Diablo
Wer je schon einmal den Begriff ‚Action-Rollenspiel’ gehört hat, muss damit zwangsweise ‚Diablo’ in Verbindung bringen. Immerhin war es Blizzards Werk, welches das Untergenre gründete und zugleich dem Genre an sich – Rollenspiel - frischen Wind verpasste. Bisher galten diese Spiele bei vielen Leuten als trocken und/oder altmodisch.
Das Spielprinzip
Hauptgrund für den Erfolg Diablos war die bis dahin nicht bekannte Spielmechanik; der Spieler verbringt nicht mehr Zeit als nötig mit Handeln oder Reden, stattdessen stürzt er sich sofort in riesige Monsterhorden und versucht diese zu besiegen. Dies geschieht auf eine unglaublich einfache und benutzerfreundliche Art und Weise: ein Mausklick befiehlt dem Helden sich an einen gewünschten Ort zu begeben und ein weiterer Klick lässt ihn angreifen. Leider nur einmal, doch dazu später mehr. Hat man es dann endlich geschafft, die ersten Widersacher zurück zu ihrem Schöpfer zu schicken, steigt man eine Stufe auf. Wie auch aus anderen Spielen bekannt, bedeutet das nichts anderes als gewonnene Punkte auf bestimmte Werte zu verteilen die da wären: Stärke, Geschicklichkeit, Magie und Leben. Erste Erfolge sind schnell vorhanden, das Suchtprinzip Diablos greift – höhere Stufen bedeuten mehr Möglichkeiten. Und um diese vollkommen zu machen, will der Spieler möglichst schnell vorankommen („nur noch diese eine Stufe“, „dieses Level noch“). Unterstützt wird das Ganze noch von der Sammelwut nach Items („ich brauche unbedingt ein Obsidian Amulett of the Zodiac"). Simples Prinzip, aber sehr erfolgversprechend.
Die Charaktere
Um sich den Horden des Bösen zu stellen, muss der Spieler zu Beginn seine Wahl treffen, in welcher Form er das tun möchte. Er kann sich zwischen dem Warrior (Krieger), der Rogue (Schurkin) und dem Sorcerer (Hexer) entscheiden, jede der Klassen bietet eine andere Spielweise – sowohl in der Art als auch im Schwierigkeitsgrad.
Wie nicht anders zu erwarten ist der Warrior der typische Haudrauf-Charakter, er fühlt sich mit jeder Nahkampfwaffe des Spiels wohl, kommt aber auch mit dem Schild bestens klar. Zu Beginn des Spiels hat man es mit ihm sehr, sehr einfach verfügt er doch über die größte Lebensenergie und teilt ordentlich Schaden im Mann-gegen-Mann-Kampf aus. Gegen Ende des Spiels wird man Letzteres aber verfluchen, viele Gegner nutzen Fernwaffen und rennen beim Näherkommen fort, sodass man sie nur durch das Drängen in eine Ecke erwischen kann.
Vom Namen ableitend kann man feststellen, dass die direkte Konfrontation nicht der Weg der Rogue ist, ihre Waffe ist der Bogen. Kein Pfeil verlässt so schnell die Sehne wie bei ihr. Nachteil des Ganzen ist der Schaden, dieser ist einfach nicht hoch genug um mehrere anstürmende Gegner niederzustrecken, ehe sie die Schützin erreichen; aus diesem Grund verfolgt man mit ihr meistens das hit-and-run-System.
Zu guter letzt bleibt noch der dunkelhäutige Magus, mit Klingen und Sehnen hat der wenig am Hut, wenn überhaupt trägt er als Waffe einen Stab. Der Anfang mit ihm ist der Schwerste von allen: Die magische Energie ist schnell von kleinen Zaubern aufgebraucht und viel Geld zur Nachbeschaffung hat man noch nicht. Sobald man jedoch ein stabiles Gerüst aus Leben und Mana sowie Flächendeckende Zauber besitzt, ist man der Herr über die Unterwelt.
Die Geschichte
Von Action-RPGs braucht man nie eine tiefgründige und komplexe Geschichte zu erwarten – so auch nicht bei Diablo. Dennoch hat es meiner Meinung nach die beste Storyline unter den Hack’n’Slay-Titeln. Einst herrschte Krieg zwischen den Mächten des Himmels und der Hölle; die Streitkräfte der Letzteren wurden von den drei großen Übeln – Mephisto, Herr des Hasses, Baal, Herr der Zerstörung und Diablo, Herr des Schreckens – angeführt. Diese wurden jedoch von den Horadrim besiegt und in Seelensteine verbannt. Unter Tristram, einem kleinen Dorf welches Stützpunkt des Spiels ist, wurde Diablos Seelengefängnis verscharrt. Doch leider wohl nicht tief genug. Der Stein vergiftet den Geist des Königs Leoric und manipuliert auch den Erzbischof Lazaurs. Dieser soll Diablo wieder zu einem Körper aus Fleisch und Blut verhelfen; genau das tut der Abrünnige indem er den Sohn des Königs entführt und an den Herrn des Schreckens ausliefert. Leoric verfällt dadurch komplett dem Wahnsinn und verkommt in Verzweiflung, Trauer und Wut. Nun tritt der Held des Spiels auf den Plan, ein gewöhnlicher Bürger Tristrams steigt mit nichts als einer ärmlichen Waffe die Katakomben hinab, deren Zugang in der Dorfkirche liegt.
Das Spiel
Auf 16 Ebenen führen diese Katakomben schließlich zum Höllenfürsten, das tolle und für großen Wiederspielwert sorgende ist, dass der Dungeon zufallsgeneriert ist – kein Spiel findet also zwei Mal komplett gleich statt. Grafisch trennen sich die Levels in vier Bereiche: Die Kirche, die Katakomben, die Höhlen und die Hölle selbst.
Was leider auch per Zufall ausgewürfelt wird, sind die Quests die der Spieler erhält. Manchmal muss man eben frisches Wasser für die Dorfbewohner organisieren, manchmal nicht; schade wenn man die Belohung dafür bedenkt. Insgesamt gibt es 16 Aufgaben, denen sich der Held stellen kann – jedoch nur im Singleplayer wohlgemerkt, Online oder im Netzwerk sind es nur vier, teils stark abgewandelt.
Der Dank für die Aufgaben ist meistens von fester und zugleich einmaliger Natur: Uniques. Das sind einmalige, mit goldener Schrift gekennzeichnete Gegenstände mit besonders vielen als auch mächtigen Eigenschaften. Weiterhin gibt es in Diablo normale (weiße Schrift) und magische (blaue Schrift) Items. Die normalen Gegenstände besitzen nichts weiter als einen Namen, Grundwerte und – falls vorhanden – Anforderungen. Magische hingegen besitzen maximal zwei Sondereigenschaften, welche sich aus einem Prä- und/oder Suffix ergeben. So verleiht ein „Blessed Shield of the Tiger“ höhere Panzerung und Lebenskraft. Die Bezeichnungen sind fest vorgegeben, sodass es Items mit bestimmten Eigenschaften nicht geben kann. Beispiel: Ein Schwert, das den Schadenswert und den Widerstand gegen Feuer erhöht, kann nicht existieren da diese beiden Eigenschaften durch ein Präfix bestimmt werden („Ruthless“, „Ruby“). Die Gegenstände selbst werden per drag-and-drop-System in den dafür vorgesehenen Feldern im Inventar angelegt; diese sind Helm, Waffe/Schild, Rüstung, Amulett sowie zwei Ringe.
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Einer der heißbegehrten, einmaligen Gegenstände - sog. 'Uniques' - in Diablo: Das Langschwert 'Ice Shank': Fertigkeitsbäume, wie es sie in Diablo II gibt, kommen im ersten Teil nicht vor. Jeder Charakter hat genau eine ihm vorbehaltene Eigenschaft. Der Krieger kann seine Sachen selbst reparieren, danach besitzen sie allerdings weniger Grundhaltbarkeit, die Schurkin kann Fallen entdecken sowie entschärfen und der Hexenmeister ist im Stande seine Stäbe aufzuladen, wie beim Krieger besitzen sie danach jedoch weniger Charges. Magie hingegen kann jeder lernen, vorausgesetzt der Magiewert ist hoch genug um spezielle Bücher zu lesen und so Zauber zu erhalten. Diese unterteilen sich in Feuer, Blitz und allgemeine Magie, da manche Monster – speziell in den Schwierigkeitsgraden „Nightmare“ und „Hell“ – resistent oder gar immun gegen eine oder mehrere der Magiearten sind, ist taktische Vorgehensweise nötig.
Die Widersacher selbst kommen auch in vielen Kategorien und Arten daher, zerhackt man Anfangs noch Skelette und hirnlose Zombies, so tritt man gegen Schluss Diablos Leibgarde, riesigen, in schwarzen Stahl gekleideten Rittern, gegenüber.
Wie Anfangs schon erwähnt reicht ein simpler Klick um seiner Spielfigur den Befehl zu erteilen anzugreifen, leider ist für jeden einzelnen Schwerthieb, Pfeilschuss und Feuerball ein einzelner Klick nötig – eine Klickorgie ist vorprogrammiert. Was ebenfalls nach einer Zeit gehörig auf die Nerven geht ist, dass man auf dem Dorfplatz keine Manatränke kaufen und sonstigen magischen Kram verkaufen kann. Dazu muss man erst ein paar Schritte zur Hexe laufen – an sich nicht schlimm, aber so lahm wie der Held durch Tristram spaziert ein unnötiger Zeitaufwand. Sonst leistet sich die Steuerung aber keine Macken, Tasten für das Aktivieren der Karte oder das Schlucken eines Trankes sind logisch und nachvollziehbar positioniert.
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Wie auf dem ersten Bild gut zu sehen ist, gibt es nicht nur einmalige Items sondern auch Gegner.
Das Zauberbuch besitzt jeder der Charaktere, allerdings können nur Magier die mächtigsten Sprüche lernen. Die Technik
Grafisch gesehen ist das Spiel vollkommen veraltet (wen wundert’s, Erscheinungszeitpunkt: Februar 1997!), die maximale und einzige Auflösung ist 640x400 Pixel, weitere Einstellungen umfassen lediglich Helligkeit und Kontrast. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, im Gegenteil! Die liebevoll in 2D gestalteten Hintergründe, Charaktere, Items und Monster sind einfach schön anzusehen und laden immer wieder zu einer Runde Teufelsaustreiben ein. Da kann man Sachen wie die lediglich drei Outfits der Helden (Leder-, Ketten-, Plattenpanzer) gerne verzeihen.
Auch Dolby Surround wird nicht aus den Boxen kommen, leider. Die Musik ist nämlich wirklich ein Genuss – so finde ich – herrlich schaurig und markant. In einem GameStar-Video wurde sie auch einmal als „einmaliges Gittarren-Geschrammel“ beschrieben. Eine deutsche Sprachausgabe ist nicht vorhanden, ebenso wenig wie Texte in deutscher Sprache. Das komplette Spiel ist in gut verständlichem Englisch gehalten, zum Glück möchte man sagen! Die Sprecher machen einen hervorragenden Job, besonders der Haupterzähler – der nebenher noch den Warrior spricht – klingt genial. Kaum zu glauben, dass die Entwickler manche Rollen selbst gesprochen haben sollen.
Diablo unterstützt Multiplayer mithilfe des Battle.net, trotz des Alters des Spiels ist auch heute immer noch eine treue, eingefleischte Community aktiv. Online oder im Netzwerk lässt sich das Spiel mit bis zu vier Spielern erleben, was den Spielspaß natürlich ungemein steigert. Auch Duelle gegen andere Spieler sind möglich, je nachdem ob man siegreich ist oder nicht, verliert man dabei ein Ohr, das der Kontrahent als Andenken behalten darf.
Fazit
Diablo gehört auch heute noch zu meinen absoluten Lieblingstiteln. Wie oben schon hervorgekommen versprüht der Titel einfach einen unglaublichen Charme. Freilich kann es in vielerlei Hinsicht nicht mit dem Nachfolger mithalten – jedenfalls wenn man nach gängigen Maßstäben vorgeht. Für mich persönlich sticht es aber seinen großen Bruder in manchen Bereichen dennoch aus. Wer sich nur ein bisschen für Action-RPGs begeistern kann, sollte sich den mittlerweile für 5€ erwerbbaren Hit nicht entgehen lassen!
Mindestvoraussetzungen:
P60 CPU
16MB RAM
2fach CD- bzw. DVD-ROM-Laufwerk
Getestet wurde auf folgendem System:
Pentium III 1.0 Ghz
512 MB Ram
GeForce 2 MX
Spielversion 1.09 (für Battle.net erforderlich)