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    Ritter Avatar von Estragon
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    „Ich habe diese Flotte gesehen…“ sprach Estragon verträumt. Die drei sahen ihn wieder an. Diesmal nicht sehr überrascht. Von Estragon schienen sie solcherlei Dinge gewohnt.
    „Gut. Aber dazu später mehr. Das ist nicht unser Konflikt.“ sagte Estragon und raffte sich auf.
    „Ich werde Essen machen.“ Er ließ die anderen zurück und kramte ungefragt den nächst besten Beutel an der Kajütenwand nach Proviant durch. Sein Kopfschmerzen waren wieder da. Doch er hatte sich im Griff. Wie lange noch… fragte eine kalte Stimme in seinem Schädel. Solange es erforderlich ist! herrschte er unbeherrscht zurück. Er wollte nicht sterben. Jedenfalls nicht so. Aber das stand wohl nicht in seiner Macht. Jedenfalls noch nicht. Er lächelte über den letzten Gedanken, schnitt das gefundene Brot auf und belegte es mit der Dauerwurst. Einen Wasserschlau hatte er selbst mitgebracht. Mit allem kehrte er zurück un servierte.
    Dann setzte er sich wieder und rauchte still, den klaren Himmel beobachtend. „Willst du nichts?“ fragte Rhodgar vorsichtig.
    „Danke. Mein Appetit ist heute Nacht nicht sehr groß.“
    Sie haben keine Ahnung…noch nicht… sagte die kalte Stimme.
    Hilias hat ihnen vertraut… erwiderte Estragon.
    Hilias ist tot… kam es sofort zurück.
    Estragon drehte sich auf die Seite und starrte in die Ferne. Das Sonnenlicht war vergangen. Die Nacht hatte gesiegt.
    „Was könnt ihr eigentlich?“ fragte Estragon plötzlich. Die anderen sahen von ihrem kalten Mahl auf.
    Der Schwarzmagier setzte sich wieder aufrecht hin. „Ich meine, könnt ihr kämpfen oder zaubern oder etwas in der Art? Ich will wissen, was ich euch zumuten kann.“

    Die anderen sahen sich verdutzt an. Dann sprach Seraphin langsam. „Ich kann ein wenig mit dem Stab kämpfen.“ Estragon nickte. Sein Blick fiel auf Rhodgar und Renata.
    Geändert von Estragon (23.06.2004 um 05:33 Uhr)

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    Held Avatar von Rhodgar
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    "Nunja..."
    Rhodgar begann mit grübelndem Gesichtsausdruck, alles das aufzuzählen, von dem er dachte dass es im Kampfe oder in sonstigen hieklen Situationen von Nutzen sein könnte.
    "Ich kann kein Schwert und auch keinen Stab führen. Gebt mir ein solches Ding, und ihr werdet um euer eigenes Leben fürchten müssen, so ungeschickt werde ich wohl damit um mich schlagen. Im Kontrast dazu allerdings verstehe ich mich schon recht gut auf die Magie unseres Herrn und Meisters, wie ihr ja einmal am eigenen Gesäß habt erfahren müssen."
    Dies sollte eigentlich zur allgemeinen Auflockerung der Stimmung dienen. Doch niemand lachte oder grinste.
    "Mal ernsthaft, ich verstehe mich darauf, Licht uns Dunkle zu bringen, eine fliegende Dienerkreatur, die Gebeine einer Blutfliege, heraufzubeschwören, und meinen Feinden ein Schattengeschoss um die Ohren zu schleudern, sodass ihnen Hören und Sehen vergeht. Ja, das waren so die ersten Dinge, die mich Don Esteban..." Ein kurzes und leises Raunen ging durch die kleine Runde, und selbst Estragon schien für einen Moment lang wirklich berührt. Vielleicht auf keine sentimentale Art und Weise, doch trotzdem war eine für ihn so untypische Reaktion zu erkennen, irgendwie. Nämlich Anspannung.
    "... gelehrt hat. Und dann bin ich noch dazu im Stande, Zombies und Skelettkrieger zu mir zu rufen. War mir das ein oder andere Mal schon ziemlich nützlich. Natürlich muss man jedes Mal genau abwägen, welche Beschwörung für welche Situation am passendsten ist. Doch im Prinzip kann man nur wenig falsch machen."
    Rhodgar nahm einen Schluck des aufgebrühten Tees, und fuhr dann fort.
    "Ja, und dann kann ich mich noch jederzeit zurück ins Kastell teleportieren. Das funktioniert mithilfe des Pentagramms in der Eingangshalle, ja genau dazu ist es gut."
    Der hohe Schwarzmagus biss herzhaft in sein gut mit Wurst bestücktes Brot, und setzte mit vollem Mund zu weiteren Erklärungen an.
    "Außerdem trifft es sich sehr gut, dass Rena und ich erst vor kurzem einen Teil der unteren Heilungsausbildung absolviert haben. Wir haben diverse uter und Rezepte dabei. Natürlich darfst du von uns als Heiler keine Wunder erwarten, doch ich bin mittlerweile zu mehr fähig als noch auf der Reise zur alten Abtei."

    Als Rhodgar die Abtei erwähnt hatte, wurde es mit einem Mal still im Kreise. Unangenehm still. Zum Glück schien Estragon nicht mehr allzuviel mit diesem Gemäuer zu verbinden, zumindest sah es danach aus. Aber wer konnte schon etwas über ihn sagen, ihn einschätzen? Er, der er da so gelassen und kühl rauchend auf den Planken des Decks hockte, sein Kopf von einer Rauchwolke eingekesselt.

  3. Beiträge anzeigen #23
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    Renata ist offline
    Ja, was konnte sie eigentlich beitragen zu dieser Aufgabe. Lange brauchte sie nicht nachzudenken, denn viel war es nicht, viel weniger, als es hätte sein können: „Genau drei Zaubersprüche kann ich in die Sammelbüchse dieser Gruppe legen, davon aber nur zwei, die geringen Nutzen bei einem Kampf bringen. Doch kann auch ich mich wohl rühmen, diese wenn auch bescheidenden Beschwörungen durch die Lehren des Don Esteban handhaben zu können.“ Irgendwie war sie enttäuscht, dass die Reaktion der anderen nicht mehr ganz so ehrfürchtig als noch vorhin, als Rhodgar diesen Namen nannte. Die Ehrfurcht nutzte wohl schnell ab. „Ich kann also einem Gegner ein magisches Geschoss aus dunklen Flammen entgegenschleudern, bin in der Lage, eine allerliebste, untote und dennoch durchaus ernstzunehmende Blutfliege aus dem Zwischenreich herauf zu beschwören und kann Licht ins Dunkel bringen. Aber alle schönen Umschreibungen können wohl niemanden darüber hinweg täuschen, dass es die niedrigsten Beschwörungen der Schwarzmagier sind.“ Beliar sei dank brachte wenigstens Rhodgar mehr magisches Wissen mit.

    „Zum Waffenführen tauge ich nicht, alles, was größer als ein Dolch ist, ist mir – zu groß. Doch, doch, glaubt mir, ich hab mich einmal kurz mit dem Schwert versucht, ich weiss, wovon ich rede. Mit Steinen könnte ich zur Not noch schmeißen.“ Dem Brot, das sie aßen, waren Kräuter mit in den Teig gegeben worden, was sie noch auf ihre angefangenen Lehre brachte. „Rhodgar sagte ja schon, dass wir uns ein kleines bisschen Wissen über die Heilkunde angeeignet haben, das Bisschen geht aber über Kräuterkunde nicht hinaus. Doch im Falle der Not mag auch dieses Bisschen hilfreich sein.

    Wenn Dich Deine Kopfschmerzen wieder quälen sollten, können wir die gleiche lindernde Kräuterpaste mischen, die Dir im Kastell scheinbar geholfen hatte. Hab keine Scheu, einem von uns Bescheid zu sagen." Estragon nickte nur, woraus man alles hätte entnehmen können. "Eine Frage habe ich dann auch an Dich, denn seit ich mich mit Kräutern befasse, treibt mich permanent die Neugier: das Kraut, mit dem Deine Pfeife stopfst, hat es irgendeine Wirkung, so wie das Sumpfkraut der Templer zum Beispiel?"
    Geändert von Renata (23.06.2004 um 06:29 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #24
    Ritter Avatar von Estragon
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    „Mir sind die Wirkungen des Sumpfkrautes nicht geläufig. Es ist Tabak, den ich aus dem Kastell mitgenommen habe. Er ist von den Dämonen und etwas zu…ätherisch für meinen Geschmack. Rauchkraut muss hart und bitter sein. Schnörkel wie Geschmack, Aroma oder Wirkungen auf den Geist sind Firlefanz den ich nicht brauche. Trübe Luft kann ich auch im Morgennebel atmen.“
    Dann wandte er sich wieder zu Rhodgar. „Also im Kampf werden wir Magie wohl ehr nicht benötigen. Gegen den wir anzutreten gedenken, dem brauchen wir mit Magie gar nicht erst zu kommen.“
    WEICHE! erinnerte er sich schaudernd, sagte aber nichts.
    „Ich brauche vor allem eure magischen Erfahrungen, wenn wir die Steine aufladen, die in Laiér die Schiffe zum Schweben bringen. Doch das hat noch Zeit.“
    Er lehnte sich zurück. Erschreckend, wenn man es genau betrachtete, wie wenig sie doch einem Feind entgegen zusetzen hatten. Und im höchsten Maße beunruhigend. Doch wieder schwieg er.
    „Ich weiß das Schwert zu führen. Und ich kann magische Kräfte spüren, was wir hier alle können denke ich. Wir sind Schwarzmagier. Ihr zwei sogar aufgestiegene.“ Die Gefährten nickten.
    „Aber wenn wir in Laiér sind, ist das höchste Gebot, Konflikte zu vermeiden. Die militärische Führung dieser Stadt hat einige unsichere Zeiten hinter sich und die Herrschenden stehen Magiern nur sehr skeptisch gegen über. Als ich Laiér verließ, so schien gerade ein Umbruch kurz vor dem Ausbruch.“ Er lächelte humorlos über dieses kleine Wortspiel. Seine Gefährten schauten sich unsicher an. Estragons Augengläser waren in glühendes Blutrot gehüllt. Sie schrieen gerade zu von Tod und Verderben.
    „Wie es jetzt ist…wer weiß. Vielleicht tobt schon Krieg in Laiér. Denn die dortigen Soldaten scheinen gegen etwas zu kämpfen, was sie die weiße Front nennen. Doch dieser Krieg soll uns nicht kümmern. Nicht unsere Probleme.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Also verhaltet euch am besten so höflich und Nichtssagen wie möglich. Ergreift für niemanden Partei oder legt es auf einen Streit an. Vergesst nicht, wir sind Fremde in dieser Stadt. Und einige würden unsere Köpfe lieber auf Lanzen gesteckt sehen, als das wir ihre schönen Häuser auch nur aus der Ferne sehen dürften.“
    „Dann verändert sich ja nicht viel. Erinnert mich an Khorinis.“ sagte Seraphin gallig. Alle grinsten über diese Bemerkung. Estragon nickte nur. „Ja. Aber anders als in Khorinis, werden sie uns dort nicht freilassen, nur um einen Krieg mit dem Kastell aus dem Weg zu gehen. Und selbst das scheint unsere Herren Paladine nicht mehr wirklich zur Ehrfrucht zu treiben.“
    Das Schiff ritt auf den Winden getragen, immer nähr an ihr Ziel.

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    Der sie stetig vorantreibenden Wind ließ mit einem Mal nach, so dass die Segel lose an den Masten flappten. Doch dann kehrt er zurück, heftiger als vorher, mit einer Boe, die die Segel wieder blähte und das Schiff vorwärts trieb. Es war fast, als hätte das Schiff Witterung aufgenommen und eile jetzt mit höherer Geschwindigkeit auf den heimatlichen Hafen zu. Doch was konnte ein Schiff um den Wind, der es vor sich her schob.

    Bis zur Morgendämmerung war es nicht mehr lang. Renata glaubte schon, dass die Sterne etwas blasser strahlten. Viel ging ihr - wie wohl den anderen auch - im Kopf herum, viel hatten sie heute gehört. Doch je mehr sie erfuhren, desto mehr neue Fragen tauchten auf, wichtige und unwichtige, schwer zu entscheiden, was jetzt was war. „Du sagtest vorhin, dass es viele Schiffe wie dieses hier gibt. Dann eröffnest Du uns, dass Du uns brauchst, um die Steine, die diese Schiffe zum Schweben bringen, in Laiér neu aufzuladen. Viele Schiffe, viele Steine. Warum braucht man uns jetzt für diese Aufgabe, brauchten die Steine bisher keine Ladung oder wer hat das vordem gemacht? Es gibt es doch Magier in dieser Stadt, oder? Wie sonst könntest Du sagen, dass die Obrigkeit ihnen skeptisch gegenüber stehen würde.“ Ihre Freunde hatten zugehört und schauten nun zu Estragon hin, sie waren wohl auch auf die Antwort gespannt, aber die Magierin war noch nicht fertig:

    „Warum sagst Du, dass viele dort unsere Kopfe gerne rollen sehen würden, das geht ja nun minimal über Skepsis hinaus. Was haben wir ihnen getan, oder besser: was befürchten dieses Leute, was ihr tun werden?“. Estragon paffte an seiner Pfeife, fast hatte Renata den Eindruck, als würde sie nie verlöschen und er sie nie zur Seite legen. Hatte er auch nicht, jedenfalls nicht, seit sie vor Stunden hier auf der Brücke zusammen gekommen waren. Irgendwie war Renata enttäuscht, dass das Tabakkraut keine Wirkung haben sollte.

    Im Osten begann der Himmel, sich dunkelviolett zu färben, die Stunde der Morgendämmerung rückte heran.

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    „Die Magier wurden vertrieben. Von einer mächtigen Priesterkaste, die nun die Geschicke der Stadt zu lenken scheint. Sie stehen im stetigen Streit mit den Lords der Stadt, die sozusagen die militärische Komponente der Exekutive bildet. Als ich Laiér verließ, schien ein offner Schlagabtausch zwischen den Priestern und den Lords nicht mehr fern. Wenn das so ist, sollten wir nicht zwischen die Fronten geraten.“ Er machte einen heftigen Zug von der Pfeife.
    „Die Priester haben keine magischen Kräfte. Die Schiffe, früher wohl immer von den Magiern neu ausgerüstet, verlieren immer mehr ihre Kraft. Die Priester sind, trotz des Königs, die wahren Herrscher über Laiér. Und sie fürchten die Magier. Das konnte ich fühlen. Denn auch die Lords fürchteten mich zuerst. Wahrscheinlich haben alle Angst vor der Rache der Verstoßenen.“
    Er sah zu Renata und grinste listig. „Das könnte sich als ein nützlicher Umstand erweißen.“ Renata gefiel dieses Grinsen ganz und gar nicht.

  7. Beiträge anzeigen #27
    Held Avatar von Rhodgar
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    "Was mir aber noch immer nicht in den Kopf will..."
    Rhodgar riss ein Stück vom Brotlaib ab, den er sich gekrallt hatte, und begann zu kauen.
    "... ist die Tatsache dass sich die Magier dort haben von den Priestern, die ja eigentlich keine wirkliche Gefahr darstellen dürften, zumindest nicht auf magischer Ebene, vertreiben lassen. Ich meine, jemand der dazu im Stande ist, monströsen Gebilden wie diesem hier die Fähigkeit zu fliegen zu schenken, der muss doch eigentlich auch über Mittel und Wege verfügen, sich gegen einen aufkommende Aufstand oder gar eine Revolution zu wehren. Was ich damit sagen will ist nur Folgendes, nämlich dass mir noch nicht ganz klar ist, was es ist, das diese Priester so gefährlich macht. Oder haben sie eventuell eine Art Leibgarde, die ihre achsoklugen Häupter Tag und Nacht zu beschützen versucht? Denn wenn nicht..."
    Noch einmal stopfte sich Rhodgar den Mund mit Brot voll, und goss mit Tee nach.
    "... wäre ich dafür, einfach unerwartet dort einzumarschieren, diesen Menschen, umgangssprachlich gesagt, in den Arsch zu treten und Laiér von dieser Knechtschaft, sofern sie denn auch wirklich vorhanden ist, zu befreien."

    Der hohe Schwarzmagier erhob sich, schritt zur Reling, und lehnte sich seufzend darüber. Wieder einmal lag es, wie aus den ganzen Fakten und Informationen geschlussfolgert, an den Schwarzmagiern, eine Welt zu retten. Oder zumindest ein Köngreich. Warum eigentlich immer sie?
    Langsam drehte er sich um, und lehnte sich mit dem Rücken an das hölzerne Gitter.
    "Du sagtest den Priestern graue es vor den Magiern, sie hätten keinerlei magische Fähigkeiten und mehr als alles andere fürchten sie die Verstoßenen, darunter also dich, und das hat wiederrum zur Folge dass sie mit unserer..."
    Er deutete auf Rena, Seraphin und sich selbst.
    "... Anwesenheit auch gewisse Probleme bekommen dürften. Also für mich hört sich das nach nichts weiter an als einem Königreich dessen Monarchengeschlecht handlungsunfähig und inkompetent ist. Ich würde sagen, ein neuer König muss her. Und die Priester werden natürlich auch zwangsweise ins Exil fliehen müssen, ganz klar."

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    Ritter Avatar von Estragon
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    Ihr Götter! Wie hatte er mit einem solchen Maß an Selbstüberschätzung jemals auch nur eine Lehrstunde mit dem Don überlebt? dachte Estragon entsetzt, sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos.
    „Hört sich sehr schlüssig an.“ antowrtet er tonlos. Seine Brille schrie in Kobaltblau.
    „Aber bevor wir unserem Temperament freien Lauf lassen, sollten wir sehen, was die Priester noch für Trümpfe in der Hand haben. Sie haben es immerhin geschafft, eine Magiergilde zu vertreiben, die so was hier scheinbar mühelos fertig brachte.“ Er hob die Hände um auf das fliegende Schiff zu zeigen. „Dann sind da noch die Lords, die einfach so mit den Fingern schnippen könnten, wollten sie diese scheinbar wehrlosen Priester loswerden. Aber das können sie nicht. Der König ist uneins, wem er die Macht geben will und die Lords werden von den Priestern rumgeschubst. Hört sich für mich nicht so an, als wären sie wehrlos.“ Er schwieg einen Augenblick. Rhodgar werde ich im Auge behalten müssen…solche waghalsigen Reden wie eben können uns alle in Laiér den Kopf kosten…
    „Ich weiß zu wenig darüber. Zu wenig, um mir ein Urteil bilden zu wollen. Dafür ist die Zeit noch nicht reif.“ Estragon erhob sich. „Wir werden es in dieser Nacht eh nicht mehr entscheiden können wie wir vorgehen.“ Insgeheim hatte Estragon schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie es ablaufen würde. Doch er wollte die Magier nicht zu schnell in zuviel einweihen. Noch traute er ihnen nicht ganz. Keine Frage im Punkto Loyalität. Aber was die Fähigkeiten anbetraf, so würden sie sich noch beweisen müssen. Genau wie er es musste. Denn zuviel lag noch im Nebel vor ihnen.
    „Gehen wir schlafen und sehen, was der Tag morgen bringt.“ Damit erhob sich der Schwarzmagier und klopfte seine Pfeife aus. „Gute Nacht.“ Er verließ die kleine Gruppe und stieg in den Laderaum hinab. Dort hängte er eine der Hängematten ein, schwang sich in den Stoff und schlief fast augenblicklich ein. WEICHE! erinnerte sich, kurz bevor ihm der Schlaf tiefer zog. Noch nicht… dachte er ängstlich. Noch nicht…Sein Schlaf war traumlos, aber immer noch konnte er ihn nicht erfrischen.

  9. Beiträge anzeigen #29
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    Estragon ist offline

    Die Grenze zum Wolkenreich

    Estragon schrak hoch, hob die Hände, als wolle er einen Feind abwehren und kippte zur Seite. Die Hängematte, das treulose Ding, drehte sich nur allzu gerne um und schüttete den Schwarzmagier auf den harten Holzboden.
    Estragon erhob sich, klopfte sich ab und setzte seine Brille auf. Seine Robe ließ er unter Deck. Die anderen schliefen noch. Sehr gut, dann hatte er noch ein paar friedliche Minuten für sich. Obwohl die Gesellschaft seiner Gefährten bisher lange nicht so unangenehm gewesen war, wie er sich das vorher ausgemalt hatte. Um ehrlich zu sein, störte es ihn kaum noch.


    Der Schwarzmagier trat auf das Deck. Der Tag war sonnig. Das Schiff wurde von einem guten Wind schnell vorwärts getrieben. Dennoch war es hier, hoch oben, sehr kühl. Estragon hatte nur seine schwarze Seidenhose am Leib. Blass war sein breiter Rücken, das schwarze Haar fiel wie ein dunkler Wasserfall auf weißem Stein in die Tiefe.
    Barfuss tapste er über das Deck. In der rechten Hand hielt er sein Schwert. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Schade, das ich meine Ausbildung bei meinem Meister nicht zu Ende bringen konnte… dachte er, dann klärte sich sein Geist. Jeder Gedanke gefror, jede Idee erstarrte und jede Sorge verblasste, bis alles nur noch aus schwingender Stille zu bestehen schien.
    Dann zog er das Schwert, ließ die Scheide fallen und begann seine morgendliche Übung.
    Er machte zwei schnelle Ausfallschritte auf den Mast zu, wirbelte herum und trieb die Klinge wieder durch die Luft, sich dabei geschwind duckend und nach vorne abrollend. Er kam hoch, pendelte zurück, als wolle er einem gegnerischen Schlag ausweichen und stieß dann wieder vorwärts.
    Fast eine halbe Stunde tanzte er so über das Deck. Er atmete tief durch und steckte sein Schwert zurück in die Scheide.

    Bald schon kochte der Tee. Estragon mit Honig. Rhodgar hatte dieses Gebräu gestern Nacht sehr gemundet. Er hatte gar nicht genug davon bekommen können. Der Schwarzmagier genoss die friedliche Stille, denn kühlen Wind und das Geräusch der flatternden Leinen über sich. Auf einer zu einem Quadratgeschlagenen Decke, saß er im Schneidersitz vor dem Teetopf und hatte sein Schwert auf den Knien ruhen. Das Haar wieder zu einem festen Knoten geschlungen, wartete er darauf, dass seine Gefährten erwachen würden. Sein nackter Oberkörper hebte und senkte sich unter ruhigen Atmemzügen.
    Lange kann es nicht mehr dauern…die Luft…du erkennst dieses Geruch…
    Ja, er erkannte ihn. Aber noch mehr bestärkte ihn das kribbelnde Gefühl unter seinem Magen, das die Hochstadt nicht mehr allzu fern liegen konnte.
    Bald…

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    Renata ist offline
    Estragons Hängematte war bereits leer, die beiden anderen schliefen noch. Renata war wach geworden, als Estragon aus seinem Lager purzelte. Eine kleine Weile später hatte sie dann seinen Schatten auf dem Deck tanzen sehen, wie er immer wieder die durch die Ritzen scheinenden Sonnenstreifen kreuzte und fragte sich, was er da wohl trieb. Lange hielt es sie dann nicht mehr in ihrem bei jeder Bewegung schaukelnden Bett. Das Bündel Hängematten aus dem sie ihre Nachtlager gezogen hatten zeugte davon, dass die Mannschaft dieses Schiffes normalerweise größer war als die vier momentanen Passagiere und viele Eisenringe waren in das Holz getrieben, dort, wo die Hängematten der Mannschaft gehangen haben mochten. Auch hier, am Bug, war deutlich das allgegenwärtige Summen zu vernehmen, das von der kupferfarbenen Kugel im Heck auszugehen schien. Neugierig näherte sich die Magierin dem metallenen Ding. Eine Öffnung konnte sie nicht erkennen, nur so etwas wie Griffe. Nicht einmal Nähte sah sie in dem Metall. Als sie eine Hand auf die Kugel legte, spürte sie auch wieder die Vibration dessen, das dieses Summen hervorrief. Und noch etwas anderes. Schnell zog sie die Hand zurück, als ob sich verbrannt hätte.

    Durch eine Klappe am Bug kletterte sie an Deck. Vor ihr hob sich das vordere Kielende mit kühnem Schwung gegen den Himmel, es wuchs gut einen Meter über die Reling hinaus. Immer noch schien das Schiff gute Fahrt zu machen, die Wolken flogen unter dem Kiel nur so dahin, nur der Schatten, den das Schiff auf die Wolkendecke warf, schien still zu stehen. Am anderen Ende des Decks sah sie Estragon, als sie unter den von der Sonne zum Leuchten gebrachten Segeln Richtung Heck ging, viel ihr auf, wie still das Schiff in seinem Element lag, kein Seegang, kein Schwanken, kein Schaukeln, nichts.

    Der würzige Duft von Estragons Spezialtee stieg ihr in die Nase. „Hast Du einen Schluck von Deinem wunderbaren Tee für eine Reisegefährtin übrig?“ fragte sie ihn und setzte sich mit dem Rücken zur Reling. Estragon nickte und füllte einen Becher. Dann erst bemerkte sie das Schwert. „Du hast trainiert, ich habe vom Lagerraum Deinen Schatten beobachten können und mich gewundert, was Du da machst.“ Der Tee war heiß und köstlich, genau das richtige für diese erste Stunde nach dem Aufwachen.
    Geändert von Renata (24.06.2004 um 18:15 Uhr)

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    Estragon ist offline
    „Ja.“ sagte Estragon nur. Renata pustete in ihren Becher. Der Schwarzmagier wartete auf die Fragen, die kommen mussten, doch zu seiner Überraschung schwieg die hohe Schwarzmagierin und nahm einen Schluck von dem Tee.
    So saßen sie eine Weile da. Estragon erhob sich plötzlich, wippte auf den Fußspitzen auf und ab, um das Blut zurück in die Beine zu treiben und ging dann zu seinem Rucksack. Er kramte kurz darin und zog dann seinen Dolch hervor. Der zweite aus der schwarzen Abtei. Den ersten hatte er irgendwie weggegeben…aber an wen nur? Er konnte sich nicht erinnern.
    „Sagt mir, Renata. Bist du bewaffnet? Wenn ja, womit?“

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    Renata ist offline
    „Naja, außer den Runen - wenn Du die beiden Angriffsbeschwörungen zur Bewaffnung zählen magst – habe ich nur einen kleinen Dolch eingesteckt.“ Der Tee war heiß genug, dass man sich den Mund daran ganz schon verbrennen konnte, war er aber erst im Magen, verteilte sich wohlige Wärme im ganzen Körper. „Warum fragst Du, glaubst Du, dass ich ihn werde benutzen müssen?“

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    Estragon ist offline
    „Nein.“ sagte Estragon. Er glaubte es nicht. Er wusste es. Was ihnen bevor stand, konnte nicht ohne Kampf ablaufen.
    „Nun, ich denke, zwei Dolche sind besser als einer.“ Estragon zog seinen Dolch hervor. „Ziehen, rammen und umdrehen, damit sich die Wunden nicht schließen. Die Klinge ist sehr scharf. Sei vorsichtig. Wenn du ihn wieder rauszieht, nie gerade. Sonst ersparst du deinem Feind Schmerzen.“ Die Brille des Schwarzmagiers war Rot wie das Höllenfeuer.
    „Hier.“ Er übergab die Waffe an Renata. Der Dolch war lang und fast so scharf wie seine Runenklinge. Zum Werfen war er eigentlich zu schwer, doch Estragon riet Renata, im Notfall auch so zu handeln. „Am besten du visierst den Hals oder die Stelle wo Schulter und Hals zusammen laufen an. Dann reiße die Waffe nach vorne weg.“ Und schnell wegtreten, sonst bist du mit Blut durchnässt… verbiss er sich gerade noch.
    Geändert von Estragon (24.06.2004 um 00:15 Uhr)

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    Ehrengarde Avatar von Renata
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    Renata ist offline
    Sprachlos sah sie die Waffe an, die Estragon ihr hinhielt „Für….für mich?“. Ein trockenes Nicken. Als sie die Waffe annahm, fand sie das Heft des Dolches zwar schwer, es lag aber gut in der Hand. Feine Ornamente liefen über den Griff. Die Warnung vor deren Schärfe noch im Ohr, berührte sie die Klinge nicht. Die hatte eine ungewöhnliche Form, eine Form, die wohl darauf abzielte, größtmöglichen Schaden anzurichten. Die Barbierin in ihr konnte sich die Verletzungen, die diese mit zwei Spitzen versehene Klinge anrichten mochte, gut vorstellen und schauderte.
    "Ich danke Dir, das ist eine sehr kostbare Waffe. Einen Dolch mit einer so außergewöhnlichen Klinge habe ich noch nie gesehen. Und der, der den Heft gestaltet hat, muss ein wahrer Künstler gewesen sein. Das ist die Waffe eines Kriegers. Ich werde ihn gleich an meinen Gürtel stecken, mich an seiner Schönheit erfreuen und dabei hoffen, dass ich ihn nie zu dem Zweck benutzen muss, für den er erschaffen wurde. Doch wenn ich ihn benutzen muss, werde ich hoffentlich nicht zögern, es zu tun" Ein letztes Mal betrachtete sie die aufwendige Arbeit, nickte dankend zu Estragon herüber, steckte den Dolch zurück in seine Lederscheide und befestigte diese am Gürtel. Unter Waffen. Sie also jetzt auch.

  15. Beiträge anzeigen #35
    Held Avatar von Rhodgar
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    Rhodgar ist offline
    Rhodgar kauerte hinter einem der Fässer, die so an Deck herumstanden, und versuchte gespannt alles aufzufassen, was Estragon und Rena miteinander beredeten. Nicht, weil es ihm Spaß machte, andere Menschen ihrer Gespräche zu belauschen, sondern einfach und alleine aus dem Grund, da er die Vermutung hatte, dass Estragon mit der Magierin ein wenig anders redete, als gegebenfalls mit ihm selbst. Natürlich redete man mit Frauen immer anders, doch darauf wollte Rhodgar gar nicht hinaus. Ihm ging es darum dass er das Gefühl hatte, dass Estragon zu Rena bereits ein wenig mehr Vertrauen gewonnen hatte, als es bei ihm der Fall war, wenn es bei dem Schwarzmagier überhaupt möglich war, von etwas wie Vertrauen zu sprechen, wurde doch jeder Hauch desselben schon alleine durch den Blick in seine farbenwechselnden Augengläser weggewischt.
    Konnte ein Mann wie Estragon überhaupt Vertrauen zu jemanden finden? Wusste er überhaupt, was das war? Aber die größte Frage war ganz nebenbei sowieso: Konnte man Estragon vertrauen?

    Ja, Rhodgar konnte. Über diesen Zug des hohen Schwarzmagiers mochte man mit gutem Recht geteilter Meinung sein. Die Fähigkeit zu vertrauen, das war schon etwas Feines und Gutes. Doch war es mindestens genauso wichtig darauf zu achten, dass man dieses Privileg nicht willkürlich verteilte. Und das war bei Rhodgar leider des Öfteren der Fall.
    Aber er hatte genug gelauscht. Und außerdem lag ihm schon seit einiger Zeit dieser unglaublich umhauende Duft dieses Göttergetränkes in der Luft. Zeit für das Frühstück.
    Er lugte hinter dem Fass hervor, erhob sich, und schritt auf seine Freunde zu.
    "Nun, da ihr euch so wundervoll über dieses doch recht bemerkenswerte Exemplar von Schmiedearbeit ausgelassen habt, komme ich endlich zu der Gelegenheit, euch einen guten Morgen zu wünschen."
    Er erhielt einen gütigen und wärmenden Blick von Rena, und, wie konnte es auch anders sein, ein nüchternes Nicken auf Seiten von Estragon. Aber er gab sich damit zufrieden, und widmete seine Aufmerksamkeit nun voll und ganz dem Tee, den er sich gierig in seine Tasse füllte.

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    Schwertmeister Avatar von Seraphin
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    Seraphin ist offline
    Seraphin war gerade aufgewacht und spürte, wie sein Magen sich zu Wort meldete. Langsam begab er sich in eine sitzende Position wobei die Hängematte seine unsicheren Anstrengungen mit einem mahnenden Schwanken quittierte. Doch sie hatte Nachsicht mit dem Stabkämpfer welcher sich noch nicht so oft in einer solchen Bettstatt befunden hatte. Seraphin musste zugeben, das der Schlaf in dem weichen Stoff angenehm und absolut entspannend gewesen war. Die Matte war während der Nacht jeder seiner Bewegungen gefolgt und hatte sich perfekt seinen Körperformen angepasst. Er überlegte ernsthaft, irgendwann vielleicht in das Piratenlager zu marschieren und sich nach einer solchen Hängematte umzuschauen.

    Jetzt kramte er ausgeruht und zufrieden ein bisschen Trockenfleisch und Brot aus dem Proviantbeutel welchen ihm die Dämonen mitgegeben hatten. Dazu trank er ein bisschen von dem fantastischen Wein des Kastells und genoss die herrliche Ruhe welche nur ab und an von einem leisen Knarren des Holzes unterbrochen wurde. Während er sein Frühstück genoss dachte er noch mal über Estragons Worte nach. Der kühle Schwarzmagier schien dort in eine wirklich große Sache geschlittert zu sein, immerhin sprach er von einer gesamten Stadt, irgendwelchen korrupten Priesterkasten, aufständischen Lords und einem unterwanderten König. Es sah aus, als ob sie da in etwas reingezogen würden was vielleicht zu groß für sie werden konnte…

    Seraphin verscheuchte de Gedanken bevor er es zuließ, dass sich etwa eine all zu große Portion Zweifel in seinen Geist schleichen würde. Egal wie er es drehte und wendete, er war ohnehin schon mittendrin und, was wichtig war, er hatte seine beiden besten Freunde an der Seite. Außerdem schien Estragon dieselbe Entschlossenheit wie Hilias zu besitzen, wenn nicht noch mehr und Seraphin spürte das Einiges in dem schweigsamen Schwarzmagier steckte. Aber auch Einiges, was ihm vielleicht nicht so gut gefallen würde. Doch jetzt waren sie auf ihn angewiesen, so oder so, und Seraphin hoffte ihn wenigstens noch ein bisschen besser kennen zu lernen. Er schien zu wissen, dass sie kämpfen würden, sonst hätte er nicht danach gefragt was sie konnten. Einen Moment musste Seraphin grinsen als er an seine Antwort dachte. Ein bisschen mit dem Stab umgehen… Aber sie würden schon früh genug sehen, was dieser Satz bedeutete und der Stabkämpfer freute sich insgeheim auf die verblüfften Gesichter seiner Freunde. Endlich stand er ihnen in nichts nach und er hatte vor, in diesem Abenteuer an vorderster Front zu streiten, wenn es denn nötig war. Dieses Mal musste sie ihm mit ihrer Magie den Rücken decken und er würde sich den Feinden entgegen werfen. Und dazu war er fest entschlossen, nicht um sonst hatte er so hart trainiert und immer weiter gehofft, sich verbessert und gekämpft bis sein Meister ihn endlich für würdig erachtet hatte. Nein, diesmal würde er sich nicht im Hintergrund halten. Diesmal nicht.

    Mittlerweile hatte Seraphin sein Frühstück beendet und schritt gesättigt und ausgeruht ans Oberdeck. Als er die hölzerne Tür öffnete wusste er nicht, ob es Morgen oder Abend war. Genau so wenig wusste er, wie lange sie schon unterwegs waren. Er hatte einfach jegliches Zeitgefühl verloren, aber wie sollte er das schon behalten wenn sich selbst der Lauf der Sonne plötzlich änderte? Während er sich umsah vernahm er stimmen und sein Blick erfasste schließlich Rhodgar, Rena uns Estragon welche sich angeregt zu unterhalten schienen. Langsam begab Seraphin sich ebenfalls dazu und stoppte schließlich neben Rena und ihrem schweigsamen Anführer, dessen Augen wie immer hinter den ausdruckslosen und stetig ihre Farbe wechselnden Gläsern verborgen waren. Rena wandte ihren Kopf und bot ihm eine Tasse dampfenden Tee an den er dankbar entgegen nahm. Vorsichtig trank er einen Schluck von dem leckeren Gebräu bevor er das Wort an Estragon richtete.

    „Guten Morgen Estragon,“ noch immer war Seraphin sich nicht ganz sicher ob es auch wirklich Morgen war, „.darf man erfahren wann ihr glaubt in Laiér anzukommen? Nicht das es mir auf dem Schiff nicht gefällt, trotzdem interessiert es mich ab wann zumindest Achtung geboten ist.“

    Der Schwarzmagier nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher und wartete auf Estragons Reaktion.

  17. Beiträge anzeigen #37
    Ritter Avatar von Estragon
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    Estragon ist offline
    Der Schwarzmagier erwiderte den Gruß. "Ich denke ende dieser Nacht, vielleicht auch schon früher."
    Er betrachtete den jungen Magier Seraphin etwas eingehender. "Du bist also Stabkämpfer?" fragte er und nahm seine Pfeife auf. Bald schon dampften kleine Rauchwölkchen über das Deck.
    Seraphin nickte.
    "Nun, dann hab etwas für dich. Ein Leihgabe, mit der ich noch nichts anzufangen vermag." Er erhob sich und trat an die Reling. Renata und Rhodgar beobachteten die Szene genau.
    Jetzt standen sich die beiden Magier gegen über. "Hier." sagte Estragon zog etwas von seinem Rücken. Er warf es Seraphin zu, dieser fing es in einer fließenden Bewegung. "Das ist doch..." Seraphin hielt inne.
    "Ja." Estragon lächelte dünn.
    "Rhodgar, würdest du mir einen Gefallen tun?"
    Der angesprochene schaute auf.
    "Beschwör mir ein paar Skelette. Ich will wissen, wozu meine Waffe im Stande ist. In seinen Händen kann sie sicher großes wirken."
    Rhodgar sah unsicher zu Renata, diese zuckte die Schultern.
    Seraphin starrte immer noch gebannt auf den Stab, den er hielt.
    "Rhodgar!" bellte Estragon, diesmal fordernd.
    DEr hohe Schwarzmagier erhob sich und zog seine Rune hervor. Er murrelte etwas.
    Estragon lehnte sich lässig gegen die Reling und nippte an seinem Tee.
    "Seraphin? Darf ich bitten? Schafft das untote Gesindel mir vom Hals." sagte er und wies auf Rhodgar, der gerade richtig in beschwörungslaune kam.
    Geändert von Estragon (24.06.2004 um 03:47 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Seraphin
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    Seraphin ist offline
    Gebannt starrte Seraphin auf den Stab in seinen Händen. Das konnte doch einfach nicht sein. Wie war Estragon an den Speer von Veltrin, dem Krieger der wilden Länder Gorthars gelangt? Und er war es, ganz sicher, wenn auch die Klinge fehlte. Aber das massive, dunkle Holz schien noch immer etwas von der Wildheit des groben Hünen auszustrahlen und Seraphin glaubte ihn plötzlich wieder vor sich zu sehen. Die langen, dunklen Haare und die harten Züge des Kriegers, ihres Anführers, der sie schon viel zu früh verlassen hatte um ihr Weiterkommen mit seinem Tod zu bezahlen. Wieso bloß kamen auf dieser Reise so viele Erinnerungen in ihm auf? Estragon war Schuld, ganz einfach. Und umso wichtiger war es, das er den Schwarzmagier mit den seltsamen Augengläsern begleitete und erfuhr, welche Rolle er in diesem, scheinbar noch viel größer als erwarteten Stück des Schicksals spielte.

    Doch jetzt galt es, ein paar neugierigen Gesichtern das Staunen ins Gesicht zu meißeln. Und plötzlich erschien ein überlegenes Grinsen in Seraphins Gesicht während er den Stab demonstrativ in der Hand wog und feststellte, dass er gut ausbalanciert war und sich nicht groß von seiner gewohnten Waffe unterschied. Estragons Worte schienen ein kriegerisches Echo in seinem Kopf zu hinterlassen und der Schwarzmagier spürte, wie sich all seine Sinne schärften und die süßen Fäden der Kampfeslust in seine Glieder fuhren. Schließlich sah er Estragon direkt in die ausdruckslosen Augengläser welche jetzt in einem kalten Grün schimmerten.

    „Nun, wenn ihr wollt, gerne. Ich sollte sowieso meine Übungen nicht vernachlässigen.“

    Und wie zur Bestätigung wurde Estragons schweigsames Nicken mit einem Rumpeln, gefolgt von dem Geräusch knöcherner Füße auf hartem Holz untermalt. Seraphin drehte sich zu dem beschworenen Krieger um, welcher ihn jetzt aus leeren Augenhöhlen abschätzend zu betrachten schien. Dann grinste der Stabkämpfer kalt und ein Leuchten trat in seine Augen.

    „Zeig was du kannst.“

    Gab er Rhodgar über seine Schulter zu verstehen, ohne den Blick von seinem untoten Gegner abzuwenden. Der hohe Schwarzmagier schien zu Zögern und nicht Recht zu wissen, ob er seinen, augenscheinlich jetzt viel wahrhafteren Freund einfach so angreifen sollte. Dann hörte Seraphin ihn schelmisch antworten.

    „Darauf kannst du wetten.“

    Nach diesem Satz ließ Seraphin elegant seinen Stab kreisen und begab sich ruhig in Kampfhaltung. Keine Sekunde zu früh, denn Rhodgar schien es kaum erwarten zu können und der knöcherne Krieger stürmte mit erhobenen Schwert und herausfordernd klappernd auf den Stabkämpfer zu. Seraphin blockte den ersten Schlag des gewaltigen Zweihänders direkt über dem Kopf und meinte einen erschrockenen Laut von Rena hinter sich zu hören. Doch davon ließ er sich nicht ablenken denn sein Gegner ließ ihm keine Zeit um sich umzudrehen. Aber genug, um ihm eine blitzschnelle Kombination von kräftigen Schlägen direkt gegen den Brustkorb zu hämmern. Mit einem hässlichen Geräusch brachen zwei der verblichenen Rippen und fielen klappernd zu Boden während in dem leeren Antlitz ihres Besitzers einen Moment so etwas wie Verwunderung aufzublitzen schien. Dann folgte der nächste Schlag dem Seraphin mit einem schnellen Schritt auswich und ein wenig Abstand von dem Skelett nahm. Die gewonnene Zeit langte um einen Blick in Rhodgars verbissenes Gesicht zu erhaschen, bevor der hohe Schwarzmagus seine Kreatur wieder in den Kampf schickte. Diesmal versuchte der untote Streiter Seraphins Hüfte glatt zu spalten aber der Stabkämpfer blockte auch diesen Schlag und zurück blieb einzig ein langer Spalt in den Planken des Schiffes. Jetzt war Seraphin wieder am Zug und ließ einen Hieb auf das Bein des Kriegers folgen, allerdings nicht stark genug um es zu brechen. Trotzdem waren die folgenden Schritte von einem sichtbaren Hinken begleitet während die untote Kreatur Seraphin langsam an den Rand des Schiffes folgte und dabei immer noch einen Schlag nach dem anderen mit seinem Schwert ausübte, welche Seraphin einen nach dem anderen ablenkte und im Nichts verpuffen ließ. Dem nächsten Hieb wich er wieder aus, die gewaltige Klinge fuhr mit einem splitternden Geräusch in das Holz der der Reling und die Splitter flogen wie kleine Geschosse durch die Luft.

    Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut registrierte Seraphin wie sich eine der kleinen Spitzen tief in seine rechte Wange bohrte. Doch der Schmerz war zu klein um es wert zu sein, ihm länger als einen Augenblick seine Aufmerksamkeit zu schenken. Diese sparte er sich lieber für denjenigen, der dafür verantwortlich war und gerade seine Klinge aus der Reling zerrte. Doch langsam spürte Seraphin wie ihm der Geduldsfaden riss und der unterschwellige Schmerz in seiner rechten Gesichtshälfte trug ebenfalls nicht dazu bei, dem knöchernen Diener eine weitere Gnadenfrist zu gewähren. Währenddessen schien sein Gegner die Gefahr nicht wirklich zu erkennen welche da in Form eines huttragenden, an der rechten Wange blutenden und jetzt grimmig lächelnden Schwarzmagiers vor ihm stand. Seraphin stand jetzt mit dem Rücken zu Reling und auf den ersten Blick sah es so aus als hätte sein Gegner ihn in die Ecke gedrängt. Doch Seraphin wusste es besser. Fast gelangweilt blockte er den nächsten Schläge seines Gegners und schritt immer weiter Rückwärts auf den Rand des Schiffes zu bis er das harte Holz in seinem Rücken spürte. Mit einer schnellen Bewegung blockte er den nächsten Schlag und nahm sich vor den gewonnen Augenblick zu nutzen um den Kampf endgültig zu beenden. Zum Glück kannte die Kreatur keine Gefühle sonst hätte der nächste Augenblick ihr wahrscheinlich sehr, sehr weh getan.

    Blitzschnell und mit einer wütenden Kraft rammte er dem Skelett die Spitze des Stabes in den Brustkorb. Knochen splitterten und der Schädel des Krieger ruckte ungläubig herum während er das massive Langholz betrachtete, welches gerade drei seiner Rippen und die stützende Wirbelsäule zu weißen Splittern verarbeitet hatte. Doch Seraphin ließ ihm keine Zeit zu trauern. Und das Skelett schien in den letzten Sekunden seines kurzen Besuches in der Welt der Lebenden zu begreifen, was der Schwarzmagier vor seinen leeren Augenhöhlen vorhatte. Nicht das es ihm noch etwas genutzt hätte.

    Mit einem Ruck brach Seraphin dem Skelett auch noch zwei weitere Rippen, dann packte er das Ende des Stabes fester und riss ihn in die Höhe. Der Knochenkrieger verlor den Boden unter den Füßen und wurde kurz danach mit einer brutalen Wucht gegen den massiven Mast des Schiffes geschleudert. Der Schädel des Untoten löste sich vom Rumpf, welcher immer noch seltsam verrenkt auf dem Stab des Schwarzmagiers steckte und rollte seinem „Beschwörer“ vor die Füße. Rhodgars Augen weiteten sich ungläubig als er verzweifelt versuchte, die armseligen Reste seiner Kreatur noch zu kämpfen zu bewegen aber außer einem krampfhaften Zucken brachte der kopflose Knochenhaufen nichts mehr zu Stande. Langsam, fast beschwörend schritt Seraphin auf die Reeling zu. Der Schwarzmagier grinste noch einmal kalt, dann holte er weit aus und riss den Stab wuchtig über seinem Kopf in die Höhe. Die knöchernen Reste des Kriegers lösten sich klappernd von dem massiven Holz bevor sie im hohen Bogen und hilflos zappelnd über den Schiffsrand ins Nichts hinaus seglten. Seraphin sah boshaft grinsend den immer kleiner werdenden Überresten seines Gegners hinterher. Irgendwo in einem kleinen Dorf von Myrtana würde es jetzt Knochen regnen, wahrscheinlicher aber wahr, das sie noch zu Staub zerfielen bevor sie überhaupt unten ankamen.

    Plötzlich herrschte wieder Stille auf dem Oberdeck, nur unterbrochen von Seraphins Schritten die sich jetzt langsam Rhodgar näherten. Sein Freund hatte den Schädel seiner Kreatur aufgehoben und sah ihn jetzt mit einer Mischung aus Trotz aber auch einer Spur Bewunderung an. Seraphin sagte nichts sondern nahm ihm den Schädel des Skelettes aus den Händen. Nur einen Moment später löste sich der Knochen zischend auf und zurück blieb nur eine Hand voll grauer Staub, welche Seraphin demonstrativ zwischen seinen Finger zerrieseln ließ.

    „Netter Kampf.“

    Grinste er und zwinkerte seinem verblüfften Freund kurz zu, bevor er sich an Estragon wandte.

    „Eine gute Waffe von einem starken Krieger. Ohne Frage einzigartig und auch ohne Klinge immer noch mehr als tödlich. Sofern man weiß, wie man damit umgeht. Haltet sie in Ehren, Estragon, allein die Kenntnis um ihren früheren Besitzer sollte euch dazu bewegen.“

    Mit diesen Worten ließ er den Stab noch einmal demonstrativ kreisen, dann fuhr er fort.

    „Würde es euch was ausmachen wenn ich ihn vorerst behalte?“

    Estragon verneinte knapp und Seraphin verstaute das Langholz mit einer fließenden Bewegung auf seinem Rücken, bevor er weitersprach.

    „Ich danke euch und verspreche, gut auf sie aufzupassen.“

    Nach diesem Satz setzte sich der Stabkämpfer ruhig auf eine der herumstehenden Kisten und wischte sich beiläufig das hervorquellende Blut von der Wange.

  19. Beiträge anzeigen #39
    Ehrengarde Avatar von Renata
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    Renata ist offline
    Nicht dass sie je Zweifel daran gehabt hätte, wie der Kampf ausgehen würde - denn schließlich kämpfte hier Freund gegen Freundes Stellvertreter - ein paar mal sah es doch recht haarig für Seraphin aus, wovon ja dann auch die Kratzer an der Wange zeugten. Um ihre Füße hatte sie zeitweise mehr Angst gehabt, als die Kämpfer allzu nahe an die Zuschauer herangekommen waren. Das war ein elegantes Kämpfen, fand Renata, einem Magier angemessen. Wie der Stab mit dem einen Ende blockte und aus dem Schwung heraus mit dem anderen Ende zum Schlag, zum Angriff ausholte, das hatte Raffinesse. Und die runden Bewegungen machten das ganze so erfreulich anzuschauen - zumindest so lange, wie es wie hier ein freundschaftliches Gegenübertreten war. Grund genug, dem siegreichen Seraphin zu applaudieren.

    Rhodgar versprach dann gleich, beim nächsten Mal auf einen stärkeren Kämpfer aus dem Reich der Toten und Untoten zurück zu greifen und "für den Kratzer auf der Backe kriegst Du kein Heilkraut, behalte die Schmarre als Trophäe". Ein paar freundschaftliche Kabbeleien folgten noch, Titel wie "Stockhansel" oder "Blödmann" oder ähnliches wechselten die Besitzer, aber alles mit einem Lachen und ohne es ernst gemeint zu haben. Bei dieser Tollerei schienen sie alle den Sinn der Übung vergessen zu haben: die Wehrhaftigkeit eines der Gefährten auszuloten, zu prüfen, wie er im Kampf einzuschätzen ist. Wohl alle außer Estragon, dessen war sich die Magierin sicher.

    "Mir ist ganz komisch zu mute: irgendwie möchte ich, dass die Fahrt auf diesem Schiff noch lange dauert, andererseits kann ich es nicht erwarten, dieses Stadt zu sehen, von der Du erzählt hast."

    Sie hatten gestern bis in die Nacht hinein gesprochen, heute lange geschlafen und das vermeintliche Frühstück war in Wahrheit ein spätes Mittagessen gewesen. Und mit dem Schaukampf und der Alberei hatten sie den Nachmittag hinter sich gebracht. Die Sonne schickte sich schon wieder an, unter die Wolkendecke abzutauchen. Nur ein paar Stunden noch.
    Geändert von Renata (26.06.2004 um 16:04 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #40
    Ritter Avatar von Estragon
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    Estragon ist offline
    Der junge Seraphin war gut. Er würde ein starker Verbündeter sein. Doch natürlich hatte Rhodgar sich zurück gehalten. Das war zu sehen gewesen. Aber Estragon war dennoch sehr erleichtert. Jetzt wusste er, dass er im Kampf, notfalls nicht allein dastehen würde.

    So saßen sie noch eine Weile, die Sonne ging ihren gewohnten Lauf. "Seltsam, mir kommt es vor, als würde die Sonne heute schneller verschwinden." sagte Rhodgar und schüttelte den Kopf. "Verrückt, ich weiß, aber..."
    "Nein, mir geht es ähnlich." sagte Seraphin plötzlich. Estragon schaute auf, der Sonne entgegen. Er lächelte.
    "Das kommt daher, dass eure Augen nur die halbe Wahrheit verkünden."
    "Wie meist du das?" fragte Renata.
    Estragon zog die Brille von den Augen, die sofort glasklar wurde.
    "Hier." Er reichte die Brille an Rhodgar weiter. Der hohe Schwarzmagier bekam leuchtende Augen. Zögerlich setzte er sie auf. Renata schaute weg, sie schien sich immer noch nicht an Estragons Augen gewöhnt zu haben. Seraphin starrte Unverholen den Krautkauer an.
    "Woao!" Rhodgar hatte das leichte Metall über das Gesicht gezogen.
    "Wie könnt ihr damit nur sehen?" fragte der hohe Schwarzmagier.
    "Gewöhnungssache." antwortete Estragon und leerte seinen Becher.

    „Schau zur Sonne.“ wies er Rhodgar an. Der folgte der Anweisung. „Moment mal!“ rief nach einem Augenblick, erhob sich und ging zu Reling. „Sind das Berge?“
    „Mehr noch.“ grinste der Schwarzmagier und stopfte seine Pfeife neu.
    „Die Hochstadt?“ Seraphin erhob sich. „Kann sie es schon sein?“ fragte der Stabkämpfer.
    „Sie kann und sie ist es.“ Estragon ging vor zum Bug. Seine Gefährten folgten ihm. „Was passiert jetzt?“ fragte Renata und stellte sich waghalsig auf das Geländer der Reling. Seraphin hielt sie fest, Rhodgar hängte sich an den Tauen ein und beugte sich weit vor. Estragon bekam seine Brille wieder und setzte sie auf.
    „Das wird sich zeigen, wenn das Schiff dort uns erreicht hat.“ sagte er mit einem dünnen Lächeln.
    Die anderen sahen ihn erschrocken an. „Dort.“ Estragon deutete auf den Horizont. Die Sonne war nun wirklich versunken und man konnte jetzt auch ohne Brille die Klippen und Bergspitzen ausmachen. Doch weder Mauern noch ein Schiff.
    „Deine Augen müssen vortrefflich sein, Schwarzmagier.“ meinte Seraphin legte die Hand über die Augen und versuchte krampfhaft etwas zu erspähen.
    „Ihr werdet es sehen. Wenn sie uns morgen sehen.“ Estragon verließ den Bug und setzte sich wieder vor den Teekessel. Seine interessanten neuen Begleiter blieben am Bug stehen.

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