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Belagerungsring
Zufrieden und die Pranken in die Hüfte stemmend bewunderten Rok Shar und sein "Ausbilder" Lugdrub das Knäuel von Sklaven, dass dort vor ihnen lag und sich zu befreien versuchte.
»... Und deswegen immer nur die Dünnen nehmen. Den Brechern würdest du beim verrenken und verdrehen der Gliedmaßen ... was brechen. Dünne sind einfach perfekt für so ein Morraknäuel.« ,erklärte der alte Ork dem jüngeren, der gelehrsam nickte und sich wohl alles merkte. Noch einmal sah man sich das Kunstwerk an, dann der nächste Koch aufgesucht, vor dem mit neuer Bekleidung flaniert und geprahlt wurde.
Nun hockten die beiden Orken dort an einer Feuerstelle mit anderen Orks und unterhielten sich lachend, machten Scherze oder erzählten sich Dinge aus ihrem Leben. Mit Freude sah Lugdrub, dass sich Rok Shar langsam etwas einfand und zwanglos mit den anderen Grünlingen seines Alters redete.
Zufrieden grinsend lehnte sich der massige Ork zurück und vernichtete die zehnte Scavengerkeule samt Knochen.
Ich frag mich, warum Kan mich noch nicht zum Ausbilder der orkischen Armee gemacht hat, dachte er sich breit grinsend.
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Westlich des Belagerungsringes
Jail war und blieb ein hinterlistiges Biest. DIe Art und Weise, mit der sie dem Spitzbärtigen innerhalb zweier Sätze einen Hoffnungsschimmer gab und wieder nahm war bestialisch. Mit undeutbarer Miene musterte der hohe Wassermagier seine Schülerin nun von der Seite her. War sie irgendwie sadistisch veranlagt? Genial und grausam? Ließ er seine eigenen Gedanken von der Anwesenheit der beiden Frauen so sehr vom Wichtigen ablenken, dass er selbst nicht auf solch eine Idee kommen konnte?
Corwyn schüttelte den Kopf. Es war wirklich komisch. Wenn er über die verganenen Wochen und Monate nachdachte, dann kam es ihm so vor, als wäre das alles nur ein makabarer Traum. Ihr Aufbruch von Al Shedim, Jail, Nils, Zasamalel und er - wann war das? Gestern? Heute Morgen?
All die langen, durchwachten Nächte, die er wie in Trance verbracht hatte. Die Tage, in denen er rastlos durchs Land gewandert war, ohne zu wissen, wo links oder rechts war. Rum und rum und rundherum um Geldern, nur um immer wieder an der gleichen Stelle zu stehen, die Wachen auf dem Wehrgang zu sehen, wie sie ihrer brutalen Pflicht nachkamen.
Jetzt ruhte sein Blick auf dem Stab und Jails Worte hallte in seinen Ohren wider. Was war es, was sie benötigten - was er benötigte? Eine größere Machtquelle?
Ihm wurde schwindelig, bei diesem Gedanken, doch er fasste sich schnell.
"Haben wir denn eine ernsthafte Alternative, Jail?" Mehr wollte dem Spitzbärtigen dazu nicht einfallen. Hastig holte er eine Corwyrette hervor und schmauchte und rauchte.
"Die Flut... Mal dahingestellt, ob es uns überhaupt möglich ist... Gewiss, das Erhalten der Schöpfung Adanos' sollte unser höchstes Gebot sein, doch... doch auch Adanos selbst hat sich damals schon darüber hinweggesetzt! Er war es, der damals die vernichtende, aber reinigende Kraft brachte! Er hat das Exempel statuiert, nach dem es uns nun zu handeln offen steht. Ich sage wirklich: Offen steht. Wir können es versuchen, wir können es sein lassen. Ich kann das nur für mich selbst entscheiden und das habe ich getan. Doch erst will ich hören, was ihr dazu sagt. Wir können es versuchen. Oder wir suchen einen anderen Weg.
Irgendetwas jedoch müssen wir tun."
Corwyn endete mit seinen Ausführungen. Der Tabakstänngel glimmte auf. Die Nacht brach herein. Ob der Abend Entscheidungen bringen würde?
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Elegant verlagerte Rok Shar das Gewicht seines grazilen Orkkörpers auf eine Backe und kratzte sich dann mit einer Hand an der freigewordenen Körperstelle. Die neue Hose war unbequem und zwickte unheimlich, vor allem am Hintern. Aber gut, was hatte der junge Ork schon anderes erwartet? Immerhin gehörte er nicht mal zu der Truppe hier, da war es schon ein Wunder, dass der Ork ihm überhaupt etwas Neues zum Anziehen gegeben hatte. Und so gut wie jedes Kleidungsstück war besser als das, was Rok Shar bis vor wenigen Stunden noch um den Hintern getragen hatte. Die alte Hose war schmutzig, löchrig und durchnässt von Schweiß. Außerdem waren kleine Blutspritzer und Essensreste darauf gewesen. Das war vielleicht eine Kleidung, wie sie zu diesen stinkenden Sklaven gepasst hätte, aber doch nicht zu einem Ork!
»Wie viele Orks braucht man, um ein Klo zu putzen?«, fragte einer der Orks lachend und blickte gespannt in die Runde. Kurzes Schweigen. Niemand wusste so Recht, was man darauf antworten sollte. Orks, die ein Klo putzen sollten? So etwas war absolut unter der Würde er Orks.
»Keinen.«, antwortete der Fragesteller sich selbst. »Das machen die Morras.«
Schallendes, orkisches Gelächter verbreitete sich über den äußeren Belagerungsring. Einige der Orks klopften sich auf die Schenkel, andere rollten sich bereits über den Boden vor Lachen. Nur ein einzelner, dümmlich wirkender Ork kratzte sich nachdenklich an der Stirn und dachte gerade wohl fieberhaft über den Witz nach. Es gab also auch Orks, deren Dummheit es fast, aber auch nur fast mit denen, der Menschen aufnehmen konnte.
Nach einer Weile des lustigen Zusammenseins erhob sich Lugdrub und ebenso dessen neues Anhängsel. Die beiden wichen sich gegenseitig nur noch zum pinkeln von der Seite, ansonsten blieben sie beieinander.
»Und was machen wir jetzt, Luggi?«, fragte Rok Shar den Alten und kam sich dabei irgendwie selbst so jung vor. Wie ein kleiner Ork, der mit seinem Vater zum Spielen rausgeht.
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Westlich des Belagerungsringes
Eigentlich sollten Entscheidungen in der Gemeinschaft einfacher sein, wenn man bestärkt wurde, in seinem Denken, doch scheinbar dachte jeder anderes oder dachte einfach nichts... oder wußte einfach nicht, was zu denken war. Jail stand genauso vor ihrem Lehrmeister, wie es Melaine und Hyperius taten und Jeder schien darauf zu warten, das der Andere das Zepter (oder aber den Stab) in die Hand nahm.
„Ja... wir müssen was tun“, murmelte Jail nun langsam an ihren Meister heran schreitend, der sie seltsam ansah, nachdem sie ihre Hand hob und ihre Finger die Haltung einnahmen, als ob sie etwas ergreifen wollten. Die Hand Corwyns, die den Stab hielt, zuckte, doch Jail schüttelte den Kopf. „Ich will nicht Deinen Stab, sondern etwas Anderes. Also halte still“, meinte sie in beschwichtigendem Ton und rupfte dem Mann einen Moment später den Glimmstengel aus dem Mund, das es nun ihre Lunge war, die den Qualm tief in sich hinein zog. Ein leichtes und gequältes Husten drang aus dem Munde der Maga, doch sie rauchte weiter und blies dem Turbanträger den Rauch ins Gesicht.
Ein paar Bewegungen vollführten ihre Lippen noch, ehe sie einmal schluckte und Corwyns Glimmstengel auf dem Boden ankommend, zertreten wurde.
„Also gut... versuchen wir es, doch sollten wir uns etwas von hier weg bewegen. Ich könnte mir vorstellen, daß unsere Aufmerksamkeit sinkt, sobald wir gemeinsam in die Magie eintauchen und das könnte uns zum Verhängnis werden“, sprach Jail und machte den Anfang, weiter von dem Belagerungsring weg zu huschen, daß in ihr fälschlicherweise die Sicherheit stieg. So nahe am Kriegsherd war man niemals sicher, da Späher das Land vor unliebsamen Überraschungen durchkämmten. Aber wie hatte Corwyn so schön gesagt?... Sie mußten etwas tun und dazu war Jail bereit, auch wenn es sie Kopf und Kragen kosten konnte. Einen Moment später folgten die Anderen ihr, wobei ihre Blicke unsicher blieben.
Und dann war es soweit, das Jail ihrem Meister zunickte und sie ihre Hand entschlossen nach vorne führte. „Ich wäre bereit, mich auf das einzulassen, was kommt und auf Adanos zu vertrauen, daß er uns das Richtige tun läßt. Ich wäre bereit, mich dem Stab hinzugeben und ihn mit meiner Kraft zu füttern“, ihre Hand wedelte nun auffordernd, was für Corwyn ein Zeichen sein sollte, daß sie den Stab mit ihrer Hand umschließen würde.
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Belagerungsring
»Jetzt, mein junger Freund«, fing Lugdrub an und betonte das erste Wort so nachdrücklich, als wäre es ein magischer Bannspruch, ein Siegel oder dergleichen. Eben etwas von gigantischer, epochaler und wahrhaft legendärer Macht. »machen wir nichts.«
Dahin die Hochstimmung, einer jener Momente, die man als den wunderbarsten im Leben bezeichnen könnte. Einer, der das Leben auf des Schöpfers Erden für alle Zeiten verändert hätte. Ein Moment, in dem man sich wie ein Gott fühlte und sich gleich sah mit allem, was so göttlich war.
»Natürlich nicht, irgendwas müssen wir ja tun, wenn wir uns Suppe, Scavengerkeulen und Schlafplätze verdienen wollten. Also, ich schlage vor, wir gehen einfach etwa da hinten bei den Wäldern entlang, machen auf ganz seriös und beschäftigt, und kassieren am Ende den Sold vom schuftenden Orksöldner. Na, ist das nichts?«, fragte der alte Ork und strahlte seinen Freund ob des Geistesblitz an. »Wir können natürlich auch zum Klo gehen und Scheiße schaufeln, Morraleichen wegtragen oder dem Koch von gestern in die Suppe pissen. Such's dir aus, mein Junge.«
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Als Faren das wütende Gebrüll Calintzs hörte, verpasste er dem Rebellen mit dem er sich gerade beschäftigte einen heftigen Tritt zwischen die Beine, worauf dieser unter schmerzerfüllten Stöhnen zu Boden ging. Der herabsausende Kriegshammer Gorins beendete schließlich das jämmerliche Dasein des Königstreuen, in dem er seinen Schädel bersten ließ. Während Gorin mit seinem riesigen Hammer die Rebellen auf Abstand hielt, suchte Faren die Menge nach dem Weißen Haarschopf des Hashashin ab. Es fiel dem Hünen nicht schwer seinen Schwarzäugigen Kameraden in dem Kampfgetümmel zu entdecken, überragte er jeden hier um mindestens einen Kopf.
»Hey Gorin, beweg deinen Arsch. Wir müssen rüber zu den Anderen, sonst zerhacken uns die Rebellen noch die Beine.«
Eine breite Schneise der Verwüstung in die Reihen der Königstreuen schlagend, bahnten sich die beiden hünenhaften Söldner ihren Weg zu ihren Kameraden. Diese hatten inzwischen einen großen Kreis gebildet, der sich langsam aber sicher durch die Reihen der Königstreue schob. Die beiden Hünen nahmen ihre Positionen neben Calintz ein, Faren rechts und Gorin links von ihm. Mit weiten, wuchtigen Hieben hielt sich der ehemalie Feuermagier die Rebellen vom Leib während der Kreis sich durch die feindlichen Reihen fraß.
Nach einer halben Stunde verbissenen Kampfes, gelang es den Söldnern schließlich die Reihen der Rebellen zu durchbrechen. Im gleichen Moment ertönte hinter ihnen jedoch das Jubelgeschrei der Königstreuen, was nur bedeuten konnte das die Verstärkung aus der Burg angekommen war. Das es jetzt hieß die Beine in die Hand zu nehmen, war jedem der orkischen Getreuen klar. Ohne das irgendjemand das Kommando dazu gegeben hatte, verfiel die gesamte Formation in schnellen Laufschritt. Viele behaupteten das die Söldner im Dienste der Orks die Undiszipliniertesten Truppen in ganz Myrtana seien, doch das stimmte in den Augen Farens ganz und gar nicht. Es brauchte einfach nur eine starke Hand, welche in der Lage war diese hartgesottenen Hunde zu führen und schon wurden sie zu beinah genauso furchtbaren Kriegern wie ihre orkischen Herren. Und der Tod war eine wahrlich starke Hand, denn sollten sie es nicht schaffen sich bis zu den Truppen des Kriegsherren durchzuschlagen bevor die sie verfolgenden Rebellen sie erreichten würden sie alle ins Reich Beliars einziehen.
Geändert von Faren (17.08.2008 um 19:33 Uhr)
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Westlich des Belagerungsringes
Reflexartig zog Corwyn die den Stab führende Hand zurück. Wieder einmal war Jails Meinung umgeschlagen, wie der böige, unberechenbare Wind auf hoher See, der das Schiff mal in diese, mal in jene Richtung trieb. Und genau so wie in der Metapher, war Jail in der jetzigen Situation der Kapitän, der die Gruppe mit seinen Entscheidungen die Zukunft angehen ließ. Ob gewollt oder ungewollt, die Entscheidungsgewalt schien in bestimmten Maßen bei der Maga zu liegen - die anderen drei würden sich ihr anschließen. Nun hatte auch sie eine Entscheidung getroffen. Sie war bereit, das Risiko einzugehen, auf Adanos zu vertrauen.
Ob sich dies mit Corwyns Entscheidung deckte? Abwarten.
Doch er würde ihr folgen. Er schluckte. Konnte er ihr vertrauen? Er spürt die Kraft des Stabes in seiner Hand pulsieren. Konnte er ihn mit ihr teilen? Würde er selbst es sich als Zeichen der Schwäche auslegen, wenn er sich der Kraft der drei anderen bemächtigte? Würde er es sich selbst als Stärke auslegen, wenn er loslassen konnte, den Anderen die Macht übergab?
Schwere Entscheidungen. Jails Hand wedelte vor seinem Gesicht. Corwyn räusperte sich.
In seinem Kopf war der Widerhall seiner eigenen Stimme.
Stark oder schwach? Stark oder schwach? Stark oder schwach?
Er spürte, dass er leicht zitterte.
"Ja", knurrte er schließlich, doch es war wenig befreiend. "Auch ich bin bereit, mich dem Stab hinzugeben." Große Zweifel klangen in seiner Stimme mit. Er bezweifelte, dass er wirklich jemals bereit war, mit dieser Macht umzugehen. Er hatte es gemerkt, wie es ihn angefressen hatte. Und er wusste, dass es weitergehen würde. Doch er konnte die Augen dafür nicht öffnen, alles war wie in einem Traum und alles blieb wie in einem Traum. Er folgte nur noch dem eigenen, übergeordneten Ideal, das ojektive Denken war weg.
Dann streckte er den Arm nach vorne, sodass Jail das Holz des Stabes berühren konnte.
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Mit einem leisen Surren peitschte sie dunkle Sehne des schwarzen Langbogens erneut nach vorne und schon wieder nahm ein Pfeil seinen Lauf… beziehungsweise Flug. Diesmal bohrte sich die Metallspitze tief in die Schulter eines Königstreuen, der kurz vor Schmerz aufschrie, ehe er durch das Schwert eines Orksöldners endgültig seinen Tod fand. Mit einem größeren Satz überwand Griffin die Distanz zum nächsten Dach, hielt sich dort nur kurz an einer Art Vorsprung fest, ehe er seinen Körper in die Tiefe fallen ließ. Ohne große Probleme federte der Hüter den Sturz durch akribisch einstudierte Bewegungsabläufe ab und marschierte zu dem Toten, um sich seinen Pfeil wiederzuholen.
Es war eine Heidenarbeit jedes Mal zu den Angeschossenen Feinden zu rennen, um ihnen die Pfeile aus dem leblosen Körper zu ziehen, aber sie waren viel zu wertvoll, als das der junge Bogenmeister sie einfach so in den Leichen stecken lassen könnte. Außerdem hatte Griffin so direkt die Möglichkeit der Person, der er soeben das Leben genommen hatte ein letztes Mal in die leblosen und meist weit aufgerissenen Augen zu blicken und sich mit einer merkwürdigen Art der Gleichgültigkeit an seinem Werk zu erfreuen.
In seinen Augen hatte es kein Königstreuer hier in der Stadt verdient zu leben, abgesehen vielleicht von seinen alten Bekannten Jun Qel-Dromâ und Sareth Belmont. Aber der Hauptmann der Waldläufer bezweifelte, dass diese beiden heute hier in Vengard waren. Sie waren doch viel zu unerfahren im Kampf mit den Waffen gewesen. Nein, sie waren sicherlich mit den Frauen und Kindern irgendwohin geflohen, wo es sicherer für sie war und beschützten diese jetzt so gut es ihnen möglich war.
Aber die anderen? Keiner, kein einziger hier in Vengard hatte es verdient zu leben. Es war bestialisch sich mit den neuen Prunkgewändern und schimmernden Rüstungen auf den Straßen zu zeigen und die bettelenden, abgemagerten und mindestens zu verzweifelten wie enttäuschten Bewohner der selbsternannten Hauptstadt zu ignorieren. Wie konnte man nur jeden Tag die köstlichsten Mahlzeiten bei den reichsten Bewohnern Vengards genießen, wenn sich vor den Fenstern Bettler und andere arme Schlucker die Nasen platt drückten?
Das war viel bestialischer, als sich an dem Tod einer Person zu erfreuen, die den Tod verdient hatte. War es im Grunde nichts Gutes, wenn man einem Bösen… wenn man einem schrecklichen Menschen das Leben nahm?
»Weiter vorrücken Männer. Immer weiter!«, schrie einer der Orksöldner, der eine besonders dicke und auffällige Rüstung trug. Wahrscheinlich eine Art Kommandant oder höhergestellter Söldner. Griffin kannte sich in den Reihen der Orks und Orksöldner nicht gut genug aus, als dass er ihre richtigen Rangbezeichnungen kannte. Er wusste nur, dass für ihn galt, möglichst unauffällig zu bleiben. Und wenn jemand fragen sollte, dann war er eben Orksöldner Griffin.
»Lasst ihnen keine Chance!«, brüllte der Orksöldner wieder und gab den wenigen Bogenschützen und noch wenigeren Armbrustschützen das Zeichen für Feuer.
Der Hüter jedoch schwang seinen Bogen elegant über die Schulter, anstatt einen weiteren Pfeil an die Sehne zu legen. Die Zeit des stupiden Fernkampfes war vorbei. Er wollte Mann gegen Mann kämpfen. Den Schweiß auf der Stirn haben, das Blut der Feine auf der Klinge, die Verzweiflung in den Augen der Sterbenden aus nächsten Nähe beobachten dürfen und mit einem spöttischen, abfälligen Grinsen im Gesicht das Letzte sein, was der Sterbende lag. Griffin wollte Zeuge sein, wenn die Innosler ihren letzten Atemzug taten.
Gerade, als der erfahrene Schwertkämpfer sich an zwei Kämpfenden vorbeischleichen und einen relativ jungen, aber schwer bewaffneten Innosler bekämpfen wollte, schob sich ein wahrer Koloss vor Griffin. Eine vernarbte, fiese Fratze grinste mit einem sadistischen Touch und die Augen blickten in einer absolut verrückten Art und Weise auf den jungen Krieger nieder. In diesem Fettsack hatte er also seinen Gegner gefunden.
2 Meter groß, 4 Meter breit und so schwer wie drei Urviecher. Das würde ein absolut lustiger Kampf werden. Dachte zumindest der grinsende Griffin. Sein Gegenüber stellte sich gerade wahrscheinlich vor, wie er seinen Kontrahenten einfach packen und in zwei Teile zerreißen würde. Aber so leicht wollte der Hüter es seinem Gegner dann doch nicht machen.
»Los, Fetti.«, stichelte Griffin und riss seine gezackte Klinge aus der Scheide. Der Koloss dagegen griff sich langsam, fast schon in Zeitlupe über die Schulter und umfasste den Griff seines einhändigen Hammers. Das Ding war absolut tödlich und das wusste Griffin mindestens so gut wie derjenige, der die Waffe führte. Ein Treffer davon und der Kopf des Bogenmeisters war Muß.
Mit einem markerschütternden Schrei setzte der Koloss sich in Bewegung und schwang dabei seine Waffe unkontrolliert von links nach rechts. Er wollte Griffin scheinbar nicht mal die Möglichkeit zum Angriff lassen. Immer weiter drängte der Fettsack den ehemaligen Templernovizen in eine einsame Gasse. Anscheinend wollte er hieraus ein Duell machen.
»Du wirst steeeeeeerben, du Zweeeeeerg!«, schrie das Narbengesicht aus vollem Halse und schwang sein Kriegswerkzeug über seinen Kopf, um es im nächsten Moment mit mörderischer Geschwindigkeit auf den Boden krachen zu lassen. Nur ein kleines Stück neben Griffin, der jetzt aber seine Chance zum Gegenangriff sah. So schnell er konnte setzte der Akrobat sich in Bewegung, sprintete direkt auf sein Gegenüber zu und erst im letzten Moment sprang er nach rechts, direkt auf die Wand zu.
Genau in dem Moment, als sein rechter Fuß die Wand berührte, drückte der Krieger sich auch schon so stark es ging ab und sprang an seinem Gegner vorbei. Leider hatte Griffin bei der Landung weniger Glück und so landete er viel zu weit weg von seinem Gegner, der jetzt schon mit erhobener Waffe wartete. Die ganze Sache hatte nicht viel gebracht, außer einem Positionswechsel.
Mit einem ohrenbetäubenden Wumms schlug der Kriegshammer in die Wand ein und kleine Steine und Putz rieselten auf Griffins geduckten Körper herunter. Der Kerl war verdammt schnell.
»Bleib steh’n du verdammte Mistkröte«, fluchte der Koloss und schlug mit seinem Mordswerkzeug erneut auf den Boden. Wieder verfehlte er Griffin, diesmal war es aber deutlich knapper gewesen. Aber der Hüter schlief nicht. Sofort setzte er sich in Bewegung und stürmte auf die Waffe des Narbengesichtes zu. Mit einem Satz landete er auf dem Holzstiel der Waffe und mit einem weiteren Satz übersprang er den Koloss. Noch in der Luft rotierte der Krieger um eine senkrechte Achse und streckte seine Waffe parallel zum Erdboden aus. So setzte er dem Koloss eine erste, größere Verletzung zu.
Ohne seinen Gegner zum Zuge kommen zu lassen, trat der erfahrene Kämpfer seinem Gegner so fest er konnte in die Kniekehle und rammte ihm anschließend das Schwert in die Seite.
Mit einem weiteren, markerschütternden Schrei drehte das Narbengesicht sich um und schwang seinen Kriegshammer so scharf an Griffins Kopf vorbei, dass er den Luftzug deutlich spürte. Ohne jedoch auf den Hüter zu warten, trat auch der Koloss einmal zu. Stark. Sehr stark. Erst durch eine alte Holzkiste wurde Griffin auf seiner Rutschpartie gebremst.
»Verdammte Scheisse…«, hustete Griffin und wischte sich mit dem rechten Handrücken Blut von seinem Mund. Obwohl der Koloss so schwer verletzt war, hatte er noch immer eine immense Kraft. Mehr Kraft, als dem Hüter lieb war. »Jetzt stirbst du, du dreckiges Äffchen!«, schrie der Koloss wutentbrannt und stürmte auf den Bogenmeister zu. Er ahnte nicht, dass er durch seine Beschimpfung seinen Todesvertrag unterschrieben hatte. »Ich zeig’ dir mal, was ein wahres Äffchen ist, du fettes Schwein.«, rief der ehemalige Templernovize seinem Gegner zu und stürmte los. Wie eben auch sprang er erst im letzten Moment gegen die Wand und drückte sich dann ab. Diesmal nicht mit dem Ziel, hinter den Fettsack zu kommen sondern viel mehr über ihn. Mit voller Wucht und der Energie des Falls rammte der Hüter seinem ehemaligen Gegner die gezackte Klinge tief in den Nacken.
Nur wenige Augenblicke später trat der Bogenlehrmeister blutverschmiert und reichlich erschöpft aus der dunklen Gasse heraus. Sein Schwert hatte er wieder in der Scheide, sein Bogen war immer noch sicher über der Schulter und mit der rechten Hand hielt er sich den Brustkorb. Der Kampf war zugunsten des Kriegers ausgegangen, aber er war verletzt worden.
»WAAAAAAAH!!!«, hörte der ehemalige Templernovize einen Haufen fremder Stimmen schreien. Es waren weder die Orksöldner direkt vor ihm noch waren es die Innosler, die mit den Orksöldnern kämpften. Erst, als das Gebrüll weiter anschwoll und eine große Gruppe schwer bewaffneter Orksöldner um die Ecke preschte wusste der Hauptmann, dass es sich hier um den eindeutigen Fall eines Cannaes handelte. Die Innosler waren eingekesselt. Von beiden Seiten waren dicke Hauswände und vor und hinter sich Massenweise Orksöldner.
Mit einem ebenfalls lauten Geschrei riss der Hüter erneut seine Klinge aus der Scheide und rannte auf die eingekesselten Innosler zu. Mindestens einer von ihnen gehörte noch ihm!
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Westlich des Belagerungsringes
Jails Hand war nur noch minimal von dem Stab entfernt und mit weniger Mühe hätte sie das Gerät bereits mit ihrem Mittelfinger berühren können, doch so wie Corwyn ihr den Stab hin hielt, zog sie minimal die Hand zurück. In ihrem Blick lagen Zweifel, ausgedrückt durch die zusamen gekniffenen Augenlider und den vielen Falten, die sich auf ihrer Stirn gebildet hatten. Keiner der anderern Beiden rührte sich, doch Jail meinte zu erkennen, daß auch in Melaine Zweifel ruhten. Ihr Blick sprach soviel wie Soll ich Dich davon abhalten?, daß sie sich der Worte besann, die sie mit Melaine gewechselt hatte. Vielleicht hieß ihr Blick aber auch Ich zuerst... Jail konnte es nicht wissen und kniff deshalb die Lippen zusammen.
„Du bist nicht bereit“, kam es hart klingend über ihre Lippen, wärend ihr Blick sich in die Augen des Turbanträgers bohrten. Und dann griff sie mit ihrer Hand zu... allerdings nicht nach dem Stab, sondern nach dem Handgelenk, welches zu der Hand gehörte, die den Stab hielt.
Ein Pulsieren ging nun durch ihre eigene Handfläche, daß sie nicht wußte, wo der Ursprung dafür lag. War es der Stab, den sie dort spürte, obwohl sie ihn nicht direkt berührte? War es die Magie des Mannes, die bereits floss, obwohl ihr gemeinsames Vorhaben noch nicht begonnen hatte, oder war es ihre eigene Unruhe, die sich in Form von heftigem Herzschlag bemerkbar machte?
„Wir können es nicht tun, wenn wir uns nicht einig sind und dahinter stehen, was wir tun, denn der Stab wird uns brechen“,... was bitte redete Jail da? War sie nicht mehr ganz bei Sinnen, daß sie ihrem Lehrmeister weis machen wollte, was gegen das gemeinsame Handeln sprach?
„Was ist?“, meinte sie nun, ihrem Blick von Corwyn abwendend und sein Handgelenk zögerlich und mit Unwohlsein wieder los lassend.
Dabei strich ihre Hand über die Hand des Magus und ergiff nun den Stab. Ein Zucken ging durch Jails Gesicht, welches nicht preis gab, wie Jail in diesem Moment empfand. Sie schwieg... für Sekunden und schluckte immer wieder, bis ihr Blick zur Seite ging und Melaines Blick einfing. Schwer atmend vor Aufregung nickte sie der anderen Frau zu.
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Nichts? Absolut gar nichts? Enttäuscht sackte Rok Shar ein Stück tiefer. Die Begeisterung war aus ihm herausgesprudelt wie die Luft aus einem Morra, wenn man ihn einmal zwischen die Pranken bekam. Lugdrub hatte keine Ideen? Er war doch ein alter Ork und hatte sicherlich schon viel gesehen, gehört von der Welt und weitaus mehr am eigenen Laib erfahren. Wieso viel einem lebenserfahrenen Ork wie Lugdrub nichts ein, was zwei überaus intelligente, attraktive und absolut hinreißende Orkmännlein an einem wunderschön pflichtfreien Tag wie diesem machen konnten? Mit einem leicht enttäuschten Gesichtsausdruck blickte der junge Rok Shar erneut zu seinem Ork-Freund. Hatte er denn wirklich absolut keine Idee, nicht mal den Funken eines klitzekleinen Gedänkchens? Das ging doch nicht.
»Aber Alter…«, sagte Rok Shar in einer niedergeschlagenen Tonlage. Der Abend war noch jung und die Nacht nicht mal geboren. Die beiden könnten noch so viel machen, so viel erleben, so viel… und Lugdrub fiel nichts ein.
»Aber irgendwas muss doch zu tun sein. Wir können doch nicht jeden Tag dasselbe machen. Es ist lustig, absolut. Aber immer nur dasselbe? Das wird doch langweilige.«, beklagte sich Rok Shar und blickte noch einmal in das Gesicht des alten Orks, das jetzt ein verschmitztes Lächeln zierte. Hatte er doch eine Idee und wollte sie nicht sagen? Oder machte er sich lustig über Rok Shar?
»Vielleicht…«, begann Lugdrub langsam. »Vielleicht haben wir beide ja doch was zu tun.« mit einem Arm wies der alte Ork in eine bestimmte Richtung und sofort folgte Rok Shar dem ausgestreckten Arm. Als seine Augen das trafen, worauf der alte Ork deutete, erhellte auch ein Lächeln seine Züge. Ja, sie hatten etwas zu tun!
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Sie verloren. Sie waren drauf und dran zu verlieren. Grimward hatte es die ganze Zeit über gewusst, tatsächlich war es doch schon klar, seitdem sich das erste Orkbanner auf den Ebenen vor Vengard gezeigt hatte. Doch trotzdem schmerzte die Erkenntnis. Zoll um Zoll der verwinkelten Gassen von Vengard gaben sie Preis. Immer weiter strömten die Orks in die Stadt und immer weiter floss das Blut aus den Wunden der Rebellen. Bald würde Vengard fallen und mit der Hauptstadt auch der Widerstand. Langsam aber sicher würde alles zerbröckeln. Der Bogenschütze hatte furchtbare Angst, nicht um die Rebellion, nur um die Menschen die hier starben und nicht zuletzt um sein eigenes, jämmerliches Leben. Was ging in das große Ganze schon an?
"Johnathan, Kogir, hierher", rief Grimward und wischte sich ein wenig Blut und Schweiß aus dem Gesicht. Er machte sich nicht die Mühe sein Schwert auch nur zu säubern, geschweige denn, es wegzupacken. Die beiden Gardisten die noch an seiner Seite waren kamen näher, stiegen über die Leichen ihrer Kameraden und Feinde. Im Tode waren sie alle gleich, aus einigen ragten Waffen, andere waren grausam entstellt und nicht mehr zu identifizieren, Grimward beachtete sie nicht weiter. Seine Gefährten sahen furchtbar abgerissen aus und gaben ihm sogleich auch einen ungefähren Eindruck seiner eigenen Erscheinung, bald würde man Freund und Feind vor lauter Verwundungen nicht mehr unterscheiden können. Kogirs Schildarm baumelte nutzlos herab, er hatte sich, nachdem er von einem Hammer zertrümmert worden war, nicht einmal die Mühe gemacht, die Reste seines Schildes zu entfernen. Geschrottet baumelten die zersplitterten Holzsreste an seinem Arm, gehalten nur noch von der Schlaufe. Auch sein Gefährte sah kaum besser aus. Der blonde, sicher ehrfurchtgebietende Hüne, welcher Johnathan vor einem Tage sicher noch gewesen war, hatte nun verfilztes, strähniges Haar von undefinierbarer Farbe, dutzende Schrammen im Gesicht, eine gebrochne Nase und wirkte merklich geschrumpft. Der Ritter Selerondars nickte ihnen knapp zu und deutete wortlos auf die nächste Seitengasse. Überall konnten die Orks jetzt auftauchen, von überallher kam gedämpfter Kampfeslärm. Es war ein wahrer Häsuerkampf, ganz ähnlich dem, was Grimward auf Selerondar erlebt hatte, nur das er diesmal auf der Seite der Verlierer stand. Behäbig schleppte sich der zerschlagene Trupp durch die Gassen, wortlos, so aufmerksam wie möglich, bereit zu sterben. Bereit zu sterben? Das hörte sich in Grimwards Ohren lächerlich an. Er war nicht bereit. Vielleicht war niemals ein Mensch wirklich bereit.
Plötzlich ertönte ein Geräusch, welches sich von den Kampfgeräuschen Unterschied, welche sie ununterbrochen vernahmen, welche merkwürdig unpersönlich zu ihnen herüberdrangen, als ertönten sie aus einem Paralleluniversum. Nein, dieses Geräusch war ganz und gar real und widerlich. Ein raues, vielstimmiges Lachen. Grimward hob die Rechte. Wie ein Mann stoppten Johnathan und Kogir. Der blonde Hüne hob sein Schild auf die Höhe seiner gebrochenen Nase und umklammerte den Griff seiner langstieligen Axt so fest, dass das weiße seiner Knöchel hervortrat. Kigor machte eine leichte Ausfallbewegung mit der Rechten, um seinen Körper zu lockern. Grimwards Schwert beschrieb ein schnelles X in der Luft. Das Lachen kam näher. Orksöldner. Halsabschneider. Zweifellos hatten sie sich vom eigentlichen Angriff abgenabelt um die Häuser Vengards zu plündern, welche noch nicht in Schutt und Asche lagen. Immer näher kamen die Geräusche der Männer, Grimwards Herzschlag schien sich mit jedem ihrer Schritte zu beschleunigen. Unweigerlich musste dies sein letzter Kampf werden. Kigor würde nur wenige Augenblicke durchhalten und den Stimmen zu Folge mussten die Orksöldner deutlich in der Überzahl sein, sie würden Johnathan und ihn in Stücke reißen. Er dachte noch einmal an seine Freunde, sah einen winzigen Moment ganz deutlich Shibuya vor sich, Bardasch und schließlich zuletzt Dansard, der ein verwegenes Grinsen aufgesetzt hatte, welches er so gerne an seinem Kameraden sah. Sie alle würden ihn hoffentlich überleben. Wobei Shibuya wahrscheinlich schon tot war... vielleicht sahen sie sich an Innos Tafel. War dort ein Platz für ihn frei? Oder würde er eingehen, in Beliars Reich, endloser Qualen ausgesetzt? Die Konturen des ersten Mannes, welcher um die Ecke kam und gut zehn Schritt von ihnen entfernt, inne hielt, als er sie erblickte, setzten diesen Überlegungen ein jähes Ende.
"Es war mir eine Ehre an eurer Seite zu kämpfen", sagte Grimward zu seinen Gefährten.
"Es wird mir eine Ehre sein an eurer Seite zu sterben", fügte Johnathan hinzu, als die Seitengasse schließlich fünf, sechs Söldner ausspie, welche sie natürlich erblickten und ihre Waffen erhoben. Johlend Angesichts ihrer Übermacht stürmten sie los. Grimward hob die Waffe noch ein wenig. Johnathan klopfte mit dem Stiel seiner Axt auf seinen Schild und brüllte etwas Unverständliches. Kogir rief:
"Für die Heimat!"
Dann waren die Orksöldner heran, Grimward fing zwei Schläge gleichzeitig mit der Klinge auf, die Wucht des Angriffs ließ ihn nach hinten wegstolpern, mit letzter Kraft hinderte er seine Waffe daran ihm aus der Hand zu gleiten. Die Orksöldner setzten sofort nach, der Ritter Selerondars wich einem teuflischen Hieb von Rechts aus und der Angreifer bezahlte seinen Schlag mit dem Leben, als sich Grimwards Schwert in ihn hinein bohrte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Johnathan ein Schwert mit dem Schild blockte und seine Axt in den Schädel eines Söldners hieb. Kogir warf sich in das Schwert eines Söldners, tötete ihn jedoch noch in seinen letzten Zügen. Grimward wehrte einen Schlag ab, wurde von einem anderen getroffen und zu Boden geschleudert. Er rollte zur Seite weg, um den Todesstoß zu entgehen und sprang wieder auf die Füße. Grade noch rechtzeitig um mit anzusehen, wie zwei Söldner gemeinsam die Deckung Johnathans durchbrachen und niederstachen. Der blonde Hüne brach schreiend zusammen, Grimward taumelte einen weiteren Schritt zurück und versuchte den Schwertarm zu heben, es gelang ihm nur mühsam, er hielt die Klinge von sich gestreckt, wie eine zu kurz geratene Lanze. Eine blutige Kompassnadel die mal hierhin, mal dorthin zuckte. Drei Söldner waren noch übrig und er glaubte das ihre grinsenden Gesichter hinter den Visieren zu erkennen. So endete es also, dachte er und wich einen weiteren Schritt zurück.
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"Vengard..."
Leise rezitierte Dragan die Worte vor sich hin, mit einem starren Blick nach vorne gerichtet. Die Schattenklinge saß fest an seiner rechten Hüfte, immer wieder darauf bereit, im passenden Moment loszulegen.
Er beschleunigte seine Schritte als er den Weg in die Gassen antrat. Er wollte nur so schnell wie möglich wieder hier raus, doch eine innere Stimme befahl ihm immer wieder nach dem Rechten zu schauen, auf der Suche nach Verwundeten, Halb-Toten oder Gesindel.
Vorsichtig setzte er einen Schritt vor den Anderen, lauschte genau zwischen den Kriegstrommeln hindurch. Hinter jeder Ecke könnte das Pack lauern, und dann wäre es vorbei mit ihm.
Lange durchschritt er das Viertel, es roch nach Verwesung, Tot und Verderben. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie lächerlich er eigentlich war. Durchquerte mit seiner luftigen Novizenrobe die Straßen, mit einem überschweren Einhänder am Gürtel baumeln, tz.
Plötzlich durchdrang Lachen das Trommeln, kein normales Lachen, verrückt, hysterisch, pervers klingend. Umsichtig lugte der Goldschmied um eine Ecke.
Ja, dort standen welche. Es waren Söldner, nicht unbedingt stark, der Boden von ihren Waffenbrüdern gepflastert, an sich nichts ungewöhnliches. Doch... wenn man genau hinsah, konnte man noch einen Vierten erkennen.
Dragan traute seinen Augen nicht, der Mann, Gribold, oder wie er hieß, der Mann, den er in sein Haus einlud, stand nun mit seinem Pickser vor sich rumfuchtelnd gegen die Wand gestemmt, dem nahen Tod ins Auge blickend.
Binnen weniger Momente erkannte der Räubersohn die Situation und suchte nun verzweifelt nach einem Lösungsweg. Nun mit dem Schwert auf sie loszugehen, nein, das wäre unratsam. Etwas anderes musste her. Suchend glitt sein Blick über den Boden, nichts von all dem war zu gebrauchen, oder doch? Mit Hilfe der Telekinese könnte man den Gardisten retten.
Unter großer Konzentration ließ Dragan den Stein schweben, so hoch, wie es ihm mit seinen Kräften möglich war, direkt über den Kopf eines der Söldner.
"Handeln.."
Mit einem Augenwink sauste der Brocken zu Boden, traf genau auf den Kopf eines Söldners, und erwischte den zweiten noch an der Schläfe.
Ohne zu wissen was er tat, rannte Dragan nach vorne und hieb mit der Klinge auf einen der Söldner ein. Die Schattenklinge erfüllte die Luft, mit dem Gesang des Schwertes raste es nieder auf den Arm des dritten Söldners, während der neben ihm noch zu geschockt war, und nur ungläubig auf den Erschlagenen blickte.
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Wunden zierten den Körper des Kriegers. Schnittwunden oder welche die noch früh genug sich melden würden. Wie gern hätte er diesem Maskierten den Rest gegeben. Er hatte ihm nahezu und dann hieß es doch den Befehlen zu folgen. Sie waren zu wenig und einer musste der Burgreserve den Weg weisen. Auf dem Weg zur Burg sah der Qel-Dromâ genug Verwundete. Es war ein weiteres Dilemma, aber besser verwundet, als tot. Endlich in der Burg angelangt, meldete er sich lautstark bei Cobryn und bekam endlich die Burgreserve, ehe denen da vorne der Hintern weggeschnetzelt werden würde. Wieso kam von ganz oben nicht gleich der Befehl? Wo waren die Herren? Sie mussten ja nicht da vorne sterben. Der Qel-Dromâ trieb im Laufschritt sofort einen ersten größeren Trupp Gardisten an, auf den noch weitere folgen würden. Eilig bogen sie um die Ecken und Gassen, ehe sie vor Ort waren und zum Glück noch nicht zu spät.
"Formation annehmen und vorrücken!", brüllte der Qel-Dromâ, ebenso wie die anderen Ritter die zwischen den Männern als Antreiber neben Juns Formation oder dahinter vorrückten. Jetzt sollten diese innosverdammten Orklakaien in die Zange genommen werden. Doch es kam anders als gedacht. Vor der Linie der Königstreuen, schienen die Gegner sich besonders zu Mühen diese Söldnerschweine zu unterstützen, während diese es anscheinend schafften eine Schneise zu schlagen und durch die Linie zu brechen.
"Los schneller vorrücken!", wies der vom Kampf gezeichnete Ritter an, damit sie sich mit den tapferen Verteidigern der Barrikade vereinen konnten. Auf den letzten Schritten, sah er schon was dort wartete und war unbesorgt. Sie waren zahlenmäßig diesem Haufen klar überlegen und die meisten Männer der Burgreserve waren frisch und kampferprobte Soldaten. Was Jun allerdings unterdrückte, war das sie wohl ohne die Burgreserve verloren gewesen wären und es ausser dieser keine weitere Burgreserve gab. Die Tage wurden dunkler, doch solang einer von ihnen stehen würde, solang stand auch Vengard.
Die Verteidiger retteten sich hinter die anrückenden Reihen, während Jun und zwei weitere Ritter mit ihren Formationen die Straße dicht machten. Ein Befehl von hinten später und die Formationen duckten sich, damit eine mörderische Salve an Pfeilen viele Söldner in den Tod riss. Die Formationen erhoben sich wieder und es war Zeit die ungebetenen Gäste hinaus zu jagen.
Einige Kompanien lechzten nach Rache.
"...lasst Innos tönen, wo die dunkle Brut auf Erden wandert! Lasst Innos tönen, um euch, eure Freiheit und Vengard zu behalten!...Für Innos und Vengard!", brüllte der Qel-Dromâ unterstützt von anderen Truppführern, ehe ein über Vengard hörbarer und bekannter Kampfschrei aus unzähligen Kehlen ertönte und Hoffnung schürte. Die Formationen, versetzt flankiert von Schützenreihen, marschierte los, um wie eine große, tötende Bestie alles was sich in den Weg stellte zu vernichten. Es reichte, die Orks waren lang genug hier.
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Grimwards Brust hob und senkte sich ruckartig, die Orksöldner verspotteten ihn.
"Na, du Wanze", lachte einer, und machte einen spielerischen Ausfall nach vorne. Grimward wich stolpernd zurück, plötzlich spürte er kühle, harte Wand an seinem Rücken. Er warf einen hastigen Blick über die Schulter. Das Ende der Fahnenstange war erreicht. Grimward spuckte verächtlich auf den Boden.
"Was willst du... ehrloser Wurm?" rief er. Eine innere Ruhe machte sich einen winzigen momentlang in ihm breit, einen kleinen Augenblick war er diesen Mistkerlen überlegen, war stark und unverwundbar, Kraft floß in seinen Schwertarm, er hob ihn ein wenig weiter. Doch der Moment der Stärke, des Aufbäumens war so schnell und plötzlich vorrüber, wie er gekommen war. Zurück blieb nur ein kleines Flämmchen in seinem inneren, welches tapfer um sein überleben kämpfte. Die Söldner umkreisten ihn wie ein Rudel Wölfe.
"Du und deine jämmerliche Freunde, ihr habt uns ein paar Kratzer zugefügt...", lachte der Söldner wieder, "Jetzt...", fügte er genüsslich hinzu, "werden wir.... dir ein paar Kratzer zufügen, denke ich."
"Brutus!" rief einer der Söldner mit harscher Stimme.
"Was?"
"Hör auf mit ihm zu spielen. Los jetzt, wir erledigen ihn!"
"Mit ihm spielen? Ich werde ihn zerfezten!" rief Brutus und lachte wieder auf eine irre, widerwärtige Art und dann... ganz plötzlich und völlig unwirklich. Traf den Mistkerl ein Stein am Kopf. Der Ritter Selerondars war drauf und dran sich einfach die Augen zu reiben, so unwirklich erschien ihm das Gesehene. Ein fast kopfgroßer Stein tauchte plötzlich von der Seite her auf und raste mit höllischer Geschwindigkeit auf Brutus zu, der hatte keine Chance auszuweichen, sein Schädel wurde von dem Stein zerschmettert, der fliegende Stein, viel zu groß um geworfen zu werden, traf sogar noch einen anderen Söldner an der Schläfe und krachte irgendwo hinten gegen eine Hauswand. Wie gelähmt sah Grimward zu, wie Brutus zu Boden ging und sein Kamerad rückwärts taumelte. Der dritte im Bunde schien ebenso gelähmt wie Grimward selbst und sah ungläubig dabei zu, als ein Schatten plötzlich aus einer Gasse hervorschoss. Stahl blitzte und erschlug den bislang Unversehrten. Der Ritter Selerondars erwachte aus seiner Starre, er wusste nicht wer da plötzlich aufgetaucht war, doch feststand, dass er(sie oder es) die Orksöldner niedermachte, eine Sache, bei der Grimward liebend gerne mitmachte. Auf den letzten Verbliebenen stürzte er sich zeitgleich mit seinem Retter und der Mann, ohnehin schon benommen durch den Schlag an der Schläfe, war völlig wehrlos. Sekunden später lag er tot auf Vengards Pflaster. Der Bogenschütze tat ein paar tiefe rasselnde Atemzüge und beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, das Schwert hatte er zu Boden fallen lassen. Ihm war speiübel, doch gerade als er sich übergeben wollte, drang eine Stimme an sein Ohr.
"Gribold!"
Gribold, wiederholte Grimward gedanklich. Damit war er gemeint. Er war sozusagen Gribold. Zumindest kannten ihn einige unter diesem Namen. Ächzend wandte er den Kopf und blickte in das aufmerksame Gesicht eines jungen Novizen.
"Dragan", keuchte der Ritter Selerondars erschöpft. Er packte sein Schwert, schleppte sich zwei Meter von den Toten weg und ließ sich, den Rücken an eine Hauswand gelehnt, in eine sitzende Position fallen. Er war ziemlich fertig. Er brauchte eine Pause. Sollte die Welt doch verbrennen.
"Hast du diesen Stein geschleudert?"
Der Novize nickte.
"Aber... wie... ah... ich vergaß, du bist ja Magier... oder sowas ähnliches.... jedenfalls", er stockte und zog die Augenbrauen hoch, bemüht ein halbwegs spöttisches Gesicht zu machen, "bin ich dir wohl was schuldig."
Dragan erwiederte nichts, einige Augenblicke herrschte Stille, Dragan stand mit gezogener Waffe da und schien dem Kampfeslärm zu lauschen, während Grimward einige Momente die Augen schloss. Der Schmerz wummerte durch seinen Kopf, doch er ließ ein wenig nach, als er wenigstens die Bilder aus seinem Kopf verbannte.
"Mein Gott...", murmelte Grimward, als ein besonders lauter Kampfschrei aus nicht allzu großer Entfernung ertönte, "Die Welt steht in Flammen... so viele sind gestorben und wir werden die nächsten sein... wenn du ein bisschen Grips hast... machst du dich besser vom Acker, ihr Magier könnt das doch.
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Melaine hatte gewartet und gewartet und bis zum Morgen warten müssen bis Jail endlich nicht mehr in Reichweite war, sodass die Lehrmeisterin mit ihrem Schüler sprechen konnte. Sie hätte es auch vor Jail getan. Sie hätte, wenn sie es gekonnt hätte, wenn sie nicht geglaubt hätte, dadurch, dass sie ihn nicht kannte, dass es besser wäre, nichts zu tun, was Corwyn hätte verärgern können.
Und so hatte die Sonne ihren Weg über den Horizont bereits begonnen, als Melaine sich zu ihrem Schüler gesellte und leise begann auf ihn einzureden.
„Die Idee, eine Aufgabe in gemeinsamer Arbeit zu erledigen, ist nicht neu und war selten so erwünscht, wie in unserer Zeit. Menschen ist es kaum mehr möglich, alleine ihre Wege durch die Wildnis zu bestreiten und es zu erreichen, ihr eigenes Überleben zu sichern. Wir bedürfen der anderen, bedürfen ihrer Fürsorge, ihres Vertrauens und ihrer Liebe und immer öfters ihrer stärkenden Hand.
In der Geschichte der Magie heißt es, die größten Werke, die jemals von Menschen mittels der alles durchströmenden Kraft geschaffen wurden, seien nicht bloß die Arbeit eines Individuums gewesen, sondern einer Kooperation vieler mächtiger Magier, die noch dazu verschiedenen Magieschulen angehörten. Doch die Geschichte beschreibt auch, dass es eine Zeit gab, in der Magie fern von Religion und Glauben gewirkt wurde.
Wenn wir uns jedoch umblicken und die Welt um uns betrachten, sehen wir von jener Zeit nichts mehr. Keine großen Monumente sind uns erhalten geblieben, die uns mahnen, dass man nur zusammen siegreich sein wird. Stattdessen folgte eine Zeit, in der Runen die freie Magie zu bündeln begannen und die Möglichkeiten der Menschen einschränkten. Sie sperrten sich selbst ein, in dem Glauben, so die Magie besser kontrollieren zu können, doch beschnitten sich so der Wunder und der Phantasie.
Denn erst jene ist, die es uns erlaubt, das scheinbar unmögliche zu denken. Mit der Zerstörung der Runen wurde uns eine Magie wiedergeben, die fähig ist, unsere Phantasie zu manifestieren. Ihr beide steht bloß am Anfang und habt bereits gemerkt, dass in dieser Art der Magieanwendung ein unglaubliches Potential steckt. Euch fehlte jedoch noch die Gelassenheit, die aus Erfahrung resultiert.
Ich muss zugeben, dass es mich wirklich erstaunt hat, wie gut der Zauber dennoch funktioniert hat. Und trotzdem komme ich nicht umhin, dich auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die ich bei euch beiden beobachtet habe. Zuerst einmal bedeutet das gemeinsame Wirken der Magie nicht, dass ihr einen Kampf ausfechten musst. Dies habt ihr unbewusst getan. Vielleicht wolltet ihr euch nur Hinweise geben, doch schienen diese wie Prügel auf euch zu wirken.
Am Anfang steht das Gleichgewicht. Ihr müsst eure Magie aufeinander abstimmen, ohne ein Ziel zu haben. Ihr müsst euch aufeinander zubewegen und zu einem magischen Wesen verschmelzen, dem ihr dann ein Ziel geben könnt.
Dafür ist es wichtig, dass du dich öffnest. Du kannst nichts vor dem anderen verberge, außer du kontrollierst deine Gedanken und Gefühle so, dass du sie zum Zeitpunkt des Zaubers vollkommen ausblenden kannst und alle deine Ressourcen auf die Magie konzentrierst. Dies solltest du lernen.
Ansonsten öffne dich für die Gedanken deines Partners.“, hatte die Rothaarige ihren Schüler angewiesen, ehe sie gegen Mittag die Hauptstadt des Königreiches erreichten.
Der Rauch glühender Trümmerhaufen kräuselte sich im Licht der Sonne, die sich nicht einmal für ihre Anwesenheit zu schämen schien. In Geschichten waren solche Tage immer graue und Wolkenverhangene Tage, an denen es regnete und blitze vom Himmel zuckten. Dies schien die Menschen zu trösten, ihnen zu zeigen, dass die Götter Anteil an ihrem Leid nahmen.
Doch trotz des offensichtlichen Leides der zerstörten Stadt, brannte sie Sonne auf sie nieder, als wollte sie die Menschen verspotten, dafür, dass sie so dumm waren, Menschen zu sein.
Einen solchen Anblick hatte die junge Frau erwartet, doch sie hatte nicht geglaubt, dass er so grausam sein würde. Wenn ihr Blick über die zerstörten Häuser wanderte und an körperlosen Glieder und gliederlosen Körpern hängen blieb, verspürte sie eine nie dagewesene Verzweiflung. Sie hatte gedacht, stark sein zu können, doch all ihre Gedanken an all die anderen Dinge waren von einem Moment auf den nächsten verschwunden und übrig blieb nur noch eine verdorrte, staubige Wüste, deren letzten Feuchtigkeit als Tränen aus den Augenwinkeln der Adeptin des Wassers quollen.
Sie schluchzte stumm und ließ die Tränen sich ihren Weg zur Wange bahnen, doch sie war nicht fähig, zu sprechen. Sie hörte sie Worte Jails und hörte die Worte des hohen Wassermagiers und erkannte, dass dort ein ungewöhnlicher Kampf tobte, doch brachte es einfach nicht über ihr Herz, ihren Blick abzuwenden und sich jenen vollends zuzuwenden.
Sie fühlte sich so hilflos und wollte die Opfer nicht noch damit verspotten, dass sie den Blick abwandte und sich mit den beiden darüber stritt, ob es sinnvoll wäre, die ganze Stadt in den Fluten untergehen zu lassen, in der verzweifelten Hoffnung, dass dies den Krieg beenden würde.
Melaine wollte rennen und hatte doch vergessen, wie sie ihre Füße dafür zu bewegen hatte, sie wollte schreien und das Leid, dass sie sah, beklagen, hoffend, dass ihre Worte wie ein Sturm der Vernunft über das Land jener gottlosen Wesen streifen würde, um sie alle zu zwingen, ihre Augen zu öffnen und statt bloß zu sehen, zu erkennen, dass sie sich selbst zerstörten, weil keine Seite gewinnen konnte, ohne sich selbst zu verletzen, und hatte doch vergessen, was Worte waren.
Sie schlang ihre Arme um ihren Körper und ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Die Barbier fühlte eine Kälte, die sie nie zu spüren geglaubt hatte. Es war alles verloren…
Irgendwann, sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, schien der Regen einzusetzen und die trockene Wüste ihrer Gedanken darin zu tränken. Zarte Pflanzen sprießten und begannen sich zu erheben, wurden zu Gedanken, nährten sich an den gehörten Worten und gaben der Wassermagierin die Kraft zurück, ihren Blick loszureißen. Ich kann ihnen nicht helfen!, sagte die größte der Pflanzen und erinnerte Melaine daran, ihre Augen zu schließen. Ich kann ihnen nicht helfen, wenn ich hier herumstehe. Ich kann nicht verhindern, dass sie sich gegenseitig töten.
Doch es gab etwas, dass genau dies zu können schien. Als hätte Adanos es geahnt, hatte er einen seiner Diener geschickt, gerüstet mit einer unbeschriebenen Kraft, die der Phantasie mitteilte, dass sie noch nicht ihre Grenze erreicht hatte. Und so lag der Hase ruhend im Gestrüpp, wuchs und wurde zum Tiger und erhob sich, streifte durch das Unterholz jener neugeborenen Welt und tippte mit einer Zärtlichkeit, die nur ein Raubtier besitzen konnte, der Maga auf die Schulter und flüsterte ihr ins Ohr, dass nun der Augenblick gekommen war, an dem Melaine erkennen musste, dass sie alleine nie hatte etwas tun können, doch dass dort um sie herum die gesamte Zeit über drei Leute warteten, in deren Gemeinschaft sie sich einfinden musste und durch die sie helfen konnte.
Melaines Augen erfassten den Blick Jails, der sie misstrauisch musterte und sich zu fragen schien, ob sie Freund oder Feind war. Blitzschnell begannen die Worte der beiden in ihrem Kopf zu rotieren. Sie erkannte, dass ihnen eine Möglichkeit gegeben war und dass sie dennoch nicht wussten, wie sie einzusetzen war. Die Adeptin hörte die Anschuldigung der Dunkelhäutigen, dass Corwyn nicht bereit sei, das sie sich alle einig sein mussten und merkte plötzlich, dass es in vielerlei Hinsicht kein Zurück mehr gab.
Oh, natürlich konnte sich die Rothaarige umdrehen, die Arme unter ihrer Brust verschränken und mit fester Stimme erklären, dass sie sich an dem nicht beteiligen würde. Doch dort stand ein hoher Wassermagier, der wer weiß wie viel auf sich genommen hatte, einen Stab an sich zu reißen, von dem er nicht wusste, was er damit erreichen sollte. Dies geschah in einer Zeit, in der der Krieg das Land erneut heimsuchte. Und er wanderte und stieß auf Menschen, die in den Krieg zogen und er zog mit ihnen und Melaine war eine von ihnen, getrieben von Sehnsucht, die sich erst zwischen den Krieger und dann von einen Augenblick auf den anderen an der Seite des Spitzbärtigen wiederfand. Und nichts schien sie in diesem Land bis zu diesem Tage aufhalten zu können. Sie bahnten sich ihren Weg und standen nun vor der beinahe geschlagenen Hauptstadt. Vier Leute, vom Schicksal an einen Ort geführt, den sie vielleicht niemals freiwillig aufgesucht hätten, dazu ein Werkzeug, dass jeden Traum befriedigen könnte doch in diesem einen Moment in allen vieren bloß den Wunsch hervorrief, Frieden zu schaffen. Wer würde sich da abwenden?
Die Magierin rief sich all dies in Erinnerung und spürte die kaum mehr zu ignorierende Sehnsucht, endlich den verdammten Stab zu ergreifen. Ja, es war von ihrem Gott geplant worden und wenn sie sich nun weigern würde, zerstörte sie nicht bloß sein ungewisses Vertrauen, sondern möglicherweise auch ganz Myrtana, riss es nieder in einen Strudel der Verderbnis, beraubte es aller Hoffnungen auf ein Gleichgewicht.
Die rothaarige Angotha hob ihre Hand und führte sie langsam in die Richtung des Stabes. Blaue blitze griffen von ihren Fingerspitzen ausgehend nach dem Objekt aller Hoffnungen. Die Luft um sie herum begann zu knistern und die Magie in der Umgebung bildete einen Strudel, der sich auf den Stab fokussierte. Und kurz bevor die Finger der Lehrmeisterin den Stab berührten, kam ihr in den Sinn, dass Hyperius noch nichts gesagt hatte, ebenso schweigend verharrt hatte, wie Melaine.
Dann berührte ihre Hand das Holz. Wärme breitete sich langsam in dem den Stab berührenden Arm aus und begann seinen Weg durch den Körper. Die Dienerin Adanos‘ schloss die Augen und entließ ein leises Seufzen. Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit umfing ihr Herz, als sich plötzlich ein Bild andere Frau in ihr Kopf bohrte. Schneeweiße Haare umhüllten ihr sanftes Gesicht, auf dem sich ein kaltes Lächeln ausbreitete. Blaue Augen funkelten wie Schneekristalle einer kalten Dezembernacht im Schein erlöschender Feuer, die wussten, dass sie einen Sieg über jegliche Wärme errungen hatten. Melaine starrte in das Gesicht der Frau, die auf einen schwarzen Stuhl in einem weißen Raum saß und trotz ihrer Erscheinung, die sie fast mit den Wänden verschmelzen ließ, dominierte ihre bloße Präsenz den Raum.
Kälte griff mit einer Plötzlichkeit nach dem Herzen der Frau, dass es ihr den Atem raubte. Ihre Finger spreizten sich und schnellten wie eine Spinne in ihr Versteck zu dem dazu passenden Körper zurück. Die Adeptin riss die Augen auf, keuchte und wurde von den erstaunten Gesichtern der drei anderen empfangen. „Ich…!“, brachte sie mit wachsender Verzweiflung hervor, „..das… ich meine…“ Sie wollte viel sagen. So viele Worte drangen auf ihre Zungen, dass sie sich verdrehte und keines von ihnen, die von Bedeutung war, aussprach. War dies eine Warnung oder bloß eine magische Reaktion auf ihre latent vorhanden Zweifel, die nun, als wäre sie nie fort gewesen, mit härterer Entschlossenheit nach außen stolperten. Die Flut hat Jahrkendar zerstört. Eine gesamte Kultur, ein Volk, komplett vernichtet, nur weil sie sich uneins im Inneren waren. Wer sind wir, dass wir dieses Urteil fällen dürfen? Und wer sagt mir, dass wir es dennoch nicht tun werden?, trieben ihre Gedanken panisch durch die Landschaft.
Vertraute sie Corwyn genug, dass sie glaubte, dass er wusste, was er tun würde, um Frieden und nicht den Tod zu bringen? Melaine griff trotz ihrer Zweifel entschlossen nach dem Stab. Er hatte ihn ihnen gereicht. Er hatte ihn nicht weiter verteidigt, wie die Henne ihr Ei. Das musste ein Wink sein, das alles konnte nicht falsch sein und dennoch kehrte die Wärme nicht in den Körper der Dienerin Adanos‘ zurück, während ihr Blick fragend zu Hyperius glitt…
Geändert von Melaine (17.08.2008 um 21:01 Uhr)
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"Ab hier wird es gefährlich.", flüsterte einer der Robenträger seinen Gefährten zu, die jeweils hinter einem anderen Mauerrest standen.
Die Magier hatten von verwundeten Soldaten vernommen, dass ein Blitz eine Orkramme zerstört hätte. Eine solche Tat konnte nur von einem mutigen Magier vollbracht worden sein, doch war dieser nicht zurückgekehrt. Deswegen hatten sich eine kleine Gruppe gefunden, die die anderen Orkrammen ebenfalls aus dem Weg räumen wollte.
Nun hockten sie hinter einem Mauerrest in der Nähe von den angreifenden Truppen. Immer wieder rannten Orks und Söldner die Rammen hinauf und stürmten in die Stadt.
"So leicht kommen wir an die Rammen nicht ran, denn wenn wir uns hinstellen und unsere Magie wirken, sind wir schneller tot, als uns lieb ist. Wir sollten also versuchen die Lage der Rammen auszuspähen und dann aus sicherer Entfernung zuschlagen zu können.", sagte einer von ihnen mit zitternder Stimme.
Zwar hatten sich die Feuermagier dieser Gruppe alle freiwillig gemeldet, doch umso näher sie dem Feind kamen, umso weniger Lust hatten sie weitere Schritte zu gehen und nun hockten sie wirklich nur einen Steinwurf von stürmenden Orks entfernt.
Ein Magier reckte vorsichtig den Kopf zur Seite und schaute an der Mauer vorbei. Er konnte schon fast die Ramme erkennen, als plötzlich der Boden unter ihm bröckelte und er langsam ab rutschte. Schnell griffen alle anderen Magier nach dessen Robe und zogen ihn mit vereinten Kräften wieder hoch.
"Hat dich jemand gesehen?", fragte einer ängstlich.
"Nein, ich denke nicht, aber ich habe die Ramme gesehen. Sie steht ungefähr dort..."
Der Magier zeigte auf einer Stelle in der Mauer, die alle gut aus ihrem Versteck sehen konnten. Wenn dieser sich nicht verguckt hatte, konnten sie also aus sicherer Entfernung die Ramme zerstören. Sie mussten einfach nur einen Blitz an dieser Stelle entfesseln und hoffen, dass es die Ramme direkt trifft.
So gut es ging, sammelten die Magier ihre magische Energie zusammen. Ohne Konzentration war dies ein schwieriges Unterfangen, denn sonst benötigten sie für solche Magie immer viel Ruhe. Doch Ruhe gab es in diesem Krieg nicht und deswegen mussten sie ihre Kräfte vereinen, um einen Blitz zu beschwören, den im ausgeruhten Zustand vielleicht soger ein einzelner Magier hätte wirken können.
Durch direkte Übertragung gab die Gruppe ihre magische Kraft an einen Magier ab, der dann den Zauber wirken würde. Er spürte wie sich in ihm die magische Energie sammelte und nach außen drängte. Doch ließ er diese nicht frei, sondern wartete bis sich eine große Menge angestaut hatte.
Mit einem Mal sprang er auf, weil ihn die Magie in ihm keine Ruhe ließ und beschwor einen gewaltigen Blitz, der an der fokusierten Stelle nach unten raste und nichts unzerstört ließ.
Das Bersten von Holz war zu hören und einige Splitter flogen auf die Mauer. Auch die Schreie abstürzender Angreifer war zu vernehmen.
Doch wurde die Freude über diesen Triumph getrübt, weil eine Gruppe Angreifer auf sie aufmerksam wurden.
"Warum musstest du auch unbedingt aufstehen? Wir wären niemals so schnell gefunden worden.", sagte noch einer der Magier bevor alle los rannten.
Die Gruppe aus Orks und Söldnern rannte den Dienern Innos' hinter her und war natürlich körperlich besser trainiert als die Magier, von denen einige sogar etwas an Übergewicht litten. Schnell war ihnen bewusst, dass sie so niemals den Angreifern entkommen konnten, sie mussten sich etwas einfallen lassen.
Ein Teil der Gruppe drehte sich urplötzlich um und bließ die Angreifer mit einer schnell gewirkten Windboe zu Boden. Währendessen sammelten die anderen Magier Energie. Schnell hatten sich die Söldner und Orks wieder aufgerappelt und rannte mit wilden Geschrei auf die Gruppe Magier.
Eine gewaltige Feuerfontäne raste aus der Gruppe Magier hervor und traf einen der Orks, der nicht schnell genug ausgewichen war. Dieser wurde im hohen Bogen gegen eine Hauswand geschleudert und blieb dort leicht brennend liegen. Die anderen liefen ungestört weiter.
Verzweifelt richteten die Magier einen gemeinsam gewirkten Blitz auf einen Teil einen Mauerbogen, den sie dadurch zum Einsturz brachten. Damit konnten sie die Angreifer fürs Erste stoppen und rannten was ihre Füße hergaben die Mauer entlang, um wieder in das sichere Tempelviertel zu kommen.
Soviel Aufregung war nicht gut für die Gemüter der Feuermagier.
Lopadas
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Wahnsinn. Es war Wahnsinn, was sie taten und das wussten sie auch. Was also war es, dass sie derart antrieb? Das fragte sich der Schwarzhaarige, während er auf einem Stein weit abseits der Front saß und versuchte sich zu entspannen. Weder Ort noch Zeit waren günstig, war doch der Feind eingefallen, doch er hatte es nach Tagen ununterbrochenem Einsatzes bitter nötig, ebenso wie etwas Nahrung, die der Schwarzhaarige aus seiner Umhängetasche herausholte. Kroen halt das mal, Kroen bring das mal weg. Er hatte es satt, sich derart herumkommandieren zu lassen und versuchte sich nun in der Psychologie und versuchte die eine Frage zu beantworten, die ihn unter den Nageln brannte.
Warum?
Verzweiflung? Nein, denn es gab immer Hoffnung, soviel musste selbst Kroen eingestehen. Hier hatten sie den Tod als Gewissheit, bei einer Kapitulation hätten sie noch einen Funken Hoffnung weiterzuleben. Unter der Geißel und Knechtschaft der grünen Teufel zwar, doch Leben. Und solange es Leben gab, gab es Hoffnung. Hoffnung es eines Tages so weit bei den Orks zu bringen, damit man nicht mehr die Sklavendienste machen musste und ein Leben zu führen, das dem der meisten Städter vorzuziehen war, wie Kroen aus eigener Erfahrung wusste.
Hass? Nein, Hass entlädt sich auf eine perfide Art und Weise und war der große Bruder der Wut. Doch in den wenigsten Gesichtern konnte er Wut sehen, sondern Angst. War es also Angst, dass sie so fechten ließ? Ein wahrer Angsthase wäre geflüchtet. Es sei denn – Kroen verzog das Gesicht zu einem Grinsen – sie hatten vor ihren Vorgesetzten mehr Angst als vor den Orks und entschieden sich so lieber für den Tod durch Orkäxte.
Vertrauen? Vielleicht, Vertrauen bis in den Tod. Zu so etwas waren Menschen nach Ansicht des Schwarzhaarigen nicht in der Lage. Ein derart tiefes Vertrauen hatten nur Idioten...und wie solche stürzten sich die Verteidiger in die Schlacht.
Erfreut über dieses kleine Zwischenergebnis vertiefte er sich wieder in seinen Gedanken, obgleich er vom herangetragenen Schlachtenlärm und der allgemein nicht sehr entspannten Lage kaum mehr dazu fähig war. Wie gerne würde er sich hinsetzen, etwas zur Entspannung tun und über dieses Mysterium sinnieren. Doch so blieb es ihm verwehrt, sodass er auf einem Trümmerstein darüber nachdenken musste.
Vertrauen war es also. Oder zumindest hatte es mit Vertrauen zu tun. Der Schwarzhaarige versuchte systematisch an die Sache ranzugehen. Was war Vertrauen? Vertrauen war, wenn man sich auf etwas verlassen konnte. Nun, auf was verließen sich die Streiter Vengards? Auf den Sieg? Ausgeschlossen. Sieg war in weiter Ferne, wenn die Möglichkeit dazu überhaupt bestand. Was also dann? Der König? Die meisten haben ihn nie gesehen, er fiel also aller Wahrscheinlichkeit auch raus, wer würde schon sein Leben für einen Mann geben, den sie noch nie gesehen hatten?
Ihre Familie? Das konnte sein, sie wollten ihre Familie nicht in Knechtschaft sehen, doch das allein machte nicht einen solchen Überlebenswillen. War es also gar Glauben? An das Gute im Menschen und der Welt und das sie dafür einstehen musste.
Kroen unterdrückte ein Lachen, wäre es doch angesichts der Lage alles andere als respektvoll und nett. Aber dennoch: So unwahrscheinlich es auch klang, die Wahrscheinlichkeit, dass sie deswegen in den Kampf zogen war groß und wurde von all den ‚Für Innos!’-Rufen der letzten Tagen untermauert.
Ein letztes Mal biss Kroen in den saftigen Apfel, der ihm mitgegeben wurde und machte sich dann einigermaßen erfrischt auf zum Lazarett, das schon fast überzulaufen drohte.
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Diese Stimme… Mit einem kräftigen Ruck riss der Hüter seine Klinge aus dem toten Körper eines weiteren Gefallenen. Diese Überzeugung… Im letzten Moment konnte er noch seine Klinge hoch reißen, um den Schlag eines Innosgläubigen abzuwehren. Diese Befehlsgewalt… Mit einem kräftigen Tritt in die Magengrube brachte der Krieger den Innosler zum Taumeln. Dieser feste Glaube an Innos… Ein letzter Schlag und auch dieser Innosler war Geschichte. Ohne ihm weiter Beachtung zu schenken, sprang der Hüter an einem niedrigen Balkon hoch und überblickte die Reihen der Kämpfenden. Mittlerweile hatte sich aus dem recht unkontrollierten Kampf-Getümmel eine klare Struktur gebildet. Jetzt kämpften nur noch zwei Seiten gegeneinander, niemand war mehr eingekesselt. Was die Truppenstärke anging, waren die Innosler nicht nur zahlenmäßig überlegen, sehr zum Ärgernis des Bogenmeisters sahen die neu eingetroffenen Innosler sehr frisch und absolut ausgeruht aus. Die Orksöldner hingegen waren teilweise verletzt, teilweise müde und teilweise sogar am Ende ihrer Kräfte.
»Ach du Scheisse…«, fluchte der Krieger leise, als sein Blick endlich die Person erblickte, nach der er die ganze Zeit gesucht hatte. Da war doch tatsächlich Jun Qel-Dromâ in einer schweren Rüstung. Immer noch schrie er irgendetwas von Innos und Macht. Das war man ja schon gewohnt.
Mit einem mächtigen Satz sprang Griffin wieder auf den harten Steinboden hinunter und rannte so schnel les ihm möglich war zu den Fernkämpfern, die übrig gewesen waren. Es waren nicht mehr so viele, wie noch zu Beginn, aber viele von ihnen hatten Armbrüste und das war wohl ihr großer Vorteil.
»Bogenschützen? Zielt hoch, die feindlichen Schützen stehen weit hinten. Armbrustschützen? Ihr müsst euch erhöhte Positionen suchen. Zielt auf die, die was zu sagen haben.«, sprach Griffin in befehlsgewohntem Ton, ehe ihm einfiel, dass er hier gar nichts zu sagen hatte. Hier war er ein kleiner Fisch, ein Wicht, ein Niemand.
»Ehm…eh… hat mir…der Kommandant gesagt.«, stammelte der Hüter und hoffte, dass ihm die Fernkämpfer seine Geschichte abkauften. »Okay…«, sprach einer der älteren. Er schien unter den Bogenschützen eine Art Kommando zu haben. Sollte er ruhig, er schien fähig.
Ohne weiter abzuwarten riss Griffin seine Klinge aus der Scheide und stürmte von hinten in die Reihen der Orksöldner. Wenn er den Orks wirklich helfen sollte, dann musste er in diesem Gewusel die Befehlshaber finden und ihnen sagen, was er wusste.
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Viele Tote, viel Lärm, viel Verderben und Unglück, viele Orks und viele Brände. Viel Ärger. Viel Arbeit, und viel zu wenig Zeit. Zu wenig Hoffnung, zu wenig Männer, zu wenig Waffen und zu wenig Ablenkung.
Düsterer Stimmung verrichtete der Soldat dieser Tage seinen Dienst. Dafür hatte er auch gute Gründe, schließlich war es mehr als unüblich in Kriegstagen fröhlich im Kreis zu hüpfen und dabei die Königliche Hymne zu trällern, wie er es sonst hin und wieder zu tun pflegte. Doch die extreme Kürzung seiner Freiheiten schlugen auf sein Gemüt. Er brauchte einfach das Abendliche Bier, und auch das morgendliche. Außerdem wollte er im Meer schwimmen, nackt über die Wiesen springen und mit den Waldgnomen tanzen, die ihm im Rausch erschienen. Doch Disziplin war nicht seine stärkste Disziplin. Zu gern hätte er sich zu den Feuern der Orks gesetzt und mit ihnen einen Krug auf den Untergang Vengards gehoben, nur um ihnen Stunden später eins mit der Pfanne über den harten Schädel zu ziehen. Leider war dies ihm nicht vergönnt. Auch wenn sich in diesen Stunden niemand die zeit fand, sich mit seiner obligatorischen Bestrafung zu beschäftigen, mit der er normalerweise mindestens einmal täglich rechnete, ihm kam eine ungeahnt hohe Aufmerksamkeit zuteil, seit er seinem Offizier offenbart hatte, dass er die ganze Zeit eigentlich nur gesoffen und geschlafen hatte, während die Orks von allen Himmelsrichtungen einmarschiert waren.
Er war fest zugeteilt, er musste sich bei dem jeweiligen Kommandanten melden und so seine Anwesenheit belegen. Stressig. Aber so war Krieg irgendwie. Man sollte mal einen Krieg erfinden bei dem es weniger heiß zuging, befand er. Einen kühleren. So etwas wie einen kalten Krieg. Aber das würde vermutlich nie geschehen, auf die Idee würden nicht einmal die fantastischsten Kraut abhängigen Beliargläubigen kommen, so vermutete er.
Konzentrier' dich!, schalt ihn seine innere Stimme. Der olle Besserwisser! Ach, halts Maul!
Kampfeslärm drang an sein Ohr. Er war mit einer Truppe Soldaten in diesen Teil der Stadt als Verstärkung zugeteilt worden. Er, zusammen mit vier weiteren Männern und einer Frau eilten sie durch die Stadt. Leichen zierten ihren Weg. Überhaupt war die Stadt mehr mit einem Friedhof zu vergleichen als sonst. Doch anders als üblich lagen hier die Körper der Menschen, beseelten Wesen, die für ihren Glauben gekämpft hatten, sei es nun der Glaube an Innos, der Glaube an die Unvermeidbarkeit eines Krieges oder auch an das Gold der Orks, als nur die Träume und Hoffnungen diverser armen Seelen.
Die Truppe stieß zu einer anderen. Im Vergleich zu dem größeren, hageren der beiden sah Silohtar aus wie ein gepflegter Edelmann mit adrettem Äußeren. Er war abgekämpft, und von oben bis unten mir Blut besudelt. Doch auch diesem Soldaten bleib keine Zeit, das Blut abzuwäschen oder sich eine Massage zu können. Den größeren der beiden erkannte Silohtar auf Anhieb als Dragan. Für ihn sah es so aus, als blicke er in einen Spiegel, als er Dragan ansah. Auch wenn er sich ziemlich lange nicht mehr im Spiegel angesehen hatte. Den beiden bleib keine Zeit, zu liebäugeln. Noch waren die Söldner nicht vertrieben. Überall streiften Plünderer durch die Stadt. Diese Eindringlinge galt es zu vertreiben.
„Für Innos!“, brüllte einer seiner Gruppe.
„Für Pilsener!“, grölte der Soldat, zog sein Breitschwert, und rannte den anderen voran in den Kampf.
Geändert von Silohtar (17.08.2008 um 21:23 Uhr)
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Westlich des Belagerungsrings
Hyperius hatte am Mittag den Worten seiner Lehrmeisterin über das Vereinen der Magie gelauscht, bevor sie alle gemeinsam in Richtung der Stadt Vengard aufgebrochen waren. Außerhalb der Reichweite der orkischen Späher standen sie um Corwyn versammelt und sahen, sie sahen das Leid, wurden aber selbst nicht gesehen. Die Kampfhandlungen, die dort schon über einen langen Zeitraum herrschen mussten, hatten ihre Spuren an der Stadt hinterlassen, die selbst wie als Zeichen für das Leid der dort lebenden Menschen zum Teil zerstört war. Diese Stadt verdiente es momentan kaum noch Hauptstadt des Menschensreiches genannt zu werden, noch nicht einmal Stadt, sondern wohl eher Schlachtfeld oder Ruine traf es momentan am besten. Als der Regen einsetze noch während Melaine sprach, kullerten auch einige Tränen über die Wangen des Novizens des Wassers, der kurz schluchzen musste, da ihm dieses Leid nahe ging. Er war kurz davor seine Beherrschung zu verlieren und in Wut etwas zu brüllen, dass er bestimmt später bereut hätte, was jedoch nicht eintrat, sodass er sich einfach von seinen Tränen mitreißen ließ. Eine ganze Zeit lange weinte der junge Kartenzeichner einfach nur, wobei er lediglich im Hintergrund die Worte von seiner Lehrmeisterin bezüglich des Stabes wahrnahm. Sich langsam wieder am Riemen reißend, beruhigte sich Hyperius jedoch fast zeitgleich mit dem Verstummen von Melaine.
"Seht euch das Leid in Vengard an. Dieser Krieg hier, das gesamte sinnlose Abschlachten, alles wurde nur durch unüberlegte Angriffe, die meistens nur dazu dienten mehr Macht zu bekommen, ausgelöst. Wer sind wir, die wir uns anmaßen zu entscheiden, was das richtige ist. Eine solche Welle egal mit welcher Absicht sie gewirkt würde, würde großes Leid und viele Tote bringen. Wenn jeder versuchen würde den Krieg zu gewinnen, oder die Kämpfe zu beenden, indem er die Kämpfenden tötete, dann gäbe es bald keine Menschen mehr auf dieser Erde.",
erklärte der Novize des Wassers mit sicherer und starker Stimme, wobei ihm natürlich voll und ganz bewusst war, dass er sich gegen die Entscheidung von drei höherrangiger Mitglieder seines Ordens stellte, was aber nicht bedeutet, dass ihre Meinung unbedingt die richtige sein musste
"Ich werde euch nicht bei eurem Vorhaben unterstützen. Wir müssen den Menschen helfen, ja. Wir müssen mithilfe einer Flutwelle eine große Menge Orks und wahrscheinlich auch Menschen töten, nein. Wir sollten versuchen an einer Stelle durch den Belagerungsring, am besten nahe des Hafens durchzubrechen und die menschlichen Verteidiger erreichen, um sie zu unterstützen. Jeder Zauber, der nur die Chance hat Unschuldige zu töten, ist kein Zauber Adanos.",
schloss der Novize des Wassers ab und trat demonstrativ einen Schritt zurück, damit die anderen noch einmal sehen konnten, dass er seine Meinung ernst meinte. Eine Tasse in den Regen haltend, holte der junge Kartenzeichner ein paar Kräuter heraus, die er außerdem noch in die Tasse warf. Egal wie ernst die Situation auch war, auf seinen Tee wollte und konnte Hyperius einfach nicht verzichten, obwohl er ihn natürlich auch nicht gerne kalt trank, jedoch fraß bekanntlich selbst der Teufel in der Not Fliegen, weswegen er eben mit kaltem Tee auskommen musste.
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