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Die Klinge traf. Zerriss die Rüstung an der Brust und durchtrennte den oberen Teil der Haut, noch bevor der Streiter sich nach hinten warf. Ein letzter unglaublich langer Blick zu Medin. Noch bevor die Klinge ihren Weg vollends beschrieben hatte und auf einen neuerlichen Weg geschickt wurde, hatten die Füße des Assassinen den Fenstersims verlassen. Er sagte nichts mehr, wenn Worte konnten kaum beschreiben was er fühlte. Erfüllt von Wut über die Niederlage und blankem Hass, fochten sie das Duell noch weiter aus, als der Schwarzhaarige schon nach unten fiel. Dem Abgrund folgend der Mauer entlang. Medin schaute ihm hinterher. Wollte er sich versichern, dass er sterben würde? Das er das Problem aus dem Geist verbannen konnte? Nein wohl nicht. Er wusste wie DraconiZ selbst, dass sie diesen Kampf und das Gegenüber niemals vergessen würden, solange sie lebten. Egal was passierte, niemals würde genug Zeit vergehen um die Erinnerung an alles aus dem Gedächtnis zu tilgen. Der innere Kampf war noch wesentlich schwieriger zu kämpfen, als der äußere und das wohl für Beide. Was in Khorinis begonnen worden war, würde kaum ein Ende finden und selbst dann nicht, wenn einer der beiden starb. Sie waren auf bizarre Weise aneinander gekettet. Und vielleicht waren es auch diese Tatsachen die in den Blicken mitklangen. Medins Klinge zitterte. Das war das Letzte was er mitbekam. Denn kurz darauf drehte er sich in der Luft, wandte sich vom Licht seines Kameraden ab und tauchte Sprichwörtlich in die Dunkelheit ein. Gewährte seinem gepeinigten Körper die barmherzige Umarmung der Schattenwelt. Bald schon spürte er kaum mehr, dass er fiel. Denn bald schon hörte er für einige Zeit auf in dieser Sphäre wirklich real zu existieren. Dieser eine Kampf war für ihn beendet. Der Krieg hatte erst vor kurzem begonnen sein hässliches Gesicht zu zeigen. Nur noch ein Gedanke durchzog seinen Kopf. „Auf bald“. Dann traf er auf dem Boden auf
Oder auch nicht. Denn genau konnte er nicht definieren, was er nun wirklich war. Als was er nun existierte. Speziell in diesem Moment konnte er es auch kaum erfahren. Denn was auch immer Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte, schien ihm nun die Sinne zu rauben und lies ihn in die Schwärze der Bewusstlosigkeit versinken.
Geändert von DraconiZ (17.08.2008 um 01:39 Uhr)
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„Sir, was…“, stammelte der Ritter zusammen, doch Medin beachtete ihn kaum. Noch immer starrte er in den Abgrund hinunter, auf die Stelle, an der Draco verschwunden war. Warum erst jetzt? Warum war der Assassine nicht schon früher verschwunden, wie es Medin fast erwartet hatte? Und was war nun? War er tot? Wie tief diese letzte Wunde gewesen war hatte der Oberbefehlshaber nicht einschätzen können. Zu schnell war alles geschehen.
„Sir, wer war das?“, hatte sich der Ritter inzwischen gefangen und konnte nun eine vollständige Frage artikulieren. Der General beachtete ihn noch immer nicht. Zitternd wandte er sich zur Seite und blickte auf das Schwert, das Draco in seiner Verzweiflung geschleudert hatte. Die Klinge war noch sauber und glänzte im Kerzenschein. Langsam überwand er die Entfernung und hob die Waffe auf, als seine eigene schon längst wieder auf im Rückengurt ruhte. Für einen Moment betrachtete er sein eigenes Spiegelbild auf dem sauberen Metall. Er sah schlecht aus.
Schleichend kam der Schmerz, aber als er endlich da war, holte er Medin ins hier und jetzt zurück. Seine Brust schmerzte bei jedem Atemzug. Ein Blick an sich herunter verriet dem Südländer, dass er eine wenn auch nicht lebensgefährliche so doch beträchtliche Menge Blut verloren haben musste.
„Sir?“, meldete sich der Ritter zum nunmehr vierten Mal zu Wort und drang endlich zu seinem Vorgesetzten vor.
„Bericht“, stöhnte Medin zurück und bekam, wonach er gefragt hatte.
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Mit einer völlig banalen Ruhe folgte er Jun und den anderen Männern. Der Trupp der Söldner war binnen Sekunden erreicht. Nur ein flüchtiger Blick verriet ihm, dass dieser Kampf nicht allzu schnell enden würde. Nicht genau konnte er sagen ob es tatsächlich eine Überzahl war der sie da gegenüber standen, doch im Grunde war es egal. Einzig der Sieger zählte, und egal wie viele Söldner ihnen dort den Tod bringen wollten, Innos war bei ihnen! Wütend ließ er sein Schwert niederfahren. Ein Stahlschild fing den Schlag sogleich ab und machte Platz für eine Axt die nun von der Seite auf den Schmied zukam. Ein rettender Sprung und er entkam der Schneide. Er brauchte nicht viel Zeit um zu erkennen, dass sie es hier nicht gerade mit unerfahrenen Tölpeln zu tun hatten. Nein im Gegenteil, hier kreuzten zwei erfahrene Trupps die Klingen und nur die Götter mochten wissen welche Seite den Sieg erringen konnte.
Mit einem kraftvollen Schlag lenkte er die Axt seines Gegenübers zur Seite und ließ sein Schwert schnell auf die Beine des Söldners niederfahren. Wieder stellte sich der Stahlschild zwischen das Breitschwert und sein Opfer, während von oben nun die Axt erneut herannahte.
Es war in der Tat nicht leicht gegen den Feind zu bestehen. Die Söldner schienen ebenso erfahren und gut ausgebildet wie der Trupp der Streiter Innos’. Niemand vermochte schnell die Oberhand zu gewinnen. Verbissen schlugen die Kontrahenten auf einander ein, beharkten sich mit Hieben und Stichen, nur um dann vom Gegenüber wieder zurückgedrängt zu werden.
Mit einem beherzen Tritt stieß er seinen Gegner einige Schritt zurück und nutzte die Zeit um Giran zur Hilfe zu eilen. Der Gardist war, wie jeder der Männer in dem kleinen Trupp unter Juns Kommando, unverzichtbar und ein gekonnter Kämpfer. Ein breitschultriger Söldner hatte sich ihm entgegen gestellt und versuchte ihn mit den wilden Schlägen seines Schwertes zurückzudrängen, während von hinten ein anderer Lakai der Orks herannahte.
Hinterhältiger, feiger Bastard!, dachte Hiroga grimmig und warf sich auf den Söldner.
„Alles in Ordnung?“, murmelte der Schmied und sah aus den Augenwinkeln wie Giran nickte und sich an seine Seite stellte. Die beiden Söldner positionierten sich ihnen gegenüber und der Kampf ging in die nächste Runde. Die Schwerter trafen aufeinander, während Girans Schild den Morgenstern seines Gegenübers abfing.
Konzentriert sah Hiroga dem Söldner in die Augen, versuchte dort zu erfahren wann und wie der nächste Schlag des Breitschultrigen kommen würde, doch der Kerl hielt seinem Blick stand. So war Hiroga der den ersten Angriff startete und seine Klinge durch die Luft fahren ließ. Mit einem kraftvollen Hieb erwiderte der Söldner die Attacke und setzte nach. Während der Orksöldner ihn mit kurzen, schnellen Schlägen bedrängte, wich Hiroga ein jedes Mal um ein Stück zurück, nur um dann kurz darauf den Spieß umzudrehen und den Breitschultrigen selber zurück zu drängen. Immer wieder trafen die Klingen auf einander, es gab es weder ein Vor noch ein Zurück. Sie schienen in einer Pattsituation gefangen.
Eine Finte, und zwar schnell!, überlegte der Schwarzhaarige, ließ seine Klinge waagerecht durch die Luft fahren, stoppte die Klinge dann und ließ sie schwungvoll auf den Söldner zusausen. Ein kurzer Blick zu Giran zeigte ihm, dass der Gardist noch wohl auf war, obgleich auch er sich in einer Pattsituation zu befinden schien. Noch einmal ließ er sein Breitschwert auf den nun verletzten Söldner niederfahren und beendete das Leben des Mannes. Nun entschlossen Girans Feind ebenfalls zu bekämpfen machte er einen Satz nach Vorn und hob seine Klinge zum Schlag.
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Blut tropfte von Calintz Rüstung und auch seine, ansonsten so schneeweißen Haare, waren mit roten Tupfern übersäht. Trotzdem genoss der Kopfgeldjäger den Kampf und all das Gemetzel. Egal wie gut oder schlecht ihre Chancen standen. Die Hauptsache war, dass Blut floss...viel Blut. Manch einer mochte vielleicht die Greuel des Krieges verabscheuen, doch der Hashashin begrüßte sie. Für ihn war der Kampfeslärm, all die schmerzerfüllten Schreie, die angsterfüllten Gesichter...das alles war für ihn die wahre Erfüllung seines Daseins. Hier konnte er der wahrlich einzigen Freude nachgehen, die ihm noch geblieben war: dem Morden. All die anderen schönen Dinge, die einmal existiert hatten waren verblasst. Seit dem Tage, an dem Beliar ihm den Großteil seiner Gefühle genommen hatte und ihm diese pechschwarzen Augen zum Geschenk gemacht hatte, hatte der Hass sein Leben bestimmt. Hass der ihn von einer Gräueltat zu nächsten trieb. Immer darauf aus möglichst viel Leid zu erzeugen und dabei selbst den größten Gewinn daraus zu schlagen. Cal wusste nicht wie viele Unschuldige schon durch seine Hände gestorben waren, doch es mussten unzählige sein. Zumindest hatte der Dieb oft den Eindruck. Trotz alledem empfand er keine Reue...kein Mitleid. Waren dies alles nur die Taten eines Mannes, der sich selbst beweisen wollte, dass er nichts mehr empfand. Die Taten eines Mannes, der langsam aber sich zu einer leeren Hülle wurde, die lediglich von Hass und Rachegefühl getrieben wurde? Nein. Sein Leben hatte einen Sinn. Vor ihm lag eine dunkle Bestimmung, das spürte der Beliargläubige...vor allem in Situationen wie diesen hier...
Ein lautes Klirren ertönte, als ein weiterer Schwerthieb auf den Schild des jungen Attentäters traf. Cal gab etwas nach mit seinem Schildarm, zog diesen dann vollkommen überraschend beiseite und vollführte einen schwungvollen Schlag mit seiner Axt. Das messerscharfe Axtblatt durchschnitt den verhältnismäßig dünnen Waffenrock des Milizsoldaten und schlitzte die Bauchdecke des jungen Mannes auf. Augenblicklich ging der Innosgläubige zu Boden und drückte beide Hände auf die klaffende Wunde, als ob er damit die herausquillenden Gedärme aufhalten könnte. Der Schmerz stand dem Todgeweihten ins Gesicht geschrieben und angsterfüllt starrte er zu Boden. Schon wollte der Hashashin ausholen und dem Knieenden einen schnellen Tod bescheren, als er es sich im letzten Moment anders überlegte und den jungen Soldaten lieber qualvoll verenden ließ. Voller Kampfeslust wandte sich der Beliargläubige seinem nächsten Gegner zu. Dieser jedoch wich Schritt für Schritt vor dem Weißhaarigen davon. Erst als eine laute, schallende Stimme eine Art Predigt von Innos hielt fasste der Schwertkämpfer erneut Mut und stürmte auf den kleinen Attentäter zu. Dieser ließ seinen Gegner ins Leere laufen und wirbelte herum um sofort zum Gegenschlag auszuholen. Soweit kam der Söldner jedoch nicht, denn schon prallte das Schwert des Mannes gegen seinen rostroten Schild, den er im letzten Moment noch hochziehen konnte. Schon wollte der Meisterdieb den Angriff kontern, als sein Gegner plötzlich zu Boden stürzte und von einem blitzenden Schwert aufgespießt wurde. Beeindruckt sah der Schwarzäugige nach oben und erspähte das Gesicht Farens, welcher hämisch grinste. Offenbar hatte er den Kämpfer mit einem kräftigen Fußtritt zu Boden geworfen und ihm dann den Rest gegeben.
Da erblickte der Maskenbauer einen Kämpfer, der sich von der sonstigen Masse abhob. Mit wallend rotem Umhang und bewaffnet mit Schild und Streithammer, wütende ein Innosgläubiger in den Reihen der Söldner. Das ungebändigte, schwarze Haar wirbelte durch die Luft, als der Soldat Schlag für Schlag austeilte. Schweiß zeichnete das Antlitz des jungen Mannes und zeigte die Erschöpfung unter welcher dieser Kerl offenbar litt. Schnell bahnte sich der Axtkämpfer einen Weg zwischen den Kämpfenden hindurch und holte zu einem kräftigen Schlag aus. Noch mit dem Schwung, den er aus dem kurzen Anlauf den er genommen hatte, ließ Cal seine Waffe herniedersausen. Im letzten Augenblick jedoch riss sein Opfer den Schild doch noch hoch und parierte den tödlichen Schlag. Verwundert sah der Rebell seinen neuen Gegner an und schrie diesem dann förmlich ins Gesicht:
"...Und fürchtet euch nicht vor dem Antlitz Beliars! Denn Innos ist in euch und Innos wird euch helfen eure größte Furcht in Mut zu wandeln!..."
Der Angesprochene hob eine Augenbraue und stieß dann einen kurzen Lacher aus.
"Ein Priester Innos auf dem Schlachtfeld? Solltest du nicht lieber in einer Kirche deine lahmen Parolen aufsagen? Komm...ich bin nicht extra nach Vengard gekommen um mir irgendwelche Innos-Sprüche anzuhören. Behalt deine hohlen Worte für dich und stell dich dem Kampf, denn heute ist der Tod zu euch gekommen...und es dürstet ihm nach Blut!"
Fanatisch blitzten die Augen des Weißhaarigen durch dessen Maske hindurch und schon stürmte er nach vorne. Mit einer beinahe beleidigenden Leichtigkeit parierte sein Gegner den ungestümen Angriff und schwang seinen mächtigen Streithammer. Wie in Zeitlupe sah der Dieb die alles zerschmetternde Waffe genau auf seinen Kopf zurasen. Jetzt war es an der Zeit zu handeln. Der Maskenbauer warf sich zu Boden und entging so dem tödlichen Hieb. Mit seinem rechten Fuß verpasste er dem Fanatischen Hobby-Priester nun einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein, was diesen augenblicklich etwas zur Seite knicken ließ. Genug Zeit für den Axtkämpfer um sich wieder zu erheben. Grimmig starrte der Schwarzhaarige nun in das maskierte Antlitz des Kopfgeldjägers und erneut schwang er seinen Hammer. Der Dieb riss seine Deckung hoch, nur um kurz darauf von der schieren Wucht nach hinten geschleudert zu werden. Unbewusst lockerte der Attentäter den Griff um seine Waffe und sie entglitt seiner Hand. Reflexartig griff sich der Meisterdieb an den Oberschenkel und zog einen seiner Wurfdolche hervor. Noch aus der Bewegung heraus, schleuderte er das Geschoss auf seinen Gegner und wartete überhaupt nicht das Ergebnis ab. Stattdessen stürzte er zu seiner Axt und hob sie vom Boden auf...
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Töricht war der, der Innos Versen nicht mit gebührendem Respekt begegnete, denn jener verdiente nichts mehr als den Tod. Den Tod um für seinen Frevel zu sühnen und auf dem Schlachtfeld zu fallen. Flink war er und gefährlich mit seiner Axt, aber nichts das mit der unbändigen Kraft die Innos dem Qel-Dromâ gab mithalten konnte. Niemals konnte ein Orklakai Jun besiegen - so sah es der Ritter, so sollte es sein und auch ein Wurfdolch sollte es nicht sein. Gefährlich nahe flog das Geschoss an Juns Kopf vorbei. Der Ritter blieb aber stehen und verschränkte geistesgegenwärtig nur leicht den Kopf. Ausreichend um zu überleben, nicht ausreichend um den starken Blutfluss am linken Ohr zu stoppen. Was und wie viel da womöglich fehlte wusste Jun nicht, es kümmerte ihm auch nicht. Im Kampfesrausch war anderes wichtiger. Tropfenweise fiel es zu Boden oder auf die Schulterplatten seines Gardistenpanzers. Dieser Söldner, diese makabere Gestalt mit der Maske und dem weißen Haar, hob wieder seine Axt und durfte sich nun mehr auf einen Angriff des Colovianers gefasst machen.
"...und sollte mein Blut den Boden berühren, so werde ich im Namen Innos kämpfen bis ich Siege!..."
Stahlschild prallte wuchtig auf Schild. Einer suchte in der Flucht nach hinten die Chance, zog seinen Schild zurück und schlug mit der Axt aus, während der andere mit dem Schild voran hinterherstürmte und mit dem unteren Schild den Hieb abwehrte. Sofort kam der Streithammer direkt hinterher und wurde vom rostfarbenen Schild geblockt, ehe dieser die volle Wucht entfesseln konnte. Beide zogen sich einen Schritt zurück, ehe Jun begann eine Angriffsserie zu starten. Wuchtig schwang er den Streithammer, ließ seinen Gegner ausweichen und wartete darauf die Lücke zu erkennen.
Als sie sich andeutete, zog er den Streithammer zurück und parallel dazu schnellte überraschend sein rundes Stahlschild nach vorne. Sein flinker Gegner wich wieder zurück, bekam aber durch das Schild einen sitzenden Stoß gegen seine Rüstung und kam ins Straucheln, ehe er sich fing.
"...sehet das Feuer das in mir brennt! Innos schürt es und Innos treibt es zum lodernden Inferno, in dem seine Feinde untergehen...", rief er, woraufhin seine Leute um ihn aufriefen und sich extra noch mehr in die Kämpfe rein hängten.
Der Ritter, drehte seinen Streithammer auf die Schlagdornseite, starrte den Maskierten mit purem Hass an und klopfte zwei Mal mit der Waffe auf den Schild, ehe er zum Angriff überging.
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»Bei Innos!«, stöhnte der Feuermagier auf, als er sah, wie sich die Horden von Orks in die Stadt ergossen. Von diesem Turm aus hatte er einen guten Blick über das Geschehen und konnte verfolgen, wie die Soldaten Vengards in den Straßen und Gassen dagegen hielten. Aber immer mehr Orks kamen nach. Die einzig positive Wendung war gewesen, dass diese fürchterlichen Kreaturen an den Mauern sich in Wohlgefallen aufgelöst hatten und verschwanden wie es der Dämon getan hatte. Jedoch ging diese Tatsache mehr oder weniger völlig in dem Getümmel unter, denn das Verschwinden offenbarte nur, dass noch mehr Orks herankamen, die vormals von den massigen Körpern der Ungetüme verdeckt gewesen waren.
Es musste etwas getan werden. Und zwar schnell, sonst wäre es um die Stadt geschehen. In Windeseile kletterte der Magier die Treppen des Turm hinab und rannte auf der Mauer entlang, bis er so nah an der Schlacht war, wie er es eben nur wagen konnte. Hinter hölzernen Barrikaden versteckt, lugte er hervor und erkannte, dass es nur noch weniger Meter bis zu einer der Rammen waren, über die die Orks in die Stadt eindrangen. Sie müsste weg. Irgendwie. Fieberhaft überlegte der Feuermagier was er anstellen könnte, aber unter dem Getrappel der Stiefel, die auf der anderen Seite der Barrikade die Treppe in die Stadt herunterpolterten, und dem lauten Kampfgeschrei in den Straßen fiel es ihm schwer sich überhaupt auf etwas zu konzentrieren.
Es war auch keinesfalls hilfreich, dass er immer noch Probleme hatte, ohne Runen zurecht zu kommen. In letzter Zeit war es zwar immer besser geworden, dennoch fiel das Wirken der Zauber schwer und er brauchte Konzentration. Etwas das er hier einfach nicht finden konnte. Verbissen versuchte der Feuermagier in sich zu gehen und überlegte schnell. Vielleicht ein riesiger Feuerball, um die Rammen zu entflammen. Aber dazu würden seine Kräfte nicht reichen. Die Ramme sah massiv aus, vermutlich gelänge es ihm gerade mal die Außenseite anzukokeln. Fahrig strich der Feuermagier durch sein Haar. Ein lautes Poltern riss ihn aus seinen Gedanken.
Jemand war von der anderen Seite gegen die Holzbarrikade gekracht. Offenbar hatte sich derjenige dann aber doch umentschieden und so blieb der versteckte Magier unbehelligt. Ein Blitz, natürlich! So wie er Eichen bei einem Gewitter spalten würde, sollte Innos jetzt auf diese Ramme einen Blitz schleudern. Wagemutig blinzelte der Feuermagier um ein Fass herum auf die Ramme, über die immer noch Söldner und Orks marschierten. Dann mal los, sprach er zu sich selbst und ließ all die Lektionen aus den Büchern Revue passieren. Seine Hand zum Himmel gereckt, als wolle er den Blitz mit Gewalt aus den Wolken reißen, begann er seine Beschwörung und bald schon wirbelte eine Wolke gefährlich über dem Geschehen. Aber niemand schien darauf zu achten, was dem Feuermagier ein Grinsen auf das Gesicht zauberte. Er zog seine Hand nach unten und genau in diesem Moment entlud sich die Wolke in einem gewaltigen Blitz. Holz splitterte und mehrere Angreifer fielen auf der Stelle tot von der Ramme. Damit jedoch noch nicht genug, denn der Blitz hatte so heftig in das Holz des breiten Baumstamms eingeschlagen, dass es laut knackte und krachte. Und mit lautem Getöse zerbarst die Ramme in der Mitte, rutschte von den Zinnen und krachte vor der Stadtmauer auf den Boden, wo sie noch etliche Angreifer unter sich begrub, bevor das Holz endgültig zum Stillstand kam.
Triumphierend ballte der Feuermagier eine Faust, als ein Schatten über ihn kam. Er wirbelte herum und blickte mit weit aufgerissenen Augen einem Ork direkt ins Angesicht. Die Hände zur Abwehr erhoben, sah er noch wie die brutale Axt herabschnellte. Ein jäher und greller Schrei. Er ging unter in dem Lärm, der das Schlachtfeld einnahm.
Françoise
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Erschöpft sah der Dieb seinem Gegenüber in die Augen. Die ganze Nacht über hatte ihr Kampf angedauert, wobei sich die beiden Streiter immer wieder voneinander kurz entfernt hatten und somit zwischendurch des öfteren gegen andere Gegner kämpfen hatten müssen. Nun jedoch, als die Sonne wieder ihr gleißendes Licht auf das zertrümmerte Schlachtfeld der Stadt richtete, hatten der schwarzhaarige Kriegspriester und der weißhaarige Todbringer einander erneut gefunden. Das viele Blut auf der Rüstung des Hashashins war inzwischen schon eingetrocknet und verkrustet. Wieviel davon ihm selbst gehörte und wieviel er von seinen Feinden genommen hatte wusste Cal nicht. Er spürte keinerlei Wunden, zumindest nicht im Augenblick. Lediglich ein leichter Anflug von Müdigkeit und Erschöpfung war in seine Glieder gekrochen. Doch als der Maskenträger seinem alten Feind aus dieser Schlacht gegenüberstand, verdrängte er diese Gefühle und richtete sich noch einmal zu seiner vollen Größe auf und richtete seinen Schild zurecht. Auch der Ritter ihm gegenüber straffte seinen Rücken und umklammerte seinen Streithammer wieder etwas fester. Um sie herum war der Kampf etwas zum Erliegen gekommen. Offenbar hatten sich beide Seiten leicht zurückgezogen, um etwas zu verschnaufen. Schließlich war es nicht gerade einfach die ganze Nacht hindurch zu kämpfen. Da erhob dieser selbsternannte Priester wieder seine nervige Stimme und rief seinen Kameraden zu:
"Seht, meine Brüder! Innos sendet wieder sein göttliches Licht auf unsere Stadt! Sein Segen ist uns sicher und jetzt lasst uns mit ihm diese Kreaturen des Bösen vertreiben!..."
Angespornt durch die Worte ihres Anführers erhoben sich die Rebellen wieder und gesellten sich an die Seite des Schwarzhaarigen. Die Söldner hingegen machten noch keine Anstalten etwas dagegen zu unternehmen. Darum rief auch Calintz zum Kampfe:
"Was ist los, Männer? Wollt ihr diesen Innosspinnern etwa den Sieg überlassen?! Ihr seid der Abschaum Myrtanas, die hartgesottenen Söldner der Orks und ihr wollte vor diesen fanatischen Anfängern weichen?! Erhebt euch und zeigt den Jungs wo der Hammer hängt! Verdienen wir uns unseren Sold!"
Die raue Stimme spornte seine Kameraden an und plötzlich schlugen sie wie wild auf ihre Schilde und schrien all ihren Zorn den Königstreuen entgegen. Bei diesem Anblick musste der Kopfgeldjäger unwillkürlich grinsen. Das waren die Halsabschneider, wie er sie kannte. Hartgesottene Männer, die selbst den Tod nicht fürchteten. Es fehlte ihnen nur manchmal an etwas Disziplin und Kampfgeist. Mit einem Blick nach rechts vergewisserte sich der Meisterdieb, dass Faren ebenfalls bei seinen Kollegen stand. Neben ihm war Gorin, der mit einem grimmigen Gesichtsausdruck seine Waffe fest umschlossen hielt. Faren hingegen schien leicht zu grinsen. Man sah diesem Hünen nicht einmal die Anstrengung der vergangenen Nacht an. Ja, dieser Kerl war würdig an der Seite von dem Hashashin zu stehen. Dieser Mann wäre ein würdiger Nachfolger, doch so schnell wollte der Beliargläubige noch nicht das Zeitliche. Demnach würde sich der Schwarzhaarige erst einmal mit dem zweiten Platz in den Reihen der Hashashin begnügen müssen. Kurz nickte der junge Attentäter seinem Gefährten noch zu, dann machte er sich bereit für den Angriff.
Beinahe gleichzeitig stürmten die beiden Gruppierungen aufeinander erneut zu und ein wilder Tumult entstand. Cal versuchte seinen Gegner in Richtung des dichtesten Gedränges zu drängen. Dort würde der fanatische Kämpfer ihm weitaus unterlegen sein, denn dort gab es keine Möglichkeit seinen wuchtigen Streithammer zu schwingen. Im letzten Moment wich der Dieb einem weiteren Schlag seines Gegners aus und warf sich dann im Gegenzug mit all seiner Kraft nach vorne. Schild prallte auf Schild und der Diener Innos' verlor deutlich an Boden. Blitzartig riss nun der Meisterdieb seine Deckung beiseite und versuchte seinem Gegner mit seiner Axt auf den Leib zu rücken. Dieser blockte den Schlag mit dem Stiel seiner Waffe und wollte dann zum Gegenschlag ausholen, was ihm jedoch nicht gelangt. Stattdessen stieß sein Schlagdorn auf die Rüstung eines seiner Mannen und hinderte ihn daran, den richtigen Schwung zu nehmen. Siegessicher ließ der Axtkämpfer nun seine Klinge auf den Streiter heruntersausen. Schlag um Schlag führte der Weißhaarige gegen die Parade des Fanatikers und musste dabei mit nur geringem Widerstand rechnen...schließlich war es für den Schwarzhaarigen weitaus zu eng um wirklich gefährliche Schläge führen zu können...
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Grimward blutete. Er blutete einfach überall. Doch es gab kein aufgeben, keinen Rückzug. Keine Flucht und kein vertun. Keinen Weg zurück. Keine Chance zu entkommen. Es gab nur noch den Kampf. Der nackte Kampf ums überleben. Was interessierte ihn schon Vengard, Innos, die Garde? Er musste LEBEN! LEBEN, verdammt! Die Orks waren durchgedrungen, das Südttor war unter dem Ansturm ihrer Äxte und Hämmer zusammengebrochen und wie große, kriegersiche Ameisen drangen die Grünfelle nun in die Stadt. Der Ritter Selerondars riss einen weiteren Fetzen seines Mantels ab, der mehr einer übergeworfenen Flickendecke glich und verband sich die schlimmsten Wunden am Arm, dann richtete er sich wieder zu voller Größe auf, um ihn herum herrschte die merkwürdige, zentnerschwere, bedrückende Stille des Todes. Zwei Orksöldner lagen ausgestreckt danieder, einem ragten zwei Pfeile direkt aus der Brust, der andere hatte Grimward noch einige Schläge lang Paroli geboten, war dann jedoch von ihm überwältigt worden. Pures Glück, schärfte er sich ein und sein Blick wanderte weiter zu dem Gardisten, den ein Wurfspeer an die Hauswand genagelt hatte. Ein grausiger Anblick. Der Wurf war von solch grausamer Wucht gewesen, das sich der hölzerne Speer durch das Wams, die Brust und in die Hauswand gebohrt hatte. Obwohl der Gardist längst alle Körperspannung verloren hatte und eigentlich tot hätte zusammensinken müssen, hing er dort, die Hände in einer letzten verzweifelten Bewegung um den Speer geklammert, der ihn in der Schwebe hielt. Grotesk. Es war schlichtweg grotesk soetwas mit anzusehen. Diese Ger hätte ihn ebenfalls treffen können. Ein bitterer, metallsicher Geschmack machte sich in seinem Mund breit, als er darüber nachdachte, wie es wohl sein mochte, an eine Wand genagelt zu werden. Einen Moment zögerte er noch. Doch es blieb keine Zeit für Zweifel, irgendwo musste sich doch ein greifbarer Widerstand formieren, irgendwer musste diesen Orks und ihren Speichelleckern doch Einhalt gebieten.
Grimward rannte los, ziellos, seine Schritte hielten vage auf das Südttor zu, den Orks entgegen. Das Schwert an seiner Seite und der Bogena auf dem Rücken schienen unglaublich schwer, ihr Gewicht wurde nur von dem seiner Beine übertroffen, welche mit blei gefüllt worden war. Zweifellos ebenfalls eine Teufelei der Orks. Doch er ließ sich nicht aufhalten. Dies war der letzte Kampf, er spürte es mit Gewissheit. Die Orks boten all ihre fürchterliche Kraft auf, um sie zu zerstäuben. Wenn sie dieses eine Mal noch durchhielten, dann mochte dieser Alptraum enden. Narr! Dieser Alptraum endet im Reich Beliars, rief er sich zur Ordnung. Es gab keine Hoffnung. Nur die Möglichkeit soviele Feinde wie möglich mitzunehmen. Wie toll raste er durch die Gassen, hin und wieder sah er kleine Trupps von Gardisten, die in wilder Aufregung in die entgegengesetzte rannten. Feiglinge, wollte der Ritter Selerondars ihnen zurufen. Was flohen sie vom Schlachtfeld, was erlaubten sich die Hunde? Oder gab es noch etwas anderes, was die Gardisten dazu bewog, in die falsche Richtung zu laufen. Waren die Orks gar noch an anderer Stelle durchgebrochen Doch er hatte keine Zeit zu verlieren, die Orks mussten aufgehalten werden. Schließlich, er hatte fast das Südttor erreicht, entdeckte er eine größere Gruppe Gardisten, vielleicht ein dutzend, welche eine Straße blockierten, sie bildeten eine halbwegs kompakte Formation aus Schilden und Lanzen, welche die Straße zu gänze versperrte. Grimward stieß zu ihnen, auch wenn er weder Lanze noch Schild zu führen vermochte. Keinen Augenblick zu früh. Eine marodierende Gruppe von Orks tauchte wenige Momente später auf und erblickte das frische Menschenfleisch.
"Seit standhaft, weicht nicht zurück", rief einer der Männer und schlug mit dem Stiel der Lanze einmal gegen seinen Schild, dann senkten die Männer ihre Lanzen, in einer wahrhaft gleichförmigen und diziplinierten Bewegung. Grimward bildete mit einigen anderen die zweite Reihe, das Schwert gezogen, der Dinge harrend. Als die Orks auf sie zustürmten, die schweren Stiefel schienen den Asphalt zerschlagen zu wollen, leerte sich sein Kopf für einen wunderbar freien Moment. Er dachte an nichts, fühlte nichts, hörte nichts, sah den Grünfellen merkwürdig desinteressiert zu, wie sie immer näher kamen, die Äxte hoben und ihre Schritte nocheinmal beschleunigten um die Formation der Menschen in einem Sturmangriff zu überrollen. Als die erste Axt krachend in den Schild eines Gardisten fuhr, war es, als ob die Welt explodierte. Plötzlich überfluteten Geräusche, Farben, Geschmäcker, Gerüche all seine Sinne und er stieß dem nächstbesten Ork seine Klinge in den Wanst.
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Wieso wurde er auch Krieger. Wieso konnte er nicht Bauer sein irgendwo, wo er seine Ruhe hatte? Die Schattenseite als Krieger war die Konfrontation mit ständigem Tod, die Lichtseite überwog natürlich mit Innos und seinem Streitertum. Doch trotzdem war auch diese Schlacht so hart, wie sie nur wirklich echte Krieger durchstehen konnten. Nichts da mit einen Bauern oder schwächlichen Novizen. Auf der anderen Seite aber mal sein und diese Pflicht nicht haben - ob dies eine Option war? Nicht für Jun. er hatte seine Bestimmung und seinen Auftrag von ganz oben.
Doch nun war es mehr so, dass sein großer Kontrahent dieser Schlacht ihn zurückdrängte. Dort wo enges Kampfgetümmel herrschte. Jun erkannte was dieser Mistkerl bewirken wollte und musste sich in diese Falle locken lassen.
Natürlich wehrte er sich, fing die schnellen Hiebe ab lauerte hier einfach oder wartete er mehr? Wie dem auch war, seine Chance suchte er in der Offensive. Seinen Streithammer streckte er zurück und schlug mit dem Stahlschild hin und her, bis er etwas Distanz dazu bekam, den Streithammer fallen ließ und sich einfach einen Söldner von hinten packte und zu sich zerrte. Dieser strauchelte zurück und wurde gleich vom Gardisten, der da eigentlich mit ihn kämpfte, wieder attackiert. Jun indes hatte damit die nötige Zeit um seinen Streithammer zu heben, schnell an der Schlaufe anzubringen und auf der rechten Seite des Waffengurtes etwas Altbewährtes zu zücken.
Der Gladius glitt schnell heraus und der Qel-Dromâ fixierte wieder diesen maskierten Hundesohn. Jetzt sollte er sehen, wie schnell der Ritter damit umgehen konnte. Schnaubend und müde, hielt er sein Schild vor und den Gladius hinter dem Schild in Stichposition.
"...denn ich bin sein Streiter und verkünde Innos Licht!...", predigte der Ritter, während Sonnenstrahlen zwischen Wolken und Häuserruinen auf den Kampfplatz herniederkamen.
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Lehrling
„Verdammt! Wieso musste der Typ mich einfach rausschmeißen?? Na gut, vielleicht durfte man im Kriegsfall nicht rein.“, sinnierte Nike zurück Lagerhaus, „ ich werde später bei ihm noch einmal..“ Krach! Der Jäger wurde unterbrochen, denn ein Orksöldner krachte durch die Wand. Schnell hechtete Nike in die hinterste Ecke. Bei ihm war keine Angst vorhanden, aber tot wollte er noch nicht sein. Schnell überdachte er die Situation und beeilte sich zu dem Toten hin zukommen. Schreie gellten durch den Morgen und er nahm nur schnell das Armband mit Goldverzierungen und den Gürtel mit sich. Vercetti hechtete auf die Straßen, überall kämpften Leute mit Orks oder Orksöldnern. Er rannte weiter ziellos umher. Nutzte jede Wand als Deckung. Da ein einzelnes Kampfpaar hielt sich etwas weiter von der kämpfenden Masse auf. Ein Paladin gegen ein Ork. Nike nahm all seine Kraft zusammen, das Messer in seiner rechten Hand und raste auf den Ork zu. Getroffen! Allerdings ohne Wirkung. Fast ohne Wirkung. Der Ork drehte sich blitzartig um und versuchte Nike mit seiner riesigen Axt zu treffen. Dieser wich schnell zurück und entgang dieser Attacke. Diesen Moment nutzte der Paladin und tötete den Ork mit einem schnellen Hieb. Langsam zog der Jäger seinen Dolch aus der Leiche. Der Paladin bewegte sich, ohne ein Wort des Dankes, wieder in Richtung Kampffeld. Der Retter stand noch da und betete, dass Adanos ihn hier hinaus holen werde. Dann verschwand er Richtung Hafen.
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"...denn ich bin sein Streiter und verkünde Innos Licht!..."
Calintz seufzte hörbar auf und fragte sich ob der Kerl eigentlich noch mehr konnte als andauernd diese seltsamen Sprüche zu klopfen. Der Kerl war offenbar fest in der Überzeugung, dass sein Gott ein Auge auf ihn geworfen hatte und über ihn wachte. Ausgemachter Schwachsinn...die Götter halfen niemanden. Die mussten sich um deutlich wichtigere Dinge kümmern. Zum Beispiel den, nun schon jahrtausende währenden, Krieg gegen ihre Brüder. Da konnten sie sich wohl kaum auf eine einzelne Person konzentrieren. Zwar hatte der Kopfgeldjäger selbst schon eine direkte Konfrontation mit dem dunklen Gott gehabt, doch glaubte er heute, dass sich dieser lediglich mit ihm abgegeben hatte, weil er einfach mal wieder ein bisschen Spaß haben wollte. Schließlich ließ sich nicht alle Tage ein Mann so direkt mit den Göttern ein, dass sie die Möglichkeit hatten sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen. Und aus eben diesem Grund bezeichnete sich der Dieb nicht als "Streiter Beliars". Er sah sich viel eher als ein durchaus begabter Bote des Todes, der dafür sorgte, dass der Sensenmann immer genügend Arbeit hatte...
Reflexartig sprang der Schwarzäugige zur Seite und rammte dabei einen Gardisten zur Seite. Trotzdem gelang es ihm dadurch dem heftigen Stich seines Gegners auszuweichen, den dieser mit seinem Schwert vollführte. Dieser Kerl steckte wahrlich voller Überraschungen. Kaum hatte der Kriegspriester noch mit einem gewaltigen Hammer gekämpft, schon war er auf ein kleines Kurzschwert umgestiegen. Zwar konnte er jetzt sogar in dem heftigen Getümmel gegen seinen Gegner vorgehen, aber andererseits war nun die Reichweite der Waffen der ungleichen Männer ungefähr gleich. Schließlich glich die pechschwarze Axt des jungen Weißhaarigen eher einer Wurfwaffe, als einer Nahkampfwaffe. Ein weiterer Angriff. Parade. Schlag, Block, Sprung nach hinten...Cal ließ sich in die Defensive zurücktreiben. Angriffe waren im Augenblick sinnlos, so lange er nicht wusste, wie sein Gegner mit dieser Waffe umzugehen pflegte. Bei dem Streithammer war es deutlich einfacher gewesen. Diese stumpfe Waffe war langsam, aber schlagkräftig gewesen. Mit dem Gladius jedoch schien der Königstreue vorwiegend auf Stichangriffe zurückzugreifen. Das musste der Meisterdieb ausnützen...nur wie?
Erneut verlor der Maskenbauer an Boden. Da kam ihm plötzlich die rettende Idee. Er nahm das Schild erst schützend vor seinen Oberkörper, ließ seine Axt in den Halfter am Gürtel sacken und ließ dann auch den Schild etwas beiseite gleiten. Wie vermutet sah der Schwarzhaarige darin seine große Chance und sprang förmlich nach vorne, um dem Söldner den gar auszumachen. Dieser jedoch reagierte blitzschnell, packte einen nahestehenden Milizsoldaten am Kragen und zog ihn vor sich. Das Schwert des selbsternannten Kriegspriesters durchbohrte die Rüstung des verwunderten Rebellen und löschte schlagartig dessen Leben aus. Gerichtet durch seinen eigenen Kameraden...das sollte den schlagkräftigen Krieger fürs erste einmal etwas demoralisieren. Spöttisch grinste der Beliargläubige nun den Kameradenmörder unter seiner Maske hervor an und ließ den Sterbenden zu Boden stürzen. Dann zog er erneut seine Waffe und spuckte auf den Leib des Erstochenen.
"Na? Darauf fällt dir wohl kein schlauer Spruch mehr ein, was?"
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Zorn stieg in Jun auf. Zorn auf diesen Maskierten. Wie konnte er es wagen, zwischen sie beide ein lebendes Schild zu bringen. Wie konnte er es!
"...Denn Innos prüft uns alle und nur die wahrhaft Gläubigen werden seine große Prüfung bestehen! Jene die fallen, sterben einen Tod den Innos ihnen bestimmt hat...", schrie Jun fanatisch. Der Geist des Ritters brannte. Brannte durch Innos Feuer und sah nur sich und seinen Gegner, der den Tod mehr denn je verdiente.
Zornig ging der Colovianer vor und drehte nun mehr auf. Wuchtig schnellte der Gladius durch die Luft und donnerte kraftvoll gegen das rostbraune Schild. Bersten sollte es, genauso wie sein Träger. Kaum setzte es einen Hieb mit dem Schwert, setzte Jun nun mehr seinen Stahlschild ein und ließ seinen Gegner schmecken, was ein echter Schildkämpfer war. Das Schild war wie eine vergrößerte stählerne Faust, die Axthiebe abfing und Platz verschaffte.
Einen Seithieb des Gladius, hielt der Maskierte sein Schild verschränkt entgegen. Versuchte mit der Axt Juns Arm abzuschlagen und kam nicht dazu, weil Jun sofort dagegen parierte, von rechts nach links gegen drückt, die Klinge schnell wegzog und mit dem Schild nachsetzte. Dieses schwenkte seitlich vor den Körper des Orksöldners und donnerte gegen dessen Schild. Es wurde zur Seite gewuchtet und der großgewachsene Ritter setzte nun seinen Körper ein. Wuchtig rammte er seinen Gegner, ließ diesen straucheln und setzte mit einem Überkopfschlag nach. Diesmal konnte er nicht mehr ausweichen und konnte sich um wenige Zentimeter die der Klinge fehlten freuen, denn sonst hätte sich diese vertikal durch die rechte Brusthälfte geschnitten. Trotzdem schmeckte Juns Klinge dessen Blut.
"...das der schwarzen Schafe die ich schlachte, ist Blut für Innos! Und ich werde jedes schlachten, auf das seine Ordnung herrscht!..."
Zornig schnaubend beäugte der Ritter seinen Gegner, der wieder Stellung bezog. Ob dieser Kampf noch lange währen würde? Und wo blieb die Burgreserve hier. Es mussten genug Mann sein, um den Angriff zurück zu drängen, die Front zu verstärken. Ewig konnten sie hier nicht kämpfen.
Geändert von Jun (17.08.2008 um 12:16 Uhr)
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Westlich des Belagerungsringes
Siehst Du, Melaine?... Das ist genau das, was ich meinte. Das es Momente gibt, in denen Corwyn von Einflüssen frei zu sein scheint. Momente, in denen in ihm so viel Gefühl steckt und er so... ist, hatte Jail bei sich gedacht und ein sehr seltsames Gefühl empfunden, als sie neben ihrem Lehrmeister saß. In diesem Moment hatte es ihr furchtbar leid getan, den Spitzbärtigen so zu sehen... so einsam scheinbar, daß in ihr Schuldgefühle aufstiegen, ihn im Stich gelassen zu haben. Ja – in diesem Moment fühlte sie sich schlecht, Corwyn mit so viel Argwohn betrachtet zu haben, ihn mit ihrem Verhalten und ihren Blicken in das Aus gedrängt zu haben, ihn zu einem Aussetzigen gemacht und hinter vorgehaltener Hand über ihn getuschelt zu haben. Wäre es nicht besser gewesen, ein klares Wort mit ihm zu reden?, hatte sie sich da gefragt, doch ihr nächster Gedanke mahnte zur Vorsicht, da sie gerade dabei gewesen war, sich womöglich täuschen zu lassen. Sie spürte Etwas, was ihren Geist allmählich einzulullen schien, spürte diesen lähmenden Nebel in ihrem Hirn und meinte zu erkennen, daß eine gewisse Aktivität von der Kugel seines Stabes ausging... eine Magie, die auch Jail in ihren Bann zu ziehen versuchte. Jetzt werd nicht weich, war der letzte Gedanke der Maga, als sie sich am vergangenen Abend wortlos von dem Magus entfernte und sie sich jeglichen Einflüssen entzog.
Gesprochen hatte Jail weder mit Hyperius noch mit Melaine über ihr nächtliches Erlebnis, doch auch ohne Worte durfte es den Beiden nicht entgangen sein, daß etwas zwischen ihr und Corwyn vorgefallen war, was die Dunkelhäutige sehr zum Nachdenken brachte und ihr wieder einmal viele Stunden kostbaren Schlafes kostete.
Seid einer geraumen Weile waren die Viere wieder unterwegs, doch nun endete ihr Weg aufgrund der hohen Presenz des Kriesgherdes Vengard. Auch wenn sie noch von der Stadt noch ein gutes Stück entfernt waren, konnte man deutlich den Geruch wahr nehmen, der in der Luft lag und die Geräusche hören, die von irgendwo her an ihre Ohren drangen. Es war so unwirklich und führte dazu, daß jedes Fitzelchen ihres Körpers unter Strom zu stehen schien und ihre Hände zitterten. Und dabei schien es nicht mal nur ihr so zu gehen, wenn sie in die Gesichter der Anderen blickte. Es war wohl die Zeit gekommen, in der etwas Entscheidendes geschehen sollte, doch was?
So leise wie möglich, setzte die kleine Gruppe ihren Weg fort, versucht jede Möglichkeit des Versteckens zu nutzen, die sich ihnen in dieser Landschaft bot und dennoch waren sie durchaus zu entdecken für den Feind. Was für ein Wahnsinn, der Einem das Blut zum Kochen brachte und dazu führte, daß einem das Herz bis zum Halse schlug.
Und dann schien das Herz auszusetzen, als die Augen das Erfassten, was sich hier abspielte – Ein Bild der Zerstörung, eine Verteidigungsanlage, die scheinbar nicht mehr in der Lage dazu war, ihre Aufgabe zu erfüllen. Den Blick weiter senkend, erfassten ihre Augen das Lager des Feindes und ließen ihr gewahr werden, wie nahe sie dem Tod standen und wie hilflos und unwichtig sie doch waren.
Der Geruch von Rauch lag in der Luft und ein weiterer Geruch, der von Tod und Leid zeugte, daß Jails feine Häärchen sich aufstellten und sie angstvoll, von Ekel erfasst und dem Kotzen nahe, verkrampft ihren Kampfstab umgriff. Verwesung lag in der Luft und bot ein Mahl für Aasfresser und Insekten.
Geräusche des Krieges leuteten in Jails Ohren und lehmten jeden ihrer kräftigen Muskel, daß es der Maga unmöglich war, sich auch nur noch einen Zentimeter mehr dem Geschehen zu nähern. Von Schweiß überströmt ließ sie ihren nachgebenden Beinen gewähren und sank auf die Knie, ihren Kampfstab fester krallend, das ihre Knöchel weiß hervor stachen.
„Wo bleibt das Zeichen?... Wo bleibt die Erkenntnis?... Wo bleibt die Antwort auf das, was zu tun ist?... Beende es!........................ Sag uns, was wir tun sollen!... Ist das der Moment, den Stab einzusetzen?“, die ersten gemurmelten Worte waren an den Himmel gerichtet, die letzten beiden deutlich gesprochenen Fragen galten jedoch dem Spitzbärtigen, der schwieg.
„Rede endlich!“, kam es nun energisch gezischt aus Jails Munde, doch es schien, daß Corwyn sie überhaupt nicht hörte.
Und dann kamen der Maga die Worte des Spitzbärtigen in den Sinn, daß ihr Blick nun auf die Kugel fiel, die am Ende des Stabes eingefasst war. Er sprach von einem Fokus und der Möglichkeit, mittels solch eines Steines Magie zu bündeln und zu verstärken. War dieser magisch pulsierende Stein vielleicht ein solches Instrument?
„Ich glaube, daß in dieser Kugel etwas steckt, was mehreren Magiern gleichzeitig aktiviert werden muß“, äußerte die Maga ihre Vermutung laut. Ihr Mißtrauen gegenüber der nicht erforschten, möglichen Waffe sank.... ob das nun gut, oder schlecht war. Nun war es an Melaine auf sich selbst aufzupassen.
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Es war fast geschafft. Fast war es ausgestaden. Die Rebellion würde endgültig zerschlagen werden. Und dann war der ganze Albtraum, dieser verdammte Horror, endlich vorbei. Und Ronsen würde es sich an Innos´ Tafel gemütlich machen, das letzte Festmahl zu verspeisen, die letzten wahren Krieger zu ehren, zu denen er sich nun auch mit Gewissheit zählte. Soll die Finsternis über das Land fallen, Adanos würde sie strafen. Wie in Jharkendar, so auch in Vengard. Die Flut würde kommen und das ganze Übel aus dem Land schwämmen. Vielleicht würde dann endlich Ruhe in Myrtana einkehren. Doch das würde Ronsen nicht mehr erleben... Der Wachturm oben in der Turm sah zu allem Übel äußerst verlockend aus. Von ihm aus könnte er sich in die Fluten unterhalb der Stadt stürzen. Ein schneller, schmerzloser Tod wäre das...
Ein Schrei schüttelte ihn aus seinen Gedanken, merklich lauter als all jenes Getöse um ihn herum, denn er schallte direkt neben dem Paladin. Der Auslöser war ein kleines Kind, vielleicht drei, vier Sommer alt. Ein Knabe war es und der klammerte sich plötzlich an die Beine des Soldaten, der wie eine Salzsäule am Toreingang zur Hochburg postierte und schon mit sich und der Welt abgeschlossen hatte. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er endlich hinabschaute. Das Kind hatte strohblondes, zerzaustes Haar und kleine, schon völlig ausgeweinte und gerötete Augen. Selbst sein Weinen konnte man nur noch vom Elend gestraft bezeichnen, die Stimme war nicht mehr als ein heiseres Kreischen. Er musste schon viel zu viel Rauch eingeatmet haben. Ronsen blickte ihn lange mit erstaunten, doch sonst nur ausdruckslosen Blicken an. Die Hellebarde hielt er in der Rechten und händigte sie sogleich einem der Knappen hier an der Kaserne aus, er solle sie in die Burg schaffen. Dann beugte sich der Paladin zu dem Jungen herab und strich ihm sanft durch das strubbelige Haar.
"Sieh mich an."
Doch das Kind ließ den Blick am Boden, mit den kleinen Fingerchen knotete er an den wenigen, dreckigen Fetzen Kleidung herum, außer welcher er nichts bei sich hatte.
"Sieh mich an!", forderte der Krieger mit ein wenig mehr Nachdruck und hob das Kinn des Jungen mit dem Zeigefinger etwas hoch. Jetzt blickten traurige, mattblaue Augen in die des Paladins.
"Wie heißt du, Kleiner?"
"J...Jonathan..."
"Weißt du wo deine Eltern sind, Jonathan?"
Der kleine Junge schüttelte nur den Kopf. In Gedanken verfluchte Ronsen schon die Orks, deren unverzeihliche Handlung ein weiteres Leben in endlose Depressionen gebannt hatten.
Ronsen nahm den kleinen Jonathan in den Arm, achtete dabei penibel darauf, ihn nicht mit dem vielen Blut auf der eigentlich glänzenden Rüstung zu beflecken. Doch das schien dem Jungen egal zu sein, er war völlig erschöpft und schlief schon in den Armen des Paladins ein. Ein wenig orientierungslos stand der Streiter nun auf, blickte zur Burg, zu deren Wachen sich noch ein paar mehr Ritter gesellten. Er konnte den Posten verlassen und in die Unterkünfte gehen, um das Kind schlafen zu legen. Doch selbst hier schien das Elend allgegenwägrtig zu sein. Über zwei Dutzend verletzte wurden hier behandelt, jaulend, schreiend; da konnte er den armen Jonathan nicht zurücklassen. Stattdessen schlug Ronsen den Weg in seine Schmiede ein. Dort baute er aus ein paar alten Fellen, Lederteilen und Leinentüchern ein provisorisches Bett für den Kleinen. Dann nahm er eine alte Blechschüssel und legte seine letzten Reserven, einen Viertel Kanten Brot und eine halb gefüllte Wasserflasche dazu. Gerade wollte Ronsen die Schmiede schon wieder verlassen, da konnte er den Blick nicht ablassen von dem armen Jonathan.
'Das hat er nicht verdient...', dachte er kopfschüttelnd und eines wurde ihm dabei klar. Es war doch noch nicht vorbei. Wenn es nicht das eigene Leben war, für das man mehr kämpfen wollte, dann verdammt noch mal für das der zahlreichen Unschuldigen! Der Überlebenswillen kehrte in den Geist des Paladins zurück. Er würde alles daranlegen, hier nicht den Löffel abzugeben und so viele Menschen wie nur nötig zu retten. Der riesige Wachturm sah gleich gar nicht mehr so verlockend aus. Dennoch ging er zielstrebig auf ihn zu. Oben stand eine der Mangen.
"Ihr werdet Dreck fressen, Mistviecher!", zischte er und rannte die schmale Treppe hinauf...
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Er fühlte. Ja es fühlte sich wie Leben an, was er empfand. Er versuchte die Augenlieder zu heben und blinzelte gegen die Sonne über ihm. Wenn es die Sonne gab, war er noch nicht vollends in Beliars Sphäre eingetreten und es gab noch weiter Zeit im Reich der Lebenden. Und auch die Zwischenwelt des Schattenreiches hatte er unlängst verlassen. Denn an dieser Stelle, mitten in einer Regenlache der vergangenen Nacht, schien er tatsächlich zu liegen. Die Sonne hatte ihn preisgegeben. Ein Schmerz durchzog seinen gesamten Körper, angefangen vom Fuß bis hin zur letzten Haarspitze. Solange er die Schattenmimik nutzte war er also doch nicht vollends unverwundbar für physischen Schmerz, was er bislang angenommen hatte. Oder war das Eintauchen einfach nicht schnell genug gewesen? Die Geschwindigkeit die sein Körper schon aufgenommen hatte zu groß um sie dadurch zu kompensieren? Er wusste es nicht. Es schien aber ganz so, als hätte der Sturz seinen gesamten Körper erfasst. Jede einzelne Zelle des Organismus verletzt, anstatt nur auf eine kleine Stelle einzuwirken. Als er sich aufrichtete spürte er einen noch viel heftigeren Schmerz an der Brust. Die Klinge hatte Wirkung gezeigt und diese Wunde war noch längst nicht verheilt. Mit einem Male schossen ihm die Szenen der vergangenen Nacht wieder durch den Kopf und er sah Medin vor seinem geistigen Auge. Er verzog von Zorn erfüllt sein Gesicht und fuhr sich mit der, in einen Handschuh gefassten Hand, kurz darauf über die Gesichtszüge, die von den ungeordneten Haarsträhnen übersät waren. Zahllose kleine Wunden. Er schnaubte und versuchte sich wacklig aufzurichten, doch das Gewicht der voll gesogenen Rüstung behinderte ihn zusätzlich, so dass er diese Aufgabe erst beim dritten Anlauf bewältigen konnte. Er blickte sich zerstreut um und erkannte, dass er vom Fenster des Burgzimmers in eine Gasse gestürzt war. Doch warum hatte ihn noch Niemand entdeckt?
Noch im gleichen Moment drang das Donnern des Krieges wieder an seine Ohren und er wurde der Situation gewahr. Hatte er sich gestern zu sehr in den Kampf mit dem General vertieft, so wusste er nun was geschehen war: Ugluk hatte den Geheimgang genutzt und war nun vollends in die Offensive gegangen. Während er dort oben keinen Sieg erringen konnte, so würde der Kriegsherr einen vielleicht viel größeren erringen. Der Assassine stützte sich an einer hölzernen Hauswand ab. Die Wunde ließ ihm kaum Möglichkeit zum vernünftigen Gehen. Ein Wunder, dass er den Sturz überhaupt überleben konnte. Noch immer schienen die Mysterien der Schattenmimik nicht vollends vor ihm ausgebreitet zu sein. Ja vielleicht war es damals unklug gewesen den Rat des Alten auszuschlagen und auf eigene Faust herauszufinden welche Regeln sich mit dieser Fähigkeit ergaben. Doch das konnte nachgeholt werden. Er keuchte. Sein Körper verlangte eine sofortige Erholungsphase oder einen fähigen Heiler. Doch wie sollte er hier, mitten im Lager des Feindes einen Heiler finden? Jemand der gerade ihm helfen würde? Das schien nicht nur unmöglich, nein das war es auch.
Ihm blieb wohl nur eines: Hoffen des es Nacht wurde und dann einen Schamanen finden, der ihn heilte. Beschissene Aussichten.
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Westlich des Belagerungsringes
Corwyn rümpfte die Nase. Schon vor einige hundert Metern war ihm der Gestank aufgefallen. Selbst gegen den Wind war der Geruch der Verwesung, der Dampf der Schlacht und der Dunst des Blutes unverkennbar. Der hohe Wassermagier spie aus. Wiederlich.
Nur wenig später konnten sie sehen, was sie erwarten würde. Sie waren viel zu nah an Vengard heran geraten, als dass sie Faring in naher Zukunft erreichen würden - kein Wunder bei der Tatsache, dass das Land von Gemetzeln durchzogen war, die den Reisenden immer wieder zu Umwegen zwangen. Niemand von ihnen kannte sich so gut in Myrtana aus, das sie von jedem Fleckchen Erde die Hauptstadt des Ork-Imperiums hätten finden können.
Es war ein niederschlagender Anblick. Rauchsäulen stoben neben den größtenteils zerstörten Turmstümpfen in den Himmel empor. An Letzterem hing die Sonne, sie sandte ihre wärmenden Sonnenstrahlen, als ob nichts gewesen wäre. Der Süitzbärtige wurde einen Augenblick lang von einer beängstigenden Schwäche ergriffen. Er fühlte sich so klein, angesichts des nahen, orkischen Heeres. Er fühlte sich so schwach, mit dem Stab, den er nicht einsetzen konnte und dem mehr schlecht als recht geweckten Mut der Verzweiflung.
Es war verwunderlich, dass das überstarke grüne Heer die vier Adanosdiener noch nicht entdeckt hatte, vielleicht hielt man sie auch für ungefährlich. Corwyn fiel auf, dass Jail auf die Knie gesunken war. Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
"Sag uns, was wir tun sollen!... Ist das der Moment, den Stab einzusetzen? Rede endlich!", beschwor sie ihn. Er nickte kaum merklich. Doch was sollte er ihr jetzt sagen?
Es kam nicht zu einer Antwort. Jails nächste Worte jedoch waren tausende Antworten und Fragen, Probleme und Lösungen zugleich.
"Ich glaube, daß in dieser Kugel etwas steckt, was mehreren Magiern gleichzeitig aktiviert werden muß."
War es wirklich so einfach?
Von einem auf den nächsten Augenblick reifte in dem Gelehrten eine Idee. Einen weiteren schmerzlichen Blick warf er auf das Schlachtfeld, dann half er seiner Schülerin auf die Beine. Er räusperte sich.
"Aber Adanos ließ die Flut kommen. Und das Wesen ward fortgespült von der Erde.
Der Krieg als ein Wesen. Die Flut als eine Chance?"
Erwartungsvoll blickte Corwyn seine Begleiter an.
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Westlich des Belagerungsringes
Jail hatte von der Geschichte der Flut gelesen und das Eine oder Andere über sie gehört, doch sie befand die Anwesenden nicht gerade in der Lage, etwas Ähnliches zu bewerkstelligen.
„Mag sein, daß so etwas mit dem Stab machbar wäre, aber ich glaube nicht, daß unsere Kraft dafür ausreicht. Wie wollen wir außerdem verhindern, daß mit so einem mächtigen Zauber auch Unschuldige sterben. Frieden bringen, in dem auf Gute fallen?... Wohl eher nicht. Gleichgewicht schaffen, in dem wir alles weg spülen, was an diesem Krieg beteiligt ist?“, Corwyn schien auf ihre Worte etwas sagen zu wollen, doch Jail schnitt ihm das Wort ab.
„Jaja... wir reden hier vielleicht über etwas, was weniger nach sich zieht, als das Überschwemmen einer Stadt und deren Menschen, aber das macht die Sache auch nicht einfacher, denn ein geringeres Wirken heißt doch nur, daß wir zusätzliches Leid über die Stadt bringen, wenn überhaupt. Vielleicht reicht unsere Zauberrei gerade mal bis an die Stadtmauern und den Menschen im Inneren ist damit immer noch nicht geholfen“, Jails Worte waren recht pessimistischer Natur, doch sie wollte nicht einfach einer Idee nachgehen, ohne Gutes und Schlechtes gegeneinander zu stellen und sie war einfach nicht überzeugt davon, die Lösung des Rätsels gefunden zu haben.
„Und dann will ich noch etwas dazu sagen. Es wird für uns vielleicht nur eine einzige Chance bleiben, die Magie wirkungsvoll zu nutzen, denn gelingt es nicht, werden wir sterben. Möglicherweise wird uns auch der Stab den Tod bringen, wenn wir es falsch angehen. Vielleicht bedeutet er so oder so auch den Tod. Denkt daran, daß keiner von uns weiß, welches Geheimnis dem Stab inne wohnt. Bisher beruht alles nur auf Vermutungen. Denkt daran, wenn Ihr Euch entscheidet“.
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Das Geräusch von aufeinandertreffenden Klingen dröhnte in den Ohren des Weißhaarigen. Trotzdem lächelte er leicht und wich langsam vor dem Schwarzhaarigen zurück. Cal hatte es geschafft und den Rebellenhund in eine regelrechte Rage getrieben. Offenbar hatte es ihm nicht so gut gefallen, dass der Hashashin einen lebendigen Schild benützt hatte und er somit einen seiner eigenen Leute abgestochen hatte. Seitdem hämmerte der Fanatiker mit einer ungebändigten Wut auf die Defensive seines Gegners ein. Der Glaube und der durch die grauenvolle Tat des Hashashins geweckte Zorn schien in dem ohnehin schon starken Krieger ungeahnte Kräfte zu wecken. Der Schwarzäugige konnte eindeutig froh darüber sein, dass Bengar so ein guter Schmied war, denn ansonsten hätte seine Rüstung einige der Treffer wohl nicht so gut überstanden. Zwar hatte die Klinge des Rebellen schon ein paar Mal das Blut des Söldners zu schmecken bekommen, doch auch der Meisterdieb hatte einige Erfolge zu verzeichnen. Beispielsweise war das eine Ohr des Königstreuen blutüberströmt und auch ansonsten trug der Kerl wohl einige Schnittwunden aus diesem Kampf davon. Zur Zeit jedoch sah es nicht gerade rosig aus für den Kopfgeldjäger. Wenn er nicht bald eine Möglichkeit fand um die Dauerangriffe seines Gegners zu unterbrechen, so würde es bald um ihn geschehen sein. Nicht dass ihm das etwas ausmachte...schließlich war dies eindeutig ein würdiger Todeskampf gewesen, aber trotzdem wollte er diesem elendigen Fanatiker nicht den Triumph des Erfolges gönnen...
Da flammte erneut der Kampfgeist des jungen Mannes wieder auf. Er musste wohl auf ein paar Tricks zurückgreifen um den Ritter endgültig zu besiegen, nur hatte er noch einen kleinen Vorteil gegenüber dem kampferprobten Rebellen: Ihm störte es nicht, wenn ein Unbeteiligter sein Leben verlor. Einer mehr oder weniger...was machte das schon aus? So lange er also einen weiteren Rebellen als Deckung benützen konnte, würde der Schwarzhaarige nicht an ihn herankommen. Das Problem war nur, dass der Trick mit dem lebendigen Schild wohl nicht ein zweites Mal funktionieren würde. Also würde Calintz wohl eine andere Methode einfallen müssen. Just in diesem Moment erkannte der Dieb aus dem Augenwinkel rechts neben sich einen ungeschützten Hals. Eine grausame Idee keimte im Gehirn des Attentäters und in nur wenigen Herzschlägen hatte der Beliargläubige seine Waffe gewechselt und seinen Parierdolch heraus gezogen. Diesen rammte er nun in das ungeschützte Fleisch und zog ihn sofort darauf wieder heraus. Der Getroffene röchelte lautstark auf und ein dicker Blutschwall ergoss sich aus der klaffenden Wunde. Cal's Plan ging auf: der Kriegspriester riss wie erwartet seinen Schild hoch um nicht von dem Blutstrom geblendet zu werden. Dies war die einmalige Chance für den Hashashin. Blitzartig stürmte er nach vorne und riss den Streiter mithilfe seines Schildes von den Beinen. Dass sein Schild bei dieser Aktion von seinem Arm glitt war im Augenblick unwesentlich, denn nun saß er direkt auf dem Schwarzhaarigen und drückte mit seinen Knien die Arme des Mannes zu Boden. Siegessicher hob er seinen Dolch über den Kopf und wollte soeben zustoßen, als es der Kriegspriester schaffte seinen linken Arm zu befreien und ihm einen eher mäßigen Faustschlag ins Gesicht verpasste. Trotz alledem wurde dem Attentäter dadurch seine Maske vom Gesicht geschlagen. Schmerzerfüllte schrie der Schwarzäugige auf und presste seine Hände auf die schmerzenden Augen. Nun konnte der Schwarzhaarige ohne Probleme abwerfen. Nun zeichnete sein Gesicht ein grimmiges Grinsen und erneut schallte seine predigende Stimme über das Schlachtfeld:
"...und Innos Licht blendet die Kreaturen des Bösen!..."
Blinzelnd sah der lichtempfindliche Söldner nach oben und erkannte den Königstreuen mit erhobenem Schwert über ihn stehen. Jeder normaler Mensch würde nun wohl versuchen kriechend sich aus dem Staub zu machen, doch stattdessen schlug der Weißhaarige mit seinem rechten Fuß nach dem Schienbein seines Gegners...daneben. Ein kurzes Lachen entrang der Kehle des Siegessicheren, doch schon ließ der Dieb seinen ausgestreckten Fuß nach rechts schnellen, was dem Bewaffneten das Gleichgewicht raubte. Der Maskenbauer hoffte, dass ihm dies genug Zeit geben würde um seine Maske wieder zu finden. Blinzelnd und mit verschwommener Sicht robbte der Beliargläubige nun zwischen den Kämpfenden hindurch und suchte die für ihn so wichtige Maske. Fluchend tastete der Geblendete um sich, als er plötzlich etwas zu fassen bekam, das ungefähr die Form seiner Maske hatte. Schnell packte der Söldner das unförmige Ding und erkannte, dass es in Wirklichkeit sein Schild war. Erneut lautstark fluchend schob sich der Meisterdieb den Schild auf den Rücken und suchte weiter. Da ertönte erneut die Stimme seines Gegners hinter ihm:
"Suchst du das hier?"
Der Axtkämpfer wirbelte herum und erkannte den Schwarzhaarigen, der seine Maske in der linken Hand hielt. In der Rechten befand sich sein Schwert.
"So endet es also...", dachte der Hashashin grimmig und bereitete sich innerlich auf sein Ende vor. Plötzlich jedoch wurde die Aufmerksamkeit des Ritters auf etwas anderes gelenkt, da eine verzweifelte Stimme schrie:
"Jun! Die Truppen aus der Burg benötigen noch ein wenig Zeit!"
Der Königstreue wollte etwas darauf erwidern, doch stattdessen schrie er nur vor Schmerz kurz auf. Calintz hatte die Gelegenheit genützt und einen seiner Wurfdolche geschleudert. Dummerweise nur, hatte den Hals des Stehenden, aufgrund der eingeschränkten Sicht des Schwarzäugigen, das Geschoss um ein gutes Stück verfehlt und hatte anstattdessen den Arm erwischt, der die Maske des Söldners umklammert hielt. Reflexartig ließ der selbsternannte Priester seine Beute fallen. Direkt in die ausgestreckte Hand des Besitzers. Erleichtert setzte Cal sein Eigentum wieder auf sein Gesicht und richtete sich hastig wieder auf. Anschließend ließ er seine Axt aus ihrer Halterung springen und nahm den Parierdolch in die linke Hand. Er musste Tim warnen. So wie es aussah bekamen sie bald Gesellschaft. Da er den Blondschopf jedoch nirgends entdecken konnte, schrie er einfach seinen Kameraden zu:
"Leute! Wir bekommen bald Gesellschaft! Seht zu, dass ihr diesen selbstgefälligen Rebellen den Rest gebt und sammelt euch! Wir müssen zu Uglúks Truppen durchbrechen!"
Nachdem dies erledigt war, wollte sich Calintz wieder seinem "heiß geliebten" Fanatiker widmen, doch an seiner Stelle waren zwei Söldner und ein Rebell getreten, die gegeneinander kämpften. Wütend drängte der Dieb seine Kameraden beiseite und warf sich auf den unbedeutenden Gardisten. Der verwunderte Mann fiel zu Boden und starb noch im selben Moment durch den Parierdolch und die Axt, die in seine Brust während des Sprungs gerammt worden waren. Hektisch sah sich der Maskenträger um und suchte nach dem Ritter mit seinem Kriegshammer, doch er hatte ihn aus den Augen verloren. Zornerfüllt schrie der Hashashin die Krieger, welche in einigen Fuß Abstand um ihn herum kämpften an. Wieso hatte ihm dieser Kerl durch die Lappen gehen können? WIESO?!
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Laut gähnend und alle Glieder von sich streckend stapfte Griffin noch reichlich müde durch den äußeren Belagerungsring und sah sich noch einmal genauer um. Gestern Nacht, als er hier angekommen war, hatte er nur Umrisse erahnen können, aber bereits die waren atemberaubend. Jetzt, wo er das ganze Ausmaß bei tageslicht erblicken konnte, blieb im ihm wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg. Ihm bot sich ein absolut gigantisches Bild. Die Armee, die er sich vorgestellt hatte, hatte nicht mal annähernd die Truppenstärke der eigentlichen Truppen. Es wimmelte hier förmlich von Orksöldnern, Orks in allen Formen und Farben und sogar Belagerungsmaschinen hatten, die die Orks mitgebracht hatten. Der Vergleich mit einem Ameisenhaufen passte hier nur zu gut. Überall wuselten Sklaven, liefen Boten, trainierten Kämpfer…
Es war absolut irre. Gegen so eine Armee hätte Silden wohl keine 5 Minuten standgehalten, genauso wenig wie jede andere Stadt Myrtanas. In dieser Hinsicht hatte Vengard also bis her etwas geschafft, was so leicht niemand hätte nachmachen können.
Es würde sich aber auch niemand hinter meterdicken Steinmauern verkriechen und in den tiefsten Löchern untertauchen., dachte Griffin sich und wieder einmal wurde ihm bewusst, was die Innosler nur für Feiglinge waren. Sie hatten nicht mal genug Rückgrad, um sich mit erhobenem Kopf und erhobenem Schwert in den Kampf zu stürzen. Jeder Sildener hätte das ohne weitere Überlegungen sofort gemacht, da bestand wohl keinerlei Zweifel.
»He, Morra!«, bellte hinter dem Hüter eine anscheinend orkische Stimme und riss ihn an den Schutlern herum. »Deine hässliche Fratze ich hier noch nicht gesehen habe. Was willst du hier?«, kläffte der Recht bullige Ork weiter. Von einem Lebewesen mit so einem Gesicht musste Griffin sich sagen lassen, dass er eine hässliche Fratze hatte? Erniedrigend.
»Der Kriegsherr Mar’Mela’de hat mich hierher geschickt.«, log der ehemalige Dieb. »Er hat so viele Leute geschickt, wie er konnte, aber leider steckt er auch in einer Klemme. Die dreckigen Waldläufer haben unsere Truppen festgenagelt und wir suchen jetzt ihr Lager.« Auf dem Gesicht des Orks breitete sich ein leichter Anflug von Vorahnung aus.
»Ich keinen Mar’Mela’De kennen. Wer das sein? Und wo der Rest deiner Truppe?«, fragte der Ork grimmig und blickte dem Hauptmann tief in die Augen. Dieser jedoch blieb ganz locker. In seiner Zeit als Dieb auf Khorinis hatte er oft lügen müssen.
»Der Rest meiner Truppe?«, lachte der Hüter gespielt. »Sieh’ dich doch um. Hier wimmelt es von Orksöldnern. Glaubst du im Ernst ich weiß, wo jeder einzelne steckt?« Mit einem scharfen Blick musterte der Ork Griffin ein letztes Mal. Kaufte er ihm seine Geschichte ab?
»Ich dir immer noch nicht glauben, aber ich dich beobachten werde. Wehe du seien Rebell!«
Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte der riesige Ork sich um und stapfte einfach davon. Erleichtert atmete der ehemalige Templernovize auf und marschierte in die entgegengesetzte Richtung.
Er wollte mal sehen, was hier so abging.
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Die Schlacht in den Straßen der Stadt dauerte an und Uglúk kämpfte weiter. Längst waren die Hexereien der Schamanen verschwunden, so dass er sich wie so oft einzig und allein auf seine eigene Stärke verlassen musste und die Stärke derer die ihm folgten. Wie eine Flut sollten sie über die Morras kommen. Aber Vengards Straßen waren so verwinkelt und so eng, dass ihr Vormarsch ins Stocken geriet. Nicht zuletzt war der verbissene Widerstand dieses sturen Volkes daran Schuld, dass ihr Leid sich noch vergrößern würde. Die Orks konnten nicht aufgehalten werden. Und sie würden nicht aufgehalten werden. Uglúk war der festen Überzeugung bald den kritischen Punkt erreicht zu haben, um der Rebellion den tödlichen Stoß zu versetzen.
Trotzdem schien der Knoten einfach nicht zu platzen. Es strömten zwar immer wieder Orks und Söldner über die Rammen in die Stadt und kamen sie einfach nicht richtig weiter. Als dann aus heiterem Himmel und völlig zufällig ein Blitz eine der Rammen vernichtete, verbesserte das die allgemeine Situation keinesfalls. Der Kriegsherr konnte es sich nur damit erklären, dass es das letzte Aufbäumen der Morras war. So wie eine Kerze ein letztes Mal hell aufleuchtet, bevor sie endgültig erlischt. Und Vengards Licht sollte erlöschen. Dafür würde er sorgen.
Mitten im Getümmel der Schlacht befand er sich, wie ein hoher Turm, der alles überragte. Und während er sich von einem Gegner zum nächsten kämpfte, zollte Uglúks Rüstung den Tribut dafür. Unzählige silbrig schimmernde Kuhlen und Kerben zierten den ansonsten pechschwarzen Harnisch des Kriegsherren und zeugten von den zahllosen Attacken, denen er standhalten musste. Aber niemand hatte es vermocht, den Orkhünen zu besiegen und alle, die es versucht hatten, bezahlten mit ihrem Leben.
Zwei wahnwitzige Soldaten der Stadt rannten laut schreiend und mit Speeren bewaffnet dem Oberst entgegen. Den Schaft des einen bekam der Kriegsherr zu fassen. Die Spitze des anderen prallte hart gegen den schweren Brustpanzer und versah ihn mit einer weiteren tiefen Kerbe. Noch ehe sich der Morra bewusste darüber werden konnte, dass sein Angriff nicht durchgestoßen war und er seinen Speer wieder zurückzog, krallte sich der Orkhüne auch den zweiten Speerschaft. Ihrer Waffen entledigt wichen die beiden Soldaten zurück und zogen ihre Schwerter. Uglúk hielt unterdessen ihre beiden Speere demonstrativ in die Luft und zerbrach sie mit Leichtigkeit in seinen Pranken. Rasch griff er wieder nach seinem riesigen Streitkolben, wirbelte ihn quer vor sich und erwischte einen der beiden Morras, der ohne jeden Zweifel durch die Wucht des Aufpralls sofort getötet wurde. Nichts konnte der Gewalt dieser Waffe etwas entgegensetzen.
Verunsichert aber standhaft, hielt der verbleibende Soldat seine Stellung und brachte dem Orkhünen sein Schwert entgegen.
»Du elender Bastard! Leg dich mit jemandem in deiner Größe an!«, rief eine tiefe Stimme herüber, die ganz sicher nicht zu dem kleinen Morra gehörte. Eine große Hand legte sich auf die breiten Schulterteile des Milizionärs und schob ihn beiseite. Uglúk sah ihren Besitzer und war erstaunt. Ein riesenhafter Morra stellte sich ihm jetzt in den Weg. Er überragte all seine Kameraden und war ein Muskelpaket durch und durch. Trotzdem fehlten einige Köpfe, um auch nur an die Größe des Orkhünen heranzureichen. Und dennoch fletschte Uglúk begierig die Zähne, denn er sah in diesem Kerl endlich einen Gegner, der ihm gewachsen sein könnte.
Er wuchtete den Streitkolben durch die Luft und zertrümmerte den Boden vor dem Riesen. Gleich mehrere Schläge folgten, verfehlten aber allesamt ihr Ziel.
»Du versteckst dich hinter deiner riesigen Waffe, Ork! Ich würde dir den Schädel damit zerschmettern, wenn ich sie in die Finger bekommen würde.«
Auf Uglúks Schnauze zeichnete sich ein hämisches Grinsen ab. Ohne zu zögern warf er seinen Streitkolben mit beiden Pranken direkt vor die Füße des Riesenmorras, wo er mit lautem Knall auf den Boden schlug. Jetzt grinste auch der Soldaten, offenbar in dem Glauben den Orkhünen aus der Reserve gelockt zu haben. Keinen Augenblick später hatte er seine Hände am Stiel der Orkwaffe. Unter Anstrengung hob er ihn an, aber der Kopf der Waffe blieb wie angenagelt auf dem Boden liegen. Mit hochrotem Kopf und hervortretenden Adern versuchte der riesige Morra den Streitkolben anzuheben, aber es war vergebens und sie rührte sich nicht vom Fleck. Uglúk brach in Gelächter aus und stampfte seinem Gegner in großen Schritten entgegen. Plötzlich schob sich der Milizionär mit dem Schwert zwischen sie. Uglúk hatte ihn längst vergessen, aber die reißende Klinge brachte ihn schnell wieder in Erinnerung. Lautes Klirren kam von der Rüstung, als das Schwert auf die metallenen Armschienen des Kriegsherrn schlugen und eine weitere silbrige Furche setzten. Nur einen Augenblick widmete sich der Oberst dem kleinen Morra, holte mit seinem Arm aus und schleuderte den Soldaten zur Seite davon. Indessen hatte der Riesenmorra die Zeit genutzt und kam dem Orkhünen entgegen gestürmt. Zur Verblüffung des Oberst tat er das mit bloßen Fäusten. Allerdings saß der erste Schlag hart und direkt in der Schnauze des Kriegsherrn. Uglúk schüttelte sich und knurrte seinem Kontrahenten entgegen. Niemand wagte es sich in den Kampf der beiden Riesen einzumischen und kaum eine Sekunde später prallten sie mit unerbittlicher Wucht aufeinander. Die Pranken und Hände fanden sich und jeder der beiden stemmte sich dem anderen entgegen. Die großen Muskeln des Kriegsherrn spannten sich und Uglúk spürte die Kraft, die sich ihm entgegengesetzt wurde. Wie Ewigkeiten kam es dem Kriegsherrn vor, dass er mit dem riesigen Soldaten rang, dann ließ dieser plötzlich los und der Orkhüne taumelte nach vorn. Jedoch zahlte Uglúk das sofort zurück und donnerte seinem Gegner den Ellenbogen in die Seite. Er blieb standhaft und so umkreisten die beiden Riesen sich wie wilde Tiere.
Zum selben Zeitpunkt preschten sie wieder nach vorn, prallten aufeinander und ließen erneut voneinander ab. Zähnefletschend trat der Kriegsherr dem Soldaten wieder entgegen und sie lieferte sich ein erbittertes Boxen und Ringen, bei dem jeder von ihnen gleichermaßen einstecken musste. Uglúk ging in seinem Element auf. Ein harter Kopfstoß brachte den Morra zum Taumeln, er fing sich aber wieder und griff den Orkhünen unbeirrt an.
»Du kämpfst auf der falschen Seite, Morra!«, brummte Uglúk ihm in einem Moment des Ausharrens zu.
»Dann werde ich für die falsche Seite sterben, Ork!«
Uglúk schnaubte nur und attackierte den riesigen Morra. Es war die falsche Entscheidung des Soldaten gewesen. Er nahm wieder die angreifenden Pranken mit seinen großen Händen auf, aber diesmal war es völlig vergebens. Der Kriegsherr hielt sich nicht zurück, sondern überwältigte den Soldaten mit all seiner Kraft. Knochen brachen unter dem Griff des Orkhünen und ließen dem riesigen Morra nur noch eine unverwundete Hand. Jedoch sollte er nicht mehr in der Lage sein, sie gegen seinen Widersacher einsetzen zu können. Denn Uglúk holte zu einem weiteren Prankenschlag aus, der den Riesenmorra gegen eine nahe Hauswand schleuderte. Ohne auch nur einen Moment zu zögern setzte sich der Orkhüne in Bewegung, brachte seine Schulter nach vorn und rammte mit soviel Wucht in seinen Gegner, das die Hauswand dahinter nachgab und beide Kämpfer unter Schutt begrub.
Es erhob sich allerdings nur einer der beiden wieder aus dem Staub und das war der Orkoberst. Ihm gegenüber standen bereits Soldaten, die den Tod ihres Kameraden rächen wollten. Mit Speeren, Schwertern und Schilden stellten sie sich ihm entgegen und versperrten Uglúk den Weg zu seinem Streitkolben, der direkt hinter der Gruppe Soldaten immer noch unbewegt auf dem Boden lag. Der Kriegsherr griff über seine Schultern, zog zuerst eine und dann die zweite Claymore aus ihrer Halterung. Lautes Geschrei kündigte den gemeinsamen Angriff der Morras an und mit Gebrüllt antwortete Uglúk darauf. Seine Klingen fuhren durch die Luft. Zersplitterten Schilde, trennten Köpfe von ihren Körpern, entzweiten Speere und spießten Feinde auf. Umringt von Leichen, leckte der Kriegsherr über die blutenden Wunden an den ungepanzerten Stellen seiner Arme und ließ die beiden Schwerter wieder auf dem Rücken verschwinden, um sich mit dem Streitkolben erneut den Weg durch die Schlacht zu bahnen.
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