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    Krieger Avatar von Idaho
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    Idaho ist offline

    Verlorene Seelen

    Wo immer Licht ist, da ist auch Schatten – wo immer es Leben gibt, da existiert der Tod. Einem drohenden Damoklesschwert gleichend hängt er über einem jeden Lebewesen, erinnert es an die unausweichliche Zukunft, der wir uns alle eines Tages werden stellen müssen. Viele begegnen ihm mit Furcht, leben in Angst vor dem Ende – bis sie es irgendwann erkennen werden. Bis sie erkennen, dass der Tod keineswegs das Ende ist, sondern erst der Anfang.

    Auf der Schwelle von Leben und Tod existiert ein gigantisches Reich, geschaffen vom Herr der Finsternis persönlich. In dieser Dimension können sich alle Ängste und Träume, alle Hoffnungen und Sehnsüchte wieder finden, was auch immer der umher wandelnde Geist sich zu wünschen vermag. Über Jahrtausende herrschte darin ein Gleichgewicht, überwacht von Dämonen, fast älter als die Menschheit selbst. Jeder Seele, die diese Zwischenwelt erreichte, gestatteten sie ihren eigenen Willen. Es oblag der Macht eines jeden zu sehen, was er darin sehen wollte, zu tun, was er darin tun wollte. Frei von Sorgen, von Kummer und von Schmerz. Ein Paradies, wie es in unserer, der Welt der Lebenden, niemals gegeben hatte und niemals geben würde.

    Doch die Ruhe dieses magischen Ortes sollte nicht von ewiger Dauer sein. An einem schicksalhaften Tag, sofern man überhaupt in solch zeitlichen Dimensionen sprechen kann, geschah es. Es veränderte alles. Es zwang ein jeder Seele, die von nun gefangen auf der Reise zwischen Leben und Tod umherirrte, den eigenen Willen auf und erschuf damit eine kalte, dunkle und über alle Maßen zerstörte Welt.
    Geändert von Idaho (26.02.2007 um 22:25 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2
    Lehrling Avatar von kore
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    kore ist offline
    Als die Kore ihren Umhang öffnete, entließ sie die Gefährten in das fahle Licht eines staubigen Sonnenunterganges.

    "Bis hier hin konnte ich euch begleiten. Doch nun seid ihr auf euch gestellt. Lasst mich euch noch einen Rat mitgeben: auch wenn das, was ihr seht, sich nicht mit der euch bekannten Wirklichkeit deckt und daher nicht wirklich zu sein scheint, sind die hiesigen Bedrohungen und Gefahren doch sehr real - sowohl für Leib und mehr noch für die Seele. Also seht euch vor."

    Mit diesen etwas geheimnisvollen Worten verschwand die Kore und ließ die Gruppe wie Gestrandete in einem verwüsteten Landstrich zurück.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Ebenso schnell, wie diese Gestalt sie hierher gebracht hatte, ebenso schnell war sie selbst wieder verschwunden. Die Gruppe aber ließ sie zurück, zu fünft – aber doch allein.
    „Verdammt“, murmelte Medin. Ihm gefiel gar nicht, dass sie nun hier waren. Aber er hatte seine Entscheidung an Wenda übertragen und sie hatte das hier gewollt. Hatte sie das hier gewollt?
    Der Südländer blickte sich um. Wo waren die fünf eigentlich gelandet? In einer Welt, in der man einen toten finden würde? Ja, wenn man irgendwo Tote fand, dann gewiss hier.
    Die Gruppe stand direkt in der kargsten und felsigsten Einöde, die Medin je gesehen hatte. Selbst Tyrien hatte zu Zeiten der untoten Geisel besser ausgesehen und auch das Minental in Khorinis hatte Anzeichen auf Leben besessen (wenn auch überwiegend grünfelliges). Aber hier war nichts als ein paar Felsen, die aus dem monoton rotbraunen bis schwarzen Staub herausragten, der den Boden bedeckte. Dort, wo man sonst einen Himmel bewundern konnte, zogen tatsächlich Wolken entlang. Doch diese Wolken waren ebenso dunkel wie der Rest hier. Und so verhielt es sich auch mit dem Licht, das auf dieser Landschaft lag. Dies hier war das Ende der Welt, wenn nicht sogar das, was dahinter kam.
    Medin wandte den Kopf zur Seite. Wie auch in den anderen Richtungen ragte linkerhand ein kleiner Gebirgskamm gen Himmel. Die Gruppe war nur kurz unterhalb der von Geröllmoränen flankierten Berggipfel angekommen. Man befand sich also bereits in einem Gebirge, wenn auch in keinem sehr hohen.
    Der Paladin seufzte und schnallte sich den Waffengurt mit dem Zweihänder auf den Rücken.
    Warum waren sie noch einmal hier, fragte ihn eine Stimme in seinem Kopf, die ihm überzeugend belegte, dass dies kein guter Ort zum längeren Verweilen war. Richtig, Wenda und die Schwarzmagierin und wer weiß nicht alles glaubten Idaho hier zu finden. Da mussten sie nun durch, alle. Auch er.
    Der Streiter deutete auf einen der Berggipfel linkerhand. Viele Höhenmeter waren es nicht. Den Aufstieg konnte man, so schätzte er, innerhalb einer reichlichen Stunde bewältigen. Wenn er sich nicht täuschte, sah er dort oben auch so etwas wie Überreste eines Bauwerkes. Vielleicht eine Burgruine – zumindest Hinweis auf vergangenes Leben. Wenn dort früher eine Burg gestanden hatte, so hatte man von ihr sicher weit ins Land schauen können. Mal sehen, was für Aussichten dieser Ort bereithielt.
    „Schauen wir uns doch mal um, wenn wir schon hier sind“, sprach er zu den anderen.

  4. Beiträge anzeigen #4
    Ehrengarde Avatar von Renata
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    Renata ist offline
    Sie hatte sich bislang nicht viel Gedanken gemacht, wie Beliars Ewigkeit wohl beschaffen sein mochte. Doch irgendwie hatte Renata etwas anderes erwartet als dieses tote Land.

    Obwohl der Tod eigentlich das Erste war, mit dem man in diesem Jenseits rechnen sollte. Aber so absolut wie das hier? Nicht nur die abgestorbenen Pflanzen und Bäume, selbst der Staub und die Steine unter ihren Füßen wirkten tot. Und so wunderte es nicht, dass in dieser Einöde kein Lebewesen außer ihnen zu sehen war. Das lebendigsten Eindruck machten noch die Wolken, die schnell über die Gruppe hinweg zogen, obwohl es am Boden windstill war.

    Nicht nur windstill, sondern auch sonst so still, dass das Knirschen der Steine unter den Sohlen der sich verwundert umschauenden Abenteurer unnatürlich laut klang. Medins Aufforderung zum Aufbruch hörte sich – obwohl normal gesprochen – in dieser ungewohnten Stille an, als hätte er gebrüllt.

    Vielleicht antwortete deswegen niemand, schweigend setzte sich die Gruppe in Bewegung. Der Marsch im losen Geröll war recht mühsam, Fuß vor Fuß und im Gänsemarsch hielten sie auf den von Medin angepeilten Bergrücken zu. Nach dem Geröllfeld kam eine kleine steinige Ebene, auf der sich die Reste von Grundmauern längst vergangener Gebäude noch erahnen ließen. Dann führte ihr Weg wieder bergan.

    Als sie den Bergrücken erreicht hatten, war wohl mehr von ihrer Zeit vergangen, als zu Beginn ihres Marsches alle gedacht hatten. Trotzdem war die Sonne immer noch nicht unter gegangen; sie verharrte nahe dem Horizont, in gleicher Höhe wie in dem Moment, als sie dieses seltsame Land erreicht hatten.

    „Die Uhren scheinen hier anders zu gehen“ Renata hatte unwillkürlich die Stimme in dieser Stille gesenkt. Das Land jenseits des Bergrückens war nicht anders als das bis dahin gesehene. In der flachen Talmulde standen noch die Giebelfront und die Hälfte einer Seitenwand eines Hauses und auch auf dem gegenüberliegenden Hügelkamm waren die Konturen von Gebäuden zu erkennen. Ob jedoch intakt oder ebenfalls nur Ruinen, ließ sich auf diese Entfernung nicht ausmachen.

    Das würde ihr nächstes Ziel sein.
    Geändert von Renata (28.02.2007 um 16:16 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #5
    Ehrengarde Avatar von Wenda
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    .....irgendwo bei Vengard Gilde:....................Gilde Innos' Rang:.................Ordensmaid Beruf...Reitlehrerin, Pferdehändlerin Waffe:.........geliehenes Schwert Skills:...........Einhand I, Reiten I+
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    Wenda ist offline
    Obwohl diese Gegend völlig anders aussah als jene, die Wenda in ihrer Vision gesehen hatte, war es ganz sicher das Reich des Todes, das sie hier betreten hatten. Selbst die Luft, die sie atmeten, schmeckte irgendiwe... tot.
    Das Grau in Grau der Landschaft begann schon, Wenda aufs Gemüt zu schlagen, als sie das Leuchten der Phiole um ihren Hals bemerkte. Es sah anders aus als sonst - es fühlte sich auch anders an; das sanfte Pulsieren wirkte, als müsse es sich durch dichten Nebel kämpfen, schien aber zu jeder Minute stärker zu werden. Wenda meinte sogar zu spüren, dass sich ihre wachsende Zuversicht und das Glühen der Tränen ihres Gottes gegenseitig vertärkten. Während ihres Aufstiegs auf den vor ihnen liegenden Berg ließ sie sich wie zufällig auf Medins Höhe zurückfallen und warf einen Blick auf sein Exemplar der Phiolen der Tyroth. Auch sie pulsierte sanft, wenn auch noch nicht ganz so stark wie die ihre, doch schien er es noch nicht bemerkt zu haben. Die Ritterin schmunzelte in sich hinein und nahm sich vor, den Paladin zu beobachten, um seinen Gesichtsausdruck nicht zu verpassen, wenn er es tat.
    Schwer atmend kam die kleine Gruppe auf der Kuppe des Hügels zum Stehen.
    Bisher war Wenda sich nicht bewusst gewesen, dass es so viele verschiedene Nuancen an Grautönen gab.
    Eine Bergkette begrenzte im Norden ihre Sicht (Wenda ging einfach einmal davon aus, dass die Sonne, die dort so unbewegt über dem Horizont schwebte, im Westen stand, auch wenn man sich hier dessen wahrscheinlich nicht so sicher sein konnte), eine weitere im Süden. Eine Reihe weiterer kleinerer Hügelketten ließen das Land wie eine faltige alte Decke aussehen.
    Hier und da waren Gebäude wie Krumen trockenen Brotes auf die Hügel und Täler gestreut; die nächste Häusergruppe war auf der Schulter der nächsten Verwerfung zu erkennen. In diesem Land des Nichts war das ihr einziger Anhaltspunkt, wohin sie nun gehen sollten.
    Jedoch waren sie alle fünf erschöpft, merkte Wenda an, und erleichtert nahmen sie das als Aufforderung zur Rast an.
    Geändert von Wenda (28.02.2007 um 20:48 Uhr)

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    Neuling
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    Verlorene Seelen ist offline
    Die Erschütterung war deutlich zu spüren gewesen, selbst auf diese Entfernung. Es ähnelte immer einem leichten Erdbeben, welches das Gefüge der Dimension einen winzigen Augenblick erzittern ließ und dann wieder abebbte, wenn neue Gäste eintrafen. Einem normalen Menschen wäre es sicher nie aufgefallen, doch er hatte bereits viel Zeit hier verbracht. Außerdem war er schon lange kein normaler Mensch mehr. Schon sehr lange.

    Die karge Umgebung um sich herum ignorierend eilte die Gestalt voran, die tief stehende Sonne im Rücken. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie endgültig unterging, daher war eigentlich keine Eile geboten. Dennoch hielt er es für besser nicht länger als unbenötigt zu warten. Vargo würde kaum Verständnis für ihn aufbringen, sollten die Neuankömmlinge den anderen in die Hände fallen - besonders nicht nach den zurückliegenden Ereignissen. Die letzten Wochen hatte er sich nicht mit Ruhm bekleckert, daher eilte er nur um so schneller. Auch als sein langes dunkles Haar sich im gleichmäßigen Trab seiner Bewegungen löste und hinter ihm her zu wehen begannen, wagte er es nicht zu halten. Stattdessen kniff der Mann seine fahlgrauen Augen zusammen und stierte weiter vor sich, ganz auf das vor ihm liegende Geröll einer zu Asche verbrannten Siedlung konzentriert. Irgendwo dort hinten nahe dem hohen Bergrücken mussten sie sich aufhalten. Wie viele es genau waren vermochte er nicht zu schätzen, doch das war es nicht, was den Jäger beunruhigte. Etwas war anders als sonst, etwas, das ihn automatisch zu großer Vorsicht ermahnte.

    Seine Schritte verlangsamend wandte sich der Dunkelhaarige kurz um, sodass sein faltiges Gesicht von der Sonne beschienen wurde. Noch im gleichen Moment ruckte sein Blick zurück auf die Spitze der Hügelkette. Aus den Augenwinkeln heraus glaubte er eine Bewegung erkannt zu haben. Nein, er glaubte es nicht, er wusste es. Ein kleiner Stein hatte sich gelöst und rollte den Abhang hinunter, nur wenige hundert Meter von ihm entfernt. Das leise Geräusch wirkte hier noch deutlich lauter, gab es doch sonst keine andere Quelle von Lärm. Wer sonst hätte auch ein Geräusch erzeugen sollen - außer ihm selbst und den Personen dort oben gab es hier weit und breit nichts.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Etwas hatte sich in dem Südländer gesträubt, sich auf diesen Felsboden niederzulassen. Er war ihm nicht ganz geheuer. Eigentlich war ihm alles nicht geheuer.
    Schlussendlich hatte er sich aber doch dazu entschlossen, nur um gleich eine weitere Entdeckung zu machen. Es war seltsam. Er vermochte es nicht zu beschreiben, doch kam es ihm so vor, dass sich seine Wahrnehmung gewandelt hatte. Unruhe stieg in ihm auf. Nicht mehr Herr der eigenen Sinne? Nein, es schien anders. Diese unnatürliche Umgebung, sie war so leer und beseelt vom Nichts, dass man glauben konnte, sie existierte nur in den Vorstellungen eines Toten. Aber dieses Land der Toten bot etwas anderes. Es fühlte sich vollkommen anders an. Mit jeder Sekunde, die sich Medins Sinne auf die Umgebung konzentrierten, spürte er ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, nahm er ein Flüstern in sich selbst war, bemerkte er ein Knistern, dass nicht existierte, aber dennoch in ihm herumspukte. Diese Welt sah nicht nur vollkommen anders aus, als die aus der Medin stammte, sondern sie folgte auch noch, wie es schien, ganz anderen Regeln und Gesetzen. Dieses Flüstern, dass er von Zeit zu Zeit wahrnahm, hatte er schon einmal gehört. Nein, nicht die schrecklichen dämonischen Einflüsterungen, die er fast ein halbes Jahr hatte ertragen müssen. Immer wenn er die Verbindung zu einer Rune aufgebaut hatte, damals auf Khorinis, hatte er es gehört. Aber das würde bedeuten…
    Magie! Natürlich. Sie war in dieser Welt greifbarer als in Adanos’ Sphäre. Doch ungleich fremder kam sie Medin hier vor. Ob er unter Umständen versuchen sollte, eine Rune zu wirken? Alle drei, die er von Longbow erhalten hatte, trug er immer noch bei sich. Er bezweifelte, dass es glücken würde, doch die Versuchung war da. Dieses Kribbeln und dieses Flüstern verstärkten sie nur noch. Wie schön es damals im Wald vor Khorinis gewesen war, als das helle klare Licht die Dunkelheit durchbrochen hatte…
    Erst jetzt bemerkte Medin, dass das Kribbeln ein Zentrum kannte. Der Hals. Unwillkürlich tastete der Streiter danach. Die Phiole! Sie reagierte mit der Magie und pulsierte leicht – im Licht der Sonne ließ es sich kaum ausmachen. Aber es war da. Medins Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. Auf sie konnte er sich also auch hier verlassen. Schon einmal hatte sie ihn vor dem Wahnsinn bewahrt und auch jetzt ließ sie ihn nicht im Stich. Eine wohltuende Ruhe verbreitete von seinem Hals ausgehend.
    Der Streiter blickte in die lagernde Runde. Ein richtiges Lager konnte man das hier nicht nennen. Eigentlich saßen alle nur herum und schwiegen sich an. Es wurde kaum ein Wort gesprochen und das war nicht gut. Das kannte Medin schon aus der Vergangenheit. Früher oder später fielen die Nerven so etwas zum Opfer und man fuhr sich gegenseitig nur noch an.
    Wirklich etwas dagegen tun vermochte er im Augenblick jedoch auch nicht. Also erhob er sich und schritt noch einmal zum Rand des Abgrundes, in den der Gipfel zur Talseite hin mündete. Der Blick war auf die Ansammlung von Häusern auf dem nächsten Bergrücken gerichtet. Der Bergrücken schien weiter entfernt, als man an einem Tag zu Fuß zurücklegen konnte. Das, was die beiden Gebirgszüge trennte, war eigentlich schon kein ausladendes Tal mehr, sondern ein Becken, eingelassen ins Gebirge. Dort mussten sie durch. Stillschweigend hatte man die Häuser als Ziel auserkoren. Schon rein praktische Gründe sprachen dafür. Wo sonst konnte man etwas finden, was einem am Leben erhalten konnte. Vorräte hatten sie so gut wie keine dabei. Medins Rucksack befand sich im Gästequartier des Kastells. Lediglich ein Wasserschlauch war noch am Gürtel des Kriegers befestigt. Das war auch schon alles.
    Einige Sorgenfalten gruben sich in die Stirn. Vorhin noch in ruhe und Einklang empfand er nun Unbehagen. Es war fast so, als ob das Kribbeln anders geworden war. Unregelmäßiger. Waren das die Sorgen, die ihn beschäftigten? Wieder zog er die Phiole hervor. Sie pulsierte nun ein wenig heller. Oder war das Sonnenlicht inzwischen zurückgegangen? Nein, der Feuerball stand nach wie vor tief über dem Land – unbewegt. War es dann Medin, auf den die Phiole reagierte? Löste seine Unruhe diese Veränderungen aus? Möglich. In einer so magischen Welt war alles möglich. Diese Erklärung vermochte aber nicht die Sorgenfalten auf der Stirn des Südländers zu lösen. Was, wenn es doch etwas anderes war. Auf welche Entfernungen reagierte die Phiole? Auf was reagierte die Phiole? War es wohlmöglich schon hier?
    Medin ließ die Tränen Innos’ wieder an ihren abgestammten Platz zurück gleiten und gesellte sich wieder zu den anderen. Lange würden sie nicht mehr lagern.

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    Mythos Avatar von Sir Iwein
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    Sir Iwein ist offline
    War es schlimm, jetzt Angst zu verspüren? Wäre das jetzt unritterlich gewesen? Iwein gab sich jedenfalls tapfer Mühe, sie nicht zu zeigen. Ohnehin hätte das mehr geschadet als genutzt. Die Stimmung war allgemein angespannt, besonders seit ihrer letzten Rast. Diese lag nun schon eine ganze Weile zurück – der Paladin hätte zwar schwören können, dass seitdem viele Stunden vergangen waren, aber die Sonne stand nur unwesentlich tiefer im Westen als bei ihrer Ankunft, und das Licht, das sie verbreitete, war immer noch genauso fahl-rötlich, als hätten ihre Strahlen nicht die Kraft, durch die von trockenem Staub erfüllte Luft zu dringen. In Vengard ließ die Abendsonne die Dächer stets in gleißendem malerischen Rot erscheinen, aber diese hier vermochte nicht einmal die müden Gesichter der Gefährten zu wärmen.
    Überhaupt schien hier nichts wirklich zu sein, genau wie die seltsame Gestalt – Innos’ Fluch strafe sie! - gemahnt hatte. Selbst der Schlaf schien hier keine Kraft zurückzubringen: Bei ihrer Rast vorhin hatte Iwein versucht, ein kurzes Nickerchen zu machen. Aber ob es ihm gelungen war, konnte er nicht einmal mit Bestimmtheit sagen. Er schien nur vor sich hingedämmert zu haben, und als er aufwachte, fühlte er sich noch elender als zuvor. Es schien hier keine Ruhe zu geben, jedenfalls nicht für den Paladin.
    Essen und schlafen bei jeder Gelegenheit. Das waren die einfachsten Grundregeln beim Militär. Mit denen hatte sich Iwein bisher immer erfolgreich durchgeschlagen. Aber hier funktionierte weder das eine noch das andere. Schlaf fand er nicht. Zu essen hatte er nichts. Wie auch Medin hatte er seinen Rucksack im Kastell zurückgelassen. Am schlimmsten war jedoch, dass er nicht einmal einen Schluck Wasser dabei hatte! Sein Gaumen lechzte förmlich nach einem einzigen Tropfen Flüssigkeit, sein Hals schien zu brennen, Mund und Lippen waren wie ausgetrocknet. Hätte er doch nur einen winzigen Teil seiner Vorräte mitgenommen! Jetzt verfluchte er die Hast und Eile ihres Aufbruchs, er verfluchte die Tatsache, dass sie überhaupt hier waren, und in Gedanken suchte der Krieger bereits einen Schuldigen. Überhaupt konnte er im Moment keinen in der Gruppe sonderlich gut leiden. Gut, da waren Wenda und Medin, aber wer war es denn eigentlich, der ihn vor lauter Neugier hier hineingeritten hatte? Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dann waren da noch die beiden Schwarzkutten. Von denen mochte er sowieso keinen wirklich leiden. Blieb zu hoffen, dass die sie wenigstens irgendwann wieder hier herausführen könnten. Wozu würden sie auch sonst gut sein? Aber wirkliche Hoffnung darauf hatte Iwein nicht. Denn auch die schien es hier nicht zu geben.
    Er spürte lediglich Unzufriedenheit und Zorn in sich hoch kochen, die jetzt sogar die Angst verdrängten. Die Häuser auf dem Bergrücken in der Ferne schienen indes kein Stück näher gerückt zu sein.

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    Abenteurer Avatar von Magenius
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    Magenius ist offline
    Wie immer musste Magenius das Schlusslicht bilden. Das war sein Fluch seit seiner Kindheit. Sein kaputtes Bein verdammte ihn immer an die hinterste Stelle und vewehrte ihm jegliche schnelle Fortbewegung. Vielleicht rührte daher sein Drang, in anderen Dingen immer der Vorderste zu sein und die Nase vorn zu haben. Er schleppte sein lahmes Bein mühsam hinter sich her, seinen Stock in regelmässigen Abständen in den staubigen, toten Erdboden einschlagend.

    Niemand sagte etwas, als fürchte man sich, etwas aufzuwecken, was schlief. Tatsächlich warfen alle, Magenius eingeschlossen, immer wieder nervöse Blicke um sich, als glaubte man, in der toten Landschaft doch etwas anderes zu erspähen, als dieses triste Grau.
    "Schon bereue ich meine Entscheidung Euch gefolgt zu sein", murmelte Magenius, doch aufgrund der Stille waren die Worte doch für jedermann hörbar.
    "Wir werden hier für immer und ewig im Totenreich herumirren und dabei verrückt werden."
    Man warf dem Adeligen nur missmutige Blicke zu. Ja sie schienen eine gewisse Agressivität mit zu führen, die im Kastell noch nicht da gewesen war. Jedenfalls brachten die Blicke Magenius zum Schweigen und so humpelte er mit gerunzelter Stirn weiter.

    Langsam, in einem Tempo, das unvorstellbar langsam war, schien sich die Sonne doch noch dem Horizont zu näheren. Jedoch schien die Gruppe sich ihrem Ziel, den weitentfernten Häusern nicht wirklich zu näheren. Distanzen waren in dieser Umgebung unheimlich schwer einzuschätzen. Das Dorf, oder wie man diese Ansammlung von Häusern auch immer nennen wollte, konnte zehn, zwanzig oder gleich hundert Meilen entfernt sein, Magenius hätte nicht sagen können, was eher der Wahrheit entsprach.

    Der Adelige hielt einen Moment inne und griff mit seinen langgliedrigen Fingern in seine Tasche. Irgendwo musste er doch noch eine Flasche mit Wasser bei sich tragen? Das war üblich, wenn man in einer Wüstenstadt sein ganzes Leben verbracht hatte. Als seine Finger schliesslich eine kleine Flasche aus purem Gold hervorholten, schraubte er durstig den Verschluss ab. Er führte den Flaschenhals zu seinen Lippen, kam jedoch nicht zu der erhofften Erfrischung. Nur noch einige Tropfen rannen seinen Gaumen hinab. Das machte den Durst nur noch umso schlimmer. Verflucht...bereits morgen würden sie bereits tot im Staub liegen...in diesem Reich galt, was noch nicht tot war, wurde tot gemacht und zwar möglichst rasch.

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    Neuling
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    Verlorene Seelen ist offline
    Es war soweit. Schon seit Stunden hatte er sich unbemerkt im Verborgenen gehalten, um das Verhalten dieser seltsamen Ansammlung im Extremfall besser einschätzen zu können . Schon beim ersten Anblick hatten sich dabei seine Vorahnungen bestätigt, keiner von ihnen schien hier her zu gehören. Die Anzeichen dafür waren sehr einfach zu bemerken, sie waren auf Wasser und Schlaf angewiesen, beides Dinge, die es in dieser Welt nicht gab, und einfach nicht geben musste. Wie nur war es ihnen gelungen die Grenzen zu überwinden? Und vor allem warum? Es waren Fragen, auf die der Jäger beim besten Willen keine befriedigende Antwort finden konnte. Doch wie auch immer sie samt ihrer körperlichen Hüllen in diese Dimension gelangt waren, sein Gebieter würde sich ihrer Seele schon bemächtigen, das hatte er immer.

    Die Schritte des leicht gebeugt gehenden Mannes beschleunigten sich merklich, als er die kleine Prozession umgangen hatte und nun direkt von der Seite auf sie zusteuerte. Unter seinen Füßen knirschten beabsichtigt laut kleine Steine und Sand, sowie abgestorbene Äste und Zweige, die vielleicht einmal wirklich zu einem lebendigen Strauch oder gar Baum gehört hatten. Erst als er sich sicher war, dass die Gruppe ihn bemerkt haben musste, hob er im gespielt freundschaftlichen Gruß seinen Arm und schwenkte ihn. Die andere Hand in seinem Gewand versteckt, um jederzeit nach dem ihm einst verliehenen Schwert greifen zu können, rief er ihnen zu.

    „Seid willkommen werte Neuankömmlinge, seid willkommen!“ Ein fast schon zu freundliches Lächeln glitt über die faltigen Gesichtszüge des Jägers, dessen Augen dabei von grau in leuchtendes blau wechselten. Noch war er zwar gut ein paar Dutzend Meter von ihnen entfernt, doch näherte er sich so schnell es seine Beine ihm zuließen. Die Entscheidung sich hier offen zu präsentieren war ihm nicht gefallen. Es war riskant, mehr als das, doch selbst mit dem Überraschungsmoment hätte er sich nicht mit dieser Vielzahl an Gegnern anlegen wollen, ob nun tot oder nicht. In solchen Situationen galt es sich einer anderen Taktik zu bedienen, wenngleich er diese keinesfalls bevorzugte. So wie der alte Mann die Fremden einschätze, würden sie die Chance auf Hilfe gewiss nicht ablehnen, was hatten sie schon zu verlieren?

    Endlich erreichte er die kleine Gruppe, die ihn mit unverhohlenem Misstrauen musterte. Es würde nicht leicht werden, sie von seinen guten Absichten zu überzeugen. „Ich grüße Euch, endlich ein paar neue Gesichter!“ Der Alte strahlte die Fremden fast schon an, wobei er sich insgeheim fast jedes Wort fast hinauswürgen musste.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    „Seid willkommen, werte Neuankömmlinge, seid willkommen!“
    Medin fuhr zur Seite herum. Noch in der Bewegung raste seine Hand über die Schulter gen Einhänder, verharrte aber im letzten Augenblick. Nur einer, der langsam immer näher kam.
    Wirklich nur einer. Blitzschnell hasteten die Augen in ihren Höhlen umher, suchten jeden Zentimeter der Umgebung ab, doch wurden nicht fündig. Sogleich fixierten sie sich wieder auf den Mann, der dort auf sie zugeschritten kam. Eine Hand war in den Umhang gesteckt. Extrem unhöflich. Also hatte er etwas zu verbergen. Aber was? Wahrscheinlich eine Waffe. Der Schwertgriff saß oft an dieser Position.
    Der Mann war nun auf wenige Meter herangekommen.
    „Ich grüße euch. Endlich ein paar neue Gesichter.“ Noch einen Schritt tat er während dieser Worte. Einen Schritt zuviel.
    Ungewöhnlich laut erklang das metallische Kratzen in dieser Welt, als das Schwert eines Dämonenjägers die Scheide verließ und durch Medins Hand geführt den ausgestreckten Arm des Paladins verlängerte, der auf den lächelnden Alten gerichtet war. Im gleichen Moment kam ihm noch der Gedanke durch die Tränen Innos’ zu überprüfen, ob dieser Kerl irgendetwas Dämonisches oder sonstiges gefährliches an sich hatte. Aber dies hätte bedeutet, den Gegenüber für ein paar Sekunden aus den Augen zu lassen und solche Fehler beging man als Paladin nicht mehr. Vielleicht kam Wenda ja der Einfall…
    „Willkommen fühle ich mich hier aber nicht“, entgegnete Medin und brach damit ebenfalls die Regeln der Höflichkeit. Der Alte war vor dem ausgestreckten Schwert zum Stehen gekommen. Zwei, vielleicht drei Schritte schätzte der Krieger die Entfernung für einen Angriff. Die Hand des Unbekannten ruhte nach wie vor unter dem Umhang. „Aber vielleicht könnt ihr das ändern. Nur traue ich keinen Menschen, die ihre Schwerthände unter dem Mantel verbergen. Das ist nicht gastfreundlich und solange ihr dem nicht Abhilfe schafft, wird meine Klinge hier diese Meinung mit mir teilen.“ Die Grenzen sogleich abgesteckt. Entgegen seiner Gewohnheit ging Medin sogleich in die Offensive. Er versuchte diese Begegnung zu diktieren. Ob es gelang, stand auf einem anderen Blatt. Als Schwertkämpfer stellte dieser Mann keine Gefahr für die Gruppe dar, doch wusste man erstens nicht, ob er wirklich alleine war und zweitens, ob er wirklich bloß ein Schwert als Waffe hatte. Das bereitete dem Südländer am meisten Sorgen. Hatte Wenda inzwischen zu ihrer Phiole geschaut? Anscheinend nicht.
    Nein, um Innos’ Willen wollte Medin auf keinen Fall zur Passivität gezwungen sein. Nicht hier – unter diesen Umständen.

  12. Beiträge anzeigen #12
    Neuling
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    Verlorene Seelen ist offline
    Die ausgesprochen feindselige Reaktion des ihm gegenüberstehenden Kriegers überraschte ihn. In einer entschuldigenden Geste hob er langsam die Hand aus seinem Gewand hervor, wobei ein verständnisvolles Lächeln seine Lippen umspielte. Beide Hände spielerisch zum Himmel hebend musterte er die dunklen Augen seines Gegenübers. Schulterlanges Haar umrahmte das Gesicht eines entschlossenen Soldaten, der noch immer sein Schwert erhoben hatte.

    „Aber, aber, werter Herr, ich darf doch sehr bitten! Ihr bewegt Euch in einer solch kampfstarken Gruppe...“ Der Blick des Jägers tastete einen nach dem anderen prüfend ab, wobei er bei einem alten, am einem Stock gehenden Mann haften blieb. „zumindest größtenteils, und doch fürchtet ihr einen alten Mann wie mich? Wie voll von Misstrauen die Neuankömmlinge doch immer sind!“ Leise, beinahe schon wahnsinnig kichernd schlug der alte Mann seinen Mantel ein Stück zurück und offenbarte ein darunter befindliches Buch in einem abgegriffenen Ledereinband.

    „Nichts als Lektüre für eine weite Reise, verehrter Herr, nichts als Lektüre.“ Schnell schlug er den Mantel wieder zu, um die nach wie vor verborgene Waffe nicht doch noch kenntlich zu machen. Den Blick zur Sonne richtend veränderte sich jedoch plötzlich der Gesichtsausdruck des Alten. Für einen kurzen Augenblick spiegelte sich Furcht in seinen Augen wieder, ehe er sich erneut zum Lächeln zwang.

    „Wenn Ihr nichts dagegen habt möchte ich mich gern vorstellen? Man nennt mich Helio, zu meiner Zeit nichts weiter als ein einfacher Bibliothekar, dem im Leben das Glück nicht immer hold war. Dafür fand ich es hier, und ich bin sicher, ihr werdet es auch.“ Wieder glitt der Blick des Mannes zur Sonne, die bald schon untergehen würde. Es wurde höchste Zeit von hier zu verschwinden.

    „Ich bin gerne bereit Euch zu einem Lager zu führen, an dem Ihr Euch ausruhen und Eure hungrigen Körper sättigen könnt. Auf dem Weg dahin vermag ich Euch auch sicher ein paar Fragen zu beantworten.“

    Ohne auch nur einen Augenblick länger zu antworten stiefelte der Jäger, der sich selbst fälschlicherweise als Helio bezeichnet hatte, Richtung untergehender Sonne. Ob misstrauisch oder nicht, er konnte sich kaum vorstellen, dass sie sich weigern würden ihm zu folgen, um stattdessen mitten im Nichts ziellos umher zu irren.

  13. Beiträge anzeigen #13
    Mythos Avatar von Sir Iwein
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    Sir Iwein ist offline
    Iwein kam der Alte wie die Erlösung in dieser toten Einöde vor. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sie hier tatsächlich auf etwas Lebendiges stoßen würden – schon gar nicht auf andere Menschen. Dieser hier war aber offensichtlich schon recht alt: sein Gesicht war von Falten durchzogen, seine Haltung bucklig. Niemals hätte er der Gruppe etwas zuleide tun können, da war Iwein sich sicher. Vielmehr war der Fremde vielleicht ihre Rettung: immerhin schaffte er es, hier zu überleben. Wie und warum, war dem Paladin im Moment völlig egal. Er spürte einfach nur tiefe Erleichterung.
    »He, da! So wartet doch!«
    Iwein schob sich schließlich nach vorne, rannte dem Kerl einige Schritte nach und sank in den Staub, als seine Beine, die mittlerweile unendlich schwer geworden waren, ihm endgültig den Dienst verweigerten. Wimmernd begann er, dem Fremden sein Leid auszuschütten. Auch, wenn er es seinen Gefährten bisher noch nicht gesagt hatte: dieser Idaho war ihm mitterweile egal. Es war der größte Fehler seines Lebens gewesen, mit auf diese Reise zu gehen. Hätten sie diesen Fremden nicht getroffen, hätten sie kläglich verrecken müssen, und dann war Medin derart unverschämt? Was er zuvor im Zorn nicht zu äußern gewagt hatte, sprudelte jetzt, in der Verzweiflung, nur so aus Iwein heraus.
    »Wir sind Reisende aus der … Oberwelt, sozusagen. Wir haben uns verirrt, es ist nur einem missglückten Experiment zu verdanken, dass wir überhaupt hier sind. Verzeiht die Unhöflichkeit meines Freundes, er ist wohl mittlerweile schon nicht mehr ganz bei Sinnen. Wir … Ich möchte nicht in Euer Lager, jedenfalls nicht, wenn es einen Weg zurück gibt. Wisst Ihr, wie wir wieder zurückkommen? Bitteee…«
    Die Stimme versagte ihm, so trocken war seine Kehle mittlerweile. Er musste heftig husten; das brannte so grausam, dass er vor Schmerz den Kopf in den Staub sinken ließ. So kroch er noch ein Stück weiter auf den Fremden zu. Nur mühsam konnte er weiter sprechen.
    »Oder falls nicht, habt Ihr vielleicht einen Schluck Wasser bei Euch?«

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    „Pff“, blies Medin zwischen den Zähnen hervor und ließ das Schwert sinken. Iwein hatte es mal wieder geschafft. Völlig blind handelte er ohne nachzudenken. Aber wer konnte es ihm schon verdenken? Medin konnte ihm unter diesen Umständen nicht einmal einen Vorwurf machen. Jeder hier wusste, dass sie auf diesen Alten, Helio hieß er, angewiesen waren. Dennoch traute der Streiter dem Mann nicht. Ob es nun sein Instinkt war oder seine von vorne herein misstrauische Haltung dem Alten gegenüber – ohne Belang. Nun befand er sich doch in der Passivität, die er zu vermeiden versucht hatte. Abhängig waren sie nun, abhängig von einem Fremden. Nicht jeden schien das zu stören. Sein Blick tangierte Iwein, der langsam einen jämmerlichen Eindruck machte.
    Nein nein nein! Das kostet ihn noch einmal Kopf und Kragen.
    Der Krieger steckte den Einhänder wieder in den Waffengurt und gesellte sich zu den anderen, die nun auch begannen, Helio zu folgen. Dass er die Waffe rechtzeitig ziehen würde, dessen war er sich sicher. Aber würde sie ihm nützen? Ein Buch…
    „Pff“, stieß er abermals aus und schüttelte den Kopf. So folgten sie also im Reich der Toten der Seele eines Bibliothekars und waren diesem auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. „Das geht schief.“ Die Miene des Paladins hatte sich verfinstert. An die Tränen dachte er nicht mehr.

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    Ehrengarde Avatar von Wenda
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    Wenda ist offline
    Wenda war völlig überrascht, hier in Beliars Reich ein lebendes Wesen zu erblicken, das ihnen noch dazu scheibar freundlich gesinnt war. Medin reagierte geistesgegenwärtig, wenn auch ungewohnt heftig, indem er dem Alten in einer blitzschnellen Bewegung die Klinge an den Hals hielt. Es stimmte schon, die Geste, die leeren Hände zu zeigen, war wohl in allen Welten das Zeichen für friedvolle Absichten. So hatte der Fremde es sich wohl selbst zuzuschreiben, dass ihm mit Misstrauen begegnet wurde.
    Was die Ritterin aber instinktiv wachsam bleiben ließ, war wohl sein Gesicht, das wie ein Vorhang zu verbergen suchte, was tatsächlich in ihm vorging. Das war es jedenfalls, was Wenda sich bei der Analyse ihres Gefühls erklärte. In ihrem Beruf als Barbierin traf sie beinahe nur auf ehrliche, offene Minen. Wer Hilfe sucht, verstellt sich nicht.
    Diesen Gedanken bestätigend fiel Iwein vor Helio, wie der Alte sich nannte, nieder und bettelte um Hilfe. Wie ein Schlag in die Magengrube traf sie das schlechte Gewissen, Iweins Zustand nicht bemerkt zu haben. Zitternd, im Staub kauernd, streckte ihr Freund die Hand dem Fremden entgegen, in seiner Not völlig arglos.
    Halios reagierte auf Iweins Flehen, indem er einen kleinen Wasserbeutel hervorzog und ihm entegenstreckte. Bevor ihr Gefährte aber danach greifen konnte, trat Wenda neben ihn und half ihm auf.
    "Nein." Ein Röcheln entkam statt einer Antwort Iweins Kehle. "Hier - lutsche auf diesem Kiesel. Er wird deinen Mund vor Trockenheit bewahren, bis wir eine Quelle erreichen." In der materiellen Welt mochte sie vertrauensvoll sein - in Beliars Reich wurde auch die von Misstrauen beherrscht. Mit Blicken suchte sie Iweins Willen zu stärken, ihm Vertrauen zu schenken, doch seine Augen wurden abgelenkt zu ihrem Hals. Sie folgte seinem Blick und sah die Tränen Innos' hell leuchten.
    Mit einem Ausdruck, den Wenda nicht deuten konnte, nahm ihr Freund den kleinen Stein entgegen, den sie ihm hinhielt, und nickte.
    Erschöpft wandten sich die Gefährten, um Helio zu folgen - doch Wendas Zuversicht hatte sich in Furcht gewandelt. Iwein war am Ende. Würde er es schaffen bis zu jenem Brunnen, von dem sie nicht wussten, ob er überhaupt existierte? Wo waren sie hier gelandet? Würden sie schlicht und einfach verrecken?
    Das warme Licht ihrer Phiole bezeugte, dass Innos sie noch immer begleitete, aber für den Moment konnte selbst dieses Wissen ihr kein Vertrauen schenken.
    Unruhig schloss sie sich der Gruppe an.
    Hatte sie eine Wahl?

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    Abenteurer Avatar von Magenius
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    Magenius ist offline
    Magenius hätte es sich ja denken können: Diese Ritter waren einfach nicht zu vernünftigem, logischem und klarem Denken fähig. Der eine übertrieb zuerst auf die eine Weise, indem er einfach mit seiner Klinge herumfuchtelte und meinte so Autorität auszustrahlen und der andere artete im entgegengesetzen Extrem aus, indem er sich vor dem Fremden in den Staub warf und ihn um Hilfe anflehte. Warum wählten sie keine vernünftige Lösung zwischen den beiden Extremen? Der Ritter Iwein hatte sich zutiefst erniedrigt und konnte froh sein, wenn er noch ein Fünkchen Ehre besass. Von einem Ritter hatte Magenius doch mehr erwartet...

    Der Fremde schlug ein forsches Tempo an und Magenius hatte Mühe mit zuhalten. Nun ganz so forsch war es auch wieder nicht, doch der Durst und der Aufenthalt an diesem bizarren Ort schien Magenius sehr zugesetzt zu haben. Wenigstens konnte er sein Gesicht wahren und hatte genug Selbstbeherschung, um nicht vor jedem Fremden in die Knie zu fallen. Auch wenn der Durst auch ihn plagte. Magenius' stechende Augen suchten die Umgebung ab. Sie war trist und grau wie schon die vielen quälenden Stunden zuvor. Die Ansammlung von Häusern war noch etwas näher gekommen, doch schien es immer noch eine Ewigkeit zu dauern, ehe die Gruppe sie erreichen würde. Dann plötzlich entdeckte der Adelige in einiger Entferung zwei weitere, menschliche Gestalten. Sofort lenkte Magenius seinen Blick zu dem Fremden namens Helio. Er schien den Gestalten zu winken. Es war eine kurze, unscheibare Bewegung und doch eindeutig ein winken. Hatte dieser zweite Ritter, Magenius wusste dessen Name nicht mehr, etwa doch Recht behalten mit seinem Misstrauen? Landeten sie direkt in einer Falle? Die Gestalten schienen die Reisegruppe zu flankieren, näherten sie ihr jedoch nicht. Wenn es wirklich eine Falle werden sollte, so wollte Magenius zuvor wenigstens noch einige Dinge in Erfahrung bringen. Unwissend zu sterben war etwas fürchterliches.

    "Werter Fremder", räusperte sich Magenius, als müsste er Staub von seiner Kehle abschütteln. Dann sprach er mit seiner tiefen, aber doch samtenen Stimme: "Verzeiht mein Misstrauen Euch gegenüber, doch wäre es nicht angebracht, wenn ihr uns preis geben würdet, wo ihr uns hinführt? Schon nur unser genauer Aufenthaltsort ist mir ein Rätsel. Unser Ziel waren die Hallen der Toten. Dass dieser Ort tot ist, daran besteht kein Zweifel, doch ist es wirklich das Totenreich?"

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    Neuling
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    Verlorene Seelen ist offline
    Ob nun offenes, unverhohlenes und geradezu kränkendes Misstrauen oder flehentliches Betteln um Hilfe, die verschiedenen Reaktionen innerhalb der Gruppe zeigten ihm, dass sie sich keineswegs einig darüber waren, welchen Weg sie einzuschlagen hatten. Daher bemühte sich der alten Mann so viele von ihnen als irgend möglich auf seine Seite zu ziehen, für den unwahrscheinlich Fall, dass es zu einer demokratischen Mehrheitsentscheidung kommen sollte. Dennoch ignorierte er die Frage des gebrechlich wirkenden Mannes einen Moment lang und betrachtete den kleinen Wasserschlauch in seiner Hand. Auf die Bitte des Kämpfers hin hatte er ihn im wahrsten Sinne des Wortes aus seiner Tasche hervorgezaubert. Doch statt Dankbarkeit hatte diese Tat nur weiteres Misstrauen gesät, weswegen er sich demonstrativ einen Schluck davon genehmigte, nur um gleich darauf den Rest vor sich auszuschütten. Die Blicke aller Anwesenden ruhten einen Augenblick lang auf dem Inhalt, bis es innerhalb weniger Sekunden von der durstigen Erde dieser Welt verschluckt wurde.

    „Euer Misstrauen in Ehren, Ihr werdet schon sehen, was es Euch einbringt.“ Die Worte des Jägers klangen zum ersten Mal kalt und unbarmherzig. Er hatte es jetzt schon satt sich mit diesen menschlichen Wesen herum zu plagen.
    „Um auf Eure Frage zurückzukommen,“ setzte der alte Mann wieder gewohnt freundlich an, „das hier ist wahrhaftig das Totenreich! Diese Welt hier ist gezeichnet vom Tod, gezeichnet von all seinem Leid und seinen Qualen. Daher sollten wir uns beeilen, wir müssen das Lager noch vor Anbruch der Nacht erreichen.“ Der abschätzende Blick des Alten fixierte abwechselnd die Sonne und die noch immer entfernt liegenden Häuser. Mit diesen halb verdursteten Anhängseln würde er lange brauchen, zu lange.

    Die Augen des Fremden musterten ihn fragend, offensichtlich hatte er seine Neugier jetzt erst Recht geweckt. Verärgert über diese menschlichen Eigenarten beschleunigte der Jäger seinen Schritt noch etwas mehr. „In der Nacht treiben sich hier gefährliche Kreaturen herum, wir könnten ihnen dann nicht mehr entgehen. Also kommt weiter, ich bringe Euch zu Vargo, er wird Euch sicher alle Eure Fragen beantworten, sehr sicher sogar.“

    Helios hatte den Namen seines Gebieters kaum ausgesprochen, da bereute er dies schon. Es war nicht nur, dass er sich nun selbst wieder daran erinnere, was ihn erwarten konnte. Viel beunruhigender war, dass sich der zwar distanzierte aber zumindest nicht unfreundliche Gesichtsausdruck der jungen Frau deutlich verändert hatte. Es war fast, als hätte er eine düstere Vorahnung in ihr hervorgerufen, obgleich er keine Idee hatte welche dies sein sollte. Ein weiteres unauffälliges Zeichen zu den beiden in einiger Entfernung befindlichen Begleitern gebend wandte er sich um und schritt weiter auf die sich quälend langsam nähernde Stadt zu.

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    Ehrengarde Avatar von Renata
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    Renata ist offline
    Der merkwürdige Alte war just in dem Moment aufgetaucht, als Renata – nicht zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch im Kastell – sich dafür schalt, dass sie sich und den anderen keine Zeit gelassen hatte, sich mit Proviant und Wasser zu versorgen (aber wer wusste schon um die Bedürfnisse von Reisenden in der jenseitigen Welt?).

    Und just in diesem Augenblick erschien wie ein Kastenteufelchen dieser seltsame Kauz in der bis dahin unbelebten Wüstenei und offerierte ihnen nicht nur einen Platz für die Nacht sondern gleich dazu auch noch inzwischen dringend benötigtes Wasser. Das war zu schön, um wahr zu sein, Betonung eindeutig auf „zu“. Schließlich war man ja hier nicht auf dem Markt von Khorinis.

    Es war nicht zu übersehen, dass die Hohepriesterin mit ihrer Skepsis nicht alleine war. Als der faltige Alte mit Namen Helio zur Eile drängte und sich der Trupp zögerlich in Bewegung setzte, blieb Wenda zurück. Blieb einfach stehen und schaute dem voran gehenden Helio nach, als hätte sie ein Gespenst gesehen – buchstäblich. Dazu bewegten sich die Lippen der Ritterin, als würde sie still vor sich hin beten. Die Hohepriesterin trat näher zu der Ritterin. So still war es gar nicht, was Wenda da immer wieder wiederholte „Vargo…, Vargo…, Vargo…“ hörte Renata. Leise, aber deutlich. Und dann, als wäre der Bann plötzlich gebrochen, löste die Ritterin den Blick von dem Alten, nahm Renatas Gegenwart wahr und erzählte der Hohepriesterin dann leise und atemlos, woher sie den Namen kannte.

    Renata fühlte, wie ihr beim Zuhören eine Gänsehaut den Rücken hoch kroch. Hinzu kam ein allzu vertrautes Kribbeln in den Fingerspitzen, das fühlte sich genau so an, als würde sie einen der Steine…
    Der Abstand zwischen den beiden stehen gebliebenen Frauen und dem Rest der Gruppe betrug inzwischen mehrere Dutzend Schritte, achtzig oder hundert vielleicht. Die beiden eilten sich, zu den anderen aufzuschließen.

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    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Das Knirschen des grobkörnigen Staubes untern den Lederstiefeln war der einzige monotone Begleiter von Medins Ohren in dieser den Schall verstärkenden Einöde. Keiner sprach mehr ein Wort – oder zumindest hörte Medin keines.
    Innos, wo liefen sie den überhaupt hin. Führte dieser Helio sie solange durch die Einöde, bis sie alle vor Hunger und Durst umgekommen waren, anstatt zum rettenden Vargo (wer immer das auch war)? Auch eine Methode, um sich als Räuber zu verdingen. Sogar viel einfacher, wenn auch zeitaufwendiger. Wobei die Fünf Weltenreisenden sowieso nicht mehr lange durchhalten würden. Medins Wasservorrat war auf alle Fälle erschöpft und schon jetzt spürte er die Trockenheit in seiner Kehle.
    Dummerweise hatte keiner von ihnen eine Wahl. Sie waren ihrem einzigen Hoffnungsträger ausgeliefert. Wie der Paladin das doch hasste!
    Weiter klang das Knirschen seiner Füße. Krampfhaft auf irgendeine geistige Beschäftigung fixiert, begann der Südländer, den Takt der Schritt in Gedanken mitzuzählen.
    Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, eins…
    Erst jetzt bemerkte er, dass zwei Fußpaare hinzugekommen waren. Beiderseits von ihm.
    Er hob den Kopf. Links die weißhaarige Schwarzmagierin (dieses Oxymoron faszinierte ihn) und rechts… Wenda. Ein besorgter Blick lag auf ihrem Gesicht. Sie wollte ihm etwas mitteilen?
    Ja, und was sie ihm da mitzuteilen hatte. Die Details aus ihrer Vision von Idaho… ja, es war wirklich eine Vision gewesen. Vargo… also gab es diesen Vargo wirklich und er war keine Erfindung Helios. Doch je weiter Wenda ihre Besorgnisse ausführte, desto sicherer war sich Medin, dass Vargo anstatt einer Verbesserung der Umstände eher eine Verschlechterung wenn nicht gleich ein Ende derselben bedeutete. Wenda fand, dass es an der Zeit war, Helio damit zu konfrontieren. Auf keinen Fall würde er sie zu Vargo führen!
    Der Rüstungsschmied stimmte ihr zu und erklärte sich zur Hilfe bereit.
    Das Trio lief am Schluss des Zuges, doch nun beschleunigte es seine Schritte. Der nächste war Iwein, der mit hängenden Schultern dahintrottete. Ohne ein verräterisches Wort zu verlieren klopfte Medin ihm im Vorbeigehen auf die Schulter und deutete dann auf den selbsternannten Reisegruppenführer. Ob Iwein nun genau verstand oder nicht – einerlei. Er folgte dem Trio, was fortan ein Quartett war.
    Aber nein, es waren ja fünf anstatt vier. Dieser Magenius war zwischenzeitlich noch weiter zurückgefallen als der Rest, hatte nun aber aufgeschlossen. Ob auf zuwinken von Renata oder aus eigenem Antrieb wusste Medin nicht. Er hatte nicht vor, den Gelehrten in das Vorhaben einzubeziehen, aber solange er nicht im Weg herumstand, tat es eigentlich nichts zur Sache.
    Mehr oder weniger geschlossen marschierten sie nun auf Helio zu. Ob der die Lunte schon roch? Anmerken ließ er sich nichts. Offensive, Medin. Jetzt aber wirklich!
    Das vielfache Knirschen des Quintetts wurde durch das Kratzen von Metall auf Leder durchkreuzt. Helio hielt in seiner Bewegung inne. Zeitgleich senkte sich die Klinge auf seine Schulter – die Schneide nur wenige Zentimeter neben dem Hals.
    „Was?“, fragte er ruhig. Sofort wurmte es Medin, dass ihm das Wort, was er eben hatte erheben wollen, abgeschnitten worden war.
    „Du wirst uns nicht zu Vargo führen“, erhob er es nun.
    Die Reaktion blieb aus.
    „Ich weiß,…“, begann Wenda mit der Konfrontation, doch weiter kam sie nicht. Mit einer Gewandtheit, die Medin noch nie bei einem Mann dieses Alters hatte beobachten dürfen, ließ sich das Alte nach links zur Seite gleiten; weg von des Streites Klinge. Im Fallen noch war das vertraute Geräusch der Waffe zu hören und als Helio sich abgerollt hatte, raste die Klinge des edlen Einhänders bereits auf Medin zu. Also doch!
    In letzter Sekunde wich der Paladin zurück; das Quintett zerstreute sich. Zwei weitere Schwerter wurden gezogen. Medin parierte den ersten Schlag und stabilisierte seine Position.
    „Sehr schade“, rief Helio aus, um gleich den nächsten Angriff zu führen. Der Alte hatte verdammt viel drauf. Einen sehr gefährlichen wie ungewöhnlichen (um nicht zu sagen unorthodoxen) Kampfstil führte der Betrüger, bemerkte Medin nach dem zweiten Schlag. Vollständig einhändig geführt und dennoch mit so einer Geschwindigkeit.
    Seitlich holte der Krieger mit dem Schwert des Vincent Cyridan zum Gegenschlag aus. Metall schlug auf Metall – der kräftige Schlag war abgewehrt. Wieder einhändig!, stellte der Schlagführer beunruhigt fest. Ein harter Kampf mochte es werden. Eben raste wieder das Schwert des Gegners auf ihn zu. Den Schlag auf Kosten eines Schrittes nach hinten zur Seite ablenkend nahm er aus dem Augenwinkel war, wie ein weiteres Schwert ins Geschehen drang.

  20. Beiträge anzeigen #20
    Ehrengarde Avatar von Wenda
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    Wenda ist offline
    Nach einigem Überlegen was nun zu tun sei, wandte sich Wenda schließlich unauffällig an Medin und erzählte, was sie zuvor Renata mitgeteilt hatte, die an Medins andere Seite getreten war. Bereitwillig sicherte er ihr seine Unterstützung zu. Iwein sammelten sie auf dem Weg an den Kopf der Kolonne, wo ihnen Helio vorrausstapfte, ein und schritten weiter aus, bis sie direkt hinter ihm gingen. Eigentlich hatte Wenda es ersteinmal bei Worten belassen wollen, aber medin ließ gleich die Waffen sprechen, in dem er ihrem Führer die Klinge an den Hals legte und ihn vor vollendete Tatsachen stellte. Bevor die Ritterin nun verspätet die Stimme erheben konnte, war der ach so tattrige Alte blitzschnell Medins Klinge entwichen und begann, ihn zu attackieren.
    Einen Moment brauchte Wendas ausgetrocknetes Hirn, bis sie die Lage erkannt hatte, dann hatte sie selber ihr Dunkelschwert in der Hand.
    Zwar hatte sie seit einer kleinen Ewigkeit keinen effektiven Schwertkampf mehr vollführt, noch war sie je sonderlich gut darin gewesen oder war sie nun im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte, aber um Helio für einen Moment aus dem Konzept zu bringen, reichte das allemal. Die Gelegenheit nutzte Medin, um zwei hart geführte Schwertstreiche gegen den Alten zu führen, die dieser nur knapp parieren konnte.

    Sie hatte keinen Schimmer, wo die beiden plötzlich hergekommen waren, aber links und rechts der beiden Streiter standen mit einem Male ein plumper, grobschlächtiger Kerl, in Tierhäute gekleidet, der aussah, als könne er einen Kinderschädel in seiner Hand zerquetschen und auch nicht zögern, dies zu tun, und eine in wehende blaue und schwarze Gewänder gehüllte Gestalt. Eine nagelbespickte Keule und ein schlankes, geschwungenes Langschwert surrten, als sie angriffslustig die Luft zerteilten.

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