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    Deus Avatar von Rodeon
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    Bis ans Ende der Welt


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    Neuling Avatar von Alter Magier
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    Alter Magier ist offline
    Allein und in Gedanken versunken stand er auf der alten Mauer des Klosters, die zu seiner Rechten vollkommen zerstört war. Die Tage des Wohlstands und die Tage des glücklichen Zusammenlebens, sie waren endgültig vorbei. Orks, die Geißel der Menschheit, waren in dieses Land fernab der bekannten Welt zurückgekehrt, um es für sich zu beanspruchen. Nichts konnte ihren Eroberungsfeldzug aufhalten. Schnell war der kümmerliche Widerstand beseitigt, der sich den Weißfellen entgegenstellte. Nur noch ein kleines Dorf trotzte in diesem Teil des Landes den Invasoren, doch lange würde es nicht standhalten. Wenn es nicht die Orks sein würden, die sie ermordeten, so würden die Bewohner doch dem Hungertod erliegen, denn falls sie ihre notdürftigen Befestigungen verlassen würden, so würden sie ein unterworfenes Land betreten, in dem jeder Schritt ihr letzter sein könnte. Nein, ihre Lage war aussichtslos... Genau so aussichtslos wie die Lage des grübelnden Mannes, der weiter in die Eistundra hinaus starrte und auf ein Zeichen wartete.
    Für einen Moment kam es ihm in den Sinn, ebenfalls zu dem Dorf zu ziehen, doch was würde das ändern? Es würde nur die drohende Niederlage etwas hinauszögern. Er konnte nichts tun, nichts um irgendetwas in diesem Land zu bewirken. Alles, was er noch tun konnte, war warten. Warten darauf, dass Innos ihm ein Zeichen senden würde oder dass der Hunger in ihm ein weiteres Opfer fand.
    Mit gesenktem Kopf stieg er die Treppen zum Innenhof des Klosters, oder zumindest was vom Innenhof des Klosters noch übrig geblieben war, hinab. Die leblosen Körper seiner Brüder hatte er schon vor langer Zeit ordnungsgemäß bestattet, doch noch immer glich der Innenhof einem Schlachtfeld. Seit jenen Tagen der Dunkelheit versuchte er sogar notdürftig, das Kloster wieder aufzubauen, doch tief in seinem Innersten wusste er, dass dieses Unterfangen ebenso sinnlos wie seine gesamte Existenz war. Wie auch immer er handeln würde, nichts würde sich ändern. Wenn das Kloster doch wie durch ein Wunder wieder eines Tages in all seiner Pracht erstrahlte, so wäre es dann dennoch dem nächsten Angriff der Orks schutzlos ausgeliefert, der früher oder später kommen würde - und diesmal würden sie noch ein größeres Bild der Zerstörung hinterlassen als sie es schon jetzt getan hatten.
    Noch einmal drehte er den Kopf zur Seite, um durch die an dieser Seite größtenteils zerstörte Mauer einen Blick auf die schier unendlich weite Schneewüste zu erhaschen und noch einmal kamen alle Erinnerungen an die vergangenen Ereignisse in ihm hoch, die er wie durch ein Wunder überlebt hatte. Doch während er wieder so gedankenverloren in die Eistundra starrte, kam ihm noch etwas anderes in den Sinn.
    „Wenn ich ihn doch noch ein letztes Mal sehen könnte“, murmelte er halblaut vor sich hin und hob etwas den Kopf, um in dem ausnahmsweise einmal wolkenlosen Himmel die Sterne zu betrachten. Eine Sternschnuppe erschien am Firmament. Nach einem kurzen Moment, indem er regungslos den Sternenhimmel betrachtete, senkte er wieder den Kopf und machte sich zu seinem Gemach im noch halbwegs intakten Teil des Klosters auf.
    „Ein letztes Mal“, sagte er abermals mit lauterer Stimme, bevor er im Inneren des Klosters verschwand.

    RodeoMan

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    Neuling Avatar von Grump
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    Grump ist offline
    Vor dem Zelt johlten seine treuen Orkkrieger laut auf, als sie ein Fest zu seinen Ehren feierten. Sieg um Sieg hatte der Klan der Schneeorks, die sich durch ihre auffällig weiße Hautfarbe von ihren Brüdern in den restlichen Teilen der Welt unterschieden, in ihrer alten Heimat errungen und dieser Erfolg musste gefeiert werden.
    Nachdem sein Volk lange Zeit ziellos umhergewirrt war, eine Zeit lang sogar abseits ihrer heimatlichen Gefilde, war es für Grump, der durch die Beseitigung des alten Anführers seinen Mitbrüdern endlich wieder eine Perspektive gegeben hatte, ein Ziel, für das es sich zu sterben lohnte.
    Dies Land, ihre angestammte Heimat, würde bald nur noch einen Herrn kennen. Einen Herrn, der mit eiserner Faust auch noch den geringsten Widerstand zerschlagen und seinen Untergebenen endlich Frieden bringen würde.
    Dieses Ziel war fast erreicht.
    Es gab laut den Berichten der Späher nur noch ein Dorf dieser elenden Menschen. Bald war es geschafft. Frieden, Grump konnte es kaum glauben. Lange hatte er auf dieses Ziel zugearbeitet und nun endlich, nach all den Jahren, stand er vor der Verwirklichung seines Traumes. Nichts würde ihn mehr aufhalten können. Früher oder später hätte er, hätte sein Volk, gesiegt.
    Der Untergang der hiesigen Menschen war bereits mit dem Fall des Klosters beschlossen. Den Widerstand dort hatte er fast im Alleingang weggefegt. Wahrscheinlich würde sein ruhmreicher Sieg noch viele Generationen lang besungen werden. Er würde als der größte Feldherr in die Geschichte eingehen, den sein Volk je gesehen hatte. Er konnte schon die Namen hören, die man ihm geben würde. Grump der Siegreiche, Grump der Unbezwingbare, Grump der Retter, es klang alles wunderbar. Niemand würde seine Taten übertreffen können. Es war ein herrliches Gefühl. Alles, was er jetzt nur noch tun musste, war endlich den letzten Widerstand zu beseitigen und ein neues Zeitalter einzuläuten.

    Bevor er noch weiter in Zukunftsvisionen abschweifen konnte, wurde er von einem seiner treuen Krieger unterbrochen, der in das Zelt des Anführers der Schneeorks stürmte.
    „Mein Herr“, begann er hastig zu reden. „Die Späher sind zurückgekehrt. Wie ihr vorausgesagt habt haben sich die letzten Morras ins letzte noch intakte Dorf begeben, wo sie sich vor uns in Sicherheit wägen. Wie sind eure Befehle?“
    „Gut, gut, alles läuft bestens. Nun Soldat, jetzt haben sie bereits den ersten Spaten angesetzt, um ihr eigenes Grab zu schaufeln. Sie glauben zwar, sie sind in Sicherheit und sie haben auch Recht... beinahe. Ein Angriff unsererseits auf ihre Verteidigungsstellungen wäre mit Risiken verbunden, doch werden sie innerhalb ihrer Befestigung nicht lange durchhalten. Spätestens dann, wenn sich der Magen zu Wort meldet, ist uns der Sieg endgültig gewiss. Schickt vereinzelte Trupps in die Gegend um das Dorf. Verjagt das Wild oder tötet es gleich. Macht es den Menschen unmöglich, ihre knappen Vorräte weiter aufzufüllen und all unsere Probleme lösen sich von selbst. Früher oder später haben wir gewonnen.“
    „Jawohl mein Herr, wie ihr befehlt.“
    „Jetzt verschwinde“, wies Grump den Krieger an. „Lass mich allein.“
    Ohne ein weiteres Wort verschwand der Orkkrieger aus dem Zelt und ließ Grump wieder allein.
    „Gut, gut“, flüsterte er. „Alles entwickelt sich bestens. Die Morras bräuchten schon ein Wunder, um ihr Ende weiter hinauszuzögern. Fest steht, dass sie diesen Krieg verloren haben. Am Ende kann nur einer das Schlachtfeld als Gewinner verlassen - und das werde ich sein.“


    RodeoMan

  4. Beiträge anzeigen #4
    Deus Avatar von Rodeon
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    Rodeon ist offline
    Allein stand der Gardist am Bug des Schiffes, während ihm eine kühle Brise durch den Bart wehte. Besorgt blickte er gen Nordosten, genau in die Richtung, wo das Ziel ihrer Reise lag. Auch wenn sie erst vor noch gar nicht so langer Zeit aufgebrochen waren, so hatte das Schiff mit dem Namen Queen Carrie doch schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt.
    Jede Sekunde spürte Rod, wie er seiner alten Heimat näher kam und mit jeder Sekunde wurde er ungeduldiger. Es gab für ihn nichts Schlimmeres als das untätige Warten auf dem Schiff. Am liebsten wäre er direkt ins eiskalte Wasser gesprungen um das Schiff anzuschieben und so ihre Ankunft doch noch irgendwie etwas zu beschleunigen, aber glücklicherweise überdachte er dies noch einmal.
    „Verdammt“, fluchte er und schlug mit der Faust auf die Holzplanke. „Wie lang dauert das denn noch?“
    Leider blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach nur zu warten und zu warten und darauf zu hoffen, dass sie die Hinreise ohne unnötige Komplikationen hinter sich bringen würden.
    Während er sich so über die Rehling lehnte, dachte er noch einmal an seine alte Heimat und was für ein relativ schönes Leben er doch eigentlich gehabt hatte. So langsam begann er zu zweifeln, ob es damals richtig gewesen war, seiner Heimat den Rücken zu kehren und stattdessen für ein anderes Königreich in einem anderen Land zu kämpfen und jeden Tag aufs neue sein Leben zu riskieren. War es vielleicht die Aussicht auf Ruhm und Ehre gewesen, die ihn damals gelockt hatte oder war es einfach nur die Erkenntnis, dass er es in seinem Heimatland wahrscheinlich nie zu etwas gebracht hätte? Mit all diesen Fragen musste er sich nun herumquälen, während er weiter sehnsüchtig darauf wartete, dass am Horizont endlich Land auftaucht.
    Anstatt weiter an Ort und Stelle regungslos zu grübeln entschloss sich der Gardist einen kleinen Rundgang auf dem Schiff zu unternehmen, das er nicht ganz ehrlich erstanden hatte. Noch immer war die Szene im Zimmer des königlichen Schatzmeisters, in dem er ihm eine mehr oder weniger frei erfundene Lügengeschichte aufgetischt hatte, vor Augen. Gelogen hatte er tatsächlich viel um jetzt hier zu stehen und den Blick gen Norden richten zu können. Wahrscheinlich würde dies nach ihrer Rückkehr, falls sie denn überhaupt zurückkehren sollten, noch ein Nachspiel haben, doch darüber machte er sich jetzt noch keine Gedanken. Für ihn zählte weiterhin nur, dass er sich endlich auf dem Weg befand und es gar nicht abwarten konnte, endlich wieder den Boden seiner Heimat unter seinen Schuhen fühlen zu können.
    Die Holzplanken knarzten, als der Gardist seine Runde auf dem Schiff drehte und dabei stets den Blick über den endlosen Ozean schweifen ließ. Auf dem Oberdeck des Schiffes war er zur Zeit ganz allein, die Mannschaft und die restlichen Kameraden, die er auf diese Reise mitgenommen hatten, waren alle unter Deck und schliefen größtenteils wahrscheinlich schon tief und fest.
    Als ob er eine Vorahnung gehabt hatte hob er schließlich den Kopf und betrachtete den klaren Sternenhimmel. Just in diesem Augenblick erschien eine Sternschnuppe am Firmament.
    Nach kurzer Zeit senkte er wieder seinen Kopf und betrachtete stattdessen wieder den riesigen Ozean.
    Ein kurze Zeit würde er noch hier verweilen, bevor er sich auch in seine Koje legen würde, um Kraft für die folgenden Tage zu sammeln. Zweifellos würde er jedes Fünkchen Kraft sicher brauchen können, denn zu diesem Zeitpunkt hatte er noch keine Ahnung, wie denn nun die Lage im Land jenseits des Ozeans war.
    Doch er vermutete das Schlimmste.

  5. Beiträge anzeigen #5
    Deus Avatar von Schattengreif
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    Schattengreif ist offline
    Das Schlingern des Schiffes und das ungewohnte Geräusch brechender Wellen hielten Schattengreif noch lange wach. Mit offenen Augen lag er in der schaukelnden Hängematte und starrte an die Decke empor, die sich dicht über ihm wölbte. Es hatte zwar noch freie Kojen gegeben, aber der Gardist war schnell aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden, hatte sich einer der Hängematten geschnappt und sie irgendwo abseits aufgehängt. Jetzt döste er schon seit Stunden vor sich hin und ergab sich den unzähligen Gedanken, die durch seinen Kopf geisterten.
    Irgendwann jedoch kapitulierte er und versuchte nicht länger Schlaf zu finden, stattdessen schwang er die Beine über den Rand der Matte und sprang auf den Bretterboden, der unter seinen Schritten vernehmlich knarrte. Lautlos kramte er in seinen Sachen, bis er endlich in einer Tasche einen Schleifstein fand. Kurzerhand zog er noch seinen alten Dolch aus der achtlos dahin geworfenen Gürtelscheide und setzte sich mit der Klinge in der Linken und dem Stein in der Rechten auf eine dunkle Holztruhe in der Ecke, wo er begann, den Dolch zu schleifen. Er war zwar durch mehrere Wände von den anderen Mitreisenden getrennt, dennoch versuchte er, bei seiner Arbeit möglichst leise zu sein.
    Bald entflogen seine Gedanken wieder und ganz von selbst bewegten sich seine Hände zu der immer gleichen Schleifbewegung. Hoffentlich kam Argos gut ohne ihn klar, dachte er besorgt. Gerne hätte er sein Pferd mit sich genommen, doch an Bord eines Schiffes und auf dem ewigen Eis hatte Argos nichts zu suchen.
    Und die Reitstunden... hoffentlich verlernte er nichts, er wollte in dieser Hinsicht keine weitere Zeiteinbußen hinnehmen.
    Unzählige Gedanken später war die Klinge rasiermesserscharf und glänzte hell im matten Licht der Öllampe, die an einem Haken etwas versetzt über der Hängematte baumelte. Der Schein warf huschende Schatten an die Wände, die in ein seltsames Eigenleben zu erwachen schienen.
    Der junge Gardist beobachtete sie eine Weile, dann jedoch hatte er genug, steckte den Dolch weg und trat mit leisen Schritten auf das menschenleere Deck. Eine steife Brise wehte ihm entgegen, fuhr ihm durch das Haar und peitschte über das Wasser. Schattengreif trat an die Reling und atmete tief die salzige Meeresluft ein, während er mit in den Nacken gelegtem Kopf den sternenklaren Himmel betrachtete.

  6. Beiträge anzeigen #6
    Mauschelheld  Avatar von The Sandman
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    The Sandman ist offline
    Mit einem nahezu versteinernten Blick lehnte Sandman an der Reling und ließ seinen Blick in die Ferne und über das Wasser schweifen. Ein kühler Windstoß strich über ihn, zuerst durchs Gesicht, dann durch sein Haar und dann war er auch schon wieder verschwunden. Der Knappe spürte, das es ab einem gewissen Punkt der Schiffsreise immer kälter geworden war, je weiter sie die gewünsche Strecke entlang gefahren waren. Dennoch war dies noch lange nicht am Ende angekommen und die Temperatur würde mit jedem Stück Weg weiter sinken, bis alles in Eis und Schnee gehüllt war. Der Königstreue war gut auf diesen Fall vorbereitet, denn er hatte sich extra sehr warm eingekleidet beziehungsweise noch mehr Kleidungsstücke mitgenommen, die die Wäre in ihm aufrecht erhalten würden. Noch war es nicht so weit, diese Stücke auszupacken, denn noch konnte der Knappe die Kälte aushalten, wobei er nicht wusste, wie lange noch. Dies lag vor allem daran, wieweit die Temperatur in der nächsten Zeit fallen würde.
    Sandman beschloss, nun einige Schritte zu gehen und bewegte sich in Richtung Bug davon. Scheinbar war er der einzige der Besatzung, der noch wach war, denn in dieser späten Stunde erblickte Sandman niemanden mehr, der ihm bekannt vorkam. In Wahrheit sah er gar niemanden mehr, denn um ihn herum herrschte Stille. Nur das regelmäßige Klatschen war noch zu hören, das jedes mal ertönte, wenn die Wellen gegen das Gerüst des Schiffes schlugen. Kurz schloss der Königstreue die Augen und genoss diese Momente der vollkommenen Stille, die endlos zu sein schien. Dabei dachte er nochmals über diese ganze Expedition nach, wobei ihn bisher noch keinerlei Zweifel heimgesucht hatten, dass er einen Fehler begangen hätte. Stattdessen dachte er nun nochmals über seine Gefährten nach, die er erst beim Auslaufen des Schiffes zum ersten mal gesehen hatte.
    Zum einen war da natürlich Rod, der diese ganze Sache leitete und die Crew zusammengestellt hatte. Noch immer fühlte sich der Knappe geehrt, dass sein ehemaliger Lehrmeister und Schüler ausgerechnet an ihn gedacht hatte, wo Vengard doch voller tapferer Krieger und Magier war.
    Außer Sandman hatte der Herold noch 5 weitere Streiter ausgewählt, die ihn begleiten sollten. Einer davon war Sandmans alter Weggefährte Nibbler, den er allerdings lange nicht mehr getroffen hatte. Mehr als einige kurze Wortwechsel waren auch vor der Abreise nicht möglich. Dazu kam dann noch Schattengreif, der ehemalige, kurzzeitige Schüler des Knappen, der scheinbar recht erfreut war, ihn mal wiederzusehen. Gleiches galt natürlich für Sandman.
    Zwei der verbleibenden Drei Gefährten kannte der Königstreue kaum. Einer davon war Sir Ulrich, den er zwar schon des öfteren gesehen hatte, mit dem er sich aber nur einige, wenige male unterhalten hatte. Der zweite war ein Magier namens Saraliel, den der Knappe aber ebenfalls nur vom Sehen her kannte.
    Damit verblieb noch ein Mitreisender und bei ihm war der Braunhaarige wirklich am verwundersten gewesen, dass er mitkam, denn ihn hatte er schon sehr lange nicht mehr gesehen. Es handelte sich um seinen alten Lehrmeister, Weggefährten und guten Bekannten Uncle-Bin oder einfach Uncle. Sandman hatte ihn mit einem Lächeln begrüßt, wollte sich irgendwann auf dieser Reise jedoch nochmal genauer mit dem Paladin unterhalten, denn es gab sicher einiges zu erzählen.
    Alles in allem war es eine mehr als gut ausgebildete Crew, der Sandman voll und ganz verdraute. Als er bei der Abfahrt so in die Runde geblickt hatte, hatte er tatsächlich das Gefühl gehabt, dass bei dieser Expedition rein gar nichts schieflaufen konnte. Das stimmte natürlich nicht, denn schieflaufen konnte immer etwas. Zudem hatte der Königstreue nicht soviele Informationen, um dahingehend eine Aussage treffen zu können, auch, wenn ihm Rod vorher das nötigste erklärt hatte...

  7. Beiträge anzeigen #7
    Mauschelheld  Avatar von The Sandman
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    The Sandman ist offline
    Ein neuer Tag war angebrochen und obwohl schon über die Hälfte davon vergangen war, war Sandman erst gerade aufgewacht. Gut, er war auch relativ spät zu Bett gegangen und hatte so nicht allzu viel Schlaf gehabt. Dennoch fühlte er sich zu diesem Zeitpunkt jetzt ausgeschlafen, fit und bereit für alles, was auch immer auf die Gruppe zukommen mochte. Wiedermal war es ein Stück kälter geworden über Nacht, aber noch war es auszuhalten, zuminderst wenn man nicht nur aus Haut und Knochen bestand. Mit einem prüfenden Blick stand Sandman in der Mitte des Bootes und betrachtete die Ferne, während um ihn herum immer wieder Mitglieder der Crew huschten, die irgendwas zu erledigen hatten. Der Knappe wollte jetzt erstmal etwas Essen gehen, bevor er bei Rod nachfragte, ob es irgendwas zu tun gab. Mit leerem Magen konnte der Knappe nämlich nicht arbeiten. So schritt er wieder unter Deck, wo er sich ein Stück Brot und ein Stück Wurst aus den Vorräten holte. Dies war jedoch schon nach kurzer Zeit aufgegessen, weshalb er nochmal die selbe Portion gleich hinterherfolgen ließ. Frisch gestärkt machte er sich dann wieder auf den Weg nach oben, um zu sehen, wie die Lage war.
    Sein üblicher erster Blick über den Bug hinweg in die Ferne, war diesmal jedoch nicht möglich. Ein riesiges Nebelfeld baute sich vor ihnen auf und hatte wohl alles verschlungen, was man mal in der Ferne hatte sehen können. Dem Königstreuen graute es davor, mitten dort hineinzufahren, denn es konnte schnell ein Unglück passieren, wenn man nichts sah. Rod schien es genauso zu gehen, denn er hatte sich bereits auf dem Weg zum Kapitän gemacht, um eine kurze Besprechung abzuhalten, die wahrlich nicht lang dauerte.
    "Er wird versuchen, das Nebelfeld zu umfahren", sprach Rod, als er wieder bei seiner Mannschaft war und blickte gespannt in Richtung des Nebels, der immer näher kam.
    "Das wird nichts, es ist zu groß und wir sind schon zu nahe", meinte Sandman zur Antwort und wartete nur darauf, dass das Schiff bald vollständig vom Nebel verschlungen würde. Kurz blickte er nochmal zur Seite in die Gesichter seiner Gefährten. Jedes von ihnen blickte mit entschlossenem Blick nach vorne, gespannt, was nun passieren würde.

  8. Beiträge anzeigen #8
    Deus Avatar von Schattengreif
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    Schattengreif ist offline
    "Steuer hart backbord!"
    Der Ruf des Kapitäns gellte laut über das Deck. Besorgt stand der erfahrene Seemann am Bug und blickte immer wieder von der Nebelbank vor ihnen zu seinem Steuermann. Er hatte vorgehabt, die Nebelbank zu umfahren, doch sie schien sich nach allen Seiten endlos auszubreiten. Die ersten Ausläufer des Nebels hatten das Schiff beinahe erreicht.
    Der Kapitän rief einen jungen Matrosen zu sich und winkte ihn nach einigen Worten wieder weg. Der Mann hastete davon und bald darauf ertönte der tiefe, dumpfe Klang eines Nebelhorns auf Deck.
    Fast die gesamte Mannschaft hatte sich dort nun eingefunden und stand an der Reling, den Blick gen Norden gerichtet. Wie eine massive Wand ragte der perlweiße Dunst vor ihnen auf und als der Bug des Schiffes durch diese Wand brach, musste Schattengreif unwillkürlich schaudern. Schwaden pressten sich gegen die Seiten des Schiffes und umhüllten es beinahe gänzlich. Nur einen Augenblick nach dem Eintauchen schloss sich die Nebelwand hinter ihnen wieder und verschluckte das gesamte Schiff samt seiner Besatzung.

    "Grund ausloten!"
    Die Stimme des Kapitäns, vormals laut und klar, war nun nur noch gedämpft zu vernehmen. Schattengreif starrte gebannt in das weite Weiß, das alles umgab. Schon nach kurzem waren er und alle anderen nass bis auf die Knochen.
    Hin und wieder glaubte er Konturen im Nebel erkennen zu können, doch vermutlich irrte er. Oder etwa doch nicht? Er kniff die Augen zusammen und versuchte mit seinem Blick den Dunst zu durchdringen. Dort, war das ein Schatten gewesen? Und hörte er nicht das leise Geräusch schlagender Flügel?
    "Ich glaube dort draußen ist etwas.", raunte er seinem Nebenmann zu. Mit einer fließenden Bewegung zog er sein Schwert.
    Auch der Matrose neben ihm tastete nach seinem Degen und als erneut ein dunkles Schemen an ihnen vorbeisauste, schlug der Seefahrer mit der Klinge in den Nebel, der von dem Luftzug durcheinander gewirbelt wurde. Ein helles, pfeifendes Kreischen erklang und ein kleiner, blutiger Körper schlug auf dem Holzdeck auf.
    Schattengreif ging in die Knie und besah sich das reglose Tier. Es sah aus wie eine Fledermaus, lediglich das Gebiss war überraschend, voller riesiger, messerscharfer Reißzähne. Der Gardist wollte das Wesen eben mit der Hand beiseite schieben, da schoss der Kopf des totgeglaubten Tieres herum und gerade noch konnte der junge Mann seine Finger wegziehen, bevor lange Zähne sich in sie bohrten. Rasch stand er auf und stieß das Wesen mit seinem Stiefel von Bord.
    "Hoffentlich lockt das Blut nicht noch mehr von diesen Viechern an.", raunte Sandman, der wie einige andere über Schattengreifs Schulter geschaut hatte.
    "Ja, wollen wir's hoffen. Der sah zwar nicht besonders gefährlich aus, aber ein ganzer Schwarm könnte richtig ungemütlich werden..."

  9. Beiträge anzeigen #9
    Tras Tadc Avatar von Uncle-Bin
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    Uncle-Bin ist gerade online
    Bisher hatte Uncle die Reise in selbst gewählter Einsamkeit genossen. Zu einer Seefahrt gehörte bei ihm ausgiebiges Angeln und ab und zu ein Schlückchen Met aus dem versteckten Vorrat und bei beidem blieb man gern ungestört. Leider endete sein kleines Ritual, als das Schiff in einer Nebelbank verschwand und sich dadurch eine gewisse Unruhe auf Deck verbreitete.
    Die Gewässer in dieser Gegend waren dem Kapitän scheinbar weitgehend unbekannt oder aber er hatte gerade die Orientierung verloren. Zumindest waren auf seine Anweisung hin von einem Augenblick auf den nächsten nicht weniger der Männer damit beschäftigt mit Hölzern nach versteckten Felsen unter der Wasseroberfläche zu suchen.
    Uncle indes hatte beschlossen lieber zu helfen als weiterhin die letzten Fische im Nordmeer aus dem Meer zu angeln. Seine bisherige Ausbeute hielt sich sowieso in Grenzen. Die ertragreichen Fischgründe schnitten sich leider nicht wirklich mit der gewählt Route nach Norden.
    Er war gerade damit beschäftigt die Rute zu verstauen, als er von der anderen Seite des Schiffes gedämpfte Geräusche vernahm, die verdächtig nach gezogenen Schwertern klangen. Er selbst hatte in den letzten Wochen etwas Rost angesetzt, was das Kämpfen betraf, aber den Klang einer Waffe würde er zwischen 10 betrunkenen Barden und einer Horde Orken ausmachen. „Kriegerinstinkt“ nannte er das, aber vermutlich musste man dazu nicht einmal ansatzweise so etwas wie ein Krieger sein.
    „Alles in Ordnung?“, rief er herüber und tastete sich langsam vorwärts. Der Nebel war dicker geworden und das Sternenlicht drang nur spärlich zu ihnen durch. Sein Schwert beließ er in der Scheide, aber dafür hatte er den Schild angelegt. Sollte ihn irgendwas anfallen, dann konnte er dem Gegner auch eins mit der Schildkante geben. Ein großer Schild traf im Nebel leichter als ein dünnes Schwert.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline
    Wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihr Ziel erreichen, eine Frage die Ulrich sich seit beginn der Reise stellte und das nicht ohne Grund. Immer wenn er auf einem Schiff unterwegs war passierte etwas, je länger die Überfahrt dauerte, umso schlimmer wurde es. Er hätte bei seinem Schwur bleiben sollen, den er als junger Bursche einst ablegte, betrete niemals ein Boot. Viele Jahre hielt er sich tatsächlich an diesen Eid, machte immer einen großen Bogen um die Anlegeplätze der Schiffe. Vermutlich würde er heute noch so handeln, wenn das Schicksal ihn nicht mehr oder weniger gezwungen hätte. Doch damals, bei der ersten Ausnahme gab es keinen anderen Ausweg, wie sonst sollte er mit Miranda vom Festland flüchten?, es war die einzige Lösung. Jetzt, wo der Ritter so darüber nachdachte, auch die einzige Schiffsreise auf der nichts passierte, bis auf die Tausend Tode die er vor Angst gestorben war. Wie lange mochte das schon her sein?, eine kleine Ewigkeit, so kam es dem Schwertmeister zumindest vor, die Erinnerungen recht verblasst. Seltsamer Weise führten die meisten der darauf folgenden Reisen zu irgendwelchen Inseln, dieses mal auch?, Ulrich hatte gar nicht danach gefragt, fiel ihm gerade auf.

    Ob Insel oder Festland, was spielte es letztlich für eine Rolle, dieser Nebel war nicht verheißungsvoll, jedenfalls nicht im positivem Sinne. Schnell tauchten die Bilder des Seeungeheuers auf, dem sie zuletzt begegneten, der Ritter hatte Mühe sich nicht in dieses Szenario reinzusteigern. Stattdessen versuchte er auf andere Gedanken zu kommen, doch es wollte nicht recht gelingen, plötzlich befand er sich im Geiste auf der Insel des Grafen. Kniete neben dem toten Paladin, dessen Zweihänder Ulrich an sich nahm und seitdem in Ehren hielt. Saraliel, Schattengreif, Uncle, sie alle waren dort...und nun führte das Schicksal sie wieder zusammen, wieder in ein unbekanntes Abenteuer. Mit Rod hatte der Schwertmeister auch schon einiges erlebt, die Gewissheit, das man sich auf diese Männer verlassen konnte, beruhigte den Ritter in diesem Moment. „Wird schon gut gehen“ murmelte Ulrich leise vor sich hin, bevor er wieder unter Deck ging.

  11. Beiträge anzeigen #11
    Deus Avatar von Rodeon
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    Rodeon ist offline
    „Land in Sicht“ ertönte es aus dem Krähennest. Wie von der Tarantel gestochen raste der Gardist zum Bug des Schiffes, um selber endlich einen ersten Blick auf seine alte Heimat zu werfen. Glücklicherweise war von der Nebelbank, in die das Schiff gestern noch geraten war, schon längst verschwunden und nun bot sich den Besatzungsmitgliedern ein wunderbarer Anblick.
    Mit jeder Sekunde kamen sie näher an das Ziel ihrer Reise und mit jeder Sekunde enthüllte das Land noch mehr von seiner Einzigartigkeit. Man sah bereits die ersten Ausläufe der hohen Berge im Landesinneren. Die milde Sonne, die sich gerade durch den bewölkten Himmel gekämpft hatte, schien auf das schneebedeckte Land. Wie ein Juwel begann das gleißende Weiß zu funkeln und wies den Neuankömmlingen den Weg. Nach ein paar Augenblicken jedoch verschwand die Sonne wieder hinter den Wolken und das Land verwandelte sich wieder in ein schneeüberzogenes weitläufiges Gebiet, in dem das Leben geradezu eine Tortur sein musste.
    Ungeduldig tippte Rod mit seinem Fingern auf die Rehling, während das Schiff noch ein Stück näher an ihr Ziel heranfuhr. Das letzte Stück würden sie mit den Beibooten zurücklegen müssen, um das Schiff nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
    Noch einmal ließ der Gardist seinen Blick über das Land schweifen, das er so sehnlichst vermisst hatte. Lange war er fort gewesen, doch nun endlich war er zurückgekehrt. Vielleicht würde er nun, da er nicht mehr von den Schuldgefühlen, die ihn zu einer möglichst schnellen Rückkehr zwangen, geplagt werden würde, auch endlich wieder gut schlafen können, doch dies wird sich auch noch zeigen. Mit der Ankunft allein war noch nicht alles getan.
    Ebenso durfte er seinen Auftrag nicht vernachlässigen. Auch wenn er den königlichen Schatzmeister etwas angelogen hatte, so durfte er doch nicht ganz ohne Resultate wieder nach Vengard zurückkehren. Vielleicht würde er noch Gelegenheit haben, mit einigen hochrangigen Vertretern dieses Landes zu reden, doch im Moment gab es andere, wichtigere Dinge, die es zu regeln galt.
    Doch plötzlich wurde seine Freude über die Wiederkehr getrübt.
    An der Küste des Landes tauchten nun erste Hütten auf, ein mittelgroßes Dorf dem äußeren Anschein nach. Für einen Moment freute er sich, seinen Landsmännern zu begegnen, doch dann sah er, was dieses vermeintliche Dorf wirklich war.
    Die meisten Häuer waren zerstört, jedenfalls sah man aus der Ferne nichts, was noch einigermaßen heil genug war um die Bezeichnung Haus überhaupt zu tragen. Auf den Wegen lagen diverse Sachen, die man jetzt noch leider kaum erkennen konnte, wahllos verteilt.
    „Was zum“, murmelte er und beugte sich etwas vor. „Was ist hier bloß passiert?“
    Er hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit einer solchen Begrüßung. Irgendetwas Schlimmes hatte dieses Dorf heimgesucht und er war nicht da, um es zu verhindern. Jetzt hatte sein angeschlagenes Gewissen noch mehr, was es zu verarbeiten galt.
    Trauer, Wut, Ratlosigkeit. Von all diesen Gefühlen wurde er gleichzeitig überwältigt.
    Jetzt galt es nur noch, möglichst schnell überzusetzen und eine Antwort darauf zu finden, was mit diesem Dorf passiert war.
    Während die ersten Beiboote bereits fertig gemacht wurden, starrte der Gardist weiter auf das zerstörte Dorf. Sein ganzes Denken drehte sich schlagartig nur noch um ein einziges Wort.
    „Wer?“

  12. Beiträge anzeigen #12
    Deus Avatar von Schattengreif
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    Schattengreif ist offline
    Erfreulicherweise war die Nacht relativ unblutig vorübergegangen. Nur wenige dieser seltsamen, bepelzten Fledermäuse hatten einen Angriff gewagt und alle waren in sekundenschnelle entweder von einem Schwert zerteilt oder von Uncles Schild zerschmettert worden. Hoffentlich, dachte Schattengreif, würde ihr Landaufenthalt ebenso glimpflich verlaufen.

    Sie waren noch ein ganzes Stück von der Küste entfernt, als der Kapitän befahl, vor Anker zu gehen.
    "Lasst die Beiboote zu Wasser.", rief er seinen Männern gleich darauf zu, und diese beeilten sich, der Anweisung nachzukommen. Rod stand währenddessen ungeduldig an der Reling und war dann der erste, der eilig in eines der Boote hinabkletterte. Die anderen Männer folgten nach, bis schließlich Schattengreif als letzter das Schiff verließ. Das knappe Dutzend Matrosen würde sie nicht begleiten, ebenso wenig wie Kapitän John - ab jetzt waren die Gefährten auf sich allein gestellt.
    Ebenso wie die anderen ergriff Schattengreif ein Ruder und so, Ruderschlag um Ruderschlag, näherten sie sich dem vereisten Ufer...

    Knirschend legte das vorderste Boot an und nur Augenblicke später folgten die restlichen. Einer nach dem anderen sprangen die Männer an Land und zogen und schoben mit vereinten Kräften die Boote weiter vom Meer fort. Dann blickten sie sich um. Das Bild der Zerstörung war schon vom Schiff aus zu sehen gewesen, doch so dicht davor wurde erst das ganze Ausmaß deutlich. Kein Stein stand hier mehr auf dem anderen. Die Häuser und Mauern waren geschleift worden, die Scheunen niedergebrannt, und von den Bewohnern fehlte jede Spur. Zumindest anfangs. Während sie entgeistert durch die Ruinen stapften, konnten sie hier und da aus den Trümmern eine Menschenhand aufragen sehen, die Finger von blauschwarzer Färbung und merkwürdig verrenkt. Als einer von ihnen unbeabsichtigt gegen eine solche Hand trat, splitterte sie wie Glas.
    "Bei Innos, was für Mächte waren hier nur am Werk?", sprach jemand aus, was sie alle dachten.
    Noch einige Momente entsetzter Stille verstrichen, dann meldete sich Rod mit belegter Stimme zu Wort: "Nun, es ist sinnlos, länger als nötig an diesem unseligen Ort zu verweilen. Sehen... sehen wir uns noch ein bisschen um, planen unsere nächsten Schritte, dann lasst uns so schnell wie möglich von hier verschwinden."
    Dem stimmten alle zu.

  13. Beiträge anzeigen #13
    Fighter Avatar von Saraliel
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    Mit einem raschen Schulterblick vergewisserte sich der Magier, das seine Begleiter bei ihm waren. Es gab ihm eine gewisse Sicherheit sie bei sich zu wissen und nicht alleine in dieser trostlosen Gegend verweilen zu müssen. Der Magus ging in die Knie und beobachtete eindringlich den vor ihm liegenden Leichnam. Was auch immer mit ihm angestellt worden war, so war Saraliel sicher, dass er gewaltsam getötet worden war. Das Feuer, was in diesem Dorf gewütet hatte war sicher nicht durch einen Blitz entstanden. Die Haut des Leichnams war glasig und scheinbar nur ein kräftiger Windstoß reichte um sie zerspringen zu lassen. Der Magier fröstelte, wenn er daran dachte wie das Element des Feuers missbrauchen konnte. Mit einem Ruck erhob er sich von seiner Position und spähte durch die Trümmer in der vergeblichen Hoffnung er könnte vielleicht noch ein Lebewesen finden. Jemand, der ihm sagen konnte was hier geschehen war. Doch das einzige was er fand waren Tod und die Ruinen des Dorfes. „Hier lebt keiner mehr. Ich kann keine Magie mehr spüren, die nicht von uns kommt“. Hier half auch die Magie der Heilung nicht mehr. Tote wieder zum Leben zu bringen stand nicht in der Macht der Menschen, sah man einmal von dem widerwärtigen Dasein als Untoter ab. Saraliel ging ein paar Schritte und klopfte Rodeoman auf die Schulter. Auch wenn er ihn noch nicht wirklich kennen gelernt hatte, verstand er doch den Schmerz, den er bei der Ankunft hier verspüren musste. Er hätte gerne etwas gesagt, etwas, das vielleicht half die Situation besser zu verarbeiten. Aber hier half nichts mehr.

    Schon kurze Zeit später war man sich ohne viele Worte einig, dass sie das Dorf hinter sich lassen sollten. Hier war nichts mehr zu retten und sollte es hier noch etwas geben, das noch nicht verloren war, so war Eile geboten. Der Feuermagier sorgte dafür, dass er in der Nähe des Paladins Uncle-Bin lief. War er doch der mit der meisten Kampferfahrung, an der es bei Saraliel noch mangelte. „Könnt ihr euch erklären, was hier gewütet haben könnte Uncle-bin?“.

  14. Beiträge anzeigen #14
    Tras Tadc Avatar von Uncle-Bin
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    „Wenn ich mir das Dorf so ansehe, würde ich mein Schwert drauf verwetten, dass hier ein Kampf stattgefunden hat. Plünderer, vielleicht Orks oder irgendwas. Auf jeden Fall haben die Angreifer ihre Gefallenen mitgenommen.“, murmelte Uncle halb zu Saraliel halb zu sich selbst.
    Es fiel ihm schwer das Bild des zerstörten Dorfes richtig einzuordnen. Die Orks in Myrtana hätten neben dem einen oder anderen unehrenhaften Gefallenen sicher auch ihre Banner hinterlassen. Räuber und Plünderer hingegen zogen es nicht vor ein komplettes Dorf zu vernichten. Alles hier schrie nach gezielter Vernichtung, aber nichts wollte offen auf den Täter hinweisen.
    „Zu Beliar mit jenen die dies anrichteten.“, seufzte er und wandte sich von Saraliel ab. Vielleicht gab es zwischen den Trümmern noch irgendetwas Brauchbares zu finden. Zwischen den gefrorenen Leichen spürte Uncle die eisige Kälte noch mehr als sonst. Eine Decke, ein paar Felle oder ein wenig Branntwein – im Moment war ihm alles Recht, dass gegen die verfluchte Kälte wirkte.
    „He, seit wachsam. Wer oder was immer hier getobt hat, könnte noch in der Nähe sein.“, rief er den anderen zu. „Und solange der Boden festgefroren ist, können wir die Toten nicht begraben.“ Nein, es gab kaum einen Grund hier länger als nötig zu verweilen.

    Wenig später fiel sein Blick auf ein kleines Fässchen, das zwischen den Steinen einer umgestürzten Wand lag. Na wenigstens etwas. Zu seiner Enttäuschung war nicht mehr als der beißende Duft eines hochprozentigen Brandes im Innern. Missmutig warf er es zur Seite. Dies ist kein Ort für die Lebenden.

  15. Beiträge anzeigen #15
    Deus Avatar von Nibbler
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    Nibbler ist offline
    Und wieder war es einer der Tage, an denen sich Nibbler wünschte, er wäre vor ein paar Tagen im Bett geblieben. In solche Abenteuer geriet er nun nicht zum ersten mal und wahrscheinlich auch nicht zum letzten mal in seinem Leben. Früher, wenn er sich an die Aktion mit der Rückeroberung von Khorinis erinnerte, war er hellauf begeistert von so einem Abenteuer, in dem es um Leben und Tot ging, doch nun, auch wenn es noch nicht all zu lange her war, war das eigentlich anders geworden. In der Heimat hatte er eine gemütliche Kammer, ein loderndes Feuer und einen Laden, der eine Menge Gold für ihn hinterließ: Ein Leben, wie man es sich nur wünschen konnte. Doch nun war er in einer eiskalten Gegend, weit weg seiner warmen Kammer mit ein paar Leuten, die er eigentlich nicht kannte. Sandman war der einzige, den er "gut" kannte. Bei all seinen größeren Abenteuern war er bisher dabei gewesen, als würde sie das Schicksal immer wieder zusammen bringen. Man könnte eigentlich auf den Gedanken kommen, dass das etwas zu bedeuten hatte. Aber sonst? Gut, bei Rod hatte er sich mal Stahl gekauft, das war es auch schon gewesen. Schattengreif hatte mal seine Hand behandelt, als Faren sie ihm verbrannte. Und der eine Paladin? War das nicht der Paladin gewesen, der sie aufgerufen hatte nach Khorinis zu gehen um die Schlacht des Lebens zu schlagen, um das Gebiet von den Orks zu befreien um Vengard wieder besser versorgen zu können? Ja, das musste er sein, jedenfalls sahen sie sich sehr ähnlich. Die anderen beiden Männer kannte er nicht, auch, wenn einer davon ein Bruder des Ordens war, hatte er ihn noch nie zuvor gesehen.

    Überhaupt erinnerte ihn das alles an Khorinis. Erst eine lange Fahrt mit dem Schiff über das weite Meer und am Ende der Reise kam man in einer Stadt an, die fast vollständig zerstört war. Der einzige Unterschied war, dass hier schon von Beginn an die Leichen auf den Gassen lagen, auf Khorinis war das erst der Fall gewesen, als die Schlacht in der Stadt geschlagen war. Sehr merkwürdig, wie Nibbler fand, aber nun war er nun mal da und stellte sich mit den Männern gut, denn so wie es schien, hatten sie noch einiges gemeinsam vor. Wenn er sein Leben gut genug kannte, dann würden wohl noch einige Gefahren lauern und eine große Schlacht müsse geschlagen werden. Behutsam tat der Feuermagier einen Schritt nach dem anderen, tieg in die Robe zurückgezogen um den eisigen Wind nicht direkt spüren zu müssen. Seine magisch erzeugte Wärme, die er um sich erschaffen hatte, konnte er immerhin nicht ewig halten, also musste er sich seine Kräfte gut einteilen. "Was nun?" ließ er verlauten, als er sich, auf der rechten Hacke stehend, in einem mal um 180° drechte und die Gruppe anschaute.

  16. Beiträge anzeigen #16
    Deus Avatar von Schattengreif
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    Schattengreif ist offline
    So rasch wie möglich hatte die Gruppe die traurigen Überreste des einstigen Dorfes hinter sich gelassen und den Weg Richtung Norden fortgesetzt. Zwar wäre es leicht gewesen, schon im Dorf ein Lager für die Nacht aufzuschlagen, doch keiner wollte in der deprimierenden Umgebung verweilen. Jetzt war es schon dunkel geworden und die Gefährten hatten hinter einer schmalen Felswand ein kleines Feuer entzündet. Es war zwar nicht der ideale Ort für ein Lager, aber nachts ins Ungewisse weiterzugehen war noch weniger ratsam erschienen als diesen Platz zu wählen. Sie hatten die Stelle so gut es ging mit Fellen gegen den Wind geschützt und sich Schlafgelegenheiten geschaffen, jetzt saßen sie im Kreis um die prasselnden Flammen und starrten in die Glut oder brieten etwas von ihrem Proviant.
    Das Feuer stellte natürlich ein Risiko dar. Wer immer das Dorf zerstört hatte, könnte durch den Schein angelockt werden. Andererseits war es natürlich notwenig, denn die Kälte hatte bedenklich zugenommen und mit einem kleinen Risiko zu schlafen war besser, als für immer zu schlafen. Außerdem wollte niemand von ihnen gefrorenen Proviant essen.

    "Wir müssen auf jeden Fall abwechselnd Wache schieben, das dürfte klar sein.", warf Uncle irgendwann ein, nachdem sie lange Zeit stillschweigend dagesessen hatten. "Darin sollten die meisten hier ja schon Erfahrung gesammelt haben."
    Schattengreif grinste. Allerdings.
    Natürlich waren auch alle anderen mit dem Vorschlag einverstanden, alles andere wäre fahrlässig gewesen. Sie machten die Zeiten aus, zu denen jeder aufpassen sollte, und verfielen dann wieder in Schweigen.
    "Morgen sollten wir sofort weiterziehen", meinte Rod nach einer Weile. "Jeder trägt einen Teil der Ausrüstung, dann sollte das gut zu machen sein. Vielleicht finden wir im nächsten Dorf ja etwas, das uns zuversichtlich stimmt." Sein Tonfall machte allerdings klar, dass er selbst nicht besonders viel Hoffnung hegte.

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    Tras Tadc Avatar von Uncle-Bin
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    Uncle-Bin ist gerade online
    Im Gegensatz zu seinen Gefährten hatte Uncle der Anblick des zerstörten Dorfes kaum berührt. Er wusste nicht genau ob die Emotionslosigkeit gegenüber fremden Leichen Fluch oder Segen war. Irgendwann jedoch hatten seine Augen eine Routine entwickelt.

    „Ich werde die erste Wache übernehmen.“, meinte er an Rod gerichtet. Es war keine Frage, sondern viel mehr ein Befehl. Fraglich, ob er sich diesen Stil je wieder abgewöhnen würde. Viel mehr als der befehlende Tonfall und der Titel war den Lords des Ordens der Paladine nicht geblieben.
    Während die ersten sich nun aneinandergedrängt ins Reich der Träume absetzen wollten, fixierte Uncle die schwelende Glut. Im Norden, so sagte man, sprach Innos oft durch die Glut, weil das Tageslicht seine Botschaft hier nur spärlich verbreitete. Nirgends sonst als in der dunklen und eisigen Einöde des Nordens wussten die Menschen Innos Gabe so zu schätzen.
    Ein schmales Lächeln huschte über Uncles Gesicht, während er einen Span ins Feuer warf. So war das kleine leere Fässchen, das er vorhin im Dorf gefunden hatte, doch zu etwas gut gewesen.
    Um ihn herum war es ruhig geworden. Ein seichter Wind fuhr über das Land und trug ein Heulen mit sich. Scheewölfe?, kam es Uncle in den Sinn, aber so wie es sich anhörte waren sie weit von ihnen entfernt. Kein Grund zur Besorgnis. Dennoch fühlte Uncle sich nicht sicher. Vielleicht war es einfach zu ruhig für die Ohren eines lärmgewöhnten Stadtmenschen geworden.

  18. Beiträge anzeigen #18
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Sir Ulrich ist offline
    Die Laune von Ulrich sank schlagartig, als die Gefährten das zerstörte Dorf entdeckten. Spätestens jetzt war die letzte Hoffnung des Ritters, das dies eine gewöhnliche Reise würde, dahin. Gleich machten sich dunkle Vorahnungen breit, als feststand, das dort ein Kampf stattgefunden haben musste, warum auch immer. Die Dorfbewohner hatten mit ihrem Leben bezahlt, der Feind, wer er auch sein mochte, schien überlebt zu haben..., eine beunruhigende Erkenntnis. Zu dumm, das sie hier in einer Art Eiswüste gelandet waren, so war es unmöglich irgendwelche Spuren zu finden, das wäre in dieser Situation wirklich sehr hilfreich. So hätte man feststellen können, wie viele Gegner es ungefähr waren, vor allem was für Gegner, zumindest hätte man sagen können, ob es Menschen waren oder nicht. So blieben jegliche Hinweise unter Schnee und Eis verborgen, keine Chance ein paar Hinweise zu bekommen. Diese Ungewissheit wollte dem Ritter gar nicht gefallen, Keiner wusste was da auf sie zukam, was ihnen begegnen könnte.

    Wieso mussten immer derartige Dinge passieren?, wieso konnte es nicht einmal normal sein? Dann säßen sie nun gemütlich in der Dorftaverne in der Nähe des Kamins, in dem ein schönes Feuer lodern würde. Eine warme Mahlzeit, dazu ein Nordmarer Nebelgeist, oder etwas Vergleichbares, nach dem Essen dann ein wenig mit den Bewohnern plaudern, sich nette Geschichten erzählen. Irgendwann zu später Stunde sich zur Nachtruhe begeben, auf einem weichen Bett liegend, in eine Decke einrollen und friedlich einschlafen. Aber nein, es kam mal wieder alles ganz anders, stundenlanges herumstapfen in eisiger Kälte und ein Lager, das es eigentlich nicht wert war, so genannt zu werden.

    Ulrich hatte den Eindruck, dass das Klima hier noch rauer war, als in Nordmar, lag vermutlich am feuchten Wind, der von der Küste ins Landesinnere wehte. Wenigstens gab es ein Lagerfeuer, so ließ es sich einigermaßen aushalten, wenngleich die durchgefrorenen Gliedmaßen nicht wirklich zum Leben erwachen wollten. Die Kälte wollte einfach nicht aus den Knochen weichen, so fühlte es sich jedenfalls an, vielleicht war es auch nur Einbildung, so war an Schlaf nicht zu denken. Stattdessen wirre Gedanken, die den Ritter nicht zur Ruhe kommen ließen. Wie lange müssten sie noch herumirren, bis sie auf die nächste Ortschaft stießen? Was würden sie dann vorfinden? Der Ritter hatte kein gutes Gefühl, als er versuchte sich das auszumalen, wenn doch wenigstens klar wäre, wer der mögliche Feind ist und wo er sich aufhielt. Zum wiederholten Male ergriff seine rechte Hand den Schwertknauf, ohne das er das wirklich wollte, ein ganz klares Zeichen von Angespanntheit und Nervosität.

    „Dann kann ich genauso gut Wache schieben“ brummte Ulrich missmutig vor sich hin während er sich aus der Decke schälte, anschließend löste er Uncle ab.

  19. Beiträge anzeigen #19
    Deus Avatar von Nibbler
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    Nibbler ist offline
    In der Kälte des Schnees war die Nacht nicht einfach gewesen. Obwohl sie versucht hatten sich ein gutes Nachtlager zu schaffen, konnte man nicht wirklich von einer erholsamen Nacht sprechen, dafür war es zu kalt gewesen und ohne Feuer wären sie in der Nacht wohl sogar erfroren. Es hatte auch einige Zeit gedauert, bis allesamt richtig wach waren, steckte allen doch noch die Erschöpfung in den Knochen und der Schlaf im Gesicht. Alle konnten froh sein, dass sie keinen Spiegel dabei hatten, denn so müde, wie so teilweise aussahen, hätten sie sich wohl ziemlich bei ihrem eigenen Anblick verschreckt. Nibbler saß etwas weiter vom Feuer entfernt und versuchte sich magisch wieder aufzuwärmen, wie gut, dass er ein Feuermagier war. Die anderen saßen nah am Feuer beisammen um sich ein wenig auf zu wärmen und ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Der Weinmeister stand in der Zwischenzeit auf und ließ alle Gelenke in der Schulter und den Händen knacken. Eine kleine Beuge und auch in seinem Rücken knackte es die Reihe runter.

    Den schnell geschmolzenen Schnee in seinen Händen nahm der Feuermagier, um sein Gesicht zu waschen und diesen komischen Geschmack von seiner Zunge weg zu bekommen. Apfel? Scavengar? Er konnte es nicht mehr richtig zuordnen, welche Brocken ihm noch zwischen den Zähnen saßen, viel wichtiger war das Frühstück, das sie sich noch zu besorgen hatten. "Auf in Richtung Norden!" rief der bärtige Schmied in die Menge hinein, die dabei war wach zu werden. "Wir dürfen keine Zeit verlieren, sonst wird das nie was. Los, aufrappeln, frühstücken können wir auf dem Weg, wenn wir irgendwelche Pflanzen finden. Los, nicht trödeln! Feuer aus, los gehts!"

  20. Beiträge anzeigen #20
    Deus Avatar von Rodeon
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    Rodeon ist offline
    Es war einer dieser Tage, an denen eigentlich nur alles schief gehen konnte. Der gestrige Tag war schon schlimm genug gewesen, doch Rod hatte eine Vorahnung, dass dies noch nicht das Schlimmste gewesen war, was ihnen begegnen würde.
    Nachdem sie lange genug im zerstörten Dorf verweilten waren sie nun endlich weiter gezogen, weiter gen Norden und auch wenn der Gardist das Schlimmste vermutete, so drängte er doch darauf, möglichst schnell weiter ins Landesinnere aufzubrechen um sich endlich Gewissheit zu verschaffen, was dieses Dorf heimgesucht hat.
    „Wir müssen weiter nordwärts“, sagte der Gardist schließlich zu seinen Gefährten, die teilweise mit der extremen Witterung in diesem Land zu kämpfen hatten. Aber sie hatten gewusst, worauf sie sich einlassen und sie würden das auch überstehen. „Ein Stück weiter und wir müssten zu einem weiteren Dorf kommen. Das sollte dann auch noch bewohnt sein, denn es ist um einiges größer und widerstandsfähiger als das Dorf, welches wir bei unserer Ankunft vorgefunden haben. Würde mich schwer wundern, wenn auch das zerstört sein sollte. Mit ein bisschen Glück sind wir noch vor Einbruch der Nacht da und dann werden wir endlich standesgemäß untergebracht und ihr werdet sehen, was wahre Gastfreundschaft ist. Das bedeutet Bier, gut abgehangenes Fleisch und was weiß ich noch alles. Also los, weiter geht’s.“
    Doch während er von der unübertroffenen Gastfreundschaft erzählte musste er immer wieder an das zerstörte Dorf denken. In seiner Jugend war er dort ebenfalls hin und wieder zu Gast gewesen und jetzt, jetzt ist es ein für all Mal weg. Ausradiert aus der Landkarte und nur noch ein Mahnmal für alle, die diese verfluchten Lande betreten. Wenn etwas, oder jemand, tatsächlich in der Lage war, diese Ansiedlungen heimzusuchen, welche Möglichkeiten hatten dann die anderen, die quer über das Land zerstreut sind?
    „Lieber nicht drüber nachdenken“, murmelte er vor sich hin, ohne dass es jemand mitgekriegt hatte. „Alles wird gut, alles wird sicher gut.“
    Um endlich auf andere Gedanken zu kommen ließ er den Blick ziellos durchs Land umherwandern. Nach Norden hin erstreckte sich das Land scheinbar unendlich weit. Nie enden wollende Ebenen, im Weiß des Schnees gekleidet und hin und wieder von majestätisch wirkenden Bergen gesäumt. Wenn die Umstände nicht so bedrückend wären, würde er vielleicht noch mehr Spaß am Anblick seiner Heimat haben, den er doch noch vor einiger Zeit so herbeigesehnt hatte, doch nun war sein Denken auf andere Sachen gerichtet, die es erst anzugehen galt. Vielleicht, wenn er die dringend benötigen Antworten gefunden hatte, würde es ihm möglich sein, die Schönheit dieses Landes, so kalt und erbarmungslos es doch auf dem ersten Blick zu sein schien, in seiner vollen Pracht zu bewundern.
    Intuitiv hob er schließlich den Kopf und sah in den wolkenverhangenen Himmel.
    „Diese Nacht wird kalt“, sagte Rod schließlich erneut zu seinen Gefährten. „Verdammt kalt. Wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich das Dorf erreichen, ansonsten dürfen wir die Nacht hier mitten im Nirgendwo gleich neben dem Wüten eines Schneesturmes verbringen.“

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