Mitten im Dorf Vracun gab es den Brunnen, erbaut vor vielen Jahren, häufig genutzt und wenig beachtet. Jorge bemerkte ihn erst, als er dagegenstieß. Er sah ihn sich kurz an und schenkte ihm dann keine Aufmerksamkeit mehr. Sein Blick schweifte umher und versuchte vergeblich im dichten Nebel etwas zu erkennen. Dabei war er doch schon oft hier gewesen und hatte seinen Bruder besucht, der das Wirtshaus im Dorf besaß.
Jorge seufzte, drehte sich einmal im Kreis, in der Hoffnung irgendeinen Hinweis auf das Wirtshaus ausmachen zu können und seufzte noch einmal. Erst jetzt wurde ihm sein Durst bewusst und er wandte sich wieder dem Brunnen zu, der seltsam klar aus dem Nebel herausstach. Er beugte sich gerade über den Brunnen, als er die Anwesenheit einer anderen Person spürte. Jorge fuhr auf und drehte sich um. Er sah ins Gesicht eines älteren Mannes.
"Sei gegrüßt, mein Junge."
Bis sich Jorge daran erinnert hatte, dass ihn ältere Männer grundsätzlich immer "mein Junge" nannten, vergingen einige Sekunden.
"Sei gegrüßt", sagte Jorge, "wo ist hier das Wirtshaus?"
"Wirtshaus?" Der Alte sah plötzlich sehr verwirrt aus.
"Das Wirtshaus ´Zur blauen Hasenzehe´, gibt es seit ungefähr 17 Jahren hier, wurde vor vier Jahren von meinem Bruder übernommen und erhielt letztes Jahr den Preis für besonders schnelle Kakerlakenbeseitigung in der Küche", erläuterte Jorge.
"Hmm", sagte der Alte, "kenn ich nicht. Aber wenn du mich jetzt zum Brunnen lassen würdest."
Noch bevor Jorge zur Seite trat, wusste er, dass er im nächsten Moment auf einen glitschigen Stein treten, ausrutschen und auf den harten Pflastersteinen auftreffen würde.
Hätte der Obsthändler genau diesen Stein nicht vor zwei Tagen weggetreten, Jorge hätte Recht behalten. So musste sich sein Schuh mit dem noch glitschigeren Ast begnügen, den sich der Holzfäller erst gestern aus den Haaren gestrichen hatte, als er am Brunnen vorbeikam.