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Zum Blauen Reiher [Geschichten Thread] - #2

  1. #181 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Dèna'dul
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    Nichts lief so, wie es sollte. Verwundet, genervt und geschwächt lag Sercil am Boden eines alten, stinkenen Kellergangs, währen Dèna'dul verzweifelt versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Der linke Korridor hatte sich als totaler Reinfall herausgestellt, die Idee mit der Blitzbombe, einem nahezu immer verlässlichen Mittel, feuerte nach hinten los und richtete mehr Schaden an, als dass sie Nutzen brachte. Noch immer wussten sie nicht, wo sich das Artefakt befand und mit jedem Schritt auf ihrem Werg dorthin türmten sich die Ungereimtheiten vor ihnen auf. Erst der ungewöhnlich dichte Nebel, dann die merkwürdig leere Fabrik, später die hereinschneidenden Unbekannten, die etwas zu suchen schienen, und zum Schluss die Geschichte mit dem plötzlich auftauchendem Blumenstrauß. Was zum Henker geht hier vor sich?!, schallte es unaufhörlich durch den Kopf des Wirts, der sich nervös umschaute, als erwartete er eine Antwort auf den kahlen, roten Wänden zu erscheinen.
    »Verflucht!, wir müssen weg hier.«, zischte Sercil. »Wir müssen raus!«
    Dèna'dul schüttelte energisch seinen Kopf. »Nein!, ich gehe nicht ohne das, was ich will!«
    Sercil schaute ihm nicht in die Augen, sondern suchte sich einen Punkt, einen Fuß über den Augen des Wirts, und sprach stattdessen zu einem Ziegelstein: »Bis du wahnsinnig? Können wir uns einen möglichen Kampf mit einer ganzen Bande leisten?«
    »Die Frage ist kaum, ob wir es uns leisten können, sondern wohl eher, ob wir es nicht können.«, gab Dèna'dul zu bedenken.
    Sein Gegenüber nickte schwach, beinahe unmerklich. »Wie gedenkst du das anzustellen?«
    »Ich gehe zurück in den runden Raum und schaue nach, ob dort noch alles einiger Maßen beim Alten ist. Dann nehme ich den nächster Korridor, und versuche dort mein Glück.«
    Sercil nickte erneut.
    Nachdem für einige Sekunden Stille eingekehrt war, und Dèna'dul annahm, dass sich Sercils Gemüt ein wenig beruhigt hatte, beschloss er ihn noch einmal nach dem Blumenstrauß zu fragen.
    »...
    Dèna'dul ist offline Geändert von Dèna'dul (21.12.2008 um 11:04 Uhr)

  2. #182 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    »Diese Sache mit dem Blumenstrauß lässt mich einfach nicht in Ruhe. Was mag es nur damit auf sich haben?«
    Sercil runzelte die Stirn. »Nochmal langsam. Hast du gerade "Blumenstrauß" gesagt?«
    »Kommt dir das nicht ein klein wenig komisch vor? Dieser Kerl lies plötzlich seine Waffe fallen als wäre sie glühend heiß, wollte eine andere ziehen und auf einmal hatte er dieses Ding in der Hand. Ich meine, selbst wenn ihm den irgendwer zugesteckt hätte, das hätte er doch bemerken müssen...«
    »Blumenstrauß...«, wiederholte Sercil skeptisch, »Er hatte ihn also plötzlich in der Hand...«, dann kniff er die Augen zusammen und suchte den Boden ab, »...und dann hat er ihn wieder mitgenommen, oder wie?«
    »Genau, da geht es schon weiter. Du hast es doch auch gesehen...«
    »Nein, das hab ich nicht gesehen. Ich hab GAR NICHTS gesehen! Deinetwegen! Ich sehe immer noch kaum was! Und ich hab keine Ahnung, wovon du faselst oder was du geraucht hast!«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Schon klar. Mir reicht’s. Zieh dein Ding alleine durch, ich warte nicht darauf, bis du uns beide umgebracht hast!«
    Kaum waren diese Worte ausgesprochen, bebten der Boden und die Wände mit einem ohrenbetäubenden Grollen. Sand rieselte von der Decke auf ihre Köpfe, dann trat wieder Totenstille ein.

    Mit einem unguten Gefühl hoben sie ihre Fackeln wieder auf und liefen eilig den Weg zurück, den sie gekommen waren. Kurz darauf fanden sie sich im runden Raum wieder. Dèna'dul stutzte.
    »Der Ausgang! Wir sind verschüttet!«
    Der Gang rechts von ihnen war allem Anschein nach in der Zwischenzeit eingestürzt und jetzt, von tonnenweise Schutt und Geröll versperrt, absolut unpassierbar.
    »Irgendwas sagt mir, dass es keinen zweiten Ausgang aus diesem Höhlensystem gibt.«, befürchtete Sercil und wischte sich Schweiß von der Stirn.
    Ihnen blieb nichts anderes übrig, als optimistisch zu bleiben oder zu warten, bis eine Bergungstruppe den Weg freiräumte. Sich selbst ins Freie zu graben schien ausweglos, die tonnenschweren Steine und Stützbalken würden sich keinen Zentimeter bewegen lassen.
    Keine weitere Zeit vergeudend wählten sie diesmal den mittleren Gang. Dèna'dul betrat den Korridor zuerst, lief ein paar Schritte und hielt ruckartig an, als er am fernen Ende des Ganges eine Silhouette vorbeihuschen zu erkennen glaubte. Als er ein paar Schritte weiterging, verlor er plötzlich den Boden unter seinen Füßen. Hätte Sercil ihn im letzten Moment nicht an der Schulter nach hinten gerissen, wäre er in einen dunklen Abgrund gefallen, der sich vor seinen Fußspitzen bedrohlich auftat.
    Zwar konnte man in diesem schlecht beleuchteten, engen Korridor nur schwer das Ende dieses bodenlosen Schlunds ausmachen, doch er schien sich gut 10 Meter von ihnen bis hin zum Ende des Ganges zu erstrecken.

    »Aufpassen...«, erinnerte Sercil genervt und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn.
    Dèna'dul machte ihn auf seine Beobachtung jenseits des Risses aufmerksam. »Scheint so, als wäre der Boden durch den Einbruch hinter ihm zerbröselt. Da kommen wir unmöglich rüber. Wenn der keine akrobatische Meisterleistung zustande bringt, steckt er jetzt tiefer in der Scheiße als wir.«
    Dann hob er einen Stein vom Boden auf und lies ihn in den Abgrund hinabfallen, um dessen Tiefe festzustellen, ohne eine Fackel opfern zu müssen. Er zählte die Sekunden bis zum Aufprall: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs... dann erst hörte man ganz leise, wie das Steinchen weit unter ihnen auf hartem Grund zerbarst.
    »Was mag diesen Erdrutsch nur ausgelöst haben?«, wunderte er sich, bis er bemerkte, dass Sercil sich unter schwerem Schnauben gegen die Wand gelehnt hatte und sich ein weiteres mal über die Stirn wischte. »Bist du in Ordnung?«
    »Es ist... Ich mag nur keine... engen Räume... Geht schon...«, hechelte er.
    »Bist du sicher? Vielleicht hast du zu viel Blut verloren.«
    »... Unsinn...«

    In dieser immer hoffnungsloseren Situation kehrten sie in den runden Raum zurück. Sercil ließ sich in einer Ecke nieder und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Wenn man an den Grund dachte, weshalb sie hier waren, war das zwar abzusehen, doch bis vor ein paar Minuten schien er sich noch blendend gefühlt zu haben und Dèna'dul, der unter demselben zu leiden hatte (oder vielleicht doch nicht?), fühlte sich noch immer gut. Die Medizin der Heidin hatte sich doch ausgezahlt, wie es schien.
    »Geh du voraus... und finde einen Ausgang... ich komme nach... sobald ich... kann.«
    »Kommst du klar? Lass mich mal den Arm ansehen...«
    »Ja, geh jetzt... keine Zeit zu verlieren...«, drängte er.
    Sercil ist offline

  3. #183 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Dèna'dul
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    Der letzte Gang schien, was den Boden betraft, noch intakt zu sein. An den Wänden und der Decke sah man einige gesprungene Ziegelsteine. Zu seiner großen Verwunderung bemerkte Dèna'dul, wie ein Tropfen Wasser auf sein Kopf niederfiel..., doch der Wirt schaute sich nur einmal um, sah Sercil, der noch immer, gegen eine Wand gelehnt, im runden Raum saß und in das Licht seiner Fackel schaute. Dèna'dul schüttelte kaum merklich den Kopf. Was ist los mit dir?
    Ungeachtet dessen, was in am Ende des Korridors erwarten könnte machte er sich in einem langsamen Laufschritt auf den Weg. Er wollte weg hier! Weg! Einfach nur irgendwo anders sein! Irgendwo, wo er nicht diesen Mann anstarren musste, wo er nicht durch kühle, modrige, unterirdische Gänge schleichen musste, wo er sich nicht den Kopf über Menschen zerbrechen musste, die ihn verfolgten...
    Die Fackel in seiner rechten Hand wurde feucht vor Schweiß. Es waren erst einige Augenblicke, gefühlte Stunden, vergangen und er bewegte sich noch immer durch den Gang. Er glitt, mit seiner Fackel in der Hand, über eine besonders moosige Stelle, verlor das Gleichgewicht und rollte sich ab, um den Struz zu dämpfen. Das Licht der Fackel erlosch augenblicklich, als er sich über sie hinweg rollte und sie in das kühle, feuchte Moos drückte.
    Seine Gedanken wandten sich augenblicklich wieder der Gegenwart zu. Plötzlich nahm er einen seltsamen Geruch war, den er vorher ignoriert hatte: Salz. Die Luft war unverkennbar salzig. Das passte nicht in sein Gesamtbild dieses Ortes. Er war in einem unterirdischen Gang, in den Docks. Das Meer war zwar in der Nähe, aber doch nicht hier? Wo zum Henker hatte in dieses Abenteuer hingeführt?...: in einen Weg, der kein Ende zu nehmen schien. Würden sich die anderen Reiher-Bewohner Sorgen machen, wenn sie nicht auftauchten? Würden sie überhaupt ihr Fehlen merken? Was...-
    Sein Gedankengang wurde urplötzlich von einem Paar Stiefel gestört. »Ich schau' wo Frank mit seiner letzten Kiste bleibt! Der Cetus Amicus muss in der nächsten Stunde startklar sein. Bruder Cavador will ihn heute noch bei Markhams Insel sehen, um weitere Güter zu holen, spätestens einen Tag drauf soll er in die vergessene Stadt.«
    Hektik machte sich breit. Dèna'dul sah keine Nische, keinen Ausweg, um zu entkommen. Die Decke war nicht hoch genug, so konnte er nicht nach oben fliehen und den Unbekannten unter sich passieren lassen. Weil er keinen anderen Ausweg sah und seinen Knüppel vergessen hatte, machte er sich bereit, mit seiner stahlharten, mutierten, linken Faust zuzuschlagen. In der Dunkelheit des Ganges konnte man nur mit Mühe weiter sehen, als seine ausgestreckte Hand, was die Ganze Aktion erleichtern würde.
    Dèna'dul wartete geduldig, bis die Schritte immer lauter und lauter wurden und sich eine Gesicht aus den Schatter herauskristallisierte. »Frank?«, hörte er den Mann sagen, dann ein Surren, ein weicher, dumpfer Aufprall, ein leises Stöhnen. Der Unbekannte fiel dem Wirt buchstäblich in die Arme.
    Nachdem der Wirt sich des bewusstlosen Körpers entledigt hatte schlich er sich weiter, mit einer Hand an der Mauer, zu der Quelle des Salzgeruchs hin. Nach etwa zwanzig Schritten beschrieb der Gang eine Wendung nach links, etwas später wieder nach rechts... und offenbarte den Blick auf eine unterirdische Höhle. Augenblicklich sprang der Wirt aus dem Gang heraus, erklomm den schroffen, nassen Felsen und versteckte sich hinter einer Gruppe abseits liegender Stalagmiten. Einige von ihnen waren bereits so hoch, das sie in die oberen Stalagtiten mündeten und sehr gute Deckung boten.
    Das Schauspiel, was sich seinen Augen bat, war sehr befremdlich. In einem gewaltigen, grünen See stand ein ungeheuerlich großes, stählernes Boot, das unverkennbar unter Wasser schwimmen konnte. Um es herum sah man kleine Schiffe, die dem Großen ähnelten, doch nur zu dem großen Exemplar führte ein Steg aus Metall, über den viele Meschen gingen. Mechanisten, in ihren polierten Rüstungen gingen eilig auf und ab, verluden Kisten und unterhielten sich im vorbeigehen mit maskierten Männern, die außnahmslos gut bewaffnet waren. Etwas abseits sah er einen Maskierten mit einem Blumenstrauß, der sich wild gestikulierend mit einem anderen Mann unterhielt, wahrscheinlich sein Vorgesetzter.
    Dèna'dul ist offline Geändert von Dèna'dul (23.12.2008 um 12:04 Uhr)

  4. #184 Zitieren
    banned
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    In einer Vampirgruft Solstheims...
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    (Ich fühl' mich nicht angesprochen... ^^ )

    Sie schlief wieder ein für eine Weile und fühlte sich noch ganz müde und schlapp, nachdem sie erwachte. Was war das für eine seltsame Ruhe? Es ist, als würde das Verlangen nach Entspannung sie nicht mehr loslassen. Fast so, als wenn sie sterben wöllte und die kalte Umarmung des Todes sie nicht mehr gehen lassen.

    Doch es war anders. Sie fühlte sich einfach nur unglaublich kraftlos.
    Sie würde schon wieder zu kräften kommen, wenn sie nur genug schlafen würde. Aber was ist das?
    Sie hat einen Alptraum gehabt. In diesem waren Dena'dul und die anderen in Gefahr. Sie stecken in Bedrängnis.
    Sie müsste eigentlich los und ihnen helfen, aber in diesem Zustand...

    " Ich glaube... dieses mal... ... wird der Schlaf ein wenig länger dauern...!"
    Dannach war sie wieder entschwunden.
    Rinnegan ist offline Geändert von Rinnegan (25.12.2008 um 05:01 Uhr)

  5. #185 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    Er saß einige Zeit bewegungslos da und starrte einen Stein vor sich an, wie in einer Meditation. Selbst die langsam näherkommenden Schritte aus dem Mittelgang, dessen Boden herabgebrochen war, lenkten ihn nicht ab.
    Ein weiterer dunkel gekleideter Mann mit Kapuze trat aus diesem Gang heraus. Als er Sercil sah, riss er sofort ein Sai aus dem Gürtel - eine Art gabelförmiger Dolch mit nach oben gewundenen Zinken – doch sein Gegenüber beendete erst seine Konzentrationsübung, ehe er aufsah und sich langsam erhob, ohne ihn direkt anzusehen.
    »Hm, du willst spielen, was? Alles klar, ich habe grade Zeit zum Totschlagen...«, hauchte er kühl.
    Der etwas ältere Mann musterte ihn mit wachsender Unruhe. Als Sercil sich ihm zuwendete und ein finsteres Lächeln aufsetzte, fuchtelte er drohend mit der Waffe herum.
    »Ou, na das ist ja ein toller Spruch. Hast du dir den ganz alleine ausgedacht?«
    »Leider nicht. Hier, für dich.«
    Mit diesen Worten lies er dem Fremden eine Spielkarte ins Gesicht klatschen: Ein Herz-Ass.
    »Lass den Unfug! Ich weiß nicht, welches Spiel du nun wieder spielst, aber...«
    »... du blickst ohnehin hinten und vorne nicht mehr durch, was? Es nennt sich Poker.«, meinte Sercil respektlos. »Nun, wenigstens schaltest du schneller als dein Partner, Ray.«
    Beiläufig steckte der Unbekannte seine in diesen Breitengraden seltene Waffe wieder weg.
    »Ich nehme an, er war das?«, der Fremde deutete auf den vollgebluteten Verband an seinem Arm.
    Er brummte nur. »Ja, das war dieser Idiot. Der Herr musste ja einfach hereinplatzen und um sich stechen, hätte fast alles vermasselt. Na, jetzt hat er ja was zum Schnuppern, das sollte ihn abkühlen lassen...«
    »Äh, was? Egal... Eigentlich sollte dich das nicht wundern. Niemand wusste, wie er dich erkennen sollte, und dann tauchte auch noch dieser Typ auf. Wer ist dieser Kerl?«, regte sich der Mann auf.
    Sercil blieb ruhig. »Das bessere Los. Er hat noch keine Ahnung.«
    »Wir hatten einen Deal!«
    »-der vor Langeweile geplatzt ist. Ihr sollt dennoch haben, was ihr wollt. Wo ist Ray langgelaufen?«
    »Zur Amicus natürlich, um den Blechschädeln von ihrem eingestürzten Tunnel zu berichten... und wer weiß, ob er diese Sache mit dir und... deinem neuen Partner durchschaut hat und euch nicht gerade beide verpfeift...«
    Sercil stöhnte. »Ach, dieser Vollpfosten rafft aber auch nichts. Ich hätte euch von vornherein da raushalten sollen, ihr macht ja doch nur alles kaputt. Und jetzt verschwinde, von hier ab gehen wir getrennte Wege...«, er drehte ihm den Rücken zu und betrat erholt die dunkle Schwelle zum rechten Korridor.
    »Was hast du vor? Bist du verrückt? Wenn du dich ohne uns da unten blicken lässt, verarbeiten die dich zu Mus! Karath-Din ist eine Mechanisten-Hochburg!«
    Er blieb nur einen Moment stehen. »Klingt nach Spaß.«
    »Warte! Du bringst uns alle in Schwierigkeiten, wenn du dich erwischen lässt! Das ist kein Spiel mehr!«, schrie der Mann ihm hinterher, doch der Gang war bereits wie leergefegt.
    »Der weiß doch nicht, was er tut! War doch von vornherein klar, dass der nur Ärger macht!«, murmelte der Mann, dann stellte er sich vor den verschütteten Durchgang zur Oberwelt, trat gegen das Geröll zu seinen Füßen und versuchte, jedes kleinste Detail zu erfassen. »“Anzweifeln“, ja? ... Okay, was stimmt hier alles nicht?«
    Sercil ist offline

  6. #186 Zitieren
    Held Avatar von Mareju
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    "Verdammt!" Mareju presste sich keuchend an die Wand. Schweiß rann ihn am Hals runter. Angstscheiß. Was hatte er nur falsch gemacht? Er wusste es nicht, doch darüber nach zu denken war nun fehl am Platz. Mareju schaute um die Ecke, keiner der Wachen war zu sehen. War er zu selbstsicher? Oder zu zuversichtlich? Er hastete über die Straße in die Schenke. Er hoffte hier seinen Häschern zu entkommen.

    Er riss die Tür auf, huschte hinein und knallte sie zu, was keiner hörte. Hier wurde gesungenn, getrunken, gespielt, geschlagen. Es roch nach Bier, Schweiß, Fleisch und Rauch. Mareju sah keinen der Wachen und dies war gut so. Er setzte sich an einen Tisch um sich auszuruhen und dachte über seinen Bruch nach. Nur bei dem schmierigen Eddy gab es, was er suchte: die Schlüssel für das örtliche Gefängniss und Wache der Blauröcke. Hier gab es mehr Waffen, als sonst wo in der Stadt. Und diese bräuchte er für seinen total absurd klingenden Plan, welcher aber machbar wäre. Er hatte für die Schlüssel sehr viel Geld liegen lassen, mehr als mancher gut lebender Handelsmann in der Stadt. Er übrelegte wieder, was er falsch gemacht hatte. In diesem Moment schlug die Tür der Schenke so stark auf, das sie aus den Angeln gerissen wurde. Stadtwachen, Söldner, stürmten durch die Tür, kamen von der Treppe, sprangen durch die Fenster. Kleine Fische im der Diebesbrache ergriffen panisch die Flucht, doch keiner interessierte sich für sie. Alle blickten auf Mareju, der zitternt da saß. Bogenschützen ziehlten auf ihn und Wachen kamen lagsam auf ihn zu. Er wusste, das es keinen Sinn mehr hatte ab zu haun.

    Sie packten ihn hart an der Schulter und den Armen und zerrten ihn aus der Schenke. Keiner war mehr im Raum, aus der Wirt, der fasst umkippte vor entsetzten, was bei ihm im Haus vor sich ging.
    Mareju wusste was passieren würde, welche Kosten auf Diebstahl standen und noch viel mehr. Der Trupp kam vor der Gebäude der Blauröcke an. Sie stießen das Tor auf und zerreten ihn hinein. Vor einem fetten Kerl in Uniform stieß man mareju auf die Knie und verpasste ihm noch einen Tritt in die Rippen. Vor Schmerz gekrümmt keuchte Mareju:
    "Dürfte ich mal wissen was ich verbrochen habe?"
    Der fette gruntzte ihm zu: "Werd nich frech, du weiß ganz genau was du getan hast: auf deiner Strafenliste stehe wiederholter Einrbuch, Mord, Totschlag, Beamtenbeleidigung, Hochverrrat,.."
    "Hochverrrat?"
    Mareju bekam noch einen Tritt. Er fasste sich mit vor schmerz verzerrtem Gesicht an seine Rippen.
    "Du weißt genau was ich mein, du Bastard. Hängt ihn, ich will ihn nicht mehr sehn. Sein Anblick lässt mich ekeln, ekeln vor seinen wiederwertigen Taten"

    Man brachte ihn auf den Marktplatz, ein paar Leute richteten den Galgen her, um ihn herum hatte sich schon einen Traube von Menschen gesammelt, gespannt auf das folgende Ereignis.
    Noch am selben Abend wurde er erhängt. Seine Leiche hat man nie gefunden. Keiner trauerte um ihnMan sagt er würde noch leben. Er war eine lebende Legende, eine Legende, die man so schnell vergas, wie alles in der Stadt. Jeder kannte ihn, jeder hat von ihm mal gehört, doch außer einer Handvoll wusste niemand etwas von ihm. Und die die etwas wussten, schwiegen über ihn...
    Mareju ist offline

  7. #187 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Rotfront
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    Rotfront vertrieb seine Zeit mit einem Spaziergang durch die Stadt. Es war einfach nicht los um ihn herum. Er wusste nicht wo seine Genossen aus dem Gasthaus verblieben, schon lange hatte er sie nicht mehr gesehen. (Sind die Umgezogen ohne mir Bescheid zu geben!?) Lustlos stapfte er durch den knöchelhohen Schnee. Es hat erst seit ein paar Tagen angefangen aus allen Wolken zu schneien. Rotfront war sehr unzufrieden damit. Zumal es an manchen Schneestürmen die Sicht einschränkte, die Flucht erschwerte und Dächer waren mit der weißen Matte unpassierbar. (Das Leben eines Diebes war noch nie leicht, doch damit... ) Er kickte einen gefrorenen Eisklumpen in eine enge dunkle Gasse. Der dumpfe Klang, der durch das Aufschlagen des Eisklumpens auf den Boden entstand, hallte durch die Gasse, bis man ein deutliches „Aua“ hören konnte. (Ups...)
    Rotfront ging gezielt zu Fort Eisenholz. Die Kathedrale der Hammeriten beherbergten etwas, das er schon lange untersuchen wollte. Schon vor längerer Zeit wollte er in die Katakomben einbrechen, um die Toten von ihren Schätzen zu erleichtern, die da unten vor sich hinstauben mussten.

    Doch bevor er sich in die Katakomben aufmachte, saß er in einem Pub kurz vor dem Fort. Es war noch zu früh um in die Pilgerstätte einzubrechen. Er bestellte sich ein Schwarzbier und setzte sich an einen Tisch in der nähe eines Fensters. Nun konnte er die Straße genau beobachten. Die Hammeriten patrouillierten vor den Toren des Forts. Schnell konnte man ihre Route feststellen, die sie ununterbrochen abliefen. Als Rotfront sah, wie eine der Wachen sich zitternd die Hände rieb, musste er schmunzeln. (Scheiß Job meiner Meinung nach...) Er kippte gemütlich sein Bier hinunter und lies die Zeit vergehen, bis die Glocke der Turmuhr 2:00 Uhr schlug. Er nahm den letzten Schluck zu sich, bezahlte und machte sich auf den Weg ins Kalte.

    Durch den Haupteingang war das eindringen in die Kathedrale praktisch unmöglich. Doch das Gebäude besaß noch einen Friedhof der anscheinend fast unbewacht blieb. Zwischen den Grabsteinen wabte dicker Nebel. Wie Rotfront sich es erhoffte, keine einzige Wache. (Muss wohl aus Respekt vor den Toten sein oder sowas...)
    Trotzdem ging Rotfront vorsichtig voran. Er traute den Hammeriten nicht. Es gab kein Gebäude der Hammeriten das unbewacht war, Fort Eisenholz schon gar nicht. Rotfront befand sich nun mittendrin. Noch immer keine Wachen, nicht einmal ein Spähposten. (Was zum Henker!?) Er war verwirrt, so was kannte man nun mal nicht von den hammerschwingenden Sicherheitsvernatiker. Von Grabstein zu Grabstein, er kam dem Gebäude immer näher. Er schreckte kurz auf. (Hat sich da hinten was bewegt?!) Der Nebel erschwerte die Sicht. Wieder konnte er eine Bewegung wahrnehmen. Seine Schritte wurden hastiger. Nach kurzer Zeit bemerkte es Rotfront nicht einmal das er schon fast zum Fort rannte. Er konnte nur die Umrisse eines Menschen sehen der in einer sehr schlechten Haltung auf ihn hintorkelte. (Sind die Gerüchte um die „Untoten“ wahr? Darauf hab ich kein Bock...) Er befand sich bei der Tür und kramte mit zitternden Händen seine Dietriche aus den Taschen. Doch er konnte sie nicht effektiv benutzen. Am ende donnerte er nur noch seine Faust gegen die Tür und bereitete sich mit gezogenem Dolch auf seinen Feind vor. Er konnte das Vieh schon besser erkennen, seine leeren Augen, die klaffenden Wunden. Das Monster war kurz in Reichweite. Es gab keinen Ausweg mehr. Doch dann geschah das, was er sich nur erträumen könnte. Die Tür ging blitzschnell auf, hinaus kam ein Hammerit gestürmt, den Hammer bereits schon zum Schlag geschwungen. Der Kopf des Untoten zersprang unter der Wucht des Hammers wie ein rohes Ei. Fetzen des Schädels flogen durch die Luft. Der Hammerit drehte sich nur um und grinste. „Willkommen in Fort Eisenholz mein Bruder, du musst entschuldigen, doch zur Zeit ist der Weg durch den Friedhof etwas unsicher.“ Rotfront starrte ihn verdutzt an. „Ja, seit die verdammten Heiden einen Fluch auf unser Fort gelegt haben, sind der Friedhof und die Katakomben unpassierbar. Aber nun schnell hinein in die gute Stube, da lauern sicher noch mehr von den Biestern.“

    Rotfront ging mit dem Hammerit in die Kapelle, auf den Bänken des riesigen Saals saßen vereinzelnd Leute. Rotfront dankte seinem Lebensretter und setzte sich ebenfalls auf die Bänke um kein Aufsehen zu erregen. Schon bald fing ein Priester mit der Zeremonie an. (Verdammt, die Gerüchte scheinen Wahr zu sein. Ich hab keine Lust mich in den Katakomben zerfleischen zu lassen. Ich muss mich wohl erst um den besagten Fluch kümmern. Ich glaube, das bin ich den Hammeriten schuldig...)
    Rotfront ist offline

  8. #188 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    Nataniel ließ vor Schreck seine funkenstobende Fackel zu Boden fallen, als die verschmierte, rote Spur neben der Treppe in den Keller seinen eben noch so abwegig scheinenden Verdacht vollauf bestätigte. Mit zitterndem Schwert hob er hastig die Fackel, seine einzige Lichtquelle in diesem schwarzen Loch, wieder auf und leuchtete damit hektisch den kleinen Vorraum zum Kellergewölbe ab, fand aber nichts Beunruhigendes außer dieser Spur auf dem rot besprenkelten Boden. Tief durchatmend folgte er ihr bis hinter eine der großen Holzkisten; ohne den geringsten Zweifel, dort seinen toten Kollegen John zu finden, den er vor einer Viertelstunde Kerzen holen geschickt hatte.
    Kaum hatte er die Kiste zögerlich umrundet und die Fackel angehoben, lies sie Nataniel abermals mitsamt seiner Waffe klirrend zu Boden fallen, um sich voller Entsetzen die Hände vor den Mund zu werfen.
    »John... Nein!«
    Der junge Mann, der erst vor zwei Monden zu ihnen gestoßen war und sich immer darüber beschwert hatte, dass hier nie etwas los war, lag nun mit aschfahler Haut leblos in seiner Blutlache, Gesicht und Hände noch immer verzerrt wie unter großen Schmerzen. Ein Dolch, nein, eher noch eine einfache Stricknadel, auf dem eine Spielkarte steckte, ragte aus seiner Brust. Ein durchbohrtes Herz-Ass über seinem durchbohrten Herzen... und knapp darunter ein schmaler Riss in der Uniform wie von einem weiteren Stich, als hätte der Mörder auf Nummer Sicher gehen wollen.
    Nataniel raufte sich fassungslos durch die Haare und wollte nicht glauben, was er da sah. Ausgerechnet hier, wo Nacht für Nacht jede Schicht wie pure Zeitverschwendung erschien, lief dieser grundehrliche Kerl einem Mörder in die Arme, nur weil er unbedingt eine Kerze brauchte? Er verfluchte sich dafür, nicht zumindest selbst gegangen zu sein und jetzt an seiner Stelle hier zu liegen.

    »Nataniel! John! Wo seid ihr?«
    Der Ruf seines Kollegen brachte ihn zurück ins Bewusstsein. Es musste ein weiteres Opfer gegeben haben.
    Wir finden den Mörder, und er wird büßen... koste es mein Leben!
    »Hier drüben bin ich!«

    »Was ist denn... Beim Erbauer! Ist das...?«, schnaufte Shawn außer Atem.
    Der Alte nickte mit einem hasserfüllten Blick. »Was ist passiert? Wo sind die anderen?«
    »Harvey... er ist auch tot... Vlad ist verschwunden... John also auch... Aber das ist noch lange nicht das Schlimmste! Hör zu, wir müssen sofort zu den anderen und dann nichts wie raus hier! Ich erkläre es später!«
    Nataniel kannte seinen Kollegen Shawn seit vielen Jahren und war selten auf einen abgebrühteren Haudegen getroffen. Er hätte eher mit einer großkotzigen Rede übers Knochenbrechen als mit einem Aufruf zu flüchten gerechnet.
    »Wir sind sieben Leute, mit Vlad acht. Warum sollten wir davonlaufen und diesen Dreckskerl entkommen lassen?«
    »Weil der Dreckskerl tot ist und...! Später... Wir kümmern uns morgen um John, wenn die verfluchte Armee hier einmarschiert ist!«
    Ohne weiter zu fragen brachen sie auf. Der grobschlächtige Mann rannte so schnell, dass Nataniel kaum Schritt halten konnte.

    Angreifer in jeder Ecke vermutend sprinteten sie kampfbereit durch den großen Schmelzraum, in dem Nataniel zuvor nichts Böses ahnend herumgesessen hatte, dann weiter durch die Tür zur Hauptwerkstatt. Am Ende der geräumigen Werkhalle, die bis unter die Decke mit hölzernen Bänken für die Arbeiter vollgerammelt war und praktisch in totaler Dunkelheit lag, drang ein schwacher Fackelschein von ihren Kollegen zu ihnen herüber.

    Jeder der drei Uniformierten schreckte zusammen, als er die beiden Männer in der Finsternis erahnen konnte, aber am Ende machte sich Erleichterung unter ihnen breit. Ihnen stand blankes Grauen in die müden Gesichter geschrieben, das nicht allein vom Anblick eines erstochenen Freundes stammen konnte.
    »Gott sei Dank seid ihr beide unversehrt! Harvey hat's erwischt... wir fanden ihn in der Gießerei nebenan... Thomas ist los um nach Vlad zu suchen, aber er ist schon so lange weg...«
    Nataniel presste nickend die Lippen zusammen. Ein Geruch von frischen Holzspänen lag in der Luft. Als er sich um die Gruppe herum umsah, stellte er fest, dass einige der Werkbänke leicht schräg gerückt standen, eine davon war sogar... halbiert.
    »John ist auch tot.«, sagte er dann bitter. »Aber was zum Waldfürsten ist denn hier passiert?«
    Fragende Blicke folgten, als wüsste keiner das so genau, bis schließlich Shawn das Wort ergriff.
    »Wir fanden hier noch einen, womöglich der Mörder! Was auch immer ihn getötet hat... schau es dir lieber nicht an. Wenn wir auf dieses Ding treffen, sind wir so gut wie tot! Geben wir Thomas noch ein paar Minuten und verschwinden dann gemeinsam!«
    »Nein«, unterbrach ihn Nataniel genervt, »Findest du nicht, dass du etwas zu alt für Schauermärchen bist? Ein Ding, ja? Ich möchte dem Mann ins Gesicht sehen, der unsere Freunde auf dem Gewissen hat!«

    Shawn warf einen hoffnungsvollen Blick auf die kleine Tür hinter der Gruppe, durch die Thomas verschwunden ist, hob seine Fackel und bedeutete ihm dann zu folgen.
    »Wenn du dir ganz sicher bist... ich hoffe mal, du hast diese Nacht noch nichts gegessen.«
    Seine erste Entdeckung hinderte ihn daran, diesem gezwungenen Witz mit seinem gezwungenen Lächeln Beachtung zu schenken: Ein schartig geschlagenes Kurzschwert mit einer sonderbar angeschwärzten Klinge, deren Spitze sauber abgetrennt ein paar Meter entfernt lag, ließ dieses "Schauermärchen" gleich etwas realer erscheinen. Mit jedem Schritt, den er Shawn in die dichte Schwärze folgte, wurde der rostähnliche Geruch wie von einem Schlachthof intensiver und bestärkte seine Erwartung, ihren Besitzer in einem ähnlichen Zustand vorzufinden...
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  9. #189 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Dèna'dul
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    Er hatte jedwedes Zeitgefühl verloren, dass er vorher besessen hatte. Die lauten, widerhallenden Schritte der Mechanisten, als sie das stählerne Boot befüllten machte ihn wahnsinnig. Ihre schweren Stiefel klirrten unaufhörlich, als sie sich über den Steg aus Einsen, Einer nach dem Anderen bewegten, kisten schleppten und im Frachtraum abluden.
    Alle paar Sekunden riskierte Dèna'dul einen flüchtigen Blick durch die Stalagmiten hindurch. Er konnte aus Angst niemals lange schauen, denn er befürchtete entdeckt zu werden, wenn er zu lange die schützenden Schatten verließe... das Wesentliche bekam er jedoch mit. Es fing damit an, als er eine Gruppe von Menschen sah, die in schwarze Anzüge gekleidet waren, sich auf dem Steg versammelten; um ihre Schultern waren Stahlflaschen mit Ventilen befestigt. Es waren ungefähr zehn Männer, die so vor dem Steg standen und sich seltsame, gläserne Helme auf den Kopf schnallten, danach zogen sie sich Flossen an. Jeder von ihnen bekam von einem Aufseher einen Werkzeugkasten bekam. Danach sprangen die Menschen ins Wasser und verschwanden.
    Danach waren es wieder nur die unaufhörlichen Schritte der Mechanisten, die an sein Ohr drangen. Erst einige Augenblicke später, konnte er ein Gespräch belauschen, dem zufolge die verschwindenden Männer "Taucher" genannt wurden. Sie mussten einen Schaden beheben, von welcher Art bekam Dèna'dul nicht mit. Dennoch reichte ihm das Stück an Information, um seinen Gedankengang wieder auf Hochtouren zu bringen. Vielleicht konnten Sercil und der Wirt diese Schwachstelle nutzen. Vielleicht gelänge es ihnen zwei dieser Anzüge habhaft zu werden... und wenn nicht, dann gelänge es ihnen unter Umständen ins Innere des Bootes hineinzukommen, denn er war sich sicher, dass der Unterwasser-Eingang der Einzige war,... von dem Zugeschütteten ganz abgesehen.
    Er wollte gerade seine Möglichkeiten Sercil vorstellen und sich zu diesem Zweck wieder in Richtung "Eingang" begeben, als ein schwarzer Schatten aus eben diesem huschte und sich zielstrebig in Richtung Stalagmiten-Formation bewegte und dort neben Dèna'dul in die Schatten schmolz: es war kein anderer als Sercil.
    »Wo bist du gewesen. Ich hatte mir schon angefangen Sorgen um dich zu machen.«, sagte Dèna'dul.
    »Ein einfaches "Hallo, schön, dass du es geschafft hast." hätte mir ehrlich gereicht.«, erwiderte dieser.
    Der Wirt verdrehte die Augen, obwohl es sein Gegenüber bei der Dunkelheit kaum sehen konnte, und sagte: »Hallo, schön, dass du es geschafft hast.«
    Sercil lächelte. »Was geht hier vor sich?«
    »Ich bin mir bei dem Ganzen hier nicht sicher. Hier läuft vieles... und doch zur Zeit gar nichts...«
    »...
    Dèna'dul ist offline Geändert von Dèna'dul (05.02.2009 um 15:18 Uhr)

  10. #190 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    »Ah ja.«, flüsterte Sercil stirnrunzelnd zurück und deutete dann in die Richtung der arbeitenden Mechanisten. »War es denen in ihren Kathedralen zu trocken?«
    Seine Augen weiteten sich, als sie auf die riesige metallene Flosse des Cetus Amicus trafen. Seine Tarnung vernachlässigend stand er mit einem Ausdruck tiefster Begeisterung auf, um mehr davon sehen zu können, bis Dèna'dul ihn zurück in Deckung zerrte.
    »Bist du sicher, dass es dir schon besser geht?«, zischte er. »Diese Kerle sind weder blind noch taub. Hör mal, ich hab sie vorhin reden hören...«

    ---

    »Befürchte mitteilen zu müssen, dass der Schaden größer ist als vermutet. Melde Hüllenriss auf Sektoren 3 und 5. Wir werden eine Woche für die Reparaturen brauchen.«
    Verschwommen erkannte der Taucher durch das angelaufene Glas seines Tauchhelms, wie der Expeditionsleiter rot anlief und bebend vor Wut das Gesicht verzog. Er war ganz froh darüber, dass man in diesem Ding kaum ein Wort verstand, denn...
    »EINE STUNDE! IN EINER STUNDE IST DAS ALLES WIEDER AUF FORDERMANN, HABEN WIR UNS VERSTANDEN?«
    »Es tut mir leid, Euer Hochwürden, aber wenn wir in einer Stunde ablegen, riskieren wir einen Hüllenbruch! Die geringste Kollision könnte den gesamten Maschinenraum unter Wasser setzen, und...«
    »Wir haben uns sowieso schon verspätet und Cavador war sehr deutlich...«, fuhr der Priester die Fäuste ballend dazwischen. »Es wird keine weitere Verzögerung geben! Und sagt dem Kapitän, wenn er sich das nächste mal eine Flasche Wein genehmigt, bevor er die Cetus sicher angedockt hat, wird er feststellen, dass wir mit den Hammeriten noch etwas gemeinsam haben! Dasselbe gilt für Euch! Eine Stunde!«

    ---

    Sercil schien nicht allzu überrascht über Dèna'duls Entdeckungen, nicht einmal darüber, dass der Angreifer von vorhin (welcher gelegentlich misstrauische Blicke in ihre Richtung warf und seinen etwas welken Blumenstrauß verdeckte) hier offenbar Geschäfte machte.

    »Richtig, richtig, uns bleibt ja sowieso keine andere Wahl, als an Bord zu gehen. Der Tunnel ist eingestürzt, stimmt ja... ich kann sowieso kaum erwarten, dieses Teil von innen zu sehen!«
    »Schön, dass wenigstens einer von uns beiden begeistert ist...«, sagte Dèna'dul, »Aber zurück zu meiner Idee mit den Tauchanzügen. Wenn wir zwei dieser Anzüge ergattern könnten, kämen wir unbemerkt an Bord. Hoffe ich jedenfalls... Na ja, vielleicht ist es auch besser, wir schnappen uns eines dieser Mini-Tauchboote...«
    »Mini? Nein, lieber nicht. Am Ende knallt uns dieses Riesending da noch ab, oder man braucht ein paar Gelehrte für die Bedienung. Das ist immerhin Mechanistenkrempel, vergiss das nicht. Da sind mir diese albernen Anzüge ja noch lieber.«
    Er stand sofort auf und warf einen gewagten Blick durch die Stalagmiten. Am gegenüberliegenden Ende des riesigen unterirdischen Gewölbes gab es einen Tunnel, aus dem gerade ein weiterer Taucher kam, der noch nicht wie die anderen tropfte.
    »Möchte wetten, dass die Umkleiden da hinten sind.«
    »Ganz klasse. Da kommen wir nie ungesehen rüber, und wenn uns irgendwer sieht, geht die ganze Meute auf uns los!«
    »Man könnte rübertauchen...«
    »Die Taucher im Wasser würden uns sofort sehen. Dann hat sich das wohl erledigt...«
    Sercil seufzte leise. »Ich seh' schon, du willst lieber hier rumsitzen und abwarten, bis sie uns an Bord bitten. Schön, dann bleib hier und lenk sie wenigstens ab. Wirf ein paar Steine gegen das Ding oder so.«
    Noch ehe er ihn zurückzerren konnte, hatte Sercil den sicheren Schutz der Stalagmiten-Formation verlassen und nutzte einen winzigen Augenblick, in dem keiner in ihre Richtung schaute, um sich hinter die nächste Deckung abzurollen. Dèna'dul duckte sich. Ihm blieb von diesem riskanten Manöver fast die Luft weg, doch noch schien sie niemand entdeckt zu haben.
    Wie geraten suchte er den Boden nach ein paar Steinen ab, doch bis er sich mit einer Hand voll wieder aufrichtete, war sein Partner nirgends mehr zu sehen. Die Mechanisten hatten offensichtlich immer noch nichts mitbekommen und beluden weiterhin das Schiff. Nur ihr Bekannter mit der Schwäche für Blumen schien Verdacht geschöpft zu haben...

    Der Wirt hatte minutenlang gespannt auf den gegenüberliegenden Tunnel gestarrt, ohne seinen Partner zu erspähen. Bis dieser ihm irgendwann breit grinsend auf die Schulter tippte und vorsichtig den schwarzen Sack, der wohl für größere Beutestücke gedacht war, neben sich ablud.
    »Ich dachte, du wolltest dieses Ding bewerfen.«, lachte er leise, »Ganz schön schwer, diese Teile, aber das scheint der einzige Weg zu sein. Da hinten geht's nicht weiter.«
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  11. #191 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Rotfront
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    Rotfront trat aus dem Fort. Es hatte endlich aufgehört zu schneien. Doch alles war weiß. Das Licht in der Kneipe, die er zuvor besucht hatte war erloschen. Doch die Hammeriten patrouillierten immer noch. Stets wartend, auf den Feind, der nicht kam. Sie schenkten ihm keine Beachtung als er aus dem Fort lief. Die Stadt wurde müde, auch seine Augenlieder wurden immer schwerer. (So spät ist es doch noch gar nicht verdammt...) Normalerweise war Rotfront ein Mensch, der über den Tag schlief um Nachts seinen Tätigkeiten nachgehen zu können. Doch mit der Kälte kam ein schlechter, unregelmäßiger Schlaf. (Ich frage mich was hier zur Zeit los ist... Man hört weder von dem Biest oder dem Clan der verrückten aus den Docks, noch von den Leuten aus dem Reiher. Die Gilde hatte sich auch schon lange nicht mehr gemeldet. Würde mich wundern, wenn sie sich nicht schon längst aufgelöst hätte.)

    Doch Rotfront machte sich keine weiteren Gedanken darum. Zu diesem Zeitpunkt hatte er wenig Lust sich darum zu kümmern. Er blieb stehen und sah zum Himmel hinauf. Unzählige Sterne waren zu sehen, ein schöner, beruhigender Anblick. Doch schon gleich störte ein feuerroter Ball, der in die Höhe flog das Bild. Es musste fauler Zauber der Hammeritenpriester sein, so dachte jedenfalls Rotfront.
    Er bekam seine müden Knochen noch einmal in Schwung um der Sache nachzugehen. Nach einer Minute befand er sich schon ganz in der nähe. Jetzt konnte er auch grüne Blitze sehen, die Hell aufleuchteten, wenn sie an die Wände prallten. Vorsichtig lugte Rotfront um die Ecke. Ein Priester der Hammeriten und ein Schamane der Heiden lieferten sich ein Feuergefecht. Beide wichen geschickt den todbringenden Kugeln und Blitzen vom Gegenüber aus. Kurz darauf folgte schon die nächste Attacke. Ein paar mal musste sich Rotfront hinter der Ecke verstecken um nicht selbst Opfer der wütenden Zauberer zu sein. (Interessant anzusehen wie sich die Magier selbst bekämpfen, während meinen zahlreichen Fluchten bekam ich nur mit, wie die Attacken haarscharf über meinem Kopf herzogen.) Der Kampf schien ewig, obwohl beide sehr Flink und doch Zielgenau waren. Bei manchen Angriffen fehlten nur Millimeter. Doch schon bald war des Ende des Kampfes in Aussicht. Nicht nur Rotfront hatte der Kampf hingezogen, sondern auch eine Hand voll Hammeriten, die sich nun mit Gebrüll auf den überforderten Schamanen hermachten. Er hatte keine Chance.

    Nachdem die Hammeriten abzogen untersuchte Rotfront die Leiche. Es war ein Mann mittleren Alters, seine Haut war übersät mit Tätowierungen. Er hatte nicht viel bei sich. Einen Beutel mit irgendwelchem Kraut, Splitter des Steins aus dem er die Quelle seiner Macht schöpfte und einen Dolch der schon bessere Tage gesehen hatte. (Wäre der Stein beim Angriff der Hammeriten nicht zu Bruch gegangen, hätte man damit vielleicht noch etwas Profit herausschlagen können.) Der Rest scheint nicht von Wert zu sein.
    Hinter ihm raschelte es. Er sah sich um. Hinter einem, mit Schnee bedeckten Busch erkannte er die Umrisse eines Kindes. Als es einen Fluchtversuch startete konnte Rotfront mehr erkennen. Es war ein kleines Mädchen, höchstens 9 oder 10 Jahre alt. Sie trug die gleichen schäbigen Klamotten wie der tote Schamane. Auf ihrer Stirn: die Blüte der Heiden. (Was zum Henker sucht ein junges Mädchen - dazu noch ein Heide - mitten in der Nacht in dieser Stadt wo es nur so von Feinden wimmelt?)
    Von ein zum anderen Moment wurde ihm einiges Klarer. (Könnte die Tochter des Schamanen sein? Mist, hoffentlich bekomme ich dadurch keine Schwierigkeiten...) Doch er machte sich des weiteren keine Sorgen, immerhin musste das Mädchen gesehen haben, wer den Schamanen tötete.

    Rotfront machte sich auf den Weg nach Hause. Oder besser gesagt: zu seinem Zimmer im blauen Reiher...
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  12. #192 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Dèna'dul
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    Er machte sich nichts vor: ihr Unterfangen war mehr als nur waghalsig, aber etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Doch die Aussichten waren hier bei weiten besser nicht gesehen zu werden, als in irgendwelchen Höhlen um ihr Leben zu graben und darauf zu hoffen nicht entdeckt zu werden. Dann doch lieben die Cetus, die unschuldig auf der Höhe des Wassers schwamm und, so ein Taucher, jederzeit zusammenbrechen konnte. Dèna'dul hatte nicht wirklich viel für die Mechanisten übrig gehabt, doch ihre Arbeit war nichts desto trotz gut. Das Einzige was ihm übrig war, war zu hoffen, dass die Cetus ihren Tauchgang überlebte, auf dass sie das Tageslicht erneut erblicken konnten.
    Leichter gesagt als getan. Bereits der schwarze Brustteil des Anzuges legte sich schwer auf seine Lungen und machte das Atmen schwerer. Sie halfen sich gegenseitig Arme und Beine zu bedecken, erst ganz zum Schluss montierten sie die Glashelme an die die Röhren angeschlossen waren, die zu der Metallflasche auf ihren Rücken führten. Dèna'dul und Sercil sahen komisch aus: keiner von Beiden hatte jemals einen Taucheranzug selbst angezogen gehabt. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl selbst in etwas gekleidet zu sein, und gerade wenn dies etwas war, in das man gehofft hatte nie selbst steigen zu müssen.
    »Wann denkst du wird der Schwindel auffliegen?«, fragte Sercil.
    »Die optimistische oder die realistische Meinung.«
    »Beide.«
    Dèna'dul seufzte, dennoch antwortete er: »Optimistisch:... der Schwindel fliegt gar nicht auf, oder erst dann, wenn wir sicher an Land sind und fliehen können... wo auch immer dieses Land sein wird. Realistisch wäre, dass mir jemand zu lange in die Augen schaut und erkennt, dass ich keiner von ihnen bin.«
    »Wie meinst du dass den?«, hakte Sercil nach.
    Der Wirt öffnete seine Augen ganz weit. »Wie viele Menschen mit roten Augen kennst du... außer mich?«
    Das nachfolgende Schweigen interpretierte er als ein »Keinen«.
    Sercil nickte nur. »Jetzt?«
    »Nein. Wir verharren hier oben so lange es möglich ist, erst dann machen wir uns auf den Weg. Je länger wir den Zeitpunkt des Betretens verzögern können, desto größer sind die Chancen, dass wir spät oder sogar gar nicht auffliegen.
    Also warteten sie...
    Dèna'dul ist offline Geändert von Dèna'dul (13.02.2009 um 13:51 Uhr)

  13. #193 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Rotfront
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    Langsam wanderten die Wolken vor den Mond, der Schatten breitet sich über die Stadt aus wie eine gigantische Welle. Die Glocke der Turmuhr schlug Mitternacht. Als der dumpfe Ton der Glocken durch die Stadt hallte flogen etliche Vögel aus ihren Rastplätzen am Turm in den Himmel. Es war ein schöner und doch mittlerweile ein bekannter Anblick.

    Rotfront stieg die Treppen in den Schankraum hinab. Er war schon seit zwei Stunden wach, er hatte ein paar Zeilen in einem Buch über Alchemie überflogen, doch nun sehnte es ihn nach etwas Gesellschaft. Der Schankraum war reich mit Menschen gefüllt, Rotfront konnte schon das ein oder andere bekannte Gesicht ausmachen. Es tummelten sich wie immer müde gearbeitete Bürger, Söldner und Diebe im Raum herum. Fast alle Tische waren besetzt. Sogar sein Lieblingsplatz wurde von ein paar Schürfern aus der Mine belegt. In ihren Gesichtern haftete noch der Kohlenstaub, ebenso an ihren Kleidern. Rotfront setzte sich auf einen Barhocker an der Theke. Nachdem er etwas Geld aus seinen Taschen kramte, bestellte er sich gleich ein Bier. Hinter der Theke arbeitete wieder die Aushilfe des Wirts. Er war im Stress, musste viele Kunden bedienen, sein roter Kopf sah aus als würde er gleich explodieren.
    Ein Hocker links neben ihm saß ein Mann, Rotfront schätzte ihn auf ca. 30 Jahre. Er hatte eine abgenutzte Lederrüstung an. Dazu einen braunen Umhang mit Kapuze. Er machte nicht gerade den Anschein ein normaler Bürger zu sein. Rotfront konnte ihm ansehen, das er ungeduldig war. Das konnte wahrscheinlich jeder, mit gelangweiltem Blick stütze er mit einer Hand seinen Kopf, mit der anderen Trommelte er auf dem Tresen herum.
    Rotfront kümmerte sich nicht mehr darum. Er nahm einen kräftigen Schluck Bier und entspannte sich ein wenig. Er dachte über die momentane Situation nach, das Geschnatter aussenrum konnte er schon fast nicht mehr hören. Doch nach ein paar Minuten riss ihn doch etwas aus seinen Gedanken. Es war ein älterer Mann der sich neben den Dieb auf seiner linken gesetzt hatte. Er hatte zwar eine für hier normale Kleidungsweise, doch sein Gesicht verriet das er aus höherem Hause stammte. Er hatte einen gestutzten Bart und eine feine goldene Brille auf. Auch ragte ein Teil einer goldene Halskette hervor die er anscheinend unter seinem Hemd versteckte. Die beiden kamen ins Gespräch. (Mhh... das könnte vielleicht interessant sein...) Rotfront spitzte die Ohren. Er konzentrierte sich so gut wie möglich auf das Gespräch, was nicht leicht war, immerhin saßen noch viele andere – und vor allem laute – Gäste im Schankraum.

    „... und das ist der Plan. Ich gebe dir einen Schlüssel für ein stillgelegtes Abflussrohr, welches dich in meinen Vorgarten führt. Der Eingang befindet sich bei einer Straßenlaterne, du erkennst diese an ihrem Flimmern. Was ich dir noch sagen sollte ist, das nicht meine eigenen Wachen im Haus patrouillieren sondern die Männer des Sheriffs. Er ist ein guter Freund von mir, pass deshalb auf, das sind gute Männer. Das ist auch der Clou an dem Auftrag. Wenn der Sheriff bemerkt hat, das seine Männer versagt haben, wird er mir das ganze Gold Rückerstatten, das du mir geklaut hast. Somit legen wir die Stadt rein und profitieren beide. Das Diebesgut versteckst du dann beim Abflussrohr und schließt wieder alles sorgfältig ab.“ Der Dieb nickte. „Okay Boss, was ist eigentlich mit der Bezahlung?“ Der Mann redete nun etwas lauter. „Du bekommst jetzt 20 Goldstücke, nach dem Auftrag weitere 30. Aber vergiss nicht, du klaust nur das Gold aus meinem Safe! Bilder, Figuren, Edelsteine sind Tabu. Wenn die Bullen bemerken das ich nach dem Diebstahl alles besitze bin ich aufgeflogen. Außerdem ist das Zeug sehr selten und darf nicht die geringsten Kratzer bekommen. Also schreib dir das Zeug aus dem Kopf. Das sollte dann alles sein. Wenn alles nach Plan verläuft treffen wir uns wieder hier klar?“ Der Dieb nickte, unauffällig wurde der Schlüssel übergeben. „Wie du mit den Wachen fertig wirst ist deine Sache, der Safe ist jedenfalls offen. Und versuche mich ja nicht zu betrügen, es würde nur zu deinem Ende führen.“ Der Dieb nickte. „Ich werde nur dem Plan folgen Boss.“

    Der Mann verschwindete wieder. (Gut ich muss sagen, das ist ein ganz guter Plan. Aber wie kann man nur so blöd sein, das unter lauter Langfingern zu übergeben. Es könnte ja einer lauschen und auf dumme Gedanken kommen...) Der Dieb bestellte sich noch ein Bier. Er schien noch etwas zu warten bis er aufbrechen würde. (Das ist meine Chance, Zeit sich auszurüsten...) Rotfront verschwindete in sein Zimmer. Er suchte seine Werkzeuge sorgfältig aus. Bevor er alles einpackte verteilte er es auf seinem Schreibtisch. (Na mal sehen, Knüppel, Dolch, Dietrich, Armbrust & einen Köcher mit 5 Wasserbolzen... was leider der klägliche Rest meiner Bolzen ist...) Rotfront packte seine sieben Sachen zusammen und machte sich auf den weg zurück zum Schankraum.

    Mit vorsichtigem Blick schaute der Dieb nach hinten. Folgte ihm auch keiner? Dann machte er sich unsicheren Schrittes davon. Er bog in sämtliche Gassen, benutzte Abkürzungen und meidete die Stadtwachen. Dicht gefolgt von einem Schatten, der sich noch mehr im Hintergrund hielt als der Dieb selbst. Erst wenn der Dieb sich wieder umdrehte um sich wieder auf den Weg zu machen trat die Gestalt aus dem Schatten um ein paar Meter wieder aufholen zu können.

    Rotfront musste dem Dieb wohl oder übel zum Ziel folgen. Er wusste nicht wie groß die Stadt war, aber er wusste das sie groß genug war um 1000 flimmernde Lampen zu beherbergen. Ihr Weg führte sie nach Audale, in eine Gegend in der nur Große Villen standen. Umgeben mit Mauern und Toren die zwei Stockwerke hoch waren und deren Gitterstäbe spitz zuliefen um garantiert jeden Einbrecher fernzuhalten. Als Rotfront die Lampe erblickte nahm er seinen Knüppel und näherte sich dem Dieb. Leblos sackte der Körper des Mannes zusammen als Rotfront ihn mit dem Knüppel niederschlug. Er durchsuchte die Taschen, nahm Schlüssel und Gold mit, das der Dieb zuvor von seinem Auftraggeber bekam. (Gute Nacht mein Freund...)
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  14. #194 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    Es war eigenartig, wie schnell man sich an die Tauchanzüge gewöhnte. Die stickige, nach Gummi müffelnde Luft in den wasserdichten Overalls war das erste, was ihren Trägern bald gar nicht mehr auffiel. Allein der Helm gab ihnen noch die Gewissheit, nicht gleich mit abgerissenen Diebesklamotten in eine Horde von zwei Dutzend Mechanisten zu laufen.

    Die Idee, sich erst in letzter Minute zu zeigen, hätte beinahe dazu geführt, dass die Crew ohne sie eingeteilt worden wäre. Überhaupt eingeteilt zu werden verlangte schon eine Menge Glück, da man wegen der hohen Ladung und der beschädigten Außenhülle lieber auf ein paar Leute verzichtete, und ein Platz an Bord war trotz des Risikos begehrt.
    Obwohl der Plan sich immer mehr zu einem Himmelfahrtskommando entwickelte, bestand Sercil partout darauf.


    Der Priester, der jeden Vorgang mit Argusaugen verfolgt hatte, hakte nun fleißig eine Checkliste des Vorarbeiters ab und ließ sich trotz ihrer Verspätung eine Menge Zeit, um Fehler zu vermeiden.
    »Die Schlüssel zu den Frachträumen? Sind wieder alle da? In Ordnung... Arbeiter? Zwei, vier, sechs, das ist einer zu viel... Ihr bleibt hier, Bruder.«, er zeigte willkürlich auf einen der Mechanisten. »Was steht da als nächstes? Drei Taucher, drei eurer Besten! Gruppenführer vortreten!«
    Zwei der anderen Taucher und der Vorarbeiter stellten sich in einer Reihe vor dem Priester auf, Sercil und Dèna'dul taten es ihnen gleich. Dummerweise stachen sie am ehesten heraus, da sie die einzigen waren, die noch immer ihre Helme trugen und nicht klatschnass waren.
    »Sagt mal, rede ich zu undeutlich? Ich habe gesagt, DREI von euch sollen vortreten!«, bellte der Priester erbost über die weitere Verzögerung, »Und ihr zwei, nehmt endlich eure Helme ab!«
    »Wir... haben leider ein kleines Problem. Unsere Helme haben sich verklemmt...«, drang Dèna'duls Stimme dumpf aus dem Blecheimer. Sein Glas beschlug.
    »Ihr drei geht an Bord, ihr beide bleibt!«, meinte er knapp, wendete sich von ihnen ab und bellte weitere Befehle, die ohrenbetäubend durch das Höhlengewölbe hallten.

    »Hat der Vorarbeiter die Zahl nicht auf 5 erhöht?«, fragte Sercil in unsicherem Tonfall, »Er hat sich etwas undeutlich ausgedrückt, aber ich denke, deswegen hat er uns angefordert. Schau lieber nochmal auf deinen Zettel.«
    Mit diesem dreist wie hoffnungslosen Versuch hätte er sie fast beide umgebracht, doch als der Priester gerade im Begriff war, knallrot einen Vortrag über Hinrichtungsmethoden zu halten, erstarrte er urplötzlich. Je öfter seine Augen über die Checkliste wanderten, desto mehr stieg die Blässe in sein rotes Gesicht.
    »Ja... Nein... ich... An Bord mit euch beiden... Sind das denn jetzt fünf?«
    Entsetzt ging er die Liste nochmals sorgfältig durch. Er wollte nicht glauben, dass ihm so ein Fehler unterlaufen konnte.

    Sercil schien sich mit jeder Leitersprosse mehr, die er tiefer in dieses blecherne Monstrum hineinstieg, wie ein kleines Kind zu freuen und vor sich hin zu grinsen.
    »Du hast uns auf seine "Passagierliste" geschrieben, als du die Anzüge besorgt hast, nicht wahr?«
    Ein leises Kichern war die Antwort.
    »Weiß gar nicht, was du meinst. Echt der Wahnsinn hier...«

    Die Cetus Amicus war von innen nicht weniger beeindruckend, schmucklos und potthässlich als von außen. Alles in ihr bestand aus Metall, auf dem jeder Schritt dumpf durch das gesamte Schiff fuhr.
    Ohne an Bord auf irgendjemanden zu stoßen, schlossen sie sich in zwei der Frachtkabinen nahe des Maschinenraums ein, in denen Werkzeuge gelagert wurden. Die Proviantkabine nahmen sie nicht, da die Crew diese früher oder später aufbrechen musste. Nun blieb nur noch zu hoffen, dass die Fahrt nicht allzu lange dauerte und niemand einen Ersatzschlüssel besaß.


    Als sie etwa zwei Stunden später durch ein heftiges Rumpeln und dem Klang von sich verbiegendem Metall geweckt wurden, hatte sie noch niemand entdeckt. Die Türen waren noch immer fest verschlossen, die Schlüssel steckten sogar noch auf ihrer Seite, nur für den Fall, dass einer der Mechaniker Dietriche besaß. Etwas anderes stimmte nicht: Ihre Tauchanzüge, die sie noch am Leib getragen hatten, waren verschwunden. Einen Quadratmeter abzusuchen dauerte nicht lange, keine Spur von ihnen.
    Spätestens, als eisiges Wasser unter den Türspalten zu ihren Knöcheln hervorkroch und eine Sirene aufheulte, waren sie wieder hellwach...
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  15. #195 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Dèna'dul
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    Jemand ist hier gewesen. Es gab keine andere Erklärung für die Tatsache, dass sich beide Taucheranzüge nicht finden ließen. Als das Wasser anfing in die Cetus einzudringen musste jemand auf die Idee gekommen sein, in der Frachtkabine nach Taucheranzügen zu suchen, doch wie hatten sie es geschafft?, warum hatten sie niemanden geweckt?, wie konnten Sercil und Dèna'dul so nachlässig gewesen sein? Wie konnte das nur passieren?
    »Immer nur die Ruhe bewahren, immer nur die Ruhe bewahren...«, murmelte Sercil, mehr zu sich selbst als zum Wirt. Er stand wackelig auf beiden Beinen und starrte mit blankem Entsetzen auf den kleinen Spalt unter der Tür, aus dem langsam aber sicher Strom von eiskaltem, salzigen Wasser in die kleine Kabine flutete. Es würde nicht lange dauern, bis sie mit samt des Schiffes untergingen.
    »Was sollen wir tun?«. Die Frage war eine rhetorische gewesen, doch Dèna'dul erwartete eine schnelle Antwort. Das Denken war nicht einfach: jeder Gedankengang endete an einer überfluteten Sackgasse und wurde alle paar Minuten von dem Heulen der Sirene unterbrochen. ... Das Wasser berühre mittlerweile bereits ihre Wadenbeine.
    »Schließe die Türe auf! Mach!«, schrie Sercil, sein kindisches Lächeln, welches ihn noch vor wenigen Momenten viele Jahre jünger aussehen ließ, war gänzlich verschwunden. Panik war dominant, als er zur Türe ging und mit zittrigen Fingern den Schlüssel nach links drehte, es klickte unhörbar unter dem Laut der Sirene. Sercil rüttelte an der Tür. »Sie öffnet sich nach Außen!«, donnerte er gegen den, in den Wahnsinn treibenden, Warnton an.
    Dèna'dul schmiss sich gegen das feste, polierte Eisen. Zusammen brachten sie alle Kraft auf, die sie aufbringen konnten; sie schoben um ihr Leben, nur ein Ziel vor Augen: das Öffnen der Tür. Nichts war in diesem Moment wichtiger für sie, nicht die Sirene, nicht das Geschrei der Mechanisten, nicht ihr Fußgetrappel und auch nicht schneidende Wasser, das eine alarmierende Höhe erreicht hatte, sodass es bereits zu ihren Hüften stand.
    Wie wild hämmerte Dèna'dul mit seiner verzauberten Linken Hand gegen die Tür. Obwohl er das gesamte Potenzial ausspielte, hinterließ er nur eine kaum merkliche Delle, in der dicken Pforte.
    »Hilft uns Brüder!«, schrie Sercil aus voller Kehle. »Bei Karras, ihr sollt helfen, wo Hilfe gebraucht wird.«
    Für einen kurzen Moment hielt Dèna'dul in seinem verzweifelten Versuch die Tür zu demolieren inne, er konnte nicht verstehen, was Sercil von sich gab. Zwar hatte der Wirt bereits gehört, dass sich viele Menschen, gerade wenn ihr Leben kurz vor dem Ende stand, einer Religion anschlossen, plötzlich anfingen zu glauben, so als wenn sie es ihr ganzes Leben getan hätten... doch Sercil war bereits Heide?...
    ... Dann machte es „klick“ und Dèna'dul verstand. »Hilft uns! Hilft uns in unserer Not Brüder!«, schrie er mit Sercil an seiner Seite und fing erneut an gegen die unnachgiebige Tür zu hämmern. Es war ein Akt der reinen Verzweiflung: die widerhallenden Schritte hatten sich längst entfernt: keiner käme ihnen jetzt noch zu Hilfe...
    »Sie sind weg«, stellte Dèna'dul nach einer halben Minute ermattet fest. »Dies wird mit großer Wahrscheinlichkeit unser Ende werden.«
    »Sag nicht sowas!«, wies ihn Sercil zu Recht, »wir haben noch immer ein paar Möglichkeiten.«
    Ohne eine Antwort seitens Dèna'dul abzuwarten, tauchte er unter, das Wasser stand ihnen bis zur Brust; bald würde der gesamte Raum ihr Grab werden... der kleine Raum, in dem sie nur gerade eben aufrecht stehen konnten. Nur ein paar Sekunden später tauchte Sercil mit einem großen Werkzeugkasten wieder auf.
    »Wirst du jetzt zu MacGyver?«, frage der Wirt sarkastisch.
    »Wer ist das?«
    »Vergiss es; frag mich das ein anderes mal... sofern er so etwas geben wird.«
    »Mit ein Bisschen Glück«, Sercil deutete auf den Kasten, »wird es sogar für uns beide ein Morgen geben!«
    »Wie meinst du das?«, fragte Dèna'dul skeptisch.
    »Hat dich es jemals interessiert, wie die Kinder-des-Karras funktionieren?«
    »Nein, nicht wirklich. Mir reichte es aus zu wissen, was ich machen muss, um sie zu vermeiden.«, erwiderte der Wirt.
    »Wissen ist Macht.«, stimmte Sercil zu. »Heute lernst du etwas über Mechanik. Die Kinder-des-Karras schöpfen ihre Bewegungsenergie aus zwei Quellen: Hydraulik und Pressluft. Hydraulik, um sich zu bewegen, Pressluft, um Sachen zu beschleunigen, die ihr System verlassen... wie etwa Geschosse.« - Sercil nahm ein kleines graues „Etwas“ aus dem Kasten - »Insgesamt kann ein Kind-des-Karras zehn normale Geschosse aufbewahren, jedes Geschoss wird mit der Ladung einer Pressluft-Patrone abgeschossen. Auf einem Kubikzentimeter sind hundertzehn bar komprimierte Luft eingeschlossen, durch ein Ventil gelangt es in ein zweite Kammer, wo es mittels komplizierter Kolbensysteme weiter komprimiert wird und dann unmittelbar austritt, dabei fliegt das Geschoss mit.« - Sercil zeigte auf ein Ventil, das genau so groß war wie der Behälter - »Unheimlich gefährliche Dinger. Früher sollten damit Taucher mit Sauerstoff versorgt werden, doch die Idee platzte, da größere Flaschen mit diesem Druck die Baukünste der Mechanisten überschreiten.«
    »Ich weiß worauf du hinaus willst.«, stellte Dèna'dul fest. »Aber wie sollen wir daraus Atmen? Wie willst du das Ventil öffnen?«
    »Ein Augenblick. Diese Mini-Flaschen müssen oft ausgewechselt werden, deshalb haben wir hier ein paar; aber nicht nur die Flaschen, auch die Ventile der Kinder-des-Karras müssen von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden: deshalb haben auch wir hier eins.« - Sercil kramte eine dünne Röhre mit einem noch kleinerem Zahnrädchen heraus. - »Das Zahnrad wird direkt mit dem Hauptantrieb verbunden, was uns aber dennoch nicht hindert, selbst daran zu „spielen“. Über die Röhre hier wird die Luft austreten: sie wird uns beiden für ein paar Atemzüge reichen, also bloß nicht übertreiben!«
    Mit zwei weiteren Handgriffen befestigte er mit Hilfe einer Metallklammer einen kurzen Schlauch von der Länge weniger Zentimeter am Ende der Metallröhre. »Das wird zu unserem Mundstück, damit wir nicht aus einem Strohalm atmen müssen.«
    »Also doch MacGyver«, brummte Dèna'dul so leise, dass Sercil ihn nicht hören konnte. Laut sagte er: »Und wie bekommen wir die Tür auf?«
    »Wir warten bis sich unser Raum gänzlich mit Wasser gefüllt hat, dann sollte sich die Druck ausgeglichen haben und die Tür sollte sich langsam nach Außen öffnen lassen.«
    Es brauchte nicht viel mehr Zeit, während des Gespräches war ihnen das Wasser bis zum Hals gestiegen und nur nach einer Minute käme ihnen die Decke entgegen und wäre zum Verhängnis geworden, doch sie hatten beide ein Ass im Ärmel.
    Sercil steckte die Röhre in eine kleine Vorrichtung dafür am Ventil, Luftblasen traten aus; dann nahm er einen Zug, reichte er Dèna'dul und tauchte unter. Er durchsuchte den Boden nach weiterem Werkzeug, dass zur Wartung von Kindern-des-Karras benötigt wurde und fand insgesamt sechs weitere, kleine Pressluftflaschen; jede von ihnen ein paar wertvolle Atemzüge auf dem Weg nach oben.


    Das eiskalte, salzige Wasser stach ihm in die Augen, als Dèna'dul sie unter Wasser öffnete; eine ganz andere Welt. Alles sah merkwürdig aus. Er nahm einen kräftigen Zug aus der Flasche, drehte den Verschluss zu und schob sich gemeinsam mit Sercil gegen die Tür. Es war von Vorteil, dass der Raum so klein war: sie konnten sich an der gegenüberliegenden Wand mit den Füßen abstützen, um genug Kraft aufzubringen, sodass die Tür langsam aufschwang. Sie schauten sich in die Augen, Sercil nickte und zeigte nach rechts. Dèna'dul nickte und folgte, als Sercil aus der Kammer schwamm...
    ... hinaus ins ungewisse, den möglichen Tod immer weiter hinauszögern ...
    Dèna'dul ist offline Geändert von Dèna'dul (08.03.2009 um 10:28 Uhr)

  16. #196 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    Der von eisigem Salzwasser überflutete Raum hinter der Tür lag in völliger Schwärze. Allein das rote Licht der verstummten Sirene beschien ihn immer wieder für Sekundenbruchteile. Ein dumpfes Geräusch von sich verbiegendem Metall durchfuhr die Stille.
    Hinter der nächsten Tür, die sich nur mit vereinten Kräften aufstemmen ließ, lag schließlich der Maschinenraum. Fast schlagartig spürten sie eine gewaltige Wucht auf den Brustkorb schlagen und glaubten schon, zerquetscht zu werden. Es musste an der Tauchtiefe des Schiffs liegen, denn ein meterlanger, dicker Riss hatte sich durch die metallene Außenwand gezogen und führte möglicherweise direkt auf den Meeresgrund.

    Sercil nahm den letzten Zug aus der ersten von sieben Luftflaschen, dann entfernte er das Ventil, schraubte es auf den zweiten Behälter und ließ den leeren zurück. Dèna'dul schwamm derweil voraus durch den Riss.

    Der Tiefendruck presste ihnen regelrecht die Luft aus den Lungen, als sie ins Freie tauchten und die leckgeschlagene Cetus hinter sich ließen. Der Stahl-Hai lag auf dem Hang einer riesigen Klippe am Meeresgrund und rutschte langsam hinab in einen bodenlosen Schlund.
    Der Druck und die betäubende Kälte des salzigen Wassers, das in den Augen brannte, machten es schwer, diese offen zu halten. Wären die Lichtkegel der zahlreichen Scheinwerfer nicht gewesen, hätten sie sie genauso gut geschlossen halten können, denn hier hinunter drang nicht der geringste Lichtstrahl. Von einer Wasseroberfläche war nichts zu erkennen, also mussten sie den Luftblasen folgen und beten, aufzutauchen bevor ihnen die Luft ausging.
    Ihr Vorrat an Luftflaschen schwand schnell, vor allem weil sich zwei davon von Sercils Gürtel gelöst hatten und nach oben trieben. Passierte das auch mit der Flasche, die sie mit tauben Fingern hin- und herreichten mussten, wäre ihr einziger Atemschlauch und mit ihm ihre einzige Überlebenschance verloren. Immer dann, wenn einer von ihnen das Ventil auf die nächste Flasche schraubte, entledigte sich der andere unnötigen Ballasts.
    Währenddessen rutschte die Cetus, die sie unter sich zurückgelassen hatten, den Abhang hinab und versank lautlos in der Schwärze.

    Nachdem das Schiff zusammen mit seinen Scheinwerfern versunken war, gab es gar keine Lichtquelle mehr, sodass sie sich gegenseitig nicht mehr sehen konnten, geschweigedenn noch irgendwas anderes. Selbst Dèna'duls Augen waren hier keine Hilfe und es forderte viel Konzentration, mit vereisten Händen die Sauerstoffflasche blind und sicher hin- und herzugeben und dabei auf gleicher Höhe zu schwimmen, vor allem in einer nervenaufreibenden Situation wie dieser. Allein das Rauschen ihrer Schwimmbewegungen im Wasser ermöglichte es ihnen, beieinander zu bleiben.


    Ihre Kräfte und ihre Hoffnung schwanden mit jedem Atemzug, zumal sie beide jeden Überblick darüber hatten, wie viele sie noch von ihrem letzten trennten. Als Sercil ihm irgendwann keine Luftflasche mehr in die Seite stach, war Dèna'dul sich nicht sicher, ob der Vorrat aufgebraucht war oder ob sie sich verloren hatten.

    Der minutenlange Todeskampf würde nun auf die ein oder andere Weise ein Ende finden. Noch immer war keine Wasseroberfläche und kein Licht über ihnen erkennbar, dafür nun aber eines... unter ihnen.
    Es war nicht das berühmte Licht am Ende des Tunnels, ganz im Gegenteil, denn was da auf sie zukam, stellte sich als eine Ansammlung von Scheinwerfern heraus. Scheinwerfer einer Rettungskapsel, die unter ihnen aufstieg immer größer wurde.

    Sercil gelang es unter panischen Krämpfen gerade noch so, sich am Triebwerk der etwa fünf Meter breiten Metallkugel festzuklammern, als diese rasend schnell an ihm vorbei nach oben brauste. Ohne den geringsten Geschwindigkeitsverlust riss sie ihn mit sich, wobei das Triebwerk seiner eisigen Hand zusehends entglitt. Ihm wurde mit jeder Sekunde schwindliger und sein Arm fühlte sich an, als würde er jeden Moment durch das enorme Tempo ausgerissen werden, doch er war fest entschlossen, diese letzte Chance nicht entkommen zu lassen. Endlos erscheinende Momente lang schoss die Rettungskapsel weiter nach oben, bis sie endlich durch die Oberfläche brach. Erst dort konnte er sich nicht länger halten und wurde zurück ins Wasser geworfen.
    Dèna'dul hatte mehr Glück. Die Kapsel hatte ihn Einhundert Meter zuvor genau von unten gerammt, sodass er gegen ihr Dach gedrückt vergleichsweise bequem zur Oberfläche befördert wurde. Gierig schnappte er nach Luft und hustete das Wasser aus seinem Hals, ohne zu wissen, ob sein Partner es auch geschafft hatte.

    Die Scheinwerfer der Kugel leuchteten ein weiteres Höhlengewölbe aus, größer als das unter der Manufaktur. Eine Kathedrale hätte hier problemlos Platz gefunden. Wo es endete, konnte man mangels Lichtquellen nicht sagen, doch allem Anschein nach lag der Zugang weit unter dem schwarzen See, aus dem sie sich gerade noch hatten retten können.

    Mit dem Rauschen einer Turbine setzte sich das kleine Stahl-Ungeheuer in Bewegung und tuckerte recht schnell über die trübe Wasseroberfläche, bis es ein paar Hundert Meter weiter schließlich gegen ein steiniges Ufer prallte. Ein unterirdischer Tunnel führte von dort aus tief in den Fels hinein, doch auch hier konnte man mangels Lichtquellen kein Ende erkennen. Vom Dach der Kapsel aus beobachtete Dèna'dul, wie eine Luke der Rettungskapsel zischend auffuhr und nacheinander drei Leute ausstiegen, um erleichtert festen Boden zu betreten.

    Zuerst kam der Priester heraus, gefolgt vom Chefmechaniker und dem in schwarz gekleideten Mann, der ihnen unter der Manufaktur aufgelauert hatte, nun allerdings keinen Blumenstrauß mehr trug. Diese drei Trauergestalten und er schienen die einzigen Überlebenden zu sein, von Sercil fehlte jedes Zeichen.
    Mit entgeisterten Gesichtern starrten sie in die Ferne auf den großflächigen, schwarzen See, in dem so viele ihrer Glaubensbrüder, »und viel wichtiger noch« ihr hochgeschätztes Schiff, begraben lag. Den blinden Passagier einen Meter über ihren Köpfen hatten sie noch nicht bemerkt.

    Nur knapp dem Tod entronnen, durchgefroren und zu keiner Flucht im Stande war Dèna'dul nicht versessen darauf, die Schlampereien der Mechanisten angehängt zu bekommen und als Sündenbock für den Priester zu enden, der an allem Schuld war. Leider bot das Dach der Rettungskapsel kaum Versteckmöglichkeiten.

    Die Stimme des cholerischen Priesters hatte ihre Kraft verloren.
    »Zumindest hat der Erbauer seine schützende Hand über uns gehalten und ich bin sicher, er hält jetzt seine Hand auch über die Seelen unserer Brüder. Wir werden eine Trauerfeier für sie abhalten, wenn die Zeit dazu ist. Lasst uns zu Bruder Cavador aufbrechen---«
    »Wartet! Habt ihr das gerade gehört? Ich dachte, es kam von...«
    Sercil ist offline Geändert von Sercil (11.03.2009 um 18:04 Uhr)

  17. #197 Zitieren
    Held Avatar von Mareju
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    Smacks' () Augen wanderten hin und her, zwischen Geldbeutel und den Leuten im Pub. Die Schenke war erbärmlich, hier trieben sich meist nur Gesindel herum, der Abschaum de Stadt. Oben war ein billiges Bordell, doch das interessiere Smacks nicht. Ihm war der dicke Beutel am Bund eines noch fetteren Kerl. Der lila Saum war fettig und schon verschlissen. Ein letzter Blick, dann eine schnelle Handbewegung und kurz darauf klimperten die Münzen in Smacks' Tasche. Es war nicht viel, aber zum etwas essen und ein Zimmer irgendwo in der Stadt reichte es alle mal.

    Smacks schaute in die Runde: der Pub war relativ leer, doch halt, was haben diese zwei Typen gerade geredet? Smacks lauschte:
    "...Der Typ hat mir versichert....heute um Mitternacht...ja, am St. Edgars Platz...an der Statue...Königsmünze...du musst nur den Brief hinterlegen, aber wehe du schaust rein, er ist versiegelt....nicht erwischen" Smacks verstand nichts mehr, der Typ neben ihm gröhlte zu laut seine Lieder, von denen er den Text nach ein paar Bier nicht mal mehr den Text wusste. Doch er hatte genug gehört. Bis Mitternacht war es noch etwa eine Stunde, genug Zeit um den Boten, nunja, zu beseitigen. Smacks ging hinaus aus dieser schmierigen Spelunke und setzte sich draußen neben die Tür. Ein Gast nach dem anderen torkelte hinaus, bis endlich der Bote kam. Smacks ging hinter ihm her, und als er an einer dunklen Seitengasse vorbeiging, schubste Smacks in hinein, rammte ihn ein kleines Messer in Hals und Bauch und ließ den Sterbenden langsam zu Bodem. In seiner Tasche war der heiß ersehnte Brief. Er war mit Wachs versiegelt. Smacks öffnete ihn trotzdem, und blickte im Schein einer schwachen Laterne darauf; Es war eine Karte, daneben stand etwas klein geschrieben:
    Lia, hier hast du die Karte von der Kapelle. Lass dich nicht von ihrer Größe täuschen, ihr Gewölbe ist groß. Irgendwo da unten ist diese beschissene Kette. Soll magische Eigentschaften haben, aber genau weiß das keiner genau. Pass auf die Fallen auf, die bekannten habe ich vermerkt, aber das waren lang nicht alle. Vergess die Münze nicht, oder du kannst was erleben! T.

    Interessant, dann werd ich morgen Nacht dieser Kapelle mal einen Besuch abstatten. Smacks erhitze das Wachs an einer Lampe leicht und verschloss den Brief wieder Sorgfälltig. Bis zu St. Edgars Kathedrale war es nicht mehr weit. Er versteckte den Brief an der Statue und verschwand in der Dunkelheit, auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht...

    kreativerer Name fehlt noch >.<
    Mareju ist offline

  18. #198 Zitieren
    Hobby Hochstapler  Avatar von Sercil
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    Ein Mann tauchte nach Luft schnappend aus dem schwarzen Eiswasser und schwamm erschöpft an den Rand des unterirdischen Höhlengewölbes. Bis er sich dort auf einen kleinen Felsvorsprung gekämpft hatte, gewann die blecherne Rettungskapsel mit ihren Scheinwerfern an beachtlichem Abstand, der auf die Schnelle nicht mehr einzuholen war, und verschwand hinter einer Felswand. Der Mann nahm einen grünen Stab aus einer nicht definierbaren Tasche der schwarzen Masse, die er am Leib trug, und knickte ihn in der Mitte durch, sodass er etwas grünliches Licht spendete. Wasser aushustend beobachtete er dann beunruhigt, wie die pechschwarzen Überbleibsel sich allmählich in Rauch verwandelten und einem stilvollen Anzug wichen, der zu einem reichen Jägersmann oder Kopfgeldjäger gepasst hätte. Da er sich allerdings nichts aus teuren Stoffen machte, riss er sich ein Stück vom Ärmel ab, um die Wunde am Arm endlich ordentlich abzubinden.

    Als er wieder zu Kräften gekommen war, starrte er hinab auf die grün schimmernde Wasseroberfläche und betrachtete sein Spiegelbild. Man konnte gerade genug erkennen, um zu sagen, dass es nicht Sercil war. Er schlang sicherheitshalber ein Halstuch über sein Gesicht.

    >Hoffentlich hat der Kerl überlebt... ohne ihn wäre es zwar um einiges einfacher, aber zu einem starken Arm sag' ich nicht Nein...<, dachte er, bevor sein Blick auf die eisige Wasseroberfläche traf, unter der gerade viele Mechanisten ihr Grab gefunden hatten. Diesen galt das überlegene Lächeln. >Geht doch nichts über eine kleine Nahtoderfahrung. Nur leider habt ihr Trottel das Ende vermasselt.<

    Er tauchte wieder ins Wasser und schwamm in die Richtung, in der die Rettungskapsel verschwunden war. Diese war nicht schwer zu finden, einer überdimensionalen Blitzbombe gleich blendend hell wie sie war, doch von den drei Überlebenden und dem blinden Passagier fehlte jede Spur. Sie hatten sich längst auf den Weg durch den dunklen Tunnel gemacht, der vor der Kugel lag.
    Als der Mann erneut aus dem Wasser tauchte und sich neben der Landestelle das felsige Ufer hochzog, hatte er sich erneut von Kopf bis Fuß verändert und steckte nun in einer völlig trockenen Mechanistenuniform. Dennoch zitterte er vor Kälte.
    >Nichts zu sehen von meinem umsichtigen Freund. Dann wird er alleine zurechtkommen müssen, solange ich auf Sightseeing-Tour gehe. Mhm, ich rieche schon die Burricks...<

    Den Spuren im Sand folgend verschwand auch er in der Finsternis des Tunnels.
    Sercil ist offline

  19. #199 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Rotfront
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    Es war ein Kinderspiel die Mauer zu umgehen. Wie besprochen, konnte Rotfront ungehindert durch das stillgelegte Abwasserrohr kriechen und auf der anderen Seite des Bollwerks aussteigen. Im Garten des Anwesens war es kühl, dazu noch schwach behellt. Die richtige Bedingung um ungehindert in das Haus treten zu können. Wie der Besitzer schon sagte, es waren keine Amateure, die das Haus bewachten. Wie Statuen standen sie an den Türen, stets jeden noch so kleinen Winkel im Auge. Rotfront benutzte einige Hecken und Sträucher, um sich einen Weg zu dem Haus vorzubahnen.

    Ein großes Problem bestand darin, das Haus zu betreten. Die Wachen blieben ziemlich stur und jedes schulterhohe fenster war mit dicken Metallstäben geschützt. Erst einige Minuten später hatte Rotfront einen möglichen Weg gefunden. Eine Terrasse im, zweiten Stock. Er hatte zwar kein Seil dabei aber eine Efeuberankte Mauer würde auch ganz von Nutzen sein. Natürlich war sie nicht unbewacht. Einen Meter neben der Mauer war eine Fackel angebracht, die genug Licht spendete um ein ungesehenes Eindringen zu verhindern. (Nun gut, der erste Bolzen muss dran glauben.) Rotfront saß dicht hinter einem Strauch, er nahm die Armbrust vom Rücken und zog vorsichtig einen Wasserbolzen aus dem Köcher. Leise spannte er seine Waffe und platzierte den Bolzen. Er setzte die Armbrust auf einen Ast ab und zielte. Unerwartet schlenderte eine Wache vor der Fackel herum, doch der Dieb blieb geduldig. Erst als er sicher sein konnte, dass die Wache nichts von seinem Schuss mitbekam, löschte er die Fackel mit einem gezielten Schuss. Die Waffe wieder auf dem Rücken verstaut, wartete er auf die Reaktion. Es dauerte keine halbe Minute, bis 2 bewaffnete Männer vor der Fackel standen und fluchten. "Verdammte Fackel, sowas muss immer mir passieren." Er nahm die gelöschte Fackel aus dem Halter. "Ich bin mal eine neue holen, im Lager hinter der Treppe müssten sich noch ein paar befinden."

    Die Wachen trennten sich. Der richte Momment um die Wand hinaufzuklettern. Es war ein Kinderspiel auf die Terasse zu kommen. Doch Rotfront musste wegen des Mondes Licht zur Tür ins Haus robben, da er stehend oder geduckt zu viel Aufmerksamkeit erregte. Zu seinem Glück brannte kein Licht in dem Raum, der von der Terasse ins Haus führte. An der Tür richtete er sich wieder auf, hier konnte ihn das Licht des Mondes nicht verraten. Doch leider fehlte auch das Licht, um zu erkennen um welches Schloss sich handelte, das ihm den Weg in Haus versperrte. Er musste wohl oder übel etwas darin herumstochern um die Qualität des Schlosses erraten zu können. Nach ein paar Minuten hatte er es auch schon geöffnet.

    Im Raum hinter der Terasse konnte er kein Licht entfachen, es wäre zu verräterisch. Leider hatte er auch keine Lichtstäbe bei sich. Also machte er sich auf den Weg in ein anderes Zimmer.
    Durch das Schlüsselloch der Tür, die zum Gang führen musste konnte man nicht viel erkennen, ausserdas es auf der anderen Seite der Tür sehr hell sein musste. Auch konnte er einen Menschen erkennen, der ständig beim Schlüsselloch vorbeilief, musste eine Wache sein, die die Gänge überwachte. Rotfront ging weg von der Tür und überlegte. (Mist, auf die Gänge zu gehen wäre purer Selbstmord... wenn die Lichter nur nicht anwähren...)
    Er untersuchte das Zimmer. Es stand ein Bett und einige Schränke darin, auch ein Kamin war vorhanden, dessen Asche noch warm war. Es gab eine weitere Tür in ein Badezimmer, jedoch brachte ihn das nicht weiter.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch im Rücken, es hörte sich metallisch krächzend an, er drehte sich um. Im schwachen Mondlicht konnte er einen Speiseaufzug erkennen, der gerade nach unten gerufen wurde. (Das wäre vielleicht eine Möglichkeit... der Aufzug kam von einem Stock über ihm herunter, also musste es auf dem Speicher noch einen Raum geben.) Er wartete ein paar Minuten und bestellte den Speiseaufzug. Er quetschte sich in ihn hinein und drückte mit Müh und Not die Taste, damit der Aufzug nach oben fuhr. Es dauerte nicht lange, da befand er sich in einem schwach beleuteten Raum. Das Feuer des Kamins knisterte vor sich hin, während ein leises Sägen am anderen Ende des Zimmers zu hören war...
    Rotfront ist offline

  20. #200 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Rotfront
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    Rotfront ging leise durch das Zimmer, die Holzplanken knarrten nur minimal unter seinen Füßen. Er befand sich vor einem soliden Bett, in dem der reiche Kerl aus der Kneipe schlief. Rotfront grinste. (Das wird morgen kein schönes erwachen mein Freund...) Er machte sich daran, ein paar Gegenstände zu untersuchen. Er hatte einen Riecher dafür, was sich lohnen würde mitzunehmen. Immerhin konnte er nicht mit einem Sack voller Waren davonrennen, der schwerer war als er selbst. Doch trotz allem konnte er schon im Schlafzimmer gut abräumen. Es standen jede Menge Statuen aus Gold, Platin und Jade auf einer Art Brettspiel herum. Sie stellten alle groteske Monster dar, die in Kampfhaltung und gezogenen Waffen auf verschiedenen Vertiefungen platziert waren. Er räumte das ganze Brett ab und machte sich an die Schubladen des Schreibtisches. Doch in den kunstvoll verzierten Schubladen befand sich nur ein Haufen Papierkram und Stadtkarten. Leise schiebte er die Schubladen wieder zurück. Nachdem er sich umsah verzauberte auch schon gleich ein Gegenstand seine Augen. Es war ein mit Edelsteinen verziertes Schwert, das über dem Kaminsims thronte. (Mhh, Kämpfen wäre damit eine Quahl, aber bestimmt hat es einigen Wert. Vorsichtig nahm er es vom Sockel. Es war ziemlich Schwer, die Klinge Rasiermesserscharf. (Mhh, ich will doch nicht undankbar sein... für das Schmuckstück lass ich ihm ein ganz besonderes Geschenk da...) Rotfront nahm seinen verrosteten, abgenutzen Dolch aus dem Schaft und legte ihn behutsam auf den Sockel. Das eingravierte Zeichen seiner Gilde war auf der Schneide des Dolches zwar gut zu sehen, aber es störte ihn nicht weiter.

    Nachdem er das Dachgeschoß über eine Holztreppe verließ, musste er sich daran machen, an den Wachen vorbeizukommen, die ihm den Weg zu mehr Gütern versperrten. Das erwies sich jedoch schwerer als geplant. Die Wachen waren sehr aufmerksam, es war keine einzige Schlafmütze dabei, die den Dienst nicht ernst nahm. Wohl wahr, das mussten die disziplinertesten des Sheriffs sein. Der einzige Makel an ihnen war, das sie nach jedem verlassen eines Raumes das Licht ausschalteten, und jedes mal wenn sie wieder eintraten es wieder entfachten. So hatte Rotfront genug Zeit zum abräumen plus dem Privileg sich bei jedem knarren einer Türklinke schnell ein Versteck suchen zu können ohne großes Aufsehen zu erregen. Wahrscheinlich war das ein Befehl vom Hausbesitzer, damit der Dieb besser durch die Zimmer gehen konnte.

    Rotfront suchte hinter jedem Bild, tastete jede Wand ab, doch der Tresor war nicht zu finden. Zudem erleichterten die Wachen seine Arbeit nicht gerade. Er entschied sich dafür, den Keller zu untersuchen. Wenn jemand einen Haufen Moneten in seinem Haus versteckt hält, warum dann nicht in einem dunklen modrigen Raum um den es wilde Gerüchte über Gespenster und Blut saugenden Vampiren gibt?
    Doch so eine Art von Keller fand Rotfront nicht auf. Schaltete man die elektrischen Lampen ein, die mit leisem Knistern gedämpftes Licht gaben, sah es nach einer einladenden Wohnetage aus. Der Fußboden war aus Spiegelglattem Kastanienholz. Eine dunkelgrüne Tapete machte die Atmosphäre etwas dunkel, aber sehr gemütlich. Ein Hauch Vanille lag in der Luft, der von gelblichen Kerzen entströmte. Sie wurden mittels metallenen Haltern an den Wänden angebracht.
    Rotfront huschte von Schatten zu Schatten. Diese Einrichtung hatte für ihn etwas sehr verwunderliches. (So hätte ich mir den Keller nun nicht vorgestellt... hier lässt sichs aushalten.) Behutsam griff er nach dem vergoldeten Türknauf einer weniger stabil aussehenden Tür und drehte diesen. Mit einem leisen Klicken öffnete sie sich und gab dem Eindringling den Blick zum nächsten Raum frei.

    Die Einrichtung des Kellers schien nie zu variieren. Im Raum, in dem sich Rotfront befand, standen ein paar Stühle und ein kleiner Tisch mit einem Schachbrett darauf. In einer anderen Ecke füllte ein brauner Ledersessel und viele Bücherregale bestückt mit hunderten von Büchern den Raum. Rotfronts Aufmerksamkeit zog ihn in die Ecke mit den Büchern. Er nahm ein paar heraus um sich die Titel anschauen zu können. Ihm fiel ein großes ziemlich abgenutztes Buch in den Blick. Er berührte den Bücherrücken mit dem Zeigefinger und fühlte die Oberfläche ab. Sie fühlte sich kalt und zu glatt an. (Na was haben wir den da...) Rotfront zog das Buch herraus. Es war ein kleiner Kraftaufwand bis das Buch mit einem schweren metallenen Geräusch zur Hälfte herausging. Schleppend öffnete sich eines der Regale und gab eine Kleine Kammer frei. (Volltreffer!) Rotfront ging in die Kammer und suchte einen möglichen Schalter um die Kammer wieder zu schließen. Ein leicht schräger Kronleuchter schaute ganz danach aus. Er richtete ihn wieder hin und sah zufrieden zu, wie sich das Regal vor ihm schloss...
    Rotfront ist offline

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