In wenigen Wochen sähe dies wiederrum ganz anders aus.

    Miracolis Hütte. Aha.
    Nach einem vergleichsweise kurzen Fußmarsch erreichte die Lehrmeisterin die Behausung ihres Schülers. Die machte eher den unstabilen Eindruck einer zusammengeflickten Ruine. Doch haltbar war sie wohl, wenn Miracoli nun schon eine Zeit lang dort lebte.
    Die Braunhaarige musste nicht lange nach ihm suchen, verstecken konnte er sich angesichts seiner Körpergröße ja ohnehin kaum. Der Hüne übte bereits an seinem zweckentfremdeten Holzschild, den er ein Stück weiter weg vom Fluss an einen Baum genagelt hatte, um ihn wieder unter Beschuss zu stellen. Als Siana den vereinbarten Treffpunkt erreichte, versenkte er gerade ein Geschoss aus dem Lauf in die "Zielscheibe". Entsprechend bemerkte Miracoli die Frau erst, als sie näher zu ihm herangetreten war und begrüßte hastig.
    "Ich hatte mir gedacht, dass wir heute erstmal schauen, wie weit du die Techniken noch beherrschst, die du dir auf Khorinis antrainiert hast. Ist schließlich schon eine ganze Weile her. Morgen fangen wir dann mit etwas Neuem an, je nachdem, wie weit du die Übungen verinnerlicht hast. Also, dann fangen wir mal an."
    Wie immer ohne jegliche Einwände nahm der Hüne seine Position ein, während sich Siana danebenstelle, um ihn und den bemalten Schild im Auge zu behalten.

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    Ritter Avatar von Miracoli
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    Miracoli ist offline
    "Also, wie auf Khorinis.", kam es aus Miracolis Mund. "Ja genau.", sagte Siana.
    Der Jäger nahm einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn mit der Kerbe in die Sehne ein. Ein kurzes durchschnauben, dann spannte Miracoli den Bogen worauf dieser etwas Knirschte, aber das war nicht weiter schlimm, das tat er immer. Den ersten Schuss den er seiner Lehrmeisterin nach langer Zeit wieder einmal beurteilen würde, wollte er so perfekt wie möglich machen. Also kniff er das blinde rechte Auge zu und konzentreirte sich kurz auf das Ziel. Einen Liedschlag später machte es auch schon Plong und der Pfeil steckte tief im Schild, er war sogar durch den ganzen Baum durch geschossen und die Spitze luckte schon auf der Anderen seite der Birke wieder aus dem weißem Stamm.
    "Sehr schön. Weiter.", fordete Siana.
    Miracoli hüpfte einige Schritte zurück und ließ den nächsten Pfeil auf die Zielscheibe los. Diesmal traff er nicht ganz die Mitte aber dennoch war er sehr zufrieden damit.
    Diese Übung wiederholte er ein paar mal aus anderen Richtungen und von anderen Positionen. Zum Schluss kniedte er sich hin und schoss aus der Hocke.
    Siana überlegte etwas, während Miracoli seine Pfeile wieder ein sammelte. Auch wenn er jetzt mehr als auf Khorinis hatte so sollte man doch immer Ordnung im Köcher halten. "Mach das bitte noch einmal.", meinte Siana. "Mh. Warum? War ich nicht gut Genug?", fragte der Pirscher. "Nein, nein das ist es nicht."
    Also begann der Jäger noch einmal von vorne und wurde dabei akribisch von seiner Lehrmeisterin beguachtet.

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    Veteranin Avatar von Saiya
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    Saiya ist offline
    "Hrmpf!" stöhnte Saiya; den ganzen Tag war sie wieder unterwegs gewesen, doch hatte sie nicht wirklich etwas erreicht. Schon früh morgens kam sie an einem Bergaufgang an, welchen sie in der Hoffnung, von dort oben eine bessere Orientierung zu haben, entlang schritt. Links und rechts säumten dichte Büsche und Sträucher den Weg; wie war es auch anderst zu erwarten, sie befand sich schließlich immernoch in den Sildener Sumpfwäldern.

    Als die junge Diebin ein gutes Stück bergaufwärts gegangen war, erstreckte sich nur ein weiteres Plateau voller Bäumen und grünen, ihr unbekannten Pflanzen. Sie befand sich jedoch noch nicht hoch genug, um in der Ferne einen Anhaltspunkt finden zu können, der auf ihre Position schließen liese.

    "Mir tun die Beine weh." dachte sie sich, gefolgt von einem stechenden Schmerz. "Ich sollte mir einen Platz zum Schlafen suchen. Der Sommer ist eh schon so gut wie vorbei, der Herbst kommt, und die Tage werden kürzer. In ein zwei Stunden wird es schon wieder dunkel sein. Und ichwill nicht, dass es so geht wie gestern. Dass mich die Dunkelheit überraschen wird und ich mir in der Eile noch einen ungeeigneten Schlafplatz suchen muss."

    Ein kleiner Weg erstreckte sich von dem Aufgang mitten in den Wald. Da Saiya sich entschlossen hatte, diesem zufolgen, erkannte sie bald, dass er zu einer kleinen Schlucht führte. Der junge Frau schoss gleich der kleine, überdachte Eingang am Ende der Schlucht ins Auge. Zwei grimmig-aussehende Statuen sollten wohl ungebeten Besucher vertreiben, doch Saiya hielt noch nie viel von solchen Märchengestalten. Und das Bedürfniss nach einem sicheren Schlafplatz war momentan wichtiger, als sich vor irgendeinem ach so bösen Fluch zu schützen, der sie die nächsten hunderttausend Jahre heimsuchen wird.

    Vorsichtig lief sie die Schlucht hinunter, würdigte die Statuen keines Blickes mehr, und lugte vorsichtig in den unterirdischen Raum hinein. "Hallo.. ist da jemand?" rief sie in den Raum hinein. Ohne auf eine Antwort zu warten lief sie hinein; der Ort sah nicht gerade aus, als ob er bewohnt sei. Bis auf ein paar Fleischwanzen und Ratten wird sie hier wohl auf niemanden treffen.

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    Ritter Avatar von Orthego
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    Orthego ist offline
    Das Leben war schwer.Nicht in dem Sinne schwer,wie es ein hiesiger Fischer sehen würde,sondern in einem ganz anderen.Denn Geistig war Orthego am Ende.Seit Tagen hatte er geschwiegen,mit niemandem mehr gesprochen.Zugegeben,in einer ähnlichen Situation war er auch schon vor Wochen,als er noch in der Wildniss lebte,aber hier war es etwas anders.Wo er in der Natur noch völlig allein war,weilte er hier unter einer gewaltigen Anzahl von anderen Menschen.Sie unterhielten sich,lachten,weinten und schrien.Aber er?Er nicht.Von Tag zu Tag wurde er verschlossener,düsterer.
    Das war nicht das Leben,das er sich in Silden erhofft hatte,nein,das war es nicht.
    Ob er hier wohl so enden würde,als geistiges Wrack?Nein,so schwach war er nicht.Desweiteren würde er hoffentlich bald sein Training beginnen und sich von diesen Gedanken ablenken können.
    Doch momentan war sein Ziel ein anderes.Man hatte ihm gesagt,er würde als Mitglied der Waldbruderschaft eine eigene,wenn auch recht bescheidene,Hütte in Silden zugewiesen bekommen.
    So machte sich Orthego auf den Weg zur großen Mühle,wo sich seiner Meinung nach jener Lagermeister aufhalten müsste.

    Laut klopfte er an den Türrahmen und blickte hinein.Kisten über Kisten,Säcke über Säcke.Hier war er eindeutig richtig.Aufgeregt kam ihm ein junges Mädel entgegen,mit einem Federkiel kritzelte sie etwas auf Pergament.
    "Ist der..?",begann Orthego,wurde aber flugs unterbrochen.
    "Nein,ist nicht da,ist schwer beschäftigt,genauso wie ich.Was gibts?"
    Sie redete sehr schnell und schwer verständlich,lief dann aus einer Ecke des Raumes zu anderen,öffnete einen Behälter nach dem anderen,schrieb wieder etwas auf.
    "Mir wurde gesagt,dass ich..." Allerdings durfte Orthego wieder nicht ausreden.
    "Jaja,ich weiß...Es ist die eine,westlich der Taverne.Schlüssel hängt am Haken.Hier noch der Stein,bei Bengar gegen Kleidung tauschen.Aber jetzt hab ich zu tun.Tschüss,auf Wiedersehn,bis Später,lebt wohl und auf Bald!"
    Etwas Sprachlos nahm Orthego beides mit und folgte der Wegbeschreibung.
    Sein neues Heim sah nicht viel besser aus,als sein zerfallenes Elternhaus.
    Alle vier Wände waren zwar noch vorhanden und es hatte auch eine Tür - die allerdings bald abzufallen drohte.Innen befanden sich ein Bett,ein Tisch mit zwei Stühlen und ein kleines Schränkchen.Auf dem Tisch stand ein Becken,gefüllt mit frischem Wasser,daneben eine kleine Dose mit einer dickflüssigen Paste und eine Rasierklinge.Ob das in jeder Hütte lag?
    Er wusste es nicht,hatte seine Entscheidung aber gefasst.Schweren Herzens schmierte er sich das Zeug auf den Bart und setzte seufzend die Klinge an.
    Einen Moment lang zögerte er,dann bewegte er das Messer vorsichtig von oben nach unten...
    Eine viertel Stunde späterr wusch er sich den Rest der Paste vom Gesicht,strich sich mit der Hand über den Kinn.

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    Nördliche Wälder

    Zögernd wich die Dunkelheit vor Frosts Fackel zurück. Er hatte einen Gang erreicht, der am Ende der Treppe einen weiten Bogen nach links schlug. Die Wände waren zerlöchert mit Nischen auf Hüfthöhe. Dunkle Löcher wie Ofenschächte, voller Schatten und den ausgestreckten und halb vermoderten Knochen von Menschen, deren Namen vergessen waren wie ihre Taten. Ein Korridor der Namenlosen, die Decke und Ecken verhangen mit den Bauwerken der gelangweilsten Spinnen auf Erden. Als Frost dem Verlauf des Ganges folgte, waberten ihre Netze unter der aufsteigenden Hitze der Fackel. Manchmal regneten Funken herab, wenn eines der Netze die Flamme streifte und binnen Sekunden Asche wurde.
    Zweimal fand er weitere Spuren. Diesmal war er sich sicher, dass es sich um Schleifspuren handelte. Doch die Särge fehlten. In den Nischen saßen hüllenlose Schädel und glotzten schief in die Richtungen, in die sie gerollt waren. Nicht einmal die Erinnerung an vermodertes Holz. Ab und zu kleinere Grabbeigaben: Teller, das mittlerweile vom Rost gebrochene Blatt einer Axt ohne zugehörigen Schaft, Schmuck unterschiedlicher Art, einmal sogar ein goldener Ring, auf dem sich das Fackellicht verheißungsvoll reflektierte. Frost drängte die Gedanken an seinen Geldbeutel zusammen mit der Versuchung in eine weit entfernte Ecke seines Denkens. Er mochte tief gesunken sein, aber so tief noch nicht. Noch nicht.
    Aber die Gedanken im Hinterkopf zu behalten, konnte ja nicht schaden. Wer weiß, vielleicht in ein paar Tagen, Wochen...
    Andere Gedanken. Schnell. Ende des Ganges. Noch eine Treppe nach links, noch tiefer in den Berg. Doch etwas war anders hier. Der Luftzug war hier kaum noch spürbar, aber er trug etwas die Stufen hinauf. Nur ein schwacher Vorgeschmack, doch für einen Krieger unverkennbar. Nach fünf Stufen fand er die ersten Blutspuren. Dunkelbraune, verschmierte Flecken am Stufenrand. Wahrscheinlich Wochen alt. Schwer zu sagen – hier unten galten etwas andere Gesetze für den Verfall. Frost ging leicht in die Knie, streckte die Fackel nach vorne, weiter der Dunkelheit entgegen. Er hielt den Atem an, lauschte. Die Pechfackel, mittlerweile stärker flackernd und fast ausgebrannt, spuckte knisternd Funken.
    Stille.
    Er legte das Schwert auf die Stufe über ihm, griff zum Gürtel zur Ersatzfackel. Ein motiviertes Fauchen, als das Pech sich entzündete. Die Schatten wichen widerwillig weiter in die Tiefe. Zischend und funkenschlagend prallte die alte Fackel auf den unteren Treppenabsatz, sprang noch einmal auf und rollte in die anschließende Kammer.
    Stille.
    Links die Fackel, rechts das Schwert, eine Stufe nach der anderen, beide Augen angestrengt auf der Suche. Resonanz. Er fühlte sie, kalt wie Eis in seiner rechten Augenhöhle. Etwas war dort unten. Lauerte auf ihn, doch er war vorbereitet. Vorsichtig tastete sich Frost zu den letzten Stufen vor, ging erneut in die Knie, um die Kammer einsehen zu können. Die Fackel war ins hintere Drittel gerollt und glühte in einem winzigen Lichtschimmer aus. Drei Sarkophage standen um eine Säule verteilt, die in der Mitte der kreisrunden Kammer stand. Inschriften wanden sich um die Säule, mit Fingerspitzengefühl in den Stein getriebene Lettern. Über dem Eingang zur Kammer lauerte ein weiterer Dämonenschädel, doch die einst furchterregende Fratze wirkte konturenlos wie ein an die Decke geklebter Teigklumpen.
    Die erste Leiche hing rücklings auf dem Sarkophag und war noch frisch. Der Kopf war halb auf die Seite gerollt, der Mund hing offen und die Zunge wie ein trockener Lappen heraus. Teile des Darmes waren aus einem klaffenden Loch im Bauch gerollt und andere Teile seines Innenlebens hatten sich um seine Beine herum über den Boden verteilt. Keine Schnittwunde – die Ränder waren auf zwei Seiten eingerissen. Sah aus, als hätte jemand einen Rucksack mit Rasierklingen statt Fingern aufgerissen.
    Doch der eigentliche Gestank kam aus der Dunkelheit hinter den Sarkophagen. Frost konnte nur Umrisse erkennen. Mindestens sechs weitere Menschen, und sicher keiner in besserem Zustand. Er schluckte, spürte ein leichtes, saures Brennen in der Kehle. Keine weiteren Eingänge. Das Auge drang in die hintersten Winkel der Kammer, doch da war nichts als die verschwimmenden Risse und Mauerspalten der abschließenden Wand.
    Scheiß Situation. Er wusste, dass dieses Ding dort drinnen lauerte. Wahrscheinlich hinter einem der Sarkophage oder gleich um die Ecke, neben den Stufen, bereit, ihm den Kopf abzureißen, sobald er sich zeigte. Links oder rechts? Er könnte in den Raum springen und auf gut Glück zuschlagen, seiner Intuition vertrauen. Scheiß Idee. Solche Späße gingen einmal gut. Beim nächsten Mal erwischte man die falsche Seite und eine Klaue im Genick war eine ziemlich endgültige Sache. Vielleicht hätte er sich doch nochmal nach geeigneten Hilfsmitteln erkundigen sollen.
    Frost verlagerte das Gewicht nach vorne, hielt noch einmal den Atem an und lauschte. Kein Atmen, kein Scharren, aber dafür ein leises--
    ". . . jemand . . . emand . . . and . . ."
    Echo? Von oben?
    Etwas schnellte von rechts in sein Blickfeld, grell umrissen im Auge des Jägers. Frost brachte das Schwert hoch, warf sich nach vorne in den Raum und zur Seite. Ein kurzer, harter Aufprall, dann ein Knacken und Klirren. Schmerz explodierte in seinem Schädel und Sterne vor seinem Auge. Staub zwischen seinen Zähnen, kalter Steinboden unter seiner Wange. Irgendetwas war auf der Treppe und es war schnell, verdammt schnell.
    "Dreck", fluchte Frost, fand seine Orientierung wieder und rappelte sich auf, wobei er das fallengelassene Schwert in die Finger bekam. Die Fackel war in irgendeine Ecke gerollt.
    Etwas Feuchtes lief in seinen Nacken, als er die Treppe hinaufstürzte, zwei Stufen auf einmal nehmend, dem Ding hinterher, das als verschwimmender Schatten halb auf dem Boden, halb an der Wand entlanghuschte. Er sah es durch die Dunkelheit davongleiten, ein gekrümmter Schemen mit langen, wirbelnden Gliedern. Die Spinnweben wurden von dem Luftzug davongeweht, lose Knochen flogen aus den Nischen, als das Ding auf dem Steinboden ausrutschte und schlitternd nach allem krallte, was es in die Klauen bekam. Die Treppe kam in Sicht und das Biest bekam die Ränder des Aufgangs mit allen Vieren zu fassen und katapultierte sich mit einem gewaltigen Schwung nach vorne. Frost stolperte hinterher, sah das Ding dunkel gegen das schwache Licht, das aus dem Riss in der Decke fiel. Keuchend kam er hinterher, packte den Eisbrecher mit beiden Händen und holte weit aus. Das Auge fand einen geduckten Schemen nahe des Ausgangs. Frost schleuderte die Klinge.
    Die Entfernung war perfekt und der Wurf war gut, kraftvoll und entschlossen. Die schlanke Klinge drehte sich geradezu gemächlich auf ihrem Flug. Sonnenlicht brach sich blitzend auf dem Ironiastahl, als das Schwert die Lichtstrahlen passierte und mit einem Knall wie einem Donnerschlag zitternd neben dem Kopf eines kleinen Mädchens in die Wand einschlug.
    Ein Schnauben, dann ein langer, schriller Schrei und das Ding war die Treppe zum Ausgang hinauf und davon.
    "Weg", fluchte Frost. "Dreck."
    Mit knirschenden Zähnen stapfte er Richtung Treppe. Der Eisbrecher hatte den Stein glatt gespalten und die Klinge wippte noch immer leicht. Frost rieb sich den Bart mit dem Handrücken. Er packte den Griff mit einer Hand, zog kräftig, doch die Klinge rührte sich nicht.
    "Dreck", murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Er packte den Griff mit beiden Händen, stemmte einen Stiefel gegen die Mauerkante und zog mit aller Kraft. Das Stechen im Rücken meldete sich zurück, doch das Schwert rührte sich keine Haaresbreite. Frost stieß zischend Luft zwischen den Zähnen aus und gab es auf.
    Sein Blick fiel auf die unterste Treppenstufe. Das Salz war über die gesamte Stufe und den Boden darunter verstreut. Frosts Kiefermuskeln begannen zu arbeiten. Langsam glitt sein Blick vom Boden über den Umhang des Mädchens hinauf bis zu ihren Augen.
    "Was zum Henker . . .", knurrte er, mit einer Hand auf die ehemalige Salzlinie deutend.

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    Vorsichtig tastete sich Saiya in dem unterirdischen Raum weiter vor. Dieser wurde lediglich spärlich von dem von draußen herein scheinenden Mondlicht beleuchtet, was an diesem Tag erstaunlich hell schien; war es am Vortag doch garnicht vorhanden. Die Diebin war felsenfest davon überzeugt, dass dieses alte Bauwerk unbewohnt war, hatte schließlich niemand auf ihren Ruf reagiert, bs sie plötzlich ein hastiges Rennenvernahm. Wo es herkam, konnte sie nicht deuten, da der Schall sich im ganzen Raum verteilte und es überall halte.

    Rums!! ertönte plötzlich sehr nah ein lauter Knall. Keine zehn Fingerbreit schlug direkt neben dem kleinen Kopf der Diebin mit voller Wucht ein Schwert in den Stein ein. Es prallte nicht ab, nein, es steckte ein ganzes Stück in dem Stein drine. Als Saiya ihren Kopf in Richtung des Schwertes drehte, und dieses erblickte, erschrack sie erstmal fürchterlich und stolperte einige Meter zurück, konnte sich aber gleich wieder fangen, als aus der Dunkelheit ein Mann auftauchte, offenbar der Werfer der Waffe.

    Ohne die Diebin auch nur eines Blickes zu würdigen, marschierte er wütend auf sein Schwert zu, und versuchte vergebens, es aus dem Stein herauszuziehen. Kurz blickte er gen Boden, dann wandte er sich der Diebin zu. "Was zum Henker . . .", knurrte er, mit einer Hand auf die ehemalige Salzlinie deutend.

    "Sag mal gehts noch?" wurde die Diebin aufbrausend und laut. "Weißt du wie knapp das war?? Hätte ich einen Schritt mehr gemacht würde das verdammte Schwert jetzt in meinem Kopf stecken. Was fällt dir denn ein? Da kann der Dreck da am Boden auch nichts dafür, den musste mir nicht zeigen, den hab ich selber gesehen."

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    Die einzige Warnung war ein kurzes Zucken von Frosts Mundwinkel. Ein kehliges Knurren drang aus seiner Kehle, als sich seine Finger um die Kehle des Mädchens schlossen und es kurzerhand den Boden unter den Füßen verlieren ließ.
    "Wie tragisch", presste er zwischen den Zähnen hervor, "dass es nicht knapp genug war."
    Das Gesicht des Mädchens befand sich nur wenige Zentimeter vor seinem eigenem und hatte bereits eine deutlich dunklere Farbe angenommen. Das kalte Seelenfeuer des Auges flackerte auf ihren Wangen und spiegelte sich in ihren Augen.
    "Der "Dreck" war einmal eine Bannlinie, bevor sie irgendein Tölpel verwischt hat. Derselbe Tölpel, wegen dem nun dieses verdammte Biest irgendwo dort draußen herumrennt und noch mehr Leute aufschlitzt!"
    Er ließ das Mädchen los und es sackte nach Luft schnappend in sich zusammen.
    Verdammte Scheiße. Das war ja mal kräftig in die Hose gegangen. Frost biss krampfhaft die Zähne zusammen. Götter, sein Schädel dröhnte. Dieses Ding war verflucht schnell. Er tastete vorsichtig über seinen Hinterkopf und sog scharf die Luft ein, als er eine frische Platzwunde fand. Seine Finger waren voller Blut, als er sie vors Gesicht hob.
    "Dreck", fluchte er.
    Halbherzig versuchte er noch einmal, das Schwert aus dem Stein zu ziehen. Keine Chance. Wie zum Henker war das Ding eigentlich da rein gekommen? Verdammter Bocksmist. Frost schenkte dem Eisbrecher einen argwöhnischen Blick, dann ließ er sich auf den Stufen nieder und stützte den Kopf in die Hände.
    Götter, das waren Kopfschmerzen...

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    Nach Luft röchelnd kniete Saiya auf dem Boden. Dieser Fremde hatte wirklich keine Scheu davor, eine Frau zu schlagen. Im Gegenteil, ihr war schon fast schwarz vor Augen. Hätte er sie ein paar Sekunden länger gewürgt, wär sie jetzt wohl Geschichte gewesen. Langsam erhob die Diebin ihren Kopf und hielt Ausschau nach diesem Kerl, der, den Kopf in die Hände stützend, auf einem Stein saß.

    "Was ist denn mit dem los? Erst den großen Macker raushängen lassen, und jetzt halb flennend da rumsitzen?" Sie hätte ihm am liebsten mal ordentlich die Meinung gesagt. Wieso sollte sie daran Schuld sein, dass er zu blöd war dieses Biest - was auch immer er damit meinte; Siaya jedenfalls hatte niemanden gesehen außer ihm, zu erledigen und nur einen Schuldigen suchte.
    Mitleid? Hatte sie nicht. Nicht mit diesem Kerl. Warum denn auch? War er gerade noch kurz davor, sie zu erwürgen. Der einzigste Grund, warum sie ihn nicht weiter anschnauzte, war der, dass sie nicht gerade scharf auf weitere Schläge oder schlimmeres war. Sie wusste nicht, zu was dieser Kerl alles fähig war, doch traute sie ihm einiges zu.

    "Also ich weiß ja nicht, was du jetzt machst, aber ich werd mir hier ein Quartier für die Nacht einrichten. Mir ist es da draußen zu kalt und zu dunkel, und wenn mich nicht alles täuscht, klingt mir dass da draußen ziemlich stark nach Regen. Du kannst aber gerne gehen und dein Biest suchen. Ich wäre die letzte die dich aufhalten würde."

    Sie erntete nur einen missfälligen Blick des Fremden, doch das interessierte sie nicht weiter. Er müsse sich sicherlich nichts darauf einbilden, dass er sie gewürgt habe. Was für eine Kunst.. eine wehrlose Frau schlagen. Wie feige. Angst? Hatte sie keineswegs vor ihm. Schläge machten ihr nichts aus. Wunden würden heilen, mit der Zeit. Und sonnige tage würden folgen. Genauso wie es in der Gefangenschaft von Calintz und in der Sklaverei der Orks war. Ihr Körper war gefangen und wurde zur Arbeit gezwungen, doch ihr Geist widersetzte sich und blieb frei.

    Neben der Stelle, an dem das Schwert des Fremden in der Wand steckte, legte sich Saiya auf den Boden, knüllte ihren Umhang zu einem provisorischen Kissen zusammen, und versuchte, bei dem Lärm, den dass Gewitter draußßen verursachte, einzuschlafen. Was der Fremde währenddessen machte, interessierte sie nicht; ihre rechte Hand umschloss vorsichtshalber mal ihren Dolch, für den Fall der Fälle. Man wusste ja nie.

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    "Erzähl mir nicht, was ich zu tun habe", knurrte Frost in Richtung des Bündels Mädchen.
    Er stemmte sich hoch, fluchte lautlos, tastete wieder nach der Wunde und bereute es. Das Pochen in seinem Schädel nahm zu. Sein Blick richtete sich auf den Ausgang. Die obersten Stufen glänzten bereits feucht. Kleine Rinnsäle suchten sich plätschernd ihren Weg nach unten.
    Missmutig stapfte Frost die Stufen hinauf, kniff das Auge zusammen, als ihm der Platzregen ins Gesicht schlug. Die Tropfen liefen dick über seine Wangen und schon nach wenigen Schritten fühlte er seinen Kragen an der Haut kleben. Frost beeilte sich, ein paar weitere Fackeln aus dem Halter zu retten und zurück ins Trockene zu kommen. Der Eisbrecher steckte nach wie vor an seinem Platz.
    Mistkerl.
    Frost blinzelte. Als er die Klinge näher betrachtete, sah er eine farblose Flüssigkeit langsam an der Schneide hinablaufen.
    Touché, du Bastard.
    Selbst in der Krypta war das Plätschern des Regens allgegenwärtig. Sturzbäche rannen durch den Riss in der Decke und sammelten sich in einer größer werdenden Pfütze. Immerhin schien das Wasser eher in Richtung der ausgetretenen Treppenstufen in die Tiefe abzulaufen. Frost begann sich in der Ecke neben der Steinbank einzunisten. Das mitgebrachte Brennholz war rasch aufgeschichtet und kurz darauf brannte ein kleines, aber heimeliges Feuer. Er füllte den restlichen Inhalt seiner Feldflasche in den zerbeulten Topf, stand auf und trat neben den Riss, um die Flasche wieder aufzufüllen und sich zumindest das Gesicht zu waschen. Schließlich gönnte er sich einen guten Schluck, schüttelte das feuchte Haar und machte sich daran, das Wasser zu kochen. Als der erste Dampf aufstieg, tauchte er einen sauberen Lappen hinein, ließ ihn etwas abtropfen und presste ihn auf die Platzwunde. Grunzend verzog er das Gesicht, als das warme Wasser den Dreck hinausbrannte. Wenn Frost etwas hasste, dann waren es Kopfverletzungen. Daran gewöhnte man sich nie.
    Er wusch den Lappen über der Pfütze aus und sah zu, wie sich das Wasser rot färbte. Keine Rosenblüten, sondern einfach nur eine hässliche, rote Brühe. Toller Tag. Gab doch nichts Schöneres, als abends seinem Blut beim Davonschwimmen zuzusehen.
    Das Wasser kochte. Frost streute ein paar Linsen und Kräuter hinein, zog sein Messer und schnitzte einige Scheiben Rohwurst hinterher. Schon nach wenigen Minuten hing würziger Suppenduft in der Krypta. Immerhin etwas. Am Essen sollte man nie sparen, egal wie schlecht der Tag gelaufen ist. Irgendwie war der Gedanke in dieser Umgebung absurd. Kam wohl nicht so oft vor, dass es hier derart lecker nach Essen roch. Außer, man stöberte einige Treppen tiefer herum und hatte ein Faible für Gammelfleisch. Fehlte nur noch, dass die Toten aus der Gruft stiegen, weil sie auch eine Schüssel abhaben wollten...

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    Veteranin Avatar von Saiya
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    Saiya ist offline
    Die Sonne stand schon lange nicht mehr im Zenit, dafür war der Tagesverlauf schon viel zu weit angeschritten. Saiya wachte - wie war es auch anderst zu erwarten - erst jetzt von ihrem mehr oder weniger erholsamen Schlaf auf. Bequem war ihr Schlafpltz nicht wirklich, das hinderte sie aber keineswegs daran,so lange zuschlafen wie sie es auch sonst immer tat.

    Träge setzte sie aich auf, schaute mit müden in dem unterirdische Zimmer umher. Der Schlafplatz von dem Fremden kam in ihr Blickfeld. Leer. Daraufhin richtete sie ihren Blick auf das Schwert, welches jedoch weiterhin unberührt in der Wand steckte. Immernoch hing der würzige Suppenduft von gestern abend in der Luft. Saiya was abgeben? Da hätte er wohl nichtmal im Traum drangedacht. Ist ja nicht so, dass sie auch Hunger haben könnte.

    Saiya lächelte, als warmes Sonnenlicht durch einen Spalt in der Decke auf ihr Gesicht schien; der Tag war ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Von draußen drang das Zwitschern der Vögel in die Höhle, so, wie wenn gerade der Frühling angefangen hätte. "Komisch.." flüsterte die Diebin vor sich hin, doch störte sie das warme Klima keineswegs; im Gegenteil, fühlte sie sich im Warmen einiges wohler als in der Kälte.

    Draußen war es doch wärmer als erwartet, weshalb sich Saiya erstmal ihren Umhang auszog. Aus dem Gebüsch neben ihr konnte sie ein lautes Rascheln hören. Vorsichtig versuchte sie, irgendetwas hinter dem Busch zu erkennen Vergeblich. Sie näherte sich langsam und konnte schon nach ein paar Metern die Umrisse eines Mannes erkennen.

    "Macht's Spaß, im Dreck rumzukriechen?" rief sie ihm böse entgegen.

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    Frost gönnte sich einen Moment um aufzublicken und Saiya mit einem Blick zu würdigen, als hätte der Dreck unter seinen Fingernägeln zu Reden begonnen.
    "Tz", sagte er, "Und ich hatte schon gehofft, du wärst in der Nacht an deiner Arroganz erstickt. War aber wohl doch nur das Schnarchen."
    Er widmete seine Aufmerksamkeit dem Abdruck in der Erde. Der Regen hatte den Großteil der Spuren davongespült, doch diese war zu tief. Abgestorbene Nadeln trieben in dem Wasser, das sich in dem Abdruck der mehrfingrigen Klaue gesammelt hatte. Die einzelnen Glieder waren deutlich länger als bei einem Menschen, vielleicht sogar mit zusätzlichen Gelenken. Wenn er an die Krallenlänge dachte, war Frost dankbar, dass er sich gestern nur den Kopf gestoßen hatte.
    Er überprüfte Karte und Sonnenstand, versuchte die Richtung abzuschätzen, die das Biest eingeschlagen hatte. Wenn es die Richtung beibehalten hatte, führte der Weg ein Stück weiter westlich an der alten Mühle vorbei. Zufall? Könnte sich lohnen, mal nachzusehen.
    Frost steckte die Karte ein, rückte die Augenklappe zurecht und ging in die Krypta zurück ohne das Mädchen weiter zu beachten.
    "So", murmelte er zu dem widerspenstigen Schwert, "Langsam wird's Zeit . . ."
    Seine Finger schlossen sich um den lederumwickelten Griff. Irgendwie war es schon etwas zynisch, das verdammte Ding zuerst in den Stein zu rammen und dann nicht mehr rauszubekommen. Sollte er jetzt erst einen verdammten König suchen oder was? Er hatte keine Zeit für solche Späße.
    "Komm schon", murmelte er.
    Seine Muskeln spannten sich, sein Fuß stemmte sich hart gegen den Stein, der Stein knirschte gelangweilt und unnachgiebig. Er versuchte es mit Rütteln, mit Drehen, mit Einsatz jeglicher Körperkraft, doch das Schwert zeigte sich unbeeindruckt.
    "Verdammte Drecksscheiße noch--"
    Der Eisbrecher kam so plötzlich frei, dass Frost nach hinten stolperte. Der Schwung trug das Schwert in einem unkontrollierten, aber kraftvollen Hieb weiter – und mit einem nüchternen Tsching! durch die Säule mit den ruinierten Fratzen.
    "—mal."
    Die Klinge hatte einen sauberen diagonalen Schnitt in der Säule hinterlassen. Frost blickte zuerst auf das Schwert in seiner Hand, dann auf die ramponierte Säule. Das Ding entwickelte die unangenehme Eigenart, ausgerechnet dann zu schneiden, wenn er es absolut nicht brauchen konnte.
    Als ein trockenes Knacken von der Decke drang und Staub in die Tiefe rieselte, machte Frost einen hastigen Schritt in Richtung Treppe. Als sich das Knacken wiederholte und die Decke noch mehr Staub zu spucken begann, beeilte er sich, die Krypta auf schnellstem Wege zu verlassen.

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    Siana ist offline

    Nördlich von Silden

    Die Zeit schien unter den Baumkronen stillzustehen. Im Vergleich zum voherigen Tag war es angenehm warm, und vor allem windstill. Hier und da fiel zwar ein buntes Blatt von den zahllosen Bäumen, aber von Wind fehlte jede Spur. Von Wind, der schwingende Pendel hätte stören können. Ein nahezu idealer Tag, um mit der neuen Lektion zu beginnen.

    Als Siana wieder an der recht entlegenen Hütte ihres Lehrlings ankam, hatte dieser fast den Aufbau der Konstruktion abgeschlossen, wie sie ihm am Abend noch erklärt hatte. Eines der durch Pfeiltreffer entstandenen Löcher in seinem alten Schild - und das waren nicht wenige - zierte nun die Schlaufe eines festen Strickes, der nach oben über einen Ast und schließlich zu einem nahen Baum hinführte und jenen einmal umrundete. Der Hüne war gerade dabei, diese Halterung mit einem einfachen Knoten zu sichern. Anscheinend funktionierte es. Die provisorische Zielscheibe schwang durch die Vibrationen des Seiles kaum merklich hin und her.
    Miracoli bemerkte und begrüßte die Bogenschützin kurz, beendete schnell die Arbeit an seinem Knoten und besah zum Abschluss noch, ebenso wie die Sildenerin, sein Konstrukt. Es wirkte tückisch instabil, doch solange es hielt, brauchte es sie nicht weiter zu kümmern.

    "Dann..." wandte sie sich an ihren Schüler, der jedoch gerade in seine Hütte geeilt war, um seinen Bogen herauszuholen. Ohne den machten die Übungen auch herzlich wenig Sinn. Lange ließ er Siana aber nicht warten.
    "Dann fangen wir nun mit dem Schießen auf ein bewegliches Ziel an. Im Grunde braucht es nur Übung und Analyse. Du musst die Bewegung deines Ziels abschätzen und ihm dann in den Weg schießen. Entsprechend ist das Pendel eine einfache Übung dafür.
    Dann fang mal an", meinte die Braunhaarige, als sie selbst auf den Gegenstand des Trainings in den folgenden Tagen zuschritt, um ihm neuen Schwung zu geben, wenn das Pendel auf der Bahn geriet. Und natürlich, um es überhaupt erst einmal anzuschwingen, währned sich Miracoli auf die Aufgabe vorbereitete.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Ostwälder Sildens

    Nahender Winter wehte vorbei an Baumstämmen und den teils schon kahlen Baumkronen. Farne wirkten trist mit ihren abgestorbenen, braunen Blätterzweigen. Am Himmel flogen die Boten des nahenden Winters gen Süden. In jene Gefilde, wo der Winter mild war. Am Boden häuften sich bunte Blätter. Sie sprachen von einem guten Sommer und dem nahenden Ende des Kreislaufs. Irgendwo im Wald hämmerte ein Specht und irgendwo rauschte auch ein Bach, tief im Wald.
    Die Augen des Jägers sahen diesen. Sahen wie sich das Wasser an unzähligen Steinen vorbeikämpfte und mit sich nahm, was der Kraft sich nicht erwehren konnte. Sie sahen, was dort seinen Durst stillte und erkannten was sie vom Morgen an in der Fährte lasen. Buntes Gefieder am Schopfe, ein großer Schnabel zum picken und rumhacken, lange Beine mit gefährlichen Krallen, ein rotbraun-grünes Federkleid, welches sich über den brusthohen Körper zog - Waldscavenger. Ornlu hatte ihre Fährte seit dem Morgen verfolgt. Unnachgiebig den Spuren gefolgt und im Alltag jener Laufvögel gelesen. Viele waren es. Eine stolze Schar einiger Altvögel.

    Ein großer, stattlicher Hahn der über die Gruppe herrschte. Viele Hennen, ein paar heranwachsende Jungtiere und wenige Vögel, deren Gefieder blasser schien - sie schienen recht alte Tiere zu sein oder aber vielleicht auch lediglich die Kinder zweier Untergruppen. Kreuzungen zwischen Waldscavengern und den gemeinen Scavengern. An sich eine interessante Erkenntnis für den Druiden. Wie er sie so einzeln nach und nach beobachtete, hatte er mögliche Theorien aufgestellt. Vielleicht führte einst ein gemeiner Scavenger die Gruppe, bis er im Kampf um seine Herde gegen einen anderen Hahn oder durch Raubtiere abgelöst wurde. Die paar blasser wirkenden Scavenger, schienen dann seine Nachkommen zu sein. Jedoch passierte dies wohl schon vor längerer Zeit. In den Bewegungen der Tiere, sah der Jäger das sie wirklich schon ältere Laufvögel waren. Sie waren etwas langsamer, einer vermied es gar seinen linken Fuß komplett auf den Boden abzusetzen.
    Lange wollte Ornlu nicht mehr warten. Von seinen Versteck aus, hoch oben auf einen Baum hatte er lange genug gewartet. Hatte die deutlich älteren Spuren deuten und herausfinden können, dass die Waldscavenger diesen Ort öfters aufsuchten um zu trinken. Recht hatte er behalten und nun sollte sich die stundenlange Verfolgung auszahlen.

    Der Jäger spannte vorsichtig die Sehne seines Bogens ein, prüfte die Spannung und atmete ruhig. Stets fixierte er sein Ziel. Stets jenes Tier, welches den Fuß nicht mehr richtig aufsetzte. Langsam schob sich ein grau-weiß gefiederter Pfeil aus dem Köcher, während am Boden die Schar weiterhin nichts ahnend ihren Durst stillte und ein paar der Vögel nach Feinden am Boden Ausschau hielten.

    Der Pfeil spannte in der Sehne ein, legte sich vorne auf der Hand ab und visierte schon jetzt das Ziel an. Ein Augenblick verging, ehe der Jäger in aller Ruhe den Bogen leicht spannte, die Bewegung des Waldscavengers beobachtete und auf den Moment wartete, wo dieser sein Haupt wieder senken würde.

    Atemzüge vergingen, bis sich der Kopf senkte, der Schnabel ins Wasser eintauchte, der bunt gefiederte Kopf dann wieder nach oben ging und der lange Hals sich streckte damit das Wasser die Kehle hinab floss. Ornlu spannte den Bogen langsam und kräftig anziehend bis die Sehne seine Wange berührte. Der vordere Arm war ruhig, durchgestreckt und die Augen des Jägers visierten an. Ein Atemzug und der Kopf des Scavengers begann sich zu senken. Noch ein Atemzug und der Schnabel nahm Wasser auf. Der Atem stockte, innerhalb eines Wimperschlags entschied der Jäger zu schießen. Die rechte Hand öffnete sich wie eine Blüte am Morgen, der vordere Arm blieb starr, während der Pfeil den Bogen verließ, durch die Luft hinab auf das Ziel surrte und sich etwas unterhalb des Halses in den Scavengerkörper bohrte.

    Das Tier hatte kaum Möglichkeit noch einen letzten Schrei zu vollziehen, es plumpste teils in den Bach und war tot. Ein Treffer durch Lungen und vielleicht gar das Herz - ein Blattschuss. Unruhe kam auf, der Alphahahn krächzte laut und warnend. Dann verschwanden sie. Erschrocken durch das Unbekannte, im atemberaubenden Tempo raschelnd über Laub, Stock und Stein in tiefere Gefilde der Wälder. Ornlu lächelte zufrieden. Sein Glück war ihm wohl doch noch hold.

    Den Bogen warf er auf den weichen Waldboden, ehe er sich den Baum hinab hangelte, mit einem großen Satz auf dem Waldboden landete und sich drauf abrollte. Der Jäger sammelte seinen Bogen auf und näherte sich der Beute.

    "Verzeih mir. Ich brauche dein Fleisch, um zu leben. Möge dein Geist ein Teil des großen Ganzen werden.", flüsterte der Sildener in der alten Druidensprache dem toten Waldscavenger zu, ehe er das Tier anhob und wieder an anderer Stelle ablegte. Den blutigen Pfeil zog er aus dem Körper und stopfte das blutige Loch etwas mit Laub. Noch einmal blickte er sich um, schaute in die Richtung in die die Scavenger rannten und schultere dann seine Beute um mit ihr wieder nach Silden zu gelangen.
    Geändert von Ornlu (14.10.2008 um 17:38 Uhr)

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