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Bloody und Kojak erlebten einige viele schon oft erzählte und nieder geschriebene Abenteuer. Sie durchwanderten hohes Gebirge, dunkle Wälder und karge Steppen; nahmen an Schlachten teil und retteten des öfteren die Welt vor bösen Dämonen und machtversessenen Königen. Außerdem heirateten sie auch mal die ein oder andere Königstochter. So wie es die Helden in den Geschichten eben taten, wenn sie gesiegt hatten. Das schlimme war nur, man wurde es leid. Man konnte es schon kaum mehr sehen.
Als mal wieder ein bösartiger Drache auf die beiden zugeflogen kam, wandten sie sich ab:
"Ich hab keine Lust mehr, das hat's doch schon hundert mal gegeben, wieviel von den ach so originellen Geschichten dürfen wir noch machen? Ich weiß gar nicht mehr wieviel Frauen ich geheiratet, wieviel Drachen gehäutet und wieviel geheime Grabkammern wir geplündert haben." seufzte der Bandit.
Die Szenerie hatte wieder gewechselt, sie standen in einem Thronsaal und ein fröhlicher, pausbäckiger König kam schnell auf sie zu.
"Ich gebe euch meine Töchter zur Braut und jedem die Hälfte meines..."
"Jaja, lass stecken!" winkten die beiden gelangweilt ab und es wurde schon wieder schwarz.
Wieder ein Szenenwechsel. Doch diesmal kamen sie nicht in eine neue Geschichte. Nein, diesmal gelangten sie wieder zu der Feder, zurück an den Ausgangspunkt.
"Willkommen zurück!" jubelte die Feder und verbeugte sich vor den zwei müden Geschichtenerzählern.
"Habt ihr eure Lektion gelernt? Wisst ihr nun was es für eine schwierige Sache ist, gute Geschichten zu erzählen?"
Die beiden würden in ihrem jetzigen Zustand wohl zugeben das sie jede nur erdenkliche Lektion gelernt hatten. Bloody würde sogar zugeben das Bier schlecht für den Atem war.
"Ja haben wir, wir wissen jetzt alles... aber bitte lass uns wieder raus aus dieser Welt..." flehte der Bandit die mächtige Feder an.
"Gut... ich glaube euch. Und so endet nun die Geschichte von Bloody und Kojak's Reise in eine andere Welt." meinte die Feder und die beiden Erlösten wurden aus dem Buch heraus geschleudert. ...
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Rausschleudern war das richtige Wort. Sie landeten etwas unsanft auf dem Steinboden. Zu guter letzt hatte sich Kojak auch noch den Kopf gestossen. Das tat seinen Kopfschmerzen die er die ganze Zeit hatte auch nicht gut. Er musste sich erst mal setzen. So verbrachte er einige Minuten. Konnte das Erlebte wirklich sein. Kojak hatte schon viel über Magie gehört aber selber erlebt hatte er sie noch nie. Das ganze Kastell war voller Magie. Er wollte gar nicht wissen was man mit so viel Macht alles anfangen konnte. Wenn ein falscher diese Kräfte ausüben würde könnte er die gane Menschheit versklaven. Darüber wollte er aber gar nicht genauer nachdenken. Kojak war erst mal froh wieder hier in der "Realen Welt" zu sein. Die Kopfschmezen liesen langsam nach. Das war ein gutes Gefühl. Die ständigen Kopfschmezen waren alles andere als gut.
Mensch Bloody, das war ja was. Ich habe echt gedacht, daß wir immer von Geschgichte zu Geschichte wecheln würden.
Kojak war sichtlich erleichtert das die Zwei die Sache gut überstanden hatten. Seine Neugierte würde er künftig besser unter Kontrolle haben. Da musste er schmunzeln den er glaubte selber nicht dran. Er ließ sich nochmal so einiges durch den Kopf gehen. Kojak konnte immer noch nicht glauben was da geschehen ist. Er zwickte sich in seinen linken Arm, nur um zu schauen ob er wach ist. Das war er anscheinend aber glauben konnte er es immer noch nicht. Das glaubt einem ja keiner.
Bloody, wie siehts aus? Trinken wir ein Bier? Und etwas essen könnte ich jetzt auch.
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"Das erste Mal is für die meisten Besucher ziemlich verwirrend" Das Narbengewebe im Gesicht des Hühnen verzog sich zu einem wilden Grinsen.
"Aber dafür sind wir ja da."
Mit einer ausladenden Handbewegung bedeutete Dûhn seinem Gegenüber ihm zu folgen und durchquerte sogleich mit weit ausladenden Schritten die Eingangshalle.
"Die Dämonen sind zwar höflich, verursachen einem aber auch mörderisches Kopfweh, wenn mann's nich gewohnt is' mit den Biestern zu reden." Brummte Dûhn.
In einem der breiten Gänge angekommen, holte ihn auch gleich sein blonder Begleiter ein, welcher sich immer noch vollkommen lautlos zu bewegen schien. Wo die Rüstung und das Waffengeschirr des Riesen klirrten und knarzten, der Mantel raschelte und die Kampfstiefel ihre genagelten Sohlen mit dumpfem Stampfen in den roten Teppich rammten, bewegte sich der hochgewachsene Fremde mit geradezu unheimlicher Stille neben ihm her.
Von einem seltsamen Gefühl geleitet musterte Dûhn eingehend die Züge seines Begleiters. Nichts abnormales. Doch das Gefühl blieb.
Der blonde musste seinen Blick gespürt haben, denn seine Augen fuhren blitzschnell in Richtung des Kolosses und ein leicht überhebliches Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus.
Mach dich nicht verrückt. dachte der Riese.
Nicht jeder hat sich gegen dich verschworen.
Die ganze Szene hatte nur wenige Sekunden gedauert und Dûhn fand wieder zu seinem üblichen Trott zurück.
"Was führt denn 'nen Mann wie euch an diesen Ort?" Der Riese kratzte sich mit dem Geräusch über Fels schabenden Sandpapiers am Dreitagebart.
"Ihr seht so aus als wärt ihr schon....viel rumgekommen." Der Hüne verlieh seiner unausgesprochenen Frage mit einer erhobenen, buschigen, Augenbraue Nachdruck.
Bevor der Mann antworten konnte trat das ungleiche Paar bereits aus einem der steinernen Torbögen in den Innenhof des Kastells.
Der klaren, kalten Nacht zum Trotz, war es im Innenhof angenehm warm. Das leise Rascheln üppiger Vegetation vermischte sich mit dem unterschwelligen Rauschen der Bergwinde und schuf in der nächtlichen Stille eine Art Lied, welches gleichsam beruhigend, als auch framdartig, wirkte als entstamme es anderen Quellen als simpler Botanik. Winzige Pollen und Staubpartikel schwoben, tanzten, taumelten durch die Luft und wurden vom Mondlicht und den bläulich glimmenden Tageslichtspeichern an den Wänden mit silbernen Strahlen durchzogen. Selbst der Nachthimmel wirkte finsterer, erhabener und mächtiger als irgendwo sonst auf Khorinis; geschwängert von milliarden funkelnder Sterne.
Doch all das verblasste im Angesicht der mächtigen, alten Esche.
Der uralte Baum bewegte seine Krone in einem Takt, den er sich nicht vom Wind vor schreiben zu lassen schien. Das Flüstern der Blätter gemahnte an die Millenienalte Macht, die hinter der silbrigen Rinde floss und wogte, sich bis in die Blattspitzen reckte und in einer Art summendem Gefühl im Körper eines Beobachters aufstieg.
Dûhn atmete tief ein. Das war es, was der Riese vermisst hatte.
Leben.
"Der Innenhof, auch das Atrium genannt. Unser Ort der Entspannung und Einkehr. Und Nickerchen kann man hier auch ganz gut halten."
Der Hüne zwinkerte dem blonden zu.
"Schaut euch nur um und sagt mir wann ihr weiter wollt. Habs' nich eilig."
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"Eine sehr gute Idee, wollte gerade dasselbe vorschlagen!" meinte Bloody und stand dann auch vom kalten Steinboden hoch. In der Bibliothek befand sich außerdem der Schwarzmagier HoraXedus, der aber in seine Lektüre über Getriebe(Automatik oder Handschaltung?) vertieft war.
Die beiden verließen also, immer noch ein wenig durcheinander, die Bibliothek und betraten das Refektorium, welches Bloody nur "Kneipe" nannte.
Sie setzten sich an einen Tisch und Bloody wünschte sich erst mal eine ordentliche Mahlzeit und dazu ein frisches Bier.
"Eine echt seltsame Sache, naja so ist eben das Kastell. Ich denke du weißt jetzt was hier alles möglich ist. Was es hier alles gibt, es aber eigentlich gar nicht geben dürfte." ...
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Na, dann erst mal brost. Es war schon alles ziemlich verwirrent. Ich habe noch einiges zu lernen wenn ich überleben will.
Kojak war sehr müde. Das kühle Bier war ausgetrunken und ein Stück Käse gegessen. So gingen die beiden auf ihre Zimmer und wollten schlafen.
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Messingläufer
Horaxedus hockte an seinem Studiertisch in der Bibliothek des Kastells und überflog eilig die vergilbten Seiten des übelriechenden Buches, welches rüde aufgeklappt und daher beinahe in zwei Teilen vor ihm lag.
"Diener, schert es Dich, der Richtung Deiner ureigensten Strecke nicht zu folgen? Irrst Du umher, drehst Dich im Kreise gar? Schon mancher, der in einer trüben Nacht aufschreiten wollte, den schnürenden Fuchs von seinem Hofe zu vertreiben, erschlug schier blind die letzte Gans.
Und Du fragst Dich, Diener, ob Du zu den verirrten Seelen gehörst, die nicht Wald vor lauter Bäumen, nicht Weib vor Wollust zu erspähen vermögen? Wohlan, Diener, so gehe in Dich. Sind es Dir vertraute Orte, welche Dir den Sinn verdrehen? Denn stehst Du immer neben Deiner selbst, kann selbst der klügste Zauber, selbst der letzte Schritt, Dir nicht in Deiner Not noch helfen."
Der Glasmacher schaute kurz auf. Zählte er zu den Verrückten, die immerzu verwirrt und irre rückwärts durch ihr Leben zogen? Eine satte Gänsehaut legte sich auf seine Unterarme, als der Magier entschlossen den Kopf schüttelte. Nein, nur an bestimmten Orten verlor er die Orientierung: Sobald er die Treppe hinauf zu seinem Gemach erklomm, war es ihm nur noch rückwärts ausschreitend möglich, sich überhaupt einen Weg zu suchen. Genau dieser Fall traf auf das zu, was der Autor des Buches beschrieb. Nur an vertrauten Orten... Jaja, das passte, also weiter.
"So höre, Diener. Halte Ausschau nach dem Messingläufer. Am besten im Dämmerlicht."
"Und weiter?!" Der Schwarzmagier führ unwillkürlich hoch. Doch sein berechtigter Zorn half nicht. Das Kapitel über Irrläufe an vertrauten Orten war beendet und auch eine ungeduldige Recherche in den Regalen dieser stattlichen Bibliothek brachte keine näheren Erkenntnisse.
Wo sollte man so einen Messingläufer finden? Was war das überhaupt? Und wenn man einen fand, was tat man dann damit?
Resigniert und zornig verließ Horaxedus den Lesesaal. Messingläufer! Welch ein Humbug!
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Vor die Wahl gestellt, noch einmal in den Innenhof oder gleich auf ihr Zimmer zu gehen, hatte Renata den Innenhof gewählt. Die Nacht war lau und klar, der Mond stand als schmale Sichel am Himmel und lud zum Träumen ein. Die junge Frau, die sich ihr in der Taverne angeschlossen hatte, war in den Gästezimmern untergebracht und schlief wahrscheinlich schon.
Wenigstens hatte sich im Krankenlager etwas getan. Rhodgar sei inzwischen aufgewacht, berichtete einer der niederen Dämonen, und nur gerade jetzt, als Folge einer Behandlung durch die Hüterin, wieder in Tiefschlaf gefallen. Die Magiern saß auf der Bank unter der Esche, lauschte, fühlte dem Hämmern dieser Auskunft in ihrem Kopf nach und staunte. Das musst eine ziemliche Rosskur gewesen sein.
Seraphin schlafe trotz gut verheilt Wunden und obwohl das Fieber ganz verschwunden sei immer noch, fuhr der Dämon mit seinem Hämmern fort.
Als würde er nicht aufwachen wollen, dachte die Magierin bei dieser Auskunft und sah auf den silbernen Halbring, den der Mond an den Nachthimmel zeichnete. Ich weiß, was ihm fehlt, durchfuhr sie plötzlich die Erkenntnis. Träume. Ihm fehlten Träume. Hatte sie nicht vor wenigen Minuten noch darüber nachgedacht, dass dieser Mond zum Träumen verleiten konnte? "Lass ihn hier hinaus bringen" wies sie den Dämonen an und nur wenig später schwebte ein Bett durch das Tor, das aus der Halle in den Hof führte. Ein merkwürdiger Anblick war das, selbst an einem Ort wie diesem waren fliegende Betten nicht alltäglich. Dabei flog das Bett gar nicht wirklich, wurde nur von unsichtbaren Dämonen getragen.
Das schwebende Möbel glitt mit nur einer Handbreit Abstand über dem Boden, näherte sich der Esche und drehte sich einmal um sich selbst, ehe es sich langsam senkte wieder Bodenkontakt bekam. Als hätte sie auf dieses Signal gewartet, bewegte sich die Krone der Esche, leise raschelte das Laub, wie Musikinstrumente, gespielt von einer Schar winziger Baumgeister. Auch die ersten Vögel erwachten gerade und liessen sich zu einer Begrüssung des anbrechenden Tages verleiten.
Ein zufriedenes Seufzen kam aus Richtung des Bettes, als Seraphin sich lächelnd auf die Seite drehte. Träum was schönes und wach gesund und munter wieder auf, mein Freund, verabschiedete sich die Magierin von dem Schlafenden, ehe sie auf ihr Zimmer ging.
Geändert von Renata (22.08.2004 um 00:26 Uhr)
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Lehrling
Wie es schien, traute ihm sein riesiger Führer nicht ganz. Dem Corruptor war dies nur recht. Allerdings konnte der Mann, obwohl er dies nicht wusste und der Corruptor ihn darüber auch nicht aufklären würde, vorläufig beruhigt sein. Vorläufig. Hans wusste, dass man die Hand, die einem fütterte, nicht beissen sollte. Und da er gedachte, sich hier einen Unterschlupf zu besorgen, waren die Bewohner dieses geheimnisvollen Ortes vorläufig vor ihm sicher. Aber wohl nicht für immer. Diese Schwarzmagier mussten im Laufe ihres Wirkens mächtige und vor allem wertvolle Dinge zusammengesammelt haben. Da konnte der Corruptor gar nicht anders. Aber erst einmal musste er sich sowieso mit den Gegebenheiten hier vertraut machen. Ein Raub ohne genügend Informationen war wie ein Kampf ohne Waffe und Rüstung, reiner Selbstmord.
Auf die Frage nach dem Grund seines Hierseins antwortete Hans: "Ich habe von der riesigen Bibliothek gehört, die hier zu finden sei. Und da ich immer gerne informiert bin, wollte ich einmal einen Blick hinein werfen und vielleicht ein paar Bücher über dies oder jenes anschauen..." Zu einem kleinen Teil stimmte diese Aussage sogar. Die Bücher, die es in der riesigen Bibliothek geben musste, waren Hüter eines unermesslichen Wissensschatzes. Und es verbarg sich bestimmt manch ein Geheimnis oder Hinweis auf Verborgene Dinge in all den Schriften.
Wissen war Macht.
Der Corruptor wollte keine Macht um der Macht willen. Aber im Laufe seines Lebens hatte er gelernt, dass Worte oder auch nur Andeutungen zerstörerischer sein konnten als jegliche nur erdenkliche Waffe. Und manch einer erkaufte sich das Schweigen des Corruptors für viel Gold.
Auf die unausgesprochene Frage seines Führers ging er nicht weiter ein. Der Corruptor hatte keine Lust auf Spielchen. Wenn der Riese etwas wissen wollte, musste er nur gerade und direkt fragen, dann würde ihm der Corruptor gerade und direkt eine hübsche Lüge auftischen.
Der Innenhof des Kastells war ein Wunder für sich, wie wohl fast jeder Raum in dem mächtigen Gemäuer. Die Nacht war klar, hell strahlten die unzähligen farbigen Lichtpunkte der Sterne von ihrem Platz am Himmelszelt hernieder, der Mond erleuchtete als schmale Sichel die Szenerie. Der Sommer neigte sich langsam dem Ende zu und nachts wurde es mittlerweile manchmal schon wieder merklich kühler. Doch davon war hier, in diesem Innenhof, nichts zu spüren. Es war sogar angenehm warm. In diesem Klima wuchs und gedieh es überall, es grünte und blühte, im sanften Wind, der von den Bergen wehte, wogen sich Blätter und Äste wie zum Takt eines nur ihnen verständlichen Liedes.
Doch der Riese hatte keine Augen für all das. Seine ganze Aufmerksamkeit wurde von einem uralten, mächtigen Baum in Anspruch genommen. Versonnen starrte der Mann auf die Esche, die mitten im Innenhof thronte. Wahrlich, dieser Baum verdiente einen Thron, man spürte das uralte Leben in ihm, die Kraft. Dieser Baum hatte schon viele Menschenleben überdauert und würde auch noch in vielen Jahren hier stehen, wenn die jetzigen Bewohner schon lange zu Staub zerfallen waren. Er war wie ein Berg, majestätisch und schön.
Natürlich war der Corruptor von all dem nicht im geringsten beeindruckt. Er musterte kurz die Vegetation, prüfte sie auf mögliche Verstecke, um jemandem heimlich aufzulauern. Der alte Baum mochte uralt sein, aber eine scharfe Axt oder ein Feuer würden seinem Leben schnell ein Ende setzen.
Eine Frau sass auf einer Bank unter der Esche, wahrscheinlich ein Magierin. Der Corruptor betrachtete sie kurz. Dann wurde sein Augenmerk plötzlich auf etwas anderes gelenkt. Langsam drehte er den Kopf, um nach der Ursache zu sehen, die ihm in den Augenwinkeln aufgefallen war. Eine gute Handbreit über dem Boden schwebte ein Bett durch die Luft und hielt auf die Magierin unter dem grossen Baum zu. Wie von Geisterhand... dachte sich der Corruptor ...oder Dämonen. Hatten nicht immer wieder Leute über die Dämonen gesprochen, die im Kastell der Schwarzmagier hausen sollten und den Befehlen der Dämonenbeschwörer gehorchten? Und sein riesiger Führer hatte vorhin auch Dämonen erwähnt. Der Corruptor verfolgte, wie das Bett sich der Esche näherte, schliesslich eine Drehung vollführte und dann auf dem Boden zum Stillstand kam. Eine Person lag darauf, sie schlief tief und fest. Was das ganze wohl sollte? Vielleicht war es ja nur ein Scherz, den sich ein paar Magier erlaubten.
Auf jeden Fall hatte der Corruptor genug vom Innenhof gesehen. Er wandte sich - es war für Hans immer noch eine erstaunliche Erfahrung, so weit nach oben blicken zu müssen - an den Riesen neben ihm: "Was gibt es denn sonst noch interessantes hier? Mir wurde gesagt, mit der Gabe an den steinernen Magier würde ich mir Kost und Logis erwerben. Und gibt es Bereiche hier, die ich besser meiden sollte?" Solche Bereiche würden natürlich erst recht sein Interesse wecken.
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Dûhn blinzelte überrascht, als der blonde ihn aus seinen Gedanken riss. Knarzend drehte sich der Baum von einem Mann zu seinem Begleiter.
"Ja, sicher, ihr müsst müde und hungrig sein. Folgt mir!"
Mit dem gleichen Tempo wie zu anfangs schritt Dûhn zurück in die dunkle Kühle des Gangsystems und begann dabei disharmonisch zu summen, wie zu einer Melodie die nur er vernehmen konnte. Einige Kerzen auf gußeisernen Ständern grüßten den hohen Schwarzmagier auf flackernde Weise, als er an ihnen vorbei stampfte. Der blonde Mann hielt, wie schon zuvor, ohne größere Probleme mit seinen raumgreifenden Schritten mit.
"Das Refektorium is' der Raum wo ihr euch den Bauch voll schlagen könnt. Ihr seht ein bisschen aus, als hättet ihrs nötig." Ein schelmisches Schmunzeln huschte über die vernarbten Züge.
"Naja, reden kann ich lange. Hier!"
Die Flügeltür vor der die beiden Männer angekommen waren schwang mit Wucht auf als der Koloss ihr einen leichten Stoß gab und krachte mit dumpfem Pochen gegen die steinerne Wand. Eine kleine Staubwolke erhob sich, durch die Türen aufgewirbelt, und kitzelte für einen kurzen Moment in der Nase.
Die Halle, welche sich nun vor dem Fremden erstreckte, ähnelte in ihren Abmessungen der Eingangshalle. Unzählige Bänke und Tische reihten sich hier nebeneinander auf, nur unterbrochen von einer gemütlich aussehenden Sitzgruppe bei einem Kamin, in dessen Eingeweiden ein prasselndes Feuer zuckte. Die Decke war mit, erstaunlich detailreichen, Fresken versehen, welche wohl da Ende der Welt und den Triumph Beliars zeigten. Schön anzusehen, aber bei längerer Betrachtung extrem verstörend.
"Falls ihr was wollt, müsst ihr nur dran denken. Die Dämonen werden euch fast jeden Wunsch erfüllen. Seht!"
Der Riese schloss für einen kurzen Moment die Augen und öffnete sie gleich darauf wieder, als eine übervolle Schale Früchte aus dem diffusen Dunkel herbei schwebte und mit einem hölzernen pochen auf den nächsten Tisch absetzte. Dûhn langte hinen und pflückte sich einen blutroten Apfel aus dem Wust an Früchten. Die Frucht erschien in seiner Faust winzig, als er sie dem blonden vor die Nase hielt, welcher eine Augenbraue hob und den Apfel kommentarlos verschwinden ließ. Nur ein leichtes Glitzern in dessen Augen zeugte von neu erwachtem Interesse.
"Seht euch ein wenig um, wenn ihr wollt. Könnt die Sache mit dem 'dran denken' auch gerne mal selber ausprobieren."
Dûhn ließ sich auf einer der Bänke nieder, welche ein derartig grauenhaftes Knarzen von sich gab, das es schein als kapituliere das Holz vor der Masse des Hünen. Doch das Sitzmöbel hielt der Belastung stoisch stand.
"Sagt einfach bescheid, wenn ihr weiter wollt."
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Lehrling
Auch der Corruptor setzte sich. Na, das ist ja mal was... denken und es wird geliefert. Kaum hatte er dies gedacht, da tauchte auch schon sein nächster Gedanke auf, und zwar in Form eines hölzernen Bechers vor ihm. Die Vorstellung eines kühlen Schluckes Wasser und schon stand das Wasser vor ihm. "Wirklich praktisch, dieses System..." sprach der Corruptor, während er den Becher ergriff und einen erfrischenden Schluck daraus nahm.
Als er den Becher wieder abstellte, musterte der Corruptor kurz den Raum. Hier konnten einige Leute Platz finden und sich verpflegen. Wenn alles voll war, hatten die Dämonen sicher einiges zu tun, bei dem Gedankenreigen, der dann wohl hier herrschte.
"Ihr sprecht immer wieder von den Dämonen und mir ist auch durchaus bewusst, dass ich mich hier im Heim der Dämonenbeschwörer aufhalte..." wandte sich der Corruptor an seinen Führer "...jetzt interessiert es mich natürlich, wie das ganze etwas genauer geht. Ihr erwähntet vorhin zum Beispiel, dass man Kopfschmerzen bekommt, wenn man mit ihnen redet. Also bei den zwei Skeletten draussen am Tor war nichts zu bemerken..." In jedem Haus gab es eine Macht, die meistens unterschätzt wurde. Und das war die Dienerschaft. Und wenn es sich dabei um so mächtige und gefährliche Diener wie Dämonen handelte, konnte der Corruptor nicht früh genug mehr über sie erfahren.
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"Die Skelette sind keine Dämonen. Die beiden sind einfach...nervtötend." Dûhn seufzte schwer und kratzte sich am Kinn.
"Keine Ahnung warum die beiden da draußen hängen, oder warum die so eine verdammt große Klappe haben."
Ein weiterer Krug flog mit athemberaubendem Tempo auf den Tisch der beiden Männer zu. Gedankenverloren ergriff der Riese den Henkel des großen Holzhumpens und bremste so dessen Flug derartig aprubt ab, das ein wenig des schwarzen Starbiers über den Rand schwappte und auf dem Tisch landete. Nach einem tiefen Zug wischte sich Dûhn den flockigen Schaum vom Mund und kratzte sich im muskelpepackten Stiernacken.
"Die Sache mit den Dämonen is' da schon etwas anders." Die schwarze, silbern genietete Lederrüstung knirschte leicht, als der Koloss seine Sitzstellung ein wenig veränderte um seinen Gesprächspartner besser ansehen zu können.
"Es gibt, soweit ich das kapiert hab', zwei Arten von Höllenkreaturen. Die Konstrukte und die Entitäten. Konstrukte sind magisch zusammengebastelte Arbeiter und Krieger, nix weiteres als Bauern im Spiel unseres Meisters. Die Entitäten dagegen...."
Die dunklen Augen des Schwarzmagiers wanderten zum Fresko an der Decke des Refektoriums.
"....Die Entitäten sind....anders. Hier im Kastell finden sich ziemlich viele unterschiedliche. Meistens sind die Dinger unsichtbar, aber von Zeit zu Zeit kann man auch mal nen Blick auf die wahre Gestalt eines der Dämonen werfen. Der größte Unterschied is', das SIE intelligent sind. Sogar ziemlich hinterhältig, von Zeit zu Zeit."
Ein weiterer Schluck Bier wanderte die Kehle des Kolosses hinab, kühl und malzig.
"Wenn ihr euch verlauft oder weitere Fragen habt, nachdem wir uns getrennt haben, könnt ihr jederzeit nach nem Dämonen rufen und ihn nach dem Weg fragen. Aber macht euch auf was gefasst... Wenn ihr noch nicht daran gewöhnt seid, und mit gewöhnt meine ich lange Zeit im Dienste des Meisters gestanden, dann wird seine Stimme euch Schmerzen bereiten. Große Schmerzen."
Dûhn schaute missmutig auf den Boden des leeren Kruges und stellte ihn weider auf dem schweren Eichentisch ab. Noch ehe das Gefäß richtig das Holz erreicht hatte, hob der Humpen bereits ab und entschwebte in die Dunkelheit Richtung Küche.
"Die Dämonen sehen alles. Und wenn ich alles mein, dann mein ich ALLES! Manchmal fühlt man sich regelrecht beobachtet... Aber man gewöhnt sich dran."
Dûhn schnaubte. "Wir hatten schon ein paar Spaßvögel die versuchten in die oberen Geschosse vor zu dringen oder ein Buch aus der Bibliothek zu stehlen. Die oberen Geschosse sind übrigens für alle, außer den Zirkelmagiern tabu."
Der Riese schüttelte traurig den Kopf.
"Von den armen Kerlen blieb nich mehr viel übrig. Und das was übrig blieb, war hoffnungslos geisteskrank. Nich sehr witzich. Seit also vorsichtig und höflich wenn ihr mit unseren Entitäten sprecht. Dann kann euch eigentlich nix passieren."
Dûhn setzte ein ermutigendes Lächeln auf.
Hoffentlich hab ich den Kerl jetzt nicht verschreckt. Aber ich will ja auch nicht, das ihm was passiert!
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Lehrling
Soso, die Dämonen sahen also alles. Aber wo keine Dämonen sind, können Dämonen auch nichts sehen... dachte der Corruptor grimmig. Er würde sich von diesen Schauermärchen schlussendlich nicht abschrecken lassen. Es mochte gut möglich sein, dass es hier von unsichtbaren Dämonen nur so wimmelte und dass diese Diener, Wächter und sonst noch alles mögliche in einem waren. Aber der Corruptor war davon überzeugt, dass auch den Dämonen Grenzen gesetzt waren. Wieso sollten sie sonst Menschen gehorchen? Und er konnte sich kaum vorstellen, dass die mächtigsten Magier hier - die wohl auch die reichsten waren - ständig irgendwelche Dämonen in ihrer Umgebung oder ihren Zimmern duldeten. Und schlussendlich waren Dämonen auch nur intelligente Wesen, vielleicht böse und mächtig, aber irgendwelche Wesen. In seinem bisherigen Leben war der Corruptor noch auf nichts und niemand gestossen, der es mit ihm hätte aufnehmen können in seinem eigenen Spiel. Wenn die Dämonen gefährliche Mitspieler waren, umso interessanter wurde doch das Spiel. Vielleicht fand er ja hier, wonach er all die Jahre gesucht hatte, auch wenn er selbst nicht genau wusste, was das war.
Zu seinem Führer gewandt wiederholte Hans: "Skelette sind also nicht dasselbe wie Dämonen. Und Dämonen sind wiederum nicht gleich Dämonen, als wir da hätten Konstrukte und Entitäten. Konstrukte sind Billigproduktionen wohingegen man sich vor den Entitäten vorsehen muss. Weiterhin ist es verboten, Bücher unerlaubt aus der Bibliothek zu entfernen oder ins obere Stockwerk vorzudringen und ein solches Vergehen wird äusserst hart bestraft. Soweit richtig?" Er käme wohl nie auf die Idee, ein Buch aus der Bibliothek mitgehen zu lassen. Aber es stand jetzt schon fest, dass der Corruptor den oberen Geschossen, wieviele das auch sein mochten, einmal einen Besuch abstatten würde.
"Ich bedanke mich bei Euch, dass Ihr mir diese Dinge erklärt habt und eine kleine Führung mit mir gemacht habt. Wenn ich noch andere Fragen habe, weiss ich ja jetzt, an wen ich mich wenden muss..." Wie es wohl war, mit einem Dämon zu sprechen? Was meinte der Riese damit, es würde Schmerzen bereiten, wenn man mit einem Dämon sprach? "...jetzt hätte ich noch zwei Fragen. Wo kann ich hier schlafen und wo genau befindet sich die Bibliothek?"
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Langsam öffnete Seraphin die Augen. Er wusste wo er war noch bevor sich die ersten Bilder seiner Umgebung in seinem Geist manifestierten. Das Rauschen der Esche klang noch genau so wie in dem Moment als er eingeschlafen war. Ruhig, machtvoll und ewig. Der Stabkämpfer lächelte zufrieden und ihm war als würde die strahlende Sonne weit über ihm dieses Lächeln durch die Äste des Baumes erwidern. Helles Licht floss in den Innenhof wie eine friedliche Welle und ließ die Zeit stillstehen. Ein leichter Wind wehte und spielte neugierig mit Seraphins Haaren. Glücklich schloss er die Augen wieder und genoss das Gefühl der Stille und Einsamkeit. Dieser Moment war nahezu perfekt und der Schwarzmagier wünschte sich er würde nie zu Ende gehen.
Doch irgendetwas stimme nicht. Und das wurde ihm in selben Moment klar als er sich wieder unter seine Decke zurückziehen wollte. Er lag in einem Bett. Und er hatte absolut keine Ahnung wie das Geschehen konnte.
Mit einem Ruck richtete er sich auf und ließ seinen Blick erschrocken umher schweifen. Es gab keinen Zweifel, er befand sich noch immer unter der alten Esche im Innenhof, allerdings war er sich ziemlich sicher dass er noch nicht in einem Bett gelegen hatte als er einschlief. Hastig beeilte er sich aufzustehen nur um sich ein weiteres Mal erschrocken umzusehen als er erkannte dass außer einem dünnen Nachthemd nichts weiter seinen Körper bedeckte. Langsam aber sicher wurden ihm alle weiteren Veränderungen an seinem Körper bewusst. Sämtliche Wunden waren fachmännisch und mit liebevoller Kleinstarbeit verbunden worden. Sein Haar war nicht mehr verfilzt und schmutzig sondern genau so wie sein Körper schon lange gewaschen worden. Kein einziger Blutfleck klebte mehr an seinem Mantel der sauber zusammengelegt neben dem Bett auf einem Kleinen Schemel lag. Auch sein Hut und sein Stab befanden sich dort, ebenfalls von allen Spuren gereinigt. Nur die unzähligen Löcher und Risse welche in der Schlacht und in den Zeiten davor entstanden waren sahen noch genau so aus wie vorher. Als ob derjenige gewusst hätte das Seraphin sich grundsätzlich selber darum kümmerte.
Mit unsicheren Bewegungen begann der Schwarzmagier sich des Nachthemds zu entledigen und stattdessen sein weißes Hemd, die schwarze Hose und seinen guten alten Mantel wieder überzustreifen. Nach ein paar Handgriffen saßen auch die abgenutzten Lederstiefel wieder fest an ihrem Platz und als Letztes folgte der Hut. Das Nachthemd warf er in einer flüchtigen Bewegung zurück auf das Bett. Einen Moment zögerte er noch. Die weißen Laken sahen so verlockend aus und er konnte bei Beliar nicht behaupten sich in ihnen unwohl gefühlt zu haben. Eher das Gegenteil war der Fall. Doch dann riss er sich mit einem fast wehmütigen Blick los und befahl einem der Dämonen das Bett wieder zurück an seinen alten Platz zu tragen, wo auch immer das gewesen war.
Mit ein paar Schritten war er schließlich an der Bank angelangt und ließ sich unter der Esche nieder. Doch dieses Mal war ihm alles andere als nach schlafen zu Mute. Zwar fühlte er sich immer noch ein wenig matt, doch in seinem Innersten spürte er eine gewaltige neue Kraft. Der Schlaf hatte ihm Erholung gebracht und irgendjemand hatte sehr darauf geachtet das seine Wunden ihm keine weiteren Probleme mehr machen würden. In Stillem dankte er diesem Jemand während ein Lächeln über sein Gesicht huschte. Dann dachte er an seine Freunde. Rena, Rhodgar und…; er erschrak als er merkte das seine Gedanken zu Estragon huschten. Nach allem was dieser getan hatte. Die schreckliche Macht die er entfesselt hatte um Tausende Leben auszulöschen. Seraphins Miene verfinsterte sich und er biss sich so fest auf die Lippe dass es fast blutete.
Der Gedanke dass er irgendwo Mitschuld an diesem Wahnsinn trug war so schrecklich dass er schon fast körperlich wehtat. Verzweifelt drängte er die dunklen Fäden welche nach seinem Gewissen greifen wollten zurück und schloss verbittert die Augen.
Dann öffnete er sie wieder und seufzte tief. Es war nicht mehr ungeschehen zu machen. Und er hatte es nicht gewollt. Seine eigenen Gedanken hallten höhnisch in seinem Kopf wieder und er konzentrierte sich stattdessen auf das bohrende Hungergefühl in seiner Magengegend. Er musste lange geschlafen haben. Sehr lange. Der Stabkämpfer trug einem der Dämonen auf ihm einen Becher Wein und frisches Brot zu besorgen. Nur einige Augenblicke später schwebte das gewünschte Mahl heran. Seraphin begann zufrieden seinen Hunger zu stillen und den fantastischen Wein des Kastells in vorsichtigen Schlucken zu genießen.
Währenddessen beobachtete ihn die Sonne durch die immergrünen Äste der Esche und zauberte verspielte Schattenmuster auf die Bank und den Mantel des Stabkämpfers.
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Geistig sowie körperlich müde ging der Schwarzmagier Ray auf das Tor des altehrürdigen Kastells zu. Er schenkte den Skeletten keine Beachtung, die sich sogleich über ihn lustig machten.
„Sieh nur, welch müder Knecht sich da anschleppt.“
„Was mit ihm wohl passiert ist? Eine zu heiße Nacht in der Taverne? Oder gar in der Roten Laterne, oder wie dieses seltsame Haus in der Stadt heißt?“
Diese letzten Worte ließen jedoch den altbekannten, etwas aufbrausenden Ray wieder erwachen. Metall schabte über Stoff und das betreffende Skelett hatte Naryars Klinge vor der Nase schweben.
„Ich habe schon einmal gesagt, von euch lasse ich mir nichts sagen. Ich werfe euch in den Wald, wenn es sein muss.“ drohte er.
Einige Zeit war es still. Dann öffnete sich das Tor ohne Kommentar der Skelette. Ray trat ein, steckte das Schwert weg und fuhr gleich zusammen.
Das Tor schlug mit einem ohrenbetäubendem Krach zu. Diese Gerippen erlaubten sich eindeutig zu viel. Eines Tages...
Ray öffnete die Tür zu seinem Zimmer und warf seine sieben Sachen einfach aufs Bett. Er meinte zu einem Dämon, er solle sie verstauen. Er kenne ja seine Zimmerordnung.
Dann packte ihn plötzlicher Hunger. Er lief die Treppe hinab, stürmte ins Refektorium und noch während die Tür zufiel, rief er schon seine Bestellung in den Raum:
„Einen Grillteller, aber zackig!“
Fünf Minuten später schob Ray einen bis auf den letzten Fleck Soße leergetunkten Teller von sich. Köstlich!
Wie mochte es Lina wohl gehen? Er hatte sie und Renata etwas vor sich den Hügel hinaufgehen sehen. Lina hatte anscheinend nichts gegessen, sonst wäre sie noch hier. Hatte sie keinen Hunger? Ray wusste nicht, warum er sich das fragte, doch damit diese Stimme Ruhe gab, bestellte er einen Krug klaren Obstsaft und eine Schale Trauben. Dann fragte er einen Dämon, wo wohl Lina sei.
In einem der besseren Gästezimmer. Zweite Tür links. kam die schmerzhafte Antwort. Immerhin präzise.
Er schnappte sich Saft und Trauben und ging wehender Robe zu den Gästezimmern, die für die „lieben“ Gäste gedacht waren. Zweite Tür links, hatte das Flattervieh gesagt.
Ray klopfte ein paar Mal, nachdem keine Antwort kam, entschloss er sich, recht kühn, die Sachen einfach hineinzustellen und so öffnete er die Tür.
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Hatte sich das Tor erst lautlos geöffnet, so fiel es nun hinter Garrett krachend zu. Konnte der Dieb nicht die Stimmen der beiden, sich ewig streitenden, Skelette hören?
Kurze Zeit später betrat der Dieb sein Zimmer im 2. Stock, welcher nur von Mitgliedern des Zirkels betreten werden durfte. Weiter gings in den zweiten, etwas kleineren Raum, welchen Garrett sich für seine "Zwecke" eingerichtet hatte: ein Übungschloss zum Üben des Schlösserknackens an der Wand, eine Holzpuppe zum Üben verschiedener Schläge die vond er Decke hing und, versteckt unter einer geheimen Luke im Boden, seine Wertsachen. In eben diesen Hohlraum verstaute er seine neuen geklauten Sachen und verschloss die Luke wieder. Dann verließ er seine Gemächer und den 2. Stock des Kastells.
Wiederrum einige Zeit später fand sich Garrett in Refektorium, an einem Tisch in der hintersten und dunkelsten Ecke wieder. Nun würde er seit langer Zeit erstmal wieder richtig reinhauen.
"Fleisch, egal welches!"
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen erschien vor ihm auf dem Tisch ein Teller. und noch einer. Und noch einer. Es wurden mehr und mehr. Und alle beladen mit köstlichstem Fleisch. Scavenger-, Molerat-, und Wolfsfleischkeulen, gebraten, gedünstet und gekocht, alles fand sich auf diesem Tisch wieder. Garrett weitete die Augen. Das würde ein festmahl werden...
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Ein pochen von hölzernem Klang drang an das frei liegende Ohr der jungen Frau. Das Gesicht zur Hälfte vergraben in weiches Kissen dämpfte der samtige Stoff die Geräusche der Tür. Etwas Unverständliches verließ murmelnd ihren Mund und veranlasste Lina zu einer seitlichen Drehung auf die andere Körperseite. Nun sollte das linke Hörorgan das freiliegende sein und den Klang einer sich öffnenden Türe erkennen. Doch auch dieser störte das Mädchen herzlich wenig. Sie war ein Mensch, der, wenn er einmal den ruhigen schlaf gefunden hatte, niemals wieder aufwachen wollte.
Die wohlige Wärme knisternder Holzscheite im zimmereigenen Kamin erfüllte den Raum. Von ebenso samtigem Tuch wie das Kissen, war der Körper der, so lag es in ihrer Hoffnung, baldigen Schülerin des dunklen Herrn bedeckt. Andeutungsweise gab es die Züge des zierlichen Mädchens zu erkennen, deren Lider die Grün glänzenden Augen unter sich verbargen.
Langsam wisch der Schlaf, der ihren Geist in einer Traumlosen Welt gefangen hielt. Klimpernde Klänge traten auf, die dem Erwachen Vollendung verliehen. Zögerlich öffneten sich Linas Auge und gaben die wachende Welt in einer verschwommenen Art und Weise wieder, welche geschwind dem klaren Anblick eines jungen Mannes, wie einer mit gelber Flüssigkeit gefüllten Kanne und einem Rebzweig grüner, saftig aussehender Trauben wisch.
Der kurze Schreck war schnell besiegt, als der Schwarzgekleidete als Ray erkannt wurde. Mit einem Strecken hauchte Lina dem verschlafenen Körper leben ein, worauf sie dem Magier ein freundliches ‚Guten Morgen’ schenkte – selbst wenn der Morgen schon längst nicht mehr der aktuellen Tageszeit entsprach. Erst vor kurzem war ihr der Magier Beliars über den Weg gelaufen - oder besser gesagt über den Weg gefallen. Sie grinste bei dem Gedanken leicht.
Kurzerhand richtete sich das junge Fräulein auf und besaß die Bettkante. Um sich nicht noch mehr Blöße zu verleihen, hielt sie das bedeckende Tuch vorne mit den Händen. Es fröstelte ihr ein wenig am Rücken, der nun frei lag, zum Trotze der wohligen Wärme des Kaminfeuers. Ihr Blick wandte sich zu ihm. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht.
„Vielen Dank, wie geht es euch?“
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Fargas erreichte das Kastell in tiefster Nacht. Vermutlich waren die Anderen längst angekommen und schon auf ihren Zimmern verschwunden. So ignorierte er die dummen Kommentare der Skelette, die ihn ob des genommenen Spaßes nur widerwillig passieren ließen, und begab sich daraufhin umgehend in den Innonhof begab. Nachdem er einem Dämon beauftragt hatte, ihm ein leichtes Abendmahl zu bringen, genoss er wenig später im sanften Sternenlicht eine gute Brühe und frisches Brot - den Wein natürlich nicht zu vergessen!
Da er sich nun einigermaßen gesättigt fühlte, warf er nochmals einen Blick in den klaren Sternenhimmel und ließ die letzten Tage noch einmal vor sich ablaufen. Einiges hatte sich in letzter Zeit in seinem Leben geändert. Das Meiste zum Guten, wie er erfreulicher Weise feststellen konnte. Doch langsam übermannte ihn die Müdigkeit und ihm fielen die Augenlider zu. So zwang er seine Beine, ihn auf sein Zimmer zu bringen, die ihm diesen letzten Dienst widerwillig leisteten, und ließ sich müde in sein Bett fallen...
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Ray wollte schon sagen: „Danke, gut.“ Doch das fühlte sich nicht richtig an.
„Nun, das kann ich nicht sagen. Wisst Ihr, ich kannte den, der gegangen ist, nicht sehr gut. Ich hoffte, ihn besser kennenlernen zu können, doch das ist mir genommen. Ich kann aber wiederum nicht sagen, dass er mir sosehr fehlen wird, wie, sagen wir, ein lieber Freund.“ sagte er zögerlich.
Lina pflückte einige Trauben von der Rebe und begann sie genüßlich zu verzehren. Man mochte meinen, der Küchendämon hatte selbst bei etwas so einfachem wie diesen Trauben seine Finger im Spiel gehabt, um sie besonders schmecken zu lassen. Ray schenkte etwas Obstsaft in ein Glas und hielt es Lina hin. Die hatte wohl etwas mehr Durst als sie angenommen hatte und trank das Glas in einem Zug leer.
„Seid Ihr extra hergekommen, nur um mir etwas zu essen zu bringen?“ fragte Lina.
„Ach, wisst Ihr, ich dachte mir einfach, Ihr habt Hunger. Ich wollte Euch nur etwas Gastfreundschaft gönnen, ohne Hintergedanken.“ sagte Ray sofort. „Und vielleicht wollt Ihr dann dieses Kastell kennen lernen. Ich zeige es Neuankömmlingen eigentlich sehr gern. Denn ich mag diesen Ort.“
Wieder dachte Lina etwas nach. Sie schien etwas unsicher. Jetzt komm schon, Kleine. Ich beiße nicht. dachte Ray. Eigentlich schien es ihm unrealistisch, dass sie diesen Ort nicht kennen lernen wollte. Sie hatte so begeistert gewirkt, als sie festgestellt hatte, dass sie die Schwarzmagier gefunden hatte.
Ray wartete. Er hatte Zeit.
Geändert von Ray (22.08.2004 um 06:27 Uhr)
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Aufmerksam lauschte Lina den Worten des Magiers, während sie die kleine Rebe leer pflückte und nacheinander die saftigen Trauben in ihrem Mund zerdrückte. Wieder ergoss sich der süßlich saure Saft der Traube, deren Geschmack ungewöhnlich lange erhalten blieb, sogar bis zu dem Moment, da das Getränk ihre Kehle hinunter glitt. Ein wohliges Aroma entfaltete sich, das mindestens ebenso lange blieb, wie das der Früchte. Noch nie war ihr ein solcher Genuss untergekommen. Ob wohl Alles, was das Kastell hervorbrachte, derart wohlschmeckend war? Sie freute sich schon jetzt - jetzt noch mehr, als je zuvor - darauf, endlich in den Zirkel einzutreten, um mit Gleichgesinnten die Lehren Beliars studieren zu können
Der verschwundene Magier musste wohl eine wichtige Person gewesen sein, wenn sich viele um ihn sorgten. Oder ihn mochten einfach alle. Keines von Beidem war grundsätzlich auszuschließen, doch würde Lina dies wohl nie erfahren. Auch fragen wollte sie nicht, erschien es ihr doch recht unangebracht.
Rays Worte nahmen ihren Lauf und vermittelten ein freundliches Bild von ihm. Schon nach wenigen Tagen, in denen sie sich kannten, sofern von diesem Begriff nach solch kurzer Zeit überhaupt schon Gebrauch gemacht werden durfte, war er zuvorkommender, wie es die Wenigsten wären.
Einen Moment zögerte Lina, verfiel in Gedanken, ob sie sich das Kastell zeigen lassen sollte. Schließlich flüsterte eine Stimme im inneren ihres Kopfes einen Entschluss. Wieso sollte man es ihr nicht zeigen? Immerhin begann die Suche nach diesem Ort schon vor einigen Wochen. Nun, da die junge Frau es endlich gefunden hatte, wollte sie es auch kennen lernen. Dann fasste sie ihre Entscheidung in Worte und ließ ihre erste Begegnung mit dem Hause Beliar auf sich zukommen.
„Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir euer haus zeigen würdet.“
Noch einen Moment blickte sie Ray in die Augen, in der Erwartung, er würde selbst darauf kommen, doch schien dies nicht der Fall zu sein. Es war ihr nicht genehm, gleich den falschen Ruf an dem Ort zu bekommen, der der einzige war, an dem sie ihr Leben lang hätte weilen wollen.
„Wie ihr seht bin ich noch nicht angekleidet…“
Geändert von Lina Suavis (22.08.2004 um 06:35 Uhr)
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Ray errötete sogleich. Wie konnte er nur so ein Schafskopf gewesen sein? Da saß sie vor ihm und hatte nur ihre Decke um den Körper geschlungen. Um einen Körper mit auffallend guter Figur. Wo waren seine Gedanken nur die letzte halbe Minute gewesen?!
„Ähem, verzeiht mir. Ich warte draußen.“ Fluchtartig verließ er den Raum. Er wartete jedoch nur ein paar Minuten und Lina öffnete die Tür. Sie hatte ihr rotes Kleid gewählt.
„Gut, dann sollten wir gleich anfangen. Ihr habt ja leider schon alle Trauben aufgegessen. So habt Ihr keine Wegzehrung.“ meinte Ray leicht ironisch. „Naja, es soll schon vorgekommen sein, dass Führungen durch das Kastell so lange gedauert haben... Aber da ich Euch ja die oberen Stockwerke nicht zeigen darf und Euch den Keller nicht zeigen will, wird es wohl nicht allzu lang dauern.“
Er machte eine einladende Geste und öffnete die Tür. Dann wartete er nicht länger und ging gleich zügig in die Eingangshalle. Vielleicht wollte Lina hier und da eine Frage stellen, doch sie blieb still. Als sie schließlich in der Halle angelangt waren, machte Ray erneut eine Geste, die den gesamten Raum einschloss.
„So, dies ist die Eingangshalle des Kastells, wie Ihr sicherlich leicht erkennen könnt. Am markantesten ist sicherlich der steinerne Vabun.“ Er nickte der Statue zu und wies auf die Schale. „Hier sollten alle Besucher eine kleine Gabe an Beliar entrichten, die ganz ihren Möglichkeiten entspricht.“
Lina sah sich ein wenig um. Ray machte eine kurze Pause, um ihr Zeit zu geben, das zu verdauen. Er bemühte sich, nicht zu sehr in ihre Richtung zu sehen.
„Hier seht Ihr schließlich das Pentagramm der Eingangshalle. Bitte haltet Euch davon fern, denn es ist der Punkt, da die Magier sich hierher teleportieren. Sofern sie es können. Ihr könntet bei einem Fehlverhalten einen magischen Unfall auslösen. Und das ist meistens nicht so leicht umzukehren.“
Dann wies er auf die Treppe zu den oberen Stockwerken.
„Solltet Ihr Euch einst entscheiden, in den Zirkel um Xardas einzutreten, so werden Euch auch die oberen Stockwerke offen stehen. Dort sind die Magier untergebracht. Und es gibt noch andere... Sachen dort.“ Zum Beispiel Geheimgänge. Unbekannte Räume, die spontan den Ort wechseln konnten. Und ein Stockwerk, das nur bei Mondlich zugänglich sein sollte. Doch das wollte er nicht sagen. Er wusste selbst nicht, ob das alles stimmte.
„Wenn Ihr Euch genug umgesehen habt, sagt mir nur, dann werden wir uns das Refektorium und die Küche ansehen. Das sind fast sie wichtigsten Räume hier.“ schloss Ray und schmunzelte.
Geändert von Ray (22.08.2004 um 16:33 Uhr)
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