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Braga
Eine Nacht, an die sich Kiyan zweifelsfrei erinnern würde. Zum einen natürlich aufgrund des Ausgangs der Zeche, der weitreichende Folgen für den torgaanischen Waldläufer und ihn haben sollten, aber auch wegen der Begegnungen während des Gelages, die Eindrücke und die Momente kurzweiligen Entfliehens. Flucht vor dem Druck, den Gy’liaths Ruf ausübte, der auf ihnen lastenden Bürde, Svalblod jagen zu müssen, um Unheil vom Waldvolk abzuwenden und den allgemeinen Pflichten als Teil einer Gemeinschaft, die so viel auf Pflichterfüllung legte, wie der in Schwarzwasser.
An diesem Abend, in dieser Nacht war der Gortharer einfach ein fremder Wanderer gewesen, der mit seinem Kumpan in die Kneipe gegangen war, um einerseits Informationen zu bekommen, und andererseits etwas zum Trinken. Und davon hatte es freilich reichlich gegeben.
Beim Anblick des präparierten Kopfes eines Kojoten, musste Kiyan lauthals auflachen. Vor Jahren mochte die Trophäe vielleicht mal etwas hergemacht haben, aber jetzt, wo vergilbtes Füllmaterial aus dem rechten Auge des Kopfes quoll und der allgemeine Zustand eher miserabel war, hatte das Ding mit Kiyan mehr Ähnlichkeit als gedacht. Grinsend blickte der Hüne zu einem abgehalfterten Trinker, der an einem Tisch saß und meinte:
„Wir könnten Brüder sein, oder?“, und deutete dabei auf den Kojoten. Der Mann setzte zu einer unwirschen Erwiderung an, als er Kiyans Visage wirklich in Augenschein nahm. Die Beleidigung, die zweifelsohne auf der Zunge lag, gab sich damit zufrieden, mit einem Schluck Kaktusschnaps ertränkt zu werden. Grinsend ging Kiyan weiter, ein ehrliches und offenes Grinsen, was in dem verheerten Gesicht jedoch einen gespenstischen, ja fast manischen Eindruck machte. Denn die Augen blieben davon unberührt, kalt. Nun, zumindest das verbliebene, richtige Auge. Das Stahlauge maß jedermann mit demselben Blick.
Nach einem kurzen Schrei und der von einigen Tischen geführten Debatte, ob San Holo zuerst gezogen hatte und damit entweder ein eiskalter Mörder oder einfach ein erstklassiger Kämpfer war und der Frage, ob der alte Robenträger angeblich General Lee wäre, der den Sohn des Königs, der von dem nichts wüsste, beschützte, um diesen später zu Rhobar dem Vierten zu machen. Irgendein Geschwätz um die Rückkehr der Lee-Ritter, eine Prinzessin, die wohl gleichzeitig auch die Schwester von irgendwem sei und ein Imperium, das irgendwen zurückschlug.
Sumpfkraut zerstört eben nicht nur die Zähne, dachte sich Kiyan, stieß mit Onyx und dem Wirt Brago, Brogo oder Tufail. Es interessierte den Gortharer am Ende herzlich wenig, wer in dieser Kaschemme wie hieß. Trotzdem kam er nicht umher, sich hier irgendwie … wohl, ja fast heimisch zu fühlen. Vielleicht, weil er hier hinpasste. Weil er sich nicht wie ein völliger Fremdkörper fühlte. Als würde ihn Gy’liaths Makel nicht schlechter machen als den Rest. Hier waren sie alle gleichsam verachtungsvolle Gestalten, denen ein Menschenleben offensichtlich wenig wert war. Zufrieden am Schnaps nippend, sah Kiyan zu, wie der Westenträger herausgeschafft wurde. Wahrscheinlich würde er irgendwo im Ruinenfeld landen … oder mit dem Gesicht voran in irgendeinen Schweinestall. Die Viecher galten als wenig wählerisch in ihrer Nahrung.
Die Zeit ging dahin. Sie tranken, wobei Onyx ein gewisses Maß hielt. Der gortharische Waldläufer hatte dieses längst aufgegeben. Eine Schnapsflasche hatte ihren Weg vor sein Gesicht gefunden und alsbald war er aufgestanden, um sich an einen Tisch zu setzen, an dem eine Gruppe ausnehmend übler Gesellen saß, ganz klar Totschläger, Söldner oder schlichte Mörder.
„Na, Mädels?“, fragte der Hüne und beförderte einen rattengesichtigen Würfler mit einem Tritt vom Stuhl und setzte sich. Als Ratte aufsprang und ein kurzes Messer zog, lächelte Kiyan ihn nur an.
„Steck deine Nagelfeile weg, Süße, oder ich breche dir deine Gräten.“, erklärte er ihm freundlich, wobei es schien, als würde das Stahlauge fast herausfordernd scheinen. „Okay? Verpiss dich.“ Ratte schlich sich davon.
„Das war Sufar“, murmelte einer der Totschläger, während er Würfel in einen Lederbecher packte und schüttelte. „Sufar ist der Schwager eines Offiziers hier.“
„Sufar könnte die Geliebte des Königs sein“, erwiderte Kiyan und trankt einen Schluck, „Und es wäre mir ebenso egal. Lasst ihr euch von so einem Scheißer beeindrucken? Weil der verschwägert mit einem verdammten Soldaten in dieser Einöde ist?“
Ein anderer Söldner knurrte. Der Würfler brachte ihn mit einem Blick zu schweigen, sah dann wieder zu Kiyan, würfelte zwei Sechser. Glückspilz. Der Gortharer sah ihnen eine Weile lang zu und schüttelte dann den Kopf. Er würde nie verstehen, was am Glücksspiel so verlockend war. Natürlich hatte er sich in jungen Jahren auch daran beteiligt, aber damals hatte er zu viel Zeit und Geld gehabt.
„Du bist Gortharer“, der Würfler sah auf, betont gelassen.
„Gutes Ohr, mein Lieber.“
„Florens.“
„Passt ungefähr so sehr wie ein Prinz in einen Misthaufen, der Name. Aber was weiß ich schon, Florens. Du hast also gehört, dass ich Gortharer bin, ja?“, Kiyan trank einen Schluck und lächelte. „Hast du eine Geliebte dort? Wenn ja, nenn mir den Namen und den Puff, wo sie arbeitet, dann besuche ich sie für dich.“
Einer der Söldner sprang auf, aber Florens ließ ihn mit einem Zischen setzen.
„Du hast eine große Klappe, Stahlauge“, sagte er, „Und ich befürchte, dass da genug hinter ist, um es sich zu erlauben.“ Sein Blick ging zu der ungestümen Mietklinge. „Schau dir sein Gesicht an und das verdammte Auge. Nein, nicht das falsche, sondern das echte.“
„Ja, und?“, knurrte der andere und trank finster einen Schluck aus seinem Krug, wischte sich den Mund ab. „Er geht offensichtlich unvorsichtig damit um, sonst hätte er das andere noch.“
Kiyan grinste nur, merkte sich aber die hässliche Visage für später. Man konnte ja nie wissen.
„Ich war mal in Sendar auf Korshaan. Hab die Zeit da genossen, immer gutes Wetter und die Dienstherren waren immer darauf bedacht, uns besser zu bezahlen als ihre Widersacher es taten“, er grinste kurz, „Am Hafen der Stadt haben sie mal einen Fisch aus dem Meer gezogen, einen Leviathan! So lang wie ein Pferdegespann und fast so breit. Irgendein Gelehrter vom Tempel des Adanos Tuneru erklärte damals, das Biest würde Hai heißen. Ein Weißer Hai, wohl wegen dem hellen Bauch. Ich fand Leviathan passender. Das Vieh hatte pechschwarze Augen wie der Schlund zu Beliars Reich.“
Er deutete mit dem rechten Zeigefinger auf Kiyans Gesicht. „Und hau mir auf den Arsch und nenn mich Patty, aber an den Blick von diesem Hai erinnert mich das verbliebene Auge.“ Florens blickte seine Kumpane an. „Legt euch mit ihm an, aber ohne mich. Und wenn, nur gegen sehr gute Bezahlung.“
„Hast du mal für Gortharer gearbeitet?“, fragte Kiyan, ignorierte die anderen Mietklingen und reichte dem weltgewandten Söldner die Schnapsflasche. Der trank einen kurzen Schluck, verzog das Gesicht.
„Widerliches Zeug, aber was will man machen?“ Er nickte dann. „Ja, ist ein paar Jahre her. Für irgendein Adelshaus. Haben sich sonst was auf ihre Abstammung eingebildet, angeblich über Ecken mit dem letzten Herzog dort verwandt. Weiß der Beliar …“
„Wie hießen die?“
Florens grinste kühl. „Berufsgeheimnis, mein Freund. Aber wir hatten einen Kontaktmann, falls du mal Arbeit suchst. Eiskalter Mistkerl, der würde sogar dir das Blut in den Adern gefrieren lassen.“
Kiyan spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Die Kraft, die mit der Zeit durch Gy’liaths Berührung auf ihn übergegangen war, breitete sich in seinen Muskeln aus. Das Gesicht wurde blass, das verbliebene Auge bekam eine durchweg dunkle Färbung. Adern traten an den Unterarmen hervor und die Atmung wurde flach, als würde sich der Körper auf einen Kampf vorbereiten. Den Augenblick des inneren Taumelns seitens Kiyan, nutzte der Mammutgeist gnadenlos aus. Die Söldner bemerkten nicht, wie aus dem Mann an ihrem Tisch ein Todbringer wurde.
„Hieß Salvaro Barenzia. Der Bastard stammt persönlich aus Beliars Reich, das sage ich dir.“ Florens schüttelte sich in gespieltem Schrecken, wurde dann aber ernst. „Ehrlich, kein angenehmer Zeitgenosse.“
Ein Teil von Kiyan wollte aufspringen und den Tisch umwerfen, die Flaschen zertrümmern und die Scherben als Dolche nutzen, die Fäuste zum Schlagen, Würgen, Zerschmettern. Er wollte Gliedmaßen ausreißen und Blut vergießen, diese Söldner samt und sonders massakrieren.
Eine bekannte Stimme und eine Hand auf der Schulter rissen Kiyan zurück in die Realität. Gy’liaths Fühler verschwanden, wie die Dunkelheit der Nacht vom Licht der Sonne vertrieben wurde.
„Ich haben Schinken gewonnen, Kiyan!“, tönte Onyx etwas zu laut und knallte zwei unterarmlange und dicke Schinkenkeulen auf den Tisch. „Seien Proviant für Turya für viele Tage … oder für zwei Tage für uns beide.“
Kiyan atmete aus, Gy’liaths Präsenz schien sich wieder zurückzuziehen. Lag es an Onyx‘ Verbindung mit der Natur, der Olvara? Es war nicht wie bei Svalblod, vor dem sich der Mammutgeist selbst in seiner jetzigen Lage fürchtete, sondern es schien … als würde etwas wie Scham von dem Naturfürsten ausgehen. Die Olvara vielleicht, als Teil der Mutter, die das Mammut an seine Aufgabe und seine einstige Stellung erinnerte, etwas, das dieses nicht ertragen konnte.
Kiyan erhob sich, blickte auf die Schnapsflasche und verzog das Gesicht. Die Veränderung seiner Physiognomie sorgte wohl auch dafür, dass er wesentlich mehr vertrug als früher. „Behaltet sie“, knurrte er und sah dann Florens eindringlich an. „Und wegen deinen Erfahrungen zu diesem … Mann … beizeiten sehen wir uns wieder, dann habe ich ein paar Fragen.“
Der Söldner sah ihn ebenso direkt an und nickte. „Wenn wir uns wieder über den Weg laufen, Stahlauge, dann reden wir. Gute Reise …“ Er räusperte sich. Irgendwie schien er für den Hünen Respekt zu hegen. „Und mögen eure Klingen niemals stumpf sein.“
„Ebenso“, Kiyan neigte den Kopf, sah dann zu Florens‘ Kollegen. „Mädels, euch einen schönen Abend noch. Passt mir auf euren Mann hier auf, der scheint der Einzige in diesem Laden zu sein, der Grips mitbringt. Bis dahin, wir verabschieden uns.“
Der Waldläufer packte die beiden Schinkenkeulen und legte sie sich auf die Schultern, folgte seinem Gefährten.
Vor der Taverne erwarteten sie Fackeln. Einen Moment überlegte Kiyan, dass dieses Begrüßungskommitee nicht ihnen gelte, sondern vielleicht einem der Raufbolde in der Kaschemme. Aber er war kein Idiot und Traumtänzer. Die waren wegen ihnen da, ganz einfach. Er erblickte Hasam und die Ratte namens Sufar.
„Ach, leck mich doch …“, murmelte Kiyan, während Onyx „Pasheera!“ knurrte. Und schon ging der Tanz los, die Fäuste des Torgaaners flogen, während zwei Uniformierte – Myrtanischer Stil, verdammt! – sich auf ihn stürzten. Ein gutes Zeichen war seiner Meinung nach, dass niemand ein Schwert blankgezogen hatte. Also ging es nicht ums Töten. Entweder sollten sie eine Abreibung bekommen oder … nun, den Weg aller Störenfriede gehen: Ins Gefängnis.
Dem rechten Soldaten war Kiyan ohne Hast eine der Keulen in die Fresse, womit der Laufende nicht im Ansatz gerechnet hatte. Er riss die Hände hoch, kam ins Straucheln und fiel, nachdem ihm der Hüne klassisch ein Bein gestellt hatte. Dem zweiten Soldaten, der zum Schlag ausholend näherkam, schlug er mit der Keule gekonnt auf den Arm, um diesen aus der Flugbahn in Richtung seines Gesichts zu befördern, dann machte der Hüne eine halbe Drehung und schwang die Keule mit Schmackes auf die Wange des Mannes, der den Fehler gemacht hatte, einen ausgebildeten Schwertkämpfer zu unterschätzen … und zudem keinen Helm zu tragen. Zwar war es nur eine Schinkenkeule, aber die Wucht des Schlages reichte aus, um den Myrtaner auf die Bretter zu schicken. Der andere Soldat war indes wieder aufgesprungen und hatte einen Knüppel in der Hand, mit dem er nach Kiyan schlug. Dieser blockte einen Hieb mit dem Rest der Schinkenkeule und nutzte den Moment der Bindung, um den Kämpfer an sich heran zu ziehen. Der Hüne legte den Kopf in den Nacken und ließ ihn vorschnellen, donnerte die Stirn auf die Nase des Unglücksraben, die geräuschvoll brach und ihn und Kiyan mit Blut besudelte.
Der Mann taumelte, Kiyan entriss ihm den Knüppel und schickte ihn mit einem Hieb zu Boden, wirbelte herum, um Onyx zu unterstützen, nur um zu sehen, dass der Mann bereits am Boden lag, nachdem er offensichtlich in bester Onyx-Manier ausgeteilt hatte.
Knurrend bewegte sich der Waldläufer auf den Offizier zu, auf Sufar und Hasam, als er einen kräftigen Schlag ins Kreuz bekam, der ihn auf die Knie schickte. Er machte Anstalten sich zu erheben. Sein Blut kochte, Gy’liaths Berührung wurde stärker. Der Gortharer wollte die Soldaten samt und sonders umbringen, in ihrem Lebenssaft baden wie ein Barbar aus grauer Vorzeit, wollte Schrecken und Terror säen.
Ehe er damit jedoch anfangen konnte, bekam er einen kräftigen Schlag seitlich an den Kopf und versank in dunkler, schwerer Ohnmacht. Das rettete ihm wohl das Leben, keine Frage.
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Faring
Das war also Faring, ihr letzter Halt bevor sie Nordmar betreten würden.
Na-Cron wunderte sich ein wenig, er hatte sich die Stadt etwas anders vorgestellt. Syrias Beschreibungen schienen nicht mehr auf dem aktuellsten Stand zu sein, schien es dem Adepten. Doch durfte es ihn wirklich überraschen? Laut den Aussagen seines Begleiters war es über ein Jahrzehnt her, dass er zuletzt auf dem Festland gewesen war.
Und doch war in den Augen des Söldners ein merkwürdiger Glanz gewesen als er von der Stadt geschwärmt hatte.
Na-Cron warf einen kurzen Seitenblick zu seinem Weggefährten.
Von diesem Glanz war nichts mehr zu sehen. Stattdessen wirkte der Waffenschmied... traurig? Nein, das konnte es nicht sein. Doch nicht Syrias, der gefühllose Klotz. Der Kerl war ein Stein, was Emotionen anging, die nichts mit Waffen, Kampf oder Gewalt generell zu tun hatten.
"Alles Okay?" fragte Na-Cron vorsichtig.
Der Söldner schien durch die Frage wieder in das Hier und Jetzt zurück geholt worden zu sein. Er straffte sich, zog die Nase hoch und spuckte zur Seite weg. Gleichzeitig setzte er wieder seine übliche stoische Miene auf.
"Natürlich." knurrte er kurz angebunden. "Warum sollte es denn nicht, hm?"
Na-Cron zuckte mit den Schultern.
"Du schienst irgendwie etwas..." wie drückte er es am besten aus? Ah, genau. "...Melancholisch zu sein."
Der Söldner schnaubte nur. "Blödsinn. Ich hab nur die weitere Reise geplant. Nordmar ist nicht unbedingt ein Sahnekuchen für unvorbereitete Reisende." War seine knurrige Antwort.
"Wir brauchen einiges an Vorräten. Noch ist es nicht so kalt dort, dass alles voller Schnee sein wird. Aber wenn wir zu lange hier bleiben, dann..." Der Waffenschmied winkte ab.
"Du besorgst, was wir für die Reise brauchen. Ich muss noch was erledigen." Syrias zählte auf, was Na-Cron besorgen sollte. Der Adept bemühte sich alles zu merken, was sein Gefährte herunter ratterte.
"Wir treffen uns dann in ner Stunde wieder." Verabschiedete sich Syrias von dem Adepten.
Na-Cron blieb verwirrt zurück und starrte dem Söldner hinterher, wie er in der Menge verschwand. Was war das denn gerade?
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Pass zwischen Varant und Myrtana
Es rumpelte in seinem Schädel, an seinem Hintern, durch seinen ganzen Körper. Kurven wurden ungemütlich genommen und immer wieder fuhren die Räder des Fuhrwerks über grobe Steine am Boden.
Sein Kopf schmerzte auf manigfaltige Art und es schmerzte schon die Augen zu öffnen und in das grelle Licht zu blicken. Nicht direkt in die Sonne, aber gerade jetzt wo sie den weißen Kalkstein anleuchtete und hier entlang der Handelsstraße stark reflektiert wurde.
“Rasheeda…”. knurrte Onyx und wankte hin und her, als sie durch Schlaglöcher fuhren.
“Ist das dein Name?”, fragte eine Stimme ihm gegenüber. Myrtaner bestimmt oder irgendwie ein Nordmarer. Er nervte jetzt schon wie Hjarti. Onyx hatte das Verlangen zuzuschlagen oder zumindest zuzutreten. Aber seine Handgelenke waren am Rücken gefesselt und wohl am Fuhrwerk festgemacht. Und seine Füsse umschlossen enge Ketten.
“Hrrrrrrmmmmm…”, knurrte der Torgaaner genervt.
“Ohhhh da ist jemand angepisst oder es stimmt was man über Waldbanditen sagt. Ihr bumst mit Rehen und Wölfen und dann kommen Wilde raus, die nur Knurren und davon rennen können.”, nervte die Stimme.
Onyx öffnete die Augen und blickte den Myrtaner an. Er war wie er gefesselt. Hatte nur eine Hose an und war völlig verdreckt von Staub. Sein blondes Haar war struppig und ungepflegt und sein Bart war dicht und ohne Form. Als Onyx auf die Hände blickte, wusste er was dieser Kerl war.
“Sklave aus Minen reden viel. Besser reden nichts.”, sagte Onyx und blickte zur Seite. Kiyan saß neben ihn gefesselt und war gerade dabei, wach zu werden.
“Sie können tatsächlich sprechen. Faszinierend. Faszinierend, dass du redseliger Waldbandit siehst, wieso ich hier bei euch sitze. Dieses Auf und Ab der Spitzhacke…das ist kein Handwerk für einen Künstler. Du und der da? Wieso seid ihr auf dieser wunderbaren Reise in das Myrtanische Reich dabei? Ihr könnt euch glücklich schätzen, mit mir zu reisen. Elfric Sturmsänger mein Name! Der missverstandenste Skalde Nordmars.”, sagte der Nordmarer und wurde gerade schon in Onyx Geist gewürgt.
“Hey Schnauze!! Ich stopf dir gleich das Maul, räudiger Verbrecher.”, sagte ein Soldat und klopfte mit dem Knüppel gegen den Wagen.
“Myrtaner sind mir die liebsten. Verstehen nicht, dass ein Mann, der zuviel Brot hat es einen anderen Mann, der keines hat, besser geben sollte. Die Ahnen teilten immer ihr Brot. Genauso alles andere wie Wein und Weib.”
“Pasheera…”, knurrte Onyx, riss an den Ketten und stupste Kiyan an. Der schüttelte sich und schwankte hin und her, als wieder Schlaglöcher kamen.
“Eure Ahnen haben es sicher mit Bären gemacht, stimmts? Wie sonst wird man so groß? Sag du es mir, Dornröschen.”, fragte Elfric wohl Kiyan..
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Faring
Syrias war kaum um eine Häuserecke gebogen, als er sich auf einmal an einem Wasserfass festhalten musste. Schwindel überkam ihn und lies seine Knochen weich werden. Zitternd stützte er sich an dem Fass ab und versuchte seinen aufgewühlten Geist wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Einfacher gesagt als getan.
Er hatte vermutet, dass sich Faring verändert haben würde. Schließlich war ein ganzes Jahrzehnt vergangen als er damals aus der Stadt gegangen war. Also hätte es ihn nicht überraschen dürfen.
Doch es hatte ihn überrascht. Mehr noch, es hatte ihn zutiefst erschüttert. Nichts schien mehr so zu sein wie damals. Die schlecht zusammen gezimmerten Holz-Baracken der Sklaven waren festen Häusern gewichen, die festgestapften Wege durch Pflastersteine ersetzt worden. Die Festung selbst, an der damals die Banner der Orks geweht hatten, schien im Glanz des myrtanischen Reiches förmlich zu glühen. Nichts wies auch nur im entferntesten noch darauf hin, dass diese Stadt einmal von Orks besetzt worden war!
Schon am Stadttor hätte es ihm auffallen müssen. Schließlich war es ein ordentliches Stadttor gewesen.
Doch Syrias war vor lauter Nervosität nicht ganz bei der Sache und mehr abgelenkt als aufmerksam gewesen. Erst, nachdem sie den Ort betreten hatten, war all das mit der Wucht eines Hammerschlags auf ihn eingebrochen.
Der Söldner schloss die Augen und atmete tief durch, die schwieligen Hände immer noch auf dem Wasserfass.
Götter... dachte er betroffen, bevor er sich wieder aufraffte und sich auf den Weg zu seiner alten Waffenschmiede machte.
Auf dem Weg dorthin kam er an einigen Stellen vorbei, die Erinnerungen in ihm weckten. Hier der Bäcker, der damals für die Sklaven das einfache Brot gebacken hatte. Dort die Unterkunft der einfachen Orksöldner, immer wieder schimmerten die alten Gebäude noch durch.
Faring war wie ein Traumgebilde für Syrias, fremd und vertraut gleichzeitig. Und es gab Ecken, die sich überhaupt nicht verändert hatten!
Das traf den Söldner noch härter als die Veränderung selbst.
Er kam an einer Gebäudeecke vorbei, deren Gasse noch immer so wirkte wie während der Orkbesatzung. Syrias hätte hinein gehen und die Augen schließen können und sofort wäre er wieder zehn Jahre jünger. Er meinte sogar fast die wütenden Rufe der Ork-Aufseher hören zu können, die ihre Sklaven-Mannschaften voran trieben. Gleich würde ihm der moschus-artige Geruch ihrer Felle in die Nase steigen...
Der Waffenschmied schüttelte den Kopf. Narr! schalt er sich selbst. Es hatte keinen Sinn, wenn er hier jetzt in Nostalgie versank und dem Vergangenen hinterher trauern würde. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen!
Syrias straffte seine Schultern, atmete einmal tief durch und ging dann weiter über die Straßen, die vertraut und fremd zugleich waren.
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Pass zwischen Varant und Myrtana - Auf dem Weg nach Fort Nemora
„Mit deiner Mutter hab ich’s versucht, aber du siehst ja jeden Morgen im Spiegel, was für’n Ding bei rausgekommen ist.“
Kiyans Stimme war ein gelangweiltes Rumpeln, während er sich zurücklehnte. Dabei maß das dunkle Auge den Skalden namens Elfric Sturmsänger mit desinteressiertem Blick. Der Mann schien tatsächlich aus Nordmar zu kommen, wirkte aber für einen der Nordmänner etwas schmal und klein. Wohl der Grund, warum er sich dem Geschäft als Skalde zugewandt hatte. Verse dichten, sich in Tavernen durchfüttern lassen und Weibern hinterherstellen. In Elfrics Fall musste da wohl irgendwo Kontakt mit den Gesetzeshütern gewesen sein, der nicht zu seinen Gunsten ausgegangen war. Kiyan schloss das Auge.
Er kannte diese Situation. Die Misere, in der sie saßen. So wie Onyx es auch kannte. Unter der scheinbar kühlen Oberfläche seines Auftretens, brodelte das, was Gy’liaths Berührung aufwallte. Würde er sich diesem … Gefühl hingeben, würde es ein Blutbad in diesem hölzernen Käfig, der die Ladefläche des Karrens umschloss. Mit Elfric, Onyx und ihm waren noch zwei weitere Gestalten an Bord. Ein zerlumpter Mann, vielleicht Mitte zwanzig, der gar nicht nach Verbrecher aussah, vielmehr schien er gutem Hause zu entspringen. Und ein Glatzkopf mit grauem, fusseligem Spitzbart, der die ganze Zeit mit großen, aufgerissenen braunen Augen ins Nichts starrte und den Kopf vor und zurück wippte. Der Jüngere sah immer wieder zu dem Alten und dem Rest der Gefangenen und wirkte dabei gleichermaßen angewidert wie fassungslos. Wohl ob der Tatsache, mit gemeinen Verbrechern zusammen zu reisen.
Die Soldaten, die das Fuhrwerk begleiteten, waren die üblichen gesichtslosen Gestalten in Uniform. Der Waldläufer würde am liebsten die Ketten zerreißen, dabei brüllen, das donnernde Trompeten des Mammutfürsten imitieren und dann mit den zerschmetterten Ketten Leben aus Kehlen pressen, Köpfe einschlagen und Gliedmaßen zerschmettern.
Über ihm krähte ein Rabe, aber es war ein Geräusch, das ihn nur störte. Dreckiges, aasfressendes Federvieh. Widerliche, hinterlistige Ränkeschmiede, Verräter …
Das dunkle Auge öffnete sich kurz. Waren die letzten wirklich seine Gedanken gewesen? Er mochte Raben. Zumindest Kor’ha. Vielleicht war sie es. Sicher war sie in seiner Nähe. Ihre Anwesenheit brachte Klarheit.
Ihr Mittel zum Zweck. Ihr Werkzeug.
Der Hüne schüttelte den Kopf, sein Augenlid zuckte, die Augenhöhle, in der das lidlose Stahlauge lag, brannte. Er begann zu schwitzen. Es … es fühlte sich an, wie damals. Wie … wie … Knochenhexe.
„Was ist los, Sternenäuglein?“, fragte Elfric. „Schwächeanfall?“
Kiyan schoss vor, bis die Ketten auf Spannung waren, das Holz des Karrens an der Befestigung protestierend knirschte und sich die eisernen Ringe in seine Unterarme gruben.
„Noch ein Wort, du Stück Dreck und ich bringe dich um. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“, grollte Kiyan und sah den Skalden mit fiebrigem Blick an. Der schluckte, schwieg und rutschte etwas beiseite, wandte sich ab. Der Alte blickte weiter ins Nirgendwo, der Schönling sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, schockiert ob des Ausbruchs.
„Was ist, Kleine?“, knurrte der Waldläufer. „Ich bin ehrlich gespannt, wie’s da ist, wo wir ankommen. Nein, nein, schau nicht weg. Weißt du, wo ich das hier herbekommen habe?“
Kiyan fuhr mit dem Finger der rechten Hand das rechte Auge ab, die vernarbte Fläche um das Stahlauge. Der Bursche stammelte etwas. Vielleicht eine Verneinung, vielleicht eine Verwünschung.
„Beliars Hauch. Eine verdammte Schwefelmine in Gorthar. Ich wurde von Kanaillen überfallen, verschleppt und versklavt. Ich kam als Wächter für eine gute Sache, für mein Volk … und ging als Gebrochener, als Verlorener. Ich kehrte zurück, aber einen beschissenen Teil meiner Seele habe ich dagelassen.“
Das Lächeln auf Kiyans Zügen war schmerzhaft, überbreit, getränkt von Verzweiflung.
„Wenn es da, wo wir hinkommen, ansatzweise so ist, dann verabschiede dich von deiner Seele.“
Damit lehnte sich der Hüne wieder zurück. Er hörte nicht, wie der junge Mann – ehemals Knappe Wylis, vormals in den Diensten des geächteten Ritters Sir Ragnar Fyresgrim – ihn erschrocken anstarrte und nur drei Wörter murmelte.
„Isegrim … Sir Isegrim …“
Weder der junge Gefangene noch Kiyan bemerkten, dass etwas in der Vorderachse knirschte. Keiner ahnte, dass es wohl alsbald zu Fuß weitergehen würde.
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Fort Nemora
Die letzte Nacht war der Anfang vom Ende ihres Aufenthalts in Fort Nemora.
Jaleel hatte sich den Göttern sei Dank durch kurze Notizen merken können, was in nächster Zeit Ein- und Ausfuhr.
Die alles entscheidende Botschaft verfassten Naira und Jaleel dann gemeinsam. >Montera - ein Wagen voll Korn und Bier - Vögelein zwitschern Fuhrmannslieder - ein Schein öffnet das Holz - Ziel in sechs Tagen - N.<
Jaleel hatte danach gefragt, was N. hieß, doch dies lächelte sie einfach weg und meinte, dass es nur Verwirrung stiften sollte. Das Stück Pergament wurde dann zusammengerollt und an der hölzernen Eule befestigt. Noch in derselben Nacht sorgte dann Danzo dafür, dass die Botschaft an der hölzernen Eule über die Palisade flog.
In jener Nacht wurde ebenso schon wichtige Dinge beschlossen.
Ihre Gedanken zum Wachssiegel waren richtig - aber nur für den Fall, da Stallion bis dahin auffliegen würde. So würden Bhor und die anderen womöglich problemlos ihren Schein zur Ausfuhr bekommen und sie so auch raus fahren.
Sollte Stallion auffliegen oder sonst etwas dazwischen kommen, dann würden sie es brauchen. Und dann würde sie noch einmal aktiv werden müssen. Der Faktor bunte Vögel - dass Bhor und Gisla problemlos als Fuhrleute durchgingen - ging in ihrer Planung einfach durch. Sie vertraute darauf, dass dies so funktionieren würde.
So verblieben sie darin, dass Jaleel eine Skizze vom Siegel des Forts anfertigen sollte. Es war immerhin auch hier an manchen Ecken hängend oder wehend zu sehen. Ob sie den Stempel nachmachen würden, stand in den Sternen, denn sie hatten nicht die notwendigen Mittel.
Ebenso war beschlossen, was Barik und Robas primär erledigen würden. Das Fuhrwerk, mit dem sie aus Fort Nemora fahren würden, bekäme Eisenerz geladen. Sie sollten sich um große Jutesäcke kümmern und sie entsprechend mit Asche und Kohle einfärbe. Dann wäre der Plan, dass jeder von ihnen nach und nach unter Eisenerz begraben werden würde. Noch nicht ausgereift, wann das passieren würde, aber die Säcke zu haben, war Voraussetzung.
Jaleel und Ezra hatten eine ganz wichtige Aufgabe bekommen. Sie sollten nachts beobachten. Jede Nacht. Sie mussten um jeden Preis wissen, was Stallion mit Miguls Leiche machen würde und ob sonst etwas Verdächtiges geschah. Danzo sollte dann jeweils einen in der Nacht abwechseln, damit es tagsüber nicht zu sehr auffiel, wenn sie wieder Dienst hatten.
So hatte Naira die ersten Fäden für den Ausbruch gesponnen. Kleine Dinge die geschehen mussten, wenn die großen Dinge anstanden und ein Auge auf das, was eine große Chance oder Gefahr für ihren Plan war. Je nachdem, wie sie die Lage ausnutzen würden.
Zu guter Letzt war da der Faktor Sumpfkrautpakete, Namen und Möglichkeiten, die sich ergeben würden. Naira hatte nicht erklärt was sie machen würde, aber das sie in der kommenden Nacht etwas erledigen wolle und vor allem ein paar Dinge herausfinden, damit es bald für alle eine Aufgabe gäbe.
“Links! - Links! - Links! ZWO! DREI! VIER! - Links!...”, dröhnte Bills Stimme über den Übungsplatz. Jeden Tag machten sie diesen Mist. Und es war nur Gruppe 4 die jeden Tag diesen Mist machte. Es war Bills Steckenpferd. Das was er brauchte um glücklich zu sein und sich zu profilieren. - Seine Leute marschierten am besten. Er hatte die Macht über acht Menschen perfektioniert und zu seinen Marionetten gemacht. Durch Disziplin und Strenge. Das war seine Wahrheit. Die andere Wahrheit war, dass er ein sadistisches Schwein war. Er schlug jedes mal einen von ihnen mit dem Rohrstock. Sah alles als Provokation an und geilte sich wohl klangheimlich daran auf.
Denn danach wirkte er gegenüber Troy ausgelassen und im Reinen mit sich selbst. Enthusiastisch, wenn er Witzchen über andere Gardisten machte, als wäre er beliebt unter ihnen und widerlich, wenn er Naira an den Hintern griff und zornig sagte, dass sie das Bein so anheben solle. Widerlich, wenn er Amelie Brust begrabschte und ihr klar machte, dass sie zu gebeugt marschierte. Tötenswert, als er mit seinem Rohrstock Naira zwischen den Beinen fuhr und mit einem hässlichen Lächeln andeutete, was er gerade im Sinn hatte.
Sie musste es erdulden. Noch. Leben mochte vor Tod gelten. Aber dieses Ideal war nicht mehr gegeben, wenn man wusste, dass Bill früher oder später Schlimmes an ihr oder Amelie machen würde. So sah sie es.
Andere wohl auch und so war es Barik, der Bill Einhalt gebot.
“Wir sind Soldaten des myrtanischen Reiches! Das da ist unehrenhaft!”, sagte er mit fester Stimme und knurrte Bill fast schon an. Bill fuhr natürlich aus der Haut.
“Verdammter Waldbandit! Ehre!? Ehre! Ich prügel dir Ehre ein, du Hund!”, fluchte Bill und schlug dann auf Barik mit seinem Rohrstock ein. Troy hielt seine Hand am Schwert, um den anderen klar zu machen, was nicht passieren sollte.
Barik ertrug es, lachte noch auf und dann schrie er vor Schmerz. Dann brach irgendwann der Rohrstock und Barik keuchte und kroch auf allen Vieren. Bill war rot angelaufen, schnaubte und spuckte auf den großen Waldvölkler. Gardist Harkon kam dann hinzu und fragte was war.
“Disziplinlosigkeit. Soldat Barik fehlt es immer noch an Disziplin und dem rechten Gehorsam gegenüber seinen neuen Herren. Ich sags ja. Waldbanditen hängt man besser auf, statt zu versuchen ein wildes Tier zu zähmen.”, rechtfertigte sich Bill. Harkon schwieg, aber schien sich seinen Teil zu denken. Er besah sich die Gruppe und nickte dann, um zu gehen.
“Heute wird der Weg zur Mine weiter gepflastert! Bevor der Winter kommt, muss alles stehen. Marsch, Marsch!”, bellte der Gardist. Robas und Jaleel halfen Barik auf und es ging weiter.
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Pass zwischen Varant und Myrtana - Auf dem Weg nach Fort Nemora
Es rumpelte laut auf, knackte und dann gab es den fast schon zu erwartenden Schreckmoment. Alle rutschten ab, fielen in die Kipprichtung und bekamen sogleich zugebrüllt, dass sie sich ja nicht bewegen sollen. Ihre Bewacher zerrten an den Ketten, hielten ihnen Speere vor und gaben dem Fuhrmann die Schuld dafür, dass sie nun nicht mehr vorankamen. Die Vorderachse war gebrochen und mit ihr auch das Rad an der rechten Seite.
Onyx kümmerte es wenig, wer schuld war. Wieso nahm man auch diesen Weg am Pass und nicht die große Handelsstraße? Hatten man es so eilig oder wollte noch ein paar Banditen aufscheuchen?
Onyx war jedenfalls angepisst. Von den Mithäftlingen genauso wie von den Soldaten. Da waren ihm die zwei alten Gäule noch am liebsten - neben Kiyan der gefährlich gereizt wirkte.
Aber dem konnte Onyx nicht entgegenwirken. Wenn das, wohin es ging, nur im Ansatz das war, wo der Gorthaner einmal gefangen war, dann durfte er das. Onyx selbst war da nicht anders und hatte sich einfach noch keine Vorstellung darüber gemacht, was sie erwartete.
Was konnte sie denn auch erwarten? Gefägnis? Onyx kannte es. Irgend eine Mine? Onyx kannte es. Folter und das Versprechen auf ein baldiges Ende? Onyx kannte es.
Sein Blick ging nach oben. War das Kor’Ha? Das schwarze Flugtier war zu weit weg, um es genau zu sehen und zu spüren. Genauso aber suchte er Adler am Himmel und sah seine Gefährtin nicht. Noch nicht. Und wo zur Hölle war Turya?
“Alles in Reih und Glied aufstellen! Wenn irgend einer von euch Bastarden auch nur eine falsche Bewegung macht, bekommt er einen Bolzen ins Hirn. Seid euch sicher!”, drohte der Soldat und brüllte noch weitere Kommandos.
Das andere Fuhrwerk hielt und Onyx sah, dass dort auch seine Sachen und die von Kiyan waren. Nicht alle wohlgemerkt. Und wenn er es richtig deutete, waren da auch noch Sachen von diesen hübschen Burschen und wohl von Elfric. Der andere Mann…der Glatzkopf…sah aus wie ein verdammt armes Schwein. Der hatte wohl nichts da. Ansonsten befanden sich auf dem Fuhrwerk noch allerhand Dinge, die aus Varant stammten.
“Mach die Pferde los. In Fort Nemora schicken sie einen Trupp los, um den Karren zu reparieren.”, wurde dem Fuhrmann befohlen und kurzerhand wurden die Tiere dann an das andere Fuhrwerk geführt, nachdem dieses am kaputten Gefangenenkarren vorbei manövriert wurde.
“Fort Nemora?”, fragte Onyx mehr sich, wie Kiyan oder den Rest. Er kannte weder den Ort noch hatte er je davon gehört. Das fehlte noch. Irgendein geheimes Fort der Myrtaner, wo Feinde nie wieder raus kamen, aber lange genug lebten, um sie in Beliars Reich ewig zu verfluchen.
Kiyan knurrte auf, sagte etwas von einer Mine Nemora die es mal gab. Mehr wusste er auch nicht.
“Marschiert, ihr Bastarde!”, kam dann als Befehl an sie. Onyx brummte auf und setzte den ersten Schritt. Damit hatten sie nicht gerechnet. Nicht auf die Art. Nicht bevor sie den ersten Schritt in Myrtana gesetzt hatten. Umgekehrt hatten sie in Bakaresh und Braga genug gewütet, um genau hier zu landen.
Es war keine Stunde vergangen, um in Onyx alte Gefühle zu wecken. Hier in diesem Gebirge kannte er sich aus. War hier als Bandit aktiv gewesen und hatte Leute überfallen. Er kannte sehr viele Ecken hier entlang der drei bekannten Pfade oder Straßen gen Myrtana. Und so wusste er auch, wo sie nun waren. Höchstens zwei Stunden entfernt von Myrtana. Die hätten sie im Tempo des Fuhrwerks auch grob geschafft, wäre da nicht der Moment gewesen, da die Pferde scheuten und für Kiyan als auch Onyx der Geruch von Blut signifikant war.
“Was ist los?”, rief der Anführer dieses Trosses. Zwei seiner Leute die vorne weg gingen, zuckten mit den Schultern und zeigten auf Geier, die über ihnen kreisten, aber nicht landeten. Dann auf etwas, was gut hundert Schritt vor ihnen war. Der weiße und beige Fels waren dort blutig bespritzt. Ein Massaker. So wie es der Geruch von Blut, Darminhalten, Magensäure und sonst was verriet.
“Hmm…ganz mieses Gefühl…”, stellte Onyx für sich fest.
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Es war lange her, dass Na-Cron in Myrtana unterwegs gewesen war. Sehr lange.
Gut, wenn er ehrlich war, dann war der Adept früher nie der großartige Reisende gewesen. Sein Elternhaus war abgelegen und ihr geschürftes Erz hatten sie im nächsten Weiler eingetauscht. Das und das selbst angebaute Gemüse sowie die paar Tiere hatten dafür gesorgt, dass seine Familie über die Runden gekommen war. Erst die Zerstörung des eigenen Hofes hatte ihn dazu gebracht die Heimat zu verlassen.
Und jetzt befand er sich sogar am ganz anderen Ende Myrtanas. Verrückt, wie das Leben doch spielte.
Na-Cron kontrollierte erneut ob der Münzbeutel noch da war. Man konnte in größeren Ortschaften nie vorsichtig genug sein. Und vermutlich würde Syrias ihm den Hals umdrehen, wenn er sich all das angesammelte Geld abnehmen lassen würde. Schließlich hatte der Söldner den Großteil davon erarbeitet indem er einfache Schmiedearbeiten unterwegs erledigt hatte.
Na-Cron, als gelernter Bergmann, war da eher weniger hilfreich gewesen, denn was war ein Schürfer schon ohne Berge?
Nachdem er die Einkäufe erledigt hatte, zog sich Na-Cron in eine kleine Marktschenke zurück, um dort auf Syrias zu warten. Während die Männer und Frauen um ihn herum Wein und Bier genossen, hatte sich der Adept lieber einen Tee geholt. Auch wenn die Tage noch recht Sonnig angenehm waren, man merkte schon das kühlere Wetter in den nördlichen Gefilden Myrtanas. Wie würde es dann erst in Nordmar werden?
Er hatte gehört, dass es dort nur Schnee und Eis gäbe, immer kalt war und die Menschen dort sich wie Wilde in Felle und Leder kleideten. Und Blut aus den Schädeln ihrer erschlagenen Feinde tranken. Und auch ihre Jagdbeute mit bloßen Händen erlegen würden.
Der Adept schüttelte sich, konnte sich das ganze überhaupt nicht vorstellen. Es klang übertrieben, doch vielleicht lag ja ein Körnchen Wahrheit darin?
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Fort Nemora
Ein harter Tag ging zu Ende als die Sonne unterging. Gruppe 4 hatte gegessen und war noch dabei die eigene Ausrüstung zu säubern.
Sowas gab es beim Waldvolk nicht. Täglich Stiefel putzen und die Kleidung reinigen. Es war nicht notwendig und manchmal entschieden besser. Vor allem der Geruch von Seife war in der Wildnis unnütz. Hier aber pflegte man dies umso mehr.
Egal wie dreckig man wurde.
Den ganzen Tag über hatte sie Bill und Troy beobachtet. Zugesehen wer zu ihnen kam und versucht aufzuschnappen was sie redeten.
Migul war Thema. Keiner hatte ihn seit zwei Tagen gesehen und Stallion wusste es den Gesprächen nach nicht. Spekulationen gingen um. In erster Linie sollte er desertiert sein. Hatte Dinge aus dem Lager geklaut und war irgendwie aus dem Fort entkommen. Eine Frau aus Trelis hatte ihn überredet.
Andere meinten, dass er einen Abmarschbefehl bekommen hatte und nicht an die Front wollte.
Und wieder andere sagten, er war ein Spion der Argaaner, da sein Vater ein Südländer war. Eine Gerüchteküche voller interessanter Gerüche, während Stallion die wahre Speise zubereitet hatte.
Robas hatte in einer Pause gemeint, dass Migul bald stinken würde. Höchstens noch ein Tag bis die Leichenstarre enden und das Ungeziefer kommen würde. Egal wo Stallion den Toten verbarg. Dies war für Jaleel und Ezra im Grunde die wichtige Tatsache, dass es wenn dann heute oder morgen Nacht passieren müsste. Vielleicht sogar im Laufe des Tages, wenn Stallion eine Idee hatte.
Sie wurden sich dadurch einig, dass im besten Fall einer von ihnen heute im Lagerhaus Mäuschen spielen müsste. Lauschen und beobachten.
Naira selbst stand dafür nicht zur Verfügung. Sie hatte ihre eigenen Pläne heute Nacht und zog es vor, direkt nachdem sie die Hütte betraten sich hinzulegen. Danzo würde sie schon wecken und dann begann ihre Aufgabe. Ganz nach dem Vorbild der weißen Eule die den schwarzen Spatz ausgebildet hatte.
Irgendwann in der Nacht…
Klein und flink war sie. Huschte wie eine Ratte von einen Versteck zum nächsten im Lager. Es waren zuerst die Hütten der Verbrecher-Kompanie. Alle acht Stück von einfacher Bauart. Nirgendwo brannte Licht, denn sie bekamen keines. Vor manchen saßen noch Leute, um zumindest das Mondlicht für sich zu haben und zu reden oder einfach den Geist das Stückchen Freiheit zu geben, dass ihnen seit der Grundausbildung gegeben wurde. Im Grunde wussten sie alle nichts voneinander. Der Verbund der vier Gruppen würde in Zukunft gemeinsam gedrillt werden. Die Kompanie sozusagen zu einer Einheit aufsteigen. So wie es der Status der anderen Verbrecher-Kompanie am anderen Ende des Forts war. Sie hatten Gerüchten zufolge den Marschbefehl bekommen. Robas hatte es ihr einmal erklärt. Zunächst wird man gebrochen. Soll den Widerstand gegen die Autoritäten verlieren. Gehorsam werden. Das war nötig bei Soldaten, die hier nicht freiwillig waren. Danach kam dieselbe Ausbildung, wie in einer normalen Kompanie. Ihre Kompanie stand kurz bevor diesen Status, was konkret hieß, dass der Grad an Widerstand in den Leuten klein genug war, damit sie Befehle befolgten.
Hatten sie sie auch soweit gebrochen, dass sie es gar nicht mitbekommen hatte, wie sehr sie sich schon fügte?
Es würde sich wohl zeigen, wenn sie hier raus waren. Wenn sie ihr Leben wieder haben würde.
Naira schlich an den Dreien vorbei und bewegte sich zunächst zum Steinbruch.
Der Pfad war kaum patrouilliert, da es ein Tor gab, das abends vor der Mine geschlossen wurde. Alle Gefangenen dort schliefen, aßen, tranken und arbeiteten vor Ort. Und sie starben dort, so wie es ihnen beim Urteil versprochen wurde.
“Wo bringen sie die Leichen hin?”, fragte sie sich selbst und dachte nicht nur an Stallions Problem, sondern auch an ihre Gruppe. Es gab viele Wege hinaus, wenn man nur wusste wie.
Kurz vor dem Tor hielt sie inne und erklomm eine höher gelegene Stelle, um über die Palisade blicken zu können.
Sie legte sich flach hin und beobachtete.
In laufe einer Stunde sah sie Uniformierte auf und ab gehen. Wenige Gefangene arbeiteten immer noch, denn man hörte die spitzen Schläge der Spitzhacken durch die Gänge. Wohl in einer Nachtschicht.
Andere bewegten Karren hinaus aus der Mine die mehrere Zugänge links und rechts in einer mittlerweile menschengemachten niedrigen Schlucht hatte. Die Karren wurden bis hierher zum Tor geschoben und das Erz abgeladen.
“Arme Teufel…”, dachte sie sich nur, als sie drei der lumpigen Gestalten erblickte. Umgekehrt wusste sie nicht was für Verbrechen sie getan hatten. Als sie an ihre Verurteilung dachte und den Kerl vor ihr, der wegen wirklich schlimmer Taten dort für Jahre bleiben musste, dann war es vielleicht gerecht. Aber bei den Vier! Bestimmt nicht bei allen.
“Einer der Jungs muss herausfinden, was mit den Toten passiert. Oder weiß es Jaleel?”, fragte sie sich und beschloss hier zu verschwinden. Ihre Idee war simpel. Leichen austauschen und aus dem Fort im Totensack gelangen, wenn sowas hier geschah. Vielleicht nicht alle, aber manche. Das würde das Problem mit dem Platz auf dem Karren lösen.
Gleichzeitig versetzte sie sich in Stallion und wie er Leute bestechen würde, um Miguls Leiche fort zu schaffen.
Ja, das war ein guter Weg, den es zu verhindern galt.
Nairas ‘Spaziergang’ ging weiter und zurück in das eigentliche Fort. Ihre Kompanie war unweit der Mine und nahe der Latrinen platziert. Ganz hinten im Fort. Und so waren um das gesamte Zentrum Kompanien und Abteilungen platziert.
In all der Zeit hier hatten sie trotzdem nicht alles gesehen oder von innen betreten. Nach ihrem Kenntnisstand gab es sogar sowas wie eine Taverne für die Soldaten und einen separaten Raum für die Offiziere und Ritter.
Diese aber nun zu suchen war nicht ihr Ziel.
Es war vielmehr das wichtigste Gebäude im Fort aufzusuchen. Die Kommandantur. Der Anführer und sein gesamter Stab mussten dort sein und sie wollte sehen was und wie es dort war.
So schlich sie gekonnt am Rande des großen Übungsplatzes umher und hatte das Gebäude im Sinn, wo zwei große Fackeln brannten und zwei Wachen an der Tür standen. Die Kommandantur.
Sie war noch nie drin, aber nichts sonst bekam zwei Gardisten in voller Montur mit Hellebarden als Wachtposten.
Zudem war es das einzige mehrstöckige Gebäude nach dem Lagerhaus und den Türmen. Der Schandstock stand dort in der Nähe der Wachen und es war der Ort gewesen, wo sie allesamt verurteilt wurden.
Im Mondlicht sah sie am Turm eine Fahne wehen und sah im ersten Stock noch Licht brennen.
Sie näherte sich dem Gebäude von der Seite. Wählte bewusst die Schatten, die andere Gebäude warfen und schlich in gutem Abstand an den zwei Wachen vorbei, um dann wachsam wie die Wachen selbst langsam zur Westseite der Kommandantur zu gelangen. Da wo kein Mondlicht die Wand beschien.
Sie drückte sich an die Wand und sah erst einmal hinter der Kommandantur nach.
Dort war eine Mauer drumherum gezogen und schloss einen Bereich an der frischen Luft ab.
Natürlich suchte die Diebin einen Weg, um einen Blick da rein zu riskieren. Eine getragene Kiste später schaute sie ganz knapp über die Mauer und erblickte einen großen Tisch mit drei Stühlen und ein Tablet darauf, auf dem sich eine silberne Karaffe und drei Kelche befanden. Dazu ein kleiner Innosschrein wo Kerzen brannten und bei genauerem Hinsehen Schilde und Wandbehänge an den drei Mauerbereichen. Der Herr Kommandant hatte sich ein wenig eingerichtet. Schön für ihn.
Dann schlich sie zurück und blickte kurz um die Ecke zu den Gardisten. Sie waren nicht gerade redselig und sollten es sicher nicht sein. Naira wartete im Schatten noch eine Weile, wo neben kurzem Aufhusten nichts Erwähnenswertes war. Erst als sie begann sich Gedanken darüber zu machen, wohin sie jetzt schleichen würde, wurde es interessant.
Die große Tür öffnete sich von innen.
Es traten mehrere Leute hinaus und allesamt waren sie nicht irgendwelche Waffenknechte. Sie erblickte Sir Eyck, Blutstahl, Reila Qel-Droma und wohl allerhand andere Leute mit Position im Fort. Dann sah sie nicht mehr hin, schloss die Augen und lauschte.
“Das war wieder typisch. Mitten in der Nacht Entscheidungen verkünden, um zu sehen, ob wir bereit sind. Als wären wir der Trägheit verfallen.”, klagte einer.
“Sir Arond. Er denkt noch auf die Weise, wie er es im Krieg tat. Das ist gut so. Wenn wir an die Front marschieren, dann fragen uns die Feinde nicht, ob wir schon ausgeschlafen haben.”, sagte Blutstahl auf typische Art.
“Deswegen schlaft ihr wohl in Rüstung, hmm? Aber ja…wir müssen immer bereit sein. Wie dem auch sei. Möchte mich jemand noch auf einen Umtrunk begleiten? Wird wohl die vorletzte Nacht hier sein. Ich lade jeden ein.”, fragte dieser Arond. Bei Naira klingelte es bei diesem Namen. “Sumpfkraut.”, schoss ihr durch den Kopf.
“Nein. Kämpfe tapfer an der Front, Sir Arond. Für Innos!”, wünschte und murrte Blutstahl.
“Für Innos, Blutstahl!”, wünschte Reila Qel-Droma und schaute zu Arond und zwei weiteren Männern die sich wohl anschlossen.
“Ich komm mit, Arond. Wir haben zusammen gekämpft, als sich unsere Wege trafen - da trinken wir auch zusammen, wenn sich unsere Wege trennen. Aber nur einen…oder auch Zwei. Ab morgen geht es erst einmal wieder los. Habt es ja gehört.”, sagte die schwarzhaarige Reiterin.
“Lieber zum Pass, als nach Nordmar. Wenn ich meinen Leuten erzähle, wohin es geht, dann wird sich sicher keiner freuen, den Winter da oben zu verbringen. Wie so ein Stück Pergament über das Schicksal eines Menschen und seiner Untergebenen entscheiden kann.”, meinte der Ritter.
“So ist nunmal das Militär. Hast du Angst?”, fragte eine männliche Stimme die nach Sir Eyck klang.
“Respekt…ich nehme mir drei meiner besten Männer mit und dann heizen wir den Orks ein. So Innos will, verdiene ich mir da meine Paladinsporen. Hey…und das Bier soll da oben gut sein.”
“Damit man die Leute da oben auch besser ertragen kann - haha! Komm, ich seh schon, du brauchst noch ein wenig Gerstensaft aus Geldern.”, sagte eine andere Stimme.
"Ich verzichte, Arond. Aber du weißt wieso. Wir verabschieden uns morgen nochmal. Für Innos!.", sagte Sir Eyck und verabschiedete sich auch vom Rest.
Sie gingen los und Naira überlegte gar nicht, ob sie ihnen folgen sollte. Es hatte in ihrem Kopf ordentlich gerattert und vielleicht bot das Schicksal gerade eine Gelegenheit, die sie mit ihren Fingern ergreifen würde.
Geändert von Ornlu (08.09.2025 um 13:44 Uhr)
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Pass zwischen Varant und Myrtana - Auf dem Weg nach Fort Nemora
Kiyan verzog ebenfalls das Gesicht, als er wie die Soldaten und restlichen Gefangenen einen Blick auf die Spuren vergangenen Blutvergießens werfen konnte. Etwas in ihm rührte sich und einen Moment verspürte er das völlig unpassende Gefühl von Genugtuung, welches aus der Verbindung mit dem Mammut stammte. Der kleine Teil seines Verstandes, der frei von der Berührung schien, reagierte angewidert auf die Zufriedenheit des Geistes, den Triumph, den er verspürte. Kiyan wandte sich ab, sah den alten Gefangenen an, der gebannt zu dem Massaker schaute, den Blick darüber gleiten ließ, als würde er etwas folgen, als würde er etwas sehen, was dem normalen Auge verborgen blieb. Vielleicht war er schlicht wahnsinnig, vielleicht aber auch nicht. Also sah der Waldläufer seinerseits nochmals genauer hin. Und erstarrte.
Schwere Spuren im trockenen Boden, die Abdrücke eines Bären von einem Ausmaß, dass jeder Braunbär auf dem Festland zu kurz geraten im Vergleich erschien. Die Beute hatte aus Echsen bestanden. Lurker? Nein, zweibeinig, lange Körper, beige bis grünliche Farbe, den Felsen und der Umgebung nicht unähnlich. Snapper!
Er ist hier lang gekommen, der Geist, den wir befreit haben …
Echsentod! Gut!
Kiyan bleckte die Zähne. Nur Adanos wusste wohl, was Gy’liaths Geschichte mit den Snappern war. Eine alte Rivalität? Eine Blutfehde aus grauester Vorzeit? Zumindest rührte daher wohl die Genugtuung. Der Waldläufer wandte sich halb zu Onyx um, der hinter Elfric Sturmsänger lief. Dieser hatte – zu seinem eigenen Wohl – beschlossen, zwischen den Waldläufern nicht mehr allzu laut zu sein. Er starrte das Gemetzel mit großen Augen an. Erdachte er ein Lied oder versuchte er mit aller Gewalt, nicht zu kotzen? Ein plätscherndes Geräusch an der Spitze der Reihe zeigte, dass der junge Edelmann den Kampf gegen seinen Magen verloren hatte. Plätschernd verteilte sich magere Kost über das dünne Gras.
Onyx nickte Kiyan zu. Auch er vermutete, dass Svalblod diesen Weg gegangen war. Bei Adanos, vielleicht hatte jene Macht, die Schicksale am Spinnrad wob, es genau so gewollt. Bis eben hatte sich der Gortharer der Situation ergeben wollen, sich damit abfinden, in der nächsten Mine schuftend wahnsinnig zu werden, im Geiste von Gy’liath gezerrt und körperlich mit Eisen ans Bergwerk gebunden.
Aber Svalblods Spur. Das löste etwas in ihm aus. Wie eine ferne Melodie, die er einige Zeit nicht hatte vernehmen können, nur um ihr jetzt mit Sehnsucht schaffender Intensität lauschen zu können. Kiyan verengte das gesunde Auge, wandte den Blick ab, schaute Richtung Süden. Die Melodie, die er sich eingebildet zu haben schien, verklang, nur um leise wieder hörbar zu werden, als er Svalblods Morden ansah.
Ich werde wahrscheinlich wirklich wahnsinnig. Adanos, es gibt Tage, da wünschte ich, das Schiff, das mich damals von Gorthar nach Stewark gebracht hat, wäre gesunken. Kein heilender Schwarzmagier, kein Waldvolk. Stilles Vergessen im Abyss, das wäre jetzt eine wahre Wohltat.
Aber der Waldläufer wusste, dass diese Möglichkeit nicht bestand. Gy’liaths Hass auf den verdorbenen Bärengeist beiseitelassend, hatte er als Angehöriger des Waldvolkes, als Mann Adanos‘, eine Aufgabe und Pflicht: Schaden von seiner Gemeinschaft abwenden.
Svalblod bedeutete nicht nur Schaden, sondern auch Zerstörung. Untergang.
Folglich blickte Kiyan nun anders auf ihre Lage. Er musterte die Soldaten, ihre Bewaffnung und ihr Auftreten. Onyx nickte in Richtung des zweiten Fuhrwerks, auf dem Ausrüstung lagerte. Dort sah er einen Teil der Sachen, die sie bei ihrer Verhaftung getragen hatten. Der Rest würde bei Turya sein. Und da sie nicht mit ihnen in Ketten marschierte, wusste Kiyan, dass die Veteranin einer Verhaftung entkommen war.
Er maß die anderen Gefangenen mit prüfendem Blick. Elfric war ein Dummschwätzer, aber bei der – für einen Nordmarer – schmalen Statur zeichneten sich sehnige Muskeln ab. Und da bei der Ausrüstung auch ein nordmarisches Breitschwert lag, wusste er, dass der Mann auch kämpfen konnte. Gut zu wissen. Der junge Edelmann, der sich die Kotze vom Mund wischte, schien ebenfalls tüchtig. Vielleicht war er mal Ritter gewesen oder zumindest ausgebildet in den üblichen Kampfkünsten, die gezierte Schnösel wie er beherrschen mussten, um bei Fräuleins gut anzukommen und andere Gecken einzuschüchtern.
Der graue Spitzbart … Die Lumpen, die er am Leib trug, mehr schien er nicht zu besitzen. Nun, wo Kiyan ihn eingehend studierte, bemerkte er feine Tätowierungen an den Händen, die Arme hinauf bis zu den Sackleinen, die er trug. Je länger er auf die Körperkunst starrte, desto mehr schien sie zu verschwimmen. Erst jetzt fiel Kiyan auf, dass die Hände des Alten eng gefesselt waren, so sehr, dass er keinen Finger spreizen konnte.
Den werde ich im Auge behalten. Der ist am gefährlichsten.
„Und nun, Herr Offizier?“, rief ein junger Soldat, der wie der Großteil bestürzt von dem Blutbad schien. Der Offizier, ein Mann mit einer prägnanten Narbe im Gesicht, sah angewidert zu seinen Untergebenen.
„Marschieren wir weiter, Waffenknecht Cran!“, fuhr er ihn an, „Ihr seht ein bisschen Blut auf dem Gras und ein paar Tierkadaver und schon macht ihr euch ins Hemd.“
Er spuckte saftig aus und schüttelte den Kopf. Halblaut murrend bewegten sich die Soldaten und der Tross weiter, während Narbe bemerkte, dass Kiyan ihn ansah.
„Was ist los, Großer? Lust, das zweite Auge zu verlieren?“
„Schöne Narbe“ – unbeeindruckt nickte er ihm zu – „Hab auch welche.“
Der Offizier sah ihn lange an, blickte dann zu dem jungen Edelmännchen.
„Der da hat einen Namen genannt. Und ich überlege schon geraume Zeit.“
Kiyan schaute zu Kotzer. „Der? Und welcher Name war das?“
„Isegrim.“, Narbes Stimme war bemüht ausdruckslos.
„Nie gehört“, der Waldläufer hob die Schultern, während sie marschierten. „Nordmarisch?“
„Wo hast du das da her?“, der Soldat deutete auf Kiyans Stahlauge.
„Handwerker aus Thorniara.“
„Sehr witzig, du Scheißer. Ich meine, wo du dein scheiß Auge verloren hast.“
„Gorthar. In einer Mine. Beliars Hauch. Schwefelabbau. Hab mit einem Streichholz herumgewedelt, dann hat’s geknallt und schon war ich um ein Auge leichter.“
Narbe schien einen Moment zu erbleichen, dann schüttelte er mehrmals den Kopf. Machte sich Gedanken. Dann stahl sich ein Lächeln auf seine Züge, ein ganz und gar, ausnehmend und völlig widerwärtiges Grinsen.
„So spielt’s Schicksal, Kamerad Isegrim“, knurrte er süffisant, „Du hast meine Karriere beim Orden zerstört und Innos hat mir deinen Arsch als Gefangenen beschert. Es gibt Gerechtigkeit auf der Welt, schlussendlich.“
„Bei Adanos, wer ist dieser beschissene Isegrim? Ich heiße Kiyan und stamme aus Gorthar. Sehe ich aus wie ein dreckiger Nord- …“
Ja, in der Tat, durch Gy’liaths Berührung sah Kiyan aus wie ein dreckiger Nordmarer.
„Das werden wundervolle Zeiten, Sir Isegrim, ganz wundervolle Zeiten. Wir werden viel über unseren gemeinsamen Dienst in Thorniara reden können.“
Damit ließ er sich lachend zurückfallen. Der Spitzbart plapperte weiter, der Skalde schwieg, der Edelmann starrte nun ebenfalls auf Kiyan, als habe er einen Toten gesehen und Onyx hatte noch niemanden gewürgt.
Wahrlich, nicht ich werde wahnsinnig, die gottverdammte Welt ist wahnsinnig geworden.
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Fort Nemora - DK2 Lauschen, beobachten und lernen
Das Schicksal amüsierte sich gerade köstlich über die junge Diebin, Waldvölklerin, Kind Nordmars, ungewollte Soldatin und was sie noch so alles war.
Naira hockte nicht irgendwo in den Schatten und belauschte die Gruppe, die sie verfolgt hatte.
Nein, sie saß mittendrin und das lag an Reila selbst. Die Reiterin hatte Naira entdeckt, als Naira gerade hinter der Soldatentaverne verschwinden wollte, um Möglichkeiten zu finden die Gruppe zu belauschen oder zu beobachten. Sie hatte zuvor hinter dem Gebäude eine kleine Latrine vorgefunden. Ein Plumpsklo im besten Fall, damit wohl niemand den langen Weg zu den Latrinen gehen musste.
Die schwarze Reila tauchte dann plötzlich auf und Naira sah schon alle drakonischen Strafen auf sich zukommen. Doch kam es dann anders wie befürchtet.
“Kennen wir uns?”, hatte sie mit ihrer natürlich dominanten Stimme gefragt.
“Kayla! 2. Verbrecherkompanie - ehhhh…Gruppe 4!”, hatte sie gegrüßt und salutiert.
“Ach du bist das! Hast dich ja wirklich durchgebissen. Wir sind nicht im Dienst. Also musst du nicht grüßen wie diese Holzköpfe von deinen Ausbildern. Bei Innos! Mein Onkel hätte die Schweine damals ein Auge ausstechen lassen. - Was machst du hier?”, hatte die Soldatin gefragt. Naira hatte dann umgeschaltet. Es war wie ein Bühnenstück, das spontan durch das Publikum bestimmt wurde. Mit Reila hatte sie einmal zu tun gehabt und damals hatte sie sie gerettet.
“Ich…ich musste mal. Bei den Latrinen ist es mir aber nachts zu gefährlich…ich wäre fast schon mal…ihr wisst schon. Da finde ich es hier sicherer.”, hatte sie gespielt und versuchte, die emotionale Schiene und weibliche Verbundenheit auszuspielen.
“Sie sollten Frauen in deiner Kompanie zumindest einen Dolch gestatten. Bei Innos! Wenn dich einer bedroht oder nötigt oder bei Innos sich an dir vergeht! - Kommst du sofort zu mir. Klar!? Wir Frauen im Militär müssen zusammenhalten. Egal ob du ganz unten bei den Verbrecher-Kompanien bist oder eine Paladina. Frauen sind Innos Gesetzen nach besonders geschützt, denn sie sind es, die Leben schenken und das heilige Herdfeuer hüten.”
“Ja…ehh. Verstanden.”, hatte sie kurz und knapp geantwortet und war ein Stück begeistert von Reila. Sie hatte eine gewisse Körpersprache, die ihren Worten entsprachen. Mit Innos war Naira nicht gerade in LIebe verbunden, aber auch nicht im Streit.
“Ich muss mal. Kannst du aufpassen, dass kein Trunkenbold mich beim pinkeln stört?”, hatte sie dann gefragt. Naira machte dies natürlich und auch sie durfte ihr kleines Geschäft unter dem Schutz von Reila Qel-Droma verrichten. Das würde sie ihren Enkeln noch erzählen. Zumindest als Teil ihrer Flucht von Fort Nemora.
In einem Moment der Ungewissheit, wo Naira nicht wusste, ob sie noch was sagt oder einfach verschwindet, war es Reila, die fragte, ob sie denn auf ein Bier mit wolle.
Naira hatte abgewunken und gemeint, dass sie doch zur Verbrecher-Kompanie gehöre. Doch hatte Reila gemeint, dass dies nicht Kaylas Problem sei und sie als Offizierin jeden Gast mitnehmen dürfte, solange es angemessen ist. Eine Soldatin des Reiches beiwohnen zu lassen, war angemessen
Und so saß sie nun bei Reila und am Tisch mit Arond, den ihr bekannten Darquan und Gallhandan, sowie drei anderen Männern, die sie nicht kannte und die allesamt wohl einen hohen Rang trugen.
Sie hielt sich dezent und schüchtern zurück. Mimte das eingeschüchterte Mädchen zwischen all diesen Helden und antwortete nur kurz und im besten Fall langweilig, wenn sie überhaupt gefragt wurde.
Es war ganz in ihrem Sinne und in diebischer Manier so unauffällig zwischen ihnen zu sein, dass sie sie in den nächsten Tagen schon wieder vergessen hatten.
Sie lernte und beobachtete. Nippte immer mal am Bier und lauschte den Gesprächen .
Die zwei Soldaten und vier Ritter waren allesamt verschieden und doch durch ihre Art und das Militär wiederum gleich. Wie sie sprachen, Dinge beschrieben oder betonten. Da hörte man jahrelange Ausbildung und Verantwortung im Militär heraus. So wie wenn sie den Waldläuferveteranen mal am Feuer zugehört hatte und eine gewisse Gleichheit unter ihnen erkannte. Gesten, Worte und die Art, über dieselben Dinge zu lachen. Eine Werdung durch Sozialisation und Gemeinsamkeiten. Selbst sie hatte durch die Ausbildung ein paar Dinge und Gewohnheiten übernommen, die zuvor nicht existierten.
Reila war da keine gravierende Ausnahme, aber durch ihre Art und Klangfarbe beim Erzählen, doch anders. Man hörte heraus, dass sie als Mädchen unter Kriegern aufgewachsen war und sich schon immer durchsetzen musste. Sie musste allen noch mehr beweisen, dass sie es wert war, unter ihnen zu kommandieren und überhaupt als Frau einen Platz zu haben, der nicht dahin ging, wo Stallion und Bill Naira sahen. Dies war eine wichtige Lektion, wenn sie ihren Plan umsetzen und glaubwürdig sein wollte.
Sie wurde respektiert und wenn sie erzählte, unterbrach sie niemand wie bei Arond. Der mochte ein Ritter sein, aber machte keinen besonderen Eindruck auf Naira. Nett, aber etwas zu selbstsicher und sich bewusst, dass er gut aussah und sich Dinge leisten konnte. Wie wohl Sumpfkraut - wenn er es denn hier dürfte. Naira hoffte, dass diese Information stimmte.
Darquan und Gallhandan waren wie ein kampferprobter Wachhund, der nichts anderes mehr sein konnte und ein Kater, der überall sein Revier markieren musste.
Darquan sagte nicht viel, lachte aber sehr laut und war durch und durch wohl ein Ritter, der zu viele Schlachten gesehen hatte und mit den Menschen außerhalb von Blut und Gemetzel wenig anfangen konnte.
Gallhandan versuchte indes immer, durch scharfsinnige Sprüche sich über einen zu stellen oder allen aufdrücken zu wollen, dass er nicht nur ein sehr guter Krieger war, sondern auch besonders schlau und jedem überlegen. Zwei der Männer waren eher vom Schlag eines Stallions oder Bills. Sir Feros und Gardist Gart. Sie gafften immer wieder zu Naira und sahen sie wie etwas Wertloses an. Etwas was sich zu fügen hatte, wenn sie was verlangten und was sie verlangen würden, war ihr schon klar. So einfach war die Welt. Das sie nichts verlangten, lag an Reila und auch den Gardisten Hoid. Beide sorgten dazu, dass sich die beiden anderen weder zu nah an Naira setzten, noch mit Fragen der peinlichen Art belästigten. Reila war sehr direkt und Hoid…recht charmant, wie er mit klugen Worten und Sprüchen niemanden beleidigte und doch das Thema von den plumpen Fragen ablenkte und bessere Themen ins Spiel brachte.
Ja, wäre es eine andere Zeit und ihre Situation eine andere - Naira wäre gerne jetzt hier zusammen mit Reila, Hoid und auch Arond. Vielleicht sogar mit Darquan und Gallhandan, um sie beide aufzuziehen, während sie vor dem Rest nicht mehr das eingeschüchterte Mädchen spielte, sondern eine selbstbewusste junge Frau namens Naira Flammenherz.
So aber spielte sie mit und war Zuschauerin dieses zwanglosen Treffens.
Arond erzählte, dass es zu einem Fort nahe des Hammerclans ging und er dort mit seinen Leuten die Garnison unterstützen würde.
Naira wusste gar nicht, dass die Myrtaner in der Heimat ihrer Kindheit nun Forts platziert hatten, um dort gegen orkische Truppen vorbereitet zu sein. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie die sturen Nordmarer dies gut finden konnten. Aber es schien zu funktionieren.
Reila erzählte dann, wie sie oft Banditen am Pass von Varant jagten und es mal zu mal schwerer wurde, sie im felsigen Gebiet noch zu Pferde zu verfolgen. Aber auch, dass ihr neuer Befehl, den sie heute vom Kommandanten überreicht bekam, hieß wichtige Händlerkarawanen mit ihrer Reiterschwadron zu eskortieren.
“Das wird nervig, weil diese Händler erwarten, dass wir wie Söldner ihren Befehlen Folge leisten. Dazu wirkliche Söldner, die sich in ihrer Stellung bedroht fühlen. Bei Innos! Und dann sehen sie mich als Frau und machen Anstalten. Das letzte Mal musste ich einen die Nase brechen. Da ist dieses Stück Pergament fast nichts wert!”, sagte sie, holte ihren Marschbefehl hervor und knallte diesen auf den Tisch. Dann trank sie aus ihrem Krug. Naira las schnell, was dort stand und hätte für einen Moment absoluter Dunkelheit um sie alles gegeben. So aber sah sie zu wie Reila das gefaltete Stück Pergament wieder in ihre Jacke einsteckte und Tipps bekam, wie sie einem Söldner den Hintern versohlt. Arond hingegen machte sich ebenso über sein Stück Pergament lustig, das im Grunde sein Leben beenden könnte.
Naiar beschloss sich zurück zu halten und auszuharren. Wenn sie irgendwie lang genug hier bleiben würde, bis Arond oder Reila gingen, würde sie eine Gelegenheit suchen.
So aber kam die nächste Runde an Bier. Naira hatte noch gar nicht ausgetrunken, während die Herren schon beim vierten oder fünften Krug waren. Reila nun beim Zweiten.
Durch Darquan und Gallhandan erfuhr sie dann, dass Blutstahl die Rekruten verachtete und niemanden als würdig sah, wenn er nicht im Orkkrieg gekämpft hatte. Sie ließ es über sich ergehen von ihnen zu hören, dass sie und die anderen keine guten Kämpfer waren und sie selbst zu klein, um gegen Orks zu bestehen. Naira ersparte es sich die Übungskämpfe gegen beide zu erwähnen, wo sie sich gut geschlagen hatte und mit mehr Erfahrung sicherlich noch besser davon gekommen wäre. Auch Darquans Kommentar damals holte sie nicht hervor. Vermutlich hatten die beiden bei so vielen Übungskämpfen damals eh den Kampf gegen sie vergessen. Die beiden waren keine Dreckskerle. Der Eindruck damals war anders, aber damals waren sie im Dienst und mussten zeigen, was sie können. Jetzt hier als Menschen waren sie gut genug für bestimmte Themen. Naira lauschte sehr genau und nahm von beiden mit, wie sich Veteranen als Menschen im Kampf, aber auch ohne den Kampf grundlegend ändern können. Auch das war eine wichtige Lektion, wenn sie eine bestimmte Soldatin mimen wollte. Es gab mehrere Masken. Kriegerin, Soldatin, Zivilistin. Alle von ihnen schalteten um.
Es gab manche wie Blutstahl, die gar nichts änderten und nicht mal über Witze noch lachten. Aber in dieser Runde war es ein reges Wechseln der Masken. Sie erzählten alle über ihre Kriegsgeschichten, über lustige Dinge und von ihren Familien. Sie wurden menschlich für Naira und doch waren sie am Ende Feinde, wenn sie die Soldatenmaske aufziehen würden und befohlen bekamen, ihre Leute umzubringen und zu jagen. Das durfte sie nicht vergessen.
So verging die Zeit wie im Fluge und Naira hatte in ihrer passiven Rolle viel mehr dazu gelernt, als in irgend einer Ecke versteckt zu sein und zu versuchen, irgendwas zu erfahren. Reila sei Dank.
Es tat ihr fast schon leid, dass sie noch was vor hatte, was ihr vielleicht schadete.
Naira nippte weiter am Bier, lauschte und antwortete gelegentlich auf Fragen. Nie aber fragte sie selbst. Sie war doch so eingeschüchtert von diesen Helden.
Als sich dann Reila endlich erhob und ihren zweiten Krug geleert hatte, war es auch endlich Zeit für sie.
Reila wünschte Arond viel Glück und bekam es erwidert, bevor sie sich mit einem “Für Innos!” beim Rest auch verabschiedete. Naira indes schaute verschüchtert in die Runde, nickte Arond zu und wünschte ebenso ein “Für Innos!”.
So kam sie aus dieser Runde und gelangte so auch ohne Probleme aus dem Gebäude.
Und jetzt galt es. Es ging um mehr, wie nur den Erfolg. Es ging um Schicksale wie bei Arond selbst. Reila drehte sich um und wollte zu Naira was sagen, da torkelte Naira vor sich hin und hielt sich den schwummrigen Kopf.
“Oioioi…ich hab seit…langer Zeit kein Bier getrunken…oioio im Sitzen war doch noch alles gut?”, säuselte sie und Reila tat das, was man dann nun einmal tat. Sie fing sie in ihrer doch größeren Gestalt auf und Naira hängte sich an ihre Jacke, schwankte vor und zurück, um sie mitzuziehen. Reila versuchte die Betrunkene zu stabilisieren und Naira griff im Moment, da es eh ein Gewusel an und um ihre Jacke war in die Jackentasche. Sie zog das Stück gefaltetes Pergament heraus und ließ es direkt zu Boden fallen. Sie trat drauf und ließ sich von Reila stabilisieren.
“Alles gut, Kayla?”, fragte sie. Naira lächelte dämlich auf und nickte dann.
“Komm ich bring dich zu deinen Leuten. Kannst du stehen oder soll ich dich stützen?”, fragte sie nach. Naira versuchte es dann selbst und fiel mit ihren betrunkenen Kopf auf die Knie. So dass sie sich mit dem Oberkörper nach vorne beugte, mit der Linken ein Stück gefaltetes Pergament in die Hose steckte únd sich aufhelfen ließ.
“Entschuldigung. Es ist mir soooo peinlich! Ich hätte sagen sollen, dass ich nichts vertrage.”
“Unsinn. Alles gut. Komm ich halte dich ein wenig an der Hand. Halt dich aber ran. Nicht dass jemand meldet, dass du betrunken herum torkelst.”, gebot die Reiterin und griff mit ihrer starken Hand die Hand von Naira. Sie musste zugeben, dass Reila nicht nur einen festen Griff, sondern auch schöne Frauenhände hatte. Schöner als jene von Chani. Dazu diese Größe und das schwarze Haar. Wäre sie wirklich betrunken, hätte sie sie einfach mal geküsst und geschaut, was passiert. Mit der Garantie, dass sowas niemals unter innosfürchtigen Menschen geduldet werden würde. Aber vielleicht…der Gedanke, dass Reila sowas machen könnte, gefiel ihr und blieb einfach nur eine Fantasie.
Reila und sie gingen zur Hütte von Gruppe 4 bei der 2. Verbrecher-Kompanie. Naira mimte weiterhin die Angetrunkene. Redete nun wie eine mutig gewordenen, introvertierte Frau, die zuvor den Mund nicht aufbekommen bekam.
“Darquan erinnert einen doch wirklich an diese Hunde, die Rinder bewachen…er bellt sicher auch so laut. Wuff…”, äffte sie ein wenig. Reila lachte auf, meinte, dass dies stimmt und gebot Kayla still zu sein und nicht mehr die Nacht anzubellen.
Nach etwas Zeit war sie angekommen.
“Danke, Mylady. Ihr habt ….mir ein wenig Licht ins Dunkel dieser Tage gebracht. - Es war ein Stück Leben wie früher und ein Stück Hoffnung für die Zukunft. Ein großes Stück…muss ich zugeben. Und das ist ehrlich, weil Betrunkene sagen immer die Wahrheit, nicht wahr? Mein Körper weiß noch nicht wo oben und unten ist…aber mein Geist ist schon klarer dank der kühlen Nachtluft…Danke nochmal.”, sagte Naira und spielte ihre Rolle bis zur Vollendung. Schwankte noch etwas herum und war wirklich dankbar. Das Stück Hoffnung für die Zukunft hatte sie in der Hosentasche. Reila dachte es wohl anders.
“Keine Umstände! Schön als Frau nicht allein gewesen zu sein. Innos leitet uns und gibt uns Hoffnung, Kayla. Sei auch für deine Leute die Fackel in der Dunkelheit. Für Innos!”, beschwor Reila und verabschiedete sich mit einem Nicken, nachdem Naira in der Tür auch verschwand.
Innen drin, blickte Robas auf, während Esram und Jaleel wohl nicht hier waren.
“Ich habe was Wichtiges zu tun. Wenn du wirklich mal beim Militär warst, dann hast du es nun auch! Ich hole noch Esram oder Jaleel. Such du eine Lichtquelle und schau dir das schonmal an. Dann wirst du verstehen.”, sagte sie und schlich keine zehn Minuten später wieder aus der Hütte, um Unterstützung zu haben.
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Beria
Sie fühlte sich schon sehr geschmeichelt als der Druide sie mit Frau Lyara anredete. Das war fast so etwas wie ein Ritterschlag. Schließlich hieß das ja deutlich, dass sie nicht mehr eine kleine Göre war, wie die Leute in Ardea redeten, sondern, dass sie nun unter Erwachsenen sprachen. Daher straffte sich die Schwarzhaarige deutlich und blickte deutlich ernster drein als sonst. »Ich benehme mich«, versicherte so als hätte man sie gezwungen vor einem Innosschrein auf die Knie zu gehen und sie hätte feierlich eine Hand auf irgendein besonderes Buch gehalten. »Ifran hat sich in der Zeit niemals ehrlos verhalten und immer sein Bestes gegeben. Auch wenn ich es ihm schon eins ums andere Mal ziemlich schwer gemacht habe«, flüsterte sie kleinlaut hinzu. Da Porgan so offen war, wollte sie nicht die Gelegenheit ungenutzt lassen auch ihm mit Offenheit zu begegnen. In ihren Augen war ein silbernes Funkeln als sie weiter sprach: »Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen«, sie überlegte was jetzt wohl folgen musste. »Ehrwürdiger Herr von Beria«, versuchte sie es. Auch wenn Porgan seine eigene Bescheidenheit wie eine Rüstung trug hieß das nicht, dass er keinen Respekt verdiente.
»Also dieser Vogel«, meinte sie, während sie nach Aufforderung von Porgan ihm folgte und sie in diese neue abgelegene Welt des Höhlensystems abtauchten. »Ich spreche einfach ganz frei«, sagte sie überflüssigerweise. Das tat sie ohnehin immer. »Eigentlich finde ich ihn im Grunde erst einmal sehr nervig um ehrlich zu sein. Ich meine ständig taucht dieses Vieh auf und guckt mich aus diesen gruseligen Augen an als ob er in meine Seele gucken könnte. Sowas habe ich noch nie erlebt!«, polterte sie und hörte ihre Stimme sanft in den Gängen verpuffen. Ihre Schritte waren dumpf und hier und da fegten ihre Füße Steine beim Gehen zur Seite. »Auf der anderen Seite kommt er mir sonderbar vertraut vor. So als wäre es ein alter Freund der mich begleitet. Ich meine natürlich kenne ich den Vogel nicht, doch es macht für mich den Eindruck als wäre es so«. Sie zuckte mit den Schultern. Alles erschien ihr wie ein riesiger undurchdringlicher Heuhaufen in dem sie sich überhaupt nicht zurecht finden konnte. »Und erm ich höre eine ferne Melodie wenn ich ihn angucke«, meinte sie und schämte sich ein bisschen das zugeben zu müssen. »Ich hoffe du erm ihr haltet mich jetzt nicht für völlig verrückt. Doch es hört sich an wie ein fernes Rauschen. Wie Schwingen die auf und absteigen. Ganz leise nur. Wenn das Vieh mich ansieht fühle ich mich anders. So als wäre ich woanders. An einem dunkleren Ort. Es ist einfach gruselig«, konkludierte sie schließlich. »Könnt ihr das was machen? Diesen Vogel vertreiben oder so? Ich meine ihr habt ja bestimmt viel Erfahrung mit solchen Dingen. Mir wäre lieber er würde verschwinden«, meinte sie und merkte, dass sie ihren Kiefer angespannt hatte als sie erzählt hatte. Etwas in ihr wollte mehr wissen und etwas in ihr fürchtete sich so sehr vor dem was zu Tage kommen könnte, dass sie den Vogel am Besten aus ihrem Leben verbannen wollte.
Sie kamen zu der Wohnhöhle von Porgan, wo der Kadaver des armen Tieres aufgebahrt worden war. Es sah schrecklich aus. Verstörend. »Ich … ich fühle es wieder.«, meinte Lyara und hielt sich die Schläfe, so als würde ihr der Kopf von den Schultern fallen, wenn sie es nicht täte. »Es hat vom Tod geträumt und der Tod hat gesungen. Ein Alptraum«, flüsterte sie.
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»Was habt ihr getan?!«, schrie Amara und wollte auf Saraliel losstürmen, doch der erhob nur die Hand und lies ihre Bewegung abrupt enden. Nun stand sie in einigem Abstand wie versteinert vor ihm. Nur ihre vor Hass glänzenden Augen musterten ihn weiter. Der Magier lehnte sich auf einem stuhlartigen Konstrukt zurück und betrachtete ihre Konturen, die wie wabernder Nebel mal hierhin mal dorthin glitten. »Er hat mich vernichtet«, meinte Raschid, der sich in der weiten Fläche umsah die sich rund um sie herum erstreckte. Es funkelte in verschiedenen Farben um sie herum, wobei blau deutlich dominierte. Sie besaßen hier keine Körper und ihre Gestalten waren mehr als flüchtig. »Dann hat er unsere Geister in die astrale Ebene gezerrt«, folgerte er, nachdem er sich umgesehen hatte. »Ich habe euch unterschätzt«, zollte der Schwarzmagier widerwillig Tribut. »Doch noch steht nicht fest, ob ihr etwas davon haben werdet«, fauchte er anschließend. »Bleibt abzuwarten ob eure Gefährten einen Weg finden werden euren sterbenden Körper zu retten«
»Das ist für euch nicht mehr von Belang«, entgegnete Saraliel erhaben und verbarg unter seinen Worten die Angst seinen Bruder und seine Gefährten nicht wiederzusehen. Denn der alte vom Berge hatte Recht. Sein Körper lag nach der Nutzung der Blutmagie im Sterben. Hier in der astralen Ebene spielte es vorerst nur eine untergeordnete Rolle. Doch wenn er wieder zurück wollte, würde er sich seinem Schicksal stellen müssen.
»Ihr seid Feuermagier gewesen. Ihr Beide«, stellte der Schwarzhaarige in den Raum. Amara und Raschid schauten sich an, sagten aber nichts.
»Amara ist gestorben und das konntet ihr nicht ertragen al-Din. Also habt ihr euch mit dem Feind des Lebens eingelassen und gehofft, dass er euch Amara wiedergeben würde. Doch das tat er nicht. Denn Beliar ist listig und wortbrüchig. Er hat euch unheiliges Leben gegeben und Amara in diese Kiste gesperrt, auf dass ihr ihm ewig dient mit Aussicht auf ihre Rettung. Und ihr habt ihm gute Dienste erwiesen nicht wahr?«
»Was wisst ihr schon davon?«, meinte der Alte mürrisch, dann fuhr er fort:
»Die Paladine konnten mich nicht vernichten, also sperrten sie mich in Masyaf ein und befreiten mich wieder, als sie die Festung schleiften. Ich war so kurz davor alles wieder richtig zu machen. So kurz davor das Unrecht zu sühnen was uns widerfahren ist. Innos’ selbst hat Amara mit seinem sengenden Fluch in der Wüste geholt und ich wollte ihm zeigen, dass auch er nicht allmächtig ist!«, donnerte er.
»Hochmut. Beliars liebste Sünde«, meinte Saraliel grimmig und erhob sich dann.
»Und jetzt großer Magier? Werdet ihr uns jetzt zu Beliar gehen lassen?«, meinte Amara mit einer Mischung aus Angst und Trotz.
»Zu Beliar? Ihr seid geweihte Magier«, meinte der Magus verwundert und schaute in fassungslose Gesichter. »Innos selbst ist der oberste Richter. Er wird eure Taten beurteilen«, er machte eine Pause. »Ich vergebe euch. Im Namen der Kirche des Herrn des Lichts vergebe ich euch. Möge Innos euren Seelen Frieden bringen«. Sie schrien nicht. Sie gingen in Licht auf. Dann war es ruhig. Saraliel gab sich einen Moment um nachzudenken. Ob es gnädiger war sie zu Innos zu schicken?
Er kam zu keinem Ergebnis. Letztlich blieb es ihm nur seine Augen zu schließen und in die Welt zurück zu kehren.
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Fort Nemora
“Sir Isegrim? - Kiyan hieß doch nicht so.”, dachte er sich. Oder war Kiyan ein Lügner in Bezug zu seiner Vergangenheit? Onyx zweifelte daran, dass die Myrtaner recht hatten. Männer von Welt wie Onyx erkannten den gorthanischen Dialekt und kannten Nordmarer. Erst recht wenn einer bei ihnen dieser Elfric herum lief. Die Gesichtszüge, der Gang und die Körpersprache waren eine andere. Kiyan hatte - obwohl noch nicht lange dabei - sich schon sowas von Turya und onyx abgeschaut. Es waren Details wie das Aufsetzen der Füsse und das Bewegen des Kopfes, während man ging. Immer das Blickfeld überwachend und musternd. Nach Dingen suchend, die nicht gefunden werden wollten.
Ein Sir Isegrim war das nicht.
Sie hatten, nachdem genug von diesem Massaker betrachtet wurde, den Pass zu Fuss und mit einen großen Karren geschafft. Onyx blickte nicht zurück, musste sich aber vorstellen wie das Wesen das sie befreit hatten da gewütet hatte. Es war ein verdammtes Problem und irgendwie würden sie die Konsequenz dafür tragen müssen. Blöd nur, dass sie in Fesseln lagen und mit jedem Schritt die klirrenden Ketten daran erinnerten.
Fuhrwerke und Karawanen kamen ihnen entgegen, als sie die große Handelsstraße betraten. Ihr Weg war ein Nebenweg durch das Gebirge gewesen. Onyx fragte sich wieso sie nicht die Hauptstraße genommen hatten, aber die Gründe dazu konnten mannigfaltig sein.
Viel mehr hatte den Waldläufer ein Detail am Wegesrand interessiert. Drei Steine. Einer der auf Zweien lag direkt neben einen Busch.
Onyx grunzte auf. Für Kiyan ein Hinweis genau zu schauen. Wie in der Wildnis.
Turya war da und beobachtete sie. Da war er sich sicher.
Doch allein auf offener Straße und entlang von Weidefläche auf denen Schafe und Rinder grasten, war wenig Raum für einen Hinterhalt. Das große Waldstück nach dem Pass hatten sie schon passiert.
Als sie eine Kreuzung betraten und die Türme von Trelis noch ein paar Wegstunden entfernt schienen, nahmen sie einen anderen Weg.
Nemora schnappte er auf und wusste nicht wirklich was das war. Sie zogen vorbei an Feldern, eine Reitertruppe zog an ihnen vorbei und sie betraten nach wenigen Stunden wieder etwas bewaldetes Gebiet, das bald, zumindest entlang der Straße, abgeholzt war und nach seiner Einschätzung in diesem Jahr erst abgeholzt wurde.
Je weiter sie den Weg vorankamen, umso älter waren die Flächen, wo viele Bäume gefällt worden waren.
Ein Sägewerk? Ganz sicher nicht, denn es gab hier keinen Fluss. Nicht lange und sie erblickten das Ziel dieser ungewollten Reise.
In Abständen von fünfzig Schritten standen drei Mann hohe, schlanke Holztürme, die durch eine zwei Mann hohe Palisade aus Holzstämmen verbunden waren. Es war ein Fort der Myrtaner mit einem sehr großen Tor, durch das zwei Fuhrwerk gleichzeitig fahren konnten.
Die Anlage zog sich hin bis zu einen Bergstück auf dem der einstige Schürfer die typischen Zugänge in Minenstollen sah.
“Rasheeda…”, knurrte er und beachtete die mindestens hundertfünfzig Schritt freie Fläche vom Wald bis zum Fort nicht.
Er sah nur Gefangenschaft in einer Mine und wenig Chancen aus einem Militärlager zu entkommen.
Am Tor empfingen sie Soldaten und ihr Offizier grüßte sie, wie alte Bekannte.
“Ich bin Gardist Mandos und ich begrüße euch elenden Verbrecher in Fort Nemora! Möge Innos euch eure gerechte Strafe zufügen!”, sagte der Typ, dessen Haarschnitt und Kopfform die Vorlage für einen perfekten rechten Winkel war.
“Auf geht es! Zum Quartiermeister!”, war der Befehl des Offiziers.
Das gut geschützte Tor öffnete sich und sie traten ein in ein Militärlager, wo kleine Hütten überall in Quadraten angeordnet waren, alles Struktur hatte und größere Gebäude einen ganz bestimmten Zweck.
Sie kamen an marschierenden Kompanien vorbei und sahen an einem großen Übungsplatz Rekruten üben und exerzieren.
Am größten Gebäude hielten sie und wurden von einem Dutzend Soldaten empfangen.
Ein ergrauter Mann mit Arschlochgesicht trat aus dem Gebäude, bekam Papiere übergeben und nickte dem Offizier zu.
Minuten später kam er mit klimpernden Säcken voll Münzen zurück und übergab sie ihrem Offizier.
“Ich bin Quartiermeister Stallion! Gardist seiner Majestät Rhobar den 3. und dafür zuständig, dass ihr das bekommt was ihr verdient! - Ihr räudigen Bastarde hört nun genau zu, denn ich sage alles nur ein Mal. Ihr zieht euch jetzt um und legt eure Lumpen dahin ab! Dann folgt ihr Gardist Finley, der euch zur Mine eskortiert. Dort dürft ihr euch nützlich machen, bis ihr verurteilt werdet! Ausführung! - Für Innos!”, bellte dieser räudige Drecksack und die Soldaten hinter ihnen machten Druck.
Sie mussten alles ausziehen und dafür typische Sträflingskleidung anziehen.
Onyx fühlte sich wieder wie damals. Gefangen, gefesselt und kurz davor für lange Zeit in einem dunklen Loch zu verrotten. Er knirschte mit den zusammen gebissenen Kiefern, als er als dreckiger Waldbandit angebrüllt wurde. Er hätte für wahr mindestens einen das Gesicht verformt, bevor er von mehreren Speeren und Klingen durchbohrt worden wäre. Doch das war nicht Sinn der Sache.
Das - und da spielte seine große Erfahrung mit - war nur der Anfang und bisher war er immer doch rausgekommen. Auch wenn die Tortur bis dahin furchtbar war und für ein Menschenleben reichte.
“Pasheera!”, zischte er, als er die Spitze eines Speers am Rücken spürte und sich ein zwei Köpfe kleinerer Mistkerl darüber zu amüsieren schien. Er warf seine Kleidung ab und sah zu wie diese, mit der Kleidung der anderen in einem Sack verschwand. Nebenan wurde der Karren, der mit ihnen ankam, entladen. Ihre Sachen waren nun deren Sachen. Räuberbande!
Er warf sich das dünne Leinenhemd über und fluchte innerlich, als seine guten Stiefel auch im Sack verschwanden. Stattdessen gab es Fusswickel.
Und dann standen sie da. Neu eingekleidet und begutachtet von Soldaten die sie verspotteten oder abfällig betrachteten. Dann ging es endlich los zur Mine…
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Fort Nemora
Kiyan atmete die spätsommerliche Luft, verfeinert durch die üblichen Duftnoten eines Gefangenenlagers, tief ein, seufzte und grinste den nun ebenfalls in Sackleinen gekleideten Edelburschen an.
„Riecht wenigstens nicht nach Schwefel, nicht wahr?“, fragte er und stieß ihn in die Seite. „Weißt du, was das Problem bei Schwefel ist?“
„Lasst mich bitte in Ruhe, Sir Isegrim …“, antwortete er schwach, was Kiyan wirklich wütend machte. Er beugte sich zu dem jungen Mann herunter und sah ihm direkt in die Augen.
„Schreib’s dir hinter deine scheiß Adelsohren, du Furz: Ich bin Kiyan. Kiyan Calveit aus Gorthar. Kein Isegrim, kein Sir. Sprich mich noch einmal als Isegrim an, Kleiner, und ich schlage dir die Kauleiste ein, verstanden?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte Kiyan davon. Einer der Wärter unter dem Gardisten namens Finley trat an ihn heran, scheuchte den Adeligen davon und wies mit der Hand zu dem Quartiermeister Stallion, an dem nichts, aber auch gar nichts an einen Hengst erinnerte.
„Du sollst nochmal hin, los!“, er hob den Knüppel, was Kiyan grinsen ließ. Derart trat er zu Stallion, der das beste Beispiel dafür war, dass Macht einen Menschen immer zum schlechteren verändert. Egal ob es die Kontrolle über zwei oder zweitausend Menschen ist. Macht verdirbt.
„Ihr solltet alles abgeben, vor allem du und dein südländischer Räuberfreund.“
„Ist von Torgaan.“
„Hab ich dich gefragt? Alles abgeben.“
Kiyan lächelte trocken. „Alles abgegeben, Quartiermeister.“
„Und dein Auge?“
„Fest verwachsen.“
Stallion trat vor. „Pass auf, du Stück Dreck, vielleicht kannst du bei den deinen im Wald so große Töne spucken, aber hier haben wir das Sagen! Ich bin Quartiermeister, ich bin für das Inventar zuständig. Dein Arsch ist Inventar. Dein Kopf ist Inventar. Und dein scheiß Stahlauge ist auch Inventar. Da Arsch und Kopf wertloser sind als ein Rattenpelz, bleibt nur das Auge. Raus damit.“
Kiyans Lächeln verlor das Trockene, wurde ausnehmend widerwärtig. „Oho, du denkst, du kannst es zu Gold machen, mh? Oder willst du’s als Erinnerung?“ Er hob die Schultern. „Leider brauche ich es.“
Der Quartiermeister tat, als würde er Tränen vergießen. „Ohje, der Bandit braucht sein Stahlauge. Was passiert, wenn ich’s dir rausnehme? Stirbst du etwa?“
„Es wäre extrem schmerzhaft …“
Stallion lachte abfällig. „Du bist’n großer Junge.“
„… für dich.“
Etwas in Kiyans Blick musste den Kerl überzeugt haben, dass das Stahlauge lieber an Ort und Stelle bliebe. Vielleicht sah er, was er auch an Onyx sah. Dass dies nicht ihr erster Aufenthalt in Gefangenschaft war. Sie zeigten nicht die üblichen Stadien des Strafgefangenen: Trotz, Unglauben, Resignation, Unterwürfigkeit.
Kiyans Lächeln wurde wieder freundlich. „Siehst du, Herr Quartiermeister, ich behalte es. Wenn ich hier draufgehe, kannst du’s immer noch veräußern. Versprochen, ich binde mir’n Zettelchen um, wo dein Name draufsteht.“
Stallion spuckte aus, scheuchte ihn davon. „Verpiss dich und sieh zu, dass du wieder zu Finley kommst.“
Damit war die Sache für den Quartiermeister erledigt. Und Kiyan hatte durch das Verhalten des Mannes, seine Reaktion, mehr als genug gelernt.
Es lohnt sich doch, die Menschenkenntnis eines Händlers und das Gespür eines Jägers zu haben.
Als der Waldläufer wieder zu den Neuankömmlingen aufschloss, sah er ein kurzes Grinsen seines Gefährten und einen unsicheren, etwas verdatterten Blick von Gardist Finley. Kopfschüttelnd führte er sie dann weiter. Kiyan beobachtete aufmerksam die Gefangenen ihres Transportes. Abgesehen von der fast übernatürlichen Ruhe, die die beiden Waldläufer umhüllte, schien Elfric Sturmsänger noch der entspannteste Zeitgenosse zu sein. Er pfiff zwar kein Lied, sah aber wie jemand aus, der solche Lager auch schon kannte. Ein nordmarischer Schurke, eine wahre Seltenheit. Wahrscheinlich würde er alsbald seinen Platz finden in der Rangordnung und sich dort ausbreiten, wohlfühlen und ihn kontrollieren. Der Glatzkopf mit dem Zauselbart wirkte immer noch, als wäre er irgendwo anders. Er murmelte immer wieder etwas und hin und wieder schlug er sich leicht auf die Wange oder legte sich die Hände auf den Mund, als wolle er den unzusammenhängenden Wortbrei unterbrechen. Der Edelmann war im Stadium der Resignation angekommen. Er hatte sich abgefunden und würde schnell zur Unterwürfigkeit übergehen.
Der Gortharer sah die Blicke anderer Gefangener. Prüfend, einschätzend. Kiyan grinste jeden von ihnen an, präsentierte sich in all seiner, Gy’liaths Transformation geschuldeten Pracht. Sicher, würden sich mehrere Insassen gemeinsam auf Onyx und ihn stürzen, würden auch sie ihre Probleme bekommen … aber niemand würde es alleine unter fairen Bedingungen mit ihnen aufnehmen. So viel war klar.
„Hast du Turyas Zeichen gesehen?“, fragte der Gortharer und nutzte seine Kenntnisse der torgaanischen Sprache, um sich mit seinem Gefährten zu unterhalten.
Onyx nickte. „Immer etwas voraus. Sie hat uns überholt. Im besten Fall hat sie gesehen, wie wir hier ankamen und wo genau dieses … Nemora liegt.“
„Ja“, erwiderte Kiyan, „bis dahin müssen wir uns gedulden. Vielleicht finden wir selber einen Weg raus, ich sehe nämlich nicht, dass das Waldvolk hier einen Großangriff startet, um unsere Ärsche hier rauszuholen.“
Der Torgaaner grunzte zustimmend. „Warum einen Krieg mit dem Königreich riskieren für zwei Jäger vom argaanischen Volk. Wir sind’s so lange nicht wert, wie wir uns nicht bewiesen haben.“
„Und denk an Svalblod. Du weißt, dass er das da war. Das Massaker.“
Kiyan wollte fortfahren, spürte aber den Schlag von Finley lederumwickelten Knüppel an der Schulter. Er zuckte kurz zusammen, mehr überrascht als vor Schmerzen. Kurz musterte er den Mann, als würde er überlegen, ihm das Ding aus der Hand zu reißen und bis zum Griff in den Hintern zu jagen, besann sich aber eines Besseren. Vorerst.
„Schnauze mit eurer komischen Sprache!“, zischte er, „Scheiß Waldvolkgebrabbel.“
Dann wandte sich Finley an sie alle: „So, Mädels, da sind wir. Mitten in der Mine.“
Kiyan war nur am Rande aufgefallen, wie sie tief in den Stollen vorgedrungen waren, bis in eine größere Kammer, von der mehrere Stollen abgingen. Die große Kammer bot einen Aufenthaltsplatz für die Wärter, während die Gefangenen wahrscheinlich – ganz wie in Beliars Hauch, der Schwefelmine – in den Seitenstollen schliefen, die bar jeglicher Bodenschätze waren.
„Schnappt euch bei Borrick da vorne“ – er deutete auf einen Gardisten in fleckiger Uniform, der eine Plauze besaß und so soldatisch wirkte wie Hauptmann Hayabusa blauhaarig (nämlich gar nicht!) – „Spitzhacken und Schaufeln. Sebast wird euch dann Plätze zuweisen. Abmarsch, ihr Ratten!“
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"Kann ich dir helfen?" brummte es hinter Syrias. Der Söldner zuckte zusammen und erhob sich aus seiner knieenden Position, klopfte sich den Dreck von Hose ab und drehte sich um.
Dort stand ein Mann mitte Fünzig, das überwiegend graue Haar kurz geschoren und eine dicke Lederschürze vor die breite Brust gebunden. Natürlich. Ein Schmied.
Syrias blickte hinter sich auf die aufgewühlte Erde, dann wieder zurück zu dem Schmied. Dessen Raubvogelnase rümpfte sich, als er Rotz hochzog und zur Seite hin ausspuckte.
"Nun?"
Der Söldner überlegte hektisch, was eine glaubwürdige Ausrede sein würde. Schließlich fand man nicht alle Tage jemanden im Hinterhof der eigenen Schmiede, der ungefragt den Boden mit bloßen Händen durchwühlte.
"Ich..." der Söldner seufzte. Egal, was er sagen würde, glaubwürdig war nichts davon.
"Ich hab hier mal gewohnt, vor ziemlich langer Zeit. War mal meine Schmiede, die du da betreibst." Syrias wies mit der Hand auf das Gebäude hinter dem alten Schmied, während ein melancholisches Lächeln über seine Lippen glitt.
"Und ich hatte hier was versteckt für schlechte Zeiten. Aber das scheint jemand anderes gefunden zu haben..." Der große Waffenschmied blickte auf seine dreckigen Hände herunter und rieb sich erfolglos den Schmutz weg.
"Hm." war die einzige Antwort des Schmieds. Dann drehte er sich kommentarlos um und ging wieder hinein in seine Schmiede.
Syrias wollte sich schon erleichtert abwenden und den Hinterhof wieder verlassen als der Alte schon wieder heraus kam, diesmal eine kleine Holzschatulle unter seinen dicken Arm geklemmt. Der Söldner riss die Augen auf! Er kannte diese Schatulle!
Genau diese hatte er vor langer Zeit hier vergraben um für schlechte Zeiten vorzusorgen.
"Ich schätze mal, du meinst die hier, hm?" Der Schmied streckte ihm das Kästchen entgegen, woraufhin Syrias es ihm fast schon gierig aus der Hand riss. Doch schon als der Waffenschmied seine eiserne Reserve in der Hand hielt wurde ihm bewusst, dass die Schatulle leer war. Sie war eindeutig zu leicht. Und als er sie schüttelte, war kein einziges Geräusch zu hören.
Enttäuschung breitete sich in ihm aus, wenn auch nicht so große wie gedacht. Es überraschte ihn nicht, dass jemand anderes seinen kleinen Schatz gefunden hatte, waren doch mehr als 10 Jahre seit seiner Flucht vergangen. Und wieder schnaubte der Schmied amüsiert, als er die Miene des Söldners sah.
"War eine schöne Starthilfe damals als ich sie nach dem Krieg gefunden habe. Hat mir den Anfang hier um einiges leichter gemacht, nachdem die Soldaten des Königs die Stadt von den Orks befreit hatten. Und uns Sklaven."
Der Schmied kniff die Augen zusammen und musterte den Söldner genauer.
"Weißt du, ich erinnere mich an einen Waffenschmied, der hier damals gelebt hat. War ne ziemliche Ratte der Kerl. Gierig vom feinsten und hat sich kaum für andere interessiert. Und der hatte nen ziemlichen Hang zum Sumpfkraut, wenn ich mich richtig erinnern tu. Hast ihn nie ohne Stengel im Mund gesehen."
Wieder zog der Alte Rotz hoch und spuckte aus.
"Aber der hat ziemlich feine Waffen geschmiedet, gutes Zeug sag ich dir. Da hätt ich mir ne ordentliche Scheibe von abschneiden können, mich haben die Orks nicht mal in die Nähe von sowas gelassen. Ich war nur ein dämlicher Zeugschmied für sie. Nägel, Hufeisen, all so Gedöns. Höchstens mal eine kleine Beilklinge oder anderes Werkzeug. Aber so ne feine Axt oder ein gutes Schwert? Nee."
Syrias begann zu Schwitzen. Der Kerl musste mit Sicherheit wissen, dass er ein Orksöldner gewesen war. Und auch wenn der letzte Orkkrieg schon lange zurück lag, so gab es noch genügend Menschen, die sich daran erinnerten. Und sicherlich nichts dagegen hatten einen ehemaligen Söldner der pelzigen Bastarde hängen zu sehen.
Vorsichtig griff Syrias hinter sich um eines seiner Messer zu ziehen. Falls das hier hässlich werden sollte, würde er sich zur Wehr setzen. Hoffentlich hatte Na-Cron alles für ihre Reise bereits besorgt, falls sie eilig die Stadt verlassen mussten.
Doch der alte Schmied funkelte ihn vergnügt an, als er die Geste bemerkte, bevor er weiter sprach.
"Hab aber auch gehört, dass der Kerl tot ist. Soll damals hier gestorben sein unter den königlichen Schwertern. Schade, muss ich sagen. Der Mann wusste, was er tat. Und er war zumindest kein Arsch zu den Sklaven. Hab ihn damals sogar ein paar Mal in der Arena kämpfen sehen, hat mir ein paar Kupferstücke eingebracht." Der Alte zuckte mit den Schultern.
"Ich erinner mich nur nicht an seinen Namen. Aber dafür an seine Waffen. Schwert und Schild."
Syrias räusperte sich trocken.
"Ja, hab von ihm gehört." Das Messer in seiner Hand wurde rutschig vom Schweiß.
"Ich bin ja eher ein Freund von Schwertern, mit Schilden kenn ich mich überhaupt nicht aus." Er blickte sich vorsichtig um, woraufhin der alte Schmied nickte.
"Hab ich mir gedacht. Aber dann musst du ja kurz vor mir die Schmiede gehabt haben, wenn du sagst, dass du hier gewohnt hast. Und ich hab sie direkt nach der Befreiung übernommen. Hast wohl in der Schlacht nach nem Versteck gesucht, was? Versteh ich. Überall Orks, Söldner und Soldaten, da kann einem schon mal der Arsch auf Grundeis gehen. Von dem, was du versteckt hast, ist natürlich nix mehr übrig. Wie gesagt, das hat gut geholfen." Er zuckte mit den breiten Schultern, bevor er einen kleinen Lederbeutel unter seiner Schürze hervor zog und ihn Syrias zuwarf.
Der Söldner lies das Kästchen fallen und fing den Beutel auf. Sofort spürte er das Gewicht der Münzen darin.
"Vielleicht hilft dir das ja. Sicher nicht die Menge, die du erwartet hast, aber hey, besser als nix, oder? Ich mein, wir können immer noch die Wache holen und das richtig klären. Aber ich glaub, dass wollen wir beide nicht, oder?"
Syrias schüttelte den Kopf.
"Dachte ich mir. ich muss jetzt auf jeden Fall wieder zurück in die Schmiede. Und du solltest hier verschwinden. Ich kenne da nämlich ein paar Männer, für die ist der Orkkrieg immer noch nicht vorbei. Und die scheißen auf das, was heute ist." Er zwinkerte Syrias zu und drehte sich um, bevor er fröhlich pfeifend wieder in seiner Schmiede verschwand.
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Ishtar
»Ihr seid wach«, stellte Elyndra fest.
»So fühle ich mich nicht unbedingt«, gab Saraliel zurück und fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf.
»Ihr hättet auch tot sein können nach dem was geschehen ist«
»Das Schicksal hält wohl noch etwas mehr für mich bereit«. Sein Kopf dröhnte und es fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes ausgelaugt.
»Ich danke dir«
»Auch Eiryn müsst ihr danken. Es war auch ihr Verdienst«. Der Magus nickte.
»Wo bin ich? Wie viel Zeit ist vergangen?«
»Isthar. Eines der Häuser die dem Orden nun zustehen. Ihr wart einige Tage in der Schwebe«. Der Schwarzhaarige schaute sich um. Symbolik und Einrichtung der guten Stube passten zur Aussage.
»Was ist aus den Feinden geworden?«, fragte sie als Saraliel sich mit Blicken in der Umgebung verlor.
»Innos wird über sie richten. Ihr könnt beruhigt sein. Eure Mission ist erfolgreich«, meinte er seufzend. In diesem Moment spürte er die Last auf seinen Schultern die er in der astralen Ebene vermissen konnte.
»Das ist … gut. Ich danke euch«, meinte Elyndra ehrlich. Saraliel schaute sie an und nickte.
»Ja ein Schritt in die richtige Richtung«
»Ich.. stehe in eurer Schuld. Mehrfach«, sagte die Magierin.
»Ihr werdet dafür sorgen, dass Draco im Reich gut gelitten ist. Das ist was ich verlange«, meinte der Hüne prompt und sorgte dabei für weniger Überraschung als er sich gedacht hatte.
»Natürlich. Was werdet ihr tun?«
»Ich werde mit Eiryn so sie mir folgen will der Blutmagie auf den Grund gehen«
»Ich könnte euch auch unterstützen«, meinte sie.
»Ihr, Vorn und Ilfar werdet im Reich gebraucht. Ihr seid für Daelon und Draco wichtig«. Elyndra nickte.
»Wo wollt ihr eure Suche beginnen?«
»Dort wo Mutters Reise begann. Ich bin überzeugt, dass es ihre Magie ist die dort wirkt. Vaters Anteile habe ich ausführlich studiert. Nun muss ich mich der anderen Seite stellen«
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Fort Nemora - DK2 Dokumente...
Es waren Momente, die vielleicht über ganze Schicksale entscheiden würden. War es naiv zu denken, dass dies einfach so funktionieren würde? Mitnichten. Es war ein Teil vom Ganzen und musste wie ein Zahnrad in ein anderes greifen, um zu funktionieren. Aber ohne dieses antreibende Zahnrad, war alles andere nicht möglich.
“Hier bist du wieder gewechselt. Versuch es noch einmal.”, sagte Robas, der in dieser Nacht zum ersten Mal so wirklich an den Fluchtplan zu glauben schien. Es war der vierte Versuch, den die Diebin versaut hatte. Die Kunst beherrschte sie und so schaffte sie es mit dünnem Federkiel und sehr wenig Tinte, das Zeichen, den Stempel des Kommandanten zu kopieren. Es war dankenswerterweise nicht schwierig, das Wappen - ein Schild mit gekreuzten Schwertern vor einer flammenden Sonne - nachzuzeichnen. Seit ihrer Kindheit hatte sie das Zeichnen mit unterschiedlichen Mitteln gelernt und das nötige Feingefühl besaß sie.
Was ihr Schwierigkeiten bereitete, war die Schrift. Der Kommandant oder jener, der das Dokument für diesen geschrieben hatte, war ein Mann und sie hatte eine nunmal recht weibliche, schnörkelige Schrift, die mit der harten, direkten Schrift des Schreibers nicht vergleichbar war.
So war es nicht nur eine Fleißarbeit, sondern auch ein großer Akt der Konzentration, die Schrift zu kopieren. Nicht zu vergessen den Text anzupassen.
Nach dem zweiten Versuch, hatte sie mit Esrams Rat - er war gerade durch Jaleel abgelöst worden - zunächst die Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung auf ein benutztes Stück Pergament geschrieben. Zuerst ihre Schrift, dann die des Schreibers. Nachdem sie jeden Buchstaben mehrmals wiederholt hatte, hatte sie dann einen neuen Anlauf gestartet. Nun mehr beim fünften Stück Pergament, schrieb sie auf dem vierten Versuch ein Wort vor, ließ Robas drüber blicken und Esram bestätigen. Dann übertrug sie das Wort auf das Dokument - den fünften Versuch.
“Drück den Federkiel fester und achte nicht so sehr darauf, dass es sauber abschließt, wenn du absetzt. Das hat ein Krieger geschrieben und der greift gewöhnlich zur Waffe. Er hält sie sehr fest und macht das genauso mit dem Federkiel. Dabei verkrampft die Hand fast schon, weil die Feder so schmal ist. Versuch das auch mit deiner Hand, dann sollte das leichter gehen.”, sagte Robas. Er hatte als Bauer keine Schreibschule besucht, aber zugegeben, dass er früher einmal - als er ein Rebell war - selbst Nachrichten verfasst und noch mehr überbrachte. Oft genug hatte er so eine Schrift gelesen und wusste, wie schwer sich Männerhände damit taten.
“Du wirst es chassen einmal die Handsccchhrift einer feinen Dame zu fälschen. Ichre privaten Briefe weiter zu scccchreiben. Das da…ist noch einfacccch.”, sagte ihr Ezra als Esram und ahnte gar nicht, wie sehr es sie jetzt schon genervt hatte, diese Männerhandschrift zu kopieren.
Die letzte Herausforderung und nunmehr ein sechster Versuch, da sie sich beim fünften Versuch zu sehr verschrieb, war kreativ zu sein.
Das offizielle Stück hatte sie im neuen Versuch gut hinbekommen. Nun kam der Befehl an sich.
Sie hatte einen groben Ansatz, denn sie konnte natürlich nicht eins zu eins Reilas Befehle kopieren. Aber es musste alles soldatisch stimmig sein.
“Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir werden als Eskorte für das Fuhrwerk losgeschickt. Wegen…einer besonderen, nicht zu hinterfragenden Lieferung, die in Montera wieder ankommen soll. Die Frage ist dann, ob man deswegen Leuten aus der Verbrecherkompanie dies explizit zutraut? Ein zweiter Ansatz wäre. Fuhrwerk und Befehle sind nicht miteinander verknüpft, außer sie verlassen das Fort am selben Tag. In beiden Fällen wird aber eine junge Offizierin Rekruten der Verbrecherkompanie mitnehmen, um sie von Fort Nemora an einen Einsatzort zu bringen. Die spiele ich! Vertraut mir…das kann ich und ihr werdet mich nicht wieder erkennen..”, sagte sie und erwartete die Meinung der beiden.
“Das Problem wird sein, dass wir mit Barik, Jaleel, Kaylon, Esram und mir fünf Männer haben, die in ihren Augen immer Verbrecher sein werden. Und die sollen nur von einer Offizierin aus dem Fort begleitet werden? Das wird schwierig. Es bräuchte mindestens genauso viele von den ‘Guten’.”, sagte Robas.
“Und wenn wir zwei Leute in den Karren bekommen? Dich und Barik, weil man eure Gesichter kennt? Dann sind es nur Jaleel, Esram und Kaylon.”, fragte sie.
“Möglich ja, damit verringert du die Anzahl derer, die noch mitkommen sollen. Aber es bleibt kompliziert. Wer von den ‘Guten’ kommt mit? Und wo wäre Kayla? Vielleicht musst du es verwerfen, uns als Offizierin herauszuführen. Du gehst vielleicht allein und wir lösen es mit dem Fuhrwerk, Kayla.”, meinte Robas und hatte durchaus einen Punkt.
Esram überlegte noch und entschied sich.
“Mein Platz wird frei sein, Tochter der Wälder. Ich falle nur auf und mein Plan war miccch abzusetzen, wenn iccch in Nordmar bin.”, sagte Esram, der als Ezra wohl seine Tricks und eigenen Pläne hatte hier raus zu kommen. Naira würde zu sehr interessieren wie er es am Ende schaffen würde. Er zwinkerte ihr zu.
“...Chhobas ckhat Punkte die gewiccchten. Du braucchst genug Ausrüstung, die davor verschwinden muss. Du braucccchst Waffen. Du brauccchst ein Gegengewicht zu den ‘Bösen’. Mecchr soga! Und wer geht mit? Wo ist Chayla im ganzen Spiel?”, fragte Ezra.
Naira brauchte nun eine zündende Idee. Hätte sie doch nur ein Hörnerhelmchen auf und würde sich an der Nase reiben.
Doch vielleicht brauchte sie das auch nicht.
“Ihr habt recht. Wer geht noch mit? Was ist mit mir, wenn ich mich verkleide? Hört zu. Nur in dieser Sache denkend, führt nicht ans Ziel. Ich will euch jetzt in alles einweihen. Es ist groß gedacht, aber es ist auch eine große Flucht. Wir stehlen uns nicht aus einem Hühnerstall heraus, sondern einen Militärlager. Ein Militärlager mit Menschen, ihren festen Strukturen, ihren Moralvorstellungen und ihren Fehlern. Ihren guten Leuten und ihren miesesten Leuten…”, sagte sie und begann dann gerade das was in ihrem Kopf zu rattern und arbeiten begann, den beiden zu erklären und auf Pergament in Stichworten fest zu halten.
Es gab noch unbekannte Konstanten mit denen Naira flexibel umgehen wollte. Plan A und B sozusagen. Doch eine klare Linie - ein roter Faden wie sie hier rauskommen würden in ihrer Vorstellung - den sponn sie gerade und war mehr und mehr überzeugt davon, dass es klappen würde. Es war jugendlicher Übermut, ein wenig waldvölkischer Wahnsinn und ein sehr kluger und kreativer Kopf, der Robas und Esram diesen Blick bescherte, der sie vielleicht nicht absolut in Sicherheit wog. Aber daran glauben ließ und mit waldvölkischen Freiheitssinn und Mut infizierte.
Am Ende schrieb Naira den Befehl auf ein benutztes Stück Pergament erst einmal auf und dann auf das neue offizielle Dokument. In der Schrift des Kommandanten, mit seinem Stempel und der gefälschten Unterschrift.
“Blablabla…Befehl: Hiermit erteile ich Sir Eyck Natalis - Ritter des Reiches und Hauptmann der 2. Verbrecher-Kompanie - den Befehl das Kommando über Gruppe 4 mitsamt der Ausbilder Gardist Bill und Knappe Troy, an Lady Zerys zu übergeben.
Mission:
Gruppe 4 ist für die Eskorte des Fuhrwerks 1203 aus Montera für die Weiterfahrt nach Montera auszustatten und ein Passierschein am Tor durch euch auszuhändigen. Die Mission endet mit Rückkehr von Gruppe 4 in Fort Nemora. Dieser Befehl unterliegt der militärischen Geheimhaltung von höchster Stelle.
Für Innos!
Kommandant
Lord Donimir von Trelis
…”, las Naira vor und blickte zu Robas und Ezra. Robas ließ es auf sich wirken und nickte ihr dann zu. Nicht um einfach zu nicken. Sondern fast schon väterlich. Die Wahrheit war - der Plan war trotz allem riskant und konnte jederzeit scheitern. Die größte Last lag hierbei auf Naira und Robas schien mit ihr Mitleid, aber auch Glauben an sie zu haben.
“Ausgezeichnet…deine Charade wird hoffentlich funktionieren, Lady Zerys. ”, sagte Ezra.
“Das ist der Weg. Ich danke euch beiden.”, sagte sie und begann aufzuräumen. Die Nacht war nicht mehr jung und sie brauchte Schlaf für die nächsten Tage.
Geändert von Ornlu (14.11.2025 um 14:41 Uhr)
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“Seltsam…”, murmelte Porgan in seinen kurzen, weißen Bart und betrachtete das Mädchen. Offensichtlich war hier etwas am Werke, dass dem Heiler nicht ganz gefiel oder besser gesagt spürbar war. War es etwas Dunkles? Verdorbenes? Etwas was zur Natur gehörte? Oder tappte er durch die Worte der jungen Frau auf einer falschen Fährte? Manchmal ärgerte er sich schon selbst über sich. So alt…wirklich so uralt und doch nicht fähig, alles zu verstehen. Doch vom anderen Blickwinkel betrachtet, tat es gut, eben noch nicht alles zu wissen. Das spornte an, noch einige Jahre mehr zu schaffen.
“Dunkle Schwingen…dunkle Worte…- hmm ein Aberglaube. Nicht mehr. Ein Alptraum sagte sie. Ein Traum und dem Tier geschah sowas? Und sie hört eine Melodie…ganz für sich. Ifran hört es nicht und ich…ich spüre zumindest etwas, was ich noch nicht verstehe.”, sagte er in seinen Gedanken und blickte die Frau an. Dann zu Ifran und für einen kurzen Moment nickte er ihm zu. >Keine Sorge< wollte er dem Waldläufer damit klar machen. Porgan ging an sein Regal mit allerhand Mitteln und Kräutern und holte ganz bestimmte Beeren hervor.
“Ich werde etwas versuchen, was uns der Sache näher bringt, Frau Lyara. Du wirst keine Schmerzen haben, aber vielleicht in Gefahr sein wie das junge Reh. Ich werde da sein. Als Heiler, Beschützter und Beobachter in deinem Geiste.”, sagte er und warnte sie weder vor, noch holte er sich ihre absolute Einverständnis ab.
Er biss auf die Beere, sammelte für einen Wimpernschlag seine magischen Kräfte und stieß einen rauchigen Schwall aus seinem Mund direkt auf Lyara. Ifran wich zurück und sah zu, wie die junge Frau auf die Knie fiel und Porgan sie auffing, bevor sie durch die intensive Wirkung der Schlafbeere auf ihre Atemwege, langsam in den Schlaf fiel.
“Sie schläft ein…”, sagte Porgan noch und verband sich mit seiner Heilmagie mit ihrem zu träumen beginnenden Geist.
ornlu
Geändert von Ornlu (15.09.2025 um 23:24 Uhr)
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Fort Nemora - Mine
Ein altes Schiff verlernte nie das Segeln - irgendwie so. So konnte man beschreiben, wie Onyx die Spitzhacke schwang. Aus den Beinen heraus, mit Wucht und einem Rhythmus, wie man ihn in der Minenkolonie es gepflegt hatte. Nach Erz buddelten sie. Nicht das magische Erz von damals, sondern einfaches Eisenerz, das die Mine noch in diesem Bereich hergab.
In anderen Bereichen war es nur noch Stein, der dann behauen wurde und als Pflaster für Straßen oder Stein für Burgmauern dienen sollte.
Dreckig war es und gnadenlos unter den Häftlingen. Sie waren noch keinen Tag hier und merkten sehr schnell, dass diese Mine ein Gefängnis war. Ein Gefängnis für die übelsten Typen, die weggesperrt gehörten oder einfach nicht mehr gesehen und gehört werden sollten. Hier kam wahrscheinlich niemand lebend raus und um den Titel des am längsten hier Lebenden stritten sie sich gnadenlos, wenn die Aufseher nicht hinsahen.
Denen war nur wichtig, dass die Arbeitskräfte lebten und zugleich nicht stark genug waren, um Ärger zu machen. So war Onyx Beobachtung.
Es gab kräftige Typen, die schon länger hier waren und denen man ansah, dass sie richtige Bastarde waren. Es gab aber auch abgemagerte Gestalten, die es schafften irgendwie zu überleben, obwohl ihr Schicksal besiegelt war. Manchen wiederum sah man an, dass sie es nicht mehr lange machen würden. Und dann gab es sie und so manch andere, die nicht viel länger hier waren und sozusagen grün hinter den Ohren. Sie alle waren todgeweiht in dieser Mine.
“Es erinnert mich an das Minental. Nur waren wir da zivilisierter…zumindest in unseren Lagern - und du hattest einen Antrieb. Du konntest dort überleben, wenn du die Regeln des Minentals respektiert hast. Hier…sollst du nicht lange leben. Egal was du bist und warst. Sklaverei…mehr ist es nicht.”, sagte der Torgaaner in seiner Muttersprache. Kiyan grunzte zustimmend zu.
“Pssscchht! - Ihr müsst ein Pensum erreichen. Sonst kürzen sie euch die Rationen und dann kommen die anderen noch und nehmen sie euch weg.”, sagte ein Greis, der unweit von ihnen den Stein bearbeitete. Onyx hatte ihn schon beobachtet und befunden, dass er ziemlich gut war. Ja, sogar den Rhythmus hatte.
“Du Minental, heh?”
“Aye…”
“Wo?”
“Altes Lager…Buddler…fünf Jahre war ich da, dann gab es den großen Knall. Zennek heiße ich.”
“Onyx. Schürfer von neues Lager. Zwei Jahre bis große Knall. Hmm…”
“Freut mich, Kumpel. Und der da?”
“Kiyan…Beliars Hauch in Gorthar. Kein Spaß…auch ein großer Knall.”
“Weswegen seid ihr hier?”
“Hmm...nichts. Du?”
“Auch nichts! Wie schon damals. HAHA!”
Der alte, hagere Mann mit Altersflecken im Gesicht und dem sehr lichten, schmutzig-gauen Haar auf dem Kopf sah sich kurz um und trat dann an beide Hünen heran.
“Soso. Also hört mal, bevor irgendwer blöd schaut. Hier gibt es ein paar ziemliche Bastarde, die jedem das Leben schwer machen und die, selbst wenn sie die Strafe abgesessen haben, gehängt werden. Kjan von Ardea kam hier vor ein paar Monaten. Er ist ein gutes Beispiel. Beliar würde diesen gottlosen Drecksack nicht mal aufnehmen. Aber auch ein paar andere Mistkerle. Sucht ihr Streit, dann geht an die! Lasst die anderen in Ruhe. Das sind arme Schweine. Jeder hat ein Pensum zu verrichten. Wenn es nicht passt, gibt es auch weniger zu futtern. Ganz einfach! Ich selbst hab den Dreh raus und bin in einem halben Jahr draußen. Deswegen halt ich den Kopf unten und sitze den Scheiß ab. Bei euch weiß ich ja nicht. Ihr seid zu groß und kräftig für das Essen hier. Werdet eingehen. Deswegen noch ein weiterer Rat, weil ihr es seid. Sobald sie euch verurteilen, wählt das Militär. So große Jungs wie ihr taugt dort mehr, als hier. Zwei Jahre da. Steh auf, mach Männchen, putz mir den Arsch ab, scheiß da hin und ihr seid frei und ehrbare, rehh.bi…bitierte Bürger des Reiches. Und jetzt macht besser weiter. Wenn Borrick Aufsicht hat, dann ist das kein Spaß. Verdammte Sklaventreiber! Manchmal würde ich mit der Spitzhacke am liebsten jeden Schädel spalten. - Ha! Das wäre nichts… - Denkt an den alten Zennek mit seinem weisen Rat, wenn ihr zu viel zu essen habt. Für Gomez! HAHA!”, grinste der Alte und pfiff ein Lied, das zu seinem Rhythmus mit der Spitzhacke passte.
“Hmmm…wir das überlegen, heh? Besser Militär Onyx sagen.”, brummte der neue-alte Schürfer und schwang die Spitzhacke.
“Ihr da!”, rief es dann durch den Gang. Beide Waldläufer drehten sich um.
Geändert von Onyx (16.09.2025 um 12:26 Uhr)
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