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 nomina nuda tenemus
Verliert das Gothic-Remake seine ursprünglichen kunstgeschichtlichen Bezüge?
Ein interessantes Video vom Kanal Craft of Ambience II (der unter seinem Hauptkanal Craft of Ambience sehr schöne Remixes verschiedener Soundtrack-Stücke aus den Gothic-Spielen veröffentlicht), das ich vor einigen Tagen angesehen habe.
[Video]
Im Kern geht es darum, dass hier die Unterschiede im Design, Farbgebung, Stimmung, etc. zwischen dem Original und dem Remake herausgestellt werden. Und es werden für das Original einige gute Beispiele von Inspirationsquellen gezeigt.
Die Frage ist: Beachtet das Remake diese Bezüge im Bereich visuelle Gestaltung und Stimmung oder wird es eher etwas völlig anderes. Und wenn ja, ist das positiv zu bewerten oder eher nicht.
News bei WoG:
https://www.worldofgothic.de/news_3391.htm
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Das Minental ist für mich ein erdiges, tristes Scheißloch in dem nur Kriminelle hocken. Die Gefahren - sowohl durch Monster als auch Mitinsassen - sind allgegenwärtig und die "Hoffnungslosigkeit" in dieser Kuppel abzukratzen, wird einem immer wieder bewusst; man muss nur einmal in den Himmel schauen.
Die ganze Farbgebung und der Kontrast/Helligkeit ist auch eher monoton gehalten um das Ganze zu untermalen. Im alten Lager sind die Hütten rudimentär zusammengebrettert, im neuen Lager sind es einfache Steinklotze. Die Orks haben auch eine einfache Gesichtsbemalung und fühlen sich "primitiv" an - auch wenn die Kultur selbst etwas mehr Tiefe hat.
Im Vergleich dazu siehts bei dem Remake anders aus.
Die Nyras Demo ist extrem hell/überbeleuchtet, die Farben sehen nicht kräftig/ausgeblichen aus und es ähnelt eher einem Western (bzw dem naheliegenden Steinbruch im spanischen Gefilde). In der Demo selbst sieht man das ja recht deutlich. Außerdem ist die Musik ebenfalls etwas epischer/verspielter und die Welt wurde rundum erneuert: Es gibt Maschendrahtzäune, Karren auf Schienen, sehr filigrane Kleidung... Bei Xardas Turm gibts es jetzt scheinbar Eis und Lava.
[Bild: z0HXwzp.png]
[Bild: HnixMzg.png]
Fühlt sich an wie ein Gothic im falschen Setting 
Aber ich bin hoffnungsvoll, dass man zumindest die Farbgebung mit einigen Einstellungen dem Original näher bringen könnte. Aber den Kritikpunkt hört man ja sehr häufig & die Demo ist schon recht alt - deswegen bin ich mal gespannt ob neuere Bilder (sofern die irgendwann mal geteasert werden) etwaige Veränderungen zeigen.
Last edited by xkorx; 11.03.2025 at 20:53.
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Apprentice
xkorx, jep, absolut. Genau das ist auch mein einziger wirklicher Haupt-Kritikpunkt und größte Sorge an dem Remake. Es ist zu hell und überbeleuchtet und die Vegetation zu bunt, dafür künstlich entsättigt. Sieht alles von der Stimmung her nicht nach Gothic aus. Bei all dem Lob, die das Remake durchaus verdient hat, ist das aber für mich ein riesen Manko. Das triste Setting und die raue Sprache sind nämlich die beiden Haupt-Atmosphäre-Träger von Gothic und wenn die nicht mehr gegeben sind, dann ist die größte Stärke leider im Remake nicht mehr vorhanden. Ein Gothic 2 - und 3 Remake könnte man ja heller und bunter machen, weil die Originale auch so sind, aber bitte nicht Gothic 1. Irgendwas an Schiebreglern herumzufummeln ist keine akzeptable Lösung. Ich würde mich so sehr freuen, wenn wir das fertige Spiel noch in einem überarbeiteten Art-Style bekommen werden, der dem Original ähnelt. Man sieht den atmosphärischen Art-Style des Originals auch wunderbar an dem rötlichen Himmel. Die Nyras-Demo kann ja von mir aus im Hochsommer spielen, aber das richtige Spiel sollte den Herbst erkennen lassen.
Auch, wenns realistisch ist, Nadelbäume auf die Berge zu setzen, sollten die doch wenn dann nur auf wirklich höheren Bergen stehen. Ich finde diese Laubbäume einfach viel stimmiger.
Last edited by Maracuja; 11.03.2025 at 21:22.
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Ich habe das Video bereits gesehen. Interessant ist, dass KaiRo darunter kommentiert hat, dass auch beim Remake eindeutig Inspirationen aus alter Kunst bezogen wird.
Ich lasse mich einfach gern aufs Remake ein. Ich muss da nicht mit dem Lineal alles ausmessen.
Ich werde wahrscheinlich eh beim Release vom Remake einfach das Original zocken. habs zuletzt 2007 gezockt. :0
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Apprentice
Schaut mal hier die Farbe des Horizonts das ist so eine Mischung aus Rosa und Grau.
Auch toll, dass die Sicht den Blick auf die Kolonie vernebelt und nicht sofort alles dem Spieler präsentiert. Es wird nicht sofort die ganze Spielwelt gespoilert sondern man sieht nur das Alte Lager und alles was dahinter ist, bleibt verborgen und das weckt Interesse, weiter die Welt zu erkunden um zu sehen was dahinter liegt. Wenn man sofort bis ans andere Ende gucken kann, geht der Reiz irgendwie verloren, zu erforschen was hinter dem Nebelschleier verborgen liegt. Außerdem hat eine Begrenzung der Sichtweite den Vorteil, dass man entweder eine bessere Performance erreicht oder bei gleicher Performance eine bessere visuelle Grafikqualität ermöglichen kann.
[Bild: ss_123ef7174549dc3974abd9ddbff842166e03ce1d.1920x1080.jpg]
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 Originally Posted by Maracuja
Auch toll, dass die Sicht den Blick auf die Kolonie vernebelt und nicht sofort alles dem Spieler präsentiert.
Das ist allerdings weniger aus Design-Gründen so geworden, als durch technische Limitierungen, mMn.
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Apprentice
 Originally Posted by Morgen
Das ist allerdings weniger aus Design-Gründen so geworden, als durch technische Limitierungen, mMn.
Ja, tatsächlich. Aber ich liebe es so.
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 nomina nuda tenemus
 Originally Posted by Kyle07
Ich habe das Video bereits gesehen. Interessant ist, dass KaiRo darunter kommentiert hat, dass auch beim Remake eindeutig Inspirationen aus alter Kunst bezogen wird.
Ich lasse mich einfach gern aufs Remake ein. Ich muss da nicht mit dem Lineal alles ausmessen.
Ich werde wahrscheinlich eh beim Release vom Remake einfach das Original zocken.  habs zuletzt 2007 gezockt. :0
Ja, sein Hinweis auf die Stelle in der einen Podcastfolge ist aber auch nicht wirklich geeignet, da die Bedenken zu zerstreuen.
Der erwähnte Caravaggio (1571-1610) ist vor allem durch seine Hell/Dunkel-Kontraste bekannt, die im 16. Jahrhundert in ihrer radikalen Umsetzung ungewöhnlich, neu und aufregend waren. Er hielt sich nicht damit auf, viel Fläche in Hintergrunde zu erstellen, sondern lenkte den Blick des Betrachters mit seiner Lichtsetzung imemr direkt auf den Teil des Bildes, der das zeigt, was er aussagen wollte.
Sowas zum Beispiel:
[Bild: Saint_Francis_of_Assisi_in_Ecstasy-Caravaggio_%28c.1595%29.jpg]
Die Ekstase des Heiligen Franziskus. Da geht es um Franziskus und den Engel, der die göttliche Botschaft symbolisiert, die er in seiner Verzückung empfängt. Alles drumrum ist extrem dunkel und nur schemenhaft angedeutet.
1. Genau diese überstarken Hell-Dunkel-Kontraste in der Remake-Demo werden ja häufig kritisiert.
2. Es geht bei dem Video von Craft of Ambience II um die Landschaftsgestaltung, die dabei verwendeten Farben, um Ausblicke, sogenannte Vistas. Dafür kann Caravaggio als Personenmaler gar keine Inspiration liefern. Im Poscast wird er als Inspiration für Interieur genannt. Aber da gibt es auch nicht viel von ihm. Es dreht sich bei seinen Bildern immer um Personen, manchmal steht da ein Tisch oder Stuhl herum, der aber schnell im Dunkel verschwindet. Echte Räumlichkeiten darzustellen, lag gar nicht in seinem Interesse. Ich weiß nicht, was man von Caravaggio als Inspiration für Innenbereiche nehmen kann.
Bildergalerie bei Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/P..._by_Caravaggio
Als nächstes wird Velasquez (1750-1827) erwähnt, der eigentlich Velasco heißt, da er schon als Jugendlicher, bevor er als Maler berühmt wurde, beschloss, die italienische Variante seiens Namens zu nutzen. Seine Eltern waren aus Spanien nach Italien ausgewandert. Wie man an seinen Lebensdaten sieht, stammt der dann auch schon wieder aus einer ganz anderen Epoche als Caravaggio.
Und auch der war größtenteils Portraitmaler. Er hat zum Beisapiel sowas hier gemalt:
[Bild: Antonio_Cagnoli_h.jpg]
Auch er ist für Landschaftseindrücke, um die es im Video geht, überhaupt nicht nutzbar. Also auch das ist als Beispiel ungeeignet. Im Podcast wird auch er für Interier als Inspiration genannt. Hier das Gleiche wie bei Caravaggio: Portraits, Heiligenbilder ... wo ist da die Inspiration für Innenräume?
Bildergalerie bei Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/C...useppe_Velasco
Als drittes wird im Podcast Cöaude Lorrain (1600-1682) genannt. Das ist dann der erste Landschaftsmaler. Hier ein Bild von ihm:
[Bild: Claude_Lorrain_021.jpg]
Auch wieder viel Kontrast. Das zeigt sich auch an seinen bevorzugten Winkeln. Blick direkt in Richtung Sonne für maximal harten Kontrast:
[Bild: Ulysse_remet_Chrys%C3%A9is_%C3%A0_son_p%C3%A8re_-_1644_-_Claude_Gell%C3%A9e_dit_le_Lorrain_-_Louvre_-_INV_4718_%3B_MR_1747.jpg]
Derartige Szenen mit diesem Blick in Richtung Sonne malte er öfter.
Bildergalerie bei Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/P...Claude_Lorrain
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Also das sind alles großartige Maler und super Inspirationen. Keine Frage. Nur betreffen sie das Thema, das Craft of Ambience aufmacht, nämlich die Gestaltung von Landschaften, Blicken und die Farbauswahl dafür größtenteils gar nicht. Die war im Original von der Malerei der Romantik beeinflusst, die ganz andere Landschaftsbilder erschaffen hat, ganz andere Schwerpunkte setzte, ganz andere Wirkungen erzielen wollte. Den Romantikern ging es darum, in ihren Bildern tiefe Gefühle zu wecken, ihre Themen drehten sich um Mythen, um Dunkles, Verborgenes, Unbekanntes. Dinge, die vielleicht furcht oder Schauer erweckten oder eine unbestimmte Sehnsucht. Als Mitel, um all sowas darzustellen, wurde die Natur genutzt, indem sie als unverstandene, unbekannte Kraft inszeniert wurde. Berge und Bäume, Flüsse, Felsen wurden in einer Art geheimnisvoller Manier angeordnet und dargestellt, so als ob sich hinter allem düstere Legenden aus einem fernen Mittelalter verbargen. Überall dräuten Schatten, strahlten ungewöhnliche Farben, hervorgerufen durch Tageszeiten wie Morgen- oder Abenddämmerung, Mondlicht, fanden sich geheimnisvolle Gestalten oder Ruinen. Der Betrachter sollte sich verlieren in einer geheimnisvollen und manchmal vielleicht gefährlichen Traumwelt, die die Bilder darstellten.
Das alles ist Caravaggio (den ich natürlich trotzdem großartig finde), Velasco oder Lorrain völlig fremd. Deren Schatten sind keine Gemeimnisse, sondern Stilmittel zur Lenkung des Betrachters und dramagischen Hervorhebung der wichtigen Bildteile.
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 Originally Posted by Maracuja
Ja, tatsächlich. Aber ich liebe es so.
Natürlich, ist auch verständlich. Genauso gut macht sich mMn aber auch eine Sicht über das ganze Tal. Man sieht die ganze Vegetation und Merkmale im Tal, und hat bereits einen Vorgeschmack von allem. Genaueres kann man finden, wenn man es sich genauer ansieht.
Alles sehen ≠ Spoiler.
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Ich empfinde den veränderten Artstyle als schade. Der WoW-Vergleich erscheint mir sehr passend: Die Ork-Rüstungen, all die Stachel, der Turm von Xardas usw. erinnern mich auch ein wenig daran. Grundsätzlich habe ich nichts gegen diesen Stil, in der comicartigen WoW-Grafik gefällt er mir sogar ganz gut (mit ausnahme der Stachel-Architektur der Horde) - aber in Gothic wirkt es ziemlich unpassend und fremd. Dieses ewige over-the-top passt nicht in eine Welt, die immer angenehm geerdet wirkte.
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 Originally Posted by Danol
Ich empfinde den veränderten Artstyle als schade. Der WoW-Vergleich erscheint mir sehr passend: Die Ork-Rüstungen, all die Stachel, der Turm von Xardas usw. erinnern mich auch ein wenig daran. Grundsätzlich habe ich nichts gegen diesen Stil, in der comicartigen WoW-Grafik gefällt er mir sogar ganz gut (mit ausnahme der Stachel-Architektur der Horde) - aber in Gothic wirkt es ziemlich unpassend und fremd. Dieses ewige over-the-top passt nicht in eine Welt, die immer angenehm geerdet wirkte.
Dann schau dir mal Kingdoms of Amalur an, dass sieht mMn eher nach WoW aus. 
Das Remake ist aber farblich und stimmungstechnisch trotzdem nicht mehr wirklich am Original dran, aber dass ist sicher auch der heutigen Technik und den damit einhergehenden Möglichkeiten (z.B. bei der Beleuchtung) geschuldet.
Das war damals alles noch ein wenig anders, was aber schlussendlich dazu führte, das Gothic seinen stimmigen Look bekam - vergleicht man G2 mit G1, sieht man ja auch da schon größere Unterschiede (Khorinis habe ich immer noch als Gegend mit kräftigen, teils saftigen Farbtönen in Erinnerung, vor allem was die Vegetation betrifft).
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Für mich wirkt die Athmosphäre der Demo halt wie Gothic in Malle, und nicht wie 80s Dark Fantasy im verregneten Mitteldeutschland.
Es wäre auch schwer jetzt daran noch viel zu ändern, da der Artstyle schon lange so festgezurrt wurde.
Sättigung runderregeln oder ein neues LUT nehmen reicht da nicht um das alte Feeling wiederzubeleben.
Da müdden halt der Gameplayteil und die Dialoge die Arbeit leisten.
Last edited by Damocles; 13.03.2025 at 20:48.
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Ich hoffe, dass die Farbgebung und vor allem die Beleuchtung noch in der jetzigen Optimierungesphase angepasst wird. Im schlimmsten Fall muss ich halt am Monitor an Helligkeit oder Gamma drehen, wie so oft.
No one expects the Gnomish Inquisition.
Und es geht niemanden etwas an, dass ich nichts zu verbergen habe - AK Vorrat!

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