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Abseits vom Treiben der anderen glitt Harlofs schlaffer Körper zu Boden. Alle Glieder von sich gestreckt lag er da, den leeren Blick gen Himmel gerichtet. Weiße Schneeflocken tanzten vor seinen Augen sachte im Wind, bis sie sich schließlich sanft an sein Gesicht schmiegten und langsam schmolzen.
Harlof genoss jeden Tropfen, der ihn kitzelte, während er an seiner Wange herunterlief. Der eisige Wind fuhr durch seine Haare und senkte in heftigen Böhen die Gräser an der Küste, während er vom rauschenden Meer eine salzige Brise zu den Gefährten trug.
Wie von allein schlossen sich Harlofs Augenlieder. Viele Gedanken schossen ihm in diesem Moment durch den Kopf und wollten verarbeitet werden; Aeryn - gebrochen vor Trauer mit Burath an ihrer Seite; Eorl, ein großer Mann musste er gewesen sein, und nun war er tot. Vielleicht hätte Harlof an dieser Stelle geschaudert, aber jetzt übermannte ihn das, was er sich schon seit Tagen wünschte: Der Schlaf. Begleitet von dem fernen Klirren aufeinandertreffender Klingen wich sein Geist in die Welt seiner Träume.
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Arthas war nun seit einigen Stunden fertig mit seinen Übungen und hatte sich niedergelegt, um ein wenig Ruhe im Schlaf zu finden. Uncle aber fand keine Ruhe. Die Wunde, die er für kurze Zeit mit dem Kampf geschlossen hatte, brach nun wieder auf. Der Eiter hatte sie noch tiefer in sein Fleisch gepresst und fraß sich langsam aber sicher näher an die prägenste Narbe des Paladins.
Eorl war tot, ein alter Freund einfach und auf ewig verschwunden. Verschwunden wie Uncles Eltern –eben so plötzlich und unerwartet. Doch Uncle hatte sich bereits verändert. Er fand keine Zuflucht mehr im Alkohol, zumindest nicht im Moment, weil er keinen mehr hatte. So griff er zu seiner zweitwichtigsten und aufstrebenden Wundsalbe: Der Religion. Seine Trauer konnte zwar nicht in Worten formuliert werden, da die Sprache selbst nicht ausreichte, um diese Empfindungen zu formulieren, doch würde sie das verharmloste Elend allein schon dadurch lindern. Runenmacht vor sich in den Boden gerammt, stellte nun den Schrein dar, den Uncle nutzte, um von seinem Gott gehört zu werden.
Leise begann er: >>Innos, Herr und Vater, erhöre deinen treuen Diener und schenke ihm Trost in dieser traurigen Stunde. Ein alter Freund ist von mir gegangen und ich kann nicht hoffen, dass er unter deinem Schutz steht. Er ist von gutem Kern, aber er ging den falschen Weg. Unser Feind schien ihn besitzen zu wollen, denn mit jedem Sonnenumlauf schien Eorl ein wenig finsterer. Es begann mit dunkler Kleidung und endete mit seinem frevelhaften Verschwinden. Ich musste ihn suchen und wenig später wieder verlassen. Nun ist er tot und ich kann nichts mehr tun, um ihn vor dem Elend zu retten. Bitte erhöre mich und reinige seine Seele. Verbrenne das Böse, dass ihn zu Lebzeiten verführen wollte. Brenn den Krieger alles Schlechte heraus und mache ihn im Reich der Toten zu einem Krüppel, aber lass ihm deinen Schutz. Es wäre vermessen, dir eine Gegenleistung anzubieten, aber ich möchte, dass du dich der Taten deiner treuen Diener gedenkst, wenn du seinen Geist aus dieser Welt trägst.<<
Über die behaarte Wange des Kriegers liefen bittere Tränen, doch die Hoffnung Eorl eines Tages im Reich der Toten als Gefährten vorzufinden, tröstete ihn -zumindest ein wenig...
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Nach dem schweren Training hatte sich Arthas einige Minuten der Ruhe gegönnt, die Verschnaufpause nutzte der Ritter um ein wenig Schlaf zu finden. Aber kaum nachdem er die Augen verschlossen hatte spielt sich alles wieder ab...
... Enge Wände, Skelette, Dunkelheit, Erschöpfte Krieger und Eorl ...
Immer wieder wiederholten sich diese Bilder, und von Mal zu Mal schien die Qual in der Seele von Arthas stärker zu werden. Bevor der Ritter die Augen aufgerissen hatte sah er dem toten Eorl ins Gesicht...
Vor Schreck und Trauer riss Arthas die Augen auf und somit Endete sein kurzer Schlaf mit einem Alptraum. Das Herz schlug schneller als nach einem langen Kampf.
"Eorl, wie nur? Wie konnte dies geschehen...", rief Arthas in den Himmel.
Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, stand er auf und schaute sich um. Uncle war nun auch verschwunden...
... War Arthas nie wach gewesen in den letzten Minuten? Waren nun all seine Kameraden Tod?
Dann sah der Ritter ihn aber. Uncle, er kniete mit gesenktem Kopf am Boden.
Arthas wartete nicht lange und ging auf seinen Freund zu, im Hinterkopf war noch immer der Traum.
Hinter dem Paladin kam Arthas zu stehen und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Wir sind alle Traurig. Für jeden von uns war dies ein schwerer Rückschlag, aber Innos unser Herr wird sich um Eorl sorgen, schließlich war er einer seiner Streiter. Ihm wird es dort besser gehen als hier... In einer Zeit voll Tod und Gewalt..."
"Wir sollten Innos bitten, Eorl in sein Reich zu holen und ihn sich anzunehmen"
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>>Ich für meinen Teil habe dies bereits getan. Innos ist weise und wird sich den Wünschen seiner Diener sicher annehmen. Doch nun Arthas ist nicht die Zeit zu trauern. Der Krieg hat schon viele Männer vor meinen Augen sterben lassen und oft hat es Kämpfer getroffen, die ich kannte. Lass uns nun dafür arbeiten nicht selbst zu sterben, sondern den Tod der Lebenden hinauszuzögern. Innos wird mit uns sein...<<, Uncle sprach nachdenklich und ein klein wenig Hoffnung lag in seiner Stimme. Innos würde sicher mit ihnen sein.
Der Paladin rappelte sich auf und lief wieder in die Nähe des Baumes, an dem sie schon gestern trainiert hatten. Auch heute sollte der Kampf ihre Lehre aus dem Vergangenen sein und ihre Zuflucht vor dem Elend jener Tage.
>>Komm Arthas! Zieh deine Waffe und übe mit mir ihre Führung. Wenn ich sehe, dass du die Waffe sanft bewegen kannst und mit ihrem Gewicht rechnest, dann werde ich dir die Kunst des Blockens näher bringen. Es wird dir bald schon ein leichtes sein die streifende Axt eines Orks ins Leere gleiten zu lassen.<<, verkündete er und zog seinerseits den Bidenhänder aus der Schwertscheide.
Die Übung begann und Uncle forderte Arthas einiges ab, was ihm später das Leben retten könnte. Zunächst aber stellte sich sein Schüler noch relativ ungeschickt an. Zwar hatte er die Stellung seiner Hände ganz offensichtlich korrigiert, aber die Bewegung der Klinge war noch viel zu ruckartig, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken.
>>Mit dem Schwung! Denke daran, dass du mit dem Schwung kämpfen musst.<<
In Gedanken beschloss er nach den Übungen zu den anderen zu gehen, um das Begräbnis des alten Freundes zu organisieren. Diese letzte Ehre würde er ihm noch erweisen.
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18.12.2004 08:40
#65
Etwas bohrte sich wie ein kalter Splitter durch das Herz der Kriegerin, als sie sah, wie Uncle und Arthas sich nicht dem Toten zuwandten sondern ihre Klingen zogen und begannen aufeinander einzuschlagen. Respektlos und verachtend war ihr Verhalten, gar selbstsüchtig. Jedes Mal wenn die Schwerter aufeinanderprallten sah Aeryn, wie Eorl vor ihr auf die Knie ging, wie sein Blick sich veränderte, ja sie gar anlächelte bevor er leblos auf den Boden fiel.
Jeder Muskel verkrämpfte sich in ihr, als sie sich langsam von Burath löste und seinen Blick suchte.
"Das Feuer..." sprach sie mit heiserer Stimme. Sie hatte kaum die Kraft weiterzusprechen, doch in den Augen ihres Schwertgefährten sah sie, daß er sie verstanden hatte. Ihre Hand glitt über sein Gesicht, doch sie zitterte.
Ihr Blick suchte Harlof, während sie sich langsam aus den starken Armen Buraths löste und auf ihn zutrat. Er lag am Boden, völlig erschöpft und sein Atem ging unregelmäßig.
"Harlof," sprach sie leise, während ihre Hand ganz sanft das verklebte Haar aus seiner Stirn strich. Es dauerte lange bis er aufwachte, doch schließlich zeigen seine Augen, daß sie seine Aufmerksamkeit hatte und langsam und bittend begann die Kriegerin zu sprechen.
"Lauf ins Dorf, und bringe mir Leinentücher, soviel wie Du zu tragen vermagst und bringe mir Wein, viel Wein."
Ein Beutel Gold fand den Weg in seine Hand, bevor die Kriegerin zu dem Toten ging und an seiner Seite niederkniete. Ihre Hände, fanden die seinen, doch sie waren kalt. So kalt, daß Aeryn all ihre Kraft aufbringen mußte um dem Wahnsinn, der sich in ihrem Kopf drehte Einhalt zu gebieten.
Mit heiserer Stimme begann die Kriegerin die Totengesänge anzustimmen.
Geändert von Aeryn (18.12.2004 um 10:32 Uhr)
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Noch immer die Müdigkeit in den Augen nickte Harlof. Wieder griffen Trauer und Mitleid nach ihm, als er in die tränenunterlaufenen Augen der Kriegern blickte. Sie wirkte gebrochen - sie, die Kriegerin des Feuers.
Umso mehr erleichterte es Harlof fast, als er sich von ihr weg, in den kalten Wind drehte. Er konnte und wollte Aeryn nicht so sehen.
Die kalten Böhen ließen schnell alle Müdigkeit von ihm weichen, während seine schnellen Schritte über gefrorene Grashalme und felsige Küstenlandschaft traten. Harlof rannte; er würde die Kriegern nicht enttäuschen.
Seine Lungen sogen die eisigkalte Luft immer schneller in sich ein, bevor sie sie stockend wieder ausstieß und die kleine Dunstwolke sich langsam auflöste. Die nagende Erschöpfung machte es Harlof schwer, nicht einfach umzukippen, doch konnte er das kleine Dorf bereits sehen.
Er erhöhte das Tempo. Aeryn, ich werde dich nicht enttäuschen!
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Das Spiel der Klingen hatte sein Ende gefunden. Arthas war besser geworden, aber er hatte noch viel zu lernen. Sehr viel...
Uncle, der sich nach dem Kampf einige wenige Minuten der Ruhe gegönnt hatte ging nun zu der Kriegerin Aeryn, die traurige Klagelieder angestimmt hatte. Der Leichnam Eorls lag vor ihr und hatte eine unwirkliche Blässe angenommen. Der Paladin war tot, daran bestand für Uncle kein Zweifel.
Langsam kniete nun auch Uncle neben seinem toten Freund auf den Boden. Bisher hatte er es vermieden sich dem Toten zu nähern. Die Abscheu vor toten Menschen war trotz der vielen Kämpfe innerhalb der letzten anderthalb Jahre nicht verloren gegangen. Wo der abgetrennte Orkschädel nicht einmal ein Wimpernzucken provozierte, trieb der tote Freund Uncle ein Frösteln durch den Leib. Doch die garstige Aura des Todes war nicht stärker, als das Band der Freundschaft, dass die beiden verbunden hatte. Es war nicht mehr so stark gewesen wie einst, aber es war nie verschwunden. Uncle trauerte und zum ersten Mal seit langer Zeit zeigte er es auch vor den anderen.
>>Reinige ihn, Innos. Schenke ihm dein heiliges Licht in der Dunkelheit des Totenreichs.<<, flüsterte er und legte seine Hand auf Eorls bleiche Stirn. Doch nicht nur die Kälte des Todes fand ihren Weg zu Uncle zurück, ein kurzer Krampf in der sonst ruhigen Hand ließ Uncle aufschrecken. Er zog die Hand weg, sprach noch einige kurze Betverse und stand dann auf, um in jene Richtung nach dem Mann Ausschau zu halten, den Aeryn vor einiger Zeit weggeschickt hatte. Dem fremden Krieger schenkte Uncle während dieser Zeit keine Beachtung...
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Seit Harlof aufgebrochen war, waren schon einige Minuten vergangen nur wo er hingegangen war wusste Arthas nicht, das einzige war, dass Aeryn ihn losgeschickt hatte. Der Ritter hatte sich nun auch bei Eorls Leichnam eingefunden, ebenso wie Uncle Bin, kniete sich Arthas zu Eorl hinab.
Leise sprach der Ritter:
"Der Weg wird weit für Eorl, bitte Innos erfüll seine Seele mit Mut und Helligkeit, damit er den Weg zu dir findet."
Danach blieb Arthas in Gedanken bei seinem Kameraden. Minuten schienen wie Stunden, und diese ewigen Minuten wurden von Aeryns Totengesänge begleitet.
Einige Zeit blieb der Ritter bei Eorl, bevor er sich dann erhoben hatte und ein wenig Abstand von den Anderen gesucht hatte...
Er wollte in der Zeit des Trauerns einige Minuten alleine sein. Niemand sollte ihn in seinen Gedanken und Gebeten stören.
Beinahe eine Stunde war nun vergangen, seitdem Harlof aufgebrochen war. Die Sonne erleuchtete das Land nur noch mit dunkelrotem Licht, der Tag neigte sich seinem Ende.
Gerade als Arthas wieder zu Aeryn, Uncle, Iwein und den anderen zurückgehen wollte sah er eine verschwommene Person am Horizont auftauchen. Es musste Harlof sein, er kam also wieder zurück.
Bei der Gemeinschaft angekommen sagte Arthas bescheid, dass Harlof auf den Rückweg war...
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Es war schwer gewesen, die Dinge aufzutreiben, die Aeryn benötigte, doch hatte Harlof schließlich in einer kleinen Taverne Glück gehabt. Ein dutzend Leinentücher über der Schulter schleppte er ein ganzes Fass voller Wein mit sich, drei kleine Kelche baumelten an seinem Gürtel. Erleichtert blickte der Töpfer seinen Kameraden entgegen, er hatte den langen Weg endlich hinter sich gebracht.
Erschöpft atmete Harlof auf, als er das schwere Fass abstellen konnte. Noch immer erfüllten Aeryns Trauergesänge die eisigkalte Luft, während sich die anderen um den Körper des Toten versammelt hatten. Es war keiner Worte nötig, um Harlofs kurzes Verschwinden zu erklären; Das Fass Wein am Boden und die Leinentücher in des Töpfers Händen sagten alles.
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Harlof war wieder bei der kleinen Schar und er hatte Wein & Tücher mitgebracht. Es war nun nur noch eine verschwindend kurze Zeit bis Eorl auch physisch von dieser Welt verschwunden sein würde. Uncle beugte sich langsam zu Aeryn hinunter und flüsterte ihr ins Ohr, dass er Holz holen gehen würde.
Arthas wollte er dabei mitnehmen. Es war auch besser so, wenn nicht alle um Eorls Leichnam huschten, wenn das feurige Finale vorbereitete wurde. Uncle würde den Baum fällen an welchem er und Arthas noch vor kurzer Zeit den Bidenhänderkampf geübt hatten.
>>Komm mit mir Arthas.<<, brabbelte er und es fehlte nicht viel, dass der seichte Wind seine Worte verschluckt hätte.
>>Wir sollten noch einmal in die Grotte gehen und uns eine Axt von den Skeletten nehmen. Das Bäumefällen ist keine Arbeit, die dem Schwert gut tut.<<, ergänzte er noch kurz und schritt dann auf den düsteren Eingang der Grotte zu. Die unheilige Aura der Höhle war jedoch fast schon vollständig gewichen, sodass es Uncle nicht schwer fiel ein weiteres Mal ins Dunkel zu steigen. Weit würden die beiden sowieso nicht laufen müssen, um eine Axt zu finden. Die Skelette hatten ja schon die ersten Meter zu verteidigen gewusst.
Ein kalter Schauer der Erinnerung ging Uncle durch Mark und Bein...
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Warum mussten sie nun schon wieder in diese Grotte?, kaum hatte man einige Sekunden Ablenkung gefunden, von dem was dort Unten geschehen war, war man schon wieder mittendrin. Weder Uncle noch Arthas fühlten sich wohl als sie zusammen die Höhle betreten hatten. Die Vermutung des Paladins bestätigte sich relativ schnell.
Zwei alte Äxte wurden schnell geborgen, nicht gerade die besten Waffen aber zum Holzfällen würde es dann schon reichen. Mit den beiden Äxten verließen die Soldaten die Grotte um sich auf den Weg zum nahe gelegenen Wald zu machen.
"Zwei mittelgroße Bäume sollten leicht ausreichen...", sagte Uncle auf dem Weg.
Arthas entgegnete ihm mit einer kurzen Antwort, und stimmte seiner Aussage zu.
Bei dem Wald angekommen fingen sofort beide Soldaten damit an einen der Bäume zu bearbeiten. Scharf hatten die Äxte zwar nicht ausgesehen... Aber sie waren es... Ziemlich zügig haben Uncle und Arthas die zwei Bäume zu Fall gebracht und damit begonnen die Äste von den Stämmen abzuhacken...
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Während Uncle und Arthas sich zu der nahegelegenen Baumgruppe begaben, um Brennholz zu besorgen, blieb Iwein als einziger der Paladine bei seinem toten Kameraden. Tiefer Schmerz erfüllte sein Herz, als er Eorls sonst so warmherzig freundliches Gesicht nun blass und leblos sah. Er würde die Freundlichkeit, den gelegentlichen Jähzorn und all die spitzfindigen Kommentare, die er immer erst viel später verstanden hatte, vermissen. Viel zu früh hatte Innos den Schmied zu sich genommen. Mit glasigen Augen blickte Iwein zu Aeryn, die noch immer mit ihrer rauhen Stimme den Toten besang, doch sie bemerkte es nicht. Noch nie hatte der Paladin die Kriegerin so gesehen.
"Auf eine harte Probe stellst du uns, Innos. Eorls Flamme des Lebens erlischt, doch lass sie uns in unseren Herzen weitertragen und ihn seine Ruhe in deinem Reich finden, so es dein Wille ist. ... Er war ein großer unter deinen Kriegern, der beste von uns."
Dann wandte Iwein sich ab - er ertrug dieses starre Gesicht nicht länger. Als es schließlich zu dämmern begann, sah der Paladin Uncle und Arthas mit dem Holz zurückkehren. Nun würde Eorls Körper also brennen. Aeryn indes hatte sich nicht gerührt.
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23.12.2004 11:15
#73
Ein Ruck ging durch Aeryn, als Uncle und Arthas Holz und viele, viele Ästen begannen auf einen Stapel zu schichten, nahe bei den Klippen. Die Kriegerin wußte nichts um die Riten der Paladine, doch sie kannte ihre eigenen und das Stapel Holz, der wuchs und wuchs, brachte eine fast wahnsinnige Freude auf das Feuer, das da kommen würde, in ihre Augen.
Ihre Stimme verstummte als die Kriegerin begann die Schnallen von Eorls Rüstung zu lösen. Neben ihr spürte Aeryn, die Hand von Burath für einen langen Moment auf ihrer eigenen. Er blieb in ihrer Nähe.
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Der Stapel mit Holz wuchs und Uncle achtete darauf, dass das Holz fest aufeinander lag. Es musste später das Gewicht Eorls tragen und jeder Fehler den sie jetzt beim Schichten des Haufens machten, könnte selbigen später einstürzen lassen. Arthas und Uncle mussten noch einige Male zu dem nahen Wäldchen gehen, bis sie genug Holz aufgetürmt hatten und sie beginnen konnten Eorl auf sein letztes Bett zu heben.
Doch noch war Aeryn damit beschäftigt die Rüstung des Kriegers abzulegen. Uncle würde sich später einen Teil der selbigen nehmen, um Garond beweisen zu können, dass Eorl tot war. Hoffentlich würde Garond seinem Versagen verzeihen, denn es war seine Aufgabe gewesen Eorl wieder in die Burg zu bringen. Im Moment war dies jedoch Uncles geringste Sorge, denn die Trauer über Eorls Tod wog mehr, als die Sorge, was nach der Rückkehr in die Burg geschehen würde.
>>Lasst uns beten, dass Innos seiner Seele gnädig ist.<<, murmelte er und starrte dann auf den leblosen Körper seines Freundes...
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Langsam glitt der kalte Brustpanzer zu Boden. Einst Teil der Rüstung des Mannes, der in der Grotte sein Leben gelassen hatte und Opfer finsterer Mächte wurde. Ein Alptraum. Allein die Vorstellung, nicht mehr Herr seiner selbst zu sein, getrieben von finsteren Kräften die jene Seele verschlungen hatten, die zuvor noch um die Freiheit kämpfte, nur mehr eine seelenlose Hülle aus Fleisch die von den Knochen getragen wurde. Ein eisiger Schauer lief ihm kalt den Rücken hinab, Übelkeit lag in seinem Magen. Burath zwang sich zur Beherrschung. Umso mehr jedoch war er im selben Moment auch bestrebt, die Seele des Mannes in die andere Welt zu geleiten, den finsteren Mächten zu entreißen. Sie hatte es ihm nicht gesagt, hatte ihm nicht erklärt was in der Halle vorgefallen war. Es war ihr Blick der alles verraten hatte. Verwirrung, Angst, Wut, Zorn, Schmerz und Leid. So vieles was er in ihren Augen gesehen hatte. Gleich einem offenen Buch hatte sich die Geschichte offenbart, das Schauspiel in geradezu perfekter Inszenierung noch einmal gezeigt.
Der tiefe Bass seiner eigenen Stimme vibrierte in den Ohren des Kriegers, verbannte jegliche Gedanken an das was Geschehen war in all jene finsteren Ecken des Verstandes, an die nur selten Licht gelassen wurde. Burath konzentrierte sich auf das was er tat. Kein störender Gedanke mehr, kein Gefühl. Viel zu wichtig war das, was er gerade tat. Irgendwann hatten sie Eorls komplette Ausrüstung von seinem Körper genommen und so gut es ging zusammengelegt. Burath würde die Teile reinigen müssen, bevor er sie dem Toten für die Reise mitgeben konnte. Auch sie sollten dem Feuer übergeben werden, damit der Tote für sein nächstes Leben gerüstet war.
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23.12.2004 15:46
#76
Klares Kaltes Wasser ließ ihr Hände fast taub werden, doch Aeryn fuhr ohne Unterbrechung fort, den toten Körper zu waschen. Blut und Schweiß, wusch sie fort, Asche und Erde. Manchmal war sie fast hektisch, manchmal, langsam, dann wieder wie erstarrt.
Ein Knirschen zerriß die Stille an den Klippen, als Aeryn begann die Stoffbahnen zu langen Binden zu reißen. Fast hätte man Lächeln können, wenn man die Frau dort so sah, doch ein Blick in ihre Augen zeigte, den Schmerz, die Wut, und die Trauer.
"Harlof, öffne das Weinfaß!" Ihre Stimme war rauh, so unendlich heiser, als wären sie ihre letzten Worte, auf das sich dannach ihre Lippen nie wieder teilen mochten.
Langsam begannen Aeryn und Burath den Toten in die Leinentücher zu wickeln.
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23.12.2004 18:19
#77
Traurig und stumm schwebte Eorl über dem Meer. Auf der Höhe der Klippen hing sein Geist in der Luft, ganz so, als wäre er nur Zaungast bei dieser Bestattung.
Das Schreien hatte er aufgegeben. Lange hatte er versucht irgendwie zu ihr durchzudrinbgen, doch Aeryn konnte ihn nicht hören und aus irgendwelchen Gründen war er der sterblichen Welt noch zu nahe um sie auf anderem Wege zu erreichen. Der Skelettkönig war der Telepathie mächtig gewesen. Er, selbst als Geist, hatte diese Gabe nicht.
Er wusste nicht warum er blieb, weshalb er sich nicht abwandte und dem Licht folgte, am Rande seiner Wahrnehmung allgegenwärtig war, ihm den Weg in die andere Welt zu weisen schien.
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Harlof nickte, während er in die blutunterlaufenen Augen der Kriegerin blickte. Ihre innere Zerissenheit war unterstrichen durch die dunklen Tränensäcke in ihrem schmutzigen Gesicht. Nicht mehr als ein leises Krächzen waren ihre Worte an ihn gewesen, so kraftlos und voller Trauer. Sie schien so sehr zu leiden, und Harlof zerbrach es das Herz bei dem Gedanken, dass er ihr, die er so sehr lieb gewonnen hatte, nicht helfen konnte.
Der Töpfer wandte sich ab. Er schluckte; und ein stechender Schmerz in seiner trockenen Kehle verriet ihm, wie sehr ihn doch dies alles getroffen hatte, als hätte die Kriegerin ihre Tränen in Harlofs Seele vergossen und sie mit Trauer gefüllt.
Die schmutzigen Hände umfassten den dicken Bauch des Fasses und stellten es auf. Im Schein der untergehenden Sonne schienen die hölzernen Bretter golden, während sich kleine Schneeflocken anmutig darauf legten. Harlof hob einen handgroßen Stein vom Boden auf und begann mit kräftigen Schlägen den Korken ins innere des Fasses zu stoßen, der mit einem leisen Knall dem kühlen Wein Platz machte. Etwas des alkoholischen Trunks wurde verschüttet, bevor Harlof den Wein mit einem der Kelche auffing und das Fass umdrehte, damit die kleine Öffnung nach oben blickte. Der Töpfer stand auf, seine Schritte trugen ihn langsam der Kriegerin entgegen.
"Hier!", flüsterte er ihr zu und reichte ihr den Kelch.
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Burath spürte die Wärme des Feuers auf seiner nackten Haut. Jedes einfache Flackern aufstobender Flammen die alles verzehrten. Holz, Haut, Knochen und Fleisch. Das Spiel wellender Hitze. Ein gar abartiger Geruch der sich in seine Nase schlich und dabei an stetig wachsender Intensität erfreute. Doch er ignorierte den bestialischen Gestank und fuhr unbeirrt in seinen Gesängen fort. Bassige Laute die das Begräbnisritual begleiten sollten. Worte in einer fremden Sprache die den Geist von Körper lösen, von dunklen Mächten befreien und in die nächste Welt führen sollten. Irgendwo in der Ferne kreischten Vögel, hoch über dem Tosen von sich brechenden und aufschäumenden Wassermassen, die fortwährend ans Ufer gespühlt wurden. Doch all jenes war uninteressant geworden. Der Krieger hielt die Augen geschlossen. Vor sich wusste er das Gestell aus massiven Ästen, die fest ineinander verkeilt waren und die Flammen ertrugen, so lange, bis sie den darauf aufgebahrten Leichnam und seine Totengaben verzehrt hatten.
Aeryn und Burath hatten den Körper des Paladins gewaschen, in Leinentücher gehüllt und letztendlich mitsamt der Rüstung auf der hölzerne Gerüst gebettet. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, wo Aeryn die Fackel übernahm und den Abschluss des Rituals eingeleutet hatte. Jetzt brannte alles lichterloh. Ein gar wunderschöner Anblick. Burath erappte sich dabei, wie er sich danach sehnte, irgendwann selbst der Auslöser für ein solches Ritual zu werden. Für einen kurzen Augenblick stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Keines von Freude, viel mehr gezeichnet von Trauer über die Gewissheit, dass er eine solche Ehre nie erfahren würde. Letztendlich spielte es keine Rolle. Alles geschah so, wie es einem jedem schon vor dem Augenblick der Geburt bestimmt war. Man selbst vermochte nur die einzelnen Fäden zu spinnen, die irgendwann das fein gewebte Netz des Lebens formten, einschließlich dem Riss, der genau dieses beendete. Ein Baum mit vielen Ästen. Sie standen für die Entscheidungen, die man im Leben traf. In seinen Gedanken sah er einen Baum der brannte und von den Flammen verzehrt wurde. Doch es war nicht sein Leben, sondern das des Paladins.
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Erst waren es nur kleine Flämmchen gewesen, die sich von dem Holzstapel ernährten, doch mit jeder Sekunde waren sie größer geworden. Bald hatten sie sich über die Leinen -Eorls letzte Kleidung- gelegt und mit der Reinigung des Paladins begonnen. Tatsächlich gelang es den Flammen Eorl ein letztes Mal Leben einzuhauchen. Er bewegte sich, winkte seinen Kameraden ein letztes Mal zu und blieb dann regungslos liegen.
Das Feuer erleuchtete den dunklen Ort und Uncle sah, was er nie zuvor so gesehen hatte. Innos selbst war gekommen und streckte seine Hand nach dem Körper Eorls aus. Eorl folgte ihm und sein Geist stieg in den Himmel auf. Dicke Rauchschwaden umhüllten ihn. Uncle sah ihm erstaunt nach. Das Innos seine Gebete erhört hatte tröstet ihn ungemein.
Seine Hand griff fester nach dem schwarzen Umhang Eorls. Er hatte ihn sich genommen und würde ihn aufbewahren, um das Andenken des Paladins zu bewahren. Warme Tränen liefen über das dreckige Gesicht Uncles und spülten alles Unreine davon, was sich in den letzten Wochen festgesetzt hatte...
Geändert von Uncle-Bin (26.12.2004 um 23:16 Uhr)
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