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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    Meist erscheint uns Vergangenes unendlich weit weg. Ohne den geringsten Einfluß auf das Jetzt. Doch selbst dann, wenn nur noch halb vergessene Mythen und Legenden von Dingen erzählen, die einmal waren, wenn Ereignisse schon so sehr aus dem Wissen der Völker, aus dem Gedächtnis jedes Einzelnen getilgt wurden, daß sie nur noch wie ein fernes, unwirkliches Echo wirken... selbst dann kann uns die Vergangenheit jederzeit einholen und uns mit ihrer alles umklammernden Faust den Atem nehmen und die Gegenwart beherrschen. Dann wird uns für einen Moment klar, daß alles miteinander verwoben ist, daß es kein Entrinnen gibt.

    ___________________________


    Personen

    Nienor - freie, adelige Kriegerin, auf der Suche nach Heilung von einem unbekannten Leiden
    Dumak - Barde und manchmal Dieb, zwielichtige Gestalt, pendelt zwischen harmlos und verschlagen

    Sechab ir Khufs - Durghari der Thurg'arsi, Dolmetscher und Vermittler zwischen den Thurg'arsi und Fremden
    Cheleb ben Farsi - einer der drei Karawanenführer
    Hargura - der zweite Führer der Karawane der Thurg'arsi
    Chatab jub Hamsad - der dritte Führer der Händler

    Pedro IV. - König von Haruthar
    Romuald - Marschalk des Reiches Haruthar
    Sanchon Korsun - Großmeister des Ritterordens von Cascadun
    Pelayo von Sabugal - Burggraf von Sabugal

    weitere Personen folgen


    Inhalt

    Vorspiel
    Verwicklungen in Gorthar
    Der vergessene Wald
    Was in Badajoz geschah
    Das glänzende Coïmbra
    Im Grenzland
    Die Wildnis
    Der große Strom
    ...








    ___________________________

    Vorspiel
    ___________________________


    Drakia lag in tiefem Schlaf. Den nachtschwarzen Himmel bevölkerten Scharen von Sternen. Aber sie teilten sich ihn mit träge dahinziehenden Fetzen von Regenwolken. Doch der König am Firmament war der Mond. Er schickte sein silbriges Licht durch die kleinen Butzenscheiben des Wirtshausfensters, an die der Regen in unregelmäßigen Schüben peitschte. Auf dem Boden des Zimmers zeichneten sich, getrennt durch die Schatten des Fensterkreuzes, vier helle Rechtecke ab. Teilweise beleuchteten sie die nackten Dielen, teilweise sah man in ihrem Licht die bunten Fransen eines geknüpften Teppichs, der als Bettvorleger diente. Ein Ornamentmuster zeichnete sich im blassen Mondlicht ab.
    Nienor warf sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Die Decke war zerknüllt und durchgeschwitzt. Was war das nur für ein Albtraum? Gefallen in bodenlose Tiefen, begleitet vom kreischenden Geschrei unheimlicher Schatten, gefangen in düsteren Bildern. Festgenagelt hatte sie sich gefühlt. Unfähig, sich zu bewegen. Wie verurteilt und auf ewig in einen Kerker geworfen, um wieder und wieder die schlimmsten Ereignisse nachzuerleben, ohne vor ihnen fliehen zu können. Blasse Schemen waren an ihr vorübergezogen, doch sie erkannte keinen Sinn dahinter. Spitze Schreie drangen an ihr Innerstes und sie hatte das Gefühl, dass wegen ihr jemand litt. Was hatte sie getan? Eine Welt geriet aus den Fugen und sie war der Grund.
    Mit einem Schrei wachte Nienor auf. Schwer atmend richtete sie sich in ihrem Bett auf, sah sich um und bemerkte mit spürbarer Erleichterung, dass sie nicht mehr in der Albtraumwelt ihres Schlafes war.
    Nienor blieb wach. Die Knie angezogen und die Arme um die Beine geschlungen saß sie auf ihrem Bett und starrte, versunken in düstere Gedanken, auf die vier hellen Rechtecke, die immer dann aufleuchteten, wenn sich die Wolken nicht vor den Mond schoben. Langsam wanderten die vier Flecken über den Boden. Die Stunden vergingen. Nienor fürchtete sich davor, wieder einzuschlafen. Die Albträume waren in den letzten Wochen immer wieder gekehrt. Sie kannte sie, doch konnte sie diese Träume nicht zuordnen. Immer wieder fand sie sich in dieser Welt aus Schmerz, Hass und Angst wieder. Anfangs hatte sie es nur als dummen Albtraum abgetan, wie er immer einmal vorkam. Doch die Regelmäßigkeit dieses Traumes war unheimlich. Als wolle ihr jemand über diesen Weg Leid zufügen.
    Seufzend befreite sie sich endgültig von den Decken und begann, diesen Tag wie schon einige vor ihm mitten in der Nacht. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Nass klebten ihr die Haare an den Schläfen und an der Stirn. Tiefe Augenringe zeugten von ähnlich kurzen Nächten. Gedankenverloren starrte sie auf ihr zerwühltes Bett, an dessen Pfosten das Horn des Seeungeheuers lehnte, das sie vor einigen Monaten mit Hilfe einiger anderer erlegt hatte. Skeptisch blinzelte sie es an. Irgendetwas gefiel ihr nicht daran. Sie wusste nicht was, es war mehr so ein Gefühl und wenn sie versuchte, darüber nachzudenken, verschwand es. Sie hatte Scheu vor dem Relikt des Meerungeheuers und doch ließ sich auch die Faszination, die davon ausging, nicht abstreiten. Unzählige Male hatte sie über die raue, doch an den schärfsten Kanten geglättete Oberfläche gestrichen. Es war ihr Beutestück und sie würde es nicht wieder hergeben. Sie würde es nicht unbeachtet herumliegen lassen. Und das, obwohl sie überhaupt nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. Nienors Gedanken wanderten wieder zurück zum Grund ihres plötzlichen Erwachens. Dem immer wiederkehrenden Albtraum von Angst, Schuld, Verlust, Hass und Hoffnungslosigkeit. Was war nur los, warum quälte sie der Schlaf so grausam?
    Ohne Antwort auf ihre Fragen wandte sie sich der Schüssel mit Wasser zu, wusch sich den Schweiß vom Gesicht und zog sich dann an.
    Die Tür knarrte leise, als Nienor kurze Zeit später das Zimmer verließ, um in der um diese Zeit noch leeren Schankstube auf das Morgengrauen zu warten.

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    Archipoeta Avatar von Dumak
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    In einer anderen Ecke des kleinen Örtchens knarrte indessen ein Fensterladen im Wind, obwohl kaum ein Luftzug zu spüren war. Immer, wenn sich eine Wolke vor den Mond schob, ging ein Regenschauer nieder, angekündigt durch einige, vereinzelte Tropfen, die bald hier, bald da auf die Dächer des Ortes aufschlugen. Und ganz plötzlich wuchs der Niesel dann zu einem Schauer an. Nur das Prasseln des Regens auf die Dächer in der Nähe war dann zu hören.
    Niemandem fiel es auf, dass sich ein Schatten in der Dunkelheit bewegte und plötzlich verschwand. Denn niemand war da, um dies zu beobachten. Eine Dachluke klapperte einmal, zweimal. Dann herrschte wieder Stille.
    »Verdammtes Mistwetter.«
    Die stark gedämpfte Stimme eines Mannes, der hörbar schlecht gelaunt war, drang vom Dachboden herunter. Er löste seinen Umhang und wrang ihn aus. Das Wasser plätscherte in kleinen Sturzbächen auf den Boden und suchte sich Ritzen in den groben Dielenbrettern aus, um seinem unstillbaren Drang nach Fortbewegung nachzukommen. Der Mann strich sich derweil die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Von seiner Rüstung, die aus sich überlappenden Schuppen bestand, tropfte das Wasser. Er stand in einer Pfütze. Oder besser: er hockte. Der Dachboden, den er sich für seinen heimlichen Unterschlupf ausgesucht hatte, war zu niedrig, um sich gerade hinzustellen.
    Eben dies bemerkte er gerade, als er sich bei dem Versuch, den Kopf zu heben, an einem Dachsparren stieß. Ein Fluch folgte.
    »Verdammte Ärmlichkeit! Können sich nicht mal einen ordentlichen Dachboden leisten!«
    Vorsichtig tastete er mit der Hand den Hinterkopf ab. Das würde eine schöne Beule geben.
    In einer Ecke fand sich ein Schober Heu, wohl in Voraussicht als Tierfutter angesammelt. Der Mann machte es sich darin, nass wie er war, bequem.
    »Ha, Barde! Wenn ich gewusst hätte, dass man davon erst recht nicht leben kann, hätte ich es wohl gleich sein gelassen. Aber eins weiß ich: Von diesem Ausflug hier werden mal nie irgendwelche Lieder berichten.« Er redete leise mit sich selbst. »Höchstens Spottlieder. Vom armen Tropf auf dem Dachboden.«
    Dann verstummte er und versuchte trotz seiner durchnässten Kleidung, etwas zu schlafen. Zum Glück hatte das Leder der Rüstung die gröbste Nässe abgehalten. Dafür war der Mantel durch und durch nass und am Ende war das Wasser in die Halsöffnung gelaufen. Ebenso waren die Stiefel voller Wasser. Darum hatte er sie auch ausgezogen und achtlos neben sich geworfen. Jetzt schauten ein Paar schwielige Füße erstaunt in die Weltgeschichte. Vom linken Stiefel löste sich gerade die Sohle. Wahrscheinlich vertrug sie sich nicht mit dem Rest des Schuhs und wollte so schnell wie möglich verschwinden. Doch die halbwegs annehmbare Arbeit eines unbekannten Schusters würde sie wohl noch eine Weile daran hindern. Die Nähte waren fein und das Garn fest.
    Der Unbekannte hatte noch ein paar Stunden Zeit. Derweil trommelte der Regen weiterhin auf das Dach und der Wind zerrte an den Schindeln, die sich jedoch nicht von seinem säuselnden Geflüster dazu überreden ließen, mit ihm auf Entdeckungsreise durch die Luft zu kommen, sondern lieber weiterhin auf dem Dach blieben. Wahrscheinlich hatte ihnen jemand erzählt, dass sie am Ende doch nur irgendwo im Dreck landen würden, achtlos ausgespuckt vom launischen Sturmwind, der sich alsbald ein neues Spielzeug suchen würde.
    Der Mann unterdrückte ein Husten. Dann blieb es ruhig. Er war wohl eingeschlafen. Hoffentlich wurde das Wetter bald besser.

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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    »Nanu, so früh schon wach?«
    Der Wirt war verwundert, als er Nienor schon zu dieser frühen Morgenstunde in der Schankstube antraf. Er stocherte in der abgedeckten Glut des Herdes. Am Vorabend hatte er wie immer die Glut mit einer dicken Ascheschicht abgedeckt, um aus den heißen Resten am nächsten Morgen das Feuer erneut anzufachen.
    »Wach? Nein, davon kann keine Rede sein.« Nienor wirkte bekümmert.
    »Wieder diese Albträume, von denen Ihr mir erzählt habt, Kommandantin?«
    Nienor nickte.
    »Ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll. Jede Nacht graut mir davor und jede Nacht muss ich es trotzdem wieder neu erleben.«
    Der Wirt nickte betrübt und blies dann in die Glut. Ein paar dünne Holzspäne entflammten. Jetzt nur nicht zu doll blasen. Dickere Zweige knisterten, als die Flammen an ihnen entlang leckten und probierten, ob sie als Nahrung geeignet seien. Das Ergebnis fiel zufriedenstellend aus und bald brannten die Flammen mit lustig tanzenden Bewegungen im Herd. Der Wirt wandte sich wieder Nienor zu.
    »Ich mache Euch etwas Warmes zu trinken.«
    Nienor nickte dankbar und starrte gedankenverloren auf einen imaginären Punkt im Nichts. Kurze Zeit später stieg ihr ein süßer Duft in die Nase, der sie aus ihren Tagträumen aufwachen ließ.
    »Ein Kräutertee. Ich habe etwas Honig hineingetan«, ließ sich der Wirt vernehmen.
    »Danke, man riecht es. Es duftet wunderbar.« Nienor nahm den Becher dankbar entgegen. Die Flüssigkeit wirkte belebend, vertrieb die Müdigkeit und die Niedergeschlagenheit ein wenig. Der Wirt kramte unterdessen in einer Ecke der Schankstube, räumte irgendetwas.
    Die Geräusche, das Klappern und Klirren, das er verursachte, verblassten. Nienor war wieder in ihren unheilvollen Welt aus Schatten und Schemen, aus düsteren Gedanken versunken.
    »Kommandantin!«
    Sie schreckte hoch.
    »Ihr habt euren Tee verschüttet.«
    Jetzt erst bemerkte sie, dass sie dem Becher in ihren Händen gar keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte. Sie hatte ihn einfach nicht mehr gerade gehalten und so die Flüssigkeit auf den Boden geschüttet.
    »Es... es tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Vielleicht war es ja wirklich zu wenig Honig.« Der Wirt wollte die Pfütze wegwischen. Teilweise war die Flüssigkeit schon zwischen den Dielenritzen verschwunden. Der Rest sickerte gerade ins Holz ein. Einen Tag später, wenn zahlreiche Schuhe und Stiefel nichtsahnend darüber hinweggegangen wären, würde der Fleck sowieso nicht mehr auffallen. So wie zig andere, die von irgendwelchen Momenten der Unachtsamkeit oder des Streits erzählen könnten.
    »Nein, nein, das ist es nicht«, beeilte sich Nienor, zu versichern.
    »Es hat gut geschmeckt. Ich... ach, ich weiß auch nicht. Ich bin nicht mehr ich selbst.« Sie hob hilflos die Schultern.
    »Etwas... ich weiß nicht, doch es ist, als sei etwas in mir und treibt mit meinem Geist ein grausames Spiel. Ich kann mich nicht dagegen wehren.«
    »Ihr seid krank, Herrin. Nicht am Körper, doch an Eurem Geist nagt etwas. Ich weiß nicht was, aber Ihr solltet es loswerden, wenn es Euch nicht in den Wahnsinn treiben soll.« Der Wirt ging mit schlurfendem Schritt zum Herd, um nach dem Feuer zu sehen.
    Durch die milchigen Fenster drang das trübe Licht eines verregneten Sommertages. Dunkle Wolken jagten einander. Der Mond hatte sein Refugium für die aufgehende Sonne geräumt. Doch gönnten ihr die Wolken nicht den Platz am Himmel und bedeckten ihn immer mehr, bis sie ihn von Horizont zu Horizont überspannten.

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    Auf dem Dachboden wachte der Mann auf. Überall an seiner Kleidung, in seinem strähnigen Haar klebten Grashalme. Etwas juckte ihn in der Nase. Mit einem lauten Nieser begrüßte er den neuen Tag – und hielt den Atem an. Hoffentlich hatte das keiner gehört. Doch alles blieb ruhig unter ihm. War das Haus überhaupt bewohnt?
    Er bemerkte das Heu, das überall an seiner Kleidung haftete und schüttelte es ab, so gut es ging. Im Haar war auch eine Menge des duftenden Grases versammelt. Mit wilden Bewegungen der Hände fuhr er sich durch die Haare und ließ das Heu nur so herunter rieseln. Endlich, nach einer ganzen Weile hatte er sich und seine Kleidung so weit davon befreit, dass er zufrieden war. Er sah sich um und fand seine Umhängetasche. Ein lederner Beutel mit dickem Riemen für die Schulter.
    Einen Augenblick später holte er seufzend einen schrumpeligen Apfel daraus hervor.
    »Ich brauche dringend etwas festes zwischen den Zähnen. Ständig diese sauren Äpfel. Buääh!«
    Er verzog angewidert das Gesicht, als er in den Apfel hinein gebissen hatte.
    »So ein schönes saftiges Stück Fleisch. Oh ja...« Er träumte ein wenig vor sich hin, doch als er erneut in den Apfel biss, wurde er sofort aus seinen Wunschträumen herausgerissen.
    »Oder wenigstens etwas frisches Brot mit Käse«, schraubte er seine Ansprüche herunter.
    Der nächste Bissen wurde tapfer überstanden. Widerwillig schluckte er ihn hinunter.
    »Und dazu ein würziges Bier. Es muss so süffig sein, dass es richtig klebt.«
    Doch es gab nur diesen Apfel. Verschrumpelt und sauer.
    Unterdessen hatte der Tag begonnen, das fahle Licht des Morgens drang durch die Ritzen im Dach und durch die nicht ganz angelehnte Luke. Die Holzschindeln lagen unregelmäßig auf den Dachlatten. Überall verrieten Lichtpunkte undichte Stellen. Es war kein gutes Dach. Wahrscheinlich regnete es an vielen Stellen herein. Außerdem kroch die Kälte in die Dachkammer. Schnell schnappte er sich seine gestern achtlos hingeworfenen Stiefel und schlüpfte wieder hinein. Mittlerweile war das Leder getrocknet, die Sohle des Linken hatte sich entschlossen, noch eine Weile mitzumachen. Sie hing halt doch sehr am Rest des Schuhwerks. Und schon waren die schwieligen, besonders zwischen den Zehen verdreckten Füße verschwunden.
    Der Mann zog sich ins Heu zurück, um sich so noch etwas vor der für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Kühle zu schützen. Und er brauchte dringend etwas zu essen.

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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    Nienor lief vom kleinen Marktplatz in Richtung des Stadttores. Noch war niemand auf den Straßen und Gassen zu sehen. Nur ein verirrtes Schwein oder ein gackerndes Huhn kreuzten ihren Weg hin und wieder. Die Tiere suchten in dem vom Regen aufgeweichten Boden nach Essbarem. Quiekend flohen die Schweine, die eben noch im Schlamm gewühlt hatten, vor der Kommandantin, als ihre Schritte nahten. Nienor achtete nicht weiter auf die frei herumlaufenden Haustiere. Ihr Weg führte sie, ohne dass sie es vorgehabt hatte, in das kleine Kloster, das die Feuermagier in Drakia errichtet hatten. Denn plötzlich stand sie am Tor, dass in den Hof führte, der die Klostergebäude vom Rest der Stadt abtrennte. Das Tor, dessen Bogen sich kunstvoll über ihrem Kopf erhob, war offen. Es hing etwas schief in den Angeln. Schon lange war keiner der Innospriester mehr hier gewesen. Es schien so, als hätten sie ihre kleine Klause vergessen.
    Deutlich hörte man die Schritte, als ihre eisenbeschlagenen Stiefel auf den Pflastersteinen des Weges vom Tor zur Pforte des Tempels bei jedem Schritt aufkamen. Dann verstummte das Geräusch. Nienor stand vor der Pforte des kleinen Tempels. Mit einem Knarren stieß sie langsam die Tür auf. Halbdunkel erfüllte den Raum. Gegliedert von Säulen, die in kunstvoll behauenen Kapitellen endeten, wirkte der Innenraum wie ein Wald. Die Säulenfüße waren Wurzelwerk nachgestaltet, die Säulen selber in unregelmäßiger, an den Wuchs von Bäumen erinnernder Manier gearbeitet, die Oberfläche rauh, wie Baumrinde. Bäume als Sinnbild des Lebens, als Symbol für Innos, den Gott des Lebens. Schräg fiel das Licht durch die Fenster in den Seiten und gab dem Tempelinneren einen mystischen Anstrich. Weich erhellte das Licht einige Bereiche. Langsam trat die Kommandantin in die Halle, durchschritt die kurzen lichtdurchfluteten Bereiche, jedes Mal, wenn sie an einem der Fenster vorbei ging und ebenso die im Halbdunkel liegenden, von Schatten werfenden Säulen gebildeten. Nienors Blick glitt nach oben, zur Decke, an deren höchstem Punkt sich die Rippen des Gewölbes trafen. Der Schluss-Stein hatte die Form einer Sonne mit davon ausgehenden Strahlen. Er war ein weiteres Symbol für Innos, den Gott des Lichtes. Die aus den Kapitellen wachsenden Rippen wirkten wie Zweige, die dem Licht entgegen strebten. Blätterornamente bedeckten die Flächen zwischen den Gewölberippen und machten die Illusion eines Waldes noch ein wenig realer. Die Kommandantin durchschritt den Raum. Ihre Schritte hallten im Raum wider und wurden von den Wänden und dem Gewölbe verstärkt.
    An der Stirnseite des Tempels, die dem Eingang gegenüber lag, stand eine Statue, die Innos darstellte. Bekleidet mit einem langen Gewand, beide Hände auf das lange Schwert vor sich gestützt und in einer Haltung, die an ein gütiges Herabblicken erinnerte, stand er da. Der Bildhauer hatte ihm den üblichen altertümlichen Helm mit langgezogenem Busch aufgesetzt. Wann mochte man wohl solche Helme getragen haben? Es mußte sehr lange her sein. Die Flügel, die ihn als Gott auswiesen, rahmten ihn vom Rücken her ein, umgaben ihn mit einer Art Schutz, den er jedoch kaum nötig hatte. Innos war der Weltenlenker, der oberste Gott, Quell allen Lebens, Herr der Sonne.
    Still stand Nienor vor der Statue und blickte sie lange an. Doch nichts hatte Innos ihr zu sagen, keine Eingebung erfasste ihren Geist. Keine Lösung ihres Problems kam ihr in den Sinn. Der Innostempel von Drakia war verlassen. Die Statue war nur eine Statue. Nichts weiter. Und sie musste alleine mit ihrem Problem fertig werden. Und der steinerne Säulenwald war nur eine Kunstfertigkeit unbekannter Baumeister. Ebenso, wie die farbigen Glasfenster, die teilweise schon zerbrochen waren. Nun entdeckte Nienor auch ein altes Nest hinter der Schulter der Innosstatue. Schwarze Federn ragten heraus. Unwillkürlich lachte die Kommandantin in einer Geste der Bitterkeit auf: Rabenfedern, die Vögel Beliars nisteten im Innostempel. Was für ein besseres Symbol hätte es geben können, um einem Besucher klar zu machen, dass hier der Geist Innos' längst verweht war. Auf einmal roch es auch muffig, alt, nach Vergangenem. Nienor wandte sich ab.
    Hier in Drakia würde ihr niemand helfen können. In diesem Ort, der ebenso gottverlassen am Rande des myrtanischen Reiches König Rhobars lag, wie dieses Kloster es am Rande Drakias war. Eines Reiches, dass schwer bedrängt von den übermächtigen Armeen der Orks bald unter ihren tödlichen Schwertschlägen zerfallen würde. Und vielleicht blieb nichts als eine Erinnerung davon übrig. Falls es noch jemanden gab, der sich erinnern konnte.
    Wie Sand, der durch die Finger rann. Unaufhaltsam.
    Nein, sie musste sich selbst helfen, bevor es ihr ebenso erging. Vielleicht gab es woanders die Weisheit, die ihr sagen konnte, was mit ihr nicht stimmte. Hier in Drakia wartete sie vergebens darauf. Sie musste den Ort verlassen. Sie würde in Gorthar suchen. Eine große Stadt, größer als Khorinis, das sie auch schon erfolgreich besucht hatte und Drakia am nächsten. Nach allem, was sie an Neuigkeiten aus Gorthar gehört hatte, musste wenigstens in der Stadt selber noch einigermaßen Frieden herrschen. In Gorthar liefen viele Wege zusammen, unzählige Menschen kamen jedes Jahr dorthin, tauschten ihr Wissen und ihre Waren aus, dort wäre die Möglichkeit auf Hilfe ungleich größer als hier, in Drakia.

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    Der Dachboden lag wieder verwaist da. Die Dachluke schaukelte im Wind etwas hin und her, klappte hin und wieder an die Mauer des Giebels und wurde dann wieder vom nächsten Windstoß geöffnet. Einige Gassen weiter presste sich eine dunkle Figur an eine verwitterte Hauswand. Der Schatten breitete gnädig seinen Mantel über die abgerissen wirkende Gestalt aus, so dass der Mann kaum auffiel.
    Und das war auch seine Absicht. Der rissige Stamm einer alten Ulme verdeckte den Mann vor neugierigen Blicken von der Straße her. Dunkel beugten sich die dicht belaubten Zweige herab, auch wenn das Grün der Blätter nicht mehr so taufrisch und saftstrotzend wie noch im Mai wirkte und eine gewisse Mattheit des Farbtons den Eindruck von Müdigkeit ob der Sommereinflüsse nur schwer verbergen konnte. Zeitweilige Hitze und Trockenheit forderten eben ihren Tribut. Einige kleinere verdorrte Zweige, die traurig aus der ansonsten dichten Krone herauslugten, unterstrichen dies noch zusätzlich. Im Halbschatten des Baumes wirkte der Mann in seiner mattschwarzen Rüstung und dem dunklen Umhang noch viel unauffälliger. Still stand er da und beobachtete, wie das Leben zu dieser Morgenstunde erwachte. Er wartete darauf, dass der Händler, der hier wohnte, seinen Laden öffnete.
    Eine Windböe fegte einige verirrte Blätter durch die Gasse und ließ sie dann achtlos mitten auf dem Weg liegen, als der Wirbel sein Interesse verlor und weiterzog. Vielleicht würde die nächste Böe sich ihrer annehmen. Dass einer der Bürger die Straße fegte, war eher unwahrscheinlich. Die Blätter gaben dem bei Regenwetter knöcheltiefen Matsch wenigstens ein klein wenig Halt. Nicht einmal Trittsteine gab es, wie man sie in reicheren Gegenden kannte. Drakia war eben wirklich weit weg von allem.
    Endlich klapperte es an der Tür des Hauses und der Laden wurde aufgeschlossen. Ein bärtiges Gesicht erschien und lugte skeptisch dem Tag entgegen. Dann verschwand der Mann leise grummelnd wieder hinter seiner Tür. Der Laden war offen. Kunden kamen sicher kaum welche. Wie immer.

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    Nienor befand sich in ihrem Zimmer, im Obergeschoss der Schenke. Sie hatte sich entschlossen, Drakia zu verlassen. Sie würde in Gorthar nach einer Person suchen, die weise genug war, ihr zu helfen. Auf dem Bett lag ein verschnürtes Bündel. Aus dem Fell, das sie als Decke nutzen wollte und das einmal einem jungen Schattenläufer gehört hatte, schaute die Spitze des Horns heraus. Das Horn, das sie dem Seeungeheuer vor fast einem Jahr im Triumph abgeschlagen hatte. Aus einer nicht näher erklärbaren Laune heraus hatte sie es mit eingepackt. Zu schwer war es gewesen, es zu erlangen, als dass sie es einfach zurücklassen wollte. Womöglich würde es sonst noch jemand anders berühren. Schon als sie versuchte, sich dies vorzustellen, wurde sie fast zornig. Ihr Beutestück sollte nie in die Hände eines anderen fallen. Niemals! Noch einmal strich sie über die raue Oberfläche. Schmal und schlank war das Horn, es schien aus anderem Material, als normale Hörner, wie sie verschiedene Tiere besaßen. Jedes Mal, wenn sie es berührte, fühlte es sich einfach... gut an. Nienors Gedanken beruhigten sich, wenn sie die Oberfläche fühlte. Sie fühlte sich plötzlich gut. Wie jedes Mal, wenn sie dem Beutestück ihre volle Aufmerksamkeit schenkte. Sie würde es nicht zurücklassen.
    Vor ihr aufgereiht lagen die einzelnen Bestandteile ihrer Rüstung. Der Brustpanzer, die Schulterklappen, die Armschienen für die Unterarme, der Panzerrock, die Beinschienen...
    Langsam begann sie damit, die Rüstung anzulegen. Zuerst das Lederwams, das unter den Brustpanzer gehörte. Es polsterte die Rüstung, so dass sie nicht scheuerte. Außerdem befanden sich an ihm auch die Schnallen für den Panzerrock. Das bemerkenswerte – oder vielmehr eines der bemerkenswerten Dinge an der Rüstung, denn sie besaß mehrere ungewöhnliche Eigenschaften, war, dass Nienor sie ohne fremde Hilfe anlegen konnte. Und trotzdem hatte sie keinerlei Schwachstellen. Sie passt perfekt und schützte vollständig die gepanzerten Stellen des Körpers. Innerhalb der Panzerung gab es keine Schwachstelle.
    Nachdem der Lederwams angelegt war, schnallte sie den Panzerrock fest. Oberhalb wurde der Brustpanzer festgezurrt. Der Brustpanzer bestand aus einem passgenau geformten Harnisch, an den sich unterhalb miteinander verzahnte Metallplatten anschlossen, ähnlich denen des Panzerrockes. Harust, der Waffenschmied in Drakia, hatte nicht herausfinden können, aus welchem Metall die Rüstung bestand. Es war wie Stahl und doch anders. Leichter war sie, doch hielt sie alle Schläge mühelos aus, ohne zu reißen oder zu verbeulen. Die unbekannten Rüstungsschmiede mussten Geheimnisse gekannt haben, die sie vor Ewigkeiten mit in ihr düsteres Grab genommen hatten. In ihr Grab unter der Götterspitze. Oder waren sie alle fortgezogen? Als Nienor diese Rüstung gefunden hatte, hing sie als einzige in einer riesigen Rüstkammer, in einem Rüstsaal, der angefüllt war mit endlosen Reihen leerer Waffengestelle. Nur diese eine Rüstung hatte noch dort gehangen, wie vergessen, wie überzählig.
    Und nun gehörte sie Nienor. Die Stadtkommandantin legte die Beinschienen an, die die Waden bis zum Knie schützten. Fein ziselierte Muster, gebildet aus sich endlos verzweigenden Linien, die Blattwuchs an Ranken nachahmten, bedeckten die Oberfläche. Die eingepunzten Blätter schimmerten etwas silbrig, während die Farbe der restlichen Rüstung eher mit stahlblau beschrieben werden konnte. Die Platten des Brustpanzers, die sich an der Hüfte lückenlos überlappten, glitten geräuschlos ineinander, als sich Nienor bückte, um in die schweren Stiefel zu schlüpfen.
    Die Schulterplatten fehlten noch. Die linke besaß als Besonderheit einige starke stachelartige Fortsätze, die den Hals vor Schwerthieben schützten, die ja meist von rechts kamen, weshalb die linke Körperseite besonderen Rüstungsschutzes bedurfte. Die Unterarme bedeckten mit verborgenen Schnallen besetzte Armschienen, die bis über die Ellenbogen reichten. Auch auf ihnen setzte sich das Rankenmuster der Beinschienen fort.
    Zuletzt legte Nienor ihren Waffengurt um, hakte die Schnalle ein und verknotete den Gurt so, dass das mit Beschlägen verzierte Ende herunter hing. An ihrer linken Seite hing in seiner Scheide ihr Schwert. An der rechten Seite steckte ein Jagddolch in der dazugehörigen Scheide. Sie schulterte den Köcher und Tränenbringer. Darüber kam noch das in Fell gewickelte Bündel mit den Dingen, die sie mit auf Reisen nehmen wollte. Das Horn des Seeungeheuers durfte nicht fehlen. Sie hatte zwar keine Verwendung dafür, doch brachte sie es einfach nicht übers Herz, sich davon zu trennen. Oder hatte sie überhaupt darüber nachgedacht? Wie selbstverständlich war es in das Bündel gewandert. An eine Trennung vom Horn war nicht zu denken. An den Waffengurt hakte sie noch eine Feldflasche und ihre Geldbörse.
    Nienor ließ einen letzten Blick über die vertraute Einrichtung ihres Zimmers schweifen, dann wandte sie sich zur Tür und verließ es. Den Schlüssel gab sie dem Wirt, der in der noch leeren Taverne räumte.
    »Bewahre ihn gut auf. Ich möchte das Zimmer wieder beziehen, wenn ich wiederkomme.«
    Der Wirt nickte und nahm den kleinen abgewetzten Schlüssel an sich.
    »Es ist Euer Zimmer. Es wird Euch jederzeit zur Verfügung stehen.«
    Nienor nickte zum Abschied und verließ dann die Taverne. Ihr Weg führte sie zum Quartier der Wache. Hoch über dem Ort ragte drohend der Turm des Schwarzmagiers auf. Einst gebaut auf einer sturmumtosten Klippe war er nun der Endpunkt der Stadtbefestigung. Und gleichzeitig das Refugium Beliars. Innos und Beliar... selbst in diesem kleinen Ort hier waren sie beide vertreten. Doch der Innostempel, so einladend er auch durch seine stets offenen Türen erschien, war leer und verlassen, hohl und ohne Funktion. Der Turm Beliars hingegen war verschlossen und abweisend für jedermann. Beliar mochte keine Besucher. Kalt und steinern ragte die spitze Nadel des hoch aufragenden Turmes in den Winterhimmel. Steinern und kalt saß der Klotz des kleinen Innosklosters inmitten der sich tief hinter die hohe Stadtmauer duckenden Häuser.

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    Der Zaun war morsch, von unten angefault. Die Latten ließen sich leicht beiseite schieben, so dass man hindurchschlüpfen konnte. Und das, was vormals wohl ein Garten gewesen war, war überwuchert mit Gestrüpp. Der Mann schlich sich zwischen einer verwilderten Hecke und der Hauswand entlang um das Gebäude herum. Es gab sicher einen Hintereingang oder vielleicht ein Fenster? An der Hausecke stoppte er. Vor ihm lag eine freie Fläche, die bis zur Stadtmauer reichte, an die das Grundstück grenzte. Direkt an die Mauer gelehnt war ein Holzschuppen gebaut. Er wirkte, als würde er nur noch durch die Mauer gehalten, die ihn nur aus Mitleid nicht einstürzen ließ.
    Plötzlich ein Klappern, wie von einer Tür. Der Mann zog sich in den Schatten der Hauswand zurück, presste sich mit dem Rücken eng gegen die getünchte Fachwerkwand. Eine Gestalt durchquerte den Hof. Der Mann erkannte den Bärtigen von vorhin. Leise vor sich hin brabbelnd näherte dieser sich dem Schuppen. Mit einem weiteren Klappern schlug die Schuppentür zu, als der Kerl darin verschwunden war.
    Das war der Augenblick, auf den der gewartet hatte. Schnell und lautlos lief er über den offenen Hof zu der Hintertür des Gebäudes, öffnete die Tür einen Spalt weit und lugte hinein. Niemand da. Schnell schlüpfte er hindurch und lehnte die Tür wieder leise an und hielt inne. Das Haus duftete nach seltsamen Dingen. Altes Leder, irgendwelche Gewürze, Wachs, Metall und noch viele andere, nicht zuordbare Gerüche durchzogen die Räume. Der Dieb tastete sich langsam vor. Der kurze Gang, in dem er sich befand, mündete in zwei Türen, die sich links und rechts der Stirnseite befanden. Er wählte die linke der beiden Türen und fand sich in einem Lagerraum wieder. Hohe Regale liefen an den Wänden entlang. Davor standen Truhen. Kreuzartige hölzerne Ständer hielten Kettenhemden. Von der Decke hingen Bündel getrockneter Kräuter. Bündel von Fackeln, Kerzen und Pfeilen lagen in den Regalen. Felle waren aufgestapelt. Und in einer Ecke standen Fässer. Der Dieb nahm eines der Schwerter, die auf einem niedrigen Tisch lagen und machte sich an dem erstbesten Fass zu schaffen. Mit viel Geschick versuchte er, den Deckel aufzuhebeln, was auch bald gelang. Eine dunkle Flüssigkeit schwappte ihm entgegen. Wein! Das war nicht das, was er suchte. Trotzdem nahm er eine tönerne Flasche aus einem der Regale und ließ sie glucksend vollaufen. Die Blasen, die aus der sich füllenden Flasche entwichen, rissen den schweren, süßen Duft des Weines mit sich.
    Nachdem die Flasche gefüllt und verkorkt war, machte sich der Dieb ans nächste Fass. Wieder wurde der Deckel mit der Schwertspitze entfernt. Diesmal lag er richtig. Gepökeltes Fleisch. Genau das hatte er gesucht. Im Regal über den Fässern lagen Käseleiber. Der hungrige Dieb stopfte sich zwei davon in den Beutel, den er mit sich trug. Ein drittes Stück biss er an, stopfte sich den Mund voll und kaute hastig. Dann wickelte er einige Stücke des eingesalzenen Fleisches in ein eilig aus dem Stapel gezerrtes Leder und zurrte das Paket fest, um es zu guter Letzt auch in der mittlerweile schon ziemlich ausgebeulten Tasche verschwinden zu lassen.

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    Neuling Avatar von Berne
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    »He, was machst du hier?! Diebe! Diebe!«
    Blitzschnell drehte sich der ertappte Dieb um. Ein Fassdeckel polterte auf den Boden. Berne sah ein Messer blitzen und ließ sich instinktiv fallen. Das Messer fuhr ins Leere, Der Dieb stolperte hastig über ihn hinweg, stieß die Tür auf und war verschwunden. Der Fassdeckel rollte gegen eine Wand und fiel um. Ein Fellbündel gab endgültig der Schwerkraft nach und verteilte sich auf dem Boden, verdeckte den sitzenden Berne teilweise. Ein Fell fiel in das offene Weinfass und sog sich sofort voll. Stille. Dann ein Klappern. Der Dieb war durch die Tür auf die Straße hinaus.
    Berne rappelte sich auf, zog das Fell aus dem Fass und lief in den Verkaufsraum. Auf den ersten Blick fehlte hier nichts. Der Dieb hatte wohl einfach nur noch die Flucht ergriffen, nachdem er von Berne erwischt worden war. Mit wenigen Schritten war er auf der Straße.
    »Diebe! Ich bin beraubt worden! Zu Hilfe! Wachen! Wachen!«
    Jetzt erst holte er Atem, stützte sich am Türpfosten ab und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    Das kleine Quartier der Stadtwache lag direkt an der Mauer. Eigentlich bestand es nur aus einem auf die Mauer gebauten Wiekhaus, in dem Waffen und Ausrüstung gelagert werden sollte und welches in typischer Weise aus der Mauer, die es trug, in Richtung der Stadt hervorkragte und mit knorrigen Eichenbalken, die schräg aus der Mauer emporstießen, abgestützt und so vorm Herunterstürzen bewahrt wurde. Den Zugang bildete eine steinerne, seitlich in die Stadtmauer eingelassene Treppe, die bis zur Tür des zwei Mannhöhen über der Straße aus der Mauer vorragenden Hauses führte. Dort befand sich dann auch ein Treppenabsatz, der Weg wendete und die nächste Stufenreihe führte in umgekehrter Richtung die restliche Mauer empor, bis man auf dem Wehrgang angelangt war. Von dort aus kam man dann zu den runden Türmen, die die hohe Stadtmauer nur um weniges überragten und mit stumpfen, schiefergedeckten Hauben abgedeckt waren. Nienors Weg führte jedoch nur bis zum Treppenabsatz, von wo aus sie in das wikhaus eintrat.
    Mittlerweile hatten sich die Männer einen Raum von der ursprünglich das ganze Haus einnehmenden Waffenkammer abgeteilt, der ihnen nun als Aufenthaltsraum diente. Er war nicht groß, aber um ein par Mann der Wache aufzunehmen, jeweils die, die nicht gerade draußen in der Stadt oder auf den Mauern Wache schoben, reichte er allemal aus. Die ausstattung war nicht der Rede wert. Ein, zwei grob zusammengezimemrte Tische mit dicken Platten, Bänke aus ungehobelten Planken an den Wänden, die gleich noch als Lehne dienten und auf jedem tisch eine Ölfunzel für die Nächte. Vor allem, wenn es kalt war, wurde noch ein Kohlebecken angezündet, daß Harust, der Schwertfeber für die Wache hergestellt hatte. Doch jetzt stand es unbenutzt im hinteren Raum, der eigentlichen Waffenkammer. Die Einrichtung war, wie das Haus selber: Grob, spartanisch, nur auf Funktion bedacht. So bestand der Boden nur aus dicken Bohlen, durch deren Ritzen man die mehrere Klafter tiefer gelegene Straße sehen konnte. Die Fensteröffnungen waren unverglast und wurden im Winter mit Holzladen innen und außen verschlossen, dazwischen stopfte man Heu, um die wärme innen zu halten. Das einzige Licht gaben dann die Öllampen. Doch jetzt im Sommer ließ man Licht, Luft und Wärme durch alle Öffnungen. Von den dicken Deckenbalken, durch die man wegen dem Fehlen einer Decke den Dachstuhl sehen konnte, hingen Beutel und Säcke herab, die entweder mit haltbaren Essensvorräten oder mit den Habseligkeiten einzelner Mitglieder der Wache gefüllt waren. Gestohlen wurde nichts, in dieser Sache war der Ehrencodex der Männer glasklar.
    Nienor trat ein. Die Blicke der gerade anwesenden Männer veränderten sich, als sie sahen, dass die Kommandantin gerüstet war, wie für einen Aufbruch.
    »Weshalb im Harnisch?«, fragte Hazkor mißtrauisch. »Gibt es irgendetwas zu erledigen?«
    Er ließ das Brot, das er gerade in der Hand gehalten hatte, wieder auf den Teller zurück fallen, rammte das Messer in die Tischplatte, stand auf und griff nach seinem Schwert, dass an der Wand neben der groben Bank lehnte, auf der er eben noch saß. Zusammen mit einigen anderen hatte er die Zeit damit überbrückt, mit Dünnbier, Brot und etwas Käse ein zweites Frühstück zu veranstalten.
    Als Hazkor das vor einiger Zeit eingeführt hatte, neckte sein Kumpan Diaz ihn damit, daß er wohl zu Hause nicht genug zu essen bekäme, und sich anscheinend nicht trauen würde, das seiner Frau zu sagen. Jeder wußte, sie war eine resolute Hausherrin. (Was Diaz allerdings nicht daran hinderte, sich hin und wieder selbst bei ihr einzuladen.) Doch bald ließ er seinen Spott sein und es bürgerte sich ein, in der Wache zum Dienstbeginn etwas zu sich zu nehmen.
    Jetzt schauten die Anwesenden erstaunt auf Nienor, die mit Rüstung und Waffen in der Tür stand.
    »Ich werde für kurze Zeit nach Gorthar gehen. Ich habe dort etwas zu erledigen. Ich... ich hoffe zumindest, dass es nicht lange dauern wird. Während meiner Abwesenheit haben Hazkor und Diaz das Kommando. Je nachdem, wer Dienst hat.
    Ich werde das Boot nehmen, wenn ich in einer Woche noch nicht zurück bin, geht zum Wirt und laßt euch das Geld geben, daß ich für diesen Fall zurückgelegt habe. Damit wird Berne ein neues Boot für Patrouillen zimmern.«
    Die Männer nickten. Viel zu sagen gab es nicht. Anscheinend hatte die Kommandantin etwas persönliches zu erledigen, also sollte sie das auch tun. Darüber hinaus waren ihre Anweisungen wie immer klar und unmißverständlich.
    »Viel Glück.« Das war alles. Andere murmelten es ebenfalls. Weitere Fragen stellte keiner. Es war nicht üblich, die Kommandantin auszufragen über Dinge, die nicht mit der Wache zu tun hatten. Manchmal fragte jemand verstohlen, was die Kommandantin denn so tue, wenn sie nicht gerade in der Wache war, doch darauf kam jedesmal die gleiche Antwort: »Schlags dir aus dem Kopf.« Und so war man sich einig, daß man keine Fragen stellte. Nienor tat das ja auch nicht. Und einigen war dies sicher ganz recht so.
    Nienor drehte sich in der Tür um und schaute noch einmal zurück.
    »Danke.«
    Dann verließ sie das Gebäude, um im Hafen das kleine Boot, das die Wache als Patrouillenboot nutzte, zu suchen. Die Männer vertieften sich wieder in ihre eben unterbrochenen Gespräche, die sich meist um höchst alltägliche Dinge drehten.

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    Neuling Avatar von Bürgermiliz
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    Bürgermiliz ist offline
    »He, hast du das gehört?«
    »Ja, kam aus der Richtung von Bernes Laden.«
    Die beiden Wächter hetzten in die Richtung, in der der Laden des Händlers lag, am Ende einer kurzen Sackgasse. Der Laden war einer der Orte, welche die meisten Besucher Drakias aufsuchten. Er hatte irgendwie alles. Oder zumindest fast. Nun, vermutlich hatte er jetzt weniger als fast alles, denn etwas schien ihm geraubt worden zu sein.
    Die Wächter bogen im Laufschritt mit klappernden Rüstungen in die Sackgasse ein, deren Ende das Haus mit dem Laden des Händlers bildete.
    Niemand war zu sehen. Niemand außer Berne selber, der in der Tür zum Laden stand.
    »Wieso dauert das so lange? Der Dieb ist längst über alle Berge. Wer weiß, was er mir alles gestohlen hat. Meine teuer bezahlten Waren. Und wozu werdet ihr überhaupt bezahlt? Kommt viel zu spät!«, jammerte er.
    »Beruhigt Euch. Wie sah der Dieb aus?«
    »Na wie wohl, wie ein Dieb eben. Erkennbar an Dingen, die er bei sich trägt und die ihm nicht gehören. Meinen Dingen.« Erregt gestikulierte Berne wild mit den Armen in der Luft umher, als er mit den Wachen redete. Sein Gesicht war puterrot.
    »Das hilft uns nicht weiter. Wie war er gerüstet? Irgendwelche Auffälligkeiten?«
    Der Wächter wandte sich an seinen Kollegen.
    »Du bläst das Horn. Die Torwachen sollen aufpassen.«
    Der Angesprochene griff nach einem an seinem Gürtel hängenden Rinderhorn, setzte es an die Lippen und blies mit aufgeblasenen Backen und komisch verdrehten Augen hinein.
    Aus dem spiralförmig gedrehtem Horn erklang ein dumpfer und überaus lauter Signalton, der sich über dem Ort ausbreitete und wie eine Decke auf alle Dächer legte. Irgendwo stieg ein Schwarm Vögel auf, erschreckt durch den plötzlichen Lärm. Der laute Ton verklang in der Ferne. Kurz darauf kam die Antwort der Torwachen in Form eines ganz ähnlichen Hornsignals.
    »Gut, das wäre geklärt. Also, wie sah er nun aus?«
    Berne, der während des Signals stumm geblieben war, begann, seine Eindrücke zu schildern.
    »Er war ganz schwarz, schwarze Lederrüstung oder so was, keine Ahnung. Und schwarzes Haar. Und die Augen. So ein richtig irrer Blick. Zum Glück bin ich geistesgegenwärtig ausgewichen, als er mit einem Messer auf mich los ist.«
    »Ah, er war also bewaffnet. Schreib auf: Bewaffneter Raubüberfall«, diktierte der Wächter seinem Kollegen mit dem Horn, der ihn jedoch nur verständnislos ansah.
    »Gab es irgendwelche Zeugen?«
    »Ja mich! Reicht das nicht?« Berne war der Verzweiflung nahe.
    »Also eigentlich nicht. Behaupten kann man ja viel«, meinte der Wächter wichtigtuerisch.
    »Also jetzt reichts ja wohl! Glaubt ihr Deppen etwa, ich klaue mir selbst meine Waren und erfinde dann einen Dieb so zum Spaß?«
    »Vorsicht, guter Mann, wenn das mal keine Beleidigung von Stadtwächtern im Dienst war.« Der Wächter wedelte mahnend mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht des Händlers herum.
    »Aber ich werde diesmal noch darüber hinwegsehen.«
    Berne schnaufte wütend.
    »Wohin ist der Dieb gelaufen?«, fuhr der erste Wächter mit der Befragung fort, während sich der andere gelangweilt in der Sackgasse umsah.
    Der Händler starrte ihn verständnislos an.
    »Ja was glaubst du denn? Wie viele Richtungen hat er denn wohl zur Auswahl?«
    Der Wächter schaute sich um und schwieg.
    »Gut, machen wir uns zur Verfolgung auf«, nickte er seinem Begleiter mit dem Horn zu. Zu Berne meinte er: »Sie halten sich für weitere Befragungen bereit. Verlassen Sie nicht den Ort!«
    Dann stiefelten sie wieder davon.
    Berne starrte ihnen fassungslos hinterher. Hatte er das eben wirklich erlebt?

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    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Der Mann, der eben durch die Gasse gelaufen war, wirkte gehetzt. Am Ende blieb er stehen.
    »Verdammt! Warum enden in diesem vermaledeiten Ort alle Straßen mit einer Mauer?! Wie soll man denn da ordentlich flüchten!«
    Er rannte zu einem Baum, der neben einem der niedrigen Häuser wuchs, hangelte sich auf ihn hinauf und sprang dann auf das Dach eines Hauses. Schindeln rutschten ab und schlugen polternd auf die Straße. Der Mann versuchte krampfhaft, nicht auszurutschen, fiel der Länge nach hin und klammerte sich an die Dachkante.
    In der Straße unter ihm waren Stimmen zu hören. Die Wachen kamen. Der Dieb, der doch eigentlich ein Barde war, robbte auf dem schrägen Dach entlang, bis er den First erreicht hatte, schwang sich dann hinüber und glitt auf der anderen Seite wieder hinunter. Wo er landen würde, wusste er nicht. Irgendein Garten, ein Hof, ein weiteres Dach, ganz egal, nur weg hier. Ein Busch fing den Fallenden gnädig auf, zerkratzte ihm aber zur Strafe das Gesicht. Wild zappelnd befreite sich der Mann aus den dornigen Zweigen, schulterte den Beutel, dessen Riemen über die Schulter lief und stolperte davon. Nur weg hier. Hinter ihm vernahm er immer noch die aufgeregt durcheinander redenden Stimmen.
    Ein hoher Bretterzaun versperrte den weiteren Weg. Der Dieb warf sich dagegen. Nichts passierte. Und der plötzliche Schmerz in der Schulter erinnerte daran, dass nicht jeder Zaun gleich nach gab, wenn man nur kräftig genug gegen ihn rannte.
    »Au! Innos sei verflucht!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen erklomm er den Bretterzaun, zog sich an ihm hoch und dabei Splitter ein. Sofort nachdem der Körper über den Zaun gewuchtet war, ließ er sich erneut fallen. Diesmal landete er auf einer schmalen Straße, mitten im Matsch. Einige Schweine liefen quiekend davon, nur um sich ein paar Schritt weiter wieder die nächste Suhle zu suchen. Der Dieb erhob sich, über und über mit dunkelbraunem Schlamm bedeckt, wischte sich den Modder aus dem Gesicht in die Haare und rannte weiter. Unter seinen Stiefeln spritzte der Schlamm auf und pladderte gegen Zäune und Hauswände. Die Schweine flohen erneut.
    Es ging bergab. Hoffentlich ein gutes Zeichen. Hinter ihm, eher aus der Ferne, ertönte wieder dieses Hornsignal. Einige Hunde antworteten mit wütendem Gebell. Der Dieb sah sich um. Kein Verfolger zu sehen. Beinahe wäre er über ein Schwein gestolpert, dass nicht schnell genug beiseite gesprungen war. Laut ließ es seiner Wut mit einem tiefen und langgezogenen Quieker ihren Lauf. Der Mann trat nach ihm – soviel Zeit musste sein. Doch das Schwein war schon weggerannt.
    Da, Wasser, der Hafen. Die silbern glitzernden Wellen des Meeres erschienen ihm in dieser Situation paradoxerweise wie das rettende Ufer dem Ertrinkenden. Schnell ein Schiff finden, ein Boot und weg hier, übers Meer, wo ihn die Häscher nicht verfolgen konnten. Der Dieb rannte an ein paar Schuppen und Lagerhäusern vorbei. Keine Menschenseele zu sehen. Ein kleines einmastiges Boot lief gerade aus. Ohne nachzudenken, rannte der Dieb über den Steg und mit einem gewaltigen Sprung, der ihn weit aufs Wasser hinaus führte, landete er – direkt hinter dem Boot. Mit einem lauten Klatscher tauchte er ins Wasser ein und ein wahrer Regen aus Spritzern ging im näheren Umkreis nieder. Die Person am Steuer, die bis jetzt nur nach vorn geschaut hatte und auf das kleine Segel, das gerade gesetzt worden war, um den Seewind einzufangen, acht gab, drehte sich erschrocken und verwundert ob des plötzlichen Lärms um.

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    »Dumak! Was tust du hier?« Höchstes Erstaunen sprach aus der Stimme Nienors.
    »Ich nehme hier ein Bad, sieht man doch«, japste der Dieb. »Jetzt hilf mir endlich ins Boot. Ich kann nicht schwimmen.« Er paddelte noch ein paar Schläge wild umher, dann hatte er endlich die Bordwand erreicht, klammerte sich mit den Händen daran fest und schnaufte nach Luft.
    Nienor griff zu und hievte den rückfälligen Barden in ihr Boot. In diesem Augenblick platschte es noch einmal. Dumaks Hund – wo immer er jetzt auch plötzlich herkam - war ebenfalls ins Wasser gesprungen. Nur machte ihm das wesentlich weniger aus, als dem Barden. Jetzt schwamm er mit aus dem Wasser ragendem Kopf schnurstracks hinter seinem Herrn her.
    »Was soll das? Wieso springst du mir hinterher ins Wasser?«, fragte Nienor.
    »Bilde dir bloß nichts ein! Ich springe dir ganz gewiss nicht hinterher. Ich dachte, das sei die Fährverbindung nach Khorinis.«
    »Deine dummen Späße kannst du an anderen ausprobieren«, fauchte sie Dumak kan. »Und jetzt sag mir, was ist passiert?« Nienor hatte den tropfnassen Dumak am Kragen gepackt und ihre Augen blitzten zornig. Wenn sie etwas nicht mochte, dann waren es flapsige Antworten in ernsten Situationen. Und diese Situation war durchaus ernst.
    »Jaja, schon gut. Ich musste einen schnellen Ortswechsel durchführen. Manchmal ist das bei Leuten wie mir nötig. Du weißt ja, heute bin ich hier und morgen schon da. Und genauso ist es jetzt auch.« Er breitete beschwichtigend die Arme aus. »Also nichts ungewöhnliches.«
    »Ich werde dich wieder an Land setzen«, entschied Nienor. »Dann kannst du deine plötzlichen Ortswechsel weiter verfolgen. Ich muss jedenfalls nach Gorthar.« Nienor wirkte entschlossen, dies auch zu tun. Schon griff sie nach dem Segel, um es zu reffen. Dumak wurde blass. Da ihm das Seewasser den Schlamm aus dem Gesicht gewaschen hatte, fiel es auch Nienor auf.
    »Nein, nein, das ist überhaupt nicht nötig. Zufälligerweise muss ich auch nach Gorthar.«
    Er drehte sich um. »Schau nur, wie sie winken. Sie verabschieden dich alle. Ist das nicht rührend? Wäre doch seltsam, wenn du auf einmal wieder zurückkämest. Ich will dir deinen Abschied nicht verderben.« Am Ufer stand mittlerweile die halbe Stadtwache und gestikulierte wild umher. Zum Glück für Dumak war das Boot mittlerweile so weit aus dem Hafen geschaukelt, daß man die Rufe der Männer am Kai nicht mehr verstand.
    »Du bist ein notorischer Schwätzer, ein Lügner und ein Dieb. Unsere Wege trennen sich in Gorthar.« Nienor schnaubte verächtlich. Sie glaubte Dumak kein Wort. Wer wusste schon, was er wieder ausgefressen hatte? Er selber redete sich ja ständig mit irgendwelchen Ausreden heraus. Eine unsympathische Gestalt, durch und durch. All das, woran Nienor glaubte, fehlte bei Dumak. Sie kannte ihn, oh ja, aus früheren Zeiten. Es gab Leute, die hatten es verdient, dort drin gewesen zu sein. Und er hatte dazugehört. Er hatte keine Ehre, verspürte keinerlei Mitleid mit anderen, war nie ehrlich, wahrscheinlich nicht einmal zu sich selbst.
    »Danke!«, erwiederte Dumak und riß Nienor damit aus ihren Gedanken. Es klang fast ehrlich und wirkte gerade dadurch reichlich deplaziert bei einem Menschen wie Dumak es war. Oder wie Nienor glaubte, daß er es war.
    »He, ich bin vielleicht ein Schwätzer und Lügner, aber ein Dieb bin ich nicht.« Er richtete sich auf.
    »Naja, nicht mehr«, fügte er kleinlaut hinzu und sackte wieder in sich zusammen. »Ich bin jetzt Barde geworden.« (Vielleicht war der Bruch bei Berne eben deshalb schief gegangen?)
    Nienor erwiderte nichts. Schweigend saß sie mit versteinerter Mine am Heck, bediente das Steuer und schaute nach vorn, an Dumak vorbei, der wie ein Stück Fracht zusammengekauert in dem kleinen Boot hockte, um am Bestimmungsort verkauft zu werden. Wahrscheinlich überlegte er schon, wen er als nächstes übervorteilen könnte. Wer wußte schon, als was er sich morgen ausgab. Heute Barde, morgen Händler und übermorgen ein edler Ritter. Nienor war mit ihren Gedanken woanders. Wo sollte sie sich hinwenden, wenn sie in Gorthar ankam? Was wusste sie überhaupt über diese Stadt? Eigentlich nichts. Dumak mochte sie nicht fragen, er würde ja doch nur erzählen, was er wollte. Und das waren halbgare Geschichten, Phantastereien und aufgebauschte Gerüchte. Es lohnte sich nicht, seinen Schwätzereien zu glauben. Im Moment saß er am Mast und wrang seinen Umhang aus, indem er ihn über die Bordwand hielt und Stück für Stück mit den Händen verdrillte, bis das Wasser heraus tropfte.
    »Deine Kleidung lässt du gefälligst an! Ich bin nicht scharf auf den Anblick dessen, was sich darunter befindet.« Nienors Laune wurde nicht besser. »Und wieso schwimmt uns dieser schwarze Hund hinterher?«

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    Archipoeta Avatar von Dumak
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    »Du vielleicht nicht, aber andere schon«, erwiderte der Barde spitz. »Ich kannte genügend Frauen, die mich nicht weggestoßen haben. Und der Hund ist meiner. Naja, zumindest folgt er mir ständig.«
    »Wahrscheinlich, weil sie, bevor sie das taten, dich noch mit einem Messer an deiner Kehle dazu gezwungen haben, ihnen die geklauten Sachen wiederzugeben. Und wie lange soll er noch hinter uns herschwimmen?«
    »Könntest du dich mal an ein Thema halten? Entweder ich oder der Hund. Ach, was solls...« Dumak winkte ab. Im Moment hatte es wirklich keinen Zweck. Und er wollte auch unter allen Umständen vermeiden, dass Nienor tatsächlich noch umkehrte. So hielt er lieber den Mund und widmete sich weiterhin seinem Umhang. Die Rüstung behielt er an. Obwohl ein kalter Wind auf dem Meer wehte und er bald mit den Zähnen klapperte.
    »Jetzt hol schon deinen Hund rein«, meinte Nienor dann ungeduldig und Dumak mühte sich ab, den schweren Brocken über Bord zu holen. Der Hund war nun schon seit einer ganzen Weile neben dem Boot hergeschwommen.
    »Mist, der Köter ist durch das ganze Wasser im Fell mindestens doppelt so schwer geworden«, ächzte der Barde, doch endlich hatte er es geschafft und der klatschnasse Hund stand im Boot, wedelte vergnügt mit dem Schwanz und hechelte ein wenig. Dann, ohne Vorwarnung schüttelte er sich plötzlich und ein Schwall Wasser in Form einer kalten, nassen Dusche verteilte sich über den beiden. Nienor drehte sich instinktiv weg, kniff die Augen zusammen und erhob ihre Hände zu einer abwehrenden Geste, die natürlich nich viel nützte.
    »Tja, das ist mein Hund«, stellte Dumak überflüssigerweise noch einmal fest. Dann schwiegen beide.
    Nach einer ganzen Weile, in der niemand etwas sagte, meinte Dumak: »Ich kann dir ja was singen. Irgendein Lied. Mußt nur sagen, in welche Richtung es gehen soll. Ich hab ne Menge Lieder drauf mittlerweile.«
    »Verschone mich mit deinem Gekrächze!«
    »Mhm, Lee meinte, ich sei ein guter Sänger. Er war schwer beeindruckt von mir.«
    »Der arme Lee, was der mittlerweile so alles nötig hat. Dem muß es ganz schön dreckig gehen bei diesem Bauern Onar. Ich glaub, in der Barriere gings ihm besser.«
    Beide schwiegen sich wieder an.
    Nach einer Weile meinte Dumak: »Manchmal bist du ziemlich ungerecht, weißt du? Ich hab mich wirklich geändert. Ich bin jetzt ein echter Anhänger von Lee. Er kämpft gegen die korrupten Leute des Königs.«
    »Na früher waren diese korrupten Leute des Königs doch die, mit denen du sicher die besten Geschäfte gemacht hast.« Nienor blieb hart.
    »Ach, ich gebs auf. Manchmal bist du unmöglich. Selbst Lee glaubt an mich, nur du natürlich wieder nicht.«
    »Lee, Lee, Lee...«, äffte Nienor den Barden nach. »Was hast du nur plötzlich mit diesem Lee. Das ist nur irgendein gefallener General. Wer weiß, welchen Intrigen er zum Opfer gefallen ist damals. Vielleicht wars ja auch ganz anders und er ist gar nicht dieser unschuldige Mann, sondern hats verdient. Wer soll das heut noch wissen?«
    »Ich glaube an ihn«, erwiderte Dumak schlicht.
    »Und deswegen gehst du in Drakia – in meinem Drakia – auf Beutezug? Vielleicht noch in seinem Auftrag!«
    Ah, das war es also. »Ich... ich war halt hungrig. Seit Tagen nur noch hässliche, saure Äpfel. Ich brauchte dringend was zwischen den Zähnen.«
    »Und warum machst du es nicht wie jeder Barde, stellst dich an irgendne Straßenecke und singst einfach irgendwas?«
    Dumak schaute Nienor ungläubig an. »Du hast keine Ahnung, oder? Als Barde bist du doch der letzte Dreck, zuhören wollen alle, aber mal was geben, das tun die wenigsten. Ich könnte Balladen singen, Heldenlieder, Spottverse, Lobhymnen auf die Götter... aber was würde es nützen? Am Ende verhungere ich ja doch. Als ich von Lee weg bin, dachte ich, ich kann ein wenig durch Khorinis ziehen und mir hier und da durch meine Vorstellung etwas Geld verdienen. Denn stehlen kam ja für mich nicht mehr in Frage. Aber ach... Für einen Barden hat niemand etwas übrig.«
    Nienor hatte dem Gefühlsausbruch des Barden schweigend zugehört und sagte auch nun nichts, nachdem er schwieg. Für sie hörte sich das alles nach viel Selbstmitleid und wenig Wahrheit an. Doch sie blieb still bis zum Morgen und behielt ihre Gedanken für sich.

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    Verwicklungen in Gorthar
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    Am frühen Morgen segelte ein kleines Boot in den Hafen der großen Stadt Gorthar. Vorbei an den beiden Türmen, die am Ende zweier Hafenmolen standen und die Einfahrt schützten, segelte die kleine Schaluppe aus Drakia in das Hafenbecken, um sich einen Platz an einer der Kaimauern zu suchen. Nach Möglichkeit in der Nähe einer treppe oder eines der flachen hölzernen Stege. Die eigentlichen Kaimauern waren viel zu hoch für das kleine Boot, denn sie waren für die bauchigen Handelssegler gebaut worden, die ihre Waren aus aller Welt in die Stadt transportierten oder aber mit den Gütern gorthars auf große Fahrt gingen.
    »Pass auf, ein Schiff!«, rief Dumak mit weit aufgerissenen Augen.
    Geistesgegenwärtig riß Nienor das Steuerruder herum und wich so einem der großen Pötte aus, von denen mehrere im Hafenbecken vor Anker lagen. Dieser eine wurde gerade umbugsiert. Auf Deck standen Arbeiter mit langen Stangen, die den Rumpf von Schiffen, denen der Handelsfahrer beim rangieren zu nahe kam, abstoßen sollten. Unten auf dem Wasser waren mehrere Jollen und Barkassen, die mit ruderern bemannt waren und das Schiff langsam von seinem ursprünglichen Platz an irgendeinen anderen Ort schleppten. Die heisere Stimme des Maats schall über das Wasser, als er die Ruderer Antrieb. Mit tiefem, rhythmischen »Hohja!« antworteten die Männer an den Riemen. Langsam bewegte sich der große Kahn von seinem alten Liegeplatz weg. Nienor war haarscharf um ihn herumgesteuert. Beinahe hätte die kurze Seereise ausgerechnet im Hafen von Gorthar ihr nasses Ende gefunden, nachdem sie in der Nacht den Fjord ohne Probleme überquert hatten.
    Ehe Nienor den alten Kurs wieder aufnehmen konnte, fanden sich die beiden Insassen der Schaluppe in einem recht engen Kanal wieder, der nach einer gewissen Zeit in ein weiteres Hafenbecken mündete. Dies war der Kriegshafen, der im Moment ebenfalls für Handelssegler genutzt wurde. Alle Kapitäne, die glaubten, wegen des besonderen Wertes ihrer Fracht auch eines besonderen Schutzes zu bedürfen, legten im ehemaligen Kriegshafen an. Hier war der Schutz besser, oder zumindest glaubten das viele, denn der Kriegshafen war von einer gesonderten Mauer umgeben, durch die nur ein Tor in die Stadt hindurchführte. Alle anderen Schiffsführer, besonders die mit Massengütern, Korn, Holz, Baustoffen und ähnlichen Sachen befanden es nicht für nötig, den Schutz des Kriegshafens zu beanspruchen. Vor allem, weil ihnen der Zoll zu hoch war, den der Hafenkommandant von allen Schiffen, die den Schutz des Kriegshafens genießen wollten, beanspruchte.


    Denn am Anfang des Kanals lag das Kastell des Hafenkommandanten, dem Herrn über alle Schiffe, Boote und Leichter, solange sie hier im Hafen festgetäut lagen. Das Kastell erhob sich turmartig, wie eine Trutzburg, am Beginn der Hafeneinfahrt zum Kriegshafen, eine aufziehbare Brücke verschloß die schmale Zufahrt allen Schiffen, bis sie hochgezogen wurde und so den Kanal freigab. Denn vorher kontrollierte der Hafenkommandant mit seinen Wachen jedes Schiff, betrat die Decks und untersuchte alles, was verdächtig erschein. Außerdem war an ihn der Zoll anzuführen, der auf verschiedene der wertvolleren Waren erhoben wurde. So wurde ein Zoll von einem Zwanzigstel der Ladung auf alle Waffen erhoben. Jedes zwanzigste Schwert, jeder zwanzigste Bogen, jeder zwanzigste Harnisch beendete seine Reise, so weit sie auch gewesen sein mochte, in den Waffenkammern der Stadt Gorthar. Von besonderen Waren, die zum Verzehr geeignet waren, Gewürze, Spezereien, seltene und deshalb teure Früchte aus fernen Ländern, wurde ebenfalls ein Zoll erhoben, auch von Luxusgütern, Edelmetallen, Schmuck, seltenen Waren allgemein. Dieser Zoll trug seinen Teil dazu bei, daß Gorthar immernoch eine reiche Stadt war. Und auch, wenn jeder Händler über diesen Raub, wie er es nannte, her zog und ihn verdammte, so kamen sie doch alle trotzdem hierher, um ihre Geschäfte zu machen, denn in Gorthar machte man einfach die besten Geschäfte. Jedenfalls bis vor ein paar Jahren.
    Links und rechts der Zufahrt erhoben sich hohe Mauern, so hoch, daß sie selbst die höchsten Heckkastelle der größten Segler überragten. So war immer sichergestellt, daß Bogenschützen über eventuelle Angreifer einen Vorteil hatten. Doch seit einigen Jahren war die Zahl der Schiffe, die Gorthar anliefen, im Abnehmen begriffen. War daran zuerst vor allem der Orkkrieg schuld, der im nahen Myrthana tobte, so fielen nun außerdem auch die Ereignisse des Bürgerkrieges in der Stadt selbst auf den Umfang des Handels zurück.
    Schweigend thronte das Kastell über dem Hafeneingang und träumte von besseren Zeiten, in denen es erste Anlaufstelle war für alle Schiffsführer. Früher hatten sich die Kapitäne hier die Klinke in die Hand gegeben. Jetzt interessierte sich jedoch niemand für das kleine Boot, das tief unter der geschlossenen Brücke hindurchglitt. Für einen Handelssegler war es viel zu klein, so daß es keiner Beachtung wert war. Was konnte schon in einer derartigen Nußschale geschmuggelt werden?
    Doch plötzlich tönte Lärm von der aufziehbaren Brücke hoch über den Köpfen von Dumak und Nienor, so hoch, daß sie gar nicht darauf achteten. Eine wilde, abgerissene Gestalt erschein auf der Brpcke, ging rückwärts und verteidigte sich dabei mit einem gebogenen Säbel. Zwei Angreifer, ihrem Harnisch nach Stadtwachen, setzten nach, faßten ebenfalls Fuß auf der schmalen Sperrbrücke und brüllten irgendwas. Sie droschen wild entschlossen auf den Bedrängten ein, der plötzlich unbemerkt von allen, gerade als sich das kleine Boot unter der Brücke befand, ein kleines Säckchen fallen ließ. Danach hob er den Arm mit dem Säbel und auch den anderen und zeigte so, daß er aufgab. Mit zufreidenem Grinsen packten ihn die Wächter und führten ihn von der Brücke. Ein letzter Blick des Gefangenen galt dem Boot, das gerade eben unter der Brücke hindurchgeglitten war. Aus dem Boot unter ihm starrte ihn ein Mann an. Er merkte sich das Gesicht.
    »Au!« Irgendetwas hatte Dumak am Kopf getroffen. In seinen Schoß fiel ein kleines Säckchen. Instinktiv verbarg er es unter seinem Umhang.
    »Was hast du denn nun schon wieder?« Nienor drehte sich nach dem Barden um.
    »Nicht, nichts, hab mir nur einen Splitter eingezogen.«
    Kopfschüttelnd wandte sich Nienor wieder dem Steuer des Bootes zu. Dumak starrte nach hinten und sah einen Mann auf einer Brücke hoch über dem Boot, der ihn ansah. Dumak merkte sich das Gesicht. In seiner Hand, verborgen unter dem Umhang, fühlte der Barde das Säckchen mit dem noch unbekannten Inhalt. Einer plötzlichen Eingebung folgend, schob er es unbemerkt von der Kriegerin tief in das Gepäckbündel Nienors hinein.
    Das Boot hatte den Kanal durchquert und den Kriegshafen erreicht. Zwischen all den Schiffen fiel die winzige Schaluppe nicht weiter auf. Große Handelssegler lagen an den Kais, breite Planken führten von ihren Decks ans Ufer. Auf ihnen lief ein nie versiegender Strom von Lastträgern entlang, schwer bepackt mit all den Waren, die aus aller Herren Länder hier eintrafen. Sie holten Kisten, Fässer, Bündel und Ballen aus den hölzernen Bäuchen. Ein wahrer Wald aus Masten, Rahen, Sprieten und Stagen wuchs aus den hohen Handelsschiffe. Sie kratzen am Himmel und rissen die Wolkendecke auf. Eine kraftlose Sonne erhellte den Tag.
    Nienor steuerte einen freien Platz zwischen zweien der großen Segler an. Ein Angler war der einzige, der diesen Platz bisher belegte. Er musste nun dem Boot der beiden Reisenden weichen.
    »Mach dich mal nützlich. Reffe das Segel.« Nienor kommandierte Dumak in befehlsgewohntem Ton.
    Dumak mühte sich mit den Leinen ab und gab sein Bestes. Das war nicht viel, doch irgendwann fiel das Segel und bedeckte den Dieb ganz einfach. Er wühlte sich hektisch wieder hervor. Unterdessen verringerte das Boot seine Fahrt und wurde dann ganz gestoppt, als es gegen einen der hölzernen Poller driftete. Nienor hatte es in sanftem Bogen parallel an die Kaimauer geführt. Mit einem leisen »Tock« trafen sich Bordwand und Poller. Dumak warf die Leine um den Poller und zurrte sie fest. Die Wellen des Hafenbeckens schwappten unbeeindruckt hoch und nieder, ließen bei jeder Abwärtsbewegung ein nasses Stück der mit langfädigen grünen Algen und Muscheln bewachsenen, tief im Untergrund verankerten Holzpfähle sehen, um es beim Hochschwappen wieder zu verschlucken.
    Nienor schnappte sich ihr Fellbündel und sprang leichtfüßig aus dem Boot. Dumak hatte nichts zum Schnappen und sprang einfach so. Sein Hund ebenso.
    »Lass dich nicht erwischen – bei was auch immer.«
    Das war’s. Nienor nickte noch kurz, dann ließ sie den Dieb stehen, der als Reaktion auf diesen Wunsch Nienors nur ein schiefes Lächeln gezeigt hatte.
    Nienor hatte anderes zu tun, als sich mit Dumak zu befassen. Sie kehrte ihm den Rücken zu und erstieg die nächste Rampe, die vom Kai empor zum Niveau des Hafengeländes führte. Dabei musste sie einigen Karren ausweichen, die hier herunterpolterten, nur mit Mühe von den Tagelöhnern gehalten, die sie zum Ladeplatz irgendeines Schiffes schoben. Nachdem die Kommandantin um einige Stapel mit Fässern und Kisten herumgelaufen war, entdeckte sie das Hafentor. Es führte vom abgetrennten Bereich des Hafens in die Stadt. So konnte Gorthar gegen Angreifer, die den Hafen eingenommen hatten, verteidigt werden. Nienor ging den Arbeitern möglichst aus dem Wege – sie wollte ja niemanden behindern - und schon bald durchschritt sie das Tor, misstrauisch beäugt von den obligatorischen Wachen.

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    Gorthar – die große Handelsstadt. Und Gorthar war wirklich groß. Größer als Khorinis. Das erschien ihr plötzlich wie ein kleines Nest. Schon der Hafen hatte auf eine lebhafte Stadt hingedeutet. Doch erst jetzt, wo sie die Stadt selbst zumindest teilweise überblicken konnte, sah Nienor, wie groß Gorthar wirklich war. Breite Straßen, gesäumt von langen Häuserreihen zogen sich durch die Stadt. Zögernd setzte Nienor ihren Weg fort, nachdem sie kurz hinter dem Hafentor stehen geblieben war, um ihren Blick über die Dächer der tiefer gelegenen Viertel der Stadt schweifen zu lassen. Ganz hinten, am Horizont erhob sich die Stadtmauer, man konnte die Zinnen erkennen, unterbrochen von breiten Türmen in unregelmäßigen Abständen.
    Nienor beschloss, der breiten Straße vor ihr zu folgen. Sie war sogar gepflastert. Kein Vergleich zum kleinen Drakia mit seinen nach jedem Regenguss verschlammten Wegen und Gassen. Die Leute hier mussten reich sein, wenn sie sich alle so schöne Häuser leisten konnten. Oder gab es noch andere Viertel, in denen es ärmlicher zuging? Nienor folgte dem Pflaster der Straße, trat in den Schatten der spitzen Giebel ein, die sich gegenseitig an Zierrat zu übertrumpfen suchten. Die Fassaden waren nicht nur einfache Bretterwände, nicht mal Fachwerk, wie sie es in Khorinis gesehen hatte, wurde hier verwendet. Die Häuser waren alle massiv aus Stein gemauert. Und die Wände waren reich gegliedert. Es gab kaum eine glatte Stelle, überall traten kleine Erkerchen hervor, ragten halbrunde Säulen auf, die in winzigen Türmchen endeten, deren gestaffelt angeordnete Spitzen die Giebel überragten und sie so noch höher erschienen ließen. Manche von ihnen endeten in kleinen Fahnenstangen, an denen bunte Wimpel lustig im Wind flatterten. Nienor bekam fast Genickstarre bei dem Versuch, die Ziergiebel ausgiebig zu betrachten. Die Fenster in den Fassaden waren lang und schmal. Viele waren mit bunten Glasscheiben verziert. Hier mussten wirklich sehr reiche Leute wohnen.
    »Beiseite! Halte hier nicht Maulaffen feil! Und pass auf deinen Köter auf!«
    Moment mal... ihr Hund? Tatsächlich, da saß Dumaks Köter neben ihr und wedelte erwartungsfroh mit dem Schwanz. Doch im Moment war keine Zeit, sich um den Hund zu kümmern. Nienor sah eine Sänfte, getragen von acht Trägern, die im Laufschritt durch die Straße marschierten. Vor ihnen liefen zwei bewaffnete Büttel, die die Leute wegscheuchten. Die Menge spritzte auseinander. Auch Nienor sprang schnell beiseite. Wer nicht schnell genug Platz machte, bekam eins mit dem Hellebardenschaft übergezogen und stolperte mit blutenden Platzwunden in den Schatten der Hauswände. So mancher Fluch begleitete die eilige Sänfte, doch die Träger blieben unbeeindruckt, sie stapften weiterhin durch die Straße und waren bald in Richtung Hafen verschwunden.
    »Wer mag wohl in der Sänfte sitzen?«, sagte Nienor zu sich selber, doch wohl zu laut. Ein älterer, vornehm gekleideter Mann neben ihr sah sie mit einer Mischung aus Missbilligung und Faszination an, so wie man eine besonders warzige Kröte betrachtete.
    »Ihr seid wohl nicht von hier?«, stellte er fest.
    »Nein, ich komme aus Drakia.« Fast erschien ihr dieses Wort zu schäbig, um hier genannt zu werden.
    »Drakia? Nie gehört. Muss wohl zu den unbedeutenden Inseln im Norden gehören. Klingt schon so barbarisch... Nun, wie auch immer, das war der Hohe Rat Harlok Silberlocke. Eines seiner Schiffe, die ›Sturm der Zeit‹ ist im Hafen eingetroffen. Er wird wohl sehen wollen, wie hoch der Gewinn ausgefallen ist. Dabei hat er schon, wie fast alle großen Handelsherren hier in der Hafenstraße sein Haus. Er hat’s also nicht weit zu seinem Reichtum.«
    Der Mann rümpfte die Nase.
    Und dann war er auf einmal verschwunden, ohne Gruß – Nienor war es wohl nicht wert, noch weiter beachtet zu werden. Leute aus den ›barbarischen‹ Gebieten im Norden waren wohl nicht sonderlich interessant.
    Nienor setzte ihren Weg fort. Der Hund folgte ihr. Nach einer weiteren Straßenbiegung trat sie aus dem Schatten der hohen Ziergiebel und befand sich auf einem Platz, der von allen Seiten von Häusern umsäumt war. Doch diese Häuser besaßen Bogengänge, Arkaden. Hier konnte man im heißen Sommer den kühlen Schatten genießen und im kalten Winter dem eisigen Wind entkommen. Und außerdem sah es wunderhübsch aus. Nienor war schon wieder stehen geblieben und konnte sich nicht satt sehen. Ach, wie ärmlich, klein und unbedeutend war doch Drakia!

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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    »Vorsicht! Aus dem Weg!«
    Wieder sprang sie beiseite. Ein hoch mit Ballen beladener Karren wurde vorbeigeschoben. Aus den Leinenplanen, die die dicken Ballen umschlossen, schauten eine Art Wollflausen heraus. Das musste wohl ein Wollhändler für irgendeine Art von seltsamer Wolle sein, der seine Ware auf den Markt schob. Neugierig folgte Nienor ihm. Er schrie und zeterte alle Nasen lang, wenn ihm jemand vor den Karren lief. Doch irgendwie ging es immer gut und niemand fand sich mit zerquetschten Gliedern unter den Rädern des Wagens wieder. Der Händler hielt vor einem besonders hohen Bogengang, stellte seinen Karren ab und ging dann in das Haus hinter der Arkade. Ein großes Tor bildete den Eingang. Dort traf er einen Mann mit einer speckigen Lederschürze. Und in dem Haus befand sich nur ein großer Saal mit irgendwelchen dicken Holzbalken, die zu einer Art Maschine zusammengebaut waren.
    »He, was gaffst du da?! Hier gibt’s nichts zu holen!«
    Der Mann war auf Nienor aufmerksam geworden.
    »Tut mir leid, ich bin neu in der Stadt und...« Nienor war etwas verlegen.
    »Jaja, die Waage kannst du sowieso nicht klauen. Und sonst auch nichts, ich passe auf wie ein Luchs.« Er schaute betont grimmig.
    »Die Waage?«
    Der Mann zeigte auf die Konstruktion hinter ihm.
    »Das da hinten ist die Waage. Und jeder Händler, der etwas verkaufen will, muss seine Ware hier wiegen lassen, damit er nicht bescheißt.«
    »He, hab ich jemals zu leichte Ballen verkauft?«, meldete sich der Wollhändler empört.
    »Ne, aber wahrscheinlich nur, weil du weißt, dass ich das rauskriegen würde. Hier gilt das Marktgesetz von Gorthar und das heißt, dass es ehrlich zugeht. Wo kommen wir denn hin, wenn keine Ordnung herrschen würde. Der Hohe Rat hat weise daran getan, die Wiegepflicht einzuführen!«, erklärte der Wiegemeister im Brustton der Überzeugung.
    »Pah, ja, weil er schön am Wiegegeld verdient. Die hohen Herren wissen schon, wie sie’s dem einfachen Mann aus der Tasche ziehen.« Der Wollhändler schien die Segnungen des Wiegezwangs nicht so ganz zu mögen.
    »Pass auf, dass ich dich nicht wegen ungebührlicher Reden anzeige.« Der Wiegemeister tat streng.
    Und der Wollhändler war still.
    Nienor hatte genug gesehen, sie verabschiedete sich von den beiden und setzte ihren Weg fort. Vielleicht sollte sie ein Wirtshaus suchen. Dort fand man doch immer am ehesten eine Auskunft. Mit schweifendem Blick trat sie unter den Arkaden hervor, um nach einem der für Tavernen üblichem Schilder zu suchen und wurde auch bald fündig. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes hing an einem der hohen Giebel an zwei Ketten ein bemaltes Holzschild, das irgendein seltsames Tier darstellte.
    Nienor suchte sich ihren Weg durch all die Marktbuden, Stände, Wagen und vor allem Menschenmassen. Alle Einwohner Drakias hätten diesen Markt nicht so sehr füllen können, wahrscheinlich nicht einmal die von Khorinis. Nienor ging an vielen Reihen von Buden entlang, in denen von Brot und Kuchen über Butter, Leinen, Wolle, Töpfe, Eisenwaren, Leder, Schmuck bis hin zu Waffen und Rüstungen alles verkauft wurde. Mehr oder weniger laut wurden die jeweiligen Waren hinter dem Ladentisch oder dem, was als Ladentisch herhalten musste, angepriesen. Und es war so manches geübte Organ dabei, so dass Nienor ein paar mal plötzlich zusammenzuckte, als eine Stimme direkt neben ihr so laut es nur ging schrie: »Leder, geschmeidiges Leder. Heute besonders geschmeidig... ähm besonders billig.« Kurz darauf schallte es »Das süßeste Gebäck ganz Gorthars. Vom Hofbäcker des Hohen Rates höchstpersönlich« an ihr Ohr.
    Jemand knurrte: »Als ob der sich selbst an den Ofen stellt, der hat doch seine Arbeiter.« Doch Nienor war mit dem Strom der Menschen schon weitergespült worden. Es hatte keinen Sinn, sich gegen die Fließrichtung zu wehren. Mitgerissen von den Menschenmassen – ganz Gorthar schien heute einzukaufen – schaffte es Nienor letztendlich, bis unter das Schild, das sie für ein Wirtshausschild hielt, zu gelangen.
    »Zum kopflosen Einhorn« stand auf dem Holzschild und jetzt erkannte die Kommandantin auch, weshalb ihr die Tierfigur aus der Ferne so seltsam vorgekommen war. Es handelte sich tatsächlich um ein kopfloses Einhorn. Na ja, es konnte auch ein kopfloses Pferd und sogar ein kopfloser Esel sein. So genau war das nicht zu erkennen. Es fehlte ja der Kopf mit dem Horn. Aber das tat nichts zur Sache. Sie griff nach dem Knauf, um die Tür zu öffnen, doch die wurde im selben Augenblick von innen geöffnet und ein in Lumpen gewickelter Mann flog ihr entgegen. Gerade noch konnte sie sich ducken, so dass sie nicht getroffen wurde. Der Mann landete unsanft auf dem Straßenpflaster und gab dabei ein feuchtes Keuchen von sich. Mühsam richtete er sich auf und kam auf die Beine, nur um sich daraufhin umzudrehen und in Richtung der Tavernentür seine Faust zu erheben. Er nuschelte irgendetwas in seine Bartstoppeln und trollte sich dann.
    Aus der Taverne rief ihm jemand ein lautes »Lass dich hier nie wieder blicken, ohne Geld!« hinterher, dann wurde die Tür zugeworfen. Nienor trat nun abermals heran und öffnete sie nun selber, um einzutreten. Sie hatte Geld.

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    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Als Nienor weg war, bedachte Dumak den Angler mit einem finsteren Blick. »Pass schön auf das Boot auf! Wenn irgendwas fehlt, wenn ich wiederkomme, bist du dran.«
    Mit seinen von wirren Haaren bedeckten und in dunklen Augenhöhlen liegenden Augen starrte er den Mann an, wandte sich dann abrupt ab und stiefelte davon. Er hielt sich am Rand des Kais, um dem unablässigen Strom der Arbeiter auszuweichen. Irgendwo führte eine Stiege an der Mauer empor, die das niedrig gelegene Kai von der erhöhten Ebene der Stadt trennte. Daß sein Hund mit nienor weggetrabt war, berührte ihn nicht weiter. Er wußte, der würde auf sich aufpassen und irgendwann würde er wieder neben Dumak sitzen, so als ob er niemals weg gewesen sei. Seltsamer Köter.
    Dumak passte einen Augenblick ab, in dem eine größere Gruppe Menschen durch das Tor drängte, das den einzigen Zugang vom Hafen zur Stadt kontrollierte. Die Wachen waren ihm nicht entgangen und aus einem Instinkt heraus ging er allem, was nach Wachmannschaften aussah, vorsichtshalber aus dem Wege. Schließlich konnte er ihnen durchaus unter ungünstigeren Umständen noch einmal begegnen, dann sollten sie sich nicht an ihn erinnern.
    Direkt nach dem Tor begann eine breite Straße, die in die Stadt führte. Hohe, prachtvolle Häuser riefen Dumak förmlich entgegen »Hier gibt’s viel zu klauen«, doch der geläuterte Dieb zog es vor, nicht auf diese lockenden Stimmen zu hören. Nebengassen taten sich vor ihm auf, die ihm ebenso zum Ziel führten, wo ihn jedoch keiner sah. Das Ziel war die Stadtmitte, dort, wo Dumak die gut besuchten Märkte vermutete, wie sie für große Handelsstädte, wie Gorthar es war, üblich waren. Und er wurde nicht enttäuscht. Nachdem er einige kleinere Gassen durchquert hatte, an Handwerkerbuden, niedrigen Häusern, Gärten vorbeigelaufen war – alles in allem erinnerte ihn der Weg an beliebige andere Städte, selbst Khorinis oder gar Drakia waren von dieser Gegend hier nicht sonderlich verschieden Überall wohnten Leute, die versuchten, auf die eine oder andere Art ihr Dasein zu fristen. Meist Handwerker, die tagsüber schufteten, die nichts weiter wollten, als Ruhe und Ordnung. Einfältige Leute, die meist nicht über den Tellerrand ihrer Stadtmauer sehen konnten – und es auch nicht wollten. Einfältig und dumm wie sie waren, hielten sie ihre kleine Welt für den Nabel allen Seins und alles, was von außen darin eindrang für eine Bedrohung ihres armseligen Lebens.
    Dumak schnaubte verächtlich, für diese Leute hatte er nichts übrig, wenn er sich früher an ihrem Kram bedient hatte, dann hatten sie es damals seiner Meinung nach auch verdient. Eigentlich hatte es jeder verdient. Mehr oder weniger. Wahrscheinlich meist mehr. Doch nun sah er es mit anderen Augen. Es waren Menschen, die für das, was besaßen, hart arbeiteten. Ja, sie mochten einfältig und dumm sein, aber was tat das zur Sache? Nichts.
    Dumak erreichte wieder Gegenden mit prachtvolleren Häusern. Der Markt oder ein ähnlich wichtiger Platz, der das Zentrum der Stadt markierte, war wohl nicht mehr weit. Und tatsächlich öffnete sich die Gasse an ihrem Ende, um in einen weiten Platz zu münden, ein Platz, auf dem ein Gewimmel herrschte, dass es wahrscheinlich jedem Taschendieb das Herz mit Freude erfüllte. Doch Dumak war’s egal. Aus den größeren Straßen, die auf den Markt mündeten, strömten Leute in großen Massen heran, um den Markt weiter anzufüllen. Die Gasse, durch die Dumak den Platz erreicht hatte, war wohl nicht wichtig genug, um als Zugangsstraße dienen zu können.
    Der Barde trat ein in die Wunderwelt aus sich umherschiebenden Körpern, aus geschulterten Rucksäcken, aus an Henkeln getragenen Körben, aus angeberisch am Gürtel getragenen Geldbörsen. Dies wäre früher sein persönliches Paradies gewesen. Hier war Dumak einst zu Hause. Spielerisch bewegte er sich noch einmal zwischen den Leibern, wie um zu testen, ob er es noch drauf hatte und stieß tiefer auf den Platz vor. Bei einem Bäckerstand blieb er stehen. Gerade hatte eine dicke und in teure Gewänder gehüllte Frau mit stark geschminktem Gesicht (was sie allerdings auch nicht attraktiver machte) vor dem Bäcker aufgebaut.
    »Ich will diesmal nicht so einen Reinfall erleben, wie beim letzten Mal, Meister Egino«, sprach sie ihn gerade mit schriller Stimme an.
    »Beim letzten Mal haben die hohen Herrschaften das Gesicht verzogen bei Eurem Gebäck. Ich hoffe, diesmal habt Ihr nicht mit Honig gespart!«
    Der Bäcker verzog wehleidig das teigige Gesicht und seine wulstigen Lippen zitterten leicht, ehe er zu sprechen anhub. »Ihr wisst doch, Lady Morganara, der harte Winter, der feuchte Sommer... die Imker haben kaum etwas zu verkaufen und dann noch zu Wucherpreisen...«
    Die Frau schnitt ihm das Wort ab. »Das habt Ihr letztes Jahr auch schon gesagt...«
    »Das war ja auch ein besonders schlechtes Jahr.«
    »... wenn Ihr es nicht schafft, ordentliches Gebäck anzubieten, dann werde ich einen anderen Bäcker suchen müssen. Und Euch kann das Prädikat ›Hofbäcker‹ auch wieder entzogen werden.« Sie blickte streng auf den leicht zusammengesackten Bäcker hinter seiner Verkaufstheke. Doch der wartete mit einem Ausweg aus seiner misslichen Lage auf.
    »Ich habe einen Ersatz für den fehlenden Honig gefunden. Ja! Kostet nur.«
    Dienstbeflissen reichte er ihr auf einem kleinen hölzernen Tablett einige Gebäckstücke. Skeptisch nahm die Einkäuferin, die anscheinend für irgendeinen sehr hohen Herren arbeitete, das Dargebotene mit spitzen Fingern vom Tablett, wendete es unschlüssig hin und her und biss dann todesmutig hinein.
    Mit verdrehten Augen mümmelte sie auf den Stück herum. Dumak mümmelte mit. Leider nur mit den Augen.
    »Mhm... süß. Süß genug. Ich werde davon drei Pfund kaufen.«
    Der dicke Bäcker machte einen Diener. »Ein guter Ersatz, nicht wahr?«
    Ein missbilligender Blick traf ihn. »Spann mich nicht auf die Folter, Bäcker.«
    »Rohrzucker«, beeilte er sich, zu erklären. »Aus dem Süden. Eine Karawane der Thur’gausi hat ihn angeboten. Ich weiß nicht, woraus er gemacht wird, aber es heißt, es sei ein großes Gras. Vielleicht wächst der Zucker in den Blüten oder so.«
    »Du hast nicht die geringste Ahnung, oder?«
    »Nein, Mylady.«
    Dumak grinste. Das war ja ein schönes Paar. Doch weder beim Bäcker, noch bei seiner Kundin hing der Geldbeutel locker genug, um ihn zu nehmen. So trollte sich der Barde wieder, froh, nicht in Versuchung geführt zu worden sein. Nach einiger Zeit trat er in den Schatten der Arkaden ein, die jedem Haus auf dem Platz vorgebaut waren. Dämmerlicht umfing ihn. Ein großes offenes Tor fiel dem Barden auf. Dahinter ein saalartiger Raum, in dem sich zwei Leute erregt unterhielten.
    »... nein, nein und noch mal nein. Ich fülle meine Säcke immer so voll.« Der Mann sprach erregt.
    »Dann waren sie eben bisher immer zu leicht. Das wird hier nicht verkauft. Geh nachfüllen«, zuckte der Wiegemeister mit den Schultern.
    Doch der Händler ließ sich nicht abwimmeln. »Aber bisher wurden sie auch nie als zu leicht befunden!«
    Der Wiegemeister schnaubte. »Heißt das, du willst damit sagen, dass ich ungenau wiege?«
    »Keine Ahnung, bisher stimmte jedenfalls das Gewicht meiner Säcke!« Der Händler verleierte die Augen.
    »Ach, und jetzt auf einmal nicht mehr?« Der Wiegemeister brüllte nun selber.
    »Das weiß ich doch nicht!«, entgegnete sein Kontrahent. »Anscheinend sind sie ja jetzt zu leicht.«
    »Unmöglich! Ich wiege genau, noch niemand hat mich des falschen Wiegens bezichtigt. Und du wirst das auch nicht, verstanden!«
    »Schön, dann gibst du mir also das Siegel?« Dem Händler erschien der rosarote Streif der Hoffnung am Himmel der Verzweiflung.
    »Nur wenn du das Wiegegeld bezahlst.« Ordnung musste sein.
    »Das hab ich doch schon längst!« Der Mann raufte sich die Haare und starrte an die Decke, als erwarte er, dass jeden Augenblick Innos Zorn in Form eines Blitzes dreinschlug und für Gerechtigkeit sorgte.
    »Dann müsste es ja im Kasten liegen.« Der Wiegemeister drehte sich um, um nach der Kasse zu greifen, in die jeder Marktbesucher, der offiziell abgewogene Waren verkaufen wollte, seinen Obolus entrichten musste.
    »Wo ist die Kasse! Du hast du Kasse gestohlen!« Bestürzung fraß sich in Windeseile über das Gesicht des Wiegemeisters. Ausgehend von der Stirn, die in Falten gezogen wurde, über die Augen, die weit aufgerissen wurden, bis hin zum Mund, der wie das Maul eines Fisches auf dem Trockenem auf und zu schnappte, ergriff sie von ihm Besitz.
    Jetzt wurde es dem Händler zu bunt. »Verdammt noch mal! Bei Innos’ Zorn. Ich hab hier die ganze Zeit mit dir rum gestritten. Wann soll ich denn da die Kasse geklaut haben? Welcher Sohn eines Esels hat dich nur zum Wiegemeister gemacht?«
    Kopfschüttelnd verschwand der Händler mitsamt seinen zu leichten Säcken. Er würde ohne das Siegel des Wiegemeisters verkaufen. Dann bekäme er zwar einen geringeren Preis, aber alles war besser, als das hier.
    Dumak war zu diesem Zeitpunkt schon längst über alle Berge.

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    Schwertmeister Avatar von Nienor
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    Warme, verbrauchte Luft schlug Nienor entgegen, als sie die Taverne betrat. Vor ihr lag eine der üblichen großen Wirtsstuben, voller Leute, die die Tische und Bänke besetzt hielten und mit ihren Ausdünstungen aus allen möglichen Körperöffnungen einem empfindlicheren Menschen den Appetit verderben konnten. Doch keiner der üblichen Besucher von Tavernen gehörte dieser Kategorie an. Alle kannten es nicht anders, waren daran gewöhnt. Wahrscheinlich würde den meisten etwas fehlen, wenn keine Duftwolken verschiedenster Art die Luft schwängerten.
    In Drakia war es nie so voll. Nienor fragte sich sowieso, wie es der Wirt dort schaffte, nicht an Armut einzugehen. Wahrscheinlich lag das daran, dass die Preise in Drakia allgemein niedriger waren. Auch beim Einkauf für den Wirt.
    Nachdem sie über einige im Weg liegende Gestalten hinweggeklettert war, erreichte die Kommandantin eine freie Gasse zwischen all den Tischen und Bänken, die zum Standplatz des Wirtes führte. Der hantierte gerade mit einigen großen Krügen an einem Fass herum, aus dem eine hellgelbe Brühe floss. Das Stimmengewirr der Gäste erfüllte die Wirtsstube mit Lärm. In einer Ecke versuchten ein paar abgerissen wirkende Gestalten, ein Lied zu singen, konnten sich jedoch weder über den Text, noch über die Melodie einig werden. Direkt neben dem Wirt an den Fässern lagen sich zwei Männer in den Ohren. Sie beschimpften sich gegenseitig, weil der eine dem jeweils anderen nie etwas ausgeben würde. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis sie aufeinander losgingen. Weiter im Hintergrund saß eine Gruppe von verwegen aussehenden Männern in kombinierten Ketten- und Lederpanzern. An den Seiten hingen Schwerter an glitzerndem Waffengurten. Um den Kopf hatten sie Stoffbahnen gewickelt, sie ließen nur die Augen frei. Sie gehörten wohl zu einer persönlichen Garde eines reichen Gastes oder waren Teil einer Söldnertruppe. Auf jeden Fall kamen sie von weit her, so wie sie kleidete sich niemand in Gorthar, das wußte selbst Nienor. Für einen kurzen Augenblick trafen sich die Blicke eines der Söldner und Nienors. Ein plötzliches Unbehagen erfasste die Kriegerin, Angst umklammerte ihr Herz. Gefahr ging von ihm und seinesgleichen aus. Dann war alles vorbei, so plötzlich wie es gekommen war. Der Söldner wandte sich ab und sprach mit einem seiner Männer. Nienor vertrieb mit einem kurzen, reflexartigen Kopfschütteln die Gedanken an das eben Vorgefallene und nahm den Weg zum Wirt wieder auf. Und über allem schwebte eine große Dunstwolke aus Schweiß, Bratenduft, Kerzenrauch und etwas Sumpfkrautaroma war wohl auch darin.
    Nienor hatte sich endlich bis zum Wirt vorgekämpft.
    »Ich suche ein Zimmer. Eine Nacht.«
    Der Wirt schüttelte mit dem Kopf. »Alles belegt. Siehst du die Bewaffneten da hinten?« Er zeigte auf die Männer mit den glitzernden Schwertern. »Die haben die restlichen Zimmer heute gerade gemietet. Versucht’s mal in der Unterstadt. Hier im Marktviertel dürfte alles belegt sein. Es ist Markttag. Da ist es immer überfüllt. Nicht nur ›Das kopflose Einhorn‹. Die Herren aus der ganzen Gegend kommen, um sich einzudecken mit Vorräten. Der letzte große Markttag vor dem Herbstbeginn. Selbst die Thur’garsi schicken zu diesem Markt eine Karawane aus dem Süden.«
    »Schade, aber wenn Ihr mir vielleicht noch eine Auskunft geben könntet?«
    »Ja bitte, eine Auskunft und ein Bier, wenn’s genehm ist.«
    Nienor ging auf das Angebot, ein Bier zu bestellen, nicht ein. »Ich suche einen Heiler. Am besten einen, der kräuterkundig ist.«
    »Hehe, seit wann kann ein Heiler nicht mit Kräutern umgehen?«
    »Wenn er auf magischem Wege heilt?«, entgegnete Nienor.
    »Ach, bleibt mir mit diesem Hokuspokus vom Leibe. Ich sage immer...«
    Nienor erfuhr nie, was der Wirt immer sagte, denn in diesem Moment brüllte ein Hüne von einem Mann quer durch den Saal »Fünf Bier. Aber nimm die großen Humpen Edwin! Wir wollen nicht verdursten.«
    Dröhnendes Gelächter schloss sich an. Der Wirt beeilte sich, den Wünschen nachzukommen. Mit flinker Hand ließ er das Bier in die Humpen fließen. Geübt wuchtete er die gefüllten Humpen anschließend durch die gefüllte Taverne zum Tisch der Verdurstenden. »Hier, euer flüssiges Brot.«
    Er ließ sich noch bezahlen und kam dann wieder zurück. »Ach, Ihr steht ja immer noch hier. Ja richtig, der Heiler. Geht zu Meister Dakasto. Ihr findet ihn in der ›Abschüssigen Straße‹. Haltet Euch rechts, wenn Ihr die Taverne verlasst.«
    Nienor dankte dem Wirt, über dessen Gesicht bei der Nennung des Namens Dakasto ein eigentümliches Grinsen huschte und ließ einige Münzen in die wie zufällig bereitgehaltene Hand des Mannes fallen. Der setzte nun ein breites Grinsen auf, wobei kurzzeitig seine schlechten Zähne sichtbar wurden und nickte dann zum Abschied. Nienor verließ die Taverne. Vor der Tür atmete sie tief durch und war froh, der verbrauchten Luft im Inneren entkommen zu sein.

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    Archipoeta Avatar von Dumak
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Dumak hatte die belebteren Viertel der Stadt hinter sich gelassen. Den Inhalt der hölzernen, mit Eisenbändern beschlagenen Kasse hatte er seinem Beutel hinzugefügt. Das aufgebrochene Kistchen lag achtlos weggeworfen einige Straßen vorher im Rinnstein.
    Dumak hatte gute Laune. Er beschloss, sich ein warmes Plätzchen zu suchen, und den Wein, den er in Drakia mitgehen lassen hatte, zu trinken. Außerdem war es mittlerweile schon später Nachmittag und bald würde es dunkel werden. Zeit, sich eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Die kleinen, gewundenen Nebengassen, durch die der Dieb schritt, lagen in einer Art friedlicher Ruhe. Nicht, dass hier keine Geräusche zu vernehmen waren, doch es waren die Geräusche, die Menschen, die ihrem Tagwerk nachgehen, hervorbringen. Lärm drang aus den Hinterhöfen mancher Katen. Dort wurde gearbeitet. Kein Waffenklirren und kein Singen von Betrunkenen erreichte hier das Ohr des Diebes. Hin und wieder durchbrach ein kläffender Hund die Geräuschkulisse der Betriebsamkeit, die hier herrschte. Sie bestand vor allem aus dem Klopfen von Hämmern, dem Kreischen von Sägen, dem Quietschen von Töpferscheiben und dem Brodeln von Kesseln. Die Häuser waren seit ein paar Straßen kleiner und einfacher geworden, windschief, alt und zerbrechlich. Hier lebten nur einfache Leute, keine feinen Herren, die ihre kostbaren Erzeugnisse für Höchstgebote verkaufen konnten. Es waren die Viertel der Tagelöhner, der Kleinkrämer, derjenigen, die keinen angesehenen Handwerksberuf hatten, die, die sich keine große Werkstatt leisten konnten. Hin und wieder umging er spielende Kinder, die in ärmliche Kleider gehüllt, auf den Straßen und Wegen ihren Spielen nachgingen. Einer hatte auf einer Pfütze kleine Holzstückchen hin und her geschoben. Wahrscheinlich war er ein großer Admiral in seinen Träumen. Woanders waren die wohl überall bekannten und üblichen Muster des Himmel-und-Hölle-Spiels in den Straßendreck gezeichnet. An einem Eingang saß ein blasses Mädchen mit einer zerfledderten Puppe und starrte ihn aus großen, hungrigen Augen an. Dumak ging weiter.
    Die geduckten Katen wichen nun endgültig zurück. Gartenland begann. Hecken und Zäune grenzten die kleinen Gemüsefelder der Stadtbewohner voneinander ab. Hier und da ragten Vogelscheuchen auf, die durch die tief stehende Sonne lange Schatten warfen. Wie dünne Krallen ragten die Äste der Bäume in die Luft, zeichneten sich als spinnenbeinige Silhouetten auf dem Boden ab. Vögel zwitscherten vereinzelt und irgendwo hämmerte ein Specht auf einen Baumstamm ein. Nach einigen weiteren Wegkreuzungen erreichte der Dieb die Stadtmauer. Hier entschied er sich dafür, an ihr entlang zu gehen, um ein Tor zu suchen. Eine große Stadt wie Gorthar hatte sicher Vorstädte, die unkontrollierbar, weil nicht ummauert waren. So trottete Dumak nun an der hoch aufragenden Mauer entlang, eingehüllt in ihren dunklen Schatten, der die bald beginnende Nacht ankündigte.
    Doch nur nach kurzer Wanderung traf er auf das erste Tor. Er beobachtete eine Weile den die hinausströmenden und hineinlaufenden Menschen und beschloss dann, es ebenfalls zu passieren. Die Wachen hatten bis jetzt noch auf keinen geachtet. Dumak lief also ein Stückchen zurück, bis er die Straße, die zum Tor führte, an anderer Stelle erreichte. Dann schwenkte er darauf ein und lief mit dem Strom der die Stadt verlassenden Besucher durch das Tor. Es war ganz einfach. Nach dem Tor tauchten beiderseits der Straßen Häuser auf. Dumaks Instinkt hatte recht behalten. Es gab eine Vorstadt, wahrscheinlich bevölkert von wilden Gesellen, Gesetzlosen, Huren und allerlei lichtscheuem Gesindel, das sich nicht in die eigentliche Stadt traute und lieber hier verharrte, um auf Reisende zu hoffen, an denen sich auf die eine oder andere Weise etwas verdienen ließ.

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