Dies ist also endlich der Thread, um das RPG aktiv zu schreiben. Hier schreibt ihr eure Geschichten, jeder für sich, zusammen, wie es euch beliebt. Habt Spaß, Absprechungen könnt ihr hier im OT-Thread abhalten, wenn nötig. Dort findet ihr auch die nötigen Infos, wenn Ihr zufällig über diesen Thread gestolpert seid und mitmachen wollt. Eins noch: In diesem Thread, Sig aus! Das geht hier nicht automatisch wie im WoG, das müsst ihr selbst manuell machen. Danke!
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Business District, Tower des Prinzen: Der Prinz und die Primogene
London bei Nacht. Die City erstrahlt im Schein tausender Lichter, die von der Themse widergespiegelt werden. Die Stadt wimmelte von nächtlichen Spaziergängern und von den Besuchern, die Geld in die Theater- und Restaurantkassen spülten, die in Nachtclubs bis zum Morgen tanzten oder begeistert einem der vielen Musicals zusahen und -hörten. Wie viel lebendiger die Stadt am Tag sein mochte? Man konnte es sich nur schwer vorstellen, wenn man seit Jahrhunderten nicht mehr bei Tageslicht unter Lebenden gewandelt war. Und dennoch… war es ruhig. Zu ruhig. Das nächtliche London schien eine Idylle, bis auf die Tatsache, dass die sterblichen Jugendlichen eine Vorliebe dafür entwickelt haben sich gegenseitig über den Haufen zu schießen. Einen letzten Blick warf Prinz James Edward Fitzroy von der Fensterfront des Konferenzsaals seines Towers im Business District aus auf das Lichtermeer unter ihm, bevor er sich zu seinen Gästen umdrehte und zu ihnen an den Konferenztisch trat.
„Ich wünsche Ihnen einen guten Abend, meine werten Primogene. Ich bin erfreut sie hier vollzählig anzutreffen und…“, begann er die Konferenz und beobachtete aus dem Augenwinkel Coe, den Brujah Primogen, der die Arme verschränkte und bereits bei der Begrüßung die Geduld verlor, denn er hielt nichts von Höflichkeitsfloskeln, „…und schlage vor, wir kommen direkt zum Kern der Dinge. Mister Roalsteed, würden Sie uns bitte über Ihre Fortschritte in Kenntnis setzen?“
Mit diesen Worten ließ sich der Prinz Londons in seinem großen Sessel an der Stirnseite des Tisches nieder und beobachtete den Tremere-Primogen, der sich seinerseits von seinem Platz am Tisch erhob und unter seinem langen Mantel eine Schriftrolle hervorzog.
„Das Museum of London hat in der Tat ein Artefakt in seinen Besitz gebracht, das über außerordentliche Kräfte verfügt. Ich bin mir sicher, dass die Sterblichen sich nicht einmal Bewusst sind, was sie dort in ihren Hinterzimmern gelagert haben, um es vorerst untersuchen zu können. Es handelt sich dabei um einen simpel wirkenden Kelch, doch ist er mit thaumaturgischen Zaubern belegt. Es ist schwer voraus zu sagen, welche Wirkung er auf die Sterblichen in seiner Nähe hat. Er muss sichergestellt werden. Des Weiteren habe ich den starken Verdacht, dass ein weiteres, mächtiges kainitisches Artefakt seinen Weg hierher gefunden hat. Doch bis ich mir nicht absolut sicher bin, kann ich dazu nichts weiter sagen.“, erzählte der Tremere-Primogen und setzte sich wieder.
„Kümmern Sie sich um die nötigen Vorkehrungen, um diesen Kelch sicher zu stellen?“, hakte der Prinz kurz nach.
„Selbstverständlich.“, erwiderte der rothaarige Tremere.
„Gut. Mister Rutar, wenn Sie uns bitte berichten würden, was Sie herausgefunden haben…“
Eine Gestalt in Smoking erhob sich am Tisch, den Kopf durch einen Hut bedeckt und eine Sonnebrille auf der Nase, dennoch konnten diese Accessoires nicht komplett das entstellte Gesicht verdecken, dass auf die Herkunft des Nosferatu-Primogen hinwies. Und seine unirdische, raue Stimme mit dem ost-europäischem Akzent machte es nicht besser.
„Mein Prinz, die Unterwelt ist unberuhigend ruhig. Soweit meine Informationen stimmen, hat der Sabbat in den letzten zwei Wochen keine Straßenkämpfe angezettelt, keine unserer Einrichtungen zerstört, keinen der unseren getötet.“, berichtete Rutar.
„Faszinierend….“, ertönte eine weibliche Stimme von der anderen Seite des Tisches.
„Doktor Meyer, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?“, der Prinz blickte die Frau an, die ihren weißen Kittel gegen einen Rockanzug getauscht hatte und sich gerade wieder ein wenig nervös die Brille zurecht schob.
„Nun, es ist doch so: der Sabbat als ganzer, wenn man ihn als ein Wesen beschreiben will, hat ein ausgeprägtes „Es“, dafür aber praktisch kein „Über-Ich“. Das heißt die triebhafte, zerstörerische Seite wird durch keine moralische Seite geregelt und lässt somit als Handlungen nur triebhafte, zerstörerische Akte zu. Aber eben dies geschieht nicht. Es passt nicht zur Psyche des Sabbat, beziehungsweise seine Anhänger. Das ist faszinierend, auf eine beunruhigende Art und Weise…“, erklärte die Doktorin.
„Ich stimme zu. Da ist irgendetwas im Busch. Wir sollten das im Auge behalten.“, die tiefe, brummende Stimme Alric Skjöldrs hallte durch den Saal und verklang.
„Im Auge behalten? Skjöldr, seit wann sind Sie so ein Schwächling? Ich sage, wir treiben sie aus ihren Löchern und nehmen sie auseinander!“
„Mister Coe, unüberlegtes Handeln wird uns zu gar nichts bringen. Mister Rutar, ich erwarte, dass Sie und Ihre Leute sich der Sache weiterhin annehmen. Finden Sie heraus, was das zu bedeuten hat. Und sie Mister Coe, bevor Sie die Tischplatte mit Ihrer Faust malträtieren, würde ich gerne wissen, wie es mit Camden Town steht.“
„Die Anarchen verhalten sich ruhig. Sollte so bleiben, solange wir nicht offensiv gegen sie vorgehen. Wozu es keinen Grund gibt im Moment, auch wenn ich gerne etwas mehr Action hätte.“
„Vielleicht werden wir das früher haben als uns lieb ist. Doktor Meyer, noch einmal zu Ihnen. Wie kommen Sie mit Ihren Forschungen voran?“
„Oh, gut, wirklich. Die Wirkung dieses Medikamentes ist wirklich… faszinierend… aber… ich befürchte ich brauche mehr Versuchsobjekte.“
„Dann kümmern Sie sich darum. Ich möchte unterrichtet werden, sobald es die ersten handfesten Ergebnisse gibt. Gibt es sonst etwas zu besprechen?“
„Ja! Dieser Typ, dieser Barclay, er kauft ständig Aktien unserer Gesellschaften auf. Das gefällt mir nicht!“, polterte der untersetzte Ventrue-Primogen.
„Dann müssen wir uns darum kümmern. Mister Rutar kann zurzeit niemanden entbehren, so weit ich das mitbekommen habe. Kümmern Sie sich um Agenten, die entsprechende Nachforschungen über Mister Barclay anstellen, Lord Edward.“, mit einem Lächeln beobachtete der Prinz, wie der kleine Ventrue Primogen empört in seinen Stuhl zurück sank, weil er nicht seinen vollen Titel verwendet hatte.
„Gut, wenn es das dann war, bedanke ich mir für Ihr Kommen und entlasse Sie in dem Wissen, dass Sie ihre Aufgaben kennen und für die Ausführung selbiger Sorge tragen werden. Ich wünsche noch einen schönen Abend.“
Der Prinz erhob sich und kehrte zu seinem Platz an der Fensterfront zurück, um wieder seinen Blick schweifen zu lassen, über London, sein London. Dort unten waren irgendwo Kainskinder unterwegs, die er für seine Interessen gebrauchen konnte, welche die Fähigkeiten hatten und den nötigen Drang sich vorm ihm zu beweisen, um einen Teil vom Kuchen zu ergattern. Er musste sie nur finden.