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[Serial] Der Ritter

  1. #41 Zitieren
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    Diesmal bin ich sehr unzufrieden mit mir.

    ------------------------------------------

    *Als er in das Innere des Zeltes blickt, liegen dort drei leere Amphoren unter dem Tisch. Mit einem Dolch entkorkt der derzeitige Nutzer das nächste Behältnis, blickt jedoch gen Eingang und sieht seinen Besucher so in die Augen.

    Der Ritter lächelt.*

    Ritter: Na sowas! Die Welt ist doch tatsächlich klein! Kommt doch rein*winkt mit dem Dolch in der Linken*. Setzt Euch doch.

    *Der junge Barde sieht noch etwas unentschlossen aus und drückt seine Harfe an sich.*

    Ritter: Na kommt schon!

    *Vorsichtig setzt der junge Musiker einen Fuß nach den anderen hinein und bemerkt mit Sorge, dass das Gesicht des alten Kämpen im Begriff ist sich mit der Röte einer Tomate oder eines süßen Apfels zu messen.

    Er setzt sich neben ihn. Der Ritter schüttet seinem Gast derweil ein und gönnt sich selbst einen großen Schluck aus der Amphore.*

    Ritter: Hab Euch gar nicht gesehen.

    Barde: Nun...das Lager ist groß, aber es liegt auch daran dass die Künstler in einem eigenen Bereich nahe der Zelte des Hochadels untergebracht wurden. Seine Majestät ist ein großzügiger Liebhaber der Kunst...

    Ritter: Wohl auch, um sich vom deprimierenden Alltag abzulenken.

    *Stille. Der Ritter nimmt noch einen Schluck, während der Barde leicht an seinem Becher nippt.*

    Barde: Ich bin sehr überrascht Euch wiederzusehen. Als ich hörte, dass der grüne Ritter wieder reitet hätte ich jemand...

    Ritter: Jüngeren, reineren, klügeren, hübscheren?

    Barde: ...anderen erwartet. Ich meine, ich dachte schon dass wir uns wieder begegnen würden, aber Ihr wirktet nicht sonderlich religiös.

    Ritter: Die meisten großen Menschen im Dienste der Götter, sind das nicht.

    Barde: ...

    *Die vierte Amphore landet unter dem Tisch und der Ritter greift nach der nächsten. Man muss sich dazu vorstellen, dass sich hinter ihm noch ein ganzer Haufen befindet. Allerdings sieht man ihn jetzt schon deutlich an, dass es ratsam wäre aufzuhören.

    Selbstverständlich schenkt er dem keine Beachtung.*

    Ritter(hält inne, während er den Dolch und Amphore bereit hält und starrt zur Decke): Darf ich Euch etwas fragen?

    Barde(leckt sich über die Lippen): Aber selbstverständlich Meister Ritter, tut Euch keinen Zwang an.

    Ritter: *Blickt ihn in die Augen.*

    Barde: *Fühlt eine Schwere in seinem Magen.*

    Ritter(während er die Amphore mit einem ''Plopp'' entkorkt): Was meint Ihr unterscheidet Euch von einem Historiker?

    Barde: Äh...was meint Ihr?

    Ritter: So wie ich es sage. Was unterscheidet Euch von Ihnen*nimmt einen Schluck*? Selbstverständlich werdet Ihr sagen ''sie berichten über die wahren Geschehnisse aus der Vergangenheit'' aber was taten denn die Skalden von damals, anderes mit ihren Heldenepen in denen sie König Ziegenpo von Klein auf Grund seines Sieges über die zweitausend hundertköpfigen Drachen priesen? Entsprach dies aus damaliger Sicht denn nicht der eigentlichen Historie und deren darauf basierenden Tatsachen?

    Barde(räuspert sich): Nun ja, Ihr müsst doch zugeben, dass eine solche Geschichte schon etwas unglaubwürdig klingt findet Ihr nicht?

    Ritter: Stimmt. Man muss ein Idiot sein, um sich tatsächlich als Ziegenpo verewigen zu lassen.

    Barde: *Blickt in seinen Becher.*

    Ritter: *Nimmt wieder einen Schluck* Ich meine wer bestimmt denn was Geschichte ist? Der Sieger nicht wahr? Und was ist es wenn man einen brutalen Bastard zu einem Heiligen verklärt? Was ist es Anderes als pure Fiktion, auf den subjektiven Gedanken derer basierend, die sich mit dieser, oftmals toten, Gestalt der Vergangenheit identifizieren oder sogar sich über kurz oder lang in sie zu verwandeln? Hmm? Was?

    *Nimmt noch einen Schluck.*

    Barde: *Spürt die Unruhe immer in seinem Inneren wachsen.*

    Ritter: Was sind die Toten schon als wehrlose Opfer von Dichtern und Historikern, die in ihnen Rohmaterial für ihre symbolisierten Idealvorstellungen, für gute Geschichten oder einer perfekten Realität sehen? Was ist schon die Vergangenheit als ein Jetzt von dem keiner mehr bestätigten kann, dass es tatsächlich so wahr?

    Barde: *Blickt verstohlen zum Ausgang.*

    Ritter: Ich frage mich...*fixiert den Barden mit einem undeutbaren Blick*.

    Barde: *Blickt starr zurück und schätzt ab, wie schnell er wäre...*

    Ritter: ...was passieren würde, wenn ich EUCH DIESEN DOLCH IN DEN BAUCH RAMMEN WÜRDE!
    Würde man es aus der großen Geschichte des grünen Ritters rausstreichen oder wäre es nur eine meiner weiteren Heldentaten, was meint Ihr?

    *Nimmt noch einen Schluck und achtet weder auf den ins Holz gerahmte Dolch mit dem grünen Schlangenknauf und den Smaragdaugen, noch auf den sich zitternd wieder aufrichtenden Musiker der eine unangenehme Feuchtigkeit in seinen Beinkleidern fühlt.

    Der Ritter betrachtet das Behältnis in seiner Hand nachdenklich.*

    Ritter: Wirklich eine schlechte Angewohnheit diese Sauferei, bringt einen auf die krudesten Gedanken.

    Barde: *Stellt den Stuhl mühsam wieder auf, nimmt seine Harfe wieder an sich und wartet auf die erlösenden Worte, die ihn aus dieser Vorhölle befreien werden. Ihm scheint es fast so, dass die ''Augen'' des Dolchs ihn funkelnd verspotten...*
    Lonan ist offline Geändert von Lonan (27.09.2008 um 22:54 Uhr)

  2. #42 Zitieren
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    *Die gusseiserne, bronzene Pfanne brennt in der Mitte des Zeltes, deren Rauch durch ein Loch in der Decke entweicht. Es duftet nach Weihrauch. Die Priesterin tretet ein und verbeugt sich vor den fünf im Schneidersitz sitzenden grünberobten Gestalten, deren Gesichter von ihren Kapuzen verborgen werden. Zeit vergeht. Dann wirft eine der Gestalten etwas Pulver in die Flamme, deren Farbe sich grünlich verfärbt.*

    Gestalt in der Mitte: Der Rüstungsträger?

    Priesterin: Ein arroganter Schlächter. Er ist alt.

    Zweite Gestalt von links: *Ein Zischen entweicht ihr. Eine Schlange könnte es wohl nicht eindrucksvoller.*

    Priesterin: Aber er erscheint mir noch recht rüstig zu sein. Auch geistig macht er einen recht gefestigten Eindruck, obwohl mir sein Gesicht einige ungeklärte Dinge verriet.

    Erste Gestalt von rechts(einen schmalgliedrigen Finger, nachdenklich über das Innere der Kapuze streichend lassend): Wird sein Leib den Anforderungen der Göttin gerecht?

    Priesterin: Die frühere Gestalt unser Göttin hat ihn auserwählt, wie könnte er es nicht?
    Zweite Gestalt von rechts: Das Wesen der Götter ist komplex und verschlungen. Egal wie nahe wir ihnen kommen, nur der smaragdfarbene Traum wird uns eines Tages die Wahrheit offenbaren.

    Die Anderen: *Zustimmendes Gezischel.*

    Priesterin: *Schluckt leicht.*

    Erste Gestalt von links: Behalte ihn im Auge. Sein Leib muss die besten Voraussetzungen mit sich bringen, wenn die Göttin ein letztes Mal unseren Ruf folgen wird. Die Zeichen stehen gut. Mit den Nordländern, naht auch unser großer Moment.

    Priesterin: *Erschaudert innerlich.*

    Gestalt in der Mitte(die schmale, mit Schuppen übersäte, Rechte heb und gen Ausgang wink): Du darfst dich nun entfernen. Der Segen der Göttin über dich.

    Priesterin: *Verbeugt sich und verlässt das Zelt im gebeugten Rückwärtsgang.*

    *Die Gestalten bleiben alleine zurück. Die in der Mitte dreht ihre Linke mehrmals. Die grünen Flammen beginnen sich zu drehen und die vage Andeutung einer Rüstung mit einem frauengesichtigen Helm formt sich aus diesen. Die flache Seite ihres Schwertes legt sich an das Visier. Kurz darauf beginnen die metallenen Schlangen auf ihren Kopf sich zu bewegen, in windenden Bewegungen sich nach allen Seiten streckend. Die Rüstung selbst beginnt zu wachsen und als sie das Schwert von ihrem Gesicht nimmt, kann man sehen dass deren Mund sich geöffnet hat und ein paar Schlangenzähne zeigt, während ihre Augenhöhlen unheilvoll funkeln.

    Die fünf Gestalten seufzen hörbar entzückt. Die in der Mitte, streckte, den Handrücken nach unten, ihre Hand aus.*

    Gestalt in der Mitte: Bald.

    *Ihre Hand ballt sich zur Faust und das Abbild verschwindet augenblicklich, genau wie die grünliche Färbung des Feuers. Zurück bleibt nur der Weihrauchgeruch. Zeit vergeht.

    Dann legt die zweite Gestalt von rechts ein paar Kohlen nach.*
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  3. #43 Zitieren
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    *Der Ritter hat sehr schlechte Laune. Seine Kopfschmerzen sind fast unerträglich. Eine finstere Miene ziehend, bannt er sich seinen Weg durch das Meer aus Zelten, sieht wie Rüstungen poliert, Pferde gefüttert und Rekruten eingeschüchtert werden.

    Alles wie gehabt, nicht was er nicht schon kennt.

    Als er den Mordonpriester erreicht, kümmert dieser sich recht liebevoll um die Miniaturausgabe eines Baumes, dessen Äste er vorsichtig zurechtstutzt. Höflich räuspert sich der Ritter, was den Priester zum innehalten bringt. Er dreht sich und lächelt den alten Recken an, legt die Sichel beiseite und geht auf seinen Besucher zu.*

    Mordonpriester(verbeugt sich): Seid gegrüßt mein Herr.

    Ritter(nickt): Ehrwürdiger Priester.

    Mordonpriester: Wie kann Euch meine bescheidene Wenigkeit weiterhelfen?

    Ritter: Ich brauche etwas Kraut.

    Mordonpriester: Zur Meditation nehme ich an? Ihr habt Glück, ein kleines Säckchen befindet sich noch in meinem Besitz und ich...

    Ritter: Ich möchte Prophetenmohn.

    Mordonpriester: *Hebt eine Augenbraue.*

    Ritter: *Greift an seinen Gürtel und hält dem Priester eine prall gefüllte Börse hin.*

    Mordonpriester(begutachtet das gute Stück): Das ist eine Menge Geld.

    Ritter: Aber doch nur eine geringe Summe für den Dienst an den wahren Gott.

    Mordonpriester: *Schnaubt amüsiert und bedeutet seinen Besucher ihn zu folgen.*

    Ritter: *Folgt.*

    *Sie verlassen das notdürftig errichtete Zelt und betreten ein weiteres in dem sich blühende Ranken über ein Abbild des Gottes winden und eine wahre Wiese weißer, kleiner Blumen sich zu dessen Füßen gebildet hat. Dazu kommen noch Rosen, deren Duft die Nüstern erfüllt und auch ein paar Bienen gehen von einem künstlichen Baum aus auf die Reise um ihre Mission zu erfüllen.

    Der Garten des Totengottes blüht auf.

    Der Priester beugt sich runter und pflügt vorsichtig eine der weißen Blumen, bettet sie dann auf dem Boden und geht zur nächsten über, murmelt dabei fromm Gebete. Nach einiger Zeit liegen sieben Blumen zu einem sternähnlichen Gebilde zusammengelegt dar.

    Ein letztes Gebet murmelnd, erhebt sich der Priester, bindet die Blumen zu einem Bündel zusammen und überreicht sie den Ritter, dessen Börse kurz darauf den Besitzer wechselt.*

    Mordonpriester: Es reicht vollkommen wenn ihr sie zu einem Pulver zermahlt und dann in einem Krug Wasser hineintut. Wenn Ihr wollt könnt Ihr noch einen Schluck Wein hinzugeben, aber vermeidet es tunlichst sie komplett mit Alkohol zu vermischen, es könnte Euch zu einem geistigen Krüppel machen.

    Ritter(nickt): Danke ehrwürdiger Priester*will sich abwenden*.

    Mordonpriester: Wartet.

    Ritter: *Hält inne.*

    Mordonpriester: *Faltet die Hände* Kennt Ihr die Geschichte hinter diesem wundersamen Gewächs?

    Ritter: Nein.

    Mordonpriester: Macht nichts, wir holen es ja jetzt nach. *Lächelt, wird kurz darauf wieder ernst*. Der Sage nach wanderten die ersten beiden Propheten tief hinab in die Untwerwelt, dem Reich des lächelnden Gottes, wo sie mit einem bestimmten Anliegen vor ihm traten.

    „Herr der Toten'', begann der Erste, ein Mann.

    ,,Meister der Lügen'', sprach die Zweite, eine Frau versteht sich, ein wenig Mutiger als ihr Begleiter.

    Danach wandten sie im Chor das Wort an ihn, in der Hoffnung dass ihm dies schmeichle.

    ,,Stellvertretend für alle Menschen, sind wir gekommen um dich um folgenden Gunstbeweis zu bitten. Wie ein jeder weiß, ist es dir gegeben, in die Zukunft zu sehen, genau wie in die Vergangenheit und doch bleibst Du im Jetzt. Wir bitten dich, denn der Mensch ist ängstlich und nicht in der Lage weiter zu Blicken als bis zum nächsten vollen Schritt, uns an dieser Gabe teilzuhaben damit wir eines Tages das höchste Ziel, den smaragdfarbenen Traum endlich erreichen können.''

    Geduldig hörte der Herr der Bote der sieben Höllen zu und als sie endeten, erschien ein Lächeln auf seinen Lippen.

    ,,Das ist wirklich ein edles Ziel, meine mir entrissenen Kinder'', begann er mit leichten Spott in der Stimme, ,,doch sag Frau, wenn ich der Herr der Lügen bin, wie könnt ihr sicher sein, dass die Zukunft und die Vergangenheit nicht auch nur aus meinem boshaften Geist entsprungene Lügen sind?''

    ,,Weil uns die Herrin Marenia ins Licht und auf den Pfad der Wahrheit führte. Dadurch wird es uns gelingen aus jeder Lüge eine Wahrheit zu machen und schlussendlich in ihr aufzugehen'', war es nun am Mann sich zu erdreisten und unseren Herrn zum lachen zu bringen.

    ,,So sei es'', sprach er anschließend mit einem Lächeln auf den Lippen, ,,so verleihe ich euch und allen die es danach gelüstet die Gabe, die Realität zu durchbrechen und wie ein jeder überall im Jetzt zu leben und als mein Lohn sollt ihr und alle die danach kommen stets an meiner Seite sein und mir eure Version der Realität in süßen Liedern vortragen, bis ich diesen überdrüssig bin.''

    Und als zu Ende gesprochen hatte, erhob er sich und enthauptete beide mit einem einzigen gezielten Hieb. Vollkommen überrascht, setzte das Schreien der Köpfe erst nach ihrer Enthauptung ein und sie taten es selbst dann noch, als er sie hoch hob und mit ihnen über die Erde wandelte. Für jeden Tropfen Blut den sie vergossen, wuchs eine jener Blumen die uns als Prophetenmohn bekannt werden sollten und seine Diener die Bienen, deren Königinnen seine Frauen sind, trugen ihren Nektar in alle Himmelsrichtungen und sorgten so dafür, dass ein jeder von da an in der Lage war, die Mauern zwischen allem das War, Ist und dem was kommen wird einzureißen und so eine weitere Lüge als Wahrheit zu entlarven. Und jeder dem es von da an gelang, die aus dem Verzehr der Blume freigesetzten Kräfte zu kontrollieren, wurde ein Prophet geheißen, deren Wirken oftmals die Geschicke der Menschheit zum Guten wandten.

    Und alles was der Herr dafür verlangt ist der Kopf eines jeden Propheten, damit er an ihn gekettet, kreischend und singend ihn an seiner Wahrheit teilhaben lässt und er diese, wie auch alle anderen die Einzige nennen kann.

    *Verstummt.*

    *Der Ritter betrachtet den Priester. Dann verlässt er das Zelt, ohne auch nur eine Miene zu ziehen. Der Priester blickt ihn eine Weile lächelnd hinterher. Dann dreht er sich um und verlässt, sich vor der Statue Mordons verbeugend, im Rückwärtsgang das Zelt.*
    Lonan ist offline Geändert von Lonan (28.11.2008 um 16:25 Uhr)

  4. #44 Zitieren
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    Offizier: Feuer!

    *Brüllend speien die hölzernen Drachen in den Händen der Soldaten ihr bleiernes Gift in die nahen Strohpuppen. Doch einer der Drachen, bleibt stumm. Der dafür verantwortliche Soldat erhält dafür eine Ohrfeige und eine deftige Standpauke. Kopfschüttelnd betrachtet der junge Ritter in der goldenen Rüstung und der ebenso goldenen Sonne auf dem weißen Wappenrock das Geschehen. Der Ritter den wir als „Hund“ kennengelernt haben, gesellt sich mit einer Amphore in der linken Hand zu ihm.*

    Hund: Na, was erregt dein Missfallen?

    Junger Ritter(blickt überrascht): Oh verzeiht Sir...

    Hund(macht eine wegwerfende Handbewegung): Pfeifen wir auf das ganze Gehabe mit den Titeln . Für dich Canis.

    Junger Ritter: Äh, Helion.

    Canis(lächelt nach Nennung des Namen): Irgendwie logisch, na ja wo waren wir? Achja richtig Du wolltest...*bricht ab, als die Drachen wieder Blei zu spucken beginnen.*

    Ah, ich glaube ich kann es mir denken.

    Helion(sehr erbost und anklagend auf sie zu zeigen): Ich finde es einfach unehrenhaft! Jemanden aus der Ferne zu töten, wie ein...wie ein Tier! Das ist nicht richtig!

    Canis(zuckt mit den Schultern): Was erwartest Du von ihnen? Die meisten, haben vorher auf den Höfen ihrer Väter gearbeitet oder mussten backen, vielleicht dachten sie sogar daran Gelehrte zu werden. Ich glaube nicht, dass sie vor ihrem Eintritt in die „Armee“, beim Fürsten der fünften Hölle ich hätte nie gedacht dass es wirklich mal außerhalb des Adels und des Söldnertums einmal Berufssoldaten geben würde, dachten wirklich mal in die Schlacht zu ziehen.

    Außerdem*zuckt mit den Schultern* haben wir es damals im Grunde auch nicht anders gemacht.

    Helion: *Schweigt.*

    Canis: *Nimmt einen Schluck aus seiner Amphore, schnalzt genießerisch mit der Zunge und schweigt ebenfalls.*

    *Erneutes Gebrüll der Drachen.*

    Canis: Glaubst Du denn, dass jeder zum Ritter taugt? Ausgebildet werden kann jeder, aber sich als solcher zu bewähren ist wieder eine andere Sache. Reynald hatte schon immer ein gewisses Talent dafür anderen sein Argumente durch den Kopf gehen zu lassen, haha, aber ich? Ich musste immer tricksen, denn ich war wenn es hochkommt ein mittelmäßiger Reiter und ein noch mittelmäßigerer Kämpfer und glaub mir, solche wie ich sterben immer als Erstes, die Schlechten erwischt es bei ihrem ersten ernsthaften Tjost. So schmierte ich mir Gift auf die Klinge, ritt bei Reynald und den anderen mit und gab hier und da etwas Hilfe, während sie den Löwenanteil machten hielt und ich mich zurück hielt oder ich bezahlte eine Truppe Speerträger damit die mir mein süßes Hinterteil beschützen. Irgendwie habe ich es immer geschafft und anders wird es bei den Soldaten auch nicht sein.

    Denn seien wir ehrlich, in was für einer Welt würden wir leben wenn nur diejenigen weiterleben dürften die wissen wie sie dich fachgerecht in zwei Hälften teilen? Wenn immer die gewännen die es „ehrlich“ lösen? Klingt für mich nach einen Traum für Leute wie mein alter Kumpel Morgenstern und glaub mir das war ein echter Dreckskerl. Ich denke, es wäre eine schreckliche Welt, unabhängig davon ob die großen Krieger nun meistens nette Kerle wie Du oder Schweinehunde wie Morgenstern wären.

    Irgendwie ginge doch die Vielfalt verloren nicht wahr?

    *Lächelt und nimmt einen weiteren Schluck.*
    Auch einen?

    Helion: Nein Danke.

    Canis: Würde ich dir auch raten. Mein dämlicher Hausarzt sagt es sei gut für mein Herz, aber so widerlich wie das Zeug schmeckt will er mich wohl vorzeitig ins Grab befördern.

    Helion: *Lacht.*

    *Derweil lässt der Offizier die Soldaten salutieren. Jeder seinen eigenen Gedanken zum Thema „für das Königreich sterben“ überlassen.*
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  5. #45 Zitieren
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    Als Überraschung für Silvester, gibt es eine neue Episode.

    Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

    -----------------------------------------------------------------------

    *Zurück an der Universität.

    Das Wort hat der ehrwürdige Professor Müller, in grün gekleidet wie alle seine geschätzten Kollegen und äußerlich bestimmt schon über sein erstes Jahrhundert hinausgewachsen. Sein augenscheinliches Alter, passt anscheinend zum Thema, ist es doch älter als die Zeit selbst.*

    Professor Müller(rückt sich die Brille auf der Nase zurecht): Eine gängige Theorie über das Wirken der Magie, beinhaltet es dass die Realität wie wir sie kennen durch ein kollektives Gedächtnis aller verstorbenen Lebensformen zusammengehalten wird. Demnach bedeutet es, dass man beim sterben in die Erde zurückkehrt und dort seinen Eindruck über diese Welt, den der anderen hinzufügt und diesen dann beispielsweise eines aus der Erde gewachsenen Beerenstrauchs wieder weitergibt, was das Bild des Essers über diese Realität zusätzlich festigt und er durch seine eigenen Eindrücke bis zu seinem Tod bestätigt und den Kreislauf dann fortsetzt, was die Theorie der Wiedergeburt, wenn auch indirekt bestätigten dürfte.

    Demnach ist Realität lediglich eine überkollektive Übereinstimmung von Eindrücken und Erfahrungen, die die Menschheit durch ihren gemeinsamen Glauben meint zu durchleben und diesen durch die gemeinsame Erfahrung, wenn auch unbewusst, stützt. Was aber hat Magie damit zu tun, werden sie sich fragen?

    Nun, nimmt man die vorliegende Theorie, so könnte man die vorliegende Urkraft als Bestätigung dieser ansehen, denn wie wir alle wissen, existiert sie zwar aber nicht in dem Sinne wie beispielsweise die Naturgesetze, da sie sich weder mit chemischen Formeln noch der Evolutionslehre zu erklären ist. Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass ihr Wirken irgendwie die Existenz biologisch verstümmelter Wesen wie Drachen, Trolle und Feen erlaubt, wie Untersuchungen an den Skeletten dieser Wesen ergeben haben. Dabei muss angemerkt werden, dass die Magie sich in diesem Fall ebenfalls den gegenwärtigen Vorstellungen des Kollektivgedächtnis von Realität angepasst hat und dessen erdachten Regeln unterworfen ist, demnach also, obwohl nicht wissenschaftlich erfassbar, logisch ist. Durch die Bestätigung ihrer Existenz, ist sie also tatsächlich so funktionell wie alles andere, andererseits stellt ihre bloße Existenz einen Eingriff in die Realität, wie wir sie kennen dar, da ihre bloße Anwesenheit zu unvorhersehbaren Ergebnissen wie den eben von mir angesprochenen Fabelwesen führen kann. Magie ist demnach ein Versuch das gängige Realitätsmodell zu durchbrechen, was diese natürlich nicht zulässt, weswegen man es also als Magiekundiger mit kleinen Manipulationen versuchen sollte, wäre dies nicht illegal.

    Ein gutes Beispiel stellt hier die die Schlacht bei den pelonischen Feldern dar, aber dazu später mehr. Zunächst möchte ich noch etwas zu ihren Gebrauch anmerken. Blut spielt bei allen Ritualen eine große Rolle, was wohl auf seine Rolle als essentieller Beweis der eigenen Existenz zurückzuführen ist und den damit verbundenen symbolischen Akt, diesen kleinen Teil der Realität für das Eingreifen in diese zu opfern und damit die Magie als eigenständige Kraft außerhalb dieser zu bestätigen. Bewusstseins erweiternde Drogen spielen ebenfalls bei den meisten Ritualen eine große Rolle, da sie dabei helfen den eigenen Horizont von den beschränkten Eindrücken des durchschnittlichen, menschlichen Bewusstseins zu befreien und sie für das was außerhalb dieser steht empfänglich macht. Es verwundert hierbei wohl nicht, dass viele dadurch entweder abhängig, wahnsinnig oder beides wurden. Als herausragend sei in diesem Fall der selbsternannte Prophet Heinrich von Hauten erwähnt, dessen Buch „Über das Rad der Zeit und dessen Struktur“, schon kurz nach seinem Erscheinen auf den Index gesetzt wurde und der sich selbst vom höchsten Turm seiner Residenz stürzte, als er sich ein letztes Mal mit einer letzten Überdosis Prophetenmohn in diese sogenannte höchste Ebene begab.

    Nunja...gibt es bis dahin Fragen?

    *Keiner der wissbegierigen Schüler meldet sich. Der Professor schaut noch einmal in die Runde. Auch diesmal meldet sich niemand.

    Er seufzt und rückt erneut seine Brille zurück.*

    Nun gut. Fahren wir mit der Schlacht auf den pelonischen Feldern fort...
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  6. #46 Zitieren
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    *Der Adler wird zwischen seinen Kiefern zermahlen und er schluckt den Kadaver ohne große Mühe runter. Mühelos gleitet er mit Hilfe seiner Schwingen durch die Luft, überquert das sich stets wandernde Wolkenmeer und gestattet sich eine elegante Drehung, durch die, wenn auch nur kurz, all seine Schuppen im Sonnenlicht strahlen.

    Ihm kommt die Welt unter ihm in den Sinn, das Reich der großen Schlange, von deren Diener er zu einem Vasall des Anderen wurde, der früher mal die große Lebensspenderin und Befreierin der Menschen war.

    Ein weiterer Adler zieht kreischend seine Kreise. Er hat keine Chance.

    Er beginnt über sein Empfinden für Zeit und das der Menschen nachzudenken. Was ihn in der Summe nur die Hälfte seines Lebens gekostet hat, brachte die Sterblichen schon mehrmals auf den Höhepunkt ihres Schaffens und nah an den Rande der Vernichtung, aus dem sie dann erneut wie die legendären Feuervögel aus der Asche wieder auferstanden waren, manchmal mehr, manchmal weniger klüger. Im Laufe der Jahrtausende hatte er erkannt, dass sie es waren deren Wille diese Welt formten, trotz ihrer chaotischen Ader oder vielleicht gerade deswegen, glich sie doch ein wenig dem Nichts aus dem sie vor der ersten Umdrehung des Rades entsprungen waren. Und wie das Chaos selbst, waren sie in ihrem Denken über Realität, Kultur und Moral unbeständig, sahen sich mal als Herren und mal als Diener des Schicksals.

    Zu gut erinnerte er sich an jene Tage, als sie zu ihm kamen, sich ihm als ihren Gott unterwarfen und er an der Spitze ihres Heeres wie seine Artgenossen, ein Weltreich errichtete, dessen Name nun Vergessen lautete und an das sich nur die Erde selbst erinnerte. Noch heute hörte er noch ihre flehentlichen Bitten, als sie ihm Gold und Geschmeide opferten, um an seinem Erfahrungsschatz teilzuhaben und er seine „Weisheit“(Ha!) über auserwählte Jungfrauen weitergab. Sehr gut war der ihm entgegen schlagende Hass im Gedächtnis verankert geblieben, als sie mit blanken Stahl unter der Führung der Diener des Traums, ihm zu einem bloßen Werkzeug des Bösen degradierten, dessen beleidigender Interpretation er sich schlussendlich gebeugt hatte, wusste er doch in dieser Zeit um seine Rolle im großen Spiel des Daseins.

    Silbern sind ihre Schuppen, ihr Leib schlangenhaft graziös, ihre Schwingen mit einem natürlichen Muster von Adern gezeichnet und ihr Haupt von zwei geraden Hörnern gekrönt. Langsam beginnen sie sich zu umkreisen, ihr eleganter Leib windet sich um den Seinen, kitzelt seine Nüstern mit ihrer trockenen, gespaltenen Zunge, löst sich wieder von ihm und drehte sich in einer eleganten Pirouette synchron zu seinen Feuerstößen. Sie ist perfekt und ihre Kinder wären wohl wahrhaft prächtig, doch er muss weiter. So bilden sie ein letztes, perfekt geformtes Rad und trennen sich wieder voneinander, jeder in seine eigene Richtung.

    Er muss an diesen Menschen, auf dem er vor kurzen, nach menschlichen Empfinden dürften es jetzt neun Jahre sein, traf und an ihre Diskussion. Damals hatte er zu Kommentar von sich gegeben, dass die Menschen wohl Lügen brauchten, einen Traum von einer einfachen Realität, um die Komplexität des Seins zu ertragen. Heute revidierte er sich darin, dass sie keine Lügen brauchten sondern lediglich Metaphern das dem Wahnsinn der Geburt entsprungene Wechselspiel aus Bestimmung und Zufall überhaupt erfassen zu können. Doch entspringt ein solches Denken, nicht genau dem was er den Sterblichen eben ankreidete? Er weiß es nicht und es ist auch nicht wichtig für das, was ihm bevorsteht, die Aufgabe die ihm als ehemaliges Symbol für Macht, dann Weisheit und heute für Vernichtung und Tod auferlegt wurde.

    Der Drache brüllt.

    Ob es sich dabei um einen Ausdruck des Zornes oder grimmigen Humors handelt, ist nicht zu erkennen, schwebt der Diener des lachenden Gottes doch in Sphären, die für den chaotischen Faktor Mensch noch unerreichbar sind.*
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  7. #47 Zitieren
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    *Der junge Mann mit den vielen Narben bannt sich seinen Weg durch's Feldlager, stößt Dienstboten beiseite, weicht Karren aus und schenkt den inzwischen legendär gewordenen Hundewetten keinerlei Aufmerksamkeit. Nach einiger Zeit kommt sein Zelt in Sicht.

    Der jüngere Mann(nennen wir ihn im späteren Verlauf der folgenden Dialoge Narbengesicht), nimmt sich die Zeit den alten Mann, der zusammengesunken in seinem Sessel sitzt und gerade einen Becher Wein in seinen Rachen gleiten lässt, aus der ferne zu betrachten. Zum ersten Mal sieht er sein Gesicht.

    Hat er das edle Antlitz eines alternden Königsfalken erwartet so wird er enttäuscht. Wäre der Mensch tatsächlich den Vögeln nachempfunden, so hätte man es nun mit einer alten Krähe zu tun, der langsam die Feder ausfallen und deren Kampf mit einem ihrer Artgenossen nicht gut für sie ausging. Seine grauen Augen sitzen tief in seinem Gesicht mit der hohen Stirn, auf der Leberflecken ihre eigenen Staaten gründeten und stolz Fahnenmastartige Haare dort sprießen lassen. Sein Haarschopf ist schon zu Gänze ergraut und eigentlich nur noch an den Seiten vorhanden, zählt man weitere Kontinente der Leberflecken nicht mit, sein Vollbart jedoch entpuppt sich als erstaunlich gut gepflegtes Meisterwerk der Barbierkunst, glatt und ordentlich an den Rändern geschnitten, wertet er das ansonsten sehr triste Bild um eine platt gedrückte Nase, Augenringen und darin involvierte rote Äderchen auf.

    Doch für den jungen Mann gibt es kein Gesicht, dass ihn lieblicher, heiliger oder erhabener erscheinen könnte. Lächelnd tritt er an den Ritter heran.*

    Narbengesicht: Werter Herr ich...

    Reynald(alias der Ritter, alias Schlange, nun völlig dem geschätzten Leser preisgegeben): *Macht unwirsch eine wegwerfende Handbewegung* Hör mal Bursche, wer auch immer Du bist, was auch immer ich dir und deinen Lieben angetan habe, es interessiert mich nicht, verstanden? Es geht mir sonstwo vorbei, wie traumatisch dein Leben auf Grund meiner Taten war und wie stark ich dich doch vor ach so vielen Jahren misshandelte, blablabla.

    Vergangenes ist so Tod wie der Tag nachdem die Sonne untergeht, also belästige mich nicht mehr mit diesen Mist.

    Narbengesicht(lächelt): Ihr missversteht mich*greift nach seinen Gürtel*.

    Reynald: *Versucht nach seinem Schwert zu greifen, bemerkt aber dass es nicht an seiner Seite ist und versucht hektisch aufzustehen.*

    Narbengesicht: * Hält inne und hebt abwehrend die Hände.*

    Reynald: *Hält ebenfalls inne.*

    Narbengesicht: *Greift jetzt sichtlich langsam an seinen Gürtel und zückt einen alten, schartigen Dolch und gibt ihn dem alten Kämpen.*

    Reynald: *Nimmt verwundert das alte Ding in die Hand, betrachtet es eingehend, bemerkt wie gut er trotz des sichtlichen Gebrauchs erhalten ist und weitet leicht die Augen, als die Dämmerung seinen Geist erweckt.

    Dann blickt er zu den jungen Mann zurück.*

    Narbengesicht: *Dieser lächelt und überreicht ihn nun noch einen gefüllten Wasserschlauch und einen ganzen Laib Brot.*

    Danke.

    *Spricht es und dreht sich kurz darauf um und wir verbleiben aus Reynalds Perspektive am Ort des Geschehens, reisen mit ihm in die Vergangenheit zurück, wo eine Kutsche umgestürzt wurde, sich Leichen auftürmen und ein blutverschmierter Junge im Dreck liegend, einen ungewissen Schicksal überlassen.

    Alleine, mit dem was Reynald nun zurückerhielt. Stumm blickt dieser auf das Brot hinab, zuckt dann mit den Schultern, bricht sich ein Stück ab, beginnt zu kauen.

    Und lässt die Toten ruhen.*
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  8. #48 Zitieren
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    *Reynald hebt gerade den Schlauch an die Lippen, als Canis zu ihm stößt.*

    Canis: Du solltest endlich mit der Sauferei aufhören.

    Reynald(nimmt ungerührt den Schluck): Is'n Geschenk und Wasser. Außerdem geht's dich sowieso einen Dreck an, was ich tue.

    Canis: Ja, da waren wir uns schon immer einig.

    *Stille.

    Reynald bricht ein weiteres Stück Brot an und hält es fragend Canis hin, der dankend annimmt.*

    Canis(knabbert ein wenig am Brot): Hab gehört, dass Du dir Prophetenmohn besorgt hast.

    Reynald: *Kaut schweigend.*

    Canis: Eigentlich sollte man meinen, Du hättest nach gestern die Schnauze voll von dem Zeug.

    Reynald: *Wirft ihm einen misstrauischen Blick zu.*

    Canis(zuckt mit den Schultern): So ein Feldlager ist nach der Zeit, wie ein Dorf. Irgendwo rennen immer Klatschbasen rum, die alles erzählen und rausposaunen. In deinem Fall haben die Kirchenleute dafür gesorgt, dass es unter ihnen blieb. Na ja und mir haben sie es gesagt, damit ich mit dir rede*kratzt sich peinlich berührt am Hinterkopf*.

    Sie haben mir durch die Blume gesagt, dass sie meinen Jungs, besser gesagt meinen Jüngsten, den Gang an die Universität verbauen könnten, wenn Du plötzlich ins Gras beißt. Typisch Klerus, kennt nur bedrohen und bedroht werden. Ganz Unrecht haben sie aber nicht. Reynald, ich weiß nicht was derzeit in deinem Kopf vor sich geht, aber bitte, lass es. Du verträgst doch schon den leichten Kram nicht, warum willst Du dich dann noch mehr quälen?

    Reynald: *Antwortet nicht, schaut ihn nichtmal an.*

    Canis: *Wartet genau, würde man nach unseren Vorstellungen von Zeit messen, fünf Sekunden und tritt dann an ihn heran, legt kameradschaftlich eine Hand auf seine Schulter, wartet.*

    Reynald: *Sieht die Welt unter sich aus einer anderen Perspektive, blickt hinab auf goldene Felder und grüne Wiesen, über ihm der blaue Himmel und neben ihm das Quängeln eines kleinen Jungen. Er lacht oder hat dies vor Jahren getan, wendet sich an den hübschen Knaben von fünf Jahren, mit den kastanienbraunen Haaren und hebt ihn hoch, damit auch er sich an der unter ihnen liegenden Pracht ergötzen kann.

    Der Knabe jauchzt.

    Und in der Gegenwart schließt der Ritter die Augen, das Gewicht der Hand seines Freundes spürend.

    Sein Mund ist trotz des Wassers trocken.*
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  9. #49 Zitieren
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    *Mit dem Verschwinden der Sonne hinter dem Horrizont, vergeht auch dieser Tag und überlässt die Welt der Dunkelheit ihres eigenes Seins, kurz durchbrochen von den weit entfernten Geschwistern der Lebensspenderin, sprichwörtliche kleine Lichter der Hoffnung auf die Ewigkeit selbst. Im Feldlager selbst kehrt Ruhe im relativen Sinne ein. Viele schlafen, andere gehen Tätigkeiten nach die nur im Ursprung der Existenz einen Sinn machen. Ein Mareniapriester schreitet durch die Reihen der Zelte, singt in einem lauten Tenor über den smaragdgrünen Traum und bittet um den Schutz ihrer aller Seelen, fern vom schändlichen Einfluß des lachenden Gottes.

    Reynald hört ihn nicht.

    Sein Blick hat glasige Züge angenommen, die Iris im milchigen Weiß des Auges versunken, seine Lippen leicht geöffnet, den kleinen Hauch Prophetenmohn entlassend. Über ihn sammelt sich der Rauch zu einer einzigen Wolke, verzückt bemerkt der Ritter wie sich die Zeit selbst für ihn zu verlangsamen scheint, damit er die Fahrt des kleinen Segelschiffes auf den unsicheren Gezeiten des durchsichtigen Flusses betrachten kann und erfreut sich an den Rufen der winzigen Mannschaft und winkt ihnen erfreut zurück. Sie fordern ihm auf, ihnen zu folgen. Er kommt dem nach, nur in einem Wams, einer Hose und seinen Stiefeln gewandet. Dort wo er hingeht, wird er keine Waffen brauchen.

    Draußen empfängt ihn das Universums, schrecklich und Trost spendend zugleich und in seiner zärtlichen Umarmung gehüllt, entfernt er sich immer mehr vom Lager an sich, taub für die Gesänge der Priester, außer Stande diese Entscheidung mit seinem Verstand zu kritisieren, frei von Ängsten aller Art, glücklich.

    Sein Geist beginnt sich von seinem Körper zu lösen, sich auszubreiten, neue Gedankengänge, Motivationen, neue fleischliche Masken anzunehmen. Er ist ein Familienvater, der sich um seine vier Kinder und um seine Frau sorgt, für die er doch viel zu alt ist und sich seiner niederträchtigen Gedankengänge schämt. Er ist ein junger Mann, der den Vater verlor und versucht diesen durch die komplette Imitation diesens wie in einem magischen Ritual zum Teil wieder zu erwecken. Er ist zwei Liebende, die nur sich in dieser Welt brauchen und die die Romantik gegen die Wahrheit eintauschten. Er ist ein alter gebrochener Mann, der sich in den Wirren des Krieges verlor und auf die Hölle wartet um ein letztes Mal zum Leben zu erwachen. Er ist ein weiterer junger Mann, einer finsteren Welt überlassen, mehrmals gebrochen, getrieben von Hass und Zorn um seinen Platz kämpfend, wissend dass das Schicksal einen anderen Pfad für ihn vorgesehen hat.

    Er ist Reynald.

    Die Augen des Gottes sind geschlossen, als er sich diesem nähert, seine tätowierten Hände umfassen den Griff der Sense, deren Klinge unter einem Tuch verschwindet. Die Feldermausschwingen sind eng an seinen Körper gedrückt und die Köpfe an der Kette jeder in klagenden Gesängen seine Version der ultimativen Grausamkeit des Daseins zum Besten gibt.

    Reynald hält inne.

    Der Totengott öffnet seine Augen.

    Reynald bleibt stehen.

    Die gespaltene Zunge des Endes aller Wege, zischelt zwischen seinen Lippen hervor.

    Reynald ist sicher, dass er in der echten Welt jetzt garantiert die Beinkleider voll hat.

    Mordon fängt an zu lachen. Man stelle sich tiefstes Donnergrollen in einem tiefen Abgrund vor, an Intensität gewinnend und sich dann im schrillen Schrei einer Eule auflösend, unterstützt vom Chor der leidenden Propheten.*

    Mordon(fährt sich über die Augen und kichert immer noch leise): Entschuldige, ein kleiner Scherz. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.

    Chor der Köpfe: *Jammert und klagt, gefangen in Agonie und ewiger Gewissheit.*

    Mordon: *Blickt an sich hinunter und schnippst mit den Fingern seiner linken Hand.*

    Chor der Köpfe: *Verstummt augenblicklich, da seine Münder durch unsichtbare Nadeln und sichtbaren Faden fest verschlossen werden, sodass ihre Stimmen wie im wirklichen Dasein ungehört bleiben.*

    Mordon(schüttelt den kopf): Also als dramaturgisches Mittel sind sie wirklich ganz nett, aber praktisch gesehen taugen sie wirklich nicht viel. Zu deprimierend und ständig plappert dir einer dazwischen. Nun ja...was kann ich für dich tun?

    *Blickt Reynald an.*

    Reynald: *Fährt sich über die Lippen und fragt sich, ob er nicht auf die Knie fallen sollte.*

    Mordon(winkt ab): Mach dir keine Umstände. Meine missratene Gegenspielerin, durch euch jetzt Adoptivschwester, mag durch euren Kult um sie darauf Wert legen, aber mich langweilt das Ganze. Egal, wo waren wir?

    Ach ja, richtig*bedeutet ihm zu folgen*.

    Na komm. Mal sehen, was dich am Ende des Weges erwartet.

    Und als meinen Lohn fordere ich lediglich von dir, dass Du dich mit mir unterhälst und mich bei einem längeren Spaziergang begleitest.

    *Geht vor.*

    Reynald: *Hält unsicher inne.*

    Mordon(dreht sich zu ihn um): Der Zweck deines Hierseins war mir schon vorher bewusst Reynald. Ihr seid mir näher, als ihr euch eingestehen wollt und euer erster echter Schrei ist eine Lobpreisung meines Namens, kraftvoller und intensiver als alle rezitierten Texte dieser Welt. Irgendwann seid ihr alle einmal bei mir zu Gast. Ich kenne euch und ihr kennt mich und wir wissen was kommen wird.

    Und jetzt mach zu, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.

    *Lächelt fein und dreht sich wieder um, schreitet voran, eine Melodie auf den Lippen und pfeifend zum Besten gebend. Fast will es Reynald so scheinen, dass sich seine Rückenfront verändert, die Flügel sich in lange Robe verwandeln und der Glatzkopf eine schwarze Mähne ziert. Doch das ist nur eine Illusion.

    Ein letztes Mal fährt sich der Ritter über die Lippen, ein letztes Mal malt er sich einen geordneten Rückzug aus und zum ersten Mal wird ihm klar, dass es kein Zurück gibt.

    Dann geht er dem Ende hinterher. Nach drei Schritten gehen sie gleichauf miteinander.*
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  10. #50 Zitieren
    Bereannis Brent Caninus
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    Die Episoden sind echt genial, Respekt,
    Ich lese sie immer wenn ich Zeit habe.

  11. #51 Zitieren
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    *In der uns bekannten Realität, an einem uns noch fremden Lagerfeuer.

    Alle sind sie da.

    Harald, der dürre junge Mann mit der Nickelbrille und tapferes Mitglied, der zwanzigsten Kompanioe des königlichen Freiwilligenkorps junger Pikeniere. Der alte Wilfried, Veteran vieler Schlachten, mit einem Gesicht als hätten es ihn Hunde angebissen und wieder ausgespuckt, nun ohne Zweihänder und schweren Panzer. Sylji, eine Reiterin der roten Horde, in scharlach gekleidet und mit dem Schleifstein über ihren Reitersäbel fahrend. Bernhard der Quartiermeister, einäugig, groß, laut nun stumm auf das Feuer starrend. Und Ernstfried, Ernstfried früher von Gutenberg, nun Narbengesicht, der gerade einen Schluck Wasser nimmt.

    Sie alle haben sich hier versammelt und so kann auch diese Szene ihren vorherbestimmten Verlauf nehmen.

    Harald(schaut nervös von einem zum andern): Was meint ihr, wann rücken wir aus?

    Wilfried(spuckr aus, beißt ein Stück Speck ab, kaut während er redet): Gar nicht.

    Harald: A, aber das nördliche Fürstentum...

    Sylji(betrachtet konzentriert ihren Säbel): Stand immer schon kurz vor der Rebellion und wenn die Nordländer nicht wären, hätten wir es wohl jetzt mit den einheimischen Adeligen dort oben zu tun. Tja, jetzt können sie mal beweisen, wie es sich als Unabhängige so lebt.

    Bernhard: *Schnaubt amüsiert und drückt dem verstörrt dreinblickenden Harald einen Krug in die Hand, während er ihn kameradschaftlich auf die Schulter klopft.*

    Ernstfried(schaut Harald regungslos an): Hattest Du Freunde dort?

    Harald(bleich): N, nein, aber ich dachte selbst wenn sie gegen das Reich aufbegehren, so sind sie doch immer noch dessen Bürger und nur etwas fehlgeleitet, die noch nicht dessen Größe erkannt haben. Immerhin bietet der neu gegründete Rat Vertreter zu wählen und ihre Interesse dort zu vertreten...

    Wilfried(stöhnt gespielt schmerzhaft): Ach Du Scheiße, ein Konstitutioneller! Es bleibt einen, aber auch gar nichts erspart!

    *Gelächter. Alle außer Harald nehmen daran teil. Wilfried knufft ihn daraufhin kumpelhaft in die Seite.*

    Wilfried: Ach komm, ich nehm dich doch nur ein bisschen auf den Arm.

    Harald(unbesänftigt): Bisschen ist gut.

    Wilfried(klopft ihn noch mal grinsend auf den Rücken): Ich glaube Du hast mal erzählt, dass Du'n Städter bist oder? Da kann ichverstehen, dass Du an diesen Wahlkram glaubst, schließlich funktioniert dass bei euch mit den Gilden nicht anders. Aber der Großteil des Landes besteht immer noch aus Bauern. Und glaubst Du irgendeinen dieser armen Teufel interessiert sich dafür ihre Unterdrücker selbst wählen zu dürfen? Davon abgesehen, sind die meisten immer noch Leibeigene, was sich nach den letzten Kronkrieg nur noch mehr verschlimmert hat, als die Burgherren ihre Lehen
    neu verteilten, von den Ritterorden ganz zu schweigen. Als Leibeigene, das heißt als "Besitz" ihres Gutsherrn, dürfen sie es eigentlich nichtmal miteinander tun ohne sie zu fragen und damit entfällt ihnen das Recht als Menschen zu entscheiden. Nenn mich zynisch, aber solange das ewige Hungerproblem besteht, dürfte sie das auch nicht interessieren, solange sich um die Ernte gekümmert werden muss. Bleiben also nur die freien Städte, die Orden und die Ritter. Wenn es die Orden und ihre ,aus den Zusammenschlüssen entstandenen, gewaltigen Besitztümer, die Ländereien der vier wirklich großen Häuser und die famileren Bindungen des Königshauses mit dem östlichen Kaiserreich nicht gebe, hätten die Gilden keinen Gegengewicht und könnten schalten und walten, bei den ganzen Rittern die bei ihnen in der Kreide stehen und es von Generation zu Generation immer mehr tun. Verstehste? Sie kontrollieren, die Mächtigen und die wiederrum kontrollieren die in der Überzahl, weil sie die besseren Argumente haben. Außerdem kommen die Gilden so recht billig an die benötigten Rohstoffe, ergo hätten sie absolut nichts davon, wenn ein freier Bauer plötzlich in der Lage wäre bestimmte Preise für sein Zeug zu erheben, wenn sie es so doch fast kostenlos bekommen. Dafür beliefern sie den Burgherrn mit Waffen und gewähren ihn weiterhin Kredit, damit er sich seine ganzen Kopfgeldjäger und Schagetods leisten kann. Bei den anderen ist es auch nicht anders, nur haben die keine Schulden, aber im Grunde bleibt alles beim alten. Die Minderheit herrscht über die breite Masse weil die die Zähne zusammenbeißen und es als Notwendigkeit ansehen um sich und ihre Lieben durchzubringen.

    Und aus denen rekrutiert sich anschließend der Rat. Aus denen die nichts ändern wollen. Jedenfalls nicht so, dass es für sie schadhaft werden könnte, denn die Gilden kontrollieren sich ja auch nur gegenseitig und...ach*macht eine wegwerfende Handbewegung* reden wir nicht mehr drüber. Deprimiert einen nur.

    *Schweigen.*

    Harald: Also sind die Aufständischen auch nicht anders?

    Wilfried: Bist Du sicher, dass Du keine Freunde da oben hast? Natürlich sind sie es nicht, aber das ist auch nicht der Punkt. Der Punkt ist doch der, dass jeder meint im Recht zu sein und nur die Gegenseite das ultimative Böse ist.

    War im großen Bürgerkrieg auch nicht anders.

    *Schweigen*.

    Harald: *Macht den Mund auf, schließt ihn wieder.*

    Wilfried: *Schaut ihn fragend an.*

    Harald: Wobei die Gründe für dessen Beginn, wesentlich komplexer waren. Der Inzestvorwurf seitens des "blutigen Heiligen" an den König stellte nur die Spitze einer langen Kette von miteinander verwobenenen Hintergründe dar, zu denen auch der Machtverlust der Mareniakirche auf Grund des von imigrierten Ostländern importierten Majylkultes, der steten Machtzunahme der Gilden und der Wertverlust des Talers durch eine vermehrte Verwendung der imperialen Rel ,als bevorzugte Währung des Landes, gehörten.

    Wilfried(seufzt): Da hast Du Recht. Ist alles immer komplizierter.

    Harald: *Schweigt und fühlt wie Syljis Arm seine Schulter belastet.*

    Wilfried: Aber am Ende, interessieren sich nur die Wenigsten für die Hintergründe, denn das was sie vor Augen haben, reicht oft aus, ihnen das Leben zur Hölle zu machen.

    *Alles wurde gesagt und wir entfernen uns wieder von diesen kleinen Grüppchen, ausgewählt desinteressiert. Welche Worte auch sonst noch fallen werden, welche Wahrheiten ihren Geist erhellen oder ihn näher an die Verdammnis heranbringen, für den Verlauf unserer Geschichte ist nichts davon von Relevanz.

    Unser Augenmerk richtet sich wieder auf die beiden Reisenden außerhalb des Seins und wir hören einen Schrei...*
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  12. #52 Zitieren
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    *Schweiß tropft der Frau aus allen Poren, ihre Finger verkrampfen sich im Bettlaken und die schwächlichen Kräfte der beiden Hebammen können kaum ihre ungezügelten Energien davon abhalten sich zu entfalten. Allerdings reicht es soweit dass sie sich auf's aufbäumen und unentwegtes schreien, ab und an mit ausgewählt deftigen Flüchen garniert, verlegen muss. Die Augen des Knaben sind geweitet, könnte er in den Spiegel sehen würde er sich wohl nun mit seinen verstorbenen Großvater vergleichen. Er möchte aus dem Zimmer verschwinden und dem Gesinde sagen, dass er sie auspeitschen lässt wenn sie ihn verraten. Doch die Anwesenheit seines Vaters, der mit verschränkten Armen und der Miene eines Wasserspeiers neben ihn sitzt, machen diesen Plan von vornerein schon zunichte. So bleibt ihm nichts anderes als zu warten und dem Wunder des Lebens beizuwohnen, eine ziemlich blutige Angelegenheit ,wenn er die deutlich im Lebenssaft getränkten Kleider und Hände der Hebammen in diesem Moment so betrachtet. Von den einstmals weißen Tücher unter dem Leib seiner Mutter ganz zu schweigen.

    Er schluckt. Der Wunsch sich zu erbrechen, verstärkt sich und nur die steingesichtige Bestie neben ihm verhindert, dass er den Diener mit dem Eimer jetzt schon herbeiruft. Sein Vater sagte ihm, dass dies dazu dient ihn den Wert des Lebens deutlich vor Augen zu führen und ihn für später vorzubereiten, wenn seine Gemahlin dasselbe durchmachen würde, wie seine Mutter jetzt. Sie selbst war dagegen gewesen, allerdings hatte sie schon im nächsten Moment ihren Becher nach einer Dienerin geworfen und nach Erdbeerkuchen verlangt und das kurz vor Beginn des Winters.

    Ihn selbst kommt es nur wie eine weitere Bestrafung für eines seiner jüngsten Vergehen vor. Allerdings wüsste er in diesem Moment nicht, was er verbrochen haben könnte. Egal was auch immer es war, er schwört dass es nie wieder vorkommen wird, wenn es nur bald aufhört. Eine Hebamme zieht schreiend ihre blutende Hand zurück. Es ist die, die sonst die Stirn seiner Mutter befeuchtet.

    Das gibt den endgültigen Ausschlag.

    Reynalds Wangen blähen sich auf, nur mühsam schluckt er den ekligen Geschmack runter, fühlt den dicken Schleim sich boxend nach oben hin seinen Weg bahnend, glaubt zu zerreißen wenn er den Drängen der Natur nicht gleich nachgibt. Sein Vater schnaubt verächtlich und im nächsten Moment befindet sich der Eimer in seinen Blickfeld. Reynald reißt ihn den Diener aus der Hand und kotzt alles aus, ist sich sicher dass sein Magen ebenfalls unter den braunen Brocken befindet.

    Und als er den Blick wieder aufzurichten wagt, ist es an einem anderen zu schreien. Ein blutiger Klumpen, mit einer langen Schnur am Bauch, keinen Haaren auf den Kopf, die unterentwickelten Ärmchen an den Körper gedrückt und mit den kleinen Lippchen dabei den Part seiner Mutter fortzusetzen. Diese ist derweil in ihren Kissen zusammengesunken und diesmal wird niemand gebissen als ihre Stirn mit Wasser befeuchtet wird. Seinen Vater scheint das immer noch nicht zu rühren. Er wartet bis die Schnur gelöst und das Kind vorsichtig gereinigt und in eine Decke gehüllt wird, ehe er aufsteht und die Information einholt die ihn interessiert. Als er es erfährt, nickt er und hat im nächsten Moment schon den Raum verlassen. Zurück bleiben Reynald, der Diener, die Hebammen, seine Mutter, das in deren Armen schlafende Kind und der Eimer mitsamt seinem Inhalt.

    Unschlüssig verweilt der dreizehnjährige Knabe auf seinem Platz, kaut an seiner Unterlippe, blickt abwechselnd zur Tür und zum Bett, gefangen zwischen Pflichtbewusstsein, Furcht und Neugierde. Währenddessen verlässt auch das restliche Gesinde auf einer Geste seiner Mutter hin den Raum. Den Einer nehmen sie mit. Seine Mutter lächelt ihn an. Sie sieht sehr müde aus.

    Mutter: Na komm her. Oder willst du deinen kleinen Bruder nicht begrüßen?

    *Er steht auf, nähert sich dem Bett vorsichtig, sehr vorsichtig, denn er ist sich nicht so sicher ob sie ihn nicht doch beißen wird. Sie tut es nicht und als er am Bett steht, wird ihr Lächeln nur umso breiter und gewinnt an Zärtlichkeit.*

    Mutter: Ich habe daran gedacht ihn Naysel zu nennen. Wie findest Du den Namen?

    Reynald(beäugt das schlafende Bündel in ihren Armen neugierig bis misstrauisch): Hmm.

    Mutter(lächelt weiter): Ich weiß, das klingt in deinen Ohren vielleicht etwas ähnlich, aber so schlimm wäre das nicht oder?

    *Wechselt den Arm, in dem sein Bruder liegt und fährt ihn mit der frei gewordenen Hand durch die Haare und dann an der Wange entlang, blickt ihn dabei in die Augen.*

    Mutter: Versprichst Du mir, dass Du auf ihn aufpassen wirst?

    Reynald(blickt unsicher zur Seite): Hmm.

    Mutter: Schau mich bitte an. Versprichst Du es mir?

    Reynald: *Schaut weiterhin unsicher drein, blickt abwechselnd zu seiner Mutter und dann zu dem Baby in ihren Arm, fühlt eine gewisse Schwere in seinem Inneren aufkeimen. Sie verstärkt sich immer mehr und er meint nur eine einzige Lösung aus diesem Dilemma zu kennen. Um mehrere Jahrzehnte gealtert, nun einen Bart tragend, blickt er seiner Mutter in die Augen und bemerkt zum ersten Mal, dass sie sie ihn vermachte.*

    Ja.

    *Er umfässt ihr Handgelenk mit seiner Hand Hand, drückt es leicht gegen seine Wange, um das Gefühl ihrer Berührung noch zu intensivieren.

    Seine Mutter lächelt.*

    Mutter: Gut*gähnt.* Und jetzt geh bitte. Sag den Dienern, dass ein bis zwei vor meiner Tür stehen bleiben sollen.

    Reynald: Mach ich Mutter.

    Mutter: Gut. Gibst Du mir noch einen Kuss?

    Reynald: Natürlich Mutter*beugt sich vor und küsst sie auf die Stirn. Sie kichert.*

    Mutter: Meine Güte, Du solltest dich wirklich mal rasieren*gähnt erneut und schließt die Augenlider.* Ich hab dich lieb mein Sohn.

    Reynald: Ich dich auch Mutter.

    *Seine Mutter ist eingeschlafen. Reynald, der jetzige Reynald, betrachtet sie, deckt sie und den Kleinen noch etwas zu, vergewissert sich, dass auch genügend Stroh im Fenster steckt und verlässt den Raum. Draußen wartet der Totengott auf ihn.

    Reynald(schließt die Tür): Immer wenn ich über meine erste richtige Erinnerung nachdenke, muss ich hieran denken*geht weiter*.

    Mordon: *Folgt ihn.*

    Reynald: Ich glaube es liegt daran, dass ich ab da meine Mutter zum letzten Mal wirklich glücklich sah oder soweit wie ich mir vorstellen konnte, dass sie glücklich war. Danach sah ich sie oft nur noch betrübt vor sich hin starren. Naysel bekam da noch nichts mit, glaube ich, er war schließlich erst zwei als sie eines Tages ausritt und*hält inne.*

    Mordon: *Wartet.*

    Reynald: Nicht mehr zurückkam.

    *Er lässt die Mundwinkel fallen und starrt den Boden an, der tatsächlich so aussieht wie er ihn in Erinnerung hat oder auch gerade deswegen. Reynald schüttelt den Kopf und geht weiter. Mordon folgt ihn.*
    Lonan ist offline Geändert von Lonan (18.04.2009 um 20:19 Uhr)

  13. #53 Zitieren
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    Wieder eines dieser Kapitel mit denen ich beim ersten Mal durchlesen unzufrieden bin.

    Trotzdem viel Spaß, beim lesen.

    ----------------------------------

    *Helion verweilt derweil in weitaus physischeren Sphären auch wenn sein Blick ebenfalls gen Himmel gerichtet ist. Er denkt an seinen Vater, erinnert sich daran wie er, über die golden gerüstete Gestalt gebeugt, weinte es verfluchte dass er durch all den Prunk hindurch nicht das noch warme Fleisch darunter umarmen konnte.

    Er wischt diesen Gedanken schnell beiseite und ruft das Treffen mit dem König zurück in sein Gedächtnis. Das ist auch nicht besser. Vor seinem geistigen Auge, sitzt ein Greis tief in seinem mit Polstern versehenen Thron aus golden gefärbten Holz versunken, die Krone schief sitzend, die Augen schläfrig geschlossen, während ein Speichelfaden an seinen Kinn entlang läuft. Der kleine Windzug aus seiner Hose und das anschließende Kichern, gefolgt von einem Schmatzen hatten ihr Übriges getan um seinen Eindruck über den großen Monarchen gegen den sein Vater einst angetreten war um dann auf seine Seite zu wechseln, zu festigen.

    Seine Frau, eine dreißig Jahre jüngere Ostländerin und Prinzessin des gewaltigen Reichs auf dem Nachbarkontinent, war da schon weitaus interessanter gewesen. Egal ob sie ihren Gatten, den Mund reinigte oder langsam und deutlich auf ihn einsprach um ihn den Grund des Hierseins des jungen Ritters zu erklären, ihre Präsens drückte sich allgegenwärtig und dominant aus. Schlussendlich hatte sein Kniefall ihr gegolten. Undenkbar zu Zeiten seines Vaters, allerdings wäre zu seiner Zeit wohl vieles nicht möglich gewesen.

    Zum Beispiel dass die Bauern, egal wie gut man sie behandelte von den Feldern flohen und ihr Heil in der so genannten Freiheit der pestverseuchten Städte zu suchen und Kopfgeldjäger, schmutzige Vagabunden und brutale ehrlose Gesellen, sie wieder dorthin zurückbrachten wo sie nach dem Gesetz der Göttin hingehörten. Oder dass er seine Vasallen dazu pressen musste, für die Pfeffersäcke aus den Städten als Leibwächter zu fungieren, damit seine Familie nicht im selben Sumpf aus Schulden und Abhängigkeit versinkt wie andere Familien noch edleren Geblüts.

    Unter seinem Vater wäre das nie alles möglich gewesen.

    Er vermisst ihn.

    Flüche werden neben ihn laut und als er sich umdreht, steht lächelnd Ritter, nein Canis, neben ihn und hält zwei Amphoren hoch.*

    Canis: Auch einen Schluck?

    Helion: *Öffnet den Mund und will verneinen, hält dann jedoch inne und nickt. *

    Canis: *Reicht ihn eine und entkorkt seine mithilfe eines Dolchs. Kurz darauf nimmt er einen Schluck.*

    Schöne Nacht heute, hmm?
    Helion: Hmm.

    Canis: Kann ja selber nicht schlafen, da meine Verdauung Radau macht, aber was will man machen? Man wird halt nicht jünger und ist am Ende immer noch nur ein Sklave seiner Bedürfnisse.

    Helion: Hmm.

    *Beiderseitiges Schweigen. Beide schauen zum Sternenhimmel hinauf.*

    Helion: Meister Canis?

    Canis: Hmm?

    Helion: Euer Freund, Meister Reynald...was für ein Mensch ist er?

    Canis: *Nimmt einen weiteren Schluck.*

    Helion: Es ist so, ich verstehe ihn nicht...

    Canis: Nein, das tust Du nicht. Ihr versteht uns nicht.

    Helion: *Blickt den alten Ritter an, der äußerlich sehr müde erscheint.*

    Canis: Für euch junge Spunde sind wir eine Schande, da wir nicht voller Würde aufrecht durch die Gegend reiten, aufrecht sitzen und jeden Furz in unserem Darm unterdrücken, sondern ihn einfach rauslassen wie es Menschen nun mal tun. Im Grunde sind wir nicht anders als ihr, wir haben unter denselben Problemen gelitten und dasselbe durchgemacht. Uns unterscheidet nur, dass wir im Krieg waren und ihr nicht. Wir haben die Hölle als einen schnelllebigen Abgrund kennengelernt der alles innerhalb seines Umfeldes verschlingt und höchstens Krüppel und verbrannte Erde zurücklässt. Für euch ist die Hölle eine schleichende Krankheit, die langsam alles zersetzt für das eure Väter einstanden. Nein, ihr versteht uns nicht, aber eines solltet ihr verstehen: Wir sind zwar keine gute Menschen, werden es auch nie sein, aber wir waren und sind nicht von Grund auf schlecht.

    Wir haben gesehen wozu der Mensch fähig ist und mit dem Totengott gelacht obwohl uns die Tränen in den Augen standen und es zum Schluss nur noch besoffen zu ertragen war. Wir haben überlebt und sind doch gestorben, tausend Mal und werden es wohl immer wieder tun. Aber damit müssen wir leben.

    *Er nimmt noch einen Schluck.*

    Manchmal denke ich, dass das die einzige Lektion ist die wir zu lernen haben.

    *Blickt wieder in die Finsternis.*

    Helion: *Erwidert daraufhin nichts und schließt sich ihm bei seinen Blick ins Ungewisse an. Seine Gedanken kreisen um Tote, die Hölle und alte Männer, die nicht sind was sie sein sollten.*
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  14. #54 Zitieren
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    Einer dieser Texte über die ich unschlüssig bin.

    Viel Spaß.

    --------------

    *Der Weg nach unten scheint doch länger zu sein als gedacht. Reynald blickt misstrauisch die Steinwände an, während seine Füße Stufe um Stufe den Verlauf der Wendeltreppe folgen. Die Wände blicken nicht zurück.*

    Reynald(an Mordon gewandt): Wann kommen wir endlich unten an?

    Mordon(entnervend fröhlich): Ich habe nicht den leisesten Schimmer!

    Reynald: Hrmpf.

    *Schweigen. Der Weg nimmt weiterhin kein Ende. Der Totengott beginnt eine Melodie zu summen. Reynald erkennt es als eines seiner Lieblingstrinklieder. Er sagt es seinen Begleiter jedoch nicht. Das Ende der Treppe ist weiterhin nicht abzusehen und das Lied des Totengottes hallt zwar nicht von den Wänden, dafür in den Ohren des Ritters wieder, bis es endet.

    Wieder Schweigen.

    Sie gehen weiter. Mordon stimmt kein zweites Lied an, die Steine bleiben so wie sie sind, gesichtslos für den Menschen, einzigartig aus kosmischer Sicht, eingebettet in einem perfekten ästhetischen Moment, einen ewigen Kreislauf.

    Reynald bricht das Schweigen.*

    Reynald: Mit fünfzehn hatte ich mein erstes Mädchen. Ich weiß nicht was vielen da so durch den Kopf, vor allem den besonders geilen, aber letztendlich hatte ich Angst, einfach Angst. Ich meine, ich war schließlich dabei als das Ergebnis von dem was Männer und Frauen so tun geboren wurde und jetzt sollte ich einfach bei einer liegen und genau das machen während ich solche Bilder im Kopf hatte? Dürfte schon ein wenig kompliziert sein oder?

    * Er erhält keine Antwort.*

    Jedenfalls hatte ich Angst. Und das änderte sich auch nicht, als ich das Mädchen nackt vor mir stehen sah, hinter uns das Bett, daneben ein Krug Wein und zwei Becher. Ich hatte davor noch nie eine Frau nackt gesehen, nicht mal meine Mutter und was ich da sah, war fremd, eine vollkommen andere Welt für mich. Ich meine, man hörte immer was Männer und Frauen so tun und man bläht sich immer auf weil man natürlich mitreden will, aber wenn es dann soweit ist...dann ist das etwas komplett anderes.

    Tja...da waren wir nun. Sie half mir beim ausziehen, gab mir hier und da einen Kuss um mich in Stimmung zu bringen, aber in Wirklichkeit machte sie mich noch ängstlicher. Wenn ich Angst hatte und heute noch habe, reagierte und reagiere ich oft noch mit Wut. Dann brülle ich die Leute an und schlage hier und da jemanden zusammen, unabhängig von Geschlecht und Alter, ja so ein Drecksack bin ich. Aber diesmal nicht, denn irgendwie schien es dem Mädchen nicht anders zu gehen, als mir. Wundert es einen? Zuerst lagen wir einfach nur im Bett und starrten zur Decke. Aus irgendeinen Grund begann sie zu erzählen, dass ihr Name Kiria oder Tiria vielleicht auch Myria oder M'ra war und mein Vater sie am Tage ihrer Hochzeit hohen ließ um für seinen Sohn, meine hässliche Wenigkeit, das Recht der ersten Nacht einzufordern. Weiter führte sie aus, dass sie ihren angetrauten Gatten, ein reicher Bauer der schon drei Ehen hinter sich hatte und der zehn Jahre älter als sie war, bis zum Hochzeitstag noch nie gesehen hatte. Also fast nicht anders, als bei uns beiden, das habe ich auch wirklich gesagt und sie hat sogar ehrlich gelacht.

    Am Ende haben wir „Es“ dann doch gemacht. Haben uns beide weder durch große Initiative hervorgetan und es wollte sich auch keines dieser Hochgefühle einstellen, von denen in irgendwelchen schwulstigen Liedern immer gesungen wird, aber immerhin hatten wir es hinter uns. War eine Erleichterung für uns beide, denn wir hatten den Willen des Burgherrn, meines geschätzten Vaters, erfüllt und konnten endlich zur Normalität zurückzukehren. Später bin ich, glaube ich, noch ein-, zweimal an dem Hof ihres Göttergatten vorbeigeritten. Ich nehme an, dass die Pocken sie drei Jahre später geholt haben, aber vielleicht irre ich mich. Jedenfalls hatten wir danach nichts mehr miteinander zu tun. Weißt Du, ich finde es erstaunlich wie viel sich in dieser Welt um dieses Thema dreht. In diesen Fall ging es darum, dass mein Vater indirekt seine Besitzansprüche gegenüber den Bauern geltend machte und sich nahm was ihm angeblich gehörte. Dazu kam, dass er sicher gehen wollte einen Mann aus mir zu machen, indem ich mich beweise. Gleichzeitig wurde das Mädchen irgendeinen Vogel versprochen um das Überleben ihrer Familie und ihre sogenannten Gatten auf zweierlei Art zu gewährleisten. Und unsereins darf es ausbaden. Gleichzeitig suchen wir darin auch immer Zuflucht. Ich meine wenn mir der Kopf platzte und ich gerade mächtig unter Druck stand habe ich schon nach einen Mädchen Ausschau gehalten und entweder bezahlt oder nicht. Das Einverständnis ihrerseits spielte da oft nur die kleinste Rolle.

    Ich bin nicht wirklich stolz drauf.

    *Kratzt sich unsicher am Kopf.*

    Und an manchen Tagen ist man einfach unruhig, springt von einem Fuß auf den anderen und es gibt nur diese eine Sache auf die man sich konzentriert und nur diese eine Sache ist wichtig. Egal wie man es dreht und wendet, überall ist sie zu finden, in der Politik und im normalen Leben, beherrscht unser Dasein und unser Denken, mit eigentlich nur einen Ziel, dass am Ende Kinder dabei rauskommen und die sich dann wieder mit diesen Mist befassen dürfen, sobald sie erwachsen werden.

    Zumindest der letzte Punkt blieb meinen Bruder erspart.

    *Endlich nehmen sie die letzten Stufen und gelangen in einen Saal. Reynald erkennt den Thron am Ende des Raumes und seine Miene verdüstert sich, als er sieht wie die Hand des sechszehnjährigen Mannes, die des vierzehnjährigen Mädchens im grünen Kleid umschlossen hält, welches ihn strahlend anlächelt. Der junge Mann nickt nur. Reynald kennt die Gedanken, die sich hinter dessen hoher Stirn verbergen und sie gefallen ihn keineswegs.

    Er seufzt und mit Mordon im Rücken setzt er seinen Weg in Richtung des Paares und der um sie versammelten Menge aus edlen Stoffen und Schwertern fort.

    Beide schweigen.*
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  15. #55 Zitieren
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    Hmm, irgendwann nehme ich mir mal alle Ritttertexte und korrigiere sie bis auf den letzten Rechtschreibfehler und das letzte fehlende Wort. Versprochen.

    Versprochen ist auch, dass nach dieser eher schlappen Episode eine richtig gute folgen wird.

    Liebe Grüße Lonan

    ----------------------------


    *Es kommt plötzlich und unerwartet, aber Canis beginnt an Lena zu denken. Es ist nichts Tiefgehendes, der Großteil dreht sich darum, wie sie in den kalten Tagen, wovon es in seiner Burg ja viele gibt, aneinander kuschelten und sich Wärme spendeten. Sie taten es nicht aus Zuneigung zueinander, auch wenn die anfängliche Kühle in ihrer Beziehung freundschaftlicher Wärme gewichen war, sondern aus Notwendigkeit heraus. Der eine hatte den anderen gebraucht. Das beschrieb ihre Ehe perfekt. Canis hatte sich um die Rechtsprechung und die notwendige Disziplinierung der Bauern, was nur allzuoft mit Ersteren kombiniert wurde und sie hatzte dafür gesorgt, dass sie nicht im Schuldenmeer versanken und die Burg zerfiel. Er weiß, harmonischer hätte es nicht sein müssen. Und auch wenn er sie nicht liebte, nicht auf die Weise wie er Kiera heute liebt, so vermisst er sie. Nicht als Frau sondern als Freundin.

    Er schüttelt den Kopf und schaut den Jungen an, der mit ernster Miene weiterhin das Sternenmeer über ihnen betrachtet. Instinktiv denkt Canis, dass er wie ein Engel aussieht. Eines jener Wesen die im einzigen Himmel des Kosmos leben und die Menschen vor den anstürmenden Horden der sieben Höllen in Namen der Göttin verteidigen und in den Bruchstücken des Traumes leben, wenn man den Priestern Glauben schenken darf. Unter der Führung des Sonnengottes Kahabiel, dessen Schwert das Licht des Traumes reflektiert und die Sonne ist, verteidigen sie den heiligen Ort und nehmen im Tod die auf, die sich ihrer würdig erwiesen und tragen sie gen Himmel, aus den gierigen Klauen des lachenden Gottes entrissen. Und dort oben, in den heiligen Höhen, blicken sie in all ihrer Pracht auf die Sterblichen hinab, als leuchtendes Beispiel dafür was möglich ist, wenn man den Pfad der Göttin weiterhin aufrecht geht.

    Schon zu weniger modernen Zeiten hatte sein Großvater, ein grimmiger Anhänger des Höllenfürsten Raziels, dies mit einigen Spott als Erpressung bezeichnet. Zurecht, wie sein weniger frommer Enkel auch heute noch in seinen hohen Alter findet. Der Junge dagegen scheint solchen Gedankengängen nicht nachzuhängen, in all dem aufzugehen und zu dem werden, was sich die ehrenwerte Priesterschaft wohl wünscht. Canis sieht sich also nicht selbst in ihm, wenn er mit ihm redet, noch eine Art Seelenverwandten, dessen Ansichten mit den seinen übereinstimmen. Und jünger fühlt er sich in seiner Nähe auch nicht, da dieser Jungspund noch konservativer zu sein scheint, als sein Vater. Warum also setzt er sich zu ihm, redet mit ihm und gewinnt das Kerlchen nach und nach lieb?

    Er denkt kurz darüber nach. Reynalds Gesicht taucht vor seinen Augen auf und damit die Erinnerungen an ihre gemeinsame Kindheit. Morgenstern, die Beiden und Freund Fanatiker tauchen ebenfalls auf und bei allen ist das Ergebnis dasselbe. Canis ist aus einer Notwendigkeit heraus hier. Er braucht einen Freund und dem Jungen scheint es auch so zu gehen und so sitzen hier, vereint durch eines der ältesten und tiefsten menschlichen Bedürfnisse.

    Sitzen, starren zum Sternenhimmel und schweigen. Canis lächelt.*

    Canis: Sag mal, bist Du eigentlich schon verheiratet?

    Helion: Nein.

    Canis: Und es wartet auch niemand auf dich?

    Helion(mit fester Stimme und hocherhobenen Kinn): Nein.

    Canis: Aber Stallburschen haben es dir auch nicht angetan, hmm?

    Helion(schaut ihn entsetzt an und weitet die Augen): Was?

    Canis: *Lacht.*

    *Und der alte Ritter erinnert sich an einen der wärmeren Abende, als er und Lena beisammen saßen und sich Geschichten erzählten. Eine schweinischer, als die andere. Zwar ähnelte das heutige prustende Husten des Ritters dem schallenden Gelächter des jungen Mannes nur maginal, doch bleiben die Gefühle in seiner Brust die gleichen.*
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  16. #56 Zitieren
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    Interessierte Leser können mir ja mal eine PM über den weiteren Verlauf der Handlung schreiben, wenn sie das wünschen. Ich verrate keinesfalls das Ende, aber ich beweise dass ich durchaus weiß´, wohin die Handlung führen soll^^.

    Viel Spaß ansonsten.

    Gruß Lonan

    --------------------------------------

    *Die Männer rülpsen, die Frauen halten sich wohlerzogen die Hand vor den Mund. Fleisch wird von den Knochen gefetzt und sacht abgeknabbert, feine Seide gesellt sich zu fettverschmierten Wappenröcken, der Wein fließt in Strömen und irgendwo jault ein Hund auf, als ihn ein Bediensteter auf den Schwanz tritt. Hinter der reichlich gedeckten Tafel prangt das Zähne fletschende, drei Meter große Abbild eines roten Wolfkopfes mit grünen Hintergrund. Das glückliche Brautpaar sitzt direkt vor ihm. Sie ist immer noch ein kleiner Traum in grün, blonden Haaren und einem Lächeln so schön wie die Unschuld. Der Bräutigan mit der hohen Stirn, blasser Gesichtsfarbe und dem langsam sprießenden Bart dagegen, hat eine verkniffene Miene aufgesetzt und mustert die Anwesenden scheinbar missbilligend. Er irgnoriert die Hand seiner Gemahlin auf seinen Schoß, genau wie den Rest von ihr.*

    Sie: Ein schönes Fest, nicht wahr mein Gemahl?

    Er: In der Tat. Keinem scheint in den Sinn gekommen zu sein durch Abwesenheit zu glänzen.

    Sie: *Blickt etwas verwirrt, was er natürlich nicht sieht, schlägt dann aber die Lider nieder und wieder hoch und richtet ihren Blick nun auf die Gäste* Ja.

    *Sie schweigen.*

    Sie: Wie geht es eigentlich Euren Vater?

    Er: Der Sturz hat ihn nicht gut getan. Die Heiler bezweifeln, dass er je wieder reiten wird. Ich habe ihnen gesagt, dass mich das nicht interessiert und sie alles in ihrer Macht Stehende tun sollen.

    Sie: Hmm*fährt sich mit der Zunge über die Lippen*. Ich könnte meinen Vater darum bitten einen Boten in die Stadt zu entsenden und nach einen Medicus schicken zu lassen, wenn Euch das nichts ausmacht.

    Er: Tut das und richtet euren Vater meinen Dank aus.

    Sie: Das...werde ich.

    *Ende der Unterhaltung. Ein junger Mann, im Alter des Bräutigans und einem blauen Hund auf dem Wappenrock steht auf, hebt den Becher und lächelt dem Paar schon etwas angetrunken zu.*

    Gast: Ein Toast auf das wunderhübsche Brautpaar. Mögen eure Kinder auch so hübsch sein wie ihr, nur lasst euch damit zeiht bis wir anderen weg sind!

    *Gelächter ertönt und vom Rest der nicht minder angetrunken Gesellschaft ertönt zustimmendes Gejohle und ein derber Scherz, dem der Autor empfindlichen Gemütern aus Verantwortungsbewusstsein vorenthalten möchte. Das Paar Antwortet darauf mit einem gemeinsamen, entzückenden Lächeln. Er legt sogar seine Hand auf die ihre. Kurz darauf widmen sich die Gäste wieder wichtigeren Dingen, sich selbst, und sein Lächeln verschwindet ebenso wie seine Hand.

    Stumm zählt er bis zwanzig. Dann steht er auf.*

    Er: Entschuldigt mich kurz meine Gemahlin. Ich sehe kurz nach meinen Bruder und werde mir draußen kurz die Beine vertreten. Ich bin bald zurück.

    *Er schaut sie dabei nicht an.*

    Sie: *Senkt nur den Blick und dann die Lider.*

    *Er verlässt daraufhin den Tisch, lächelt vereinzelt einigen der namenlosen Gästen zu und verweilt nur bei einem kräftige Gleichaltrigen, der ihn zuprostet, länger. Seltsamerweise trägt er seine volle Rüstung und ist stark gealtert. Da fallen die zwei Bolzen in seinem Kopf schon gar nicht mehr auf.

    Er verlässt den Saal und dreht sich um, als jemand frohgelaunt seinen Namen ruft. Es ist der junge Mann mit dem Hundewappen, dessen gerötetes Gesicht alles über seinen Zustand aussagt.*

    Gast: Reynald mein Lieber, wo willst Du denn jetzt hin?

    Reynald: Ich schaue nach meinem Buder Canis und danach gehe ich raus.

    Canis(ersatunt, aber immer noch fröhlich): Raus? Jetzt? Reynald, bist Du dir da ganz sicher?

    Reynald(eisig): Ja.

    Canis(verliert massiv an Fröhlichkeit, als er den Blick seines Gegenübers begegnet und fährt sich nervös über den Hals): Hörmal*wirft geheuchelt interessierte Blicke auf die Fackeln an der Wand* wegen eben...ich bin halt schon ein wenig angetrunken. Du bist mir doch deswegen nicht böse oder?

    Reynald: Nein Canis, ich bin dir nicht böse. Ich habe derzeit nur keine Lust mich deiner Fröhlichkeit anzuschließen, verstanden?

    Canis(fährt sich weiterhin nervös über den Hals und blickt Reynald nur widerwillig in die Augen): Verstanden.

    Reynald: Gut. Und jetzt geh wieder zurück und trink ein paar Becher für mich mit*dreht sich um und geht*.

    *Sein Weg führt ihn eine lange Wendeltreppe nach oben, durch einen langen Korridor bis zu einer Tür hinter der er lautes Kinderlachen vernimmt. Von seinen Verfolgern ahnt er nichts. Er öffnet ohne zu klopfen und beugt sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu dem kleinen Menschlein runter, dass ihm fröhlich kreischend in die Arme springt. Im Hintergrund steht eine junge Frau in Dienstbotenkleidung, die sich eine kleine Erhebung ihrer Mundwinkel erlaubt. Reynald fährt derweil dem kleinen Jungen lächelnd durch die sprießende, kastanienbraune Haarpracht.*

    Reynald: Na, warst Du auch brav großer Kämpfer?

    Naysel: Jaaaa!

    Reynald: Warum glaube ich dir das nicht? Na komm*hebt ihn hoch*, wir gehen jetzt ein wenig frische Luft schnappen.

    Naysel: *Quiekt vergnügt.*

    *Sie verlassen das Zimmer, gehen die Wendeltreppe wieder nach unten, den Gang entlang an den mahnenden Blicken ihrer Vorväter, von Oris den Brutalen bis hin zu Erich der gnädigen Axt, vorbei. Der alte Reynald und Mordon gehen folgen ihnen im gemässigten Abstand.*

    Reynald: Weißt Du, es war nicht ihre Schuld. Eigentlich war sie ein nettes Mädchen. Dumm nur dass es ihren dämlichen Gemahl nicht schmeckte, dass über seinen Kopf entschieden wurde mit der vierten Tochter des unbedeutenden Barons verheiratet zu werden, der sich auch noch als Städterfreund erwies. Dumm auch, dass er sich nicht zu Mädchen hingezogen fühlten denen man erst noch erklären musste, warum sie plötzlich auszulaufen beginnt und sie ihn einfach zu dämlich vorkam. Der Vollidiot hätte sich lieber mit seinen Glück abfinden sollen.

    *Er seufzt*

    Wir haben es wenig miteinander gemacht, zumindest zu Zeiten an denen ich nüchtern war. Sie hat es immer mit Fassung genommen und meinen Launen im Allgemeinen sehr standhaft ertragen, unter anderem weil sie wohl darauf hoffte dass ich sie eines Tages lieben würde. Sie wollte von mir geliebt werden, ich meine kann man ihr das verdenken? Ihr Vater hat sie recht schnell vergessen und der Rest der sauberen Verwandschaft ließ sich auch nicht blicken, es sei denn es ging darum hier mal einen Überfall auf freche Dörfler zu starten oder da mal einen Händler verschwinden zu lassen. Ich und die Burg waren alles was sie hatte. Deswegen hat sie wohl auch...

    *Schüttelt den Kopf*

    Reden wir später darüber.

    Mordon: *Hebt eine Augenbraue, enthält sich aber jeden Kommentars.*

    *Draußen geht die Sonne unter. Der junge Reynald geht mit Naysel auf den Schultern entlang und beide schauen sie dabei zu wie das Schwert des Erzengels sich langsam niederlegt um den Arm des tapfersten aller Engel ein wenig Ruhe zu gönnen. Das Land selbst erstrahlt im rötlichen Glanz. Der Junge gluckst vergnügt. Reynald weiß, dass sein früheres Ich lächelt.

    Er atmet schwer aus.*

    Reynald: Kann ich...kann ich kurz allein sein?

    *Obwohl er es nicht sieht, weiß er plötzlich dass Mordon seiner Bitte nachkommt. So wird er zum einsamen Beobachter, des glücklichen Paares nimmt an dem Teil woran er sich zu erinnern glaubt, lässt die Mundwinkel und die Schultern hängen.

    Eine gefühlte Ewigkeit, in vielen Realitäten nur der Lidschlag eines Gottes, beginnt und vergeht als sich sein Begleiter wieder zu ihm gesellt und sie ihren Weg durch die Burg fortsetzen.*
    Lonan ist offline Geändert von Lonan (08.07.2009 um 13:27 Uhr)

  17. #57 Zitieren
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    Es hat lange gedauert und dafür entschuldige ich mich. Allerdings hatte ich in letzter Zeit wenig Lust und musste mich zudem erst einmal wieder ans Schülerdasein gewöhnen. Aber jetzt geht es hoffentlich auch wieder konstant weiter und ich freue mich euch die nächste Episode präsentieren zu dürfen.

    Viel Spaß beim lesen und auf die nächsten Posts.

    Liebe Grüße Lonan

    -----------------------------

    *Zwei Gruppen gehen aufeinander zu. Die eine Gruppe ist durch den speziellen Grünton ihrer Roben leicht als Anhänger Marenias zu erkennen, während die andere der Priesterschaft Mordons zugeordnet werden könnte, würde ihre Anführerin nicht so aus dem Gesamtbild fallen. Die Sterne selbst haben sich scheinbar in ihren langen Haaren zur Ruhe gelegt, deren Farbe der Finsternis am Himmel entspricht. Eine aus den Knochen eines großen Tieres bestehende Rüstung schmiegt sich an ihre grazile Gestalt und die auf ihr verewigten, fantasievollen Schnitzereien erzählen tausend Geschichten, eine schöner und schrecklicher als die andere. Eine schlichte Maske aus demselben Material lässt nur etwas Platz für ihre Augen, ihren Mund und ihre Nase. Ansonsten bedeckt sie ihr komplettes Gesicht und überlässt es der Fantasie des Beobachters welch atemberaubende Schönheit oder unsagbares Grauen sich dahinter verbergen mag. In der Rechten hält sie eine Sense aus undefinierbaren Material geschmiedet und ebenfalls mit unzählbaren Zeichen einer vergessenen Zunge übersät. Sie selbst schreitet stolz voran, während die Leute mit dem Sternenhimmel auf den Roben ihr mit demütig gesenkten Häuptern folgen. Die andere Gruppe besteht aus grün gekleideten Anhängern Marenias, von denen allerdings nur die fünf Gestalten in der Mitte Kapuzen tragen und ihre Hände in den Ärmeln ihrer Roben verbergen. Kurz vor dem Zeichen der Sieben trennen sich die jeweiligen Anführer der Gruppen von ihren Untergebenen und treffen dort aufeinander. Im Falle der fünf Robenträger aus dem Zelt bedeutet das, dass der in der Mitte der Frau in der Rüstung gegenüber steht.

    Die Gestalt in der Robe neigt den Kopf, die Dame in der Rüstung tut dies ebenfalls. Dann stehen sie eine Weile dar und werden wohl reden. Den niederrangigen Priestern beider Seiten ist gleichermaßen nicht wohl zumute. Sie alle wurden auf Grund ihrer Verschwiegenheit und besonderer Begabungen auserwählt um in den geheimen Lehren ihrer Orden unterwiesen zu werden und die alten Überlieferungen in ihren Herzen zu bewahren. Es sind alte, düstere Geschichten, in denen es oftmals um Mord und Kontrolle vor den Hintergrund eines alten Konflikts, laut ihen Oberen der einzige den es jemals gegeben hat, geht und in dem der Mensch entweder der Mittelpunkt allen ist oder nur die ihn zugewiesene Rolle zum Erreichen des Endziels spielt. Unzählige Male wechselten die Kontrahenten ihre Gestalt – aus der großen Schlange die den Traum im Herzen trug, wurde die Göttin Marenia und aus der chaotischen Lady des Kosmos wurde der lachende Gott – doch unverändert blieb ihr wahres Wesen und alles Sterbliche ihr bevorzugtes Werkzeug.

    Und so wie sie sich wandelten, so auch ihre Methoden. Aus offenen Konflikten wurden stille Abkommen und subtile Einflüsterungen und Eskalationen aller Art wurden vorsorglich unterbunden. Der letzte Krieg war ein ausgezeichnetes Beispiel dafür gewesen, was geschah wenn man die Kontrolle verlor.

    Sie alle ahnen, dass etwas Großes bevorsteht, spüren es in ihren Knochen und sehen es in ihren Träumen. Etwas so Großes, wie es seit ungezählten Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat und stattfinden wird. Umso wichtiger ist es schon jetzt die richtigen Abmachungen zu treffen, Grenzen aufzuzeigen und soweit zu öffnen, dass beide Seiten davon profitieren. Menschen werden sterben, aber das ist nur ein nichtiges Detail im großen kosmischen Plan. Schließlich hat alles einmal ein Ende.

    Die Anführer neigen beide noch einmal den Kopf voreinander und trennen sich wieder. Danach ist es an den Priestern aufeinander zuzugehen. Schriftrollen werden ausgetauscht, alte Segenssprüche dem jeweiligen Gegenüber ausgesprochen und einander zum Schluss die Hand gegeben. Man ist vereint im Wissen um das eigene Schicksal.

    Bevor wir diese Szene verlassen, konzentrieren wir unseren Blick auf die Mareniapriesterin Cassandra, deren Worten wir schoneinmal bei ihren Gottesdienst am gestrigen Tage und im Gespräch mit dem neuen smaragdfarbenen Ritter und den heiligen Fünf, der Hand Marenias, lauschen durften. Sehen wir ihr dabei zu wie im demütigenden Schritt den Weisesten der Weisen gleichauf mit ihren Brüdern und Schwestern folgt und wie sie sich alle dann im großen Zelt mit der Bronzeschale im Kreis um diese setzen und zunächst geduldig abwarten. Später werden sie alle das mit Prophetenmohn versetzte Blut der Göttin trinken, sich an den Händen fassen und als Geist den geflüsterten Lügen der Mutter des Wahnsinns lauschen und ihnen mithilfe der Kraft die ihnen die Herrin gab, die einzige Form geben, die in dieser Welt der Wahrheit am nächsten kommt. Es sind deprimierende Visionen, voller Blut und Tod in denen eine kreischende Göttin in Grün, mit sich windenden Haaren und das Gebrüll einer Bestie, nicht unerhebliche Rollen spielen. Viele der Priester werden weinen und verzweifeln, Selbstmord begehen oder sich noch mehr bis zur Bessesenheit an die Worte der Göttin klammern, bis auch sie das Schicksal der ihnen vorangegangenen ereilt. Cassandra wird zu den Wenigen gehören, denen es vergönnt wird dem Traum ein Stück näher zu kommen, denn sie hat verstanden.

    Sie weiß um die nichtige Bedeutung des sterblichen Daseins, dieses von Ausdünstungen und niederen Gelüsten getriebenen Versuchs des Chaos sich von der perfekten und vollkommenen Ordnung des unerbittlichen Rades der Zeit zu trennen und doch wieder von diesem in Ketten gelegt zu werden, wie die begrenzten Möglichkeiten der fleischlichen Hülle und der unzerstörbare Zyklus aus Leben und Tod unentwegt beweisen. Sie findet Trost im Wissen, dass der Beitrag den sie zur Erfüllung des Endziels, mag er auch noch so wertlos sein, sie alle dem Erreichen wahrer Perfektion und ewigen Frieden näher bringen wird. Es ist ein schöner, erfüllender Gedanke und der Prophetenmohn trägt lediglich nur dazu bei sie in der Wahrhaftigkeit ihres Tuns zu bestärken. Wir teilen ihre Freude, machen uns unsere eigene Bedeutungslosigkeit noch einmal bewusst und verlassen sie kurz darauf um wieder in der Bedeutunslosigkeit unseres eigenes Daseins entlassen zu werden.*
    Lonan ist offline Geändert von Lonan (20.09.2009 um 16:21 Uhr)

  18. #58 Zitieren
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    An dieser Episode habe ich eine wirklich eine ganze Weile geknabbert und kam auch eine ganze Weile nicht voran, aber ich glaube sie ist sogar ganz anständig geworden. Sicher ist auf jeden Fall, dass sie die bisher längste Episode von allen ist und das auch ohne Absätze. Aber zumindest konnte ich jetzt ein bisschen was abarbeiten und wünsche euch wie immer viel Spaß beim lesen.

    Gruß Lonan

    -------------------------------------

    *Reynald hat auch Mordons Becher bekommen und darf sich die restliche Amphore alleine zu Gemüte führen, während sie beide schweigend dem Ritter mit dem Wolfsbanner hinterher schauen, gemeinsam mit der jungen Frau in den schönen Gewändern und den braunen Haaren. Der alte Reynald schüttelt den Kopf. Ihr Haar war blond. Er schaut sie an und dann wird ihm wieder bewusst, dass er nie sicher gewesen sein konnte ob sie das wirklich tat, wenn er ausritt. Vielleicht hatte sie auch nur geweint oder es wie eine echte Dame von Adel ertragen, beziehungsweise sich irgendwann dran gewöhnt. Spinnen soll ja eine sehr zeitintensive Tätigkeit sein, das hatte man ihm zumindest erzählt. Er will noch einen Schluck nehmen, merkt aber dass die Amphore leer ist und wirft sie frustriert über die Burgmauer. Er bedeutet Mordon ihn wieder zu folgen. Dieser tut dies selbstverständlich.

    Er fährt mit seiner Geschichte fort.*

    Reynald: Das Beste am Ritterdasein war damals, das man einfach losreiten konnte um für einige Wochen, manchmal Monate oder sogar Jahre zu verschwinden. War immer gut um den Kopf frei zu bekommen und ein wenig den Drachen in dir rauszulassen, wie mein Vater immer zu sagen pflegte. Natürlich hatten die ganzen Räuber und Bauern keine Chance, aber was soll's*er zuckt mit den Schultern*.

    Das Leben ist alles, aber nicht gerecht*weicht einen Diener mit einem Korb voller Eier aus und kratzt sich am Kopf*, wo war ich? Ach ja.

    Wie gesagt, ich war den größten Teil des Jahres unterwegs und tat meine Pflicht, das heißt hauptsächlich alles niedertrampeln was sich bewegte, aber glücklich wurde ich damit nicht, denn am Ende musste ich irgendwann ja wieder zurückkehren. Kreuzzüge waren aus der Mode gekommen seit man erkannt hatte, dass das östliche Reich über sowas lachte und die zu bekehrenden Nachbarn bereits unter seiner Fuchtel standen und die meisten Monster blieben in den wirklich gefährlichen Teilen der Wälder versteckt. So eilig hatte ich es dann mit dem Sterben nun auch nicht. Was konnte man also tun? Tja und dann kam mir der Hauspriester meiner verehrten Gemahlin unfreiwillig zur Hilfe, ich hatte ihr den Wunsch gewehrt sich einen anzuschaffen da sie mit Raziel nichts anfangen konnte, indem er ausgerechnet die Geschichte vom smaragdgrünen Ritter erzählte. Die älteste Geschichte für heldenhafte Trottel mit heldenhafter Gesinnung, der ich dank des Zynismus meines Vaters und seines blutigen Hausgotts eigentlich hätte entwachsen sein müssen, fesselte mich ausgerechnet an diesen einen besonderen Abend. Ich weiß das weil ich da mal ausnahmsweise nüchtern war und die ganze Nacht über nicht schlafen konnte. Da hat man viel Zeit um sich einiges durch den Kopf gehen zu lassen. Und je länger ich überlegte, umso mehr gefiel mir die Vorstellung frei von allen zu sein, als Ritter der alten Göttin das Königreich zu bereisen und von allen weltlichen Pflichten befreit zu werden. Frei von meiner Frau, der Familie, dem ganzen widerlichen Rittergut, der Verantwortung, frei vom Zwang zurückkehren zu müssen. Ich konnte mir zu der Zeit nichts Besseres vorstellen. Natürlich dachte ich keine Sekunde daran, dass es dazu gehörte nicht mehr zu saufen und mal die Schäferinnen zu besuchen, schließlich ist man ja trotz aller Heiligkeit immer noch sehr weltlich gestimmt. Und meine Burg schien auch in guten Händen zu liegen, der Verwalter war ein kluges Kerlchen, religiös und sehr standesbewusst, das heißt er wusste also wo er hingehörte. Für Naysel und Elise war also auch gesorgt und für diskrete Gesellschafter war sowieso die Zeit noch nicht reif.

    *Er schnaubt und lächelt traurig. Im Keller angekommen, greift er nach dem nächstbesten Krug und schüttet sich einen Becher ein. Er schaut fragend Mordon an, der nickend bejaht. Sie stoßen an und trinken den Inhalt in einem Zug leer. Während er nachschüttet, erzählt Reynald weiter.*

    Reynald: Also habe ich alles gepackt was ich brauchte, außer einen Knappen, man verstand sich zu der Zeit zu gut um Geiseln zu nehmen und machte mich also daran meine Queste zu beginnen und im Namen ihrer großartigen Schuppigkeit Ruhm zu horten, wie ein Krämer seine unterschlagenen Steuern. War schwieriger als ich dachte. Wie gesagt Monster waren selten, der Adel verlegte sich mehr auf's intrigieren als darauf an die frische Luft zu gehen und man schien sein Geld zusammen halten zu wollen, denn bis auf zwei Dummköpfe, die sogar noch rotznasiger als ich waren, begegnete mir nur einer der entfernt mit einem der vier großen Häuser verwandt war. Mit denen durfte man sich schon damals nicht anlegen und die Ambrüste seiner Begleiter haben ihr Übriges getan, um es mir dann doch anders zu überlegen. Verdammte Mistdinger und heute geht es scheinbar noch einfacher, wenn ich mir die Drachenstöcke so ansehe.

    Na ja, auf dich.

    *Erneutes anstoßen und leeren der Becher in einem Zug. Der Ritter schmatzt.*

    Reynald: Guter Tropfen. Gehen wir wieder raus, ja? Nimmst Du noch einen Amphore mit? Mach lieber zwei draus, ich nehm dafür den Krug.

    *Sie machen sich daran den Keller zu verlassen.*

    Reynald: Später konnte ich zumindest einen Drachen erschlagen, ein armes Vieh das schon hinkte, auf einen Auge blind war, nicht fliegen konnte und mehr abgebrochene Lanzen im Rücken hatte, als es wohl Ritter zu dieser Zeit gab. Mich würde es nicht wundern, wenn Du mir erzählen würdest, dass er die Hälfte aller dazugehörigen Familien über drei Generationen selbst gefressen hat, denn er war immer noch zäh wie Leder. Wir waren damals zu dritt und jeder hatte noch ein paar Waffenknechte angeheuert oder geprellt, mir war es egal und alle waren wir schwer bewaffnet. Was soll ich sagen, die Hälfte des Lohnes konnte ich mir sparen und von meinen Kameraden blieb nur einer am Leben, allerdings vergiftete er sich, als er erfuhr dass seine Beine nichts mehr taugten, der Idiot. Da ich dem Drachen den letzten Hieb versetzte, beanspruchte ich den Sieg für mich, es war ja auch keiner mehr da der es mir streitig machen konnte. Zum Glück habe ich eine Lanze mit Widerhaken benutzt und auf den Rat des Ostländers gehört Skorpiongift draufzuschmieren. War sowieso schon schwierig genug, nicht die Haut zu treffen sondern genau in die Wunde zwischen den Augen reinzustechen. Er hat auch noch geschrien und gekreischt und als mich dieses eine Auge anstarrte...

    *Er fährt sich über's Gesicht*

    Egal. Auf jeden Fall war ich damit der Ritterschaft aus meiner Sicht einen Schritt näher gekommen, so heldenhaft wie ich mich verhalten hatte. Lange musste ich nach der zweiten Heldentat auch nicht suchen, glücklicherweise war es im Nachbardorf Brauch die älteste noch unverheiratete Jungfrau an die Wesen im Wald auszuliefern. Kreative Leute, wenn es darum ging die Unschuld ihrer Kinder zu bewahren und die kleine Entschädigung des örtlichen Burgherrn übte wohl auch einen gewissen Reiz auf sie aus. Na ja, zumindest ritt ich, arrogant und noch berauscht vom letzten Sieg wie ich nunmal war, in den Wald hinein und ahnte noch nicht was auf mich zukam.

    *Wieder im Burghof, schaut er kurz zur hochgezogenen Zugbrücke und weist dann auf den in der Nähe stehenden Brunnen. Sie setzen sich, trinken erneut und kurz darauf verschwindet der Krug in den dunklen Tiefen der künstlich offen gehaltenen Wunde in der ansonsten makellosen Gestalt der Erde. Reynald schweigt diesmal und Mordon verharrt in seiner Rolle als Zuhörer. Plötzlich glaubt der Ritter fast mit seinem jüngeren Ich gleichauf zu reiten, gemeinsam mit ihm in die Dunkelheit zu blicken und den Flüstern fremder Stimmen zu lauschen, die in seinen Ohren bedrohlicher klingen, als es das Gebrüll des Drachens jemals hätte bewirken können. Er weiß nur zu gut was im Innern des Burschen vor sich geht, lauscht den rasenden Schlag seines Herzens und schmeckt den salzigen Schweiß der an seinem Gesicht hinabläuft, versucht die von seiner Furcht erschaffenen Phantome aus seinen Gedanken zu vertreiben, damit die Schatten in den Bäumen ihre wahre Form behalten. Es hilft nichts. Er fühlt sich an seinen ersten, seinen einzigen, Besuch bei der Spinnenfrau erinnert und trabt langsam dem Herzen der Finsternis entgegen.

    Man hat das Mädchen an einem Pfahl gebunden und vor ihr ein Lagerfeuer entzündet. Reynald steigt ab. Er trägt nur ein mit Nieten beschlagenes Lederwams, jedoch nicht aus Arroganz sondern aus viel praktischeren Gründen. Was er über die sogenannten Bestien gehört hat, ließ ihn zum Schluss kommen, dass er in voller Platte wesentlich besser geschützt wäre, aber früher oder später würden sie ihn sowieso zu Boden werfen. Dann wäre es wohl um ihn geschehen, aber Reynald hat nicht vor den Heldentod zu sterben. Nicht hier, nicht heute. Er zieht sein Schwert und nähert sich dem Mädchen. Langsam, vorsichtig einen Fuß nach den anderen setzend, sich nervös umschauend. Die nächtliche Kulisse hat sich noch nicht verändert, raschelt, zirpt und schuhuht weiter. Sein Pferd schnaubt. Langsam dreht er sich, während er näher kommt, im Kreis. Einmal, zweimal, dreimal, dann nimmt sein Schrittempo zu und er ist beim Pfahl angekommen. Das Mädchen schaut ihn ängstlich an und er bedeutet Ihr mit einen auf die Lippen gelegten Finger still zu sein. Er steckt das Schwert wieder ein, zieht einen Dolch an seinem Gürtel und beginnt die Seile durchzutrennen. Er geht dabei schnell vor, hektisch, denn in seinem Hinterkopf hat er immer noch ein ungutes Gefühl, das vom unruhigen Schnauben seines Pferdes im Hinterkopf nur bestätigt wird. Als er das letzte Seil durchtrennt ähnelt es schon stark den alten Geschichten, als sie ihn mit einem Schluchzen um den Hals fällt, nur um dann erschrocken zusammenzuzucken als das Pferd schreit. Der junge Reynald fährt herum und sieht sich und das Mädchen umzingelt. Die Felle der Bestien sind schwarz, sie fletschen die Zähne und kommen langsam näher. Sehr langsam. Eine sticht besonders hervor, warum weiß Reynald nicht, für ihn sehen sie alle gleich aus. Doch an dieser ist etwas anders. Er drückt das Mädchen an fest an sich, unterdrückt ein Schlucken und macht ein ernstes Gesicht. Das Herz ist ihm in die Hosen gerutscht und hat derweil wohl schon den Körper verlassen. Die Bestien kommen näher. Reynald behält jene eine, direkt im Auge, er kann nicht sagen warum er das tut, vielleicht um in den letzten Momenten seines Lebens, nicht vollkommen der Verzweiflung anheim gefallen zu sein. Das Mädchen vergräbt derweil sein Gesicht an seiner Brust. Es dauert nun nicht mehr lange und die Kreaturen haben sie fast erreicht, doch Reynald achtet immer noch nicht auf die anderen, sondern konzentriert sich auf jenes eine Lebewesen, verfolgt jede seiner Bewegungen, schränkt das Sichtfeld ein und gleitet zu den Augen, taucht in sie ein, tiefer immer tiefer.
    Dann verändert sich plötzlich alles.
    Er sieht sich, er weiß dass er es ist, auf einen Pferd denselben Wesen gegenüber, welches jedoch gealtert ist, genau wie er. Das Wesen knurrt und zischt, hatte sich davor an einem menschlichen Leichnam vergangen und er redet. Worüber weiß er nicht, noch nicht. Oder vielleicht doch, nur ist dies noch nicht geschehen oder geschah es bereits? Reynald weiß es nicht.
    Plötzlich ist er wieder im jetzt oder ist es bereits vergangen wie ihn eine Stimme in seinem Hinterkopf erklärt? Die Bestien kommen näher, doch plötzlich hält jene eine, knurrt und hebt ihre rechte Pfote. Die anderen halten an. Das Wesen wiegt den Kopf einmal nach links, dann nach rechts, schnuppert und knurrt wieder, fixiert Reynald mit seinen eigenen Augen, deren animalischer Glanz erst in viel später erlöschen wird, knurrt noch etwas zu den anderen Bestien und weicht zurück. Die anderen Wesen tun es ihm gleich, kehren zurück in die Dunkelheit und schleifen dabei den Kadaver des Pferdes mit sich. Dann sind Reynald und seine Begleiterin alleine. Reynald fällt auf die Knie, reißt das Mädchen mit sich, das sich von ihm löst und zu weinen beginnt. Er ist viel zu schockiert um sich ihr anschließen zu können.

    Viele Jahrzehnte später, blinzelt der ältere Reynald verwirrt, unsicher darüber wo er sich wann befindet und schaut sich im Burghof um. Als er sich wieder gesammelt hat, erinnert er sich daran wie er das Mädchen wieder ihren Vater zurückgebracht hatte, der zufälligerweise jener Burgherr war der die Dorfbewohner sonst dafür bezahlte ihre Töchter an die Monster auszuliefern, was sie wohl nicht mehr gewillt waren zu tun. Eine Strafexpedition brachte keine große Verbesserungen,im Gegenteil sie schürte nur die seit langem schwellende Wut, die sich dann in einem ausgewachsenen Aufstand entlud und das Rittersgut nebst seinen zwei nächsten Nachbarn in Schutt und Asche legte. Es waren die düsteren Vorboten jener Zeit die elf Jahre später ihre Spuren im Reich hinterlassen sollten. Reynald fällt ein, dass jene Begegnung im Wald jedoch nicht das Schlimmste während seiner Reise war. Es kam nah dran, aber im Grunde hatte es ihn nur darin bestätigt dass ihre Vorfahren gut daran getan hatten die alten Wesen in die dunkelsten Ecken der Wälder zu treiben. Manches gehörte einfach der Finsternis ausgeliefert. Nein, das Schlimmste kam erst danach, als er zum ersten Mal vor die schlangenleibige Göttin trat und sie ihn anwies, hinab zu steigen. Hinab in eine andere Dunkelheit, einer Schwärze die er heute noch nicht zu beschreiben weiß. Er war zurückgewichen, verstörrter als jemals zuvor, hatte die Flucht ergriffen und die Göttin und seine selbstgewählte Rolle im großen Mosaik des Schicksals vorerst zurückgelassen. Der ältere Reynald seufzt schwer, denn nun schließt sich der Kreis in dieser Szene.

    Er blickt Richtung Zugbrücke, über die ein Reiter mit dem Wolfsbanner in den Hof geritten kommt und dort hält. Als er absteigt steht Elise schon einige Zeit dort und schließt ihn augenblicklich in die Arme. Es bricht dem alten Reynald das Herz. Mit Schwermut betrachtet er die Szene, sieht wie sein jüngeres Ich seine einst ungeliebte Ehefrau fest an sich drückt, innerlich mehr als nur erfreut dass sie da ist. Er kennt bereits den weiteren Verlauf ihrer Ehe, weiß dass der brutale Tölpel sie nun freundlicher und aufmerksamer behanden wird, erinnert sich daran was er zu Mordon über das was im herrschaftlichen Gemach geschah gesagt hat und muss sich ein wenig korrigieren. Sie taten es ab da immer noch selten, aber er trank nicht mehr davor und war nun sanfter. Eng umschlungen steht das Pärchen da, der Eine fühlt die Präsens des Anderen durch das stählerne Visier und andere nichtige physische Grenzen hindurch, ist ihm näher als jemals zuvor. Die Liebenden haben sich schlußendlich gefunden und wissen den anderen nun mehr denn je zu schätzen und nichts mehr steht ihren Glück im Wege. Ein gutes Ende. Reynald würde nur zu gern ewig in diesem Moment verweilen, doch als der junge Reynald einen Blick über Elises Schulter wirft, folgt auch er ihn widerstrebend und siehteinen korpulenten Mann in grüner Robe und mit einem buschigen Schnurrbart, der die Szene bis dahin mit scheinbar unbewegter Miene verfolgt hat. Seine Augen sind es, die den jungen Reynald unbewusst dazu verleiten seine Frau enger an sich zu drücken und den anderen Ritter daran erinnern, dass nichts wirklich endet.*
    Lonan ist offline

  19. #59 Zitieren
    General Avatar von Dr. Strangelove
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    Hey Lonan, ich war lange nicht mehr hier, weder lesend noch schreibend, manchmal holt einen eben das Reallife ein. Aber bei meinem kurzen Blick hierher stelle mich mit Vergnügen fest, dass es den Ritter und seine Geschichten weiterhin gibt! Wenn auch nicht direkt, werde ich mich bald daran machen, den verpassten Erzählstoff aufzuarbeiten - und dann kriegst du eine richtige Kritik von mir. Wenn ich ein bisschen Zeit hab.

    Grüße,
    Dr. Strangelove, einstmals des Schläfers Brut
    Dr. Strangelove ist offline

  20. #60 Zitieren
    Veteran Avatar von Lonan
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    @Dr. Strangelove

    Freut mich auch mal wieder von dir zu lesen. Und mach mir doch bitte keine Angst. Ich werde doch schon bei der Erwähnung von Kritik nervös, da ich doch weiß was ich schreibe und woran es happert.

    Trotzdem freu ich mich drauf. Also bis hoffentlich demnächst.

    Liebe Grüße Lonan
    Lonan ist offline

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