-
Irgendwie amüsierten den Ergrauten die Blicke, die der junge Hiroga ihm zuwarf. Es war deutlich zu sehen, wieviel Mißtrauen in ihm steckte und das er dem ehemaligen Gardler nicht gerade viel Sympatie entgegen brachte. Der junge Kerl konnte doch von Glück sprechen, wenn er die gute Seite des Meisterdiebes erlebte, denn dieser konnte auch anders. Also sollte er sich auch darüber freuen, wenn Bardasch über etwas, wie seinen Stolpler lachte, aber das waren alles Dinge, die Hiroga nicht wissen konnte, kannte er den Ergrauten einfach nicht gut genug, um zu wissen, das in ihm der Jähzorn in Person steckte und die Laune des Nomaden jeden Moment umschlagen konnte.
Eine ganze Weile waren sie schon unterwegs... die junge Gardlerin, die vor dem Ergrauten auf dem Pferd saß und nach anfänglichen Zweifeln mittlerweile einen sicheren Eindruck machte, Hiroga, der schweigend neben dem Hengst herschritt und dies stattliche Tier immer wieder bestaunte und Bardasch, der seine Augen wachsam über das flache Land wandern lies, um auf mögliche Gefahren schnell reagieren zu können. So ein Pferd hatte nicht nur den Vorteil, das man sich auf ihm schnell und bequem fortbewegen konnte, sondern das man erhöht sitzend einen weiten Blick genoss. Der Nachteil war aber auch, das man selber leichter zu entdecken war. Bisher schien alles ruhig – eine kleine Gruppe Wölfe konnte man sehen, die aber weit genug entfernt waren und somit keine Gefahr darstellten. Die Sonne schien vom Himmel und nur ein seichter, aber kühler Wind wehte über das Land.
Bardasch lies seinen Blick nun auf das Haupt der jungen Frau sinken und betrachtete es genau. Ihre schulterlangen dunklen Haare waren von dem Wind zerzaust, das Bardasch ohne darüber nachzudenken, die Zügel der einen Hand in die Andere drückte, um nun mit der frei gewordenen Hand ihr die Haare glatt zu streichen. Herunter fallen konnte sie durch diesen Griffwechsel nicht, hatte er seinen anderen Arm immer noch so um ihre Taille geschlungen, das seine Zügel haltende Faust ihren Bauch fest berührte. Er spürte, wie Neraida durch die sanfte Bewegung, die sie auf ihrem Kopf wahr nahm, zusammen zuckte. „Entschuldige... ich wollte Dich nicht erschrecken. Dein Haar wehte mir ins Gesicht“, schwindelte er und nahm seine Hand nun soweit runter, das sie auf seinem Oberschenkel zum liegen kam und der Weg bis zu ihren Schenkeln nicht mehr weit war.
-
Es war doch noch ein schöner Tag geworden und die Strahlen der Sonne hatten die anfängliche Kälte schnell vertrieben. Oder war es die Nähe zum Gauner, die ihr Wärme spendete? Bei dem Gedanken lief Neraida ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie wollte gar nicht weiterdenken.
Das Reisen auf Simúns Rücken war wesentlich angenehmer, als selbst über die Felder, Steine und Wiesen zu laufen. Sie war Hiroga sehr dankbar dafür, dass er immer noch bereit war, neben ihnen herzulaufen und noch nichts davon gesagt hatte, dass er nun gerne auf dem Pferd sitzen würde. Neraida ließ ihre schmerzenden Füße an einer Seite herunterbaumeln und versuchte sich abzulenken.
Verträumt hatte die junge Frau dem Wolfsrudel zugeschaut, während es über die Wiesen gerannt war. Von weitem hatten die Tiere friedlich und harmlos gewirkt und Neraida hatte sie gerne betrachtet, solange sie noch im Blickfeld waren. Was sie wohl für ein Fell hatten? Fühlte es sich so sanft wie Simúns an, oder war es ungezähmter? Von dem Leben in der Wildnis war es bestimmt gezeichnet und dreckig, doch Neraida würde gerne wissen, wie es sein würde, über das Fell eines Wolfes zu streicheln. Zwar kannte sie Wolfsfelle, die die Jäger mitbrachten und das für Kleidungen gebarucht wurde, doch wie war das wohl bei lebenden Tieren?
Die kleine Gruppe kam an einem großen Baum vorbei, der einsam in der Landschaft stand. Er war kahl und hatte all seine Blätter verloren und auf Neraida machte er einen traurigen Eindruck. Ganz offensichtlich war der Baum tot und streckte seine schmucklosen Äste wie drohende Finger in die Luft. Mitten in dem alten Stamm war ein großes Loch, in das kein Licht drang. Vermutlich hatte sich irgendein Tier im Innern des Baumes einen Unterschlupf gebaut und dort Schutz vor dem Wetter gesucht. Nun sah es aus wie eine Wunde, die das Leben des Baums beendet hatte.
Sie waren gerade auf einer Höhe mit dem Loch, als ein schriller Laut sie aufschreckte. Simún wieherte verängstigt und auch Neraida war das Herz in die Hose gerutscht. Plötzlich kam aus dem Loch im Baum ein schneller, schwarzer Schemen hervorgeschnellt, der dich am Schädel des Pferdes vorbeiraste. Panisch hob Simún seine Vorderläufe hoch, während der dunkle Vogel davonflog. Das Pferd riss wie von Sinnen den Kopf herum und Neraida konnte die vor Schreck geweiteten Augen sehen. Der Vorderbau des Pferdes hob sich immer höher und Neraida schrie ängstlich auf. Da ihre Beine nur von einer Seite herunterhingen, drohte sie rücklings herunter zufallen. Simún stieg immer höher und hatte seine Hinterläufe gestreckt.
Plötzlich umschlossen Neraida kräftige Arme und drückten sie an einen muskulösen Körper. Bardasch riss sie nah zu sich heran hielten sie fest an sich. Seine Arme hatten sich um ihre Brüste und die Hüfte gelegt und hielten noch die Zügel mit den Händen.
" Ruhig, Simún.!" redete Bardasch beruihgend auf sein Pferd ein und das Tier senkte wieder seine Vorderläufe zum Boden.
-
Nun ging es also an die Prüfung. Das Kämpfen beherrschten die beiden, nur der Schildkampf war das wichtigste. Ein Rudel von Wildschweinen, wobei es nur drei Tiere waren, stand mitten im Wald und wartete nur darauf bekämpft zu werden. Sein Mitschüler hielt sich beim Gehen schon etwas zurück, da er anscheinend ein großes Herz für Tiere hatte - dem Aufseher allerdings war das völlig egal, er zog sein Schwert, sowie das Schild und lief los. Der Mitschüler sah sich kurz um und kam sofort hinterher. Der Marsch mit Schild dauerte nicht lang und schon standen die beiden auch schon direkt vor den Wildschweinen, zwei von ihnen gingen ein wenig zurück, der dritte allerdings blieb stehen. Das Laufen mit dem Schild durften die beiden ja einen Tag lang extra lang üben, so das das hier kein Problem mehr darstellte. Nun schien es los zu gehen. Farmar passte gut auf, dass er auch das Schild benutzte denn sonst würde die Prüfung als nicht bestanden gelten und das wollte er ja nicht. Ein kleines >>Los gehts<< kam noch aus seinem Mund und so begann der Kampf, dass Schild war die ganze Zeit über aufrecht, er versuchte die Attacken gut abzuwehren. Dennoch durfte er das angreifen nicht vernachlässigen, was er so gut versuchte wie es nur ging. Als schließlich ein Wildschwein von hinten angelaufen kam lag er auch kurze Zeit am Boden. Dieser Überraschungsangriff von einem Wildschwein vorne und einem zweiten hinter ihm war ein wenig unerwartet, denn auch der Mitschüler kämpfte und konnte nicht einmal warnen. >>Verdammt<< murmelte er und stand wieder auf, kurz konnte er seinen Mitschüler beobachten, der mittlerweile ordentlich mitkämpfte. Die drei Biester niederzuschlagen war eigentlich gar nicht so einfach, vor allem da man genau aufpassen musste sich zu verteidigen und da die Kreaturen nicht gerade langsam waren, ganz im Gegenteil: Sie waren recht flink. Kurz versankt er in den Erinerrungen der letzten Tage. Wie er von meist Mittag an bis Abends mit Schattengreif und Sandman da stand und übte. Wie er durch halb Vengard rannte und übte. Der Trainingskampf, die Stichattacken.
Schnell riss es ihn wieder aus den Gedanken. Nach dem das erste Biest am Boden lag konnte es weitergehen. Nun hieß es Schattengreif gegen ein Tier und Farmar gegen ein Tier. Der Kampf war ausgeglichen und sofort lag das nächste Tier am Boden, diesmal der Gegner des Mitschülers. Schnell gab es noch einen letzten Schlag der beiden, welcher fast Zeitgleich das Schwein traf. Der Gegner lag am Boden, dass Schwert und das Schild konnte eingesteckt werden. Der Kampf war erfolgreich absolviert, doch fiel die Beurteilung des Lehrmeisters ebenso aus? Schnell durchgeatmet gingen die beiden zurück - der Kampf war vorbei...
-
Der Jüngling arbeitete die ganzen Tage an seiner Nußschale, dieser brauchte er um nach Jharkendar zu kommen... Ein paar Tage vorher bekam er die Aufgabe von seiner Mentorin nach Jharkendar zu reisen und dort für sie das Alphabet der alten Schrift zu übersetzen und gleich noch sich selbst verschiedene Zauber sich selbst bei zu bringen, die Zauber zeigte Noreia ihm aber vorher, damit er sich ungefähr vorstellen konnte wie sie funktionieren.
Ein paar Tage später ging er an den Strand zurück wo er damals sein Boot liegen lassen hat, als er es vor fand, war es fast zerstört und lag in vielen kleinen Einzelteilen rum, aber Paolo wusste wie man ein kleines Boot aufbaute und fing mit der Arbeit an. Sein Wolf Tiren half ihm bei Holz sammeln, diesen nahm er mit um ihn wieder mal in die alte Heimat zu führen, so schnell wie noch nie hatte der Jüngling mit seinem Wolf ausreichend Holz gesammelt. Der Pilger arbeitete hart und fleißig an seinem Boot als Tiren sich gemütlich im Sand wälzte und seinen Spaß hatte.
Dies ist 4 Tage her und am heutigen Tag wollt der Jüngling los segeln. Er suchte sich vorher noch ein paar Vorräte für die lange Fahrt und packte alles ein, Tiren setzte er auch schon ins Boot und dann schob er an und sprang ins Boot hinter her... so verlässt er nun wieder einmal das Festland .... ob er dieses Mal zurückkommen würde? Was erwartet ihn dieses mal in Jharkendar?
-
Schattengreif seufzte, als er auf die Tiere zuging. Rennt weg!, dachte er, doch die Wildschweine sahen nicht einmal zu ihnen her. Der Gardist senkte den Blick auf den harten Boden und bemerkte einen Ast, der genau richtig zu liegen schien. Hart trat er auf und der Ast zerbrach mit einem lauten Krachen unter seinem Stiefel, das die Schweine erschrocken aufsehen ließ.
Na los, verschwindet!
Doch die Tiere schnaubten nur drohend und senkten die Köpfe mit den langen Hauern. Schattengreif wusste, dass für die Wildschweine gerade Paarungszeit war, und die einzelgängerischen Männchen trafen in diesen Monaten als erbitterte Konkurrenten aufeinander. Die aufgeheizte Stimmung voll von Imponiergehabe und Hierarchiekämpfen bedeutete, dass für Störenfriede eine große Gefahr bestand... und so geschah es, dass die Tiere nicht wegrannten, sondern ihre Aggressionen gegen die Menschen richteten, die in ihre Mitte geplatzt waren.
Der gedrungene Körper des Wildschweins, das auf Schattengreif zugestürmt kam, täuschte über dessen Schnelligkeit völlig hinweg. Es dauerte nur einen Augenblick, da war das Kraftpaket heran, legte sein ganzes Gewicht in den Stoß der riesigen Hauer - und rannte ins Leere, als sein Gegner sich zur Seite warf und abrollte. Rasch war der Gardist wieder auf den Beinen und stellte sich dem rasenden Tier. Zu seinem Glück hatte er dieses Mal einen besseren Schild, ansonsten wäre dieser wohl schon unter dem ersten Aufprall zersplittert. Wieder wich Schattengreif vor dem Stoß zurück und sein linker Arm mit dem Schild schnellte hervor und krachte im Vorbeilaufen gegen den keilförmigen Kopf des Angreifers, welcher dadurch noch zorniger wurde und sogleich herumwirbelte
Dampf stieg von dem heißen Körper des Schweins auf und aus schwarzen Knopfaugen funkelte es den Gardisten böse an. Hufe rissen den gefrorenen Boden auf, als es mit den Hinterläufen scharrte und dann - wie ein Pfeil, der von der gespannten Sehne flog - einen überraschenden Satz nach vorne machte. Der Aufprall riss Schattengreif von den Beinen, er prallte hart gegen den Stamm eines Baumes und rutschte daran zu Boden. Der Speer glitt ihm aus den eiskalten Fingern und da ragte auch schon der Eber über ihm auf, die Hauer zischten durch die Luft und rissen die Kluft des Soldaten auf. Warmes, klebriges Blut rann unter seiner Kleidung über die Haut und ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, doch da die Hauer erneut auf ihn zurasten blieb ihm keine Zeit nachzusehen. Stattdessen schlug er mit voller Wucht gegen die Schnauze des Schweins und sprang gleichzeitig in die Höhe, so dass der Schlag noch härter ausfiel und das Tier mit einem peinvollen Quieken zurücktaumelte.
Rasch sprintete Schattengreif auf den Speer zu, der ins Gebüsch geschlittert war, doch bevor er ihn erreichte, traf ihn abermals etwas hart am Rücken und er stolperte und rutschte und drehte sich im letzten Moment auf den Rücken um den Eber daran hindern zu können ihm den Rücken aufzuschlitzen.
Er presste den Schild gegen die Flanke des Tieres und drückte es so fest er konnte von sich, während die Finger seiner rechten Hand nach dem Speer tasteten. Dornen rissen ihm die Haut auf, als er die Finger durch die Äste streckte, doch dann bekam er glattes Holz zu fassen, packte es so fest er konnte, riss seine Hand frei und stieß die Spitze des Speeres tief in den Hals des Wildschweins.
"Na, alles noch dran?", rief Sandman ihm zu, als Schattengreif den Kadaver des Ebers von sich wälzte und aufstand.
Der Gardist nickte kurz angebunden, doch er lächelte nicht.
Farmar hatte seine Gegner scheinbar ebenfalls erledigt und stand unversehrt neben ihrem Lehrmeister. "Mach schon.", meinte er. "Gehen wir zurück nach Vengard."
"Nein.", sagte Schattengreif und zückte sein Messer. Vor Kälte zitternd kniete er nieder und setzte die Klinge an, zog sie an bestimmten Stellen über den Leichnam des Tieres.
"Was machst du denn da?", fragte Farmar.
"Ich nehme das Tier aus, so gut ich es in der kurzen Zeit kann.", gab der Gardist leise zurück.
Farmar runzelte die Stirn. "Das sehe ich. Aber... warum?"
Schattengreif schaute böse auf und seine Stimme war ebenso kalt wie die Nacht, die sich über sie gelegt hatte. "Damit es nicht sinnlos gestorben ist."
-
Xarih hatte Florence mut gemacht, sie ritt ganz gut und, dass die Muskulatur schmerzte war ganz normal, das würde sich geben. Ihr fehlte vielleicht nur noch etwas das Gefühl für ihr Pferd, Die Lehrmeisterin sagte ihr, dass sie versuchen sollte noch etwas mehr auf ihr Pferd einzugehen, dann würde es schon werden.
Heute hatte die Magierin vor bei Dunkelheit zu reiten, das sollte das Gefühl der Schüler für ihre Tiere stärken.
"Heute werden wir noch eine Weile reiten, ich möchte, dass ihr lernt mehr auf euer Pferd zu hören, es hat ein gutes Gespür, auch was Gefahren angeht. Bei Dunkelheit seht ihr den Boden vor euch nicht, deshalb müsst ihr umso sensibler sein."
Xarih ritt wieder vor den beiden Schülern, recht langsam, sie konnte sich vorstellen, dass die beiden doch etwas unsicher waren. Es war kalt geworden in Myrtana und Xarih sehnte sich irgendwie wieder zurück in die Wüste. Sie hatte aber Schüler auszubilden und das konnte sie hier einfach besser.
Vor ihnen ging es jetzt einen Abhang hinunter, der war nicht steil aber für einen Anfänger sicher eine Herausforderung. Xarih ließ die Zügel etwas locker und vertraute ganz auf Abadi und zog sie wieder an als sie das Ende des Abhangs erreicht hatte. Ihre Schüler folgten ihr und jetzt ging es durch ein Bachbett, der Bach war flach, also kein Problem aber für die Schüler wieder eine neue Situation, danach ging es wieder einen Hang hinauf. Xarih war gespannt wie sich ihre Schüler machten und ob sie es schaffen würden tatsächlich ihren Pferden zu vertrauen. Gerade was den wechselnden Untergrund des Bodens anging war das wichtig, das konnten die Reiter ja weniger beurteilen.
-
Merkwürdige Geräusche ließen den Hünen in die aufrechte Haltung schnellen.
„Verdammt doch eingeschlafen“, murmelte er vor sich hin während die Finger den Schlaf aus den Augen rieben. „Ihr Wahnsinnigen hört sofort auf damit“, schrie der Große in die Nacht. Finn schlug wie ein Verrückte auf Gabriel ein oder war es umgekehrt. Es war nicht aus zu machen wer hier wen an den Kragen wollte. Jedenfalls drangen seine Worte nicht zu ihnen vor. Noch waren es die Fäuste die durch die Luft flogen, krachend den Gegner im Gesicht trafen oder mit einem dumpfen Klang den Leib. Xarith sprang mitten in das Getümmel, die Streithähne mussten unbedingt getrennt werden um Schlimmeres zu verhindern. Seine Hände hatten Finn gerade am Kragen gepackt, da traf ihn Gabriels Faust. Die Wucht des Schlages war so mächtig, sofort schoss das Blut aus der Nase. Rückwärts taumelte Xarith durch die Dunkelheit und landete aus dem Hosenboden. Ein süßlicher Geschmack machte sich im Mund breit, nachdem der Schwarzhaarige mit der Zunge über die Lippen gelegt hatte. Entsetzt beobachtete er das äußerst brutal Kampfgeschehen. Was trieb diese beiden Männer in den Wahnsinn? Da schob sich unter lauten Stöhnen Gabriels Finns Dolch in seinen Körper. Noch einmal wollte Finn zu stechen, da landete plötzlich die Schaufel an seinen Schädel. Gabriel hatte noch immer genug Kraft in seinen blutenden Leib. Der schwere Treffer haute Finn um, wie ein nasser Sack stürzte er zu Boden. Sein Schädel krachte auf einen verdammten Stein, man konnte den Knochen brechen hören. Wenige Augenblicke ging auch Gabriel in die Knie, noch stützte er sein Gewicht mit der Schaufel. Langsam begann sein fester Griff immer schwächer zu werden. Letztendlich verließen ihn seine Kräfte. Als ob sie friedlich nebeneinander schlafen würden lagen sie nun da. Wäre da nicht all das Blut. Die Kontrahenten waren im Tod wieder vereint.
Xarith fragte sich immer noch ob er wach war oder alles nur ein schlechter Traum gewesen war. Das Blut auf seinem Handrücken sagte ihm aber, das er wach sein musste. Vorsichtig auf allen Vieren nährte er sich langsam den Schlafenden. Der Ast in seinen Händen stocherte an ihren Leibern, keine Reaktion folgte darauf. Seine Augen wanderten durch das kleine Lager, da lag der Grund für ihren Wahnsinn. Einer hatte versucht den anderen im Schlaf zu berauben. Vor dem ausgeschütteten Lederbeuteln kniend glitten die wenigen Goldmünzen und ein bisschen Schmuck durch seine Finger. Blut klebte nun an jedem einzelnen Stück, nicht sein eigens. Es war das Blut aller die dieses Zeug jemals in ihren Händen gehabt hatten.
Am liebsten hätte es der Große einfach in die Nacht geworfen, nicht weil er es nicht haben wollte. Sondern, weil er die Menschen die sich dafür getötet hatten hasste.
Den Lederbeutel auf der Schulter, die Fackel in der Hand führten seine müden Beine ihn fort von diesem grausamen Ort. Keine leichte Aufgabe in der Dunkelheit den Weg zurück nach Silden zu finden. Keinen Gedanken verschwendete Xarith daran, was sein wird, wenn ihn seine Schritte in die falsche Richtung lenkten. Immer weiter von Baum zu Baum, von Busch zu Busch. Mal laufend mal kriechend, aufstehen und doch wenig später in der Dunkelheit wieder auf dem kalten Boden liegend. Die Augen schauten zum Himmel, suchten die Sterne und den Mond. Aber das undurchdringliche Blätterdach des Waldes gab den Blick zu ihnen einfach nicht frei. Hilflosigkeit wich der Müdigkeit, es war, als ob ein Ork seine müden Augenleider mit aller Macht zudrückte. Einfach keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren, schlossen sich seine Augen. Irgendetwas zerrte an seinen Klamotten, jetzt waren die Bestien des Waldes gekommen um sich an seinem Fleisch zu laben. Ohne sich zu wehren ergab sich der Große in sein Schicksal.
„Hey Bruder wach auf wir bringen dich heim“
Worte die Xarith in seinem Zustand einfach nicht mehr verstand. „Alles nur ein Traum“, murmelte der Gr0ße vor sich hin.
-
Geldern
Ich hätte mal besser weiter ordentlich drauf gehauen, ging es der muskulösen Frau einen Moment durch den Kopf, nachdem die Sau sie wieder einmal abgeworfen hatte. Jail schüttelte den Kopf und blickte in die belustigte Runde.
Tatsächlich hatten die beiden Kerle die dunkelhäutige Frau verfolgt und sich dabei gelenkiger und schneller angestellt, als sie angenommen hatte. Nicht weit vor den Toren Gelderns, war sie dann einem anderen Kerl in die Arme gelaufen und mußte sich ihrem Schicksal schließlich fügen. Drei Händepaare hatten sie darauf hin in die Stadt geschleift und ihr einen lustigen Abend provezeit und wie genau der aussah, konnte jeder in Geldern nun bewundern.
„Los! Rauf auf die Sau und noch eine Runde!“, hörte sie eine Stimme aus der gröhlenden Menge heraus und noch einen Moment später wurde das arme Tier auf sie zugetrieben, das sie ihren Körper gerade noch im letzten Moment zur Seite rollen konnte. Jail war umringt von einer ziemlich betrunkenen Meute, die einen kleinen Parkur errichtet hatten, durch den das weibliche Schwein getrieben wurde, wobei die Adeptin als Schweinsreiterin den krönenden Abschluß bildete. Weiter hörte sie die Stimmen, die das Geschehen anfachten und vernahm, wie zwei Männer die Sau mit dem Hintern vorweg ihr zugeschoben wurde. Jail spürte eine Berührung... einen Stoß in ihrem Rücken und drehte sich darauf hin wütend um. „Rauf da! Komm schon! Du kannst es! Reite auf dem Tier und Du bist entlassen“, sprach der Kerl und begann im Takt in die Hände zu klatschen, das bald darauf die anderen Kerle dem Getöse einstimmten. Jail erhob sich zögerlich, blickte einen nach dem anderen an und schließlich das arme Tier, welches sicherlich kurz davor stand, eine Herzattacke zu bekommen. „Wie könnt Ihr nur so grausam sein!“, brüllte sie der Menge entgegen, doch die schien das nicht weiter zu jucken. Sie klatschten weiter und blickten lüsternd auf die entblöste Schulter der muskulösen Stabkämpferin, die sich in diesem Moment wünschte, ihre Waffe zur Hand zu haben. Einem nach dem Anderen würde sie den Alkohol aus der Rübe prügeln, doch dazu gab es keine Gelegenheit.
Jails Hände legten sich zöglerich auf den Rücken des quitschenden Tieres, dessen Stimme schon recht heiser wirkte. „Ornlu wird Euch dafür strafen“, raunte sie leise vor sich her und begann, den borstigen Rücken zu streicheln. Niemals... nicht in dieser Stunde, an diesem Abend oder zu einem anderen Zeitpunkt würde sie die Sau zwingen, ihren Körper von einem Punkt zum anderen zu bringen und wenn man sie dafür strafen würde...
Ein lauter Schrei ertönte, der nach einigen Unruhen schließlich Ruhe in die zuvor aufgrabchte Meute brachte. Jail hatte den kräftigen Mann zuvor noch nicht gesichtet, der nun in die Mitte trat und mit drohenden Gebahren die Männer auseinander trieb. Als Trunkenbolde beschimpfte er die Anwesenden und befreite schließlich das Tier. Mit musternden Blicken beschaute Jail sich diesen Mann, der von seiner Kleidung nach zu urteilen, etwas zu sagen hatte. Sie vernahm das Schnaufen des Kerles, der seinen Körper noch einmal in sämtliche Richtungen windete, bevor er langsam an Jail heran trat. Deutlich konnte sie seine Entschuldigung vernehmen, die er hervor brachte und das mangelnde Verständnis, für diese seltsame Geburtsfeier. Einer der Betrunken war seiner Aussage nach wohl Vater geworden, doch das sie etwas deratig wiederliches in Planung hatten, wußte er wohl nicht. Noch einmal beteuerte er seine Unschuld an dem Ganzen und versicherte der Verwirrten, die Männer zu strafen. Auf das Angebot des Kerles, von seiner Gastfreundschaft gebrauch zu machen, ging sie allerdings nicht ein und dankte Adanos in Gedanken, das sie nun wieder ein freier Mensch war, der nun seiner Wege ziehen durfte. Hier bleibe ich keine Minute mehr, ging es ihr durch den Kopf, als sie ihren Stab vom Boden nahm und den Ort verlies.
-
Erschöpft schleppte sie sich hinter den andern beiden her. Der Weg schien sich vor ihnen entlos lang hinzuziehen und Neraida begang bereits daran zu zweifeln, dass sie es bis nach Vengard schaffen würde. Bei jedem Schritt stöhnte die junge Frau leise auf und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken.
Als Simún gescheut und sich aufgebäumt hatte, war eins ihrer Beine zwischen Bardasch und dem massigen Pferd eingeklemmt worden und nun durchfuhr Neraida bei jedem Mal, wenn sie das angeschlagene Bein zu stark belastete oder aufsetzte, ein mehr oder weniger kleiner Schmerz. Sie wollte den beiden andern nicht zur Last fallen und nicht der Klotz am Bein sein. Sie konnte sich schon vorstellen, was Bardasch und Hiroga von ihr denken würden, wenn sie jetzt schlapp machte. Doch es wurde immer schwerer und schmerzhafter. Längst waren kleine Tränen der Wut und Verzweiflung in ihren Augen erschienen, die sie mit einer Handbewegung wegwischte. Einmal stark sein, wenigstens bis zur Rast. Irgendwann würden sie doch ein Nachtlager aufschlagen müssen.
Neraida bemerkte gar nicht, wie der Abstand zwischen ihr und den anderen immer größer wurde. Hohe Felsen erhoben sich neben ihnen und kamen der Waffenmagd bekannt vor. War sie hier schon einmal gewesen, oder bildete sie sich das nur ein? Müde hob sie den Kopf und spähte den Weg vor sich entlang. Es war schnell dunkel geworden und nun konnte sie Hiroga und Bardasch nicht mehr sehen. Hatten sie sie vergessen? Konnte es vielleicht sein, dass sie sie los werden wollten, damit sie schneller vorankämen?
Enttäuscht senkte Neraida den Blick wieder auf den Boden und blieb stehen. Wenn die anderen sie im Stich ließen, brauchte sie nicht mehr weitergehen und sich abmühen. Ihr Bein schmerzte nun sogar beim Stehen und als Neraida die Problemstelle abtastete, durchfuhr sie ein weiterer Schreck. Um ganz sicher zu gehen hielt sie sich ihre Hand ganz nah vor die Augen und versuchte mit Hilfe des Mondlichtes zu erkennen, was sich auf ihre Hand gelegt hatte. Eine dunkle Flüssigkeit hatte ihre Finger verschmiert und tropfte in Richtung ihres Arms.
" Blut." nuschelte Neraida noch, ehe sie auf dem Weg zusammenbrach und zu Boden fiel. Weit entfernt in ihrem Unterbewusstsein kam es ihr so vor, als würde sie Hufschlag hören.
-
„... was ist mit Dir?“, sprach der Ergraute und blickte einmal links und einmal rechts über seine Schulter, doch die Angesprochene war nicht zu sehen. „Neraida?“, kam es einmal leise und dann einmal lauter, doch eine Antwort blieb aus. Bardasch hatte Hiroga auf das Errichten eines Nachtlagers angesprochen und eine Stelle vorgeschlagen, die etwas weiter oben lag und erklimmt werden mußte. Neraida schien nach dem Vorfall mit Simún nicht gut in Form und jetzt schien sie sogar verschollen.
„Ich werde sie suchen und Du bleibst hier“, waren die Worte des Nomaden, nachdem er seinen männlichen Begleiter vom Rücken des Hengstes gescheucht hatte, „Nur für den Fall, das sie aufeinmal hier wieder auftaucht“, und schon hatte er an den Zügeln gezogen, das der Hengst eine Drehung tat.
Zunächst mit langsamen Schritten und dann allmählich schneller werdend, da er eine Gestalt im fahlen Mondlicht sah, die gerade zu Boden ging, ritt er den Weg entlang und zog kräftig an den Zügeln, das Simún mit einem Wiehern stoppte. Flink zog er seine Füße aus den Steigbügeln und rutschte seitlich an dem Hengst herunter. „Neraida“, sprach er in sorgenvollem Ton, wärend er das Tier an den Zügeln ein Stück hinter sich her führte und das Band schließlich aus seiner Hand gleiten lies, um sich über die junge Frau zu beugen. Scheinbar war sie nicht bei sinnen und hörte den Nomaden nicht, der wieder einmal ihren Namen flüsterte. Bardasch blickte über den reglosen Körper und lies seine Hand schließlich in den Nacken der Gardistin fahren. Vorsichtig hob er ihren Oberkörper an, in dem er um den Leib der Bewußtlosen herum griff und sie schließlich im Arm hielt. „Was ist mit Dir?“, murmelte er und blickte auf die Hand, die nun auf seinem Bein ruhte und die Stelle des dort befindlichen Stoffes sich langsam rot verfärbte. Blut war dort zu sehen, doch noch konnte der Ergraute nicht erkennen, woher es stammte und wie groß die vermeindliche Verletzung war. „Wach auf!“, sprach er nun lauter und rüttelte den Oberkörper Neraidas leicht. Die Hand, die in den Nacken gelegt war, fuhr nun so zum Hinterkopf der Frau, das ihr Gesicht dem Seinen zugewandt war. Wasser wäre vielleicht in dieser Situation gut gewesen, doch die Spucke in Bardaschs Mund eignete sich wohl weniger als belebendes Mittel. Tiere leckten ihren Artgenossen über das Gesicht, Haustiere fuhren mit ihrem feuchten Lappen über das Gesicht ihrer menschlichen Besitzer, doch Bardasch konnte Neraida wohl kaum über ihre Narben lecken. Da mußte wohl doch das Wasser aus seinem Trinkbeutel her halten, nachdem er nun mit der freien Hand angelte. Etwas umständlich öffnete er das Gefäß und goß den Inhalt in kleinen Portiönchen über das Gesicht der Bewußtlosen.
-
Erschrocken schlug sie die Augen auf und hustete das Wasser aus, dass in ihren Mund gelangt war. Die Flüssigkeit tropfte ihr vom Gesicht herab zu ihrer Kleidung, die sich langsam vollsog. In der frischen Nachtluft fing Neraida zu frösteln an, doch das war ihr kleinstes Problem. Wo war sie?
Der Schmerz in ihrem Bein riss sie aus ihren Gedanken und auf einmal kamen die Bilder wieder in ihren Kopf geschossen. Der Unfall mit dem Pferd und der anstrengende Marsch. Ein spitzer Schrei entwisch ihrem Mund, als sie bemerkte, dass sie gar nicht im weichen Gras lag. Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte Neraida in das Gesicht Bardaschs, der sie seltsam anschaute. Blickte er sie sorgenvoll an, oder war es nur der Schreck? Die Waffenmagd konnte es nicht zuordnen. Sie war zu erschöpft und wehrte sich nicht dagegen, dass Bardasch sie in seinen Armen hielt, wie ein wehrloses Kind.
Behutsam setzte der kräftige Mann Neraida auf Simúns Rücken und sofort durchfuhr der Körper der jungen Frau der Schmerz, als ihr verletztes Bein den Körper des Pferdes streifte.
" Mach dir keine Sorgen. Gleich werden wir für heute rasten und dann kannst du dich ausruhen." sagte Bardasch behutsam und Neraida wusste nicht, ob er das Pferd oder sie gemeint hatte. Langsam lief der Gauner neben dem Tier her und hielt Neraida auf dessen Rücken, sodass sie nicht herunterfallen konnte. Dankbar schaute die junge Frau Bardasch noch einmal an, ehe sie sich nach vorne beugte und ihren Kopf auf Simúns Mähne legte. Die Haaree strichen ihr sanft über das Gesicht.
Sie bemerkte es gar nicht, als das Pferd anhielt und war erschrocken, als Bardasch sie wieder von Simún hob und auf die Arme nahm. Er trug sie ein kleines Stück und legte sie schließlich auf einem provisorischen Bett ab, gefertigt aus Umhängen und Decken. Ein Feuer spendete wärmendes Licht. Irgendjemand musste Holz gesammelt haben. Neraida legte sich auf den Rücken und sah Bardasch dabei zu, wie er sich neben sie hockte, um nach ihrem Bein zu sehen. Kraftlos legte sie ihren Kopf auf den Boden und schaute in den sternenübersäten Himmel.
-
„Tut das...“, weh, wollte er die junge Frau fragen, die die nicht vollständig formulierte Frage mit einem kurzen Schrei beantwortete. Sie hatte Schmerzen, aber woher rührten die? Bardasch tastete das Bein weiter ab... behutsamer als vorher und lies seinen Blick seitlich nach oben wandern, als er Hirogas seltsamen Gesichtsausdruck vernahm. Der Kerl schien ihm immer noch nicht zu vertrauen... oder wünschte sich vielleicht, in diesem Moment an Bardaschs Stelle zu sein... der jenige, der die junge Frau berührte. Die Gesichtszüge des Nomaden entgleisten langsam, stahl sich ein Grinsen auf seine Lippen, wärend er die Möglichkeit der Eifersucht in Betracht zog. Bedingt durch diese Unaufmerksamkeit packte er das Bein der Verletzten mit einem mal zu fest und wurde mit einem erneuten Schrei, der sämtliche Gehirnzellen in Bardaschs Hirn zerstören würde, zu den Tatsachen zurück geholt. „Keine Sorge... es ist nichts passiert“, beruhigte der ehemalige Gardler beide Anwesenden gleichermaßen und bat nun Neraida, sich das Bein etwas genauer ansehen zu dürfen.
Die junge Frau war nicht davon begeistert, die Seiten ihres Mantels etwas zur Seite zu schlagen und ihre Hosenbein zu lüpfen, doch schließlich nickte sie und half dem Meister der Diebeskunst, das Bein allmählich frei zu legen, in dem der Stoff nach oben geschoben wurde. Bardasch strich dabei mit seinen Händen über die darunter befindliche Haut und stellte fest, wie gut sie sich anfühlte. Innerlich schüttelte er den Kopf und betrachtete nun die schmerzende Stelle, an der es keine blutenden Stellen oder Schürfwunden gab. „Scheinbar hast Du Dir das Bein geprellt. Gebrochen ist es mit Sicherheit nicht, denn dann wärest Du keinen Meter mehr gegangen“, meinte er schließlich und zog den Stoff sachte wieder hinunter. „Helfen kann man Dir hier nicht und nur hoffen, das es bald besser wird... es sei denn...“, ein kurzer Gedankengang... ein Blick zu Hiroga und wieder ein innerliches Kopfschütteln. Wäre er darüber im Bilde, wie man mit Verletzungen umgeht, hätte er sicherlich schon eingegriffen. „Du solltest Dich jetzt erstmal ausruhen und Dich stärken“, sprach Bardasch mit einem Lächeln, „Fleisch kann ich Dir jetzt leider nicht bieten, aber Brot, Käse und Schinken könntest Du haben... sogar einen Schluck von meinem guten Kaktusschnaps, den es nur in der Wüste gibt“, wenn das mal kein Angebot war...
-
Mit hochrotem Kopf bedeckte Neraida wieder ihr Bein und zog die Decke bis zu ihrem Hals hoch. Unter ihren Kopf lag irgendetas weiches, was sie gerade nicht näher bestimmen konnte, doch war es ihr auch ziemlich egal. Das Feuer neben ihr wärmte sie und das behelfsmäßige Bett war erstaunlich bequem. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie einen dahingeworfenen Haufen Kleidung und Decken für gemütlich hielt, weil sie einfach nur erschöpft war. Ihr verletztes Bein war behutsam auf ein großes Knäuel gelegt worden, was einmal Bardaschs Umhang gewesen war und nun kam ihr der Schmerz auch gleich schon viel erträglicher vor.
Der Geruch von Käse und Wurst stieg Neraida in die Nase und das Wasser lief ihr im Mune zusammen, als sie die Verpflegung sah, die Bardasch neben ihr auf den Boden legte.
" Iss, damit du wieder zu Kräften kommst." ermutigte sie der Mann und setzte sich anschließend ans Feuer. Neraida fühlte sich komisch. Einerseits war sie froh darüber, dass sie sich ausruhen konnte, ein bequemes Lager bekam und eine Extraration Essen, doch andererseits war ihr die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, äußerst unangenehm. Sie hatte nicht die sein wollen, die den anderen zur Last fällt und nun war genau dies eingetreten. Sie hätte ihr Pech verfluchen können, doch fehlte ihr dazu die Kraft. Sie wollte sich nun nur noch ausruhen.
Als Neraida so über den Unfall nachdachte und wie sie sich das Bein verletzt hatte, fiel ihr auf, dass Bardasch gar nichts von einer Wunde gesagt hatte. Auch hatte der Gauner ihr keinen Verband angelegt. Verwundert tastete Neraida mit ihren Fingern über ihr Bein, konnte jedoch kein weiteres Blut entdecken. Wo war es also hergekommen? Eine Weile dachte sie darüber nach, bis ihr ein erschreckender Gedanke kam. Mit einem ganz miesen Gefühl betastete sie sich und suchte im Himmel den Mond ab. Es konnte doch nicht etwas sein, dass....
Nun wusste Neraida, wo das Blut hergekommen war, doch wäre es ihr jetzt lieber, es nicht herausgefunden zu haben. Beschämt hob die junge Frau die Decke höher und versuchte, an etwas anderes zu denken.
-
Die Templernovizin war verunsichert durch die Dunkelheit. Normalerweise machte es ihr nichts aus, bei Nacht zu reiten, doch auf einem Pferderücken ohne allzu viel Erfahrung bereitete ihr schon einige Zweifel, ob dies wirklich das Richtige für sie war. Schließlich konnte sie nicht auf sich vertrauen, sondern nur auf ihr Pferd, für welches sie noch immer keinen Namen gefunden hatte.
Dass Xarih sie jedoch insoweit gelobt hatte, als dass sie sich weiter anstrengen solle, sie sei auf dem richtigen Weg, erfreute sie umso mehr. Sie war sicherlich nicht so gut wie Scorch, der entweder bereits zuvor geritten oder aber ein Naturtalent war, doch was sollte es? Sie war Florence und nicht Scorch und wenn sie halt etwas langsamer lernte oder weniger Talent besaß, so war dies eben so.
Nun also ging es los. Zuerst stellte sie nichts weiter fest, außer dass die Dunkelheit sie sop stark behinderte, dass sie nichts mehr sehen konnte. Sie konnte ihren Weg nur erahnen, erblickte vor sich schemenhaft ihre Lehrmeisterin und Scorch. Plötzlich ging es ein Stück bergab. Erst spät bemerkte sie dies, war nicht auf die veränderte Lage vorbereitet und rutschte fast vom Sattel. Ihr Pferd jedoch blieb ruhig und trabte langsam weiter, so als sei nichts besonderes geschehen. Langsam ab sie dem Tier mehr von ihrem Zügel, damit es sie führen konnte, schließlich spürte dieses den Boden.
Der Himmel war zum Teil wolkenbedeckt, wodurch sie ab und an nicht einmal mehr Xarih erkennen konnte. Dann jedoch, wenn die Wolken vorbeigezogen waren, vermochte sie es, sogar ein Bisschen des Bodens zu sehen, doch dies brachte nicht viel. Sie musste sich auf ihr Pferd verlassen.
Plötzlich stoppte betrat dieses eine flache Ebene – doch Florence war einigermaßen vorbereitet. Sie hielt sich auf ihrem Pferd, versuchte dabei, noch weiter auf das Tier einzugehen, um so einerseits mehr Sicherheit zu erlangen und andererseits auch weniger Schmerzen zu erleiden. Dass es ganz ohne ging jedoch, war für sie nicht in greifbarer Nähe.
Zunächst war der Boden eben uns so hart, wie sie es bislang schon von Myrtana gewohnt war. Dann jedoch hörte sie ein leises Rauschen, nur Sekunden später spürte sie, wie die Tritte des Pferdes abgefangen wurden und viel weniger auf sie zurückgingen. Was war los? Sie betrachtete den Boden, konnte auf Grund der schlechten Lichtverhältnisse jedoch nichts erkennen. Das Rauschen und der weiche Boden jedoch verrieten ihr, dass sie sich in einem Fluss befinden mussten. Erschrocken schaute sie nach vorne. Xarih befand sich auch hier, somit hatte sie keinen falschen Weg genommen. War der Fluss vielleicht sehr flach, sodass sie ihn problemlos durchreiten konnten?
Es war ein seltsames Gefühl, anders als der Sand in Varant. Ihr Pferd wieherte mehrmals auf. Was war nur los? Ein plötzlicher Wandel des Tieres führte dazu, dass Florence sich kaum noch auf ihrem Sattel halten konnte. Zuerst bäumte sich das Tier nur zweimal auf, dann jedoch ritt es erschrocken los. Vollkommen perplex ließ sie die Zügel los, ein fataler Fehler. Als sie sich einigermaßen gefasst hatte, wollte sie das Pferd stoppen, doch ohne Zügel war dies kaum möglich.
Noch einmal bäumte sich ihr Tier auf – dann fiel sie auch schon zu Boden. Dem Schläfer sei Dank hatten sie bereits trockenen Boden erreicht und sie war somit nicht nass geworden. Ihr Tier blieb nach wenigen Metern stehen, dies könnte sie hören. Langsam stand sie auf und versuchte, sich zu orientieren. Es dauerte einen Moment, bis sie wieder alles so sehen konnte wie zuvor. Ihr Pferd, nur wenige Meter von ihr entfernt, erkannte sie schemenhaft und schritt auf dieses zu.
„Ruhig, es ist nichts passiert“, sprach sie und tätschelte es, als sie es erreicht hatte. Bald darauf erreichte Xarih sie und Florence stemmte sich wieder auf ihr Pferd. Mittlerweile konnte sie gut Aufsitzen, weshalb sie sich dabei auch kaum noch Gedanken machte. „Nichts Geschehen“, meinte sie nur und lächelt dabei, auch wenn sie sich ihre Seite vor Schmerzen rieb. „Sie hat nur ein wenig Angst bekommen, auch wenn ich nicht weiß wovor."
-
Miracoli ging einen Weg entlang auf dem etwas Schnee Matsch lag, es hatte gescheint doch hielt sich der Schnee, durch die ganzen Kutschen und Karren die wohl Täglich diesen Weg nutzten ,nicht besonders lange.
Seit Gestern Mittag war er schon unterwegs. Der Hüne erinnerte sich noch einmal an seine Prüfung.
Mitten in der Nacht stand ein Assasine auf seinem Bett und drückte ihn ein Schwert an den Hals. Eine ziemlich Auswegslose Situation, doch Miracoli schaffte es irgendwie den Angreifer auf den Boden zuschleudern.
Sie kämpften durch das ganze Obergeschoss der Tarverne in der, der Waldbruder schlief.
Als sie an der Treppe angekommen waren, tratt Miracoli seinem Angreifer in den Bauch.
Dieser Pruzelte die Treppe hinunter.
Im Schankraum ging es nicht gerade Rühmlich weiter, Miracoli verlor den Kampf zwar nicht aber es war ein Unentschieden.
Da der Assasine seine Maske Verloren hatte, ohne die Maske sah er nicht nur aus wie Maris. Es war Maris.
Der Hüne faste sich einmal mehr an die Stelle die sein Lehrmeister ihm "verziert" hatte.
Die Narbe pochte noch ganz schön, sie war auch nur Notdürftig von zwei Mädchen versorgt worden.
Er ging weiter. Bald würde er in Silden ankommen.
-
Vor den Mauern Vengards
Hiroga und Bardasch hatten sich die Nacht mit Wache abgewechselt. Ob der junge Mann geschlafen hatte, wußte der Ergraute nicht, hatte er nach den vielen Schlücken Schnaps, die er in sich hinein geschüttet hatte wohl die Augen zu machen können. Vielleicht war das ein Fehler gewesen, konnte er Hiroga wenig einschätzen und Neraida wäre wohl im Falle einer unliebsamen Überraschung auch keine große Hilfe gewesen.
Nun war es aber egal, denn alle waren soweit wohl auf und setzten ihre Reise nach Vengard fort, die in Kürze enden würde. Das Hiroga nicht auf Simún reiten wollte, war für den Ergrauten kein Wunder, war es doch viel wichtiger, das Neraida sich schonte, doch die junge Frau weigerte sich aus irgendeinem Grund, auf dem Rücken des Hengestes platz zu nehmen und auch so schien sie sehr seltsam. Wie Bardasch, der sich immer wieder nach den Beiden umdrehte, erkennen konnte, ging es dem Bein der Gardlerin wohl etwas besser, doch die Schritte, die sie tat, schienen immer noch zu schmerzen. Bardasch verzog das Gesicht, fand er den Entschluss zu laufen nicht nur seltsam, sondern äußerst ungünstig, gab es ein paar Dinge mit Neraida zu besprechen, die nur für ihre Ohren bestimmt wären. „Ich muß wohl warten, bis wir da sind“, murmelte der Ergraute vor sich hin und wandte seinen Blick wieder nach vorne.
Mit einem mal kam die Stadt und ihre Mauern in Sicht, was die beiden Gefährten sehr glücklich zu machen schien. Als ob man einen Schalter umgelegt hätte, beschleunigten sie ihren Gang und wirkten dabei frischer und belebter. Bardasch hingegen wurde nachdenklicher und vorsichtiger, zügelte das Tempo und stoppte Simún schließlich. „Ihr werdet das letzte kleine Stück alleine weiter gehen“, rief der Nomade den beiden Innoslern zu und zog die Füße aus den Steigbügeln. Mit einem Satz schwang er sich aus dem Sitz und landete neben dem Vierbeiner auf dem Boden. „Auf ein Wort, Neraida“, sprach Bardasch die junge Frau an und winkte sie heran. „Das ich nicht weiter gehen kann, brauche ich Dir ja wohl nicht zu erklären“, sprach er leise, auf das Hiroga es nicht hören würde, „Sorge dafür, das Hasso die Stadt durch dieses Tor verläßt.... so schnell wie möglich und suche Sir Ulrich auf und sage ihm, das ich hier vor der Stadt auf ihn warte und ansonsten...“, meinte er und packte mit einem mal den Arm der jungen Gardlerin, „... zu niemandem ein Wort darüber, das ich mich in der Nähe Vengards aufhalte“, Neraida schien verstanden zu haben, nickte sie mit ihrem Kopf. „Gut... heute habe ich noch etwas anderes vor, aber morgen werde ich wieder hier sein, sobald die Sonne am Zenit steht. Also sieh zu, das Du den Fettsack irgendwie aus der Stadt bekommst“. Mit diesen Worten packte Bardasch die Zügel des Hengstes, setzte seinen Fuß in den Steigbügel und zog sich am Knauf des Sattels schwungvoll hinauf. Eine Drehung und der Nomade verschwand Richtung Ardea.
-
»Ihr seid ziemlich unvorsichtig, gute Frau.«, drang eine Stimme aus dem Unterholz und riss die Zauberin aus ihrer Meditation. Sie musste nicht lange nach der Herkunft suchen, denn keinen Augenblick später trat ein Mann zwischen den Bäumen hervor und blieb in einigem Abstand zu Françoise stehen.
»Oh, nein, seid unbesorgt.«, hielt er sie an, als sich die Erzmagierin flink erhob. »Ich bin nicht gekommen, um euch Schaden zuzufügen.«
»Weshalb kreuzt ihr dann meinen Weg?«, fragte die Zauberin neugierig und hob den magischen Bann des Höhleneingangs auf.
»Das hat wohl keinen besonderen Hintergrund.«, erwiderte der Fremde, »Es sei denn, ihr glaubt an das Schicksal. Dann wäre unser Treffen natürlich vorherbestimmt. Aber wie dem auch sei, ich halte es nicht für eine besonders gute Entscheidung, wenn ihr mitten in der Wildnis umherwandert und das in der Robe eines Feuermagiers. Die derzeitigen Herren des Landes halten nicht besonders viel von den Vertretern des Sonnengottes, deshalb ist es einigermaßen gefährlich, sich so gewandet in ihr Hoheitsgebiet zu trauen.«
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.«, antwortete Françoise promt, »Jedoch bin ich keineswegs wehrlos und achte genau auf meine Schritte.«
»Und trotzdem konnte ich mich euch nähern, ohne, dass ihr es bemerktet.«
Sein Kommentar ließ die Erzmagierin zögern, denn er hatte Recht damit. Sie hatte ihn nicht kommen hören und ihr sonst so feines Gespür für Magie hatte offenbar auch seinen Dienst bei diesem Fremden versagt. Bevor sie allerdings antworten konnte, ergriff der Mann erneut das Wort.
»Nun, da wir uns schon einmal getroffen haben, wäre es mir eine Freude euch zu helfen.«
»Was soll das bedeuten? In welcher Weise möchtet ihr mir helfen?«
»Ich bin nicht in das Geschehen der Welt involviert und halte weder zu der einen noch zu der anderen Seite. Dennoch möchte ich nicht, dass euch etwas passiert. Seht her.«, sprach der in schwarz gekleidete Fremde und nahm seinen Rucksack vom Rücken herunter. Nach einigem Kramen hatte er scheinbar gefunden wonach er suchte und ein Haufen dunkelgrünen Stoffs kam zum Vorschein.
»Ich reise weit und wenn ich etwas finde, von dem ich denke, dass ich es noch brauchen könnte, nehme ich es mir. Dieses Gewand ist weit weniger auffällig, als es eure Robe ist.«
Mit diesen Worten warf er ihr das Bündel Stoff in die Arme. Françoise sah einigermaßen ratlos aus.
»Ihr taucht aus dem Nichts auf und gebt mir diese Kleidung. Seid mir nicht gram, allerdings kommt mir das alles recht seltsam vor. Weshalb tut ihr das? Schließlich bin ich euch fremd.«
Der Fremde sah unter seiner Hutkrempe hervor und setze ein sanftes Lächeln auf.
»Bedarf Wohltätigkeit neuerdings einen Grund?«, fragte er, »Welch schrecklich kaltherzige Welt es doch geworden ist, wenn Fremde nicht einfach mehr zu Freunden werden können. Oder selbst Geschenke nicht ohne Grund verteilen. Ich, für meinen Teil, freue mich, sofern ihr das meine annehmt. Es wird euch von Nutzen sein.«
Françoise blickte auf Stoffbündel in ihren Armen herab und musste ihrem Wohltäter wieder zustimmen. Nicht nur, dass es nützlich sein würde, sondern auch, dass bedauernswert viel Misstrauen in der Welt herrschte.
»Nun, ich danke euch für dieses Geschenk.«, entgegnete sie schließlich höflich.
»Sofern es euch nicht stört, werte Frau, werde ich noch eine Weile hier rasten, denn mein Marsch war lang und meine Beine sind ein wenig müde. Außerdem aß ich schon seit einer ganzen Weile nichts mehr.«
»Nur zu.«, antwortete Françoise, die ihrerseits daran erinnert wurde, dass sie schon seit Tagen nur irgendwelche Nüsse und eiskaltes Wasser als Verpflegung hatte. Der Fremde las einige Hölzer vom Boden auf und häufte sie vor dem Höhleneingang. Ein magischer Funke auf der Fingerspitze der Zauberin entfachte das ganze unverzüglich und bald verströmte das Feuer eine wohlige Wärme in der kalten Morgenluft.
Während der Mann neben der Feuerstelle platz nahm und wieder in seinem Rucksack kramte, zog sich die Erzmagierin tief in die Höhle zurück, um das neue Gewand anzuprobieren. Je eher sie das täte, desto sinnvoller und sicherer wäre es. Anfangs hatte sich die Zauberin gewundert, dass der Fremden gerade Kleider ihrer Größe besaß. Jedoch wurde es ihr klar, als sie einen genaueren Blick auf die Sachen warf. Eine Vielzahl von Gürteln und Schnallen zierten das Gewand und zogen sich über das Oberteil, die Beinkleider und ebenfalls über die Arme. Zog man sie an, zurrten sie den Stoff entsprechend fest und passten die Kleidung ihrem Träger an, als sei sie ihm auf den Leib geschnitten. Zu guter Letzt warf sich die Erzmagierin noch den Mantel über die Schultern. Eine raffinierte Schneiderarbeit, das gestand sich Françoise ein. Jetzt ergab sich aber das Problem, wohin ihre Robe sollte. Verbrennen wollte sie sie nicht, jedoch konnte die Zauberin sie auch nicht mit sich nehmen. Deshalb entschloss Françoise sich letztlich dafür, sie in der Höhle zu lassen. In der dunkelsten Nische verbarg sie die zusammgefaltete Feuerrobe, rückte einen flachen Felsen darüber und sprach einen Siegelzauber aus, der es unmöglich machen sollte, das Versteck zu öffnen. Roben hatte sie ohnehin genug im Tempel.
In ihr neues Gewand gekleidet trat die Erzmagierin wieder auf die kleine Lichtung vor der Höhle, wo der Fremde immer noch wartete und inzwischen Fleisch über dem Feuer briet.
»Wie schön, dass es euch passt. Seid ihr hungrig? Ich werde auch gerne mein Essen mit euch teilen, wenn ihr eure Gesellschaft mit mir teilt.«
-
Nachdem Estefania den Einbau der Türschlosses auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft hatte, gab sie Daryn ohne noch um den Preis zu feilschen ihm sein Gold. Immerhin musste er seinen Angestellten auch noch dafür bezahlen und sie fand es sowieso recht günstig.
Die Handwerker hatten noch eine weitere Nacht im Leuchtturm verbracht und heute morgen hatten sie sich zusammen auf den Rückweg nach Vengard gemacht.
Estefania wusste nicht genau warum sie sich schon wieder nach Vengard begab. Als Hintergedanken hatte sie etwas Gold zu verdienen, dass sie eben ausgegeben hatte, aber das war wohl nicht der einzige Grund.
Daryn und Marek waren auch ganz froh darüber, dass sie nicht allein gehen mussten. Estefania zog sich ihre neuen Sachen an und steckte das Assassinenschwert in die Rückenhalterung, den Dolch in den Gürtel und anschließend sperrte sie die Tür zu. Den Schlüssel versteckte sie diesmal nicht hinter dem Wasserfass, sondern nahm ihn an sich. Sie wollte nicht, dass die Handwerker wussten wie sie in den Leuchtturm herein kamen.
Inzwischen war es Mittag und sie hatten die Hälfte der Strecke nach Vengard hinter sich gebracht. Sie machten Rast und machten ein Kleines Lagerfeuer am Wegesrand.
-
Nun war es dann endlich soweit. Trotz der ersten Reitausbildung bei Dansard lernte der Waldläufer nun etwas neues, das Reiten bei Nacht. Etwas ängstlich, nein unsicher trifft es eher, ritt der Barbier durch den dunklen Wald. Nichts konnte er erkennen. Nur etwas, wenn er sich ein wenig in die Richtung seiner Reitgenossen beugte, erkannte er bewegende Schatten. Seine Partnerin, nun gut seine Reitgefährtin, Florence stellte sich recht gut an beim reiten durch die Nacht, obwohl sie, so schien es dem Waldläufer, vorher keine Ausbildung wie er genossen hatte. Xarih lobte sie bei den Trabversuchen und unweigerlich konnte man erkennen, dass sich Florence darüber freute. Doch nun ging es für beide in einem Gebiet der Reittkunst, an welches beide zuvor nicht einmal gedacht hatten. Scorch ließ die Zügel ein wenig locker, so wie es Xarih es den Reitlehrlingen vorher erklärt hatte. Es schien tatsächlich zu klappen, das Pferd schritt durch die Nacht als hätte es Augen gehabt, die auch Nachts alles noch glasklar erkennen konnten.
Die Temperaturen in der Nacht machten den Barbieren jedoch zu schaffen. Es war kalt, so kalt, dass er sich anscheinend schon in den wenigen Tagen wo er wieder in Myrtana war etwas eingefangen hatte. Schniefend hob er einen Arm um sich den Schmodder unter der Nase am Ärmel weg zu wischen. Doch als er gerade nur eine Hand an den Zügeln hatte, geriet sein Pferd Epona auf einmal in eine Schräglage. Der Weg auf den die drei ritten ging ein wenig bergab, doch Scorch war darauf nicht vorbereitet. Sein Körpergewichtsschwerpunkt verlagerte sich ein wenig zu sehr zur Seite, sodass er Mühe hatte auch nur das Gleichgewicht zu halten. Seine Ratte Hagen bemerkte das am meisten. Durch die Seitenlage des Waldläufer rutschte sie von der rechten Schulter hinab zum Arm und krallte sich dort im Anzug von Scorch fest. Die Hinterpfoten strampelten in der Luft herum bis sie wieder halt fanden und die ganze Ratte hinauf auf die gegenüberliegende Schulter trugen. Kaum war der kleine Balanceakt vorbei und der Barbier saß wieder einigermaßen sicher auf den Sattel, schon kam die nächste Bodenveränderung, es wurde wieder flach. Dieser flache Boden stellte Scorch nicht vor einer großen Herausforderung. Er rutschte zwar etwas auf den Sattel, konnte sich jedoch wieder fangen.
Nach einer Weile ohne Zwischenfälle kamen sie zu einem kleinen Bach, über den sie reiten mussten. Das leise plätschern des Wasser ließ den Waldläufer ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Wasser. Silden? Kann es sein, dass wir schon so lange geritten sind, dass wir nahe Silden sind? Denn nur vom See bei Silden ginge Flussarme ins weitere Land hinaus, oder irre ich mich? Oder ist das eine überdimensional große Pfütze, die sich durch das Wetter der letzten Tage hier angesammelt hat? Aber wenn es eine Pfütze ist, warum plätschert sie dann? Mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck vertraute er seinem Pferd und ließ sich über das plätschernde etwas geleiten. Doch als er, mitsamt Pferd, direkt im feuchten Nass waren drehte sich das Pferd einige Male um die eigene Achse, jedoch schritt es dann weiter in die Richtung des bewegenden Schatten. Hatte er nichts verloren? Hastig ging er im Kopf alles durch. Futtertrog, Waffe, Zügel? Alles war an seinen gewohnten Platz. Doch dann kam ihm eine Idee, wie vom Blitzschlag getroffen sprang er vom Pferd hinter bis auf die Knie, kroch auf den Boden entlang und suchte nach seiner Ratte. Irgendwo nahe dem Plätschern sollte sie sein. Erneut schreckte der Waldläufer auf. Ein Wiehern, ein zweites kam vom plätschernden etwas und plötzlich kam aus der Dunkelheit Florence mitsamt Pferd an galoppiert. Nur mit einem beherzten Sprung ins Ungewisse konnte sich der Barbier vor größeren Verletzungen retten. Wieder kroch er auf allen Vieren durch den Wald und suchte seine Ratte Hagen. Und wie es auch nicht anders zu erwarten war, saß diese heimtückische Ratte ganz gemütlich am kleinen Bach und putzte sich ausgiebig. Dummes Rattenvieh, dachte sich Scorch und schnappte es sich. Langsam und mit einer Hand vor seinem Körper tastend, ging der Waldläufer wieder in Richtung Pferd und Reitgenossen.
Etwas unglücklich schlich Scorch förmlich durch den Wald. Ein kleiner Nieser entwich ihm und dieser wurde sogleich mit einem Wiehern seines Pferdes begrüßt. Unerwartet, denn Scorch dachte Epona wäre Florence hinterher gerannt. Schnell saß er wieder auf dem Sattel und gab dem Pferd zu verstehen, dass es den vorigen weg wiederaufnehmen sollte.
„Mhm...Xarih ist wohl Florence zu Hilfe gekommen. Oder sind das da vorne doch nur zwei unförmige Bäume?“
-
Wuaaah, war es dem Ergrauten aus dem Mund erfahren, als er unter den drei am Wegesrand sitzenden Personen Estefania wieder erkannte. Mit einem Ruck hatte er die Zügel zu sich hin gebracht und damit den Hengst gestoppt. Nun saß er auf dem Rücken des stattlichen Tieres und blickte auf die Frau, die sich einen Moment später erhoben hatte. Ihr beiden männlichen Begleiter hatten es ihr gleich getan und waren vielleicht schon im Innbegriff irgendwas zu tun, doch mit der Handbewegung Estefanias, ließen sie sich langsam wieder darnieder sinken, ohne dabei den Blick von dem Ergrauten abzuwenden.
Bardasch konnte es nicht fassen. Viel war ihm seit dem Vorfall durch den Kopf gegangen, die unterschiedlichsten Emotionen hatten sein Gemüt gerüttelt und viele Dinge waren über seine Lippen gekommen, die er der jungen Frau auch sagen wollte, doch nun, in dieser Situation war es nur Hohn und Spott, den er für Estefania übrig hatte. Noch hatte er seine Gedanken nicht ausgesprochen, doch seine Lippen bebten bereits durch den aufsteigenden Jähzorn in ihm.
Da die junge Gardlerin keine Anstalten machte, sich dem Nomaden zu nähern, schwang er sich von seinem Pferd und führte es an den Zügeln ein paar Schritte auf die immer noch reglos stehende und erzürnt drein blickende Frau zu. Sie schien ihm mit ihrer Haltung und ihrem Gesichtsausdruck etwas vormachen zu wollen, doch Bardasch kannte sie gut genug, um das Funkeln in ihren Augen zu entdecken. Auch seine Augen funkelten, als er ihr nun direkt gegenüber stand und seine Arme in die Hüften stämmte. „Na?... Genug vom Fleisch des Assassinen?“, kam es über die Lippen des Mannes, der heraus fordernd auf die junge Frau herab blickte.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|