-
Die Entführung
Angelina hob leicht die Schultern und gab Jil einen Kuss auf die Stirn.
„Es gibt bestimmt noch andere Gelegenheiten einen Zirkus zu besuchen, eigentlich bist du auch noch viel zu klein dazu.“, tröstete sie Jil und auch sich selbst. Gerade als sich Angelina umdrehte Sah sie einen dunklen Schatten seitlich hinter sich. Instinktiv schlug sie mit dem freien Arm um sich, denn mit dem anderen hielt sie Jil. Dann ging alles ganz schnell. Die Gestalt war etwas größer als Angelina selbst und hatte langes Haar, das spürte sie als es über ihren Arm glitt kurz bevor sie den Schlag im Genick spürte und das Bewusstsein verlor. Ihr letzter Gedanke galt Jil, den sie in ihren Armen hielt und nun ohne den Schutz ihrer Mutter blieb. Das Letzte an das sich die Priesterin noch erinnerte war das klägliche Weinen ihrer Tochter.
„Adanos´ möge sie schützen!“
-
in der Bibliothek
„Wo bist du nur?!“
Eine sehr leise Stimme war hinter einem hell erleuchteten Bücherregal zu vernehmen. Dann plötzlich verschwand das Licht.
„Mist!“
Fenier suchte immer noch vergebens in der Bibliothek nach Valvar Rynuyns ‚Der Ursprung des Wassers’. Normalerweise waren immer mehrere Exemplare in den Weiten der Bücherregale vorhanden. Dies schien jedoch dieses Mal nicht der Fall zu sein. Die Bücherregale waren auch ausnahmsweise in einer vorbildlichen Lage. Irgendwer hatte hier erst vor kurzem die staubigen Wälzer gesäubert und dabei gleich allesamt geordnet. Nach kurzer Konzentrationspause erschuf Fenier erneut eine Lichtkugel, die leicht flimmerte. Er wurde ungeduldig und da war es nicht verwunderlich, wenn der ein oder andere Zauber nicht so recht klappen wollte.
„Valvar Rynuyn!“, wiederholte Fenier noch einmal. Er war sich sicher, dass er diesen Namen schon einmal gelesen hatte. Vielleicht war er bei einer seiner Recherchen auf dieses Buch gestoßen, hatte es jedoch nicht weiter beachtet.
„Wahrscheinlich hat Solveg es immer noch. So ein Buch liest man ja auch nicht von einen Tag auf den anderen.“
Nur hatte er auch Solveg nicht gefunden. Heute Abend wollten sie sich noch einmal vor dem Tempel treffen und Fenier war schon spät dran. Deshalb beeilte er sich, um noch rechtzeitig auf dem Tempelvorplatz zu erscheinen. Teleportieren wollte er sich nicht. Seine erste Erfahrung damit war … unangenehm gewesen.
Als er zügigen Schrittes den Tempel verließ, dachte Fenier noch einmal an seine erste Begegnung mit Solveg auf der Pilgerreise. Schon eigenartig, sich so wieder über den Weg zu laufen. Er freute sich auf ein Wiedersehen!
-
Melaine wartete vor dem großen Tempel, doch Solveg war noch nicht erschienen. Hatte sie ihm zu viel aufgebürdet mit dem Buch und dementsprechend auch Fenier zu viel, der ebenso wie sein Mitschüler noch nicht angekommen war? Eigentlich war dieses Buch doch in nur ein paar Stunden zu schaffen, sodass Solveg genug Zeit hätte haben sollen, sich auszuruhen, während Fenier wohl schon ausgeruht genug war.
Doch die Lehrmeisterin musste nicht lange warten, da trat Fenier aus dem Tempel, ließ seinen Blick kurz schweifen, ehe er sie entdeckte und auf sie zuhielt.
„Da seid ihr ja wieder!“, entgegnete Melaine mit einem kurzen Lächeln. Doch Fenier hatte dagegen nichts Erfreuliches zu berichten. Er hatte das Buch scheinbar nicht gefunden, es also nicht gelesen und hatte somit nicht die geringste Ahnung, was die Rothaarige mit der Lektüre dieses Buches erreichen wollte.
Die Barbier strich sich mit einer Hand durch die Haare und schob sie hinter ihr Ohr zurück, ehe sie langsam mit dem Zeigefinger der gleichen Hand ihre Wange hinab fuhr. Als ob ihr so das denken leichter fiel oder sie leichter zu einer Lösung gelang. Melaine zuckte mit den Schultern. „Das ist allerdings nicht so schön. Ehrlichgesagt hatte ich erwartet, dass Solveg das Buch in der letzten Nacht wieder zurückgestellt hatte. Doch wenn dem nicht so ist, so helfen vielleicht auch meine Worte weiter.“, Melaine atmete tief durch, ehe sie sich auf den Inhalt des Buches besann und fortfuhr:
„Der Ursprung des Wassers liegt bei dem Gott des Wassers selbst. Die Legende berichtet weiter, dass Adanos, als er sah, dass seine beiden Brüder sich stritten, diese Sphäre, in der wir leben, für sich beanspruchte. Er gebot, dass die Tiere und die Menschen frei von dem Einfluss seiner Brüder sein sollten. Ob sie dies nun wirklich sind oder nicht, weiß niemand zu sagen. Was wir jedoch mit unseren eigenen Augen erkennen, ist die Magie. Jede Magieart kann einem Gott zugeschrieben werden und auch wenn ich glaube, dass jeder Mensch jede Form der Magie erlenen kann, so ist es einem Wassermagier doch nicht möglich, Tote wieder auf die Erde zu rufen oder mit einer Feuerbrunst Isthar niederzubrennen. Haben wir uns entschieden und praktizieren wir einen bestimmten Weg der Magie, so haben wir uns selbst festgelegt. Es scheint, dass der menschliche Geist nicht fähig ist, mehrere Magiearten zu denken. Mag natürlich auch sein, dass es manchen möglich ist. Doch für die breite Masse der Magier ist dies eine unüberwindbare Barriere. Aber ich schweife ab.
Im Zuge dessen, dass jeder Gott unter den Menschen seine Diener erwählen konnte und ihnen einen Teil seiner Macht zugestand, erwählte Adanos die Weisesten unter dem Volk der Wüste, den Nomaden, und gewährten ihnen das Wissen darum, Wasser zu erschaffen und zu kontrollieren. Letzteres hast du bereits gelernt, nun geht es darum, auch das Wasser zu erschaffen. Überlege dir, wo du Wasser finden kannst und dir wird eine Quelle offen stehen, der du Wasser entnehmen kannst. Pflanzen, Menschen und Tiere. In allen von ihnen fließt das Wasser. Es sucht sich seinen Weg durch die Landmassen, schneidet durch sie hindurch und vereint sich im Meer. Diese Quellen sind offensichtlich.
Das Wasser ist jedoch auch in der Luft zu finden!“
Melaine beschrieb mit ihrer rechten Hand einen kleinen Kreis und einen Augenschlag später schwebte eine kleine Kugel über die Handinnenfläche der Adeptin. „Doch erwarte nicht, dass es so einfach ist, wie es aussieht. Das Wasser in der Luft ist nicht mehr flüssig. Es ist auch keine Wolke oder ein Nebel. Es ist für das Auge verschwunden, nur die Magie ermöglicht es uns, es wieder zurück zu holen. Du musst bestimmte Substanzen in der Luft suchen und sie zusammenführen.“, endete die Rothaarige und legte den Kopf schief. Fragend blickte sie ihren Schüler an. Hatte er sie verstanden? Zumindest den Kern dessen, was wichtig war? Sie wusste selbst, dass Valvar Rynuyn dies wesentlich besser erklären konnte, doch da er es nicht gefunden hatte, musste er sich nun mit ihren Worten begnügen.
Die junge Frau richtete den Kopf wieder auf und lächelte. „Wenn du Fragen hast, stell sie ruhig. Ich werde versuchen, sie bestmöglich zu beantworten. Ansonsten probier es einmal selbst, ob du etwas erkennst, dass Ähnlichkeit mit Wasser hat!“
-
auf dem Tempelvorplatz
Wasser finden? In der Wüste? Wie Melaine schon erwähnt hatte, konnte Fenier Wasser kontrollieren, wenn er es einmal gefunden hatte. Aber es aus einem Medium heraus zu manifestieren? Fenier schaute sich fragend um. Von Solveg war weit und breit keine Spur. Dann würde er sich wohl allein dieser Sache widmen müssen. Vielleicht war Solveg auch schon weiter vorangeschritten als er. Dann wäre Hilfe natürlich nicht schlecht. Was soll’s.
Noch einmal schweifte sein Blick umher. Irgendwie sah er erst jetzt, wie viel Wasser ihm eigentlich zur Verfügung stand: Aus der Luft heraus wäre es wahrscheinlich wirklich noch zu schwierig für ihn. Auch der staubtrockene Wüstensand bot ihm kein geeignetes Medium.
Dann jedoch überkam ihn ein Geistesblitz: Die Ruinen - verfallene Lehmhütten. Die Feuchtigkeit hielt die Behausungen einst zusammen. Einen Versuch war es wert, also ging Fenier ein Stück zum nächstgelegenen Überrest einer Häuserwand, suchte sich ein geeignetes noch intaktes Stück, hockte sich davor und legte seine rechte Hand darauf. Es war noch ganz warm von den strahlenden Sonnenstunden des Tages. Er wischte ein paar Mal darüber um die trockene Schale zu entfernen. Dann zog er seine Handfläche zurück, so dass nur noch die Fingerkuppen die raue Oberfläche berührten. Melaine beobachtete das ganze interessiert aus dem Hintergrund.
Dann konzentrierte er sich, blickte genau auf diese Stelle und dachte gleichzeitig an die Übung des Kontrollierens von Wasser. Es war eigentlich nichts anderes, oder? Er musste nur das wenige vorhandene Wasser sammeln und zu einem Punkt führen. Langsam spürte er die Energien, die sich dort zu schaffen machen. Teilweise rieselte ein wenig Sand neben seinen Fingerkuppen herunter. Das könnte ein gutes Zeichen sein, da dort anscheinend das Wasser fehlte um die Substanz beisammen zu halten. Und tatsächlich bildete sich ein leicht bräunlicher Fleck zwischen seinen gespreizten Fingerkuppen. Das Anzeichen für mehr Feuchtigkeit. Doch im Nu war das Konstrukt zerstört. Die umliegende, neu herbeigeführte Trockenheit führte zur Zerstörung in winzige Sandkristalle. Die angesammelte Feuchtigkeit hatte er verloren. Zufrieden konnte er deshalb nicht sein, aber für den Anfang war das doch gar nicht schlecht?!
„Tja, da werde ich wohl noch ein wenig üben müssen. Aber zumindest die Grundzüge scheine ich zu verstehen. Wir haben über die Götter schon viel auf unserer Pilgerreise gelernt.“
Auf den fragenden Blick seiner Lehrmeisterin fügte er hinzu: „Ach so, Solveg und ich kennen uns bereits. Wir haben uns auf der Pilgerreise nach Nordmar zu Begin des Frühjahrs kennen gelernt.“
-
„Die Idee ist brillant, Fenier!“, lobte Melaine ihren Schüler und ging näher an ihn heran, ehe sie seine Hand ergriff und den Finger mit dem braunen Fleck im Schein einer Lichtkugel genauer betrachtete. „Gut, das ist etwas wenig, weil in dem Stein das meiste Wasser verdampft. Nur ein Bruchteil dessen hat sich in dem Gestein gehalten, der größte Teil ist in die Luft entwichen. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du lernst, Wasser aus der Luft ziehen zu können. Es ist nicht unbedingt schwerer, als wie es aus einem trockenen Stein zu ziehen, nur das man nichts Festes mehr hat, auf das man seine Magie konzentrieren könnte. Das ist wahrscheinlich auch das schwierigste an dieser Art der Magie, doch bin ich mir sicher, dass andere Anwendungen dir danach leichter fallen werden!“
Melaine ließ die Hand des Mannes wieder los. „Verteile deine Magie in der Luft. Breite die Hände vor die aus und lass die Magie in die Luft hinein fließen. Die Magie fließt selbst wie Wasser, wenn du es so willst. Verändere sie so, lass sie das Gegenstück zu einem passenden Teil, dem Wasser sein. Und wenn du die Magie wieder zu dir ziehst, wird das Wasser dir folgen und sich in einem von dir bestimmten Punk, deine Handfläche oder einen anderen Ort sammeln. Lass deine Magie das Flussbett für den Fluss sein, den es jedoch noch zu finden galt.“, erklärte die junge Frau, ehe sie sich umwandte und Solveg erblickte, der dort schon eine Weile zu stehen schien.
„Adanos zum Gruße, Solveg!“, begrüßte sie ihn und verschränkte kurz die Arme unter ihrer Brust, „Scheinbar hast du das Buch nicht in die Bibliothek zurück gebracht. Fenier hatte so also einen Nachteil. Was allerdings konntest du dem Buch entnehmen und passt es zu den Worten, die ich soeben zu ihm“, die junge Frau deutete mit dem Daumen ihrer rechten Hand über die Schulter, „sagte? Gibt es große Differenzen, Unstimmigkeiten, Schwachstellen in der Argumentation? Und wen ja, hast du eine Lösung gefunden?“ Die Worte sprudelten förmlich aus der Lehrmeisterin und auch wenn sie sich ein paar Fragen zu Recht gelegt hatte, waren sie alle wieder vergessen gewesen, nachdem Fenier ihr gesagt hatte, dass er das Buch nicht hatte lesen können. Also musste sie das irgendwie wieder ausgleichen…
-
Man musste nicht lügen, wollte man behaupten, er sei nun ausgeschlafen. Denn Solveg hatte geschlafen, mehr als ihm lieb war, mit anderen Worten, er hatte verschlafen. Und zu allem Überdruss hätte er das Buch sogar zurück in die Bibliothek bringen sollen, sofort, nach dem er es gelesen hatte und nicht erst heute Abend, nachdem er geruht hatte. Aber das hatte er ja eigentlich auch nicht ahnen können, dass so schnell noch jemand Bedarf daran hatte, gar den Auftrag bekam, es zu lesen.
Melaine fragte, ob er das Buch so verstanden hatte, wie sie es Fenier vor einigen Augenblicken, die er durchaus schon im Schatten stehend mitgehört hatte, geschildert hatte.
"Nun, Unstimmigkeiten nicht wirklich. Eher habe ich mehr gelesen, als ihr erwähnt hab. Aber vielleicht befinden sich in diesem überaus spannenden Werk ja Seiten, die nicht so sehr essentiell sind, dass wir sie hier in der Lehre beachten müssen. Wobei mich die Abschnitte mit den Naturgewalten und den Ritualen schon besonders interessierten. Aber ich vermute, dazu kommen wir erst irgendwann später oder auch gar nicht. Insofern besteht für mich eigentlich kaum Klärungsbedarf. Um es vielleicht ganz kurz zu sagen: Adanos ist durch sein Element, das Wasser, zu jeder Zeit bei uns. Er umgibt uns und ermöglicht uns so, dieses Element zu jeder Zeit nutzen zu können, wenn wir denn das Wissen darum haben. Ich hoffe, mit dieser Interpretation liege ich einigermaßen richtig.
Solveg ließ ein deutliches Schweigen folgen, um klar zu machen, dass er nun erst wieder etwas äußern würde, nachdem Melaine seine Worte auf den Prüfstand genommen hatte. Wobei in seinem Hinterkopf ein klein wenig Traurigkeit schlummerte. Zustanden gekommen war die, weil er sich nicht daran erinnern konnte, ob seine Träume vorhin irgendwelche neuen Erkenntnisse gebracht haben. Aber scheinbar nicht, denn sonst hätte Adanos wohl dafür gesorgt, dass er sich daran erinnerte.
-
„Mit dieser Interpretation liegst du genau richtig und es ist auch genau das, was ich Fenier vorhin in Kurzform geschildert habe. Es gibt daran nichts zu drehen oder zu wenden. Auch wenn du nicht die Unterscheidung getroffen hast, zwischen kontrollieren und erschaffen, so hast du es doch so ausgedrückt, dass du es durchaus gemeint haben könntest.
Auf die Naturgewalten und auf die Rituale, nun ja, auf die Naturgewalten zumindest wirst du erst stoßen, wenn du eine Form der Magie beherrscht, die sogar die meine übertrifft. Klingt größer, als es ist, denn wenn ich mit dir fertig bin, bist du mir ebenbürtig.
Es ist jene Magie, die den Wassermagiern und Priestern vorbehalten ist. Denjenigen, die Adanos‘ Macht am nächsten gekommen sind. Ich kann nicht sagen, ob wir alle drei“, sie machte eine kurze Geste, welche sie und die beiden Männer einschloss, „oder keiner von uns oder nur einer irgendwann dazu fähig sein wird. Doch wenn dem so ist, wäre es toll, es mir rechtzeitig vorzuführen.
Zu den Ritualen. Dieses Buch scheint aus einer Zeit zu stammen, als die Menschen begonnen hatten, die Runenmagie zu nutzen. Weil sie jene für einfacher hielten und glaubten, dass so mehr Menschen dazu befähigt werden würde, Magie zu wirken. Die Folge war, dass ein Mensch alleine nicht mehr fähig war, Naturgewalten über längere Dauer nutzen zu können. Die Barriere um die Gefangenenkolonie auf Khorinis wurde mit Hilfe der Fokussteine erschaffen. Etwas Ähnliches wurde auch in diesen Ritualen genutzt, nur grotesker. Sie benutzen Menschen, zumindest lässt sich dieser Schluss aus den Worten Valvars ziehen, vielleicht aber auch Tiere, anstatt ähnliches magische Steine zu nutzen, wie die Runensteine es waren. Vielleicht da sie glaubten, dass die Runensteine nicht genug Magie fokussieren konnte. Das Menschen dazu jedoch auch nur bedingt fähig waren, ist den blutigen Beschreibungen zu entnehmen.
Worauf ich hinauswill ist, dass die freie Magie ein ganz anderes Empfinden mit sich bringt. Wir konzentrieren uns nun auf unsere Spiritualität, während wir zuvor bloß Magie in einen Stein lenkten und dies erschufen, welches in dem Stein vorgeprägt war. Nun müssen wir der Magie eine Form geben und aus dem Training heraus, gewöhnt sich der Körper langsam größere Mengen zu nutzen und schließlich ermöglicht es einem Naturgewalten tatsächlich zu beherrschen. Ich schweife schon wieder ab. Der Punkt ist lediglich der, dass die Rituale heute in der Form nicht mehr genutzt werden. Das, was heute den Ritualen am nächsten kommt, werdet ihr am Ende der Lehre kennenlernen. Zuvor möchte ich jedoch sehen, woraus Solveg sein Wasser zu erschaffen weiß!“, schwankte Melaine schnell zu dem eigentlichen Thema zurück, das Magiewirken.
-
An Melaines Lippen zu hängen, war für den Adepten etwas, worauf er im Moment nur ungern verzichten würde. Er konnte es nicht direkt sagen warum, aber die Art ihrer Erklärungen, ihre ganze Sprache, sie beeindruckte ihn bleibend. Und entsprechend hatte Solveg auch Lust, zu solch relativ späten Stunde ihren Wunsch zu erfüllen und zumindest einen Versuch, Wasser zu erschaffen, zu wagen. Und Schlaf fehlte ihm derzeit ja eh nicht, den hatte er heute tagsüber schon hinreichend gehabt.
"Beim Thema Wasser erschaffen würde ich ähnlich herangehen, wie an das Auffinden der magischen Aura.", begann er mit einem theoretischen Ansatz, "Wir oder besser eher ich hatte diese Aura als Nebel klassiert. Ein Nebel, der mich umgibt, den ich kontrolliere und dem ich sagen kann, was er tun soll. Und nun stelle ich mir schlicht und ergreifend vor, dass es möglich ist, diesen Nebel nicht nur in meiner mentalen Vorstellungskraft aufleben zu lassen, sondern ihn auch zu materialisieren. Und mithilfe diese kleinen Wassertröpfchen in der Luft, die man für gewöhnlich hier in der heißen Wüste wohl suchen darf, sollte es doch eigentlich ein Leichtes sein, weiteres Wasser zu erschaffen. Die Frage ist nun, ob es mir gelingt, dieses Vorhaben umzusetzen. Aber ich will es zumindest probieren, den Nebel zu materialisieren. Wie ich daraus einen ganzen Wasserstrom mache, kann ich mir im Moment leider nicht ausmalen."
Damit endeten seine theoretischen Ausführungen erst einmal, nun galt es, sie in die Praxis umzusetzen. Rein vom Gedanken her stellte er es sich nicht allzu schwierig vor.
Zuerst einmal musste er seinen magischen Nebel vor seinem inneren Auge erscheinen lassen, damit wollte der Dunkelblonde beginnen. Er erschuf sich eigens dafür eine Lichtkugel und platzierte sie nur ein Stück schräg oberhalb seines Kopfes. Mit geschlossenen Augen machte er weiter. Er spürte die Anwesenheit der Lichtkugel und irgendwie waren auch Melaine und Fenier da, nur nicht so klar, wie es die Lichtkugel war. Möglicherweise lag dies an der Entfernung, aber es konnte auch vollkommen andere Gründe haben, an sich spielte dies im Moment aber eine weniger wichtige Rolle.
Ein leichtes Hauchen sorgte dafür, dass er eine Bewegung vor der inneren Visualisierung vernahm, der Nebel war die ganze Zeit dagewesen. Natürlich war er dies, seine magische Aura umgab ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Dieses Hauchen, dachte er, vielleicht war das schon alles. Die Ausatemluft war für gewöhnlich etwas feuchter, als die normale Luft um ihn herum. Wenn er diese winzigen Wassertröpfchen miteinander vereinen konnte, so war zumindest schon einmal ein Ansatz für weiteres Vorgehen da. Ob sich dazu nun einfach weitere Wassertröpfchen eigneten oder die herhalten mussten, die sich in der Umgebungsluft befanden, das hatte man ihm nirgendwo erklärt.
Aber wie nun vereinen? Solveg überlegte fieberhaft. Auf dem Weg der Telepathie war es gewiss nicht gerade aufwandslos. Dennoch, Solveg wollte ihn austesten. Er fixierte auf magischem Wege zwei Wassertröpfchen, rief sie unter seine Kontrolle und führte sie zusammen. Das war kein großes Problem, würde jedoch ein erheblicher Aufwand, somit müsste er sich etwas Besseres einfallen lassen oder dies von jemandem geraten bekommen, der eine gewisse Ahnung davon hatte. Solveg gefiel seine Idee, aber sie war in der Hinsicht überhaupt nicht effizient. Es musste Alternativen zum umständlichen per Hand zusammenfügen geben, da war er sic vollkommen sicher. Vielleicht wusste Melaine mehr, wenn nicht, würde er sich morgen vermutlich selbst noch einmal hinsetzen müssen.
-
Seit einigen Tagen war der Minenarbeiter nun in Al Shedim. Diese Nomaden waren sehr interessant, er unterhielt sich gerne am Abend mit ein paar Kriegern über die Abenteuer die sie erlebt hatten. Doch der Krieger durfte sein Training nicht Vergessen. Diese Ruinen waren zwar Gefährlich aber auch sehr gut zum Trainieren. Er rannte ein wenig durch ein paar schmale Gassen, sprang über niedrige Mauern und trainierte mit dem Schwert ein paar neue Schritte. Doch diese Ruinen verbargen etwas, das spürte er schon lange. Maknir hatte er seid einiger Zeit nicht mehr gesehen, so viel er wusste Übte er seine Magiekunst weiter aus. Ein großer Turm kam in sein Sichtfeld, wie es aussah regnete es darin aber dies konnte ja eigentlich nicht sein. Er wollte zu diesem Turm und erkunden was darin zu finden ist. Es war ein langer weg, bis er endlich davor war. Dieses Gebäude war groß, sehr alt und schön anzusehen. Davor war ein Schwert, tief im Boden gerammt. Xanek berührte kurz den Griff, an dem eine Schwarze Schleife gebunden war. „Fass es nicht an!“ rief jemand.
Der Krieger drehte sich um, erblickte aber niemanden. Plötzlich kam Maknir aus diesem Turm. „Fass die Klinge bloß nicht an, sie soll von niemanden mehr getragen werden“ erklärte der Händler. Xanek blickte ihn Misstrauisch an, jedoch ahnte er schon warum der Novize so Wütend wurde. „Gehörte diese Klinge jemanden, der dir Nahe stand?“ fragte der Ex Häftling. Maknir schien in Gedanken vertieft zu sein. Seufzend schloss er die Augen. „Tylon, ein Nomade des Wüstenvolkes war ein guter Freund deines Clan Bruders. Die beiden waren verschieden, wie es Freunde nur sein konnten aber auch ich war ein guter Freund des Kriegers geworden. Er wurde in diesen Ruinen Ermordet …“ erklärte der Novize. „Nun entschuldige mich ich muss meine Übung endlich Beenden“ flüsterte der Bärtige und lies den Arbeiter alleine.
-
Ein neuer Morgen ist gekommen und Urr macht sich gleich auf in die Wüste. Er erkundete sie einmal ein wenig mehr er nahm bevor er aufbrach ein wenig Proviant mit er tankte sein Wasser voll bei einem Wasserfass und marschierte in die wüste ein wenig Außerhalb von al Shedim. Urr fand eine kleine art Gruft oder Tempel er sah eine niedergebrannte Fackel und zündete sie mit ein paar Feuersteinen an. Urr sah sich um er fand seltsame Schriftrollen und Sarkophage überall lag schmuck rum alte Schüssel aus blattgold. Urr sah sich die alten Schriften gut an und fand auch noch Steintafeln er nahm sie mit falls er sie irgendwann gebrauchen könnte plötzlich hörte er ein leises krachen Urr lief sofort aus dem Tempel artigen Gebäude er sah zu wie zwei Sandcrawler in den Tempel krochen Urr hatte glück das er aus dem Tempel verschwand sonst wer er Futter für die zwei Sandcrawler. Als er schlafen ging um sich auszuruhen forschte er noch ein wenig an den tafeln doch er verstand nichts davon dazu fehlte ihm die Erfahrung und altes wissen Urr legte sie beiseite und legte sich hin und freute sich auf den nächsten Morgen in der Wüste al Shedim.
-
Die Entführung
‚Dieser Kerl ist skrupellos‘ ging Sharif durch den Kopf, als er aus der Ferne beobachtete wie Bardasch die Mutter niederschlug und knebelte. ‚Zu schade, dass man ihn nicht weiter verwenden kann, denn der Ruhm wird ganz allein meiner sein‘. Nun musste Sharif sich jedoch beeilen, um seine Deckung nicht auffliegen zu lassen. Im Schutz der Hausdächer raste er durch die Stadt auf die Stallungen zu. Gerade als er um die Ecke bog, ritt der Ergraute aus dem Stall hinaus. Den Atem anhaltend presste er sich gegen die Holzwand, als dieser an ihm vorbeiritt. Flink wie ein Wiesel huschte Sharif hinein und warf seinem Pferd das Zaumzeug über. Bardasch war mit seinem Vorsprung natürlich einiges schneller und zudem kannte der Assassine diesen Stadtteil noch gar nicht, aber die Aussicht auf die Belohnung beflügelte den jungen Attentäter. Als wäre es ein Rennen um Leben und Tod trieb er sein Pferd in die Richtung an, in welcher Bardasch verschwunden war.
Immer wieder musste er sich entscheiden, wohin er reiten wollte und stets entschied er sich für den Weg, welcher eher nach draussen führte. Er glaubte schon den alten Nomaden verloren zu haben als er plötzlich das Weinen eines Kindes hörte. Breit grinsend riss Sharif sein Pferd herum und trieb es durch die Strasse. „Bardasch, ich habe dich gesucht!“ rief Sharif dem Säufer zu, als er auf diesen zuschoss. „Du hattest wahrhaftig recht. Du hast es immer noch drauf!“ lobte er den Alten und brachte seinen Gaul neben dessen Pferd zum Stillstand. „Was hast du mit der Mutter gemacht?“ – „Du musst das regeln, Wim“ sprach dieser und in der Stimme lag Unsicherheit und gar etwas Verzweiflung. „Keine Sorge, das werde ich“ versicherte er ihm. Die Pferde tänzelten unruhig umher und auf diese Weise konnte Sharif den geschickten Attentäter unmöglich ausschalten. „Gib mir erstmal die Kleine“ sprach der Assassine in einem besänftigenden Ton und streckte einen Arm aus. Zögernd gab Bardasch das Mädchen von sich und Sharif packte es fest. „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“ fragte Bardasch leicht erzürnt. „Du hast die Mutter niedergeschlagen und sie geknebelt, ich denke dafür solltest du bezahlen“ zischte Sharif und in einer schnellen Bewegung blitzte sein Stilett auf.
Bardasch wankte auf dem Sattel, konnte dem Stoss jedoch ausweichen. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hatte der Assassine seinem Pferd bereits einen kräftigen Hieb auf den Hintern gegeben, sodass dieses wiehernd davonstob. Sharif steckte das weinende Töchterchen der Wassermagierin vorne in seine Nomadenkluft und gab seinem Pferd einen Zwack in die Seite.
-
„Es ist ein Unterschied, Solveg, ob du nun einen Gegenstand bewegst, oder ob du Wasser bewegst. Überlege dir, wie du die Lichtkugel bewegst. Du denkst ihre Bewegung und sie folgt dir. Der Unterschied ist nun minimal und dennoch vorhanden. Einen Gegenstand greifst du mit der Magie und auch wenn du denkst, er solle zu einem bestimmten Ort, so wirst du doch immer weiter Magie wirken müssen, ihn immer wieder stoßen und drängen.
Eine Lichtkugel zu bewegen erfordert hingegen bloß einen Gedanken. Dein Geist ist noch immer mit einem dünnen Faden mit der Lichtkugel verbunden und noch immer fließt ein Teil der von dir genutzten Magie in die Erhaltung der Lichtkugel. Und über diese Verbindung ist es möglich, der Lichtkugel eine Bewegung zuzuweisen.
Und eben jene Art der Bewegung, das bloße Denken, was sich vom Drängen unterscheidet, ist es, die du dir auch beim Wasser zunutze machen kannst. Einem Diener Adanos‘ ist das Wasser nicht fremd. Ihm ist der Becher fremd, ihm ist der Stock fremd, ihm ist Silber, Gold und Perlen fremd, aber das Wasser ist wie dein eigener Körper. Du bewegst deine Hand auch nicht mit Telepathie, ebenso wirst du nie für das Wasser Telepathie nutzen müssen.“, hatte Melaine ihren beiden Schülern erklärt und sie dann mit den Worten entlassen, dass sie ein wenig üben sollten. „Es soll euch beiden möglich sein, Wasser zu erschaffen, das eine faustgroße Kugel ausfüllt. Außerdem solltet ihr es kühlen können und sogar zu Eis erstarren lassen. Macht euch ein paar Gedanken darüber, wie das funktionieren könnte. Ihr könnt es auch gerne ausprobieren, wenn ihr eine Idee habt. Ihr könnt euch auch in der Bibliothek Bücher dazu raussuchen. Wie ihr es für richtig haltet. Gute Nacht!“
Am nächsten Morgen war die junge Magierin schon früh erwacht und auch wenn die Sonne ihre ersten Fühler schon über das Land gestreckt hatte, war es doch noch angenehm kühl draußen gewesen, sodass sich die Adeptin ihren Schwertübungen widmen konnte.
Am Nachmittag jedoch suchte sich Melaine einen schattigeren Ort, nachdem sie das Schwert wieder in ihr Gemacht gebracht hatte. Sie musste sich nicht ständig damit herumquälen und vielleicht würde sie es eine Tages einfach wegschmeißen, bis dahin jedoch würde sie ihre Fähigkeiten nicht verrosten lassen. Vielleicht waren sie ihr noch nützlich, vielleicht tat sie es auch nur, weil sie glaubte, dass sie dem Schwert noch bedurfte und nicht erkannte, dass dies ein bloßer Irrglaube war. Doch sie glaubte auch, dass ihre Zukunft nicht in Al Shedim lag, spürte die Sehnsucht nach anderen Orten und wollte diesen Hort des Friedens doch nicht verlassen. Wo lag ihre Bestimmung in dieser Welt? Gab es ein für sie vorbestimmtes Schicksal? Warum hatten anderen immer etwas zu tun, glaubten, dass das was sie Taten von den Göttern für sie auserwählt worden ist, wenn sie doch Tag für Tag kaum etwas neues zu Gesicht bekam? Konnte es sein, dass sie dazu verdammt war, ein Leben lang ihr Wissen weiter zu geben, damit andere große Aufgaben erfüllen konnten? War dies ihre große Aufgabe, wo sie doch so klein und nichtig erschien?
Melaine blickte bedrückt in den Himmel, ehe sie die Augen schloss und sich mehr an den Stamm der Palme lehnte. Die Sonne streichelte ihr über die Beine, die von ihrem Rock bedeckt wurden, doch gab es nichts, was sie auch im Inneren wärmte…
-
Andy wusste nicht warum ihn die Leute immer gerne bei irgendwelchen Reisen dabei haben wollten. Vielleicht Lag es an seiner Ausstrahlung oder einfach nur daran das er bis an die Zähne bewaffnet war. Und auch sonst recht Sportlich wirkte. Aber Da Andy den Novizen Simon nicht einfach so gehen lassen konnte weil dieser den Anschein machte als würde er sich nicht selbst zur Wehr setzen können ging er doch zum Tempel. Da Andy nichts zu tun hatte war es außerdem auch eine gute Möglichkeit die Zeit tot zu schlagen.
Als Andy den Tempel erreicht hatte saß dort schon der Novize und kam ihm entgegen dann sagte er "Ah ich wusste doch dass du kommst. Dann können wir ja nun aufbrechen." Der Novize verlies mit schnellen Schritten den Tempelvorplatz und Andy musste ihm schon fast hinterher rennen. Als er ihn erreicht hatte sagte Andy "Was musst du eigentlich in diesem Morra Sul holen?" Der Novize lächelte und sagte "Das wirst du noch früh genug erfahren." Andy wurde die Sache immer Unheimlicher deswegen sagte er zu Simon "Warte kurz ich hole mein Pferd dann sind wir schneller" Simon schüttelte nur den Kopf und sagte "Erstens kann ich nicht reiten und zweitens ist es nur ein, ein Tagemarsch." Andy legte den Griff um seine Waffe und hielt die Umgebung nun noch besser im Auge als sonst.
-
Wie bewegte er eine Lichtkugel? Das geschah eigentlich intuitiv, darüber machte Solveg sich kaum noch Gedanken, sondern ließ es unterbewusst geschehen. Und genau so sollte er nun die Wasserteilchen vereinigen? Er mochte es fast nicht glauben, schließlich machte er sich über diese ganze Sache noch enorm viele Gedanken. Aber Melaine würde mit ihren Worten schon die Wahrheit sagen.
Auf die Bibliothek hatte er keine Lust, stattdessen sollten es die eigenen grauen Zellen sein, die ihm heute aushelfen sollten. Er saß mit dem Rücken an eine alte Ruinenwand gelehnt in deren Schatten und verknüpfte Gedanke mit Gedanke. Tief atmete er aus, da kam ihm ein Gedanke. Daran hatte er doch auch gestern schon gedacht. Die Ausatemluft war sehr feucht, warum sollte er das nicht nutzen?! Etwas hastig legte er seine Handflächen so zusammen, als wolle er sich gleich das Gesicht waschen. Tief atmete er ein, hielt einen Moment die Luft an und blies sie dann auf die beiden Handflächen, die er kurz darauf so schloss, dass kaum Luft aus ihnen heraus konnte. Nun musste es schnell gehen. Eilig fixierte er den Punkt im inneren seiner Handflächen und leitete dort etwas seiner Magie hin. Er wies sie quasi an, dort die Wassertröpfchen aneinander zuziehen, sie eben genau im Mittelpunkt zu vereinigen, sodass es keine einzelnen Tröpfchen mehr waren, sondern eine zusammenhängende Masse von Wasser.
Es geschah nun nicht unterbewusst, sonder auf Anweisung, aber vermutlich sollte er am Anfang nicht zu viel versuchen oder erwarten. Das Ergebnis war immerhin nicht enttäuschend, seine Hände fühlten sich ein wenig nass an. Aber dieser Ansatz war sicherlich nicht verkehrt, er musste ihn nur in größerem Maße durchführen. Eben nicht zwischen seinen Handflächen, sondern einfach hier in der ihn umgebenden Luft und ohne künstliche Feuchtigkeit durch seine Ausatemluft.
Solveg ließ seinen Blick kurz kreisen, schloss dann für einen Moment die Augen und fixierte wieder einen Punkt, in dem er nun erneut Magie konzentriert ansammelte. Er wies sie auch nun wieder an, die Wasserteilchen aus der näheren Umgebung zusammenzuziehen, sie in einem Punkt zu vereinigen. Irgendwie spürte der Dunkelblonde, dass es klappte und leitete deshalb weitere Magie dort hin, um mehr Wasserteilchen zu vereinigen.
Leicht zitternd zeigte seine ausgestreckte Hand mit der Handinnenfläche zu dem Punkt, an dem er die Magie fokussiert hatte. Dort schwebte ein kleiner Ball, leicht bläulich, aber insgesamt eher durchsichtig. Er streckte die Finger danach aus, es war feucht. Ja, dachte er, dies war Wasser. Aber ihm gelang es nicht wirklich, es für lange Zeit in der scheinbaren Schwebe zu halten. Nur noch wenige Momente vergingen, dann tröpfelte es in winzigen Sturzbächen zu Boden und färbte dort, wo es auftraf, den Sand dunkel.
Immerhin ein kleiner Erfolg, dachte der Adept sich so. Die Größe hatte natürlich noch nicht gestimmt und auch zu Eis war es noch längst nicht erstarrt, aber er konnte seiner Ansicht zu Recht behaupten, Wasser erschaffen zu haben.
-
am Kanal
„Noch ein wenig mehr…“, hauchte Fenier mit starrem konzentriertem Blick. Eine Schweißperle ran an seiner Schläfe hinab und es war nicht die Hitze, die ihm so zu schaffen machte. Zwischen seinen Händen, die er als Schale hielt, entstand langsam eine kleine Kugel aus Wasser.
Wasser aus der Luft zu manifestieren war wirklich nicht einfach, aber doch leichter als dass er es vermutet hätte. Er musste nur seinen Versuch von gestern auf die Luft übertragen. Solvegs Erkenntnisse und die zusätzlichen Erläuterungen von Melaine gaben ihm dabei weitere wichtige Hilfen.
Dann war es soweit. Ein großer Tropfen Wasser schwebte über seinen Handinnenflächen. Fast so groß wie ein Hühnerei. Jetzt hatte er es zweimal hintereinander geschafft, Wasser aus der Luft zu bündeln und es dadurch in seinen allbekannten flüssigen Zustand zurückzuführen. Er öffnete seine Hände und der Tropfen fiel in den warmen Wüstensand wo er eine kleine nasse Spur hinterließ, bevor er versickerte.
Jetzt gönnte Fenier sich erst einmal einen Schluck kühles Kanalwasser. „Schade eigentlich, dass es gestern so spät geworden war.“, dachte sich Fenier, denn er hätte sich gerne noch ein wenig mit Solveg unterhalten. Dieser war zwar auch noch gestern Abend putzmunter, wohingegen Fenier aber, nachdem er sich entschuldigt und verabschiedet hatte, todmüde in sein Bett fiel.
Heute hatte er sich gleich am morgen der erweiterten Aufgabe gewidmet. Doch noch hatte er keine Ahnung, wie man solch einen Tropfen zu Eis erstarren lassen könnte. Faustgroß war dieser auch noch nicht ganz, aber das erschien ihm eher als Nebensache. In der Bibliothek hatte er eher oberflächlich nachgeschaut, weshalb er auch nichts darüber gefunden hatte. Vielleicht hatte Solveg ja etwas herausgefunden?! Aber besser war es jedoch selbst einen Lösungsweg zu finden.
„Also auf ein Letztes!“, sagte Fenier in der Zuversicht, dass es auch noch einmal mit den Tropfen Wasser funktionieren würde.
-
Ziemlich erschöpft erreichten Ervo und Ceron die Stallungen von Al Shedim. Stallbursche war keiner da und so entschied der Hohepriester sich, zumindest das kleine Wohlfühlprogramm gleich selbst durchzuführen. Während zwei Skelette sich um die Hufe kümmerten, striegelte der Reiter sein Pferd. Ervo, der ziemlich erschöpft war, schien die Streicheleinheiten sehr zu geniessen und hob willig die Hufe an ohne dabei einen einzigen Knochenschädel zu zersplittert. Als er fertig war, führte Ceron sein Pferd in eine freistehende Box und machte sich anschliessend auf den Weg zum Tempel.
Der Novize, welcher Wache stand, schien den Hohepriester von einem früheren Besuch noch zu kennen und sprach gleich: „Die Priesterin Angelina ist ausser Hause“ – „Nicht in ihrem Gemach?“ fragte Ceron ungläubig. Es war doch schon spät Abends. „Und das Kind? Ist das oben?“ fragte Ceron, worauf der Novize die Schultern hob. Er wusste es nicht. „Dann lass mich durch“ sprach er und drückte den Novizen zur Seite. „Aber…“ – „Es fliesst schliesslich mein Blut in ihm. Ich werde eure Hallen schon nicht entweihen und wenn du mir nicht glaubst kannst du gerne mitkommen“ blaffte er den Novizen an. „Zu den Gemächern der Priesterin?“ – „Von mir aus kannst du sogar einen Schritt rein machen und dabei zusehen wie ich nach meiner Tochter schaue“ – „Ich war noch nie…“ – „Na dann wirst du jetzt“ meinte Ceron grinsend und packte den Novizen und ging mit ihm die Treppe hoch. Zum Glück wechselten die Zimmer im Tempel nicht ihre Standorte so wie die im Kastell. Ceron wollte die Tür öffnen. Er rüttelte am Griff, doch eigentlich spürte er bereits warum sie sich nicht öffnen liess. Er spürte sie als er die Tür berührte. Angelinas Zauber hielt die Türe für alle ausser sich selbst verschlossen. „Na gut“ meinte Ceron resignierend und wandte sich dem Novizen zu, welcher sich bereits davonstehlen wollte. „Und wo ist Angelina hin, hast du eine Ahnung?“ – „Ich sah sie zur Taverne gehen, Sir“ antwortete der Novize. „Dankesehr. Doch weder bin ich ein Sir noch sonst irgendwer. Bitte nenn mich das nächste mal einfach Ceron.“ – „Ja…, Schwarzmagier Ceron… Ceron“ stammelte der Novize zusammen, als der Hohepriester an ihm vorbeieilte.
Er prüfte jeden Tisch in der Taverne zweimal, doch er konnte keine Angelina und keine Jil ausmachen. So langsam wurde dem Schwarzmagier Angst und Bang. Er spürte wie seine Hände ganz schweissig wurden und obwohl er eine Glatze hatte, war ihm ungewöhnlich heiss um den Kopf. „Rebekka!“ rief er als er die Bedienung mit einigen Schnapsgläsern vorbeidüsen sah. Die junge Frau hielt inne und suchte nach dem Mann, der nach ihr gerufen hatte. Als sie ihn jedoch erkannte, wurde sie wieder ganz fürchterlich rot im Gesicht und stand starr wie eine Salzsäule.
„Hey, wird’s bald mit dem Schnaps? Wenn der nich sofort kommt, dann muss ich ihn mir wohl holen. Und dich nehm ich gleich mit“ drohte einer der Gäste mit einem dreckigen Lachen und deutete dabei auf die Kellnerin. „Lass mal“ murmelte Ceron ruhig, liess das Tablett aus Rebekkas Hand schweben, hob die Schnapsgläser an und liess sie zu dem Tisch rüberschwirren. Drei der Gläser setzten sich vor ihre Trinker, doch das letzte stülpte sich über das Auge des Grossmauls. Mit einem Geräusch löste sich der Unterdruck und das Gläschen schwebte unschuldig vor dem ungezogenen Gast hin und her. „Rebekka,“ wiederholte Ceron über das Gelächter der andere Gäste hinweg. „Hast du Angelina und Jil gesehen? Sie ist nicht im Tempel und der Novize meinte, sie wäre hierhergekommen.“
-
Der Himmel war bereits dunkel. Sterne funkelten sachte, wie Diamanten an einem schwarzen Tuch. Das Licht des Mondes brach sich in den Kristallen der Wüste, den hellen Perlen, das Gold ohne Wert. Und Melaine schlief noch immer Stumm unter ihrer Palme, wartete darauf, dass man sie weckte, dass der Traum für sie ein Ende fand und sie wieder ihrer Pflicht nachgehen konnte. Vielleicht würde es ihr auch gefallen, ewig zu schlafen, wenn sie selbst bestimmen könnte, wie ihre Träume verliefen, wer wann und wo dazu stieß und ihr eine gute Gesellschaft war. So waren es bloß Jäger, Streuner, die sie in der Nacht in Schwarz gehüllt mit schwarzen Bögen und schwarzen Pfeilen mit weißem Gefieder jagten. Dunkelheit war das stärkste Motiv in ihren Träumen und sich zu wehren schien sinnlos, einzig und allein die Flucht blieb der Rothaarigen. Doch plötzlich rannte sie gegen einen schweren schwarzen Ast und landete röchelnd auf den Boden.
Langsam öffnete Melaine ihre Augen und richtete sich vorsichtig wieder auf. Es war bereits Nacht und es schien so, als hätte sie den ganzen Tag geschlafen, während sie auf ihre Schüler gewartet hatte. Sie erhob sich und streifte sich den Sand aus den Haaren und von ihrer Kleidung, ehe sie sich auf die Suche nach den Beiden machte. Zuerst begegnete sie Solveg, der ihr erklärte, dass er zwar bereits Wasser erschaffen hatte, es aber noch nicht hatte zu Eis erstarren lassen können. Melaine ließ sich eine kleine Kostprobe seines Könnens zeigen, ehe sie ihn bestärkte, weiter zu üben. „Du bist auf dem richtigen Weg. Ein paar Stunden mehr Übung und es wird auch mit der Menge besser klappen. Vielleicht solltest du dich zuvor jedoch ausruhen. Du siehst nicht gerade so aus, als hättest du die letzten Stunden geschlafen und könntest noch länger so weitermachen.“
Die Lehrmeisterin ließ ihren Schüler hinter sich zurück und suchte weiter nach dem zweiten, den sie am Kanal fand. Er saß im Sand und starrte auf seiner Hände, die eine Kuhle formten. Eine Wasserkugel, die immer größer wurde, tanzte darin. „Das sieht doch schon sehr gut aus, Fenier. Hast du auch schon versucht, sie zu vereisen? Wenn nicht, hast du schon eine Idee, wie du es anstellen willst?“
-
„Hmm, ich hatte schon eine Idee, bin mir aber nicht sicher, ob ich sie verwirklichen kann.“
Melaine hatte ihn bei seiner Übung beobachtet und ihn für die augenscheinlichen Fortschritte gelobt. Was sie nicht wusste war, dass der Tropfen instabil wurde, sobald er noch größer wurde. Doch Fenier beurteilte das als eine Sache der Übung und brach seinen letzten Versuch ab um seiner Lehrmeisterin die Idee mit dem vereisen des Wassertropfens zu erläutern.
„Wenn man davon ausgeht, dass die Magie nicht einfach nur vorhanden ist, sondern sich auch bewegt, also einen ewigen Strom darstellt, dann könnte man einer gewissen Vermutung nachgehen: Bewegung wärmt und genau so ist der Stillstand kalt.“
Fenier wartete einen kurzen Augenblick um seine Gedankenstränge zu ordnen. Dann fuhr er fort: „Ich merke die sich ausbreitende Wärme in mir, wenn ich Zauber wirke. Diese Wärme verschwindet auch wieder sobald ich anderen, nicht-magischen Tätigkeiten nachgehe. Ich habe es noch nicht versucht, aber es wäre doch möglich, dass sich Wasser oder ein anderes Material erwärmt, wenn man die magischen Ströme darin und darum schneller fließen lässt?! Und genau so könnte man etwas kühlen oder eben gefrieren, wenn man die entgegen gesetzte Arbeit verrichtet: Man verlangsamt den magischen Strom!“
Es klang mehr nach einer Frage, als nach einer wirklichen Antwort.
„Eine Problemfrage stellt sich mir allerdings noch: Muss man diese Strömungen, wenn man solche voraussetzt, gänzlich zum Stillstand bringen? Das würde doch entgegen einer eigentlichen Wirkung von Zaubern stehen?! Oder muss man diese Bewegungen nur auf ein Minimum reduzieren?“
Hatte er jetzt nicht gerade selbst seine Frage beantwortet? Seine Lehrmeisterin würde ihm schon helfen können. Wichtig war jetzt erst einmal ob sein Ansatz von der Vorstellung der bewegten Magie zusprach oder nicht?!
-
Oh da war er ja wieder der gutaussehende Liebhaber von Angelina der Priestern... dachte Rebekka als sie den Hohepriester sah. Er betrat die Taverne und musterte kurz jeden Gast in der Taverne als er sich schließlich an Rebekka wandte und sie fragte, wie sollte es auch anders sein, Angelina gesehen hätte. Auch wenn sie wusste das sein Herz für die Priesterin schlug bekam sie selbst Herzklopfen als er sie ansprach. Dieser Mann hatte ihr schon damals imponiert als sie ihn das erste Mal begegnete.
"Ja, ich habe sie gesehen sie hat hier zu Mittag gegessen und dann hörte sie von dem Wanderzirkus nahe der Oase. Dort wollte sie zusammen mit ihrer Tochter hingehen. Sie lud mich sogar ein sie zu begleiten, jedoch hatte ich keine Zeit. Die vielen Gäste und keine Ablösung war da..."
"Aha... und dann ist sie dort hingegangen?"
"Ja, das war allerdings schon gestern."
"Was? Und seit dem wurde sie nicht mehr gesehen? Da muss doch etwas passiert sein."
"Hm ungewöhnlich ist es schon, zumal ich niemand sonst von dem Zirkus sprach...."
"Und auf was warten wir hier noch? Wir müssen sie suchen!"
Der Hohepriester war verständlicher Weise außer sich. Rebekka wünschte sich in diesem Moment auch einmal einen Mann zu haben der sie so sehr lieben würde, wie dieser Mann Angelina liebte. Sie fühlte einen Stich in ihr Herz als sie an Wun dachte, dem sie sich hingegeben hatte für einen Moment der wohl einzigartig bleiben würde in ihrem Leben, weil sie ihn nie wieder sehen würde. Ausgerechnet einen Dieb, einen Vagabund hatte sie sich aussuchen müssen... sie war selbst schuld.
"Ich werde dich begleiten. Da kommt Anne gerade."
Rebekka erklärte der Wirtin kurz die Situation und sie ließ ihre Bedienung gehen. Wenig später ging der Hohepriester zusammen mit Rebekka im Laufschritt zur Oase.
-
„Einen Moment“ bat Ceron Rebekka und hielt sie sanft beim Arm zurück. In all seiner Aufregung hatte er völlig den Ring vergessen. Wenn Angelina das passende Fusskettchen trug, wovon der Hohepriester schwer ausging, dann würde er zumindest rausfinden in welche Richtung sie gehen mussten. Der Schwarzmagier zog den Ring vom Finger und legte ihn sich auf den Handrücken. Fasziniert schaute Rebekka zu wie der Ring sich neu ausrichtete. „Da lang… Da ist doch die Oase, oder?“ – „Ja“ meinte Rebekka und konnte dabei den Ring kaum vom magischen Geschmeide abwenden. „Was hat es denn mit dem Ring auf sich?“ fragte sie, als sie zügigen Schrittes auf die Oase zuhielten. „Der Ring gehört zu einem Fusskettchen. Ich trage den Ring, sie das Fusskettchen. Die beiden Schmuckstücke finden sich und richten sich aufeinander aus. Das ist ziemlich komplizierte Magie“ gab Ceron zur Antwort. Sie erreichten die Oase und während Ceron abermals seinen Ring konsultierte, schaute Rebekka sich um und rief den Namen der Priesterin. „Brauchst du Licht?“ fragte Ceron mit dem ersten Lächeln, seit dem Betreten des Tempels. Auf das Nicken der Küchenhilfe hin erschien über der Oase ein strahlender Stern – eine Lichtquelle sondergleichen. Einen Moment lang blendete es die Suchenden, doch bald schon hatten sie sich an das grelle Licht gewöhnt.
Ceron setzte langsam einen Fuss vor den anderen und folgte dabei den Zuckungen des Ringes. Rebekka war unweit vor ihm und hielt nach der Priesterin Ausschau. „Sie könnte bereits in Mora Sul sein“ stöhnte der Schwarzmagier.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|