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    Lehrling Avatar von kore
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    kore ist offline

    [GM] Abstieg in die Unterwelt #3

    Die Kore hatte ihren Gast entlassen in eine große Halle, die sich auf eine riesige Wiese öffnete.

    "Den Weg musst du jetzt allein finden. Eigentlich kannst du nicht falsch gehen. Überall wird die Prüfung dich erwarten. Viel Glück, Rhodgar"

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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Rhodgar
    19.09.2004, 00:40
    So schnell wie die verschleierte Gestalt Rhodgar freigegeben hatte, so schnell war sie auch verschwunden. Soviele Dinge hatte er sie noch fragen wollen. Wohin sie ihn gebracht hatte, warum, und vor allem, was er hier sollte. Überall wird die Prüfung auf dich warten. hatte sie gesagt. Der Schwarzmagier drehte sich einmal im Kreis, als ob er sich davon eine Antwort versprechen würde. Doch nichts dergleiche geschah. "WELCHE PRÜFUNG DENN?" schrie er mit einem Mal in den Himmel hinaus, sodass, im Falle, dass dieser Ort bewohnt war, jeder ihn hätte hören müssen. Doch das einzige was er vernahm, war sein eigenes Echo, das ihm antwortete. ... elche Prüfung denn... üfung denn... enn...Und schließlich war auch diese Stimme verstummt.
    Wenige Augenblicke später wünschte Rhodgar sich, sie hätte nicht aufgehört zu wispern. Er hatte nur einen kurzen Blick über den Rand der steinernen Turmzinnen werfen brauchen, um sich sofort sicher zu sein, wo er sich befand. Angst... sie war spürbar, man konnte nach ihr greifen. Dann, ein rythmisches Trommeln, das einem in den Ohren donnerte, und mit einem Mal war das Gefühl von Angst wie fortgeblasen. Dann, Schreie. Unendlich viele. Wütende Rufe, gequältes Kreischen...
    Ohja, Rhodgar wusste nur allzugut, wo er sich befand. Eben dieser Tum, auf dessen Spitze er nun stand, war es gewesen, dessen Kontrolle ihm von den Lords übertragen worden war. Eben jener Turm war es gewesen, auf dem er Seite an Seite gegen die übermächtige weiße Front gekämpft hatte. Weiße Front... dieser Name jagte ihm noch immer einen Schauer über den Rücken. Vor seinen Augen sah er die unvorstellbare Flotte an fliegenden Schiffen, wie sie wie ein Insektenschwarm auf die Hochstadt zu kamen.
    Rhodgar machte sich nicht die Mühe sich zu fragen, wie in aller Götter Namen er denn zurück nach Laiér gelangt war. Noch nicht. Für den Augenblick gab er sich damit zufrieden, gesenkten Kopfes an einer Zinne zu lehnen, und auf den Horizont hinaus zu blicken.



    Rhodgar
    22.09.2004, 22:02
    Er war nicht mehr in der Welt, die er kannte. Das war Rhodgar nun klar. Hatte er auch anfangs noch an den Worten der Verschleierten gezweifelt, sie für komplett unlogisch und sinnlos gehalten, so war er nun anderer Überzeugung. Denn spätestens nachdem er nicht die kleinste Wolkenbewegung hatte feststellen können, hatte er eingesehen, dass dies mit einer normalen, weltlichen Ebene nichts mehr zu tun haben konnte. In der Zeit, als... als Laiér noch bewohnt und belebt gewesen war, war es stets eine wahre Augenweide gewesen, den Wolken beim stetigen Umherwandern zuzuschauen. Eben wie ein mehr aus einer weißen Pracht, und genau wie beim Wasser preschten die Wellen auf die steineren Kanten der Stadt. Doch nun, nichts mehr dergleichen. Alles trostlos und unlebendig. Laiér existierte eben nicht mehr wirklich. Seufzend wandte sich der Schwarzmagier nach mittlerweile unzähligen Stunden vom Horizont ab, und schaute auf die einst so stolze Hochststadt. Kein Anzeichen der Verüstung, die durch die weiße Front den Mauern und Wällen zugefügt worden waren, ließen sich erkennen. Es war Laiér in bestem Zustand... nur unbewohnt. Die ansonsten lebhaft benutzten Gassen und Verwinkelungen glichen nun geisterhaften Straßen. Langsam stieg Rhodgar die Wendeltreppe des Turms hinab, den Blick dabei fest auf das Holzgerüst gerichtet. Im Kampf hatte hier ein Feuer getobt, doch auch hier war nichts mehr zu sehen von eingestürzten Holzbalken, von Asche und verkohlten Überresten.
    Dann, ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung, schoss ein Schatten vor Rhdogar her. Er konnte nicht erkennen um was es sich handelte, dafür bewegte sich das Objekt einfach viel zu rasch. Doch es war zumindest ein Zeichen dafür, dass dieser Ort wohl doch nicht ganz so verlassen war, wie es zu Anfang schien. Neugierig beschleunigte Rhodgar seinen Schritt, und versuchte mit den Augen dem Schatten zu folgen, was sich als überaus schwierig herausstellte, da die schwarzen Konturen in dem kaum belichteten Innenraum des Turmes nur sehr schwer auszumachen waren, und zum zweiten schlugen sie Haken, wo es nur ging. Im Zickzacklauf bewegte sich die Schwärze nach unten, immer an der Wand entlang. Und Rhodgar hinterher, mittlerweile schon rennend. Mit einem Mal ertönte eine Stimme, leise, nur flüsternd. "Wo willst du hin?" Rhodgar blieb stehen. Wer sprach da? Er konnte nicht ausmachen, von wo er die Stimme vernahm, es war als spräche sie direkt zu ihm in den Kopf, beinahe so wie es die Dämonen taten, nur ohne die darauffolgenden Schmerzen. Er entschied sich, den Schatten einen Schatten sein zu lassen, und wieder nach oben zu stürzen, um dort nach dem Urheber des Wisperns zu suchen. Doch schon nach den ersten paar Metern, die er auf der Treppe nach oben zurückgelegt hatte, fühlte er das erneute Säuseln geradezu. "Wohin läufst du? Hier drüben."



    Rhodgar
    25.09.2004, 00:44
    "Komm schon, hier bin ich." Auf der Stelle machte der Schwarzmagier kehrt, und polterte die knarrende Holztreppe wieder hinunter. Diesmal war er ganz sicher, die seltsame Stimme war von unterhalb zu ihm herauf gedrungen. Doch als er schließlich wieder nichts vorfand, was das Wispern auch nur ansatzweise hätte erklären können, fluchte er einmal, und setztesich dann auf eine der Stufen. Es hatte ja doch keinen Sinn. Wahrscheinlich bildete er sich die Stimme auch nur ein, das alles war wohl ein wenig viel für ihn, nun nach Laiér zurückgekehrt zu sein. Und das erste Mal, seitdem er sich an diesem Ort wiedergefunden hatte, machte er sich ernsthaft Gedanken darüber, wie er hier wieder weg kommen sollte. Doch die zündende Idee wollte ihn einfach nicht anspringen. Er wusste ja noch nichteinmal so ganz genau, wie er hierher gekommen war.
    "Du sollst nicht fortgehen. Musst nur folgen." Wieder wurden Worte gesprochen, doch Rhodgar blieb ruhig sitzen. "Ach, und wem folgen? Ich finde dich ja noch nichteinmal, wie soll ich dir dann folgen?" sagte er leise, wie zu sich selbst. Als antwort erhielt er zuerst einen Windstoß, der einmal quer durch das Turminnere zu wirbeln schien, dann tönte die Stimme auf. "Du findest mich nicht, weil du suchst. Höre auf nach mir zu suchen, und folge mir. Nicht nicht vermuten, sondern wissen. Nicht denken, sondern fühlen." Schon komisch. Mit jedem Wort war Rhodgars Zorn abgeflacht, sein Atem hatte sich reguliert, und er fühlte sich nun geradezu entspannt und vollkommen befreit. "Nicht denken, sondern fühlen." Er hörte auf zu denken. Begann zu fühlen. "Nicht vermuten, sondern wissen." Er vermutete nicht länger. Jetzt wusste er.
    Die Augen geschlossen haltend erhob er sich. Tat einen Schritt, und noch einen, und noch einen. Dem Waffenständer, der inmitten des Raumes stand und durchaus ein Hindernis darstellte, wich er intuitiv aus, es war als könne er sein gesamte Umgebung vollends wahrnehemen, auch wenn er nichts mehr von ihr sah. So sah er den Schatten, der in eben jenem Moment erneut die Wand entlang flitzte, ebenfalls nicht. Er sah ihn nicht, doch er konnte ihn fühlen. Wusste genau, wo er sich aufhielt. Und das erste Mal glaubte er zu erkennen, welche Gestalt sich hinter den Schemen verbarg. Daraufhin aber verzog er die Stirn zu einer einzigen großen Falte. Das konnte doch nicht möglich sein. Sie... sie war gestorben... wie alle, all jene, die den Tod nicht verdient hatten. Sie war in Beliars Reich eingegangen, als...
    Mit einem Mal stutzte er. Beliars Reich... die Welt der Toten. Die Dimension, aus der all die Kreaturen stammten, die er mittels seiner Magie zu sich auf die Welt rufen konnte. Die verschleierte Gestalt. Er hatte sie schon einmal gesehen, als er und seine Gefährten die große Schlacht in der finsteren Abtei geschlagen hatten. Damals meinte sie, sie würde die Magier durch die Unterwelt sicher wieder zurück ins Kastell bringen. Und Rhodgar verstand endgültig. Er war erneut mit Hilfe der Verschleierten gereist, doch dieses Mal... war er in der Unterwelt gelandet. Benommen griff er sich an den Kopf. Eigentlich hätten ihm sich tausende von Fragen aufwerfen müssen. Warum war er hier, und was genau sollte er hier tun? Doch das alles wurde mit einem Mal nebensächlich, denn er erinnerte siche ebenfalls an das, was die Gestalt weiter gesprochen hatte. "... doch solltet ihr eure Augen öffnen, während wir die Welt der Toten durchschreiten, so werdet ihr dazu verdammt sein, auf ewig dort zu bleiben..."
    Er hatte seine Augen geöffnet. Hatte die Unterwelt erblickt. Und das hieß: Er würde hier bleiben müssen. "Nein, das wirst du nicht." drang es auf einmal zu ihm herüber. Diese Stimme... er erkannte sie. Noch immer leicht benommen sah er auf, und seine Augen weiteten sich.



    Rhodgar
    01.10.2004, 18:53
    Goldblondes Haar, bis zu den Schultern herab fallend. Den Ganzen Körper in bunte Tücher geschlungen stand sie vor ihm. Rhodgar glaubte zu träumen. Das konnte unmöglich sein. Sie... "Ja, ich bin gestorben. Ich wurde aus dem Leben gerissen und hierher gebracht." sprach die Frau. Der Schwarzmagier schaute sie entgeistert an.
    "Aber.. das kann nicht sein. Du bist tot, und ich nicht. Wir dürfen... wir können uns nicht begegnen. Mona, das ist unmöglich." stammelte er. Daraufhin zauberte sie ein Lächeln auf ihre Lippen. Dieses Lächeln, dass er so geliebt hatte. Befreit, sorglos, auffordernd, wild. "Was ist schon unmöglich? Alles kann man schaffen, solange man es sich vorstellen kann. Hast du nicht immer davon geträumt, dass wir uns wiedersehen?" Sie blickte ihn aus ihren treuen Augen an, er nickte nur stumm. "Warum fühle ich dann solch eine Furcht in dir?" Sie fuhr mit ihrer Hand über seine Wange, zärtlich und langsam. Rhodgar wollte ihr Haut auf seiner spüren, doch vergebens. Er spürte sie nicht, und drehte sich um. Eine Träne formte sich, und rann ihm die Wange herunter. "Ich habe keine Furcht. Es ist nur... ich habe mir immer gewünscht, noch einmal mit dir reden zu können. Nur einmal. Aber jetzt... du kannst nicht real sein. Du bist nur ein Abbild von Mona. Du kannst mir nicht geben, wonach ich mich sehne." Eine zweite Träne gesellte sich zur Vorangegangenen, und gemeinsam tropften sie vom Kinn des Schwarzmagiers ab.
    "Warum nicht? Du kannst mich sehen, du kannst mit mir sprechen. Soll ich dir was sagen? Es ist dein Schmerz, der mich nicht real sein lässt. Du hängst im Leben zu sehr an mir. Lass mich los." sagte sie mit sanfter Stimme. Jedes ihrer Worte beruhigte, doch riss gleichzeitig auch die Wunden auf, die in Rhodgars Inneren mit der Zeit verheilt waren. "Ich kann nicht." "Du willst nicht." "Ich will..." "Dann tu es..." "Aber..." "Kein Aber, Rhodgar." Er drehte sich um, und blickte in ihren warmen Augen. Erneut strich sie seine Wange, und dieses Mal spürte er sie. Ihre warme Haut. Ihre Lippen auf den seinen, als sie ihn küsste.



    Rhodgar
    04.10.2004, 21:52
    Rhodgar hielt die Augen geschlossen, und spielte mit den Fingern in Monas goldblonder Mähne. In diesem Augenblick hatte er alles um sich herum vergessen, ignorierte, dass er gerade körpelichen Kontakt mit einer Verstorbenen einging, was an sich allen Gesetzen und Normen dieser Welt widersprach. Alles, was er fühlte, war diese unbeschreibliche Wärme. Bilder aus ihrer glücklichen Zeit in Bakarum flammten für Sekundebruchteile auf, und erloschen dann wieder.
    Wäre es nach ihm gegangen, hätte dieser Moment für die Ewigkeit andauern können. Doch Mona war da wohl anderer Ansichten. Mit leichter, zärtlicher aber bestimmter Gewalt drängte sie ihn von sich weg, und ihre Blicke trafen sich erneut. "Du würdest alles dafür geben, mich wieder in, nunmehr, deine Welt zurückzuholen, nicht wahr?" "Ja, ich... ich glaube schon, ich..." antwortete der Magier. "Warum tust du es nicht?" fragte Mona bohrend. "Wie soll ich das anstellen? Nenn mir einen Weg, alles würde ich dran setzen, ihm zu folgen." beharrte er weiter, während ihm schwindelig wurde. Seine Liebste hatte es doch wohl nicht fertig gebracht, und hatte ein Möglichkeit entdeckt, von hier zu entfliehen und mit ihm gekommen? "Sag mir, was ich tun muss." flehte Rhodgar, beide Hände fest um die von Mona geschlossen. "Bitte sag es mir." Die Serpidin lächelte, sprang mit einem Mal auf. "Du musst mir nur folgen. Ich werde dir die Antwort geben, dir den Weg nennen. Doch gehen müssen wirst du ihn alleine. Ich werde nur oben auf dich warten."
    Er wollte noch fragen, was sie damit meinte, sie würde oben auf ihn warten. Doch mit einem gellenden Schrei, so wie es nur seine Amazone vermochte, ihn auszustoßen, drehte sie sich plötzlich um sich selbst. Immer weiter und weiter, schneller und schneller. Bald waren die roten, grünen und blauen Farbtöne ihrer Tücher nur noch als Schemen zu erkennen in diesem Wirbelwind.
    Dann schoss sie mit einem Mal los. Raus aus dem Turm. In Richtung der inneren Ringe Laiérs. Und Rhodgar hetzte hinterher.



    Rhodgar
    06.10.2004, 20:07
    Er rannte wie noch nie zuvor. Dröhnend hämmerte es gegen seine Schläfen, bei jedem Schritt dachte er, sein Herz würde explodieren. Angetrieben von dem Farbenwirbel vor ihm schaffte er es aber irgendwie immer wieder den nächsten Schritt zu machen, ohne japsend zusammen zu brechen.
    So führte in dieser Lauf einmal quer durch Laiér. Vorbei an der Hochfeste und dem Volksforumshaus. Normets Kneipe und auch die Docks für die fliegenden Schiffe ließen sie hinter sich. Alles Orte, an denen viele Erinnerungen hingen. Sehr viele sogar. Doch Rhodgar wollte ihnen nicht hinterhertrauern. Wollte nicht stehen bleiben, nicht vor jeder dieser Bauten verharren. Er wollte nur lange genug durchhalten, bis die Erscheinung der er folgte, ihrerseits zum Stehen gelangte.
    Mit der Zeit passierten sie noch alle möglichen Gebäude und Orte, Schauplätze, an denen Rhodgars Erinnerungen nach der Kampf zwischen der weißen Front und den Verteidigern Laiérs mal mehr, mal weniger gewütet hatte. Doch es sah alles unberührt aus. Als wäre nie etwas geschehen. Tatsächlich fiel dem Magier erst jetzt auf, während er so vor sich hin jappste, dass er anfangs die drei aufrecht stehenden Verteidigungstürme wie selbstverständlich hingenommen hatte. Dabei war einer doch gefallen, zerstört worden. Seine Gedanken überschlugen sich, der Atem ging unregelmäßig und etwas stach brutal von innen gegen seine Seiten. Er gab sich selbst noch gute fünfhundert Meter, allenfalls sechshundert, länger würde er nicht mehr durchhalten.
    Dann aber bemerkte er etwas, was die Schmerzen, all die Erschöpfung und die Ratlosigkeit wie in einem Streich davon wehte. Bislang war er dem Gewirr aus Farbtönen planlos gefolgt, ohne Aussicht auf irgendein Ziel. Doch nun glaubte er zu wissen, wohin ihn Mona führen würde. Ein letztes Mal biss er die Zähne zusammen, schnaufte, neigte den Kopf leicht nach unten und begann, die hölzernen Planken hinunter zu laufen. Mona hatte letztendlich den Krater erreicht, den man passieren musste, wenn man nach Bakarum, zur goldenen Stadt wollte. Im ersten Augenblick hatte Rhodgar sich nach dem Grund gefragt. Bakarum war abgebrannt, hinterhältig zerstört worden. Doch er rief sich die Bilder von den drei Türmen zurück ins Gedächtnis, und jene Hoffnung, die daraufhin in ihm aufflammte, versetzte ihn ein allerletztes Mal in die Lage, einen gewaltigen Spurt anzusetzen.



    Rhodgar
    06.10.2004, 21:03
    Wie schon als er selbst mit Seraphin diesen Weg... in der wirklichen Welt, hinabgeschritten war, konnte man nach einer Zeit nicht erkennen, wie weit es noch nach unten ging. Rhodgar hatte Mona in der Finsternis verloren, nichts war mehr zu sehen von bunten Farben oder umherfliegenden, sich drehenden Schemen. Doch er lief weiter. Einerseits war er überzeugt Mona wieder zu finden, wenn er ersteinmal die goldene Stadt erreicht hatten, andererseits fürchtete er aber auch zusammen zu klappen, sollte er eine Pause machen.
    So zog sich dieser Lauf in die Dunkelheit, die in die steinernen wände eingelassenen Fackeln waren nicht enzündet, noch eine halbe Ewigkeit fort. Nur gut, dass die Strecke einigermaßen flach und eben war, so bestand zumindest keine Gefahr, der Länge nach hinzuschlagen. Doch dann, irgendwann, glaubte der Magier einen lichternen Punkt vor sich zu entdecken. Was anfangs noch als Sinnestäuschung hätte abgestempelt werden können, entpuppte sich schnell als der Eingang zu Bakarum, je mehr gehetzte Schritte Rhodgar tat, umso mehr nahmen die Ausmaße des Lichts zu, und dann war es irgendwann geschafft. Schwer atmend und nach Luft ringend stemmte der Magus die Hände auf die Knie, hustete und schnaufte ersteinmal durch. Im Nachhinein war er überaus erstaunt über sich selbst. Nie im Leben hätte er für möglich gehalten, jemals so zackig eine solche Strecke laufen zu können. Was es nicht alles gab.
    Nach einer geraumen Zeit, es mochten gut und gerne fünf Minuten gewesen sein, schaute Rhodgar dann schließlich auf und ließ seinen Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Es war alles genauso wie zu dem Zeitpunkt, als er die Stadt in all ihrer Pracht zum ersten Mal gesehen hatte. Noch immer hingen die Lianen und Seile von der Decke, und die Hängebrücken und Plattformen bildeten das so vertraute Spinnennetz. Und da entdecke er auch Mona. Sie war nun wieder in ihre gewöhnlich überwältigende menschliche Gestalt zurückgekehrt, und winkte ihm freudig zu. Sie stand auf der Hauptplattform, die alles andere überragte. Natürlich die Hauptplattform. Der Ort, an dem sie sich das erste Mal näher gekommen waren, der Ort, an dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Rhodgar löste eine Liane aus der Halterung, musterte sie, überzeugte sich dass sie ihn auch zu seiner Liebsten bringen würde, und stürzte sich dann, das Seil in den Händen haltend, in die Tiefe. Einfach so, ohne groß nachzudenken. Früher hätte er das nicht hingekommen. Er erinnerte sich noch zu gut an die Ängste die er gelitten hatte, wenn er in einen Abgrund geschaut hatte. Doch irgendwann hatte er dann einen Sprung gewagt, und seitdem hatte er keine Furcht mehr. Einfach weil er wusste, dass er es schon einmal geschafft hatte.
    Leicht zerzausten Haares landete er dann schließlich sicher und mit einem dumpfen Plock! neben dem Mädchen, dessen Augen ihn nun erwartungsvoll musterten.



    Rhodgar
    08.10.2004, 20:06
    "Du siehst so erschöpft aus, Liebster." Monas Augin funkelten schelmisch. "Bist du etwa aus der Puste?" "Nein, gar nicht, kein bisschen." keuchte Rhodgar, und winkte ab. Er bemühte sich, ernst zu bleiben, doch den Anflug eines Lächelns konnte auch er nicht verbergen. "Ich wollte gerade sagen, wovon denn auch?" warf sie ihm mit gespielt gekünsteltem Blick vor, bevor sie in Rhodgars befreites Lachen einstimmte. Ein wenig tollten sie herum, neckten sich hier und da, genossen einfach in vollen Zügen, was ihnen verwehrt geblieben war.
    Als sich ihre Blicke dann direkt trafen, kehrte wieder Stille ein. Der Frohsinn verwandelte sich zurück zu bitterem Ernst. Rhodgar schaute nachdenklich in den Abgrund, dann wieder auf Mona. Scharrte mit den Füßen. Sein Blick fiel auf die Hütte, die zu Lebzeiten Martin gehört hatte. Dann sah er Mona erneut an. Sie brauchte keine Worte um zu verstehen was er nun erwartete. "Ich habe dir einen Weg versprochen, wie wir wieder zusammen sein können." begann sie. "Ja, das hast du." entgegnete der Magier kurz und gespannt. "Nungut. Weisst du, wenn du hier unten bist, dann hast die Zeit. Viel Zeit. Eine Sekunde im Leben sind wie ein ganzes Jahr hier. Aber du hast die Gelegenheit, über alles nachzudenken. Ich habe nachgedacht. Es gibt einen Weg, wie du mich wieder ins Leben zurück holen kannst." "Soweit waren wir schon, Mona." unterbrach er sie. "Was müssen wir... muss ich tun um ihn zu gehen?" Seine Liebste wendete den Blick von ihm ab und ging zur Kante der Hautplatt form. Sie senkte den Blick und schaute tief in das alles verzehrende Nichts hinein. Weder im Leben noch in der Unterwelt würde man wohl je sagen können, ob er überhaupt endete, dieser dunkle Schlund.
    "Es ist der Abgrund. Er ist die Lösung."



    Rhodgar
    08.10.2004, 23:24
    "Warum überrascht mich das nicht im Geringsten?" Rhodgar trat neben Mona. Seine Hand suchte die ihrige, sie fanden sie und verhakten die Finger miteinander. Der Abgrund. Der Magier schaute angespannt in das schwarze Loch, als erwartete er die Antwort auf alle Fragen dort unten zu finden. "Und inwiefern ist der Abgrund die Lösung, Mona?" bohrte er nach. Der Griff seiner Freundin wurde fester. "Wir müssen springen." meinte sie. "Und uns dann wieder ein Seil..." wollte Rhodgar schon beginnen, doch Mona schüttelte energisch den Kopf. "Nein, wir werden uns kein Seil greifen. Wir werden fallen. Ich kann nicht sagen wie lange, ich kann nicht sagen was genau geschehen wird. Doch wir werden gemeinsam ins Leben zurück kehren." fuhr sie fort. Rhodgars Anspannung löste sich nicht. Verkrampft drückte er Monas Hand. Nun, da sein sehnlichster Wunsch so kurz vor der Erfüllung stand, kam ihm alles so unwirklich vor. Als ob das alles einfach nicht sein konnte. Doch er konnte dieses Gefühl, diese Ahnung, schnell verdrängen. "Dann lass uns springen." Er blickte Mona tief in die Augen, sie schaute zurück.
    "Gemeinsam." "Zurück ins Leben." "Gemeinsam." "Bis das der Tod uns erneut herführen mag an diesen Ort. "Lass es uns tun."
    Rhodgar ließ sich nach vorne fallen, die Augen fest verschlossen. Er fühlte Monas Hand in seiner.



    Rhodgar
    09.10.2004, 20:10
    Adrenalin durchschoss ihn, stieß in jeden noch so kleinen Winkel seines Körpers vor. Er spürte, wie sich sein Gewicht immer mehr nach vorne verlagerte. Bald würde er es nicht mehr stoppen können. In ein paar Sekundenbruchteilen würde jedes Zurücklehnen, jedes Zappeln nutzlos sein. Dann würde es besiegelt sein. Rhodgar spannte die Muskeln, versuchte das wütende Kribbeln in seiner Magengegend zu ignorieren. Er bemühte sich, an nichts zu denken als an das, was ihn und Mona nach diesem Wagnis bevor stand.
    Er konnte es schon sehen. Ein unbeschreiblicher Herbstabend im Kastell. Die Sonne ging unter, und küsste mit ihren letzten roten Strahlen die Kronen der Esche, die im Wind leise vor sich hin raschelten. Unter ihrem Schutz saß er, mit Mona, die ein kleines Bündel aus Tüchern im Arm hielt. Der kleine Kerl, der in den Stoff gewickelt war, schlief friedlich. Um sie herum tollte ihre Tochter. Das rot-schwarz-goldene Haar wirbelte wild umher, während sie versuchte, den Dämonen zu fangen, der immer wieder geschickt vor ihr auswich...
    Das wärmste Lächeln huschte dem Magier über die Lippen, während immer weiter vornüber kippte, Monas Hand noch immer haltend. Gleich, gleich war es soweit...
    ... da wurde er ruckartig zurück gehalten, und rücklings auf die hölzernen Planken der Plattform geworfen. Während er gefallen war, hatte er jenem, der ihn aufgehalten hatte, einen Blick zuwerfen können. Die Gläser auf seiner Nase hatten allerdings verhindert, in seine Augen schauen zu können.



    Versuchung
    09.10.2004, 21:20
    In letzter Sekunde hatte die Versuchung, sie hatte die Gestalt eines Mannes angenommen, der im bisherigen Leben dieses Sterblichen eine große Rolle gespielt haben musste, eben jenen daran hindern können, in ihre Falle zu tappen. Dieser Narr hätte sich wirklich nach unten gestürzt.
    "Tor!" Die Stimme klang schroff. "Wie kannst du nur unser aller Meister Beliar in Frage stellen? Wie kannst du ernsthaft anzweifeln, sein Handeln wäre falsch gewesen? Wie kannst du es wagen, daran zu glauben, einen Fehler seinerseits korrigieren zu müssen. Wie kannst du denken, mit diesem tölpelhaften Verhalten diese Seele hier..." Die Gestalt nickte auf Mona, die das Geschehen sonderbar ausdruckslos verfolgte.
    "... wieder zurück ins Leben zu rufen? Beliar hat sie zu sich geholt, und er irrt sich nie."



    Rhodgar
    09.10.2004, 21:30
    Ungläubig starrte Rhodgar seinen Gegenüber an. Er realisierte gar nicht, in welchem Ton und mit welcher Wortwahl die Gestalt zu ihm sprach, noch wovon sie redete. Viel zu abgelenkt war er von ihrer Erscheinung. Die finstere Robe eines Schwarzmagiers, das Haar straff nach hinten geknotet, die Augengläser... er konnte es nicht fassen. Estragon... hier unten... es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn... wenn der Magier hier unten war, dann bedeutete das...
    Gerade wollte Rhodgar sich den schlimmsten Gedanken und Befürchtungen hingeben, da geschah es. Estragons Züge begannen zu verschwimmen, sich zu verschleiern und sich zu bewegen. Ein wabbernde Masse entstand, augenscheinlich von flüssiger Form. Erstickt wollte er losschreien, doch schon blieb ihm ein jeder Laut im Hals stecken. Denn plötzlich traf ihn ein stechender, ja beinahe schon verurteilter Blick aus tiefen, dunkelbraunen, beinahe schon schwarzen Augen, die listig unter einer großen Hutkrempe hervorlugten.



    Versuchung
    09.10.2004, 22:23
    "Du brauchst gar nichts zu sagen, ich habe in deine Seele geschaut." donnerte die Versuchung mit der Stimme des Stabkampfmeisters los. Normalerweise war sie so vertrauenserweckend, doch nun zischte sie, wie eine Schlange. "Du siehst mich als jene, die dir wichtig sind. Diesen weißhaarigen Kerl hat Beliar noch nicht zu sich gerufen. Er ist lebendig, so wie du." Der Magier atmete hörbar aus.
    Für einen kurzen Moment schwieg die Versuchung, dann begann sie erneut mit einem skurrilen Schauspiel, und kurze Zeit später hatte sie das Aussehen einer ebenfalls weißhaarigen Person angenommen. Nun jedoch eine Frauengestalt. Und auch die zu diesem Körper gehörende Stimme wusste sie gründlich zu verunstalten. Sie hatte sonst so weich und fürsorglich geklungen, nun aber krächzte sie wie eine Alte Hexe, mit krummem Rücken und einer Warze auf der Nase.
    "Ja, du lebst. Aber wenn ich dich nicht davor, im Wasser deiner eigenen Blindheit zu ertrinken, dann würdest du die Unterwelt nicht mehr verlassen können. Du wärest in deinen eigenen Tod gesprungen, du Narr. Hast du überhaupt eine Ahnung, warum ich hier bin, und dich davon abgehalten habe?" Der Magier schüttelte langsam den Kopf. Er verstand überhaupt nichts. Natürlich nicht. Sterbliche! Da sollte ihm schon die größte aller Ehren zuteil kommen, und er stellt sich so dumm an. Doch er konnte seinen Hals noch aus der Schlinge ziehen. Leicht würde sie es ihm allerdings nicht machen.
    "Du wärest dieser Frau in den Abgrund gefolgt, und hättest dich damit selbst aus dem Buch der Lebenden gelöscht. Weil du dachtest, Beliar hätte einen Fehlgriff getan. Soetwas ist allerdings unmöglich, und trotzdem hättest du dein Leben gegeben. Wie dumm von dir. Du hast Beliar angezweifelt, dein eigenes Einschätzungsvermögen über seines gestellt, äußerst unklug."



    Rhodgar
    09.10.2004, 22:46
    War Rhodgar vor einem Moment noch dabei gewesen, sich aufzurichten, hatten ihn diese Worte wieder zurückgeworfen. Wie ein Sturm hagelten sie auf ihn ein, prügelten sich durch seinen Verstand. Er hatte Beliar angezweifelt.
    Er begann gerade zu verstehen, da schob Mona sich vor Rena. Glasigen Blickes schaute Rhodgar in ihre tiefen, blauen Augen, die ihn flehend anblickten. "Bitte Rhodgar, du darfs kein Stück deines Glaubens an diese Gestalt verwerfen. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht. Aber sie lügt. Du kannst mich mitnehmen, wir werden von hier fliehen, zurück ins Leben. Hörst du? Zurück ins Leben." Sie kam näher, und berührte mit ihren Lippen die seinen. Er erwiederte den Kuss nicht, zu geschockt war er nach allem was er gehört hatte. "Du hast an Beliar gezweifelt." hallte es in ihm. "Du hast nichts verbrochen!" plötzlich wurde eine zweite Stimme laut. "Der Gott des Todes hat dir deine Liebste genommen. Vor deinen Augen. Welcher Gott tut einem seiner treuesten Gläubigen das an? Ihr hattet noch soviel vor... und Beliar hat alles zerstört." "Der Schwarze irrt sich nie. Für Mona und die anderen war die Zeit gekommen. Du wirst es vielleicht nicht verstehen... doch es ist richtig, so wie es ist." schnarrte die erste Stimme dazwischen. Nur wage spürte der Magier, wie Mona sich ihm um den Hals warf. Nur ganz leise vernahm er ihre zitternden Worte, er solle sie von hier befreien. Nur verschwommen konnte er Renata ausmachen, die ihre Arme vor dem Brust verschränkt hatte.
    "Befreie sie." "Du Narr, du weißt, dass das dein eigenes Ende wäre. "Wage es." "Vertraue dem Dunklen." "Vertrauen? Vertrauen worauf? Auf den Tod?" "Auf das Richtige?" "Was ist schon richtig und was falsch?" "Das entscheidet Beliar allein."
    Rhodgars Kopf schmerzte. Er wünschte, er könnte die schneidenden Stimmen aus seinem Denken verbannen. "Bitte Rhodgar, lass uns springen. Ich will zurück." Wie in Trance blickte der Magier sein Liebste an. Eine einsame Träne kullerte ihr Gesicht herunter. Nein. sagte etwas in ihm. Ihr Blick. Er konnte ihr unmöglich widerstehen. "Bitte, nun komm schon." bohrte sie weiter. Nein. Dieses Mal nachdrücklicher.
    Und dann erwachte er plötzlich. Als hätte man ihn aus einem jahrelangen Traum zurück geholt. Nun sah er klar, nun sah er deutlich. Und nun sah er auch, in was er sich verrannt hatte. Langsam, aber bestimmt, schüttelte er den Kopf. "Aber..." Monas Augen weiteten sich. "Nein Mona." Er schloss die Augen. "Ich werde nicht springen." Als er sie wieder öffnete, war niemand mehr da, der sich an ihn klammerte. Und jede Erinnerung an eine Berührung mit Mona war mit einem Mal wie ausgelöscht. Es hatte nie welche gegeben. Mona war verschwunden. Rhodgar hörte lediglich ein letztes Säuseln, als wenn sich eine Stimme ihren Weg durch den Wind bahnen würde. "Du hast richtig entschieden. Wir werden uns wiedersehen. Doch nicht im Leben. Ich werde hier warten. Ade, mein Liebster."
    "Ade, Liebste... Ade." flüsterte er.



    Versuchung
    09.10.2004, 22:51
    Es war getan. Letztendlich hatte der Magier die Prüfung doch bestanden. Wenn auch mit etwas Hilfe, aber er hatte sie bestanden. Nun war er bereit. Während die Versuchung begann, sich in leichte Nebelschwaden aufzulösen, gab sie dem Jungen noch etwas mit.
    "Wandel stets auf dem dunklen Pfad, mein Sohn. Nur er ist der einzig richtige. Doch so kehre nun zurück ins Leben, lehre andere was es heißt, den Bund mit Beliar eingegangen zu sein. Erleuchte ihre unwissenden Seelen. Ade."
    Sie hatte sich komplett aufgelöst, und die sanften Schleier wurden in alle Richtungen verweht.



    kore
    10.10.2004, 21:28
    "na mein freund? tut es weh?"
    die kore stand plötzlich im schatten der felsen und hatte den schleier bis zum kinn vorgezogen. es war deutlich zu erkennen, dass sie lächelte.
    "es ist nicht so leicht, eine wahl zu treffen. du kannst aber etwas mitnehmen. niemand kann wissen, warum beliar in seiner weisheit die armen seelen zu sich genommen hat. wisse, beliar sammelt die sterbenden nur und bereitet ihnen ein weiches sanftes bett. beliar tötet nicht und er ist nicht verantwortlich für die schandtaten der lebenden.
    als deine freunde von einem wahnsinnigen schwarzmagier aus dem leben gestoßen wurden, war es nicht beliars hand, die das verursachte. es war menschliche eitelkeit und es war einer deiner freunde, der meinte, mit der macht, die ihm beliar verliehen hatte, könnte er sich zum herren über den tod aufschwingen. du siehst, welches elend das bewirkt hat. wolltest du gerade ein gleiches tun?
    sei froh, dass die versuchung dir gnädig gesinnt war. sie war nämlich auch deine mona. es ist immer die eine versuchung in welcher5 gestalt auch immer.
    du hättest fast das gleiche getan wie estragon. du wolltest entscheiden, wer leben und wer tot sein soll.
    merke dir, beliar ist nicht verantwortlich. er ist der große mantel, der alles umschließt - vom anfang bis zum ende. vertraue ihm und er wird dir vertrauen geben. in deine kraft, in die kraft deiner liebe und in das wiedersehen. wenn du mona nicht vergisst, dann wird sie da sein, wenn du einst kommst. aber mit jedem tag, an dem du zweifelst, wird sie altern und schwächer werden. also behalte deinen mut und hüte deine liebe im herzen. dann wirst du eines tages deinen lohn bekommen.
    folge mit jetzt, wir sind gleich da."
    die kore umfasste den magier, dem die tränen über das gesicht liefen und trocknete sein nasses gesicht in ihren schleiern.
    sie durchschritten ein felstor und standen plätzlich im zimmer der hüterin - nicht ganz, aber fast.
    "geh jetzt durch den spiegel. du hast einen schlüssel von mir erhalten, mit dem du von jetzt an jederzeit zwischen den welten wandeln kannst. und noch eine gabe kann ich dir verleihen. du wirst die menschen die magie beliars lehren können, denn du hast ihren tiefen sinn verstanden.
    leb wohl, rhodgar. bleibe treu im herzen und verbreite die geduld und die güte unseres herrn."
    damit griff die kore rhodgar an der hand und durchschritt mit ihm den spiegel.



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    nomina nuda tenemus
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    »Wo bin ich?«

    Das Zimmer war vollends verschwunden. Hinter den verblassten Wänden mit Holztäfelung war eine graue Landschaft zum Vorschein gekommen. War jetzt der Schein versunken, ein Zerrbild zerrissen? Sollte das die Wirklichkeit sein, grau und fad?

    Er schaute sich um. Endlose, eintönige Landschaft.

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    »Eine viel bessere Frage. Sie wird dich zum Kern führen. Zum Ursprung und zum Ziel.«

    Erneut lächelte die statuenhafte Erscheinung ihr unergründliches Lächeln.

    »Es ist noch alles in dir drin. Nichts ist verloren. Du mußt es nur neu entdecken. Wie ein Kind auf dem Weg hinaus zur Tür. Du hast mich gerufen, die Tür zu öffnen. Sie ist offen. Nun gehe hinaus.«

    Sie verblasste und verschwand, noch ehe er weitere Fragen stellen konnte.

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    nomina nuda tenemus
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    »Das...« - er machte eine kurze Pause. »Das hilft mir nicht weiter.« Seine Stimme wurde immer leiser und erstarb beim letzten Wort. Wen interessierte es schon? Die Erscheinung war verschwunden. Das Zimmer mit dem bequemen Bett und dem Mond, der durch das Fenster schien, ebenso. Der Himmel hier war grau, aschgrau. Ein wenig heller als der ebenfalls aschgraue Boden. Aber vermutlich nur aus dem einen Grund, damit man ihn nicht mit dem Boden verwechselte. Wenn man oben und unten nicht auseinander halten konnte, würde einem vermutlich schwindlig werden und man würde nur noch auf dem Boden herumkrauchen, krampfhaft bemüht, nicht herunterzufallen oder aus versehen in den Himmel zu laufen.

    Er schüttelte die absurden Gedanken ab. Sah sich um. Am Horizont eine Hügelkette, aschgrau - wie konnte es anders sein? Und beschloß, in diese Richtung zu gehen. Seine Füße hinterließen deutliche Spuren im Boden. Im Boden, der wie ein feiner Sand durch die Zehen rann und doch nicht wie Sand war, sondern wie Asche. Wind kam auf und trieb Staubschwaden dicht über dem Boden vor sich her. Mit dem hohen Kragen seines Kaftans schützte er sich vor der aufgewirbelten Asche, um sie nicht einzuatmen. Mit zum Schutz vor dem Staub zusammengekniffenen Augen setzte er seinen Weg fort. Von wo auch immer. Wohin auch immer.

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    nomina nuda tenemus
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    Den ganzen Tag war er gelaufen. Den ganzen Tag? Es war nicht auszumachen wie die Zeit verging, ja noch nicht einmal, ob sie überhaupt verging. Der graue Himmel wurde von keiner Sonne erhellt, kein Mond zog dort oben seine Bahn. Er war einfach nur grau. Waren es Wolken, die ihn verhüllten? Sie zogen nicht vorbei.

    Die Hügelkette des Gebirges war näher gekommen, die ersten Hügel hatte er schon überwunden. Berge ragten vor ihm auf. Müdigkeit überkam ihn. An einer felsigen Wand am Rande einer Senke fand er eine Feuerstelle, Asche und verkohlte Reste eines niedergebrannten Feuers. Woher das Holz dafür stammte, blieb ein Rätsel. Er hatte keine Pflanzen auf seiner Wanderung hierher bemerkt. Alles schien tot zu sein. Als er mit dem Finger die Reste des Holzes berührte, die das ehemalige Lagerfeuer noch andeuteten, zerfiel das Gebilde aus verkohlen und veraschten Holzscheiten. Kein Windzug wehte es davon. Bleiern lag die Luft über dem Land und ebenso bleiern war die Zeit.

    Müdigkeit holte ihn ein.
    »Nur einen Moment ausruhen«, murmelte er, als er sich gegen die Felswand lehnte, die zusammengekniffenen Augen auf die Attrappe des Feuers gerichtet. Er schloss die Augen und ehe er den Willen aufbringen konnte, sie wieder zu öffnen, war er eingeschlafen und befand sich inmitten von Träumen.

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    nomina nuda tenemus
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    Er wachte auf. Und war nicht mehr allein.
    Am Feuer saß ein Mann, in einen dunklen Umhang gehüllt, das Gesicht von einer Kapuze bedeckt.
    »He, wie habt Ihr das Feuer in Gang gebracht«, rief der Namenlose dem Unbekannten zu. Dann verstummte er. Wenn es der Fremde nun auf ihn abgesehen hatte? Er sah gefährlich aus, so ganz verhüllt.
    »Gib dich zu erkennen!«, forderte er nun. Hastig, vorsichtig.

    Jetzt bewegte sich die Gestalt. Sie schaute ihn an und schob mit den Händen die Kapuze des weiten Umhangs in den Nacken.
    Die Hände! Sie waren nur einen Augenblick zu sehen, doch schien es so, als befänden sich an Stelle der Fingernägel starke Krallen und statt der Finger feste Klauen.
    Bevor er darüber nachgrübeln konnte, fiel sein Blick auf das Gesicht, den Kopf des Besuchers.
    Mit einem Entsetzensschrei stürzte der Namenlose davon. »Dämonen! Ein Dämon!« Und weiter: »Das Ende, das ist das Ende!«

    Doch er kam nicht weit. Hastig aufgesprungen stolperte er sofort wieder und schlug der Länge nach auf den staubigen Boden.
    Doch der Dämonenmensch schien keine Anstalten zu machen, ihn zu verfolgen. Seine Stimme kam noch immer von dort, wo er gesessen hatte.
    »So haben sie alle reagiert«, sagte er. »Es gab eine Zeit, da gehörtest du zu den Ausnahmen. Erinnerst du dich nicht?«

    Verwirrt drehte sich der Gedächtnislose um, barg den Kopf in den Händen, als wolle er nicht wahrhaben, was ihm gesagt wurde. »Was redest du da, Abscheulichkeit! Wie sollte ich etwas wie dich kennen? Ich weiß, weshalb ich hier bin, meine Standhaftigkeit soll geprüft werden. Weiche von mir!«

    Der Dämon lachte. Es klang wie Donnergrollen. »Deine Standhaftigkeit? Oh, erzähl mir nichts von Standhaftigkeit. Jahrelang harrte ich standhaft in diesem Körper aus, erschaffen durch meine eigene Ungeduld. Doch fand ich einen Ort, an dem ich existieren konnte, ohne von allen gejagt und zur Strecke gebracht zu werden. Der dunkle Gott selbst lenkte meine Schritte und führte mich dorthin, wo ich hingehörte.«

    »Geradewegs in die Hölle?«

    »Sei nicht tumb. Zu den Schwarzmagiern! Dort lernte ich, mit meinem Körper zu leben, ihn zu akzeptieren. Du selbst halfst bei dem Versuch, mein abscheuliches Äußeres zu verändern. Denn innerlich war ich Mensch, mehr als viele andere. Leider scheiterte der Versuch.«
    Er machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. »Ja, es gab eine Zeit, da warst du voller Verständnis. Äußerlichkeiten schreckten dich nicht. Du versuchtest, den Dingen auf den Grund zu gehen.«

    »Ich war bei den Schwarzmagiern? Was habe ich dort getan?« Unglauben stand hinter jedem Wort. Der Namenlose hatte sich mittlerweile wieder hingesetzt. Vom dem Dämonenmenschen ging offenbar keine unmittelbare Gefahr aus. Er redete nur. Außerdem weckte das, was er erzählte und über ihn selbst zu wissen schien, sein Interesse. In sich versunken hatte er den seltsamen Worten seines Gegenübers zugehört.
    Und nach einer Pause fragte er weiter: »Wer. Bist. Du?«
    Und sah endlich auf, gesammelt genug, um dem Dämonen ins Gesicht zu schauen. Und bereit, sich vielleicht zu erinnern.

    Doch der war verschwunden. Das Feuer brannte einsam mit gelb-roter Flamme. Ein Farbtupfer im endlosen Grau. Keine Spur von dem Besucher.
    »Den Dingen auf den Grund gehen«, murmelte er zu sich selbst und starrte gedankenverloren ins Feuer.

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    nomina nuda tenemus
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    Als er wieder aufsah, saßen zwei Menschen am Feuer, ihm gegenüber. Ein hochgewachsener Mann und eine Frau. Beide in dunklen, langen Roben von kostbarem Stoff und aufwendigem Zuschnitt.
    Zutiefst erschrocken zuckte er zurück.
    »Was... was wollt ihr?«, stammelte der Namenlose verunsichert.
    Doch sie antworteten nicht auf seine Frage, schienen ihn nicht einmal zu wirklich zu bemerken und waren vielmehr in ein Gespräch vertieft.

    »Schau ihn dir an«, sagte der Mann gerade. »Einst fühlte er sich so überlegen, dachte gar, er sei der Meister und wahre Erbe von Xardas, sah sich als Herrscher über das Kastell, den anderen Schwarzmagiern übergeordnet. Und nun? Jetzt sitzt er hier und versteht nichts. Wie ein Kind in fremder Umgebung, von der Mutter verlassen.«
    Sprachen sie etwa über ihn?
    »Sei nicht so hart zu ihm. Er hat viel durchgemacht«, hielt die Frau dagegen.
    »Viel durchgemacht? Pah! Frag ihn doch, ob er sich denn überhaupt an deine Fürsorge erinnert.«
    »Nein, sicher nicht. Er hat alles vergessen. Aber es wird ihm wieder einfallen. Weshalb sollte Beliar ihn hierher bringen lassen, wenn ihm egal wäre, was aus ihm wird?« meinte die Frau.

    »Um ihn zu lehren, was es heißt, ein Mensch zu sein! Um ihn in den Spiegel seiner Hybris schauen zu lassen«, antwortete er, seine Worte abwägend.
    »Nein, ich glaube vielmehr, um ihm zu seinen Erinnerungen zu verhelfen«, entgegnete sie.
    Der Mann schüttelte langsam den Kopf und antwortete in gespielt tadelndem Tonfall. »Orphelia, du warst schon immer unverbesserlich, was deinen Optimismus angeht.«
    »Und Ihr, Malek, Ihr solltet nachsichtiger mit ihm sein«, entgegnete sie daraufhin. »Denn schließlich war er es, der nach Eurem Verschwinden Eure Arbeit weitergeführt hat. Bedenkt auch das.«

    Der als Malek angesprochene nickte bedächtig. »Ja, vielleicht hast du dieses Mal Recht.«
    »Nur dieses Mal?«, antwortete Orphelia mit einem koketten Lächeln.
    »Übertreib es nur nicht«, warnte Malek, demonstrativ mit dem Finger wedelnd. »Außerdem hat er mir noch immer nicht das Lichtschwert wieder zurück gegeben.«
    »Das Lichtschwert, das Lichtschwert« äffte Orphelia seinen Tonfall nach und verdrehte die Augen. »Natürlich hat er es zurück gegeben. Könnt Ihr an nichts anderes denken? Ihr habt es nur wieder an jemand anderen weitergegeben.«
    »Das habe ich sicher nicht. Nun, es ist schließlich ein magisches Artefakt von ungewöhnlich hohem Wert. Und was viel wichtiger ist, von ungewöhnlicher Macht. Und es beinhaltet eine Magie, wie es sie nirgends anders gibt.«

    »Und dann diese Dämonengeschichte«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »In Wirklichkeit hatte er gar keinen Dämonen in sich. Er hat nur den inneren Dämon gesehen. Sein innerstes Selbst. Und die Furcht davor hat ihn in den Zirkel geführt, um zu lernen, es zu beherrschen.«
    »Nun, dann war es aber eine durchaus konsequente und richtige Entscheidung, die so nur wenige getroffen hätten«, argumentierte die Frau namens Orphelia. »Diese analytische Denkweise spricht für ihn. Er wird seine Erinnerungen zurück erlangen.«
    »Bleibt nur zu hoffen, daß er die Erfahrungen, die er jetzt sammelt, auch beachtet«, gab der, der sich Malek nannte, zu bedenken.
    »Ich vertraue ihm da«, meinte die Frau namens Orphelia. Sie schien wirklich optimistisch zu sein.

    Beide waren aufgestanden, hatten das Objekt ihrer Betrachtungen gar nicht mehr beachtet. Sie entfernten sich langsam gehend vom Feuer, dabei weiter diskutierend.
    Und verblaßten dabei immer mehr, bis sie verschwunden waren.

    Der Namenlose hatte nun noch mehr Stoff, über den er nachgrübeln konnte. Orphelia und Malek. Malek und Orphelia. Auf eine seltsame Art und Weise kamen ihm diese Namen vertraut vor. So als hätte er sie schon einmal gehört. Er wußte nur nicht, wann und wo. Das Lichtschwert, Dämonen. Ihm schwirrte der Kopf.

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    nomina nuda tenemus
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    Nichts hielt ihn mehr an diesem Ort. Nachdenklich ob der vielen Informationen, die er in so kurzer Zeit gehört hatte, war er in die gleiche Richtung gegangen, wie seine beiden letzten Besucher, ehe sie verschwanden.

    »He, wartet auf mich«, rief es hinter ihm.
    Ein Mann, kriegerisch, doch ohne schwere Rüstung hetzte heran, wollte sich ihm offenbar anschließen. Er führte zwei Schwerter, ein schmales und eins, das breiter und kürzer war.

    »Kennt Ihr mich etwa auch?«, fragte der Namenlose mit zusammengekniffenen Augenbrauen.

    »Soll das ein Test sein? Selbstverständlich. Ihr seid Don-Esteban.« Er schüttelte verständnislos den Kopf.

    »Don-Esteban? Was soll das denn für ein Name sein?« Fassungslos angesichts der gefühlten Banalität seines angeblichen Namens weigerte er sich, diesen Vorschlag ernst zu nehmen.

    »Das hab ich mich auch des öfteren gefragt«, bestätigte der Wandergefährte. »Aber schaut mich an, was soll ich sagen? Man kann sich seinen Namen nicht aussuchen.« Er hob seine Arme und Schultern zu einer fragenden Geste. Die Panzerplatten seiner Rüstung aus merkwürdigem Material folgten lautlos den Bewegungen.

    »Oh, manchmal doch«, widersprach der Namenlose, auch wenn er nicht wußte, was die theatralische Geste seines Gesprächspartners bedeuten sollte, da er dessen Namen gar nicht kannte. Anscheinend hatte er wohl einen von ihm selbst als unpassend empfundenen Namen.
    Ob er selbst wirklich Don-Esteban hieß? Er zweifelte. Was waren das überhaupt für Trugbilder, die ihn hier in dieser schrecklichen Einöde heimsuchten?

    »Möglich, aber letztendlich wird dir dein Name von anderen gegeben. Ob du willst oder nicht«, gab sein Widerpart zu bedenken.

    »Don-Esteban«, murmelte der bis eben Namenlose. So richtig bekannt kam ihm dieser Name nicht vor.
    »Und was ist mit Malek und Orphelia? Kennt Ihr diese Namen auch?«

    »Ja, flüchtig. Aber das ist sehr lange her. Damals wart Ihr noch kein Schwarzmagier. Das war erst später. Ihr habt sozusagen ihr Erbe angetreten.«

    »Ah! Schwarzmagier! Davon sprachen die beiden auch. Und ich war ihr Erbe? Bitte? Soll das etwa heißen, daß...« Ungläubiges Staunen sprach aus seinen Worten. Schon wieder so eine seltsame Information.

    »Nein nein, nur im übertragenen Sinne. Wenn Ihr versteht, was ich meine«, winkte der Krieger schnell ab. Und wechselte dann plötzlich das Thema: »Sagt, erinnert Ihr Euch auch nicht mehr an Ironia? An das Herz des Feuers?«

    »Nein, nie gehört.« Erneut schüttelte er seinen Kopf. »Was soll das sein?«

    »An all unsere Begegnungen... keine Erinnerung? Einmal wolltet Ihr meine Seele von meinem Körper trennen. Es sollte wohl irgendeinem wissenschaftlichen Fortschritt dienen. Doch ich lehnte dankend ab.« Er lächelte. »Wie hieß es noch... Kugel des Hauches. Vermutlich wäre ich wie ein Hauch im Wind darin vergangen. Nichts für ungut, aber ihr Schwarzmagier seid nicht immer vertrauenswürdig. Aber ich befürchte, auch das habt Ihr momentan vergessen.«

    »So wird es wohl sein.« Unter einer Kugel des Hauches konnte sich der angebliche Schwarzmagier so gar nichts vorstellen. Was für eine Kugel bloß? War das etwa wichtig?

    »Wenn mich doch die Schatten meiner Vergangenheit so restlos vergessen würden«, sprach der Krieger bitter. »Doch sie werden auch Euch wieder einholen. Seid dessen gewiss. Ich kämpfe mein Leben lang gegen sie an. Ich habe mein Lehrgeld gezahlt und gelernt, daß man ihnen nicht entkommen kann. Ihr werdet das auch noch erkennen. Oder Ihr wußtet es wahrscheinlich schon längst, habt es nur vergessen. Ihr Schwarzmagier seid doch sonst so belesen. Mit eurer magischen Bibliothek.« Er zuckte wieder mit den Schultern.
    Dann griff er die Schwerter fester und meinte: »Mein Weg führt mich nun weiter und unsere Pfade trennen sich. Merkt euch eins: Laßt euch niemals mit Paktierern ein. Auch wenn ihre Angebote noch so verlockend sein mögen. Ich wünsche Euch Erfolg auf Euren Wegen.«

    »Das wünsche ich Euch auch. Ihr habt mir eine Menge nachdenkenswertes berichtet.« meinte Don-Esteban. »Also möge Euch das Glück nie verlassen. Erst recht dann nicht, wenn Ihr es braucht, weil alle anderen Optionen gescheitert sind.«

    Der Krieger lächelte - ein schiefes Lächeln. »Ihr redet schon fast wieder wie früher einmal. Ich danke Euch für Eure Wünsche.«

    Und dann trennten sich ihre Wege und der Namenlose, der nun einen Namen hatte, war wieder allein in der endlosen Ödnis. Doch nun hatte er einen Namen, über den er nachdenken konnte. Einen Namen und ein Leben, das ihm andere erzählten. Ob es wahr war? Wer wußte das schon, hier in dieser unwirklichen Welt?

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    nomina nuda tenemus
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    In der Ferne ragte etwas auf. Ein Pfahl oder etwas ähnliches. Der Namenlose, der Don-Esteban hieß - zumindest, wenn er den Worten seines letzten Begleiters trauen konnte, beschleunigte seinen Schritt, um herauszufinden, was dort vor ihm empor ragte. Es war ein Mensch, eine seltsame Gestalt. Auf einem Bein stehend, das andere angewinkelt, den Fuß gegen das Knie gedrückt, gestützt auf einen langen Speer.

    »Hörst du das?«, fragte er ihn, als er nahe genug herangekommen war.

    »Was soll ich hören?«, antwortete der Namenlose, der eventuell Don-Esteban hieß. »Ich höre gar nichts.«

    »Eben. Die vollkommene Stille. Wie man sie nirgends anders findet. Nicht einmal im Hintern eines Orks. Da vermutlich sowieso nicht. Ich glaube, daß die Welt in Stille geboren wurde. Oder nein, vielmehr aus Stille. Es gab eine Geräuschexplosion und dann war sie da. Voller Geräusche. Und wenn sich irgendwann einmal alle diese Geräusche geordnet und entwirrt haben, wird die ganze Welt wieder verschwinden. Und zwar lautlos.«

    Perplex hatte der mögliche Don-Esteban zugehört. »Und das ist alles, was du hier tust? Der Stille lauschen? Wenn dich also sonst nichts weiter beschäftigt, kann ich dir ein paar Fragen stellen. Die Stille wird auch nachher noch da sein nach allem, was ich weiß.« Er machte eine kurze Denkpause. »Oder zu wissen glaube«, setzte er dann vorsichtiger hinzu.
    »Also, wer bin ich? Ich nehme an, du kennst mich. Aus irgendeinem ominösen früheren Leben. Ich hab hier schon einige Leute getroffen, die alle behaupteten, mich zu kennen.«

    »Früheres Leben?« Der Mann grinste, wobei sich sein Gesicht verzog und der strubbeligen Frisur anglich. »Dieses Leben!«

    »Welches Leben auch immer. Anscheinend ist hier einiges durcheinander geraten«, versuchte Don-Esteban - wie er sich mangels alternativer Namen eben beschlossen hatte, zu nennen - Die Diskussion wieder zur Ursprungsfrage zurückzulenken.

    Doch er wurde unterbrochen. »Sag ich doch. Die Geräusche sind total durcheinander. Und solange sie das sind, wird auch alles so bleiben, wie wir es kennen. Die Welt wird nicht untergehen.«

    »Das freut mich«, hakte Don-Esteban wieder ein. »Das freut mich ungemein. Doch zurück zu meiner Frage. Wer bin ich?!«

    »Haben wir uns das nicht alle irgendwann schon einmal gefragt?«, war die ebenso viel- wie nichtssagende Antwort.

    »Ist mein Name Don-Esteban?«, Der Wanderer verlor langsam die Geduld. Diese schien nicht zu seinen Tugenden zu gehören.

    »Aber sicher ist er das. Alles hat einen Namen. Im Verborgenen Tal hab ich jedem Baum einen Namen gegeben. Manche hatten aber auch schon einen.«

    Der Mann wechselte das Standbein und nahm seinen Speer nun in die andere Hand. »Willst du einen Apfel?« Er wühlte in seinem Schultersack und zog ein Schwert heraus. Don-Esteban zuckte zurück.

    »Oh, keine Angst. Ich weiß auch nicht, wo das her kommt. Kann sein, daß ich das irgendwo mal mitgehen lassen habe.« Er schmiss es in hohem Bogen fort. »Völliger Plunder, wenn du mich fragst. Wer sowas nur sammelt!«

    Er schwieg eine Weile und meinte dann »Du mußt jetzt sicher weiter. Viel Glück bei dieser Kopfsache. Wer immer du auch bist.« Ein Apfel war bislang nicht aufgetaucht.

    Verwirrt vergaß Don-Esteban, sich zu verabschieden und setzte seinen Weg einfach grußlos fort. Den Einbeinigen störte das offensichtlich überhaupt nicht. Er war schon wieder in die Betrachtung der Stille versunken.

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    Ungezählte Minuten später - die Zeit verging weder noch blieb sie stehen - entdeckte Don-Esteban eine Rauchfahne am Himmel. Sie war nur dünn, nicht von einem Brand - woher auch, hier gab es nicht viel brennbares. Eher wie ein Lagerfeuer.

    Sollte er wieder eine Raststelle gefunden haben? Wer würde ihn dort erwarten. Langsam hatte er sich an den Gedanken gewöhnt, von Menschen, die ihn angeblich kannten, belästigt zu werden. Wobei... belästigen war der falsche Ausdruck. Das Interesse war erwacht. Waren es nur Trugbilder? Waren es Echos aus der Vergangenheit? Dies herauszufinden, spornte ihn zu schnelleren Schritten an. Bislang waren die Begegnungen eher merkwürdig als hilfreich gewesen. Oder hatte er nur nicht die Botschaft der anderen verstanden?

    Ob es lange dauerte, bis er die Stelle erreichte, an der der Rauch aufstieg? Er wußte es nicht.

    »Ah, ein Gast«, begrüßte ihn der Mann am Feuer fröhlich. »Ich bin gleich mit dem Essen fertig.«

    Don-Esteban nickte nur stumm mit dem Kopf und ließ sich wortlos am Feuer nieder. Gespannt wartete er darauf, was nun kommen würde. Er mußte nicht lange warten.

    »Gebt Ihr mir mal den Krug neben Euch?«, fragte der Koch.

    Der Angesprochene schaute nach rechts und fasste einen bauchigen Tonkrug mit dickem Korkstopfen. »Was ist darin?«, fragte er neugierig, als er ihn seinem Gastgeber reichte.

    »Das ist guter Wein. Sollte man immer dabei haben. Jedoch nicht mit Essig verwechseln! Wie Ihr das einmal vor langer Zeit getan habt.«

    »Ach, hab ich das? Helft meinem Gedächtnis auf die Sprünge.« Erwartungsvoll musterte er seinen Gegenüber. Wie ein Koch sah der nicht aus. Eher wie ein Krieger. Die ebenso wild wie phantasievoll zusammengestellte Rüstung sprach deutliche Worte.

    »Das dachte ich mir fast, daß Ihr Euch noch immer nicht erinnert. Nun, das war keine große Sache. Nur ein nächtliches Mahl unter Zuhilfenahme eines fremden Vorratslagers.« Er verzog den Mund zu einem feinen Lächeln der Erinnerung. »Da kann man schon einmal daneben greifen.« Er wurde ernst.
    »Ihr wundert Euch, daß ein Krieger am Herd sitzt?«

    »Woher...«

    »Eure Augen sprechen Bände, mein Freund. Es gibt noch mehr, was Ihr vergessen habt, aber das tut hier nichts zu Sache.« Er nahm einen Holzlöffel und rührte damit im Topf, der über dem Feuer stand, herum.

    »Viel mehr, oder?«, fragte Don-Esteban vorsichtig.

    »Oh ja, viel mehr. Wenn ich ein Rezept wüßte, alle Erinnerungen restlos zu behalten und nichts zu vergessen...« Er seufzte und fuhr dann fort. »Rezepte sind eine gute Sache. Sie helfen einem weiter, wenn man einen Anfang braucht. Doch manchmal sind sie für den eigenen Geschmack unbrauchbar. Man muß sie anpassen. Oder man hat nicht alle Zutaten. Dann gilt es, zu improvisieren, um das gewünschte Ergebnis mit anderen Mitteln zu erzielen.«
    Don-Esteban verspürte starke Zweifel daran, daß es hier wirklich noch ums Kochen ging.
    »Was fürs Essen gilt, gilt auch im Kampf:« (Aha! Seine Ahnung hatte ihn also nicht getäuscht.) »Die Zutaten müssen gut zueinander passen, wenn es schmecken soll. In der Schlacht seid Ihr nur erfolgreich, wenn ihr alle Komponenten aufeinander abstimmt. Mischt die Zutaten gut, sonst habt Ihr verloren.«

    Das klang militärisch geschult. So redete kein einfacher Soldat. »Ich glaube kaum, daß ich große Schlachten schlagen werde«, warf der angebliche Schwarzmagier skeptisch ein. »Ihr scheint da mehr Erfahrung zu haben, wenn ich Eure strategischen Ausführungen richtig interpretiere... Hauptmann?«, beendete er mit einem fragenden Unterton den Satz und führte ihn dann, nachdem er versucht hatte, die hochgezogene Augenbraue des anderen zu deuten, mit »... Major? ... Oberst? ... General!« fort. Die Augenbraue war beim letztgenannten Dienstgrad wieder an ihren angestammten Platz zurückgekehrt.

    »Ihr habt wirklich ne Menge vergessen«, stellte der weise Koch - und augenscheinliche General - sachlich fest, um dann zum ursprünglichen Thema zurückzukehren. »Das gesamte Leben besteht aus Schlachten. Im Moment schlagt Ihr gerade eine gegen Euch selbst. Gegen denjenigen von Euch, der nicht zulassen will, daß Ihr Euch erinnert. Nur wenn Ihr diesen Kampf gewinnt, habt Ihr eine Zukunft. Die Zutaten habt Ihr auf Eurem Weg hierher gesammelt. Doch womöglich fehlt noch eine letzte, besondere.« Während er die letzten Sätze sprach, rührte er mit abwesender Miene im Topf herum. »Mhm, ich glaube, jetzt ist es fertig.«

    Von irgendwoher zauberte er zwei Zinnschüsseln hervor und der Löffel, mit dem er gerührt hatte, entpuppte sich als Kelle, mit der er die Schüsseln füllte. Zwei Holzlöffel waren auch schnell gefunden.

    »Das schmeckt vorzüglich«, lobte der Gast nach dem ersten Löffel. Tatsächlich wirkte die Suppe - um nichts anderes handelte es sich - wie Wasser in der Wüste: Womöglich durch die triste und fade Umgebung war ihr Geschmack noch um einiges gesteigert. Schweigend leerte er seine Schüssel.

    »Ich glaube, Ihr habt mir sehr weitergeholfen, General. Wenn ich gewonnen habe, werde ich mich sicher an Euch erinnern.« Er reichte seinem Gastgeber Zinnschüssel und Löffel zurück und erhob sich dann.

    »Das will ich meinen. Euer Weg führt Euch nun weiter. Aber er ist nicht mehr lang.«

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    »Die letzte Zutat«, murmelte Don-Esteban zu sich selbst, als er nach langer, ereignisloser Wanderung am Horizont einen schwarzen Punkt entdeckt. Die Worte des Generals gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er war sich sicher, sein Kampf würde dort, wo diese letzte Person wartete, entschieden werden.

    Gesprächsfetzen aus den letzten Begegnungen, zusammenhanglos und ohne erkennbaren Sinn, flimmerten wie Streiflichter durch sein Gedächtnis. Gesichter glitten vorüber. Augen, klug, verständnisvoll, verschmitzt und verschlagen, traurige Augen, aufmerksame. Und ein unaufhörliches Wispern wie aus hundert Mündern. »...innerlich war ich Mensch... aus Stille geboren... es sollte dem wissenschaftlichen Fortschritt dienen... alles hat einen Namen... Kopfsache... die Schatten der Vergangenheit... nein, er erinnert sich nicht... nur dieses eine Mal?... ein Ort, an dem ich existieren konnte...«

    »Doch, ich erinnere mich!«, rief er laut in die Wüste, die Hände an die Schläfen gepresst. Und fuhr dann leiser fort: »Ich werde mich erinnern.« Und wie zur Bestätigung oder als Versprechen wiederholte er mit fester Stimme: »Ich werde mich erinnern! Dieses Mal und für immer!« Er ballte die Linke zur Faust und beschleunigte seinen Schritt. Hier würde es zu einem Ende führen. Hier und jetzt.

    Der Punkt am Horizont war zu einem kurzen Strich geworden und der Strich zu einem Menschen. Der Mensch zu einer Frau. In langem, nachtblauen Kleid stand sie still und wartete auf ihn. Schlank, fast schon zierlich, doch mit einer Austrahlung, wie sie nur wenige Personen haben. Eine Aura, die gleichzeitig Respekt gebot und Freundlichkeit spendete, die sowohl die Weisheit alter Frauen als auch die Neugier eines Kindes vereinte. Eine Aura der Macht. Voller wahrer Macht.
    Ein wenig kleiner war sie als er, den schlanken Hals von einem hohen Kragen umrahmt, die Haare hochgesteckt und darin ein Diadem, schaute sie ihm entgegen und ließ ein feines Lächeln auf ihrem Gesicht spielen.

    »Bist du endlich gekommen?«, begrüßte sie ihn. Die Worte klangen freundlich. Mehr sagte sie nicht.

    »Ja, hier bin ich. Ich war zu lange fort. Hilf mir, zurückzukehren. Dorthin, wo ich schon gewesen bin. Hilf mir, das zu werden, was ich schon einmal war. Hilf mir, meine Reise zu beenden.« Er verstummte, schaute ihr in die Augen.

    »Deine Reise endet aber nie. Wir alle sind ewige Wanderer, wandelnd zwischen den Zeiten«, antwortete sie.

    Und er verstand. Für einen kurzen Augenblick, zu kurz, um alles zu erfassen, verstand er, wer er war, wo er herkam, wo er hin ging. Er verstand das Warum und die Kraft, die allem innewohnt. Und er erkannte, mit wem er es zu tun hatte. Doch noch ehe der Augenblick vorbei war, wußte er auch, daß er nichts von dem, was er eben verstand, behalten würde. Und so war es auch. Der Moment der Erkenntnis war vorüber, so plötzlich wie er begann und nichts blieb. Nur eines. »Ich kenne deinen Namen«, flüsterte er. »Danke, daß du hier bist.«

    Die Magierin neigte den Kopf ein wenig zur Seite und sah ihn lange an, wie man es beim Abschied macht, um sich seine Züge einzuprägen.
    »Schließe deine Augen«, antwortete sie dann und trat einen Schritt vor. Don-Esteban tat, wie ihm geheißen. Er vertraute ihr, denn ihr Name fühlte sich gut an. Sie hob den Arm und hielt in der Hand einen kleinen, schmalen weißen Stab, wunderbar geschnitzt und filigran. Damit berührte sie ihn an der Stirn. »Dies ist die letzte Zutat, nun ist alles vollständig. Lasse alles frei, was in dir ist.«

    Und plötzlich erinnerte er sich tatsächlich. Denn sein Wunsch war erfüllt worden. Das Kastell, das Minental, Magier, Besucher, Dämonen, goldene Linien, finstere Geheimnisse, magische Vorkommnisse, Bücher in endlosen Reihen, die Esche, der Innenhof, Lehrlinge, merkwürdige Gerätschaften, Raben, Gefahren, Dunkelheit, Gestirne, schnell ziehende Wolken, hohe Wellen, von Orkanwinden gepeitscht, Pferde von Gischt, Sturm und Blitz, sich ausbreitende Schwingen, Stille und Brüllen, Gesichter, bekannt und mit Namen, einige verschollen und er wußte es, Begegnungen, Gespräche, Dispute, ein weißer Turm, eine Explosion, helles Licht und danach tiefe Nacht... Immer schneller rasten die Bilder durch sein Hirn, doch verschwanden sie nicht. Es war, als füllte sich ein Bücherregal mit Wissen.

    Er spürte, wie der Druck des Zauberstabes gegen seine Stirn verschwand. Langsam öffnete er die Augen. Er war alleine.

    »Auf Wiedersehen«, flüsterte er. Den bekannten Namen sprach er nicht aus, dachte ihn nur. Dann wurde es hell, die Einöde erglühte im Licht, der fahle Himmel wurde gleißend. Mit der linken Hand vor den Augen versuchte er, sich gegen das beißende Licht zu schützen. Er fühlte eine Hand, die seine Rechte nahm, kühl und ebenmäßig wie Marmor.

    Und dann war das Gefühl der Weite verschwunden.

  13. Beiträge anzeigen #13 Zitieren
    Lehrling Avatar von kore
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    kore ist offline
    »Komm, eine Reise ist beendet, eine andere beginnt«, sprach die Kore zu ihrem Schützling. »Du hast, was dir verloren ging, weil du es finden wolltest.«
    Die Kore schritt, Don-Esteban an der Hand, durch die Dimensionen, die für sie einfacher zu durchschreiten waren, als die Türen zwischen verschiedenen Zimmern.

    ...und verschwand.

  14. Beiträge anzeigen #14 Zitieren
    Lehrling Avatar von kore
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    kore ist offline
    Hier sind wir nun. Ab jetzt wirst du den Pfad alleine beschreiten müssen. Deine Prüfung erwartet dich bereits. Sobald sie vorüber ist, werde ich dich zurückbringen...außer du bist gescheitert.

    Die Kore entließ ihre Begleitung und verschwand wieder in die Zwischenwelt. Eine andere Reise an einen anderen Ort...


    -Narzuhl-

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    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Die Augen weit geöffnet, den Mund halboffen staunend, die beiden nackten Hände seitlich neben den Oberkörper erhoben stand er breitbeinig da.
    Noch vor wenigen Wimpernschlägen im geschützten Zuhause stehend, hatte ihn die Kore an den Ort der Orte gebracht!
    Eine Welt die sich nun vor seinen Augen zeigte, weit klarer als es jede Beschwörung aus dieser Sphäre möglich gemacht hätte.
    Kleine Funken zerrten an seiner durch warme Winde in der Luft flatternde Robe, lösten sich alsbald und verloren sich in der violettschwarzen Ferne eines Horizontes dessen Struktur aus tausenden Wirbeln zu bestehen schien.

    Er konnte sie sehen.
    Hunderte..nein tausende Seelen die durch diese Wirbel getragen in diese Sphäre gelangten.
    Die Luft war stickig. Er roch Schwefel und anderes was seine Nase nur selten gerochen hatte. Aber auch der unverkennbare Geruch des Todes schien hier über allem zu liegen.
    Die Kore hatte ihn bereits wieder verlassen. Nicht jedoch, ohne ihm zu sagen, dass hier und jetzt seine Prüfung begann.
    Doch bevor sich der ehemalige Assassine der Kasbah und hoffentlich baldige Priester der dunklen Mächte auf machte, musste er diesen einmaligen Moment auskosten.
    Sorgsam sank er auf die Knie und vergrub seine Hände in der schwarzen verbrannten und staubigen Sand.
    Als er seine Handflächen wieder hob, rieselte nebst dem Sand dutzende kleine Knochensplitter zu Boden.
    Der warme Wind, hervorgerufen aus dem Nichts, wehte dem Streiter Beliars durch die losen Haare.
    Dieser schloss die von Tränen benetzten Augen und atmete tief ein.

    Das Reich seines Herrn! Nach so vielen Jahren der Aufopferung!
    Endlich wurde ihm Einlass gewährt! Ihm Joe Black dessen Familie seit Generationen im Dienste Beliars stand!
    Er war glücklicher und erregter als je zuvor in seinem Leben.
    Dies war das grösste Geschenk! Die grösstmögliche Ehrerbietung seines Herrn!
    Er dankte ihm mit einem stillen Gebet.

    Von Tatendrang erfüllt erhob sich Black wieder und begann den endlos wirkenden Pfad durch die schwarze Wüste vor sich zu begehen.
    Eine Zeit lang, Joe konnte wahrlich nicht einschätzen wie lange es war, spazierte er einfach gerade aus.
    Weder zu seiner linken noch zu seiner rechten war mehr zu sehen als die endlose schwarze Wüste und der abstrakte mit Wirbeln bestückte Himmel der Unterwelt. Doch schienen sich die Wirbel an einem Punkt zu sammeln, weit im Osten, also der Richtung in die Joe zu marschieren glaubte, wenn solche Angaben hier überhaupt etwas zählten.

    Hin und wieder erblickte er Wesen die ihn an Harpyien erinnerten und in Schwärmen weit über ihm durch die Lüfte zogen um sich einzelne Seelen die aus den Wirbeln gefallen waren einzusammeln. Doch brachten sie diese Seelen nicht zurück, nein sie entfernten sie um sie an einen anderen Ort zu bringen. Wohin wusste wohl nur wer dieses Los ereilte...
    Doch schon bald bemerkte Joe, dass er nicht alleine wandelte. In der Dunkelheit lauerte etwas was ihn beobachtete. War es die Kore selbst die noch über ihn wachte? Oder war dies bereits Teil seiner Prüfung? Nun, es war dem zu Prüfenden gleich. Er würde seinen Weg fortführen und sich allem stellen was sein Herr ihm aufbot.

    Wieder eine Weile später erreichte er eine Schlucht die sich vor ihm auftat. Gestein dass schwarzen Kristallen glich, schoss scharfkantig in alle möglichen Richtungen aus den Vorsprüngen des Felses. Eine dürre Brücke aus altem Holz und dicken ausgefransten Seilen erbaut schien als einziger Übergang zu dienen.
    Schaurig und den Tod verkündend schwenkte sie vom warmen Wind getragen laut knarrend hin und her.
    Der Zirkelmagier stellte sich nahe an den Rand der Schlucht und spähte hinab um zu sehen was ihn erwartete.
    Es verschlug ihm die Sprache.

    Ein Monstrum gigantischen Ausmasses schien in der Schlucht zu leben. Tentakeln von vier Schritt breite und dutzenden Schritt länge peitschten gegen den polierten Fels und schnitten sich an den scharfen Kannten. Dickflüssiger gelblichgrünstichiger Schleim tropfte träge aus den so entstandenen Wunden und setzten einen bestialischen Gestank frei der rasch bis über die Kannten der Schlucht wehte. Der ehemalige Assassine musste ans ich halten um den Würgereflex zu unterdrücken.
    Das Monster war wütend! Sehr wütend sogar! Es schien da unten eingesperrt zu sein um Busse zu tuin oder etwas in der Art.
    Vielleicht war es eine Schöpfung Beliars die er vor Äonen geschaffen hatte um seinen Willen in einer anderen Sphäre durchzusetzen und vielleicht war ihm diese widerspenstige Kreatur unloyal gewesen.
    Nun, er konnte viele Vermutungen anstellen, er würde es wohl nie erfahren. Sorgsam hob er seine Kapuze über seinen Kopf, in der Hoffnung nicht mehr ganz so fest vom Gestank malträtiert zu werden. Es half jedoch nur sehr wenig..

    Sand wehte gleichsam mit der Robe Blacks auf und die Luft begann zu knistern. Unweit neben Joe schien sich die Luft zu zerteilen. Wie ein zerbrechender Spiegel formte sich eine ovale Öffnung im Nichts und ein Dämon wie Joe ihn noch nie zuvor erblickte schälte sich in diesen Bereich der Dimension.

  16. Beiträge anzeigen #16 Zitieren
    Waldläufer Avatar von niederer Dämon
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    niederer Dämon ist offline
    Kaum größer als ein Kind, stolperte das Wesen durch den geschaffenen Spalt. Man hatte ihm von der Ankunft des Magiers in Kentnis gesetzt. Unverholen blickte der Dämon dem Menschen in die Augen. Zwei glühend orangene Knopfaugen starrten aus der Finsternis einer dunklen Kapuze hervor. Der Mensch starrte zurück, war sich unsicher was zu tun war. Der Dämon drehte sich wieder um und vergrößerte den Riss, sodass auch der Mann hindurchpassen würde. Ohne sich nochmal umzublicken sprang die Kreatur durch den Spalt und war verschwunden. Lediglich seine linke feingliedrige Klaue zuckte erneut zurück und bedeutete dem Magier zu folgen.

    Ein einfaches Zimmer erstreckte sich dahinter, einem kleinen Saal gleich, hätte es ebenso gut dem Kastell entspringen können. Der Dämon stand am anderen Ende des Raumes und wartete mit leuchtenden Augen auf den Menschen. Dieser würde etwas vollkommen anderes sehen. Lediglich der Saal als Grundlage wäre derselbe. Doch anstatt leer stehend würde ihn ein breiter Tisch erwarten, gedeckt mit Speißen und Getränken, die einluden zu verweilen. Drei Stühle standen bereit, zwei waren bereits besetzt. Ein Mann und eine Frau saßen mit dem Rücken zum Spalt der sich hinter dem eintretenden Magier wieder schloss. Ihnen gegenüber der verblieben Stuhl und dahinter die einzige Tür des Raums.

    Ein diabolisches Grinsen huschte unter die Kapuze des Dämons. Er selbst verbarg sich vor den Augen des Magiers, doch wusste er genau was vor sich ging. Er war es schließlich der diese Welt erschuf, genährt aus Erinnerungen und Emotionen des jeweiligen Menschen. Imaginarius, so nannten ihn die Dämonenbeschwörer, doch nur selten erkannten sie ihn, sein Wirken hinter den geschaffenen Bildern; und nun seid so lieb und tanzt kleine Puppen.

    Ohne sich zu erheben oder umzudrehen ergriff der Mann am Tisch das Wort. Seine Worten trugen eine leichte Überraschung, doch grenzenlose Enttäuschung mit sich. Was führt dich hierher? Was willst du denn noch von uns? Hast du nicht bereits genügend Schaden angerichtet? Sanft ergriff er die Hand der Frau und drückte sie, als ob sie unter der Situation noch mehr zu leiden hätte. Als keine direkte Antwort von dem Magier erfolgte, schluchzte die Frau: Setz dich ... bitte.

    Wieder das Grinsen unter der Kapuze des Dämon. Das Grundgerüst stand und jetzt konnte er zusehen wie sich der Magier darin verfing, verannte, verirrte. Sarah und Jack Black erwarteten derweil, dass sich ihr Sohn ihnen endlich gegenüber setzen würde...


    -Narzuhl-

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    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Joe war noch immer erfüllt von Stolz und Ehrgefühl sowie auch von einer schier endlosen Faszination gegenüber der hier anschaulichen Macht Beliars.
    Soeben stand er in einer Welt wie er sie noch nie zuvor erblickt hatte und genoss einen Anblick wie es ihm nie zuvor vergönnt wurde, dann stand er plötzlich in einen Raum der so vielen im Kastell glich und wurde von seinen Eltern empfangen.
    Nun, über letztere Tatsache war er sich nicht wirklich sicher, zu oft schon wurden seine Eltern für trügerische Listen missbraucht. Und da er hier ja geprüft werden sollte, war er für allerlei unmögliches offen.
    Den leichten Stich den er dennoch im Herzen verspürte ignorierend, lief der Schwarzmagier um den weiten Tisch und setzte sich wie befohlen ans einen Platz.
    Die Gesichter seiner Eltern waren voller Trauer und Schwere, ihre Blicke vielsagend Enttäuscht.
    Der ehemalige Assassine lächelte verstohlenen und faltete die Hände ineinander und legte sie leicht nach vorne gebeugt, auf der Tischplatte ab.
    Sein Blick huschte neugierig von rechts nach links. Er konnte kaum abwarten was ihm nun bevorstand.
    Wenigstens hatten die Dämonen dieses mal davon abgesehen seine Eltern verwest, aufgeschlitzt, von Würmern durchzogen oder als halb verbrannte Leihnahme darzustellen.
    So echt und aus seiner Erinnerung kopiert hatte er sie wahrlich nur am letzten Tag ihres Lebens erblickt.

    " Vater , Mutter. Ich grüsse euch."

    Anstandshalber senkte er bei seinen Worten den Kopf zum Grusse. Ob Trugbilder, verschleierte Dämonen oder gar wirklich seine Eltern die ihn aus dem Totenreich sprechen wollten, er würde nicht vergessen, dass er Manieren hatte.

    "Nun, der Weg unserer Familie hat mich hierher geführt. Ihr müsst stolz sein mich nun hier antreffen zu dürfen oder etwa nicht? "

    Wieder huschte ein breites Lächeln über seine Lippen und er fuhr zielstrebig fort:

    "Was ich von euch will? Nun, sagt ihr es mir! Was soll ich hier bei euch? Gibt es noch Dinge die wir aufarbeiten müssen? "

    Er drehte seinen Kopf leicht nach hinten und drehte mit seinem Blick eine Runde durch den detailarmen Raum.
    Etwas beobachtete ihn, er konnte die brennenden Blicke im Nacken förmlich spüren.

    Ein Test... eine Prüfung!
    Nun, er war gespannt....

  18. Beiträge anzeigen #18 Zitieren
    Waldläufer Avatar von niederer Dämon
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    niederer Dämon ist offline
    Die Enttäuschung, die Trauer wandelte sich abrupt mit den ersten Worten des Magiers. Ärger und Unverständnis begleitete nun die Worte des Vaters.

    Stolz? Worauf sollten wir stolz sein? Etwa, dass du einem noch dunkleren Pfad folgst als wir? Warum nur folgst du diesem Weg? Hast du nicht gesehen was es uns schließlich eingebracht hat? -

    Sanft und fürsorglich waren hingen die Worte der Mutter. Der Dämon hatte gespürt, dass der Magier noch nicht vollends in seiner Welt gefangen war, noch war er vorsichtig. Also musste er sein Vertrauen gewinnen, ihm sein Misstrauen nehmen.

    Joe, warum nur? Du könntest doch so viel mehr aus deinem Leben machen. Warum eiferst du dem Tod nach? Gibt es denn nichts wichtigeres für dich? -

    Mahnend ergriff wieder Jack das Wort. Der Dämon ließ dem Magier überhaupt keine Zeit zu antworten, oder lange nachzudenken. Er sollte von Zweifeln umspült werden und schlussendlich darin ertrinken.

    Erinnerst du dich noch an das Gefühl, als du schlussendlich alleine warst? Wie vielen Kindern hast du bereits selbiges angetan? Wie viele Eltern sitzen nun machtlos im Reich deines geliebten Meisters? Oder vollziehst du es gar andersrum und raubst die Kinder und schickst sie alleine in die Totenwelt?

    Wann würde die Überzeugung den ersten Knacks bekommen? Vor Freuden leuchteten die Augen des Dämons für einen kurzen Moment heller. Selbst wenn der Magier hier erfolgreich sein sollte, gab es noch weitere Möglichkeiten, dass er auf seiner Reise stolperte und vom Weg abkam...


    -Narzuhl-

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Nachdem die Trugbilder von Blacks Eltern mit ihrem wahrlich grandiosen Schauspiel geendet hatten und ihre gierigen Blicke die nur nach der Niederlage des Mannes trachtete, für dessen Eltern sie sich ausgaben, begann der ehemalige Assassine lauthals an zu lachen und klatschte dabei energisch in die Hände.

    "Vorzüglich!" gluckste er sichtbar amüsiert!

    "Wirklich ausgezeichnet! Und wie tragisch formuliert! Hahaha! "

    Er wischte sich mit dem linken Handrücken eine Träne aus den Augen und lehnte sich wieder ins einen Stuhl zurück.
    Nachdem er sich etwas gefasst hatte antwortete er ausführend:

    "Tut mir Leid. Wirklich! Gerne würde ich mich auf diese Diskussionen einlassen, mich der Trauer hingeben die mich Jahre geplagt hatte.
    Den Schuldgefühlen, dem Denken verloren zu sein in einer Familientragödie.
    Doch Tatsache ist, dass diese Angelegenheiten längst abgeschlossen sind. Ich habe meinen Platz gefunden und weiss wo ich stehe.
    Meine Eltern, Beliar möge über Sie wachen, wären wohl nie stolzer auf mich gewesen als zum jetzigen Zeitpunkt.
    Der Tod gehört zum Leben dazu, Gedanken über den Sinn und Unsinn eine genommenen Lebens zu verlieren, erachte ich als Zeitverschwendung. "

    Er rümpfte die Nase und betrachtete das Bild seiner Mutter eingehend. Sie war wirklich eine schöne Frau gewesen und wär wohl eine verdammt gute Mutter für ihn geworden, hätten die Angst zerfressenen Bauern ihr nicht den Tod beschert.

    "Wars das?" schloss er verwegen ab.

  20. Beiträge anzeigen #20 Zitieren
    Waldläufer Avatar von niederer Dämon
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    niederer Dämon ist offline
    Wahrhaft standhafte Überzeugung; der Magier ließ sich nich beirren, geschweige denn überhaupt eins der Worte an sich heran. Also gut, die Aufgabe des Dämons war hier beendet, doch die Prüfung des Magiers noch nicht vollendet. Andere würden sich seiner annehmen. Dennoch ließ der Imaginarius sich noch zu einer kurzen Aktion hinreißen, vielleicht würde etwas mehr Realität zum Abschluss den Zweifel tief in den Geist des Magiers setzen, wo er lange Zeit unendteckt den Menschen später doch noch zu Fall bringen würde.

    Grimmig und kopfschüttelnd stand Jack auf, umrundete den Tisch und verpasste Joe einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht, wie ein ungezogenes Kind nunmal gezüchtigt wurde. Durch die Wucht fiel der Mensch fast vom Stuhl. Auch wenn es nur eine Illusion war, einfache Aktion und Reaktion, einfache Gefühle erlebte jeder Mensch hier, dazu war der Dämon einfach zu meisterhaft in seinem Können.

    Undankbare Brut, eines Tages wirst du dich noch an unsere Worte erinnern. Ohne ein weiteres Wort stampfte der Vater zu Tür und wartete auf seine Frau. Mit liebevollem Blick trat sie zu ihrem Sohn und umarmte ihn zum Abschluss. Pass gut auf dich auf. Ein sehnsüchtiger Blick zurück, wie gerne würde sie ihr eigenes Kind wieder um sich haben. Falscher Ort, falscher Zeitpunkt; donnernd krachte die Tür zu, Elter und Illusion waren verschwunden. Nur noch der leere Raum und der Dämon blieben zurück. Noch immer leuchtete die Augen verheißungsvoll, als die Kreatur zur Tür ging und sie dem Magier öffnete. Das Zeichen war eindeutig, der Magier sollte hindurchschreiten.

    Kaum war dies geschehen krachte die Tür erneut und der Dämon war verschwunden, der Durchgang verschlossen. Ein einfacher Korridor, gesäumt von Fackeln, lag vor dem Menschen. Keine hundert Schritte weiter stand eine weiter Tür einen kleinen Spalt weit offen. Ein Stimme war zu vernehmen, die scheinbar mit sich selbst redete und haderte. Ein weitere Mensch, dem Magier Joe Black äußerlich gar nich so unähnlich ging in dem Raum auf und ab. Die Zweifel umhüllten ihn regelrecht wie eine Aura und ständig redete er etwas vor sich hin:

    Was soll ich tun? Welchen Weg soll ich nehmen. Ich weiß es nicht. Der eine zu gefährlich, zu verachtende, doch dafür lockend und reizvoll. Der andere sicher und rechtschaffen, doch langweilig und zäh. Was mach ich nur was mach ich nur? Kurz darauf bemerkte der Zweifler den Neuankömmling und wandte sich flehend an ihn. Sag welchen Pfad soll ich gehen...


    -Narzuhl-

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