Diesmal bin ich sehr unzufrieden mit mir.
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*Als er in das Innere des Zeltes blickt, liegen dort drei leere Amphoren unter dem Tisch. Mit einem Dolch entkorkt der derzeitige Nutzer das nächste Behältnis, blickt jedoch gen Eingang und sieht seinen Besucher so in die Augen.
Der Ritter lächelt.*
Ritter: Na sowas! Die Welt ist doch tatsächlich klein! Kommt doch rein*winkt mit dem Dolch in der Linken*. Setzt Euch doch.
*Der junge Barde sieht noch etwas unentschlossen aus und drückt seine Harfe an sich.*
Ritter: Na kommt schon!
*Vorsichtig setzt der junge Musiker einen Fuß nach den anderen hinein und bemerkt mit Sorge, dass das Gesicht des alten Kämpen im Begriff ist sich mit der Röte einer Tomate oder eines süßen Apfels zu messen.
Er setzt sich neben ihn. Der Ritter schüttet seinem Gast derweil ein und gönnt sich selbst einen großen Schluck aus der Amphore.*
Ritter: Hab Euch gar nicht gesehen.
Barde: Nun...das Lager ist groß, aber es liegt auch daran dass die Künstler in einem eigenen Bereich nahe der Zelte des Hochadels untergebracht wurden. Seine Majestät ist ein großzügiger Liebhaber der Kunst...
Ritter: Wohl auch, um sich vom deprimierenden Alltag abzulenken.
*Stille. Der Ritter nimmt noch einen Schluck, während der Barde leicht an seinem Becher nippt.*
Barde: Ich bin sehr überrascht Euch wiederzusehen. Als ich hörte, dass der grüne Ritter wieder reitet hätte ich jemand...
Ritter: Jüngeren, reineren, klügeren, hübscheren?
Barde: ...anderen erwartet. Ich meine, ich dachte schon dass wir uns wieder begegnen würden, aber Ihr wirktet nicht sonderlich religiös.
Ritter: Die meisten großen Menschen im Dienste der Götter, sind das nicht.
Barde: ...
*Die vierte Amphore landet unter dem Tisch und der Ritter greift nach der nächsten. Man muss sich dazu vorstellen, dass sich hinter ihm noch ein ganzer Haufen befindet. Allerdings sieht man ihn jetzt schon deutlich an, dass es ratsam wäre aufzuhören.
Selbstverständlich schenkt er dem keine Beachtung.*
Ritter(hält inne, während er den Dolch und Amphore bereit hält und starrt zur Decke): Darf ich Euch etwas fragen?
Barde(leckt sich über die Lippen): Aber selbstverständlich Meister Ritter, tut Euch keinen Zwang an.
Ritter: *Blickt ihn in die Augen.*
Barde: *Fühlt eine Schwere in seinem Magen.*
Ritter(während er die Amphore mit einem ''Plopp'' entkorkt): Was meint Ihr unterscheidet Euch von einem Historiker?
Barde: Äh...was meint Ihr?
Ritter: So wie ich es sage. Was unterscheidet Euch von Ihnen*nimmt einen Schluck*? Selbstverständlich werdet Ihr sagen ''sie berichten über die wahren Geschehnisse aus der Vergangenheit'' aber was taten denn die Skalden von damals, anderes mit ihren Heldenepen in denen sie König Ziegenpo von Klein auf Grund seines Sieges über die zweitausend hundertköpfigen Drachen priesen? Entsprach dies aus damaliger Sicht denn nicht der eigentlichen Historie und deren darauf basierenden Tatsachen?
Barde(räuspert sich): Nun ja, Ihr müsst doch zugeben, dass eine solche Geschichte schon etwas unglaubwürdig klingt findet Ihr nicht?
Ritter: Stimmt. Man muss ein Idiot sein, um sich tatsächlich als Ziegenpo verewigen zu lassen.
Barde: *Blickt in seinen Becher.*
Ritter: *Nimmt wieder einen Schluck* Ich meine wer bestimmt denn was Geschichte ist? Der Sieger nicht wahr? Und was ist es wenn man einen brutalen Bastard zu einem Heiligen verklärt? Was ist es Anderes als pure Fiktion, auf den subjektiven Gedanken derer basierend, die sich mit dieser, oftmals toten, Gestalt der Vergangenheit identifizieren oder sogar sich über kurz oder lang in sie zu verwandeln? Hmm? Was?
*Nimmt noch einen Schluck.*
Barde: *Spürt die Unruhe immer in seinem Inneren wachsen.*
Ritter: Was sind die Toten schon als wehrlose Opfer von Dichtern und Historikern, die in ihnen Rohmaterial für ihre symbolisierten Idealvorstellungen, für gute Geschichten oder einer perfekten Realität sehen? Was ist schon die Vergangenheit als ein Jetzt von dem keiner mehr bestätigten kann, dass es tatsächlich so wahr?
Barde: *Blickt verstohlen zum Ausgang.*
Ritter: Ich frage mich...*fixiert den Barden mit einem undeutbaren Blick*.
Barde: *Blickt starr zurück und schätzt ab, wie schnell er wäre...*
Ritter: ...was passieren würde, wenn ich EUCH DIESEN DOLCH IN DEN BAUCH RAMMEN WÜRDE!
Würde man es aus der großen Geschichte des grünen Ritters rausstreichen oder wäre es nur eine meiner weiteren Heldentaten, was meint Ihr?
*Nimmt noch einen Schluck und achtet weder auf den ins Holz gerahmte Dolch mit dem grünen Schlangenknauf und den Smaragdaugen, noch auf den sich zitternd wieder aufrichtenden Musiker der eine unangenehme Feuchtigkeit in seinen Beinkleidern fühlt.
Der Ritter betrachtet das Behältnis in seiner Hand nachdenklich.*
Ritter: Wirklich eine schlechte Angewohnheit diese Sauferei, bringt einen auf die krudesten Gedanken.
Barde: *Stellt den Stuhl mühsam wieder auf, nimmt seine Harfe wieder an sich und wartet auf die erlösenden Worte, die ihn aus dieser Vorhölle befreien werden. Ihm scheint es fast so, dass die ''Augen'' des Dolchs ihn funkelnd verspotten...*