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    Adventurer Avatar von Lyara
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Beria - In Lyaras Träumen

    Schemen und Nebel. Sterne am Himmel. Vor ihr endlose Weite. Sie hatte viele Geschichten von Wüsten gehört und dass was sie sah passte dazu. Nur dass sie von Varant gehört hatte, dass es heiß war und das Sand den Boden bedeckte. Hier war es auch weit. Doch es waren eher große glatte Steine die den Boden zu bedecken schienen. Es war auch nicht heiß. Eher kühl. So als hätte hier die Hitze des Tages kein Platz. Dunkel war es in ihrem Traum. Nur erhellt vom Firmament. Sie blickte sich um und die Szenerie schien sich immer ein bisschen zu verändern. Je nachdem wie sie ihren Kopf neigte, wie sie Schritte machte. Ein Baum erschien. Er war groß. Viele Äste trugen die gewaltige Krone. Alt schien er zu sein und stark. Schien sich gegen die Zeit selbst zu stemmen und ihr erfolgreich zu trotzen. Ein Ast ragte heraus und neigte sich scheinbar in ihre Richtung. Die Zweige an ihm sahen für sie aus wie eine Hand. Es war als wollte dieser ewig alte Baum in dieser Düsternis ihr die Hand reichen.


    Einen Moment lang fragte sie sich wirklich um sie ihm nicht die Hand geben sollte. Dann hörte sie es flattern. Schwarze Schwingen trugen den kleinen Vogel mitten auf den Ast. Er schaute sie mit seinen gruseligen Augen an. »Verschwinde!«, schrie sie erschrocken und wütend zugleich. Ihre Stimme schien durch diese ganze Welt zu donnern und den Boden vibrieren zu lassen. Doch der Vogel schien gänzlich unbeeindruckt. Sah sie weiterhin mit seinen tiefen schwarzen Augen an. »Ich habe gesagt...«, holte sie tief Luft, doch der ominöse Vogel unterbrach sie mit einer so anmutigen Stimme, dass ihr die Stimme im Satz versagte. »Das werde ich nicht tun mein Kind«, melodierte er. Lyara schaute ihn fassungslos an. Jetzt sollte das Vieh auch noch reden können?! »W...w...w ...a..also… er… öh...«, stammelte sie und versuchte irgendein Wort herauszupressen. »Vanyel«, stellte sich der Vogel vor und neigte seinen Kopf, so als hätte er bei Daelon Unterricht in Aristokratie gehabt. »Ich freue mich dich gefunden zu haben mein Kind«


    »Wer bist du? Was willst du von mir? Was hat das alles zu bedeuten?...«, warf sie ihm als Wortschwall entgegen doch Vanyel schüttelte nur den Kopf. »Du musst es fühlen. Ihr Menschen wollt alles mit dem Kopf begreifen, doch das wird nicht klappen«. Dann war er verschwunden und lies sie alleine zurück.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Fort Nemora

    “Für Innos! Gute Morgen, Herrin! Hier! Den habt ihr gestern verloren.”, salutierte sie vor der nun noch einmal größer wirkenden Reila Qel-Droma. Die Frau trug Umhang und Rüstung und war mit einem Reiterschwert und Schild bewaffnet. Sie nahm das gefaltete Stück Pergament entgegen und öffnete es.
    “Gute Morgen, Rekrutin Keyla! Wo habt ihr das gefunden?”, fragte sie, während ein Dutzend Reiter, ähnlich gerüstet wie Reila selbst, allesamt auf die beiden schauten.
    “Ich musste gestern Nacht noch einmal raus, weil es mir nicht gut ging. Da ist es mir am Boden aufgefallen. Scheinbar ist jemand von uns drauf getreten. Ich musste rein schauen, sonst hätte ich nicht gewusst, wessen Schriftstück das ist.”, erklärte und log Naira ein wenig.
    “Und dann bist du so früh am Morgen aufgestanden und bist hier zu den Stallungen gekommen?! Hab Dank, Rekrutin. Du kannst lesen?”, fragte Reila.
    “Nicht so gut. Aber euren Namen hab ich erkannt.”, sagte sie auch etwas unwahr.
    “Schau an! Sie kann lesen. Hörst du das Owan und auch du Janok? Nehmt euch ein Beispiel. Ein früheres Waldvolkmädchen das lesen kann. Das sollte euch beiden Esel beschämen.”, sagte die Anführerin und brachte ihre Truppe zum Lachen. Beide Männer reagierten unterschiedlich darauf, lachten aber dann mit. Die Hälfte von ihnen sah Reila ähnlich. Von den Gesichtszügen, der Ausrüstung und einem Wappen auf den Schildern. Ein feuerroter Drache auf schwarzem Grund. Naira prägte es sich ein. Wer wusste, ob es mal nützlich wäre.

    “Ich schulde dir was. Das wäre am Tor peinlich geworden. Wir sehen uns, wenn ich zurück bin. Für Innos, Rekrutin Kayla.”, wünschte Reila und stieg dann auf ihren Fuchs auf. Ein stattliches, schönes Pferd. Eine Belohnung wäre eigentlich angemessen gewesen, doch Naira schätzte Reila als Ehrenfrau ein. Im Leben sah man sich immer zwei Mal.
    “Für Innos!”, wünschte Naira und atmete durch, als sie gehen durfte. Es war nicht mehr lange bis zum Morgenappell und sie begab sich dann auch schnell zum Rest ihrer Gruppe bei den Hütten.

    “Du schaust müde aus.”, sagte Barik.
    “Es war eine lange Nacht.”, entgegnete sie und sah es auch Robas, Esram und Jaleel an.
    “Noch nichts, hmm?”, fragte sie und der Varanter schüttelte den Kopf. Danach gingen sie zum Übungsplatz los, wo alle vier Gruppen anzutreten hatten. Die Ausbilder warteten schon und auch Sir Eyck war zu sehen. Er unterhielt sich mit Gardist Harkon und hatte auch Stallion bei sich. Was ungewöhnlich war, da der Quartiermeister nicht zur Kompanie gehörte.
    Äußerlich merkte man ihm nichts an, aber das war nicht mehr der Stallion von vor ein paar Monaten. Etwas beschäftigte ihn und Naira wusste was.
    Harkon brüllte dann los, die Gruppen stellten sich stramm in Reih und Glied auf und die Ausbilder an der Seite ebenso. Dann trat Sir Eyck Natalis vor sie.

    “Für Innos! 2. Verbrecher-Kompanie!”
    “Für Innoa!”, raunte es aus vielen Kehlen. Manche riefen es immer noch nicht.
    “Gruppe 1 und Gruppe 2 vortreten! Gruppe 3 - Kadar und Ibram!”, befahl Sir Eyck und erntete ein wenig überraschte Blicke.
    “Aus Gruppe 2 kommen Kalder und Jaruga zu Gruppe 3. Ibram und Kadar aus Gruppe 3 gehen in Gruppe 2. Gruppe 1 und 2! Euer Marschbefehl ist gekommen und es geht endlich für euch dahin, wohin Innos euch haben will, damit ihr eure Schuld dem myrtanischen Reich gegenüber begleicht. Nordmar! - Sir Arond wird auf Befehl des Kommandanten von Fort Nemora euer neuer Kommandant. Seine Leute eure neuen Ausbilder. Nach dem Frühstück geht ihr mit euren jetzigen Ausbildern zum Quartiermeister und bekommt eure Ausrüstung. Kämpft tapfer und wacker gegen die Orks. Denkt daran, dass Feigheit und Fahnenflucht euch in dieser Welt den sicheren Tod bereitet und in der nächsten Welt nicht Innos Gnade. Für Innos!”, wünschte Sir Eyck und wirkte fast gefühllos. Es war schon immer Nairas Empfinden gewesen, dass der Ritter sich lieber woanders sah, als hier in Fort Nemora als Kommandant von Verbrechern.
    “Für Innos!”, erklang der Ruf der zwei Gruppen und sie war sicher nicht die Einzige, die dachte, dass es für die anderen Gruppen wohl bald nach Varant ging. Das passte gar nicht. Es passte auch nicht von der Konstellation. Esram und Jaleel sollten doch auch nach Nordmar.
    “Gruppe 3 und 4. Ihr werdet euren Befehl noch bekommen, sobald die neu gebildeten Gruppen 1 und 2 stehen. Dann wird die gesamte Kompanie ausrücken. Bis dahin beweist euch und dient dem Fort! - Gardisten! Verteilt die Arbeit für heute!”, sagte Eyck fast schon so nebenbei. Sie selbst und andere wunderten sich. Wohin sollte es dann gehen? Galt es für alle. Wenn ja…dann war es weder Nordmar noch Varant. Khorinis? Argaan? So ganz gab es keine Antwort. Selbst Bill und Troy schienen ein wenig überrascht. Alle Gardisten waren es.


    “Herhören, kriminelle Schweinebande!”, sagte Bill und ließ an seiner Verachtung ihnen gegenüber nicht zweifeln. Er bemühte sich nicht einmal, einen positiven Bezug zu ihnen aufzubauen.
    “Heute gehen wir raus! Holzfällarbeiten! Ihr benehmt euch gegenüber den richtigen Soldaten und wehe euch allen, einer wagt es einen Ausflug zu machen. Wir haben wachsame Armbrustschützen, Bluthunde und am Ende mich. Ich peitsche euch die Haut vom Rücken, wenn ich wegen euch Ärger bekomme! Ab zum Frühstück!”, bellte Bill in bester Laune. Es ging raus. Naira war gespannt wie weit.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Fort Nemora - Mine

    „Wer? Wir?“, fragte Kiyan und deutete auf sich und Onyx, während der alte Buddlerveteran aus dem Alten Lager der Minenkolonie sich unauffällig von ihnen entfernte, ganz seinem Überlebensplan bis zur Freiheit folgend. Er pfiff dabei sogar sein Lied so enthusiastisch, dass es fast wieder aufgesetzt wirkte, was es am Ende wohl auch war. Verübeln konnte der Waldläufer ihm das nicht, wusste er doch, dass die Insassen der Barriere damals überzeugt gewesen waren, bis zu dem Tage dort zu schuften, da sie ihren Lebensatem aushauchen würden.
    Aber nun, die Geschichte hatte mehr Interesse an einem spannenderen Ausgang für die Kolonie.

    Finley, der auf die beiden Männer des Waldvolkes zukam, wirkte unbeeindruckt von Kiyans dummen Spruch. Er sah ihn einfach nur an, was dem einäugigen Hünen direkt die nächsten Worte entlockte.
    „Lass dir Zeit, Gardist Finley“, erklärte er wohlwollend.
    „Du spielst gerne mit dem Feuer, Waldteufel?“, fragte er.
    Der Teufel der Wälder hob die Schultern. „Ich bin über den Punkt hinweg, da es mich interessiert, ob ich mir die Pfoten verbrenne. Ob du’s glaubst oder nicht, wenn du einmal durch Beliars Hölle auf Erden gegangen bist, ist alles, was danach kommt …“
    Er ließ die Worte verklingen. Finley wartete einen Augenblick, ehe er fortfuhr.
    „Der Kompanieführer der Zweiten Verbrecherkompanie – eine Einheit aus rehabilitierten Gesetzesbrechern – Sir Eyck Natalis wünscht, dass alle Insassen eine Tauglichkeitsprüfung machen müssen. Das bedeutet: Es wird geschaut, wie tüchtig ihr mit den Waffen umgehen könnt. Kurzschwert, Spieß. Stellt ihr euch gut an und benehmt euch tadellos, habt ihr die Möglichkeit, als Rekruten der Armee eure Verbrechen mit Fleiß und Hingabe wettzumachen.“
    Der Gardist wirkte dabei, als würde er einen Text runterleiern, den er so – oder so ähnlich – sicher schon einmal erzählt hatte. Er bedeutete den beiden Waldläufern, ihnen zu folgen. Als Kiyan Anstalten machte, seine Spitzhacke über die Schulter liegend mitzunehmen, funkelte er ihn an, die Hand am Griff seiner eigenen Waffe.
    „Das bleibt mal schön hier, mein Hübscher“, befahl er kalt. Kiyan überlegte wirklich einen Moment, einen Schritt vorzumachen oder einfach nur „Buh!“ zu sagen, um zu sehen, ob vor ihm eine Weichflöte oder ein harter Hund stand. Der Blick, den Finley ihm dabei schenkte, war gnadenlos und das reichte dem Hünen. Finley war Stahl. Ein Mann, der mehr als einen Kampf erlebt hatte.

    Schweigend marschierten die drei Männer dahin. Finley schien keinerlei Angst zu haben, was natürlich daran lag, dass sein Tod gleichzeitig die Eintrittskarte für eine äußerst brutale, äußerst schmerzhafte und äußerst lange Hinrichtung ihrerseits in allererster Reihe sein würde. Irgendwann begann der Gardist sogar eine lokale Weise zu pfeifen, einem Lied entspringend, dass die Sklaven in Trelis außer Reichweite der orkischen Aufseher gesungen hatten, und das davon handelte, wohin sich der Kriegsherr Kan seinen Thron und sein Imperium schieben durfte.
    Irgendwann entzündete der Gardist eine Fackel und führte sie weiter in den Berg hinein, ehe er vor einer Grube stehen blieb, die sich verjüngte und in ein schräg herabfallendes Loch mündete.
    „Da sind wir. Tretet vor. Bis an den Rand des Lochs. Aufpassen.“
    Die beiden Waldläufer sahen sich an, nickten, traten vor. Finley blieb an Ort und Stelle.
    „Wa-“, begann Kiyan, aber der Veteran hob die Hand.
    „Lauscht“, flüsterte er fast.
    Und sie lauschten. Aus dem Loch ertönten Geräusche. Klackern, als würden dünne Spitzen auf Fels schlagen. Zischen, mal lauter, mal leiser. Irgendwann schien es Kiyan, als würde er ein Muster erkennen. Laute von … Lebewesen?
    Sein Blick ging zu Onyx und dessen angespannte Miene verriet, dass er das Geräusch kannte. Der Torgaaner sah zu Finley, der erkannte, was der Mann verstanden hatte.
    „Genau, Waldteufel, Minecrawler. Du kennst sie?“
    Onyx‘ Schweigen war Antwort genug. Kiyan kannte die Kreaturen natürlich aus Geschichten und Berichten, auf eines dieser Monster getroffen war er aber nicht.
    „Was ist jetzt der Sinn dieses Ausfluges?“, fragte der Waldläufer.
    „Ein Versprechen. Nun, eher eine Versicherung, ihr zwei. Ich hatte gute Kameraden in Okara, damals vor mehr als fünfzehn Jahren. Einer davon war mein Bruder. Das Schicksal wollte es, dass wir königstreue Rebellen in den Kampf mit euch Waldvölklern gerieten. Mein Bruder und gute Freunde von mir starben im Hagel eurer Pfeile.“
    Das Gesicht im Schein der Flammen sprach von kalter Verachtung.
    „Ich weiß, dass wir in besseren Zeiten als damals leben, dass wir die Sieger und ihr die Verlierer seid. Innos predigt auch das Vergeben. Aber vergessen kann ich nicht. Sollte mir Innos das Glück schenken, über euren Tod zu entscheiden, dann landet ihr da unten. Nicht am Galgen, nicht unter der Klinge des Henkers … dort.“
    Dann bedeutete er ihnen, den Gang zurückzugehen. Niemand sprach. Der Hass war aus Finley Zügen verschwunden, er summte die Melodie wie zuvor.
    „Sir Eyck Natalis formiert neue Gruppen für seine Kompanie. Ihr werdet dort eingegliedert, wir werden sehen, wie gut ihr euch mit einer Waffe in der Hand schlagt. So Innos will, werdet ihr Soldaten Seiner Majestät. Oder Minecrawlerfutter. Wir werden es sehen.“
    Und so führte Finley die beiden Waldläufer nach draußen. Der Mann dachte, er habe ihnen Angst eingejagt, dabei hatte er ihnen einen Ausweg gezeigt. Wenn, ja wenn nur die Minecrawler nicht wären.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Fort Nemora

    “Ich muss mal, Herr Gardist Bill.”, meldete sich Naira vor ihrem Ausbilder.
    Troy und die beiden Ausbildern von Gruppe 3 standen auch dabei und musterten Naira, als hätte sie gerade irgendwas Schlimmes getan. Einer der drei Armbrustschützen schaute sogar zu ihr, als ob sie vorhatte, mit dem kleinen Beil ein Massaker anzurichten.
    “So? Was musst du mal, kleine Waldbanditin? Klein, groß oder musst du dich mal an paar Ästen vergnügen. Das macht ihr doch?!”, lachte er. Naira umgriff ihr Beil fester und tat doch nichts unter dem Gelächter der vier Männer. Ganz stark und groß waren sie. Der Tag würde kommen, da würde Bill alles zurück bekommen. Naira überhörte noch weitere dumme Sprüche unter der Gürtellinie, bis Bill ihr mit einem Wink das Zeichen gab, dass sie sich entfernen durfte. Naira nickte und bewegte sich sehr bewusst in eine Richtung.
    Sie rechnete nicht damit, ihre Leute da irgendwo zu treffen, sondern hatte vielmehr etwas anderes im Sinn. Zwanzig Schritt vom Waldrand in den Wald hinein, suchte sie dann das, was sie in der kurzen Zeit greifen könnte oder schon gesichtet hatte.
    Sie brauchte für die Färbung alles, was wirksam war. Sie hatte nicht die Mittel wie üblich und konnte im Grunde von Glück reden, dass ihre Kompanie nicht so oft zum waschen der Haare kam.
    So hatte sie noch sommerliche Birkenblätter gleich gepflückt, als sie einen der vielen Bäume erreichte. Dort fand sie sogar Waldbeeren, die dann ebenso in ihren Wams gelangten. Dann schlich sie eher wieder zum Waldrand, wo sie Rainfarn beim Stapeln der dickeren Äste gesehen hatte. Es roch so intensiv, dass sie Sorge hatte, dass es auffallen würde. Doch gleichzeitig war es wohl die wichtigste Zutat für ihren Plan. Kamille fand sie leider nicht, doch dafür Ringelblumen, mit denen sie immer gute Erfahrungen gemacht hatte. Zuletzt und um sicher zu gehen, ging es wieder ein Stück mehr in den Wald, wo sie eine Lärche oder noch besser eine Weide finden wollte. Sie wusste, dass die Rinde auch die gewünschte Färbung schuf - hatte jedoch keine Erfahrung damit.

    Als sie meinte eine Lärche zu sichten und sich dahin bewegte, hörte sie Schritte. Plump auf Laub tretend und Äste am Boden brechend. Weder Danzo noch Barik. Sie ging am Boden in Deckung. Sie hörte dann von Weitem, dass einer der Armbrustschützen irgendwas zu jemanden brüllte und klar drohte. Naira musterte die Umgebung und sah Bill. Bill, der sich mit seiner typischen Fratze umsah und in ihre Richtung blickte.

    “Komm raus, kleine Waldschlampe. Es ist Zeit für deine Bestrafung. Du darfst auch schreien. Ich werde dir schon den Mund zu halten.”, sagte er und es lief der Diebin eiskalt den Rücken herunter. Für einen Moment stand sie da wie ein Reh. Realisierte, dass, wenn er sie bekommen würde, das passieren würde, wovor sie schon alle gewarnt hatten. Was er mit seinen gierigen Augen und Handlungen immer wieder versprach. Sie hatte kaum Optionen zur Fluicht und Bill war im Vorteil, würde sie direkt zur Gruppe laufen wollen. Naira wählte den einzigen Weg, wo sie nicht direkt bergauf laufen müsste und huschte los, wie ein Reh, das wusste, dass es um Leben und Tod ging.
    Sie sprang, lief ein gutes Stück auf Zehenspitzen über altes Laub und dunklen Erdboden. Kraxelte Wurzeln hoch und hörte ihn Stampfen und Fluchen. Sie zog sich hoch, lief um zwei Bäume und wurde gepackt und zu Boden gedrück.

    “Zschhh!”, drohte ihr eine Stimme, packte sie fest am Nacken und strich ihr Haar zur Seite, um ihr einen Dolch zu zeigen. Naira öffnete die Augen, hatte schon begonnen zu weinen und blickte dann in ein Gesicht, das nicht Bill gehörte. Augenklappe, langes, dunkles Haar und von hier unten ein kriegerisch-feminines Gesicht. Bill stampfte irgendwo herum, rief nach seiner Waldschlampe und hielt gerade. Sah er am Boden ihre Spuren?
    Die Frau indes blickte auf wie ein jagendes Tier - wie eine Raubkatze.
    Sie blickte runter zu Naira und machte eine Geste mit dem Daumen an ihrem Hals entlang. Töten? Sie? Bill? Beide?
    “Bewahre?!”, sagte Naira und war sich fast sicher, dass sie richtig lag. Diese Frau war keine Banditin. Sie sagte es aber nicht in der Gemeinsprache, sondern in der Sprache des alten Waldvolkes. Die Frau ließ sofort von Nairas Nacken ab und beobachtete Bill der sich näherte.
    Naira schüttelte den Kopf und die Frau signalisierte ihr, wohin sie schleichen würden.
    Zehn Atemzüge später war Bill immer noch dort und suchte sie.

    “Ich bin Turya. Wer bist du? Eine Verräterin?”, fragte die Frau leise und Naira erkannte sie jetzt. Die Gestalt, die Stimme die sie schon mal gehört hatte und Kleidung ihres Volkes. DIE Turya war vor über zwei Jahren nach Argaan aufgebrochen und nun stand sie vor ihr.
    “Naira Flammenherz. Ich kenn dich, du mich aber nicht. Ich war noch ein Mädchen in Beria. Hör zu…wir haben nicht viel Zeit. Ich bin auf Mission in Fort Nemora und wurde dort eingeschleust, um Leute von uns zu befreien. Ich gehöre dem Jagdkommando von Bhor von den Baribal an. Ich bekomme große Probleme, wenn er dich sieht.”
    “Du? Sowas wie eine Agentin? Aha…aber Bhor kenn ich und weiß was er und Gisla aufgestellt haben. Aber dass sie so junge Dinger einsetzen… - egal! Wenn du da schon bist - meine zwei Freunde kamen gestern dort rein. Zwei von uns, Naira Flammenherz. Kiyan ist ein großer, kräftiger Kerl mit seltsamen Akzent und einem Stahlauge. Gorthaner. Und Onyx…ein großer Torgaaner. Erkennst du sofort. Beide gehören dem argaanischen Waldvolk an. Waldläufer! Hilf ihnen. Ich weiß nicht, was da in diesem Fort passiert und ob man da heil rein kommt.”, sagte die Waldläuferin und sah sich um.
    “Eine Mine, wo man sterben soll oder zwangsrekrutiert wird als Bodensatz des Militärs. Deswegen mein Wams. Wir haben Fluchtpläne. Ich will versuchen, sie bis dahin zu kontaktieren. Versprochen! - Irgendwo hier rund um das Fort sind unsere Leute. Sie beobachten. Finde sie und hilf ihnen beim Umsetzen des Plans. Gisla wird dir alles erklären. Ich muss los. Bewahre!”, wünschte die junge Frau.
    “Bewahre! Ich lenk ihn ab…oder soll das Schwein nicht besser sterben?”, fragte die Einäugige.
    “Der gehört mir…”, sagte Naira grimmig und huschte davon. Turya sah ihr nach und raschelte dann laut mit den Händen im Laub am Boden. Bill reagierte und Turya verschwand.

    Naira indes schaffte die nun mehr gut hundert Schritte zügig, bevor sie am Waldrand erschien und die Hände hoch hielt. Die Armbrustschützen zielten auf sie und senkten ihre Waffen, als Barik und Jaleel die Erleichterung im Gesicht stand.
    “Musste mal groß.”, sagte sie zu Troy und realisierte jetzt erst langsam, wie ihr die Beine schlotterten. Es war ein großer Schreck gewesen und vielleicht lag es an Turya. An ihrer Ausstrahlung, dass Naira für den kurzen Moment Sicherheit verspürte und funktionierte. Jetzt gerade aber merkte sie es und atmete schneller. Dies wurde auch nicht besser, als Bill erschien und sie finster anblickte.
    Hier vor allen würde er sie nicht schänden. Aber er würde es wieder versuchen. Er musste sterben, bevor dies geschah.
    “Wo warst du!?”, brüllte er Naira an.
    “Dort, Herr Gardist. Ich musste groß. Es hat länger gedauert, Herr Gardist.”, sagte sie fast unterwürfig. Sie zeigte in die Richtung, woher sie kam. Der Beobachter wusste aber, dass sie an einer anderen Stelle überhaupt in den Wald hineinging.
    “Aha! Heimlich Pause gemacht! Du Varanter und du großer Dämlak. Das Fräulein wird jetzt die harte Arbeit machen! Geschont wird sich nicht!”, bellte Bill mit puterroten Kopf.
    Naira blickte kurz in den Wald und nickte einfach, bevor sie nun schwere Baumstämme schleppen durfte.

    “Kiyan und Onyx…Rainfarn, Ringelblume und Birkenblätter...keine frische Rinde…töte Bill.”, ging ihr durch den Kopf.
    Geändert von Naira (18.09.2025 um 12:48 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Fort Nemora - Großer Platz

    Minecrawler - Onyx hasste die Viecher und war froh, dass er bisher kaum Kontakt zu ihnen hatte. Obwohl er seit dem Minental dieses Klackern und Fiepen kannte. Er hoffte, keine Bekanntschaft mit ihnen zu machen. Zumindest nicht ohne seinen Bogen und panzerbrechende Pfeile.

    Was ihn zu diesen Finley brachte. Die Drohung kam an, auch wenn es Onyx gleich war, was mit seinem Körper nach seinem Tod geschah. Es war aber gut zu wissen, dass dies kein Freund werden würde.
    Onyx verstand sogar Finleys Rachegefühle. Er hasste auch alle Sklavenhalter und würde niemals vergeben und vergessen. Das war was für Priester und dumme, weise Menschen, die Frieden predigten und nicht wussten, wie diese Welt war.
    Finley wusste es und er wusste, dass Onyx oder Kiyan ihn in Freiheit töten würden, wenn sie einen Grund hätten. Da gab es keine Ehre und Moral. Es gab nur du oder ich. Wir oder sie. Deswegen respektierte er diesen Mann sogar, denn sie waren gleich. Nur kamen sie von verschiedenen Seiten zum Zentrum ihres Hasses, ihrer Prägung und Sicht auf diese Welt.

    Es waren mittlerweile über zwei Dutzend, die hier angekettet versammelt wurden und die Arbeiten unterbrachen. Manche waren schon länger hier Gast und andere, wie sie selbst, einigermaßen noch neu. Zennek war sogar dabei, zwinkerte ihnen zu und spielte sein Spiel. Er würde sich sicher weigern und nichts machen. Sie aber hatten wohl eine Gelegenheit, nicht in den Minen zu enden. Ein Strohhalm, den sie greifen würden, wenn es ihr Schicksal war. Unter den Blicken derer, die niemals hier rauskommen würden, verließen sie durch das große Tor wieder die Mine.

    “Die Gruppe, die aus Varant heute eintraf. Mitkommen. Die Gruppe aus Myrtana ebenso und die Drei aus Nordmar. Ihr braucht euer Urteil. Der Rest folgt Gardist Harkon zum Übungsplatz.”, sagte ein Typ der Soldat war, aber wohl auch Schreiber oder sowas.

    Sie wurden ebenso zum großen Platz geführt, jedoch an das andere Ende. Vor ein mehrstöckiges Gebäude auf denen Fahnen wehten. Jene des myrtanischen Reiches und ein Banner mit einem Schild. Eine flammende Sonne und zwei Schwerter, die sich davor kreuzten.
    Onyx sah auf und sah Adler über ihnen kreisen. Wenigstens ein gutes Zeichen. Blickte er nach vorn, hatte sich dort allerhand Militär versammelt und im Zentrum dessen ein richtiger Paladin. Er musste keine Rüstung tragen, um es durch Ausstrahlung zu repräsentieren. Der Unterschied zu den Rittern und Gardisten um ihn, die da in Rüstung standen. Doch er war nicht der Einzige im Mittelpunkt. Ein Feuermagier war ebenso dabei, wie ein älterer Mann, der weder Soldat noch Magier war. Nein, was viel Schlimmeres und Onyx hätte schwören können, dass es derselbe Hundesohn war, der ihn damals zum Dienst in der Barriere verurteilte. Diese hässliche, ockerfarbene Richterrobe, dieser dümmliche Hut und dieselbe feiste Fresse mit einer dicken Nase, die man mit einer Kartoffel vergleichen konnte. Richter Kartoffelnase.

    Die Gefangenen durften sich alle in einer Reihe aufstellen. Immerhin waren es elf Mann und dann begann der Schreiber in Begleitung eines prügelbereiten Gesellen von Mann zu Mann zu gehen, um seine Identität zu prüfen. Auch in seiner Begleitung war ihr Offizier, der sie hierher begleitet hatte.

    Nach dem dritten Mann dessen Namen Onyx nicht verstanden hatte, war Elfric Sturmsänger dran.

    “Name!”
    “Elfric Sturmsänger. Können wir darüber sprechen, dass…”
    “SCHWEIG!”, brüllte der Schläger und schlug mit einem Knüppel auf den wehrlosen Mann. Hier wurde nicht diskutiert.
    “Stimmen die Taten?”, fragte der Schreiber.
    “Fügt Frechheit vor Autoritäten noch hinzu.”, sagte der Offizier. Onyx war dran, während Elfric wieder aufstand und sich den Unterarm hielt.
    “Name!”
    “Onyx der Torgaaner von den Waldbanditen.”
    “Stimmen die Taten?”
    “Ja.”, bestätigte der Offizier. Der Schreiber gab seinem Gehilfen das Dokument weiter und ein Gardist schob Onyx, wie auch die vier Mann davor weiter. Sie wurden nun abgeurteilt. Und das im Schnellverfahren.
    Das Myrtanische Reich liebte seine Bürokratie und wollte sich nicht sagen lassen, dass es ohne Richterurteil bestrafte. Selbst wenn das Urteil schon klar war.
    Elfric war dran.

    “Elfric Sturmsänger aus Nordmar. Verurteilt für den Mord an drei Varantern in Ishtar. Der Flucht aus dem Gefängnis von Ishtar und Widerstand gegen myrtanische Soldaten. Schändung der Tochter eines Edelmannes in Mora Sul. Unzucht mit Eseln und erneuten Widerstand gegen myrtanische Soldaten in Ben Erai! Frechheit gegenüber Autoritäten. Bekennst du dich schuldig, Verbrecher?”, fragte der Richter in einem arroganten, nasalen Ton, wo Onyx am liebsten die Gurgel dieses Manne lange und schütteln zudrücken würde, damit nie wieder ein Ton aus dessen Mund kommt.

    “Das mit den drei Varantern hatten wir doch schon. Sie wollten mich ausrauben und ich habe mich gewehrt. Es war Notwehr. Die Tochter des Edelmannes gab sich mir freiwillig hin und wollte mich ehelichen. Vor Innos! Das mit den Eseln ist falsch…ich war betrunken und verlief mich dahin und dann wachte ich zwischen den Eseln auf und eure brutalen Soldaten prügeln mich windelweich. Und was meine Flucht aus Ishtar betrifft…der Mensch ist dazu geboren frei zu sein. Es ist gegen seine Natur eingesperrt zu werden und so war es ein mein natürliches Recht meine Freiheit anzustreben. Wie jede Frau und jeder Mann. Ich bin unschuldig, euer Ehren.”, argumentierte der Barde.

    “Du wirst mich mit Herr Richter ansprechen! - Schuldig! In allen Punkten. Dein Mundwerk wird dir hier noch gestopft, peinlicher Nordmarer! Drei Jahre Minendienst! - Alternativ zwei Jahre Militärdienst in der 2. Verbrecher-Kompanie, die für Khorinis aufgestellt wird. Keine Diskussion. Deine Wahl.”, sagte der Richter mit einer Autorität und Gehässigkeit, die einem klar machte, dass dies die einzige Wahl war, die man hatte.
    “Den Militärdienst….ehh..Herr Richter.”, sagte Elfric resigniert und zugleich wütend. Der Paladin blickte ihn an, ohne was zu sagen. Er unterzeichnete nur etwas.
    “Versagst du bei der Prüfung jetzt, dann bleibst du in den Minen.”, versprach der Richter. Onyx war dran.

    “Onyx der Torgaaner. Waldbandit…wie kommt ein Torgaaner zu den Waldbanditen? Ach egal. Alles kriminelle Subjekte und Mörder. Angriff auf den angesehene Händler Haradaan und seine Leute. Zerstören eines Fuhrwerks. Raub eines Eselskarren in Bakaresh. Mord an zwei Bettlern. Illegaler aufenthalt in Braga und tätlicher Angriff auf lokale Wachen und myrtanische Soldaten. Darunter ein Schwerverletzter. Mitglied der Geächteten aus den Wäldern. Bekennst du dich in allen Punkten schuldig, Verbrecher?”, fragte der Richter.

    “Ja…Herr Richter.”, sagte Onyx. Das waren hier Schauprozesse, um sich vor dem eigenem Gewissen rein zu waschen und ein Feuermagier bestätigte es auch noch, damit ihr Innos sich nicht ärgerte. Andererseits … war bis auf die zwei Bettler alles richtig und er gehörte dem Waldvolk an. Die zwei Bettler hatten sicher andere umgebracht, aber es war doch schön einen Sündenbock zu haben und damit keine Arbeit mehr zu haben die wahren Täter zu überführen.

    “Willst du deine Strafe mildern und uns sagen, wo deine Leute sich in den Wäldern verstecken?”, fragte der Paladin.
    “Nein. Onyx kommen von Argaan. Nicht kenne aus hier, Boss Paladin.”
    “Ich bin Lord Donimir von Trelis. Dein Kommandant!”
    “Nein, Onyx nicht wissen, Lord Donimir von Trelis.”, sagte er mit innerem Widerwillen. Wäre er frei, hätte er ganz anders geantwortet. So aber war er Opportunist. Jedoch hätte er selbst mit dem Wissen um die Lager nicht gesagt, wo sie sind.
    Der Paladin blickte nickend zum Richter.
    “Zwei Jahre Minendienst! Oder du dienst dem Militär in der 2. Verbrecherkompanie. Wähle und es gilt alles wie bei deinem Vorgänger, schwarzer Waldbandit..”, sagte der Richter abfällig.
    “Militär..ich dienen.”, sagte der Torgaaner und wurde dann auch schon in Richtung andere Seite des Übungsplatzes abgeführt. Er nickte Kiyan zu.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Jaleel ist offline

    Fort Nemora

    Jaleel hatte sich abgesetzt, kaum dass sie wieder draußen waren. Die Nacht war nicht ganz schwarz; dünne Wolken jagten über den Mond, gaben mal mehr, mal weniger Licht frei. Es reichte, um die Bewegungen im Hof zwischen den Hütten und dem großen Lagerhaus zu erkennen, wenn man still genug blieb.
    Er kauerte im Schatten einer schiefen Palisadenwand, den Rücken an grobes Holz gelehnt, das Atmen flach, so dass sich Brust und Schultern kaum hoben. Von hier aus hatte er freie Sicht auf den schmalen Pfad, der sich hinter die Vorratshäuser zog. Dort erschien Stallion – eine massige Gestalt, gebeugt, die Fackel in der einen, den anderen Arm unter Mühen belastet.
    Es war kein Sack voller Getreide. Kein Bündel Holz. Es war schwerer, schlaffer, lebendiger gewesen und nun doch nicht mehr. Jaleel erkannte den hängenden Arm, den Stoff des Gambesons, die Form eines Kopfes, der bei jedem Schritt gegen Stallions Hüfte schlug.

    Stallion sah sich mehrmals um, bevor er weiterging. Er stapfte nicht, wie sonst, wenn er über den Hof polterte. Jeder Schritt war ein bewusstes Setzen, fast schon vorsichtig, als hätte er gelernt, dass selbst Bretter zu Verrätern werden konnten. Jaleel verfolgte ihn mit den Augen, schob den Kopf kaum merklich nach, wenn Stallion kurz aus dem Blickfeld trat.
    Hinter den Werkstätten blieb er stehen. Der Boden dort war weicher, Erde statt Stein. Stallion warf die Fackel ein Stück beiseite, so dass sie nur schräg leuchtete, und begann mit einem Spaten die oberste Schicht aufzubrechen. Jaleel hörte das gedämpfte Schaben, dumpf und ungleichmäßig. Kein Rhythmus, wie einer, der gewohnt war zu graben, sondern der hastige, ungeschickte Takt eines Mannes, der nur eins wollte: das Loch so schnell wie möglich, bevor jemand ihn sah.
    Es dauerte. Immer wieder wischte Stallion den Schweiß mit dem Handrücken aus dem Gesicht, fluchte leise. Einmal hielt er inne, horchte auf, ob Schritte in der Nähe waren. Jaleel duckte sich tiefer in den Schatten, hielt den Atem an. Doch niemand kam.

    Als das Loch tief genug war, zog Stallion die Leiche hinein. Miguls Körper fiel wie ein zu schwerer Sack, das dumpfe Aufschlagen der Glieder war noch in der Entfernung unangenehm deutlich zu hören. Stallion kniete daneben, blickte starr in die Grube, als suche er nach einer Rechtfertigung im toten Gesicht. Dann schob er hastig Erde darüber. Mit beiden Händen, mit dem Spaten, mit Schuhtritten, so lange, bis das Dunkel wieder glatt aussah. Nur die unruhigen Atemzüge verrieten die Hast, die darunter lag.
    Zum Schluss hob er die Fackel wieder auf, trat zurück und sah sich noch einmal um. Niemand. Kein Zeuge – so dachte er. Er spuckte auf die frisch umgeschichtete Erde, murmelte etwas, das Jaleel nicht verstand, und ging den gleichen Weg zurück. Der Schein der Fackel wurde kleiner, bis nur noch die Dunkelheit blieb.

    Jaleel blieb noch eine Weile im Schatten, reglos, nur die Augen offen. Die Szene hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt – Stallions Verzweiflung, der tote Körper, das hastige Zuscharren. Es war nicht die Wut eines Mannes gewesen, sondern die Angst eines Kindes, ertappt zu werden.
    Er dachte an den Satz, den sie sich einander zugesprochen hatten: Leben vor Tod. Heute hatte er gesehen, wie einer versuchte, den Tod zu verstecken – und doch konnte er nicht verhindern, dass die Nacht ihn kannte.
    Leise löste Jaleel sich vom Zaun, glitt tiefer in den Schatten der Hütten und verschwand in der Stille, ohne dass Stallion je erfahren sollte, dass er nicht allein gewesen war.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Fort Nemora, großer Platz

    Keine Frage, das Myrtanische Großreich machte viel Tamtam mit solcherlei Dingen. Da war das Herzogtum weiter. Unter herzoglichen Farben führten Privatleute die Minen und konnten dort schalten und walten, wie es ihnen beliebte. Im Vergleich gebar sich Fort Nemora zu Beliars Hauch wie ein kläffender Welpe zu einem knurrenden Wolf. Als der fesche Richter mit seinem reich verzierten Amtsstab auf den Waldläufer deutete, trat allen Ernstes der Offizier mit der Narbe vor und ehe Kiyan auch nur eine Silbe formen konnte, ergriff der Soldat das Wort und spulte mit triefender Genugtuung in der Stimme die Verbrechen herunter.
    Nur, dass es … nun ja, nicht Kiyans Verbrechen waren. Denn anders als Onyx hatte er sich auf dem Festland in vierzig Jahren nichts zu Schulden kommen lassen. Aber natürlich, wie’s von Narbe zu erwarten war, waren es die echten oder falschen Verbrechen des ominösen Ritters. Sir Isegrim.
    „Sir Isegrim Fyresgrimson vom Feuerclan, gesalbter Ritter zu Gotha und Mitglied des Orden Innos‘. Deserteur, Verräter, Hochstapler. Als einfacher Soldat in den Diensten der Ordenswacht von Thorniara war er in dunkle Machenschaften verstrickt, die in Mord, Raub, Diebstahl und Fälschung mündeten. Erpressung, Bedrohung und Rufmord. Später das Erschleichen der Ritterwürde durch seinen eigenen Bruder, eines von Innos‘ gesegneten Paladins.“
    Narbe blickte zum Richter, der wissend nickte. „Sir Ragnar Fyresgrimson, Verräter an der Sache Innos‘. Flüchtig.“
    „Sir Isegrim hat sich nachweislich nach Gorthar abgesetzt und Fahnenflucht begangen, Geheimnisse an das Herzogtum weitergegeben und kam als Agent des Herzoglichen Geheimdienstes zurück aufs Festland, unter dem Deckmantel und mit der aktiven Unterstützung des Waldvolkes, ebenfalls gemeinen, sich mit Gortharischem Gesindel abgebenden Wilden.“
    Der Paladin Donimir von Trelis trat vor, die Hand erhoben, als der Richter wohl Innos‘ reinigendes Feuer herabrufen wollte. Der Feuermagier musterte Kiyan eingehend, schüttelte aber schweigend den Kopf. Narbe blickte zu dem Paladin und es schien einen Augenblick wirklich so, als wolle er ihm sagen, er solle sich zurück auf seinen Platz scheren.
    „Am Tage von Sir Isegrims Ritterschlag war ich in der Ordensburg. Mit Lord Ragnar habe ich im Kriege gedient und wir waren einigermaßen befreundet. Und obwohl die offizielle Lesart ist, dass er getürmt ist wie ein räudiger Halunke, war es eine gewisse Sache, die ihn zur Abkehr von Innos bewegt hat.“
    Er trat an Kiyan heran, ignorierte dabei Narbe, den Richter und die anderen Gefangenen. Der Paladin zeigte damit klar, welchen Stand er hatte.
    „Wo hast du die Narbe her?“
    „Eine Gefängnisrevolte in einer gortharischen Mine.“
    „War es ein Brand?“
    Kiyan schüttelte den Kopf. „War zwar eine Schwefelmine, aber gebrannt hat’s da nicht.“
    Ich habe alle umgebracht. Das war die einzige Misere, die Beliars Hauch widerfahren ist. Aber natürlich sprach der Waldläufer das nicht laut aus. Der Lord wandte sich um, fasste Narbe ins Auge.
    „Wann hast du das letzte Mal Sir Isegrim gesehen?“, fragte er barsch. Der Offizier schluckte, überlegte.
    „Muss so … sechs oder sieben Jahre her sein“, antwortete er und wirkte dabei alles andere als sicher. Donimir schüttelte den Kopf, trat an Narbe heran, legte ihm den Arm um die Schultern und führte ihn nah an Kiyan heran.
    Mit leiser, kalter Stimme sprach er nur so laut, dass keiner außer ihnen dreien es verstehen würde.
    „Isegrim kam aus Gorthar mit schwersten Verbrennungen wieder. Ich habe im Fall von Ragnars Fahnenflucht die Untersuchung geleitet. Der Bruder starb in Vengard. Ist dort begraben. Wundbrand, weil seine Verbrennungen nicht richtig behandelt wurden.“
    Die gepanzerte Hand griff in den Nacken von Narbe. „Sieht der Kerl völlig verbrannt aus? Nutz deine Augen, du Esel. Ihm fehlt ein Auge, er hat Narben. Verdammt, Leutnant, ich höre einen gortharischen Akzent und sehe die Fresse eines zu groß geratenen Waldbanditen.“ Seine Augen ruhten nun drohend auf Narbe.
    „Verschwinde mit deinen Wahnvorstellungen, ehe ich dir die Uniform abnehmen und zu der Truppe dazu stellen lassen, verstanden?“
    „Verstanden.“, presste Leutnant Narbe hervor, schenkte Kiyan einen vernichtenden Blick und marschierte nach einem Salut zu seiner Position zurück. Der Paladin gab dem Richter ein Zeichen. Mit säuerlicher Miene räusperte er sich und sprach dann.
    „Name?“
    „Kiyan Calveit aus dem Herzogtum Gorthar.“, sprach der einäugige Hüne und bemühte sich in keiner Weise akzentfrei zu reden. Der Richter blickte zu Narbe.
    „Von den Waldbanditen. Wird der gleichen Verbrechen wie der Torgaaner beschuldigt. Widerstand gegen die Gesetzeshüter, Angriff auf unbescholtene Bürger Bakareshs, Mord an Leibwächtern in den Diensten des genannten Händlers. Versuchte Ausfuhr von Metzgereierzeugnissen, die nur von lizenzierten Lebensmittelhändlern in Braga vertrieben werden dürfen. Demnach also Schmuggel.“
    „Bekennst du dich schuldig, Waldbandit?“, fragte der Richter.
    Kiyan hob die Schultern. „Die Schinken waren wirklich gut. Schade, dass ich damit eure Soldaten vermöbeln musste.“
    Der Gehilfe mit dem Knüppel, ein tumber Geselle, der zuvor wohl unter einem Metzger gearbeitet haben musste, um dort mit ebenjenem Knüppel das Vieh vor der Schlachtung zu betäuben, schlug locker aus dem Handgelenk mit dem Totschläger zu, traf Kiyans Magen und ließ ihn sich zusammenkrümmen. Keuchend und lachend richtete er sich auf.
    „Schuldig, Euer Ehren“, sprach er mit der Reumütigkeit einer Katze, die gerade auf frischer Tat ertappt in der Milchschüssel planschte.
    Der Paladin trat wieder vor. „Wirst du uns verraten, wo euer Lager ist?“
    Hoffnungsvoll klang er nicht. Es wirkte er wie einstudiert.
    „Ich komme ebenfalls von Argaan. Die Lager hier würde ich aber grundsätzlich erstmal im Wald suchen.“
    Ehe der Knüppelschwinger nochmal ausholen konnte, gebot ihm der Paladin Einhalt.
    „Militärdienst, Herr Richter“, erklärte Donimir von Trelis entschieden. „Wollen wir sehen, wie großspurig und arrogant diese Wilden sind, wenn wir sie erst einmal gebrochen haben.“
    „Schreiber, zu mir!“, krakelte der Richter und zeigte damit allen, dass die Chose vorbei war. Der Feuermagier sah sie alle an, sein Blick blieb am grauen Zauselbart hängen, wanderte dann aber weiter.
    Während das ganze Bohei beendet wurde, führte Finley die Gruppe zu ihrer neuen Unterbringung. Kiyan war überrascht, dass alle, die mit ihnen hier angekommen waren, auch den Militärdienst gewählt hatten, sogar der tätowierte Alte und das Edelmännchen, welches Wylis genannt worden war und wohl fahnenflüchtiger Knappe oder Soldat zu sein schien.
    Finley ging neben den beiden Waldläufern.
    „Schlaue Wahl, Jungs“, sagte er scheinbar leichthin, ehe er sie kühl anlächelte.
    „Aber meine Worte ändern sich nichts. Denkt bei jedem Fehltritt, den ihr machen wollt, an die Minecrawler.“ Er lachte. „Klick-Klick, Klick-Klick.“
    Dann bewegte er sich an der Reihe entlang nach vorne. Onyx warf über seine Schulter einen Blick zurück zu seinem Gefährten.
    „Durch das Nest?“, fragte er auf torgaanisch. Kiyan nickte und seufzte.
    „Durch das Nest, in die Freiheit.“
    Geändert von Kiyan (19.09.2025 um 19:57 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Fort Nemora - Großer Platz

    Durch das Nest - eigentlich eine wahnsinnige Idee. Womit denn? Sie hatten nicht einmal Waffen.
    Umgekehrt hatte der Torgaaner besseres vor, als für die Myrtaner zwei Jahre zu kämpfen und als Frontfutter in einem sinnlosen Kampf zu enden.
    Es war also ein kühner Gedanke und vielleicht der Weg den kein gewöhnlicher Mann gehen konnte, aber die beiden Waldläufer. Dann würden sie halt Höhlenläufer werden. Das alles war aber noch Zukunft. Das Jetzt benötigte überhaupt die Möglichkeit dazu. Onyx und Kiyan sahen den Kämpfen zu. Es waren keine Kämpfe auf Leben und Tod. Sieger und Verlierer brauchte man gleichermaßen. Es waren Kämpfe gegen Soldaten die zu kämpfen wussten. Wachsame Augen würden über ganze Leben entscheiden und am Ende war es besser zu überzeugen. Elfric Sturmsänger kam dran.
    Sein Blick war verbittert nach dem Urteil des Richters. Über Nordmarer wusste er nicht viel, nur dass sie die Freiheit über alles stellten. So wie Waldvölkler selbst. Ein Mann und eine Frau schmiedeten ihr Glück selbst. Durch Taten. Ob Elfric nun der ultimative Nordmarer war, war zu bezweifeln, aber seine Seele war nordmarisch und seine Ahnen sahen zu. das hatten die Nordmarer mit den Torgaanern etwas gemein. Die Familie endete nicht mit dem Tod. Es ging immer weiter. Deswegen waren beide Völkler so furchtlos gegenüber dem Tod. So im idealen Fall. Elfric schien da mehr darüber nachzudenken, ein Hjarti verspottete die ganzen Traditionen der Nordmarer und Onyx selbst war schlau genug zu wissen, dass Überlebenswille nicht hieß, als erster in jeden Kampf zu springen.

    Elfric bekam es mit einem Typen zu tun der mit Schwert und Schild ihn forderte. Selbst bekam er nur eine klobiges Schwert und durfte dann zeigen, was er kann. Und das konnte er erstaunlicherweise ganz gut. Seine Muskeln verrieten es. Er mochte nicht der Bär aus den Nordmarliedern sein, aber er sah im Angriff die beste Verteidigung. Flink war er und direkt zugleich. Deutet an und stach dann zu. Schlug gegen das gegnerische Schwert und versuchte den Schild weg zu reißen. Riskierte viel, drängte zurück und wurde dann vom Schild umgeworfen, um sich im Staub wiederzufinden.
    Der Ritter - Sir Eyck Natalis sein Name - beriet sich mit einem älteren Gardisten, der kahlköpfig war und einen prächtigen Schnauzer pflegte. Eyck war von normalem Wuchs, hatte blondes Haar und helle Haut. Stechende grüne Augen und war kein Bauernlümmel, der durch seine Taten zum Ritter wurde. Ein Mann, der schon als Knabe geschliffen wurde, um das Schwert zu führen. Adelig, aber sicher vom niederen Adel und sich bewusst, dass man mit Ehrgeiz und Talent im myrtanischen Reich aufsteigen konnte.

    “Blau. Ungestüm, aber ein Kämpfer. Mit Potential.”, urteilte der Ritter und ein anderer Schreiber notierte das.
    “Jostan. Du bist dran.”, sagte der Gardist nachdem er auf eine Liste geblickt hatte. Es trat ein abgemagerter Mann vor, der schon länger in den Minen war. Seine Augen waren ganz wirr und er bewegte sich sehr hibbelig.
    Er sollte gegen Finley ran, der mit einem Anderthalbhänder schon wartete.
    Jostan biss die Zähne zusammen und attackierte. Nicht so, wie man sich zeigen wollte, sondern um zu töten. Jeder sah es.

    Jostan war kein guter Kämpfer und doch war er für den Moment im Vorteil, da Finley zögerte und zu seinen Kommandanten blickte. Jostan setzte zum Überkopfschlag an und dann reagierte Finley. Blockte, führte mit einer halben Drehung der Klinge die Klinge von Jostan weg und köpfte diesen mit einem Streich.

    “Verdammter Bastard!”, fluchte Finley. Sir Eyck nickte.
    “Wenn nur einer von euch so einen Scheiß andeutet, seid ihr tot! Borgan! Du stehst jetzt hinter jedem Kampf. Gibt es ein Zeichen, tötest du den Sträfling!”, sagte der Ritter und blickte auf die Liste mit dem Gardisten.
    “Onyx! Zu Gondalf mit dem Schild!” lautete der Befehl.
    Onyx entschied sich ein guter Soldat zu sein und in der angespannten Lage nun keinen Fehler zu machen.

    Er bekam diese klobige Klinge und stand dann Gondalf gegenüber. Mit dem Schwert war er nicht gut, aber interessierte wohl auch nicht. Gondalf klopfte auf seinen Schild, damit Onyx begann und der Torgaaner legte los.

    Kräftige diagonale Hiebe setzte er. Merkte wie er die Klinge wenig kontrollierte, wenn er zuschlug und es ihm am filigranen mangelte. Aber er konnte den Gegenschlag abwehren, ließ sich zurückdrängen und machte das, was er gelernt hatte. Er schlug zu, wurde abgewehrt und setzte seinen Körper ein.
    Der Schild wehrte ihn geübt ab, aber er packte zu, riss mit seiner Kraft daran und setzte zum Hieb ein.
    Ein Stich wäre der Weg gewesen, aber da war die Gewohnheit mit der Keule.
    Gondalf wich zurück, ließ seinen Schild los und schlug mit einer gekonnten Kombination Onyx die Waffe aus der Hand.

    “Blau. Schlecht mit dem Schwert, aber ein Kämpfer. Vielleicht brauchen Torgaaner immer eine Axt, um gut zu kämpfen.”, sagte Sir Eyck. Der Gardist meinte, dass er da einen Bogenschützen sehen würde. Auch wenn die Gestalt täuscht.

    “Ist ja auch ein Waldbandit. Bögen gibt es aber nicht für diese Kompanie. Aus gutem Grund. - Der nächste! Kiyan Calveit! Gegen Finley!”, sagte sie Eyck und verschränkte die Arme. Onyx hob die Klinge auf und nickte Gondalf zu. Es war gespielt, aber notwendig um nicht aufzufallen. So wie Zennek der bei der Gruppe stand, die wieder in die Mine durfte. Armselige Gestalten. Abgemagert oder nie zum Kämpfer geboren.
    Onyx stand indes bei den Blauen. So wurde er zumindest mit einer blauen Binde am Arm markiert.
    Es gab noch ein paar Rote und wenige Gelbe. Kiyan war dran.

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    Beria

    Sie ging weiter. Durch Nebel und Zwielicht. Über harte und weiche Flächen. An Bäumen und Mauerwerk vorbei. Alles wirkte – nein war - unwirklich. Sie wusste unlängst, dass es ein Traum war. Doch er wirkte so real und brannte sich so in ihren Kopf ein, dass sie die Möglichkeit fürchtete nie wieder aufzuwachen. Was auch immer Porgan mit ihr gemacht hatte, was auch immer ihr nun widerfahren würde sie fühlte sich hilflos. Wieder entschieden Andere über ihr Schicksal und brachten sie in eine Situation in die sie nicht wollte. Ihre Gefühle schwankten von Wut über mehrere Umwege zu Verzweiflung und zurück. Sie seufzte tief. Alles sah anders aus und doch gleich. Schwärze und Schemen. »Warum muss es so dunkel sein?«, fragte sie in den endlosen Raum hinein und kratze sich am Kopf. Sie begann ein altes Lied zu singen. Sie wusste nicht mehr woher sie es kannte, doch schienen die Worte nie klarer gewesen zu sein:


    »Hört den Löwen brüllen
    Sein Mut schiebt mich nach vorne
    Seine Macht ebnet den Weg
    Seine Klauen sprengen die Fesseln
    Sein Brüllen befreit mich


    Niemals will ich wanken
    Niemals will ich zittern
    Die Angst lass hinter mir
    Auf das ein neuer Morgen beginnt «


    Und tatsächlich. Die Nebel flossen auseinander. Ein Licht brach durch den bedeckten Himmel und Farben kehrten zurück in das Graue Einerlei. Einen Moment streckte sie sich dem Licht entgegen wie eine Blume die nicht ohne Leben konnte. »Aus Schatten Licht«. Die drehte sich um. Vanyel saß wieder da und schaute sie aus diesen unergründlichen schwarzen Augen an. Die Stimme wieder ein Singsang. »Da bist du ja wieder«, meinte Lyara genervt. »Ich habe ein Angebot«, zwitscherte die Nachtigall und hüpfte als würde sie sich freuen. Die Schwarzhaarige zog die Augenbrauen hoch. »Ich höre«, meinte sie skeptisch. »Ich zeige dir wie du das noch besser machen kannst. Wie du die Umgebung verändert hast. Dafür folgst du meinem Pfad«. Wieder sprang der Vogel auf und ab. »Was hälst du davon?«. »Verschwinde Piepmatz!«, rief sie und hätte wahrscheinlich etwas geworfen, wenn sie etwas gehabt hätte. »Du sagst mir erst was hier los ist und zwar ganz ausführlich. Sonst mach’ ich hier gar nichts!«, donnerte sie. Vanyel schien zu kichern. »Ach lauf noch ein Stück mein Kind. Dann sprechen wir nochmal«. Leise erhob sie ihre Schwingen.

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    Fighter Avatar von Saraliel
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    Isthar

    Er fuhr mit der Hand über das Pergament. Seine Augen schnellten über die Buchstaben, dann gab er erneut ein tiefes Seufzen von sich und legte auch dieses Pergament auf einen Stapel rechts von sich. Er seufzte. Keine Blutmagie ohne sich die Hände zu besudeln. Alles was er hier finden konnte waren Anleihen gewaltsam die Magie seinem Blut oder sogar dem Blut von anderen zu pressen. Nichts, was er erlebt hatte. Alleine dass er diese Dinge las konnte man als Verrat werten und so lies er es auf sich bewenden. Auch seiner eigenen Biographie war er nicht näher gekommen. Er wusste, dass seine Familie mütterlicherseits aus Varant kam. Doch woher genau war ihm bislang verborgen geblieben. Er hatte nach ihrem Vor und Nachnamen gesucht, doch war nicht fündig geworden. Hier war nichts davon aufgezeichnet worden. Zu unbedeutend war ihr Name für Zuben und seine Diener gewesen.

    »Und?«, fragte Eiryn als sie eintrat. Die Paladina war die letzte seiner Gefährten die ihm noch geblieben war. Die anderen hatten auf seinen Wunsch die Stadt verlassen und widmeten sich wieder den Ihnen zugedachten Aufgaben. Natürlich wäre er neugierig gewesen zu erfahren, was zwischen Elyndra und Daelon passieren würde. Doch diese Neugier wurde deutlich davon übertroffen was jetzt mit seiner Magie vor sich ging. Das musste er erforschen. Darin ging kein Weg vorbei. Auch hätte er sich wohl fragen sollen ob es klug war Elyndra nach allem einfach wieder auf freien Fuß zu setzen. Doch auch das konnte warten. Er brauchte Antworten. So bald wie nur irgend möglich. »Bisher nichts«, meinte er grimmig. »Bei dir?«. »Habe ein paar Leute angesprochen. Leider nichts nennenswertes. Reden viel sagen aber wenig«, fasste sie es zusammen. Saraliel nickte. Gut, dass sie mit den Menschen gesprochen hatte. Diese Ergebnislosigkeit hätte ihm schon während der Gespräche den letzten Nerv geraubt. »Hmm hmm. Müssen es weiter probieren. Ist sehr wichtig«, meinte er und lies sich in einen der großen Sessel hier fallen. Bequemlichkeit schien den Schwarzmagiern hier damals immerhin auch wichtig gewesen zu sein. Er schloss für einen Moment die Augen.

    Plötzlich fuhr er abrupt nach oben und stand wieder. Dann eilte er zu einem der Pergamente, die er zielsicher fand. »Die Schlange und die Dämmerung. Das ist sie. Das MUSS sie sein!«, polterte er und bemerkte nicht, dass er die anderen Dokumente dem Boden übergab.

    »Kein Zauber ohne Quelle. Kein Leben ohne Preis.
    In der Stunde der Dämmerung regt sich die Schlange im Adernfluss. Sie schläft im Blut der Sterblichen, doch wer sie ruft, der weckt sie – und sie erwacht hungrig.
    Sie trinkt zuerst von dem, der sie herbeiruft. Nur wer ihr den eigenen Tropfen schenkt, darf ihre Stimme hören. Doch nie ist sie zufrieden. Früher oder später verlangt sie nach mehr: dem Opfer eines Bruders, einer Mutter, eines Kindes, einer Fremden.
    Viele brechen, wenn sie das erste Mal den Zorn der Schlange spüren. Denn sie beißt zurück. Blut, das nicht freiwillig gegeben wird, wendet sich gegen den Zaubernden.
    Aber wer es wagt, wer bereit ist, sich selbst und andere zu öffnen, der sieht in der zweiten Dämmerung, wie aus Blut Bann wird, aus Wunde ein Tor, aus Opfer Macht.
    In ihr liegt das Tor zu Verborgenem, zu Wahrheit, zu Erneuerung – doch nur wer bereit ist, zu bluten, darf hindurchtreten.
    Die Schlange fordert nicht Treue, nur Hingabe. Doch Hingabe ist mehr als Treue.
    Und so ist sie zugleich Fluch und Krone: Sie vernichtet den Schwachen, doch erhebt den, der ihr ohne Zittern die Hand reicht.
    Doch nicht jeder darf ihre Krone tragen. Nur die Kinder der Dämmerung, deren Linie im Sand verweht ist, tragen das Mal der drei Tropfen«, las er laut vor.

    Eiryn schaute erschrocken. »Hört sich gruselig an«, meinte sie leise. »Ja«, antworte Saraliel und versuchte die Fassung zu bewahren. War eine Schlange in seinem Blut? Ein unangenehmer Gedanke. Nur eine Metapher wahrscheinlich. »Frag die Leute nach den Kindern der Dämmerung und such das Mal der drei Tropfen«, forderte Saraliel.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Fort Nemora - noch vier Tage. DK2 Manipulation 1

    “Geheimnisse. Geheimnisse meine Freunde sind weit wertvoller als Gold und Edelsteine. Sie sind laut, wenn sie auf den Tisch fallen…Geheimnisse hingegen…sie flüstern…sie beherrschen.”, sagte Naira mit einer ruhigen, sehr entschlossenen Stimme, nachdem sie der Gruppe ihren nächsten Schritt offenbart hatte. Barik und Robas waren verwundert bis skeptisch. Hätten niemals an sowas gedacht. Danzo dachte sicher an Gisla und wie Naira die weiße Eule gerade überholte. Ezra grinste und Jaleel schien daran gefallen zu finden, mit diesem Mittel das ganze Fort zu beeinflussen.
    Naira blickte zum Tintenfass und zum Pergament, das sie geklaut hatten. Sie würden das Pergament teilen müssen, aber das war auch gut so. Ezra, Jaleel und sie selbst. Sie würden schreiben. Eine Botschaft senden und zugleich die Boten sein. Naira las sie noch einmal vor.

    “In Fort Nemora ist der Verrat an seinen Kameraden, an seinem Kommandanten und den Gesetzen des Reiches nicht mehr zu übersehen! Es stinkt nach Sumpfkraut! In drei Tagen wird die Wahrheit offenbart! Vor Innos’ Wahrheit wird dich dein Qualm nicht verbergen. Tue Buße und bete darum, dass dein Name nicht allen genannt wird.

    Die Wissenden.“, las sie vor und offenbarte noch einmal die Botschaft und das Spiel mit den Gedanken. Manipulation. Wie weit es wirken würde, würden sie sehen. Doch ohne Zweifel würde es die Runde machen.

    Dann war es an Jaleel zu erzählen, was er erfahren hatte. Er schilderte kurz und knapp seine Beobachtungen und beschrieb sehr genau die Stelle, wo Migul nun vergraben lag. Wo Stallion sein Gewissen begraben hatte.
    “Das war ein Fehler…”, sagte Esram.
    “Der vielleicht unvermeidlich war. Aber uns die Tür öffnen wird.”, sagte Naira und stand aufgeregt auf. Sie las dann den Texte des Pamphlets noch einmal vor und führte noch etwas auf.

    “PS: Wer wissen will was mit Migul geschah, wartet auf die nächste Botschaft.”
    Die fünf Männer sahen auf, reagierten mit erhellenden Blicken auf ihren Gedanken.

    “Sie werden sich die Mäuler zerreißen und Stallion nicht mehr schlafen können. Selbst oben erfährt man es sicherlich und dann haben wir ein Chaos. Eine Ablenkung die Ihresgleichen in Fort Nemora suchen wird.”, sagte sie und war wahrlich Naira Flammenherz.
    “Wir spielen aber auch mit dem Feuer. Wenn wir entdeckt werden…”, sagte Robas.
    “Werden wir entdeckt. Wir haben Migul nicht getötet. Wir haben nicht heimlich Sumpfkraut im großen Rahmen gehandelt. Wir haben nur beobachtet und Dinge erfahren. Und das wird bei Stallion unsere Währung. Mit Gold kannst du einen Mann bestechen. Mit Geheimnissen besitzt du ihn.”, sagte die Diebin und deutete damit klar an, dass Stallion separat auch eine Nachricht bekommen würde.
    Naira stand immer noch da. Aufgeregt und dabei die Fäden dieses großen Spiels in der Hand zu halten. Sie musste nur ziehen und ihre Gehilfen ihre Aufgaben erfüllen.
    “Man will die junge Kayla nicht zum Feind haben…ich bete zu Innos, dass deine Wahrheit wahr wird.”, sagte Robas.

    “Das wird sie, wenn alles so weiter läuft. Wir haben eine Botschaft bekommen. Die weiße Eule, der blaue Scavenger und der rote Adler sind unterwegs. Der goldene Pirol bringt Freunde mit. - Damit wird ein Fuhrwerk auch ankommen und uns abholen.”, erklärte Kaylon aka Danzo.

    “So wie ich es erwartet habe. Glaubt nicht, dass ich daran glaube, dass alles weitere weiterhin so glatt läuft. Aber manches werden wir erzwingen, weil wir frei sein wollen. Hört zu, damit ihr auch versteht, wieso ich diesen Marschbefehl gefälscht habe und wieso es risikoreich sein wird. So oder so…”, sagte der Kopf dieser Schlange aus sechs Menchen die Freiheit wollten.

    Und dann erzählte sie vom Plan, mit einem Marschbefehl das Fuhrwerk zu begleiten. Die komplette Gruppe 4. Auch Bill und Troy betreffend. Sie als Offizierin getarnt. Sie erklärte das Risiko mit ihrer Tarnung und mit Bill und Troy. Aber auch mit Nohr und Amalie. Machte aber auch klar, dass sie alle bewaffnet wären und ihre Leute es ebenso wären.

    “Macht das nicht die Aktion mit dem Fuhrwerksumbau nichtig?”, fragte Barik.
    “Es ist Plan B, an dem wir festhalten werden. Wer weiß was sich aus dieser Möglichkeit ergibt, wenn es soweit ist.”, sagte sie.
    “Und was ist mit dir? Kayla wird doch fehlen.”, fragte Kaylon.
    “Bruder…ich werde verschwinden und mich verborgen halten. Ihr habt alle mitbekommen, dass es heute sehr knapp war mit Bill. Er wollte mich schänden. Wäre Turya nicht…dann weiß ich nicht, was passiert wäre. Bill wird seine gerechte Strafe bekommen. Das schwöre ich euch. Ich werde aber nicht die Mission damit riskieren. Bill ist unbeobachtet sehr gefährlich. Das wisst ihr alle.”
    “Wann wirst du verschwinden?”, hakte Danzo nach.
    “Sobald alles seinen Lauf nimmt. Ich denke mindestens einen Tag vor dem Eintreffen des Fuhrwerks - und spätestens in der Nacht, bevor es losgeht. Ich werde mich dann um meine Verkleidung kümmern. Es wird sicher nach mir gesucht werden und ihr müsst standhaft bleiben. Sagen, dass ihr nichts wisst. Lügen über mich verbreiten, die sich mit der Sicht unserer Ausbilder deckt. Dass ich öfter in der Nacht verschwand und bei jemand anderem für etwas zu essen lag. Vielleicht auch die Wahrheit mit Bill. Seid nur nicht alle gleich in eurer Antwort. Lasst sie denken, dass es keine große Bande gab, sogar Abneigung und höchstens Barik und Kaylon sollten wirklich wissen, was vielleicht war. Ihr könnt die Sache mit dem Freiheitsdrang bringen. Sprecht euch da ab. Sie sehen uns nicht als Menschen und dann wenn sie uns sehen müssen, weil es ihnen an den Kragen geht, sollen sie einfache Antworten auf ihre einfache Sichtweise bekommen. - Wir können das schaffen, Leute! Wir können in einer Woche irgendwo in einem der Waldvolklager am Feuer sitzen und Freiheit atmen. Und jetzt - Jaleel und Esram - helft mir mit den Briefen.”, bat sie. Schreiben würden sie im Schein geklauter Kerzen und dann würden sie mitten in der Nacht losgehen.
    Ungesehen Botschaften vor die Türen legen, in Türspalten klemmen oder sichtbar für alle an gut frequentierten Orten platzieren. Es waren nicht hunderte, aber zwei Dutzend, die ihre Wirkung haben würden.

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    Beria - In Lyaras Träumen

    »OK«, meinte Lyara leise. »Schön«, seufzte sie weiter. »Von mir aus«, sagte sie jetzt lauter. »Piepmatz sag mir wie ich hier rauskomme. Ich habe keine Lust mehr hier herumzutrotten«, meinte die Schwarzhaarige grimmig. »Wie so schnell schon?«, säuselte die Nachtigall die auf unergründliche Weise plötzlich wieder da war und sie mit ihren tiefen schwarzen Augen musterte. »Das ging … schnell. Dachte du wärst noch länger mit der Entscheidung beschäftigt«. War da Sarkasmus in der melodischen Stimme des Vogels? Dieses Vieh raubte ihr den letzten Nerv. So viel stand fest. »Ja ja. So schnell schon. Keine Lust mehr. Also was muss ich tun hmm? Einen Baum umarmen? Eine Kuh umwerfen?«


    Vanyel zog im Flug eine Bahn und schien wieder zu kichern, bevor sie sich auf dem Boden vor ihr niederließ. »Ich will deine Seele verspeisen«, meinte sie und schaute die Frau aus Ardea durchdringend an. Die wich ein paar Schritte erschrocken zurück und hob abwehrend die Hände. »Also sag mal...«, fing sie an, doch der Vogel unterbrach sie. »Nur ein Scherz«, versicherte sie. »ich stehe für die Nacht. Für verborgene Gefühle. Die Magie der Stimme und die Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und Träumenden. Ich schaue in die dunkleren Sphären und ich berühre den Tod«. »Hört sich echt düster und gruselig an«, meinte Lyara zähneknirschend. »Ist deutlich erbaulicher als es sich erst anhört«, meinte der Vogel, der scheinbar mehr Schalk im Nacken hatte als viele Gaukler.
    »Also was soll ich jetzt machen?«. »Nun wenn du meinen Pfad beschreiten willst, musst du zeigen, dass du es ernst meinst. Hier in diesem Traum bist du Herrin der Welt. Zeig mir wie du mit der Melodie deiner Stimme die Welt verändern kannst. Ich leite dich an«. Vanyel flatterte auf einen nahe gelegenen Ast und wippte in einem unerklärlichen Takt hin und her. »Also ich gebe den Takt vor und du singst«. Die Frau aus Ardea kratzte sich am Kopf. Das war alles nur noch skurril. Wenn das der Weg aus diesem Traum war, dann würde sie ihn eben gehen. »Gut«, brummte sie. Dann begannen sie zu singen.

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    Fort Nemora

    Jaleel hatte geschwiegen, als Kayla die Worte sprach, die wie Pfeile durch den dichten Rauch der Hütte zogen. Geheimnisse sind wertvoller als Gold… Er kannte Gold. Er kannte den Wert von Münzen in den Händen eines Mannes, der nicht wusste, ob er den nächsten Tag überleben würde. Doch das, was Kayla in den Händen hielt, war etwas anderes. Es war unsichtbar, ließ sich nicht in einer Tasche verstauen, doch es konnte schwerer wiegen als Eisenketten.
    Er sah, wie die anderen reagierten – Barik mit einem Stirnrunzeln, Robas mit diesem skeptischen, abwägenden Blick, der stets nach festen Regeln suchte. Danzo, der in Gedanken zu versinken schien. Und Esram, der – nein, Ezra – dessen Grinsen ihn verriet, auch wenn er noch in seiner Rolle verharrte.
    Jaleel selbst hob leicht den Kopf, als sie das Pergament hervorholte. Die schwarze Tinte glänzte matt im Kerzenlicht, die Worte scharf, entschlossen. Er folgte der Linie jedes Satzes, hörte, wie Kayla sie vorlas, und ließ sie in sich einsinken wie altes Kampfwissen:
    In Fort Nemora ist der Verrat…
    Es stinkt nach Sumpfkraut…
    In drei Tagen wird die Wahrheit offenbart…

    Sie spielte nicht mehr nur Diebin. Sie spielte Herrin über Worte, über Gedanken. Jaleel nickte kaum merklich, nicht aus Zustimmung allein, sondern weil er die Kraft solcher Sätze kannte. Nicht aus der Welt der Diebe, sondern aus der Arena. Dort war jedes Wort, das durch die Menge hallte, schärfer als ein Schwert. Worte, die einen Kämpfer zum Helden machten oder zum Verräter, je nachdem, wie die Masse sie aufnahm.
    Als sie fertig war, hob er den Blick, atmete langsam aus und teilte dann seine eigene Beobachtung. Er sprach nicht hastig, sondern Stück für Stück, fast wie einer, der eine Form beschreibt, die in Sand gezeichnet wird. Die Stelle hinter den Werkstätten, der weiche Boden, das hastige Scharren, der dumpfe Laut, als Erde auf Fleisch fiel. Er verschwieg nichts, aber er schmückte auch nicht aus. Jedes Detail war nüchtern, klar, so dass niemand an seinen Worten zweifeln konnte.
    Einige der Männer zogen hörbar die Luft ein. Robas runzelte die Stirn, Barik schloss für einen Moment die Augen. Ezra – der immer noch Esram genannt wurde – neigte den Kopf zur Seite, seine Augen glitzerten.
    „Das war ein Fehler…“, sagte er.
    Und Jaleel dachte: Ja. Aber nicht unserer.

    Naira griff die Worte auf, spann sie weiter, machte daraus einen Schlüssel für ihren Plan. Jaleel hörte, wie ihre Stimme heller wurde, Feuer der Leidenschaft getragen. Sie las den Text noch einmal, fügte hinzu, dass die Wahrheit um Migul ebenfalls Teil dieses Spiels werden würde. Und Jaleel spürte, wie die Spannung im Raum stieg.
    Er sagte nichts, bis die anderen sich über das Risiko ausließen. Robas warnte, Barik brummte, Danzo schwieg nachdenklich. Erst dann, als die Stille zu lang wurde, ließ Jaleel die Worte fallen:
    „Mit einem Schwert kann man einen Mann binden. Mit einem Gecheimnis kann man sein ganzes Leben fesseln.“
    Es war kein Lob, kein Vorwurf. Nur die Feststellung eines Mannes, der oft genug gesehen hatte, wie Männer nicht an Stahl, sondern an Scham zerbrachen.
    Er lauschte weiter, als Kayla von ihrer Tarnung sprach, von Marschbefehlen und Fuhrwerken. Sie plante groß, größer als er es je gewagt hätte. Und doch, während sie sprach, erinnerte er sich an ein Sprichwort aus Varant: „Der Sand vertraut keinem Fuß, der ihn zu fest tritt.“
    Pläne konnten im Morgenlicht zerfallen wie Dünen. Aber für den Moment war es der einzige Weg.

    Als sie schließlich die Aufgaben verteilte und ihn zusammen mit Ezra zum Schreiben bat, nickte Jaleel. Er sah das Pergament, die Gänsekiele, die Tinte. Dinge, die für ihn nie Waffen gewesen waren, und doch nun schärfer als jede Klinge sein konnten.
    Er setzte sich, das Holz der Bank knarrte unter seinem Gewicht. Mit vorsichtigen Fingern nahm er einen der Kiele auf, prüfte ihn, als wäre er ein neuer Speer. Das Geräusch der Feder auf Pergament war leise, kratzend, doch in seinem Ohr klang es laut – fast so, als könnte jeder im Fort es hören. Die Wissenden. Das Wort hallte in seinem Kopf, während er die geschwungene Linie der Buchstaben nachzog.
    Währenddessen beobachtete er die anderen. Barik, der die Hände zu Fäusten ballte, als wolle er lieber Steine als Federn halten. Robas, der skeptisch blieb, aber die Lippen aufeinander presste und schwieg. Danzo, der in die Ferne blickte, als lausche er schon den Schwingen eines Vogels, der Botschaft trug. Und Ezra, der mit listigen Augen den Text las, als prüfe er nicht nur die Worte, sondern auch die Wirkung, die sie haben würden.
    Jaleel schrieb langsam, bedächtig, als wäre jedes Zeichen ein Schlag im Sand. Er hatte keine Eile. Er wusste, dass Worte, die man zu hastig setzte, leicht verrieten, von wem sie stammten. Und es durfte kein Verrat an ihrer Hand erkennbar sein.

    Als die Kerze flackerte und der Schatten der Feder größer wurde, hob er den Blick zu Kayla. Sie stand immer noch, atmete schneller, als sei ihr Blut vom Feuer ihrer eigenen Rede durchtränkt. Er sagte nichts, aber in seinem Blick lag ein stilles Anerkennen. Nicht weil er glaubte, dass der Plan ohne Fehler war – sondern weil er sah, dass sie alle etwas verband: die Überzeugung, dass Geheimnisse stärker sein konnten als Ketten.
    Er beendete den Satz, legte die Feder nieder und wischte den Tintenrest an einem Stück Stoff ab. Dann sprach er leise, ohne aufzusehen:
    „Sie werden fragen, wer wir sind. Aber sie werden es nie wissen. Das ist unsere Stärke.“
    Mit diesen Worten ließ er das Pergament trocknen, während draußen der Wind gegen die Palisade strich und die Nacht so still blieb, als hielte sie selbst den Atem an, um das Flüstern ihrer Geheimnisse nicht zu verraten.

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    Beria - in Lyaras Träumen

    Es war als würde ihre Stimme getragen wie ein Baby von einem seiner Eltern im Arm gewogen wurde. Sanft und langsam drangen die Klänge durch die weiten Ebenen des Traumreiches. Sie äußerte was sie sich vorstellte und Vanyel schien sie zu verdichten, zu näheren und auszubreiten. Es war als ob ihre Ideen die Samen waren und durch die Kraft von Vanyel zu Bäumen und Wäldern. Sie dachte an Ardea und das Wasser, die Nachtigall sorgte dafür, dass es wirklich das Ardea wurde , was es war. Lebendig und pulsierend. Sie konnte die Wellen sehen und die schäumende Gischt. Sie konnte das Wellenrauschen in Mark und Bein spüren. Vanyel machte es real. »Es funktioniert«, meinte Lyara, die völlig erstaunt über die gute Zusammenarbeit war. »Es funktioniert«, bestätigte der Vogel, der mittlerweile auf ihrer Schulter Platz genommen hatte. Sie fuhren fort. Erschufen einige weitere Orte und die Schwarzhaarige lies ihren Träumen und Fantasien freien Lauf.


    Einige Zeit später fiel ihr für einen Moment nicht mehr ein, was sie noch Träumen konnte und sie verharrte in dem reglosen schwarzen Nebel, den sie vorher schon einmal wahrgenommen hatte. »Das ist der angenehme Teil«, meinte die Nachtigall nun ernster. »Ich stehe für den Traum und auch für den Übergang zum Tod«. »So wie das arme Tier?«, fragte sie flüsternd. »So wie das Tier. Ich spreche nicht das Urteil. Ich begleite sie, mache ihnen den Weg leichter«, summte sie. Wobei Lyara sich wirklich fragte wie solche Laute aus dem Mund des Vogels kommen konnten. »War es krank?«. »Ja. Es musste sein. Die Verderbnis des Todes hat es gefangen. Es ist nichts was ich ändern könnte. Doch ich kann helfen und ich helfe. Ein wenig zumindest. Das ist meine Aufgabe und deine«. »Klingt so als hätte ich keine Wahl«, meinte die Frau aus Ardea grimmig. »Du hast schon gewählt«, meinte die Nachtigall. »Du musst nur noch verstehen warum«


    Mit einem Male schreckte sie hoch und schaute in die Augen des alten weisen Porgans. »Habt… habt ihr gesehen was passiert ist?«, fragte sie erschrocken.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Beobachten war das eine. Einschreiten das andere. Porgan hatte sich entschieden, nachdem die Worte gefallen waren und er endgültig verstand.
    Wie ein allmächtiger Gott, den sich die Menschen als alten, weisen Mann mit weißem Bart vorstellten, erschien er in ihrem Traum.
    Er hob die Arme und spaltete den schwarzen Nebel.

    “Vanyel! Seelenfänger! Nachtschauer! Grabsänger! Nachtmahr der Sterbenden! Nicht Sterbender! Weiche von ihr alter, dunkler Sänger!”, sagte der Druide, näherte sich und bekam schreckliche Hauer und einen massigen Körper. Fast schon wirkte er wie der Keiler, dem er diente.
    Vanyel flog auf und flog über ihren Köpfen.
    “Hrrmmm…sie hat nichts mit uns zu tun….Hrmmmmaa!…Lass das Mädchen frei! Sie hat ein anderes Schicksal verdient! ….Grooowhhaa….Lass sie aus der mythischen Sphäre, Vanyel! - Sie ist nicht deine Freundin und du wirst sie dich nicht lieben lassen, wenn du ihr nicht die Wahrheit sagst! Die Mutter - deine Mutter, alter Geist! Hat dich aufgefordert und der Vater hat gerichtet! Dein Fluch wird so nicht schwinden!”, beschwor Porgan und wurde von einem gewaltigen Wildschwein mit bronzenen Fell wieder zum alten Mann mit glühend, bronzenen Augen. Er der dem großen Keiler Hildisvini folgte, würde nicht weichen.

    ornlu

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Fort Nemora - Fort Nemora - noch vier Tage. DK2 Manipulation 2

    Es war ein Gefühl von Macht, das Naira nicht kannte und ihr vielleicht Angst machen sollte. Was war schon ein Schwert wert, wenn die Angst, die Gedanken die Köpfe ihrer Feinde dominierten?
    Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag. Bills verachtende Begrüßung und dann das Frühstück. Doch schon ab da wurde der Tag ein anderer.
    Zettel gingen umher. Nicht in den Gruppen der Verbrecher-Kompanie. Nein, da redete man über das Unüberhörbare und Unübersehbare.
    Briefe wären aufgetaucht. Botschaften mit dem gleichen Inhalt. Es ging um Sumpfkraut und Leute die bald verraten werden würden und um Gardist Migul der doch nicht desertiert war? Es löste Spekulationen aus, besorgte Blicke, schadenfrohe Soldaten und selbst der Koch hatte seine Vermutung. Und dann fragten sich viele, wer die Wissenden überhaupt waren. Waren es Verräter unter ihnen? Waren es Offiziere? Waren es die Feuermagier? Oder irgendwer anderes? Natürlich sprachen sie darüber, wer überhaupt schreiben könne und wie zur Hölle die Nachrichten in der nacht verteilt wurden. Prompt hatte man die gestrige Patrouille selbst in Verdacht, doch konnte das wahr sein? Die Leute wurden mit Gedanken vergiftet und es sprach sich wie in einem Dorf herum, wenn ein Mann seine Frau angeblich betrogen hatte.
    Manche schien es gar nicht zu kümmern, doch auch sie kamen nicht an den Spekulationen vorbei. Sumpfkraut war etwas was man nicht verhindern konnte und zugleich im Myrtanischen Reich verboten. Im Militär - der Instanz, die für Moral und Ordnung stand. Die Innos mit dem Orden re

    Wichtiger war für ihre Gruppe zu beobachten, wie die Betroffenen reagierten und das sorgte dafür, dass selbst der Fraß hier zumindest für heute besser schmeckte als sonst. Bill ließ sich von Troy einen Zettel vorlesen, den ein anderer Gardist mitgebracht hatte. Durban war sein Name und Naira wusste, wer er war. Es war jener Trunkenbold, den sie bei ihrer ersten nächtlichen Tour verfolgt hatte, bevor sie sich dem Lagerhaus widmete.
    Bill kratzte sich am kahlen Schädel, zog die Augenbrauen zusammen und fragte beide drohend mit der Faust. Beide verneinten und stellten selbst Vermutungen auf. Nickten mit den Köpfen auf andere und bissen die Kiefern zusammen. Sie hörten nichts, aber konnten das Gespräch in ihren Gedanken regelrecht hören.

    “Nicht hinschauen…bleibt ruhig…”, sagte Naira leise, während Barik und Danzo wie die Waschweiber hinschauten. Amelie und Nohr beobachteten sie zugleich.
    “...Bill wird uns heute doch nur wieder schlagen. Egal was da ist…schaut nicht hin. Man sieht doch, dass er angepisst ist.”, sagte sie dann deutlicher, um die Situation zu retten. Amelie schielte kurz rüber und aß dann weiter. Nohr tat es ihr gleich, blickte dann aber zu Naira.

    “Was ist Nohr?”
    “Ich frage mich, was da los ist. Weißt du was?”
    “Nein. Nur das, was man gerade aufschnappt. Weißt du was?”
    “Nein. - Meine Frau sagt…und ich denke das auch…dass du gestern irgendwas gemacht hast, was Bill aufgebracht hat. Du bist schuld, wenn es uns heute schlecht geht.”
    “Tut mir leid. Das nächste Mal mache ich für Bill ganz sicher die Beine breit, damit er deine Frau nicht an den Brüsten begrabscht. Bei den Ahnen - wärst du nur halb ein Nordmarer, würde dein Blick schon Bill genug Angst einjagen”, sagte Naira mit einer gewissen Laune im Ton und blieb doch leise. Nohr zürnte und wollte sich erheben, doch Amelie hielt ihn am Ärmel fest.
    “Hör auf zu provozieren. Hat er es wirklich versucht!?”, fragte Amelie auf nordmarisch.
    “Ja. Das schwöre ich bei den Göttern, die mir heilig sind. Amelie…er wartet nur auf den Moment und dann erwischt es eine von uns.”, entgegnete sie in einem ungeübten, gebrochenen nordmarisch.
    “Du hast mit dieser Reila doch gesprochen. Kann sie nicht…”, fragte die Frau.

    “Sie ist ausgeritten. Sie würde helfen. So müssen wir uns selbst helfen und aufpassen. Auch auf Troy. Spätestens wenn wir das Fort verlassen…ändert sich was. Das schaffen wir.”, sagte sie dann in der Gemeinsprache.
    Amelie nickte besorgt. Sie dachte wohl, dass mehr als dieses Begrabschen nicht passieren würde und man es erduldet.
    Sie glaubte aber Naira und machte das auch mit ihrem Blick klar.

    “Was macht ihr Nachts?”, kam es dann aus ihr heraus. Klar es war irgendwie nicht zu verheimlichen, dass sie sich nachts in der anderen Hütte trafen. Die Frage war, was sie erfahren sollten oder durften.

    “Wir sitzen beieinander und sprechen uns Mut zu. Hin und wieder überlegen wir, wie wir hier ausbrechen können. Wie du siehst, sind wir noch nicht weiter gekommen. Es ist wohl unmöglich.”, sagte Naira und log sie nicht direkt an.

    “Wir auch. Mittlerweile sehen wir, dass es nicht viel bringt, sich besonders eifrig zu zeigen. Sie machen keine Unterschiede.”, sagte Nohr und schien ruhiger geworden zu sein.
    Naira dachte nicht daran, die beiden einzuladen.
    “Tja.. Dann bleibt uns nur zu hoffen, dass diese Sache mit Khorinis bald was wird und wir so hier raus kommen.”, warf Barik wie ein schlechter Schauspieler rein und zwinkerte zum Glück niemandem noch zu.
    “Khorinis ist ein Drecksloch. Wir waren dort vor drei Jahren. Man wird da nur ausgeraubt.”, sagte Amalie.
    “Dann kommen die Verbrecher-Experten dahin, um mit den anderen Experten für Verbrechen Ordnung zu machen. Egal wer dabei stirbt. In ihren Augen sterben Verbrecher. Gar nicht so dumm…”, sagte Robas und hatte da einen Punkt.
    Dann aßen sie alle schneller, weil Bill schon Troy losschickte, um die heutigen Befehle zu beschaffen.

    Etwas später…

    Bill war heute Bill und noch ein Stückchen mehr. Die Uhr tickte und in drei Tagen würden alle erfahren, dass er mit dem Sumpfkraut im Bunde stand. Gab es Beweise? Vielleicht. Würde er sie beseitigen wollen? Wahrscheinlich. Konnte er das so einfach? Nicht ohne aufzufallen. Nicht wenn in der Nacht mehrere Betroffene mit der Fackel raus marschierten und ihre Menge an Sumpfkraut loswerden wollten. Sei es nur in die Latrine zu werfen. Dies war ein Punkt, den sie vernachlässigt hatten oder besser hätten, wäre das der Plan gewesen. Alle zu überführen. Das konnten sie immer noch, weil sie Stallions Sumpfkraut besaßen. Es war wie eine Karte in diesem Spiel, die sie spielen konnten - aber nicht mussten.

    Bill brüllte sie an, schimpfte über den Zustand ihrer Kleidung und trieb sie auf den Übungsplatz, wo sie die Dinge für das Kampftraining aufstellen und beschaffen sollten, da heute fast jede Kompanie im Fort dran wäre. So ging es auch zum Lagerhaus, wo Strohpuppen und Übungswaffen jeder Art zu holen waren. Die scharfen Waffen und schweren Rüstungen waren in der Rüstkammer und da kamen sie nicht hin.
    Gespannt waren sie wohl alle auf Stallion, während sie Schilde und Übungswaffen auf einen Karren luden. Der Quartiermeister war anwesend, aber ein Schatten seiner selbst. Als hätte er Miguls Geist gesehen. Er gab keine launigen Sprüche von sich, beschimpfte niemanden und war mit dem Kopf woanders und gleichzeitig gereizt.
    Als Bill zu ihm kam, um wohl über die zwei Themen zu sprechen, packte er den Gardisten am Hals und zischte Drohungen aus, die an einen Keiler erinnerten, der von seinen Jägern in die fast ausweglose Enge getrieben worden war. Bill war ein Hund, der ihn anbellte, aber nicht zubiss.

    “Er wird heute Nacht prüfen, ob die Leiche noch da ist. Ob jemand da war und ob jemand ihn beobachtet.”, dachte sie sich und entschied sich für eine neue Mission heute Nacht. Sie würde aber auch Ezra oder Jaleel ansetzen, um den Ort zu beobachten, falls Stallion wirklich dachte, dass er die Leiche noch einmal bewegen könnte.
    Bill schubste sich frei. Hob warnend den Finger und fragte wohl, was los sei. Immerhin waren sie wohl sowas wie Freunde. Stallion schüttelte den Kopf und knurrte etwas vor sich hin. Behielt eine gewisse Fassung wie schon damals beim Mord. Eine eiskalte Professionalität, die aber am tauen war.
    Zu gerne hätte sie gehört was er, Bill und Troy da besprachen. So mutmaßte sie nur, dass es um Sumpfkraut ging und dass Stallion offenbarte, was mit seinem Sumpfkraut war.
    Die Lüge, dass Migul damit abgehauen war, bot sich sicher an. Doch ob er es auch so sagte? Naira konnte in allem nur spekulieren.
    Bill schüttelte den Kopf und Troy ebenso. Stallion nickte und zuckte dann mit den Schultern, als ob er meinte, dass schon nichts passieren würde oder was sie denn einen antun würden? Oder wo die Beweise wären?
    Ja - eine Phase des Trotzes kam auf. Nun, nachdem der erste Schock verdaut war. Trotz, der eine neue Wahrheit schuf, die aber jedesmal bröckeln würde, wenn der Zweifel aufkam.
    Es lief gut und egal was kommen würde, der Aufruhr war da und würde in vielen kleinen Episoden hier im Fort spürbar sein oder verschieden ablaufen.
    Es war wie ein langsames Gift, das wirkte.

    Der Karren war beladen. Worte mussten nicht gewechselt werden und es ging zum Übungsplatz. Heute Nacht würde es wieder spannend werden.

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    »Oh Ripper du willst mir drohen in meinem Reich?«. Jetzt war der Schalk der Nachtigall verschwunden und Vanyel bekam rote Augen und seine Schwingen schienen künstlich erweitert zu werden, indem Nebel sich von ihnen ausbreitete. Momente lang umkreisten sich die beiden Tiere kreischten und knurrten. Dann schien der Vogel zu seufzen und setzte sich auf einen länglichen Stein, der direkt vor Ihnen erschien. Lyara beobachtete das Spektakel fassungslos. Es war immer noch ihr Traum oder? Sollte sie die Beiden vielleicht einfach herauswerfen? Konnte sie das überhaupt. Porgan schien sehr deutlich zu machen, dass er von der Arroganz des Vogels überhaupt nichts hielt. Etwas stimmte mit dem Vogel nicht. Er war mächtig, so viel schien klar zu sein. Doch scheinbar auch sehr eigenwillig dabei. Irgendwie hörte sie heraus, dass er die ihm angedachte Rolle nicht spielen wollte.


    »Ihr kommt längst zu spät«, meinte Vanyel dann. »Sie hat zugestimmt. Sie hat gesagt sie macht alles mit um aufzuwachen und das schließt die Übernahme der Bürde mit ein!«. Da war der Schalk wieder. Etwas, dass Lyara einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Schön. Vater und Mutter wollen, dass ich mich erneuere. Das meine Kraft in ein Gefäß kommt«, summte er zu Porgan herüber. »Ich habe meine Freundin gefunden«, melodierte er und setzte sich auf die Schulter der Frau aus Ardea. Sie hatte das Gefühl, dass seine Krallen sich in ihr Fleisch bohrten und vielleicht tat er eben dieses. »Du weißt, dass du das Gleichgewicht zu deinen Gunsten neigst und dass das nicht reicht!«, knurrte das Wesen was Porgan wohl darstellte. »Wir machen das schon«, meinte Vanyel mit mehr Selbstvertrauen, als Lyara in diesem Moment erwartet hätte. »Wir sind ein Traumgespann. Verstehst du Schweinchen? Weil meine Domäne der Traum ist«. Es ging wieder von vorne los. Wieder fauchten sich beide Tiergeister an und bedrohten und belauerten sich. Dieses Mal schien es allerdings anders zu sein. Wilder. Porgan schien überhaupt nicht einverstanden zu sein wie Vanyel sich verhielt und anders herum und sie stand einfach mittendrin im Inferno der Auseinandersetzung.


    »Genug!«, donnerte sie dann. Es wurde ihr zu viel. Sie fühlte wie Wut in ihr aufstieg und sie einfach nur schreien wollte. Ihr schwirrte der Kopf. Alles was zu viel. Sie wollte weg. Weg von hier und den Streit nicht mehr mit ansehen. Die Welt erzitterte, der Nebel schwankte und die Umrisse wurden formlos. Alles begann sich wild zu drehen, bis sie aus dieser Welt gerissen wurde.


    »Wo… wo bin ich was ist?«, fragte Lyara als sie aus ihrem Traum schreckte und die letzten Reste der Auseinandersetzung von ihr abfielen. Sie tastete ihr Gesicht ab. Sie war wieder in der Wirklichkeit. Langsam wurde sie gewahr, dass sie in der Wohnhöhle in Beria war und schaute in Porgans besorgtes Gesicht. Sie fühlte etwas in ihrer Hand. Schwer und Hart. Sie betrachtete es. Pechschwarz und mit einem weißen Symbol darauf. »Nicht nur ein Traum«, flüsterte sie.

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Fort Nemora - noch vier Tage

    Es war ein harter Tag gewesen. Schildformation, Einzelkämpfe, exerzieren und körperlich harte Übungen gepaart mit einem aggressiven Bill, der zwei Rohrstöcke an ihnen kaputt machte. Heute hatte es Robas abbekommen, der nicht schnell genug spurte und auch Jaleel vor allem, weil er laut Bill frech guckte. An Barik brach der erste Rohrstock, an Nohr der andere. Die Nordmarer verhielten sich heute ein wenig anders. Verstanden, wie das bisherige Kollektiv von Gruppe 4 agiert hatte und füreinander beistand.
    Bill übertrieb es maßlos und selbst andere Ausbilder sahen es vor allem heute. Es war Gardist Harkon der irgendwann mal Bill sagte, er solle eine Pause einlegen und Sir Eyck berichten wie weit Gruppe 4 wäre.
    Ab da übernahm er und schonte sie auf seine Art. Er sagte nichts, aber sein Blick sagte alles. Kein barmherziges Mitleid, aber von Soldat zu Soldat sagte sein Blick, dass sie das nicht verdienen.

    Der Tag endete mit dem Abbau der Übungsgerätschaften, Waffen und Schilde. Es waren viele Einheiten gekommen und gegangen und man bekam einen Eindruck, wieso das Myrtanische Reich so groß war. Die myrtanische Armee war stark, war gut ausgebildet und hart. Nur am Material mangelte es hier und da. Aber man musste neidlos anerkennen, dass sie wehrhaft genug waren, das Reich zu verteidigen. Das waren nicht Bauern, die gezwungen wurden zu kämpfen. Es waren Soldaten. Mit allen Abgründen und Erhebungen, die die Menschheit bot. Echte Helden und ziemliche Schweine. Dazwischen eine graue Masse von Menschen, die einfach Soldat war und eigene Ziele verfolgte. Naira konnte sich nicht vorstellen, so eine Masse an Menschen mit ihrem Volk zu bekämpfen. Aber das mussten sie zum Glück nicht auf offenem Felde. Da hätten sie keine Chance gehabt. So gut ihre Bögen waren, so wenige waren sie im Vergleich. Aber in den Wäldern. Wo keine Formation aufgestellt werden konnte und der einfache Soldat sich ungeübt bewegte - da waren sie die Herren und Herrinnen. Und sie waren es nicht wert verfolgt zu werden, wenn die Aussicht war, garantiert in eine Falle zu gelangen oder zu viele Verluste zu erleiden, für ein paar Vogelfreie die in den Wäldern hausten.

    Bill entließ sie wütend aus dem Dienst und dann durften sie essen. Es war still, während sie hungrig alles hinunterschlangen und auch still, als sie ihre Kleidung wuschen und zu den Hütten einkehrten.
    Naira war nicht die Einzige, die sich sofort hinlegte und den Schlaf auch brauchte.
    Vier Stunden später weckte sie Danzo und erzählte ihr, dass es an seiner Front nichts Neues gab und er ein paar Leute mehr heute Nacht unterwegs antraf.

    “Die Frage ist ob es Betroffene sind oder Leute, die per Befehl sich mal umschauen sollen. Wir sind sicher nicht die Einzigen, die denken, dass heute ein paar aufgeschreckte Hühner unterwegs sein werden.”, sagte sie und zog sich die Kleidung für heute Nacht an. Danzo sah sie nachdenklich an und wollte wohl was sagen oder fragen.
    “Was ist?”
    “Nichts. Ich hab nur überlegt, was wir uns da eingebrockt haben. Nur für Barik. Versteh mich nicht falsch. Es ist richtig was wir machen, aber wer macht sowas sonst? Kopf und Kragen riskieren, um als Soldaten mit einem Freund aus einem Militärlager zu entkommen und dann die ganze Ausbildung durchziehen, bis sich die Gelegenheit bietet.”
    “Wir machen das. Wir vom Waldvolk. Wir sind nicht viele, aber wir sind Familie. Wir leiden zusammen und wir lachen zusammen. Ich würde keinen Moment daran zweifeln, dass Barik oder du dasselbe für mich machen würdet und noch mehr. Was wären wir, wenn wir das nicht täten? Wie die Menschen der Städte. Und das sind wir nicht.”
    “Du bist erwachsener geworden, Naira. Vor Kap Dun warst du ein Kind. Jetzt…schau dich an. Planst und handelst. Führst an und schaffst Glauben an die Sache. Sie werden stolz sein.”, sagte der junge Waldläufer.
    “Sie werden auch stolz auf dich sein, Danzo. Auch auf Barik. Auch er ist hier im Militär - in dieser Situation - gewachsen. Vorher war er ein dummes Bärenjunges. Jetzt wird er langsam zu dem, was sein Vater schon ist. Vielleicht können wir sagen, dass wir manches hier verloren haben, aber auch manches gewonnen und uns das im Leben helfen wird.”
    “Vielleicht. Lass uns aber erst einmal hieraus entkommen. Ich bin bereit, wenn was ist. Weck mich ruhig.”
    “Mache ich. Bewahre!”
    “Bewahre!”

    Naira stand auf Danzo legte sich hin. Barik und Robas erzählten ihr dann, dass sie nun alles Material für Plan B hatten. Es war gut versteckt in ihrer Hütte unter den Bodernbrettern. Dann schaute sie zu Jaleel der auch gerade erwacht war und nickte diesem zu. Esram würde wohl spätestens in einer Stunde zurück sein und Jaleel diesen am Beobachtungspunkt ablösen. Naira hingegen hatte ein Ziel und das war das Lagerhaus.

    Die Diebin bewegte sich zunächst zu den Latrinen und dann ein Stück abseits, wo kaum jemand war, um von dort aus zu starten.
    Sie wickelte sich ein Stück schmutzigen Stoff um das Gesicht und zog auch zwei Lumpenstücke über ihre Hände. So dass ihre helle Haut nicht gut sichtbar war und machte sich dann in der jungen Nacht auf. Sie wählte heute bewusst eine andere Route, da sie die Wege mittlerweile kannte und ahnte, dass die Patrouillen heute aufmerksamer werden würden.
    So huschte sie von Gebäude zu Gebäude. Verbarg sich minutenlang hinter Fässern, als eine Patrouille vorbei ging und schlich zum ersten Orientierungspunkt. Die Waffen- und Rüstkammer. Der Ort war immer gut erhellt und um diesen Ort ließ es sich gut herum schleichen und bis zum Übungsplatz gelangen.
    Kurz davor wartete sie ab, bis der Lärm am Übungsplatz verklungen war und zwei Soldaten außer Sichtweite waren, als sie nur zehn Schritt an ihr vorbei gingen und sie zwischen Balken und Säcken nicht bemerkt hatten. Wäre sie so groß wie Barik, wäre dies anders gekommen.

    Dann ging es schnell. Eilig überwuerte sie den Weg, schlich an einer längeren Hauswand entlang und ging in Deckung, um zuerst nach hinten zu schauen und dann vorne das Lagerhaus zu beobachten.
    Vorne waren die Wachen wie immer. Innen drin brannte noch das Licht im Zentrum. Oben allerdings war nichts mehr, was brannte.

    Sie begab sich in Position und machte dieses mal nicht das Manöver, um auf die höhere Ebene zu kommen. Sie nutzte ein Fuhrwerk, dass heute Nacht drunter stand und packte das Seil des Hebekrans, um hinauf zu klettern. Dann kam ihr Dietrich zum Einsatz und das große Tor der oberen Ebene öffnete sich einen kleinen Spalt, damit die kleine Frau hindurch kriechen konnte. Ihr wohl vielleicht letzter Einsatz im Lagerhaus begann…

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Beria

    Ifran schaute mehr als nur verwirrt auf die junge Frau und Porgan. Der Druide blickte sie besorgt an und hatte etwas gesehen was nicht gut war. Überhaupt nicht gut.
    Ifran trat näher und fragte was los sei. Doch bekam er von beiden erst einmal keine Antwort.
    Porgan betrachtete - ohne es anzufassen - das, was Lyara in der Hand hielt. Ifran konnte damit nichts anfangen. Aber auch nicht erklären, wo das jetzt her kam. Es war merkwürdig und ab diesen Punkt war er überfragt und wusste, dass es mit Dingen zu tun hatte, die seine Erfahrungen als Waldläufer und Novize von einst überstiegen.

    “Sie wurde markiert. Von einem alten Geist. Reingelegt, weil sie es nicht besser wusste. Ich muss mich mit den anderen beraten, Ifran. Über sie und den Vogel… - Du aber bleib bei ihr. Sie ist nicht krank oder dergleichen und das Schicksal des Rehs steht ihr noch nicht bevor. Noch nicht… - Geht herum, zeig ihr Beria. Aber verlasst es nicht. Bis heute Abend beim Essen.”, sagte Porgan zu Ifran und ließ der jungen Frau dieses Ding.

    “Lyara…ich mache dir keine Hoffnungen und auch keine Angst. Jetzt geht es dir gut und so sollte es bleiben. Erzähle mir ab jetzt von jedem Traum, jeder Merkwürdigkeiten. Wir werden dir helfen und das Problem mit Vanyel lösen. Bleib bei Ifran. Bitte. Bewahre!”, sagte der Druide und ging hastig los, um den inneren Zirkel von Beria zusammen zu rufen.

    ornlu

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    Beria

    Zuerst trat sie hinaus in das Tal. Der erste Atemzug nahm ihr den Rest der Traumlast. Die Luft war klar, frisch, durchzogen von feiner Feuchtigkeit des nahen Waldes. Über den Felswänden schimmerten Kiefern im Licht der frühen Sonne, und irgendwo weit oben krächzte ein Rabe. Der Talkessel lag wie ein grünes Herz inmitten der grauen Steine.


    Ifran führte sie wortlos den Hauptweg entlang. Lyara konnte beobachten, wie Menschen zwischen den Hütten und Höhlen ein- und ausgingen, Körbe voller Kräuter trugen, Holz stapelten, Lachen teilten. Keine Stadt, keine gedrängte Enge – alles war durchzogen von einer seltsamen Ordnung, die trotzdem frei wirkte. Ganz anders als das, was sie aus Ardea kannte. Hier schien es ohne die starren Regeln zu funktionieren. Die Menschen und vielleicht sogar die Pflanzen und Tiere hier eingeschlossen schienen ein gemeinsames Ziel zu haben, was sie zusammenführte. Keine Obrigkeit, die sie dazu zwang.


    Die erste Station war die große Westhöhle, in der das Stimmengewirr am dichtesten war. Handwerker hämmerten, eine Frau lachte kehlig auf, während sie mit rußgeschwärztem Gesicht ein Stück Holz hochhielt. Andere schnitzten Bögen, besserten Felle aus, rührten in Kesseln voller Farbe. Lyara blieb einen Moment stehen und war fasziniert davon, wie selbstverständlich jeder hier seinem Werk nachging. Man nickte ihr kurz zu. Neugierig nicht misstrauisch. So als wären sie sich ihrer selbst inhärent sicher.
    Von dort brachte Ifran sie weiter hinaus ins Freie. Auf dem Versammlungsplatz schlugen Kinder mit Stöcken gegeneinander, während eine alte Frau am Feuer stand und geduldig Wurzeln zerkleinerte. Eine Linde ragte in die Höhe, ihre Blätter tanzten im Wind. Lyara hatte das Gefühl, als hielte dieser Baum das Tal wie in einer Umarmung.


    »Hier essen alle zusammen« , meinte Ifran schließlich, seine Stimme tief und rau wie Kiesel im Bach. »Abends. Morgens. Niemand für sich allein.«. Die Mutter gibt und sie nimmt. Das ist was sie hier lernte. Sie nickte, sog das auf. Ein Ort, an dem man zusammenkam, nicht weil man musste, sondern weil man wollte.
    Am meisten aber brannte sie darauf, die höheren Orte zu sehen. Und so stiegen sie den Pfad hinauf zum Steinkreis. Mit jedem Schritt weitete sich die Sicht, bis sich vor ihr ein Panorama entfaltete, das sie beinahe zu Tränen rührte: das Meer im Süden, Wälder wie endlose grüne Wellen, ferne Berge, die wie Wächter den Horizont hielten.


    Im Kreis der uralten Steine blieb sie stehen, legte unbewusst die Hand auf das kühle Gestein. Ein Symbol war dort eingeritzt, alt und kaum zu erkennen. Es vibrierte in ihr, als würde der Stein etwas von ihr wollen. Ein Echo, das sie nicht verstand. »Beria«, murmelte sie leise, »Beschützerin…«


    Der Weg führte schließlich in die Osthöhlen, wo sie den Duft von Kräutern und Harzen umfing. Regale voller Flaschen, Tinkturen, getrocknete Pflanzen. Eine Frau mit grauen Haaren sortierte gerade sorgfältig Bündel von Salbei und lächelte, als Lyara an ihr vorbeiging. Weiter unten rauschte leise Wasser.


    Als der Tag sich neigte und die Schatten im Tal länger wurden, stand sie wieder am Versammlungsplatz. Stimmen, Lachen, Gerüche von Eintopf und gebackenem Brot wehten durch die Luft. Die Menschen setzten sich, wie selbstverständlich war auch für sie Platz gedeckt. Gastfreundschaft die sie nicht unbedingt erwartet hatte.
    Lyara fühlte die Schwere in ihrer Hand. Den schwarzen Stein, den sie noch immer nicht loslassen konnte. Ein Zeichen, eine Bürde, vielleicht ein Fluch. Und doch… hier, in Beria, unter diesen Menschen, schien er nicht ganz so bedrohlich. Vorerst.


    Sie wusste, dies war nur der Anfang. Ihre Träume würden zurückkehren. Vanyel würde zurückkehren. Aber heute: heute war sie wirklich präsent in Beria.

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