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"Du hast den Grund bereits genannt", antwortete Frost, ein argwöhnisch zugekniffenes Auge auf den wandelnden Busch gerichtet.
Daran würde er sich nie gewöhnen können. Jahre an der Seite einer Druidin verbracht und dennoch war ihm diese gesamte Mentalität fremd. Wobei die Sildener kaum mit Esthera zu vergleichen waren, weder im Denken, noch auf die Art und Weise, wie sie ihre Magie einsetzten.
Sein Blick richtete sich wieder auf Ornlu.
"Geister und Dämonen werden von Magiequellen angezogen", fuhr er fort und rieb sich das müde Auge. "Nicht selten sammeln sich niedere Geister um diejenigen größerer Macht. Manchmal suchen sich höhere Geister schwächere, um sie zu verschlingen und dadurch an Stärke zu gewinnen. So oder so, das Ergebnis bleibt dasselbe: Kümmert man sich nicht darum, hat man bald eine Plage am Hals, die schnell über den Kopf wächst."
Frosts Hand berührte flüchtig seine Augenklappe, dann den Griff der Flammenschneide.
"Ich kann diese Geister sehen und ich weiß, wie man sie bekämpft."
Zumindest die kleineren Übel. Wie bekämpft man etwas, das nicht einmal wirklich da ist? Wie bekämpft man den Tod selbst? Grundliegende Fragen, normalerweise auf den nächsten Philosophenstammtisch verschoben. Angesicht zu Angesicht mit einem Jäger hatte man diese Zeit nicht. Wenn man dem Jäger gegenüberstand, hatte man bereits verloren.
"Zeig mir diese Mächte, vor denen deine Meister sich so fürchten."
Er ging neben dem Druiden in die Hocke, um einen besseren Blick auf die Karte zu bekommen und irgendwo in seinem Rücken knackste es hörbar.
"Und wenn du dich fragst, ob ich aus reinem Großmut oder persönlichen Gründen handle . . . es ist persönlich."
So persönlich, wie etwas überhaupt werden kann.
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"Wie ihr wollt, Frost. Und fürchten tut sich kein Druide. Ein Problem muss aber manchmal erst überdacht werden, ehe es gelöst wird. Wenn ihr aber Fähigkeiten habt, die wir nicht haben und sie nutzen wollt - brauchen wir über Mut und Furcht nicht zu reden. Effektivität wäre dann eine Bezeichnung für euch.", fügte Ornlu an, ehe er ein dumpfes Licht entstehen ließ, das die Sicht auf die Karte besserte.
Der Druide begann Frost zwei Stellen nördlich Sildens zu zeigen, von dem die ausgesandten Novizen recht verschreckt verschwanden. In den Westwäldern gab es eine Krypta und ebenso im Ostwald. Von beiden hörte man nichts Gutes. Schlimmer noch, es gab noch drei weitere in einer bestimmten Konstellation. Doch das konnte auch Frost sehen. Desweiteren markierte der Druide ein paar nicht eingezeichnete Stellen. Zu jedem hatte Ornlu etwas erzählen können, soweit seine Informationen reichten. Wenn der Fremde den Tod oder eine Herausforderung suchte, so würde er jene dort finden. Zu guter Letzt erzählte der Druide dem Einäugigen von ein paar Gebieten, wo dieser sehr seltene Tiere antreffen könnte.
"Das wäre soweit das, was ich mitbekam. Manche Orte sind schwer zu finden, aber das wisst ihr. Manche Dinge sind wie gesagt mehr Gerüchte als Fakten, manche aber mehr als wahr und eine wachsende Bedrohung. Ich kann euch meine Karte mitgeben. Ich bin die nächste Zeit eh hier in Silden gebunden und wollte mir eh eine neue anfertigen lassen. Da ist es nichtig ob ihr sie mitnehmt oder sie irgendwann von mir verbrannt wird. Wollt ihr sie und habt ihr noch Fragen?", fragte der Druide, ehe der wandelnde Busch wieder wie ein betrunkener an ihnen vorbei lief. Leyla hatte wohl ihren Spaß.
Geändert von Ornlu (09.10.2008 um 22:41 Uhr)
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"Ich nehm die Karte."
Verlässliche Informationen über das Terrain waren bereits die halbe Miete. Nur ein Narr ließ sich auf einen Kampf auf fremden Boden ein, wenn er es vermeiden konnte. Und einem geschenkten Gaul...
"Sonst keine weiteren Fragen. Wenn etwas an den Gerüchten dran ist, werde ich es herausfinden."
Schon wieder dieser Hauch von Hund. Frost legte die Stirn in Falten, ließ den Blick über den Platz wandern. Schließlich ein Schulterzucken. Manche Dinge . . . ach, egal.
"Danke für deine Hilfe. Pass auf deinen Rücken auf", verabschiedete sich Frost mit einem misstrauischen Blick zu dem taumelnden Gebüsch.
Es wurde langsam Zeit. Besser zu verschwinden, bevor Sheyra Wind davon bekam. Wenn er im Moment auf etwas verzichten konnte, dann unnötige Fragen. Gut, was heißt "unnötig". Damit tat er ihr Unrecht. Lästige Fragen, unangenehme Fragen . . . nunja, Fragen im Großen und Ganzen. Sie war's wohl nicht gewohnt, dass ihr Vater die halbe Wirtschaft auseinandernahm. Oder plötzlich davonrannte, um wie ein Berserker blutige Pfade durch die umliegenden Wälder zu schlagen. Kam auch nicht alle Tage vor. Aber es gab Gründe, gute Gründe. Gab es doch immer, oder etwa nicht?
Bloß wollte er jetzt nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt und auch nicht in absehbarer Zeit. Keine Fragen, keine Rechtfertigungen. Nicht nachdenken. Gar nichts mehr denken, keine Reflektion mehr, nur noch die bevorstehende Aufgabe...
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Ein goldener Herbst - mochte man die jüngsten Tage mit ihrem prallen Sonnenschein so deuten. Aber auch gut für Silden. Die Stimmung hob sich und die Mahnwache für Raddeck endete heute. Ornlu ließ es sich nicht nehmen, nach dem gestrigen Gespräch mit diesem Frost noch dorthin zu gehen. Irgendwas in Ornlu wollte es so und so wachte er ein paar Stunden über das Feuer, bis zum Morgengrauen. Danach fühlte man sich zwar müde, aber irgendwo auch gut. Man hatte jemandem die letzte Ehre erwiesen und hatte was sinnvolles getan. Raddecks Seele würde wohl Ruhe in der Natur finden, vielleicht gar wiedergeboren werden. Es ging das Rede sogar um, dass vor zwei Tagen ein Kind geboren wurde, welchem ein Auge fehlte - wie bei Raddeck. Viele deuteten dies als Zeichen. Die einen, dass sie Adanos wahres Volk sind, die anderen, dass Raddeck ein Erwählter war und seine Aufgabe noch lange nicht zu Ende ist. Beide Thesen waren interessant, dass dieses Neugeborene Raddeck getauft wurde und Mutter Garaia es war, die dieses segnete, erschien Ornlu dann auch klar.
Klar war auch, dass Leyla heute wieder eine neue Aufgabe bekam. Gestern Nacht bekam sie es noch hin, den Busch nicht wie einen Säufer torkeln zu lassen. Die Zeit war auch reif, sich den höheren Zaubern zu widmen. Ornlu hoffte das Leyla nun dazu reif genug war.
"Erinnerst du dich an die vielen Rasierblätter, die ich auf einmal verschoss? Heute wirst du es auch versuchen. Perfekt muss es nicht sein, aber zum warm werden sollte es gut sein. Dazu zeige ich dir noch eine andere Methode - den Rankenball. Bis auf mich beherrscht keiner der Druiden diese Technik. Die meisten nutzen profaneres, wie Wurzeln und Äste die im Wald nach einem Gegner greifen. Dies aber setze ich bei dir voraus, Leyla. Ich rate dir auch immer ein Säckchen mit Samen oder Bohnen dabei zu haben. Nicht überall schlummern Wurzeln im Erdreich."
Ornlu holte einen rasselnden Beutel hervor und holte geschätzt ein Dutzend Bohnen hervor.
"Einfache Bohnen. Entweder kocht man sie oder man nutzt sie dafür."
Ornlu umhüllte seine rechte Hand mit der linken Hand und begab sich in Stellung. Magie wurde frei und steigerte sich kontinuierlich. Zwischen Ornlus Händen begann sich etwas zu tun. Er öffnete sie und die Bohnen kreisten wild umher. Sie begannen zu keimen und zu wuchern. Innerhalb von Augenblicken, wirkte es so, als ob zwischen Ornlus Händen unzählige Schlangen sich winden würden, aber niemals verknoten. Ein Ball aus Ranken entstand, der permanent überall in schlängelnder Bewegung war. Der Druide formte das Geschoss mehr und mehr, ging in Rücklage, sandte noch einmal einen Schub ab und sammelte sich für den Abschuss. Einen Atemzug später, schnellten beide Hände, zwischen denen sich der Rankenball befand, nach vorne und entließen das Geschoss. Im hohen Tempo raste der Rankenball auf einen Pfahl zu, während Ornlu sich weiterhin sammelte und den abstand zwischen seinen Händen vergrößerte. Der Rankenball ging wie eine Art Netz auf und wurde langsamer, ehe er den Pfahl traf. Im selben Moment krallten Ornlus Hände ineinander ein. Die Ranken am Pfahl taten selbiges und schlangen sich vernichtend um den Pfahl. Ornlu erhöhte die Kraft zwischen seinen Händen und man hörte wie vorne der Pfahl begann zu knacken und zu bersten, ehe der Druide seine Hände wieder öffnete und die Ranken zu Boden fielen.
Dem noch nicht genug streckte Ornlu seine Hände aus und rief die Ranken zurück. Wie zahme Schlangen kamen sie zurück und vor Leylas Augen wirkte der Jäger einen weiteren Zauber. Aus den grünlichen Ranken kamen Dornen wie bei Rosen heraus, an manchen gar Blütenblätter, ehe Ornlu eine nach der anderen mit kräftigen Magieschüben auf Ziele verschoss, wo sich diese um die Objekte windeten und die Dornen hinein bohrten.
Vom einen auf den anderen Moment, faltete der Druide dann seine Hände zusammen und rief seine Ranken zurück. Diese kamen auf einen Haufen zusammen und fielen dann ohne die Magie einfach in sich zusammen.
Ornlu atmete tief durch und blickte dann zu seiner Schülerin.
"Ersteres war der Rankenball. Den kannst du auch versuchen, aber Versuch es erst mit ein paar weniger. Dazu sorgen, dass sich nichts verknotet ist schon schwer genug und erfordert Übung. Was du sicher bemerkt hast - meine Hände beeinflussten wie bei einem Puppenspieler das Objekt. Ich habe es bei dir oft gesehen, darum denke ich das es dir leicht fallen dürfte, zwischen Zauber und Händen eine Art Steuerung aufzubauen. Andere machen dies bloß über Gedankenkraft, aber dies ist nicht ganz so mein Stil. Das andere war was ganz neues. Du fragst dich bestimmt wie eine Bohnenranke zu einer Art Rosenranke werden kann - jede Pflanze besaß einst eine ursprüngliche Form, eine Art Mutterpflanze. Ihre Töchter entwickelten sich verschieden. Du kannst auch eine Pflanze soweit manipulieren, das sie sich in jenen Status zurück entwickelt und dann wieder in einen völlig anderen wieder weiterentwickelt. Dies gehört zur hohen Kunst der manipulativen Kräfte in unserer Magie und die Pflanze muss sowas wollen. Nicht jede möchte sich komplett verändern. Dich würde es ja auch stören, wenn dich jemand in eine Orkin verwandeln will. Hmm - gibt es blondhaarige Orkinen? Egal - was ich damit sagen will. Versuch erst mal die gezeigten Angriffszauber und dann lasse ich dir freie Hand. Forme aus den gegebenen Mitteln was völlig anderes. Sei dir aber auch sicher, dass du jene Pflanzen später in Ausgangsform wandeln kannst. Notfalls bin ich aber ja noch da. Du kannst anfangen, ich werde meine 'Bohnen' mal an geeigneter Stelle ansiedeln. Bedien dich ruhig aus meinem Bohnensäckchen.", erklärte Ornlu und warf Leyla den Beutel zu, ehe er sich an die Arbeit machte.
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Es war ein recht sonniger Tag, als Melford sich ein ruhiges Plätzchen zum allein sein suchte. Der Wind blies in kräftigen Böen und löste bunte Blätter von den Bäumen, die hinunter auf den Boden und in den nahe gelegenen See fielen. Hier in Silden konnte Melford besser als in allen anderen Orten, in denen er schon einmal gewesen war, die Natur beobachten und bestaunen. Oder hatte er sich erst hier in Silden nur das erste Mal für die Natur interessiert?
Wie dem auch war, denn weil er gerade so angetan von den Wäldern und der ganzen wunderbaren Landschaft war, hatte er sich ein Blatt Pergament und ein Stück Holz als Unterlage genommen, um dieses schöne Bild fest zuhalten. Ganz besonders die herabfallenden Blätter machten ihm die Vergänglichkeit dieser natürlichen Schönheit bewusst. Im Frühling wachsen die Pflanzen, im Sommer reifen die Früchte, im Herbst erntet man sie und im Winter wird es Still um die Natur. Und gerade jetzt als ihm die schöne Seite an der natur bewusst wurde, musste es natürlich schon Herbst sein. Noch einmal glänzten die Bäume mit bunten farbenprächtigen Blättern und mache Blumen fingen erst jetzt an zu blühen, doch es würde nicht lange dauern bis der Winter all das auf Eis legen würde.
Schließlich hatte er einen guten Platz gefunden, an dem er den er Wald, die Berge und den See in einem Blickfeld hatte. Bisher hatte e zwar nur Konstruktionszeichnungen für schwere Geräte gezeichnet, aber so schwer würde es wohl nicht ein Bild zu zeichnen. Zuerst begann er mit der genauen Betrachtung der Landschaft, die er sich so gut wie möglich versuchte einzuprägen. Dann zeichnete er ganz vorsichtig ein paar Umrisse, von Bäumen, Sträuchern und dem Verlauf des Sees, womit er die wichtigsten markanten Punkte festlegte. Nach zwei, drei prüfenden Blicken war er mit der Anordnung zu frieden. Nun begann er alle Gegenstände die sich im Vordergrund befanden in seinem Bild ganz genau zu zeichnen. Hier und da ein paar besonders hohe Gräser, drei größere Steine befanden sich ebenfalls nicht weit von ihm und ein Baumstumpf. Am Anfang arbeitete er nur die groben Konturen heraus und erst später begann er die Schatten und andere dunkle Stellen einzuzeichnen. Dabei orientierte er sich ganz genau an dem Bild vor ihm, dass ihm von der Natur vorgegeben war.
Bald darauf kam das Stückchen Fluss an die Reihe, welches ihm seine ersten Probleme bereitete. Bis auf einige starre Steine, bewegte sich das Wasser unaufhörlich. Das Bild der Wellen wechselte ständig sein Aussehen und an einfach nichts konnte er sich fest orientieren. Nach einer Weile kam er zu dem Entschluss, dass er den Wellengang imitieren und sich in Gedanken ein starres Bild zeichnen musste, an dem er arbeiten konnte. So fing er an mit zarten gebogenen Strichen das Brechen der Wellen an den Steinen zu zeichnen und ein wenig später mit längeren kräftigeren Linien die Wellen anzudeuten. Richtig zufrieden war er damit zwar nicht, aber bis jetzt war ihm nichts eingefallen wie er sein Bild noch verbessern konnte. Deshalb wandte er sich dem anderen Ufer zu, wo schon ein zweites Problem auf ihn zukam. Die Bäume und Sträucher waren so schlecht zu erkennen, dass er nur ein paar Umrisse und dunkle Schatten zeichnen konnte. Als Baumeister hätte er sich über mehr Details sehr gefreut, aber das natürliche Bild gab einfach nicht mehr her. Nun hatte er sein Bild endlich annähernd fertig, weshalb er es noch einmal im Ganzen betrachtete. Hier und da nahm er noch ein paar Verbesserungen vor und machte die Übergänge zwischen Hell und Dunkel ein wenig fließender.
Vielleicht war es nicht das beste Bild, aber zumindest hatte es ihm Freude bereitet einmal etwas anderes zu zeichnen als starre Baupläne. Die Natur gab so viele schöne Dinge vor und vielleicht würde ihm Nochetwas zeichnenswertes über den Weg laufen mit dem er sich beschäftigen konnte.
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Es war eine ganze Menge, die Ornlu ihr das gleichzeitig zumutete an diesem sehr sonnenreichen Tag, der sie daran erinnerte, wie schön der Sommer eigentlich war und wie viel die Wärme doch bedeutete. Trotzdem gehört der Winter dazu, Schnee und Kälte würden übers Land kommen, das ließ sich nicht vermeiden. Außer sie würde nach Varant gehen, nur gab es dort zu wenig Natur. Darüber würde Leyla wohl später noch einmal nachdenken müssen. Am besten dann, wenn sie nicht erwartungsvoll von zwei vertrauten Augen angeblickt wurde.
Lächelnd riss sie sich aus ihren Gedanken und ließ kurz darauf Magie in ihr aufkeimen. Es war Herbst, die ersten Blätter lagen schon seit Tagen am Boden, die beste Voraussetzung für diese Rasierblätter, da sie diese direkt von der Natur nehmen konnte.
Mit einer aufwärts Handbewegung rief sie gleich ein halbes Dutzend in die Höhe, ein gutes Stück über ihren Kopf, sodass sie sie in der ersten Phase des Herabfallens erhärten konnte, so wie sie es gelernt und theoretisch verinnerlicht hatte. Sie brauchte aufgrund der Menge aber etwas länger, sodass sie nicht mehr vollen Schub auf die Blätter lenken konnte, dennoch steckten sie danach fest in dieser Holzwand.
Trotzdem war sie unzufrieden, deshalb rief sie erneut einige Blätter in die Höhe und wandte ihre Magie dann direkt auf die herabfallenden Blätter an. Diesmal erwischte sie sie genau richtig, mit voller Kraft und Geschwindigkeit sausten sie gegen die Wand und gruben sich ins Holz.
Sie war zufrieden. War Ornlu es auch? Sein kurz rüberschielender Blick, den sie nur aus dem Augenwinkel beobachtete, war nicht zu deuten, vielleicht wollte er sie erst machen lassen. Also würde sie auch machen und griff in dieses Bohnensäckchen. Ehe die Blonde aber weiter Magie wirkte, dachte sie erst über diesen Part nach. Kraft würde er sie auf jeden Fall kosten, keine Frage. Ein Verknoten sollte sich insofern verhindern lassen, wenn sie die Bohnen alle nach außen sprießen ließ. Selbst wenn sich dort etwas überlagerte, ein Knoten sollte bei geradlinigem Wachstum nicht zustande kommen können. Und wenn die so entstandenen Ranken dann kurvenartig aufeinander zustrebten, würde sich eigentlich nichts verknoten können. Eigentlich sah sie hier also kein Problem.
Wichtig war vor allem eines: Dass sie sehr schnell sehr viel Magie in diese Bohnen leiten konnte. Da würden ihre eigenen Kräfte nicht zu ausreichen, dazu war Umgebungsmagie nötig. Und da sie die sowieso brauchte, um die Ranken dann durch die Luft zu bewegen, schien auch dieser Teil ihrer Ansicht nach nicht allzu schwer zu sein.
Der abschließende Teil würde mit Ausnahme des zu ihr Zurückkommens ein einziger Kraftaufwand sein, nicht mehr, deshalb wollte sie nun einfach mal beginnen. Mit fünf Bohnen. Das war nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig, glaubte sie.
Sorgsam legte Leyla die fünf Hülsenfrüchte auf ihre Handfläche und schloss sie dann mit ihrer anderen Hand. Ein erstes Aufkeimen war aufgrund der Erfahrungen aus der Lehre mit Gwydion damals recht einfach. Ein wenig Magie zur Aktivierung, mehr nicht. Die Wurzeln auf der Unterseite ließ sie miteinander verwachsen, damit auf dieser Seite ein fester Rückhalt war, der nicht aufplatzen konnte.
Im Folgenden führte sie dann gleichmäßig und kontinuierliche weitere Magie zu, sodass sowohl Wurzeln als auch die Stränge wuchsen.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Stränge dann zwischen ihren Händen hindurchgewachsen kamen, nahm die Ovates ihre abdeckende Hand weg, ließ das Gebilde aber noch einen Moment lang auf der anderen Hand liegen, es wuchs dort weiter. Doch nicht lange, dann verlor sie jeglichen Körperkontakt zu der wuchernden Pflanze, stattdessen befand sie sich nun, gehalten von der sie allzeit umgebenen Magie, in der Schwebe vor ihr.
Weiter wucherten die Stränge in die Länge, Leyla spreizte schon die Finger von ihen Händen weg, so wie die Pflanze wachsen sollte. Diese offensichtliche Verbildlichung half ungemein.
Sie drehte die Hände aber ein wenig so, dass sie sich gegenüberstanden, dazwischen sammelte sie eine größere Menge Magie, die sie zum Abschießen des Rankengebildes benutzen wollte. Als die Jägerin dr Ansicht war, das genau dieses groß und vor allem lang genug war, schob sie ihre Hände förmlich darauf zu, mit ihnen die Magie, die es dann beschleunigte, woraufhin ihre Hände schneller wurden, bis sie ganz ausgestreckt waren. Weiter spreizte sie ihre Finger auseinander, sodass die Ranken noch weiter auseinander gingen. Und dann trafen. Den gleichen Pfahl, den auch Ornlu anvisiert hatte, erwischten ihren Ranken, schnell ließ sie ihre Hände ineinander klatschen. Und zwar so, dass ihre Finger ineinander griffen, genau so wollte sie das auch von den Ranken. Um die nun nötige Kraft zu simulieren, drückte Leyla ihre Finger gegen ihre Handrücken und presste die Handflächen ebenfalls gegeneinander. Einen Moment lang hielt sie diese Position inne, dann lockerte sie den Griff wieder, woraufhin die Ranken ebenfalls erschlafften und zu Boden fielen.
Um eine Verknotung mit dem Pfahl zu verhindern, entfernte die Blonde ihre Hände schnell voneinander. Allerdings nicht geradewegs nach außen, sondern schräg nach hinten, da sie an einer Seite schließlich zusammengewachsen waren. Die Größe der Ranken behielt sie jedoch bei, sie ließ sich auf dem Boden nahe dem Pfahl liegen und ging darauf zu.
Der Ovates war klar, dass sie nicht ganz so wie Ornlu vorgegangen war. Eine wirkliche Kugelform hatte es bei ihr nicht gegeben, stattdessen waren bei ihr die Ranken direkt auseinander gewuchert. Das ließ sich sicherlich anders machen, nur hatte sie in dem Momnt nicht wirklich gewusst, wie. Doch sie glaubte, dass durch die Kugelform Energie eingespart werden konnte. Denn dann galt es anfangs weniger zu bewegen und in der Luft zu halten.
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Gestern Nacht hatten er und Saphiria kaum geschlafen, erst in den frühen Morgenstunden hatte sich zumindest Corax hingelegt um sich ein wenig auszuruhen. Inzwischen hatten sie beide noch weiter Trainiert und es gelang Corax nun mit einiger Konzentration in eine weniger tiefgehende Verbundung zu dem seltsam entrückten Zustand herstellen. Das er nicht jedes mal vollkommen die Kontrolle verlor gewährte ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit, sodass er sich nicht völlig verloren in dieser ihm völlig unbekannten Welt vorkam. Denn auch wenn er es sich selbst gegenüber nicht gerne Zugab, das Erlebniss gestern hatte ihm etwas Angst gemacht.
Corax konzentrierte sich noch einmal und versuchte in seinen Übungen ganz aufzugehen. Langsam versank er erst und fühlte dann wieder wie die Grenzen seines Geistes bröckelten und verschwammen. Aber sie verschwanden nicht vollkommen, eine kleine Schicht blieb und er konnte die Umwelt zwar intensiv spüren, wurde jedoch nicht von ihr mitgerissen.
Als er wieder in den Normalzustand zurückkehrte brauchte er einen Moment um sich zu sammeln. Schließlich traf er einen Entschluss. Char würde wahrscheinlich eh sicher sein das sie beide unfähig waren, ihn länger warten zu lassen brachte nichts und Corax war der Meinung die Disziplin weit genug zu beherschen um fortzufahren. Also ging er kurz zu Saphiria und fragte sie ob sie der selben Meinung wäre. Sie nickte und so gingen sie los. Ihr erstes Anlauf ziel war relativ leicht zu erraten und sie wurden auch prompt in der Krähe fündig. Die beiden bahnten sich einen Weg durch die Taverne und gingen zu Char, der wie immer alleine saß. Dort angekommen sagte Corax :" Wir sind bereit fortzufahren, wir haben es geschafft einen Zustand geistiger Leere mit Hilfe des Rinc zu erreichen." Am liebsten hätte er ein "glaube ich zumindest" hinzugefügt, aber er wollte seinem Lehrmeister keine Punkt geben auf dem er unnötig herumtrampeln konnte.
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Ein abgelegener Ort...
Die Zeit war reif. Ornlu hatte in der Nacht einen Traum und wusste das es Zeit war. Zeit für seine Schülerin. Der Vollmond stand an und er spürte es in sich schon rumoren. Leyla musste nicht wissen, was Ornlu die nächsten Tage machen würde - nein, müsste. Letztlich war sie aber auch bereit. Hoffentlich bereit für das was anstand. Er selbst sagte ihr nicht wohin sie gehen würden, er selbst wusste es nicht, er folgte lediglich seiner Intuition.
Als sie dann ankamen, wusste er wieso er sich auf jene immer verlassen konnte. Der Ort war umgeben von Büschen, Gemäuern, Efeu, Bäumen, dichten Gräsern, ein paar Rabenvögeln, Pilzen und den Überresten von irgend etwas.
Leyla fragte zwar wohin sie gehen würden und fragte was dies für ein Ort wäre, aber bekam aus Ornlu nichts eindeutiges heraus.
Der Druide holte aus seiner Umhängetasche eine einfache schon oft genutzte Kerze hervor.
"Und jetzt! Zeigst du mir wie du Kerzen anzünden kannst!", sagte Ornlu im ernsten Ton. Leyla blickte sehr verwundert. War dies die neue Lektion?
"Nur ein Spaß, ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht wie ich einem Anfänger etwas beibringen könnte. Mit dir war ich bisher sehr zufrieden. Ich bin mir sogar sicher, dass du es auch ohne mich geschafft hättest. Da du aber bei mir gelernt hast, wirst du dich jetzt beweisen müssen. Alles was ich jetzt tun werde, ist nicht persönlich gemeint. Ich bilde jedoch niemanden aus, der im Notfall versagt! Schwäche zeigt und dadurch andere mit hinein zieht!"
Ornlu schnippte und eine kleine Flamme begann am Kerzendocht sich zu entzünden. In ein Mauerloch steckte Ornlu jene dann windsicher hinein.
"Wenn die Kerze erloschen ist, hast du es überstanden. Denke nicht an einen Teleport, ich weiß diesen zu verhindern. Wende alles an was ich dich lehrte und was dir sonst noch einfällt und erwarte nicht, dass ich dich auf irgend eine Art schonen werde - lediglich töten werde ich dich nicht, soweit gehe ich nicht. Hab keine Scheu alles anzuwenden, ich werde es auch tun. Meine Waffen werden mein Druidenstab und meine Magie sein. Ich gehe ans andere Ende dieser Ruine. Sobald meine Lichtkugel aufsteigt - geht es los.", sprach der Druide. Er hoffte nicht zu hart geklungen zu haben, aber er hatte seine Zeit nicht verschwendet, um jemand unfähiges im Ernstfall ausgebildet zu haben. Bei aller Freundschaft und heimlicher Zuneigung, wollte er Leyla bestmöglich auf solch eine prekäre Situation vorbereiten. Sie musste bereit sein, sonst könnte es sich Ornlu niemals verzeihen, jemanden in den Tod geschickt zu haben, weil dieser dachte mit der Magie allein wäre man schwer zu besiegen. Magie war mehr. Magie war verbunden mit allen Emotionen. Sie war ein Gefühl keine Wissenschaft.
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Der Vorabend war noch ein wenig lustig geworden, da freies Experimentieren mit der Magie wirklich Spaß machte. Leyla hatte so herausgefunden, wie sie zum Beispiel bunte Blüten auf eine Pflanze setzen konnte, genauso ließen die sich aber auch recht einfach wieder entfernen. Das mit den Dornen war etwas schwierigier geworden, doch wenn man es dann erst einmal raushatte, wurde es einfacher. Und sie glaubte, es rauszuhaben. Es war eine Art der Manipulation. Sie musste ein paar Strukturen tief im Inneren der Pflanze verändern, sodass sich Dornen herausbilden konnten. Was sie dabei wirklich gemacht hatte, konnte die Ovates gar nicht so wirklich sagen. Ein paar Nachforschungen später würden das aber vielleicht ändern. Wichtig war im Moment erstmal, dass sie wusste, wie es ging.
Irgendwie lustig anzusehen war auch das Zurückwachsen. Dieses langsame Einschrumpeln der Pflanze, es sah komisch aus. Doch es war nicht schwer. Sie musste einfach das Gegenteil von dem machen, wenn sie eine Pflanze wachsen lassen wollte. Nur dass sie keine Magie absaugte, sondern ebenfalls welche zuführte. Durch die daraus gewonnene Energie konnte die Pflanze aber dann in sich hineinwachsen, also sich rückbilden und wurde somit kleiner, bis sie den Urzustand erreicht hatte.
Im Gegensatz zu diesem eher heiteren Abend war der heutige Tag nun todernst. Ornlu wirkte etwas komisch und auch seine Wortwahl war anders als sonst. Doch er war darauf aus, sie in gewisser Weise weiter zu unterweisen. Oder besser, er wollte sie prüfen. Und diese Prüfung sollte nicht irgendwas werden. Es war ein Kampf. Ornlu würde sie angreifen und sie sollte abwehren. Seine Magie, seine Angriffe, alles eben. Und wenn möglich und vor allem wenn nötig, dann sollte Leyla auch Gegenagriffe starten. Die konnte sie sich gegen Ornlu im Moment allerdings noch nicht so gut vorstellen, eben weil es Ornlu war. Was sich auch nicht änderte, als die von ihm angesprochene Lichtkugel aufstieg. Trotzdem wurde sie aufmerksamer, sammelte schon einmal vorsorglich Magie und wartete, dass er begann. Wobei es natürlich gut war, wenn er noch etwas wartete, dann würde die Zeit, die sie durchhalten muss, kürzer sein.
Aber diesen Gefallen tat er ihr nicht, genau in dem Moment hörte die Blonde einen Vogel hinter sich aufschreien, der kurz darauf in schnellem Flug auf sie zugestürzt kam. Gerade noch rechtzeitig sprang sie zur Seite und konnte dem Sturzflug so entgehen.
Schnell ging ihr Blick zu Ornlu, aber der stand noch am gleiche Ort wie gerade. Der Vogel schien aber weg zu sein, ihre prüfenden Blicke in alle Richtungen brachten kein Ergebnis. Dafür tat sich plötzlich etwas anderes, woraufhin sie erneut zur Seite sprang. Kurz darauf kam aus dem Boden, genau dort, wo sie gerade noch gestanden hatte, eine Wurzel gestoßen, die ihre Attacke damit allerdings noch nicht beendete.
Eilig prüfte sie magisch den Boden um sie herum und fand selbst einen Wurzelstrang, den die Jägerin dann auch direkt anzapfte. Sie schickte Magie ins Erdreich, stärkte die Pflanzenstruktur und schaffte es, den Strang genau im richtigen Augenblick durch die Oberfläche stoßen zu lassen, denn Ornlus Wurzel schoss in dem Moment genau in ihre Richtung. Dieses Hervorschnellen endete dann jedoch im Gewirr der von ihr gerufenen Wurzel, die an ihren Enden etliche kleine Verzweigungen vorwies. Durch die Stärkung waren die nicht einfach schlaff geblieben, als Ornlus Wurzel dagegen stieß.
Wieder war es ein schneller Blick, der in Richtung ihres Lehrers und Kontrahenten ging. Er stand nicht mehr am gleichen Ort, sondern kam weiter heran. Allerdings langsam. Dieser einem Trott ähnliche Gang provoziere sie förmlich dazu, selbst eine Attacke zu starten.
Wie intuitiv rief sie einige der am Boden liegenden Blätter in die Höhe. Magie floss von ihr aus in die Adern und inneren Strukturen dieser bald toten Pflanzen und erstarkte sie ein letztes Mal. Vielleicht hatten sie nie so viel Kraft besessen. Mit einen heftigen Magiestoß sendete die Ovates ihre Rasierblätter dann los. Ihrer Ansicht nach genau auf Ornlus Kopf zu. Nur einen Moment später merkte sie gerade noch rechtzeitig, dass er seine Wurzel noch einmal angreifen ließ. Hastig ließ sie die Ihrige in die Höhe schnellen.
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Der Spaß begann und Leyla hatte ordentlich zu tun. Ornlu ebenso, war er ihr Unterhalter.
Mit gekreuzten Armen sammelte er sich und sah die Rasierblätter seiner Schülerin ansurren. Mit einer magischen Entladung ließ er die Rasierblätter und alles pflanzliche um ihn regelrecht gegen eine Art magische Wand drücken.
In der Zwischenzeit hatte Leyla dann seine kontrollierte Wurzel mit ihren Wurzeln bezwingen können. Gut, wehrhaft war sie schon mal. Doch begann der Spaß ja erst wirklich. Leylas Rasierblätter nutzte der Druide sofort um sie gegen seien Schülerin zu nutzen, ließ sie im Streufeuer mittels heftigen Magiestoß los und sprang dann ins Unterholz um von da an mehr im Verborgenem zu agieren.
Ornlu vernahm, wie der zuletzt gewirkte Zauber, abgewehrt wurde. Waren es die Wurzeln? Womöglich, denn Treffer in Fleisch klangen anders. Nichts desto trotz, war Ornlu dabei die nächste kleine 'Beliarei' zu vollbringen. Er erweckte drei kleine Büsche aus ihrer Starre, ließ sie entwurzeln und Beine bekommen.
Leyla schien zu warten oder etwas zu ahnen. Zurecht, denn Augenblicke später spurteten drei kniehohe Büsche wie drei kleine, wilde Hunde los. Regelrecht im Schweinsgalopp stürmten sie auf Leyla los und sprangen sie an.
Ornlu wollte gerade nach vorne treten um, seine Büsche besser zu koordinieren, als er im losen Erdreich auf Knochen trat. Ein menschliches Skelett. Er änderte seinen Plan und wirkte weiter seine momentanen 'Helferchen'. Sie waren wirklich wie kleine Hunde die das Bein ansprangen. Ihre Äste umgriffen das Opfer und drückten es nach unten - so hatte es der Druide vor, ehe er Leyla noch überraschen würde.
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Wäre auch zu schön gewesen, wenn sie ihn erwischt hätte, auch wenn sie ja nicht darauf aus waren, sich bis aufs Letzte zu verletzen. Nichtsdestotrotz oder vielleicht genau deswegen hatte sie nun ein nicht kleines Problem bekommen. Erst war Ornlu irgendwo in den Büschen verschwunden und nun hetzte er ihr auch noch genau solche auf. Zum Glück hatten sie keine Dornen, aber was noch nicht war, das konnte noch werden, wie sie seit gestern wusste. Im Augenblick lag sie jedenfalls am Boden, einen dieser Büsche an den Beinen und die anderen an ihren Händen. Leyla versuchte sich zu konzentrieren, wurde aber immer wieder abgelenkt, da die Büsche dauernd an ihr zogen, mit ihen Ästen zupieckten oder einfach nur störten und sie behinderten.
Trotzdem nahm die Blonde die Wurzeln im Erdreich unter ihr war. Und auch die Vögel oben im Baum. Kurz schwankte sie zwischen beiden, entschied sich dann aber für die Tierwelt, damit es nicht zu langweilig wurde. Mit dem Ellenbogen stieß sie den Busch zu ihrer Rechten weg und hob die Hand in die Luft, mit der anderen Hand versuchte sie, die Büsche so gut es ging von ihrem Kopf und der anderen nun in die Luft gestreckten Hand wegzuhalten.
Sie sendete Magie zu dem Vogel dort oben auf dem Baum, tauschte mit ihm einige Bilder aus, kurz darauf erhob er sich und kam im Sturzflug nach unten geflogen. Ornlu schien abzuwarten, was sie vor hatte, oder aber er wusste nichts entgegenzusetzen, wie auch immer. Die Krähe hielt jedenfalls direkt auf den Busch an ihren Füßen zu, den sie gezielt wegtrat und so ein Stück in die Luft beförderte. Genau richtig, dass die Krähe danach schnappen konnte. Den Befehl, ihn weit weg und unerreichbar fallen zu lassen, gab sie dem Vogel noch, dann klinkte Leyla sich erstmal wieder aus und schlug erneut nach dem Busch zu ihrer Linken. Da sie eh schon einige kleine Schnittwunden an den Händen hatte, machte das nicht mehr so viel aus. Es half ihr aber, dass sie wieder aufstehen konnte, denn der verbliebende Busch ließ sich kurzzeitig auch noch ein Stück wegschieben. Flink rollte sie sich zur Seite und sprang dann auf die Beine, nur kurz darauf rief sie eine Wurzel aus dem Bode vor ihr, die sie kurz zuvor schon magisch angezapft und gestärkt hatte. Die wandt sich nun direkt um den sofort wieder auf sie zu stürmenden Busch. Den anderen sah sie im Augenblick nicht, offenbar hatte sie ein ein gutes Stück weggeschlagen.
Ein Blick nach links verriet, dass sie nur unweit der Stelle war, aus der die Büsche vorhin aus dem Dickicht gestürmt waren. Ornlu konnte also garantiert irgendwo hier sein. Sie sah ihn nicht, aber sie spürte ihn. Nicht direkt, wo er war, nur, dass er in der Nähe war.
Der Blick der Ovates erhaschte die Nadeln an dem Zweig über ihr. Die Idee war ihr vor Kurzem schon einmal gekommen, sie hatte dann aber doch davon abgelassen es auszprobieren. Deshalb würde sie nun also einfach probieren müssen, ob es klappte.
Bis eine größere Menge Magie in die einzelnen Nadeln geleitet war, um diese noch härter und spitzer zu machen, als sie eh schon waren, schaute die Blonde sich erneut um. Der eine Busch kämpfte nun mit ihrer Wurzel, die ihn ziemlich gut festhalten konnte, der andere war nach wie vor nicht zu sehen. Und ihre Krähe kreiste irgendwo oberhalb der Baumgipfel, offenbar war sie schon wieder zurück.
Schnell blickte sie zurück ins Dickicht, glaubte eine Bewegung zu sehen, woraufhin ihre linke Hand schlagartig eine Vorwärtsbewegung ausführte. Die Nadeln über ihr lösten sich von dem dazugehörigen Ast und flogen zielstrebig ins Gebüsch. Ob sie nun direkt Ornlu treffen würden oder nur eine seiner Attacken, das war eigentlich nebensächlich. Wichtiger war, dass ihr Plan fürs Erste aufgegangen war.
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Knurrend steckte Ornlu den Schmerz weg. Leylas Nadeln hatten gewirkt. Zwar nicht voll in den Körper, aber der rechte Arm war ein Nadelkissen. Sofort ließ der Druide seine Magie aus den Büschen und zog mit jener die Nadeln aus dem Fleisch. Nichts schlimmes woran er sterben würde, aber auch nicht angenehm. Der Stoff verhinderte mehr.
Umso mehr war es nun sein nächster Zauber, der sein Wirken im Verborgenem ließ. Ruckartig hatte sich ein Dornengestrüpp in Richtung Leyla aufgebaut. Ein Wall, durch den sie erst einmal durchkommen müsste. Ornlu steigerte nun mehr seine Magie mehr und mehr. Seine Augen bekamen schon jenes Leuchten, ehe er aus seinen Säckchen ein paar Bohnen vor das Skelett streute und dann mit seinem Plan begann.
Die Bohnen keimten auf, ebenso wirkten Gräser drumherum mit. Wie Muskeln und Sehnen schlangen sie sich in Windeseile um das Skelett. Hauchten diesem scheinbar neues Leben ein, nutzten jedoch nur das Gerüst, um als einheit besser zu wirken.
Etwas später, Leyla schien auch schon etwas zu versuchen, stand es dann. Ein Skelett mit Knüppel in den knöchrig-pflanzenumzogenen Fingern. Der ganze Skelettkörper war umzogen von dickeren und kleineren Ranken, die das Skelett staksig in Bewegung setzten. Es war zwar neu für Ornlu, aber sein Skelett-Pflanzen-Krieger würde Leyla schon einheizen.
Der Dornenwall löste sich auf und hervor kam Ornlu mit rot-orange aufleuchtenden Augen und seinem Schergen.
"Das ist Paul. Paul greif sie an!", wies der Druide an, ließ den Skelett-Kiefer laut lachen, ging dann auf die Knie und lenkte wie ein Puppenspieler, sein Skelett mittels Magie.
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Wer ist Paul, dachte sie im ersten Moment, auch wenn sie dieses seltsame Wesen schon sehen konnte. Wie kam Ornlu nur auf solch einen Namen?
Solange es aber nur dieses Skelett war und Ornlu nicht noch weiter andauernd Neues auf sie losjagte, würde sie das wohl schaffen. Zur Sicherheit rief sie direkt nach ihrer Krähe, die sich dann direkt auf Ornlu stürzen sollte. Fast im selben Augenblick rief die Ovates sich noch eine Wurzel aus dem Erdreich, die sie ein Stück bog und dann wieder ins Erdreich schickte, sodass eine Art Bogen über der Erde übrig blieb. Und zwar nur knapp vor dem Fuß von diesem Pflanzenskelett. Selbst wenn Ornlu es trotz des Krähenangriffs, dem er gerade auswich, schaffte, sein Wesen darum laufen zu lassen, so würde sie dadurch Zeit gewinnen. Zeit, die sie nutzte, um dem einen Busch von vorhin, der noch immer mit ihrer Wurzel zu tun hatte, den Rest zu geben. Dass sie gut durch die Luft fliegen konnten, hatte sein Kollege vorhin schließlich schon bewiesen.
Plötzlich traf sie etwas und Leyla wurde zu Boden geworfen. Es war dieses Pflanzenskelett, dass mit seine Keule nach ihr geschlagen, aber zum Glück nur den Arm erwischt hatte. Flink kroch sie weg, doch das Wesen verfolgte sie. Hastig rief sie wieder eine Wurzel an die Oberfläche, die Ornlu diesmal aber nicht gesehen hatte. Einen Moment später wurde der Jägerin aber klar, dass es ein eher dummer Einfall gewesen war, denn Paul fiel. Und zwar genau auf sie zu. Schützend hob sie die Hände vors Gesicht, das Auftreffen der harten Knochen würde dennoch den einen oder anderen Kratzer und blauen Fleck hinterlassen.
Etwas angewiedert schob sie diese Mischung aus Pflanzen und Knochen von sich runter, kaum war sie dann aber endlich wieder auf den Beinen, packte eine Ranke nach ihrer rechten Hand und kurz darauf eine nach ihrer linken. Vor ihr stand ein böse lachender Ornlu. Er wirkte anders als sonst, aber das lag vielleicht am recht heftigen Kampf.
Durch heftiges Ziehen konnte sie aber immerhin die linke Hand noch befreien, die Ranke hatte sie noch nicht ganz gepackt. Schnell drehte sie sich dann um ihre eigene Achse, sodass die Ranke sie dann auch nicht so schnell wieder erwischen konnte. Doch dafür spürte sie die an der rechten hand umso mehr. Oder besser, sie merkte, dass sie ihre rechte Hand bald nicht mehr spüren würde, so stark, wie die Ranke zudrückte.
Ein kurzer Blick Richtung Ornlu sagte, dass er gerade mehr damit beschäftigt war, seinen Paul wieder aufzurichten anstatt ihr noch mehr entgegen zu werfen, das würde sie nutzen müssen. Noch einmal rief sie die Krähe herbei und jagte sie auf ihren Kontrahenten zu, kurz darauf erhoben sich rechts von ihr einige Blätter, die nur einen Moment später in erhärteter Form gegen die Ranke geschleudert wurden, die noch immer ihre Hand hielt. Durchtrennt wurden sie nicht, aber dafür an einigen Stellen angerizt, sodass sie durch heftiges Ziehen eine gänzliche Trennung hervorrufen konnte. Das Stück, das noch an ihrer Hand hing, würde sie später schon wirgendwie loswerden. Zumindest drückte es nicht mehr zu.
Aber nun musste sie sich noch etwas für Ornlu überlegen. Sein Skelett lag noch immer halb am Boden, vielleicht genügte es, wenn sie das für immer dort festhielt. Eine Wurzel war es, die sie dafür nutzen wollte - mal wieder. Aber die waren einfach praktisch, in vielerlei Hinsicht. Relativ langsam, auch, da sie eigentlich schon ziemlich erschöpft und mitgenommen war, schlängelten sich mehrere kleine Wurzelstränge aus dem Boden über den Körper dieses Pauls. Einige verwuchsen direkt miteinander, andere ließ sie einfach wieder ins Erdreich eindringen. Und eine wollte sie auch um Ornlus Bein wickeln lassen, aber das würde er wohl verhindern, vermutete sie.
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Paul musste noch viel lernen. Paul und Ornlu eigentlich, aber zukünftig, würde er diese Methode verfeinern. Die Möglichkeiten waren enorm, wenn er so überlegte. Leyla wandte ihre Magie aber klug an. Magie noch in Paul hineinpumpen war unnötig. Noch war dieser Zauber zu schwach, stattdessen ging es nun ans eingemachte. Leylas versuch Ornlu mit der Wurzelranke zu greifen war nett, aber Ornlus magischer Willen war höher als der von Leyla. Er konnte die Wurzel im Ränkespiel umstimmen und Leylas Magie mit seiner vertreiben. Ein Sprung zurück, ein vertreiben des Raben in andere Gefilde und es konnte zum Finale kommen. Die Kerze würde nicht mehr lange halten.
Er machte weitere Schritte zurück und sammelte sich, ließ die Magie förmlich aus seinen Körper dringen. Schritte ließen den Boden unter ihm erblühen und Leyla schien zu ahnen, das Ornlu nun den Hammer rausholt.
Der Druide setzte seine Magie frei und kurz darauf begannen sich alle Blätter aus der Umgebung um Ornlu zu sammeln. Aus Dutzenden wurden Hunderte aus Hunderten wurden Tausende und umgaben den Druiden in rotierenden Bahnen. Sie verhüllten in ihren Bunten Farben den Druiden regelrecht und klangen wie ein riesiger Heuschreckenschwarm. Langsam wurde das Bunte mehr zu einen Grünen, langsam blitzten die Stellen auf und Leyla würde heftige Angriffe erwarten dürfen. Augenblicke später war es soweit.
Ornlu ging in die waffenlose Kampfhaltung, sammelte sich noch einmal und ließ die Magie in ihm regelrecht in Echos pulsieren. Einen Atemzug später schnellte seine Faust nach vorne, bündelte einen der rotierenden Rasierblattkreise und setzte einen Satz Rasierblätter frei. Kurz darauf kam die andere Faust hinterher. Es war die hohe Kunst, die es Ornlu ermöglichte punktgenau mit seinen Bewegungen Magie freizusetzen, als ob es echte Fausthiebe wären. Im selben Tempo und Brachialität. Nach dem Fausthieb kam sofort ein Seitschwenker mit dem Bein, der eine ganze Linie auf Leyla freisetzte. Ornlu war gleich ob sie sich retten konnte, das musste sie bestehen und auch die seine finale Attacke die noch kommen würde - die Rasierblattexplosion.
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Von Paul hatte er losgelassen, zum Glück. Doch ihre anderen Zauber hatte Ornlu gleich mit beseitigt. Sowohl ihre Krähe drehte nicht mehr ihre Bahnen über ihr noch ihre Wurzeln wollten ihr weiter gehorchen. Aber ihren Verstand und ihre körperliche Schnelligkeit hatte Leyla noch, die brauchte sie nun auch, den ersten Rasierblättern sprang sie nämlich einfach nur davon, unterwegs sammelte sie aber schon wieder Magie, die sie, sogleich sie wieder auf den Beinen war, auch direkt auf die Grasfläche vor ihr wirkte, was ein enormes Wachstum einiger Gräser dort zur Folge hatte. Vorerst blieben es einzelne lose Ranken, die konnte sie bei Bedarf aber hoffentlich schnell genug ineinander verschlingen, sodass Ornlus Rasierblätter daran abprallten.
Womit die Blonde nicht gerechnet hatte, war, dass ihr Lehrer nicht an Ort und Stelle stehen bleiben musste. Stattdessen kam er so weit zur Seite gelaufen, dass er wieder direkt Sicht auf die Ovates hatte, die aber gerade noch rechtzeitig weitere Grashalme in die Höhe schießen und sich sporadisch miteinander verpflechten lassen konnte. Es knackte ein paar Mal, aber der Schild hielt. Wobei dies erst der Anfang war.
Die Jägerin sah kommen, dass Ornlu mehr mit dieser großen Kugel vor hatte, als sie nach und nach aufzubrauchen. Es roch beinahe danach, dass die Blätter, die immer schneller und schneller zu kreisen schienen, irgendwann schlagartig mit einen Mal losbrechen würden.
Hastig blickte sie sich um. Rechts, links, ganz einig wurde sie sich nicht, entschied sich dann aber für links, die Bäume und Büsche dort waren näher. Und groß.
Und dann geschah es. Auch akkustisch nicht gerade leise brachen die unzählbar vielen Blätter mit einem Mal los. Scheinbar in alle Richtungen, doch einen genauen Blick hatte sie dafür im Moment nicht. Stattdessen wirkte Leyla Magie, eine enorme Menge. Und zwar auf die Blätter um sie herum. Über ihr, hinter ihr, rechts und links. Sie ließ sie schlagartig größer werden, ließ sie vor sie gleiten und machte sie fester. Härter und damit widerstandsfähiger. Hoffentlich dick genug, um das Auftreffen etlicher scharfkantiger Blätter zu überstehen. Zur Sicherheit machte sie sich noch ganz klein und hielt die Hände schützend vors Gesicht.
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In einer mächtigen Entladung, setzte Ornlu Tausende Geschosse in alle möglichen Himmelsrichtungen frei. Überall erklangen surrende Geräusche, als ob unzählige Pfeile die Luft durchschneiden würden. Sie prallten in Bäume, in den Boden, in Büsche und gegen Steine. So mancher Stein splitterte und an gewissen Bäumen splitterte Rinde ab. Die Wirkung der Rasierblattexplosion war enorm und heftig.
Heftig schnaubend erhob sich auch Ornlu aus der Hocke. Für wahr hatte er nicht sein volles Repertoire auf Leyla losgelassen. Er wollte ihr auch nicht zeigen wie eine Wandlung funktionierte und aussah und auch sah er davon ab einen Baum auf sie losgehen zu lassen. Nein, töten wollte er sie nicht, zudem war die Kerze schon erloschen.
Sein Blick ging ging hinüber zu Leyla. Ihr Schild, ihr Rankenkäfig war an manchen Stellen durchsiebt, an manchen aber gespickt von den kleinen, mörderischen Geschossen. Vor allem zentral und dies war gut. Gut für Leyla.
Mit einer Handbewegung, ließ Ornlu das Gebilde langsam sinken und erblickte doch etwas müde seine Schülerin die lebte.
"Gut gemacht, Leyla." - Ornlu streckte im freundlichen Ton der Ovates die Hand aus und half ihr auf - "Mehr kann ich dir auch nicht mehr beibringen. Mit der Zeit wirst noch tiefer in die Materie vordringen, aber das musst du selbst erforschen und deinen Stil finden. Die Grundlagen dieser magischen Ebene beherrscht du allemal. Komm - wir räumen hier etwas auf und dann lade ich dich zum Essen ein. Du wählst die Lokalität, ich zahle. Achja, wäre nett, wenn du mich noch etwas...verarztest. Immerhin warst du das ja auch.", meinte Ornlu und zeigte auf seinen blutigen Arm. Danach begannen sie ihr Wirken vor Ort rückgängig zu machen. Sie waren ja keine Feuermagier.
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Die wohl heftigste und spektakulärste Auseinandersetzung in ihrem Leben war überstanden. Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern, dass es einmal heftiger gewesen war. Ornlu hatte wahrlich viel drauf, wahrscheinlich noch weitaus mehr, als er gezeigt hatte. Aber sie war auch mit sich zufrieden, was nicht zuletzt Ornlus Arm bewies, der einen kurzen magischen Heilungsschub benötigte, den sie gerade so noch aufwenden konnte. Auch wenn solche Verletzungen eigentlich nicht magisch geheilt werden sollten. Aber es würde ja niemand erfahren, erst recht nicht ihr Mentor.
Kämpfer, die nach einer Auseinandersetzung ihre Verwüstungen wieder entfernten, gab es vermutlich nicht sehr viele. Es hielt sich aber in Grenzen, sodass sie schnell fertig waren. Ein paar Lücken, vorwiegend dort, wo Ornlu die Büsche entfernt hatte, mit denen sie nicht wenig zu ringen hatte, blieben zwar, da diese Büsche nicht auffindbar waren, was Leyla nur lachend kommentieren konnte, im Großen und Ganzen wirkte diese Lichtung aber wieder größtenteils so, wie sie sie am Mittag vorgefunden hatten. Den Rest würde die Natur schon erledigen, das wusste sie sicher.
Das Angebot mit dem Essen wollte sie eigentlich erst aus Versehen vergessen, aber das konnte sie ihm nicht antun. Die Blonde wandte sich aus der Konfrontation mit der Taverne, in dem sie eine etwas andere Lokalität wählte.
"Lass uns an den See gehen. Wir holen was Gutes zu Essen und was Trinkbares, dann machen wir es uns gemütlich.", waren ihre Worte an Ornlu gewesen, der sie aber offenbar schon wieder mit solch einen Sumpfkrautding ärgern wollte. Erst wollte sie etwas sagen, ließ ihn dann aber. Vielleicht brauchten die Kerle das nach solchen Anstrengungen einfach, dachte sie und grinste innerlich.
Als sie dann am See saßen, brannte ihr eine Sache auf der Zunge, die sie schon lange mal loswerden wollte. Ein paar Mal hatte sie die Frage schon verdrängen können, aber nun, wo sie beide allein und ungestört hier saßen, konnste sie sie sicherlich loswerden.
"Ornlu...was sind das eigentlich für...Markierungen in deinem Gesicht? Diese rote Farbe? Haben diese Streifen eine Bedeutung?"
Geändert von Leyla (11.10.2008 um 21:21 Uhr)
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Dieser urplötzliche Gedanke.Er traf ihn,wie ein Blitzschlag wenige Meter vor einem Spaziergänger einchlägt und jenen aufschrecken lässt.
Aufgeregt sah er sich um - verschiedene schmale Gassen,etwas breitere Wege,doch etwas fehlte. Ein weiterer Weg,der dort sein müsste wo jetzt...
Halt,da ist er! Ganz schwach zu sehen,zugewuchert,nicht mehr als ein Trampelpfad im hohen Gras,führt er zwischen zwei Hütten hindurch.
Höchstens ein Kind passte hindurch.
Enttäuschend. Denn irgendwo hinter diesen Gebäuden,ja,da steht vielleicht immer noch ein kleines,hölzernes Häuschen.Ohne Tür,ohne Fensterläden,mit nur einem großen Raum,in dem,dicht beianander 3 Betten,ein Tisch mit Stühlen,ein Ofen,eine große,fest verschlossene Truhe und einige Säcke,vollgefüllt mit getrocknetem Reis und anderen Lebensmitteln.
Auch wenn es wohl nicht mehr so aussah,wie Orthego es in Erinnerung hatte,so wäre es doch schön,nach sieben Jahren wieder im Haus seiner Kindheit zu stehen.
Und nun sollten zwei dämmliche Holzhütten daran hindern?
"Nicht mit mir" , dachte sich Orthego und sah sich vorsichtg um.Nichts und niemand war zu sehen.Langsam bewegte er sich auf eine der Hütten zu - die Vorhänge waren fest zugezogen,wahrscheinlich schlief der Eigner bereits.
Orthego klammerte sich an einen herrausstehenden Balken,zog sich etwas höher,kriegte die Regenrinne zu fassen und half sich letztenende mit den Füßen hoch.Ein Glück waren Sildener Hütten doch nie allzuhoch und fest gebaut.Das Klettern lag ihm noch aus jungen Tagen im Blut.
Vorsichtig und so leise wie möglich schlich er übers Dach und sprang auf der anderen Seite hinunter.
Ihm bot sich ein gleichzeitig rührender aber auch schäbiger Anblick.
Von der einst mehr oder weniger stattlichen Hütte war nur noch die Hälfte übrig geblieben. Und das wortwörtlich. Ein Großteil des Daches sowie eine komplette Wand fehlten - wahrscheinlich wahren sie einem Sturm zum Opfer gefallen,die Trümmer lagen noch in der Gegend rum und verdeckten den Boden des Platzes,auf dem das Häuschen schon immer stand.
Orthego stieg über den Schrott und bahnte sich seinen Weg.
Er wusste nicht,was er erwartet hatte,drinen zu sehen?
Vielleicht Erinnerungen?Irgendetwas wertvolles?
Er wusste es nicht und war trotzdem enttäuscht.Mit nichtssagender Miener verließ er den Schrottplatz und machte sich auf den Weg zum Gasthaus,mittlerweile war es spät geworden.
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Gab es schönere Sachen, als Nachts am See zu sitzen, was Gutes zu essen und sich mit jemand wichtigem zu unterhalten? Gewiss nicht und Ornlu genoss es. Es schien den Druiden mehr zu entspannen, als sonst etwas. Auch wenn Leyla das Rauchen exquisit verbot. Aber gut, sie wählte die Lokalität, sie entschied was sein durfte und nicht.
Als sie dann nach seinen Tätowierungen fragte, musste Ornlu heftig husten. Nicht weil er davon ablenken wollte, sondern weil er sich bei der Frage einfach verschluckt hatte. Minuten und einen Becher Saft später war der ziemlich rot gewordene Ornlu endlich soweit wieder normal zu reden. Kurz hustete er noch einmal auf, ehe er Leylas Frage beantwortete. Sollte sie wissen was wirklich los war. Ihr konnte Ornlu vertrauen.
"Hmm...es ist so. Silden hat nun eine Zeit nach den Orks und es gab eine vor den Orks. Das Waldvolk war schon damals hier angesiedelt. Ob genau hier weiß ich nicht, jedenfalls gab es wie heute auch Sippen in unserer Gemeinschaft. Auch...ich hatte eine Sippe hier. Mein Vater führte sie und es war die Wolfssippe. Ein jeder von ihnen trug markante, rote Tätowierungen als Zeichen der Sippe. Es ist sozusagen uralte Tradition, seit meine Ahnen damals das Minental verließen. Ich kam später dahinter. Was meine Sippe war, wie sie endete und was ihr wichtig war. Letztlich sind ich und der Druide Bogir, die letzten jener Sippe und niemand sollte es wissen."
Leyla fragte weshalb und genauer nach der Sippe.
"Meine...Sippe wurde verbannt. Es gab damals viele Probleme. Die Orks am Pass vor Silden und rätselhafte Morde in Silden. Dazu verschwanden noch Tiere oder wurden von Wölfen gerissen. Die Wolfssippe wurde deswegen beschuldigt und die Dinge eskalierten mehr und mehr. Am Ende entschied mein Vater sich für das Exil. Dieses endete niemals, denn drei Tage später starben sie alle bis auf den Druiden Bogir bei der Schlacht am Pass - für das Waldvolk."
Die Ovates fragte ob die Dinge den stimmten.
"Die Morde - nein. Die wurden uns angehängt. Die Tiere...ja. - Mein Vater war verzweifelt. Erst starb meine Mutter im Kampf, dann verschwanden ich als auch meine Schwester - ja ich und meine Schwester. Wir waren bei Wölfen ausgesetzt und verschwanden. Mein Vater brachte dem Hetzer Tieropfer, um um Hilfe und Rat zu bitten. Wie du aber weißt wuchs ich bei einen Jäger auf. Er war letztlich der Bruder meiner Mutter und wollte nicht das ich meiner..Bestimmung folge. Wie es aber so kam tue ich es wohl."
Leyla fragte nach der Bestimmung und den Hetzer. Sie schien interessiert.
"Dem Hetzer zu dienen. Der Ruf des Hetzers, brachte mich zu diesem. Du erinnerst dich an den Tag wo man mich hier blutüberströmt fand? - sicher - du hast bestimmt auch gespürt, das dort noch was anderes war. Der Biss des Hetzers brachte mir fast den Tod, aber auch Macht. Macht die ich auf normalen Weg niemals erlangt hätte. Das was du jetzt kannst. Das war meine Grenze. Meister Faun bestätigte es mir. Neben dem Bund mit der Natur, habe ich einen Pakt mit Adanos ersten Wolf. So wie es jeder in meiner Sippe hatte. Feinde habe ich deswegen heute genug. Bogir und ich schützen den Hetzer, vor jenen die des Hetzers Macht haben wollen. Es gibt in dieser Welt viele Naturgeister, erste Kinder Adanos, Leyla. Mir wurden auf Khorinis durch den Hetzer Geheimnisse zuteil, die kein Druide sonst kennt. Seither bin ich des Hetzers Blut. Was ich dich bitte, ist darüber zu schweigen. ich vertraue dir sehr und du solltest wissen was die Wahrheit über mich ist. Alles ist es nicht, aber schon viel. Trotzdem behalte alles für dich. Sollte in Silden herauskommen wer ich bin und wem ich folge - ist mein Leben mehr als nur in Gefahr. Ausser dir wissen es nur Griffin, Ryu und die drei Druidenältesten, sowie Noreia. - Nun lass uns aber das Thema wechseln. Die Tätowierungen sind wie gesagt Zeichen meiner verbannten Sippe. Was hast du als nächstes vor?", fragte Ornlu und war froh Leyla die Dinge erzählt zu haben. Sie sollte es als Geschenk des Vertrauens sehen. Vielleicht würde sie sogar eines Tages erkennen, was dies heute wirklich bedeutete. Letztlich ließen die beiden diesen Tag dann mit weiteren Gesprächen ausklingen.
Geändert von Ornlu (11.10.2008 um 23:42 Uhr)
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"Könnt Ihr bitte noch einmal den Täter beschreiben?", fragte Jennerik mit all der Freundlichkeit, die er kurz vor Schichtende aufbringen konnte.
"Die habe ich doch gerade erst Eurem Kollegen gegeben", maulte der Händler, ein Daumen in Richtung des schulterzuckenden Byrokrat gestreckt, der nur minimalst wacher wirkte, als Jennerik sich fühlte. Jennerik unterdrückte einen Seufzer.
"Mein Kollege nimmt nur den Tathergang zu Protokoll. Die Täteridentifizierung fällt mir zu."
Genau wie die zweifelhafte Ehre, sich das Gewäsch miesepetriger Kapitalisten anzuhören.
"Könnt Ihr also bitte noch einmal den Täter beschreiben?", versuchte es Jennerik noch einmal.
"Es handelt sich um eine Täterin."
Jennerik schloss die Augen, damit niemand sehen konnte, wie er sie verdrehte.
"Gut, könnt Ihr dann bitte noch einmal die Täterin beschreiben?", presste er zwischen den Zähnen hervor.
Der Händler legte den Kopf schief, eine Hand ans Kinn und ließ den Blick unter die Zimmerdecke wandern.
"Nun, sie war recht klein, schlank, sah aus, als würde sie schon wegfliegen, bevor der Sturm losgeht, so klein war sie."
Jennerik, der gerade angefangen hatte, Notizen zu machen, ließ den Kohlestift sinken.
Götter, macht, dass diese Pein aufhört...
"Trug sie vielleicht auch noch einen schwarzen Umhang mit Kapuze?"
Der Händler zog ein Gesicht, als hätte ihn nachts ein Bulle mit seiner Färse verwechselt.
"Ja, in der Tat!", entfuhr es ihm, "Kennt Ihr sie etwa?"
Jennerik stützte seinen einen plötzlich schmerzenden Schädel und rieb sich die Augen.
"Ja", nickte er, "Wir kennen sie."
"Das ist die Diebin?", fragte Byrokrat, kaum, dass der Händler aus der Stube war. Sein Blick musterte kritisch den frisch gezeichneten Steckbrief. "Könnte meine Nachbarin sein. Oder deine Mutter. Oder diese Druidin, wie hieß sie gleich nochmal . . .?"
Jennerik schlug weiterhin kontinuierlich die Stirn auf die Tischplatte.
"Das könnte jeder sein", stöhnte er. "Jedes verdammte Ding mit zwei Brüsten als Vorbau . . ."
Byrokrat ließ den Steckbrief sinken und biss sich auf die Oberlippe.
"Soll ich noch mehr davon machen?"
"Mach was du willst", heulte Jennerik, "Aber lass mich einfach in Ruhe sterben . . ."
Byrokrat betrachtete noch einen Moment länger das Häufchen Elend vor ihm auf dem Schreibtisch, dann zuckte er die Schultern und machte sich an die Arbeit.
- Sheyra
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