Titel: Bartimäus - Das Amulett von Samarkand
Autor: Jonathan Stroud
Erscheinungsdatum (OV): 2003
Seiten: 544
ISBN: 3-570-12775-3
Verlag: cbj
Inhalt:
Die Großmächte England und Tschechien liegen im Krieg miteinander und die beiden von Zauberern beherrschten Länder bedienen sich Dämonen, um gegen die jeweils andere Seite zu kämpfen.
In diesen Zeiten wird der junge Nathanael von Arthur Underwood, einem eher mittelmäßigen Zauberer der englischen Regierung, als Lehrling aufgenommen. Er muss zu seinem Schutz seinen Namen ablegen, denn durch den Namen können beschworene Dämonen Macht über einen Zauberer gewinnen; ab diesem Zeitpunkt nennt er sich John Mandrake. Er entwickelt sich zu einem ehrgeizigen Jungen, dem die Lehre bei seinem Meister viel zu langsam vorangeht und der schließlich auf eigene Faust die Dämonenbeschwörung erlernt.
Als ihn Simon Lovelace, ein Gast seines Meisters, eines Tages vor aller Augen aufs Äußerste demütigt, schwört er bittere Rache und setzt fortan alles daran, es Lovelace heimzuzahlen.
Seinen ersten Erfolg bei der praktischen Ausübung des Erlernten hat er mit einem niederen Kobold, den er in eine Messingscheibe bannt und fortan als Spion benutzt. Nach langer Vorbereitung dann, als er sich Größerem gewachsen fühlt, beschwört er einen Dschinn, einen Dämon der mittleren Kategorie.
Die Temperatur im Zimmer sank rasch. Eis bildete sich auf den Vorhängen und überzog die Deckenlampen mit einer dicken Kruste. Die Glühfäden sämtlicher Birnen schnurrten zusammen und verglommen, und die Kerzen, die wie eine Kolonie Giftpilze aus jeder freien Fläche sprossen, erloschen. Das abgedunkelte Zimmer füllte sich mit einer stickigen gelben Schwefelwolke, in der verschwommene schwarze Schatten wühlten und waberten, und von weit her erklang ein vielstimmiger Schrei. Plötzlich drückte etwas gegen die Tür, die hinaus zur Treppe führte. Das ächzende Gebälk wölbte sich. Unsichtbare Füße patschten über die Dielen und unsichtbare Lippen zischelten Niederträchtigkeiten hinter dem Bett und unter dem Schreibtisch hervor.
Der Schwefeldampf verdichtete sich zu einer dicken Rauchsäule und würgte kleine Tentakel aus, die wie Zungen in die Luft leckten und sich wieder zurückzogen. Die Säule stand direkt über dem Pentagramm und brodelte unablässig zur Decke empor wie die Rauchwolke über einem Vulkan. Dann, nach einer kaum merklichen Unterbrechung, tauchten mitten im Rauch zwei gelbe, stechende Augen auf.
[...]
"Ich befehle dir... mir... mir..." Nun mach schon! "...d-d-deinen N-Namen zu nennen."
So fangen sie immer an, die Jungen. Sinnloses Gestammel. Er wusste genauso gut wie ich, dass er meinen Namen schon kannte - wie hätte er mich sonst beschwören können? Dazu bedarf es der richtigen Worte, der richtigen Gesten und vor allem des richtigen Namens. Ich meine, es ist ja nicht so, als bestellte man ein Taxi - bei einer Beschwörung kommt nicht einfach irgendwer!
Ich wählte eine volle, tiefe, samtig dunkle Stimme, so eine, die von überall und nirgends ertönt und Anfängern die Haare zu Berge stehen lässt.
"BARTIMÄUS."
Nathanael befiehlt Bartimäus, aus Lovelace' Anwesen ein wertvolles Artefakt zu stehlen, das Amulett von Samarkand. Durch diesen Streich will er die Demütigung, die er erfahren hat, zurückzahlen. Was er nicht ahnt ist das Ausmaß seiner Tat, denn eines Tages erscheint Lovelace bei seinem Meister und tötet diesen und dessen Frau. Nathanael kann durch die Hilfe des Dschinn entkommen und muss von da an - polizeilich gesucht - aus dem Verborgenen gegen Lovelace arbeiten.
Denn der hat, wie sich herausstellt, nicht weniger als einer Sturz der Regierung im Sinn. Mit Hilfe des Amuletts gelingt ihm bei einem Empfang auf seinem Anwesen Ungeheuerliches - und Nathanael kann einzig auf die Hilfe seines widerwilligen, selbstüberzeugten Dschinns zurückgreifen, der vor allem eines will: weg!
über den Autor:
Schon früh entdeckte Jonathan Stroud (geboren am 27. Oktober 1970 in Bedford, England) seine Begeisterung für das Schreiben. Zuerst arbeitete er als Herausgeber und Lektor im Verlagswesen, bis er dann in den 90ern seine eigenen Werke veröffentlichte. Die 20003-2005 erschienene Bartimäus-Trilogie ist dabei sein bisher größter Erfolg.
Stroud lebt heute zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter in der Nähe von London.
Fazit:
"Bartimäus" ist eine herrliche Romanreihe, die spannende, originelle Hintergrundgeschichte um den Krieg, die im Untergrund laufende Rebellion der unterdrückten "Gewöhnlichen" (nicht magisch begabten), die Stellung der Dämonen und die Intrigen innerhalb der Regierung würden für ein gutes, spannendes Buch ausreichen, aber die größte Stärke der Reihe ist der Humor. Während der Passagen aus der Sicht von Nathanael, die nun wirklich nicht schlecht sind, freut man sich schon auf die folgenden, in denen Bartimäus in der Ich-Erzähler-Perspektive seine Umgebung wunderbar sarkastisch und lakonisch-schwarzhumorig auf die Schippe nimmt und dabei auf wundersame Weise doch immer den Kern der Sache trifft ("Einmal verlangte ein Zauberer von mir, ihm seine große Liebe zu zeigen. Ich hielt ihm einen Spiegel vor."). Von seinen eigenen Fähigkeiten über alle Maßen überzeugt ist es für ihn ein Gräuel, von einem schwächlich aussehenden, kleinen Zwölfjährigen beschworen worden zu sein, was er der Welt auch vorzugsweise in Anwesenheit eben jenes Zwölfjährigen lautstark mitteilt.
Absolutes Highlight sind für mich dabei die Fußnoten bei den Erzählungen Bartimäus'. Von vielen als störend empfunden, da sie anscheinend den Lesefluss stören, sind es gerade diese Kommentare des Dschinn, die für die meisten Lacher gut sind.
Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der britischen Humor in seiner Bestform kombiniert mit einer fantastischen, spannenden Geschichte erleben möchte. Ein Lesevergnügen pur!